Mystik und Christentum - Evangelisch-reformierte ...
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magnet Post CH AG Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell AZB 9100 Herisau Januar 2022 Nr.1 109. Jahrgang sung e u e K irc henverfas e N a n d e r H erbstsynod Behandelt Mystik und Christentum ite 10 m ehr auf Se
Biblische Betrachtung Es brennt und verbrennt doch nicht Der unverbrennbare Dornbusch, Exodus 3: «Mose müssen vor Gott das Loslassen unserer Vorurteile ler- erschien der Engel des Herrn in einer Flamme, die nen. Er ist und bleibt transzendent, für unser Greifen aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: unerreichbar. Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch Der Königsweg zu Gott ist der Weg der Liebe. Ein nicht.» liebendes offenes Herz kann tiefste geistige Erfahrun- gen geschenkt bekommen, wie Mose vor dem Dorn- In dieser tiefen Erfahrung einer geistigen Präsenz – er busch. Die Liebe kann ohne Angst loslassen, weil sie erfährt die göttliche Energie, welche in der Bibel Engel sich getragen weiss, weil sie weiss: Ich bin. Und ich genannt wird – fragt Mose nach dem Namen Gottes. bin darum, weil der «Ich bin da» alles erfüllt. In ihm Und die Antwort heisst in einigen Bibelübersetzungen: finde ich die höchste Freiheit. Sobald ich dabei aber die «Ich bin, der ich bin.» Martin Buber übersetzt: «Ich- Liebe vergessen sollte, pervertiert die Freiheit zum bin-da». Mose soll dem Pharao sagen, «Ich bin da» hat Machtmissbrauch. mich gesandt. Damit ist Gottes unsichtbare Gegenwart Nicht von ungefähr muss Mose seine Schuhe vor gemeint. Und in diesem Paradox des unverbrennbaren dieser heiligen Gegenwart ausziehen. Er darf nicht mit Dornbusches, der brennt, wird diese kraftvolle aber seinen vertrauten Vorstellungen in Gottes Vorgarten unsichtbare Gegenwart sehr schön zum Ausdruck ge- hineintrampeln. Wenn er die Stimme Gottes hören bracht. Mose wird in diese kraftvolle wache Gegenwart können will, muss er sich von allem freimachen, was hineingenommen. Es entsteht ein Dialog. Der Ichbinda ihn davon trennt: Von seinem Sicherheitsbedürfnis, ist jetzt auch in seinem Herzen erwacht. das gute Schuhsohlen ihm geben, von seinem unsen- siblen Auftreten in Schuhen. Barfuss wird man be- scheidener und zarter im Auftreten. Er muss lernen, dass er als begrenzter Mensch nie einen Grund zu ar- rogantem Auftreten hat. So entwickelt er ein demüti- ges aber doch aufrechtes Selbstbewusstsein. Er weiss sich angesprochen, geliebt. Darum wagt er jetzt die nächsten mutigen Schritte. Wenn ich diese Geschichte vom Dornbusch lese, habe ich immer mehr den Eindruck, dass es sich zur Hauptsache um eine innere Erfahrung im Herzen von Mose handelt. Gott ist bildlos. Und doch im liebenden Herzen vernehmbar, weil der Mensch zur Liebe be- fähigt ist. Die Altersgenossin von Meister Eckhart: Margarète Porête wurde in Paris 1310 auf dem Scheiterhaufen verbrannt, weil sie ein Buch geschrieben hat über ihre innigste Herzenserfahrung mit der göttlichen Liebe, die sie radikal verändert hat. Sie sagt, wenn ein Herz in Liebe mit Gott verbunden ist, weiss es alles, was wesentlich ist. Da braucht es keine Dogmen mehr. Sie hat die Schuhe ausgezogen und den Gott der Liebe er- lebt, der weder fassbar noch berechenbar ist und oft paradox erscheint. Es brennt und verbrennt doch nicht. Das Heilige ungegenständlich sinnenhaft. Was einzig zählt ist die Liebe, die uns mit dem Leben Paradoxie als Ausdrucksmittel für nicht Darstellbares. Quelle: Markus Grieder und der Auferstehung verbindet. Alles Greifbare wie gute Schuhe, schöne Kleider, Bildung usw. verblassen Das Besondere am jüdischen und christlichen Glau- vor diesem ICH BIN DA. Mose musste all seine Sicher- ben ist der persönliche Gott. Jesus nennt ihn Papa, so heitsbedürfnisse aufgeben und einzig dieser geistigen vertraulich wie ein Kind seinen Vater ruft. Und trotz- Gegenwart Gottes vertrauen. dem gilt für Juden und Christen das Bilderverbot, weil jede Vorstellung zu wenig ist und darum falsch. Wir Markus Grieder, Pfarrer in Urnäsch MAGNET Nr.1/2022 2
Editorial Impressum Liebe Leserin, Kirchenblatt für die Evan- gelisch-reformierten Kirch- lieber Leser gemeinden beider Appenzell (erscheint monatlich) Wie glauben Sie? Herausgegeben im Auftrag der Synode der Evangelisch- Eine einfache Frage, die jedoch etwas in sich trägt, das nicht reformierten Landeskirche stimmig erscheint. Die gewohnte Frage lautet: Was glauben Sie? beider Appenzell Der Unterschied zwischen den beiden Fragen ist fundamental. Redaktionskommission Judith Husistein, Stein (jh); Isabelle Kürsteiner, Walzen- Ich behaupte nun einfach mal ganz keck, dass es diesem Jesus Heinz Mauch-Züger, Mitglied hausen (iks); Heinz Mauch- der Redaktionskommission Züger, Stein (hmz); Jonathan wichtiger war, mit den Menschen, denen er begegnete, über das Németh, St.Gallen (jn); Annette «Wie» zu sprechen und nicht über das «Was». Die Geschichten, Spitzenberg, Reute-Oberegg (as); Lars Syring, Präs., Bühler (sy) die er erzählte, waren «Wie-Geschichten »und keine «Was- Redaktion Geschichten». Karin Steffen (ks) Oberer Rickenbach 3 9411 Schachen b. Reute «Wie» stellt das konkrete Handeln ins Zentrum. Rechtgläubig- Tel. 071 891 64 14 keit zeigt sich im «Wie» ganz alltäglich in dem, was sich als magnet@ref-arai.ch Magnet-Download gelungen oder verfehlt erweist. «Wie-Lernen» ist Erfahrungs- www.ref-arai.ch lernen. Auf der «Was-Seite» stehen bei diesem Jesus die Pha- Produktion risäer. «Was» bezieht sich auf Vorgaben, die man wissen sollte Appenzeller Druckerei AG, 9100 Herisau oder gar wissen und einhalten muss. Rechtgläubigkeit auf der Adressänderungen melden Basis von «Was» tendiert zur Ideologie und zum Fundamenta- Sie bitte direkt der örtlichen Kirchgemeinde lismus. WEMF Beglaubigte Auflage 3300 Wie glauben Sie? Natürlich, so ganz trennen lässt sich das Magnet online www.magnet.jetzt «Wie» vom «Was» nicht. Das ist eines dieser Spannungsfelder, www.ref-arai.ch in die das menschliche Leben eingebunden ist. In einer Wis- sensgesellschaft besteht jedoch die Gefahr, dass das «Was» unverhältnismässig dominiert. Wissen generiert Handlungen und Verhalten, das erscheint zentral. Es geht jedoch auch um- gekehrt. Verhalten und handeln generieren Wissen. Jahrtau- sendelang lebte der Mensch so – unser Hirn ist so gebaut. Wie glauben Sie? Die Reaktionskommission lädt Sie ein, in diesem Jahr ihren Glaubensstil neu zu entdecken und zu akti- vieren. Mit unseren Beiträgen laden wir Sie ein zur Auseinan- dersetzung jenseits dogmatisch verordneter Wahrheiten von welcher Seite auch immer. Im Sinne der Geschichten, die Jesus erzählt hat. Am Ende heisst, wie glauben Sie, ganz «einfach»: Wie leben Sie? Ein gutes Leben 2022 Ihnen und Ihren Mitmenschen! … das wünscht Ihnen die Redaktionskommission Titelbild: Mystik is Magic Bild: Jonathan Németh 3 MAGNET Nr.1/2022
