Monat - Inklusiver Arbeitsmarkt Öffentlicher Raum - Die Zeitschrift - Österreichischer Behindertenrat
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Die Zeitschrift monat Ausgabe 2/2019 Inklusiver Arbeitsmarkt Öffentlicher Raum behindertenrat • www.behindertenrat.at • Aboservice Tel.: (01) 513 1 533 • Abo: 24,00 Euro/Ausland + Porto
Foto: Privat editorial V iel Überraschendes hat sich seit der letzten Ausgabe unserer Zeitschrift „monat“ getan. Neuwahlen des Nationalrats stehen an, am 29.09.2019 ist es soweit. Aus diesem Grund haben wir eine Sonder- und Zusatzausgabe des „monat“ für Anfang September geplant und werden wieder alle Parteien zum Interview bitten. Die 3. reguläre Ausgabe des „monat“ 2019 wird daher später erscheinen (voraussicht- lich Oktober). Seit unzähligen Jahren fordern Menschen mit Behinderungen und ihre Interessenvertretungen den barrierefreien Zugang zum Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderungen. Es ist jedoch immer noch so, dass Maßnahmen und Strategien, die auch Menschen mit Behinderungen einbeziehen, „innovativ“ sind (S. 10-11) und wir vehementer denn je einen inklusiven Arbeitsmarkt fordern müssen (S. 8-9). Ich wünschte, es wäre schon anders. Denn vor der Tür stehen die nächsten Heraus- forderungen, die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz mit sich bringen (S. 12-13). Zum Abschluss noch zur Sozialhilfe: Bei unzähligen Gesprächen mit der Bundespolitik wurde uns zugesichert, dass die Bundesländer die dringend notwendigen Verbesserungen für Menschen mit Behinderungen in ihre Landesgesetze aufnehmen werden. Niederösterreich preschte im Juni als erstes Bundesland vor und verabschiedete ein Sozialhilfe- Ausführungsgesetz in der denkbar schlechtesten Version für Menschen mit Behinderungen. Wir setzen uns dafür ein, dass es die anderen Bundesländer nicht gleichtun und zeigten auch gegenüber Niederösterreich Widerstand, leider ungehört. Herzliche Grüße und einen schönen Sommer! Euer Herbert Pichler www.behindertenrat.at 3
Nachrichten Ausgabe 2/2019 DAS FEHLT Neu: NAP 2021-2030 Von Partizipativer Entstehungsprozess gestartet Gabriele Sprengseis Von Christina Meierschitz Z eit spielt für viele Menschen mit Behinderungen eine besonders wichtige Rolle. Für Menschen mit chronischen Er- krankungen nimmt beispielsweise das Krankheitsmanagement rund um Arzttermine viel Zeit ein. Zeitintensiv ist auch die Organi- sation von persönlicher Assistenz oder das Ansuchen für Unter- Foto: Pixabay / Geralt stützungsleistungen. Manche Menschen mit Behinderungen brauchen für Tätigkeiten ihres Alltags mehr Zeit oder leben mit N ationale Aktionspläne, kurz NAP genannt, gibt es zu vielen unterschiedlichen Themenbereichen Die Textvorschläge für den neuen Nationalen Aktionsplan sind bis zum 31. März 2020 zu erarbeiten. Erschöpfungszuständen, wofür sie und über längere Zeiträume hinweg. Ruhezeiten einplanen müssen. Mit Ende 2019 läuft der aktuelle Der Österreichische Behindertenrat Nationale Aktionsplan Behinderung arbeitet intensiv in den einzelnen Auch in der behindertenpoliti- 2012–2020 aus. 270 Maßnahmen Teams mit. Zu diesem Zweck wurden schen Arbeit brauchen wir mehr zur Umsetzung der UN-Konvention Arbeitsgruppen zu den jeweiligen Zeit, um uns abzustimmen. Das über die Rechte von Menschen mit Themen eingerichtet, die umfassende sollten das Parlament und die Behinderungen (UN-BRK) in Öster- Ziele, Maßnahmen und Indikatoren Landtage unbedingt berück- reich sollten mit Ende seiner Funkti- zur Überprüfung der Zielerreichung sichtigen. Es fehlen da wie dort onsdauer umgesetzt sein. Der Öster- erarbeiten. Die Ergebnisse aus den angemessene Zeiträume für die reichische Behindertenrat setzte sich Arbeitsgruppen dienen den Teams der Begutachtung von Gesetzes- erfolgreich für eine Fortführung des Bundesministerien als Grundlage. entwürfen und Initiativen. Somit NAP Behinderung ein. Wir sind in fehlt Partizipation bei der Ent- Österreich noch weit von der Umset- An der Erarbeitung des neuen NAP stehung von Gesetzen. zung der UN-BRK entfernt. wollen sich auch - anders als bei Vielleicht ist das auch gar nicht seinem Vorgänger - die Bundeslän- erwünscht. Der NÖ Landtag Sowohl zum gesamten Prozess als der beteiligen. Dazu wurden Teams hat jüngst Partizipation von auch zu seiner Wirksamkeit wurde in jedem Bundesland gegründet. vornherein ausgeschlossen. vom Sozialministerium eine Studie Mittels Initiativantrag wurde das in Auftrag gegeben, deren Ergeb- Der neue Nationale Aktionsplan soll Niederösterreichische Sozial- nisse mit Ende 2019 erwartet und in ambitioniert sein, es geht um die hilfe-Ausführungsgesetz ohne den nachfolgenden NAP 2021–2030 nächsten 10 Jahre. Der Österreichi- Begutachtung beschlossen. einfließen werden. Die Pläne des sche Behindertenrat wünscht sich, Die Möglichkeiten, die das Ministeriums dazu lassen auf ein dass dieser Prozess weiterhin auf Sozialhilfe-Grundsatzgesetz für gutes Ergebnis hoffen. Menschen mit gleicher Augenhöhe und transparent Menschen mit Behinderungen Behinderungen und deren Organisa- fortgeführt wird. Das Ergebnis muss vorsieht, wurden nicht genutzt tionen werden diesmal partizipativ ein Umsetzungsplan sein, der so und folglich die Anliegen von einbezogen. In jedem Ressort soll mutig und visionär ist, dass Menschen mit Behinderungen jeweils für den eigenen Zuständig- Menschen mit Behinderungen in nicht berücksichtigt. keitsbereich zumindest ein Team Österreich im Jahr 2030 selbst- * g.sprengseis@behindertenrat.at mit internen und externen Ex- bestimmt an der Gesellschaft teil- pert*innen eingerichtet werden. haben können. 4 www.behindertenrat.at
