KKoommppaassss - DMSG Berlin
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Kompass Ihr Wegweiser Ausgabe 1/2020 Fokus ge Beisltaaltungen Das neue Veran Coronavirus Seite 4 Unterwegs Barrierefreies Mikrowohnen Seite 18 Recht und Politik Das Bundes- teilhabegesetz Seite 20 Familie Alles, was Mütter bewegt Seite 24 Bild: Kireyonok_Yuliya/ freepik.com Berlin e. V.
Landesverband Inhalt 3 Editorials 15 Haushalt 2020 20 Änderungen durch das Bundesteilhabegesetz 16 Nachruf auf Karl-Heinz Werther 16 22 Reparaturmechanismen im Fokus Vertretung in der Geschäfts- stelle Gehirn 17 40 Jahre Landesvereinigung 23 Die Schwerbehindertenver- 4 Das neue Coronavirus tretung im öffentlichen Dienst Selbsthilfe 8 Psychische Bewältigung 24 Angebote zum Mutter-Dasein der Pandemie 18 Ausstellung Barrierefreies Mikrowohnen 26 Künstlerin Hannah Valentin 10 Wir sind für Sie da! im Porträt 19 Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz 27 Kinderbuch-Tipp 11 Haustierfoto-Ausstellung 19 Recht auf selbstbestimmtes „Alle behindert!“ 12 Geschäftsbericht 2019 Sterben gestärkt 28 Welt MS Tag Impressum +++ Mitgliederversammlung verschoben +++ Herausgeberin: Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, Landesverband Berlin e. V. Sitz der Geschäftsführung: ! Aachener Straße 16, 10713 Berlin Wichtiger Hinweis zur ordentlichen Telefon: 030/313 06 47 E-Mail: info@dmsg-berlin.de Mitgliederversammlung 2020 Verantwortlich für den Inhalt: Der Vorstand Priv.-Doz. Dr. med. Karl Baum Die ordentliche Mitgliederversammlung der DMSG Landesverband Berlin e. V., V.i.S.d.P.: Karin May Die Redaktion behält sich die Kürzung von Artikeln vor. die gewöhnlich in der ersten Jahreshälfte stattfindet, wird aufgrund der Corona- viruspandemie verschoben. Diese Entscheidung wurde juristisch geprüft. Redaktion: André Bunde (abu) Redaktionelle Beratung: Kathrin Geyer Zu gegebener Zeit und wenn die Umstände es zulassen, erfolgt die fristgerech- Spendenkonto: Sparkasse Berlin te Einladung zu unserer diesjährigen Mitgliederversammlung in schriftlicher BIC: BELADEBEXXX IBAN: DE95 1005 0000 1130 0045 00 Form über das Mitgliedermagazin KOMPASS oder persönlich per Post. Gestaltung und Druck: KOMAG mbH, Berlin, Gerhard-Winkler-Weg 13, 12355 Berlin Im Namen des Vorstandes KOMPASS erscheint halbjährlich. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Priv.-Doz. Dr. med. Karl Baum Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15.09.2020 Für die Unterstützung unserer Arbeit auch im Jahr 2020 bedanken wir uns ganz herzlich bei: e Nr. 2 | 2016 AOK, BKK, Techniker Krankenkasse, DRV Berlin-Brandenburg, DRV Bund, Land Berlin, Gemeinnützige Hertie-Stiftung und Badzinski-Stiftung. Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen genannten und nicht genannten Spendern und Ehrenamtlichen für ihre Unterstützung. 2 • Kompass 1/2020
Landesverband Editorials ser Zeit eigentlich jeden Tag: angefan- gen bei der spontanen Bereitschaft, ehrenamtlich für unsere Mitarbeiten- den Behelfsmasken zu nähen, über Karin May Desinfektionsmittelspenden bis hin zur Öffnung von Onlineangeboten an- Liebe Mitglieder, derer DMSG-Landesverbände für MS- Erkrankte in ganz Deutschland. Diese liebe Leser, Priv.-Doz. Dr. med. Karl Baum Solidarität, dieses gelebte Miteinander normalerweise sind wir um diese Zeit gibt mir Hoffnung, dass wir auch diese auf Hochtouren mit Vorbereitungen Herausforderung gemeinsam meis- Liebe Mitglieder, für die Mitgliederversammlung und tern werden. Miteinander stark! – das unsere Veranstaltungen rund um den ist unsere DMSG. Und das sind wir – die Corona-Pandemie hat unser Welt MS Tag beschäftigt. In diesem zurzeit am besten mit Abstand. Leben in einem Ausmaß verän- Jahr jedoch ist alles anders. Das neu- dert, wie es noch vor wenigen Mo- Natürlich finden Sie auch andere in- naten undenkbar war. artige Coronavirus lässt uns nicht zur teressante Themen im aktuellen Kom- Ruhe kommen, fordert immer wieder pass: Familie und MS, ein wichtiges Der wirksamste Schutz vor einer Anpassungen unseres Verhaltens und Thema für viele von Ihnen und des- Ansteckung ist die Einhaltung hinterlässt dabei mehr oder weniger halb ein Schwerpunktthema in dieser eines angemessenen Abstan- sichtbare Spuren. Ausgabe. Was macht eigentlich ein des zu Ihren Mitmenschen sowie Es ist ruhig geworden in den Räumen Schwerbehindertenvertreter? Diese der empfohlenen Hygiene- und der DMSG Berlin. Veranstaltungen und Frage beantwortet Ihnen Stephan Neu- Schutzmaßnahmen. Wir schützen Kurse sind vorerst abgesagt, die Grup- mann, ehrenamtliche Vertrauensper- dadurch nicht nur uns selbst, son- pen dürfen nicht mehr stattfinden, Be- son für schwerbehinderte Menschen dern auch die anderen. Wir tragen ratung findet momentan per Telefon im öffentlichen Dienst. Informationen also jeder für sich eine erhebli- oder E-Mail statt. Die Mitarbeitenden zu aktuellem Recht und natürlich aus che Eigenverantwortung. Nur so arbeiten von zu Hause, anstelle des wö- Ihrem DMSG-Landesverband fehlen können wir die Zahl der neu infi- chentlichen Teammeetings machen wir auch in dieser Ausgabe nicht. zierten Menschen reduzieren und jetzt Telefonkonferenzen. Die Recher- unsere Chance wahren, in kleinen Dennoch ist diese Frühjahrsausgabe che und Beschaffung von Schutzaus- Schritten zu einem normalen All- ein wenig schlanker als gewohnt – es rüstung für unsere Mitarbeitenden im tag zurückzukehren. fehlen die Gewinn- und Verlustrech- Betreuten Wohnen hat sich zu einer un- nung sowie die Einladung zur Mitglie- geahnten Herausforderung entwickelt. Mit einem so bisher nie da gewe- derversammlung. Dies ist der aktuel- senen, immensen Forschungs- Aber die Ruhe in unseren Räumen len Situation infolge des neuartigen engagement wird weltweit die täuscht – Stillstand liegt uns nicht: Wir Coronavirus geschuldet. Sobald die Entwicklung eines Impfstoffes vor- arbeiten auf Hochtouren daran, alter- Umstände es erlauben, werden wir Ih- angetrieben. Wir hoffen, dass die- native Angebote in Form von Videobe- nen mit der Einladung zur Mitglieder- se Entwicklung schnellstmöglich ratung oder Webinaren auf die Beine versammlung auch diese Unterlagen zu einem Ergebnis führt. Eine an- zu stellen, um Ihnen weiterhin Infor- zukommen lassen. Ich danke Ihnen dere Hoffnung ist die Entwicklung mation und Hilfe auf hohem Niveau für Ihr Verständnis. virushemmender Medikamente. anbieten zu können. Dank der groß- Über alle neuen Angebote, eventuelle zügigen Unterstützung der Gemein- Änderungen und aktuelle Informatio- Wir halten Sie mit regelmäßigen nützigen Hertie-Stiftung werden die nen halten wir Sie kurzfristig auf unse- Aktualisierungen zum neuen Co- Landesverbände hierfür eine bundes- rer Website, Facebook und Instagram ronavirus auf dem Laufenden. weite Online-Plattform nutzen können. auf dem Laufenden. Schauen Sie bitte Vielfältige Aktionen und Angebote zum Es grüßt Sie im Namen des Vor- regelmäßig vorbei, vor allem aber blei- Welt MS Tag am 30. Mai wird es eben- standes herzlichst ben Sie gesund. falls hauptsächlich online geben. Herzlichst Ihr Priv.-Doz. Dr. med. Karl Baum Miteinander stark! Das diesjährige Motto des Welt MS Tages – so passend, Ihre Karin May Vorstandsvorsitzender wie es nur sein kann – zeigt sich in die- Geschäftsführerin Kompass 1/2020 • 3