Thema «Ich bin ein Weib – und obendrein kein gutes» So lautet der provokative Titel eines Buches über chen Widerstand ebenfalls in Ávila das Klausurkloster Teresa von Ávila, spanische Mystikerin (1515–1582). San José. Viele weitere Klostergründungen von ihr folg- ten, auch Männerklöster. Wenn eine Nonne eintrat, Der Titel ist eine Selbstaussage. Doch war es vielleicht achtete sie immer auf ihre Berufung, nicht auf ihre alt- auch ein wenig Schlauheit angesichts der spanischen katholische oder gar adelige Herkunft und auch nicht Inquisition? Denn an anderer Stelle sagt sie: «Es sind auf den Reichtum, den sie mitbrachte. Sie schrieb theo- nämlich viel häufiger die Frauen als die Männer, denen logische Werke, die sie klugerweise sofort an die Inqui- der Herr seine Gnade mitteilt. Ich habe das selbst be- sition sandte (eines über das Hohelied der Liebe wurde obachtet und hörte es auch den Heiligen Fray Pedro de denn auch nicht freigegeben), sie stand im Kontakt mit Alcántara sagen.» Ihr ist es zu verdanken, dass Frauen den grössten Theologen ihrer Zeit, gehörte zu den gros- Zugang hatten zur Kontemplation. Es gab damals in sen Reformerinnen der Kirche und wurde als erste Frau Spanien Bestrebungen, den Frauen, auch den Nonnen, überhaupt 1970 zur katholischen Kirchenlehrerin er- nur das Chorgebet zu erlauben. Für das innere Gebet seien sie zu schwach. Beschwerlicher Weg Die Seele gleicht einem Kristall, Teresa belehrte sie eines Besseren. Doch es war ein der in grosser Reinheit und Weg voller Hindernisse und Dornen. Heiraten war für die junge Halbwaise keine Option, also trat sie ins Kar- Klarheit leuchtet. melitinnenkloster ein. Ihr Vater stammte aus einer so- genannten Conversofamilie, seine Vorfahren waren zwangs- nannt. Bei uns hat sie Eingang gefunden im Reformier- bekehrte Juden. 1492 wurde ten Gesangbuch RG mit dem Taizélied 706, ihrem be- ganz Spanien zurückerobert rühmtesten Gedicht: «Nada te turbe». und alle, die nicht katholisch waren, Juden und Mauren Gottes Liebe in der Tiefe der Seele erfahren (Muslime) mussten sich ent- Bereits als Studentin hat mich diese mutige Frau beein- weder taufen lassen oder aus- druckt, sie war wegweisend dafür, dass auch ich meine wandern unter Zurücklassung Heimat in der Mystik fand, einen Weg, Gottes Liebe in allen Hab und Guts. Den Ge- der Tiefe der Seele zu erfahren. Diese Erfahrung nannte tauften hing jedoch das Stigma Teresa die Unio Mystica, die mystische Vereinigung der an, keine richtigen, altkatholi- Seele mit Gott, gleich einer inneren Hochzeit. Sie er- schen Christen zu sein. Sie lebte, dass zuinnerst in der Seele ein Ort ist, wo Gott standen unter misstrauischer respektive Christus und die Seele eins sind. Sie ver- Beobachtung der Inquisition glich die Seele mit einem Kristall, der in grosser Rein- und Teresas Grossvater musste heit und Klarheit leuchtet. Doch dieser Kristall ist ge- im Büsserhemd durch Toledo mäss Teresa verdunkelt, da gibt es viel an Schmutz und laufen. Man kaufte sich ge- Unrat, bis wir schliesslich wieder Zugang finden zur Teresa von fälschte Adelspapiere, um solche Mängel zu überde- ursprünglichen Klarheit der Seele, dem Ort reiner Ávila wurde cken und Teresa pflegte in ihrem Kloster deswegen re- Liebe und Unversehrtheit. Ihre Erkenntnisse haben als erste gen gesellschaftlichen Umgang. Doch das befriedigte zeitlose Gültigkeit. Wenn ich Menschen begleite, die Frau zur sie nicht. Sie rang und betete und eines Tages kam der ganz schwierige Erlebnisse gemacht haben, ist es sehr katholischen Kirchenlehre- Durchbruch. Weinend brach sie zusammen und spürte heilsam, um diesen unverletzlichen, heilen Kern zu rin ernannt. ihre Berufung zum kontemplativen Gebet. wissen, mag er auch noch so tief verschüttet sein. Ak- Quelle: as tuell ist eine weitere Erkenntnis von ihr: «Wenn die Reformerin der Kirche Gier nach Geld und Macht nicht wären, sähe die Welt Doch ihr Kloster glich einem Taubenschlag. Und daher erlöster aus». kehrte sie zurück zu den ursprünglichen Regeln des Karmel, gründete mit Gleichgesinnten gegen erhebli- Annette Spitzenberg MAGNET Nr.1/2022 4
Thema Mystik macht den Alltag wundervoll Mystik begleitet uns durch den Alltag, davon bin ich dies: Inmitten eines Gesprächs werde ich plötzlich et- fest überzeugt. Es gilt einzig, sie wahrzunehmen. Na- was gefragt und antworte ohne nachzudenken. Es türlich kann die Sensibilität gegenüber mystischen spricht sozusagen. Die Antwort ist im Nachhinein ge- Momenten auch trainiert werden. sehen wertvoll und richtig. Nie aber hätte ich so geant- wortet, wenn ich zuerst darüber nachgedacht hätte. Das Telefon läutet, ich weiss wer dran ist noch bevor ich abnehme. Plötzlich denke ich intensiv an jeman- Macht das Leben wertvoller den. Da sollte ich anrufen. Mein Kopf lässt es aber Alltagsmystik ist überall. Wer mit geschärften Sinnen nicht zu. Später erfahre ich, dass mein Anruf wichtig durchs Leben geht und seinem Bauchgefühl vertraut, gewesen wäre. Kennen Sie das auch? Ist Ihnen solches erhält damit eine wunderbare Hilfe. Absolut faszinie- schon passiert? rend finde ich Krähen, die den Weg weisen. Einst las ich von Menschen in Tibet, denen Krähenvögel den Intuition zulassen Weg zeigen. Das probierte ich sofort aus und es funkti- «Lass dir deine Intuition von niemandem ausreden, das oniert seit Jahren. Ich denke intensiv an mein Ziel, ist eine deiner Stärken», so verabschiedete sich einer frage die Krähen in Gedanken um Hilfe und sie sitzen meiner Chefs, ein Arzt. Das tönte so ganz anders als in dann jeweils am Wegesrand. Folge ich ihnen, finde ich meiner Kindheit. «Si hät halt e grossi Fantasii», hiess auch Punkte, die ich zuvor nicht gekannt habe. es da oft. Einzig Mama unterstützte diese Aussage nie. Als ich ungefähr dreissig Jahre alt war, erzählte sie von Entspannt funktioniert es ihren häufigen mystischen Alltagserlebnissen. In der Wie schon beim Lesen von Steinen – ich habe im Ma- Kindheit hatte wohl ihr Hausarzt nicht von ihrer gros- gnet schon darüber geschrieben – funktioniert meine sen Fantasie gesprochen, sondern von einem Kind, das Intuition im Alltag nur bei guter Entspanntheit. Ge- über kurz oder lang therapiert werden müsse. Das stresst passiert gar nichts. Wichtig für mich ist, dass ich Krähen – hier hatte sie in Angst und Schrecken versetzt, sodass sie immer auf mein Bauchgefühl achte. Das geht einmal eine Dohle – mehr als vierzig Jahre nicht mehr über ihr Erlebtes besser und dann wieder weniger gut. Somit ist einer zeigen den Weg bis zum sprach. meiner Lernstoffe, dass ich meiner Intuition immer Ziel immer vertraue. Voll und ganz, dann wird der Tag im wahrsten zuverlässig Ihr Wissen hätte mir gut getan Sinne wundervoll. an. Eins hatte Mama dabei nicht bedacht, nämlich, dass es Isabelle Kürsteiner Quelle: iks mir sehr gut getan hätte, wenn ich gewusst hätte, dass es anderen auch so geht wie mir. Wenn ich zum Bei- spiel ins Haus lief, weil ich wusste, dass gerade jetzt Lass dir deine Intuition von niemandem ausreden, das ist eine deiner Stärken. das Telefon läuten würde und meine Gotte dran war. Oder dass ich immer wieder das Gefühl habe, ich müsste jetzt unbedingt diese oder jenen anrufen. Mein Bauchgefühl verursacht in seiner Dringlichkeit ein kribbeliges Gefühl. Ich bin überzeugt, dass Mystik zum Leben gehört wie atmen oder essen. Die Frage ist nur, lassen wir sie zu? Am weitaus Spannendsten finde ich 5 MAGNET Nr.1/2022
