PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
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Papua-Neuguinea zusammen unterwegs [1]
PAPUA-
NEUGUINEA
Der pazifische Inselstaat, seine Geschichte
und die Evangelisch-Lutherische Kirche
FOTO: Jutta Bartels
Evangelisch-Lutherisches
Nordelbisches Evangelisch-Lutherisches
Missionswerk Leipzig
Missionszentrum Missionswerk Leipzig04
Grüne Hölle oder
Südseeparadies?
Inhalt
12 Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 03
Luther unter Palmen
Grüne Hölle oder Südseeparadies? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 04
Landeskunde .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11
Luther unter Palmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12
Zusammen unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20
Das Wantok-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23
26 Länderinfo mit Karte .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 24
Frauen in PNG
Frauen in Papua-Neuguinea
Das rechtlose Rückgrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 26
Gewalt
»Stap isi!« Bleib entspannt! .................................................... Seite 28
Kreuz des Südens
Mission: Veränderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 30
35 Herausforderungen an Kirche und Mission .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 31
Umweltzerstörung Tuberkulose und Aids .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 32
Gesundheit für alle? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 33
Landflucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34
Umweltzerstörung
Eine Chance für nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 35
Partnerschaft
Partnerschaft aus Sicht Neuguineas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 36
36
Partnerschaft Neue Partner .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 37
Zukunft partnerschaftlicher Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 38
Infrastruktur
Von Wasser bis Internet: Infrastruktur in PNG .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 40
Reisealmanach
Knigge für PNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 42
40 Internetseiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 43
InfrastrukturPapua-Neuguinea Editorial [3]
FOTO: MEW/Gerhard Stahl
Liebe Leserin, lieber Leser,
die zweitgrößte Insel der Welt, Papua-Neuguinea, liegt In dieser Broschüre über eines der schönsten Länder der
nordöstlich von Australien. Die Insel ist zweigeteilt. West- Welt stellen wir Papua-Neuguinea in seinen verschiedenen
Papua gehört zu Indonesien. Seine indigene Bevölkerung Facetten vor, liefern Information über Land und Geschichte
leidet unter dem Erbe der Kolonialzeit. Der Ostteil und stellen die Arbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche
Papua-Neuguinea war als Kolonie zwischen Deutschland und vor.
England aufgeteilt und ist seit 1975 unabhängiger Staat mit Die Broschüre wurde gemeinsam von Mission EineWelt
einer parlamentarischen Demokratie. Er gehört zum (Neuendettelsau), Nordelbischem Missionszentrum (Hamburg)
britischen Commonwealth mit Königin Elisabeth II. als und Leipziger Missionswerk (Leipzig) erstellt. Die Beiträge
Staatsoberhaupt und einem Generalgouverneur als deren zeigen eine Momentaufnahme und geben dabei einen tiefen
Vertreter. Einblick in politische Strukturen, in Alltagsprobleme und die
Das Land ist reich an Völkern und Kulturen, Boden- kirchliche Arbeit in dem südpazifischen Land.
schätzen und Ressourcen. Auf der Gesamtinsel wird ein Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen im Namen
Viertel aller Weltsprachen gesprochen – mehr als 800 Spra- aller beteiligten Werke und Personen
chen allein in Papua-Neuguinea. Zum kulturellen Reichtum
kommt der wirtschaftliche mit all seinen Schattenseiten. Seit
Jahrzehnten werden die Ressourcen des Landes zerstörerisch
geplündert: Tropenwälder werden abgeholzt, Meere über-
fischt, Edelmetalle und fossile Energieträger ausgebeutet. Peter Weigand, Direktor Mission EineWelt
Nutznießer sind vor allem ausländische Großkonzerne.
Die Mehrheit der Bevölkerung Papua-Neuguineas geht bei
diesem Wettstreit um Erträge leer aus. Das Land mit seinem
hohen Bevölkerungswachstum ist trotz seines Reichtums arm. Michael Hanfstängl, Direktor Leipziger Missionswerk
Die Evangelisch-Lutherische Kirche von Papua-Neu-
guinea ist die größte protestantische Kirche im Pazifik. Ihre
Anfänge gehen auf Missionsaktivitäten aus dem bayerischen
Neuendettelsau zurück. Die lutherische Kirche steht heute
vielen Herausforderungen gegenüber. Unterstützt wird sie Dr. Klaus Schäfer, Direktor Nordelbisches Missionszentrum
dabei insbesondere durch ihre deutschen Partnerkirchen.[4] Papua-Neuguinea in Bildern
Grüne Hölle
oder
Südseeparadies? Papua-Neuguinea ist ein Land der Widersprüche. Zwischen
Küstenregion und Hochland klaffen Welten, nicht nur sprachlich. Der Vielvölkerstaat
bewegt sich noch immer zwischen starker Tradition und neuer Zeit.
FOTO: MEW/Norbert GerberFOTO: MEW/Hans-Dagmar Trillitzsch
Papua-Neuguinea zusammen unterwegs [5]
Ein Gesicht Papua-Neuguineas.
Tradition wird in vielen Regionen
noch immer großgeschrieben.[6]
FOTO: MEW/Norbert Gerber Papua-Neuguinea zusammen unterwegs
»Rund 80 Prozent der
FOTO: Katja Göbel
Bevölkerung leben in
Dorfgemeinschaften vom
Ertrag ihrer Gärten.«
FOTO: MEW/Norbert Gerber
FOTO: MEW/Norbert GerberPapua-Neuguinea in Bildern [7]
Das Parlamentsgebäude
in Port Moresby
FOTOS: xxxxxxxxxxxxxx
FOTO: Katja Göbel[10] Papua-Neuguinea in Bildern
»Idylle und Strapazen:
FOTO: Jutta Bartels
Ein Land zwischen tropischen
Sandstränden und unwegsamen
Hochlandregionen.«
FOTO: Katja Göbel
Das Straßennetz in Papua-Neuguinea ist
überschaubar. Gerade im Hochland der Insel
sind Wege beschwerlich und oft ist das
Flugzeug einziges Transportmittel.Papua-Neuguinea zusammen
Papua-Neuguinea Landeskunde
unterwegs [11]
FOTO: MEW/Norbert Gerber
PAPUA-NEUGUINEA – EINE KURZE LANDESKUNDE 1
Archäologische Funde legen eine Im Laufe von „Umverteilungen“ nach Teil der Insel zu überlassen und im
Besiedlung des Landes vor etwa 40.000 dem Zweiten Weltkrieg gerät diese Regi- Gegenzug Abstand zum Ostblock hielt.
Jahren nahe. Die Immigranten kamen on komplett unter australischen Einfluss. Bougainville, eine kupfer- und rohstoff-
über Asien (indo-malayischer Raum)2 Nach einigen Jahren unter beschränkter reiche Insel, erklärt sich am Unabhän-
nach Neuguinea. Selbstverwaltung erhält das Land 1971 gigkeitstag PNGs ebenfalls unabhängig
Im 16. Jahrhundert rückt die Insel seinen heutigen Namen Papua-Neugu- – jedoch von PNG. Das führt zu lange
erstmals in das Interesse der europä- inea (PNG) und zwei Jahre später die andauernden Unruhen auf der Insel.
ischen Kolonialländer. Der Portugiese volle Selbstverwaltung. Nach diesem Nach teilweise kriegerischen Auseinan
Jorge de Meneses betritt als erster Schritt war es natürlich, dass PNG 1975 dersetzungen zwischen Unabhängigkeits
Europäer 1526 Neuguinea. Aufgrund als eine parlamentarische Monarchie in kämpfern aus Bougainville und Regie-
von landschaftlichen Ähnlichkeiten mit die Unabhängigkeit entlassen wurde. rungstruppen gelangte der Konflikt
dem westafrikanischen Guinea nennt PNG blieb aber Teil des Common- 2001 zu einem vorläufigen Ende. Die
der spanische Seefahrer Ortiz de Retes wealth, d.h. Staatsoberhaupt ist Königin Regierung veranlasst den Rückzug ihrer
das Land „Neu Guinea“ und seine Elisabeth II. von England, repräsentiert Truppen und gewährt der Insel schritt-
Einwohner „Papua“. Nach einem durch einen Generalgouverneur. Dem weise Selbstverwaltung. Im Gegenzug
spanisch-niederländischen Intermezzo Parlament steht der Premierminister vor, stimmt die Revolutionsarmee von
errichtet Großbritannien ein Handels- der alle vier Jahre neu gewählt wird. Bougainville (Bougainville Revolutio-
monopol für die Güter des Landes. nary Army) ihrer Entwaffnung zu. Zehn
Westpapua, seit 1828 unter nieder-
Östlicher Teil Papuas: 1884 wird ländischer Kolonialmacht, gerät nach Jahre später soll diese Übereinkunft neu
der östliche Teil der Insel zwischen einer umstrittenen Volksabstimmung überdacht werden.
