PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt

Die Seite wird erstellt Peter Walz
 
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PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
Papua-Neuguinea zusammen unterwegs         [1]

    PAPUA-
    NEUGUINEA

      Der pazifische Inselstaat, seine Geschichte
      und die Evangelisch-Lutherische Kirche

                                                                            FOTO: Jutta Bartels

                                                 Evangelisch-Lutherisches
 Nordelbisches                                 Evangelisch-Lutherisches
                                                 Missionswerk Leipzig
Missionszentrum                                  Missionswerk Leipzig
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
04
Grüne Hölle oder
Südseeparadies?

                      Inhalt
12                    Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 03
Luther unter Palmen
                      Grüne Hölle oder Südseeparadies? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 04
                      Landeskunde .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 11
                      Luther unter Palmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 12
                      Zusammen unterwegs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 20
                      Das Wantok-System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 23

26                    Länderinfo mit Karte .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 24
Frauen in PNG
                      Frauen in Papua-Neuguinea
                      Das rechtlose Rückgrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 26
                      Gewalt
                      »Stap isi!« Bleib entspannt!                                      ....................................................                                      Seite 28
                      Kreuz des Südens
                      Mission: Veränderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                Seite 30
35                    Herausforderungen an Kirche und Mission .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                                                        Seite 31
Umweltzerstörung      Tuberkulose und Aids .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               Seite 32
                      Gesundheit für alle? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            Seite 33
                      Landflucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 34
                      Umweltzerstörung
                      Eine Chance für nachhaltige Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 35
                      Partnerschaft
                      Partnerschaft aus Sicht Neuguineas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 36
36
Partnerschaft         Neue Partner .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 37
                      Zukunft partnerschaftlicher Kooperation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 38
                      Infrastruktur
                      Von Wasser bis Internet: Infrastruktur in PNG .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 40
                      Reisealmanach
                      Knigge für PNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 42
40                    Internetseiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seite 43
Infrastruktur
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
Papua-Neuguinea Editorial               [3]

                                                                                                                                                   FOTO: MEW/Gerhard Stahl
Liebe Leserin, lieber Leser,
die zweitgrößte Insel der Welt, Papua-Neuguinea, liegt              In dieser Broschüre über eines der schönsten Länder der
nordöstlich von Australien. Die Insel ist zweigeteilt. West-    Welt stellen wir Papua-Neuguinea in seinen verschiedenen
Papua gehört zu Indonesien. Seine indigene Bevölkerung          Facetten vor, liefern Information über Land und Geschichte
leidet unter dem Erbe der Kolonialzeit. Der Ostteil             und stellen die Arbeit der Evangelisch-Lutherischen Kirche
Papua-Neuguinea war als Kolonie zwischen Deutschland und        vor.
England aufgeteilt und ist seit 1975 unabhängiger Staat mit         Die Broschüre wurde gemeinsam von Mission EineWelt
einer parlamentarischen Demokratie. Er gehört zum               (Neuendettelsau), Nordelbischem Missionszentrum (Hamburg)
britischen Commonwealth mit Königin Elisabeth II. als           und Leipziger Missionswerk (Leipzig) erstellt. Die Beiträge
Staatsoberhaupt und einem Generalgouverneur als deren           zeigen eine Momentaufnahme und geben dabei einen tiefen
Vertreter.                                                      Einblick in politische Strukturen, in Alltagsprobleme und die
    Das Land ist reich an Völkern und Kulturen, Boden-          kirchliche Arbeit in dem südpazifischen Land.
schätzen und Ressourcen. Auf der Gesamtinsel wird ein               Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen im Namen
Viertel aller Weltsprachen gesprochen – mehr als 800 Spra-      aller beteiligten Werke und Personen
chen allein in Papua-Neuguinea. Zum kulturellen Reichtum
kommt der wirtschaftliche mit all seinen Schattenseiten. Seit
Jahrzehnten werden die Ressourcen des Landes zerstörerisch
geplündert: Tropenwälder werden abgeholzt, Meere über-
fischt, Edelmetalle und fossile Energieträger ausgebeutet.                                       Peter Weigand, Direktor Mission EineWelt

Nutznießer sind vor allem ausländische Großkonzerne.
Die Mehrheit der Bevölkerung Papua-Neuguineas geht bei
diesem Wettstreit um Erträge leer aus. Das Land mit seinem
hohen Bevölkerungswachstum ist trotz seines Reichtums arm.      Michael Hanfstängl, Direktor Leipziger Missionswerk
    Die Evangelisch-Lutherische Kirche von Papua-Neu-
guinea ist die größte protestantische Kirche im Pazifik. Ihre
Anfänge gehen auf Missionsaktivitäten aus dem bayerischen
Neuendettelsau zurück. Die lutherische Kirche steht heute
vielen Herausforderungen gegenüber. Unterstützt wird sie                               Dr. Klaus Schäfer, Direktor Nordelbisches Missionszentrum
dabei insbesondere durch ihre deutschen Partnerkirchen.
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
[4]   Papua-Neuguinea in Bildern

  Grüne Hölle
      oder
   Südseeparadies?     Papua-Neuguinea ist ein Land der Widersprüche. Zwischen
           Küstenregion und Hochland klaffen Welten, nicht nur sprachlich. Der Vielvölkerstaat
                   bewegt sich noch immer zwischen starker Tradition und neuer Zeit.
                                                                                                 FOTO: MEW/Norbert Gerber
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
FOTO: MEW/Hans-Dagmar Trillitzsch
                                    Papua-Neuguinea zusammen unterwegs            [5]

                                               Ein Gesicht Papua-Neuguineas.
                                              Tradition wird in vielen Regionen
                                                noch immer großgeschrieben.
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
[6]
 FOTO: MEW/Norbert Gerber   Papua-Neuguinea zusammen unterwegs

                                             »Rund 80 Prozent der

                                                                     FOTO: Katja Göbel
                                             Bevölkerung leben in
                                            Dorfgemeinschaften vom
                                             Ertrag ihrer Gärten.«
 FOTO: MEW/Norbert Gerber

                                                                     FOTO: MEW/Norbert Gerber
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
Papua-Neuguinea in Bildern   [7]

Das Parlamentsgebäude
    in Port Moresby

                                                     FOTOS: xxxxxxxxxxxxxx
                                                        FOTO: Katja Göbel
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
[8]   Papua-Neuguinea in Bildern
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
FOTO: Heiner Heine
PAPUA-NEUGUINEA - Mission EineWelt
[10]   Papua-Neuguinea in Bildern

                 »Idylle und Strapazen:

                                              FOTO: Jutta Bartels
             Ein Land zwischen tropischen
            Sandstränden und unwegsamen
                   Hochlandregionen.«

                                              FOTO: Katja Göbel

  Das Straßennetz in Papua-Neuguinea ist
 überschaubar. Gerade im Hochland der Insel
   sind Wege beschwerlich und oft ist das
      Flugzeug einziges Transportmittel.
Papua-Neuguinea zusammen
                                                                                           Papua-Neuguinea Landeskunde
                                                                                                             unterwegs             [11]

                                                                                                                                    FOTO: MEW/Norbert Gerber
                   PAPUA-NEUGUINEA – EINE KURZE LANDESKUNDE 1
Archäologische Funde legen eine             Im Laufe von „Umverteilungen“ nach          Teil der Insel zu überlassen und im
Besiedlung des Landes vor etwa 40.000       dem Zweiten Weltkrieg gerät diese Regi-     Gegenzug Abstand zum Ostblock hielt.
Jahren nahe. Die Immigranten kamen          on komplett unter australischen Einfluss.   Bougainville, eine kupfer- und rohstoff-
über Asien (indo-malayischer Raum)2         Nach einigen Jahren unter beschränkter      reiche Insel, erklärt sich am Unabhän-
nach Neuguinea.                             Selbstverwaltung erhält das Land 1971       gigkeitstag PNGs ebenfalls unabhängig
Im 16. Jahrhundert rückt die Insel          seinen heutigen Namen Papua-Neugu-          – jedoch von PNG. Das führt zu lange
erstmals in das Interesse der europä-       inea (PNG) und zwei Jahre später die        andauernden Unruhen auf der Insel.
ischen Kolonialländer. Der Portugiese       volle Selbstverwaltung. Nach diesem         Nach teilweise kriegerischen Auseinan
Jorge de Meneses betritt als erster         Schritt war es natürlich, dass PNG 1975     dersetzungen zwischen Unabhängigkeits
Europäer 1526 Neuguinea. Aufgrund           als eine parlamentarische Monarchie in      kämpfern aus Bougainville und Regie-
von landschaftlichen Ähnlichkeiten mit      die Unabhängigkeit entlassen wurde.         rungstruppen gelangte der Konflikt
dem westafrikanischen Guinea nennt          PNG blieb aber Teil des Common-             2001 zu einem vorläufigen Ende. Die
der spanische Seefahrer Ortiz de Retes      wealth, d.h. Staatsoberhaupt ist Königin    Regierung veranlasst den Rückzug ihrer
das Land „Neu Guinea“ und seine             Elisabeth II. von England, repräsentiert    Truppen und gewährt der Insel schritt-
Einwohner „Papua“. Nach einem               durch einen Generalgouverneur. Dem          weise Selbstverwaltung. Im Gegenzug
spanisch-niederländischen Intermezzo        Parlament steht der Premierminister vor,    stimmt die Revolutionsarmee von
errichtet Großbritannien ein Handels-       der alle vier Jahre neu gewählt wird.       Bougainville (Bougainville Revolutio-
monopol für die Güter des Landes.                                                       nary Army) ihrer Entwaffnung zu. Zehn
                                            Westpapua, seit 1828 unter nieder-
Östlicher Teil Papuas: 1884 wird            ländischer Kolonialmacht, gerät nach        Jahre später soll diese Übereinkunft neu
der östliche Teil der Insel zwischen        einer umstrittenen Volksabstimmung          überdacht werden.
Deutschen und Engländern aufgeteilt.        1969 unter die Herrschaft von In-
Deutschland übernimmt den Nordosten,        donesien und wird 1973 in „Irian Jaya“
das „Kaiser-Wilhelm-Land“ mit einigen       umbenannt. Möglicherweise geschah           1
vorgelagerten Inseln (Bismarck Archipel),                                                Lose an www.areion.de und unserem
                                            dies unter Einfluss der Vereinigten Staa-
der Südwesten mit Port Moresby wird                                                      Flyer angelehnt.
                                            ten, die die Kolonialmacht Niederlande
unter englisches Protektorat gestellt.                                                   Grötzbach, 69
                                                                                        2
                                            drängten, Indonesien den westlichen
Luther unter Palmen
Papua-Neuguinea in Bildern   [13]