Fokus Das neue Coronavirus Das neue Coronavirus (SARS-CoV-2) führt auch in Deutschland weiterhin zu einer Zunahme infizierter Menschen. Neben allgemeinen Verhaltensempfehlungen gibt der Artikel (Stand: 29.04.2020) daher Informationen zum Zusammenhang zwischen einzelen MS-Therapien und Infektionsrisiko. Nach Einschätzung der Wissenschaft schlecht eingestellten Zuckerwerten • Versuchen Sie, sich möglichst we- (Virologie und Epidemiologie) ist mit das Risiko eines schwereren Verlaufes. nig mit den Händen in das Gesicht einer hohen Zahl nicht klinisch er- zu fassen, berühren Sie nicht Au- krankter oder klinisch kaum betroffe- Es gilt also, vor allem unsere gefährde- gen, Nase und Mund. ner infizierter Menschen zu rechnen. ten Menschen zu schützen. Diese aktuelle Einschätzung zugrunde • Denken Sie an eine mögliche Kon- gelegt, beträgt das Risiko, an dem neu- Das neue Coronavirus verbreitet sich tamination in Situationen, wo Men- en Coronavirus zu versterben, 0,2–0,7 über die Luft vor allem beim Husten schen in der Öffentlichkeit Dinge Prozent. Geschätzte 2–3 Prozent aller und Niesen, aber auch beim Sprechen berühren oder berühren müssen: Infizierten benötigen entsprechend in- und Singen sowie über Schmierinfek- Türklinken, Fahrstuhlknöpfe, Tür- tensivmedizinische Maßnahmen. tionen (Kontaktinfektionen). öffner, Wasserhähne etc. Beschrän- ken Sie solche Risiken auf ein Mini- Risikogruppen Hierbei ist es wichtig, mum. Während Kinder und Jugendliche in al- Hygieneregeln • Wenn Sie nach Hause kommen, ler Regel kaum oder nur geringe Sym- einzuhalten: waschen Sie als Erstes gründlich ptome zeigen, ist es bei der Genera- • Vermeiden Sie Anhusten und An- Ihre Hände einschließlich Nägel tion ab 60 Jahren anders. Je älter die niesen, halten Sie möglichst einen und Fingerzwischenräumen. Hier- Menschen sind, umso höher ist das Abstand von 1,5 Metern, besser bei genügt Seife. Generell gilt es, Risiko schwerer Verlaufsformen. Ein 2 Meter. Wenn Sie selber husten sich nach Risikosituationen mög- höheres Risiko haben auch Menschen oder niesen, drehen Sie den Kopf lichst die Hände zu waschen. Nach mit schwerwiegenden Erkrankungen vorher zur Seite und husten oder dem Händewaschen trocknen Sie vor allem im Bereich von Herz und niesen Sie in den Ellenbogen oder ihre Hände ab mit Einmalhandtü- Lunge, aber auch bei schweren Nieren- in ein Einwegtaschentuch. Vermei- chern oder unbenutzten Handtü- und Lebererkrankungen sowie Krebs- den Sie Menschenansammlungen, chern. Bei Mahlzeiten sollten Ge- erkrankungen. Diabetiker haben bei wenn immer möglich. fäße und Besteck nicht gemeinsam verwendet werden. Bei erhöhtem Risiko kann es sinnvoll sein, Ober- flächen in der Küche, im Bad oder Bild: Freepik.com auch im Büro etc. regelmäßig zu reinigen und mit handelsüblichen Oberflächendesinfektionsmitteln zu desinfizieren. Hierbei Handschu- he tragen und Lappen beziehungs- weise Reinigungstücher nur einmal anwenden beziehungsweise wa- schen oder entsorgen. Im Einzelfall kann das Tragen von Handschuhen sinnvoll sein, diese müssen täglich gewaschen und gewechselt werden. • Das Tragen von einem Mund-Nase- Schutz ist vor allem für Menschen mit Atemwegserkrankungen sinn- voll, um andere Menschen nicht zu gefährden. Nicht von Erkältungs- 4 • Kompass 1/2020
Landesverband Fokus Infektionsketten und der Aufrechter- haltung der medizinischen Notfall- versorgung. Viele Kliniken und auch die zuletzt entstandenen Spezialambulanzen (letztere mit Überweisung vom Haus- arzt) sind vorbereitet. Rufen Sie telefonisch eine dieser Kli- niken oder Spezialambulanzen an, benennen Sie klar und deutlich Ihre Symptome und sagen Sie, dass Sie eine Klärung wünschen. Die Klinik Bild: Engin_Akyurt/Pixabay.com oder Spezialambulanz wird Sie tele- fonisch beraten, ob der Verdacht be- gründet ist. In diesem Falle werden Sie gebeten, sich in der Klinik außer- halb der Notaufnahme oder in einer in der Nähe befindlichen, dafür vor- gesehenen Räumlichkeit einzufinden, im Falle von Spezialambulanzen nach genauer Vereinbarung über den Zeit- symptomen betroffene Menschen Wodurch macht sich das punkt und die Örtlichkeit. Informieren können zumindest die Virusbelas- neue Coronavirus beim Sie im Falle der Kliniken dann das Per- tung reduzieren, falls sie angehus- Menschen bemerkbar? sonal der Notaufnahme telefonisch tet oder angeniest werden. Schutz- von Ihrer Ankunft. masken müssen täglich gewechselt Klinische Leitsymptome sind trocke- werden. Deutschlandweit ist das ner Husten und Fieber. Im Gegen- Ein(e) mit Schutzkleidung ausge- Tragen eines Mund-Nase-Schutzes satz zur Grippe (Influenza A), die in rüstete(r) Mitarbeitende(r) wird Sie Pflicht in bestimmten Situationen, Deutschland mittlerweile abklingt, außerhalb der Notaufnahme bezie- in Berlin aktuell im öffentlichen Ver- bestehen weniger Gliederschmerzen hungsweise in der Spezialambulanz kehr und in Geschäften. Eine weite- und weniger eine ausgeprägte Abge- aufsuchen, notwendige Daten erhe- re Ausdehnung der Maskenpflicht schlagenheit. Auch Erkältungssymp- ben und bei begründetem Verdacht ist wahrscheinlich. tome wie Schnupfen und Halskratzen auf das neue Coronavirus einen Ra- schließen eine Infektion mit dem neu- chenabstrich am hinteren Rachen • Bei Verfügbarkeit von Desinfekti- en Coronavirus nicht aus. und in der Nase zur Durchführung des onsmitteln sollte das Etikett be- Schnelltestes vornehmen. achtet werden. Der Begriff „viruzid“ Die Inkubationszeit, also die Zeit vom (virushemmend) gibt einen Hinweis Kontakt mit einem infizierten Men- Es erfolgt eine Meldung an das zu- auf die Wirksamkeit des Desinfekti- schen bis zum Beginn der Symptome, ständige Gesundheitsamt. Der/die in onsmittels. beträgt im Mittel 5–6 Tage (Spannwei- den Kliniken oder Spezialambulanzen te 1–14 Tage). eingeschaltete Mitarbeitende wird • Ein direkter Körperkontakt ist zu Ihnen empfehlen, falls keine schwer- vermeiden, hierzu zählen auch das Wie ist das praktische wiegenden beziehungsweise lebens- Händeschütteln und Umarmen. bedrohlichen Symptome vorliegen, Vorgehen bei Verdacht auf zuhause zu bleiben. Das Gesundheits- • Sozialkontakte sind auf das unbe- das neue Coronavirus? amt wird sich nach Bekanntwerden dingt Notwendige einzuschränken Wichtig ist, dass Sie niemals unan- des Schnelltestes bei Ihnen melden (Kontaktsperre), Nachbarschaftshil- gekündigt Notaufnahmen der Klini- und alles Weitere an Maßnahmen mit fe ist im Einzelfall gefragt (siehe Stel- ken oder ambulante Praxen betreten. Ihnen besprechen. Eine Quarantäne lungnahmen der Bundeskanzlerin). Dies dient der Unterbrechung von zuhause (häusliche Absonderung) Â Kompass 1/2020 • 5
