N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland

Die Seite wird erstellt Andrea Schrader
 
WEITER LESEN
N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
66. Jahrgang

Zeitung “Erziehung und Wissenschaft im Saarland” des Landesverbandes der GEW im DGB

 FEEDBACK

      Bildung. Weiter denken!
N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
INHALT                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  EDITORIAL

                                                                                                                                                                                                                                             ihre Schüler*innen als existenziell wichtig          Natalie Horne, Vorsitzende der Fachgruppe
                                                                                                                Öffnungszeiten der                                                                                                           erwiesen (nicht nur die zu Lernfortschritten       „Sozialpädagogische Berufe“, stellt ein Positi­
                                                                                                                                                                                                                                             und möglichen Hilfestellungen zu den gestell­      onspapier der Bundesfachgruppe „Sozialpä­
                                                                                                                  Geschäftsstelle                                                                                                            ten Aufgaben). Grund genug, sich dieses The­       dagogische Berufe“ vor, dem eine Befragung
                                                                                                           Mo. ­ Do.: 09.00 ­ 12.00 Uhr | 13.00 ­ 16.00 Uhr                                                                                  mas in der Novemberausgabe der EuWiS zu            im Mai 2020 „Die Kinder­ und Jugendhilfe in
                                                                                                             Fr.: 09.00 ­ 12.00 Uhr | 13.00 ­ 15.00 Uhr                                                                                      widmen.                                            Zeiten von Covid 19 – wollen wir systemrele­
                                                                                                                       Telefon: 0681 / 66830­0,                                                                                                                                                 vant sein?“ vorausgegangen war.
                                                                                                                       Telefax: 0681 / 66830­17                                                                                                 Einen sehr persönlichen Blick auf unser
                                                                                                                    E­Mail: info@gew­saarland.de                                                                                             Titelthema „Feedback“ wirft Hilla Haßdenteu­         In der Rubrik „Jugendhilfe und Soziale
                                                                                                                                                                                                                                             fel in ihrem Artikel „Noten als Feedbackinstru­    Arbeit“ antwortet ein Heimerzieher auf die
                                                                                                                 Internet: http://www.gew.saarland
                                                                                                                                                                                                                                             ment“.                                             Fragen von Herbert Saar und lässt uns so teil­
                                                                                                                                                                                                                                                                                                haben am „Arbeitsalltag in einer Wohngrup­
                                                                                                                                                                                            Liebe Kolleginnen und Kollegen,                     Frank Nix, Buchautor und Didaktischer Lei­      pe“.
                                                                                                                          GEW­Service                                                                                                        ter der Ernst­Barlach­Gesamtschule in Dinsla­
                                                                                                                          Beratungszeiten für                                                wir Menschen sind soziale Wesen und wer­        ken, erläutert in seinem Beitrag, welche (Aus­       Buchrezensionen, das Schlusswort von
                                                                                                                       Mitglieder in Rechtsfragen                                         den, wie es der jüdische Religionsphilosoph        )Wirkungen nonverbales Feedback von Leh­           Harald Ley und ein letztes Mal „Saar mol….“
                                                                                                                     Mo., Di. u. Do.: 09.00 ­ 16.00 Uhr,                                  Martin Buber formuliert hat „erst am DU zum        rer*innen auf Schüler*innen hat und zeigt auf,     mit den Antworten von Günther Kraus, einem
                                                                                                                          Mi.: 13.00 ­ 17.00 Uhr                                          ICH“. Die Amerikaner sprechen vom "social          dass der Zustand vieler Schulgebäude eben          GEW­Urgestein, beenden diese Ausgabe.
                                                                                                                                                                                          brain“, was laut dem Neurowissenschaftler          auch ein Feedback ist. Dazu passt hervorra­
                                                                                                                    Landesstelle für Rechtsschutz                                         Joachim Bauer nichts anderes bedeutet, als         gend der Kommentar von Matthias Römer                 Auf der Suche nach Orientierung in einer

 04
Thema: Feedback
                                                                                                                        Gabriele Melles­Müller,
                                                                                                                         Tel.: 0681 / 66830­13,
                                                                                                              E­Mail: g.melles­mueller@gew­saarland.de
                                                                                                                                                                                          dass wir Menschen auf gute, verlässliche
                                                                                                                                                                                          soziale Beziehungen angewiesen sind. In der
                                                                                                                                                                                          Schule sollte deshalb die alte pädagogische
                                                                                                                                                                                                                                             „Wie man mit Bürokratie diskriminiert“. Poin­
                                                                                                                                                                                                                                             tiert zeigt er auf, dass „gut gemeint“ noch lan­
                                                                                                                                                                                                                                             ge nicht „gut gemacht“ bedeutet.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                immer widersprüchlicher zu werdenden Welt,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                dürfen wir die uns anvertrauten Menschen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                nicht alleine lassen. Sie sind auf unser ehrli­
                                                                                                                          Fr.: 13.00 ­ 16.00 Uhr unter                                    Grundeinstellung von Lehrkräften gegenüber                                                            ches, aber auch empathisches Feedback
                                                                                                                          Tel. (priv.): 0170 / 4151006                                    ihren Schüler*innen gelten: „Ich sehe dich“,          Ein wichtiges Feedbackinstrument für Leh­       angewiesen. Sonst verlieren wir sie an die, die
Editorial                                        03    Schule                           15                                                                                                „Ich nehme dich wahr“, „Du bist mir nicht          rer*innen kann die Supervision sein. Warum         ihnen plumpe, einfache Lösungen anbieten.
                                                                                                                          Beratung für                                                    egal“. So sagt es der Schulleiter des Gottfried­   dieses Instrument, das in vielen Institutionen
                                                         15 Langformschulen — die wahren                        Referendarinnen und Referendare                                           Keller­Gymnasiums in Berlin in einem wunder­       der Jugendhilfe und bei vielen freien Trägern        Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen,
Thema: Feedback                                  04          Talentschulen!                                         Max Hewer, Tel.: 0176 / 30456396                                      schönen Beitrag im Zeit­Magazin N°4 vom            nicht wegzudenken ist, so schwer in den schu­      Gelassenheit und Zuversicht für die kommen­
                                                                                                                    E­Mail: m.hewer@gew­saarland.de                                                                                                                                             den Monate. n
  04 Feedback                                            16 Den Alltagsrassimus an Schulen                                                                                                24.09.2020.                                        lischen Alltag Einzug hält, versucht Franz
         Hilla Haßdenteufel ­ 2 Seiten                       wahrnehmen                                                                                                                                                                      Gigout in seinem Beitrag „Supervision als
                                                                                                                     Beratungsdienst für                                                     Gerade beim Lernen von zu Hause haben           Feedbackinstrument in der Schule“ zu erläu­          Eure Anna Haßdenteufel
   06 Man kann nicht kein                                                                                     Auslandsaufenthalt von Lehrkräften                                          sich die Rückmeldungen der Lehrer*innen an         tern.
         Feedback geben                                Gewerkschaft                     17                                   Susanne Bleimehl
         Noverbales Feedback von Lehrkräften und                                                                            Tel.: 0170 / 9655772
         durch das System Schule                        17 BFGA Sozialpädagogische Berufe
                                                             Bericht aus dem                                       E­Mail: susannebleimehl@gmail.com
   09 Supervision als                                        Bundesfachgruppenausschuss                                                                                                   ANZEIGE

         Feedbackinstrument in der Schule
                                                       Info & Service                        19
                                                                                                                 Redaktionsschluss
   10 Kommentar                                                                                                                     06.11.2020
         Wie man mit Bürokratie diskriminiert
                                                         19 13. AK Filmtage                                               (Dezember/Januar­Ausgabe)

                                                                                                                                    04.01.2021
Berufliche Bildung                                     Bücher & Medien                   20                                      (Februar­Ausgabe)
& Weiterbildung                 11                                                                                   E­Mail: redaktion@gew­saarland.de
                                                        20 Ein Jahrhundert wird abgewählt
 11 Mobilität und Wohnen in der
         Ausbildung
         Die DGB­Jugend hat den neuen
         Ausbildungsreport 2020 veröffentlicht
                                                        21 Erklärvideos und tutorials
                                                             Eine Anleitung                                               Impressum                                                        Wir drucken für unser Leben gern
                                                                                                                                  Herausgeber
                                                         22 Neue Medien — neuer Unterricht?
                                                                                                          Gewerkschaft Erziehung und                             Layout
Jugendhilfe &                                            22 Insektenatlas                                 Wissenschaft (GEW) im DGB,
                                                                                                   Landesverband Saarland, Geschäftsstelle:
                                                                                                                                                              Bärbel Detzen
                                                                                                                                                        b.detzen@gew­saarland.de
Soziale Arbeit                     12                                                                 Mainzer Str. 84, 66121 Saarbrücken
                                                                                                    Tel.: 0681/66830­0, Fax: 0681/66830­17                         Druck
                                                                                                             info@gew­saarland.de                         COD Büroservice GmbH
  12 Arbeitsalltag in der Wohngruppe                   Zu guter Letzt ...                    23                                                     Bleichstraße 22, 66111 Saarbrücken
         Interview mit einem Erzieher im stationären                                                              Redaktion                         Telefon: 0681/393530, info@cod.de
         Bereich der Jugendhilfe                                                                              Matthias Römer
                                                                                                         redaktion@gew­saarland.de                              Bildnachweis
                                                                                                                Thomas Bock,                         u.a. 123rf.com, GEW­Archiv, privat
                                                                                                             Anna Haßdenteufel,
                                                                                                                 Helmut Stoll                                    Titelfoto
                                                                                                                                                        stock.adobe.de/©sdecoret
                                                                                                            Anzeigenverwaltung
                                                                                                        Andreas Sánchez Haselberger
                                                                                                        a.sanchez@gew­saarland.de

                                                                                                  Die Redaktion behält sich bei Beiträgen und Leserbriefen Kürzungen vor. Namentlich
                                                                                                  gekennzeichnete Artikel stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar und
                                                                                                  stehen in der Verantwortlichkeit des Autors.
                                                                                                  Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                COD Büroservice GmbH
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Mainzer Straße 35 66111 Saarbrücken
EuWiS 11/2020 | 2
                                                                                                                                                                                                     offset und digital                                                                         Tel. 0681 39353-51 Fax 0681 6852301
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            print@cod.de www.cod.de
N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
THEMA: FEEDBACK                                                                                                                                                                                                                                                      THEMA: FEEDBACK