Deutschen und Engländern aufgeteilt. 1969 unter die Herrschaft von In-
Deutschland übernimmt den Nordosten, donesien und wird 1973 in „Irian Jaya“
das „Kaiser-Wilhelm-Land“ mit einigen umbenannt. Möglicherweise geschah 1
vorgelagerten Inseln (Bismarck Archipel), Lose an www.areion.de und unserem
dies unter Einfluss der Vereinigten Staa-
der Südwesten mit Port Moresby wird Flyer angelehnt.
ten, die die Kolonialmacht Niederlande
unter englisches Protektorat gestellt. Grötzbach, 69
2
drängten, Indonesien den westlichenLuther unter Palmen
Papua-Neuguinea in Bildern [13]
FOTO: MEW/Albrecht Fitterer-Pfeiffer
Rund eine Million der 5,4 Millionen Einwohner des Inselstaates sind Mitglieder der
Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea. Die etwa 6.000 Gemeinden werden
von 860 Pfarrern und 1.000 Evangelisten geleitet.[14] Papua-Neuguinea in Bildern
Papua-Neuguinea zusammen unterwegs [15]
»Auch in den entlegensten
Teilen des Landes gibt es heute
lutherische Christen.«
FOTO: MEW/Hans Grauvogl[16]
FOTO: MEW/Wiesenhütter-Schöne Papua-Neuguinea zusammen unterwegs
FOTO: MEW/Hans Grauvogl
Taufgottesdienst in einer
lutherischen Gemeinde.
FOTO: MEW/Heiner StahlPapua-Neuguinea in Bildern [17]
Ob theologische Ausbildung im
Martin-Luther-Seminar in Logaweng oder
medizinische, landwirtschaftliche
sowie bildungspolitische Arbeit: Die
lutherische Kirche arbeitet mit.
FOTO: Leipziger Mission/Fundus
FOTOS: xxxxxxxxxxxxxx
FOTOS: xxxxxxxxxxxxxx
»Mission und
Entwicklung gehören schon
immer eng zusammen.«
FOTO: MEW/Gerhard Stahl
FOTO: EW/Hans Grauvogl
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FOTOS: xxxxxxxxxxxxxx[18] Papua-Neuguinea in Bildern
Papua-Neuguinea zusammen unterwegs [19]
FOTO: MEW/Hans Grauvogl
Fast jeder zweite
Einwohner Papua-Neuguineas ist
unter 18 Jahren.[20] Papua-Neuguinea zusammen unterwegs
FOTO: Dekanat Heidenheim
Seit vielen Jahrzehnten gibt es intensive partnerschaftliche Beziehungen zwischen den lutherischen
Kirchen in Papua-Neuguinea und Deutschland. Der Personalaustausch spielt in dieser Partnerschaft eine wichtige Rolle.
Zusammen unterwegs
Vor mehr als 120 Jahren ist mit Johann Flierl der erste lutherische Missionar nach Papua-
Neuguinea gekommen. Daraus ist die größte lutherische Kirche im pazifischen Raum entstanden,
1
die noch heute mit drei bundesdeutschen Partnern zusammenarbeitet.
Unsere Mission Mission bedeutet, ein ganzheit- jahr.de). Dabei orientieren wir uns am
Das Leipziger Missionswerk liches Zeugnis zu geben von der Liebe biblischen Missionsauftrag, der auch
Das Leipziger Missionswerk (LMW) Gottes zu allen Menschen, wie sie in an der Fassade unseres Hauses steht:
ist das Missionswerk der evange- Jesus Christus offenbar geworden ist. „Gehet in alle Welt und predigt das
lisch-lutherischen Landeskirchen in Da Mission den ganzen Menschen und Evangelium aller Kreatur!“ (Mk 16,15)
Mecklenburg, Sachsen und Thüringen. die ganze Welt im Blick hat, sind durch
Wir sind ein eingetragener Verein die Unterstützung des LMW viele Unsere Geschichte
und werden von einem Freundes- und Projekte und Programme entstanden, • Die Leipziger Mission wurde 1836
Förderkreis, von Kirchengemeinden die die Lebensbedingungen der in Dresden gegründet.
und anderen Engagierten unterstützt. Menschen verbessern – beispielsweise • 1848 erfolgte der Umzug nach Leipzig,
Das LMW ist Mitglied im Evangelischen durch Schulen und Krankenhäuser, um auf universitäre Lehrkräfte zurück-
Missionswerk in Deutschland (EMW) aber auch durch die Beteiligung an greifen zu können.
und eingebunden in ein internationales Kampagnen für den Zugang zu lebens- • 1840 wurde der erste Missionar nach
Netzwerk von Kirchen, ökumenischen notwendigen Medikamenten (Aktions- Südindien entsandt.
Einrichtungen und Nichtregierungs- bündnis gegen Aids) und einen Erlass • 1893 begann die Arbeit am
organisationen. untragbarer Auslandsschulden (erlass- Kilimandscharo in Ostafrika.Papua-Neuguinea Zusammen unterwegs [21]
• 1953 kam die Arbeit in Papua- 2006 startete das Besuchspro- auf 1 Million während der letzten 10
Neuguinea hinzu. gramm „Mission to the North“. Drei Jahre proportional zum Bevölkerungs-
• von 1954 bis 1971 waren Missionare Gäste aus unseren Partnerkirchen leben wachstum zurückging. Die Anzahl der
in Brasilien tätig. drei Monate bei uns. Sie berichten vom Distrikte (= Kirchenkreise) vermehrte
• während der DDR-Zeit konnte die Leben und Glauben in ihren Heimat- sich auf 17; leitender und stellvertre-
Verbindung zu den Kirchen und ländern und geben wichtige Impulse tender Bischof bilden gemeinsam mit
Institutionen in Übersee gehalten für unsere Arbeit und Kirche hier in dem Kirchensekretär die geistliche und
werden. Eine Personalentsendung Deutschland. Wenn Gäste aus unseren administrative Spitze der Kirche, die
von DDR-Bürgern war seit dem Mauer- Partnerkirchen zu uns kommen, ver- mit dem Kirchenrat und der zweijähr-
bau 1961 erst 1989 wieder möglich. In mitteln wir auch gern einen Kontakt lich tagenden Synode die kirchen-
Erlangen und später Hildesheim gab es für einen Besuch in Gemeinden. leitenden Organe verkörpern. Sechs
eine Koordinationsstelle „Leipzig West“. Jeden ersten Dienstag im Monat Hauptabteilungen und eine Reihe von
• seit 1986 engagiert sich das LMW in lädt das LMW um 17 Uhr unter dem Unterabteilungen sind für die Gestal-
der Arbeit mit Migrantinnen und Mi- Titel „Weltmission HEUTE“ zu einem tung der kirchlichen Handlungsfelder
granten. Wir sind das einzige deutsche Vortrag mit anschließendem Gespräch zuständig. Wichtige Kompetenz-Werk-
Missionswerk mit dem Arbeitszweig ein. Die Veranstaltungen werden stätten sind die Seminare, Schulen
„Ausländer- und Flüchtlingsarbeit“. gestaltet von den Länderreferenten, und Zentren der ELC-PNG.
