Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau

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Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
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                                                                                  Post CH AG
Kirchenblatt für die Evangelisch-reformierten Kirchgemeinden beider Appenzell    AZB 9100 Herisau

                                                                          Mai 2021 Nr. 5 108.Jahrgang

                                sung
       e u e K  irc henverfas
     N                              n
            d u n g z u r Diskussio
                                                                                    Klug und kühn
     Ein la                            Seite 15
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Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Biblische Betrachtung

         Maria – Vorbild der Lesekultur
                                                  … und «Empfängerin» von Gottes Wort

             Haben Sie gewusst, dass Maria, die Mutter von Je-
             sus, im Mittelalter zum Vorbild des Lesens, zur Bü-
             cherliebhaberin und zur höchst gebildeten Frau
             geworden ist, so dass sie sogar zum Leitbild aller
             Universitätsprofessoren werden konnte?

             Auf diese «Entdeckung» bin ich gestossen, als ich der
             Frage nachgegangen war, warum Maria – zusammen
             mit dem Jesuskind und einem Buch auf ihrem Schoss –
              auf meinem Testatbuch der Universität Basel zu finden
             ist. Doch, wie ist aus der einfachen Frau aus Nazareth
             eine Bücherliebhaberin geworden? Wie ist sie zum Le-
             sen gekommen?
                Am Anfang steht «ein unscheinbares, literarisch und
             theologisch aber folgenreiches Detail», wie der Mittel-
             alterhistoriker Klaus Schreiner feststellte. Ein Mönch                                                                           Miniatur
             namens Otfried erweiterte nämlich in seinem um 860                                                                               aus einem
                                                                                                                                              flämischen
             n. Chr. abgefassten Evangelienbuch die Biographie von
                                                                                                                                              Stundenbuch
             Maria dahingehend, dass er sie beim Besuch des Engels                                                                            (Flucht nach
             singend die Psalmen lesen liess: «Der Engel betrat das                                                                           Ägypten, um
             erhabene Gemach und fand sie voll Trauer, den Psalter                                                                            1475; Le
             in Händen, den sie von Anfang bis Ende zu singen                                                                                 Maître du
             pflegte». Für Otfrids Erzählvariante gibt es keinerlei                                                                           Livre de
                                                                                                                                              prières de
             Belege, weder in der Bibel (vgl. Lk 1, 26–38), noch bei
                                                                                                                                              Dresde, Bru-
             den Kirchenvätern, noch in den apokryphen Evange-                                                                                xelles, KBR,
             lien. Otfried war an dieser Stelle innovativ. Er förderte                                                                        ms. IV 315,
             damit, wohl weder ahnend noch beabsichtigend, die                                                                                f. 105 vo-106).
             Lesekultur. Seine Schilderung löste eine doppelte Ent-
             wicklung aus: Zum einen avancierte Maria zur Protago-           46– 55) lese, bekommt dieser poetisch-revolutionäre
             nistin und Galionsfigur einer zentralen abendländi-             Text eine grosse Tiefendimension: Fast jeder Ausdruck
             schen Kulturtechnik, dem Lesen, zum andern gehörte              hat eine Parallele im Alten Testament. Auch wenn Ma-
             fortan auch das Lesen heiliger Schriften zur Nachfolge          ria wohl nie lesen gelernt hat, wird sie in der Bibel als
             Mariens. Maria stand damals im Zentrum der christli-            Frau des Wortes geschildert, als Hörerin, Wahrneh-
             chen Frömmigkeit. In der Bildkunst wurde sie in allen           merin und Empfängerin von Worten («des Wortes»
             möglichen und unmöglichen Situationen als Lesende               auch), über die sie nachdachte (Lk 1,29; 2,19) und
             dargestellt, sei es im Kindsbett oder auf dem Rücken            verinnerlichte. Worte können prägen und formen;
             des Esels während der Flucht nach Ägypten. Besonders            Worte können die (göttliche) Welt erschliessen, die
             Frauen profitierten von dieser Entwicklung. Es gehörte          Welt deuten, eine neue Zukunft eröffnen und dem Le-
             bald zur adligen Frauenbildung des Mittelalters wie             ben Sinn und Richtung geben. Worte helfen, Empfin-
             Maria den lateinischen Psalter lesen zu können. Aber            dungen zu ordnen und die eigene Berufung herauszu-
             auch nichtadlige lesehungrige Frauen konnten sich mit           hören. Maria vertraute der göttlichen Verheissung, ih-
             ihrem Wunsch, lesen zu dürfen, auf Maria berufen und            rer persönlichen und der für alle Bedürftigen, weil sie
             ihr Tun mit der lesenden Maria rechtfertigen, was al-           um die Geschichte von der Befreiung aus der ägypti-
             lerdings längst nicht allen Männern gefiel …                    schen Sklaverei wusste. Diese Hoffnung richtete sie
                Die Lesefähigkeit von Maria galt übrigens schon vor          auf, schenkte ihr Würde und machte sie zur Poetin, zur
             Otfried als gewiss. Die Gelehrten stellten sich vor, Ma-        Wortschöpferin des Magnificats – einem Lied, in dem
             ria hätte sich von Jugend auf in die Schriften der Tora,        auch die Worte anderer Frauen wie Lea, Mirjam oder
             der Propheten und in Davids Psalmen vertieft. Wenn              Hanna mitklingen ( 1. Mose 30,13; 2. Mose 15,20; 1.
             ich heute – als Gedankenexperiment – vor diesem Hin-            Sam 2)!
             tergrund Marias grandiosen Lobgesang (vgl. Lk 1,                                            Irina Bossart, Pfarrerin in Stein

MAGNET Nr.5/2021                                                         2
Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Editorial

          Impressum                   Liebe Leserin,
 Kirchenblatt für die Evan-
 gelisch-reformierten Kirch-          lieber Leser
 gemeinden beider Appenzell
 (erscheint monatlich)                In dieser Nummer stehen die Frauen im Mittelpunkt. Das Jubi-
 Herausgegeben im Auftrag
 der Synode der Evangelisch-
                                      läum «50 Jahre Frauenstimmrecht» möchten auch wir nicht
 reformierten Landeskirche            einfach so an uns vorbeigehen lassen. Als Kirche sowieso, wo
 beider Appenzell
                                      dieses Thema erst recht eine eigene Brisanz erhält.
 Redaktionskommission
 Judith Husi­stein, Stein (jh);          Es muss einem schon klar sein, dass in Sachen Kirche ohne
 Isabelle Kür­steiner, Walzenhau-     die Frauen nicht mehr allzu viel laufen würde. Ein Blick auf die      Heinz Mauch-Züger, Redaktor
 sen (iks); Jonathan Németh,
 St.Gallen (jn); Annette Spitzen-     Zusammensetzung von Kirchenvorsteherschaften macht deut-
 berg, Reute-Oberegg (as);            lich, wie die Realität daherkommt.
 Karin Steffen, Schachen bei
 Reute (ks); Lars Syring, Präs.,         Die «göttliche Ordnung» war auch schon Thema im Magnet.
 Bühler (sy)                          Und selbstverständlich gibt es immer noch einige Wenige, die
 Redaktion                            sich mit der Aufhebung dieser Ordnung schwertun. Heute ist
 Heinz Mauch-Züger (hmz)
 Steinbruggen                         diese «Ordnung» durch das Thema «Ehe für Alle» höchst
 9063 Stein                           gefährdet. Es ist manchmal schon zum Verzweifeln – auch als
 Tel. 071 278 74 87
 magnet@ref-arai.ch                   Mann – wenn man miterleben muss, wie Menschen in eine
 Magnet-Download                      «Ordnung» gezwängt werden und ihr Leben organisieren
 www.ref-arai.ch
                                      müssen, um nicht aufzufallen, nicht bedrängt zu werden.
 Produktion
 Appenzeller Druckerei AG,               Weiblichkeit ist in dieser Ausgabe jedoch viel weiter gemeint
 9100 Herisau                         als «Frausein». Lassen Sie sich etwas irritieren zum Begriff
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 Sie bitte direkt der örtlichen
                                      «Jungfräulichkeit» und erweitern Sie Ihre Denkvorstellungen in
 Kirchgemeinde                        der Auseinandersetzung mit den Marias des neuen Testamen-
 WEMF                                 tes. Zu katholisch? Macht nichts, man kann immer voneinan-
 Beglaubigte Auflage 3300
 Magnet online
                                      der lernen und zudem ist die gemeinsame Geschichte immer
 www.magnet.jetzt                     noch länger als diejenige der Trennung. Es ist irgendwie wie
                                      mit den Appenzellern, vielleicht kommt man ja mal wieder
                                      zusammen. Dann heisst es Unterschiede und Ungleichheiten zu
                                      respektieren. Ich weiss, das machen wir gar nicht gerne. Der
                                      Sektierer in uns findet immer einen Grund, etwas und jeman-
                                      den auszuschliessen. Religiös, politisch, geschlechtlich, ethnisch.
                                         50 Jahre Frauenstimmrecht. Ein Denk-mal darüber nach,
                                      wo immer noch Abwertung und Einschränkung praktiziert wird.
                                      Migration, Lohngleichheit, Leistungsprimat, Produktivität,
                                      Sozialfälle undundund.
                                         Diese Nummer will erinnern und ermutigen. Männer sind
                                      mitgemeint. Die Frauen sind da. Sie waren bereits bei diesem
                                      Jesus da und danach ebenfalls.Und wir Männer tun gut daran,
                                      das zu respektieren. Geben wir uns gemeinsam die Chance
                                      über Geschlechter, Ethnien, Ideologien und Generationen hin-
                                      aus, die Dinge anzupacken, die jetzt notwendig sind. Weil Kir-
                                      che nicht anders kann, solange sie ihre Herkunft ernst nimmt.
Titelbild: Vorlage Schwarzweissfoto
von demonstrierenden Frauen in
                                      Viel pfingstlich befreienden Mai wünscht Ihnen!
Bern. Landesmuseum Zürich: Um-
fassende Infos zu Frauenrollen und
-rechten noch bis 18. Juli 2021!
Bildbearbeitung: Jonathan Németh

                                                                 3                                                    MAGNET Nr.5/2021
Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Thema

                            Eine Treiberin von
                          Ungleichheit denkt nach
                 Ich spielte mit Puppen. Als ich mir als Fünfjährige ein
                 Puppen-Baby wünschen durfte, musste es dunkel-
                 häutig sein – und ein Junge. Zum Schuleintritt bekam
                 ich einen gelben Schulthek, das galt als normal.
                 Meine Schwester hingegen wollte einen «Felltöni»,
                 was für Mädchen nicht in Frage kam. Unsere Eltern
                 beschafften ihr trotzdem einen. Er war etwas feiner
                 gearbeitet als die Bubentönis. Sie war zufrieden da-
                 mit.