Noten als Feedbackinstrument –                                                                                                                       nung damit, dass Unternehmen sich immer
                                                                                                                                                     weniger auf schulische Noten verlassen, son­
                                                                                                                                                     dern eigene Auswahlverfahren bevorzugen.
                                                                                                                                                                                                      dest bis Klasse 9) erfolgreich gelernt werden
                                                                                                                                                                                                      kann. Ein prominentes Beispiel hierfür ist der
                                                                                                                                                                                                      Bildungsforscher Andreas Schleicher, der auf
                                                                                                                                                                                                                                                               urteilung, Fehlerkultur, Entwicklung von
                                                                                                                                                                                                                                                               Schulkonzepten. Dies alles geschieht im Aus­
                                                                                                                                                                                                                                                               tausch mit Kollegen und Kolleginnen anderer

Leistungsbewertung ist mehr…                                                                                                                         Hierin sieht Pant unter anderem die Widerle­
                                                                                                                                                     gung des Narrativs, dass Schulen Noten brau­
                                                                                                                                                     chen.
                                                                                                                                                                                                      eine Waldorfschule in Hamburg ging, weil er
                                                                                                                                                                                                      nach der Grundschule keine Gymnasialemp­
                                                                                                                                                                                                      fehlung bekam. Er sagt, dass Schüler*innen
                                                                                                                                                                                                                                                               Schulen und unterschiedlicher Schulformen,
                                                                                                                                                                                                                                                               was einen bemerkenswerten "Blick über den
                                                                                                                                                                                                                                                               Zaun“ möglich macht. Zwischen den Baustei­
   Nachdem mir mein neuer Mathematikleh­           regelmäßigen Coaching­Gesprächen, mit                                                                                                                                                                       nen der Werkstatt hat jede Schulgruppe Zeit
rer Lutz Hoffmann im Jahr 1972 meine dritte        Rückmeldungen von Schülerin zu Schülerin                                                                                                                                                                    zu üben, das Erlernte anzuwenden und
Klassenarbeit in Folge mit einer guten Note        selbstverständlich umgehen und arbeiten.                                                                                                                                                                    gemeinsam dann im nächsten Baustein das
zurückgegeben hatte, sagte er: „Aber wegen         Was ich in vielen Jahren aber auch gelernt                                                                                                                                                                  Ergebnis zu reflektieren. Mittlerweile gibt es
Mathematik hast du doch bestimmt die Klasse        habe ist: Feedback geben und Feedback neh­                                                                                                                                                                  in dieser Kooperation zwei weitere Werkstatt­
nicht wiederholen müssen…?“ Doch, hatte            men ist eine sehr voraussetzungsvolle Angele­                                                                                                                                                               formate (Werkstatt „Schule leiten“ und Werk­
ich. Außerdem hatte sich bei mir im Kopf fest­     genheit und muss eingeübt werden. Wichtige                                                                                                                                                                  statt „Lernbegleitung und Leistungsbeurtei­
gesetzt, dass ich Mathe einfach nicht konnte.      Voraussetzungen für den Einsatz von Feed­                                                                                                                                                                   lung“), die nicht unbedingt aufeinander auf­
Während der zwei Jahre, die ich diesen wun­        back sind andere Formen des Unterrichtens,                                                                                                                                                                  bauen, sehr wohl aber als Ergänzungen zuei­
derbaren Lehrer hatte, habe ich diesen Glau­       offenere Strukturen und mehr Zeit.                                                                                                                                                                          nander gesehen werden können. So gibt es
benssatz aufgegeben und meine Noten blie­                                                                                                                                                                                                                      saarländische Schulen, die an allen Werkstät­
ben gut – danach ging es wieder bergab. Was           Ich hatte das Glück, meine erste Stelle an                                                                                                                                                               ten teilgenommen haben.
hat Herr Hoffmann anders gemacht als die           der Ganztagsgesamtschule in Neunkirchen zu
anderen? Diese Frage habe ich mir erst             bekommen. In dieser TKM­Schule waren                                                                                                                                                                           Das „Projekt für Individuelle Lernbeglei­
gestellt, als ich selbst schon im Lehrberuf war.   Pädagogische Stunden – wie der „Klassenrat“                                                                                                                                                                 tung“ (ProfIL für Gymnasium und ProfIL für
Und im Rückblick wird mir klar, dass dieser        ­ fest verankert. Hier konnte geübt werden,                                                                                                                                                                 Gemeinschaftsschule) – eine Kooperation des
Mann nichts anderes getan hat, als in den          Rückmeldung zu geben. In der Klassenstufe 5                                                                                                                                                                 MBK und des LPM ­ stellt ebenfalls eine wich­
Klassenarbeiten genau das abzuprüfen, was          geschah das niedrigschwellig z. Bsp. mit Hilfe                                                                                                                                                              tige Unterstützung für saarländische Schulen
er mit seinen Schülerinnen (meine Schule war       der „Daumenprobe“ oder der „warmen                                                                                                                                                                          dar. Hier stehen einzelne Unterrichtsfächer im
ein reines Mädchengymnasium) im Unterricht         Dusche“. In den höheren Klassenstufen wur­                                                                                                                                                                  Mittelpunkt. Die teilnehmenden Schulen kön­
geübt hatte. Ich konnte sicher sein, dass          den dann sogenannte Peer­Rückmeldungen                                                                                                                                                                      nen sich in je zwei Fachnetzwerken einbringen
nichts anderes gefragt wurde. Getreu dem           zu zweit oder in der Arbeitsgruppe gegeben.                                                                                                                                                                 und gemeinsam mit Fachkollegen*innen
Motto: „Wie gelehrt, so geübt, so geprüft.“        Es ging dabei nicht nur um Rückmeldung zum                                                                                                                                                                  anderer Schulen an ganz konkreten Themen
Darüber hinaus hat Lutz Hoffmann durch sei­        Lernergebnis, sondern auch um das Arbeits­                                                                                                                                                                  der Unterrichtsentwicklung arbeiten. Gerade
ne ruhige Art für ein gutes Lernklima gesorgt.     verhalten, das Sozialverhalten, den Lernweg                                                                                                                                                                 auch Formen der Aufgabenstellung und deren
                                                   oder die Fehler und Fragestellungen, die auf­                                                                                                                           Foto: stock.adobe.com/©bluedesign
                                                                                                                                                                                                                                                               Leistungsbewertung stehen hier immer wie­
   Am Gymnasium war es damals üblich, dass         getaucht sind. Ich habe immer wieder sehr                                                                                                                                                                   der im Fokus.
kein Fachlehrer, keine Fachlehrerin eine Klasse    gute Erfahrungen damit gemacht, Gruppenar­
länger als zwei Jahre unterrichtete, und so        beiten von der Arbeitsgruppe selbst (die meist      Die Schülerinnen und Schüler in den Pro­         Wolfgang Herrmann, der bis 2019 Leiter        keine Noten brauchen, um zu lernen und dass                 So gibt es neben den Themen, die zum
musste ich mich schweren Herzens von Lutz          per Zufall ausgelost war) bewerten oder die      zess der Rückmeldung einzubeziehen ist wich­     der TU München war, beantwortet die Frage        Noten als Leistungsrückmeldungen nicht aus­              Bereich der Digitalisierung gehören, Vieles,
Hoffmann (und meinen guten Noten im Fach           Punktverteilung innerhalb der Gruppe             tig und nicht zuletzt der Tatsache geschuldet,   nach der Aussagekraft von Noten folgender­       reichend seien.                                          was auf dem Prüfstand steht und weiterentwi­
Mathematik) nach dieser Zeit verabschieden.        machen zu lassen.                                dass sie (neben den Lehrer*innen) die Haupt­     maßen: „Noten sagen, dass jemand zu einem                                                                 ckelt wird – das ist gut so. Dass Lehrer*innen
Noten waren damals die einzige „objektive“                                                          akteure im Unterrichtsgeschehen sind. Sehr       bestimmten Termin eine bestimmte Leistung           Der saarländische Leistungsbewertungser­              immer wieder ihren eigenen Unterricht reflek­
Form der Rückmeldung, die wir als Schülerin­          Voraussetzung hierfür ist eine Lernatmo­      hilfreich als Feedbackinstrument ist der Ein­    abliefern kann. Noten sagen nichts aus über      lass von 2017 lässt gerade in Bezug auf die              tieren, stimmt mich hoffnungsfroh. Hoffnung
nen zu erwarten hatten. Froh bin ich, dass ich     sphäre, die von Vertrauen und Zutrauen, von      satz von „Zielscheiben“ (sowohl für mich als     soziale Kompetenz, Begeisterungsfähigkeit        Erhebung von Bewertungen einen großen                    und Zuversicht brauchen wir – nicht nur in
(trotz der Mathematiknote) das Abitur              Geborgenheit und positiver Fehlerkultur          Lehrende, als auch die Schüler*innen als Ler­    und Neugierde. Es gibt gute Gründe, schlech­     Spielraum zu, den es auszuschöpfen gilt. Dass            dieser besonderen Zeit, sondern auch in
bestanden habe, dass ich Fächer studieren          geprägt ist. Fehler als Lernchance zu sehen      nende). Mit einer solchen Abfrage kann am        te Noten zu haben.“ Für Harald Lesch, Profes­    die Schule der Zukunft sich Veränderungen                Zukunft. So hoffe ich weiter, dass die Schulen
konnte, die mir Freude gemacht haben (Ger­         und zuzulassen ist eine der wichtigsten Gelin­   Ende einer Doppelstunde oder einer Unter­        sor an der LMU München, sind Noten „Miss­        unterwerfen muss, sehen wir nicht erst seit              irgendwann tatsächlich ohne Noten auskom­
manistik, Katholische Religion und Pädagogik),     gensbedingungen für das Lernen überhaupt.        richtseinheit sehr schnell deutlich gemacht      trauen in Zahlen gefasst.“ (Süddeutsche Zei­     diesem Frühjahr. Gerade der Distanzunter­                men, weil sie lernförderlichen Möglichkeiten
dass ich Lehrerin werden konnte.                   Pädagogische Prozesse bestehen immer und         werden, wie konzentriert gearbeitet wurde,       tung, 23. 12. 2019, Kolumne „Alte Schule“)       richt hat deutlich gemacht, wie wichtig die              der Leistungsbewertung den Vorrang geben.
                                                   notwendig aus Phasen des Gelingens und des       wie viele Schüler*innen die Aufgabenstellung                                                      persönliche      Rückmeldung       für     die           Vielleicht hätte in einer solchen Schule auch
   Im Beruf hat mich dann die „Notenplage“
                                                   Scheiterns. Wichtig ist, dass ich als Lehrerin   abwechslungsreich fanden, wie groß die Zahl         Im Jahr 2017 hat die WDR­Sendung              Schüler*innen ist und dass es in einer Zeit, in          die Mathematik bei mir noch einmal eine
wieder eingeholt. Jetzt war ich es, die Noten
                                                   den Schülern und Schülerinnen Aufgaben           derer ist, die der Meinung sind, einen deutli­   „Quarks&Co“ die Praxis der Notengebung an        der keine Tests geschrieben werden konnten,              Chance… n
geben musste. Anfang der 90­iger Jahre
                                                   anbiete, bei denen sie etwas Neues lernen        chen Lernzuwachs erreicht zu haben. Es           unseren Schulen in den Fokus genommen.           andere Möglichkeiten geben musste, mit
waren andere Formen der Rückmeldung auch
                                                   können, ihre Grenzen erreichen und Fehler        braucht allerdings fest verankerte Phasen des    Basierend auf wissenschaftlichen Untersu­        Schülerinnen und Schülern Lernvereinbarun­
bei uns an der Gesamtschule noch nicht sehr
                                                   machen dürfen. Die Rückmeldung darf nicht        Feedbacks und ein erweitertes Verständnis        chungen wurde aufgezeigt, dass eine Leistung     gen zu treffen.
verbreitet. Im Lauf der Jahre wurde mir aber
                                                   sein „Das kannst du nicht.“, sondern „Das        von Lernen, um eine andere Fehlerkultur in       durchaus mit unterschiedlichen Noten bewer­
immer bewusster, dass die Note „ausrei­
                                                   kannst du noch nicht.“                           einer Schule zu etablieren. Dass die traditio­   tet werden kann. Es wurde festgestellt, dass        Die gute Nachricht ist, dass sich viele Schu­
chend“, die mein Schüler Nils in Deutsch
                                                                                                    nelle Notengebung als Rückmeldeinstrument        Wohnort und soziale Herkunft der Schülerin/      len bereits aufgemacht haben, andere Wege
bekam, eine viel größere Leistung darstellte,
                                                                                                    nicht ausreicht, darüber sind sich viele Bil­    des Schülers, die Klassenzugehörigkeit (5a       zu gehen ­ auch im Saarland. Hier haben viele
als die Note „ sehr gut“ meiner Schülerin
                                                   Effektives Feedback – so wie es Klaus Zierer     dungsexperten einig. Hans Anand Pant, Pro­       oder 5b), der Vorname, die Handschrift, das      Schulen in den letzten Jahren an der Werk­
Mareike. Ich fing also an zu fragen: „Was          in seinem Buch „Hattie für gestresste Leh­       fessor für Erziehungswissenschaftliche Metho­    Bundesland, der jeweilige Schulstandort oder     statt „Individualisierung“ (heute Werkstatt
brauchst du Nils, um dich zu verbessern? Was       rer“ aufzeigt, hat drei Fragen im Blick:                                                                                                                                                                                               Hilla
                                                                                                    denlehre an der Humboldt Universität Berlin,     sogenannte „weiche“ Faktoren wie Sympa­          „Lernen – individuell und gemeinsam“) teilge­
kannst du gut? Was oder wer kann dir beim                                                                                                                                                                                                                                                 Haßdenteufel
                                                   1. Wohin gehst du? Was sind deine Ziele?         bezeichnet Noten als ungerecht und unfair.       thie/Antipathie durchaus Einfluss auf die Note   nommen, die das LPM in Kooperation mit der
Lernen helfen?“                                                                                                                                                                                                                                                                           LPM, Kompetenz­
                                                   2. Wie kommst du voran?                          Für ihn widersprechen Ziffernnoten einem         haben können. Reformschulen wie Waldorf­         Deutschen Schulakademie anbietet. Schwer­                                           orientierter Unterricht
   Heute klingt das vielleicht lapidar – ange­     3. Wohin geht es als nächstes? Was sind          guten Instrument der Leistungsfeststellung.      oder Montessorischulen stellen immer wieder      punkte in dieser Werkstatt sind: Unterrichts­
sichts von Schulen, die mit Lerntagebuch, mit         deine nächsten Schritte?                      Unter anderem begründet Pant seine Mei­          unter Beweis, dass auch ohne Noten (zumin­       entwicklung, Aufgabenstellung, Leistungsbe­