1993 wurde die Leipziger Mission – in dem Ausländerbeauftragten oder Im weltumspannenden Vaterunser
Ost und West – zu einem gemeinsamen geladenen Gästen. Jeden dritten oder beten wir: „Kingdom bilong yu i mas i
Werk von drei ostdeutschen Landes- vierten Dienstag findet 19 Uhr der kam long ol ples – Dein Reich komme!“
kirchen zum Evangelisch-Lutherischen Begegnungsabend „Grüner Salon“ Haben fremde Missionare das Evan-
Missionswerk Leipzig e.V. umstruktu- statt. gelium der Versöhnung, des Friedens
riert. Im Missionshaus befindet sich und der Befreiung gebracht, so tragen
auch eine Ausstellung, in der in an- Einheimische seit nun 100 Jahren
Unsere Angebote schaulicher Weise unter anderem diese Botschaft in die Dörfer und Sied-
Durch die langjährigen Kontakte zu interessante und auch ungewöhn- lungen, damit Menschen dem einen
unseren Partnerkirchen und die Veran- liche Dinge aus Indien, Afrika und Schöpfergott Anutu Glauben schenken
kerung in den Strukturen vor Ort Papua-Neuguinea präsentiert werden. und einander in christlicher Nächsten-
können wir sicherstellen, dass die In unserer Medienstelle und bei den liebe zugewandt leben. In den letzten
Hilfsprojekte sinnvoll sind und Spen- Länderreferenten bzw. dem Ausländer- Jahrzehnten haben sich Kontexte und
dengelder auch wie geplant ankommen. beauftragten können Diaserien, Po- Lebensbedingungen rasant verändert
Unterstützt werden Projekte, die wer-Point-Präsentationen und andere – nicht nur zum Guten der Menschen
der Selbstständigkeit und Unabhängig- Materialien für einen Einsatz in Ge- von Papua-Neuguinea.
keit der Partner zugute kommen. meinde oder Unterricht erfragt werden.
2
Das LMW hat außerdem die Auf- Partnerschaft bedeutet auch, beschwer-
liche Wege miteinander zu bewältigen.
gabe, Bildungs- und Gemeindearbeit
in Deutschland zu leisten. Die Länder- Gemeinsam gehen
referenten und der Ausländerbeauf- Das Centrum Mission EineWelt
tragte informieren in Gemeinden, Aus verschiedenen Gründen heraus
Schulen etc. über die Partnerkirchen, stehen wir weiterhin positiv aktiv in
aktuelle Projekte und entwicklungs- Partnerschaftsbeziehungen mit der
politische Themen wie beispielsweise Evangelisch-Lutherischen Kirche von
Globalisierung und HIV/Aids sowie Papua-Neuguinea (ELC-PNG). Seit
missionstheologische Fragen. Unsere Missionare aus Neuendettelsau vor 12
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Jahrzehnten die evangelische Botschaft
helfen auch gern bei der Ausge- nach Nordostneuguinea brachten, hat
staltung eines Gemeindefestes oder sich eine geschichtliche Verpflichtung
Gottesdienstes. Das LMW betreut und und daraus eine Mitverantwortung auf
begleitet Projekt- und Gemeindepart- dem gemeinsamen Weg lutherischen
nerschaften nach Tansania, Indien und Christseins in PNG ergeben.
Papua-Neuguinea. Um den inter- Das evangelische Mandat, das
kulturellen Austausch zu fördern, die ELC-PNG wahrnimmt, und die sich
FOTO: Dekanat Heidenheim
erhalten jährlich bis zu zehn junge daraus ergebenden Aufgaben wurden
Frauen und Männer die Möglichkeit zu vielschichtiger und umfangreicher.
einem mehrmonatigen Freiwilligen- Dies trifft zu, auch wenn die Zahl
dienst in einer unserer Partnerkirchen. lutherischer Christen trotz Anstiegs[22] Papua-Neuguinea Zusammen unterwegs
Als Partnerkirche werden wir auf Weiterhin bedarf es finanzieller Das Reich Gottes kommt, wir
verschiedenen Ebenen um Hilfestel- Mittel, der Förderung internationaler wissen nicht, wann. Aber in unserer
lung in unserer komplexen Koopera- Begegnungen, Seminaren und praktizierten, auf Solidarität im Geist
tionsstruktur gebeten. Dazu gehören Studienprogrammen. In allem wird Jesu gegründeten Gemeinschaft, dem
Themen und Anliegen des kirchlichen, eine qualifizierte Erweiterung des mit einem hohen Aufwand an Lernbe-
geistlichen und öffentlichen Lebens, Netzwerks zwischen den lutherischen reitschaft, Hingabe und Mut verbun-
denen wir uns, wo erwünscht, Partnerkirchen gewünscht. Unterwegs denen personellen Einsatz, wächst
stellen – ebenso wie „Menschen mit zum Kommen des großen Festmahls im schon etwas von der guten Saat eines
einer Mission“, also Experten zur Bera- Reich Gottes erleben und gestalten wir Lebens nach und mit dem Evangelium,
tung und Umsetzung unserer gemein- Christen manch schönes Fest – wobei wie Jesus es in seinen Gleichnissen
3
samen Mission. man in PNG Feiern des Lebens in ihrer beschrieben und angekündigt hat.
Fülle besonders eindrücklich erlebt.
In Gottesdiensten, Andachten, inten-
INSTITUTIONEN IM ÜBERBLICK
sivem Gebetsleben manifestieren sich Zusammenarbeit
vitale Ausdrucksformen geistlichen Die ELC-PNG und das
Lebens, wovon wir viel lernen können. Nordelbische Missionszentrum
Es gibt viel Konkretes zu tun, damit Das Nordelbische Missionszentrum
Evangelisch-Lutherisches
Menschen Liebe, Glaube und Hoffnung (NMZ) ist seit 1972 Partner der Evan-
Evangelisch-Lutherisches
Missionswerk Leipzig
Missionswerk Leipzig
erfahren und einüben. Hierbei wollen gelisch-Lutherischen Kirche von
Leipziger Missionswerk (LMW) wir uns auch weiterhin verlässlich, auf- Papua-Neuguinea (ELC-PNG). Mit der
Papua-Neuguinea-Referat geschlossen und deutlich engagieren, Gründung der Nordelbischen Kirche
Evangelisch-Lutherisches Missionswerk durch Finanzmittel, gerade aber durch wurde im Nordelbischen Missionszen-
Leipzig e.V.
missionarisch Mitarbeitende, die wich- trum wurde im NMZ ein Referat für
Paul-List-Straße 19
D-04103 Leipzig
tigste ‚Brücke’ unseres Miteinanders. Papua-Neuguinea/Pazifik eingerichtet.
Ich zähle auf: In der theologischen Beziehungen der ehemaligen
info@lmw-mission.de Ausbildung für Pastoren und Evange- Landessuperintendantur Lauenburg zur
Telefon: 0341 99 40-644
listen durch Entsendung von Dozenten; Leipziger Mission und das damit ver-
im Lutherischen Entwicklungsdienst bundene partnerschaftliche Engage-
mit seinem Schwerpunktengagement ment in der ELC-PNG, vor allem durch
in ländlicher Entwicklung und Infra- Personalentsendung seit 1959, berei-
struktur, wo Ingenieure und andere teten den Weg für die Errichtung des
Berater sowie im Missionsflugbereich eigenen Referats. Der Bereich perso-
Piloten aus Übersee tätig sind; in Dis- nelle Zusammenarbeit ist ein wesent-
Mission EineWelt (MEW) trikten durch theologische Beratung liches Merkmal dieser Partnerschaft
Centrum für Partnerschaft,
– ein Bereich, in dem sich die Personal- geblieben.
Entwicklung und Mission der
Evangelisch-Lutherischen Kirche
kürzungen gravierend ausgewirkt Durch das Engagement ehemaliger
in Bayern haben; im Gesundheitsbereich durch Mitarbeitender in Papua-Neuguinea
Hauptstraße 2 die Mitarbeit von Fachärzten; im sind seitdem über den lauenburgischen
D-91564 Neuendettelsau Bildungsbereich durch Programme und Bereich hinaus zahlreiche Partner-
Ansprechpartner: Traugott Farnbacher Lehrpläne für Schulen, Kinderarbeit; schaften in Hamburg und Schles-
traugott.farnbacher@mission-einewelt.de im Bereich der Förderung von Frauen; wig-Holstein entstanden. Das NMZ will
Telefon: 0987 49-12 00 im Bereich kirchlicher Musikarbeit; der ELC-PNG ein kritischer, kompe-
in der Finanzverwaltung der Kirche; in tenter und gleichberechtigter Partner
der soziologischen und theologischen sein. Zur Rolle gehören Beratung und
Forschung, die in PNG ökumenisch Vermittlung, Schaffung von Begeg-
getragen wird; in der Medienarbeit – nungen, Planung und Umsetzung von
sowie im Bereich der Stipendienverga- Projekten und Kampagnen sowie die
be für Fortbildungen und Diplom-Pro- Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit.
gramme innerhalb von PNG und im Konkret engagiert sich das NMZ
Ausland, wozu eine Unterstützung in Papua-Neuguinea in den Bereichen:
Nordelbisches für die Teilnahme bei Kursen kommt, • Theologische Ausbildung und
Missionszentrum (NMZ)
in denen Multiplikatoren in ihrem Zusammenarbeit
Agathe-Lasch-Weg 16
spirituellen Leben, ihrer Fähigkeit zu • Medizinische Arbeit
D-22605 Hamburg
Konfliktbewältigungsstrategien, • Frauen- und Genderarbeit
Ansprechpartner: Martin Krieg Unterricht und Seelsorge gezielt • Personal- und Organisations-
m.krieg@nmz-mission.de
gefördert werden. entwicklung
Telefon: 040 8 81 81-311Papua-Neuguinea Wantok [23]
Das Wantok-System
Zum Gesellschaftssystem Papua-Neuguineas gehört ein Geflecht von gegenseitiger Verpflichtung
und Abhängigkeit: das so genannte Wantok-System. Durch die jeweilige Sprache verbunden
ermöglicht diese Form der Vernetzung gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Von Horst Gerber.