                 So wuchs ich auf. In einer sechsköpfigen Familie. Als
                 Älteste war ich noch nicht dreijährig, als die Kleinsten       Dass es ein Nachteil sein konnte, weiblich zu sein,             … bis ins Er-
                 zur Welt kamen. Zwei Jungs. Nie hatte ich einen Nach-          diese Erkenntnis holte mich erst im Berufsleben ein; in         wachsenen-
                                                                                                                                                leben hinein.
                 teil wahrgenommen, als Mädchen geboren worden zu               der Zusammenarbeit mit männlichen Kollegen in Kom-
                                                                                                                                                Ziel muss
                 sein. Gab es Momente, in denen ich lieber ein Junge            missionen und Fachgremien. Sie weckte mich auf. Ich             es sein:
                 gewesen wäre? Die Knaben spielten besser Fussball              erinnere mich gut, dass ich zuerst mich dafür verant-           Gleichheit
                 und rannten schneller die 80 Meter. Damit konnte ich           wortlich machte: weil ich mich zu wenig klar ausdrü-            beim Lohn,
                 leben. Nein, ein Bub wollte ich nie sein.                      cken konnte, nicht genügte. Irgendwann lernte ich               Gleichheit
                    Mein Interesse an den Jungs aber war gross. Mir ge-         aber, dass mein Defizit nicht nur selbstverschuldet war.        beim Respekt
                                                                                                                                                und Verschie-
                 fiel der Hübscheste, der Gescheiteste, der Kreativste.         Ich habe keine Bassstimme und formulierte weniger
                                                                                                                                                denartigkeit
Ungleichheit     Mit den Buben und Mädchen, die beim Auswählen des              ultimativ. Die Hose, die ich trug, war interessanter als        als Chance für
als Mittel der   Völkerball-Teams regelmässig übrigblieben, hatte ich           die Sätze, die ich sprach. Das durfte nicht sein. Was           ein besseres
Herabsetzung
                 bestenfalls Mitleid. Wir waren elitär und mitunter ge-         tun? Die Vorfälle analysieren. Das Unbehagen formulie-          Zusammen-
zieht sich von
                 mein. Es ging um Rangordnungen. Als mir eine Mit-              ren. Korrekt und bestimmt bleiben. Das fällt nicht im-          leben.
der Kind-
                 schülerin auf dem Pausenhof Brillenschlange nachrief,          mer leicht. Es braucht einen langen Atem. Und es                Quelle: hmz
heit …
Quelle: hmz      verprügelte ich sie.                                           braucht Vorbilder: Frauen, die Ähnliches kennen.
                                                                                   Bei Männern müssen vier oder fünf von zehn Krite-
                                                                                rien erfüllt sein, ehe sie entscheiden, ehe sie sich gut
                                                                                finden, ehe sie etwas tun. Bei Frauen seien es acht oder
                                                                                neun, sagte mir dereinst eine Unternehmerin, von der
                                                                                ich gern lerne.
                                                                                   Meine späten Erfahrungen mit Ungleichheit haben
                                                                                mir die Augen geöffnet für meine eigene Rolle gegen-
                                                                                über den Mitschülerinnen und Mitschülern, die beim
                                                                                Auswählen des Völkerball-Teams regelmässig übrigblie-
                                                                                ben. Ich verschaffte meiner Wut über die Brillen-
                                                                                schlange mit einer Tracht Prügel Luft. Eine kindliche
                                                                                Reaktion. Doch längst nicht allen ist es möglich, emp-
                                                                                fundenes Unrecht zum Ausdruck zu bringen. Es
                                                                                braucht viel Aufmerksamkeit und ein gutes Gespür,
                                                                                den verschiedenen Begabungen, Neigungen und (Ge-
                                                                                schlechter-)Unterschieden der Menschen im eigenen
                 Heute denke ich häufig über diese Erfahrungen nach.            engeren oder weiteren Umfeld adäquat zu begegnen.
                 In meiner Kindheit und Jugend verlief der Graben               Aber es lohnt sich!
                 nicht zwischen den Geschlechtern, auch nicht zwi-                                                           Heidi Eisenhut,
                 schen sozialen Schichten, sondern zwischen den Bega-                     Leiterin Kantonsbibliothek Appenzell Ausserrhoden
                 bungen. Ich selbst war eine Treiberin dieser Ungleich-
                 heit.

MAGNET Nr.5/2021                                                            4
Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Thema

                   Die Reformierten –
                    weiblich geführt?
Ich kann mich noch gut an den Sonntagsausflug, den                                                                              Rita Famos –
ich mit meiner Tochter, Mutter und Schweigermutter                                                                              an der Spitze
gemacht habe, erinnern: Als drei Generationen von                                                                               der Refor-
                                                                                                                                mierten der
Frauen besuchten wir vor vier Jahren den Film «Die
                                                                                                                                Schweiz –
göttliche Ordnung». Obwohl der Film sehr unterhalt-                                                                             gelingt es
sam war, verliessen meine Tochter und ich auch sehr                                                                             ihr, die
nachdenklich den Saal.                                                                                                          kantonalen
                                                                                                                                Kirchen auf
                                                                                                                                die Heraus-
Es ist noch nicht lange her, dass wir Frauen noch keine
                                                                                                                                forderungen
politische Stimme hatten. Es ist die Generation unserer                                                                         der Zukunft
Mütter und Grossmütter, die noch unter den klaren,                                                                              zu einen?
engen Rollenzuteilungen litten. Meine Mutter und                Ich wurde in den vielen Interviews oft gefragt, was ich
Schwiegermutter konnten uns Einiges aus ihrem Le-               anders machen würde als meine männlichen Vorgän-
ben erzählen und wir wagten ein Experiment. Würden              ger. Weiblicher Führungsstil? Eine schwierige Frage.
ihre Männer uns verraten, was sie damals gestimmt               Noch vor dem Geschlecht entscheiden die Persönlich-
hatten. Was sie sagten, erstaunte uns: Sie wüssten es           keit und der Erfahrungshintergrund darüber, wie man
nicht mehr.                                                     führt und das Amt gestaltet. Die vielbesagten ersten
   Wir lieben unsere Väter und Grossväter und konn-             100 Tage im Amt habe ich nun hinter mir. Bisher habe
ten ihnen diese Schummelei vergeben. Vielleicht war             ich viele Menschen kennengelernt, oft nur auf einem
es ihnen unangenehm, dass sie es sich damals nicht              Bildschirm: Ich habe eine grosse Vielfalt gesehen, eine
vorstellen konnten, dass Frauen die Gesellschaft auch           sehr engagierte Kirche wahrgenommen und viel Ener-
anders mitgestalten als durch Kindererziehung und das           gie und Begeisterung gespürt. Unser Netzwerk zu se-
sich Kümmern um das Wohlergehen aller Familienmit-              hen, das Potenzial, das wir haben, wenn wir uns zu-
glieder.                                                        sammentun, ist beeindruckend. Meine Aufgabe sehe
   Ja, wir waren nachdenklich, aber eigentlich auch             ich auch darin, dieses Netzwerk zu stärken, zur Gel-
hoch erfreut, weil wir feststellten, wie viel sich in den       tung zu bringen. Entsprechend ist auch mein Füh-
letzten 50 Jahren getan hat. Und stellvertretend für alle       rungsstil: mit Empathie, Teamwork, einem Gespür für
Frauen, die auch für uns damals die Rechte erstritten,          offene Fragen und mit klaren Worten.
umarmten wir unsere Mütter / Grossmütter.                          Ist das nun typisch weiblich? Ich hoffe, dass dies in
   Nicht nur für uns Frauen war das, was in dieser stil-        der Kirche bald keine Kategorie mehr sein wird, weil
len Revolution ins Rollen gekommen ist ein Segen,               wir in der Gleichstellung und ihrer Selbstverständlich-
auch für die Männer. Mein Mann konnte sich dank                 keit ein grosses Stück vorangekommen sein werden.
dem Jobsharing, das wir stets lebten, anders entfalten          Und weil wir in der Kirche erfahren haben, dass ge-
in seiner Vaterrolle und die gute Beziehung, die er             mischte Teams in Kirchgemeinden, Kantonalkirchen
heute zu unseren mittlerweile erwachsenen Kindern               und in der EKS innovativer, offener und kreativer sind.
hat, fusst auch auf dieser intensiven Vaterzeit.                                                                Rita Famos
   Auch für uns als Kirche hat sich in den letzten 50
Jahren in Sachen Gleichstellung viel getan. Seit meiner
                                                                   Rita Famos studierte Theologie in Bern, Halle (DDR)
Wahl zur Präsidentin sind wir Reformierten nun die                 und Richmond (USA). Nach ihrer Ordination arbei-
erste grosse Religionsgemeinschaft der Schweiz mit ei-             tete sie als Gemeindepfarrerin in Uster und Zürich-
ner Frau an der Spitze. Damit zeigen wir, dass wir als             Enge. Von 2009 bis 2011 war sie Sprecherin des
reformierte Kirche unserem Credo «ecclesia semper                  Worts zum Sonntag beim Schweizer Radio und Fern-
reformanda» (die Kirche muss stets reformiert werden)              sehen (SRF). Seit 2013 ist sie Abteilungsleiterin Spe-
gerecht werden, uns bewegen und entwickeln können.                 zialseelsorge der Evangelisch-reformierten Landes-
Auch hier sind wir heutige Reformierte (Frauen und                 kirche des Kantons Zürich. Famos folgte im Mai
                                                                   2020 als Präsidentin der Schweizer Reformierten
Männer) Erben und Erbinnen von so vielen Frauen, die
                                                                   auf Gottfried Locher. Famos ist verheiratet mit dem
sich mit hartnäckiger, manchmal auch zermürbender                  Theologen und Juristen Cla Famos und hat zwei Kin-
Arbeit für die Gleichstellung der Frauen in der Kirche             der.                              Quelle: Wikipedia
eingesetzt haben.