EuWiS 11/2020 | 4                                                                                                                                                                                                                                                                        EuWiS 11/2020 | 5
N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
THEMA: FEDBACK                                                                                                                                                                                                                                                       THEMA: FEEDBACK

Man kann nicht kein Feedback geben
Nonverbales Feedback von Lehrkräften und durch das System Schule
                                                                                                                                                         Lösung: Einerseits ist es nicht einfach, seine
                                                                                                                                                         empfundenen Emotionen gegenüber der
                                                                                                                                                         Klasse zu verbergen. Es wirkt nicht konsistent,
                                                                                                                                                                                                               Hier ist das erlebte Handeln in entspre­
                                                                                                                                                                                                            chenden Situationen erheblich stärker wirk­
                                                                                                                                                                                                            sam als kommunizierte Verhaltens­ regeln.
                                                                                                                                                                                                                                                              »Botschaft« soll damit bewertet werden –
                                                                                                                                                                                                                                                              wichtig ist nur, dass Ihnen bewusst ist, welche
                                                                                                                                                                                                                                                              Signale Sie aussenden könnten.
                                                                                                                                                         sich z.B. mit einem aufgesetzten Lächeln und       Die Schülerinnen und Schüler lernen, dass es
                                                                                                                                                         herunterhängenden Schultern in die Klasse zu       der Ansicht von S. nach möglich und geboten          Bequeme Kleidung kann bis zu einem
   In Anlehnung an Watzlawiks These »Man          ne auf das Wochenende freut und eine stö­          mung oder als unterdrücktes Entsetzen zu            schleichen und zu verkünden, wie sehr man          ist, die Anweisungen von Autoritäten infrage      gewissen Grad das Feedback geben, dass Sie
kann nicht nicht kommunizieren« soll in die­      rende Aktion eines Schülers im Grunde seines       deuten.                                             sich auf die kommende Stunde freut. Ande­          zu stellen, und sie werden dies wahrscheinlich    sich an Ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen und
sem Artikel für die vielfältigen unbewussten      Herzens eher witzig als dramatisch findet,                                                             rerseits ist es aber möglich, mit der Körperhal­   auch in ihrem Verhalten gegenüber S. zeigen.      Ihre Arbeit gern machen. Andererseits könnte
Rückmeldungen an Schülerinnen und Schüler         dessen Ermahnung wird wahrscheinlich eben­            In einer ähnlichen Situation befinden sich       tung die innere Einstellung in gewissen Gren­      Für diese Inkonsistenz zwischen eingeforder­      die an heißen Sommertagen von manchen
sensibilisiert werden. Denn Kommunikation         falls nicht wirklich konsistent vermittelt wer­    Ihre Schülerinnen und Schüler tagtäglich: Sie       zen zu »überlisten«. Es gibt somit zwei            tem und gezeigtem Verhalten gibt es im            Lehrkräften gezeigte »Strandkleidung« im
im Unterricht beschränkt sich bekannterweise      den können.                                        versuchen, aus ihrer Mimik und Gestik               Lösungsansätze, der Lerngruppe ein lernwirk­       Unterricht zahlreiche Beispiele:                  Unterricht durchaus als Signal dafür verstan­
nicht auf die verbalen Äußerungen zwischen                                                           »herauszulesen«, was von ihnen erwartet             sames, motivierendes Feedback zu vermit­                                                             den werden, dass Sie den Unterricht eher als
Lernenden und Lehrenden, sondern ist deut­           Die zweite Frage, die eng mit der ersten        wird, wie weit man bei Ihnen heute gehen            teln:                                              n Wenn Sie die Lernenden häufig unterbre­         unliebsame Unterbrechung Ihrer Freizeit ver­
lich vielschichtiger und mehrdimensional. Es      verbunden ist, ist die der Authentizität. Wäh­     kann und wie ihre aktuelle Grundstimmung            1. Denken Sie an positive Ereignisse und           chen, konterkarieren Sie damit jede verbale       stehen, denn als wichtige und verantwor­
lohnt sich, einmal der Frage nachzugehen,         rend der gesamten Lehrerausbildung ist es ein      einzuschätzen ist. Die Lehrperson sieht sich            Erfolgserlebnisse in der betreffenden          Äußerung, man müsse sein Gegenüber doch           tungsvolle Aufgabe. Die mit dem Lehrerberuf
welche Art von meist ungewolltem Feedback         immer wieder vorgetragenes Mantra, dass die        dabei einer akribischen Analyse von 25 bis 30           Klasse oder bei dem anstehenden Thema.         bitte ausreden lassen. Die Schülerinnen und       verbundene Freiheit eröffnet also Möglichkei­
unsere Schülerinnen und Schüler im Schulall­      Lehrkraft durchgängig authentisch sein müs­        Schülerinnen und Schülern ausgesetzt, die               Dadurch verdrängen Sie negative Erwar­         Schüler werden sich mit hoher Wahrschein­         ten, ein nonverbales Feedback auszusenden,
tag von Lehrkräften und dem »System Schu­         se. Nun stellt sich die Frage, ob man dies z. B.   darüber höchstwahrscheinlich nicht einmal zu            tungen und selbsterfüllende Prophezeiun­       lichkeit stärker an dem orientieren, was Sie      sie birgt aber auch die Gefahr, missverstanden
le« erhalten und welche vielschichtigen Kon­      auch von einer Lehrkraft verlangen sollte, die     einem eindeutigen Ergebnis kommen werden.               gen eines voraussichtlichen Scheiterns.        ihnen vorleben, als an dem, was Sie ihnen         zu werden.
sequenzen das haben könnte.                       eine ausgeprägte Tendenz zur Unpünktlichkeit                                                           2. Zwingen Sie sich dazu, mit Ihrer Körper­        sagen.
                                                  auf­ weist oder die notorisch unordentlich ist.                                                           haltung positive Erwartungen auszudrü­
                                                  Wie jedem sofort einleuchten wird, kann das         Beispiel 1:                                           cken: Ein aufrechter, zielstrebiger Gang        n Ihre Art der Konfliktlösung in der Klasse,      Feedback durch das »System Schule«
Die Basis: Konsistenz und Authentizität           sicherlich nicht mit der Forderung nach                Lehrerin D. sitzt in einer Stillarbeitspha­        wird sich positiv auf Ihr Empfinden aus         Ihr Instrumentarium zur Sicherstellung eines         In der Welt des Mittelalters prägten Kathe­
   In den Modellen der Kommunikationstheo­        Authentizität gemeint sein.                         se offenbar gelangweilt am Pult. Sie kom­             wirken und als sich selbst verstärkendes        geregelten Unterrichtsablaufs ist ein Feed­       dralen das Bild einer Stadt und zeigten damit
rie wird betont, dass das gesprochene Wort                                                            mentiert die von den Schülerinnen und                 System das gewünschte positive Feedback         back Ihren Schülern gegenüber, welche             die enorme Bedeutung, die der Glaube für die
nur zu einem sehr geringen Anteil beim Rezi­         Wenn dem so ist, werden wir also immer           Schülern eingereichten Teilergebnisse                 hervorrufen.                                    Methoden, Verfahren und Haltungen Sie für         Menschen dieser Zeit besaß. In der heutigen
pienten »wirkt«, während Gestik, Mimik und        wieder im Lehreralltag mit Situationen kon­         meist mit Superlativen wie »toll«, »spitze«          Entwickeln Sie eine erhöhte Achtsamkeit          wirksam und richtig halten – ganz egal, was       Zeit prägen die Prachtbauten der Finanzwelt
Körpersprache einen wesentlich höheren            frontiert, in denen wir nicht vollständig           und »klasse«, verzieht dabei aber kaum             den Äußerungen Ihrer Schülerinnen und              Sie Ihren Schülern gegenüber diesbezüglich        das Bild unserer Städte und bringen damit
Anteil ausmachen. Viele Autoren beziehen          authentisch sein können. Die gesamte Wider­         eine Miene. Irgendwann fragt einer der             Schüler gegenüber, z.B. wenn Sie gefragt wer­      äußern.                                           zum Ausdruck, welche Werte in unserer heu­
sich hier­ bei auf A. Mehrabian und dessen        sprüchlichkeit des Lehrerhandelns, die z.B. in      Schüler: »Warum sind Sie denn eigentlich           den, ob Sie gut gelaunt sind oder ob Sie sich                                                        tigen Gesellschaft eine besondere Bedeutung
Kommunikationspyramide, bei der manchmal          der Erziehung zur Selbstständigkeit bei gleich­     so schlecht gelaunt? Wir arbeiten doch             über irgendetwas geärgert haben. Das deutet        n Genauso wenig, wie eine Ermahnung               haben.