Im Juni 2007 haben die Parlament- Ein weiteres Beispiel kann die jedoch verpflichtet, sein Einkommen
swahlen im westlichen Hochland konkrete gesellschaftsrelevante Bedeu- und geschaffenes Eigentum, Haus, Es-
überraschend einen neuen Mann an die tung und ihre Auswirkungen beschrei- sen und Trinken, Kleidung, Geräte und
Spitze gebracht, Mr. Tom Ogla aus dem ben. Eine normale Kleinfamilie in Geld, mit diesem Unterstützerkreis zu
Jiwakagebiet. Als frischgebackener Re- Papua-Neuguinea ist nicht in der Lage, teilen. Dem kann selbst an entfernten
gierungspräsident der Provinz besuchte die Kosten für eine Schul- und/oder Arbeitsplätzen des Landes kaum je-
er das Evangelisch-Lutherische College Ausbildung eines Kindes aufzubringen. mand entrinnen. Nicht selten scheitern
Banz im März 2008 anlässlich der Ein- Die Großfamilie und Verwandtschaft, begabte, vielversprechende Existen-
weihung eines neuen Schulgebäudes, oft auch die gegenseitig vernetzte zen an dieser Abhängigkeit. Manche
das er im Wahlkampf gestiftet hatte. Dorf- und Sippengemeinschaft, helfen können sich dem oft nur durch eine
Eine unüberschaubare Menge be- zusammen. Später ist der so Geförderte Auswanderung entziehen.
geisterter Teilnehmer hatte sich ver-
sammelt, viel mehr, als eine normale
Bei den politischen Wahlen ist das Wantok-System ein
öffentliche Gebäudeeinweihung zu- wichtiges Kriterium für den Erfolg der verschiedenen Kandidaten.
sammenführen würde. Mich hatte man
gebeten, die Segenshandlung vorzu-
nehmen. Der Altbürgermeister unseres
Jiwaka-Distrikts, Mr. Lake Mul, hatte
die Gäste zu begrüßen. Seine leiden-
schaftliche Botschaft durchs Megafon
gebrüllt: „Viele wollen uns einreden,
das Wantok-Sytem sei schlecht. Ich
sage euch, das Wantok-System ist gut!
Es hat uns diesen Führer beschert und
er hat uns dieses Gebäude geschenkt,
deshalb haben wir ihn gewählt!“
Frenetischer Jubel brach aus. Auch der
so Begrüßte klatschte zustimmend
Beifall. Das ist eine prägnante Dar-
stellung, wie das Wantok-System ver-
standen wird und funktioniert.
Wantok bezeichnet den Freund,
Bekannten oder Verwandten, der zu
der Gemeinschaft gehört, zu der sich
der Sprecher rechnet – wörtlich: der
eine gemeinsame Sprache mit mir
hat. Im System sind wir aufeinan-
der bezogen, voneinander abhängig,
einander verpflichtet. Dafür schützt
mich diese Gemeinschaft und unter-
stützt mich bedingungslos. In einer
echten Lokalsprache, dem Kote, gibt
es eine entsprechende Beziehungsbe-
FOTO: MEW/Bildarchiv
schreibung, das „Nareng – Gareng“ =
Geben und Nehmen – ich gebe dir und
du gibst mir.Papua-Neuguinea und seine Geschichte Ein kurzer Abriss statistischer Daten und über die Geschichte des Landes sowie wichtige Fakten zur Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea.
Papua-Neuguinea Länderinfo [25]
PAPUA-NEUGUINEA: DAS LAND
Staatsname: Papua-Neuguinea beginnen ihre Missionsarbeit im Kirche Papua-Neuguineas) unterhält
Hauptstadt: Port Moresby Bismarck Archipel die ELC-PNG eine Druckerei und einen
(254.000 Einwohner) • 1884: Aufteilung des Ostteils Neu- Verlag, ein Ausbildungsseminar für
guineas: Deutschland besetzt Nordost- Lehrer und drei Krankenpflegeschulen.
Klima: an der Küste tropisches, im
teil mit dort vorgelagerten Inseln, Der Lutherische Entwicklungsdienst
Landesinneren subtropisches; nordwest-
genannt Kaiser-Wilhelm-Land, (Lutheran Development Service), eine
licher Monsun (Dezember bis März),
Engländer errichten in Port Moresby Abteilung der Kirche, fördert vor allem
südöstlicher Monsun (Mai bis Oktober)
britisches Protektorat die ländliche Entwicklung. Außerdem
Größe: 462.840 km² unterhält die Kirche Gästehäuser in
• 1949: Zusammenschluss beider Lan-
Bevölkerung: 5,4 Mio. Einwohner Port Moresby, Lae, Madang und Goroka.
desteile zum Territorium „Papua und
Landessprachen: Englisch (Amtssprache), Neuguinea“ mit australischer Admini- Ein Pastor arbeitet als Missionar unter
Tok Pisin (Pidgin-Englisch), über 800 stration den australischen Ureinwohnern in
verschiedene einheimische Sprachen Nord-Queensland.
• 1961: erste Wahlen unter Beteiligung
Religionen: 63 Prozent Protestanten der einheimischen Bevölkerung Finanzen: Der Großteil des Haushalts
(davon rund 1 Million Lutheraner), wird durch die kircheneigenen Unter-
• 1971: Umbenennung:
25 Prozent Katholiken, 12 Prozent nehmen, wie Lutheran Shipping, oder
„Papua-Neuguinea“
traditionelle Religionen aus dem Immobilienbereich unterstützt.
• 16. September 1975: Unabhängig- Doch angesichts rückläufiger Eigenmittel
Nationaltag: 16. September
keit; erster Premierminister: Michael und einer wirtschaftlichen Unsicherheit
Unabhängigkeit: 16. September 1975 Somare im Land ist die Kirche zunehmend auf
Staats- und Regierungsform: Parlamen-
ihre internationalen Partnerkirchen
tarische Demokratie im Verbund des Evangelisch-Lutherische Kirche angewiesen. Dies betrifft sowohl die
Commonwealth
Struktur: Die Evangelisch-Lutherische Förderung von Einzelprojekten als auch
Staatsoberhaupt: Königin Elisabeth II., den allgemeinen Kirchenhaushalt. Die
Kirche von Papua-Neuguinea (Evan-
vertreten durch einen General- Finanzabteilung bedarf in der Gegenwart
gelical Lutheran Church of Papua New
gouverneur besonders der Beratung durch internati-
Guinea, ELC-PNG) ist Mitglied im Luthe-
Premierminister: Sir Michael Somare rischen Weltbund und im Nationalen onale Experten und Gremien.