                                                                                             FOTO: MEW/Albrecht Fitterer-Pfeiffer

    Rund eine Million der 5,4 Millionen Einwohner des Inselstaates sind Mitglieder der
Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea. Die etwa 6.000 Gemeinden werden
                    von 860 Pfarrern und 1.000 Evangelisten geleitet.
[14]   Papua-Neuguinea in Bildern
Papua-Neuguinea zusammen unterwegs   [15]

  »Auch in den entlegensten
Teilen des Landes gibt es heute
     lutherische Christen.«
                                                           FOTO: MEW/Hans Grauvogl
[16]
 FOTO: MEW/Wiesenhütter-Schöne   Papua-Neuguinea zusammen unterwegs

                                                                      FOTO: MEW/Hans Grauvogl
                                    Taufgottesdienst in einer
                                     lutherischen Gemeinde.

                                                                      FOTO: MEW/Heiner Stahl
Papua-Neuguinea in Bildern         [17]

                                      Ob theologische Ausbildung im
                                 Martin-Luther-Seminar in Logaweng oder
                                    medizinische, landwirtschaftliche
                                   sowie bildungspolitische Arbeit: Die
                                      lutherische Kirche arbeitet mit.
FOTO: Leipziger Mission/Fundus
FOTOS: xxxxxxxxxxxxxx

                                                                                                       FOTOS: xxxxxxxxxxxxxx
                                              »Mission und
                                        Entwicklung gehören schon
                                         immer eng zusammen.«

                                                                                                                               FOTO: MEW/Gerhard Stahl
FOTO: EW/Hans Grauvogl
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[18]   Papua-Neuguinea in Bildern
Papua-Neuguinea zusammen unterwegs   [19]

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       Fast jeder zweite
Einwohner Papua-Neuguineas ist
       unter 18 Jahren.
[20]   Papua-Neuguinea zusammen unterwegs

                                                                                                                                           FOTO: Dekanat Heidenheim
                       Seit vielen Jahrzehnten gibt es intensive partnerschaftliche Beziehungen zwischen den lutherischen
             Kirchen in Papua-Neuguinea und Deutschland. Der Personalaustausch spielt in dieser Partnerschaft eine wichtige Rolle.

   Zusammen unterwegs
   Vor mehr als 120 Jahren ist mit Johann Flierl der erste lutherische Missionar nach Papua-
   Neuguinea gekommen. Daraus ist die größte lutherische Kirche im pazifischen Raum entstanden,

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   die noch heute mit drei bundesdeutschen Partnern zusammenarbeitet.

   Unsere Mission                                    Mission bedeutet, ein ganzheit-            jahr.de). Dabei orientieren wir uns am
   Das Leipziger Missionswerk                    liches Zeugnis zu geben von der Liebe          biblischen Missionsauftrag, der auch
   Das Leipziger Missionswerk (LMW)              Gottes zu allen Menschen, wie sie in           an der Fassade unseres Hauses steht:
   ist das Missionswerk der evange-              Jesus Christus offenbar geworden ist.          „Gehet in alle Welt und predigt das
   lisch-lutherischen Landeskirchen in           Da Mission den ganzen Menschen und             Evangelium aller Kreatur!“ (Mk 16,15)
   Mecklenburg, Sachsen und Thüringen.           die ganze Welt im Blick hat, sind durch
   Wir sind ein eingetragener Verein             die Unterstützung des LMW viele                Unsere Geschichte
   und werden von einem Freundes- und            Projekte und Programme entstanden,             •	Die Leipziger Mission wurde 1836
   Förderkreis, von Kirchengemeinden             die die Lebensbedingungen der                    in Dresden gegründet.
   und anderen Engagierten unterstützt.          Menschen verbessern – beispielsweise           • 1848 erfolgte der Umzug nach Leipzig,
   Das LMW ist Mitglied im Evangelischen         durch Schulen und Krankenhäuser,                 um auf universitäre Lehrkräfte zurück-
   Missionswerk in Deutschland (EMW)             aber auch durch die Beteiligung an               greifen zu können.
   und eingebunden in ein internationales        Kampagnen für den Zugang zu lebens-            • 1840 wurde der erste Missionar nach
   Netzwerk von Kirchen, ökumenischen            notwendigen Medikamenten (Aktions-               Südindien entsandt.
   Einrichtungen und Nichtregierungs-            bündnis gegen Aids) und einen Erlass           •	1893 begann die Arbeit am
   organisationen.                               untragbarer Auslandsschulden (erlass-            Kilimandscharo in Ostafrika.
Papua-Neuguinea Zusammen unterwegs           [21]

•	1953 kam die Arbeit in Papua-                  2006 startete das Besuchspro-        auf 1 Million während der letzten 10
   Neuguinea hinzu.                           gramm „Mission to the North“. Drei       Jahre proportional zum Bevölkerungs-
• von 1954 bis 1971 waren Missionare         Gäste aus unseren Partnerkirchen leben   wachstum zurückging. Die Anzahl der
   in Brasilien tätig.                        drei Monate bei uns. Sie berichten vom   Distrikte (= Kirchenkreise) vermehrte
•	während der DDR-Zeit konnte die            Leben und Glauben in ihren Heimat-       sich auf 17; leitender und stellvertre-
   Verbindung zu den Kirchen und              ländern und geben wichtige Impulse       tender Bischof bilden gemeinsam mit
   Institutionen in Übersee gehalten          für unsere Arbeit und Kirche hier in     dem Kirchensekretär die geistliche und
   werden. Eine Personalentsendung            Deutschland. Wenn Gäste aus unseren      administrative Spitze der Kirche, die
   von DDR-Bürgern war seit dem Mauer-        Partnerkirchen zu uns kommen, ver-       mit dem Kirchenrat und der zweijähr-
   bau 1961 erst 1989 wieder möglich. In      mitteln wir auch gern einen Kontakt      lich tagenden Synode die kirchen-
   Erlangen und später Hildesheim gab es      für einen Besuch in Gemeinden.           leitenden Organe verkörpern. Sechs
   eine Koordinationsstelle „Leipzig West“.       Jeden ersten Dienstag im Monat       Hauptabteilungen und eine Reihe von
•	seit 1986 engagiert sich das LMW in        lädt das LMW um 17 Uhr unter dem         Unterabteilungen sind für die Gestal-
   der Arbeit mit Migrantinnen und Mi-        Titel „Weltmission HEUTE“ zu einem       tung der kirchlichen Handlungsfelder
   granten. Wir sind das einzige deutsche     Vortrag mit anschließendem Gespräch      zuständig. Wichtige Kompetenz-Werk-
   Missionswerk mit dem Arbeitszweig          ein. Die Veranstaltungen werden          stätten sind die Seminare, Schulen
   „Ausländer- und Flüchtlingsarbeit“.        gestaltet von den Länderreferenten,      und Zentren der ELC-PNG.
   1993 wurde die Leipziger Mission – in      dem Ausländerbeauftragten oder               Im weltumspannenden Vaterunser
   Ost und West – zu einem gemeinsamen        geladenen Gästen. Jeden dritten oder     beten wir: „Kingdom bilong yu i mas i
   Werk von drei ostdeutschen Landes-         vierten Dienstag findet 19 Uhr der       kam long ol ples – Dein Reich komme!“
   kirchen zum Evangelisch-Lutherischen       Begegnungsabend „Grüner Salon“           Haben fremde Missionare das Evan-
   Missionswerk Leipzig e.V. umstruktu-       statt.                                   gelium der Versöhnung, des Friedens
   riert.                                         Im Missionshaus befindet sich        und der Befreiung gebracht, so tragen
                                              auch eine Ausstellung, in der in an-     Einheimische seit nun 100 Jahren
Unsere Angebote                               schaulicher Weise unter anderem          diese Botschaft in die Dörfer und Sied-
Durch die langjährigen Kontakte zu            interessante und auch ungewöhn-          lungen, damit Menschen dem einen
unseren Partnerkirchen und die Veran-         liche Dinge aus Indien, Afrika und       Schöpfergott Anutu Glauben schenken
kerung in den Strukturen vor Ort              Papua-Neuguinea präsentiert werden.      und einander in christlicher Nächsten-
können wir sicherstellen, dass die            In unserer Medienstelle und bei den      liebe zugewandt leben. In den letzten
Hilfsprojekte sinnvoll sind und Spen-         Länderreferenten bzw. dem Ausländer-     Jahrzehnten haben sich Kontexte und
dengelder auch wie geplant ankommen.          beauftragten können Diaserien, Po-       Lebensbedingungen rasant verändert
    Unterstützt werden Projekte, die          wer-Point-Präsentationen und andere      – nicht nur zum Guten der Menschen
der Selbstständigkeit und Unabhängig-         Materialien für einen Einsatz in Ge-     von Papua-Neuguinea.
keit der Partner zugute kommen.               meinde oder Unterricht erfragt werden.