Thema Das Bilderverbot der reformierten Kirche Die reformierte Kirche versteht sich als Kirche des Die Überwindung des Bildverbotes wurde möglich, Wortes. Ihre sakralen Bauten zeichnen sich durch weil die Christen der ersten Jahrhunderte zur Überzeu- «Bilderlosigkeit» aus, durch Predigträume, die von gung gelangten, dass durch Gottes neuen Bund mit den Kanzel und Taufstein dominiert werden und in der Christen, der an die Stelle des alten Bundes mit den Regel auf Bilder und figürliche Darstellungen ver- Juden trat, auch das Bilderverbot von Ex 20 seine Ver- zichten. In letzter Zeit jedoch ist eine zaghafte Rück- bindlichkeit verlor. Zugleich wurde das Argument kehr der Bilder in die Kirchen zu verzeichnen – zum überwunden, dass Hervorbringungen des menschli- Beispiel im Zusammenhang mit Neugestaltungen der chen Schaffens nicht Träger religiöser Aussage sein Gottesdiensträume oder im Rahmen temporärer Ausstellungen. Diese Entwicklung bietet Anlass, sich selbst Rechenschaft abzulegen, ob und inwiefern sich Bilder und reformierter Glaube vertragen. Das Verbot richtet sich gegen kultische Bilder, denen religiöse Um zu einer differenzierten Antwort bezüglich der Bil- derfrage zu gelangen, wird es sich als hilfreich erwei- Mächtigkeit zukommt. sen, einen kurzen Streifzug durch die Geschichte des christlichen Umgangs mit Bildern und Bildverboten zu unternehmen. können. Im Osten wie im Westen gelangte man auf- grund einer «Urbild-Abbild-Theorie» zur Einsicht, dass Materie Träger göttlicher Wahrheit und Wirklichkeit sein kann. Die christliche Hinwendung zu den Bildern blieb jedoch nie unumstritten. Zahlreiche Konzile, Dekrete und theologische Streitschriften zeugen von einer durch alle Jahrhunderte lebhaft geführten Diskussion. Dennoch hatte der grosse Bilderstreit im 8. Jahrhun- dert eine dogmatische Sanktionierung der Bilder zu- folge und führte zu einem gewaltigen Aufschwung der Bildkunst. So kam es, dass sich am Vorabend der Refor- mation auch in der Eidgenossenschaft ein regelrechter «Markt» der Bilderkunst etabliert hatte, der kaum mehr zu überschauen war. In Kirchen und Privathäusern, an Prediger- Die Geschichte des christlichen Bildes Weggabelungen oder Wallfahrtsorten standen Statuen, kirche in und Bildverbotes Kruzifixe, Gemälde und Schreine. Mit diesen Bildern Zürich, 2007. Das christliche Bilderverbot ist ein Erbe des Judentums verbunden waren Gesten und kultische Handlungen: Quelle: Architekturbüro und bezieht sich in erster Linie auf den Dekalog in Ex sich Bekreuzigen, Küssen der Gegenstände, Bespren- Fässler + 20: «Du sollst dir kein Gottesbild machen.» Die ersten gen mit Weihwasser, Räuchern und Beten. Die An- Partner AG christlichen Gemeinden betrachteten die Verwendung schaffung und der Unterhalt dieses Zeremonienappara- von «Götterbildern» als heidnisches Brauchtum und tes waren mit erheblichen Kosten verbunden. Die Mit- waren überzeugt, dass Gottes Geistigkeit und Unfass- tel dazu stammten aus freiwilligen Spenden, aus Zin- barkeit keine bildliche Darstellung zulasse. Doch schon sen- und Zehntenabgaben der Landbevölkerung. für das 3. Jahrhundert ist christliche Bildkunst konsta- tierbar und im Laufe des 4. Jahrhunderts entwickelt Reformatorische Neubewertung sich diese zu einer weithin anerkannten Kirchenkunst. Im Zuge der Reformation entfachte sich die Diskussion Im Osten wurde das christliche Bild so schliesslich zur um die Bilder erneut. Aufgrund intensiver Bibellektüre «Ikone», während der Westen den Bildern zunächst und den daraus errungenen reformatorischen Grund- eher pädagogische Bedeutung zumass. Im Spätmittelal- prinzipien sola scriptura, sola fide, solus Christus, sola ter jedoch erfuhr die Bildverehrung auch im Westen gratia (allein die Schrift, allein durch Glauben, allein starken Aufschwung und eine ganz eigene Ausprägung. wegen Christus, allein aus Gnade) wurde die überkom- MAGNET Nr.1/2022 6
Thema mene Tradition in Frage gestellt. Der durch evangeli- sche Predigten hervorgerufene innere Gesinnungs- wandel der Bevölkerung rief das Verlangen nach äusse- rer Veränderung der Praxis hervor. In Deutschland und der Eidgenossenschaft kam es zu ersten Bilderstürmen: tumultartige Ausräumung von Kirchen, Zerstörung von Statuen, Bildern und liturgischen Geräten. Die Refor- matoren Luther, Zwingli und Calvin wandten sich alle- samt gegen die ungeordnete Zerstörung der religiösen Bilder, waren sich in deren grundsätzlicher Ablehnung jedoch einig. Während Luther vor allem die damit verbundene Werkgerechtigkeit anprangerte, dachte Calvin eher von der Ehre und Majestät Gottes her und verurteilte deren Verletzung durch eine bildliche Darstellung. Für Zwingli war die Unterscheidung von Fleisch und Geist Mona Velinsky (37) ist Doktorandin und Assisten- von zentraler Bedeutung: «Gott ist Geist, und alle, die tin am Lehrstuhl für Theologie- und Kirchenge- ihn anbeten, müssen im Geist und in der Wahrheit an- schichte von der Reformation bis zur Neuzeit beten.» Für den Zürcher Reformator waren, anders als am Institut für Schweizerische Reformations- für Luther, die Bilder keine adiaphora (nicht verbotene geschichte Universität Zürich. «Mitteldinge»), dennoch sprach er sich nicht für ein generelles Bilderverbot aus. Für ihn galten aufgrund der Schrift nur diejenigen Bilder als Gräuel, die Ob- der die folgenden Gebote, auch das Bilderverbot, ver- jekte der Anbetung waren. Zwingli warnte davor, dass standen werden sollen: «Ich bin Jahwe, dein Gott, der ein harmloses Bild schnell zum Idol werden könne und dich herausgeführt hat aus dem Land Ägypten, aus ei- beharrte darauf, dass wahrer Glaube aus der Predigt nem Sklavenhaus.» Hier wird deutlich, dass