Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen - 4 2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN
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4•2020 DAS MAGAZIN DER AWO BAYERN 74. Jahrgang des „Helfer“ Mehr als ein Dach über dem Kopf. WIR über Leben und Wohnen. DIE AWO IN OBERBAYERN OHA! Ein Haus voller Leben. Jubiläum 30 Jahre Beratung für ältere Menschen.
WIR IN BAYERN WIR IN OBERBAYERN Aus der AWO 3 Tafeln finden rasche Wege aus der Corona-Krise 12 AWO liebt Demokratie + Eine Frau aus Bayern Für bezahlbaren Wohnraum im für die Bundesspitze + Plädoyer für Großraum München 13 Menschlichkeit + Brigitte Tiator im Ruhestand + Betreutes Wohnen 60+ in der STE Burghausen 14 Frauenpower im Freistaat OHA! Ein Haus voller Leben 15 Unser Thema: AWO vor Ort 16/17 Mehr als ein Dach über dem Kopf. 6 WIR IN MÜNCHEN Gemeinsam statt einsam: Quartiersprojekte bringen Menschen zusammen + Frauenhäuser: „Lernen mit Kick“ 18 Wohnen ist existenziell + Interview: Bauen für THEA Mobil und Eine Organisation bleibt fit 19 Senioren braucht Fingerspitzengefühl 30 Jahre Beratung für ältere Menschen 20/21 Liebe Leserinnen und Leser, ein schwieriges und forderndes Jahr geht dem Ende entgegen. Die Corona-Pandemie hat das Leben in einem Maße beeinträchtigt, das für uns alle undenkbar war und sie hat das öffentliche und gesellschaftliche Leben einschneidend verändert. Die Konferenzen der AWO konnten nicht stattfinden, Veranstaltungen wurden abgesagt und die Ortsvereine mussten die so wichtigen Begegnungen auf ein Minimum beschränken. Die letzten Monate haben aber auch gezeigt, dass die Arbeiterwohlfahrt in Bayern auch in Zeiten der Krise zusammensteht und das „WIR“ lebt. Ob in unseren Pflegeeinrichtungen, in Kitas oder in den Ortsvereinen: überall haben Haupt- und Ehrenamtliche über die Maßen großen Einsatz gezeigt, um Menschen zu begleiten, um Kinder gut zu versorgen, während die Eltern arbeiten müssen, und um Mitmenschen zu ermuntern, die Lebensfreude trotz der Kontaktbeschränkungen nicht zu verlieren. Das verdient großen Respekt. Auch allen Mitgliedern, die unsere Arbeit mit ihrem Beitrag und ihrem Engagement 2020 maßgeblich unterstützt haben, sage ich ganz herzlich Danke. Mit der letzten Ausgabe des Jahres wagen wir normalerweise einen Ausblick, doch dieser ist in diesen Zeiten schwierig. Ich hoffe sehr, dass 2021 wieder mehr Freiräume und uns allen wieder mehr persönliches Miteinander ermöglichen wird. Vor allem aber wünsche ich uns allen, dass wir gesund bleiben. Nutzen Sie - gerade wegen Corona - die Adventszeit und die Feiertage besonders für den Austausch mit den Menschen, die Ihnen am Herzen liegen, verlieren Sie nicht den Mut und kommen Sie gut ins neue Jahr. Herzlich Ihr Thomas Beyer Landesvorsitzender der AWO in Bayern
Vielfältiges Programm – Kostenlos weiterbilden Die kostenlose Teilnahme an dem bayern- weiten Projekt AWO l(i)ebt Demokratie steht allen hauptamtlichen Mitarbei- ter*innen, ehrenamtlich Engagierten, Mitgliedern sowie auch noch nicht in AUS DER AWO der AWO aktiven Menschen offen. Aufgrund der Corona-Situation finden die meisten der Projektangebote derzeit digital statt. Gemeinsam mit dem Team Abschied von Brigitte Tiator des neuen Aktionsbüro Demokratie des AWO Landesverbandes Bayern e.V. kann In einer kleinen Feierstunde hat Landesgeschäftsführer die digitale Technik kennen gelernt und Andreas Czerny die langjährige Leiterin der Freiwilligen- eingeübt werden. Jeden Dienstag von dienste des AWO Landesverbandes, Brigitte Tiator, in 16 Uhr bis 17 Uhr findet eine telefonische den Ruhestand verabschiedet. Brigitte Tiator hat über Online-Sprechstunde zum Thema „Wie Jahrzehnte tausende junge Freiwillige bei der AWO ver- kann ich an Videokonferenzen teilneh- antwortlich begleitet, anfangs Zivildienstleistende, später men?“ statt. Eine formlose Voranmeldung Freiwillige des Sozialen Jahres (FSJ) und zuletzt vor allem im neuen Aktionsbüro Demokratie ist Menschen im Bundesfreiwilligendienst (BFD). Landes- erforderlich. (Kontakt siehe unten) vorsitzender Prof. Dr. Thomas Beyer hob das große Enga- gement hervor, mit dem Brigitte Tiator die Belange der Die kommenden AWO l(i)ebt Demokratie Freiwilligendienste mit den Bedürfnissen der Einsatz- Online-Veranstaltungen: stellen der AWO in Bayern in Einklang brachte und würdigte • Jeden Monat: Team Toleranz, Team ihre kompetente Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Erinnerungskultur, Team Umwelt Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS), und Nachhaltigkeit, Team Politischer dem Zentrum Bayern Familie und Soziales (ZBFS), dem Lesezirkel und Team Demokratiechor Bundesamt für zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) • 5.Dezember 2020 „Verschwörungs und dem AWO Bundesverband. Auch die Kolleginnen erzählungen – eine Gefahr für die des Fachbereichs sagten mit sehr persönlichen Worten Demokratie?“ herzlich „Auf Wiedersehen“. • 27.Januar 2021 „Lange Nacht der Zweitzeug*innen“ zum Holocaust gedenktag Eine Frau aus Bayern für Kontakt und Anmeldung: die Bundesspitze AWO Landesverband Bayern e.V. Aktionsbüro Demokratie Kathrin Sonnenholzner, seit 2016 stellvertre- zdt@awo-bayern.de tende Landesvorsitzende der AWO in Bayern, 089 / 54 67 54 - 140 soll ab 2021 die Bundesspitze der AWO als Icon Facebook und Instagram: Co-Vorsitzende des Präsidiums verstärken. Die @awodemokratie 64-jährige Jesenwangerin engagiert sich seit www.awo-bayern.de vielen Jahren für die AWO und bringt als SPD- Mitglied des Bayerischen Landtages von 2003 bis 2018 politische Erfahrung in das Amt ein. Die Wahl findet im Rahmen der für Juni 2021 geplanten Bundeskonferenz statt. Weitere bayerische Kandidaten für das neue Präsidium der AWO in Berlin sind Karin Hirschbeck, Vor- sitzende des Kreisverbandes Fürth, und Stefan Wolfshörndl, Vorsitzender des Bezirksverbands Unterfranken. Beide gehören dem Gremium bereits an und stellen sich erneut zur Wahl. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 3
