WG-Nachrichten 2017 - WG-Ehemalige
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Ehemaligenverein Inhalt Vorwort .................................................................................................................................................................................. 3 Hinweis zur Beitragszahlung ....................................................................................................................................... 4 Einladung zum Ehemaligentreffen am 09.02.2018 ............................................................................................ 5 Programm der Abiturentlassungsfeier 2017 ........................................................................................................ 6 Glü ckwü nsche des Schulleiters an die Abiturientia 2017 ............................................................................... 7 Festrede des Ersten Vorsitzenden Holger Thies zur Entlassung der Abiturientia 2017 ..................... 8 Abiturjahrgang 2017 ....................................................................................................................................................... 15 Abschied von Schulleiter Gerhard Thamm van Balen ...................................................................................... 17 Volker Ovelgö nne wird neuer Schulleiter .............................................................................................................. 20 Professor Ernst‐August Roloff verstorben ............................................................................................................ 22 Prof. Ernst‐August Roloff: „Wir sind die Niedersachsen …“ ........................................................................... 24 Prof. Dietrich von der Oelsnitz: Denken und entscheiden Menschen rational? ..................................... 25 Jens Pü hn: Anmerkungen zur niedersä chsischen Schulpolitik .................................................................... 29 Kooperation mit dem Herzog‐Anton‐Ulrich‐Museum ...................................................................................... 33 Kultusministerin Frauke Heiligenstadt zu Besuch im WG .............................................................................. 34 Christian Kupka einer der besten Chemieschü ler Deutschlands .................................................................. 35 Kunst und Karneval: Besuch im Schoduvel‐Zentrum ........................................................................................ 35 Vortrag von Dr. Henning Horstmann ü ber Tacitus‘ Agricola ......................................................................... 36 Schach‐Mä dchen der Schule sind Niedersachsen‐Meister .............................................................................. 37 Athens Metamorphosen – Leonard Meschters letzter Streich ...................................................................... 39 Physikkurse erkunden das kü nftige Endlager “Schacht Konrad“ ................................................................. 39 Eintracht‐Fußballer zu Besuch am Wilhelm‐Gymnasium ............................................................................... 40 “Wir Gemeinsam“ – Projektwoche und WG‐Party in der Stadthalle ........................................................... 42 “Reformation 1517‐1617“ – WG‐Schü ler als Austellungsvermittler .......................................................... 45 Impressum ............................................................................................................................................................................ 45 Treffen der “Goldenen Abiturientia“ 1967 im Wilhelm‐Gymnasium ......................................................... 46 Beitrittserklä rung / Adressä nderung / Einzugsermä chtigung .................................................................... 47 Kontaktdaten des Vorstandes ..................................................................................................................................... 48 In eigener Sache In diesem Jahr konnten die WG‐N leider nicht mehr vor dem Weihnachtsfest erscheinen. Um kü nftig wieder ein pü nktliches Erscheinen zu erreichen, suchen wir Ehe‐ malige, die uns bei der Erstellung der WG‐N behil lich sein mö chten! 2 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Ehemaligenverein Vorwort: Liebe Mitglieder, mierten Autokraten haben Konjunktur, und liebe Freunde und Fö rderer, viele Menschen folgen Ihnen. Wie lä sst sich demgegenü ber ein Verantwortungsbewusst‐ als der Verfasser dieses Vorwort schreibt, sein bilden, das in der eigenen Person ver‐ leuchten die Adventskerzen der Weihnacht wurzelt ist? entgegen. Adventszeit: in weiten Teilen der Sehnsü chte und Wü nsche sind die stä rksten Welt eine Zeit der Besinnlichkeit und der Nachdenklichkeit. Auch in diesen modernen Triebfedern des Lebens. Enden sie bei der Zeiten kann das Nachdenken ü ber das Wesen Selbstoptimierung oder kö nnen sie die eige‐ des Menschen, die Auseinandersetzung mit nen Grenzen transzendieren? den grundsä tzlichen Fragen uns wertvolle Was bedeutet das aristotelische Menschen‐ Orientierung im Alltag des Miteinanders ge‐ bild fü r den Umgang mit Verä nderungen? ben. Gleich ob in Schule, Beruf oder in der Damit das Gefü ge nicht gä nzlich erstarrt, Familie. Wenn es um Fragen der Miteinanders kommt auf alle die Aufgabe zu, andere Wege geht, muss man nichts Neues er inden, son‐ aufzuzeigen, Tabus zu brechen und einen dern sich rü ckbesinnen auf die geistigen Wur‐ strukturellen Umbau zur Neuorientierung zeln der eigenen Kultur. Der Kern des abend‐ zu nutzen. lä ndischen Wertedenkens ist die kritische Die Antworten auf diese Fragen, die jeder und Selbstprü fung und das gemeinsame Ringen jede von uns selbst zu geben hat, fü hren ins um den richtigen Weg. Beispielsweise lohnt Zentrum des Menschenbildes, das also kein sich ein Blick auf die vier kantischen Fragen, abstraktes Konstrukt darstellt, sondern ent‐ wenn Fü hrungskrä fte einen Kompass suchen, scheidende Lebenshaltungen und ‐situationen um ihre Teams auf Erfolgskurs zu halten. prä gt. Wer akzeptiert, dass jeder die genann‐ „Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was ten Fragen fü r sich beantworten muss, kann darf ich hoffen? Was ist der Mensch?“, so lau‐ sich selbst nur als verantwortungsvollen Men‐ ten die berü hmten vier Fragen Immanuel schen begreifen. Denn die Wü rde des Men‐ Kants, die einen Rahmen von außergewö hn‐ schen ebenso wie die demokratische Grund‐ licher Aktualitä t beschreiben: ordnung sind die Voraussetzung fü r die freie Das in der Welt verfü gbare Wissen wä chst Entscheidung jedes einzelnen in diesen ele‐ exponentiell, wird aber je leichter digital mentaren Fragen. Daraus entsteht eine Ver‐ zugä nglich, um so schwerer in seiner Vali‐ p lichtung: Wer die Welt erkennen und gestal‐ ditä t erkennbar. Was gibt noch Orientie‐ ten will, muss sich fü r die zugrunde liegenden rung? Werte einsetzen. Es gilt, sie zu kennen, sie vor Imperative von demokratisch nicht legiti‐ dem Hintergrund heutiger Fragen zu diskutie‐ WG-Nachrichten 2017 3