Fokus darf aufgrund der Hoheitsbefugnisse nur ein Amtsarzt des Wie hoch ist das Infektionsrisiko zuständigen Gesundheitsamtes aussprechen. Falls schwer- bei einer bestehenden Behandlung mit wiegende oder lebensbedrohliche Symptome wie Luftnot verlaufsmodifizierenden Medikamenten? und schnelle Atmung bei Verdacht auf das neue Coronavi- rus vorliegen, erfolgt eine gut vorbereitete und möglichst Basistherapien: die Umgebung nicht kontaminierende Aufnahme auf eine der vorbereiteten Isolierstationen. Immunmodulierende Therapien wie Interferone (Avonex, Betaferon, Extavia, Plegridy, Rebif) und Glatirameracetat Zum Schutz der Kliniken im Sinne einer Einschleppung des (Copaxone, Clift) führen grundsätzlich zu keinem erhöhten neuen Coronavirus wird von Besuchen in der Klinik generell Infektionsrisiko. Dies gilt auch für die Basistherapie mit Te- abgeraten (Besuchsverbot). Dies gilt im Übrigen auch für riflunomid (Aubagio). Im Falle von Dimethylfumarat (Tecfi- Pflege- und Seniorenheime. dera) besteht bei normalen weißen Blutkörperchen (Leuko- zyten, Lymphozyten) kein erhöhtes Infektionsrisiko. Da aber Dimethylfumarat bei einem kleinen Teil der Behandelten in Sind MS-Patienten im der Anfangsphase die Lymphozyten senken kann, kann in besonderen Maße gefährdet? dieser Phase ein erhöhtes Infektionsrisiko bestehen. Nein, sofern keine immunsuppressive Behandlung statt- findet (siehe unten). Bei stärkerer Behinderung besteht oft Eskalationstherapie beziehungsweise eine unzureichende Belüftung der Lunge und damit ein er- Behandlung der hochaktiven MS: höhtes Risiko für Atemwegsinfektionen. Der Krankheitsver- Natalizumab (Tysabri) kann nach aktueller Einschätzung lauf kann dann eventuell schwerer sein. fortgesetzt werden. Wie ist das Risiko bei Schubtherapien Bei Fingolimod (Gilenya) und dem neuen, für aktive sekun- mit Kortison (Methylprednisolon)? däre Progredienz zugelassenen Siponimod (Mayzent) be- steht bei den oft niedrigen Lymphozytenzahlen ein erhöh- Über einen kurzen Zeitraum kann das Infektionsrisiko er- tes Infektionsrisiko. Da bei Absetzen dieser Präparate aber höht sein. Bei der Notwendigkeit einer solchen Therapie das Risiko einer deutlichen Krankheitsaktivierung besteht, sollten Hygiene- und Schutzmaßnahmen strikt eingehalten sollten diese Medikamente unter Einhaltung strikter Hygie- werden. Unter anderem gilt es, das Kontaktrisiko zu anderen ne- und Schutzmaßnahmen fortgesetzt werden. Menschen so klein wie möglich zu halten. Hier kann eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sinnvoll sein. Bei sehr Depletierende Immuntherapien wie Ocrelizumab (Ocre- leichten, funktionell nicht bedeutsamen Schüben kann nach vus), Cladribin (Mavenclad), Alemtuzumab (Lemtrada), sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung eventuell auf eine sol- Mitoxantron und eventuell Rituximab (Mabthera, Off-Label- che Schubtherapie verzichtet werden. Eine andere Möglich- Anwendung) erhöhen das Infektionsrisiko, insbesondere keit ist, die Dauer der Kortisonpulstherapie zu begrenzen, in der Zeit nach der Anwendung. Im Falle von Ocrelizumab, zum Beispiel auf 3 aufeinanderfolgende Infusionen. Rituximab und Alemtuzumab kann wegen des Langzeit- effektes über eine Verlängerung des Intervalls zwischen den Anwendungen nachgedacht werden, ohne dass die Ge- fahr einer Aktivierung der MS besteht. Bei Cladribin kann das Intervall zwischen den beiden Therapiezyklen im Ein- zelfall verlängert werden. Bei den depletierenden Immuntherapien ist es sinnvoll, die Entwicklung der Immunzellen (Blutbild, Differentialblutbild, im Einzelfall – bei Ocrelizumab – auch Lymphozytensub- populationen und die Immunglobuline) als Grundlage der Entscheidung heranzuziehen, die nächste Anwendung zu Bild: yanala/Freepik.com verschieben oder bei sorgfältiger Risiko-Nutzen-Abwägung nach Plan durchzuführen. Dies muss immer sorgfältig in- dividuell mit den Patientinnen und Patienten besprochen werden, es sind Einzelfallentscheidungen. Generell gilt hier die Einhaltung strikter Hygiene- und Schutzmaßnahmen. 6 • Kompass 1/2020
Fokus Was ist mit Neueinstellungen verlaufsmodifizierender Medikamente? Alles Wichtige ! zu Corona und MS! Hier muss im Falle der depletierenden Immuntherapien eine besonders sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung erfolgen. Eine Übersicht mit Links zu aktuellen Informatio- Es muss zwischen dem Risiko von MS-Schüben und dem nen und Angeboten rund um das Thema finden Sie erhöhten Infektionsrisiko unter solchen Medikamenten ab- auf der Startseite von www.dmsg-berlin.de, unter gewogen werden. Bei einer solchen Neueinstellung gilt das „Coronavirus und MS“. strikte Einhalten von Hygiene- und Schutzmaßnahmen. Neben medizinischen Hinweisen, Terminen und Hilfsangeboten sind hier auch Tipps zu Kultur und Stand der Forschung Bewegungsprogrammen aufgelistet, um trotz Aus- gangsbeschränkungen körperlich und geistig be- Mit Hochdruck arbeiten zahlreiche Forschungsgruppen weglich zu bleiben. weltweit an der Entwicklung von virushemmenden Medi- kamenten und der vorbeugenden Impfung. Aktuell werden die Erfahrungen mit virushemmenden Medikamenten, die als individueller Heilversuch bisher zum Einsatz ka- men, zusammengeführt, um daraus Schlussfolgerungen Sollen bestehende Physio- und für mögliche virushemmende Medikamente zu ziehen. Zu Ergotherapien sowie Logopädien einzelnen, möglicherweise virushemmenden Medikamen- fortgesetzt werden? ten liegen erste (nicht immer erfolgreiche) Ergebnisse zur Wirksamkeit vor. Bereits im April 2020 wurden die ersten Auch hier gilt eine sorgfältige Risiko-Nutzen-Abwägung zwi- Freiwilligen im Rahmen von Studien geimpft zur Prüfung schen der individuellen Gefährdung durch den persönlichen eines Impferfolges. Kontakt während der Therapieeinheiten und den gesund- heitlichen Folgen eines Abbruchs der laufenden Therapie. Ratsam ist ein kritischer Blick auf die jeweiligen Praxen hin- sichtlich Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen (unter anderem auf die Geräte- und Flächendesinfektion). Falls Funktionstherapien entweder wegen der Gefährdung oder auch wegen des reduzierten Personalangebotes nicht mehr stattfinden, sollte das Gespräch dahingehend ge- sucht werden, ob nicht ersatzweise Übungsanweisungen eine überbrückende Maßnahme sein können. Gehen wir bitte besonnen und nicht panisch mit der neuen Situation um. Bild: MasterTux/ Pixabay.com Ein hohes Maß an Eigenverantwortung ist gefragt. Ich wünsche mir ein Höchstmaß an gesellschaftlicher So- lidarität mit den Gefährdeten, vor allem den Menschen im höheren Lebensalter und den Menschen mit schwer- wiegenden Erkrankungen im Bereich von Herz und Lunge, Niere und Leber. Entscheidend für die weitere Entwicklung der Ausbreitung des neuen Coronavirus ist, ob es uns gelingt, die Ausbrei- Es grüßt Sie Ihr tung zu verlangsamen. In diesem Falle können unsere Res- sourcen zur Versorgung der Schwerbetroffenen ausreichen. Priv.-Doz. Dr. med. Karl Baum Außerdem gewinnen wir Zeit für die Entwicklung virushem- Vorstandsvorsitzender der DMSG mender Medikamente und von Impfungen. Landesverband Berlin e. V. Kompass 1/2020 • 7