„Menschlichkeit darf nicht DIE „WIR-REDAKTION“ unter Strafdrohung stehen“ Sie haben Anregungen, Lob oder Der Landesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in Kritik? Ihre Anmerkungen zum Bayern, Prof. Dr. Thomas Beyer, hat die bayerische aktuellen Heft nehmen wir gerne auf. Staatsregierung aufgefordert, gemeinsam mit den Sie erreichen uns hier: Trägern von Pflegeheimen sowie den Angehörigen- vertretungen klare Rahmenbedingungen zu finden, AUS DER AWO Arbeiterwohlfahrt um Besuche in Pflegeheimen auch in den Winter- Landesverband Bayern e.V. monaten zu ermöglichen. „Die Abschottung des Edelsbergstraße 10, 80686 München Frühjahres darf sich im Interesse aller Beteiligten Telefon 089 546754–0 nicht wiederholen. Heime sind keine Gefängnisse redaktion@awo-bayern.de und können niemals Hochsicherheitstrakte sein“, ist Beyer überzeugt. Der AWO-Chef verwies nicht nur auf die immensen Belastungen, die eine Iso- lierung für Bewohner*innen und ihre Angehörigen mit sich bringt, sondern auch auf den enormen Druck, der dadurch für die Mitarbeitenden in der Pflege erzeugt wird. Andererseits fühle sich die Praxis zu sehr auf sich allein gestellt. „Wir brauchen jetzt klare Regeln für Besuchsmöglichkeiten in den Einrichtungen in Abhängigkeit vom örtlichen Infektionsgeschehen. Die Politik muss der Praxis hier Rückendeckung geben. Es darf nicht sein, dass die Einrichtungen, die der Menschlichkeit den gebotenen Raum geben, in einer permanenten Grauzone bis hin zur Anzeige bei der Staatsanwalt- schaft stehen“, formulierte Beyer seine Erwar- tungen an die zuständigen Ministerien. Gemeinsam für eine Wende Zu einem intensiven Meinungsaustausch kamen im August der Vorsitzende der SPD-Landtags- fraktion, Horst Arnold, und die Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit, Soziales, Jugend Nichts gegen Beziehungen und Familie im Landtag, Doris Rauscher, in die Nürnberger Geschäftsstelle des Landesver- Peter Gaymann gehört zu den erfolgreichsten bandes. Neben der Würdigung der großen Cartoonisten Deutschlands. Im neuen Tisch- und Leistungen der Beschäftigten des Sozialbe- Postkartenkalender „Cartoons von der Couch“, reichs während der Corona-Pandemie stand erschienen im Medhochzwei-Verlag, bringt er das gemeinsam mit dem Bund Naturschutz wieder viele Beziehungs- und Therapiesituationen in Bayern erarbeitete AWO-Papier für eine humor- und liebevoll auf den Punkt. WIR verlost sozial-ökologische Wende (WIR berichtete in drei Tischkalender von Peter Gaymann. Einsen- Heft 3/2020) im Mittelpunkt des Gesprächs deschluss ist der 31.Dezember 2020. Senden Sie mit AWO Landesvorsitzenden Prof. Dr. einfach eine Mail mit Name, Anschrift und Telefon- Thomas Beyer. nummer an petra.dreher @awo-bayern.de oder eine Postkarte an den AWO Landesverband, Edelsbergstraße 10, 80686 München. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Stichwort „Beziehungen“. 4 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
AWO Frauen und Sozialpolitik 100 Jahre Bayerische AWO - das sind auch 100 Jahre Geschichte bayerischer AWO Frauen, wie die im Oktober auf AUS DER AWO dem Nürnberger Hauptmarkt eröffnete Ausstellung Mache- rinnen. Helferinnen Frauen und die AWO zeigt. WIR hat den Historiker Prof. Dr. Hermann Rumschöttel, Mitherausgeber der Festschrift „Bayern ist ein Sozialstaat“, nach seinem Blick auf die AWO gefragt. Interview: Isabel Krieger Herr Prof. Rumschöttel, was macht aus Ihrer Sicht die AWO heute aus? Die schwierige, aber bemerkenswert erfolgreiche Kom- bination von drei Handlungsfeldern: Die traditionelle Aufgabe als sozialpolitische Speerspitze im modernen Staat, die gesellschaftlichen Leistungen einer ehrenamt- lich engagierten Mitgliederorganisation und schließlich die Effektivität und Produktivität eines professionellen Dienstleistungsunternehmens. Im sehr harmonischen Konzert der wohlfahrtspflegerischen Spitzenverbände in unserem Freistaat spielt die AWO als „soziale Stimme“ eines Sozialen Bayern eine unverwechselbare (und un- verzichtbare) tragende Rolle. Die Festschrift „Bayern ist ein Sozialstaat“, von Prof. Dr. Hermann Rumschöttel und Prof. Dr. Thomas Beyer, Welche Rolle spielten für die Entwicklung des Verbandes in ist unter https://verlag.geiselberger.de erhältlich. Bayern die Frauen? AWO-Geschichte ist Frauengeschichte. Oder umgekehrt: Die Ausstellung „Macherinnen. Helferinnen. Frauen Die gesellschaftliche und politische Emanzipation der und die AWO“ lädt zu einem virtuellen Rundgang auf der Frauen im 20. Jahrhundert mit all ihren Hürden und Er- Homepage unter www.awo-bayern.de ein. folgen kann am Beispiel der AWO deutlich vor Augen ge- führt werden. Die AWO war immer auch eine frauenpo- litische Speerspitze. Ins Leben gerufen von einer mutigen, politisch denkenden und handelnden Frau, bis Die Arbeiterwohlfahrt ist Teil der Sozialgeschichte des Frei- heute in der ehrenamtlichen Wohlfahrtspflege mehr- staats. Täuscht der Eindruck, dass das Soziale Bayern bei der heitlich von Frauen getragen und als Aktionsrahmen für geschichtlichen Darstellung bis heute etwas kurz kommt? nach gesellschaftlicher und politischer gleichberechtigter Das muss man leider zugeben. Bayerische Geschichte Mitwirkung strebender Frauen, kann man die Geschich- des 19. und 20. Jahrhunderts in Forschung, Lehre und te der Arbeiterwohlfahrt als eine Erfolgsgeschichte des Darstellung war sehr lange Zeit vor allem Herrscher- Kampfes um Gleichberechtigung verstehen. Eines und Staatsgeschichte. Seit den 1970er Jahren sind aller- Kampfes freilich, der noch nicht beendet ist. dings in wachsendem Maße gesellschaftsgeschichtliche Themen in den Fokus gerückt. „Gesellschaft“ mit ihren wirkungsmächtigen Aktivitäten und ihren einflussrei- „Die AWO ist bis heute chen Organisationen wird heute als wesentliches, zum Teil als entscheidendes Element der historischen Ent- eine sozialpolitische wicklung erkannt und beschrieben. Ein nicht unwichti- Speerspitze.“ ger Grund für die „Staats- und Kirchenlastigkeit“ der älteren Landesgeschichte ist die Tatsache, dass die Quel- Historiker Prof. Dr. Hermann lenlage ordentlich ist. Ein Hinweis deshalb an die AWO: Rumschöttel. Man muss seine Spuren dokumentieren, wenn man will, dass sie später ein Historiker entdeckt. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 5
Nur ein Dach? Wie wollen wir im Alter leben? Lange stellten sich die Menschen diese Frage LEBEN UND WOHNEN nicht. Der Familienverbund, das Dorf, die Nachbarschaft waren mehr oder weniger verlässliche Garanten dafür, zumindest die rüstigen Jahre gut in den eigenen vier Wänden verbringen zu können. Doch mit zunehmender Mobilität, mit ausblutenden Ortschaften auf dem Land, mit immer weniger bezahlbarem Wohnraum nicht nur in den Ballungsräumen und einer immer älter werdenden Gesellschaft rückt das Thema Wohnen im Alter stärker in den Blick. Die bayerische AWO hat mit dem Projekt „LiA - Leben im Alter“ ???????? eine Bestandausnahme gemacht, welche Wohnformen und Unterstützungs- angebote es für das letzte Lebensdrittel gibt – von Pflegeeinrichtungen bis zum ambulanten Wohnen. „Die häufigste Wohnform im Alter, nämlich das Wohnen in einer normalen Wohnung, spielt in der öffentlichen Diskus- sion um die Versorgung älterer Menschen häufig nur eine untergeordnete Rolle“ , sagt Stefanie Fraaß, die das Projekt für den AWO Landesverband Bayern durchgeführt hat. Dabei wünschten sich die meisten Menschen genau das. „Ziel ist es deshalb, älteren Menschen – sowohl im länd- In vielen Regionen Bayerns hat die AWO bereits Anlauf- lichen Raum, in Stadtrandgebieten als auch in städtischen stellen geschaffen, die sich mit dem Älterwerden im Wohnquartieren – die Unterstützung zukommen zu lassen, eigenen Quartier beschäftigen. So gibt es beispielsweise die sie brauchen, um im Alter so lange wie möglich gut in Augsburg, Landshut, Forchheim und Nürnberg Projekte in den eigenen vier Wänden zu leben.