Ehemaligenverein ren und sie mit Engagement und Uberzeugung erscheinende Augabe der WG‐N zu leben. in der Hand. Sie kommt etwas spä ter als ge‐ wohnt, weil Krankheit und beru liche Anforde‐ Dabei geht es um eine positive und zupacken‐ rungen auch in der Redaktion mal zu Planä n‐ de Herangehensweise. Denn Zukunft ist nicht derungen fü hren. So begrü ßen wir Sie zum Schicksal, sondern beinhaltet einen Auftrag zur Jahresanfang 2018! Gestaltung. Die Kraft dazu erwä chst aus dem Kompass unserer Werte und einer in histori‐ Ich danke allen, die zur Erstellung dieses Ma‐ scher Erfahrung wurzelnden Zuversicht, ge‐ gazins beigetragen haben und auch andere Ak‐ paart mit Mut zur Verä nderung. Dazu mö chte tivitä ten des Ehemaigenvereins unterstü tzten. ich heute anregen. Inhaltliche Anknü pfungs‐ Ich wü nsche Ihnen, liebe Freunde, dass Sie – punkte inden wir alle bei der Auseinanderset‐ angeregt durch unser Magazin und unsere an‐ zung mit dem Populismus und unseren demo‐ deren Beiträ ge in Gesprä chen – miteinander kratischen Grundü berzeugungen ebenso wie und fü r sich – Antworten auf die Fragen Imma‐ bei Fragen nach unserer deutschen und euro‐ nuel Kants inden, nicht nur in intellektuellen pä ischen Identitä t oder auch bei den Heraus‐ Diskussionen, sondern auch im konkreten ver‐ forderungen der Digitalisierung. bindlichen Leben! Heute, liebe Freunde, haben Sie die jä hrlich Herzlichst, IhrHolger Thies Hinweis zur Beitragszahlung Wir bitten pü nktlich zum Jahresbeginn um Zahlung des Mitgliedsbeitrags fü r 2018. Der Mindestbeitrag beträ gt zur Zeit 25 €. Die Zahlung von 30 € oder mehr sichert den Versand der WG‐N auf dem Postwege. Unsere Bankverbindung lautet: IBAN: DE39 2501 0030 0044 5673 06 BIC: PBNKDEFF Geldinstitut: Postbank Hannover Alle Auszubildenden und Studierenden, die im Jahr 2016 ihre Ausbildung abgeschlossen haben und deren Beitragsfreiheit damit endet, mö chten wir daran erinnern, kü nftig ihren Beitrag zu entrichten. Der Aufnahmeantrag auf Seite 47 kann auch fü r eine Einzugsermä chtigung genutzt werden. 4 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Ehemaligenverein Ehemaligentreffen 2018 am Freitag, den 09. Februar 2018 Liebe Ehemalige, im Namen des Vorstands lade ich Euch und Sie herzlich zu unserer Mitgliederversammlung und zum anschließenden Beisammensein am Freitag, den 09.02.2018, um 19.00 Uhr in die Aula des Wilhelm‐Gymnasiums ein. Wir freuen uns auf zahlreiche Gä ste. Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen! Tagesordnung: 1. Musikalischer Auftakt 2. Begrü ßung, Feststellung der Beschlussfä higkeit 3. Genehmigung der Tagesordnung 4. Gedenken an die Verstorbenen 5. Informationen aus der Schule 6. Kurzbericht des Vorsitzenden 7. Musikalisches Zwischenspiel 8. Bericht des Kassenwarts und der Kassenprü fer 9. Entlastung des Vorstandes 10. Neuwahl des Vorstandes 11. Verschiedenes 12. Musikalischer Abschluss Fü r die musikalische Umrahmung unserer Versammlung sorgen die Niedersaxofoniker mit Hanns Wilhelm Goetzke. Anschließend gemü tliches Beisammensein bei Speis und Trank; nach Verlassen der Schule Fortsetzung des Treffens im Magniviertel. Hinweis: Wenn sich die Jubilä umsjahrgä nge 1993 und 1968 zur Feier des 25. bzw. 50. Jahrestags ih‐ rer Abiturentlassung treffen mö chten, sind sie herzlich willkommen zur Schulentlassungs‐ feier am 22.06.2018. Bitte melden Sie / meldet die Teilnehmerzahlen bei der Schulleitung! Ferner bieten sich die verkaufsoffenen Wochenenden vom 05./06.05. und vom 29.09/ 30.09.2018 fü r Jahrgangstreffen weiterer Jubilä umsjahrgä nge an. Mit besten Wü nschen fü r eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gesundes, neues Jahr! Der Vorstand gez. Dr. Jan Kä mpen WG-Nachrichten 2017 5
Verabschiedung der Abiturienten W ‐G F A 16. J 2017 “Viva la vida” ▪ WG CANTORUM Mittelstufenchor der Chorklasse Wiebke Niebuhr, Leitung Abiturientia 2017 Begrü ßung ▪ Herr Propst Reinhard Heine Kirchengemeinde St. Aegidien Herr Gerhard Thamm van Balen Schulleiter “Rondo in G“ ▪ Stefan Peiner, Orgel J. Bull Abiturientia 2015 Grußworte ▪ Herr Jö rg Wallner Schulelternrat Frau Sabine Herrmann Fö rderverein “Greenslesves“ ▪ Ruta Kauschke, Harfe Volkslied Abiturientia 2017 Festansprache ▪ Herr Holger Thies Vorsitzender des Ehemaligenvereins, WG‐Abiturient 1982 “Abi‐Rede“ ▪ Lina Kasties, Ruta Kauschke und Linus Becker Abiturientia 2017 “Vois sur ton chemin“ ▪ Abi‐Chor und “Irischer Segen“ Abiturientia 2017 Verabschiedung und ▪ Aushä ndigung der Zeugnisse “Trumpet Fanfare“ ▪ Stefan Peiner, Orgel J.J. Mouret Abiturientia 2015 6 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Verabschiedung der Abiturienten Rede des Schulleiters Gerhard Thamm van Balen Herzlich willkommen zu dieser Feierstunde dafü r, dass wir mit unserer Schulgemeinschaft am Ende des Schuljahrs 2016/2017, das einst wiederum in der St. Aegidien‐Kirche zu Gast in weiter Ferne lag und nun schon fast vergan‐ sein dü rfen. Ebenso herzlich danke ich Herrn gen ist. Binder von der Katholischen Kirchengemein‐ Ich begrü ße unsere Absolventinnen und Ab‐ de St. Aegidien, der uns immer mit großer solventen, ich begrü ße die Eltern und Fami‐ Freundlichkeit unterstü tzt – Herzlichen Dank lienangehö rigen. Herrn Binder! Ich begrü ße Herrn Propst Heine, den Leiter In einem Raum, in dem die Menschen oftmals der Kirchengemeinde St. Aegidien. Ich begrü ‐ bei Wendepunkten ihres Lebens zusammen‐ ße Frau Studiendirektorin Anke Rö del, die bis kommen, ist eine Abiturientia gut aufgehoben. zum letzten Sommer den Abiturjahrgang 2017 Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, betreut hat und die ihn seither mit Rat und Tat stehen an einem solchen Wendepunkt. Sie neh‐ begleitet – dies bis in die heutige Feierstunde men heute Ihren Abschied vom Wilhelm‐ hinein. Gymnasium, Abschied vom Dasein als Schü le‐ rin und Schü ler. Etwas Neues beginnt. Ich begrü ße Herrn Jö rg Wallner, den Vorsit‐ zenden des Schulelternrats, Frau Sabine Herr‐ Mein Dank gilt den Eltern fü r die vertrauens‐ mann, Vorsitzende des WG‐Fö rdervereins und volle Zusammenarbeit. Ich danke den Klassen‐ stv. Schulelternratsvorsitzende, und Herrn elternschaftsvorsitzenden, den Mitgliedern in Holger Thies, Vorsitzender des WG‐Ehemali‐ den Gremien, im Fö rderverein, im Ehemali‐ genvereins, der aus der Perspektive der WG‐ genverein. Abiturientia 1982 als Festredner das Wort er‐ Fü r die jahrelange engagierte Arbeit danke ich greifen wird. unserem Kollegium: den Fachlehrerinnen und Weiterhin begrü ße ich das jetzige und das Fachlehrern, den Klassenleitungen, den Tuto‐ ehemalige Kollegium unserer Schule, die an‐ rinnen und Tutoren, den Beteiligten an der wesenden ehemaligen Schü lerinnen und Schü ‐ Abiturprü fung und den Mitgliedern der Schul‐ ler, insbesondere die Abiturientia von 1992, leitung. Mein besonderer Dank gilt den beiden 1967 und 1957. Jahrgangskoordinatorinnen Frau Rö del und Nicht zuletzt begrü ße ich unseren WG‐ Frau P leiderer fü r die fü rsorgliche und um‐ Ehemaligen Stefan Peiner, Abiturientia 2015. sichtige Betreuung des Jahrgangs in der ja im‐ Stefan Peiner ist dabei, den Beruf des Orgel‐ mer aufwä ndigen Abiturprü fung! Dank eben‐ bauers zu ergreifen. Er arbeitet bei der Firma so an Frau P leiderer, Frau Rech und Frau Johannes Klais in Bonn, die auch die Orgel die‐ Reineke fü r die perfekte Prü fungsvorberei‐ ser Kirche erbaut hat. tung und ‐durchfü hrung. Herzlich danke ich der Katholischen Kirchen‐ Alle 111 Prü linge haben die Abiturprü fung gemeinde St. Aegidien und Herrn Propst Heine bestanden und damit die Allgemeine Hoch‐ WG-Nachrichten 2017 7