sich die und nicht aus der Kontemplation von materiellen Bil- Gebote an ein freies Volk richten, das seine Freiheit dern komme. In Zürich kam es nach der ersten Phase Gottes Handeln verdankt. Für Zwingli war Freiheit ein von spontanen Bildschändungen zu einer geordneten tragender Begriff seiner ganzen Theologie. Durch das Bildentfernung hinter verschlossenen Türen. Rechtmäs- Verbot der Bilder wollte er die Freiheit des unverfügba- sige Eigentümer durften ihren Besitz nach Hause ho- ren Gottes wahren – ein Gott, der sich in souveräner len; der Rest wurde entfernt, übermalt, zerstört oder Freiheit den Menschen durch sein Wort offenbart, zum veräussert. Menschen in Beziehung setzt. Im Hören auf sein Wort wird der Mensch seinerseits zu einer Freiheit berufen, die ihn unabhängig von allen äusserlichen, menschli- chen Dingen macht. In Ex 20 wird deutlich, welche spezifische Art von Unfreiheit durch das Bilderverbot verhindert werden soll: «Du sollst dir kein Gottesbild machen noch irgendein Abbild von etwas, was oben im Himmel, was unten auf der Erde oder was im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht niederwerfen vor ihnen und ihnen nicht dienen.» Das Verbot der Bilder richtet sich damit nicht gegen jegliches Bild, sondern gegen kultische Bilder, denen religiöse Mächtigkeit zu- kommt und die den Menschen gefangen nehmen, in- Illustrierte Reformationschronik Bullingers von 1605/06: Klaus dem zwischen ihm und Gott ein Drittes errichtet wird. Hottinger und seine Gehilfen stürzen das Kruzifix in Stadelhofen. So darf sich die reformierte Kirche auch heute noch Quelle: Kopienband zur zürcherischen Kirchen- und Reformationsgeschichte im Anschluss an die Reformatoren und im Lichte von Ex 20 als zur Freiheit in der Gestaltung aller äusserli- Der Kerngehalt des Bilderverbotes chen Dingen berufen verstehen – aber auch zur kriti- Um nun zur Ausgangsfrage zurückzukehren und noch schen Wachsamkeit gegenüber menschlichem Bestre- einmal festzuhalten: Den Reformatoren ging es nicht ben über Gott verfügen zu wollen, gegenüber einer um ein generelles Bilderverbot. Zwingli selbst bekun- Verwischung der Grenze zwischen Bild und Gott, ge- dete einst sogar seine Freude an schönen Gemälden genüber der Gefahr, als Kirche des Wortes in einem und Statuen. Das Anliegen der Reformatoren war kein Kult um die Bilder Gottes Wort nicht mehr zu hören ästhetisches, sondern ein religiöses. In der Präambel und so ihre Freiheit wieder zu verlieren. des Dekalogs wird die Voraussetzung formuliert, unter Mona Velinsky 7 MAGNET Nr.1/2022
Thema Gott los werden Selbstgespräch eines Landpfarrers. Teil 734 Guten Tag Herr Syring, wie geht’s, wie steht’s? das: «Ich muss jetzt die Kinder unterstützen, weil sie in Zukunft mal meine Pension zahlen und mich viel- Och. Wir wollen zufrieden sein. leicht pflegen, wenn ich Hilfe brauche.» Das ist nicht fair. Damit stelle ich jetzt schon Bedingungen. Ich Wollen Sie das wirklich? möchte ja grundsätzlich, dass sich jeder Mensch frei entscheiden kann. Und ich lebe jetzt. Genauso wie die Klar! Warum denn nicht? Kinder. Und Sie auch! Jetzt ist der Moment, in dem wir miteinander unterwegs sind. Und das gilt es zu gestal- Ist das eine Willensentscheidung? Geht das? Kann ich ten, ohne Zweck. Ich habe da viel von Meister Eckhart mich entscheiden, zufrieden zu sein? gelernt? Ja, sicher. Ich entscheide doch jeden Tag auf’s neue, Erzählen Sie mehr! wie ich leben will. Und wenn ich den Tag mit der Vor- Entscheidung «Ich bin zufrieden» beginne, ist vieles einfacher. Denn das gibt mir ja auch eine Perspektive. Wenn ich merke, dass ich trotzdem unzufrieden bin, kann ich etwas ändern. An mir. An der Situation. Was auch immer. Da gibt es immer Möglichkeiten. Nichts ist alternativlos. Ausser der Tod, vielleicht. Und so muss ich mich auch nicht in ständigen Kämpfen verlie- ren. Ich bin dann raus aus dem Überlebenskampf- modus. Das Reptiliengehirn kann Pause machen. Das klingt so einfach, wenn Sie das sagen. Ist das nicht eine ziemliche Überforderung? Ich habe manch- mal den Eindruck, wir Menschen haben eine Ten- denz, uns in unseren Problemen ganz gut einzurich- ten. Und ich kenne viele Menschen, die gar nicht wol- len, dass ihre Probleme gelöst werden. Meister Eckhart war ein schlauer Fuchs. In der Wende Predigerkir- Das ist ihr gutes Recht. Und, bedenke, es ist ihre Ent- vom 13. zum 14. Jahrhundert war der Dominikaner- che in Erfurt. Wirkungs- scheidung! Ich hoffe, Sie haben die Entscheidung be- mönch unterwegs in Europa und hat an berühmten stätte von wusst getroffen. Universitäten gelehrt und in Kirchen und Klöstern ge- Meister predigt. Und das nicht nur auf Latein, so wie das damals Eckhart. Sind Sie denn nie unzufrieden? üblich war, sondern auch auf Deutsch. Und so hat er Quelle: sy den wunderbaren mittelhochdeutschen Begriff «sunder Naja. Manchmal bin ich schlecht zufrieden. [Er grinst] warumbe» geprägt. Das war seine Lebenseinstellung. Neulich zum Beispiel. Ich war in der Heimat unter- Er meint damit ein Leben «ohne warum», wie wir das wegs zu einem Gottesdienst. Und da lief gerade die heute sagen würden. Also ein Leben, ohne den Ertrag, Radioandacht. Und der Mann im Radio sagte: «Die Kin- Aufwand und Erfolg zu berechnen. Es muss nicht alles der sind unsere Zukunft!» Das betonte und wieder- irgendeinem Zweck dienen. Eckhart meint übrigens holte er mehrmals. auch, dass unsere Beziehung zu Gott «ohne warum» sein solle. Und das hat sie geärgert? Er hat doch Recht. Was heisst das konkret? Hat er ein Beispiel gebracht? Naja. Ich finde, Kinder sind unsere Gegenwart. Hier und heute leben wir mit Kindern. Hier und heute sind Jaha. [Er lacht.] Er hat Gott mit einer Kuh verglichen. wir dafür verantwortlich, ihnen ein lebenswertes Le- Er schreibt: «Aber manche Leute wollen Gott mit den ben zu ermöglichen. Wenn ich sage, sie sind «unsere Augen ansehen, mit denen sie eine Kuh ansehen, und Zukunft», dann verzwecke ich die Kinder. Dann heisst wollen Gott lieben, wie sie eine Kuh lieben. Die liebst MAGNET Nr.1/2022 8