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Das LMW hat außerdem die Auf-                                                          Partnerschaft bedeutet auch, beschwer-
                                                                                       liche Wege miteinander zu bewältigen.
gabe, Bildungs- und Gemeindearbeit
in Deutschland zu leisten. Die Länder-        Gemeinsam gehen
referenten und der Ausländerbeauf-            Das Centrum Mission EineWelt
tragte informieren in Gemeinden,              Aus verschiedenen Gründen heraus
Schulen etc. über die Partnerkirchen,         stehen wir weiterhin positiv aktiv in
aktuelle Projekte und entwicklungs-           Partnerschaftsbeziehungen mit der
politische Themen wie beispielsweise          Evangelisch-Lutherischen Kirche von
Globalisierung und HIV/Aids sowie             Papua-Neuguinea (ELC-PNG). Seit
missionstheologische Fragen. Unsere           Missionare aus Neuendettelsau vor 12
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter              Jahrzehnten die evangelische Botschaft
helfen auch gern bei der Ausge-               nach Nordostneuguinea brachten, hat
staltung eines Gemeindefestes oder            sich eine geschichtliche Verpflichtung
Gottesdienstes. Das LMW betreut und           und daraus eine Mitverantwortung auf
begleitet Projekt- und Gemeindepart-          dem gemeinsamen Weg lutherischen
nerschaften nach Tansania, Indien und         Christseins in PNG ergeben.
Papua-Neuguinea. Um den inter-                    Das evangelische Mandat, das
kulturellen Austausch zu fördern,             die ELC-PNG wahrnimmt, und die sich
                                                                                                                                 FOTO: Dekanat Heidenheim

erhalten jährlich bis zu zehn junge           daraus ergebenden Aufgaben wurden
Frauen und Männer die Möglichkeit zu          vielschichtiger und umfangreicher.
einem mehrmonatigen Freiwilligen-             Dies trifft zu, auch wenn die Zahl
dienst in einer unserer Partnerkirchen.       lutherischer Christen trotz Anstiegs
[22]     Papua-Neuguinea Zusammen unterwegs

         Als Partnerkirche werden wir auf          Weiterhin bedarf es finanzieller           Das Reich Gottes kommt, wir
     verschiedenen Ebenen um Hilfestel-        Mittel, der Förderung internationaler      wissen nicht, wann. Aber in unserer
     lung in unserer komplexen Koopera-        Begegnungen, Seminaren und                 praktizierten, auf Solidarität im Geist
     tionsstruktur gebeten. Dazu gehören       Studienprogrammen. In allem wird           Jesu gegründeten Gemeinschaft, dem
     Themen und Anliegen des kirchlichen,      eine qualifizierte Erweiterung des         mit einem hohen Aufwand an Lernbe-
     geistlichen und öffentlichen Lebens,      Netzwerks zwischen den lutherischen        reitschaft, Hingabe und Mut verbun-
     denen wir uns, wo erwünscht,              Partnerkirchen gewünscht. Unterwegs        denen personellen Einsatz, wächst
     stellen – ebenso wie „Menschen mit        zum Kommen des großen Festmahls im         schon etwas von der guten Saat eines
     einer Mission“, also Experten zur Bera-   Reich Gottes erleben und gestalten wir     Lebens nach und mit dem Evangelium,
     tung und Umsetzung unserer gemein-        Christen manch schönes Fest – wobei        wie Jesus es in seinen Gleichnissen

                                                                                   3
     samen Mission.                            man in PNG Feiern des Lebens in ihrer      beschrieben und angekündigt hat.
                                               Fülle besonders eindrücklich erlebt.
                                               In Gottesdiensten, Andachten, inten-
  INSTITUTIONEN IM ÜBERBLICK
                                               sivem Gebetsleben manifestieren sich       Zusammenarbeit
                                               vitale Ausdrucksformen geistlichen         Die ELC-PNG und das
                                               Lebens, wovon wir viel lernen können.      Nordelbische Missionszentrum
                                                   Es gibt viel Konkretes zu tun, damit   Das Nordelbische Missionszentrum
  Evangelisch-Lutherisches
                                               Menschen Liebe, Glaube und Hoffnung        (NMZ) ist seit 1972 Partner der Evan-
     Evangelisch-Lutherisches
     Missionswerk Leipzig
    Missionswerk Leipzig
                                               erfahren und einüben. Hierbei wollen       gelisch-Lutherischen Kirche von
  Leipziger Missionswerk (LMW)                 wir uns auch weiterhin verlässlich, auf-   Papua-Neuguinea (ELC-PNG). Mit der
  Papua-Neuguinea-Referat                      geschlossen und deutlich engagieren,       Gründung der Nordelbischen Kirche
  Evangelisch-Lutherisches Missionswerk        durch Finanzmittel, gerade aber durch      wurde im Nordelbischen Missionszen-
  Leipzig e.V.
                                               missionarisch Mitarbeitende, die wich-     trum wurde im NMZ ein Referat für
  Paul-List-Straße 19
  D-04103 Leipzig
                                               tigste ‚Brücke’ unseres Miteinanders.      Papua-Neuguinea/Pazifik eingerichtet.
                                                   Ich zähle auf: In der theologischen         Beziehungen der ehemaligen
  info@lmw-mission.de                          Ausbildung für Pastoren und Evange-        Landessuperintendantur Lauenburg zur
  Telefon: 0341 99 40-644
                                               listen durch Entsendung von Dozenten;      Leipziger Mission und das damit ver-
                                               im Lutherischen Entwicklungsdienst         bundene partnerschaftliche Engage-
                                               mit seinem Schwerpunktengagement           ment in der ELC-PNG, vor allem durch
                                               in ländlicher Entwicklung und Infra-       Personalentsendung seit 1959, berei-
                                               struktur, wo Ingenieure und andere         teten den Weg für die Errichtung des
                                               Berater sowie im Missionsflugbereich       eigenen Referats. Der Bereich perso-
                                               Piloten aus Übersee tätig sind; in Dis-    nelle Zusammenarbeit ist ein wesent-
  Mission EineWelt (MEW)                       trikten durch theologische Beratung        liches Merkmal dieser Partnerschaft
  Centrum für Partnerschaft,
                                               – ein Bereich, in dem sich die Personal-   geblieben.
  Entwicklung und Mission der
  Evangelisch-Lutherischen Kirche
                                               kürzungen gravierend ausgewirkt                 Durch das Engagement ehemaliger
  in Bayern                                    haben; im Gesundheitsbereich durch         Mitarbeitender in Papua-Neuguinea
  Hauptstraße 2                                die Mitarbeit von Fachärzten; im           sind seitdem über den lauenburgischen
  D-91564 Neuendettelsau                       Bildungsbereich durch Programme und        Bereich hinaus zahlreiche Partner-
  Ansprechpartner: Traugott Farnbacher         Lehrpläne für Schulen, Kinderarbeit;       schaften in Hamburg und Schles-
  traugott.farnbacher@mission-einewelt.de      im Bereich der Förderung von Frauen;       wig-Holstein entstanden. Das NMZ will
  Telefon: 0987 49-12 00                       im Bereich kirchlicher Musikarbeit;        der ELC-PNG ein kritischer, kompe-
                                               in der Finanzverwaltung der Kirche; in     tenter und gleichberechtigter Partner
                                               der soziologischen und theologischen       sein. Zur Rolle gehören Beratung und
                                               Forschung, die in PNG ökumenisch           Vermittlung, Schaffung von Begeg-
                                               getragen wird; in der Medienarbeit –       nungen, Planung und Umsetzung von
                                               sowie im Bereich der Stipendienverga-      Projekten und Kampagnen sowie die
                                               be für Fortbildungen und Diplom-Pro-       Gestaltung der Öffentlichkeitsarbeit.
                                               gramme innerhalb von PNG und im                 Konkret engagiert sich das NMZ
                                               Ausland, wozu eine Unterstützung           in Papua-Neuguinea in den Bereichen:
  Nordelbisches                                für die Teilnahme bei Kursen kommt,        •	Theologische Ausbildung und
  Missionszentrum (NMZ)
                                               in denen Multiplikatoren in ihrem            Zusammenarbeit
  Agathe-Lasch-Weg 16
                                               spirituellen Leben, ihrer Fähigkeit zu     • Medizinische Arbeit
  D-22605 Hamburg
                                               Konfliktbewältigungsstrategien,            • Frauen- und Genderarbeit
  Ansprechpartner: Martin Krieg                Unterricht und Seelsorge gezielt           •	Personal- und Organisations-
  m.krieg@nmz-mission.de
                                               gefördert werden.                            entwicklung
  Telefon: 040 8 81 81-311
Papua-Neuguinea Wantok   [23]

Das Wantok-System
Zum Gesellschaftssystem Papua-Neuguineas gehört ein Geflecht von gegenseitiger Verpflichtung
und Abhängigkeit: das so genannte Wantok-System. Durch die jeweilige Sprache verbunden
ermöglicht diese Form der Vernetzung gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Von Horst Gerber.