Verabschiedung der Abiturienten schulreife erworben. Von unseren 111 Abituri‐ Spitzennoten sind aber alle Prü linge wirklich entinnen und Abiturienten haben in diesem anzuerkennen, denn Sie waren sehr ernsthaft, Jahr 42 Prü linge eine 1 vor dem Komma er‐ sehr konzentriert und alle sehr erfolgreich! reicht, das sind 38 %. Die 1,9 wurde sechsmal erreicht, die 1,8 achtmal, die 1,7 achtmal, die Herzlichen Glü ckwunsch zur bestandenen Abi‐ 1,6 sechsmal, die 1,5 dreimal, die 1,4 zweimal, turprü fung! die 1,3 zweimal, die 1,2 viermal, die 1,1 einmal Herzlichen Glü ckwunsch zu Ihrem ganz per‐ und die 1,0 zweimal. Unabhä ngig von diesen sö nlichen Erfolg! Festrede des Ersten Vorsitzenden Holger Thies Liebe Abiturientinnen und Abiturienten! Mei‐ Haben Sie’s erkannt? Viele vielleicht schon. ne sehr verehrten Damen und Herren! Als ich, kaum war es ausgewä hlt, abends heim kam und meine Tochter fragte: „Weißt Du, Was fü r ein schö ner Moment!! Sie haben Ihr was mein Motto fü r die Abiturrede ist: ‚The letztes Schuljahr mit dem Abitur erfolgreich things that make me different …‘“ – da hat sie abgeschlossen! Einige stressige und nervö se gleich ergä nzt: „ … are the things that make Wochen der letzten Prü fungen liegen zurü ck – me.“ und nun ist es geschafft! „Winnie‐the‐Pooh! Hatte ich doch frü her ewig Auch fü r mich ist diese Abschlussfeier ein lange als WhatsApp‐Status! Weißt du das schö ner Moment, denn es ist eine sehr große nicht?”, ergä nzte sie dann noch und ver‐ Freude und Ehre, die ich als Ehemaliger des Wilhelm‐Gymnasiums heute habe, wenn ich zu So ist das mit der kommunikativen Kompe‐ Ihnen spreche. So darf ich Ihnen, liebe Absol‐ tenz und der literarischen Bildung: ihre ( also venten, in aller Namen zu Ihrer Hochschulreife die meiner Tochter ) und meine sind nicht et‐ herzlich gratulieren, voll der Anerkennung wa verschieden groß; sie sind aber vor allem und des Respekts vor der Leistung jedes Ein‐ anders – different eben. zelnen von Ihnen! Und das ist auch gut und richtig so. Denn: Heute, liebe Abiturienten, bekommen Sie nicht „Das was mich anders macht, ist gerade das, nur Zeugnisurkunden und ein wü rdiges Ri‐ was mich ausmacht“, um es mal so mit Win‐ tual – nein, ich mö chte Ihnen auch noch etwas nie‐the‐Pooh zu ü bersetzen. Wir kennen ihn Anderes schenken! Ein Lesezeichen, das ich alle, den Bä ren „mit dem seeehr geringem Ver‐ Ihnen sinnbildlich mitgebe. Es geht natü rlich stand“, wie er es selbst ü ber sich sagte. nicht um dieses hü bsche Stü ck Karton, son‐ Jede der Figuren im „Hundertsechzig‐Mor‐ dern um das, was draufsteht: „The things that gen‐Wald“ hat seine Eigenheiten und trotz – make me different are the things that make oder gerade wegen – dieser mitunter skur‐ me.“ rilen Zü ge ist die positive Kraft der kleinen 8 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Verabschiedung der Abiturienten Gemeinschaft – bestehend aus gegenseitiger gemeinsam haben. Oder vielleicht doch? Hilfe, Freundschaft und Solidaritä t – gerade Riskieren wir einen Blick in die einschlä gigen das, was die Geschichten und das Leben aus‐ Nachschlagewerke: Der Lateiner bezeichnet es macht. Jeder darf sein, wie er ist und gemein‐ als eine Form der Wertschä tzung, Aufmerk‐ sam die Welt entdecken – das macht Spaß. samkeit und Ehrerbietung gegenü ber einem Es gibt dort nie den erhobenen Zeige inger. anderen Lebewesen oder einer Institution. Wenn die Geschichte nun doch einen morali‐ Das ist doch schon mal ein Anfang. Der ver‐ schen Wert vermittelt, dann sind es wohl die mutlich wichtigste Hinweis der reinen Be‐ folgende Botschaften, dass es keine Perfektion griffserklä rungen liegt in der Herkunft des geben kann, weil jeder von uns ä hnlich fehlbar Wortes. Rü cksicht im Sinne von Zurü ckbli‐ ist wie die Protagonisten aus “Pu der Bä r“ und cken beinhaltet zwei Ebenen: es um die Werte von Gemeinsinn und Respekt vor den Eigenarten anderer geht. Ich blicke zurü ck auf bereits Geschehenes. Und – vielleicht noch wichtiger: Ich blicke Respekt? Wie bitte? Ist das nicht eine eben‐ zurü ck zu meinem Gegenü ber, der mich an‐ so antiquierte Tugend wie Gehorsam? So wird blickt. Ahnlich wie beim Grü ßen: Der eine sicher der Eine oder Andere denken. Ein Re‐ grü ßt, der andere grü ßt zurü ck. likt aus vergangenen Zeiten, eine Einschrä n‐ kung der persö nlichen Freiheit gar? Womö g‐ Wenn wir uns jetzt noch vergegenwä rtigen, lich verhä lt es sich genau andersherum. Wir dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das werden sehen … auf den Austausch und das Miteinander in Es besteht vermutlich kein Zweifel daran, dass der Gruppe angewiesen ist – und zwar vor jeder Mensch etwas mit dem Begriff Respekt allem in Bezug auf emotionale Einbindung – verbindet. Fü r die einen ist es ein Lob: „Tolle und Leistung – Respekt!“, so wie ich es Ihnen heu‐ dass der Wunsch nach Anerkennung eines te auch zurufe! Fü r andere eine Aufforderung der wichtigsten Handlungsmotive des Men‐ zu gutem Benehmen: „Etwas mehr Respekt, schen ist, wenn ich bitten darf!“. Manche verstehen dar‐ unter eine Art Ehrerbietung, die man soge‐ dann entwickeln wir bereits eine Ahnung da‐ nannten “Respekts‐Personen“ entgegenbringt. von, warum Respekt eine notwendige Grund‐ Und fü r viele bringt es eine Sorge oder gar lage fü r dauerhaft funktionierende und alle Angst zum Ausdruck: „Vor dem großen Hund / Mitglieder zufriedenstellende Gesellschaften dem Vorstellungsgesprä ch habe ich echt Re‐ ist. spekt.“ Die Crux am Respekt ist nun, dass er im Wan‐ In jedem dieser Fä lle steht Respekt als Syn‐ del der Zeit von seiner eigentlichen Bedeutung onym fü r etwas Anderes. Interessanterweise entfremdet wurde. So landete er schließlich sind nun alle Interpretationen nachvollzieh‐ neben Begriffen wie Gehorsam und Fleiß in bar, obwohl Lob und Furcht nicht wirklich viel der Kellerkiste der ü berholten Tugenden. WG-Nachrichten 2017 9