Fokus Psychische Bewältigung der Coronavirus- Pandemie und der damit verbundenen Einschränkung sozialer Kontakte Die meisten Menschen haben noch nie eine Pandemie erlebt. Wie geht man mit der Angst vor dem Virus um, wie kann man Panik vermeiden und der Vereinsamung entgegenwirken? Diese und weitere Fragen beschäftigen viele von uns. Autor: Priv.-Doz. Dr. med. Karl Baum (in Anlehnung an Darstellungen der Stressforschung von E. Epel und S. Entringer) mit der Lungenentzündung behandelt täglich. Konzentrieren Sie sich für den werden können. Aus diesen Gründen Rest des Tages auf produktive Aktivi- gibt es die empfohlenen Schutz- und täten. Sie schützen damit Ihre seeli- Hygienemaßnahmen, hierzu gehören schen Ressourcen. Die Panik darf nicht auch Kontaktsperren oder die Ein- außer Kontrolle geraten. Besonders in schränkung sozialer Kontakte. den Monaten, in denen Erkältungen und Grippesymptome stark verbreitet Mit diesen Maßnahmen reduzieren sind, kann Panik dazu führen, dass wir wir darüber hinaus auch unsere ei- körperliche Symptome sehr intensiv gene Angst. Menschliche Angst- und wahrnehmen oder diese sich beson- Stressreaktionen haben in der langen ders schlimm anfühlen, wenn der Ver- Evolutionsgeschichte der Menschheit dacht auf eine Coronavirus-Infektion erst das Überleben der Menschheit besteht. Bild: Freepik.com sichergestellt. Welches Ausmaß an Angst ist also angebracht? Wir müssen Ergebnisse der die Einschränkungen unserer sozialen Kontakte ernst nehmen, weil von un- Stressforschung serem Verhalten das Leben der älteren als Orientierungshilfe Angst, auf der einen Seite, ist zunächst und durch Erkrankungen gefährdeten Die Stressforschung zeigt, dass eine einmal ein Motor, etwas in Gang zu Menschen abhängt. anhaltend hohe psychische Stress- setzen, klare Gedanken zu entwickeln belastung das Immunsystem schwä- und das zu tun, was auch für das Ge- Produktive Aktivitäten chen kann. Bei einer Panik wird im meinwohl sinnvoll und erforderlich vordersten Stirnhirn die Hirnaktivität ist. Panik, auf der anderen Seite, führt Berichte der Medien führen im Einzel- gehemmt. Damit wird unser Handeln hingegen zu einem irrationalen Den- fall dazu, dass wir aufgrund unserer und Denken weniger von Vernunft und ken und kann zu unsozial empfunde- Angst einerseits die reale Bedrohung mehr von Gefühlen bestimmt. Dies nen menschlichen Verhaltensweisen überschätzen und andererseits unse- wiederum kann zu irrationalen, kaum führen. Panik ist ansteckend und kann re Fähigkeit unterschätzen, die Krise durchdachten Reaktionen und Ent- die Krise verschärfen, sie zeigt sich in zu bewältigen. Je intensiver die Medi- scheidungen führen. Hamsterkäufen, zum Teil in aggressi- en hierzu verfolgt werden, umso eher vem Verhalten und auch in panischem besteht die Gefahr der Verunsicherung Ausufernde Angst führt zu Herdenver- Fluchtverhalten. und Überforderung und damit auch halten. Anstatt rationale Entscheidun- des Risikos, posttraumatische Symp- gen auf der Grundlage von Daten zu Eine maßvolle Angst vor dem Corona- tome zu entwickeln, wie sie aus Kata- treffen, neigen Menschen unter Panik virus kann uns helfen durch entspre- strophen bekannt sind. dazu, der Herde zu folgen. Dies ließ chendes Verhalten die Zahl der neu sich sehr gut an dem Börsenverhalten infizierten Menschen zu reduzieren, Versuchen Sie deshalb, Medieninfor- im März dieses Jahres beobachten. Die sodass die Kliniken nicht überfordert mationen zur Corona-Pandemie zu Stressforschung redet hierbei von Pa- werden und in der Krise Menschen begrenzen, zum Beispiel auf zweimal nikimpulsivität. So kam es zu den viel 8 • Kompass 1/2020
berichteten Panikkäufen, zum Beispiel rund um das Toilettenpapier. Men- schen meinen aus dieser Panik heraus durch Hamsterkäufe die Kontrolle über ihre Situation behalten zu können. Ei- nen ernsthaften Versorgungsengpass hat es aber bisher nicht gegeben und wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht geben. Wirkliche Sicherheit entsteht nur durch die Einhaltung von Hygiene- und Schutzmaßnahmen und durch gegenseitige Unterstützung. Wir müssen uns gegenseitig ermutigen vernünftig zu denken und zu handeln. In der Geschichte der Menschheit ha- sere Emotionen akzeptieren wie auch Vergessen wir nicht, dass nicht weni- ben wir immer wieder stressreiche Zei- kontrollieren. Gehen Sie gut mit sich ge Menschen auch ohne Krisenzeiten ten erfolgreich bewältigt. Wir sind also um, sagen Sie sich, dass im Moment Vereinsamung erleben. Wir sollten evolutionsbiologisch gut vorbereitet. Angst normal und fast unvermeidlich uns aufraffen, Kontakte mit diesen Wenn wir als Menschen aber anhal- ist und dass Sie diese Angst weltweit Menschen zu pflegen, und damit zei- tend überzogene emotionale Reaktio- mit allen Menschen teilen. Teilen wir gen, dass wir als Menschen in der Kri- nen zeigen, kann dies zu Veränderun- unsere Menschlichkeit mit anderen, se zusammenstehen. gen unserer Körperfunktionen führen, wir sind soziale Lebewesen. Dies ist zum Beispiel zu psychosomatischen unsere angeborene Stressreaktion. Für das Leben in Zeiten von Kontakt- Krankheitsbildern. So können wir sowohl unser eigenes sperren oder sozialen Kontaktein- Leben schützen als auch – durch Mit- schränkungen sind die Medien mittler- Wie können wir die Ergebnisse der gefühl – das Leben der anderen. weile voll von Hinweisen. Ganz wichtig Stressforschung für uns nutzen? Zu- ist ein strukturierter Tagesablauf mit nächst einmal hilft es, zu akzeptieren, Emotionale Zuwendung festgelegten Zeiten von Aktivitäten dass wir unsere Situation nicht ändern und Ruhepausen. Das gilt für Singles können. Hier trägt jeder Einzelne eine und soziale Unterstützung ebenso wie für Familien. Jeder Mensch hohe Eigenverantwortung. Je mehr wir Seien Sie dankbar für die vielen klei- braucht auch immer wieder eine Rück- uns der Notwendigkeit sozialer Dis- nen Dinge, an denen Sie trotz allem zugsmöglichkeit. Diese sollten wir uns tanz (körperlicher Abstand) bewusst Freude haben. Das wirksamste Mittel selbst wie auch den anderen einräu- sind und diese einhalten, desto eher zur Stressreduktion sind emotionale men. Lebensbereiche müssen neu werden wir – wenn auch nur schritt- Zuwendung und soziale Unterstüt- abgesteckt, Gewohnheiten in Frage weise – zur Normalität zurückkehren zung. Wenn wir anderen helfen, füh- gestellt und lang Bewährtes muss teil- können. Die Situation von Covid-19 len wir uns meist besser. Auch wenn weise aufgegeben werden. in Ländern wie Südkorea, Taiwan und wir direkte soziale Kontakte meiden China zeigt, dass sich die Epidemie sollten, können wir über das Telefon Pflegen Sie Ihr soziales Netzwerk, begrenzen