Im Juni 2007 haben die Parlament-        Ein weiteres Beispiel kann die               jedoch verpflichtet, sein Einkommen
swahlen im westlichen Hochland           konkrete gesellschaftsrelevante Bedeu-       und geschaffenes Eigentum, Haus, Es-
überraschend einen neuen Mann an die     tung und ihre Auswirkungen beschrei-         sen und Trinken, Kleidung, Geräte und
Spitze gebracht, Mr. Tom Ogla aus dem    ben. Eine normale Kleinfamilie in            Geld, mit diesem Unterstützerkreis zu
Jiwakagebiet. Als frischgebackener Re-   Papua-Neuguinea ist nicht in der Lage,       teilen. Dem kann selbst an entfernten
gierungspräsident der Provinz besuchte   die Kosten für eine Schul- und/oder          Arbeitsplätzen des Landes kaum je-
er das Evangelisch-Lutherische College   Ausbildung eines Kindes aufzubringen.        mand entrinnen. Nicht selten scheitern
Banz im März 2008 anlässlich der Ein-    Die Großfamilie und Verwandtschaft,          begabte, vielversprechende Existen-
weihung eines neuen Schulgebäudes,       oft auch die gegenseitig vernetzte           zen an dieser Abhängigkeit. Manche
das er im Wahlkampf gestiftet hatte.     Dorf- und Sippengemeinschaft, helfen         können sich dem oft nur durch eine
    Eine unüberschaubare Menge be-       zusammen. Später ist der so Geförderte       Auswanderung entziehen.
geisterter Teilnehmer hatte sich ver-
sammelt, viel mehr, als eine normale
                                                          Bei den politischen Wahlen ist das Wantok-System ein
öffentliche Gebäudeeinweihung zu-                    wichtiges Kriterium für den Erfolg der verschiedenen Kandidaten.
sammenführen würde. Mich hatte man
gebeten, die Segenshandlung vorzu-
nehmen. Der Altbürgermeister unseres
Jiwaka-Distrikts, Mr. Lake Mul, hatte
die Gäste zu begrüßen. Seine leiden-
schaftliche Botschaft durchs Megafon
gebrüllt: „Viele wollen uns einreden,
das Wantok-Sytem sei schlecht. Ich
sage euch, das Wantok-System ist gut!
Es hat uns diesen Führer beschert und
er hat uns dieses Gebäude geschenkt,
deshalb haben wir ihn gewählt!“
Frenetischer Jubel brach aus. Auch der
so Begrüßte klatschte zustimmend
Beifall. Das ist eine prägnante Dar-
stellung, wie das Wantok-System ver-
standen wird und funktioniert.
    Wantok bezeichnet den Freund,
Bekannten oder Verwandten, der zu
der Gemeinschaft gehört, zu der sich
der Sprecher rechnet – wörtlich: der
eine gemeinsame Sprache mit mir
hat. Im System sind wir aufeinan-
der bezogen, voneinander abhängig,
einander verpflichtet. Dafür schützt
mich diese Gemeinschaft und unter-
stützt mich bedingungslos. In einer
echten Lokalsprache, dem Kote, gibt
es eine entsprechende Beziehungsbe-
                                                                                                                               FOTO: MEW/Bildarchiv

schreibung, das „Nareng – Gareng“ =
Geben und Nehmen – ich gebe dir und
du gibst mir.
Papua-Neuguinea
und seine Geschichte
Ein kurzer Abriss statistischer Daten und über die Geschichte des Landes sowie
wichtige Fakten zur Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea.
Papua-Neuguinea Länderinfo         [25]

                                     PAPUA-NEUGUINEA: DAS LAND
Staatsname: Papua-Neuguinea                  beginnen ihre Missionsarbeit im           Kirche Papua-Neuguineas) unterhält
Hauptstadt: Port Moresby                     Bismarck Archipel                         die ELC-PNG eine Druckerei und einen
(254.000 Einwohner)                         • 1884: Aufteilung des Ostteils Neu-      Verlag, ein Ausbildungsseminar für
                                               guineas: Deutschland besetzt Nordost-   Lehrer und drei Krankenpflegeschulen.
Klima: an der Küste tropisches, im
                                               teil mit dort vorgelagerten Inseln,     Der Lutherische Entwicklungsdienst
Landesinneren subtropisches; nordwest-
                                               genannt Kaiser-Wilhelm-Land,            (Lutheran Development Service), eine
licher Monsun (Dezember bis März),
                                               Engländer errichten in Port Moresby     Abteilung der Kirche, fördert vor allem
südöstlicher Monsun (Mai bis Oktober)
                                               britisches Protektorat                  die ländliche Entwicklung. Außerdem
Größe: 462.840 km²                                                                     unterhält die Kirche Gästehäuser in
                                            • 1949: Zusammenschluss beider Lan-
Bevölkerung: 5,4 Mio. Einwohner                                                        Port Moresby, Lae, Madang und Goroka.
                                               desteile zum Territorium „Papua und
Landessprachen: Englisch (Amtssprache),        Neuguinea“ mit australischer Admini-    Ein Pastor arbeitet als Missionar unter
Tok Pisin (Pidgin-Englisch), über 800          stration                                den australischen Ureinwohnern in
verschiedene einheimische Sprachen                                                     Nord-Queensland.
                                            • 1961: erste Wahlen unter Beteiligung
Religionen: 63 Prozent Protestanten            der einheimischen Bevölkerung           Finanzen: Der Großteil des Haushalts
(davon rund 1 Million Lutheraner),                                                     wird durch die kircheneigenen Unter-
                                            • 1971: Umbenennung:
25 Prozent Katholiken, 12 Prozent                                                      nehmen, wie Lutheran Shipping, oder
                                               „Papua-Neuguinea“
traditionelle Religionen                                                               aus dem Immobilienbereich unterstützt.
                                            • 16. September 1975: Unabhängig-         Doch angesichts rückläufiger Eigenmittel
Nationaltag: 16. September
                                               keit; erster Premierminister: Michael   und einer wirtschaftlichen Unsicherheit
Unabhängigkeit: 16. September 1975             Somare                                  im Land ist die Kirche zunehmend auf
Staats- und Regierungsform: Parlamen-
                                                                                       ihre internationalen Partnerkirchen
tarische Demokratie im Verbund des          Evangelisch-Lutherische Kirche             angewiesen. Dies betrifft sowohl die
Commonwealth
                                            Struktur: Die Evangelisch-Lutherische      Förderung von Einzelprojekten als auch
Staatsoberhaupt: Königin Elisabeth II.,                                                den allgemeinen Kirchenhaushalt. Die
                                            Kirche von Papua-Neuguinea (Evan-
vertreten durch einen General-                                                         Finanzabteilung bedarf in der Gegenwart
                                            gelical Lutheran Church of Papua New
gouverneur                                                                             besonders der Beratung durch internati-
                                            Guinea, ELC-PNG) ist Mitglied im Luthe-
Premierminister: Sir Michael Somare         rischen Weltbund und im Nationalen         onale Experten und Gremien.
Wirtschaft: Der Export von Mineralien       Kirchenrat von Papua-Neuguinea, über       Geschichte:
erwirtschaftet rund 80 Prozent der          letzteren wiederum in der Pazifischen      • 1852: Beginn der katholischen
Staatseinnahmen, daneben Holzindustrie      Kirchenkonferenz. Sie unterhält partner-     Missionsarbeit auf den Umboi-Inseln
(viertgrößter Regenwald der Erde) und       schaftliche Beziehungen zu lutherischen
                                                                                       • 12. Juli 1886: Johann Flierl, der
Fischerei (im Aufbau begriffen), Land-      Kirchen in Australien, Kanada, Deutsch-
                                                                                          erste Neuendettelsauer Missionar,
wirtschaft in den letzten 15 Jahren         land und den USA. Die Kirche ist in 17
                                                                                          kommt nach Simbang
vernachlässigt. Der Bergbau (Ok-Te-         Kirchenkreise und 104 Dekanate unter-
di-Mine) sowie das massive Abholzen         teilt. Sitz der Kirchenleitung ist Lae.    • 1892: Flierl gründet Missionsstation
des Regenwaldes haben zu erheblichen                                                      Sattelberg
                                            Statistik:
Umweltschäden geführt                       Gesamtmitgliederzahl: ca. 1 Million        • 20. August 1899: erste Taufe
Exportgüter: Gold, Kupfererze, Erdöl,       Pfarrer (keine Frauenordination):          • 1953: Gründung der Lutherischen
Palmöl, Kaffee, Kakao, Kopra, Holz und      ca. 860                                       Mission Neuguinea (LMNG)
Fischereiprodukte                                                                      • 12. Juli 1956: Gründung der Evan-
                                            Evangelisten: rund 1.000
Währung: Papua New Guinea Kina (PGK)                                                      gelisch-Lutherischen Kirche von Neu-
                                            Kirchenkreise: 17
                                                                                          guinea (ELCONG) in Simbang, erster
Die Geschichte                              Dekanate: 104                                 Bischof wird der Amerikaner
• vor 40.000 Jahren: vermutliche           Gemeinden: etwa 6.000                         Dr. John Kuder
   Erstbesiedlung durch Einwanderer aus     Arbeitsfelder: Die ELC-PNG unterhält       • 1973: Zurewe Zurenuo wird erster
   Südostasien                              drei Pastoren-Seminare (eines davon, das      einheimischer Bischof der ELCONG, das
• 1545: der spanische Seefahrer Ortiz de   Martin-Luther-Seminar, ist englisch-          Koordinationskomitee von Neuguinea
   Retes segelt an der Nordküste entlang    sprachig), vier Basiskrankenhäuser, meh-      (NGCC) ist Nachfolgeorganisation
   und nennt das Land wegen der             rere Gesundheitszentren, 38 Erste-Hil-        der Lutherischen Mission Neuguineas
   Ähnlichkeit mit dem westafrikanischen    fe-Stationen, 230 englischsprachige
                                                                                       • 1. Juli 1976: Umbenennung in
   Guinea „Neu Guinea“ und ihre Be-         Grund- und Hauptschulen, 11 englisch-
                                                                                          Evangelisch-Lutherische Kirche von
   wohner „Papua“                           sprachige Oberschulen, 105 Schulen
                                                                                          Papua-Neuguinea (ELC-PNG),
                                            (Vorschulen und Elementarstufe) in
• 1828: Niederlande nehmen west-                                                         Mitglied im Lutherischen Weltbund
                                            Pidgin-Englisch. Insgesamt unterrichten
   liches Neuguinea als Teil Niederlän-                                                • 1982: dritter Bischof: Getâke Gam
                                            2.500 Lehrer 57.500 Schüler.
   disch-Indiens in Besitz
                                            Es gibt zwei Ausbildungsstätten für        • Mai 1998: Wahl von Dr. Wesley Kiga-
• 1872: Beginn der Londoner                Evangelisten und vier für Frauenarbei-        sung zum vierten Bischof der ELC-PNG
   Mission in Papua                         terinnen. Zusammen mit der Gutnius         • 14. Mai 2008: Bischof Dr. Wesley
• 1874: australische Methodisten           Lutheran Church (zweite lutherische           Kigasung gestorben
Das rechtlose Rückgrat
                           Im östlichen Hochland von Papua-Neuguinea liegt Asaroka. Von einem Besuch dort und in
                           einem Krankenhaus an der Küste hat Birgit Jaeger-Brox folgende Eindrücke mitgebracht. Die
                           Situation der Frauen in Papua-Neuguinea von Birgit Jaeger-Brox