sogar prozentuale Werte angegeben werden.         zeitiger Aufsichtspflicht oder in »freiwilligen     alle mit ...«                                      darauf hin, dass Sie mit Ihrer Gestik, Mimik       eines notorisch zu spät kommenden Schullei­
Diese vermeintliche wissenschaftliche Genau­      Pflichtberatungen« zum Ausdruck gebracht                                                               und Körpersprache ein entsprechendes Feed­         ters, doch bitte pünktlich in den Unterricht zu      Wenn wir uns diese Wirkung vergegenwär­
igkeit ist aber zumindest zweifelhaft, weil die   wird, lässt Feedback an die Lernenden mögli­                                                           back zu Ihrer Befindlichkeit gegeben haben,        gehen, auf Sie nachhaltig wirken wird, können     tigen, sollte es uns nachdenklich machen,
Untersuchungen von Mehrabian eine etwas           cherweise weniger konsistent und authen­             Das Beispiel zeigt, wie wenig das gespro­         auch wenn Sie sich dazu nicht verbal geäußert      Sie Ihre Schülerinnen und Schüler davon über­     welches Feedback unsere Kommunen ihren
andere Zielrichtung besaßen. Was wirklich         tisch wirken, als es der Sache dienlich wäre.      chene Wort auszurichten vermag, wenn es             haben.                                             zeugen, dass ein negatives Verhalten negative     Schülerinnen und Schülern mit den Gebäuden
evaluiert wurde, war die Wirkung von konsis­      Dies zu wissen und zu reflektieren ist ein Bau­    durch eine entgegengerichtete Körpersprache                                                            Folgen hat, wenn Sie es nicht schaffen, dies      geben, in denen sie sie unterbringen. Dieses
tenter im Vergleich zu nicht konsistenter Kom­    stein einer gelungenen Feedbackkultur. Es          konterkariert wird. Die Frage des Schülers sig­                                                        mit unermüdlicher Konsequenz tagtäglich           Feedback bringt zum Ausdruck, welchen Wert
munikation. Hierbei wurde in Testreihen           kann Widersprüchlichkeit und Inkonsistenz          nalisiert die mit dieser Inkonsistenz verbunde­     Feedback durch eigenes Handeln und                 unter Beweis zu stellen.                          man ihnen zumisst und welche Wertschät­
                                                                                                     ne Verunsicherung der Lernenden. Das ausge­
gemessen, auf welche Signale Testpersonen         nicht verhindern, aber zumindest ein                                                                   Verhalten                                                                                            zung die Bildung in unserem Staat genießt.
                                                                                                     sprochene Lob wirkt als Feedback wesentlich
bei inkonsistenter Kommunikation stärker rea­     Bewusstsein dafür schaffen, warum Feedback                                                                Die Art und Weise, wie Sie sich als Lehr­          Übrigens gibt auch die Art und Weise, wie      Auch hier siegt im Zweifel die alltäglich erlebte
                                                                                                     schwächer als die gezeigte Teilnahmslosigkeit
gieren. Konkret wurden emotionale Aussagen        an die Lernenden oftmals nicht auf den             der Lehrkraft.                                      kraft der Klasse gegenüber verhalten und wie       sich eine Lehrkraft kleidet, den Schülerinnen     Wirklichkeit gegenüber allen politischen Lip­
mit einer dazu völlig konträren Mimik und         erwünschten fruchtbaren Boden fällt.                                                                   Sie in Ihrer Rolle handeln, ist eben­ falls ein    und Schülern ein entsprechendes Feedback.         penbekenntnissen. Gegen alle anderslauten­
Gestik vorgetragen. Das Ergebnis: Stimmen                                                               Mit dem Öffnen der Tür und dem Betreten          Feedbackinstrument, das Sie bewusst oder           Die Kleidung ist in gewisser Weise immer auch     den Beteuerungen der Entscheidungsträger
der sachliche Inhalt einer Botschaft und die         Welche Aspekte und Maßnahmen zusätz­            des Klassenraums geben Sie Ihr erstes Feed­         unbewusst permanent einsetzen.                     ein Statement der Person, die sie trägt, und      erhalten hier tagtäglich Lernende wie Lehren­
Art und Weise, wie sie vermittelt wird, nicht     lich zu einer wirksamen Feedbackkultur bei­        back an die Klasse: Gehen Sie forsch und ziel­                                                         damit auch ein Transportmittel für deren          de ein schmerzliches Feedback bezüglich ihrer
überein, so »glaubt« das Gegenüber eher den       tragen können, wird im Folgenden anhand            strebig zum Pult oder eher verhalten? Lächeln         Beispiel 2:                                      Ansichten, Vorlieben und Haltung. Dies ist an     Bedeutung und der ihnen entgegengebrach­
körpersprachlichen Signalen als den vermittel­    von drei Bereichen exemplarisch dargestellt:       Sie die Klasse an oder bringen Sie durch                 Lehrer S. ermahnt die Schüler, dass Sie       Schulen insbesondere dadurch wirksam, weil        ten Wertschätzung.
ten Inhalten.                                                                                        Mimik und Gestik zum Ausdruck, dass Sie jetzt         sich an seine Anweisungen halten sollen.         es in aller Regel keinen »Dresscode« gibt. Es
                                                                                                     viel lieber am Strand liegen würden? Dieser           Er erklärt, dass er aufgrund seiner Erfah­       kann hilfreich sein, sich die Frage zu stellen,      Dies sollte uns ganz besonders sensibel für
   Dies konfrontiert uns als Lehrkraft mit der    Feedback durch Mimik, Gestik und                   erste kurze Moment kann bereits den weite­            rung besser als sie selbst einschätzen kön­      welches Feedback Ihr persönlicher dienstli­       alle weiteren Signale machen, die wir als »Sys­
                                                                                                     ren Verlauf Ihres Unterrichts entscheidend            ne, was das Richtige für sie sei. Zudem
Frage, inwieweit wir dazu im Stande sind bzw.     Körpersprache                                                                                                                                             cher Kleidungsstil den Lernenden gibt.            tem Schule« an die uns anvertrauten Kinder
                                                                                                     prägen. Eine offene, aktive und zugewandte            müssten sie auch hinsichtlich einer späte­
uns in die Lage versetzen können, durchgän­          Erinnern Sie sich noch an Ihre mündliche                                                                                                                                                                 aussenden. Die Schulen als Institutionen mit
                                                                                                     Grundhaltung vermittelt den Lernenden                 ren Berufstätigkeit damit leben, dass es
gig konsistent zu kommunizieren. Eine nicht       Examensprüfung? Sie waren mehr oder weni­          andererseits, dass Sie »Lust« auf den Unter­                                                              Wie stehen Sie z. B. zu Markenkleidung?        einem individuellen Geist und Charakter soll­
geringe Rolle spielt dabei unsere Fähigkeit,      ger nervös und unsicher. Der oder die Prüfer                                                             eben Anweisungen gebe, an die man sich           Welches Feedback erhalten Ihre Schüler von        ten zumindest den Versuch unternehmen, das
                                                                                                     richt, das Thema und die Klasse haben, und            zu halten habe. In der Pause erleben die
emotional »bei der Sache« zu sein. Wer sich       waren gehalten, möglichst ein neutrales            das kann eine Lerngruppe stark motivieren.                                                             Ihnen, wenn Sie besonders ausgefallene und        durch die vorab beschriebene Misere verur­
beispiels­ weise darüber ärgert, dass die Ler­    »Pokerface« aufzusetzen, und sich keinesfalls                                                            Schüler, wie S. sich einem Kollegen gegen­       hochwertige Kleidung oder Accessoires tra­        sachte Negativfeedback abzumildern. Wie
                                                                                                     Das Problem bei der Sache besteht darin, dass         über lautstark über eine vermeintlich
nenden »mal wieder« nicht dazu in der Lage        anmerken zu lassen, ob der Prüfling tiefschöp­     es gar nicht so einfach ist, ein solches non­                                                          gen? Einerseits kann das Nähe herstellen          könnte dies gelingen? Zunächst einmal sollte
                                                                                                                                                           unsinnige Anweisung der Schulleitung
sind, einfachste Zusammenhänge darzustel­         fende Wahrheiten oder hanebüchenen                 verbales Feedback abzugeben, wenn einem                                                                (»Seht, ich finde die Marke XY genauso toll       es durch eine vorgelebte Kultur des Miteinan­
                                                                                                                                                           hinwegsetzt: »Die haben doch überhaupt
len, dem wird man ein Lob gegenüber demje­        Unsinn von sich gab. Das führt – neben einer       eigentlich gar nicht danach zumute ist.               keine Ahnung. Das mache ich sowieso              wie ihr!«), andererseits kann damit Distanz       ders und der Wertschätzung erreicht werden,
nigen, der dann doch noch eine einigermaßen       gesteigerten Verunsicherung – oft dazu, jede                                                             nicht, da können die sagen, was sie wol­         erzeugt werden (»Ich kann mir das leisten –       dass sich jeder Lernende als angenommener,
richtige Antwort geben kann, nicht mehr so        noch so winzige Regung im Gesicht des Prü­            Das Problem ist in diesem Fall – wie auch in       len!«                                            ich stehe auf einer ganz anderen sozialen Stu­    wichtiger Teil einer »Schulgemeinde« verste­
recht abnehmen. Und wer sich bei guter Lau­       fers je nach persönlicher Haltung als Zustim­      vielen anderen Fällen – gleichzeitig ein Teil der                                                      fe als ihr.«). Weder die eine noch die andere     hen darf. Dazu gehört eine den Fähigkeiten