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Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Thema

         Maria Magdalena –
  von der Anführerin zur Verführerin
             Maria als erste Apostelin                                       wird von sieben Dämonen berichtet, die ausgetrieben
             In einem sind sich alle vier Evangelien einig: Maria            worden seien. Sieben als heilige Zahl kann für eine
             Magdalena war die erste Zeugin der Auferstehung. Bei            ganzheitliche, befreiende Heilung ihrer Seele von Be-
             Johannes ist sie sogar die Einzige, bei den anderen             lastendem stehen. Die so Geheilte wird selbst zur Hei-
             Evangelien wird sie begleitet von weiteren Frauen. Das          lenden. Unterwegs mit dem
             sehen wir auf der Darstellung von Hildesheim aus dem            Salböl wird dieses zu ihrem At-
             Albanispsalter, 12. Jh: Maria verkündigt den anderen            tribut auf ihren Darstellungen.
             Aposteln die Auferstehung Christi, sie wird dadurch             Sie wird zu einer Frau, die
             zur «Apostola Apostolorum», zu derjenigen, die den              Wunden heilt, zur geheilten
             andern Gesandten selbst gesandt ist und sie beauftragt.         Heilerin. Auch unter dem
                                 Maria von Magdala hatte eine her-           Kreuz stehend wird Maria Mag-
                                 ausragende Stellung. Neben Petrus           dalena bereits mit Salbgefäss
                                 gehörte sie zu den Anführern der            dargestellt und erscheint als
                                 ersten Christen in Jerusalem. Es            grosse Trauernde, eindrücklich
                                 gab sogar ein apokryphes kopti-             auf dem hier nicht gezeigten
                                 sches Evangelienfragment (ein               Bild des Isenheimer Altars. Die
                                 Evangelium, das nicht in den Ka-            untenstehende Abbildung ist
                                 non aufgenommen wurde), das ih-             eine Darstellung, die ich beson-
                                 ren Titel trägt. Wäre sie nicht wich-       ders liebe und zugleich ziem-
                                 tig gewesen, wäre ihr kein Evange-          lich einzigartig ist, denn bei ihr
                                 lium gewidmet worden. Daraus                steht nicht nur das Salbgefäss,
                                 möchte ich einen kurzen Abschnitt           sondern sie wird dargestellt als Lesende. Das Bild
                                 zitieren, der durchaus etwas von            stammt von Rogier van der Weyden und entstand um
                                 den Auseinandersetzungen in der             1435. Das heisst, sie wird auch dargestellt als Studie-
                                 ersten christlichen Gemeinde wi-            rende, die aufgrund von ihrer Bildung wiederum an-
                                 derspiegeln könnte, in denen es             dere lehren kann, war es doch damals keineswegs
                                 um Führungsansprüche auch von               selbstverständlich, lesen zu können, für Frauen schon
                                 Frauen ging. Petrus fügte hinzu:            gar nicht.
                                 «Ist es möglich, dass der Erlöser so
                                 mit einer Frau geredet hat, über            Maria Magdalena, die grosse
             Geheimnisse, die wir nicht kennen? Sollen wir unsere            Sünderin
             Gewohnheiten ändern und alle auf diese Frau hö-                 In der Tradition begann eine
             ren? … » Da weinte Maria. Sie sprach zu Petrus: «Mein           Vermischung. In der Legenda
             Bruder Petrus, was geht in deinem Kopf vor? Glaubst             aurea des Jacobus Voragine (13.
             du, ich hätte mir ganz allein in meinem Sinn diese Vi-          Jh) wurde Maria aus Magdala
             sion ausgedacht oder ich würde über unseren Erlöser             gleichgesetzt mit der namenlo-
             Lügen verbreiten?» Da ergriff Levi das Wort: «Petrus,           sen Frau in Lk 7, 36ff, von der
             du bist schon immer aufbrausend gewesen, und jetzt              berichtet wird, dass sie Jesu Füs-
             sehe ich, wie du dich gegen diese Frau ereiferst, so wie        se salbt und Jesus ihr Tun recht-
             es unsere Widersacher tun.»                                     fertigt und ihre Sünden vergibt,
             Das Fragment endet damit, dass alle auf Levi (und somit         und dazu wurde sie vermischt
             Maria) hören und das Evangelium verkünden.                      mit Maria, der Schwester der
                                                                             Marta und des Lazarus. So
             Maria Magdalena, die Heilerin                                   wurde aus Maria Magdalena
             Biblisch wissen wir, dass sie nach dem Ort benannt ist,         die grosse Sünderin, eine ver-
             aus dem sie stammt (Magdala am See Genezareth), dh.             führerische, reiche, ausschwei-
             sie war nicht verheiratet. Gemäss Lk 8, 1–3 gehörte sie         fende Frau. Sie soll dreissig
             zu den vermögenden Frauen, die Jesus nicht nur nach-            Jahre ein Büsserleben in der
             folgten, sondern auch finanziell unterstützten und es           Wüste geführt haben, wodurch

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Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Thema

sie dann doch noch Vergebung gefunden habe und als            fährlichkeit nicht näher als 500 m nähern dürfen. Die
Beispiel gelte dafür, dass auch schwere Sünden verge-         einzige erlaubte Frau ist die – Sie erraten es – Jungfrau
ben werden können. Ein Beispiel für die Büsserin ist          Maria auf ihren Ikonen. Die gemäss Tradition (nicht
die Statue von Donatello aus dem Jahr 1455, in der sie        gemäss Bibel) reine und damit asexuelle heilige Jung-
deutlich vom Tode gekennzeichnet ist.                         frau. Die Frau entweder als Heilige oder als Hure.

Maria Magdalena, die Verführerin
Ein sehr problematisches Bild von Maria Magdalena
zeigte sich in dieser Linie entsprechend auch, indem
                                                                  Maria Magdalena war die erste
Maria Magdalena immer stärker als grosse Verführerin              Zeugin der Auferstehung.
dargestellt wurde. Oft gibt es eine Vermischung beider
Traditionen, da sieht man sie dann barbusig verlockend
und gleichzeitig mit einer Geissel in der Hand oder           Doch die johanneische Begegnung Jesu mit Maria Mag-
aber sie ist halbnackt mit langen Haaren und einem            dalena im Garten zeigt eine neue Ordnung der Ge-
flehenden Blick gen Himmel wie bei Tizian. Ganz               schlechter. Anstelle des verbotenen Baumes im Garten
nackt ist sie schliesslich mit wallend roten Haaren auf       Eden tritt das Kreuz als Lebensbaum. Jesus, der ver-
dem Gemälde von Jules Joseph Lefebvre von 1876.               meintliche Gärtner, und Maria Magdalena als erste
                                                              Zeugin der Auferstehung bilden ein neues Auferste-
                                                              hungspaar, in dem eine Neuordnung der Geschlechter
                                                              durchaus angelegt ist. Da ist es nur folgerichtig, dass
                                                              sie zur Apostola Apostolorum wurde, zur Verkünderin,
                                                              Zeugin, Anführerin.
                                                                 Dass sie auch dazu inspirierte, ihr eine Liebesbezie-
                                                              hung mit Jesus anzudichten oder gemäss Dan Brown in
                                                              seinem Thriller «Sakrileg» eine Ehe mitsamt Nachkom-
                                                              men, gehört zur modernen esoterischen Legendenbil-
                                                              dung.