“ für Betreutes Wohnen und Quartiersmanagement. Ein besonderes Projekt hat die AWO im oberfränkischen Coburg Die Vernetzung und das Zusammenspiel von Dienstleis- initiiert. Unter dem Dach eines eigenen Trägervereins, tern, An- und Zugehörigen, Nachbar*innen und Ehren- der am Mehrgenerationenhaus angesiedelt ist, eröffnete amtlichen sind dabei ein Schlüsselfaktor. Sie ermöglichen 2009 das alternative Wohnprojekt Wilna. Die Abkürzung den Aufbau von Versorgungsnetzwerken. Die Angebote steht für „Wir leben nicht allein“. 15 abgeschlossene müssen sich an den Bedürfnissen vor Ort orientieren: barrierefreie Wohnungen sowie eine Gemeinschaftswoh- Vielleicht braucht es einem Viertel zum Beispiel keinen nung stehen hier Menschen allen Alters in einem altein- Supermarkt, aber dringend einen Hausarzt. In einem gesessenen Wohnquartier der gut 40.000 Einwohner anderen hingegen eine funktionierende Nachbarschafts- zählenden Stadt als Mietwohnungen zur Verfügung. hilfe als Ergänzung bereits bestehender Infrastruktur. „Im Rahmen von lokalen Verantwortungsgemeinschaf- Die Bewohner*innen des Mehrfamilienhauses unter- ten können die Akteure vor Ort die Konzepte entwickeln, stützen sich gegenseitig im Alltag und organisieren auch die passgenau sind“, fasst Fraaß zusammen. gemeinsame Aktivitäten. Mehr als zehn Jahre sind seit der Eröffnung vergangen und Johanna Thomack vom Trägerverein zieht eine positive Bilanz. „Es war ein langer „Wer im Alter nicht Prozess, bis wir das Haus eröffnen konnten. Wir mussten allein sein will, die Idee erst zu den Menschen bringen. Doch heute sind alle Wohnungen vermietet. Wir haben sogar eine Warte- muss auf Menschen liste und Interessenten für weitere Häuser“, sagt sie. „Was zugehen.“ uns fehlt, sind brauchbare Immobilien und Investoren für ein weiteres Quartiersprojekt“, sagt Thomack. Ursula Schmitt
Zusammen Leben Ursula Schmidt ist eine der Bewohnerinnen. Vor drei Jahren zog die rüstige 75-Jährige aus ihrem Haus in Im Landkreis Coburg hat die AWO vor gut fünf eine 85 Quadratmeterwohnung im Erdgeschoss und hat Jahren ein innovatives Projekt auf den Weg gebracht: ihren Entschluss nicht bereut. „Nach dem Tod meines „Zusammen Leben“ soll ältere Menschen mit Familien LEBEN UND WOHNEN Mannes war ich alleine in einem großen Haus. Hier zusammenbringen. Das Projekt ist am Coburger habe ich Menschen und Geselligkeit, kann aber auch Mehrgenerationenhaus angesiedelt. WIR hat bei die Türe zu machen, wenn ich mag“, sagt sie. Projektleiterin Kristin Herbst nachgefragt. Doch nicht nur im Haus, auch mit der Nachbarschaft gibt Frau Herbst, was müssen Menschen mitbringen, es mittlerweile einen guten Austausch. Zum Beispiel beim die sich auf ein gemeinsames Wohnprojekt wie gemeinsamen Mittagessen, zu dem regelmäßig Menschen „Zusammen Leben“ einlassen? ???????? zusammenkommen und von ehrenamtlichen Mitarbei- Auf jeden Fall Offenheit und klare Vorstellungen. ter*innen bekocht werden. Die Wohnung kann auch Zusammen zu leben, bedeutet immer auch, sich auf privat von den Bewohnern genutzt werden. „Die Mieter einen anderen Menschen einzustellen. Das geht nur, beherbergen hier beispielsweise Gäste“ sagt Johanna wenn ich selbst genau weiß, wie ich leben möchte. Thomack. Die Sozialpädagogin steht als Ansprechpartnerin bereit, vermittelt, organisiert und unterstützt, wo nötig, Wer kommt zu Ihnen? die Hausgemeinschaft. „Es gibt natürlich auch immer Das sind meist ältere Menschen, die nicht mehr mal was zu klären. Alles in allem kann man aber sagen, alleine leben wollen und Anschluss suchen. Wir dass es ziemlich gut klappt“. Das Nachbarschaftsnetz, sprechen aber auch gezielt Menschen an, die über das zunächst nur für den Stadtteil konzipiert war, hat leerstehenden Wohnraum verfügen und vielleicht mittlerweile viele Äste, von denen auch das Coburger Mehr- einen älteren Menschen oder eine Familie bei generationenhaus profitiert. „Wir haben heute über sich aufnehmen wollen. 300 Ehrenamtliche, die sich in der gesamten Stadt enga- gieren“, sagt Thomack. „Das ist ein riesen Gewinn“. Sie empfehlen, das Zusammenleben klar zu regeln, etwa Hilfen vertraglich festzuhalten. Widerspricht Für Stefanie Fraaß vom AWO Landesverband ein Beispiel, das nicht der Idee des gemeinschaftlichen Lebens wie das Zusammenspiel der Akteure zugunsten eines und Wohnens? Miteinanders der Generationen gelingen kann. 2021 Im Gegenteil. Je genauer die jeweiligen Erwartungs- soll der Abschlussbericht des Projekts LiA erscheinen, haltungen und Vorstellungen schon im Vorfeld aus- mit einem Fazit, welche Aufgaben nicht nur auf die AWO gesprochen und schriftlich fixiert werden, desto in den nächsten Jahren zukommen. „Wenn wir als Ge- mehr Freiräume entstehen im Alltag, weil jeder sellschaft den Vorstellungen von Senior*innen gerecht weiß, was er vom anderen erwarten kann und darf. werden wollen, müsse wir uns mit dem Thema Leben und Wohnen mehr beschäftigen“, ist sie sich sicher. Was leisten Sie als Projektleiterin? Wir bringen die Interessenten zusammen und schauen, ob es passt. Dazu braucht es oft vieler „In unseren Wohnprojekten Gespräche. Manchmal hakt es an Kleinigkeiten, beispielsweise, dass jemand eine Katze hat, der unterstützen sich Menschen potenzielle künftige Mitbewohner aber eine Haus- gegenseitig im Alltag. Das hilft tierallergie. So etwas kann man schon zu Beginn allen, die dort leben.“ klären. Und natürlich begleiten wir die Projekte. Manchmal gibt es auch Krisen. Dann bieten Johanna Thomack und Kristin Herbst, wir Mediation an. Oder aber die Lebensumstände Mehrgenerationenhaus Coburg verändern sich, weil jemand erkrankt. Dann können wir als Fachstelle für pflegende Angehö- rige zum Beispiel Unterstützung organisieren. Infos unter www.awo-mgh-coburg.de/ ueber-uns/leben-in-gemeinschaft WIR • Das Magazin der AWO Bayern 7