lässt. sowie die digitalen Medien mit oder auch aus der Entfernung heraus. Tei- ohne Videoschaltung soziale Unter- len Sie mit gut vertrauten Menschen Die Angst vor dem Unbekannten und stützung leisten. Nachbarschaftshilfe Ihre Ängste. So können wir uns ge- Unkontrollierbaren ist unvermeidlich, – direkt oder vermittelt über die Netz- meinsam über aufkeimende Panikre- irrationale Angst und Panik sind je- werke in den sozialen Medien – entwi- aktionen hinwegsetzen. Hier kann die doch weitaus schlimmer als ein auf- ckelt sich bisher in bemerkenswerter Fokussierung auf den eigenen Atem merksames Bewusstsein für unsere Weise, wenn es darum geht, Lebens- helfen – eine wissenschaftlich be- Ängste. Gehen wir deshalb achtsam mittel oder Medikamente für ältere legte Methode, Panik zu bekämpfen. mit uns um. Dies bedeutet, dass wir Menschen oder andere Menschen zu Es ist keine leichte Zeit. Viele werden uns unserer Gedanken, Gefühle und besorgen, die zu den Risikogruppen an Covid-19 erkrankte Menschen in tatsächlichen Erlebnisse bewusst gehören. Gerade in der Krise können ihrer Umgebung wahrnehmen. Blei- werden. Nur so kommen wir in einen wir uns wieder vermehrt als Gemein- ben wir Menschen und üben uns in freundlichen, nachdenklichen Beob- schaft definieren, wir können unseren gesellschaftlicher Solidarität mit den achtermodus. Wir können damit un- sozialen Zusammenhalt stärken. Gefährdeten. Kompass 1/2020 • 9
Fokus Auch in Zeiten von Corona für Sie im Einsatz: Schnappschüsse aus dem Arbeitsalltag der DMSG Berlin. Gemeinsam sind wir stark! Bilder: privat 10 • Kompass 1/2020
Landesverband Haustierfoto-Ausstellung Am 02. März 2020 fand in der Geschäftsstelle der Berli- ner DMSG die Vernissage mit den Gewinnerinnen und Ge- winnern unserer Haustierfoto-Aktion statt. Auf 15 Bildern sind im Galerie-Flur Katzen, Hunde und ein Frettchen zu bestaunen. Darunter der britische Kurzhaar-Kater Hope in einem seiner Lieblingsverstecke, der Waschmaschine. Er war mit einem Herzfehler geboren worden und ist mitt- lerweile leider verstorben. Neben rührenden Geschichten erreichten uns vor allem lustige und putzige Schnapp- schüsse, wie etwa die aus einem Schuhkarton schielende Katzenlady Lido oder die Bolonka-Zwetna-Hündin Bela mit ihrem Nuckel im Maul. Kompass 1/2020 • 11
Landesverband Geschäftsbericht 2019 DMSG Landesverband Berlin e. V. bild MS und die verschiedenen Be- Mitarbeitende handlungsformen; 4. die Förderung der Lebensqualität Beim Berliner Landesverband sind von Menschen mit MS und ähnlichen Ende 2019 insgesamt 30 Mitarbeiten- Erkrankungen, etwa durch Beratung de tätig, wobei die meisten in Teilzeit und Information zu psychosozialen beschäftigt sind, 18 Mitarbeitende ar- und lebenspraktischen Fragen, Frei- beiten im Betreuten Wohnen. zeitgestaltung und Ähnlichem; 5. die inhaltliche und organisatori- Beratung sche Begleitung von MS-Selbsthil- 2019 standen für die Beratung 2 So- ik.com fegruppen; zialarbeiterinnen mit zusammen 6. die Verbreitung von Kenntnissen : Freep 40 Stunden sowie 2 Betroffenenbe- zur MS in der Öffentlichkeit. raterinnen mit jeweils 10 Stunden in Bild der Woche zur Verfügung. Im Septem- Vereinsführung ber erfolgte die Neubesetzung einer und Satzung der Betroffenenberaterinnenstellen. Im November musste eine Schwan- Auf der Mitgliederversammlung am gerschafts- und Elternzeitvertretung 15.06.2019 erfolgte die Wahl des neu- für eine der Sozialberaterinnen ein- en Beirats der MS-Erkrankten, dessen gestellt werden. Glücklicherweise Vorsitzende die Interessen der Betrof- konnten beide Stellen nahtlos besetzt fenen im Erweiterten Vorstand des werden und es kam zu keinerlei Ein- Grundlagen der Landesverbandes vertritt. schränkungen in der Beratungsarbeit. Vereinsführung Vorrangiges Ziel in der Beratung ist Schirmherrschaft die individuelle Unterstützung für die Grundlage der Vereinsführung und Betroffenen bei der Bewältigung der Wir freuen uns, dass wir am 14.02.2019 der Aufgabenerfüllung des Berliner Herausforderungen durch die MS. In- die Arbeit der DMSG Berlin unter die Landesverbandes der DMSG ist die halte sind unter anderem: sozialrecht- Schirmherrschaft von Dr. Gregor Gysi Satzung. Zweck des Vereins ist die liche, gesundheitsbezogene und le- Förderung des öffentlichen Gesund- stellen konnten. Mit ihm hat die DMSG benspraktische Fragen; Unterstützung heitswesens und der öffentlichen Ge- Berlin einen einflussreichen engagier- beim Verfassen von Anträgen und sundheitspflege sowie die selbstlose ten Schirmherrn gewonnen, der ihr En- Widersprüchen; Hausbesuche sowie Unterstützung hilfsbedürftiger Perso- gagement unterstützt. die individuelle Hilfe bei der Lösung fi- nen. Die Satzungszwecke werden ins- nanzieller Probleme. 2019 wurden 786 besondere verwirklicht durch: Mitglieder Beratungen durchgeführt. Die Bera- tungsschwerpunkte sind unverändert: 1. das Angebot sowie die Verbesse- Zum 31.12.2019 betrug die Anzahl der Schwerbehindertenausweis, Existenz- rung und Erweiterung von Beratung Mitglieder 1.982. Im Jahr 2019 gab es sicherung, Widerspruchsverfahren, und Betreuung von Menschen, die 54 Austritte und 9 Umzüge in andere Krisenbewältigung, Arzt- und Thera- an MS oder ähnlichen Erkrankun- Landesverbände der DMSG. 23 Mit- peutensuche, Barrierefreiheit, Hilfs- gen leiden, und die Vertretung ihrer glieder sind verstorben. 68 Neumit- mittel, Familie etc. Die psychologische Interessen; glieder konnten wir begrüßen. Beratung und die Begleitung von 2 2. das nachdrückliche Eintreten für Neubetroffenengruppen konnten an die gleichberechtigte Teilhabe von Berufsstruktur das durch das Landesamt für Gesund- MS-Betroffenen (Inklusion) am ge- heit und Soziales (LAGeSo) geförderte sellschaftlichen Leben; Die Mitglieder der DMSG weisen ein Beratungsprojekt angebunden und 3. die Vermittlung von fachkompeten- vielfältiges Berufsspektrum auf. Nahe- dadurch auch im Jahr 2019 angebo- tem Wissen über das Krankheits- zu alle Berufsgruppen sind vertreten. ten werden. Einmal im Monat findet 12 • Kompass 1/2020