                                                              Und heute?
                                                              Heute entdecke ich Maria Magdalena gerne wieder als
                                                              Führerin in der ersten Gemeinde, als spirituelle Auto-
                                                              rität, als starke Frau, die eine unkonventionelle Biogra-
                                                              phie hatte, als Frau, deren Carearbeit einen hohen
                                                              Stellenwert hatte. Und ich sehe, dass es ihr erging wie
                                                              unzähligen anderen Frauen: Ihr herausragender Bei-
                                                              trag wurde bald marginalisiert und überdeckt von frag-
                                                              würdigen Bildern und Überlagerungen. Was schon da-
                       Von dieser Tradition inspirieren       mals offensichtlich zu Spannungen führte, nämlich
                       liess sich Edvard Munch mit            eine partnerschaftliche Leitung, gleichberechtigt zwi-
                       seinem Bildnis «Die Sünde»             schen Männern und Frauen, angestossen von Jesus,
                       von 1902. Auf diesem Bild              der einen unkonventionellen Umgang mit Frauen
                       sieht man eine rothaarige,             pflegte, ist heute immer noch aktuell in Kirche, Politik
                       grünäugige Frau mit leicht ir-         und Ökonomie. Jesus nannte das, was kommt und
                       rem Blick und nacktem Busen.           schon da ist, das Reich Gottes. Angesichts der weltwei-
                       Eine klare Analogie zu den Por-        ten Herausforderungen, die die Menschheit bedrohen,
                       traits von Maria Magdalena als         wird es Zeit, dass wir partnerschaftlich dahin aufbre-
                       Verführerin. Da ist die Glei-          chen. Heutige Maria Magdalenas gibt es genug, wir
                       chung schnell gemacht: Frau =          brauchen nur auf sie zu hören.
                       Sünde = Sexualität = böse. Und                                              Annette Spitzenberg
                       damit wären wir bei der Urge-
                       schichte.
                          Die Eva als Verführerin zur
                       Sünde, die Schlange als Symbol
                       für die Sexualität. Ein Bild der
                       Frau, wie es bis heute auf dem
                       Berg Athos gelebt wird, dem
                       sich Frauen aufgrund ihrer Ge-

                                                          7                                                        MAGNET Nr.5/2021
Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Thema

                            Anpacken mit Freude
             Dieser Bericht wird ihren vielen Tätigkeiten niemals
             gerecht, denn sie würden ein Buch füllen. Noch viel
             mehr gäbe es zu schreiben von ihrer ehrenamtlichen
             Arbeit auf lokalem, nationalem und internationalem
             Parkett für und mit Frauen. Die Rede ist von der Ju-
             ristin Jessica Kehl, Grub AR.

             «Es war und ist keine Erwerbstätigkeit», stellt Jessica
             Kehl zu Beginn des Gesprächs fest. Das Geld für die
             Familie verdiente ihr Mann als Arzt. Die Familie war
             das erste und wichtigste Team. Es ermöglicht ihr Tätig-
             keiten ehrenamtlich auszuüben und sich für Men-
             schenrechte, insbesondere auch Frauenrechte einzu-
             setzen. Aus kirchlicher Sicht war dabei die dreijährige,
             internationale Arbeit als KEM Delegierte bei der CE-
             VAA wichtig.

             Kompetente Teams und Wertschätzung
             Doch wie schafft eine einzige Person ein solches Pro-
             gramm? Die Antwort folgt rasch. Jessica Kehl vertraut          terschaftsversicherung und die Finanzierung für Kin-        Tambanevana
             darauf, gute Teams zu finden. Dabei beachtet sie, dass         der-Betreuung 2003. Wichtig waren auch die Frauen-          www.tambane-
                                                                                                                                        vana.ch ist
             die Mitglieder Expertinnen der zu vertretenden Positi-         wache und die erste Tour-de-Suisse-féministe von Hei-
                                                                                                                                        eine Herzens-
             onen sind. Das bringt Nachhaltigkeit. Zudem gilt insbe-        den nach Genf. Als Delegierte bei der UNO war Jessica       angelegenheit
             sondere für das Arbeiten im Ausland die regelmässige           Kehl in Genf und heute in Rom für die International         für die Juristin
             Präsenz vor Ort. «Nicht um die Frauen zu kontrollie-           Alliance of Women mit 41 Mitgliedorganisationen             Jessica Kehl.
             ren, sie waren und sind die Expertinnen, vielmehr um           weltweit tätig.                                             Ebenso wie
             ihren Einsatz zu wertschätzen.» Ein sehr wichtiger                                                                         viele andere
                                                                            Herzenssache                                                Projekte ist
             Teil! Viele andere Arbeiten wurden im Homeoffice er-
                                                                                                                                        es nachhaltig
             ledigt. Die Initialzündung für frauenpolitisches Engage-       Logisch, dass die Feministin im wahren Sinne, heisst        und wird von
             ment fand im Albert-Schweitzer-Spital Lambaréne in             das Wort doch «die Frauenseite unterstützend», sich         Expertinnen
             Gabun statt. Sie baute die Kinderbetreuung für Knaben          auf Anfrage auch für das Projekt einer Fachfrau für Ge-     vor Ort
             und Mädchen auf. Erfolgreich, zusammen mit den                 sundheit aus Zimbabwe einsetzte. Kreativ wie frau ist,      geführt.
             Müttern. Das Projekt aus dem Jahre 1979 besteht                bat sie die Gäste ihrer anstehenden Hauseinweihung          Quelle: jk

             heute noch.                                                    in Grub, auf Geschenke zu verzichten und dafür Geld
                                                                            für den Verein Tambanevana Schweiz zu spenden.
             Gleichstellung und Nachhaltigkeit                              1990 konnte der Verein beginnen und bis heute fördert
             Nachhaltigkeit ist ein weiteres Zeichen der Aktivistin         dieser die Erziehung und Gesundheit von unterprivile-
             Jessica Kehl. Was sie anpackt, tut sie mit Freude. Nach        gierten Kindern in Murewa / Zimbabwe. Natürlich
             dem Umzug der Familie nach Heiden waren dies die               freut es die Gruberin, dass ihre Tochter inzwischen das
             Asylbewerberbetreuung, die lokalen Einsätze im                 Präsidium übernommen hat.
             3. Weltladen, beim Frauenkaffee in Heiden oder als
             Gründungsmitglied des Forums Frau AR und der femi-             Richterin ohne Wahlkompetenz
             nistischen Juristinnen Ostschweiz. Sie setzte sich             Aussergewöhnlich für die feministische Juristin war
             ebenso bei der Totalrevision 1995 der Kantonsverfas-           ihre Wahl als zweite Richterin ins Kantonsgericht;
             sung für Frauenrechte ein, war Mitglied der Kommis-            1987, nämlich zwei Jahre bevor sie als Frau in Appen-
             sion für Gleichstellung und auf nationaler Ebene Mit-          zell Ausserrhoden das Stimm- und Wahlrecht erhielt.
             glied, Präsidentin wie auch Geschäftsstellenleiterin           Ein Unding? Ganz überzeugte Juristin akzeptierte sie
             des Schweizer Verbandes für Frauenrechte (SVF).                das Gesetz, begann aber mit Gleichgesinnten, alle lega-
                                                                            len Hebel für Frauenrechte in Bewegung zu setzen.
             Meilensteine für Frauen                                        Sieben Jahre später wählte sie eine Landsgemeinde mit
             Im SVF freute sie sich besonders über das Gleichstel-          Frauenbeteiligung zur Oberrichterin, ein Amt das sie
             lungsgesetz 1996, im Strafrecht u.a. die Entkriminali-         bis 2011 innehatte.
             sierung des Schwangerschaftsabbruchs 2002, die Mut-                                                 Isabelle Kürsteiner

MAGNET Nr.5/2021                                                        8
Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Thema