                                                                                         Frauen im Dorf
                                                                                         80 Prozent der Bevölkerung Papua-
                                                                                         Neuguineas leben in Dorfgemein-
                                                                                         schaften auf dem Land vom Ertrag
                                                                                         ihrer Gärten. Die Familien leben in
                                                                                         einfachen Häusern aus Naturmaterial,
                                                                                         das sie in der Umgebung finden. Das
                                                                                         Grundgerüst besteht aus Holz, die
                                                                                         Wände aus geflochtenen Bambus-
                                                                                         matten und das Dach aus Kunaigras.
                                                                                         Im Hochland werden die Häuser mit
                                                                                         einem offenen Feuer in einem trans-
                                                                                         portablen Feuerbecken aus Metall
                                                                                         nachts beheizt. Es gibt keinen Kamin,
                                                                                         der Rauch zieht durch Dach und Wän-
                                                                                         de ab.
                                                                                             In den Dörfern sind die Frauen
                                                                                         für Familie und Garten zuständig.
                                                                                         Sie bauen für den täglichen Bedarf
                                                                                         Süßkartoffeln, Gemüse und Obst
                                                                                         an. Die fruchtbaren Böden, verbunden
                                                                                         mit tropischem Klima nur wenig
                                                                                         südlich des Äquators, erlauben das
                                                                                         ganze Jahr über Anbau und Ernte.
                                                                                             Überschüsse werden auf dem Markt
                                                                                         verkauft. Das so erwirtschaftete Geld
                                                                                         wird dringend für kleine Anschaf-
                                                                                         fungen, die Schulgebühren der Kinder
                                                                                         und die medizinische Versorgung
                                                                                         gebraucht. Es ist oft das einzige Geld,
                                                                                         das den Familien zur Verfügung steht.
                                                                                         Viele Dörfer im Hochland von Papua-
                                                                                         Neuguinea (PNG) sind nur zu Fuß auf
                                                                                         schmalen, steilen Wegen erreichbar.
                                                                                         Befahrbare Straßen gibt es nur wenige.
                                                                                         Alles, was die Frauen auf ihren We-
                                                                                         gen zu Fuß transportieren müssen,
                                                                                         die Ernte aus dem Garten, Feuerholz
                                                                                         oder auch das Baby, laden sie in selbst
                                                                                         hergestellte Netzsäcke (Bilum). Die oft
                                                                                         über 30 kg schweren Bilums tragen sie
FOTO: Birgit Jaeger-Brox

                                                                                         mit ihrem Kopf auf ihrem Rücken.
                                                                                             Im Hochland von PNG kann die
                                                                                         Bevölkerung zusätzlich Geld mit dem
                                      Die Frauen sind in den
                                                                                         Ertrag ihrer Kaffeegärten verdienen.
                                   Dörfern für ihre Familien und
                                    die Gärten verantwortlich.
Papua-Neuguinea Frauen in PNG                                    [27]

Schul- und Ausbildung                      Menschen in den Dörfern steht nur das          sind bei Notfällen meist viel zu weit.
von Mädchen und Frauen                     Wasser zur Verfügung, das in Wasser-           Weitere Ursachen sind die Gewalt
Die meisten Mädchen haben heute            tanks gesammelt oder in Kanistern von          gegen Frauen und die Erschöpfung der
die Möglichkeit, die Schule zu besu-       Quellen oder Flüssen ins Dorf getragen         Frauen durch viel Arbeit, viele Kinder
chen, nur in weit entlegenen Gebieten      wurde. Brunnen oder Wasserpumpen               und wenig Hilfe.
haben die Kinder oft keinen Zugang         haben wir nicht gesehen. 61 Prozent                Das Yagaum-Krankenhaus der ELC-
zur Schulbildung. Wenn den Eltern          der Bevölkerung müssen ohne zuver-             PNG bietet deshalb einmal pro Woche
die Ausbildung ihrer Töchter wichtig       lässige Wasserversorgung leben.                eine Sprechstunde für Schwangere an.
ist und sie in der Lage sind, die Schul-       Morgens und abends wird Was-               Zusätzlich wird vom Personal des Kran-
bzw. Studiengebühren zu bezahlen,          ser für die Zubereitung von Tee oder           kenhauses an vier Tagen in der Woche
dürfen die Mädchen mehrere Jahre zur       Kaffee am offenen Feuer erhitzt. Sind          eine mobile Klinik in der ländlichen
Schule gehen und später auch studie-       Wassertanks vorhanden, steht auch im           Region betrieben. Regelmäßig werden
ren. Gibt es jedoch finanzielle Schwie-    Dorf Wasser zur Körperpflege und zum           die Dörfer besucht, Kinder unter fünf
rigkeiten in den Familien, müssen die      Abwasch zur Verfügung, andernfalls             Jahren geimpft und Schwangere ermu-
Mädchen oft zu Hause bleiben, wäh-         geht man zum nächstgelegenen Fluss.            tigt, zur Sprechstunde ins Krankenhaus
rend den Jungen der Abschluss ihrer            Das größte gesundheitliche Risiko          zu kommen.
Schul- und Berufsausbildung gewährt        für Frauen in PNG sind Schwanger-                  Die Evang.-Luth. Kirche von
wird. Etwa die Hälfte der erwachsenen      schaft und Geburt. Papua-Neuguinea             PNG versucht mit Unterstützung der
Frauen lebt im Dorf, ein Viertel lebt      hat die höchste Sterberate im west-            Partnerkirchen in Übersee, wozu auch
in der Stadt und nur ein Viertel der       lichen Pazifik: pro 100.000 Schwangere         die bayerische Landeskirche gehört,
Frauen ist in einem Angestelltenver-       sterben 870 Mütter jährlich im Verlauf         die Lebensbedingungen der Menschen
hältnis beschäftigt.                       von Schwangerschaft und Geburt,                in den ländlichen Gebieten mit ihren
                                           insgesamt 2.600 Frauen pro Jahr.               zahlreichen Bildungseinrichtungen,
Frauen in der Kirche                       Ursachen sind mangelnde gesund-                den Basiskrankenhäusern und
In der Evangelisch-Lutherischen Kirche     heitliche Aufklärung und ein zusam-            Gesundheitsstationen sowie dem
von Papua-Neuguinea (ELC-PNG)              menbrechendes Gesundheitssystem.               Lutherischen Entwicklungsdienst
stehen die Frauen noch in der zweiten      Die Wege zu den Krankenhäusern                 zu verbessern.
Reihe. Sie können zwar an einem
der drei Pastorenseminare, dem Mar-
tin-Luther-Seminar in Lae, studieren,
werden danach aber nicht ordiniert
und können somit keine kirchenleiten-
den Funktionen übernehmen. Dennoch
engagieren sich die Frauen selbstbe-
wusst in der Frauenarbeit, schließlich
waren es Frauen, die zuerst das leere
Grab Christi fanden und die Botschaft
von seiner Auferstehung den Jüngern
brachten. Auch heute sehen sie ihre
Aufgabe darin, das Evangelium in
ihren Familien und als Leiterinnen der
Frauenarbeit anderen Frauen weiterzu-
geben.
    In allen Gemeindeverbänden
wurden uns die Leiterinnen der Frauen-
arbeit vorgestellt. Ein Besuchsdienst
und die Trauer- und Witwenbeglei-
tung gehören zur Frauenarbeit in den
                                                                                                                                    FOTO: Birgit Jaeger-Brox