Verabschiedung der Abiturienten Und da tritt auch die Verbindung von Lob und Das hat sich leider noch nicht ü berall herum‐ Angst zutage; denn besondere Aufmerksam‐ gesprochen, obwohl es sogar im Grundgesetz keit wird Außergewö hnlichem zuteil, sei es steht: Die Wü rde des Menschen ist unantast‐ außergewö hnlich gut – wie bei Ihnen – oder bar. Dahinter verbirgt sich die grundsä tzli‐ eben außergewö hnlich (ehr)furchtein lö ßend. che Gleichwertigkeit und bedingungslose An‐ erkennung des Rechts auf freie Entfaltung. Ein ebenfalls viel zu eindimensionales Bild von Respekt offenbaren all jene Mitmenschen, Und genau das bedeutet Respekt!! Ich sehe die – mit stolzgeschwellter Brust oder blond‐ und erkenne dich als Menschen mit eigenen gescheitelter Haartolle – folgende Botschaft Gefü hlen, Bedü rfnissen, Wü nschen und weiß, vor sich hertragen: „Mir gebü hrt Respekt, weil dass deine Belange ebenso relevant sind wie ich es im Leben zu etwas gebracht habe. meine. Ganz egal, ob sie meinen ä hneln oder Schaut nur, wie erfolgreich ich bin!“ nicht. Ganz egal, ob du mir ä hnelst oder nicht. Diese Haltung indet sich zuweilen bei Unter‐ Der Philosoph Kant brachte es mit seinem ka‐ nehmern, Sportlern, hochstehenden Politikern tegorischen Imperativ bereits im 18. Jahrhun‐ oder anderen Supertalenten. Tatsä chlich ha‐ dert auf den Punkt: „Handle stets so, dass die ben diese Menschen im weitesten Sinne Gü ter Maxime deines Willens jederzeit zugleich als akkumuliert, materielle Werte wie Geld, Im‐ Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gel‐ mobilien, Auszeichnungen oder anderes. Dies ten kö nnte.“ Das meint auch: Beanspruche fü r alles sind – sagen wir es mal so – Insignien dich nur, was du anderen im selben Maße zu‐ des „ä ußeren“ Erfolgs, die in vielen Gesell‐ gestehst. Gleiches Recht fü r alle! Menschen zu schaften oft zugleich mit Macht und Ein luss respektieren heißt also, sie bedingungs‐ und verknü pft sind. Natü rlich ist es beachtlich und ausnahmslos als gleichwertig anzuerkennen. zuweilen sogar bewundernswert, wie hart je‐ Das gilt fü r Freund und Feind. Respekt ge‐ mand lernt, arbeitet oder trainiert, um sein bü hrt ihnen allen! Ziel zu erreichen. Und selbstverstä ndlich hat Natü rlich liegen uns manche Menschen mehr, er oder sie dafü r Anerkennung verdient. andere dagegen gar nicht. Zum Beispiel, weil Und Respekt? Durchaus, aber nicht mehr als sie rassistische Ansichten vertreten oder sich er jedem anderen auch gebü hrt, und zwar in unfair oder gar gewalttä tig verhalten. Doch demselben Maße – auch wenn er sich lieber auch hier gilt: Respekt. Verachtenswert sind seinen Kindern, seiner Charakterbildung, be‐ die Ansichten und die Taten – aber niemals dü rftigen Menschen oder dem Mü ßiggang der Mensch. Ja – das ist zuweilen nicht einfach. widmet. Aber das Anrecht auf Respekt ist nicht ver‐ handelbar. Was natü rlich nicht heißt, dass Denn ein Mensch ist ein Mensch. Ganz unab‐ man Unrecht tolerieren muss! hä ngig von seinem Außeren, seinen Fä higkei‐ ten, seinem Charakter, seinen Vorlieben. Wir So weit – so gut! Aber warum genießt der Be‐ sind nicht alle gleich ( zum Glü ck! ). Aber wir griff Respekt ein so schlechtes Image? sind alle gleichwertig. Ausnahmslos. Vermutlich hat zur Degradierung des Re‐ 10 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Verabschiedung der Abiturienten spekts auch beigetragen, dass wir Menschen fü r bare Mü nze nehmen. In Bezug auf Respekt uns ü ber Jahrhunderte vorbehaltlos an klassi‐ ist die Entwicklung eine echte Chance, dann schen Autoritä ten wie Priestern, Landesfü r‐ nä mlich, wenn Respekt immer weniger an eine sten – oder, etwas moderner – Arzten, Leh‐ Funktion geknü pft ist, sondern immer stä rker rern, Politikern oder Managern orientiert ha‐ an die Person selbst. ben. Erst in den letzten Jahrzehnten ist eine Denn, dass es nach wie vor Vorbilder braucht, gesunde Skepsis der Menschen gegenü ber die‐ ist wohl unbestritten. Hier kommt ein anderer, sen sogenannten Respekts‐Personen gewach‐ oft verkannter beziehungsweise missverstä nd‐ sen. Das basiert unter anderem auf der Erfah‐ lich genutzter Begriff ins Spiel: Autoritä t. rung von Machtmissbrauch in unterschied‐ lichsten Ausprä gungen. Wahre oder natü rliche Autoritä t beruht nicht auf einem Machtgefä lle oder einer zwanghaf‐ In vielen Zusammenhä ngen gibt es zwar im‐ ten Konstruktion, in der ein Mensch dem ande‐ mer noch einen Vorschuss an Respekt bezie‐ ren ausgeliefert ist, sondern ebenso wie Re‐ hungsweise Vertrauen aufgrund der Position, spekt auf der grundsä tzlichen Anerkennung die jemand bekleidet, etwa dem Arzt oder von Gleichwertigkeit. Eine Respektsperson dem Trainer gegenü ber. Das ist im Grunde oder natü rliche Autoritä t besticht durch Inte‐ auch gut so. Aber wenn die Beweisfü hrung gritä t, Wahrhaftigkeit und Konsistenz und be‐ ausbleibt, wenn die erwartete Leistung nicht indet sich immer auf Augenhö he mit ihren erbracht wird, die Rolle nicht ausgefü llt wird, Mitmenschen. ist der Vertrauens‐Bonus schnell verspielt. Jemand, der ü ber natü rliche Autoritä t verfü gt, Ein Grund dafü r: die Demokratisierung und universelle Verfü gbarkeit von Wissen. Lä ngst lö ßt anderen nicht absichtlich Angst ein. Er leben wir in einer Gesellschaft, in der Wissen bricht nicht ihren Willen; er unterdrü ckt oder nicht mehr einer Bildungselite vorbehalten ist, erniedrigt sie nicht. auf deren Urteil man sich verlassen muss. All diese Methoden von Machtmissbrauch las‐ Dieser Umstand ist durchaus begrü ßenswert, sen sich vorzugsweise bei Menschen beobach‐ fü hrt er doch zu mehr Mü ndigkeit der Bü rger. ten, die nicht ü ber natü rliche Autoritä t, son‐ Das Fakten‐Wissen selbst ist dabei nicht wirk‐ dern vielmehr ü ber ein ü bersteigertes Gel‐ lich das Problem – man muss nur wissen, wie tungsbewusstsein verfü gen. Ein Blick in die und wo, und man kann es sich beschaffen. Historie und deren grö ßte Despoten gibt da Aber gerade da zeigt sich das Problem: gute Hinweise. Bedauerlicherweise hä lt auch Wie sind die Zusammenhä nge? Wie ordne ich die Gegenwart geeignete Beispiele bereit: das? Wie differenziere ich? Menschen mit besonderem Geltungsbedü rfnis erhalten zur Zeit regen Zuspruch. Warum Auch wenn bei der Komplexitä t einige Men‐ bloß? schen Schwierigkeiten haben, Quellen zu be‐ urteilen und jedes geschriebene Wort – unab‐ Ein Grund fü r diese Entwicklung kö nnte das hä ngig vom Absender und dessen Motiven – subjektive Gefü hl von steigender Unsicherheit WG-Nachrichten 2017 11
Verabschiedung der Abiturienten sein. Komplexe Entwicklungen wie die Globa‐ Glü ck bilden sie nur eine Minderheit. lisierung, Brexit und Grexit, Erderwä rmung, Also: Der Wunsch nach Anerkennung und weltweite Unruhen sowie terroristische An‐ Wertschä tzung ist rein menschlich und uns schlä ge, die uns tagtä glich in den Medien prä ‐ allen gemein. Denn wer nie von seiner Um‐ sentiert werden. All das hinterlä sst deutliche welt gespiegelt bekommt, dass er wertvoll ist, Spuren in unseren Gemü tern. Zudem scheint kann schwerlich ein solides Selbstbewusst‐ alles immer schneller und damit unü bersicht‐ sein au bauen und innere Zufriedenheit ent‐ licher zu werden: technische Entwicklungen, wickeln. Wer keinen Respekt erfä hrt, kann hä u ige Wohnort‐ und Berufswechsel, sogar auch keinen zollen. Weder anderen noch sich das Ver‐ und sich wieder Entlieben. Kaum selbst. Wenn ich mich selbst stä ndig infrage noch etwas hat dauerhaften Bestand. Und stelle, tun es erstens auch andere – denn ich obendrein bescheren uns neue Kommunika‐ strahle diese Unsicherheit aus –, und ich tue tionsmedien eine stä ndige Verfü gbarkeit, de‐ es auch mit anderen. Und: Je weniger ich mich ren Sog man sich nur schwer entziehen kann. selbst anerkenne, desto stä rker suche ich Sie forcieren neue, oft unpersö nlichere For‐ nach Bestä tigung von außen. Meine Stä rke, men des Mit‐ oder eher Nebeneinanders. meine Zuversicht, mein Lebensmut speisen Das ist fü r nicht Wenige ein bisschen zu viel sich dann nicht aus mir selbst, sondern aus an Verä nderung; und da Verä nderung tenden‐ dem Urteil meiner Umwelt. Wehe, wenn