Aus dem Inhalt Ausgabe 2/2019 Editorial Herbert Pichler 3 Aktivitäten des Behindertenrates 6 Für einen inklusiven Arbeitsmarkt 8 Ability Management der Caritas 10 Ethik und Künstliche Intelligenz 12 Mit den ÖBB barrierefrei nach Italien 16 Öffentlicher Raum - barrierefrei?! 18 Kinder mit Behinderungen 24 Das ganze Jahr im Einsatz 26 25 Jahre "Club behinderter Menschen und Freunde" 28 Foto: Weiland/Böhringer Ingelheim/Gesellschaftsbilder.de Foto: Lukas Ilgner B W Liebe Leserin, lieber Leser! ernhard Bruckner beschreibt, elche Barrieren gibt es im Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim wie das Strategiepapier für öffentlichen Raum in Wien Lesen des neuen Heftes und freuen einen inklusiven Arbeitsmarkt in für Menschen mit Behin- uns über Ihre Rückmeldung an: einem partizipativen Prozess ent- derungen? Emil Benesch hat dazu presse@behindertenrat.at stand und zu welchen Ergebnissen die einen ‚Walkshop‘ konzipiert und monat Beteiligten kamen. eine Gruppe durch Wien geführt. Gefördert aus den Mitteln des Seiten 8 bis 9 Seiten 18 bis 19 Sozialministeriums IMPRESSUM: Medieninhaber: Österreichischer Behindertenrat · Herausgeber: Herbert Pichler · Redaktion: Gabriele Sprengseis (gs) - Heidemarie Egger (he) · Adresse: 1100 Wien, Favoritenstraße 111/11, Tel.: 01 513 1533, Mail: presse@behindertenrat.at · Website: www.behindertenrat.at · Offenlegung nach dem Mediengesetz: www.behindertenrat.at/impressum · Gestaltung, Anzeigenverkauf, Layout und Druck: Die Medienmacher GmbH · 8151 Hitzendorf · Filiale: 4800 Attnang-Puchhheim, 07674 62 900, www.diemedienmacher.co.at · Cover: Lukas Ilgner · Nachdruck nur nach ausdrücklicher, schriftlicher Genehmigung der Redaktion gestattet. · Nicht alle Artikel entsprechen unbedingt der Meinung der Redaktion. Wir haben das Ziel, eine möglichst breite Diskussionsbasis für behindertenpolitische Themen und Standpunkte zu schaffen und die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen zu erhöhen. · Bankverbindung: easybank, IBAN: AT85 1420 0200 1093 0600, BIC: EASYATW1 DVR 08 67594 · ZVR-Zahl: 413797266 · Erscheinungsort Wien. www.behindertenrat.at 5
Behindertenrat Ausgabe 2/2019 Dokumentation ‚Kinder der Utopie‘ I n Kooperation mit dem Österrei- chischen Behindertenrat und mit freundlicher Unterstützung durch Schon einmal hat Regisseur Hubertus Siegert die Mädchen und Jungen porträtiert: sein Film Klassenleben das Top Kino brachte Down Syndrom (2005) erzählt von einer Berliner Österreich die deutsche Dokumenta- Grundschulklasse, in der Kinder mit tion 'Kinder der Utopie' nach Wien. und ohne Behinderungen und mit Down Syndrom Österreich lud am sehr unterschiedlichen Begabungen 15. Mai 2019 zu einem spannenden gemeinsam lernten – damals noch Kinoabend mit anschließendem außergewöhnlicher als heute. Nun (kurzen) Publikumsgespräch. begegnen sie sich wieder und blicken auf ihr eigenes Leben und auf das Der Dokumentarfilm handelt von der anderen. Sie sind entschlossen, sechs jungen Erwachsenen, drei mit ihre Zukunft anzupacken und sind und drei ohne Behinderung, die sich dabei voller Träume und Zweifel und zwölf Jahre nach ihrer Grundschul- voller Respekt miteinander. (he) zeit wiedertreffen. www.diekinderderutopie.de Christina Wurzinger U nsere Kollegin Christina Wurz- inger ist aus der Karenz zurück und wird sich wieder voller Elan für der UN-Behindertenrechtskonvention steht im Mittelpunkt ihrer Arbeit. „Ich freue mich sehr, wieder dabei Selbstbestimmung und Teilhabe von zu sein“, meint die Kollegin. „Ins- Frauen und Männern mit Behinde- besondere in Hinblick auf die kom- rungen einsetzen. mende Staatenprüfung Österreichs Als Juristin und Menschenrechtsex- zur Umsetzung der Behinderten- pertin widmet sie sich vor allem der rechtskonvention, aber auch gesamt- Arbeit im europäischen und inter- politisch gesehen, stehen uns span- nationalen Kontext. Die Umsetzung nende Zeiten bevor.“ (he) Foto: Egger Kommunikator*innen Konferenz B ereits zum dritten Mal lud Heidemarie Egger die Ver- antwortlichen für die Kommunikation aller Mitglieds- organisationen des Behindertenrates zur Konferenz ein. Dieser Austausch findet halbjährlich statt, dabei werden meist drei spezifische Themen aufbereitet und auch genügend Zeit zur Vernetzung eingeplant. Am 8. Mai 2019 wurde über geschlechtergerechte Sprache, Multi -Channel Kampagnen und mit Franz-Joseph Huainigg über die aktuellen Projekte des ORF gesprochen. (he) Mehr als 20 Kommunikator*innen Foto: Emil Benesch 6 www.behindertenrat.at
Pressekonferenzen Ausgabe 2/2019 Pflegegeld wird ab 2020 valorisiert! Pressegespräch am 24. Juni 2019 D ie Betreuung pflegebedürftiger Menschen ist und wird in kom- menden Jahrzehnten aufgrund der demografischen Entwicklung zu einer zunehmenden Herausforde- rung werden. Derzeit beziehen in Österreich etwa 450.000 Menschen Pflegegeld. Der Großteil der Pflege wird von den Angehörigen der pflege- Svoboda, Meinhard-Schiebel, Hofer und Pichler Foto: Behindertenanwaltschaft bedürftigen Menschen erbracht. unmittelbar verbunden sind auch anpassung. Diese langjährige Die Interessengemeinschaft pflegen- Maßnahmen zur Verbesserung der Forderung wurde nun im freien Spiel der Angehöriger, der Österreichische Situation pflegender Angehöriger. der Kräfte umgesetzt. Behindertenrat, der KoBV und der Der Österreichische Behindertenrat Behindertenanwalt erheben Forde- Am Tag nach dem gemeinsamen ist erfreut darüber, aber gibt auch rungen, die der Bereitstellung quali- Pressegespräch einigten sich die zu bedenken, dass der über die 26 tätsvoller, an den Interessen der fünf Parlamentsparteien auf die Jahre angefallene Wertverlust von pflegebedürftigen Menschen orien- jährliche Valorisierung des Pflege- ca. 30 Prozent damit nicht ausge- tierter Betreuung dienen. Damit geldes ab 2020 analog zur Pensions- glichen wurde. (he) Pressekonferenz in Kärnten Vize-Präsidentin Eva Leutner am Podium Auszug aus der Presseaussendung R und 700 chronisch psychisch kranke Personen leben in Kärnten in sogenannten „Zentren für psycho- Verständnis von Unterstützung für ein gelingendes Leben mit Behin- derungen. Schon der Name 'ZPSR soziale Rehabilitation“ (ZPSR). In – Zentren für psychosoziale Rehabi- einer gemeinsamen Pressekonferenz litation' ist ein Etikettenschwindel. von Volksanwalt Kräuter, Betroffe- Den betreibenden Organisationen nenvertreter Mahler und Kärntner werden nicht die nötigen Ressourcen Anwältin für Menschen mit Behin- zur Verfügung gestellt, um die Auf- derung Scheiflinger setzte sich gabe der Rehabilitation zu erfüllen“, Eva Leutner, Vize-Präsidentin des so Eva Leutner. Österreichischen Behindertenrates und Geschäftsführerin von Pro Mente Sie ergänzt: „Wir fordern schon Vizepräsidentin Eva Leutner Foto: PRIVAT Kärnten, für einen strukturierten lange die gleichen Rahmenbeding- Prozess zur Auflösung der Ungleich- ungen, wie sie für alle anderen werden. Es ist an der Zeit, dass das behandlung ein. Organisationen der Behindertenhilfe Land Kärnten die nötigen Gelder da- gelten. Die Leistungen der ZPSR müs- für budgetiert und einen strukturier- „Die Situation in Kärnten entspricht sen dafür in das Kärntner Chancen- ten Prozess startet, um die Ungleich- nicht mehr einem modernen gleichheitsgesetz aufgenommen behandlung aufzulösen.“ www.behindertenrat.at 7