Thema du wegen der Milch, des Käses und deines eigenen von mir in meinem Denken über Gott steckt, desto Nutzens. So halten’s alle jene Leute, die Gott um äusse- mehr kann ich mit Gott leben. Eckhart weist da einen ren Reichtums oder inneren Trostes willen lieben; die ziemlich praktischen Weg. Es geht bei ihm immer um aber lieben Gott nicht recht, sondern sie lieben ihren das konkrete Leben. Dieses «Geh aus dir selbst raus» Eigennutz.» hat etwas sehr Dynamisches. Auf dem Weg werde ich immer durchlässiger, wenn Sie so wollen. Und je Und wie sollen wir Gott dann stattdessen lieben? durchlässiger ich werde, desto klarer weiss ich, was ich [Er macht grosse Augen.] zu tun habe. Ich nehme wahr, was ist. Ohne zu bewer- ten. [Er macht eine kurze Pause.] Und dann kann ich Naja. Wie lieben Sie denn ihre Frau? [Er schaut ihn er- anders handeln. Dann bemerken Sie, was Dorothee wartungsvoll an.] Die lieben Sie ja hoffentlich auch Sölle in ihrem letzten Vortrag gesagt hat: «Glück ist nicht aus Eigennutz. Wenn ich sie liebe, macht sie mir mein Grundgefühl». Das ist sehr schön. die Wäsche und kocht köstliches Essen. In Ihrer Sprache reden Sie doch gerne von der Quelle, Ne. Ich koche bei uns. Wir haben die Aufgaben auf- mit der Sie in Kontakt sind. geteilt. Genau. Das ist ein anderes Bild um dasselbe zu be- Sehen Sie? Das geht doch! Sie lieben ihre Frau, ohne schreiben. Wenn ich in Kontakt mit der Quelle bin, eine Gegenleistung zu erwarten. Einfach, weil Sie sie lebe ich nicht mehr aus mir selbst heraus, sondern aus lieben. Das ist lieben ohne warum, sunder warumbe. dem Quellgrund. Aus Gott, in Gott. Bei Eckhart ist das die Gottesgeburt im Seelengrund eines jeden Men- Nochmal: Und wie liebe ich Gott? schen. Er schreibt: «Der Vater gebiert seinen Sohn ohne Unterlass […] Er gebiert mich als seinen Sohn [«Er ist hartnäckig», denkt er.] In dem Sie Gelassenheit und als denselben Sohn». Er sagt, Gott sei nicht nur einüben. «dort» Mensch geworden, als Jesus von Nazareth, son- dern «hier wie dort», «und er ist aus dem Grunde Was heisst das nun wieder? Mensch geworden, dass er auch dich als seinen einge- borenen Sohn gebäre und als nicht geringer.» Naja. Das hat auch viel mit Ihrem Willen zu tun. Es geht darum, alles, was Sie wollen, was Sie wissen oder Hebt er da den Unterschied zwischen mir und Gott haben oder sein wollen, erst einmal los zu lassen. Ma- auf? chen Sie sich frei davon. Legen Sie alles beiseite. Das ist nun wirklich nicht so ganz einfach. «Lass dich!», das Im Seelengrund ist die Trennung von Gott aufgehoben. wiederholt Eckhart gerne und oft. Mach dich von dir Er sagt: «Alles, was die Heilige Schrift über Christus selbst frei. Und dann, in einem zweiten Schritt, gilt das sagt, das bewahrheitet sich völlig an jedem guten und auch für alles, was wir uns von Gott vorstellen. göttlichen Menschen.» Nochmal. Das sollten wir uns auf der Zunge zergehen lassen: Gott ist nicht nur «dort» Da ist er schon fast reformiert. Wir sollen uns von Mensch geworden – in Jesus von Nazareth – sondern Gott kein Bild / Bildnis machen. Das Bilderverbot, «hier wie dort». Das heisst «dort, in dem einen» Men- das in der reformierten Tradition so wichtig ist, schen Jesus von Nazareth, und «allerorten», in den nimmt Eckhart mit in die Mystik? ungezählten weiteren Menschen. Eckhart versteht die «Menschwerdung Gottes» in der Tiefe der «Seele» als Ganz richtig. Er sagt: «Wirf sie hinaus, alle Heiligen «nicht geringeres» Geschehen. Für Eckhart ist die Got- und unsere Frau [d.h. Maria] aus deiner Seele, denn sie tesgeburt im Menschen das zentrale Motiv seines Den- alle sind Kreaturen und hindern dich an deinem gros- kens und zugleich Ziel jeder, wirklich jeder menschli- sen Gott. Ja, selbst deines gedachten Gottes sollst du chen Existenz. quitt werden, aller deiner noch so unzulänglichen Ge- danken und Vorstellungen über ihn … Alles, was du Nicht nur Kinder, auch Gott ist unsere Gegenwart. über deinen Gott denkst und sagst, das bist du mehr als Jetzt schliesst sich der Kreis. Puh. Das war ein ziem- er. [!]» licher Brocken heute. Da habe ich noch einiges zu Kauen. Vielen Dank, dass Sie mir das zugemutet Je weniger Vorstellungen ich von Gott habe, desto haben! näher bin ich Gott? Immer gerne. Das ist der Weg. So wie der Diättipp von Johannes, dem Täufer: «Ich muss abnehmen, er aber muss zuneh- Lars Syring führte das Gespräch mit sich men.» (Joh 3, 30) Das ist ein guter Anfang! Je weniger selbst im Dezember 2021 9 MAGNET Nr.1/2022
Weitblick Neue Kirchenverfassung gab zu diskutieren Synode verabschiedet Kirchenratspräsident Koni Bruderer Die erste Lesung zur neuen Kirchen- Synode, in der auf die Fortschrittlich- Finanzielle Beziehung zu Appenzell verfassung der evangelisch-reformier- keit dieses Artikels hingewiesen wurde, Innerrhoden ten Landeskirche beider Appenzell hielt die Synode grossmehrheitlich an Eine Herausforderung stellt die finan- beanspruchte drei Sitzungstermine. der freien Kirchgemeindewahl fest. zielle Beziehung zur Kirchgemeinde Ap- Am letzten verabschiedeten die kirch- Hingegen war die Streichung der ein- penzell dar. Die Steuergesetze der bei- lichen Parlamentarier zudem den Kir- zelnen Kirchgemeinden in der Verfas- den Appenzell seien völlig verschieden, chenratspräsidenten Koni Bruderer. sung völlig unbestritten. betonte Thomas Gugger, Kirchenrat, Ressort Finanzen. Aus diesem Grund Die vergangenen sieben Jahre als Vor- Zusammensetzung der Synode solle diese Beziehung im Reglement Fi- sitzender des Kirchenrats bezeichnete Die Zusammensetzung des landeskirch- nanzen behandelt werden. In der Ver- Koni Bruderer an seiner Abschiedsrede lichen Parlaments soll neu geregelt wer- fassung soll die Grundlage dazu stehen. an der Herbstsynode am 8. Dezember den. Heute hat jede Kirchgemeinde An- im Kirchgemeindehaus in Heiden als recht auf zwei Sitze. Kirchgemeinden «oft beglückend und hin und wieder mit mehr als 1 000 Mitgliedern wählen schwierig». Die Synodalpräsidentin Si- für jedes angebrochene Tausend ein bylle Blumer blickte anhand Zeitungs- weiteres Synodenmitglied. Aufgrund überschriften dann auch auf eine inten- der steten Abnahme der Kirchenmit- sive Amtszeit zurück. Der 68-jährige glieder wird auch die Anzahl Mitglieder Bruderer wird im nächsten Jahr eine in der Synode abnehmen. Die landes- Teilzeitstelle als Pfarrer in Bellinzona kirchliche Regierung schlägt deshalb antreten. vor, die Anzahl Mitglieder in der Syno- de auf 51 zu fixieren und jeder Kirchge- Rückweisung scheiterte meinde noch mindestens einen Sitz zu- Der Rückweisungsantrag der gesamten zugestehen. Die restlichen Sitze wür- Verfassung von Pfarrer Markus Grieder, den nach Massgabe ihrer Mitglieder auf Zusammenarbeit unter Nach sieben Urnäsch, scheiterte an der ersten Sit- die Kirchgemeinden verteilt. Die neue Kirchgemeinden Jahren an der Spitze des zung vom 13. November an der Abstim- Bestimmung gewähre die Wahlgleich- Im Verfassungsentwurf sieht der Kir- Kirchenrats mung mit deutlichem Mehr. Grieder heit und verhindere, dass kleine Kirch- chenrat vor, Kirchgemeinden, die über verabschiedet bemängelte den stark verschlankten gemeinden überproportional in der mehrere Jahre nicht mehr in der Lage Synodalpräsi- Entwurf der Verfassung. Er sah darin Synode vertreten seien, begründet