es ziell verunsichert, sehnen sich immer mehr dann nicht kommt … Menschen nach Bestä ndigkeit und Gewohn‐ Demnach ist es von elementarer Wichtigkeit, tem. dass ich mich selbst respektiere, das heißt Das ist die eine Seite des Dilemmas, die ande‐ mich ehrlich erkenne, anerkenne und akzep‐ re ist: Verunsicherung liefert den perfekten tiere – mit all meinen guten und weniger gu‐ Nä hrboden fü r machthungrige Despoten und ten Seiten. So wie es Winnie‐the‐Pooh uns sogenannte “starke Mä nner“. Denn diese besit‐ vormacht. zen anscheinend das nö tige Durchsetzungs‐ Denn nur, wenn ich ein ehrliches Selbstbild vermö gen, um Stabilitä t und damit Sicherheit habe und dieses mit allen Facetten aner‐ zu garantieren. kenne, kann ich mich selbst wertschä tzen Natü rlich darf man das nicht verallgemeinern, und auch andere Menschen vorbehaltlos als und nicht jeder mit angekratztem Selbstwert‐ gleichwertig anerkennen. gefü hl ist auf dem Weg zum Despoten. Aber Hier, meine Damen und Herren, schließt sich vermutlich kennt jeder aus dem eigenen Um‐ der Kreis zur natü rlichen Autoritä t: Jemand, feld cholerische Chefs oder ( sinnbildlich ) der sich selbst wertschä tzt, innere Zufrieden‐ rohrstockschwingende Lehrer, die außer einer heit erlebt und seinen Selbstwert nicht an Ma‐ Bereitschaft zum Strapazieren der Stimmbä n‐ teriellem festmacht, der fordert keinen Re‐ der und der Fä higkeit, anderen Angst einzu lö ‐ spekt fü r sich ein – aber er erhä lt ihn. Denn ßen ü ber wenig Kompetenz verfü gen. Zum Menschen, deren Stä rke sich aus ihrem Inne‐ 12 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Verabschiedung der Abiturienten ren speist, sind weitestgehend unabhä ngig Und andersherum: Wer seinen Mitmenschen vom Urteil anderer. Sie meinen nicht nur, ehrlichen Respekt entgegenbringt, sie als voll‐ was sie sagen, sie tun es auch – und ü berneh‐ wertige Menschen und nicht nur als Vasallen men die Verantwortung fü r ihr Handeln. Und anerkennt, schafft die beste Voraussetzung sie sind bereit, sich immer wieder zu hinter‐ fü r engagierte und motivierte Teammitglie‐ fragen und sich auch immer wieder in Rela‐ der, die viel Eigeninitiative zeigen und gerne tion zu ihrer Umwelt zu setzen. Verantwortung ü bernehmen. Das gilt im Be‐ Hier sind wir angelangt beim wichtigen Punkt. ruf – im Privaten – und ebenso in der Schule. Dem Unterschied zwischen Respekt und Ge‐ Wir erinnern uns: Niemand kann fü r sich al‐ horsam: Denn eine natü rliche Autoritä t bekä ‐ leine leben, auch wenn manche es sich wü n‐ me den Respekt ungefragt und unaufgefor‐ schen mö gen. Der Mensch ist ein soziales We‐ dert. Verbirgt sich hinter der Forderung nach sen. Ohne Austausch mit anderen verkü m‐ Respekt aber die Anweisung: „Ich will, dass du mert er. Aber am Austausch mit anderen ver‐ mir bedingungslos folgst, nicht selber denkst!“ zweifelt er auch oft. Zuweilen ist es gar keine Dann das ist eben kein Respekt, sondern blin‐ bö se Absicht, sondern fehlende Aufmerksam‐ der Gehorsam. keit: Weil wir abgelenkt sind, unkonzentriert Gehorsam ist ein Verhalten, eine Reaktion, fü r oder einfach ü berlastet, bleibt kein Raum, um die ich mich – mehr oder weniger freiwillig – das Gegenü ber als Menschen wahrzunehmen. entscheide. Wir bemerken nur das fü r uns im Moment Stö rende und reagieren unwirsch. Respekt dagegen ist eine Haltung, er ist fest verankert in mir und kann nicht an‐ und aus‐ Wie man es also dreht und wendet: Respekt geschaltet werden. ist die wesentliche Grundlage fü r den Fortbe‐ stand unserer Gesellschaft. Zumindest, wenn Ja: Haltung ist gefragt! Schon Kant wusste: Im diese fü r alle Menschen gleichermaßen zufrie‐ Leben zä hlen nicht nur die Taten, sondern denstellend beschaffen sein soll. Einstellungen und Werte – ergo: die Haltung, die hinter den Taten steht. Wie also lä sst sich mehr Respekt erzeu‐ gen? Gute Frage! Um nicht zu sagen: Das ist Die meisten unter uns erkennen schnell die die entscheidende Frage. Die Antwort fü hrt Motivation ihres Gegenü bers: Nimmt er mich uns zur Keimzelle der Gesellschaft, der Fa‐ ernst als Mensch oder will er nur, dass ich milie … mö glichst produktiv bin und ansonsten mei‐ nen Mund halte? Wer dann auch noch von an‐ Respekt muss vorgelebt werden, und er muss deren einfordert, was er selbst nicht vorlebt – erfahren werden, um gezeigt werden zu kö n‐ zum Beispiel Verlä sslichkeit, Pü nktlichkeit – nen. Und das beginnt im Prinzip mit dem er‐ muss sich nicht wundern, wenn in seinem sten Tag des Lebens. Denn Respekt ist nicht Umfeld „Null Bock“, innere Kü ndigung oder angeboren – was vieles erleichtern wü rde –, große Fluktuation herrschen. sondern muss und kann erlernt werden. WG-Nachrichten 2017 13
Verabschiedung der Abiturienten Was gehö rt dazu? Dazu gehö rt, dass man auf ge, was denn Respekt ü berhaupt sei, lä sst sich Augenhö he spricht, die Leistungen des ande‐ festhalten: Respekt ist keine Eingrenzung un‐ ren anerkennt und aufrichtig ist. serer persö nlichen Freiheit, sondern ganz im Gegenteil die Voraussetzung dafü r. Denn nur Es ist also der Versuch, verstehen zu wollen, eine von Respekt getragene Gesellschaft lä sst was den anderen zu seinen Ansichten und allen Menschen den Raum, sich zu entfalten – Handlungen veranlasst hat. ohne die Persö nlichkeit der anderen zu ver‐ Ohne gleich zu urteilen, was falsch oder richtig letzen. oder eben anders ist. Anders aussehen zum „Die Dinge, die mich anders machen, sind die Beispiel. Anders glauben. Anders lieben. An‐ Dinge, die mich ausmachen“, sagte Puh der Bä r ders denken – wie Pu der Bä r. zu Beginn meiner Ansprache. Das gilt – wie Dass wir unaufmerksam sind! Das fä ngt schon gesagt – auch fü r das Gegenü ber. auf der Straße an, wo man einander – leider – Meine sehr verehrten Damen und Herren, lie‐ nicht mehr grü ßt. be Abiturienten, ein letztes Mal will ich mit Also, es gibt noch viel zu tun – aber es gibt vor dem kleinen Bä ren, dessen Weisheiten wohl allem auch viel Hoffnung. Denn mit Blick auf zeitlos sind, sagen: Bleibt respektvoll, achtsam die ganz zu Anfang dieser Rede gestellte Fra‐ und p legt Eure Eigenarten! Be different! Abirede der Abiturientia 2017 Die Rede der Abiturientia 2017 lag uns bis zur Drucklegung der WG‐N nicht vor. Foto: Larissa Schrö ter 14 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Verabschiedung der Abiturienten Abitur‐Jahrgang 2017 Abbas Elnakady, Sussan Hagelstein, Jannik Lu, Lin Akgü l, Ali Necmeddin Hamer,Niklas Lubkowitz, Magnus Asmiraslanow, Lamiye Hartfeldt, Dominik Maier, Ann‐Sophie Antunovic, Darius Hartmann, Alex Matthies, Katharina Balzer, Marie‐Evangeline Heck, Kilian‐Maurice Meier, Jasper Felix Bä tge, Mona Heinkele, Helena Meier, Monty Lukas Bayrak, Emre Can Herrenkind, Fynn Erik Mengedoht, Miriam Becker, Linus Albert Hirschler, Elisabeth Meschter, Leonard Pascal Behme, Mareike Hö ft, Nicklas Hans Meßner, Julia Sophie Belichenko, Nataliya Horoba, Charleen Mier, Leon Merlin Berkefeld, Finnja‐Marie Hunholz, Gianna Patricia Mildner, Moritz Blonsky, Leon Jacksteit, Lennart Mö nnich, Lennart Bock, Kimberly Kalogeroudis, So ia Katarina Mü ller, Julia Borchers, Lennart Hans Kaminski, Fabienne Nehring, Theresa Bost, Sarah Kant, Amelie Niebuhr, Wiebke Marleen Brandt, Louisa Kasties, Lina Ott, Paula Bremers, Frauke Kauschke, Ruta Pangritz, Peer Caplan, Felicia Klute, Leander Partington, Colin Czaja, Alexander Koch, Julia Peiner, Richard Jochen Damm, Simon Florian Kö hn, Julius Peters, Charlotte Else, Jan Lukas Kö sel, Hans Alexander Pormann, Linus Fellner, Johanna Kü mper, Paulina Rakebrandt, Julie Maya Kunkel, Leon Ramme, Carolin Futterschneider, Aaron Matthias Josef Labadi, Osama Recke, Jannik Anton Geiger, Henrik Lange, Benjamin Rees, Leah Marie Gottwald, Loan Langenberg, Mia Chalotte Renneberg, Alexander Graus, Nina Lennemann, Ann Kathrin Rohde, Larissa Chantal Groza, Tobias Joel Lenz, Luisa‐Cora Rose, Jasper Habermann, Lennard Levedag, Anna Rugo, Rebecca WG-Nachrichten 2017 15