                                        Werdet Jungfrau!
                 Maria, die Mutter von Jesus, ist das Vorbild. Sie               Für unsere Auslegung ist das Stichwort Jungfrau wich-
                 trägt etwas aus heiliger Geistkraft in sich. In ihr             tig. Die Jungfrau ist in der mystischen Tradition jemand,
                 wächst etwas. Wie genau sie mit diesem Heiligen                 der keine Bilder von Gott hat. Der alle Bilder beiseite
                 Geist in Kontakt gekommen ist, deutet die Bibel nur             gelegt hat. Weil er weiss, dass unsere Bilder Gott nicht
                 vorsichtig an. Aber die Konsequenz ist deutlich.                fassen können. Eine solche Jungfrau kann aus dem
                                                                                 Geist empfangen. Erst wenn ein Mensch aller Bilder
                 Damit wir als Leserinnen und Leser der Evangelien               ledig ist, ist er frei für Gott. Und jetzt geht es um die
                 verstehen, was da passiert ist, fügt Matthäus für uns ein       Geburt Gottes in der Seele eines Menschen. Und der
                 Jesaja-Zitat ein: «Seht, die Jungfrau (im hebräischen           Name des Kindes jeder Gottesgeburt ist «Immanuel».
                 Original steht: junge Frau) wird schwanger werden               Gott ist mit uns!
                 und einen Sohn gebären und sie werden ihn beim Na-                 Maria und Josef schlittern durch Marias Erfahrung
                 men Immanuel rufen, das bedeutet: Gott ist mit uns.»            in eine heftige Beziehungskrise. Während Maria einen
                 In Maria sieht er diese Prophezeiung erfüllt. Sie ist für       Schritt weiter ist, hinkt Josef ihr hinterher. Er muss
                 ihn die Jungfrau, in deren Seele der Heilige Geist wirkt.       seine eigene Erfahrung machen. Als er sie verlassen
                     Meister Eckardt nimmt diesen Gedanken auf und               will, begegnet ihm ein Engel, der ihm weiterhilft. Dass
                 beschreibt zwei geistige Kräfte, die in der Seele eines         er danach zwar bei seiner Verlobten bleibt, sie aber bis
«Bringt Gott     Menschen am Werk sind, wenn es zu so einer Gottes-              zur Geburt nicht «erkennt», spricht Bände. Dieses «er-
zur Welt: Die    geburt kommt. «In dieser Kraft ist Gott allzumal grü-           kennen» meint Eins-werden, vereinen mit allen Sin-
Gottesgebä-      nend und blühend in aller Freude. Da ist so herzliche           nen. Mit dem Hirn genauso wie mit dem Körper. Erst
rerin. Ikone     Freude und so unbegreiflich grosse Freude, dass nie-            wenn beide ihre Gottesgeburt hatten, können sie wie-
aus der Kir-
                 mand genug davon sagen kann.» Und: «In dieser Kraft             der ihren Weg miteinander gehen. Können sie eins
che der Stille
in Hamburg-      ist Gott ohne Unterlass glimmend und brennend mit all           werden. Weil sie erfahren haben, dass es letztlich
Altona (D).»     seinem Reichtum, mit all seiner Süssigkeit und mit all          keine Trennung gibt. Und dass sie so auch Eins sind in
Quelle: sy       seiner Wonne.»                                                  Gott.
                                                                                    Und das Schöne ist, all das gibt es auch für uns. Die
                                                                                 Weihnachtsgeschichte bereitet auch unsere Gottesge-
                                                                                 burt vor. Was Maria und Josef erlebt haben, das ist auch
                                                                                 für uns vorgesehen. Auch wir können Jungfrauen wer-
                                                                                 den, die offen werden für Gott. Die alle Bilder von ihm
                                                                                 oder ihr zur Seite legen. Und so frei werden. Angelus
                                                                                 Silesius hat dieses Potenzial in dem bekannten Vers
                                                                                 verdichtet: «Wird Christus tausendmal zu Bethlehem
                                                                                 geboren, und nicht in dir: Du bleibst noch ewiglich
                                                                                 verloren.»
                                                                                    Und wie sich die Gottesgeburt dann konkretisiert,
                                                                                 das ist so vielfältig wie wir Menschen es sind. Jeder
                                                                                 Mensch macht seine eigene Erfahrung. Deine ist an-
                                                                                 ders als meine. Wenn ich beim Unterricht andeute,
                                                                                 was ich mit Gott erlebt habe, dann ist das vielleicht
                                                                                 interessant. Aber es bleibt belanglos, solange die Schü-
                                                                                 lerinnen und Schüler das nicht mit ihrem eigenen Le-
                                                                                 ben verknüpfen können. Noch einmal Angelus Silesius:
                                                                                 «Ich muss Maria sein und Gott aus mir gebären, soll er
                                                                                 mir ewiglich die Seligkeit gewähren.»
                                                                                    So eine Gottesgeburt hat erhebliche Konsequenzen.
                                                                                 Für unsere Beziehungen. Aber auch für uns selbst.
                                                                                 Weil wir mit grosser Klarheit uns selbst erkennen und
                                                                                 so endlich frei werden. Auch von uns selbst. Diese Ver-
                                                                                 änderung macht manchen Angst. Nach der Gottesge-
                                                                                 burt wird aus der Jungfrau eine Frau oder ein Mann.
                                                                                 Sie sind frei und in die Verantwortung gerufen. Sie sind
                                                                                 Gott und sich selbst ganz nah.
                                                                                                                              Lars Syring

                                                                             9                                                        MAGNET Nr.5/2021
Klug und kühn - Evang.-ref. Kirchgemeinde Herisau
Thema

                             Der lange Kampf
                           ums Frauenstimmrecht
                Kürzlich streifte ich durch die Brockenstube meines           In Ausserrhoden wurde das Frauenstimmecht an der
                Vertrauens, auf der Suche nach nichts Bestimmtem,             Landsgemeinde 1989 doch noch angenommen. In In-
                als ein nahezu quadratisches, grossformatiges Bild            nerrhoden brauchte es dazu 1990 eine Staatsrechtli-
                mein Interesse auf sich zog. Weshalb strecken da              che Beschwerde von Frauen und Männern. Aus mei-
                Männer ihren Arm in die Höhe? Mein erster Ge-                 ner nicht repräsentativen Umfrage, lasse ich hier
                danke ging Richtung Nationalsozialismus, weshalb              Frauen zu Wort kommen, die die letzten Ablehnungen
                ich nähertrat. Entstehungsdatum 1984. Hmm …                   des Frauenstimmrechts an den Landsgemeinden in
                Geoge Orwells bedrückendem Zukunftsroman vom                  Trogen und Appenzell miterlebt haben. Und übrigens,
                totalitären Überwachungsstaat galt mein zweiter Ge-           das geschichtsträchtige Bild von Gret Zellweger ziert
                danke.                                                        heute unsere gute Stube.

                Erst der dritte Blick schaffte Klärung: Die Teufner           So haben wir es erlebt
                Künstlerin Gret Zellweger hat die Landsgemeinde               «Ich weiss noch genau, wie ich 1990 in Appenzell mit
                1984 mit einem Holzdruck auf das Papier gebannt.              meinen Kolleginnen in unserer Stammbeiz sass und am
                Landsgemeinde 1984 in Trogen. Da war ich dabei,               Fernseher mitverfolgte, wie das Frauenstimmrecht ein-
                kommt es mir in den Sinn. Als 14-jähriges Mädchen             mal mehr abgelehnt wurde. Obwohl wir es fast erwar-
                hoffte ich damals auf Ablehnung des Frauenstimm-              tet hatten, waren wir sehr enttäuscht und frustriert. Ich
                rechts. Mir wurde erklärt, bei Annahme des Frauen-            fühlte eine grosse Ohnmacht, wie ein Ankämpfen ge-
                stimmrechts werde die Landsgemeinde abgeschafft.              gen Windmühlen. Wir Frauen waren abhängig vom
                Und das wollte ich nicht. Doch wie erging es den              Goodwill der Männer. Sie waren am längeren Hebel
                Frauen damals, die Mitten im Leben standen, die arbei-        und wir konnten nichts dagegen tun. Sehr frustrierend.
                teten, Kinder grosszogen, eine eigene Meinung hatten?         Ich konnte nicht verstehen, dass ich als Ur-Innerrhode-

Gret Zellwe-
gers Bild der
Männer im
Ring entstand
im Jahr
1984, als in
Trogen das
Frauenstimm-
recht ein
letztes Mal
abgelehnt
wurde.
Quelle: ks

MAGNET Nr.5/2021                                                         10
Thema

                          rin weniger Rechte besass als ir-              «Meine Mutter, meine beiden Schwes-
                          gendein zugezogener Mann! Als                  tern und ich besuchten immer ge-
                          berufstätige junge Frau bezahlte               meinsam mit dem Vater die Landsge-
                          ich meine Steuern und trotzdem                 meinde und gingen auch gemeinsam
                          wurden mir im Kanton die                       wieder nach Hause. Dieser Tag war
                          Grundrechte, die politische Mit-               für uns also nicht der typische Män-
                          bestimmung verweigert. Ich                     nertag. 1984 hatte ich meine erste
                          konnte im Vorfeld noch so gute                 Arbeitsstelle in Buchs, als Wochenauf-
                          Argumente vorbringen. Die                      enthalterin verbrachte ich jedoch je-
                          Männer konnten sich nicht in                   des Wochenende Zuhause in Hundwil.
                          die Lage der Frauen versetzen.                 Damals stand es nach den vergange-
                          Oft hörte ich in der Diskussion:               nen Ablehnungen zur Debatte, ob das
                          «Ich verstehe dich schon irgend-               Stimmrecht für Frauen überhaupt
                          wie, aber …». Mit einer Gruppe                 noch komme oder ob es von Bundes-
                          von rund 100 Männern und                       bern aufgezwungen werden würde.
                          Frauen haben wir dann nach die-                Heute bin ich stolz, dass es die Aus-
                          ser Landsgemeinde eine Staats-                 serrhoder 1989 doch noch geschafft
                          rechtliche Beschwerde einge-                   haben. Aber 1984 war ich natürlich
                          reicht. Wir fochten die Verlet-                enttäuscht. Ich hätte es sehr begrüsst,
                          zung der Grundrechte beim Bun-                 wenn das Frauenstimmrecht bereits
   desgericht an und haben Recht bekommen. Bei mir                       1984 angenommen worden wäre. Dass bei Annahme
   herrschte grosse Freude und sicher auch Genugtuung –                  des Frauenstimmrechts, die Landsgemeinde abgeschafft
   insbesondere wurde aber auch mein Glaube an unseren                   würde, stand in der damaligen Diskussion meiner Mei-
   Rechtsstaat gestärkt, welcher dieser Art von Ungleich-                nung nach zu fest im Vordergrund. Als Hundwilerin
   behandlung klar und seriös begründet entgegentrat.
   Aufgewachsen bin ich in einem Umfeld von starken
   Frauen. Es war ihnen immer wichtig, eine gewisse Selb-                    Dieser Tag war für uns also nicht
   ständigkeit zu bewahren, was mich sicher geprägt hat.
   Durch den Beruf meines Vaters, er war Redaktor beim
                                                                             der typische Männertag.
   Volksfreund und kurz auch Hauptmann des Bezirks Ap-
   penzell, habe ich schon als Kind viel von der Politik                 war es mir aber bewusst, welche Bedeutung die Tradition
   mitbekommen. Heute bin ich beruflich als ausgebildete                 der Landesgemeinde hatte. Als ich vor kurzem den Film
   Sozialarbeiterin in leitender Funktion tätig und Kan-                 «Männer im Ring» schaute, erinnerte ich mich wieder,
   tonsrätin in Appenzell Ausserrhoden. Frauen scheinen                  wie es damals war. Die damals dargelegten Argumente
   die gleichen Rechte wie Männer zu haben. Im gesell-                   lösen im Nachhinein schon Erstaunen aus!
   schaftlichen Leben zeigt sich jedoch, dass noch in vie-                  Aufgewachsen in einer politischen Familie habe ich
   len Bereichen Ungleichheit besteht.                                   mein Stimmrecht bei Bundesvorlagen und in der Ge-
   Andrea Zeller, Jg. 1963, Lutzenberg, aufgewachsen in Appenzell        meinde immer wahrgenommen, hatte auch nie das Ge-
                                                                         fühl, benachteiligt zu sein. Bundesvorlagen und Abstim-
                                                                         mungen, welche die Gemeinde betrafen, haben mich
Im gesellschaftlichen Leben zeigt                                        eben mehr interessiert. Ich war damals noch sehr jung
                                                                         und nicht gleich aktiv, wie heute als Gemeinde- und Kan-
sich, dass noch in vielen Bereichen                                      tonsratspräsidentin. Als ich auch an der Landsgemeinde
Ungleichheit besteht.                                                    das erste Mal teilnehmen durfte, sind wir, eine Gruppe
                                                                         aus Frauen und Männern, gemeinsam mit den Fahrrä-
                                                                         dern Richtung Trogen gefahren. Bis heute ist es mir sehr
                                                                         wichtig, vor allem auch junge Menschen zu motivieren,
                                                                         ihr Stimmrecht wahrzunehmen.
                                                                         Margrit Müller-Schoch, Jg. 1962, Hundwil