EuWiS 11/2020 | 6                                                                                                                                                                                                                                                                         EuWiS 11/2020 | 7
N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
THEMA: FEEDBACK                                                                                                                                                                                                                                                         THEMA: FEEDBACK
                                                                                                  Literaturtipps
und Möglichkeiten der Lernenden entspre­
chende Form der Mitbestimmung.
                                                 was könnte abschrecken? Welches verborge­
                                                 ne Feedback steckt möglicherweise hinter
                                                 den alltäglichen Abläufen und Routinen im
                                                                                                  Caswell, C./Neill, S.: Körpersprache im Unterricht.
                                                                                                  Münster 2009
                                                                                                  Delfos, M.: Sag mir mal ... Weinheim 2012
                                                                                                  Delfos, M.: Wie meinst du das? Weinheim 2012
                                                                                                                                                             Supervision als Feedbackinstrument
   Die Lernumgebung der Schülerinnen und
Schüler kann auch ohne millionen­ schwere
bauliche Maßnahmen angenehmer und einla­
                                                 »System Schule«?                                 Kosinar, J.: Körperkompetenzen und Interaktion in
                                                                                                  pädagogischen Berufen. Bad Heilbrunn 2009
                                                                                                  Nix, F./Wollmann, J.: Hattie und die Folgen. Berlin 2015
                                                                                                  Schulz von Thun, F.: Miteinander reden 1. Störungen
                                                                                                                                                             in der Schule
dender gestaltet werden. Viele Schulen zei­      Fazit                                            und Klärungen. Reinbek 2010
gen, wie dies auch mit einem kleinen Budget         Neben dem bewusst gegebenen Feedback                                                                     1. Was ist Supervision?                          Ohnmachtsgefühlen und beugt so der Ent­            unterstützt die positive Entwicklung des
                                                                                                  Erstveröffentlichung in: Schulmagazin 5 – 10, Ausgabe
möglich ist. Auch eine Schulordnung vermit­      der Lehrkraft wird im Unterricht und in der      9/2018, Seite 12–14 © 2018 Cornelsen Schulverlage             Supervision stammt aus der Tradition der      wicklung von Resignation vor.                      Gesundheitszustandes. Der Austausch wird
telt ein Feedback, das von einer bestimmten      Schule auf unterschiedlichen Ebenen zusätzli­    GmbH                                                       sozialen Arbeit. Sie versteht sich als wissen­                                                      als konstruktiv und wertvoll erlebt, auch für
Haltung gegenüber den Lernenden zeugt:           ches unbewusstes Feed­ back gegeben, das        Wir danken für die Möglichkeit                              schaftlich fundiertes und praxisorientiertes        Supervision bietet die Möglichkeit zum kol­     die konkrete Umsetzung im Schulalltag (Pix­
Geht es vornehmlich um eine Auflistung von       manchmal im Widerspruch zum bewusst             des Nachdrucks.                                             Konzept zur Beratung in der Arbeitswelt.         legialen Austausch. Teilnehmende merken, sie       ner 2014).
Verboten oder werden hier für alle Beteiligten   erteilten Feedback steht. Lehrerinnen und                                                                   Dabei bezieht sie sich auf Grundlagen von Psy­   sind mit ihren Gefühlen und Anliegen nicht
Rechte und Pflichten für ein produktives Mit­    Lehrer sollten sich dessen bewusst sein und                                                                 chologie, Soziologie, sozialer Arbeit und Kom­   alleine. Sie können konkrete, als problema­        Was spricht aber trotzdem dagegen, diese
einander definiert?                              eine möglichst große Konsistenz ihres Feed­                                                                 munikationswissenschaften. Die Inhalte für       tisch und belastend erlebte Situationen aus        Methode für sich selbst zu nutzen?
                                                 backs anstreben. n                                                                                          die Beratung stammen im schulischen Beispiel     dem Schulalltag besser verstehen. Gleichgül­          Lehrer*innen müssen sich fragen: “Was ist
  Gehen Sie doch einfach einmal mit den                                                                                                                      aus dem Spannungsfeld zwischen der eigenen       tig ob es sich beim Gegenüber um Schüler*in­       mir meine persönliche Weiterbildung und
Augen eines Schülers oder eines Elternteils        Frank Nix                                                                                                 Persönlichkeit des Lehrers, seiner Rolle, der    nen, Eltern, Kolleg*innen oder Vorgesetzte         Weiterentwicklung wert?“ Denn Supervision
durch die Schule und lassen Sie dabei alle           Buchautor und Didaktischer Leiter                                                                       Struktur der Institution Schule, dem Verhält­    handelt. Supervision bietet die Möglichkeit        ist in der Regel keine kostenlose Leistung.
                                                     der Ernst­Barlach­Gesamtschule, Dinslaken
Details auf sich wirken: Was wirkt einladend,                                                                                                                nis zu den Kolleg*innen und Vorgesetzten so­     zur Entlastung.                                    Supervisor*innen arbeiten zumeist frei­ oder
                                                                                                                                                             wie den Eigenarten der Schüler*innen und                                                            nebenberuflich, also gegen Honorar. Die
                                                                                                                                                             ihrer Eltern.                                       Teilnehmende reflektieren ihr bisheriges        Honorarsätze werden frei verhandelt und
                                                                                                                                                                                                              Verhalten und können in der Gruppe Hand­           bewegen sich im Allgemeinen zwischen 100
                                                                                                                                                                Im Beratungsprozess kann es also darum        lungsalternativen entwickeln. Supervision ver­     bis 200 € pro 60 Minuten. Es gibt also eine
                                                                                                                                                                                                                                                                 große Bandbreite.
                                                                                                                                                             gehen, innere Rollenkonflikte zu reflektieren,   bessert so die Qualität des beruflichen Han­
                                                                                                                                                             Beziehungen innerhalb des Teams zu klären        delns und unterstützt eine gesundheitsförder­         Auch wenn beispielsweise das LPM interes­
                                                                                                                                                             oder Erfahrungen mit Abläufen und institutio­    liche Organisations­ und Schulentwicklung.         sierten Teams eine finanzielle Unterstützung
ANZEIGE                                                                                                                                                      nellen Strukturen zu durchdenken. Der Super­     Studien belegen, dass Lehrer*innen beson­          anbieten kann, müssen die Teilnehmenden
                                                                                                                                                             visor stellt dabei seinen Methodenkoffer zur     ders stark unter gesundheitlichen Beschwer­        doch immer einen Teil der Kosten selber tra­
                                                                                                                                                             Verfügung, der Supervisand ist der Experte für   den leiden. So kommen psychische und psy­          gen. Diese können allerdings zum einen bei
                                                                                                                                                             das berufliche Feld und seine Inhalte.           chosomatische Erkrankungen bei ihnen häufi­        einer Gruppen­ oder Teamsupervision unter
                                                                                                                                                                                                              ger vor als in anderen Berufen, ebenso unspe­      mehreren Köpfen aufgeteilt und zum anderen
                                                                                                                                                             2. Was hat Supervision mit Feedback zu           zifische Beschwerden wie Erschöpfung,              bei der Steuererklärung bei den Fortbildungs­
                                                                                                                                                             tun?                                             Müdigkeit, Kopfschmerzen und Angespannt­           kosten in Ansatz gebracht werden.
                                                                                                                                                                Als Feedbackinstrument hilft Supervision      heit (Deutsches Ärzteblatt 2015).
                                                                                                                                                             die Kommunikationsfähigkeit und das Koope­                                                          5. Wie geht Supervision in der Schule?
                                                                                                                                                             rationsvermögen aller Beteiligten zu verbes­     4. Was macht Supervision in der Schule                Supervision kann angeboten werden als
                                                                                                                                                             sern. Dabei wird die Richtung des Feedbacks      schwierig?                                         Einzel­ oder Leitungssupervision, sowie als
                                                                                                                                                             gewissermaßen um 180 Grad gedreht. Sind             Lehrer*innen sind „Einzelkämpfer“: ob es        Team­ oder Gruppensupervision. Bei der Ein­
                                                                                                                                                             Lehrer*innen üblicherweise in der Rolle,         sich um die Vorbereitung des Unterrichts, das      zel­ oder der Leitungssupervision können in
                                                                                                                                                             ihrem Gegenüber Feedback zu geben, wech­         Unterrichten selbst oder Korrekturen von           einem vertrauensvollen Rahmen zwischen
                                                                                                                                                             seln sie im Supervisionsprozess die Seiten und   Klassenarbeiten handelt. Jedenfalls sind sie es    Supervisand und Supervisor exemplarische
                                                                                                                                                             sind die Empfänger des Feedbacks. Im ver­        in der Regel nicht gewohnt, sich von außen in      Fallbeispiele bearbeitet und die berufliche
                                                                                                                                                             trauensvollen Gespräch mit dem Supervisor        die Karten schauen zu lassen. Sie haben den        Rolle weiter entwickelt werden. Bei einer
                                                                                                                                                             erhalten die Supervisanden Rückmeldungen         Anspruch an sich, ihre beruflichen Schwierig­      Teamsupervision steht das Verhältnis der
                                                                                                                                                                                                                                                                 Teammitglieder untereinander im Vorder­
                                                                                                                                                             zu ihrem Verhalten oder zu ihren Einstellun­     keiten und die immer komplexer werdenden
                                                                                                                                                                                                                                                                 grund. Die gemeinsam erarbeiteten Inhalte
                                                                                                                                                             gen und Befindlichkeiten. In der Gruppen­        schulischen Anforderungen selbst und alleine
                                                                                                                                                                                                                                                                 können anschließend auch gemeinsam in der
                                                                                                                                                             oder der Teamsupervision gibt die Gruppe als     lösen zu können. In der Klasse sind sie diejeni­   Praxis umgesetzt werden. Anders ist das in
                                                                                                                                                             Feedbackgeber gewissermaßen als Spiegel          gen, die stets alles wissen, kontrollieren und     einer Gruppensupervision. Hier treffen Ver­
                                                                                                                                                             Rückmeldung zum beruflichen Handeln. So          bewerten. Unterstützung von außen in               treter aus unterschiedlichen Institutionen auf­
                                                                                                                                                             kann Supervision auch einen Beitrag zur Ver­     Anspruch zu nehmen, wird als Schwäche oder         einander und tauschen sich über ihre Erfah­
                                                                                                                                                             besserung der Arbeitszufriedenheit leisten.      Misserfolg ausgelegt. Die vorliegenden Unter­      rungen, Probleme und Zielvorstellungen aus.
                                                                                                                                                                                                              suchungen zur Wirkung von schulischer              Häufiger Erkenntnisgewinn einer Gruppensu­
                                                                                                                                                             3. Warum Supervision in der Schule?              Supervision sprechen aber eine andere Spra­        pervision gerade für Lehrer*innen: „Ich bin
                                                                                                                                                                Supervision verhilft Lehrer*nnen zu einem     che: Supervision lohnt sich. Das ist das Ergeb­    mit meinem Problem nicht alleine!“ n
                                                                                                                                                             professionelleren Umgang mit (schwierigen)       nis z. B. einer Untersuchung, an der 168 Lehr­
                                                                                                                                                             Schüler*innen und (schwierigen) Eltern. Ziel     kräfte teilnahmen. Demnach bewerteten 97 %           Franz Gigout
                                                                                                                                                             ist es, die Wahrnehmungsfähigkeit zu erwei­      der Teilnehmenden die Supervision als positiv,         Supervisor DGSv