Verabschiedung der Abiturienten Sandhack, Paul Siebers, Lea Joé Wilkens, Fabrice Scharfenberg, Ole Hendrik Struckmann, Till Jost Dieter Willenborg, Svenja Schejok, Lucas Teichert, Lena Wistuba, Chiara Schinske, Anna Sophie Vahldieck, Marie Wolf, Katharina Schmidtke, Lara Johanna Vansovitsch, Daniel Worbes, Arthur Carl Schnelle, Yannick Walter, Isabel Victoria Wyszynski, Timo Schulz, Luisa Marie Weidenhaupt, Zernick, Schumann, Carolin Lukas Alexander Charlotte Sophie Luise Schü tz, Janna Carolin Weiße, Lena Zaho, Jigxuan Julian Axel Fotos: Larissa Schrö ter 16 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Aus der Schule Abschied von Schulleiter Gerhard Thamm van Balen Mit Ablauf des Schuljahres 2016/17 ging in der Zukunft angekommen sind. Eine gute Schulleiter Gerhard Thamm van Balen in den Schule kann das Leben eines Menschen posi‐ verdienten Ruhestand. 17 Jahre zuvor hatte er tiv prä gen. Entsprechend muss man die Wei‐ das Amt von seinem Vorgä nger Dr. Bodo Gatz chen an der Schule stellen.“ ü bernommen. „Können Sie ein Beispiel für eine solche Wei- »Als Gerhard Thamm van Balen im Jahr 2000 chenstellung geben?“ als Schulleiter ans Wilhelm‐Gymnasium kam,« „2002 haben wir den Antrag gestellt, Zentrum berichtete die B Z am fü r Hochbegabtenfö rderung zu werden. Da‐ 20. Juni 2017, »war das WG das kleinste Gym‐ mals gab es so etwas nur an Privatschulen. Wir nasium der Stadt. „Inzwischen ist es mit 1040 hatten keine Vergleiche und keine Vorgaben – Schü lern das grö ßte“, sagt er. Zum Ende des aber unser Eindruck war, dass Schü ler indivi‐ Schuljahres geht er nun in den Ruhestand. dueller gefö rdert werden mü ssen: Stä rken for‐ BZ‐Redakteurin Katja Dartsch fü hrte mit ihm dern und Schwä chen fö rdern. Eine solche Ent‐ folgendes Interview: scheidung hat ü ber viele Jahre Konsequenzen, „Herr Thamm van Balen, was ist die größte Her- bevor sich herausstellt, ob sie richtig war.“ ausforderung für einen Schulleiter?“ „Am WG wird mit Virtual-Reality-Brillen experi- „Vorherzusehen, was die Schü ler in ihrer Zu‐ mentiert. 3D-Filme im Unterricht – sieht so die kunft an Kompetenzen benö tigen. Man muss digitale Zukunft von Schule aus?“ sozusagen Prophet sein. Wichtig ist ja, dass „Die ‘digitale Zukunft‘ von Schule indet lä ngst Schule fü r die Schü ler hilfreich ist, wenn sie statt, weil unsere Schü ler Kinder einer digita‐ WG-Nachrichten 2017 17
Aus der Schule lisierten Welt sind. Eine digitale Unterstü tzung tholische Religion und Pä dagogik an verschie‐ des Lernens macht die Arbeit vielgestaltiger denen Schulen in Niedersachsen. Ab 1989 war und eindrucksstä rker. Das Entdecken, Erken‐ er in der Lehrerausbildung tä tig. Mit seiner nen und Verstehen nimmt uns die Datenverar‐ Frau lebt er in Gi horn; die beiden erwachse‐ beitung aber nicht ab – zum Glü ck.“ nen Sö hne leben in Frankfurt und Den Haag.« „Wie bewerten Sie den Schritt zurück zum G9- Am Mittwoch, den 21. Juni 2017, wurde Schul‐ Abitur?“ leiter Gerhard Thamm van Balen in einer be‐ „In allen G8‐Jahrgä ngen haben unsere Schü ler wegenden Feierstunde in der Aula des Wil‐ ein gutes Abitur gemacht. Acht Jahre kö nnen helm‐Gymnasiums verabschiedet. im Grundsatz also ausreichen. Doch manches Anke Steckhan, die Dezernentin der Landes‐ Hobby oder Ehrenamt wird entfallen sein. Da‐ schulbehö rde, richtete die folgenden Worte an fü r bietet G9 wieder die nö tige Zeit. Das kann den scheidenden Direktor: wichtig sein fü r die Persö nlichkeitsbildung.“ »Sie, Herr Thamm van Balen, haben mit Ihrer „Bitte schildern Sie einen Ihrer schönsten Mo- tä glichen Arbeit das Streben nach schulpä ‐ mente am WG!“ dagogischer und fachdidaktischer Exzellenz „Einer der schö nsten Momente war, als unsere im Sinne einer selbstverstä ndlichen und Schü lerin Merret plö tzlich wieder im Unter‐ ü berdauernden Zielsetzung vorgelebt und als Grundkonsens in Ihrer Schule ( so auch im richt saß. Sie war zuvor an Leukä mie erkrankt Leitbild ) konsequent etabliert. gewesen, und wir hatten in der Schule eine Ty‐ pisierungsaktion organisiert. Das war im Mä rz Die in der Zeit vom 09. bis 12. Januar 2017 2010. Es kamen unglaublich viele Menschen. durchgefü hrte Schulinspektion hat die her‐ Sogar ein Mannschaftswagen der Feuerwehr vorragende Arbeit des WG neben dem guten fuhr vor, 20 Leute in Uniform, die alle spenden Unterricht auch in den Bereichen “Schule lei‐ wollten. ten“, “Bildungsangebote gestalten“, “Schul‐ Das war sehr bewegend – und es wurde tat‐ entwicklung steuern“, “Kooperationen entwik‐ sä chlich ein geeigneter Stammzellenspender keln“ erst kü rzlich dokumentiert. fü r Merret gefunden.“ Hierbei muss man wissen, dass eine externe „Morgen werden Sie feierlich in der Aula verab- Evaluation ein erfolgreiches Schulleitungshan‐ schiedet. Was dann?“ deln zwar in Ausschnitten dokumentieren kann, ganzheitlich erfassen kann sie es jedoch „Ich freue mich auf meinen letzten Arbeitstag, nicht. Re lektiertes, strukturiertes, pä dagogi‐ den 31. Juli. Bis dahin gibt es noch viel vorzu‐ sches, an Grundsä tzen orientiertes Schulleiter‐ bereiten. Was danach kommt, ist vö llig offen. handeln ist ein tä glicher, individueller Kraft‐ Ich breche nicht zu neuen Heldentaten auf und akt, der eigentlich nur von denjenigen nach‐ plane auch keine Reise zum Nordpol. Ein ge‐ vollziehbar ist, die sich in der gleichen Positi‐ meinnü tziges Engagement kann ich mir aber on be inden oder befanden. Die vielfä ltigen durchaus vorstellen.“ und immer wieder neuen Anforderungen sind Thamm van Balen studierte in Mü nster und weder messbar noch lassen sie sich in Gä nze arbeitete ab 1981 als Lehrer fü r Deutsch, ka‐ dokumentieren. Auch mir ist bewusst, dass 18 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Aus der Schule meine heutige Wü rdigung Ihres Handelns, seminar – fü r diese Schule ein “Glü cksfall“, Herr Thamm van Balen, dies nur ausschnitts‐ denn Sie haben ihr ü ber die vielen Jahre hin‐ weise kann. weg mit ganz konsequenter Haltung und ho‐ Ich mö chte Ihnen aber versichern, dass auch hem Arbeitseinsatz ein ganz klares Pro il gege‐ Sie in Ihrem Wirken am WG gesehen und ben und vorgelebt. wahrgenommen wurden, und das im besten Auf der Schul‐Homepage heißt es: Sinne. Ich habe unsere Zusammenarbeit im‐ Das Wilhelm-Gymnasium ist eine Schule mit be- mer sehr geschä tzt, die Gesprä che mit Ihnen sonderer Qualität des Unterrichts, des außer- waren durchweg konstruktiv und ergiebig, ich konnte Ihre enorme Formulierungsgabe be‐ unterrichtlichen Angebots und des Schullebens. wundern sowie den feinen Humor und Witz, Es ist eine Schule, die die einzelne Schülerper- den Sie auch immer mittransportierten. sönlichkeit in ihrer Individualität sieht, ermu- tigt und fördert. Es ist ein Ort des freundlichen Von Ihrer großen Erfahrung und Ihrem klu‐ gen Blick auf die Dinge war ich oft beein‐ WG-Abiturienten sind in besonderem Maße stu- druckt. Es war spannend, Ihre dezidiert be‐ dierfähig. grü ndeten Stellungnahmen oder Ansichten zu hö ren, zu lesen, zu diskutieren. In manchen Ja, verehrte Anwesende, so ist es und Sie, Herr Situationen war ich die Lernende und ich war Thamm van Balen sind und waren der Ga‐ dankbar dafü r. rant dafü r und mehr noch: Sie haben dieser So wie mir erging und ergeht es sicher vielen Schule – gemeinsam mit Ihren Lehrkrä ften – hier in der Schulgemeinschaft und darü ber ein Herz gegeben!« hinaus. ( Bericht: Jan Kämpen, Sie waren – wie auch damals fü r das Studien‐ WG-Nachrichten 2017 19