                                                                    11                                                     MAGNET Nr.5/2021
Thema

                              «Meine Enttäuschung war 1984 gross,               in den Kantonen Basel und Aargau
                               denn für mich, meinen Mann und                   und in Speicher
                               meine zum Teil schon erwachsenen                 «Ja, die Landsgemeinde 1984.
                               Kinder war das Frauenstimmrecht un-              Ich war damals in Trogen nicht
                               bestritten. In dieser Zeit habe ich In-          dabei, aber das Resultat hat
                               serate und Leserbriefe gesammelt,                mich schon enttäuscht. Schau-
                               welche ich vor Kurzem meiner Enke-               rig! Das Frauenstimmrecht
                               lin weitergegeben habe. Sie studiert             wurde schon wieder abgelehnt.
                               Jura und interessiert sich sehr für              Im Vorfeld wurde so viel darü-
                               diese turbulente Zeit. Heute muten               ber geschrieben und so stark da-
                               die skurrilen Leserbriefe, die Aussa-            für gekämpft. Ich glaube jedoch,
                               gen und Argumente von damals gs-                 die Männer waren nicht grund-
                               pässig an. Vor der nächsten Abstim-              sätzlich gegen die Frauen, son-
                               mung 1989 nahm ich im Pro-Lager an               dern «nur» gegen die Frauen im
                               einer Radiosendung teil. Da wurde                Ring. Mein Mann Heinz, damals
                               hitzig diskutiert und bei einer allfälli-        Gemeindepräsident und Kan-
                               gen Annahme des Frauenstimm-                     tonsrat, war natürlich gegen das
                               rechts sogar mit dem Gewehr gedroht.             Frauenstimmrecht, aber ich
                               Die Fronten waren damals sehr ver-               hätte mich schon gefreut. An
                               härtet. Die Annahme des Frauen-                  kommunalen und nationalen
             stimmrechts habe ich 1989 dann am Fernseher mitver-                Abstimmungen habe ich immer teilgenommen, da er-
             folgt, gemeinsam mit Frauen meiner Familie. Auf den                schien es mir nicht mehr als recht, auch an kantonalen
             ersten Blick war klar, dass die Annahme auf der Kippe
             stand. Aber dann hiess es: Angenommen. Endlich!
             Meine Erleichterung war gross. Es war für mich immer                   Das Resultat hat mich schon
             klar, dass ich meine Rechte und auch Pflichten wahr-
             nehmen möchte. Zuerst ist dann mein Mann in die
                                                                                    enttäuscht.
             Politik eingestiegen und das war gut so. Später habe
             auch ich mich im Gemeinderat und in Kommissionen                   Abstimmungen teilnehmen zu dürfen. Aufgewachsen
             engagiert. Gemeinsam führten wir unseren Bauernbe-                 bin ich in einem nicht sehr politischen Umfeld. Mein
             trieb und zwischendurch konnte ich in meinem ur-                   Vater hatte, wie damals üblich, das Sagen in der Familie.
             sprünglichen Beruf als Lehrerin Stellvertretungen                  Als meine Mutter viel zu früh verstarb, habe ich im Al-
             übernehmen.»                                                       ter von 16 Jahren den Haushalt für meine Geschwister
             Erika Graf-Stahlberger, Jg. 1937, Heiden, aufgewachsen             und den Vater geführt. Damals übernahm ich jedoch
                                                                                eine grosse Verantwortung, konnte dafür aber keine
                                                                                Ausbildung machen. Wir lebten auf einen Bauernhof,
      Es war für mich immer klar, dass                                          weit abgelegen, ohne Strom und fliessend Wasser. Das
                                                                                hat mich sehr geprägt. Später habe ich mit meiner Ar-
      ich meine Rechte und Pflichten                                            beit im Service etwas dazu verdienen können und
      wahrnehmen möchte.                                                        mich bis zur Heirat mit meiner älteren Schwester im
                                                                                Haushalt abgewechselt. Ich war immer sehr gerne
                                                                                Hausfrau und Mutter, habe mich dann aber gerne auch
                                                                                gemeinnützig engagiert, war Gründungsmitglied des
                                                                                Gemeinnützigen Vereins Grub und später habe ich
                                                                                meinen Mann im Büro mit seiner Versicherungsagen-
                                                                                tur unterstützt. Heute ist das Stimmrecht für Frauen
                                                                                selbstverständlich und darüber bin ich froh.»
                                                                                Verena Keller-Breu, Jg. 1945, Grub

                                                                                                              Zusammenstellung Karin Steffen

MAGNET Nr.5/2021                                                           12
Thema

                          Hommage 2021
                                                     Gertrud Kurz

Das Projekt «Hommage 2021» würdigt anlässlich
des 50-jährigen Frauenstimm- und Wahlrechts weib-
liche Persönlichkeiten, welche sich für Chancengleich-
heit stark gemacht haben. Für Appenzell Ausser-
rhoden wurde dafür die «Schweizer Flüchtlingsmut-
ter» Gertrud Kurz gewählt.

In den Gassen der Berner Altstadt ist zurzeit das Por-
trait der gebürtigen Lutzenbergerin Gerturd Kurz-Hohl
(1890–1972) zu sehen. Die Freilicht-Ausstellung
«Hommage 2021» macht die Biografien von Frauen
sichtbar, die sich für eine Schweiz mit gleichen Rech-
ten für alle eingesetzt haben.
   Gertrud Kurz kümmerte sich um Menschen, die
während des Zweiten Weltkriegs gezwungen waren, in
die Schweiz zu fliehen. Sie rief 1937 die Hilfsorganisa-
tion «Flüchtlingshilfe der Kreuzritter» ins Leben, die         5e der Kantonsschule Trogen. Die Schülerinnen und               Gertrud Kurz
später in Christlichen Friedensdienst (CFD) umbe-               Schüler haben Gertrud Kurz auserkoren, um bei der               wird an der
                                                                                                                                 Hommage
nannt wurde. Die überzeugte Christin war Sozialarbei-          «Hommage 2021» den Kanton Appenzell Ausserrho-
                                                                                                                                 2021 in Bern
terin, Rechtsberaterin und Seelsorgerin – alles zugleich        den zu repräsentieren. «Sie legte für dieses wichtige           geehrt.
und alles, ohne je eine Ausbildung darin gemacht zu             und gerade auch heute noch aktuelle Thema der                    Quelle: zVg.
haben. Der Mut von Gertrud Kurz fasziniert bis heute:           Flüchtlingshilfe wichtige Grundsteine in Gesellschaft
«Uns beeindruckt, dass Gertrud Kurz sogar versucht              und Politik», sind sich die Jugendlichen sicher.
hat, den Bundesrat zu überreden, die Grenzen für                 Die Art wie Gertrud Kurz in Lutzenberg aufgewach-
Flüchtlinge nicht zu schliessen», berichtet die Klasse         sen ist, war für ihr humanitäres Handeln ausschlagge-
                                                                bend. Sie blieb stets eng mit dem Appenzellerland ver-
                                                                bunden und organisierte sogenannte Versöhnungsse-
                                                                minare im «Sonneblick» Walzenhausen. Erst kürzlich
                                                                wurde dort ein neues Asylzentrum in Betrieb genom-
   Begründung Schulklasse Auswahl Ausstellung                   men. Der Geschäftsleiter der Stiftung «Sonneblick»,
   «Gertrud Kurz-Hohl fasziniert uns aufgrund ihrer             Adrian Keller, ist überzeugt, dass Gertrud Kurz noch
   Beharrlichkeit. Zeitlebens setzte sie sich für               heute ein Vorbild ist: «Es braucht Menschen wie Ger-
   Flüchtlinge ein und schreckte nicht vor dieser               trud Kurz, die mit offenen Ohren auf die geflüchteten
   schwierigen Arbeit zurück. Mit Herzblut und vol-             Menschen zugehen und zwischen verschiedenen Nati-
   ler Überzeugung engagierte sie sich für die Flücht-          onen vermitteln.» Als ehemaliges Stiftungsratsmitglied
   linge. Uns beeindruckt dabei, dass Gertrud Kurz-             des «Sonneblicks» hat Gertrud Kurz die Ausrichtung
   Hohl sogar versucht hat, den Bundesrat während               der Stiftung wesentlich mitgeprägt. Heute lebt das Ge-
   des Zweiten Weltkrieges zu überreden, die Gren-              dankengut der «Flüchtlingsmutter» auch in der Stif-
   zen für Flüchtlinge nicht zu schliessen. Zudem               tung Gertrud Kurz weiter. Sie unterstützt Projekte,
   war sie eine weltoffene Frau, die für ihre Zeit sehr         welche die Teilhabe und Anerkennung von Personen
   human dachte. Sie gründete eine Hilfsorganisa-               fördern, die aufgrund ihrer Herkunft benachteiligt sind.
   tion und legte für dieses wichtige und gerade auch           Umso wichtiger sind Migrations- und Integrationspro-
   heute aktuelle Thema der Flüchtlingshilfe wich-              jekte – so wie sie Gertrud Kurz schon vor Jahren
   tige Grundsteine in Gesellschaft und in Politik.»            durchgeführt hat.
                                                                                                                 Daniela Dürr

   Klasse 5e, Kantonsschule Trogen.
   Lehrperson: Fabienne Carniello                                                              Kontakt Stiftung Gertrud
                                                                                               Kurz – www.gertrudkurz.ch
                                                                                               Quelle: zVg.