Wirtschaft: Der Export von Mineralien Kirchenrat von Papua-Neuguinea, über Geschichte:
erwirtschaftet rund 80 Prozent der letzteren wiederum in der Pazifischen • 1852: Beginn der katholischen
Staatseinnahmen, daneben Holzindustrie Kirchenkonferenz. Sie unterhält partner- Missionsarbeit auf den Umboi-Inseln
(viertgrößter Regenwald der Erde) und schaftliche Beziehungen zu lutherischen
• 12. Juli 1886: Johann Flierl, der
Fischerei (im Aufbau begriffen), Land- Kirchen in Australien, Kanada, Deutsch-
erste Neuendettelsauer Missionar,
wirtschaft in den letzten 15 Jahren land und den USA. Die Kirche ist in 17
kommt nach Simbang
vernachlässigt. Der Bergbau (Ok-Te- Kirchenkreise und 104 Dekanate unter-
di-Mine) sowie das massive Abholzen teilt. Sitz der Kirchenleitung ist Lae. • 1892: Flierl gründet Missionsstation
des Regenwaldes haben zu erheblichen Sattelberg
Statistik:
Umweltschäden geführt Gesamtmitgliederzahl: ca. 1 Million • 20. August 1899: erste Taufe
Exportgüter: Gold, Kupfererze, Erdöl, Pfarrer (keine Frauenordination): • 1953: Gründung der Lutherischen
Palmöl, Kaffee, Kakao, Kopra, Holz und ca. 860 Mission Neuguinea (LMNG)
Fischereiprodukte • 12. Juli 1956: Gründung der Evan-
Evangelisten: rund 1.000
Währung: Papua New Guinea Kina (PGK) gelisch-Lutherischen Kirche von Neu-
Kirchenkreise: 17
guinea (ELCONG) in Simbang, erster
Die Geschichte Dekanate: 104 Bischof wird der Amerikaner
• vor 40.000 Jahren: vermutliche Gemeinden: etwa 6.000 Dr. John Kuder
Erstbesiedlung durch Einwanderer aus Arbeitsfelder: Die ELC-PNG unterhält • 1973: Zurewe Zurenuo wird erster
Südostasien drei Pastoren-Seminare (eines davon, das einheimischer Bischof der ELCONG, das
• 1545: der spanische Seefahrer Ortiz de Martin-Luther-Seminar, ist englisch- Koordinationskomitee von Neuguinea
Retes segelt an der Nordküste entlang sprachig), vier Basiskrankenhäuser, meh- (NGCC) ist Nachfolgeorganisation
und nennt das Land wegen der rere Gesundheitszentren, 38 Erste-Hil- der Lutherischen Mission Neuguineas
Ähnlichkeit mit dem westafrikanischen fe-Stationen, 230 englischsprachige
• 1. Juli 1976: Umbenennung in
Guinea „Neu Guinea“ und ihre Be- Grund- und Hauptschulen, 11 englisch-
Evangelisch-Lutherische Kirche von
wohner „Papua“ sprachige Oberschulen, 105 Schulen
Papua-Neuguinea (ELC-PNG),
(Vorschulen und Elementarstufe) in
• 1828: Niederlande nehmen west- Mitglied im Lutherischen Weltbund
Pidgin-Englisch. Insgesamt unterrichten
liches Neuguinea als Teil Niederlän- • 1982: dritter Bischof: Getâke Gam
2.500 Lehrer 57.500 Schüler.
disch-Indiens in Besitz
Es gibt zwei Ausbildungsstätten für • Mai 1998: Wahl von Dr. Wesley Kiga-
• 1872: Beginn der Londoner Evangelisten und vier für Frauenarbei- sung zum vierten Bischof der ELC-PNG
Mission in Papua terinnen. Zusammen mit der Gutnius • 14. Mai 2008: Bischof Dr. Wesley
• 1874: australische Methodisten Lutheran Church (zweite lutherische Kigasung gestorbenDas rechtlose Rückgrat
Im östlichen Hochland von Papua-Neuguinea liegt Asaroka. Von einem Besuch dort und in
einem Krankenhaus an der Küste hat Birgit Jaeger-Brox folgende Eindrücke mitgebracht. Die
Situation der Frauen in Papua-Neuguinea von Birgit Jaeger-Brox
Frauen im Dorf
80 Prozent der Bevölkerung Papua-
Neuguineas leben in Dorfgemein-
schaften auf dem Land vom Ertrag
ihrer Gärten. Die Familien leben in
einfachen Häusern aus Naturmaterial,
das sie in der Umgebung finden. Das
Grundgerüst besteht aus Holz, die
Wände aus geflochtenen Bambus-
matten und das Dach aus Kunaigras.
Im Hochland werden die Häuser mit
einem offenen Feuer in einem trans-
portablen Feuerbecken aus Metall
nachts beheizt. Es gibt keinen Kamin,
der Rauch zieht durch Dach und Wän-
de ab.
In den Dörfern sind die Frauen
für Familie und Garten zuständig.
Sie bauen für den täglichen Bedarf
Süßkartoffeln, Gemüse und Obst
an. Die fruchtbaren Böden, verbunden
mit tropischem Klima nur wenig
südlich des Äquators, erlauben das
ganze Jahr über Anbau und Ernte.
Überschüsse werden auf dem Markt
verkauft. Das so erwirtschaftete Geld
wird dringend für kleine Anschaf-
fungen, die Schulgebühren der Kinder
und die medizinische Versorgung
gebraucht. Es ist oft das einzige Geld,
das den Familien zur Verfügung steht.
Viele Dörfer im Hochland von Papua-
Neuguinea (PNG) sind nur zu Fuß auf
schmalen, steilen Wegen erreichbar.
Befahrbare Straßen gibt es nur wenige.
Alles, was die Frauen auf ihren We-
gen zu Fuß transportieren müssen,
die Ernte aus dem Garten, Feuerholz
oder auch das Baby, laden sie in selbst
hergestellte Netzsäcke (Bilum). Die oft
über 30 kg schweren Bilums tragen sie
FOTO: Birgit Jaeger-Brox
mit ihrem Kopf auf ihrem Rücken.
Im Hochland von PNG kann die
Bevölkerung zusätzlich Geld mit dem
Die Frauen sind in den
Ertrag ihrer Kaffeegärten verdienen.
Dörfern für ihre Familien und
die Gärten verantwortlich.Papua-Neuguinea Frauen in PNG [27]
Schul- und Ausbildung Menschen in den Dörfern steht nur das sind bei Notfällen meist viel zu weit.
von Mädchen und Frauen Wasser zur Verfügung, das in Wasser- Weitere Ursachen sind die Gewalt
Die meisten Mädchen haben heute tanks gesammelt oder in Kanistern von gegen Frauen und die Erschöpfung der
die Möglichkeit, die Schule zu besu- Quellen oder Flüssen ins Dorf getragen Frauen durch viel Arbeit, viele Kinder
chen, nur in weit entlegenen Gebieten wurde. Brunnen oder Wasserpumpen und wenig Hilfe.
haben die Kinder oft keinen Zugang haben wir nicht gesehen. 61 Prozent Das Yagaum-Krankenhaus der ELC-
zur Schulbildung. Wenn den Eltern der Bevölkerung müssen ohne zuver- PNG bietet deshalb einmal pro Woche
die Ausbildung ihrer Töchter wichtig lässige Wasserversorgung leben. eine Sprechstunde für Schwangere an.
ist und sie in der Lage sind, die Schul- Morgens und abends wird Was- Zusätzlich wird vom Personal des Kran-
bzw. Studiengebühren zu bezahlen, ser für die Zubereitung von Tee oder kenhauses an vier Tagen in der Woche
dürfen die Mädchen mehrere Jahre zur Kaffee am offenen Feuer erhitzt. Sind eine mobile Klinik in der ländlichen
Schule gehen und später auch studie- Wassertanks vorhanden, steht auch im Region betrieben. Regelmäßig werden
ren. Gibt es jedoch finanzielle Schwie- Dorf Wasser zur Körperpflege und zum die Dörfer besucht, Kinder unter fünf
rigkeiten in den Familien, müssen die Abwasch zur Verfügung, andernfalls Jahren geimpft und Schwangere ermu-
Mädchen oft zu Hause bleiben, wäh- geht man zum nächstgelegenen Fluss. tigt, zur Sprechstunde ins Krankenhaus
rend den Jungen der Abschluss ihrer Das größte gesundheitliche Risiko zu kommen.
Schul- und Berufsausbildung gewährt für Frauen in PNG sind Schwanger- Die Evang.-Luth. Kirche von
wird. Etwa die Hälfte der erwachsenen schaft und Geburt. Papua-Neuguinea PNG versucht mit Unterstützung der
Frauen lebt im Dorf, ein Viertel lebt hat die höchste Sterberate im west- Partnerkirchen in Übersee, wozu auch
in der Stadt und nur ein Viertel der lichen Pazifik: pro 100.000 Schwangere die bayerische Landeskirche gehört,
Frauen ist in einem Angestelltenver- sterben 870 Mütter jährlich im Verlauf die Lebensbedingungen der Menschen
hältnis beschäftigt. von Schwangerschaft und Geburt, in den ländlichen Gebieten mit ihren
insgesamt 2.600 Frauen pro Jahr. zahlreichen Bildungseinrichtungen,
Frauen in der Kirche Ursachen sind mangelnde gesund- den Basiskrankenhäusern und
In der Evangelisch-Lutherischen Kirche heitliche Aufklärung und ein zusam- Gesundheitsstationen sowie dem
von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) menbrechendes Gesundheitssystem. Lutherischen Entwicklungsdienst
stehen die Frauen noch in der zweiten Die Wege zu den Krankenhäusern zu verbessern.