Mit einer Schmink- aktion mitten in der Stadt wies das Würzburger Frauen- haus auf das Problem LEBEN UND WOHNEN von Gewalt gegen Frauen hin. ???????? Von allem zu wenig In den letzten Jahren suchten jährlich etwa 1.700 Frauen in Bayern mit Wohnen ist existenziell mehr als 1.700 Kindern Zuflucht in einem Frauenhaus. Bayernweit gibt es 39 staatlich geförderte Frauenhäuser, darunter sieben in Trägerschaft der Für Frauen, die aus einer gewalttätigen Beziehung in ein Frauenhaus geflüchtet AWO, die 362 Plätze für Frauen und sind, womöglich mit Kindern, ist Wohnen weit mehr als ein Dach über dem 437 Plätze für Kinder bereitstellen. Kopf – es ist existenziell. In den vergangenen Jahren war die Situation der Gemäß der von Deutschland ratifizierten Frauenhäuser im Freistaat jedoch finanziell angespannt. Die AWO hat darauf Istanbulkonvention müsste wenigstens über Jahre hinweg immer wieder hingewiesen. Nun gibt es seit 2019 mehr ein „Family place“ (=2,59 Betten) pro Geld für die Frauenhäuser, die damit zusätzliche Plätze schaffen können. 10.000 Einwohner*innen vorgehalten Doch noch immer nicht gelöst ist das drängendste Problem: der fehlende werden. Nach Empfehlung des Europa- Wohnraum im Anschluss. Weil sie vor allem in Ballungsräumen keine bezahlbare rates wäre sogar ein Frauenhausplatz Wohnung finden, in die sie nach der Obhut des Frauenhauses ziehen können, pro 7.500 Einwohner*innen angemes- bleibe viele Frauen dort länger, als sie selbst eigentlich wollen. Das führt dazu, sen. Eine Bedarfsermittlungsstudie von dass die Plätze in den Frauenhäusern weiterhin knapp bleiben, auch wenn 2016 zeigte: Der Freistaat ist bislang Einrichtungen wie das Würzburger Frauenhaus durch die höhere Förderung davon weit entfernt. Anfang 2021 vier zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten schaffen können. Die AWO ist an dem Modellprojekt Etwas Entspannung bringt seit 2020 ein vom Sozialministerium gefördertes Second-Stage an folgenden Stand Projekt mit dem Namen „Second - Stage“. Es macht den Frauenhäusern mög- orten beteiligt: lich, die Frauen bei der Wohnungssuche zu unterstützen und sie auch während • AWO Frauenhaus Dachau gGmbH, der ersten Zeit in der neuen Bleibe zu betreuen und zu begleiten. „Das sind Frauenhaus Dachau Frauen, die haben kein soziales Netz und vielfach auch keine Familie und keinen • AWO Bezirksverband Unterfranken e.V., Beruf“, sagt Brita Richl, Leiterin des Würzburger Frauenhauses, „ohne Unter- Frauenhaus Würzburg AWO stützung ist es für sie fast unmöglich, eine Wohnung zu bekommen“. Seit Januar • AWO Kreisverband Mittelfranken Süd 2020 ist am Würzburger Frauenhaus, das eines von bayernweit 17 Second- e.V., Frauenhaus Schwabach Stage Projekthäusern ist, eine Mitarbeiterin angesiedelt, die sich um Kontakte • AWO Kreisverband Wunsiedel e.V., mit Wohnungsbauunternehmen und Vermietern kümmert. Obwohl Corona den Frauenhaus Selb Mietmarkt im Frühjahr komplett lahm legte, gibt es erste Erfolge: Im August • AWO Betriebsträger und Projektent- konnte eine Frau mit vier Kindern, die zuvor eineinhalb Jahre im Frauenhaus wicklungsgesellschaft mbH Augsburg, lebte, eine Second-Stage Wohnung beziehen. Weitere Gespräche laufen. Frauenhaus Augsburg • AWO Ortsverein e.V. Neu-Ulm, „Wohnungssuchen sind sehr zeitintensiv“, sagt Frank Alibegovic, Fachbereichs- Frauenhaus Neu-Ulm. leiter Kinder, Jugend und Familie beim Bezirksverband Unterfranken „es gibt wenige, die finanziell überhaupt in Frage kommen“. Doch auch nach einem Umzug ist Unterstützung nötig: „Diese Frauen brauchen bei vielen Themen Hilfe. Das fängt bei der Korrespondenz mit Behörden an und geht bis zur Suche nach einem Kinderarzt“, berichtet Brita Richl. „Das Übergangsmanagement ist ganz entscheidend. Nur so kann der Weg in ein eigenständiges Leben gelingen.“ 8 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
INTERVIEW Leonhard Höss, Jahrgang 1963, studierte Architektur und betreibt Bauen mit Finger- zusammen mit zwei Partnern das Büro Höss Amberg + Partner LEBEN UND WOHNEN Architekten in München, das spitzengefühl sich auf das Planen und Bauen barrierefreier Architektur vor allem für die ältere Generation Interview: Isabel Krieger spezialisiert hat. Infos unter www.hap-architekten.de Herr Höss, die meisten Architekten angeschlossen. Wir versuchen, ???????? bauen für junge und gesunde Men- Grundrisse zu entwickeln, die schen. Schicke Lofts, Offices, Kitas. Ihr unterschiedliche Nutzungsszenarien Büro hat sich auf den Bau von Pflege- ermöglichen, damit das Heim nicht heimen spezialisiert. Wie baut man schon nach wenigen Jahren wieder für hochbetagte Menschen? komplett umgebaut werden muss. Unser erstes neugebautes Heim ent- Damit man aus zwei Einzelzimmern stand Ende der 1980er Jahre in ein Appartement machen oder in Zusammenarbeit mit dem Kuratorium einem Gebäudeflügel ohne großen für Altenhilfe. Es war ein Modellpro- Aufwand eine Demenzwohngruppe jekt, in dem ein Wohngruppenkon- oder Pflegeoase einrichten könnte. zept umgesetzt wurde, was damals noch ungewöhnlich war. Seither Früher waren Heime meist zweigeteilt: hat sich viel verändert. Es gibt immer Es gab einen Bereich für die „Rüstigen“, nicht riesige Fassaden bauen, wieder Stimmen, die meinen, Heime und einen Bereich für Menschen mit man kann auch Flure und Eingangs- werden nicht mehr gebraucht. Das Pflegebedarf. Heute sind Heime fast bereiche nutzen, indem man dort glaube ich nicht. Es wird immer ausschließlich Orte für Menschen, die Lichthöfe schafft, die Tageslicht Heime geben, denn das Pflegethema am Ende des Lebens Pflege benötigen. hereinlassen. In den Wohngruppen bleibt. Man versucht heute mehr als Was bedeutet das für die Gestaltung wiederum darf es nicht überall hell früher, in Heimen das Leben abzu- der Räume? sein, da muss das Lichtkonzept den bilden. Durch Hausgemeinschaften, Die Bewegungsflächen sind in den Tag -Nacht-Rhythmus der Bewohner durch kleinere Wohneinheiten mit vergangenen Jahren etwas größer berücksichtigen. Ein Pflegeheim ist Küche und Gemeinschaftsbereich, geworden, der einzelne Mensch hat kein Krankenhaus light. Die Wohnlich- durch Einzelzimmer, die auch in der einen größeren Radius zugesprochen keit muss im Vordergrund stehen. letzten Phase des Lebens eine ge- bekommen. Zudem ist es seit einigen wisse Privatheit ermöglichen. Darüber Jahren Vorschrift, dass mindestens Alte Menschen sind verletzlich. Sie hinaus spielt Teilhabe eine große ein Viertel der Zimmer rollstuhl- hören und sehen oft schlecht, sind Rolle. Wir haben neulich ein Heim gerecht ist. Das ist für die Betreiber sturzgefährdet. Demente Menschen aus den 1970er Jahren abgerissen, nicht immer leicht, denn auch verlieren häufig die Orientierung. Wie das hatte noch zehn steile Stufen bestehende Bauten müssen nach- kann die Architektur dagegen wirken? bis zum Eingang. Und igendwo gerüstet werden, was mit hohen Man kann man Räume schon versteckt einen Aufzug. Das gibt es Kosten und viel Aufwand verbunden so gestalten, dass sie Sicherheit heute nicht mehr. ist. Nicht selten ist da ein Neubau, und Orientierung geben. Indem der auch energietechnisch auf dem man sie klar strukturiert, in dem Wie wird stattdessen gebaut? neuesten Stand ist, besser. man Farben verwendet, die positiv Wenn ein Heim neu entsteht, dann wirken, in dem man Fluchttüren natürlich barrierefrei und vom Viele Menschen in Heimen sind bett- dezent verkleidet, indem man Grundriss her so gestaltet, dass es lägerig, viele haben Demenz. Kann die Übergänge im Boden schafft, die ins Quartier passt. Dem geht meist Architektur da einen positiven Beitrag ein Signal aussenden, wenn ein ein langer Abstimmungsprozess, mit leisten? dementer Mensch die Einrichtung der Kommune, mit den Anwohnern Ich denke schon. Licht etwa spielt verlassen will. Hinter dem was und natürlich mit dem Betreiber, eine große Rolle. Man weiß heute, machbar ist, stehen oft natürlich voraus. Einige Heime haben heute dass Tageslicht die Stimmung positiv ethische Fragen. Wie viel Sicher- auch eine Tagespflege oder eine beeinflusst, gerade dann, wenn heit braucht es, wie viel Freiheit Cafeteria, die auch von externen Menschen an Demenz leiden. Um muss sein? Das ist eine Debatte, Besuchern gerne genutzt wird, Licht ins Haus zu holen, muss man der sich die Pflege stellen muss. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 9