                                                           13                                                             MAGNET Nr.5/2021
Thema

                                          Klug und kühn
                                        Die Rolle der Religion in der Schweizer Frauengeschichte

             Nonnen und Diakonissen im Gesundheits- und Sozi-                                                                               «Ziel der
             albereich, feministische Aufbrüche in der katholi-                                                                             Ausstellung
                                                                                                                                            ist es, die
             schen und evangelischen Kirche sowie Theologinnen
                                                                                                                                            Geschichte
             in der Frauenbewegung: Das und vieles mehr wird in                                                                             der Frau in
             der neuen Ausstellung «Klug und Kühn – Frauen                                                                                  der modernen
             schreiben Geschichte» im Historischen und Völker-                                                                              Schweiz zu
             kundemuseum St. Gallen beleuchtet.                                                                                             beleuchten»,
                                                                                                                                            sagt Marina
                                                                                                                                            Widmer
             Aktueller könnte die Forderung der Zürcher Katholikin                                                                          vom Archiv
             und Frauenrechtlerin Getrud Heinzelmann nicht sein:                                                                            für Frauen-,
             1962 verlangte sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil              matisieren», sagt Marina Widmer. So gehe es einerseits        Geschlechter-
             die Frauenordination und die Gleichstellung der Ge-              darum, feministische Aufbrüche in der katholischen            und Sozial-
             schlechter in der katholischen Kirche. Damit kam sie             und evangelischen Kirche aufzuzeigen. Andererseits            geschichte
                                                                                                                                            Ostschweiz.
             einer Aufforderung von Papst Johannes XXIII. nach,               würdige die Ausstellung die Arbeit der Orden und Di-
                                                                                                                                            Quelle: Regina
             Wünsche und Anregungen bei der vorbereitenden                    akonissen und zeige auf, was diese für den Sozialstaat        Kühne, St. Gallen
             Kommission zu deponieren. Am Zweiten Vatikani-                   sowie den Gesundheits- und Sozialbereich sowie den
             schen Konzil wurde Heinzelmanns Eingabe zwar nicht               Bildungsbereich etwa in der Mädchenbildung beigetra-
             weiterverfolgt, dafür sorgte sie aber weltweit für Auf-          gen haben. «Unser Sozialstaat baut auf deren Leistung
             sehen. Vor allem in den USA fand die Forderung Hein-             auf. Ohne all dieses Engagement hätten hunderte von
             zelmanns enorme Beachtung. In der Schweiz setzte                 Arbeitskräften in diesen Bereichen gefehlt», sagt sie.
             sich Getrud Heinzelmann an vorderster Front für das
             Frauenstimm- und Wahlrecht ein. Als dieses im Feb-               Engagement zahlreicher Frauen
             ruar 1971 eingeführt wurde, war Heinzelmanns Ziel                Die Ausstellung richtet sich an alle, die Lust haben,
             für die rechtliche Gleichstellung der Frauen noch lange          sich auf überraschende Geschichten, Porträts und ver-
             nicht erreicht. Sie forderte zusammen mit einem Initi-           gessene Aspekte einzulassen. «Mein persönlicher Hö-
             ativkomitee, einen Gleichstellungsartikel in der Bun-            hepunkt der Ausstellung ist, aufzeigen zu können, wie
             desverfassung zu verankern.                                      viel Frauen schon daran gearbeitet haben, dass es den
                                                                              Frauen heute besser geht», sagt Marina Widmer.
             Die Rolle der Frau beleuchten                                    «Wenn davon den Besucherinnen und Besuchern der
             Getrud Heinzelmann ist eines der 78 Porträts gewidmet,           Ausstellung einiges im Gedächtnis bleibt und sie etwas
             die als Teil der aktuellen Ausstellung «Klug und Kühn –          auf den Weg mit nach Hause nehmen, dann ist mein
             Frauen schreiben Geschichte» im Historischen und Völ-            Ziel erreicht.» Nina Rudnicki (mit freundlicher Genehmigung
             kerkundemuseum St. Gallen zu sehen sind. «50 Jahre               der Zeitschrift «Pfarreiforum».)
             Frauenstimmrecht wollten wir zum Anlass nehmen, viel
             tiefer zu graben und weiter zurückzuschauen. Ziel war               Wanderausstellung und Rahmenprogramm
             es, die Geschichte der Frau in der modernen Schweiz                 «Klug und Kühn – Frauen schreiben Geschichte»
             zu beleuchten», sagt Marina Widmer, Geschäftsleiterin               dauert bis zum 19. September. Die Wanderaus-
             des Archivs für Frauen-, Geschlechter- und Sozialge-               stellung im Historischen und Völkerkundemu-
             schichte Ostschweiz und Kuratorin der Ausstellung.                  seum St. Gallen wird von zahlreichen Veranstal-
                «Klug und Kühn» beginnt daher im Jahr 1848, als                  tungen begleitet. Diese entstanden in Koopera-
             die Schweiz gegründet wurde. Nebst den Porträts zeigt               tion mit dem Literaturhaus Wyborada, dem Ki-
             die Ausstellung eine Chronologie von 1830 bis heute                 nok, Teamfeminist900 Palace sowie dem Runden
             zu den Themen Recht, Politik und soziale Rechte und                 Tisch der Religionen St. Gallen und Umgebung
             Institutionen und vergleicht sie mit den Nachbarlän-                und der Christlich-jüdischen Arbeitsgemein-
             dern. Ein weiterer Fokus liegt auf den Bereichen Poli-              schaft, die Teil der interreligiösen Dialog- und Ak-
             tik, Arbeit, Körper, Bildung, Recht, Kultur und öffentli-           tionswoche sind. Im Oktober zieht die Ausstel-
             cher Raum sowie Religion. «Gerade vor 174 Jahren                    lung weiter ins Stadtmuseum Rapperswil. Alle
             war Religion einer der dominierenden Aspekte im All-                Veranstaltungen und Infos zur Ausstellung finden
             tag unserer Gesellschaft. Die Rolle der Religion wollten            sich auf www.klug-und-kuehn.ch.
             wir im Rahmen der Ausstellung daher unbedingt the-

MAGNET Nr.5/2021                                                         14
Weitblick

  Kirchenverfassung Vernehmlassung                                                 Gottesdienste
                      Einladung zur Diskussion                                   Schwägalp Kapelle
                                                                                   Achtung Zeitangabe falsch!
Am 11. März 2021 hat der Kir-
chenrat die Vernehmlassung
zum Entwurf der Kirchenverfas-                                                  Red. In der Agenda des Magnet April
sung eröffnet.                                                                  2021 wurde die Zeitangabe nicht an-
                                                                                gepasst!
                                      Ihre Anmeldung nehmen wir bis
Der Kirchenrat lädt Sie zur Dis-                                                Die Gottesdienste beginnen jeweils um
                                      zum 4. Mai entgegen, info@ref-
kussion zum Verfassungsentwurf                                                  9.30 Uhr und nicht, wie fälschlicher-
                                      arai.ch oder T 071 340 04 55.
ein und dankt Ihnen für Ihre Stel-                                              weise in der Agenda aufgeführt, um
lungnahme bis zum 4. Juni 2021.                                                 9.45 Uhr.
Weitere Informationen finden Sie                                                Wir entschuldigen uns für den Fehler
auf der Webseite der Landeskir-                                                 und wünschen Ihnen einen bereichern-
che, www.ref-arai.ch.                                                           den Gottesdienstbesuch!

Am Mittwoch, 5. Mai 2021, um
19.00 Uhr bietet der Kirchenrat
eine virtuelle Informationsver-
anstaltung an und steht Ihnen
für die Beantwortung Ihrer Fra-
gen zur Verfügung.

                    KiK-Sommerlager 2021
                                           10. bis 17. Juli 2021

                                     Kinder von 7 bis 12 Jahren sind herz-      Kosten?
                                     lich eingeladen eine spannende, vielfäl-   CHF 200.– für das erste Kind. Für jedes
                                     tige Erlebniswoche im Bündnerland zu       weitere Kind CHF 170.– inklusive Rei-
                                     verbringen!                                se. Wenn es Ihnen aus finanziellen
                                                                                Gründen nicht möglich ist, für den vol-
                                                                                len Lagerpreis aufzukommen, können
                                                                                Sie es bei der Anmeldung vermerken
                                                                                oder Sie nehmen mit mir Kontakt auf.