Aus der Schule Volker Ovelgönne wird neuer Schulleiter »Welche Nachteile das Leben als Schulleiter nem Schreibtisch. Viel Lä rm um nichts – so hat? Volker Ovelgö nne muss nicht lange ü ber‐ sei es manchmal ja auch an der Schule, sagt legen: „Der einzige Nachteil ist, dass man we‐ er verschmitzt. niger Unterricht gibt.“ Seit dem 01. August lei‐ Ziemlich dynamisch, der Nachfolger von tet der 48‐Jä hrige das traditionsreiche Wil‐ Gerhard Thamm van Balen, das spü rt man helm‐Gymnasium«, schrieb die B ‐ gleich. Weniger Unterricht gibt er nun also als Z vom 23. August 2017. Schulleiter, muss sich mehr um Dinge wie »Unterrichten, das ist es ja, was man will, Qualitä tssicherung, Schulentwicklung, Stun‐ wenn man Lehrer wird. Fü r Volker Ovelgö nne denplä ne und Gebä udemanagement kü m‐ stand das frü h fest: „Die Entscheidung iel an mern. „Man jongliert mit vielen Bä llen“, hat er dem Tag, als ich Englisch und Latein als Lei‐ festgestellt: „Die ersten Tage waren unheim‐ stungskurse wä hlte. Was sonst will man schon lich spannend.“ Und das ist genau sein Ding: mit Latein‐LK machen?“, fragt er und schmun‐ Er liebt die Abwechslung, ist neugierig auf das zelt. Mensch steht im Mittelpunkt.“ Und so kam es, er, sondern auch seine beiden Ge‐ wurden. Fa‐ milienfeiern be‐ zeichnet Ovel‐ gö nne deshalb gerne als “Ge‐ samtkonferenz“. ne redet schnell und eloquent, kommt von ei‐ Neue, kü mmert sich. nem Thema ix aufs nä chste, zitiert dabei ger‐ Am WG sind natü rlich alle gespannt: Was ne Goethe und Shakespeare. Ein Filmplakat fü r ein Typ ist der neue Schulleiter? Welche von “Much Ado About Nothing“ hä ngt ü ber sei‐ 20 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Aus der Schule geht offensiv auf alle zu: Er besucht die Eltern‐ gut: „Das hat die letzte Schulinspektion wieder abende und klappert alle Klassen ab, um sich bestä tigt.“ Im Gesprä ch wird dann deutlich: vorzustellen. „Ich will ansprechbar sein. Meine Mit Volker Ovelgö nne wird das WG digitaler Tü r steht offen“, verdeutlicht er. Schließlich sei werden – im organisatorischen Bereich wie es wichtig, gemeinsam zu arbeiten. Die Abkü r‐ auch im Unterricht. zung WG stehe ja auch fü r “Wir Gemeinsam“. ( Bericht und Foto: B Z ) So lautet denn auch das Motto der großen Schulparty, mit der die diesjä hrige Projektwo‐ che der Schule im September enden soll. Zur Person Dafü r wurde eigens die Stadthalle angemietet. Volker Ovelgönne wurde in Ein Novum. Erst stellen Schü ler ihre Ergebnis‐ Aschendorf im Emsland geboren. se der Projektwoche vor – da gibt es alles vom Er studierte Englisch und Latein auf Improvisationstheater ü ber die Physik des Lehramt in Mü nster. Wä hrend des Stu‐ Sports bis hin zur Robotik –, dann wird gefei‐ diums arbeitete er ein Jahr als Fremd‐ ert. „Das große Angebot und das tolle Engage‐ sprachenassistent an drei Schulen in ment darf ich ruhig loben, das wurde ja alles England. vor meiner Zeit eingestielt“, sagt der neue Sein Referendariat machte er an der Schulleiter. Er betont, wie wichtig ihm ein sol‐ cher Einsatz ist: „Wir brauchen Leute, die dann am Humboldt‐Gymnasium Gif‐ brennen, und die andere mit ihrer Begeiste‐ horn und kehrte spä ter zur “Ricarda“ rung anstecken.“ zurü ck. Dort gehö rte er seit 2007 zur Wofü r brennt er selbst? Fü r den Fußball – alle erweiterten Schulleitung. zwei Wochen wird mit den Nachbarn gekickt – Mit seiner Frau Andrea und den bei‐ und fü r die Musik. Seit seiner Jugend spielt er den Sö hnen Christian und Niklas ( 8 Gitarre, mit Vorliebe Rockmusik. „Die Band, und 7 Jahre alt ) wohnt er in Gliesma‐ die wir im Emsland einst grü ndeten, feiert in rode. diesem Jahr ihr 30jä hriges Bestehen“, erzä hlt er stolz. Zurü ck zu den Plä nen, die er fü r das WG hat. Neben Studiendirektor Volker Ovelgö nne be‐ Da hä lt er sich bedeckt. „Es gibt Dinge, die ich steht die Schulleitung aus der stellvertreten‐ ä ndern mö chte. Aber dabei mö chte ich alle den Schulleiterin Maria Rech, der Leiterin der mitnehmen – und dafü r ist es wenig hilfreich, Außenstelle Jeannette Gellrich sowie den Ko‐ wenn es zuerst in der Zeitung steht“, erklä rt ordinatoren Anne Kathrin Pfeiderer, Kristin er. Schaa hausen und Volker Schad ( alle Studiendi‐ rektor(inn)en ). Beruhigend schiebt er hinterher: „Ich werde bestimmt nicht Flick lack‐schlagend ü ber die Die WG‐N wü nschen dem neuen Leonhardstraße toben.“ Schließlich laufe am Team auf dem Weg zwischen Tradition und Wilhelm‐Gymnasium ziemlich viel ziemlich Zukunft stets eine glü ckliche Hand! WG-Nachrichten 2017 21
Ehemalige Professor Ernst‐August Roloff verstorben In ihrer Ausgabe vom 06. November 2017 be- Und ist das, was Familienfotos zeigen, immer richtete die B Z , dass wahr? Auch das nicht. der ehemalige WG-Schüler Prof. Dr. Ernst- Roloff hat dieses Kreuz mit der Erinnerung August Roloff am 01. November mit 91 Jahren einmal so beschrieben: „Namentlich ü ber der verstorben ist. frü hen Kindheit lagert bis ins Alter ein mehr oder weniger dichter Schleier von Stimmun‐ gen, Verzerrungen und beredeter Erlebnisfet‐ zen, die kein geschlossenes Bild der Erinne‐ rung ergeben." Roloff hat natü rlich eigene frü he Erinnerun‐ gen. Als Fü n jä hriger erlebte er den Aufmarsch der ü ber 100.000 SA‐ und SS‐Leute. Die Mas‐ sen zogen vor dem Schloss an Adolf Hitler und seinen engsten Gefolgsleuten vorbei. Dieses Braunschweiger Ereignis, erkannte er viel spä ‐ ter, war ein Meilenstein auf dem Wege Hitlers zur Macht. Sein Vater Ernst August Roloff, in Braun‐ schweig ein fü hrender Vertreter der Deutsch‐ nationalen Volkspartei ( DNVP ), war Mitorga‐ nisator dieses Spektakels. An diesem Vater hat er sich ein Leben lang gerieben. Und wer ihn »Der Historiker war fü r viele Braunschweiger dazu hartnä ckig befragte, erhielt diese bü ndige die wichtigste Instanz bei dem Versuch, so et‐ Antwort: "Er war ein Antisemit, er war kein was wie eine historische Wahrheit ü ber den Demokrat, er war aber auch kein Nazi." zehnte hat ihn dieses Thema wissenschaftlich Spä testens als er 1955 die Briefe seines gerade beschä ftigt, ja umgetrieben«, schreibt BZ‐Re‐ verstorbenen Vaters las, drä ngte es den Sohn, dakteur Harald Duin. viel mehr zu wissen. Erste Forschungen als Studienrat an der Raabeschule, spä ter als Pro‐ »Diese “Wahrheit“ hat jedoch ihre verborge‐ fessor an der Universitä t Gö ttingen. Dort nen Seiten. Mehrfach besuchte ich ihn in seiner machte Roloff, der ja auch Psychologe war, ei‐ Wohnung an der Jasperallee, und immer wie‐ nigen Eindruck auf die Studierenden. Einer der redeten wir ü ber die Schwierigkeiten der von ihnen war Außenminister Sigmar Gabriel. Erinnerung. Ich wunderte mich, dass er Zeit‐ zeugen ( und er ist ja selbst einer ) als interes‐ Dieser schwä rmte: "Er war einer der besten sante, aber eher unzuverlä ssige Quelle ansah, Hochschullehrer, die ich kennengelernt habe." weil eigene Eindrü cke sich mit den Erzä hlun‐ Roloff steht am Anfang der Braunschweiger gen anderer vermischen, der Eltern vor allem. 