                                                                                                                                                             tern und weg zu kommen von eingefahren           92 % schätzten ihre Wahrnehmungsfähigkeit              Weitere Informationen:
                                                                                                                                                             Pfaden und Sichtweisen. So könnte man            verbessert ein und im Umgang mit schwieri­             ­ zum Autor unter www.gigout.de
                                                                                                                                                                                                                                                                     ­ zum Berufsverband Deutsche Gesellschaft für Super­
                                                                                                                                                             sagen, ist Supervision ein Beitrag zur Weiter­   gen Situationen fühlten sich 90 % gestärkt             vision und Coaching (DGSv) unter www.dgsv.de . Dort
                                                                                                                                                             entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Sie      (Neuschäfer 2004). Die Teilnahme an Supervi­           steht ein Beraterverzeichnis mit mehr als 4.000 Super­
                                                                                                                                                             unterstützt die Bearbeitung von Ängsten und      sion verringert Burnout Empfindungen und               visor*innen zur Verfügung.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                  EuWiS 11/2020 | 9
N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
THEMA: FEEDBACK                                                                                                                                                                                                          BERUFLICHE BILDUNG & WEITERBILDUNG

 KOMMENTAR                                                                                                                                                   Mobilität und Wohnen
Wie man mit Bürokratie diskriminiert                                                                                                                         in der Ausbildung
                                                                                                                                                             Die DGB­Jugend hat den neuen Ausbildungsreport 2020 veröffentlicht

    „Mindestens eine Fachlehrkraft der Klasse      einfach wahrzunehmen. Wenn selbst Lehr­           sich diskriminierend auf viele Schülerinnen             Die Fakten im Überblick:                                                                           einer eigenen Wohnung. Mehr bezahlbarer
 unterbreitet ein digitales Angebot für das        kräfte diese Sätze zweimal durchlesen müs­        und Schüler aus. Im digitalen Zeitalter zeigt           Ausbildungsmarkt                                                                                   Wohnraum für Auszubildende ist notwendig.
 hybride Unterrichten beziehungsweise das          sen, um sie zu verstehen, so möchte man gar       sich an vielen kleinen Details, wie weit die               Der Markt war schon vor Corona in einer
 Lernen von zu Hause“1, so beginnt der Teil des    nicht darüber nachdenken, wie es manchen          Lebenswelt vieler Schülerinnen und Schüler              schwierigen Situation. Nun droht sich alles                                                        Azubi­Ticket
 Antrags, den Eltern für die Ausleihe eines        Sorgeberechtigten beim Lesen dieser Zeilen        von denen der Bildungsplaner entfernt ist:              weiter zu verschärfen. Bundesweit betrachtet                                                          Etwa drei Viertel der Befragten (74,1 %)
 digitalen Endgerätes im Regionalverband aus­      geht. Ob dann das Richtige angekreuzt wird,       Eine E­Mail­Adresse (bzw. die Kenntnis die­             gibt es – bei einer regional und branchenspe­                                                      haben grundsätzliches Interesse an einem
 füllen müssen.                                    bleibt ohnehin fraglich.                          ser) im Rahmen des Lernens von Zuhause als              zifisch sehr unterschiedlichen Lage – nach wie                                                     kostenlosen bzw. kostengünstigen Azubi­
                                                                                                     selbstverständlich vorauszusetzen, vielleicht           vor nicht für jede*n Ausbildungsinteressier­                                                       Ticket für den öffentlichen Personen­ und
    Man erkennt einen bürokratischen Nomi­            Diskriminierung durch Bürokratie findet in     sogar noch der tägliche Abruf der Nachrich­             te*n einen Ausbildungsplatz. Die Gewerk­                                                           Nahverkehr, wenn sie damit ihren Betrieb und
 nalstil mit endlosen Nominalphrasen. Er           den Schulen jeden Tag fast unbemerkt statt.       ten von jener Adresse, hat mit der Wirklich­            schaftsjugend fordert daher einen gesetzlich                                                       ihre Berufsschule erreichen und in ihrer Frei­
 beginnt mit einem einschränkenden, schwie­        Meist beginnt sie zu Beginn des Schuljahres.      keit ganzer Bevölkerungsschichten nicht das             garantierten Anspruch auf einen Ausbildungs­                                                       zeit unterwegs sein könnten.
 rig zu entschlüsselndem Adverb zu Beginn          Dann, wenn Schülerinnen und Schüler               Geringste zu tun. Dies als Voraussetzung zum            platz.
 des Satzes und wird garniert mit einem Adjek­     manchmal vier, manchmal sechs Wochen              digitalen Lernen zu machen beweist nicht nur
 tiv, welches im Zusammenhang mit Bildung          nicht über die nötigen Schulbücher verfügen,      Naivität, sondern auch Geringschätzung vie­             Perspektive                                                                                        Erreichbarkeit der Lernorte mit öffentlichen
 bis vor wenigen Wochen noch nicht einmal          weil sie nicht in der Lage sind, die Bescheini­   ler Lebensrealitäten.                                      Fast 40 Prozent (39,1 %) der Auszubilden­                                                       Verkehrsmitteln
 Expert*innen bekannt war.                         gung des Jobcenters einzureichen oder die                                                                 den wissen selbst im letzten Ausbildungsjahr                                                          Über ein Drittel der Auszubildenden (34,6
                                                   Eltern die zugehörigen Formulare nicht ver­         Der Dialog mit den Kolleginnen und Kolle­             noch immer nicht, ob sie von ihrem Ausbil­                                                         %) kann den Betrieb »weniger gut« oder »gar
    Der Stil im Antragsformular setzt sich fort:   stehen. So sitzen Kinder weiterhin ohne           gen vor Ort wird von Bürokraten nur selten              dungsbetrieb übernommen werden. Von den                                                            nicht« mit öffentlichen Verkehrsmitteln errei­
 „Falls Geräte vorhanden sind, teilen Sie bitte    Schulbücher im Klassensaal und alle wissen        gesucht. Die Lebensumstände vieler Men­                 Auszubildenden im dritten Ausbildungsjahr,        des Berufsschulunterrichts »sehr gut« oder       chen. Beim Weg zur Berufsschule sieht das
 die Gründe mit, aus denen eine konkrete Nut‐      ungesagt, dass es jene sind, die in Armut         schen werden nicht beachtet. Missstände,                die bereits wussten, dass sie nicht übernom­      »gut«.                                           fast jede*r Fünfte der befragten Auszubilden­
 zung zur Teilnahme am hybriden Unterricht         leben. Eine frühere Ausgabe der Bücher wird       wie hier beschrieben, werden schöngeredet.              men werden, hatten lediglich 14,4 % eine                                                           den so (18,8 %). Um diese Mobilitätsproble­
 und dem Lernen von Zuhause nicht möglich          den Schulen bisher bürokratisch unmöglich         Dabei wäre es gerade jetzt so wichtig, in den           Zusage für eine Weiterbeschäftigung in einem      Weiterempfehlen der Ausbildung                   matik zu lösen, muss der ÖPNV gerade in
 ist: Angabe von Nutzungsbedürfnissen, die         gemacht.                                          Dialog mit den Schulen und den Menschen                 anderen Betrieb. Die Chancen auf eine Über­          Fast jede*r sechste Auszubildende (16,2 %)    ländlichen Regionen schnellstens massiv aus­
 eine Verwendung zur Teilnahme am hybriden                                                           dort zu treten, um die tägliche Stigmatisie­            nahme hängen stark vom jeweiligen Ausbil­         würde die Ausbildung in ihrem/seinen Ausbil­     gebaut werden. n
 Unterricht und Lernen von zu Hause verhin‐           Dies ist ein unhaltbarer Zustand, der seit     rung abzuwenden. n                                      dungsberuf ab.                                    dungsbetrieb nicht weiterempfehlen. Auffällig
 dern“                                             Jahren keinen Verantwortlichen interessiert.                                                                                                                ist, dass die Begeisterung vieler Auszubilden­     (red.)
                                                   Schülerinnen und Schüler müssen sich jeden                                                                Befristung                                        der im Laufe der Ausbildung abnimmt. Wäh­
    Respekt, denken nicht nur jene, die sich       Tag die immer gleiche Frage anhören, warum                                                                   Auszubildende mit Übernahmezusage wer­         rend im ersten Ausbildungsjahr noch fast 71
 professionell mit Sprachbildung auseinander­      ihr Buch noch nicht da ist, dabei können Sie                                                              den zu knapp 30 % nur zeitlich befristet einge­   Prozent (70,6 %) ihre Ausbildung weiteremp­
 setzen. Wer auch immer diesen Text formu­         am wenigsten dafür. Ein schönes Beispiel                                                                  stellt, zumeist bis höchstens ein Jahr.           fehlen würden, sind es im letzten Ausbil­
 liert hat, hat sicher in den letzten 20 Jahren    dafür, wie bürokratische Prozesse gutgemein­                                                                                                                dungsjahr nur knapp über die Hälfte (51,9 %).
 keinen Fuß in eine Schule gesetzt. Geschwei­      te Verfahren, wie die Kostenfreiheit bei der                                                              Jugendarbeitsschutz
 ge denn, dass sie oder er sich dort mit einem     Schulbuchausleihe, ins Gegenteil verkehren.                                                                 Obwohl es Auszubildenden unter 18 Jahren
 Schüler oder einem Elternteil unterhalten         Wie das Ganze bei den digitalen Endgeräten                                                                verboten ist, mehr als 40 Stunden pro Woche
 hat.                                              aussehen wird, lässt sich angesichts der oben                                                             zu arbeiten, muss dies jeder zehnte Jugendli­
                                                   zitierten Auszüge aus dem Antragsformular                                                                 che (10,4 %) in dem Alter trotzdem tun.
    Wenn Bürokratie einzelne Gruppen diskri­       nur erahnen.                                                                      Matthias Römer
 miniert, ausschließt oder stigmatisiert, so ist                                                                                                             Belastung
                                                                                                         1
 das häufig kein böser Wille. Oft liegt der           Teilhabe von Schülerinnen und Schülern              unter https://www.gemeinsam­einfach­                  Knapp ein Viertel der Auszubildenden (24,7
                                                                                                         machen.de/SharedDocs/Downloads/DE/AS/UN_BRK/L
 Ursprung in mangelnder Sensibilität und feh­      scheitert an alltagsferner Bürokratensprache          S_EinRatgeber.pdf?__blob=publicationFile&v=4 fin­   %) kann sich nach der Ausbildung nicht mehr
 lender Kommunikation mit den Betroffenen          und fehlender Erfahrung im Antragsdschun­             den sich Hinweise zum Formulieren.                  richtig erholen. Eine Berufsausbildung darf
 vor Ort. Diese Kommunikation wäre nötig, um       gel. Doch nicht nur Sprache wird zur Hürde                                                                aber nicht zu Überlastungssymptomen füh­
 Situationen richtig einschätzen zu können, sie    für die Teilhabe, auch andere Faktoren wirken                                                             ren, die krank machen können.