                                                                                Anmeldung
                                                                                Für das Lager ab sofort an:
                                                                                Fachstelle Kinder Jugend Familie
                                                                                Gaby Bürgi Gsell, Oberdorfstrasse 49,
                                                                                9100 Herisau
                                                                                T. 071 277 54 21 (nur für Rückfragen)
                                                                                Mail: gaby.buergi@ref-arai.ch

                                                                                Die Anmeldungen werden nach Ein-
                                                                                gangsdatum berücksichtigt!

                                                                                Falls vom Bund eine Durchführung
                                                                                aufgrund der Corona-Krise nicht mög-
                                                                                lich ist, werden wir uns umgehend
                                                                                mit Ihnen in Verbindung setzen. Die
                                                                                nötigen Informationen zum Lager
                                                                                werden Mitte Juni zugestellt.

                                                       15                                                         MAGNET Nr.5/2021
Weitblick

                                    Vormerken!
                                                 Hingehen!

             Kleiner Frühling, klarer Fall! An Pfings-   Der Garten ist bestellt, lassen Sie sich
             ten auf nach Appenzell zum vielfältigen     treiben und inspirieren, graben Sie tie-
             Buch Kunst Fest mitten im Dorf. Mit         fer und zeichnen Sie die Horizonte neu.
             geballter Kraft gibt’s einen Blick auf 30   Wir freuen uns auf ein schönes Fest!
             Jahre Frauenstimmrecht AI und 50 Jah-       Ihre Kulturstation Appenzell
             re «schweizweit». Aufdecken, Hinter-
             fragen, Andenken, Rückblicken und Vi-
             sionieren!

                                                                Endlich
                                                           Der Weg zur Mitbestimmung

                                                         Am 7. Februar 1971 stimmten die            genberger, Adrienne Corboud, Fanni
                                                         Schweizer Männer nach mehreren ge-         Fetzer, Fina Girard, Serpentina Hagner,
                                                         scheiterten Plebisziten endlich mehr-      Gardi Hutter, Cloé Jans, Anne-Sophie
                                                         heitlich für das allgemeine Stimm- und     Keller, Bea Knecht, Elisabeth Kopp, Zita
                                                         Wahlrecht für Frauen. 50 Jahre danach      Küng, Lea Lu, Andrea Maihofer, Samira
                                                         ziehen 25 Frauen Bilanz und schauen        Marti, Christa Rigozzi, Ellen Ringier,
                                                         zurück und nach vorne. Wie steht es        Isabel Rohner, Irène Schäppi, Christine
                                                         um die Gleichberechtigung von Män-         Schraner Burgener, Regula Stämpfli,
                                                         nern und Frauen in Politik, Wirtschaft,    Katja Stauber, Petra Volpe und Nathalie
                                                         Kultur und Öffentlichkeit heute? Was       Wappler.
                                                         wurde erreicht, wo gibt es Handlungs-
                                                         bedarf? «50 Jahre Frauenstimmrecht»        Die Autorinnen
                                                         versammelt Texte und Interviews von        Dr. Isabel Rohner, geboren 1979 in
                                                         und mit bekannten Schweizer Frauen         St. Gallen, ist die Biografin der feminis-
                                                         aller politischer Couleur und jeden Al-    tischen Pionierin Hedwig Dohm (1831–
                                                         ters, die sich aus ihren ganz unter-       1919) und Mitherausgeberin der Editi-
                                                         schiedlichen Perspektiven mit den The-     on Hedwig Dohm.
                                                         men Wahlrecht, Demokratie und
                                                         Gleichberechtigung befassen. Es geht       Irène Schäppi, geboren 1978 in St. Gal-
                                                         um die Geschichte und Gegenwart,           len, hat an der Universität Zürich Ger-
                                                         aber vor allem um die Zukunft der          manistik und Publizistik studiert. Seit
                                                         Gleichberechtigung – denn es gibt noch     2009 leitet sie das Beautyressort von
                                                         immer zu tun! Mit Porträts, Gesprä-        «20 Minuten Friday» und gehört damit
                                                         chen und Beiträgen von Viola Amherd,       zu den wichtigsten Vertreterinnen des
                                                         Kathrin Bertschy, Margrith Bigler-Eg-      Schweizer Lifestylejournalismus.

MAGNET Nr.5/2021                                                           16
Weitblick

                                      Leser schreiben
                                Damit’s groovt im Gottesdienst (Magnet April 2021)

Achtung Satire: «Auf der hölzernen Kir-     gefangen mit seinen grossartigen Cho-      führungen, musikalisch und theolo-
chenbank sitzend bemühen Sie sich der       rälen der Reformatoren und Johann Se-      gisch, und vor allem: sie zu singen, zu
Predigt (…) zu folgen. Anschliessend        bastian Bachs, nur eine Tradition von      singen, zu singen! An einem Wochen-
stimmt die Organistin ein Lied an, wel-     500 Jahren … Ausser man gehe natür-        tag, wann’s den Beteiligten eben am
ches Sie noch nie gehört haben. Der         lich davon aus, die Kenntnis dieser Lie-   besten passt? Oder eine halbe Stunde
Text scheint gut zur Predigt zu passen –    der – oder doch der wichtigsten unter      vor dem Gottesdienst? Wenn Pfarrper-
die Melodie ist (…) eine Zumutung.»         ihnen – falle vom Himmel. Das ist aber     sonen (die gesangbuchmässig auch
Denn eine realistische Beschreibung ei-     nicht einmal in der sogenannten Popu-      nicht immer so fest im Sattel sitzen),
nes Gottesdienstbesuchs kann das ja         lärmusik der Fall. Die kirchlichen An-     Kirchenmusiker, Chorsänger und ande-
wohl nicht sein. Klar: die Bänke sind       zeigen sind voll von Präsentationen da-    re besonders musikaffine Laien in der
aus Holz. Dafür gibt’s meist aber Kissen.   zu, zu Projekten und Workshops aller       Gemeinde am gleichen Strick ziehen,
Dass die Predigt nur Mühe macht –           Art – wozu hat man denn einen Beauf-       dann wette ich: dann groovt’s auch mit
schade, aber nicht unbedingt die Regel,     tragten!                                   einem der vielen tollen Kirchenlieder
oder? Und dass man beim angestimm-             Einen Beauftragten für klassische       aus dem Gesangbuch! Wie wäre es,
ten Lied nur den Text kennt, nicht aber     oder traditionelle Kirchenmusik gibt es    wenn wir die gegenwärtige Pandemie-
die Melodie, ist erst recht unwahr-         meines Wissens nicht. Anscheinend          zeit nutzten, um da und dort eine ent-
scheinlich (bei mir ist’s umgekehrt). Al-   geht man davon aus, dass alle – Kir-       sprechende kleine Workshopreihe vor-
les in allem also eine ziemlich schräge     chenleitung, Pfarrer, Kirchenmusiker –     zubereiten, um dann aus voller Kehle
Darstellung, die mit der Wirklichkeit       dafür verantwortlich sind. Was dann,       loszulegen, wenn’s endlich wieder er-
wenig gemein hat.                           wie die Erfahrung zeigt, dazu führt,       laubt ist? Übrigens: ein paar Gospel dür-
   Im Magnet-Artikel «Wenn’s groovt         dass sich niemand ernsthaft verant-        fen dann gerne auch dabei sein.
im Gottesdienst» wird eine Misere des       wortlich fühlt. Man hat ja schliesslich
herkömmlichen Gemeindelieds be-             auch noch Anderes zu tun! Daher gibt       Gottlieb F. Höpli (Teufen) ist Kolumnist
schrieben, aus der es nur einen einzi-      es auch keine Workshops, und genau         und Hilfsorganist in diversen St. Galler
gen Ausweg gibt: den Groove der zeit-       genommen nicht einmal mehr einen           Stadtkirchen.
gemässen populären Kirchenmusik, am         Ort, wo diese Choräle und Lieder geübt
liebsten ein Gospel oder sonst ein «ak-     und gesungen werden. Konfirmanden-
                                                                                          Die Redaktion freut sich über Reaktionen
tueller populärer Song» – wie die Wort-     unterricht? Welche Pfarrerin, welcher
                                            Pfarrer verlangt und kontrolliert noch
                                                                                          von Leserinnen und Lesern. Die Veröffentli-
wahl zeigt, am liebsten auf Englisch.
   Wie das «traditionelle Kirchenlied»      die Kenntnis der wichtigsten Lieder?          chung der Zuschriften ist abhängig vom vor-
des Evangelisch-reformierten Gesang-        Sooo unbeliebt macht man sich dann            handenen Platz. Anonyme Zuschriften wer-
buchs mit seinen hunderten von Lie-         doch lieber nicht.                            den nicht veröffentlicht. Kürzungen bleiben
dern und Chorälen vor dem anschei-             Und welche Kirchgemeinde stellt at-        der Redaktion vorbehalten Die Ansichten
nend unausweichlichen Aussterben be-        traktive Möglichkeiten zur Verfügung,         der Leserzuschriften müssen nicht mit den-
wahrt werden soll, darüber erfahren         den Schatz dieser Choräle und Lieder          jenigen der Redaktion übereinstimmen.
wir kein einziges Wort. Ist ja auch, an-    zu bergen, spannende thematische Ein-

                                                              17                                                                 MAGNET Nr.5/2021
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