Gut gedacht und gemacht LEBEN UND WOHNEN HalliHallo Viele gute Ideen haben Menschen Damit Seniorinnen und Senioren Klein, aber fein: Der Kerwa-Baum 2020 während der letzten Monate entwickelt, auch in Zeiten von sozialem Abstand um die Folgen der Corona-Krise für andere Menschen unterstützen kön- Alte, Arme und Familien mit Kindern nen, hat Sonja Block während des abzumildern. Die Bertold Kamm Stif- Lockdowns ein Projekt zum Austausch tung will dieses Engagement würdi- gestartet. Die Idee: Senior*innen gen: Mehr als ein Dutzend Zuschriften sprechen online mit Menschen, die mit Ideen aus allen Teilen des Landes ihr Deutsch verbessern wollen. Sie gingen ein. Fünf besonders gelungene bieten den Deutsch-Lernenden in Projekte hat die Jury des Stiftungsvor- Video-Gesprächen einen geschützten standes daraus nun ausgewählt. Sie Raum, in dem diese ihre Sprach- werden mit 200 Euro ausgezeichnet. Alle kenntnisse in Ruhe anwenden können anderen Projekte erhalten als Aner- und sie dadurch verbessern. Ein tolles kennung 50 Euro. Die Stiftung sagt Danke Einzelengagement, das gewürdigt ge- Handpuppe Purzelbaum geht YouTube für so viel Engagement. hört. Infos unter www.hallihallo.org Ein Hauch von Kerwa Lebensmittel für Alte und Arme Traditionell startet mit der Kerwa im Gleich zu Beginn der Pandemie hatte Erlanger Ortsteil Büchenbach jedes Jahr die AWO Nachbarschaftshilfe Otto die Kirchweih des AWO Sozialzentrums brunn- Hohenbrunn- Neubiberg in Büchenbach, das neben seinen eine Lebensmittelaktion ins Leben Bewohner*innen auch die Menschen gerufen, um bedürftige Menschen im Stadtteil einlädt. Wegen Corona zu unterstützen. Anfangs gaben die HalliHallo schafft Begegnungen konnte die Büchenbacher Kerwa 2020 Aktiven weiter, was gespendet wurde, nicht stattfinden. Umso stolzer ist das bald unterstützten auch Betriebe Sozialzentrum darauf, dass es seinen aus der Region das Projekt, das sich Bewohner*innen eine zwar etwas schnell so etablierte, dass die „Aktion kleinere und hausinterne, aber den- Mensch“ darauf aufmerksam wurde noch gelungene Kerwawoche ermög- und es finanziell einmalig unter- lichen konnte. Dabei gab es fränkische stützte. Nun ist es Winter geworden, Schmankerl, Musik und viele Aktionen die Pandemie hält an und die Nach- und die Wohnbereiche waren ge- barschaftshilfe würde die Initiative schmückt. Und natürlich durfte auch gerne fortführen. Auch dafür gibt es ein Kerwabaum nicht fehlen. 200 Euro von der Kamm Stiftung. Lebensmittelspenden in der Krise Purzelbaum auf YouTube Eisrallye durch Füssen Damit ihre Krippenkinder während Der Lockdown in der Corona-Krise des Lockdowns ihre geliebte Hand- stellte insbesondere Familien vor puppe, das Zwerglein Purzelbaum, große Herausforderungen. Gegen nicht vergessen, hatte sich Krippen- Frust, Langeweile und Lagerkoller mitarbeiterin Conny Reichert von der entwickelten die Leiterinnen des AWO Kinderkrippe Zauberwald in Burg- AWO FamilienForums in Füssen die hausen etwas Besonderes ausgedacht. 1. Füssener AWO-Eisrallye. Über Sie richtete kurzerhand in ihrer Woh- einen Zeitraum von drei Wochen nung ein kleines Aufnahmestudio konnten Familien mit Kindern ein - und dann wurde gefilmt. Pur- an einer Schnitzeljagd durch die zelbaum bekam auf Youtube dann Stadt teilnehmen. Die Lösungs sogar einen eigenen Kanal. Dort buchstaben waren an öffentlichen sind mittlerweile eine ganze Reihe Plätzen versteckt. Am Ende gab es Videos zu sehen. Die Jury ist der für alle 77 Teilnehmer*innen ein Eisrallye quer druch Füssen Meinung: Das ist tolles Engagement! leckeres Eis. 10 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
WIR DIE AWO In den Einrichtungen der AWO Oberbayern gibt es zahlreiche Projekte in den verschiedenen Fachberei- NEUES AUS OBERBAYERN chen. Wir stellen hier zwei laufende Projekte vor. IN OBERBAYERN PAKTan: Physische Aktivität von Kindern in Kitas altersgerecht nutzen Liebe AWO-Freundinnen und –Freunde, Das Projekt PAKTan will in der Lebenswelt Kita gesund- heitsgerechtes Verhalten unterstützen sowie gesund- heitliche und soziale Chancenungleichheiten reduzie- zu jedem Haus gehört ein Dach. Einen ren. Laufzeit des Projektes ist von behaglichen Wohnraum macht jedoch viel März 2020 bis Ende August 2022 mehr aus. Schließlich sollen sich die Be- ???????? in Zusammenarbeit mit der Fa- wohner*innen in einem Haus aufgehoben kultät für Sport- und Gesund- heitswissenschaften der TU Mün- fühlen. Leben und Wohnen gehören zu- chen (TUM). sammen wie Topf und Deckel. Das zeigen Drei Kindertageseinrichtungen der die Berichte in dieser WIR-Ausgabe zum AWO Oberbayern sind beteiligt, Schwerpunktthema „Mehr als nur ein Dach mit insgesamt 267 Kindern im Alter zwischen einem über dem Kopf“. Richtig Leben kommt ins und zwölf Jahren. Es richtet sich gezielt an alle Kinder Haus, wenn man sich beispielsweise zu und Fachkräfte in den ausgewählten Einrichtungen, einem gemeinsamen Essen trifft. Einkau- dem Kinderhort Mogli in Puchheim, dem Kindergarten fen und Kochen in der eigenen Küche ist AWOlino in Penzberg sowie dem Kinderhaus Römerweg in Unterföhring. für viele von uns selbstverständlich, je- doch lange nicht für alle. Es fehlt an Geld Memore-Box: Geistige und körperliche für frische, gesunde Zutaten. Hier setzen Fähigkeiten von Senior*innen fördern sich seit vielen Jahren die Tafeln für das Das Inge-Gabert-Haus in Miesbach ist eines von zwei Wohl der bedürftigen Menschen ein und Seniorenzentren in Bayern, die an einer deutschland- geben Lebensmittel aus. AWO-Gründerin weiten Studie zum Thema „Computerbasiertes Trai- Marie Juchacz organisierte bereits in den ningsprogramm für Senioren“ teilnehmen. „Wir wollen dadurch die Beweglichkeit, die Koordination sowie die 1930er-Jahren Mittagstische für Geflüch- geistigen Fähigkeiten