der sind, ihre Geschäfte zu besorgen, zur dentin Sibylle ein demokratisches Defizit. Die Syno- Kirchenrat. In seinen Erläuterungen, Zusammenarbeit mit anderen zu ver- Blumer Koni dalen, der Kirchenrat wie auch die vor- wies die Regierung ebenfalls darauf hin, pflichten. Sollte eine Kirchgemeinde Bruderer. beratende Kommission teilten diese dass die Synodalen allen Mitgliedern wesentliche Aufgaben über mehrere Martina Meinung nicht. Viel Sympathie und Zu- der Landeskirche verpflichtet seien und Jahre nicht mehr erfüllen können, kön- Tapernoux, stimmung erhielt hingegen die Ergän- nicht ausschliesslich den Mitgliedern ne die Synode im Weiteren Kirchge- Trogen, tritt zung von Irina Boss, Pfarrerin in Stein. ihrer eigenen Kirchgemeinden. Diesen meinden zusammenlegen. Der Pfarr- 2022 seine Sie stellte den Antrag, den juristisch Argumentationen folgte die Synode konvent bemängelte darin, dass sich Nachfolge an. «knochentrockenen» Verfassungsent- schlussendlich einstimmig. dieser Artikel zu sehr mit den Autono- Quelle: ks wurf mit einem Hinweis auf die Wur- mierechten der Gemeinden beisse. Die zeln der Landeskirche zu ergänzen. Der Kein Antragsrecht für den vorberatende Kommission unterstützt Text «Sie ist hervorgegangen aus der Pfarrkonvent den Vorschlag des Kirchenrats jedoch Reformation und folgt deren Selbstver- Mehrere Anträge, welche das Antrags- ausdrücklich. Sie sieht darin ein Auf- pflichtung als sich stets zu erneuernde recht des Pfarrkonvents, anderer lan- fangnetz für Kirchgemeinden und be- Kirche auf der Grundlage des Evangeli- deskirchlicher Konvente, Berufsgrup- tonte, dass mit diesem Artikel keine ums», fand mit überwältigendem Mehr pen oder Interessengemeinschaften in Drohkulisse aufgebaut werden soll. Einzug in den ersten Artikel. der Verfassung erwähnen wollten, wur- Nach redaktionellen Anpassungen folg- den von der Synode klar abgelehnt. Von te auch das Parlament mehrheitlich der Freie Kirchgemeindewahl ja, Seiten des Kirchenrats und einzelner Argumentation von Kirchenrat und vor- Erwähnung der Kirchgemeinden nein Synodalen wurde darauf hingewiesen, beratender Kommission. Heute steht es jedem Kirchenbürger dass jedes Mitglied der Synode die Mög- Die zweite Lesung der neuen Kir- frei zu wählen, welcher Kirchgemeinde lichkeit habe, mit den demokratischen chenverfassung findet am 28. März er angehören möchte. Der Verfassungs- Werkzeugen Motion oder Interpellation 2022 statt. Den Entwurf des Kirchen- entwurf sah die Abschaffung der freien Anliegen vorzubringen. Im Weiteren rats wird dann die neue Kirchenratsprä- Kirchgemeindewahl vor. Dies führte be- könne im Geschäftsreglement definiert sidentin Martina Tapernoux-Tanner reits in der Vernehmlassung auf Kritik. werden, welche Gruppen Antragsrecht vertreten. Nach eingehender Diskussion in der erhalten sollen. Karin Steffen MAGNET Nr.1/2022 10
Weitblick Freiwilliges Engagement für einen guten Zweck Gut – Günstig – Guter Zweck Dafür stehen die drei Brockenstuben leisten immer wieder einen Beitrag. Sie in St. Gallen, Berneck und Gais des interessieren sich für ein Engagement Porträt Blaues Kreuz St. Gallen- Blauen Kreuzes St. Gallen-Appenzell. für das Gemeinwohl und für ökologi- Appenzell Die modernen Secondhand-Läden sche Themen wie Nachhaltigkeit sowie Das Blaue Kreuz ist eine Fachorga- bieten ein grosses Angebot an Alltags- schonender Umgang mit den endlichen nisation für Alkohol- und Suchtfra- artikeln und Raritäten zu fairen Prei- Ressourcen. Durch ihre Mitarbeit ha- gen. Seit mehr als einem Jahrhun- sen sowie eine breite Palette an ben die Freiwilligen in den Blaukreuz- dert setzt es sich für Prävention Dienstleistungen. Möglich ist dieses Brockenstuben die Möglichkeit, gesell- ein und für Menschen, die von Angebot nicht zuletzt auch dank der schaftlich relevante Dinge direkt und Sucht betroffen sind – Konsumie- vielfältigen Mitarbeit von Freiwilligen. positiv zu beeinflussen. Das und die rende und deren Umfeld. Schwer- abwechslungsreichen Tätigkeiten ma- punkte der Arbeit im Verband Die Unterstützung durch freiwillige chen die Freiwilligeneinsätze beson- St. Gallen-Appenzell sind Sucht- Mitarbeitende hat beim Blauen Kreuz ders interessant. prävention und Gesundheitsförde- eine lange Tradition. Das hohe Quali- rung, Kinder- und Jugendarbeit so- tätsniveau in den Brockenstuben ist zu Einsatz für die Freiwilligen wie Beratung von Menschen mit einem grossen Teil den freiwilligen Hel- Wer ein freiwilliges Engagement leistet, Alkoholproblemen und von Ange- ferinnen und Helfern zu verdanken. bringt oft auch Erwartungen mit. Man hörigen. Finanziert wird die Ar- Ohne ihre Mitarbeit könnte das Ange- möchte Wertschätzung und Sinnhaftig- beit durch Leistungsvereinbarun- bot nicht in diesem Masse aufrechter- keit erfahren, erwartet einen freund- gen mit den Kantonen SG und AI, halten werden. Aktuell engagieren sich lichen, zuvorkommenden Umgang un- Beiträge von Kantonalkirchen und über 60 Personen in unterschiedlichen tereinander. Um dem gebührend Rech- von Kirchgemeinden, Brocken- Aufgaben für die Brockenstuben. Der nung zu tragen, setzen sich die Be- stuben, Finanzaktionen, Spen- Gewinn aus dem Verkauf und den triebsleitenden der Brockenstuben sehr den und Legate. Dienstleistungen der Brockenstuben dafür ein, «ihren» Freiwilligen eine an- kommt der Kinder- und Jugendarbeit, genehme Umgebung zu schaffen. Eine www.blaueskreuz-sg-app.ch der Suchtprävention und der Alkohol- anspruchsvolle Aufgabe, die sich für beratung zugute. alle Beteiligten auszahlt. Die Dankbar- keit seitens der Brockenstuben für den Vielseitig und sinnstiftend Einsatz der Freiwilligen ist sehr gross – Die klassischen freiwilligen Mitarbei- und das Wissen um ihre Unentbehrlich- tenden sind oft pensionierte Frauen keit auch. und Männer, die ihre neu gewonnene freie Zeit für eine gute Sache einsetzen Blaues Kreuz St. Gallen-Appenzell möchten. Aber auch jüngere Menschen Daniel Lieberherr Appenzeller Kirchentag braucht einen Neustart OK Kirchentag löst sich auf Eigentlich hätte der Kirchentag unter chenpark Hinterland kirchlich bereits Der geplante Appenzeller Kirchentag dem Motto himmelwiit am Samstag, reich befrachtet. Da eine Mehrheit des 2020 wurde von der reformierten und 16. Mai 2020, in Herisau stattfinden Organistationskomitees im Jahr 2023 den katholischen Kirchen beider Ap- sollen. Doch Corona machte den Or- durch Ruhestand oder berufliche Verän- penzell zusammen mit den lokalen Frei- ganisatoren einen Strich durch die derungen zurücktritt, beschloss das OK kirchen, der Evangelisch-methodisti- Rechnung. schweren Herzens, sich aufzulösen. So schen Kirche und der Vineyard getra- soll der Weg frei werden für neue Kräfte gen. Mit dem Kirchentag wollen die So wurde der Kirchentag vorerst um ein in den Appenzeller Kirchen, die mit beteiligten Kirchen ein Zeichen setzen Jahr und dann um ein zweites Jahr ver- dem Kirchentag später einen Neustart und einladen, den Glauben zu teilen schoben. Die kommende Zeit ist nun wagen wollen. Das OK dankt allen Frei- und miteinander zu feiern. mit dem 175-Jahr-Jubiläum des Bistums willigen für das grosse Engagement bei OK Appenzeller Kirchentag St. Gallen, den Feierlichkeiten zur Wie- den Vorbereitungen und den regiona- dereröffnung der renovierten Kirche len Stiftungen für die finanziell vorgese- Herisau und dem Fusionsprojekt Kir- hene Unterstützung. 11 MAGNET Nr.1/2022