Arbeit Frauen mit Behinderungen sind besonders von Arbeitslosigkeit betroffen Foto: Andi Weiland|Boehringer Ingelheim, Gesellschaftsbilder.de Für einen inklusiven Arbeitsmarkt Gemeinsames Strategiepapier entwickelt Von Bernhard Bruckner M enschen mit Behinderungen Arbeitslosigkeit sinkt, steigt sie Aktuelle Herausforderung: sind in einem hohen Ausmaß unter Menschen mit Behinderungen Arbeitsmarktchancen-Modell vom Arbeitsmarkt und damit seit Beginn des Jahres 2019 wieder. Seit 2019 werden die Arbeitsmarkt- einem zentralen Aspekt der gesell- Darüber hinaus sind nur 55,90 % chancen der Kund*innen des AMS schaftlichen Teilhabe ausgenommen. der Menschen mit Behinderungen im von einem Computerprogramm er- Im Zeitraum von 2007 bis 2017 ist erwerbsfähigen Alter erwerbstätig rechnet. Je nach Wahrscheinlichkeit die Arbeitslosenquote von Menschen beziehungsweise arbeitssuchend. der Arbeitsmarktintegration werden mit Behinderungen um 139,22 % Bei Menschen ohne Behinderungen die Kund*innen in die Segmente gestiegen und befindet sich damit sind es hingegen 77,10 %. „Hoch“, „Mittel“ und „Niedrig“ gegenwärtig am höchsten Stand seit eingeteilt. Wieviele Geldmittel für deren statistischer Erfassung. Besonders drastisch ist die Situation die Arbeitsmarktintegration der für jene 23.500 Menschen, denen Kund*innen vom AMS bereitgestellt Wie die aktuellen Arbeitsmarktzahlen Arbeitsunfähigkeit attestiert wurde. werden, hängt davon ab, in welchem zeigen, profitieren Menschen mit Sie sind damit ihr ganzes Leben vom Segment die Person eingestuft ist. Behinderungen auch nicht vom allgemeinen Arbeitsmarkt und somit Nur im mittleren Segment stehen derzeitigen Wirtschaftsaufschwung. von jeglicher beruflicher Teilhabe den Kund*innen alle Maßnahmen Während die allgemeine ausgeschlossen. offen, bei Kund*innen im niedrigen 8 www.behindertenrat.at
Ausgabe 2/2019 und hohen Segment dagegen ist Aufbau des Papiers Arbeitsmöglichkeiten für Männer die Palette der Fördermöglichkeiten Zuerst werden die Ausgangslage und und Frauen mit Behinderungen stark eingeschränkt. Dies führt dazu, die Verpflichtungen aus der UN-Kon- bereitstellen. dass Menschen mit gesundheitlichen vention über die Rechte von Men- • Vereinheitlichung des Behinde- Einschränkungen, die zu 74 % dem schen mit Behinderungen (UN-BRK) rungsbegriffs in allen einschlä- Segment „Niedrig“ angehören, erläutert. Danach werden einzelne gigen Gesetzen im Sinne der oftmals nicht die erforderliche Un- Leitprinzipien der UN-BRK (Inklusion, UN-BRK (menschenrechtsbasier- terstützungsleistung vom AMS Selbstbestimmt Leben, De-Institu- ter Ansatz) und Einrichtung von erhalten und ihnen damit die Auf- tionalisierung und gemeindenahe ganzheitlichen, evidenzbasierten nahme einer Beschäftigung zusätz- Unterstützung, usw.) analysiert. und multidisziplinären Begut- lich erschwert wird. Daran anschließend wird festgehal- achtungsprozessen. ten, welcher konkrete Handlungs- • Starten eines Prozesses, der zum Entwicklungsprozess der bedarf sich daraus für Bund, Länder Ziel hat, dass die Personen, die strategischen Vorschläge und Gemeinden ergibt. in Werkstätten beschäftigt sind, Der Österreichische Behindertenrat, Zuletzt werden die vom Staat zu kollektivvertraglich entlohnt und der Dachverband Selbstbestimmt schaffenden notwendigen Rahmen- in der Sozialversicherung voll Leben Österreich – SLIÖ, der Dach- bedingungen nach Lebensphasen versichert werden. verband berufliche Integration gegliedert (von der Geburt bis zur • Ergreifung von bewusstseins- Austria – dabei-austria, die Behin- Pension) und genau dargelegt. bildenden Maßnahmen um in dertenanwaltschaft und andere der Gesellschaft den Fokus auf Behindertenorganisationen schlossen Wesentliche Maßnahmen die Fähigkeiten und Potenziale sich im Sommer 2018 zusammen. • Ausrichtung der politischen von Menschen mit Behinderungen In einem gemeinsamen partizipati- Strategien und Maßnahmen auf zu legen. ven Prozess wurden über mehrere die Teilhabe aller Menschen mit Monate hinweg Vorschläge für einen Behinderungen an einem inklu- NAP 2021-2030 inklusiven Arbeitsmarkt erarbeitet. siven Arbeitsmarkt. Vor Kurzem ist der Startschuss für die Ziel war es, die Kernpunkte einer • Einräumen eines Rechtsanspruchs Erstellung des Nationalen Aktions- inklusiven österreichischen Arbeits- auf die notwendigen Unterstüt- plans Behinderung (NAP) 2021 bis marktpolitik zu definieren und diese zungsleistungen, welche die 2030 gefallen. Die Vorschläge aus abgestimmt zu lobbyieren. Diese Ausübung einer existenz- dem Papier sollten dabei von poli- erarbeiteten Vorschläge sollen allen sichernden Arbeit am allgemeinen tischen Entscheidungsträger*innen Menschen mit Behinderungen die Arbeitsmarkt ermöglichen. als Orientierung für die Erstellung Möglichkeit geben, zu arbeiten und • Beseitigung der Möglichkeit des NAP, dessen Ziel die Umsetzung damit Erwerbseinkommen zu erzielen Menschen mit Behinderungen der UN-BRK ist, verwendet werden. bzw. Pensionsansprüche zu erwerben. am Übergang von Schule und Neu daran war, dass es zu einer Beruf „Arbeitsunfähigkeit“ verbandsübergreifenden Einigung zu attestieren. zwischen Interessenvertretungen • Ausbau von positiven (unter Download Strategiepapier von Menschen mit Behinderungen, anderem auch finanziellen) www.behindertenrat.at/ Selbstvertreter*innen und Dienst- Anreizen für Betriebe, die quali- arbeitsmarkt leistungsorganisationen kam. tätsvolle, inklusive Anzeige www.behindertenrat.at 9
Arbeit Ability Management der Caritas Menschen mit Behinderungen im Pflegeberuf Von Victoria Doppler W enn Pflege und Behinderung gemeinsam in welchen Rahmenbedingungen schaff- und machbar ist. einem Satz genannt werden, denkt man unmit- Kurz darauf hatte die Pflege Wien ihren ersten Sozialbe- telbar an Pflegemaßnahmen. Neue Betten, neue gleiter, der einen Rollstuhl nutzt. Das hat etwas verän- technologische Errungenschaften, Pflegeroboter und dert bei den Kolleginnen und Kollegen, aber auch mit Digitalisierung kommen in den Sinn. An Arbeiten mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegewohn- Behinderungen in der Pflege denkt man zuletzt, weswegen hauses. In der Zwischenzeit ist der Kollege drei Jahre der folgende Artikel neue und innovative Beschäfti- bei der Caritas und wird dafür wertgeschätzt, dass er ein gungsmöglichkeiten vorstellt. großes Verständnis für die Situation der Bewohnerinnen und Bewohner hat und sich auch nicht stressen lässt. Es Als die Caritas Pflege die Stelle des Ability Managements geht nicht immer alles so schnell. Muss es auch nicht. im Jahr 2016 schuf, dachten viele, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen sei in diesem Bereich Heute, drei Jahre später, können sich die Menschen in der überhaupt nicht möglich. Wenn dann nur sehr einge- Caritas Pflege schon viel mehr vorstellen. Die Bedenken schränkt. Als selbst behinderte Ability Managerin wollte gegenüber Menschen mit Behinderungen in Pflegeberufen ich das so nicht glauben. Ich führte Gespräche und sind – wenn auch nicht ganz – so doch weitgehend erkundigte mich bei Mitarbeiter*innen und Führungs- verschwunden. Das liegt vor allem daran, dass wir neue kräften danach, was sie sich vorstellen können und was Sachen einfach ausprobieren und nicht mehr von vorn- sie glaubten, das nicht gehe. „Ein Rollstuhlfahrer in der herein sagen, dass der Job mit einer Behinderung nicht Pflege, das geht sicher nicht!