Gemeinden. Auf Dekanatsebene wird
u. a. der ökumenisch gefeierte Weltge-
betstag vorbereitet, Kurse und die Kon-
ferenz der Frauenarbeit abgehalten.

Frauen und Gesundheit
Fließendes Wasser und elektrischen                   Oft müssen Mädchen jedoch zurückstecken, wenn es um Bildung und
Strom gibt es nur in den Städten. Den            Ausbildung geht. Nur ein Viertel der Frauen geht einer bezahlten Tätigkeit nach.
Der Großteil der Menschen in Pa-
                                                                                      pua-Neuguinea (PNG) ist relaxt,
                                                                                      freundlich und hilfsbereit. Gleichzei-
                                                                                      tig ist eine große Bereitschaft Vieler
                                                                                      vorhanden, Konflikte mit Gewalt zu
                                                                                      ’lösen’. Die relaxten Gemüter können
                                                                                      sich innerhalb einer Sekunde derma-
                                                                                      ßen erhitzen, dass Blut fließen muss.
                                                                                          Bei den Auseinandersetzungen
                                                                                      zwischen den Clans geht es häufig um
                                                                                      Grund und Boden, Frauen und Schwei-
                                                                                      ne. Falls die Streitparteien zum Gericht
                                                                                      gehen (Dorfgericht oder Staatsge-
                                                                                      richt), wird eine Einigung erzielt. Aber
                                                                                      manchmal bereinigt das nicht wirklich
                                                                                      die Auseinandersetzung, und es wird
                                                                                      ’zurückgezahlt’, bis dahin, dass Häuser
                                                                                      brennen, die Gärten (und somit die Le-
                                                                                      bensgrundlage) völlig zerstört werden
                                                                                      und es Tote gibt.
                                                                                          Und es gibt eine andere Art von
                                                                                      Gewalt, die sehr alltäglich ist, nicht so
                                                                                      offensichtlich, und von vielen akzep-
                                                                                      tiert wird: Strukturelle und häusliche
                                                                                      Gewalt, meist gegen Frauen, wenn
                                                                                      Frauen mit Verachtung begegnet wird,
                                                                                      die Frau geprügelt wird, weil sie ihre
                                                                                      Arbeit nicht verrichtet oder keine
                                                                                      Kinder bekommt, die Frau kein Geld
                                                                                      bekommt - falls eine Einkommens-
     Die Illustration aus Papua-Neuguinea zeigt deutlich die Zerrissenheit zwischen   möglichkeit besteht, um die Familie
             Tradition und Moderne, in der sich viele Neuguineer wiederfinden.        zu versorgen, der Frau das Recht auf
                                                                                      Meinungsäußerung abgesprochen
                                                                                      wird, der Mann ohne Zustimmung der
                                                                                      Frau sich eine Zweit- und Drittfrau
                                                                                      ’zulegt’ und die erste Frau und ihre

»Stap isi!« –
                                                                                      Kinder nicht mehr richtig versorgt
                                                                                      werden. Einige Frauen wissen sich auf
                                                                                      ihre Art zu wehren, so sind gerade in
                                                                                      den Städten immer wieder Frauen zu
                                                                                      sehen, die mit Messern um einen Mann

Bleib entspannt!
                                                                                      kämpfen. Oder es gibt Frauen, die sich
                                                                                      den versuchten Vergewaltigungen in
                                                                                      der Ehe erwehren, indem sie mit einer
                                                                                      dicken Nadel, die sie für das Herstellen
                                                                                      der Bilums (Netzsäcke) benötigen, als
Zwei Gruppen von Männern sitzen zusammen, um eine                                     Selbstverteidigungswaffe schlafen ge-
Meinungsverschiedenheit zu schlichten. Plötzlich springt einer                        hen oder ihre Männer verprügeln. Oft
                                                                                      hat Gewalt in PNG mit dem Alkohol-
auf, zieht sein T-Shirt aus und schmeißt es auf die Erde.                             und Marihuanakonsum zu tun.
Das ist das Signal, dass es zum Kampf kommen wird, und so-                                Die Polizei hat manchmal Macht
fort springen alle anderen auf. Einige jedoch sind bereit, fried-                     und greift bei den verschiedenen Ge-
                                                                                      walttaten ein. Üblich ist, dass die
lich zu bleiben und versuchen die Gemüter ’herunterzukühlen’:                         Polizei bei Verhaftungen die Verdächti-
“Stap Isi“! Diese Auseinandersetzung hat nun eine Chance,                             gen kräftig verprügelt oder ins
friedlich eine Einigung zu erzielen. Ein Text von Jutta Bartels                       Knie schießt. Aber manchmal sind den
Papua-Neuguinea Gewalt                     [29]

Polizisten durch das Verwandtschafts-     Moresby, Goroka, Mount Hagen und            nen breiten Multiplikationseffekt hat.
system die Hände gebunden, oder es        einige in Lae. Die meisten Menschen,            Ein besonderer Schwerpunkt
ist kein Dieselkraftstoff vorhanden, um   die in den Dörfern leben, haben             dabei ist die Beratungs- und Seel-
Täter aufzuspüren. So bleibt es oft den   schlechten Zugang zu Hilfen, Kursen         sorgeausbildung der Studenten, um
Menschen überlassen, ihre Angelegen-      und Materialen, auch weil diese häufig      im Vorfeld friedfertige Konfliktlö-
heiten selber zu regeln.                  nur in englischer Sprache verfasst sind.    sungsmöglichkeiten aufzuzeigen, und
    Seit der Unabhängigkeit 1975              Innerhalb der Evangelisch-Luthe-        nach Gewalttaten behilflich zu sein,
hat sich eine neue Gewaltform stark       rischen Kirche von Papua-Neuguinea          diese zu verarbeiten. In einigen Di-
verbreitet, die besonders die Frauen      (ELC-PNG) wird an zwei Institutionen        strikten der ELC-PNG wird versucht,
in ihrer Bewegungsfreiheit stark ein-     zum Thema gearbeitet: Am ’Natio-            Programme zur ’Überwindung von
grenzt: Straßenüberfälle, Verge-          nalen Frauenfortbildungszentrum’            Gewalt’ anzubieten:
waltigungen und Gruppenvergewal-          in Banz, das Kursleiter/innen für die           Kurse werden veranstaltet, ein
tigungen, letztere manchmal als ein       einzelnen Kirchenkreise ausbildet, mit      Zentrum für Gewaltopfer wurde er-
’Bestrafungsakt’ für einen Konflikt       dem Schwerpunkt Bibelarbeiten zur           richtet, und einige arbeiten mit ande-
zwischen dem Vergewaltiger und            Überwindung von Gewalt. Am ’Seni-           ren Kirchen sowie staatlichen Instituti-
einem Verwandten des Opfers. Hinzu        or-Flierl-Seminar’, einem der drei nati-    onen und Organisationen zusammen.
kommt, dass in den letzten Jahren die     onalen Pastorenausbildungsstätten der           Diese Arbeit findet vereinzelt statt
Morde aufgrund von Verdächtigungen        ELC-PNG, das die Theologiestudenten         und es beginnt, dass Frauen und
der Zauberei immer mehr zunehmen.         und ihre Frauen befähigt, Präventi-         Männer gemeinsam versuchen, Ursa-
    Gewalt in Papua-Neuguinea             onskurse zu geben und verschiedene          chen von Gewalt zu überwinden und
hat teilweise unterschiedliche Gründe     Konfliktlösungsstrategien zu nutzen.        Gewalt zu vermeiden. Jedoch ist die
in den Dörfern und in den Städten         Die Absolventen gehen zurück in ihre        ’Überwindung von Gewalt’ keine weit
mit den illegalen Ansiedlungen, weil      Distrikte, so dass diese Arbeit auch ei-    verbreitete kirchliche Bewegung.
die Lebensumstände so verschieden
sind. Ebenso unterscheiden sich die
Kulturen im Hochland, an der Küste                  Ein Aspekt der Gewalt ist in Papua-Neuguinea wie auch anderswo das
                                                    Thema Aids. Mit Kampagnen versuchen Staat und Kirche aufzuklären.
und auf den vielen kleinen Inseln
erheblich. Die melanesischen Kulturen
haben viele friedfertige Konfliktlö-
sungsstrategien wie Mittelsmänner
und –frauen, deeskalierende Verhal-
tensweisen und Versöhnungsrituale
wie gemeinsames Essen, Betelnuss-
oder Zuckerrohrteilen, Austausch von
Kompensationszahlungen.
    Überwindung von Gewalt in
Papua-Neuguinea ist wie überall auf
der Welt eine Frage des persönlichen
Einsatzes und der Grundeinstellung
                                                                                                                         FOTO: MEW/Archiv