unserer Senior*innen auf moder- tete im Saarland. Bei vielen AWO-Kreis- ne Weise verbessern und entwickeln“, erklärt Einrich- verbänden und -Ortsvereinen gehören tungsleiterin Rosi Holzapfel. Seit Oktober vergangenen gemeinsame Essen – mittags, zum Kaffee- Jahres sind insgesamt fünf Senior*innen an der wissen- trinken oder zu abendlichen Stammtischen schaftlichen Studie beteiligt. Diese wurde von der Alice- Salomon-Hochschule in Berlin in Zusammenarbeit mit – zum festen Repertoire. Hier kann man der Barmer-Krankenkasse und der Charité ins Leben sich austauschen und gegenseitig unter- gerufen. Mit einem extra für ältere Menschen geschaf- stützen.Niemand soll durchs Raster fallen, fenen Computerprogramm, der Memore-Box, trainieren sondern jede*r, der fragt, die Unterstüt- die Senior*innen dreimal pro Woche. Das Projekt dauert zung bekommen, die sie bzw. er braucht. ein Jahr. Wie das bei uns in Oberbayern funktionie- ren kann, zeigen unter anderem das Pro- jekt Betreutes Wohnen 60+ in Burghausen sowie „Das offene Haus der AWO“ in Vater- stetten, wo Leben und Vielfalt im Mittel- punkt stehen. Viel Freude beim Lesen! Ihre Nicole Schley Präsidentin WIR • Das Magazin der AWO Bayern 11
Not macht erfinderisch Tafeln finden rasche Wege aus der Corona-Krise LEBEN UND WOHNEN Die Ausbreitung des Corona-Virus wurde auch für die Tafeln in Oberbayern zur Herausforderung und führte zu im- mer mehr Tafel-Schließungen. Viele ehrenamtliche Helfer*innen sowie ein großer Teil der Bedürftigen zählen zu den lebensälteren Menschen und damit zur Risikogruppe einer Covid-19-Erkrankung. Auch die Räumlichkeiten ga- ben es oftmals nicht her, genügend Abstand halten zu können. Dennoch mangelte es bei den Tafeln in Kiefersfel- den und Gilching etwa nicht an Einfallsreichtum, um die Menschen auch während der Pandemie versorgen zu können. Kiefersfelden: Lebensmittel einfach durchs Gilching: Lebensmittelgutscheine für die ???????? Fenster gereicht Supermärkte „Leider ist unsere Arbeit mehr denn je gefragt“, sagt Die Tafel in Gilching konnte in der Corona-Krise kurzfris- Hans Hanusch, 1. Vorstand der Arbeiterwohlfahrt Kie- tig ihren Betrieb nicht aufrechterhalten. Registrierte Ta- fersfelden-Oberaudorf. Jeden Donnerstagvormittag felgänger bekamen alternativ kurzerhand Lebensmittel- werden mittlerweile bis zu 120 Personen aus etwa Gutscheine und konnten diese in den Supermärkten im 50 Haushalten rund um Kiefersfelden/Oberaudorf von Ort einlösen. Auch die Gemeinde Gilching unterstützte der Tafel versorgt. Mit Beginn der Corona-Krise wurde spontan mit Spenden: „Mit diesem Geld haben wir zu- praktisch über Nacht ein Hygienekonzept erstellt. Die sätzlich Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker oder Mitarbeiter*innen sortieren die Lebensmittel ab sofort Nudeln für die Bedürftigen eingekauft“, erklärt Gudrun in Kisten vor und geben sie kontaktlos durch die Fenster Müller, die seit 2003 Leiterin der Tafel ist. Die Tafel- aus. Alle Helfer*innen arbeiten mit Handschuhen und Räume in der Nähe des Gilchinger Bahnhofs wurden Mund-Nasenschutz-Bedeckung. So auch die Tafelgän- rasch hygienekonform ausgestattet und am 6. Mai ging ger, die jetzt im Mindestabstand auf die Essensausgabe es weiter: Die Tafelkunden müssen nun über die Terras- warten. se den Warteraum betreten und sich registrieren. Die Ausgabetheke ist mit einer Plexiglasscheibe geschützt, jeweils zwei Abholer dürfen mit Abstand und Mund- Nasenschutz-Bedeckung hinein. „Bei uns werden die Kisten nicht vorsortiert. Jeder soll seine persönliche Be- stellung aufgeben dürfen, denn schließlich sind die Ge- schmäcker verschieden“, sagt Müller, die mit 77 Jahren immer noch unglaublich engagiert ist. „Aber irgend- wann muss jemand anders das Ruder übernehmen“, hofft sie, „spätestens, wenn ich geradewegs auf die 80 zusteuere.“ Das neue Kühlfahrzeug wurde mit Spendengeldern finanziert. Seit 15 Jahren ist die Tafel aktiv: Aus der Not heraus geboren, startete sie in einer privaten Garage, bis die Gemeinde Kiefersfelden vor 5 Jahren eigene Räume zur Verfügung stellte. Etwa 25 Ehrenamtliche packen jede Woche mit an. „Vor zwei Jahren konnten wir mithilfe großzügiger Spenden ein neues Kühlfahrzeug anschaf- fen“, freut sich Hanusch. So sei auf jeden Fall sicherge- stellt, dass die Lebensmittel frisch und ohne Unterbre- chung der Kühlkette bei den lokalen Discountern Gudrun Müller erhält vom Gilchinger Bürgermeister abgeholt und an die Tafelkunden ausgegeben werden Manfred Walter einen Zuschuss für die dringend benö- können. tigte Küche der Tafel. Wenn auch Sie unterstützen möchten, dann melden Sie Sie wollen die Tafel in Gilching unterstützen? Dann sich bei Hans Hanusch unter p-h-hanusch@online.de. schreiben Sie einfach eine E-Mail an awoovgilching@ freenet.de. 12 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Bezahlbarer Wohnraum rund um München LEBEN UND WOHNEN AWOhnbau-Genossenschaft engagiert sich seit sieben Jahren Die Gründung der AWOhnbau-Genossenschaft des Kreis- plant, eines in Kirchheim und ein weiteres in Neubi- verbandes München-Land jährt sich zum Redaktions- berg. schluss dieser WIR-Ausgabe, Mitte Oktober, zum siebten Die Finanzierung der Projekte ist eine der Herausforde- Mal. rungen für die noch junge Genossenschaft. Immerhin Beteiligt an der Gründung 2013 waren insgesamt 14 werden für jedes Projekt, wenn es den Zuschlag be- Personen, darunter zwei Bürgermeister, drei Vorstands- kommt, mindestens 20 Prozent Eigenkapital benötigt, mitglieder des Kreisverbandes München-Land sowie das die Mitglieder einlegen müssen. Da können bei den mehrere Vertreter*innen verschiedener Ortsvereine und Münchner Preisen durchaus respektable Summen ent- einige Personen, die später Mieter bzw. Anleger wurden. stehen. Vorstand und Aufsichtsrat setzten sich damals wie heute aus den gleichen Personen zusammen. Dr. Stefan Straß- So kann man Mitglied werden mair, Max Wagmann und Mindy Konwitschny bilden den Mitglied der Baugenossenschaft können Privatpersonen, Vorstand, Edwin Klostermeier, Jens Jourdan und Ingrid Verbände und Stiftungen sowie Gemeinden werden. Ein Lenz-Aktas den Aufsichtsrat. Geschäftsanteil liegt bei 250 Euro. Dieser niedrige Wert Die Idee, eine Wohnbaugenossenschaft ins Leben zu ru- wurde festgelegt, damit viele Privatanleger die Möglich- fen, entstand bereits im November 2011 auf einer Zu- keit haben, Anteile zu zeichnen. Für die schnelle Finan- kunftskonferenz: Mitarbeiter*innen von AWO-Einrich- zierung der Projekte sind jedoch auch Mitglieder mit tungen im Großraum München sollte langfristig vielen Anteilen wichtig, wie beispielsweise der AWO-Be- bezahlbarer Wohnraum angeboten werden können. zirksverband Oberbayern. Diese Idee hat sich als sehr zukunftsorientiert erwiesen. Eine