“, war etwas, das ich immer machbar sei. wieder hörte. Schon damals war ich der Meinung, dass es für jede*n in jeder Branche Möglichkeiten gibt. Die rich- Im Caritas Ausbildungszentrum Seegasse wurden im tige Person für den richtigen Job und den richtigen Job September 2018 gehörlose Menschen in die Ausbildung für die richtige Person auszuwählen, das ist der sprin- zur Diplomierten Sozialbetreuung Familienarbeit aufge- gende Punkt. Und vor allem fragen, was für sie unter nommen. In dieser Ausbildung ist auch ein Pflege- assistenz-Abschluss inkludiert. Die Bereitschaft inner- halb der Pflegewohnhäuser Praktikumsplätze anzubie- ten, war immens und jeder freute sich darauf, mit den Praktikant*innen zusammen zu arbeiten. Die Rückmel- dungen waren äußerst positiv. Damit auch alle Kollegin- nen und Kollegen gut vorbereitet waren, wurden Work- shops durchgeführt, die grundlegende Informationen vermittelten. Parallel zum Start der Praktika wurde auch ein Gebärdensprachkurs angeboten, an dem seit Beginn 15 Kolleginnen und Kollegen teilnehmen. Auch an diesem Beispiel lässt sich gut zeigen, was und wie sich Dinge verändern. Selbst wenn es bei Kollegin- nen und Kollegen anfängliche Unsicherheiten gibt. „Wie unterhalte ich mich denn mit den Praktikant*innen?“, „Was passiert, wenn jemand stürzt?“, sind Fragen, die sich gestellt haben. Nach den Praktika ist jetzt klar, dass es funktioniert, selbst wenn man keine Gebärdensprache kann. Manche Gebärden schnappt man schnell zwischen- durch auf, ansonsten unterhält man sich mit Händen Victoria Doppler und die Praktikant*innen Alle Fotos: Caritas und Füßen. Am besten finde ich die Rückmeldungen, die 10 www.behindertenrat.at
Ausgabe 2/2019 Lehrlinge der Caritas auf der PowerParade 2018 Perspektivenworkshop ich während und nach den Praktika erhalten habe: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Behinderungen Wie spannend es sei, dass auch ganz schwierige wissen, dass sie unterstützt werden. Aber nicht auf Bewohner*innen auf einmal ganz anders reagieren. Wie mitleidvolle Art und Weise, sondern unter Berücksich- auffallend es sei, dass die gehörlosen Praktikant*innen tigung dessen, was nicht mehr möglich ist und einer genau wissen, wie und wo sie zugreifen können und finanziellen Aufrechnung dieser Einschränkung durch sollen. Und auch, dass sie auf Dinge reagieren, die hinter finanzielle Unterstützung. Die Führungskräfte kommen ihrem Rücken am anderen Ende des Raumes passieren. hier ihrer erhöhten Fürsorgepflicht nach. Die Teamkol- Sogar, dass die Pausen und Teamsitzungen ruhiger ab- leginnen und –kollegen kommen nicht in die Situation, laufen, die Menschen mehr auf sich und ihre Kolleginnen etwas ein- oder nacharbeiten zu müssen. Es stehen und Kollegen achten. ausreichend Ressourcen zur Verfügung, um diese Arbeit jemand anderem zu übergeben. Auch für diejenigen, die tatsächlich nicht mehr so können, wie sie gerne wollen, gibt es Möglichkeiten in Diese Best Practices zeigen, dass Vieles machbar ist. der Pflege. Hauptsächlich ältere, aber auch jüngere Hauptsächlich dann, wenn sich jemand findet, der bereit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit chronischen Er- ist, etwas Neues auszuprobieren und seine eigenen krankungen, oder jene, die Behinderungen erst während Annahmen über Bord werfen kann. Die Art und Weise ihrer Arbeit erworben haben, werden in der Zwischenzeit Menschen nach ihren Fähigkeiten zu beurteilen, aber besser unterstützt. Sie haben auch keine Bedenken, sich auch an Dinge zu glauben, die sich außerhalb der eigenen mit ihren Einschränkungen an ihre Führungskräfte oder Erfahrung bewegen, sind die notwendigen Schritte, die das Ability Management zu wenden. Mithilfe von Entgelt- es für inklusive Arbeitswelten braucht! und Arbeitsplatzsicherungsbeihilfen können Arbeitsplätze an die individuellen Behinderungen angepasst oder gege- benenfalls neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Nicht mehr die Einschränkungen stehen im Vordergrund, Kontakt sondern die weiterhin bestehenden Möglichkeiten. In Mag.a Victoria Doppler, MSc diesen Fällen werden Ability-Vereinbarungen getroffen, Ability Management, Caritas Pflege in denen die jeweils individuell erarbeiteten Rahmen- Caritas der Erzdiözese Wien bedingungen festgehalten werden. Diese bieten sowohl victoria.doppler@caritas-wien.at Mitarbeiter*innen als auch Führungskräften Sicherheit. www.behindertenrat.at 11
Arbeit Was bringt die Zukunft? Ethik, Künstliche Intelligenz (KI) und Arbeiten 4.0 Von Gabriele Sprengseis W as wir arbeiten, wie wir arbeiten und wo wir Intelligenz sind auf die Entwicklungen beim maschinel- arbeiten wird schon in wenigen Jahren völlig an- len Lernen, der Sammlung von sehr großen Datenmengen ders sein als heute. Digitalisierung und Entwick- und die enorme Zunahme der Rechenkapazitäten zurück lung neuer Technologien sowie von KI-Systemen führen zu führen. Maschinen leiten aus gesammelten, histori- zu einem massiven Wandel in der Gesellschaft insgesamt schen Daten mittlerweile mühelos Prognosen ab. Dabei und in der Arbeitswelt im Besonderen. Künstliche In- werden Modellierungstechniken, die „neuronale telligenz wird menschliche Arbeitsleistungen ersetzen Netze“ des menschlichen Gehirns zum Vor- und verändern, aber auch neue Arbeitswelten eröffnen. bild haben, herangezogen. Arbeiten wird großteils losgelöst von Raum und Zeit sein und die Übergänge von Arbeitszeit und Freizeit werden KI als Chance (noch) fließender sein, als es heute schon der Fall ist. Mit Hilfe von Künstlicher Intel- ligenz sollen bessere Voraus- Von Arbeit 1.0 bis zu Arbeit 4.0 sagen gemacht, Empfehlun- Seit Anfang dieses Jahrhunderts wird über Arbeit 4.0 gen abgegeben oder auch gesprochen, die an die Industrie 4.0 angelehnt ist. Entscheidungen getroffen Industrie 4.0 meint eine hochautomatisierte und ver- werden. KI wird dadurch zu netzte industrielle Produktion. Bei Arbeit 4.0 geht es um einem wesentlichen Faktor, den Prozess der Arbeit aus der Perspektive der Men- um Produktivität zu stei- schen. Unter Arbeit 