Landesverband eine begleitete Angehörigengruppe Ehrenamt und Selbsthilfe bandes. Die Facebook-Aktivitä- in den Geschäftsräumen der DMSG ten wurden weiter ausgebaut, Berlin statt. Trotz intensiver Bemühun- Zum Ende des Jahres 2019 gab es in ein Instagram-Profil ergänzt gen ist es nicht gelungen, das Grup- Berlin 25 Selbsthilfegruppen der DMSG. nun unsere Social-Media- penangebot für Mütter und Väter mit Einmal im Monat trafen sich die Leiterin- Angebote. Die neuge- ihren Kindern zu etablieren. Das von nen und Leiter der Selbsthilfegruppen staltete Website wurde der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung zum Informations- und Erfahrungsaus- Schritt für Schritt nach- (GHS) geförderte bundesweite Tele- tausch, begleitet von einer Vertreterin bearbeitet, weiter fonberatungsangebot Plan Baby bei des Vorstandes, der Geschäftsführerin aktualisiert und noch MS wurde gut angenommen und wird und einer Sozialarbeiterin. n u t ze r f r e un d l i ch e r fortgeführt, genau wie die geschützte gestaltet. Die Mitglie- Austauschplattform MS Connect. Der Ehrenamtliche Besuchsdienst hat derzeitschrift KOMPASS Bil sein Engagement verstetigt. Viermal erschien regulär in 2 Aus- d: Betreutes Wohnen – pr trafen sich die Besucherinnen zum gaben mit beiliegendem es fo s to Austausch und zur Information rund Veranstaltungsprogramm. /F Wohngemeinschaft um die Bedürfnisse ihrer zu Besuchen- Seit der zweiten Ausgabe des ree p ik .com und BEW den. Inhalte der Besuche sind unter KOMPASS im Jahr 2019 wird dieser Ende 2019 lebten unterstützt von anderem gemeinsame Spaziergänge, nun inhouse erstellt und gestaltet. Die 5 Teilzeitmitarbeitenden in unserer Vorlesestunden, Kaffeeklatsch oder schrittweise Anpassung an aktuelle Wohngemeinschaft in der Ruhlsdorfer Spielerunden. Lesegewohnheiten und die Moderni- Straße 5 MS-Betroffene. Ihre pflege- sierung des Layouts im Rahmen der rische Unterstützung wird seit 1989 Das Angebot der Peer-Counseling- Entwicklung eines Corporate Designs durch die Kooperation mit der Diako- Beratung in Krankenhäusern wurde wurde begonnen. niestation Südstern sichergestellt. Im fortgeführt. Eine neue Betroffenen- Oktober konnten wir das 30-jährige beraterin konnte im Herbst 2019 ihre Kursangebote und Bestehen der Wohngemeinschaft fei- Arbeit im St. Joseph-Krankenhaus in erlich begehen. Weißensee aufnehmen. Eine weitere Veranstaltungen Ehrenamtliche hat die Ausbildung zur 2019 gab es wieder zahlreiche Ge- Im Betreuten Einzelwohnen wa- Betroffenenberaterin bei der DMSG sundheitskurse und Workshops, Infor- ren auch 2019 Zu- und Abgänge zu Brandenburg aufgenommen. Wir freu- mationsveranstaltungen rund um das verzeichnen. Ende 2019 betreuten en uns sehr über das zunehmende Thema Multiple Sklerose, aber auch 12 Mitarbeitende 31 Klientinnen und Engagement in diesem Bereich und Freizeitangebote. Anregungen und Klienten in der ganzen Stadt sowie die Offenheit der Krankenhäuser und Wünsche der Mitglieder bildeten ne- 11 Klientinnen und Klienten im Be- MS-Ambulanzen dem Projekt gegen- ben den Erfahrungen der letzten Jahre treuungsverbund in der Joachimstra- über. Die Kooperation mit dem Bran- die Grundlage für die Weiterentwick- ße in Berlin Köpenick. Insbesondere denburger Landesverband der DMSG lung dieser Angebote. Ein besonderes im Betreuungsverbund war das Jahr in Bezug auf die Ausbildung der Be- Highlight war der Fachtag „Selbsthil- 2019 von Strukturbildung und viel raterinnen stärkt die Gemeinschaft fe meets Wissenschaft“, der im März grundsätzlicher Entwicklungsarbeit der DMSG und den Austausch der Eh- mehr als 150 MS-Betroffene mit Wis- geprägt. Die Ziele der Betreuung va- renamtlichen über die Landesgrenzen senschaftlern des NeuroCure-Excel- riieren immer in Abhängigkeit zu hinweg. lenzclusters zusammenbrachte und den individuellen Bedürfnissen der nicht nur Blicke hinter die Kulissen der Klientinnen und Klienten. Die Arbeit Öffentlichkeitsarbeit Forschung und in die Labore, sondern ist darüber hinaus geprägt von sich auch den gegenseitigen Austausch regelmäßig verändernden Einflüssen Die Öffentlichkeitsarbeit der DMSG ermöglichte. Im September fand das der Erkrankung auf die Situation der dient dem Dialog zwischen Mitglie- jährliche Neumitgliedertreffen in der Betreuten, von den äußeren Bedin- dern, Förderern, Freunden, Multiplika- Geschäftsstelle statt. gungen im Umfeld, den rechtlichen toren und der breiten Öffentlichkeit. Grundlagen und der allgemeinen 2 Mitarbeitende verantworten diesen Berliner Wohnungssituation in Berlin. Die Um- Bereich mit 25 Wochenstunden. Im setzung des Bundesteilhabegesetzes Juni gab es hier einen Personalwech- Multiple Sklerose Stiftung (BTHG) ist weiterhin ein wichtiges sel. Besonderer Fokus lag 2019 auf der Aufgrund der anhaltend schlechten Thema für die Gestaltung unserer Be- Verbesserung der internen und exter- Lage an den Finanzmärkten ist lang- treuungsarbeit. nen Kommunikation des Landesver- fristig nicht mit ausreichend Mitteln Kompass 1/2020 • 13
Landesverband zu rechnen, um die satzungsgemä- Infrastruktur sowie das ße Fördertätigkeit umsetzen zu kön- Projekt Plan Baby. .com nen. Aus diesem Grund beschloss Bild: snowing/Freepik der Stiftungsrat auf seiner Sitzung Die DMS-Stiftung, am 23.10.2019 einstimmig die Auflö- die Todenhöfer Stif- sung der Stiftung. Die verbleibenden tung sowie zahlrei- Stiftungsmittel werden nach endgül- che andere Stiftun- tiger Abwicklung der Arbeit des Ber- gen förderten unter liner Landesverbandes der DMSG anderem individu- zur Verfügung stehen. Insbesondere elle Hilfen für unsere wünscht der Stiftungsrat die Reali- Mitglieder. Unsere So- sierung zielgerichteter Projekte wie zialarbeiterinnen unter- beispielsweise die Förderung der stützten die Betroffenen im Hippotherapie oder spezieller, kon- Bedarfsfall. kreter (Zusatz-)Angebote für die MS- Betroffenen. Der Rentenversicherer Bund und die Rentenversicherung Berlin-Branden- anlässlich zweier Trauerfälle wurden Finanzierung burg bezuschussten die Herausgabe uns großzügig Spenden, insgesamt des KOMPASS und des Veranstal- 1.230,00 €, zugedacht. Einige unserer Die Finanzierung des Beratungs- tungskalenders. Spenderinnen und Spender unterstüt- angebotes erfolgte über eine Fest- zen unsere Arbeit seit vielen Jahren betragsförderung des LAGeSo. Die Einige Projekte und Angebote wurden mit regelmäßigen monatlichen Spen- Krankenkassen übernahmen mit der aus Spenden, Rücklagen oder Stif- den. Hierfür möchten wir uns an dieser Pauschalförderung einen Teil der tungsgeldern (teil-)finanziert. Notwen- Stelle herzlich bedanken. laufenden Kosten zur Förderung der dige Teilnahmebeiträge wurden so ge- Selbsthilfearbeit. ring wie möglich gehalten. Ausblick Die individuelle Projektförderung der Mit der Badzinski Stiftung zu Berlin Zur Sicherung der satzungsgemäßen Krankenkassen finanzierte einen haben wir einen neuen Förderpartner Arbeit des Landesverbandes brau- Teil unserer Informationsveran- an unserer Seite, der 2019 die barri- chen wir eine langfristige Stabilisie- staltungen und Kurse, unse- erefreie Ausstattung der Terrasse des rung unserer finanziellen Rahmenbe- re Veranstaltung zum Welt- Betreuungsverbundes finanziert hat. dingungen. MS-Tag, den Chor, das Trommeln und Weiteres Die Arbeit des Betreuten Wohnens war Neben der konsequenten Umsetzung mehr. Außerdem bo- und ist durch die Finanzierung der Be- des Sparsamkeitsgebotes gehören ten erneut unsere Re- treuungsleistungen über die individu- Maßnahmen zur Mittelakquise wie ferentinnen und Refe- elle Eingliederungshilfe sowie gege- zum Beispiel effektive Spendenkam- renten ihren Einsatz benenfalls geleistete Eigenanteile der pagnen im Rahmen einer profes- unentgeltlich an. Dies Klientinnen und Klienten komplett sionellen Öffentlichkeitsarbeit als unterstützt unsere Ar- gegenfinanziert. Grundlage einer stabilen Vereinsfinan- beit sehr. Ein Projekt- zierung dauerhaft in den Fokus. Der om förderschwerpunkt lag Das Spendenaufkommen muss durch Bereich des Betreuten Wohnens befin- k.c 2019 auf der Öffentlich- intensive und kontinuierliche Öffent- det sich weiterhin im Wachstum und pi ee r :F Bil d keitsarbeit – vielfältige Ma- lichkeitsarbeit und Kontaktpflege ist ausreichend finanziert. Hier stehen terialien sowie die Erstellung stetig verbessert werden, um unsere jedoch weitreichende Veränderungen eines Corporate Designs konnten Arbeit langfristig zu sichern. 