der Gemeinschaft, sowie der struktu-
rellen und rechtlichen Möglichkeiten
der Dörfer und des Staates. Es gibt
in Papua-Neuguinea verschiedene
Programme von Nichtregierungsorga-
nisationen zum Thema ’Überwindung
von Gewalt’, die die vorhandenen
Ressourcen stärken wollen und zu-
sätzliche Möglichkeiten bieten möch-
ten, wie etwa die Arbeit mit Kindern,
Hilfe für Opfer von häuslicher Gewalt,
Unterstützung von HIV/Aids-infizierten
Menschen, Aufklärungsmaterialien
über die Rechtslage, Gender-Kurse,
                                                                                                                         FOTO: Katja Göbel

Konfliktbewältigungskurse und mehr.
    Viele dieser Institutionen befinden
sich in den großen Städten wie Port
gleicher Weise auf die Missionare
                                                                                                             aus Übersee und die Evangelisten von
                                                                                                             den Küstenregionen Neuguineas zu,
                                                                                                             die einst ins Hochland zogen.
                                                                                                                 Besuchern werden Kirchen, Schu-
                                                                                                             len, Krankenstationen und Ausbil-
                                                                                                             dungsstätten gezeigt. Junge Menschen
                                                                                                             bezeugen, wie für sie in einer Einrich-
                                                                                                             tung, die aus missionarischer Arbeit
                                                                                                             hervorging, ihre berufliche Karriere
                                                                                                             begann. Regierungen bedanken sich
                                                                                                             für diese wertvollen Beiträge zur

                                                                                  FOTO: Dekanat Heidenheim
                                                                                                             Entwicklung eines ganzen Landes.
                                                                                                             Die Botschaft, die Missionare brachten,
                                                                                                             ist nach wie vor Frieden stiftend
                                                                                                             für verfeindete und Gewalt ausübende
                                                                                                             Gruppen. Sie ermöglicht bis heute
                                                                                                             Gemeinschaft zwischen Menschen,
                                                                                                             die nicht in einer, sondern in über 800
                                                                                                             Sprachwelten zuhause sind. Sie ist
          Aus der Missionstätigkeit ist heute partnerschaftliche Zusammenarbeit
                                                                                                             befreiend geblieben für jene in Äng-
            zwischen Menschen und Kirchen verschiedener Kulturen geworden.
                                                                                                             sten und Zwängen, die es heute nicht
                                                                                                             nur mit Ahnengeistern und Dämonen
                                                                                                             zu tun haben, sondern auch mit den

Mission:
                                                                                                             Mächten, die ihre Natur zerstören, ihre
                                                                                                             Schätze rauben und ihre Inseln unter-
                                                                                                             gehen lassen.
                                                                                                                 Diese Bekenntnisse aus unserer
                                                                                                             Partnerkirche wecken und stärken

Veränderungen
                                                                                                             heute den Glauben von Menschen in
                                                                                                             unserem Land. Aber hier wird keine
                                                                                                             Erfolgsgeschichte, romantisch verzerrt,
                                                                                                             erzählt. Missverständnisse, Scheitern
„Was bedeutet Mission eigentlich für euch?“, wollte eine                                                     und Schuld müssen ebenso wenig ver-
Besucherin aus Deutschland von Christen in Papua-Neuguinea                                                   schwiegen werden, wie die Probleme
                                                                                                             mit einer jungen eigenständischen
wissen. „Ich bin mit einem eher negativen Bild aufgewachsen,                                                 lutherischen Kirche Papua-Neuguineas,
aber wie seht Ihr selbst die Arbeit der Missionare?“ Gedanken                                                die immer das Fernziel aller missio-
zum Thema von Karl Albani                                                                                    narischen Arbeit war.
                                                                                                                 Doch wer nach Antworten sucht,
                                                                                                             muss selbst aufbrechen, Mission vor
Diese Frage zu beantworten, fällt            Neuguineas hatten von frühester Zeit                            Ort erleben und im Gespräch mit
auch den Menschen dort nicht leicht,         an eben nicht nur eine weiße Hautfar-                           Schwestern und Brüdern eigene Vor-
schließlich gilt es eine über 123 Jahre      be. Abertausende von einheimischen                              stellungen korrigieren.
lange Geschichte zu erzählen und zu          Christen wurden zu Botschaftern
bewerten. Viele haben diese Geschich-        Gottes in ihrem eigenen Land.
te mit geschrieben: Menschen aus                 So erzählen die Christen dieses
                                                                                                                                                    FOTO: Dekanat Heidenheim

Deutschland, den Vereinigten Staaten         Südseelandes von Männern, Frauen
von Amerika, Kanada und Australien.          und auch Kindern, die nicht nur
Lutherische Christen, die eines begrif-      mit vielen guten Worten kamen, son-
fen hatten: „Gottes Wohltaten, wie           dern ihren Glauben vorlebten. Mit
sie uns Jesus Christus in Worten und         Respekt reden sie von erfahrener Liebe
Zeichen vermittelt hat, sind nicht nur       und aufopferndem Einsatz, von der
für uns da. Wir verkünden sie und            Mühe, Menschen einer fremden Kultur
                                                                                                                 Partnerschaft lebt von Begegnung.
teilen sie mit anderen, zu denen Gott        zu verstehen und einer oder eine                                 Landesbischof Dr. Johannes Friedrich mit
uns sendet.“ Aber die Missionare             von ihnen zu werden. Und das trifft in                              Besuchern aus Papua-Neuguinea.
Papua-Neuguinea Kreuz des Südens       [31]

Herausforderungen
an Kirche und Mission
Der Beginn der lutherischen Mission vor mittlerweile 123 Jahren bedeutete einen
historischen Aufbruch für das Land Papua-Neuguinea. Mit dem neuen Glauben setzte eine
umfangreiche Befriedung an den Küsten und im Hochland ein, die Grundlage für die
Bildung einer nationalen Kirche sowie den Aufbau von Infrastruktur und Bildungssystemen
ist. Eine Situationsbeschreibung von Martin Krieg