1.0 ist die beginnende Industrie- gern und Lebensqualität gesellschaft Ende des 18. Jahrhunderts gemeint, wo die zu erhöhen. Die Chancen Produktionsweisen mechanisiert wurden und die Arbei- steigen, Lösungen für kom- terschaft begann sich zu organisieren. Massenproduktion plexe Probleme zu finden. und die Anfänge des Wohlfahrtsstaates am Ende des 19. Insofern gibt es ein sehr Jahrhunderts sind die Kennzeichen von Arbeit 2.0, der großes Interesse der Wirt- Ausbau des Sozialstaates und der Arbeitnehmer*innen- schaft und Industrie, diese rechte in der sozialen Marktwirtschaft sind die Merkmale Entwicklungen weiter voran zu von Arbeit 3.0. treiben. Nun geht es bei Arbeiten 4.0 um Flexibilisierung und Umgeben von KI Gewinnmaximierung. Die Möglichkeiten der Überwachung KI-Systeme sind bereits fixer Bestand- nehmen stark zu und Beschäftigungsmodelle ändern sich teil unseres Lebens. Es gibt selbstfahren- massiv. Crowdworking aber auch die Plattformökonomie de Busse und Autos, KI-Systeme entscheiden stellen das Arbeitsrecht vor neue Herausforderungen. über Kreditanträge oder wirken bei Personalent- scheidungen mit, sie übersetzen Texte oder erkennen Wie können ALLE teilhaben? Gesichter in sozialen Netzwerken. Sie wissen besser als Menschen mit Behinderungen sind davon bedroht, an wir, warum wir was kaufen und was wir uns wünschen. In Arbeit 4.0 nicht teilhaben zu können. Vielen fehlen die vielen Produkten und Dienstleistungen sind KI-Systeme finanziellen Mittel, digitale Kompetenzen wurden ihnen bereits integriert. nie vermittelt oder die Produkte und Dienstleistungen sind nicht barrierefrei. Dabei könnten moderne Techno- Eine Frage der Ethik logien die Teilnahme am Arbeitsleben für Menschen mit Angesichts dieser Entwicklungen müssen neue Ethik- Behinderungen selbstverständlich machen. und Gerechtigkeitsfragen gestellt werden. Menschen- rechte und demokratische Werte müssen auch für KI Prognosen aus voreingenommener Daten Gültigkeit haben. Es besteht ein hohes Risiko, dass Die rasanten Fortschritte im Bereich der Künstlichen verzerrte Wahrnehmungen aus der analogen Welt in die 12 www.behindertenrat.at
Ausgabe 2/2019 digitale Welt übertragen werden. Die hohe Komplexität Gefahr der Algorithmen der Systeme ist ebenso eine Herausforderung. Deshalb Entscheidungen, die auf KI-Systemen beruhen, dürfen muss die Nutzung von KI transparent sein und die Ergeb- nicht zu Diskriminierung führen. Derzeit ist die Gefahr nisse überprüfbar und kontrollierbar sein. Die großen groß, dass Algorithmen Diskriminierungen übernehmen. Datenmengen, die die KI benötigt, brauchen ein hohes Beispielsweise bergen automatisierte Screenings bei der Maß an Datenschutz. Auch die Privatsphäre muss beson- Personalauswahl und -einstellung besondere Gefahren ders geschützt werden. Die Kontrolle über die Daten soll für Menschen mit Behinderungen in der Arbeitswelt. bei den Bürger*innen bleiben. Sie dürfen nicht dafür Algorithmen sind verzerrt, weil sie aus „voreingenom- verwendet werden, zu schädigen oder zu diskriminieren. menen“ Trainingsdaten lernen, sie reproduzieren diese Diskriminierungen. Viele neue Technologien erfordern Keine Sonderlösungen einen Zugriff auf personenbezogene Daten, oftmals auch Das Europäische Behindertenforum (EDF) auf sensible Informationen. Die Gewährleistung der hat Risiken und Chancen der neuen Privatsphäre und Sicherheit der Benutzer*innen ist von Technologien dargestellt. Dazu wurde zentraler Bedeutung. Für Menschen mit Behinderungen eine Onlinebefragung gemacht, ist das digitale Umfeld besonders riskant, allzu leicht sowie Expert*innen-Gespräche sind sie auch Ziele für Cyber-Kriminalität. Auf sensible geführt. Daraus wurde ge- personenbezogene Daten muss besonders geachtet schlossen, dass die Zugäng- werden, Datenschutz und Datensicherheit müssen lichkeit und die Benutzer- gewährleistet sein. freundlichkeit für Menschen mit Behinderungen wesent- Digitale Kompetenz lich sind. Deshalb muss Für Menschen mit Behinderungen müssen umfassende einem universellen Design strukturelle Rahmenbedingungen geschaffen werden, Priorität eingeräumt sodass auch sie in vollem Umfang Zugang zur Arbeitswelt werden. Menschen mit 4.0 haben. Viele Menschen mit Behinderungen können Behinderungen brauchen den, mit der immer schnelleren Entwicklung von Techno- keine speziellen Lösungen, logien einhergehenden, (in großem Maße finanziellen) die selbstverständliche Aufwand nicht stemmen. Zugänglichkeit muss mög- Es braucht Fort- und Weiterbildung sowie digitale lich sein. Die Interopera- Kompetenzentwicklung, damit Menschen mit Behinde- bilität und die Standardi- rungen nicht zum Schlusslicht in der sich wandelnden sierung sind ebenso zentral. Gesellschaft werden, sondern Männer und Frauen mit Nur wenn verschiedene Systeme Behinderungen eine Selbstverständlichkeit in der nahtlos zusammenarbeiten, sind modernen Arbeitswelt sind. sie tatsächlich verwendbar und die Hilfstechnologien sind dann tatsächlich eine Unterstützung. 'Spielregeln' für KI Downloads Die Expert*innengruppe zu KI (High Level Expert Group EDF 2019: PLUG AND PRAY? Eine Behindertenperspek- AI) der Europäischen Kommission erarbeitete 7 Vorausset- tive auf künstliche Intelligenz, automatisierte Ent- zungen für eine vertrauenswürdige künstliche Intelligenz: scheidungsfindung und neue Technologien • Vorrang menschlichen Handelns und www.edf-feph.org/sites/default/files/ menschlicher Aufsicht edf-emerging-tech-report-accessible.pdf • Robustheit und Sicherheit • Privatsphäre und Datenqualitätsmanagement Europäische Kommission, High-Level Expert Group on • Vielfalt, Nichtdiskriminierung und Fairness AI 2019: Ethics Guidelines for Trustworthy AI (darin ist Barrierefreiheit enthalten) ec.europa.eu/commission/news/ • Gesellschaftliches und ökologisches Wohlergehen artificial-intelligence-2019-apr-08_de • Rechenschaftspflicht für die Systeme und Ergebnisse www.behindertenrat.at 13