22 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Ehemalige Wirtschaftswunders, erschien sein Buch Bür- denkwort. Darü berhinaus hatte er fü r unsere gertum und Nationalsozialismus 1930-1933. WG‐N 2015 einen großen Artikel Braunschweigs Weg ins Dritte Reich. Ein ü ber unser Zeit‐Erleben verfasst. Buch, das die frü heren Tä ter nicht gewollt Lange Zeit hatte sich Ernst‐August Roloff, der hatten. Aber die Mehrheit der von Roloff Be‐ von 1952 bis 1968 Lehrer am Gymnasium fragten schien dann doch erleichtert. Raabeschule war, mehr mit dieser Schule als 1983 begann Roloff mit seinen Forschungen mit dem Wilhelm‐Gymnasium verbunden ge‐ zur Sozialgeschichte der Jasperallee ( einst fü hlt. "Kaiser‐Wilhelm‐Straße" ). Er war dabei sei‐ »Wie hat er sich empö rt, als seine Schule 1985 ner eigenen Geschichte auf den Fersen, lebte zu ihrem 100jä hrigen Bestehen eine Chronik er doch von 1932 bis 1955 ( und auch spä ter verö ffentlichte, in der unter anderem der WG‐ nach seiner Emeritierung ) in dieser Straße, die Schü ler und spä tere Jagd lieger Hans Wald‐ von vornherein als eine Art Braunschweiger mann gewü rdigt wurde«, schrieb Harald Duin Champs‐Elysé es fü r das gehobene Bü rgertum am 28.05.2016 anlä sslich Roloffs 90. Geburts‐ konzipiert war. Vornehme alte Witwen ö ffne‐ tag in der B Z . ten Roloff die Tü r, berichteten von frü her. Und »Roloff schrieb fü r diese Chronik ebenfalls ei‐ immer lief Roloffs kleiner Kassettenrekorder ne Wü rdigung, aber eine ü ber den einstigen mit. Die Frucht dieser Forschung: zwei Bä nde Braunschweiger Ministerprä sidenten Heinrich mit Lebensgeschichten, die sonst wohl fü r im‐ Jasper, der am 04. Februar 1945 vor seiner Ba‐ mer verschü ttet wä ren. racke im Konzentrationslager Bergen‐Belsen Roloff hat uns mit seinen Bü chern, seinen zusammenbrach und erfror. Zwei vö llig unter‐ Vorträ gen und Anstö ßen bis zum Schluss reich schiedliche Traditionslinien ( Waldmann, Jas‐ beschenkt. Bei ö ffentlichen Auftritten trug er per ) ausgebreitet, als ob man auf beide glei‐ gerne eine Weste in Rot mit passender Kra‐ chermaßen stolz sein kö nnte.« watte. Und wenn er dann wortreich loslegte, In seinen letzten Lebensjahren zeigte sich beschlich andere leicht das Gefü hl eigener Un‐ Ernst‐August Roloff “seiner“ Schule wieder wissenheit. sehr verbunden. Nun ist er fü r immer ver‐ Roloff: Einer, der immer anschaulich sprach stummt. Wir trauern um unseren ehemaligen und schrieb. Auch deshalb werden noch in Schü ler und werden uns stets dankbar an ihn zweihundert Jahren alle verstehen, was er ge‐ erinnern. meint hat.« Kurz vor seinem Tod ü bersandte uns Profes‐ In den WG‐N 2016 berichteten wir sor Roloff noch seine Gedanken zum 70jä hri‐ ü ber die Verleihung der Braunschweiger Bü r‐ gen Bestehen des Landes Niedersachsen ( und germedaille an den damals 90jä hrigen Roloff. dem damit verbundenen Untergang des Frei‐ staates Braunschweig ). Wir drucken diese Zei‐ Als im Jahre 2015 der Kü nstler Gü nter Dem‐ len auf den folgenden beiden Seiten ab. nig einen “Stolperstein“ fü r den ehemaligen WG‐Schü ler Heinrich Jasper vor unserer Schu‐ ( Bericht: Jan Kämpen, le verlegte, sprach Professor Roloff ein Ge‐ Foto: B Z ) WG-Nachrichten 2017 23
Ehemalige „Wir sind die Niedersachsen …“ Gedanken von Professor Ernst-August Roloff Das monumentale Hermannsdenkmal bei Det‐ zum 70jährigen Bestehen des Landes Nieder- mold, errichtet in der Zeit Wilhelms II., ist sachsen: ebenso Ausdruck eines vö lkischen Nationalis‐ Am 01. November 1946 trat eine Verordnung mus wie das grandiose Kyf hä user‐Denkmal der britischen Militä rregierung in Kraft, durch fü r den zum Mythos verklä rten Kaiser Barba‐ die die preußische Provinz Hannover und die rossa, beide monumentaler Ausdruck einer frü heren Fü rstentü mer Braunschweig, Olden‐ Ideologie, die nach dem verlorenen Ersten burg und Schaumburg‐Lippe zu einem Land Weltkrieg von der Deutschnationalen Volks‐ “Niedersachsen“ mit der Hauptstadt Hannover partei und dann von den Nationalsozialisten vereinigt wurden. Der Name ist allerdings we‐ ü bernommen wurde. Im “Dritten Reich“ war sentlich ä lter, und das hat seine eigene Ge‐ die braunschweigische “Hitler‐Jugend“ dem schichte. Gebiet “Niedersachsen“ mit Sitz in Hannover unterstellt. ln der Schule lernten wir, dass Karl 1926 dichtete und komponierte der Braun‐ der Große der “Sachsenschlä chter“ und Sach‐ schweiger Gymnasiallehrer Hermann Grote sen‐Herzog Widukind ein Mä rtyrer war. das Niedersachsenlied, das noch heute als ei‐ ne Art Regionalhymne nicht nur auf Schü tzen‐ Tatsä chlich ist das heutige Niedersachsen re‐ festen und Herrenabenden gesungen wird: gional identisch mit dem frü heren Sachsen zur “Von der Weser bis zur Elbe, Zeit Karls des Großen, politisch mit den Stammlanden, die der Welfe Heinrich der Lö ‐ von dem Harz bis an das Meer we von seinem Vater, Heinrich dem Stolzen stehen Niedersachsens Sö hne, und dieser von seinem Schwiegervater Kaiser eine feste Burg und Wehr. Lothar von Sü pplingenburg geerbt hatte. Die Fest wie uns‘re Eichen Sprache war Sä chsisch, heute Niederdeutsch. halten alle Zeit wir stand, Erst im hohen Mittelalter entstand das heutige wenn Stü rme brausen Sachsen, und seitdem wurde das alte Sachsen ü ber‘s deutsche Vaterland. Niedersachsen genannt. Zu dieser Zeit, im 13. Wir sind die Niedersachsen, Jahrhundert, wurden die Welfenlande geteilt sturmfest und erdverwachsen – in das Herzogtum Braunschweig‐Lü neburg, Heil Herzog Widukinds Stamm!“ das bis 1918 bestand, und das spä tere Kö nig‐ ln der 2. Strophe huldigt das Lied in mythi‐ reich Hannover, das 1866 nach widerrechtli‐ scher Verklä rung den Cheruskerfü hrer Her‐ cher Absetzung der Welfen als Provinz von mann ( = lat. Arminius ) als den Freiheitshel‐ Preußen annektiert wurde. Als 1884 der letzte den, der durch die Vernichtung der rö mischen Braunschweiger Welfe ( unser Namensgeber Besatzungstruppen in der legendä ren Schlacht Wilhelm ) ohne Erbe starb, verstä rkte sich die im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.Chr. Ger‐ Furcht vor der Annexion durch Preußen, bis manien ö stlich des Rheins vor der Eingliede‐ 1913 der hannoversche Welfe Ernst‐August rung in das Rö mische Reich bewahrt haben die Kaisertochter Victoria Luise heiratete und soll. den Herzogthron in Braunschweig einnehmen 24 Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
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