2019 er- der rechtlichen Grundlagen und Rah- dank der Förderung von AOK und TK re- hielten wir insgesamt 19.050,00 € an menbedingungen mit der Umsetzung alisiert werden. Mit dem Corporate De- Spenden. Eine großartige Benefizver- des BTHG an, die den Landesverband sign wurde eine hervorragende Basis anstaltung des Künstlers „Alle Farben“ aktuell vor einige Herausforderungen für öffentliche Auftritte und Informati- brachte nicht nur öffentliche Aufmerk- stellen. onsmaterialien geschaffen. samkeit, sondern auch 5.000,00 € Spendengelder für unsere Arbeit. An- Die GHS förderte auch 2019 die Selbst- lässlich eines 50. Geburtstages erhiel- Ihre Karin May hilfegruppen und einen Teil unserer ten wir insgesamt 4.250,00 €. Auch Geschäftsführerin 14 • Kompass 1/2020
Landesverband Haushalt 2020 Ideeller Bereich Betreutes Wohnen Hippotherapie Summe Geschäftsstelle, WG und BEW SHG, Beratung Personalkosten 195.895,00 € 849.356,70 € 0,00 € 1.045.251,70 € Summe Personalkosten 195.895,00 € 849.356,70 € 0,00 € 1.045.251,70 € Sachkosten Allg. Verwaltungskosten 23.120,79 € 33.179,21 € 0,00 € 56.300,00 € Raumkosten 26.785,05 € 72.437,31 € 0,00 € 99.222,36 € Öffentlichkeitsarbeit 13.640,00 € 11.160,00 € 0,00 € 24.800,00 € Versicherungen 1.946,53 € 3.614,98 € 0,00 € 5.561,51 € Betreuungsaufwand 48.440,00 € 9.670,00 € 1.000,00 € 59.110,00 € Mitgliedsbeiträge 18.245,00 € 2.440,00 € 0,00 € 20.685,00 € Investitionen 2.050,00 € 8.950,00 € 0,00 € 11.000,00 € Sonstige Kosten 4.627,14 € 5.312,86 € 120,00 € 10.060,00 € Summe Sachkosten 138.854,51 € 146.764,36 € 1.120,00 € 286.738,87 € Personalkosten 195.895,00 € 849.356,70 € 0,00 € 1.045.251,70 € Sachkosten 138.854,51 € 146.764,36 € 1.120,00 € 286.738,87 € Summe Ausgaben 334.749,51 € 996.121,06 € 1.120,00 € 1.331.990,57 € Einnahmen Mitgliedsbeiträge 87.340,00 € 0,00 € 0,00 € 87.340,00 € Entgelte 0,00 € 978.894,31 € 0,00 € 978.894,31 € Mieten 0,00 € 29.991,60 € 0,00 € 29.991,60 € Öffentliche Einnahmen 202.116,16 € 0,00 € 0,00 € 202.116,16 € Sonstige Einnahmen 27.000,00 € 8.500,00 € 0,00 € 35.500,00 € Summe Einnahmen 316.456,16 € 1.017.385,91 € 0,00 € 1.333.842,07 € Gesamtausgaben 334.749,51 € 996.121,06 € 1.120,00 € 1.331.990,57 € Einnahmen 316.456,16 € 1.017.385,91 € 0,00 € 1.333.842,07 € Bilanz –18.293,35 € 21.264,85 € –1.120,00 € 1.851,50 € Jahresüberschuss/-Fehlbetrag –18.293,35 € 21.264,85 € –1.120,00 € 1.851,50 € Einstellung in Rücklagen* 0,00 € –21.264,85 € 0,00 € –21.264,85 € Entnahme aus Rücklagen* 18.293,35 € 0,00 € 1.120,00 € 19.413,35 € * Die Höhe der Rücklagen zum Jahresende 2019 lag zum Zeitpunkt der Drucklegung noch nicht vor. Diese werden mit den Unterlagen zur Mitgliederversammlung nachgereicht. Bild: LubosHouska/Pixabay.com Kompass 1/2020 • 15
Landesverband Aus den Gruppen Nachruf auf Karl-Heinz Werther Immer positiv denken, wenn irgendwie möglich! So lautete das Motto von Karl-Heinz Werther – Gründer der SHG Köpenick und unermüdlicher Organisator, wenn es darum ging, anderen zu helfen. Am 28. November 2019 ist er im Alter von 93 Jahren verstorben. Die DMSG Berlin blickt in dankbarer Erinnerung zurück auf eine engagierte Persönlichkeit. hängig von einem großen Trägerverein Nachfolger, Frank Wagner. „Oft telefo- nicht nur festigen, sondern auch in die nierten wir zweimal die Woche zu allen Gesamtheit der Behindertenvereine möglichen Themen.“ und -verbände des damaligen Bezir- kes Köpenick einfügen konnte. Doch das Engagement Karl-Heinz Werthers reichte noch weiter. Lange Unter seiner Leitung verzeichnete die Jahre war er auch im Vorstand des Gruppe stetigen Zuwachs. Für die Mit- Berliner Landesverbandes der DMSG glieder organisierte er zum Beispiel tätig. Darüber hinaus engagierte er Malkurse, Rollstuhlfahrtraining oder sich allgemein für die Belange von Bild: privat Fahrten mit behindertengerechten Menschen mit Handicap: als Mitglied Reisediensten. Verständlich, warum im bezirklichen Behindertenbeirat des auch Treptower MS-Betroffene hier Bezirks Treptow-Köpenick, als Mo- zunehmend Rat und Gesellschaft derator bei behindertenpolitischen Für andere da zu sein, zog sich wie ein suchten. Schließlich wuchs die Teil- Großveranstaltungen und nicht zuletzt roter Faden durch das Leben von Karl- nehmerzahl so sehr, dass sie 1996 durch seine enge Zusammenarbeit mit Heinz Werther. So war der Diplom-In- mit seiner Hilfe eine eigene Gruppe Gabriele Rühling, der langjährigen Be- genieur der Nachrichtentechnik neben initiierten und etablierten. Karl-Heinz auftragten für Menschen mit Behinde- seinem Beruf auch als Trainer im Ru- Werther selbst blieb bis 2006 Grup- rung im Bezirk. dersport tätig. 1986, also noch vor der pensprecher der „Köpenicker“. Aber Wende, hob er dann in Köpenick die auch danach konnten sich die Mitglie- Die DMSG Berlin wird seinen konti- Selbsthilfegruppe „Multiple Sklerose“ der jederzeit an ihn wenden. „Für mich nuierlichen Einsatz zum Wohl und im aus der Taufe. Das ist umso bemer- war er väterlicher Berater, Kumpel und Interesse seiner Mitmenschen in eh- kenswerter, als er die Gruppe unab- großer Bruder in einem“, erzählt sein rendem Andenken halten. Vertretung in der Geschäftsstelle Da unsere Kollegin Kerstin Neumann bis auf Weiteres ausfällt, nehmen Kathrin Hackmann und Tobias Grenzheuser ihre Aufgaben in der Ge- schäftsstelle wahr. Kathrin Hackmann, Sozialar- beiterin (B.A.), arbeitet seit Oktober 2019 für das Betreute Wohnen der DMSG Berlin. Sie übernimmt zusätzlich Sprechzeiten der Sozialberatung und betreut darüber hinaus die Angehörigengruppe in Bild: privat Bild: privat der Geschäftsstelle. Tobias Grenzheuser, Dipl.-Psy- chologe, arbeitet seit September 2018 im Betreuten Einzelwohnen. Auch er übernimmt Sprechzeiten in ann Tobias Gre der Sozialberatung. Kathrin Hackm nzheuser 16 • Kompass 1/2020