Arbeit Ausgabe 2/2019 Für ein Recht auf bezahlte Arbeit Lebenshilfe Aktionen fordern: "Gehalt statt Taschengeld" Von Eudora Loitsch Menschen mit Behinderungen protestieren gemeinsam Alle Fotos: Antina Zlatkova / Lebenshilfe A m 5. Mai ist der europäische Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Die Lebenshilfe gestaltet ihn als Tag der Inklusion. Zu diesem Anlass und unter dem Motto „Gehalt statt Taschengeld“ fanden im Zeitraum von 30. April bis 3. Mai Aktionen in ganz Österreich statt. Menschen mit intel- lektuellen Behinderungen forderten sowohl auf Lan- desebene als auch bei der abschließenden Aktion auf Bundesebene ihre Rechte ein. Was bedeutet „Gehalt statt Taschengeld“? Es soll einen Werkstattlohn als Gehalt mit sozialversi- cherungsrechtlichen Ansprüchen oder einen Lohn am Wir wollen Gehalt statt Taschengeld! Arbeitsmarkt geben. Es kann auch eine Grundabsiche- rung für alle geben, die nicht in einer Werkstatt arbeiten formuliert, das Politikerinnen und Politikern überreicht können. Eine ausführliche Liste der Forderungen der wurde. Das Papier gibt es auch in Leicht Lesen. Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter wurde online veröffentlicht (siehe Infobox). Unterstütze auch du die Aktion! Du kannst ganz leicht die Forderung „Gehalt statt Wichtig ist, dass Menschen mit intellektuellen Behin- Taschengeld“ unterstützen, indem du die online-Petition derungen nicht wie Kinder behandelt werden. Sie sind unterzeichnest und teilst: mein.aufstehn.at/petitions/ erwachsene Bürgerinnen und Bürger Österreichs! gehalt-statt-taschengeld-1 Sie wollen und können ihre Rechte und Pflichten wahrnehmen. Lebenshilfe Österreich Die Lebenshilfe hat für diesen Anlass ein Dialogpapier www.lebenshilfe.at/aktion-gehalt mit politischen Forderungen zu inklusiver Arbeit 14 www.behindertenrat.at
Monitoringausschuss Ausgabe 2/2019 Barrieren, die Teilhabe verhindern Erste öffentliche Sitzung des Salzburger Monitoring-Ausschuss Von Hannah Wahl R und 70 Personen mit und ohne Behinderungen kamen am 25. April 2019 in den Unipark Nonntal. Bei der Veranstaltung stellte sich der 2017 gegründete Salzburger-Monitoring-Ausschuss erstmals persönlich vor. Sieben Hauptmitglieder und sechs Ersatzmit- glieder überwachen und überprüfen in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen auf Landesebene. Die zuständige Geschäftsstelle – das Publikum: 70 Menschen mit und ohne Behinderungen Foto: Hanna Wahl / Monitoringausschuss Referat für Frauen, Diversität und Chancengleichheit des Landes – mitleidigen Blicken konfrontiert und Freizeitlocations wie Kinos. Eine führt die laufenden Geschäfte des als „Sozialfälle“ abgestempelt. Diese wichtige Forderung ist für viele Ausschusses. tief verwurzelten Vorurteile und Teilnehmer*innen jene nach persön- Stereotype stellen soziale Barrieren licher Assistenz. Betont wird dabei, Unabhängige Lebensführung dar, die Menschen mit Behinderun- dass die Assistenznehmer*innen Eines der Prinzipien der Konvention gen an den Rand der Gesellschaft wirklich selbst bestimmen können sei Barrierefreiheit, so Karin Ast- drängen. Landeshauptmann-Stell- müssen, wann, wo und wie sie in egger, Vorsitzende des Salzburger vertreter Heinrich Schellhorn sieht ihren Lebensbereichen unterstützt Monitoring-Ausschusses. „Sie ist die als Landespolitiker eine besondere werden wollen. Voraussetzung für unabhängige Aufgabe, auch Barrieren im Bereich Lebensführung sowie gleichberech- der Politik abzubauen, um die Teilhabe Hauptziel erreicht tigte Teilhabe in der Gesellschaft. von Menschen mit Behinderungen zu Der Salzburger Monitoringausschuss Daher war es uns wichtig, in der gewährleisten. „Barrierefreiheit ist zeigt sich über die rege Beteiligung ersten öffentlichen Sitzung mit den eine Einstellung – keine Checkliste!“, an der ersten öffentlichen Sitzung konkreten Erfahrungen und Anliegen betont Christine Steger, Vorsitzende erfreut: „Unser Hauptziel für die zu diesem breiten und grundlegenden des Bundes-Monitoring-Ausschusses Veranstaltung war der direkte Themenbereich in Kontakt zu kom- und erklärt weiter: „Erst wenn wir Kontakt mit Problemstellungen und men und in unsere künftige Arbeit beginnen, barrierefrei zu denken, Anliegen aus der Bevölkerung. Über aufzunehmen.“ Es sind nicht nur phy- können die Hindernisse in der Welt in die Diskussionen im World-Café sische Barrieren, wie zu enge, nicht allen Dimensionen wirklich beseitigt ist das sehr gut gelungen und wir rollstuhlgerechte Toiletten oder Stufen werden.“ haben wichtige Arbeitsaufträge vor Geschäften und Lokalen, die für uns mitgenommen.“ erläutert Menschen behindern. Auch schwere Ergebnisse der World-Cafés Astegger. Die, in der öffentlichen Sprache kann eine Barriere darstel- In World-Cafés diskutieren die Teil- Sitzung unter der Partizipation von len. Bürgermeister-Stellvertreterin nehmer*innen angeregt. Im Kontext Menschen mit und ohne Behinderun- Anja Hagenauer weist auf die große der Barrieren im Bildungsbereich gen erarbeiteten Ergebnisse, werden Herausforderung hin, die Barrieren in wird das System der Sonderschulen in den neuen Landesaktionsplan des den Köpfen der Menschen abzubau- kritisiert. Eine junge Teilnehmerin Landes Salzburg zur Umsetzung der en. Viele Menschen mit Behinderun- verweist auch auf den Mangel an Rechte von Menschen mit Behinde- gen werden in ihrem Alltag mit barrierefreien Toiletten in rungen aufgenommen. www.behindertenrat.at 15
Öffentlicher Verkehr Test der neuen Türsignaltöne bei einem Railjet Foto: ÖBB / Katharina Stögmüller Mit den ÖBB barrierefrei nach Italien Menschen mit Behinderungen entwickeln neue Züge mit Von Emil Benesch E nde 2022 wird eine neue Generation von Zügen Bereitschaft zu grundlegenden Überarbeitungen erster nach Italien unterwegs sein. Die künftigen Tag- und eigener Planungen gezeigt und damit Bereitschaft für Nachtzüge werden derzeit in Zusammenarbeit mit die Schaffung größtmöglicher Barrierefreiheit bei der den ÖBB, Siemens und dem Österreichischen Behinder- Gestaltung der neuen Züge signalisiert. Dadurch konnte tenrat entwickelt. Besonderes Augenmerk wird darauf der PRM – Persons with Reduced Mobility – Bereich für gelegt, dass die Züge barrierefrei werden. Personen mit Gehbehinderungen im Tagzug neu gestaltet und im Nachtzug vergrößert werden. Als größter Mobilitätsanbieter des Landes sind den ÖBB Menschen mit Behinderungen sehr wichtig. Daher wurde Arbeitsgruppe des Behindertenrates bei den Railjets und Nightjets der neuen Generation viel In zahlreichen weiteren Arbeitssitzungen wurde seither Wert auf das Thema Barrierefreiheit gelegt. So wird etwa mit Expert*innen mit Behinderungen, der Arbeitsgruppe durch den erstmaligen Einsatz von Niederflurwagen im des Österreichischen Behindertenrates, gemeinsam da- Fernverkehr bei den ÖBB ein barrierefreier Einstieg für ran gearbeitet, Barrieren möglichst gar nicht entstehen alle möglich. zu lassen. „Menschen sind nicht behindert, sie werden behindert. Darum ist es wichtig, Menschen mit Behinde- ÖBB und Hersteller Siemens haben darüber hinaus auf rungen frühestmöglich, kontinuierlich und auf Augenhöhe Ersuchen des Österreichischen Behindertenrates in Planungsprozesse einzubeziehen. Dann werden die 16 www.behindertenrat.at