                                                                                                                                                             Betrieblicher Ausbildungsplan
                                                                                                                                                               Mehr als ein Drittel der Auszubildenden
                                                                                                                                                             (34,4 %) hat keinen betrieblichen Ausbil­

                Bildung ist ein
                                                                                                                                                             dungsplan obwohl dieser gesetzlich vorge­
                                                                                                                                                             schrieben ist. Somit wissen diese Auszubil­       Wohnsituation                                        Alle Informationen und der komplette Report finden
                                                                                                                                                             denden nicht, wie ihre Ausbildung ablaufen                                                             sich unter
                                                                                                                                                             soll und was die Lerninhalte sind.                   Zwei Drittel der Befragten (65,4 %) würden        https://jugend.dgb.de/meldungen/ausbildung/++co++3

                MenschenRecht.
                                                                                                                                                                                                                                                                    570dfea­bf89­11ea­bfca­001a4a16011a?k%3Alist=Aus­
                                                                                                                                                                                                               gern in einer eigenen Wohnung leben. Doch            bildungsreport
                                                                                                                                                             Qualität in der Berufsschule                      nur ein kleiner Teil der Auszubildenden kann
                                                                                                                                                               Nur etwas mehr als die Hälfte der Auszubil­     sich diesen Wunsch erfüllen: lediglich ein
                                                                                                                                                             denden (56,6 %) findet die fachliche Qualität     Viertel (26,6 %) der Auszubildenden lebt in

EuWiS 11/2020 | 10                                                                                                                                                                                                                                                                           EuWiS 11/2020 | 11
N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
JUGENDHILFE & SOZIALE ARBEIT                                                                                                                                                                                                               JUGENDHILFE & SOZIALE ARBEIT