weitere Herausforderung für neue Bauprojekte sind Denn: Die Preise für Wohnungen rund um München sind die politischen Gegebenheiten vor Ort. Wechselt bei- in den letzten Jahren überproportional gestiegen und spielsweise mitten im Projekt der bzw. die Bürgermeis- ein Ende der Preissteigerung ist nicht in Sicht. ter*in, kann es zu Verzögerungen oder Veränderungen der Kosten kommen. Mit drei Wohnformen möchte die Das erste Bauprojekt entstand in Neubiberg Genossenschaft den beteiligten Gemeinden entgegen- Das erste Bauprojekt der Genossenschaft konnte im Mai kommen. Neben dem konventionellen Mietwohnungs- 2019 abgeschlossen werden: 22 Wohnungen wurden in bau bietet sie auch Projekte zum Mehrgenerationen- der Pappelstraße in Neubiberg fertiggestellt und bezo- und zum Senioren-Wohnen an. gen. Das Haus wurde auf einem Grundstück mit Erbbau- Die Liste der Wohnungssuchenden der AWOhnbau ist recht (Laufzeit 99 Jahre) gebaut, eine kostengünstige Al- lang. Ziel der Genossenschaft ist es, einen Kontrapunkt ternative zum Grundstückserwerb. „Wenn wir mehr zu kurzfristigen Spekulationen auf dem Immobilien- Eigenkapital haben, wollen wir auch Grundstücke kau- markt zu setzen und stattdessen langfristig Wohnbedar- fen“, sagt Max Wagmann, Vorstand der AWOhnbau. Bis fe zu erfüllen. es soweit ist, sind weitere Projekte im Erbbaurecht ge- WIR • Das Magazin der AWO Bayern 13
LEBEN UND WOHNEN Lichtblick für die Zukunft Betreutes Wohnen 60+ in der Sozialtherapeutischen Einrichtung Burghausen Im Alter in der eigenen Wohnung leben trotz psychi- war so groß, dass wir kurzerhand einen Erweiterungs- scher Erkrankung. Geht das überhaupt? Zu diesem antrag beim Bezirk Oberbayern stellten. Inzwischen Thema haben wir uns in der STE Burghausen näher verfügen wir in Burghausen über 24 BEW-Plätze. Mitt- informiert. lerweile gehört das Projekt BEW 60+ zu den regulären sozialpsychiatrischen Versorgungsbausteinen und wird Die Sozialtherapeutische Einrichtung (STE) Burghausen bietet ambulante Betreuungsangebote für ältere Men- auch an weiteren AWO-Standorten umgesetzt. schen mit psychischen bzw. seelischen Erkrankungen Welche Angebote bieten Sie im Rahmen der Tagesstät- an, sowohl in der Tagesstätte als auch im Betreuen te an? Wohnen. Ziel ist es, dem Alltag der Betroffenen wieder Im Rahmen des Modellprojekts haben wir zunächst eine klare Struktur zu geben, sodass sie sich selbständig die ‚Tagesstätte Burghausen‘ für Menschen aller zurechtfinden und vor allem ein selbstbestimmtes Altersklassen eröffnet. Hier gibt es Gruppenangebote Leben führen können. zur Tagesstrukturierung und Freizeitgestaltung unserer „Psychisch erkrankte Menschen jenseits der 60 werden Klient*innen. Die Tagesstätte ist auch offen für externe von ihren Angehörigen leider oft in einem Pflegeheim Besucher*innen, die kein weiteres Betreuungsangebot untergebracht, sobald sie zuhause nicht mehr alleine nutzen, aber mithilfe des Gruppenprogramms eine zurechtkommen“, bedauert Sabine Ast-Wanders, Ein- stabile Alltagsstruktur beibehalten möchten. Inzwischen richtungsleiterin der STE in Burghausen, Freilassing und haben wir unsere Angebote in der Tagesstätte auch für Laufen. „Eigentlich sind sie dort nicht richtig aufgeho- jüngere Besucher*innen im Landkreis geöffnet und ben, denn sie haben einen überdurchschnittlich hohen entsprechend erweitert. Hilfebedarf, der von den Pflegekräften im Seniorenzent- rum nicht in der nötigen Form begleitet werden kann. Wie lässt sich der Erfolg Ihrer Arbeit definieren? Um den Anforderungen psychisch erkrankter Senior*in- Jeder Mensch, der zu uns kommt, wird von unseren nen gerecht zu werden, sind ausgebildete pädagogische Mitarbeitern*innen beraten und sowohl im Alltag als Fachkräfte erforderlich. Über die Angebote in Burghau- auch in Krisensituationen unterstützt und begleitet. sen haben wir mit Sabine Ast-Wanders gesprochen. Ich würde sogar sagen, dass mit jedem Tag und jedem Das Ambulant Betreute Wohnen 60+ ist ein Pilotpro- Monat, den ein älterer, psychisch erkrankter Mensch jekt und war lange Zeit einzigartig in Bayern. Wie kam selbstbestimmt und mithilfe unserer ambulanten Unter- es zur Gründung? stützungsangebote in der eigenen Wohnung verbringt, ein riesengroßer Erfolg ist. Nicht „sorgen für“, sondern Die STE Burghausen startete vor acht Jahren das Pilot- „dafür sorgen, dass“ lautet unsere Devise. projekt Betreutes Wohnen 60+ für psychisch erkrankte Menschen über 60. Die Nachfrage war riesengroß, die Das Ambulant Betreute Wohnen 60+ wird auch an wei- damals zur Verfügung stehenden BEW-Plätze (Betreutes teren Standorten angeboten, nämlich in Dießen, Frei- Einzelwohnen) in den Trägerwohnungen der AWO reich- lassing, Laufen und Moosburg. In Waldkraiburg gibt es ten nicht aus. Auch die Nachfrage nach Betreuung zusätzlich gemeinschaftliche Wohnprojekte für Men- durch Sozialpädagog*innen in der eigenen Wohnung schen mit Pflegebedarf und psychischen Erkrankungen. 14 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Ein Haus voller Leben Das Offene Haus in Vaterstetten ist ein Ort für alle Generationen LEBEN UND WOHNEN „Corona hat uns neue Wege gezeigt“ Ruhig wurde es auch im OHA! im Frühjahr 2020 zu Be- ginn der Corona-Pandemie. Das Haus musste eine Zeit- lang schließen. Einige Angebote wurden ins Internet verlegt. Die Lese-Ecke zog mit Vorlese-Podcasts auf die OHA!-Website um. Außerdem gibt es nun Online-Fit- nessvideos, Tipps für die geistige Fitness (Suchbilder, Sudoku, Kreuzworträtsel) und Rezepte aus dem hausei- genen Café. „Corona hat uns neue Wege gezeigt“, sagt Edith Fuchs. So wurden während der Schließung Le- bensmitteln und gekochte Speisen ausgeliefert. Der Mit- tagstisch für Senior*innen kam in Töpfen vor die jewei- lige Haustür. Geplaudert wurde am Telefon. Nichtsdestotrotz waren viele glücklich, als das Haus Mittagstisch für Senior*innen mit Abstand wieder öffnete. „Manche haben geweint und gesagt: Im Offenen Haus der AWO (OHA!) in Vaterstetten ist im- Zum Glück dürfen wir wieder rein“, berichtet Fuchs. Seit mer etwas los. Die Liste der Angebote und Aktionen ist Juni konnten viele Erfahrungen im Umgang mit der lang. Sie verändert sich immer wieder und passt sich an Pandemie gesammelt werden. Das Haus ist offen, sie- die Bedürfnisse der Menschen an. Seit gut sieben Jah- ben Tage die Woche, von morgens bis abends. Die ver- ren ist der Kreisverband Ebersberg Träger des OHA!. Seit- schiedenen Zugänge machen es möglich, dass sich dem leitet Edith Fuchs das Haus. Die Pädagogin und ihr Gruppen untereinander nicht treffen. Die Gruppen Team haben das ehemalige Jugendzentrum zu dem ge- selbst sind kleiner als vor Corona. Der Mittagstisch für macht, was es heute ist: eine offene Einrichtung für alle Senior*innen wird beispielsweise inzwischen für