Reihe. Sie können zwar an einem
der drei Pastorenseminare, dem Mar-
tin-Luther-Seminar in Lae, studieren,
werden danach aber nicht ordiniert
und können somit keine kirchenleiten-
den Funktionen übernehmen. Dennoch
engagieren sich die Frauen selbstbe-
wusst in der Frauenarbeit, schließlich
waren es Frauen, die zuerst das leere
Grab Christi fanden und die Botschaft
von seiner Auferstehung den Jüngern
brachten. Auch heute sehen sie ihre
Aufgabe darin, das Evangelium in
ihren Familien und als Leiterinnen der
Frauenarbeit anderen Frauen weiterzu-
geben.
In allen Gemeindeverbänden
wurden uns die Leiterinnen der Frauen-
arbeit vorgestellt. Ein Besuchsdienst
und die Trauer- und Witwenbeglei-
tung gehören zur Frauenarbeit in den
FOTO: Birgit Jaeger-Brox
Gemeinden. Auf Dekanatsebene wird
u. a. der ökumenisch gefeierte Weltge-
betstag vorbereitet, Kurse und die Kon-
ferenz der Frauenarbeit abgehalten.
Frauen und Gesundheit
Fließendes Wasser und elektrischen Oft müssen Mädchen jedoch zurückstecken, wenn es um Bildung und
Strom gibt es nur in den Städten. Den Ausbildung geht. Nur ein Viertel der Frauen geht einer bezahlten Tätigkeit nach.Der Großteil der Menschen in Pa-
pua-Neuguinea (PNG) ist relaxt,
freundlich und hilfsbereit. Gleichzei-
tig ist eine große Bereitschaft Vieler
vorhanden, Konflikte mit Gewalt zu
’lösen’. Die relaxten Gemüter können
sich innerhalb einer Sekunde derma-
ßen erhitzen, dass Blut fließen muss.
Bei den Auseinandersetzungen
zwischen den Clans geht es häufig um
Grund und Boden, Frauen und Schwei-
ne. Falls die Streitparteien zum Gericht
gehen (Dorfgericht oder Staatsge-
richt), wird eine Einigung erzielt. Aber
manchmal bereinigt das nicht wirklich
die Auseinandersetzung, und es wird
’zurückgezahlt’, bis dahin, dass Häuser
brennen, die Gärten (und somit die Le-
bensgrundlage) völlig zerstört werden
und es Tote gibt.
Und es gibt eine andere Art von
Gewalt, die sehr alltäglich ist, nicht so
offensichtlich, und von vielen akzep-
tiert wird: Strukturelle und häusliche
Gewalt, meist gegen Frauen, wenn
Frauen mit Verachtung begegnet wird,
die Frau geprügelt wird, weil sie ihre
Arbeit nicht verrichtet oder keine
Kinder bekommt, die Frau kein Geld
bekommt - falls eine Einkommens-
Die Illustration aus Papua-Neuguinea zeigt deutlich die Zerrissenheit zwischen möglichkeit besteht, um die Familie
Tradition und Moderne, in der sich viele Neuguineer wiederfinden. zu versorgen, der Frau das Recht auf
Meinungsäußerung abgesprochen
wird, der Mann ohne Zustimmung der
Frau sich eine Zweit- und Drittfrau
’zulegt’ und die erste Frau und ihre
»Stap isi!« –
Kinder nicht mehr richtig versorgt
werden. Einige Frauen wissen sich auf
ihre Art zu wehren, so sind gerade in
den Städten immer wieder Frauen zu
sehen, die mit Messern um einen Mann
Bleib entspannt!
kämpfen. Oder es gibt Frauen, die sich
den versuchten Vergewaltigungen in
der Ehe erwehren, indem sie mit einer
dicken Nadel, die sie für das Herstellen
der Bilums (Netzsäcke) benötigen, als
Zwei Gruppen von Männern sitzen zusammen, um eine Selbstverteidigungswaffe schlafen ge-
Meinungsverschiedenheit zu schlichten. Plötzlich springt einer hen oder ihre Männer verprügeln. Oft
hat Gewalt in PNG mit dem Alkohol-
auf, zieht sein T-Shirt aus und schmeißt es auf die Erde. und Marihuanakonsum zu tun.
Das ist das Signal, dass es zum Kampf kommen wird, und so- Die Polizei hat manchmal Macht
fort springen alle anderen auf. Einige jedoch sind bereit, fried- und greift bei den verschiedenen Ge-
walttaten ein. Üblich ist, dass die
lich zu bleiben und versuchen die Gemüter ’herunterzukühlen’: Polizei bei Verhaftungen die Verdächti-
“Stap Isi“! Diese Auseinandersetzung hat nun eine Chance, gen kräftig verprügelt oder ins
friedlich eine Einigung zu erzielen. Ein Text von Jutta Bartels Knie schießt. Aber manchmal sind denPapua-Neuguinea Gewalt [29]
Polizisten durch das Verwandtschafts- Moresby, Goroka, Mount Hagen und nen breiten Multiplikationseffekt hat.
system die Hände gebunden, oder es einige in Lae. Die meisten Menschen, Ein besonderer Schwerpunkt
ist kein Dieselkraftstoff vorhanden, um die in den Dörfern leben, haben dabei ist die Beratungs- und Seel-
Täter aufzuspüren. So bleibt es oft den schlechten Zugang zu Hilfen, Kursen sorgeausbildung der Studenten, um
Menschen überlassen, ihre Angelegen- und Materialen, auch weil diese häufig im Vorfeld friedfertige Konfliktlö-
heiten selber zu regeln. nur in englischer Sprache verfasst sind. sungsmöglichkeiten aufzuzeigen, und
Seit der Unabhängigkeit 1975 Innerhalb der Evangelisch-Luthe- nach Gewalttaten behilflich zu sein,
hat sich eine neue Gewaltform stark rischen Kirche von Papua-Neuguinea diese zu verarbeiten. In einigen Di-
verbreitet, die besonders die Frauen (ELC-PNG) wird an zwei Institutionen strikten der ELC-PNG wird versucht,
in ihrer Bewegungsfreiheit stark ein- zum Thema gearbeitet: Am ’Natio- Programme zur ’Überwindung von
grenzt: Straßenüberfälle, Verge- nalen Frauenfortbildungszentrum’ Gewalt’ anzubieten:
waltigungen und Gruppenvergewal- in Banz, das Kursleiter/innen für die Kurse werden veranstaltet, ein
tigungen, letztere manchmal als ein einzelnen Kirchenkreise ausbildet, mit Zentrum für Gewaltopfer wurde er-
’Bestrafungsakt’ für einen Konflikt dem Schwerpunkt Bibelarbeiten zur richtet, und einige arbeiten mit ande-
zwischen dem Vergewaltiger und Überwindung von Gewalt. Am ’Seni- ren Kirchen sowie staatlichen Instituti-
einem Verwandten des Opfers. Hinzu or-Flierl-Seminar’, einem der drei nati- onen und Organisationen zusammen.
kommt, dass in den letzten Jahren die onalen Pastorenausbildungsstätten der Diese Arbeit findet vereinzelt statt
Morde aufgrund von Verdächtigungen ELC-PNG, das die Theologiestudenten und es beginnt, dass Frauen und
der Zauberei immer mehr zunehmen. und ihre Frauen befähigt, Präventi- Männer gemeinsam versuchen, Ursa-
Gewalt in Papua-Neuguinea onskurse zu geben und verschiedene chen von Gewalt zu überwinden und
hat teilweise unterschiedliche Gründe Konfliktlösungsstrategien zu nutzen. Gewalt zu vermeiden. Jedoch ist die
in den Dörfern und in den Städten Die Absolventen gehen zurück in ihre ’Überwindung von Gewalt’ keine weit
mit den illegalen Ansiedlungen, weil Distrikte, so dass diese Arbeit auch ei- verbreitete kirchliche Bewegung.
die Lebensumstände so verschieden
sind. Ebenso unterscheiden sich die
Kulturen im Hochland, an der Küste Ein Aspekt der Gewalt ist in Papua-Neuguinea wie auch anderswo das
Thema Aids. Mit Kampagnen versuchen Staat und Kirche aufzuklären.
und auf den vielen kleinen Inseln
erheblich. Die melanesischen Kulturen
haben viele friedfertige Konfliktlö-
sungsstrategien wie Mittelsmänner
und –frauen, deeskalierende Verhal-
tensweisen und Versöhnungsrituale
wie gemeinsames Essen, Betelnuss-
oder Zuckerrohrteilen, Austausch von
Kompensationszahlungen.