Landesverband Unterwegs 40 e Jahr Seit 40 Jahren für ein inklusives Berlin Am 18. November 2019 feierte die Landesverei- nigung Selbsthilfe Berlin e. V. im Roten Rathaus ihr 40-jähriges Bestehen. Ein gebührender An- lass, um an diesem Tag zurückzublicken, aktuelle Leuchtturm-Projekte der Selbsthilfe vorzustellen und über deren Zukunft zu sprechen. Bild: DMSG Berlin bevorsteht. Gerlinde Bendzuck, Vorsitzende der LV, wies in diesem Zusammenhang auf viele aktuelle Herausforderun- gen hin, wie den Pränataltest oder die Ignoranz von Barrie- refreiheit im digitalen Bereich. Der DMSG-Stand mit der Ausstellung „Köpenicker Betreuungsverbund“ (v. l. n. r.): Cindy Herrmann, Umso wichtiger sei es, so resümierte Aljoscha Burchardt Karin May, André Bunde und Ana Hüffmeier. vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelli- genz nach dem Workshop „Digitalisierung als Inklusions- Chance“, nicht in Schubladendenken zu verfallen, sondern Eines klang beim Jubiläumsevent immer wieder durch: der die Kräfte zu bündeln. Der Workshop fand am Nachmittag Respekt für die Ausdauer und Vorreiterfunktion der Landes- parallel zu drei weiteren mit den Teilnehmenden des Jubi- vereinigung (LV) Selbsthilfe, die am 29. Juni 1979 als Selbst- läumsevents statt. Sie widmeten sich neuen Kommunikati- vertretung für Menschen mit chronischen Krankheiten und onswegen, neuen Aktions- und Protestformaten sowie der Behinderungen gegründet wurde. Ein Respekt, der verdient Selbsthilfe zwischen Selbstvertretung und Betroffenenver- ist. Schließlich „hat sich die LV Selbsthilfe in Berlin schon tretung. Übergreifend kristallisierte sich nach den Work- für eine inklusive Stadtgesellschaft eingesetzt, als noch shops die Idee einer ehrenamtlichen „Task-Force“ heraus, niemand wusste, was Inklusion ist“, wie Elke Breitenbach, zusammengesetzt aus einer Handvoll Experten verschiede- Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, in einer der ner Professionen. Sie soll bei Bedarf durch spontane Akti- zahlreichen Reden betonte. Die Stadt habe der LV dement- onen vereinsübergreifend Aufmerksamkeit generieren und sprechend viel zu verdanken. So war sie beispielsweise Öffentlichkeit mobilisieren – quasi die nächste Stufe der maßgeblich am Landesgleichberechtigungsgesetz (LGBG) Zusammenarbeit. beteiligt, das 1999 als erstes Gesetz zur Herstellung glei- cher Lebensbedingungen von Menschen mit und ohne Be- Leuchtturm-Projekte hinderung in Kraft getreten ist. Es blieb aber nicht nur bei Vorschlägen. Entsprechend dem Die Kräfte bündeln von Gerlinde Bendzuck dargelegten Motto „Empowerment ist unsere Vision, Inklusion unsere Mission“ zeigte eine Anfangs seien nicht nur Widerstände in Politik und Gesell- Ausstellung bis zum frühen Abend aktuelle Leuchtturm- schaft zu überwinden gewesen, sondern auch die Egoismen Projekte verschiedenster Berliner Vereine. Die DMSG Berlin der ursprünglich 13 Vereine, wusste Dr. Manfred Schmidt, stellte unter anderem Entstehung, Konzept und Alltag des Gründungsmitglied der LV, zu berichten. Ein langer Weg Köpenicker Betreuungsverbunds vor. Zu guter Letzt nutzte habe zu dem heutigen Dachverband geführt, der 65 Verei- Gerlinde Bendzuck die Anwesenheit zahlreicher Persön- ne mit über 65.000 Mitgliedern vertritt. Im Grunde sei es lichkeiten aus der Politik für den Appell, dass es von deren erst nach der Wiedervereinigung gelungen, die Bewegung Seite noch weit mehr Unterstützung braucht als bisher. Der schrittweise zusammenzuführen. Die meisten Rednerinnen größere Gedanke, der sich dahinter verbirgt, zog sich durch und Redner ließen aber keinen Zweifel daran, dass trotz vie- die gesamte Veranstaltung: Inklusion lässt sich nur gemein- ler Etappensiege noch ein mindestens ebenso langer Weg sam verwirklichen! Kompass 1/2020 • 17
Unterwegs Die kleinstmögliche barrierefreie Wohneinheit 36 Quadratmeter. Unterhalb dieser Grenze fängt das Mikrowohnen an – ein Konzept, um Entwicklun- gen wie einer wachsenden Bevölkerungsdichte oder steigenden Mietpreisen zu begegnen. Der Frage, wie sich solche kleinen Flächen barrierefrei gestalten und für gemeinschaftliches Wohnen nutzen las- sen, ging die Ausstellung „Barrierefreies Mikrowohnen“ nach. Die Relevanz des Themas zeigte der durch gemeinschaftliche Angebote Bild: DMSG Berlin Besucherandrang zur Eröffnung der im Wohnumfeld ausgleichen lasse. Ausstellung in der Senatsverwaltung Exemplarisch hierfür steht das Kon- für Stadtentwicklung und Wohnen am zept „Co-Living“: Ausgehend von der 2. März 2020. Die Fläche reichte bei Frage, was verhandelbar ist, also nicht Weitem nicht für alle Gäste aus. Da- notwendiger Bestandteil des eigenen her wurde die Podiumsdiskussion im Wohnraums sein muss – zum Bei- Nebensaal auf einer Videoleinwand spiel eine Waschmaschine oder ein übertragen. In ihr traten unter ande- Arbeitsplatz im Gegensatz zu sanitä- rem zwei unterschiedliche Auffassun- ren Anlagen –, setzt dieser Ansatz auf gen zum barrierefreien Wohnungsbau Gemeinschaftsflächen, die sogar von zutage: Mario Hilgenfeld vom Verband Außenstehenden angemietet werden Berlin-Brandenburgischer Wohnungs- können, um die Bewohnenden bei unternehmen meinte, das Thema den Mietpreisen zu entlasten. stelle in erster Linie ein technisches Maison Balcon: eines der zehn Problem dar, der Luzerner Architek- Modulare Bauweise ausgestellten Modelle. turprofessor Peter Schwehr hingegen, dass es vielmehr ein soziales sei. Ein Wort, das sich durch die Modell- Schon zuvor hatte dieser betont: „Ar- beschreibungen zog, war „modular“. Kraft getretenen Berliner Verordnung chitektur ist gebauter Lebensraum.“ Der Ansatz „Lebensweg“ veranschau- über bauliche Anforderungen an bar- licht dieses Prinzip besonders gut: rierefreies Wohnen orientieren. Durch Wie ein Lebensraum aussehen könn- Ihm liegt die Beobachtung zugrunde, das Projekt sollte schließlich, so Kat- te, der technische und soziale Aspekte dass ältere Menschen oft in großen rin Lompscher, Senatorin für Stadtent- vereint, zeigten zehn unterschiedliche Wohnungen leben, nachdem die Kin- wicklung und Wohnen, der Architek- Ansätze für Wohngebäude, dessen der ausgezogen sind. Folglich wur- turnachwuchs ein Gefühl für all das Wohneinheiten mit minimalem Raum de ein Modell entworfen, das an die bekommen, was hierfür berücksichtigt auskommen, sowie ein begehbarer sich verändernden Bedürfnisse der werden muss. Besonders vor dem Hin- Entwurf, eine circa 23 Quadratmeter Bewohnenden anpassbar ist, da es tergrund, dass Anpassungen an die große barrierefreie Wohneinheit im aus verschiedenen Grundeinheiten Barrierefreiheit in bestehenden Woh- Maßstab 1:1. Studierende an der TU besteht, die je nach Lebensabschnitt nungen oftmals sehr teuer oder nicht Berlin hatten die Ansätze im Rahmen hinzugeschaltet oder wieder abge- möglich sind, sei es wichtig, alle an eines Kompaktseminars entwickelt – trennt und somit von anderen Men- einem Neubau Beteiligten für dieses auch im Hinblick darauf, so Dozentin schen bewohnt werden können. Thema zu sensibilisieren. Genau des- Annette Müller, wie sich ein Mehrwert halb werde es, versprach Katrin Lomp- für die Nachbarschaft herstellen und Allen Ansätzen gemeinsam ist, dass scher, auch weiterhin Kooperations- der Verlust an individueller Fläche sie sich an der am 1. Januar 2020 in projekte wie dieses geben. Podiumsdiskussion (v. l. n. r.) mit Mario Hilgenfeld, Annette Müller, Prof. Dr. Peter Schwehr und Katrin Lompscher. Bild: DMSG Berlin 18 • Kompass 1/2020
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