Ausgabe 2/2019 gemeinsam entwickelten Produkte und Dienstleistungen für alle gut nutzbar sein,“ so Emil Benesch, Leiter der Arbeitsgruppe des Österreichischen Behindertenrates. Verbesserungen wurden umgesetzt In die Entwicklung der neuen Fernverkehrszüge flossen bei zehn Arbeitstreffen die verschiedensten Sichtweisen ein. Nutzer*innen von Rollstühlen setzten sich dafür ein, dass sie nicht in abgesonderten Bereichen reisen, sondern Plätze mit der gleichen Ausstattung wie alle anderen Reisenden auch – etwa mit Tisch und Leselampe – vorfinden. Menschen mit Sehbehinderungen erinnerten an die Notwendigkeit der Annäherbarkeit an Monitore und Schriftzüge, um Texte lesen zu können. Blinde Men- schen ihrerseits benötigen taktile Informationen und Auffindetöne im Türbereich zur Orientierung. Alles was Test: Sitzplatzreservierungsanzeige Foto: ÖBB / Katharina Stögmüller akustisch gesagt wird, soll an einem Bildschirm zu lesen sein, fordern gehörlose Personen. Personen mit psychi- schen Beeinträchtigungen wiederum benötigen ruhige Bereiche und Rückzugsmöglichkeiten, da Gedränge Stress auslösen kann. In der Zusammenarbeit wurden wichtige Erkenntnisse gewonnen, die nun bei der Konzeption und Konstruktion der neuen Züge berücksichtigt werden. Bei 17 von 18 Themenkomplexen werden ÖBB und Siemens nach Anmerkungen der Arbeitsgruppe des Österreichischen Behindertenrates Verbesserungen umsetzen. Möglichst barrierefrei reisen „Unser Ziel ist, Reisen mit der Bahn möglichst barriere- frei zu gestalten, denn davon profitieren alle. Für 10 % ist Barrierefreiheit essentiell, für 40 % notwendig, aber für Im Austausch mit ÖBB Techniker*innen Foto: Emil Bensch 100 % komfortabel. Dank der konstruktiven und wert- schätzenden Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Behindertenrat setzen wir mit diesen Zügen neue Maß- stäbe“, so Kurt Bauer, Leiter Fernverkehr der ÖBB-Perso- nenverkehr AG. Erfolg für beide Seiten „Die Zusammenarbeit des Österreichischen Behinderten- rates mit den ÖBB zur Barrierefreiheit ihrer Angebote intensiviert sich immer mehr und ist für beide Seiten ein Erfolg“, freut sich Emil Benesch. Die Wertschätzung für inklusive Planungsprozesse zur Sicherung weitestgehender Barrierefreiheit lohnt sich. Die Expertise von Menschen mit Behinderungen wird bei den ÖBB immer häufiger von Anfang an einbezogen und Teil der langfristigen und strategischen Planung. Arbeitsgruppe begutachtet Pläne Foto: Emil Bensch www.behindertenrat.at 17
Barrierefreiheit Öffentlicher Raum - barrierefrei?! Ein 'Walkshop' führt durch Wien Von Emil Benesch unmittelbarer Nähe des Leitsystems. Wenn vorhandene Strukturen zur taktilen Orientierung nicht zur Ver- fügung stehen und als Ersatz taktile Leitsysteme vorgesehen werden, ist zu beachten: Sie müssen am richtigen Ort, mit langlebigen Materialien gebaut und in Folge kontinuierlich gewartet werden. Es ist sicherzu- stellen, dass taktile Leitsysteme zusammenhängend geplant werden und bleiben. Start des 'Walkshops' in der Mariahilfer Straße Alle Fotos: Lukas Ilgner Menschen mit Gehbehinderungen profitieren vom Umbau der Maria- D er Einladung zum Erfahrungs- Planung des Umbaus der Mariahilfer hilfer Straße zur Begegnungs- und austausch über Planungs- und Straße: „Vorhandene Orientierungs- Fußgängerzone durch die weitge- Umsetzungsprozesse folgten möglichkeiten wie Hausmauern, Brüs- hend niveaugleiche Bodenoberfläche, am 17. Mai 2019 um die 25 Teilneh- tungen, Geländer, Rasensteinkanten den zusätzlichen Raum für Fuss- mer*innen. Auf Initiative und Einla- und ähnliches sowie ausreichend gut gänger*innen und den Wegfall von dung des Österreichischen Behinder- ertastbare Randsteinkanten stehen Stufen im öffentlichen Raum. tenrates und des Forums Öffentlicher für uns blinde Menschen an erster Angelika Parfuss vom ÖZIV Bundes- Raum der Stadt Wien wurde der Stelle. Erst wenn vorhandene Struk- verband präsentierte eine Studie zur ‚Walkshop‘ veranstaltet. turen nicht zur Orientierung nutzbar Barrierefreiheit von Geschäftslokalen oder vorhanden sind, sprechen wir für Menschen mit Gehbehinderungen. Die Frage nach der Barrierefreiheit uns für die Einrichtung eines takti- In der Mariahilfer Straße gibt es des öffentlichen Raumes wurde aus len Leitsystems aus“. Andrea Wahl, 71,5 % stufenlose Eingänge. Im der jeweils ganz spezifischen Sicht Mobilitätstrainerin für Menschen mit Schnitt ist in Wiener Einkaufsstraßen unterschiedlicher Nutzer*innen – wie Sehbehinderungen, ergänzte, dass nur knapp jedes zweite Geschäfts- blinden Menschen, Mobilitätstrai- Menschen mit Sehbehinderungen lokal ohne Stufe zu erreichen. ner*innen, Mobilitätstrainer*innen auch akustische und visuelle Leitlinien in Ausbildung, Menschen mit Seh- nutzen und dies schon bei Planungen Warten und Hoffen behinderungen und Nutzer*innen zu berücksichtigen wäre. Von der Mariahilfer Straße führte der von mechanischen und E-Rollstühlen Walkshop per U3 in die Herrengasse. – diskutiert. Aufgrund von Ausräumungen von Diesmal hatte Martin Belja Glück. Er Pflanztrögen oder Sitzgelegenheiten musste mit seinem E- Rollstuhl nicht Erste Wahl: Hausmauern und durch Geschäftsinhaber entlang der 45 Minuten warten bis eine U-Bahn, Gehsteigkanten Gebäude wurde in der Mariahilfer die über eine ausfahrende Trittstufe In der Begegnungs- und Fußgänger- Straße ein taktiles Leitsystem pro- verfügt und das Einsteigen mit Roll- zone Mariahilfer Straße berichtete fessionell geplant und verlegt. In der stuhl ermöglicht, in die Station ein- Wolfgang Kremser vom Verein Blick- Praxis zeigen sich bei Errichtung und fährt. Da vom Verkehrsunternehmen kontakt über die damalige Einbin- Nutzung eines taktilen Leitsystems nicht vorab informiert wird, wann ein dung als Leiter des Verkehrsgremiums jedoch einige Hürden und Heraus- barrierefreier U-Bahnzug zu erwarten der Sehbehinderten- und Blindenor- forderungen, wie etwa abgestellte ist, müssen Nutzer*innen von ganisationen der Ostregion bei der Gegenstände oder Hindernisse in Rollstühlen warten und hoffen. 18 www.behindertenrat.at