Überwindung von Gewalt in
Papua-Neuguinea ist wie überall auf
der Welt eine Frage des persönlichen
Einsatzes und der Grundeinstellung
FOTO: MEW/Archiv
der Gemeinschaft, sowie der struktu-
rellen und rechtlichen Möglichkeiten
der Dörfer und des Staates. Es gibt
in Papua-Neuguinea verschiedene
Programme von Nichtregierungsorga-
nisationen zum Thema ’Überwindung
von Gewalt’, die die vorhandenen
Ressourcen stärken wollen und zu-
sätzliche Möglichkeiten bieten möch-
ten, wie etwa die Arbeit mit Kindern,
Hilfe für Opfer von häuslicher Gewalt,
Unterstützung von HIV/Aids-infizierten
Menschen, Aufklärungsmaterialien
über die Rechtslage, Gender-Kurse,
FOTO: Katja Göbel
Konfliktbewältigungskurse und mehr.
Viele dieser Institutionen befinden
sich in den großen Städten wie Portgleicher Weise auf die Missionare
aus Übersee und die Evangelisten von
den Küstenregionen Neuguineas zu,
die einst ins Hochland zogen.
Besuchern werden Kirchen, Schu-
len, Krankenstationen und Ausbil-
dungsstätten gezeigt. Junge Menschen
bezeugen, wie für sie in einer Einrich-
tung, die aus missionarischer Arbeit
hervorging, ihre berufliche Karriere
begann. Regierungen bedanken sich
für diese wertvollen Beiträge zur
FOTO: Dekanat Heidenheim
Entwicklung eines ganzen Landes.
Die Botschaft, die Missionare brachten,
ist nach wie vor Frieden stiftend
für verfeindete und Gewalt ausübende
Gruppen. Sie ermöglicht bis heute
Gemeinschaft zwischen Menschen,
die nicht in einer, sondern in über 800
Sprachwelten zuhause sind. Sie ist
Aus der Missionstätigkeit ist heute partnerschaftliche Zusammenarbeit
befreiend geblieben für jene in Äng-
zwischen Menschen und Kirchen verschiedener Kulturen geworden.
sten und Zwängen, die es heute nicht
nur mit Ahnengeistern und Dämonen
zu tun haben, sondern auch mit den
Mission:
Mächten, die ihre Natur zerstören, ihre
Schätze rauben und ihre Inseln unter-
gehen lassen.
Diese Bekenntnisse aus unserer
Partnerkirche wecken und stärken
Veränderungen
heute den Glauben von Menschen in
unserem Land. Aber hier wird keine
Erfolgsgeschichte, romantisch verzerrt,
erzählt. Missverständnisse, Scheitern
„Was bedeutet Mission eigentlich für euch?“, wollte eine und Schuld müssen ebenso wenig ver-
Besucherin aus Deutschland von Christen in Papua-Neuguinea schwiegen werden, wie die Probleme
mit einer jungen eigenständischen
wissen. „Ich bin mit einem eher negativen Bild aufgewachsen, lutherischen Kirche Papua-Neuguineas,
aber wie seht Ihr selbst die Arbeit der Missionare?“ Gedanken die immer das Fernziel aller missio-
zum Thema von Karl Albani narischen Arbeit war.
Doch wer nach Antworten sucht,
muss selbst aufbrechen, Mission vor
Diese Frage zu beantworten, fällt Neuguineas hatten von frühester Zeit Ort erleben und im Gespräch mit
auch den Menschen dort nicht leicht, an eben nicht nur eine weiße Hautfar- Schwestern und Brüdern eigene Vor-
schließlich gilt es eine über 123 Jahre be. Abertausende von einheimischen stellungen korrigieren.
lange Geschichte zu erzählen und zu Christen wurden zu Botschaftern
bewerten. Viele haben diese Geschich- Gottes in ihrem eigenen Land.
te mit geschrieben: Menschen aus So erzählen die Christen dieses
FOTO: Dekanat Heidenheim
Deutschland, den Vereinigten Staaten Südseelandes von Männern, Frauen
von Amerika, Kanada und Australien. und auch Kindern, die nicht nur
Lutherische Christen, die eines begrif- mit vielen guten Worten kamen, son-
fen hatten: „Gottes Wohltaten, wie dern ihren Glauben vorlebten. Mit
sie uns Jesus Christus in Worten und Respekt reden sie von erfahrener Liebe
Zeichen vermittelt hat, sind nicht nur und aufopferndem Einsatz, von der
für uns da. Wir verkünden sie und Mühe, Menschen einer fremden Kultur
Partnerschaft lebt von Begegnung.
teilen sie mit anderen, zu denen Gott zu verstehen und einer oder eine Landesbischof Dr. Johannes Friedrich mit
uns sendet.“ Aber die Missionare von ihnen zu werden. Und das trifft in Besuchern aus Papua-Neuguinea.Papua-Neuguinea Kreuz des Südens [31]
Herausforderungen
an Kirche und Mission
Der Beginn der lutherischen Mission vor mittlerweile 123 Jahren bedeutete einen
historischen Aufbruch für das Land Papua-Neuguinea. Mit dem neuen Glauben setzte eine
umfangreiche Befriedung an den Küsten und im Hochland ein, die Grundlage für die
Bildung einer nationalen Kirche sowie den Aufbau von Infrastruktur und Bildungssystemen
ist. Eine Situationsbeschreibung von Martin Krieg
Noch heute wird die Mission als war. Als qualifizierte Theologinnen nalbischof des Hagen-Distrikts gewählt
„Friedensstifterin“ geschätzt. Allerdings finden sie mit diesem Abschluss derzeit und nach innerkirchlichen Konflikten
ist wahrzunehmen, dass der Auf- eine Anstellung im Bereich der sozialen seines Amtes enthoben wurde, verstärk-
schwung der frühen Jahre vorüber Dienste der Kirche. ten sich über die Jahre. Die Melpa-
ist: Das staatliche und kirchliche Zur Einbindung von Jugendlichen Gemeinden gründeten im Januar 2000
Bildungssystem geht oftmals an den in die kirchlichen Gemeinden hat die die lutherische Melpa-Kirche (MLC) mit
Bedürfnissen der Menschen vorbei, es ELC-PNG das so genannte 5-Star-Pro- etwa 30.000 Mitgliedern und wählten
mangelt an qualifizierten Lehrkräften gramm neu aufgelegt. In Kursen und Dole zu ihrem Bischof. Die Anerken-
und Lehrmaterialien vor allem in den Workshops werden sie zu qualifizierten nung als eigenständige lutherische Kir-
ländlichen Gebieten. Die scheinbar Gruppenleiter/innen ausgebildet, so dass che ist ihnen von der ELC-PNG und dem
überwundenen Gegensätze der Clans sie Verantwortung in den Gemeinden Lutherischen Weltbund (LWB) bislang
treten heute auch innerhalb der Kirche wahrnehmen und neue Gottesdienst- versagt geblieben.