Weitblick Die Waldenserkirche in Italien wirkt weiter Präsidentin Trotta besucht Waldenserkomitee Soeben entstand ein neuer «Korri- 1 200 Personen aus Afghanistan – vor dor» Afghanistan, eine Jugendakade- allem Frauen, Kinder und Kranke – ein mie soll ins Leben gerufen werden Visum beantragen können, um so nach und in Rom trat an der theologischen Italien auszureisen. Die Waldenserkir- Fakultät eine frisch gewählte Profes- che stellt dann Wohnungen bereit und sorin ihre Stelle an: Die Waldenser- Bezugspersonen kümmern sich um die kirche in Italien wirkt weiter, wie ein Eingereisten. Besuch der Moderatora (Präsidentin) Alessandra Trotta in Zürich zeigte. Es Modulartige Ausbildung lancieren kam auch zu einem Treffen mit Rita Anlässlich des Besuches in Zürich im Famos, der Präsidentin der Evange- November erzählte Alessandra Trotta lisch-reformierten Kirche Schweiz auch von fehlenden jungen Menschen, EKS. die in der Waldenserkirche Verantwor- tung übernehmen und Zeit zur Verfü- Während der Coronazeit hatte es die gung stellen wollten. Deshalb sei eine Minderheitenkirche in Italien nicht nationale Jugendakademie geplant, bei leicht. Nun scheint sich die Lage wie- der eine zweijährige, modulartige Aus- Gipfeltreffen zweier Kirchenpräsidentinnen: Links Alessandra Trotta, Moderatora der Chiesa Valdese und der normalisiert zu haben. Laut Trotta bildung durchlaufen werden könne. Rita Famos von der evang.-ref. Kirche Schweiz EKS. finden seit Herbst wieder Gottesdienste Wichtig sei, dass die Ausbildung vor al- Quelle: Hans Rapp und Veranstaltungen statt, auch dank lem auch von Immigrantinnen und Im- des «Green Pass». Er ermöglicht es, migranten absolviert werde, um so Brü- Projekte wieder voranzutreiben. cken zu bauen. Die Ausbildung widmet im Zentrum. Famos lud in der Folge sich Themen wie Kirche und Gesell- ihre Kollegin an die Synode 2022 der Humanitäre Hilfe schaft. Trotta würde darüber hinaus EKS ein. Namentlich im Flüchtlingswesen ver- gerne diese Ausbildung mit einem Mo- sucht die Waldenserkirche mit humani- dul in der Schweizer Kirche verbinden. Minderheitskirche tären Korridoren zu helfen. Diese er- Die Waldenserkirche ist eine Minder- möglichen besonders gefährdeten Grosses Interesse an Theologie heitskirche in Italien. Sie geht auf den Flüchtlingen aus Krisen- und Kriegsge- bei Laien Gründer Valdes aus Lyon zurück, der im bieten, legal und begleitet in Italien ein- Bei ihrem Besuch berichtete die Präsi- 12. Jh. eine Reformbewegung auslöste. zureisen. Zusammen mit weiteren Or- dentin der Chiesa Valdese zudem, dass Die Waldenser fühlen sich als freie ganisationen konnte laut Alessandra an der theologischen Fakultät in Rom Christen mit eigener, auf der Bibel be- Trotta nun für das neue Projekt Afgha- mit Annegret Reitz-Dinse eine neue ruhender Überzeugung. Im Jahr 1532 nistan ein Vertrag mit dem Innenminis- Professorin für praktische Theologie ge- schlossen sie sich der Reformation in terium abgeschlossen werden. Ziel ist wählt wurde. «Die vielen online-Veran- Europa an. Über sechs Jahrhunderte es, dass via italienische Botschaften staltungen», erklärte Trotta, «haben ein wurden sie unterdrückt. Insgesamt grosses Interesse von Laien an der zählt die Waldenserkirche zirka 25 000 Theologie geweckt.» Doch leider sei die Mitglieder, wovon 22 000 in über 150 Das Waldenserkomitee Zahl der Theologiestudentinnen und Kirchgemeinden über Italien verteilt der deutschen Schweiz -studenten selbst immer noch sehr klein, sind, weitere 3 000 leben in Lateiname- Das Waldenserkomitee wurde im Jahr 1978 mit es gebe pro Jahr nur Einzelne, die sich rika. Ein wichtiger Schwerpunkt der Unterstützung der Kantonalkirchen der deut- für ein Studium entschieden. Waldenser ist der Dienst am Nächsten, schen Schweiz gegründet und als Verein gem. die Diakonie. Gipfeltreffen zweier Art. 60ff ZGB eingerichtet. Er besteht aus den Kirchenpräsidentinnen www.waldenser.ch Delegierten der Kirchen- bzw. Synodalräte und einem fünfköpfigen Vorstand. Oberstes Organ Während Trotta am Vormittag einen Katharina Meier / pd, Kirchenbote SG ist die Delegiertenversammlung. Die Beziehun- grossen Kreis von Delegierten sowie gen der reformierten Schweiz zu den Walden- Freundinnen und Freunde der Wal- sern gehen zurück auf die Zeit der Reformation denserkirche empfing, kam es am und sind seither nie mehr abgebrochen. Es ent- Nachmittag zum Treffen mit Rita Famos, standen bereits 1945 schweizerische Freundes- Präsidentin der EKS. Beim Austausch kreise und Hilfsgruppen. Um die Unterstüt- zwischen den beiden Kirchenpräsiden- zungsaktivitäten zu bündeln, galt es, zusammen tinnen wurden Fragen der Ökumene, mit den Kantonalkirchen ein gemeinsames Ko- des Kirchenverständnisses und vor al- mitee zu schaffen. (pd) lem die Bedeutung eine Minderheits- kirche zu sein oder allenfalls zu werden, MAGNET Nr.1/2022 12
Weitblick Möglichkeiten entdecken Seminar soziales Engagement Das Seminar für soziales Engagement tionsanlass und machen Sie sich eine s.hermann@kompetenzwerkstattgmbh.ch vermittelt Fähigkeiten zum hilfrei- direkte Vorstellung von den Möglich- oder via caritas-stgallen.ch/sse und chen Umgang mit Personen in ver- keiten, die sie hier finden können! ref-sg.ch/veranstaltungen schiedenen sozialen Situationen und steht allen Menschen offen. Informationsanlass Anmeldeschluss: Donnerstag, Dienstag, 29. März 2022, 9.00 bis 14. April 2022 Wenn Sie … 11.00 Uhr, Evang. Kirchgemeindehaus, … Ihre Fähigkeiten und Ihre Persön- Altstätten Kosten: CHF 900.00 Erkundigen Sie lichkeit weiter entwickeln wollen sich bei Ihrer Kirchgemeinde für eine … Ihr Wissen im Umgang mit Seminardurchführung 2022 Kostengutsprache! Menschen in einer sozialen Heraus- Ort: Evang. Kirchgemeindehaus Altstät- forderung erweitern wollen ten, Heidenerstrasse 7, 9450 Altstätten Veranstalterin: Evangelisch-reformier- … soziale Gesellschaftsthemen, Insti- te Kirche des Kantons