Ausgabe 2/2019 Neue Haltestellen: nicht barrierefrei! Ausräumungen verhindern Orientierung Leitsysteme freihalten! Ein Vertreter der Wiener Linien ver- mit Mobilitätseinschränkungen hat Außenlautsprecher zur Linie und zum spricht, sich der Frage anzunehmen. der Umbau die Nutzung erleichtert. Fahrziel gibt es nur sehr selten. In Ganz anders ist die Erfahrung blinder der Doppelhaltestelle als zweiter Zug „Begegnungszone“ Menschen. „Wir haben aufgrund der haltende Garnituren fahren oftmals Herrengasse Ausräumungen von Pflanztrögen an der ersten Position durch, obwohl Der Weg in die Herrengasse führt und Schani-Gärten weder die Mög- dort Menschen mit Behinderungen uns über den Minoritenplatz. Wir lichkeit zur Orientierung entlang der warten. Menschen mit Sehbehin- treffen auf großflächig verlegtes Hausmauern, noch steht ein taktiles derungen können die Anzeige am Großsteinpflaster. Für Nutzer*innen Leitsystem zur Verfügung. Ein taktiles neuen Display nicht richtig lesen, sie von Rollstühlen eine Tortur und Bar- Leitsystem war geplant, wurde aber spiegelt zu sehr. riere. Martin Belja: „Da spürst jede nicht gebaut,“ erinnert Wolfgang Unebenheit in den Bandscheiben“. Kremser. Der Übergang vom Gehweg Angebot: Gemeinsam Blinde Menschen wiederum haben zur Fahrbahn ist für blinde Menschen Barrieren vermeiden! beim Gehen über den Platz keine taktil nicht ertastbar. Kommunikation Zum Abschluss macht Emil Benesch Struktur, um sich orientieren zu kön- über Blickkontakt mit anderen den Vertreter*innen von Stadt Wien nen. „Ein glatter, linearer Streifen, Verkehrsteilnehmer*innen, wie in und Wiener Linien ein Angebot zur aus größeren Steinen, an Stelle der einer Begegnungszone üblich und verstärkten Zusammenarbeit: „Bei groben Pflastersteine verlegt, wäre erwartet, ist für blinde Menschen frühzeitiger, kontinuierlicher Ein- eine Steigerung der Barrierefreiheit nicht möglich. Die Begegnungszone bindung auf Augenhöhe können wir für Nutzer*innen von Rollstühlen und Herrengasse ist somit für sie keine entscheidend dazu beitragen, blinde Menschen gleichermaßen“, Zone der Begegnung, sondern eine Barrieren zu vermeiden und den schlägt Peter Noflatscher vom ÖZIV Zone des Kontrollverlusts, der öffentlichen Raum barrierefrei für alle als Lösung vor. Orientierungslosigkeit und Gefahr. zu machen.“ Geplant, aber nicht gebaut Station Burgtheater In der Herrengasse angekommen, Der Walkshop endete bei einer neu präsentiert sich der Gruppe die gestalteten Doppelhaltestelle für neu geschaffene Begegnungszone. Straßenbahnen. Blinde Menschen Weitere Informationen Weniger Verkehrstafeln und weniger fragen sich: Welche Straßenbahn- finden Sie hier: parkende Autos als früher prägen linie wird als Nächste einfahren? Sie www.behindertenrat.at/ das Bild. Fahrbahn und Gehsteig können die Anzeige nicht lesen und 2019/05/walkshop/ sind niveaugleich. Für Menschen Durchsagen des Fahrpersonals über www.behindertenrat.at 19
Projekte Ausgabe 2/2019 Der Verkehrsgarten im Überblick Alle Fotos: Jugend am Werk Inklusiver Verkehrsgarten Kooperation von JaW und Landespolizeidirektion Wien Von Jürgen Bamberg Schülerinnen und Schülern zur Verfügung, unterstützend sind Menschen mit Lernschwierigkeiten und Behinderung aus der Tagesstruktur im Verkehrsgarten tätig. Insge- samt 5 Personen mit Lernschwierigkeiten werden im Verkehrsgarten bei der Helm- und Radausgabe, bei der Ampelanlage und bei der Stopptafel sowie gemeinsam mit der Polizei auch begleitend am Fahrrad unterstützen. Unter dem Projekttitel „Gemeinsam.Sicher“ können so Menschen mit und ohne Behinderung zusammenkom- men, voneinander lernen und Menschen mit Lern- schwierigkeiten in der Rolle als Wissensvermittlerinnen Feierliche Eröffnung mit u.a. Michael Takacs (Leiter Landes- und –vermittler aktiv werden. Eine Rolle, die ihnen verkehrsabteilung Wien) und Bezirksvorsteher Gerald Bischof oftmals innerhalb der Gesellschaft abgesprochen wird. B islang gibt es in Wien zum Thema Verkehrssicher- Im Sommer werden im Rahmen des Wiener Ferienspiels heit entweder Kurse für Kinder sowie Schülerinnen die ersten Kurse stattfinden. Bei Interesse können Sie und Schüler oder Kurse für Menschen mit Lern- direkt die Tagesstruktur Elisenstraße unter 01 888 42 21 schwierigkeiten und Behinderung. Im Rahmen einer Ko- kontaktieren. operation haben die Organisation Jugend am Werk und die Verkehrsabteilung der Landespolizeidirektion Wien nun einen neuen Verkehrserziehungsgarten in Wien- Liesing umgesetzt. In einem Verkehrsgarten der Polizei können Kinder auf dem Übungsplatz das korrekte Verhalten im Straßen- verkehr trainieren und auch für die freiwillige Radfahr- prüfung üben. Die Verkehrserziehung ist zudem fixer Bestandteil des Sachunterrichts in der Volksschule. Der Übungsplatz am Gelände der Tagesstruktur von Menschen mit Lernschwierigkeiten helfen den Schüler*innen Jugend am Werk in der Elisenstraße steht ab sofort bei den ersten Übungen 20 www.behindertenrat.at
Projekte Ausgabe 2/2019 Huainiggs erfolgreiche ORF-Projekte Lehrstellen und ein ziemlich bestes Team Von Heidemarie Egger Bei der zweiten ORF Aktion „Ziemlich bestes Team“ werden im Rahmen der Sendung „Konkret“ (ORF 2, freitags 18:30-19:00) sechs arbeitsuchende Menschen mit Behinderungen auf ihrem Weg ein halbes Jahr lang begleitet. Dabei werden in regel- mäßigen siebenminütigen Beiträgen die Erlebnisse dokumentiert. Der ORF möchte durch die Doku- mentationsreihe Potentiale von Menschen mit Behinderungen in den Vordergrund rücken und dadurch das vielfältige Leben mit Behin- derungen in das Bewusstsein der Österreicher*innen bringen. Die Tirolerin Magdalena im Radiointerview Foto: Hitradio Ö3 Als langjähriger Experte zum Thema A uf zwei erfolgreich gestartete hat viele erreicht: In nur 14 Tagen Behinderung schafft es Franz-Joseph Projekte und mit weiteren boten Österreichische Betriebe über Huainigg, dass der ORF abseits der Ideen blickt der ehemalige die Ö3-Homepage 145 neue Lehrstel- vielfach strapazierten Helden- und Nationalratsabgeordnete Franz-Jo- len an. Vermittelt werden die Lehr- Opferbilder kommuniziert. Der klare seph Huainigg auf das erste halbe stellen vom AMS in Kooperation mit und respektvolle Blick auf das Leben Jahr seiner Tätigkeit im Humanitarian NEBA (Netzwerk Berufliche Assistenz) mit Behinderungen steht im Vorder- Broadcasting des ORF zurück. des Sozialministeriumservice. grund der Berichterstattung. Radio Ö3 berichtete in einer Presse- aussendung vom Ö3-Aktionstag am 2. Mai. Zum Start der Aktion stellte Ö3-Moderator Philipp Hansa einen Tag lang Jugendliche mit Behin- derungen vor, die eine Lehrstelle suchen. Sie sprachen über Ziele und Wünsche und was sie auf dem Weg in ein selbstständiges Leben wirklich behindert. Denn für Jugendliche mit Behinderung ist es eine echte Herausforderung, eine Lehrstelle zu finden. Die 16-jährige Magdalena aus Mils brachte es live auf Ö3 auf den Punkt: „Mir geht’s auf die Nerven, dass man mir einfach nichts zutraut. Ich sitze im Rollstuhl, aber trotzdem kann ich was leisten!“ Ihre Botschaft Franz-Joseph Huainigg besucht das Ö3 Studio Foto: Hitradio Ö3 www.behindertenrat.at 21
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