wieder deutlich hervor. Hinzu kommen und Musikformen entwickeln können. Vermittlungsversuche deutscher
gesellschaftliche Veränderungen wie Im Jahr 2006 konnte die ELC-PNG Missionswerke und des LWB haben
das rasante Bevölkerungswachstum. die Abspaltung der lutherisch charis- dazu geführt, dass die Beziehungen
Fast 40 Prozent der Bevölkerung sind matischen Gruppierungen durch die zwischen ELC-PNG und MLC nie voll-
jünger als 14 Jahre. Landflucht und Einrichtung eines Dialogprogramms kommen abbrachen. Nach dem Besuch
Kriminalität sind weitere Probleme, die überwinden. Vorausgegangen waren des Präsidenten des LWB, Bischof
die Kirche vor neue Aufgaben stellt. mehr als fünfzehn Jahre theologischer Dr. Christian Krause, im Jahr 2002
Derzeit erarbeitet das Nationale Auseinandersetzungen und Ausgren- und des Generalsekretärs des LWB,
Frauenzentrum in Banz zusammen zungen. Entstanden aus der Jugend- Dr. Ishmael Noko, 2004, kam es zu
mit dem Predigerseminar in Logaweng bewegung der 1980er Jahre ent- rituellen Versöhnungsgesten. Direkte
Unterrichtsmaterialien zum Thema wickelten sich die Gruppierungen zu Gespräche zwischen dem inzwischen
„Überwindung von Gewalt“. Konkret einer spirituellen Erneuerungsbewe- verstorbenen Bischof Dr. Wesley
geht es um Themen wie Konfliktbe- gung. Das Dialogprogramm konnte Dif- Kigasung und Sanangke Dole führten
wältigung, gewaltfreie Kommunikation ferenzen ausräumen und nachweisen, auf der Synode der ELC-PNG 2008
und Gendergerechtigkeit. Zielgruppe dass in der Gemeindetheologie dieser in Mount Hagen zu einer weiteren
dieses Kursprogramms sind theolo- Gruppen sich melanesische Kultur und Geste der Versöhnung. Bischof Kiga-
gische Studenten und Frauen, die das Christentum neu begegnen und da- sung entschuldigte sich im Namen der
Thema in die Kirchengemeinden tragen. durch andere Ausprägungen als bisher ELC-PNG bei Sanangke Dole für die
Frauen, die in der Evangelisch-Luthe- in der ELC-PNG gewohnt, entstanden. vergangenen Fehlentscheidungen von
rischen Kirche von Papua-Neuguinea Aufbrüche dieser Art machen aus Synode und Kirchenleitung und erklärte
(ELC-PNG) bislang nicht ordiniert der reagierenden Kirche eine agierende. die Suspendierung für ungültig. Damit
werden, haben seit einigen Jahren die ist Dole rechtmäßiger Distrikt-Präsident
Möglichkeit, ein volles Theologiestu- Auch im Melpa-Hagen-Konflikt, des Hagen-Distrikts und gleichzeitig
dium am Martin-Luther-Seminar in einem langjährigen, internen Streit Bischof der MLC. Eine zügige Wieder-
Lae zu absolvieren. Damit eröffnet die der lutherischen Kirche zeichnet sich vereinigung beider Kirchen ist zwar
Kirche Frauen zumindest im Bereich nach über 20 Jahren eine Entspannung unwahrscheinlich, ein Zusammenwach-
theologischer Ausbildung einen Weg, ab. Auseinandersetzungen um Pfarrer sen aufgrund der verbesserten
der vorher nur Männern vorbehalten Sanangke Dole, der 1982 zum Regio- Beziehungen aber denkbar.[32] Papua-Neuguinea Kreuz des Südens
Tuberkulose und Aids
„Unsere Prioritäten gelten dem Gesundheitswesen, der Erziehung und Bildung und dem
Ausbau der Infrastruktur.“ Mit dieser Kernaussage präsentieren sich in regelmäßigen Abstän-
den Regierungsvertreter in den öffentlichen Medien. Über die Grenzen des Gesundheitssystems
in Papua-Neuguinea von Christa Thumser
Je weiter man sich von Hauptstadt Jahren sind am häufigsten betroffen. und die Siebenten-Tags-Adventisten,
und Regierungssitz Port Moresby ent- Mehr als 90 Prozent der Ansteckungen versuchen mit Aufklärungsprogram-
fernt, in die unzugänglichen ländlichen erfolgen über heterosexuellen Ge- men, Beratungs- und Behandlungszen-
Regionen Papua-Neuguineas, in denen schlechtsverkehr. Für 2010 werden tren bevölkerungsnahe Hilfe anzubie-
80 Prozent der Bevölkerung leben, de- mehr als 120.000 Infizierte prog- ten. Die Evangelisch-Lutherische Kirche
sto weniger spürt man von der tatsäch- nostiziert. Nur 20 Prozent der Er- von Papua-Neuguinea (ELC-PNG)
lichen Umsetzung dieser Zielvorgaben. krankten werden nach Voraussagen widmet sich seit einigen Jahren mit
Dorfgesundheitsposten sind seit überhaupt die Möglichkeit einer Be- ihrem „Lutheran Life Care“-Programm
Jahren verwaist, ländliche Kranken- handlung erhalten. Faktoren wie hohe unter Mithilfe ausgewählter Freiwilli-
häuser leiden unter unzuverlässigem Arbeitslosigkeit, sinkendes Einkommen, ger hauptsächlich der Aufklärung und
Medikamentennachschub, sinnvolle zunehmende Mobilität, Drogen und Al- versucht, christliche Wertmaßstäbe
Programme zur Bekämpfung der weit- kohol tragen zur Aids-Ausbreitung bei. zu vermitteln. Australien unterstützt
verbreiteten Tuberkulose werden Vielerorts arbeiten Männer in Minen, in großem Rahmen Maßnahmen mit
nur lückenhaft umgesetzt. Bezüglich auf Plantagen und in Holzabbaucamps personellem und millionenschwerem
Mütter- und Säuglingssterblichkeit und sind deshalb monatelang von ihren finanziellen Einsatz.
steht Papua-Neuguinea (PNG) mit an Familien getrennt. Der Erfolg vieler Strategien wird
der Weltspitze. „Es bedarf der gebündelten Kraft- oftmals skeptisch beurteilt. Versucht
Der Weg ins nächste Kranken- anstrengung aller Bevölkerungs- man, finanzielle Unterstützung
haus ist oft weit und beschwerlich, gruppen, Kirchen, Nichtregierungs- zu erhalten, um vor Ort mit kleineren
regelmäßige Untersuchungen bei organisationen und der Hilfe internati- Aktionen Aufklärung zu betreiben,
chronischen Krankheiten wie Diabetes onaler Spenderorganisationen, um erhält man oft nur ein bedauerndes
oder Bluthochdruck werden deshalb der Bedrohung Herr zu werden“, heißt Achselzucken zur Antwort. Wieder
nicht wahrgenommen. Wenn wochen- es wieder regelmäßig in den Medien. ist es gerade in den ländlichen Gebie-
lange Regenfälle die ohnehin schon 1992 wurde auf nationaler ten schwierig, überhaupt Informations-
schlechten Wege und Straßen gänzlich Ebene ein Gremium eingerichtet, das material zu erhalten, das dazu meist
unpassierbar machen, ist eine konti- die Richtlinien zur Aids-Bekämpfung in Englisch verfasst ist. Slogans und
nuierliche Versorgung mit Medikamen- erstellt. Auf Provinz- und Distriktebene Poster entsprechen in Darstellung
ten unmöglich. Alle gängigen Parameter sollen Aids-Kommitees diese Richtli- und Aussage oft nicht melanesischem
zeigen deutlich, dass sich das Gesund- nien umsetzen. Die Kirchen, allen voran Denken und Verständnis. Nicht- oder
heitssystem des Landes in den letzten die römisch-katholische, anglikanische Halbwissen dominiert in weiten Kreisen
25 Jahren rapide verschlechtert hat. der Bevölkerung, die Angst vor der un-
1987 wurden die ersten sechs heimlichen, zunächst nicht sichtbaren
Aids-Fälle in Papua-Neuguinea dia- Krankheit führt zu Diskriminierung und
gnostiziert. Seitdem steigen die Infek- Ausgrenzung Betroffener. Der weit ver-
tions- und Erkrankungszahlen stetig breitete Glaube an Geister und Zaube-
an. Längst hat sich die Krankheit in alle rei als Krankheitsursache kollidiert mit
Regionen des Landes ausgebreitet. Die wissenschaftlichen Erklärungsmustern
von Regierungsstellen selbst aufgrund ebenso wie Heilungsversprechen durch
von unzureichenden Datensamm- diverse Sekten oder durch pflanzliche
lungen als nicht zuverlässig eingestuf- Medizin.
te Statistik von 2007 berichtet von „Wir nehmen das Ganze nicht ernst
23.000 gemeldeten HIV-Infektionen. genug. Wir halten Aids immer noch
WHO-Schätzungen zur Häufigkeit der für Gerede, eine Mär“, so das Fazit von
Erkrankung in der gesamten Bevölke- Amad Uma, der Leiterin des lutheri-
rung variieren von 0,9 bis 2,5 Prozent. schen Aids-Programmes zur gegen-
Junge Frauen zwischen 16 und 25 Werbung für Kondome in Papua-Neuguinea. wärtigen Situation.Sie können auch lesen