Arbeitsalltag in der Wohngruppe                                                                                                                                                                                                                                   Wie kann man sich eine solche Wohngrup­
                                                                                                                                                                                                                                                                  pe räumlich vorstellen? Beschreibe den
                                                                                                                                                                                                                                                                  Leser*innen einmal die Gruppe, in der Du
Interview mit einem Erzieher im stationären Bereich der Jugendhilfe                                                                                                                                                                                               arbeitest.
                                                                                                                                                                                                                                                                     In unserer Wohngruppe leben neun Kinder
   Das Interview wurde mit Giuseppe Sciascia      zimmer sollte dann gekehrt werden. Dabei                                                                                                                                                                        und Jugendliche beiderlei Geschlechts im
geführt, einem 36jährigen Erzieher, der seit      brauchen manche Kinder und Jugendliche                                                                                                                                                                          Alter von 13 bis 17 Jahren. Das Team besteht
mehr als zehn Jahren in einer Wohngruppe          noch Unterstützung und Anleitung durch uns                                                                                                                                                                      aus vier hauptamtlichen Erzieher*innen und
des Jugendhilfezentrums (einer Jugendhilfe­       Erzieher*innen.                                                                                                                                                                                                 einer Erzieherin im Anerkennungsjahr, die bei
einrichtung der Stadt Saarbrücken) arbeitet                                                                                                                                                                                                                       uns das vierte und damit letzte Jahr ihrer Aus­
und während dieser Zeit viele Kinder und            Nach dem Mittagessen ist außer in den                                                                                                                                                                         bildung absolviert. Momentan haben wir auch
Jugendliche begleitet hat.                        Schulferien Hausaufgabenzeit. Wir helfen bei                                                                                                                                                                    noch einen Vorpraktikanten in unserer Grup­
                                                  Fragen und kontrollieren, ob alles erledigt                                                                                                                                                                     pe beschäftigt, der ebenfalls ein Jahr bleibt.
Was sind Deine Aufgaben in einer Wohn­            wurde. Ab 15.30 Uhr haben die Kinder und
gruppe?                                           Jugendlichen „Freizeit“. Wir gestalten diese                                                                                                                                                                       Unser Haus hat vier Etagen. Im Unterge­
   Es ist unsere Aufgabe für die Kinder und       mit manchen von ihnen gemeinsam oder neh­                                                                                                                                                                       schoss gibt es eine große offene Küche mit
Jugendlichen da zu sein und ihnen eine kon­       men mit ihnen Termine wie z. B. Arztbesuche                                                                                                                                                                     einem großen Esszimmer. Dort befindet sich
stante Beziehung anzubieten, die ihnen in         oder Therapietermine wahr. Die Kinder und                                                                                                                                                                       ein großer Esstisch, an dem die ganze Gruppe
ihrem Leben Halt gibt. Außerdem werden die        Jugendlichen haben in dieser Zeit auch die                                                                                                                                                                      gemeinsam essen kann. In dieser Etage befin­
Kinder und Jugendlichen in diesem Lebensab­       Möglichkeit, an Vereinsaktivitäten teilzuneh­                                                                                                                                                                   den sich auch die Waschküche und zwei Vor­
schnitt in unserer Einrichtung von uns beglei­    men oder sich mit ihren Freunden und Freun­                                                                                                                                                                     ratsräume.
tet, ermutigt und unterstützt, einen guten        dinnen zu treffen; eben wie andere Kinder
Weg zu gehen. Wir stehen ihnen dabei mit Rat      und Jugendliche, die bei ihren Familien leben,                                                                                                                                                                     Im Erdgeschoß gibt es ein großes Wohnzim­
und Tat zur Seite.                                auch.                                                                                                                                                                                                           mer mit Fernseher und einer großen Couch,
                                                                                                                                                                                                                                                                  auf der alle neun Bewohner*innen der Grup­
   Ansonsten gibt es natürlich die allgemeinen       Um 19.30 Uhr essen wir gemeinsam zu                                                                                                                                                                          pe gemeinsam Platz finden. Daneben gibt es
Aufgaben, die auch in jedem anderen Haus­         Abend und danach gehen die Kinder und                                                                                                                                                                           noch einen zweiten, kleineren Raum mit Tisch
halt anstehen, wie z. B. Einkaufen, Kochen,       Jugendlichen je nach Alter zu unterschiedli­                                                                                                                                                                    und Brettspielen. Dort findet auch unsere all­
Aufräumen, bei den Hausaufgaben helfen die­       chen Zeiten ins Bett. An das Duschen und Zäh­                                                                                                                                                                   wöchentliche Teamsitzung gemeinsam mit
se am Ende kontrollieren, Lehrergespräche,        ne putzen müssen manche Bewohner*innen                                                                                                                                                                          unserem Berater statt. Dann gibt es noch ein
Arztbesuche, usw.. Aber wir legen auch gro­       der Gruppe noch erinnert werden. Auch das                                                                                                                              Foto: stock.adobe.com/©Photographee.eu
                                                                                                                                                                                                                                                                  Büro, in dem Einzelgespräche mit den Jugend­
ßen Wert auf einen guten Kontakt mit den          ist eine unserer vielen Aufgaben, die wir im                                                                                                                                                                    lichen geführt werden können, ein Erzieher­
Eltern bzw. anderen Verwandten der Kinder         Alltag wahrnehmen müssen.                                                                                                                                                                                       schlafzimmer mit Bad, eine Gästetoilette und
und Jugendlichen, die bei uns leben. Bei den                                                        mitbringen. Da wären z. B. Krisengespräche        den Anerkennungsjahr, das ebenfalls in der        Was sind das für Kinder und Jugendliche,                  einen Abstellraum, in dem wir unsere Cam­
hauswirtschaftlichen Tätigkeiten wird unser          Wenn alle Kinder schlafen, haben wir           bei Problemen oder Konflikten, die mit den        Praxis absolviert wird. Als Zulassungsvoraus­     die Du im Jugendhilfezentrum in Deiner                    pingausrüstung und andere selten genutzte
Team zusätzlich von einer Hauswirtschafts­        Nachtbereitschaft. Das heißt, wir sind da,        Kindern und Jugendlichen ausgetragen wer­         setzung wird in erster Linie der mittlere Bil­    Wohngruppe betreust, begleitest und                       Gegenstände aufbewahren.
kraft mit 20 Wochenstunden unterstützt.           wenn jemand uns braucht, z. B. wenn ein Kind      den, weil diese sich gegen die Regeln stellen.    dungsabschluss benötigt. Neben den norma­         erziehst?
                                                  nachts plötzlich Bauchschmerzen bekommt           Dies kann den Tagesablauf ganz schön durch­       len Erzieher*innen­Schulen in Saarbrücken,           Wir haben hauptsächlich Kinder und                        Die erste und die zweite Etage sind iden­
Wie sieht ein Dienst im pädagogischen All­        oder ein anderes unvorhergesehenes Ereignis       einanderbringen und einen Erzieher oder eine      Neunkirchen, Saarlouis und seit einiger Zeit      Jugendliche, die Zuhause in ihren Familien kei­           tisch aufgebaut. Hier gibt es jeweils fünf
tag in Deiner Wohngruppe aus?                     passiert. Die Kinder und Jugendlichen werden      Erzieherin für längere Zeit intensiv beschäfti­   auch in St. Wendel gibt es noch die Katholi­      nen Halt mehr haben, von den Eltern vernach­              gleichgroße Zimmer für die Kinder und
   In unserer Wohngruppe gibt es für die          also zu keiner Stunde des Tages oder der          gen. Um dies alles mit neun Kindern und           sche Fachschule für Sozialpädagogik (KFS) in      lässigt werden, aber auch Kinder und Jugend­              Jugendlichen und ein großes Bad mit zwei
Erzieher*innen zwei Dienste: Da ist zum einen     Nacht alleine gelassen und können sich sicher     Jugendlichen bewerkstelligen zu können, gibt      Saarbrücken, die die jungen Leute speziell auf    liche, die mit ihren Eltern große Konflikte aus­          separaten Toiletten und Duschen. In unserem
der so genannte Zwischendienst von 9.30 Uhr       sein, dass rund um die Uhr immer ein Erwach­      es den Zwischendienst.                            die Arbeit in der Jugendhilfe vorbereitet und     tragen und wo ein Zusammenleben in der                    Haus haben jedes Kind und jeder Jugendliche
bis 17.30 Uhr und dann gibt es zum anderen        sener für sie da ist.                                                                               ausbildet.                                        Familie vorerst nicht mehr möglich ist.                   sein eigenes Zimmer, das diese nach ihrem
noch den Nachtdienst, der um 11.30 Uhr                                                                Leider ist es manchmal nicht möglich einen                                                                                                                  Geschmack einrichten können. Ein Zimmer
beginnt und erst am nächsten Tag um 12.15            Am nächsten Morgen wecken wir die Kin­         zweiten Erzieher oder eine zweite Erzieherin        Als Persönlichkeitsvoraussetzungen für die­        Oft haben die Kinder und Jugendlichen kei­             bleibt immer frei, falls wir ein Kind notfallmä­
Uhr endet. Allerdings ist es oftmals notwen­      der und Jugendlichen und frühstücken mit          im Zwischendienst einzuplanen, z. B. wegen        sen Beruf sind viel Geduld, Durchsetzungsver­     ne Struktur im Lebensalltag erlebt und waren              ßig in Obhut nehmen müssen.
dig, Arbeitsbeginn und ­ende auf Grund von        ihnen. Manche müssen noch daran erinnert          Urlaub oder wenn jemand aus dem Team              mögen, Verständnis, Empathie, Spontaneität,       schließlich ganz auf sich selbst gestellt. Dies
externen Terminen, die manchmal erst recht        werden, ihre Morgenhygiene zu machen und          krank wird. Dann arbeitet eine Person alleine     Offenheit, Flexibilität und vor allem eine gro­   kann mehrere Gründe haben, wie z. B. der                  Was sind besondere pädagogische Heraus­
kurzfristig bekannt werden, flexibel zu gestal­   alle ihre Schulsachen mitzunehmen. Sind alle      mit allen neun Kindern und Jugendlichen. Und      ße Portion guter Laune hilfreich.                 Verlust eines Elternteils durch Tod, Trennung             forderungen in Deiner Arbeit?
ten.                                              Kinder in der Schule, beginnt für uns die Ver­    dafür muss man persönlich und fachlich ganz                                                         oder Scheidung; aber auch die Tatsache, dass                 Zunächst einmal geht es darum, allen
                                                  waltungsarbeit. Wir rechnen unsere diversen       schön fit sein.                                      Die Ausbildung gibt einem nur die Grundla­     Eltern keine Verantwortung mehr für sich sel­             unterschiedlichen Kindern und Jugendlichen
   Zu Beginn des Nachtdiensts findet ein halb­    Kassen ab, füllen Formulare aus, schreiben                                                          gen als Werkzeuge an die Hand. Man darf in        ber und dadurch auch nicht mehr für ihre Kin­             gerecht zu werden und niemanden zu ver­
stündiges Übergabegespräch mit der Kollegin       Entwicklungsberichte, vereinbaren Termine         Wie wird man eigentlich Erzieher*in? Was          dem Beruf nie stehen bleiben und muss sich        der übernehmen können; beispielsweise,                    nachlässigen. Wir sagen dazu: „Wir holen
bzw. mit dem Kollegen statt, die/der zuvor im     oder nehmen welche wahr. Auch Großeinkäu­         sind die Voraussetzungen für diesen Beruf?        immer wieder selbst weiterbilden und sich         wenn ein Elternteil körperlich oder psychisch             jedes einzelne Kind und jeden einzelnen
Nachtdienst gewesen war. Anschließend wird        fe werden häufig in dieser Vormittagszeit erle­   Und fühlst Du Dich durch die Ausbildung           über die aktuellen Situationen informieren.       schwer krank wird. Dann gibt es auch vor                  Jugendlichen dort ab, wo es oder sie oder er
das Mittagessen gekocht und mit den Kindern       digt. Um 11.30 Uhr ist dann das Übergabege­       gut auf die Praxis vorbereitet?                   Denn die Kinder und Jugendlichen, die heute       allem bei Jugendlichen solche, die psychologi­            steht“. Daneben sind auch die Konflikte der
gemeinsam gegessen. Nach dem Mittagessen          spräch mit dem nächsten Nachtdienst.                 Staatlich anerkannter Erzieher*in ist ein      zu uns kommen, haben ganz andere Bedürf­          sche Hilfe brauchen, die Drogen konsumieren               Kinder und Jugendlichen immer wieder
hat jeden Tag ein anderes Kind oder ein ande­                                                       Ausbildungsberuf. Die Ausbildung erstreckt        nisse, Themen und Probleme als die Kinder         oder die sich selber nicht unter Kontrolle                besondere Herausforderungen. Auch jedem
rer Jugendlicher Küchendienst. Das heißt die­        Der beschriebene Ablauf stellt nur einen       sich über vier Jahre und gliedert sich in das     und Jugendlichen, die vor zehn Jahren zu uns      haben, häufig ein Thema mit Aggressionen                  bei seinen unterschiedlichen Problemen wei­
se Person reinigt die Töpfe, füllt das übrig      groben Rahmen dar. Nicht zu unterschätzen         einjährige schulisch begleitete Vorpraktikum,     gekommen sind. Also macht viel von unserem        haben und dadurch sehr auffällig werden.                  terzuhelfen und den Kindern und Jugendli­
gebliebene Essen in Schüsseln um und wischt       sind dabei jedoch die Themen und Situatio­        die zweijährige fachschulische Ausbildung,        beruflichen Können nicht nur die Ausbildung       Auch solche jungen Menschen leben bei uns                 chen Alltagsstrukturen zu vermitteln, sind
den Esstisch sauber; auch der Boden im Ess­       nen, die die Kinder und Jugendlichen selber       inklusive drei Praktika und dem anschließen­      sondern auch die langjährige Erfahrung aus.       in den Wohngruppen.                                       nicht in jedem Fall einfache Aufgaben. Auch

EuWiS 11/2020 | 12                                                                                                                                                                                                                                                                          EuWiS 11/2020 | 13
N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland N Bildu g. Weiter de ke ! - FEEDBACK Zeitung "Erziehung und Wissenschaft im Saarland" des Landesverbandes der GEW im DGB - GEW Saarland
Sie können auch lesen