Noch heute wird die Mission als             war. Als qualifizierte Theologinnen        nalbischof des Hagen-Distrikts gewählt
„Friedensstifterin“ geschätzt. Allerdings   finden sie mit diesem Abschluss derzeit    und nach innerkirchlichen Konflikten
ist wahrzunehmen, dass der Auf-             eine Anstellung im Bereich der sozialen    seines Amtes enthoben wurde, verstärk-
schwung der frühen Jahre vorüber            Dienste der Kirche.                        ten sich über die Jahre. Die Melpa-
ist: Das staatliche und kirchliche              Zur Einbindung von Jugendlichen        Gemeinden gründeten im Januar 2000
Bildungssystem geht oftmals an den          in die kirchlichen Gemeinden hat die       die lutherische Melpa-Kirche (MLC) mit
Bedürfnissen der Menschen vorbei, es        ELC-PNG das so genannte 5-Star-Pro-        etwa 30.000 Mitgliedern und wählten
mangelt an qualifizierten Lehrkräften       gramm neu aufgelegt. In Kursen und         Dole zu ihrem Bischof. Die Anerken-
und Lehrmaterialien vor allem in den        Workshops werden sie zu qualifizierten     nung als eigenständige lutherische Kir-
ländlichen Gebieten. Die scheinbar          Gruppenleiter/innen ausgebildet, so dass   che ist ihnen von der ELC-PNG und dem
überwundenen Gegensätze der Clans           sie Verantwortung in den Gemeinden         Lutherischen Weltbund (LWB) bislang
treten heute auch innerhalb der Kirche      wahrnehmen und neue Gottesdienst-          versagt geblieben.
wieder deutlich hervor. Hinzu kommen        und Musikformen entwickeln können.             Vermittlungsversuche deutscher
gesellschaftliche Veränderungen wie             Im Jahr 2006 konnte die ELC-PNG        Missionswerke und des LWB haben
das rasante Bevölkerungswachstum.           die Abspaltung der lutherisch charis-      dazu geführt, dass die Beziehungen
Fast 40 Prozent der Bevölkerung sind        matischen Gruppierungen durch die          zwischen ELC-PNG und MLC nie voll-
jünger als 14 Jahre. Landflucht und         Einrichtung eines Dialogprogramms          kommen abbrachen. Nach dem Besuch
Kriminalität sind weitere Probleme, die     überwinden. Vorausgegangen waren           des Präsidenten des LWB, Bischof
die Kirche vor neue Aufgaben stellt.        mehr als fünfzehn Jahre theologischer      Dr. Christian Krause, im Jahr 2002
     Derzeit erarbeitet das Nationale       Auseinandersetzungen und Ausgren-          und des Generalsekretärs des LWB,
Frauenzentrum in Banz zusammen              zungen. Entstanden aus der Jugend-         Dr. Ishmael Noko, 2004, kam es zu
mit dem Predigerseminar in Logaweng         bewegung der 1980er Jahre ent-             rituellen Versöhnungsgesten. Direkte
Unterrichtsmaterialien zum Thema            wickelten sich die Gruppierungen zu        Gespräche zwischen dem inzwischen
„Überwindung von Gewalt“. Konkret           einer spirituellen Erneuerungsbewe-        verstorbenen Bischof Dr. Wesley
geht es um Themen wie Konfliktbe-           gung. Das Dialogprogramm konnte Dif-       Kigasung und Sanangke Dole führten
wältigung, gewaltfreie Kommunikation        ferenzen ausräumen und nachweisen,         auf der Synode der ELC-PNG 2008
und Gendergerechtigkeit. Zielgruppe         dass in der Gemeindetheologie dieser       in Mount Hagen zu einer weiteren
dieses Kursprogramms sind theolo-           Gruppen sich melanesische Kultur und       Geste der Versöhnung. Bischof Kiga-
gische Studenten und Frauen, die das        Christentum neu begegnen und da-           sung entschuldigte sich im Namen der
Thema in die Kirchengemeinden tragen.       durch andere Ausprägungen als bisher       ELC-PNG bei Sanangke Dole für die
Frauen, die in der Evangelisch-Luthe-       in der ELC-PNG gewohnt, entstanden.        vergangenen Fehlentscheidungen von
rischen Kirche von Papua-Neuguinea              Aufbrüche dieser Art machen aus        Synode und Kirchenleitung und erklärte
(ELC-PNG) bislang nicht ordiniert           der reagierenden Kirche eine agierende.    die Suspendierung für ungültig. Damit
werden, haben seit einigen Jahren die                                                  ist Dole rechtmäßiger Distrikt-Präsident
Möglichkeit, ein volles Theologiestu-       Auch im Melpa-Hagen-Konflikt,              des Hagen-Distrikts und gleichzeitig
dium am Martin-Luther-Seminar in            einem langjährigen, internen Streit        Bischof der MLC. Eine zügige Wieder-
Lae zu absolvieren. Damit eröffnet die      der lutherischen Kirche zeichnet sich      vereinigung beider Kirchen ist zwar
Kirche Frauen zumindest im Bereich          nach über 20 Jahren eine Entspannung       unwahrscheinlich, ein Zusammenwach-
theologischer Ausbildung einen Weg,         ab. Auseinandersetzungen um Pfarrer        sen aufgrund der verbesserten
der vorher nur Männern vorbehalten          Sanangke Dole, der 1982 zum Regio-         Beziehungen aber denkbar.
[32]   Papua-Neuguinea Kreuz des Südens

   Tuberkulose und Aids
   „Unsere Prioritäten gelten dem Gesundheitswesen, der Erziehung und Bildung und dem
   Ausbau der Infrastruktur.“ Mit dieser Kernaussage präsentieren sich in regelmäßigen Abstän-
   den Regierungsvertreter in den öffentlichen Medien. Über die Grenzen des Gesundheitssystems
   in Papua-Neuguinea von Christa Thumser

   Je weiter man sich von Hauptstadt           Jahren sind am häufigsten betroffen.       und die Siebenten-Tags-Adventisten,
   und Regierungssitz Port Moresby ent-        Mehr als 90 Prozent der Ansteckungen       versuchen mit Aufklärungsprogram-
   fernt, in die unzugänglichen ländlichen     erfolgen über heterosexuellen Ge-          men, Beratungs- und Behandlungszen-
   Regionen Papua-Neuguineas, in denen         schlechtsverkehr. Für 2010 werden          tren bevölkerungsnahe Hilfe anzubie-
   80 Prozent der Bevölkerung leben, de-       mehr als 120.000 Infizierte prog-          ten. Die Evangelisch-Lutherische Kirche
   sto weniger spürt man von der tatsäch-      nostiziert. Nur 20 Prozent der Er-         von Papua-Neuguinea (ELC-PNG)
   lichen Umsetzung dieser Zielvorgaben.       krankten werden nach Voraussagen           widmet sich seit einigen Jahren mit
       Dorfgesundheitsposten sind seit         überhaupt die Möglichkeit einer Be-        ihrem „Lutheran Life Care“-Programm
   Jahren verwaist, ländliche Kranken-         handlung erhalten. Faktoren wie hohe       unter Mithilfe ausgewählter Freiwilli-
   häuser leiden unter unzuverlässigem         Arbeitslosigkeit, sinkendes Einkommen,     ger hauptsächlich der Aufklärung und
   Medikamentennachschub, sinnvolle            zunehmende Mobilität, Drogen und Al-       versucht, christliche Wertmaßstäbe
   Programme zur Bekämpfung der weit-          kohol tragen zur Aids-Ausbreitung bei.     zu vermitteln. Australien unterstützt
   verbreiteten Tuberkulose werden             Vielerorts arbeiten Männer in Minen,       in großem Rahmen Maßnahmen mit
   nur lückenhaft umgesetzt. Bezüglich         auf Plantagen und in Holzabbaucamps        personellem und millionenschwerem
   Mütter- und Säuglingssterblichkeit          und sind deshalb monatelang von ihren      finanziellen Einsatz.
   steht Papua-Neuguinea (PNG) mit an          Familien getrennt.                             Der Erfolg vieler Strategien wird
   der Weltspitze.                                 „Es bedarf der gebündelten Kraft-      oftmals skeptisch beurteilt. Versucht
       Der Weg ins nächste Kranken-            anstrengung aller Bevölkerungs-            man, finanzielle Unterstützung
   haus ist oft weit und beschwerlich,         gruppen, Kirchen, Nichtregierungs-         zu erhalten, um vor Ort mit kleineren
   regelmäßige Untersuchungen bei              organisationen und der Hilfe internati-    Aktionen Aufklärung zu betreiben,
   chronischen Krankheiten wie Diabetes        onaler Spenderorganisationen, um           erhält man oft nur ein bedauerndes
   oder Bluthochdruck werden deshalb           der Bedrohung Herr zu werden“, heißt       Achselzucken zur Antwort. Wieder
   nicht wahrgenommen. Wenn wochen-            es wieder regelmäßig in den Medien.        ist es gerade in den ländlichen Gebie-
   lange Regenfälle die ohnehin schon              1992 wurde auf nationaler              ten schwierig, überhaupt Informations-
   schlechten Wege und Straßen gänzlich        Ebene ein Gremium eingerichtet, das        material zu erhalten, das dazu meist
   unpassierbar machen, ist eine konti-        die Richtlinien zur Aids-Bekämpfung        in Englisch verfasst ist. Slogans und
   nuierliche Versorgung mit Medikamen-        erstellt. Auf Provinz- und Distriktebene   Poster entsprechen in Darstellung
   ten unmöglich. Alle gängigen Parameter      sollen Aids-Kommitees diese Richtli-       und Aussage oft nicht melanesischem
   zeigen deutlich, dass sich das Gesund-      nien umsetzen. Die Kirchen, allen voran    Denken und Verständnis. Nicht- oder
   heitssystem des Landes in den letzten       die römisch-katholische, anglikanische     Halbwissen dominiert in weiten Kreisen
   25 Jahren rapide verschlechtert hat.                                                   der Bevölkerung, die Angst vor der un-
       1987 wurden die ersten sechs                                                       heimlichen, zunächst nicht sichtbaren
   Aids-Fälle in Papua-Neuguinea dia-                                                     Krankheit führt zu Diskriminierung und
   gnostiziert. Seitdem steigen die Infek-                                                Ausgrenzung Betroffener. Der weit ver-
   tions- und Erkrankungszahlen stetig                                                    breitete Glaube an Geister und Zaube-
   an. Längst hat sich die Krankheit in alle                                              rei als Krankheitsursache kollidiert mit
   Regionen des Landes ausgebreitet. Die                                                  wissenschaftlichen Erklärungsmustern
   von Regierungsstellen selbst aufgrund                                                  ebenso wie Heilungsversprechen durch
   von unzureichenden Datensamm-                                                          diverse Sekten oder durch pflanzliche
   lungen als nicht zuverlässig eingestuf-                                                Medizin.
   te Statistik von 2007 berichtet von                                                        „Wir nehmen das Ganze nicht ernst
   23.000 gemeldeten HIV-Infektionen.                                                     genug. Wir halten Aids immer noch
   WHO-Schätzungen zur Häufigkeit der                                                     für Gerede, eine Mär“, so das Fazit von
   Erkrankung in der gesamten Bevölke-                                                    Amad Uma, der Leiterin des lutheri-
   rung variieren von 0,9 bis 2,5 Prozent.                                                schen Aids-Programmes zur gegen-
   Junge Frauen zwischen 16 und 25             Werbung für Kondome in Papua-Neuguinea.    wärtigen Situation.
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