St. Gallen, tutionen und Einrichtungen näher Kursdaten: 26. April bis 4. Oktober, Arbeitsstelle Diakonie und Caritas kennen lernen wollen jeweils dienstags 8.15 bis 11.35 Uhr St. Gallen-Appenzell … in einer Gruppe Neues wagen und 21 Halbtage, davon 2 ganze Tage ausprobieren wollen Abschlusszertifikat … dann ist dieses Seminar genau das Anmeldung, Leitung und Auskunft: Der Besuch des Seminars entspricht Richtige für Sie! Silvia Hermann-Segmüller den Weiterbildungsrichtlinien des Ver- KompetenzWerkstatt GmbH, bandes für Erwachsenenbildung (SVEB). Noch unsicher? Mühlackerweg 17a, 9450 Altstätten Nach erfolgreich besuchtem Seminar Besuchen Sie vorgängig den Informa- Tel. 071 755 61 20 / 079 678 97 63 erhalten Sie ein Zertifikat. «Keep Swinging» Seniorenferien 2022 Neujahrs-Apéro mit den Lutz-Brothers Vorankündigung Von Kindsbeinen an haben Rudolf national berühmter Organist, ist be- Für die Kirchgemeinden Herisau, (*1951) und Matthias (*1953) Lutz zu- kannt für seine Bach-Interpretationen / Schönengrund, Schwellbrunn und sammen musiziert. Rudolf Lutz, inter- Improvisationen. Matthias Lutz, ein be- Waldstatt und für alle anderen, die gnadeter Saxophonist, war Musiklehrer auch gerne mitkommen möchten füh- an der Kantonsschule St. Gallen. Sie ren die Seniorenferien 2022 nach Biel. spielen Klassik, Jazz, Pop, Rock, Latin- groove. Seniorenferien in Biel 25. bis 29. April 2022 Was sie prägt: Die alljährlich geplante Carreise mit der Fa. Ramsauer wird wieder im Frühjahr Spontanität, Spiellust, Emotion. Ihre angeboten. Begleitung Pfrn. Spittler Devise: «Keep Swinging». (Herisau) und Team. 18.18 Uhr Türöffnung, Bar offen Genaue Informationen folgen im Februar- 19.19 Uhr Veranstaltungsbeginn Magnet und sind in Kürze in den Ge- meinden zu erfragen. Das Montags-Plaza im Plaza-Bistro bie- tet jeden ersten Montag im Monta Be- gegnungen mit Persönlichkeiten, Insti- tutionen und Vereinen, aus Heiden und Region. Gastgeber: Andreas Ennulat Eintritt frei. Zertifikatspflicht. 13 MAGNET Nr.1/2022
Weitblick Eine reformierte Erfolgsgeschichte HEKS und «Brot für alle» fusionieren Das Hilfswerk der evangelischen Kir- leistet es nach wie vor, aktuell in Ban- chen Schweiz HEKS hilft seit 75 Jah- gladesch, Haiti, im Libanon und in Sy- ren Benachteiligten und Notleiden- rien. Bereits 1949 engagiert sich HEKS den im In- und Ausland. Die Fusion für Flüchtlinge in der Schweiz und in mit «Brot für alle» soll die Wirkung Europa. Nach dem gescheiterten Volks- rund 60 Millionen Franken Programm- des kirchlichen Engagements stärken. aufstand flüchten Tausende Ungarn geldern gehen je 50 Prozent in die 1956 aus ihrer Heimat. HEKS organi- Schweiz und ins Ausland.» Zudem er- 1946, der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. siert die Aufnahme von 2 000 protes- bringt HEKS Dienstleistungen für Bund Europa liegt in Trümmern. Millionen tantischen Flüchtlingen. Anfang der und Kantone, etwa die Rechtsberatung von Menschen hungern, frieren, sind Achtzigerjahre folgen die Boat-People für Asylsuchende sowie Dolmetscher krank, haben ihr Hab und Gut verloren, aus Vietnam, später die Tamilen und oder Sprachkurse für Migrantinnen und suchen nach ihren Familien oder sind mit dem Balkankrieg die Schutzsu- Migranten. auf der Flucht. Es ist die Geburtsstunde chenden aus den Ländern Ex-Jugosla- des Hilfswerks der evangelischen Kir- wiens. Heute flüchten die Menschen Diakonischer Arm der Kirche chen Schweiz HEKS. Betroffen vom aus afrikanischen Ländern, Syrien oder Die christlichen Wurzeln und die kirch- Leid, gründet der Schweizerische Kir- Afghanistan. liche Einbindung zeichnen HEKS als chenbund das reformierte Hilfswerk. Daneben baut HEKS die internatio- Hilfswerk aus. «Wir sind das Werk der Die Schweizer Kirchgemeinden sam- nale Entwicklungszusammenarbeit auf reformierten Kirchen und einer der dia- meln Kleider, Decken, Schuhe, Seifen, und aus. 1958 entsteht ein erstes Pro- konischen Arme der Evangelischen Kir- Konserven und Kartoffeln – rund 4 000 jekt in Indien, eine Lehrwerkstätte für che Schweiz. ‹Dem Glauben Hand und Tonnen. Hinzu kommen noch über Werkzeugmacher. Es folgen weitere in Fuss geben› heisst der Auftrag, den wir zwei Millionen Franken. Asien, Afrika und Lateinamerika. Ak- umsetzen», erklärt Peter Merz. «Wir Daneben gibt es etwa den «Liebes- tuell betreut HEKS rund 250 Projekte in handeln jedoch im Sinne des Evangeli- gaben-Paketdienst»: Private unterstüt- über 30 Ländern, in vielen davon ist das ums und der Nächstenliebe, dies ist Teil zen notleidende Familien im zerstörten Hilfswerk mit eigenen Büros präsent. unserer Vision.» Deutschland und schicken über Jahre Päckli. Die brieflichen Kontakte zwi- Sechs Regionalstellen in der Schweiz Zusätzlich zu den kirchlichen Geldern schen den Schweizer Spenderinnen Im Inland ist HEKS ebenfalls aktiv. Sei- und den Spenden von Privaten, Stiftun- und Spendern und ihren «Patenfami- ne sechs Regionalstellen in der Deutsch- gen und weiteren Institutionen von lien» sind mitunter sehr berührend. und der Westschweiz bieten Program- Bund und Kantonen erhält HEKS Bei- me und Beratungen zur sozialen Integ- träge von der Direktion für Entwick- Zwischenkirchliche Hilfe ration von benachteiligten Bevölke- lung und Zusammenarbeit des Bundes Auch die Kirchen brauchen Unterstüt- rungsgruppen an. Dies unterscheidet DEZA und der Glückskette. «So ermög- zung. «Der Krieg hatte ihre Strukturen HEKS von Hilfswerken wie Helvetas licht uns jeder private oder kirchliche in den umliegenden europäischen Län- oder Swissaid. «Viele kennen unsere Spendenfranken, beispielsweise von dern wie Deutschland oder Holland zer- Auslandarbeit besser als unsere Inland- der Glückskette bis zu vier weitere stört. HEKS half mit Nahrungsmitteln arbeit», so Peter Merz, «doch von den Franken über Projekteingaben zu erhal- und lieferte Barackenkirchen. Seither ist die zwischenkirchliche Hilfe ein Standbein von uns», sagt HEKS-Direk- tor Peter Merz. «HEKS und etliche Kirchgemeinden pflegen Beziehungen mit Partnergemeinden in Osteuropa – heute nach Ungarn und Rumänien – und seit geraumer Zeit auch im Nahen Osten, etwa in Syrien und im Libanon.» Turnen für Während des Kalten Krieges bildet der menschliche HEKS-Bücherdienst mit seiner theologi- Asylpolitik. schen Literatur eine wichtige Brücke in Donghua Li die atheistischen Staaten hinter dem zeigt 2018 Eisernen Vorhang. im Zürcher Hauptbahnhof Weltweite Zusammenarbeit Höhepunkte aus seiner Heute gehört HEKS zu den bekanntes- Goldmedail- ten und grössten Hilfswerken der lenübung. Schweiz. Not- und Wiederaufbauhilfe Quelle: HEKS MAGNET Nr.1/2022 14
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