zwei Generationen und Bevölkerungsschichten. „Barriere- getrennte Gruppen angeboten. Mit Hygienekonzept und freiheit bezieht sich bei uns nicht nur auf die Räumlich- Abstandsregeln ist wieder Vielfalt und buntes Leben keiten, sondern auch auf den Geldbeutel“, sagt Fuchs. möglich (Stand: Mitte Oktober 2020). Viele der Angebote sind kostenfrei und selbstorganisiert. Das Konzept: Die AWO-Werte Besonders lang ist die Liste der Angebote für Kinder und Jugendliche. Sie können zum Beispiel zum offenen Kin- Was ihr Konzept sei, werde sie häufig gefragt, berichtet der- und Jugendtreff kommen oder an Töpferkursen Edith Fuchs. Ihre Antwort: Lesen Sie die Grundwerte der teilnehmen. Es gibt ein Schulzimmer, einen Proberaum AWO: Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Ge- für Bands, eine Computer-Empore, ein offenes Clubzim- rechtigkeit. Diese Werte werden im OHA! gelebt. Fuchs: mer und eine Elektrowerkstatt. „Es ist ein großes Miteinander hier bei uns. Jeder, der etwas bekommt, gibt auch etwas zurück.“ Wer im OHA! nach Unterstützung fragt, bekommt sie auch. „Ich sehe uns als eine Art Clearingstelle“, sagt Edith Fuchs. „Wir hören zu, wir begleiten die Menschen dorthin, wo es Fachkräfte gibt, die individuell helfen.“ Dafür pflegt das OHA! Kontakte zu Beratungsstellen und anderen Institutionen in der Gemeinde. Egal, ob es den Menschen gut oder schlecht geht, die Türen stehen im- mer offen. Mit der Zeit werden viele, die zunächst um Unterstützung gebeten haben, zu Fachmännern/-frauen in ihrem Bereich und etablieren ihre Themen in ent- sprechenden Angeboten weiter. Die Türen des OHA! sind offen WIR • Das Magazin der AWO Bayern 15
Immer auf Trab: Gaby Griesbeck feiert 25-jähriges Jubiläum Trostberg. Nicht im Trab, vielmehr im Galopp lenke sie die Geschicke des Ortsvereins seit nunmehr 25 Jahren, schmunzeln ihre Vereinskolleg*innen stolz. Griesbeck kümmert sich seit 1995 als Vorsitzende unermüdlich um die vielen Belange des Ortsvereins. Sie unterstützte u.a. die Gründung eines Kindergartens und eines Sozial- AWO VOR ORT kaufhauses sowie die Schaffung einer Ganztagsbetreu- ung für Schulkinder. Die beliebten Reisen des Ortsver- eins mussten zwar in der Corona-Zeit reduziert werden, aber auch hier ließ sich Griesbeck nicht unterkriegen. Trotz Hygieneauflagen und Abstand wurde die Erho- lungswoche im September in Radfeld ein voller Erfolg. Weiter so! Wir wünschen alles Gute für die Zukunft! Gaby Griesbeck, Vorsitzende der AWO Trostberg Hilfe zur Selbsthilfe: Vor fünf Jahren gründete Ulrike Adler die Reparier-Bar Garmisch-Partenkirchen. Kaum ist die Garantie abge- laufen, gehen viele Geräte kaputt. Das war vor fünf Jahren nicht der einzige Grund für Ulrike Adler (im Bild Mitte), die Reparier-Bar ins Leben zu rufen. Vielmehr wollte sie auch neben dem Umweltgedanken die Gene- rationen miteinander in Verbindung bringen und Zeit für die Menschen haben, die in die Reparier-Bar kom- men. „Manche möchten auch nur ein Strickmuster haben“, berichtet Adler, „und bleiben dann gerne zum Plaudern bei einem Stück selbstgebackenen Kuchen.“ Etwa 20 Ehrenamtliche kümmern sich um die Organisa- tion. Für die Veranstaltung im September war ein Hygi- enekonzept erforderlich: Mit Voranmeldung und ver- Das Team der Reparier-Bar in Garmisch-Partenkirchen schiedenen Zeitfenstern hat auch das funktioniert. Wir gratulieren Ulrike Adler herzlich zum Jubiläum. Anton Richter bleibt Vorsitzender Ebersberg. Bei der Kreiskonferenz des Kreisverbands Ebersberg am 16. Oktober wurden im Amt bestätigt: Anton Richter als Vorsitzender, Georg Hohmann und Peter Dingler als Stellvertreter, Simone Rohrer und Jürgen Schäpe als Beisitzer*innen sowie Gerald Fuchs, Roland Podehl und Armin Richter als Revisoren. Neu gewählt wurde Manuela Lüning als Beisitzerin. Anton Richter ist seit nunmehr über 30 Jahren Vorsit- zender des Kreisverbands in Ebersberg. Der Kreisver- band ist unter anderem Träger des Offenen Hauses der AWO, über das in dieser WIR-Ausgabe auf Seite 15 be- richtet wird. Außerdem hat der Verband die Trägerschaft mehrerer Kitas und Betreuungsangebote an Schulen übernommen. Auch Café Familia in Markt Schwaben betreibt der Kreisverband. 16 WIR • Das Magazin der AWO Bayern
Ehrung für Thea Zimmer Dachau. Für ihr politisches und soziales Engagement wurde Mitte Oktober Thea Zimmer von Bezirkstagspräsi- dent Josef Mederer mit der Bezirksmedaille geehrt (siehe Foto). In seiner Laudatio würdigte Mederer be- sonders Thea Zimmers Leistungen „beim Aufbau und der Leitung der Sozialstation der AWO Dachau oder der AWO VOR ORT Gründung und Leitung der Trägergemeinschaft Famili- enhilfe Dachau“. Für ihr Engagement wurde Zimmer bereits mehrfach ausgezeichnet. Sie erhielt die Bürger- ehrung der Großen Kreisstadt Dachau, die Ehrenmedail- le der Arbeiterwohlfahrt sowie das Bundesverdienst- kreuz am Bande. Mederer: „Der Bezirk Oberbayern möchte das große ehrenamtliche Engagement von Josef Mederer übergibt Thea Zimmer die Bezirksmedaille Thea Zimmer würdigen und anderen Mut machen, diesem Vorbild zu folgen!“ Neue Vorsitzende Margit Däubler Landsberg. Bei der Kreiskonferenz in Landsberg Ende September übergab Helmut Schiller den Stab an Margit Däubler (im Bild), langjährige Vorsitzende im AWO Orts- verein Landsberg. Helmut Schiller bleibt Stellvertreter für das Amt. Er möchte künftig etwas kürzertreten. Durch die Wahlen führte Cornelia Emili, Vorstandsvorsit- zende des Bezirksverbands Oberbayern. Margit Däubler bewarb sich als einzige Kandidatin um den Kreisvor- stand und wurde einstimmig gewählt. Ihre Stellvertreter sind Helmut Schiller und Bianca Jetzlesperger. Die Kasse führt künftig Betina Ahmadyar, Beisitzer bleiben Volker Päplow und Tanja Hipp. Als Revisoren stehen weiterhin die Dießener Hanni Baur und Ottmar Cibis zur Verfügung. Neuer Vorsitzender des Ortsvereins ist nun Claus Wilk. Digital mobil im Alter: Sprechstunde für Senior*innen Landsberg. Um älteren Menschen die digitale Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen, organisierte das Mehrgenerationenhaus im August eine digitale Sprech- stunde im Kratzertreff (Ehrenamtliches Team im Bild v.l. Ernst Schatz, Sabine Zinser und Fritz Scherer). Die Seni- or*innen hatten die Gelegenheit, Tablet und Co. auszu- probieren und damit die Möglichkeiten des Internets auf den mobilen Geräten zu erkunden. Die Sprechstun- de war Teil des Angebots „Digital mobil“, das sich be- reits seit 2015 dafür einsetzt, ältere Menschen zum si- cheren Umgang mit dem Internet und digitalen Diensten zu befähigen. Gerade in Zeiten von Kontaktbe- schränkungen bietet digitale Mobilität die Chance, den Kontakt mit Freund*innen und Angehörigen zu halten. WIR • Das Magazin der AWO Bayern 17
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