WG-Nachrichten 2017 - WG-Ehemalige

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WG-Nachrichten 2017 - WG-Ehemalige
WG-Nachrichten 2017
WG-Nachrichten 2017 - WG-Ehemalige
Ehemaligenverein

Inhalt
Vorwort .................................................................................................................................................................................. 3
Hinweis zur Beitragszahlung ....................................................................................................................................... 4
Einladung zum Ehemaligentreffen am 09.02.2018 ............................................................................................ 5
Programm der Abiturentlassungsfeier 2017 ........................................................................................................ 6
Glü ckwü nsche des Schulleiters an die Abiturientia 2017 ............................................................................... 7
Festrede des Ersten Vorsitzenden Holger Thies zur Entlassung der Abiturientia 2017 ..................... 8
Abiturjahrgang 2017 ....................................................................................................................................................... 15
Abschied von Schulleiter Gerhard Thamm van Balen ...................................................................................... 17
Volker Ovelgö nne wird neuer Schulleiter .............................................................................................................. 20
Professor Ernst‐August Roloff verstorben ............................................................................................................ 22
Prof. Ernst‐August Roloff: „Wir sind die Niedersachsen …“ ........................................................................... 24
Prof. Dietrich von der Oelsnitz: Denken und entscheiden Menschen rational? ..................................... 25
Jens Pü hn: Anmerkungen zur niedersä chsischen Schulpolitik .................................................................... 29
Kooperation mit dem Herzog‐Anton‐Ulrich‐Museum ...................................................................................... 33
Kultusministerin Frauke Heiligenstadt zu Besuch im WG .............................................................................. 34
Christian Kupka einer der besten Chemieschü ler Deutschlands .................................................................. 35
Kunst und Karneval: Besuch im Schoduvel‐Zentrum ........................................................................................ 35
Vortrag von Dr. Henning Horstmann ü ber Tacitus‘ Agricola ......................................................................... 36
Schach‐Mä dchen der Schule sind Niedersachsen‐Meister .............................................................................. 37
Athens Metamorphosen – Leonard Meschters letzter Streich ...................................................................... 39
Physikkurse erkunden das kü nftige Endlager “Schacht Konrad“ ................................................................. 39
Eintracht‐Fußballer zu Besuch am Wilhelm‐Gymnasium ............................................................................... 40
“Wir Gemeinsam“ – Projektwoche und WG‐Party in der Stadthalle ........................................................... 42
“Reformation 1517‐1617“ – WG‐Schü ler als Austellungsvermittler .......................................................... 45
Impressum ............................................................................................................................................................................ 45
Treffen der “Goldenen Abiturientia“ 1967 im Wilhelm‐Gymnasium ......................................................... 46
Beitrittserklä rung / Adressä nderung / Einzugsermä chtigung .................................................................... 47
Kontaktdaten des Vorstandes ..................................................................................................................................... 48

                                                                     In eigener Sache
      In diesem Jahr konnten die WG‐N                                                             leider nicht mehr vor dem Weihnachtsfest
      erscheinen. Um kü nftig wieder ein pü nktliches Erscheinen zu erreichen, suchen wir Ehe‐
      malige, die uns bei der Erstellung der WG‐N                                                                  behil lich sein mö chten!

2                                         Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
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Ehemaligenverein

Vorwort:
Liebe Mitglieder,                                   mierten Autokraten haben Konjunktur, und
liebe Freunde und Fö rderer,                       viele Menschen folgen Ihnen. Wie lä sst sich
                                                    demgegenü ber ein Verantwortungsbewusst‐
als der Verfasser dieses Vorwort schreibt,
                                                    sein bilden, das in der eigenen Person ver‐
leuchten die Adventskerzen der Weihnacht
                                                    wurzelt ist?
entgegen. Adventszeit: in weiten Teilen der
                                                   Sehnsü chte und Wü nsche sind die stä rksten
Welt eine Zeit der Besinnlichkeit und der
Nachdenklichkeit. Auch in diesen modernen           Triebfedern des Lebens. Enden sie bei der

Zeiten kann das Nachdenken ü ber das Wesen         Selbstoptimierung oder kö nnen sie die eige‐

des Menschen, die Auseinandersetzung mit            nen Grenzen transzendieren?

den grundsä tzlichen Fragen uns wertvolle         Was bedeutet das aristotelische Menschen‐
Orientierung im Alltag des Miteinanders ge‐         bild fü r den Umgang mit Verä nderungen?
ben. Gleich ob in Schule, Beruf oder in der         Damit das Gefü ge nicht gä nzlich erstarrt,
Familie. Wenn es um Fragen der Miteinanders         kommt auf alle die Aufgabe zu, andere Wege
geht, muss man nichts Neues er inden, son‐          aufzuzeigen, Tabus zu brechen und einen
dern sich rü ckbesinnen auf die geistigen Wur‐     strukturellen Umbau zur Neuorientierung
zeln der eigenen Kultur. Der Kern des abend‐        zu nutzen.
lä ndischen Wertedenkens ist die kritische
                                                  Die Antworten auf diese Fragen, die jeder und
Selbstprü fung und das gemeinsame Ringen
                                                  jede von uns selbst zu geben hat, fü hren ins
um den richtigen Weg. Beispielsweise lohnt
                                                  Zentrum des Menschenbildes, das also kein
sich ein Blick auf die vier kantischen Fragen,
                                                  abstraktes Konstrukt darstellt, sondern ent‐
wenn Fü hrungskrä fte einen Kompass suchen,
                                                  scheidende Lebenshaltungen und ‐situationen
um ihre Teams auf Erfolgskurs zu halten.
                                                  prä gt. Wer akzeptiert, dass jeder die genann‐
„Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was       ten Fragen fü r sich beantworten muss, kann
darf ich hoffen? Was ist der Mensch?“, so lau‐
                                                  sich selbst nur als verantwortungsvollen Men‐
ten die berü hmten vier Fragen Immanuel
                                                  schen begreifen. Denn die Wü rde des Men‐
Kants, die einen Rahmen von außergewö hn‐
                                                  schen ebenso wie die demokratische Grund‐
licher Aktualitä t beschreiben:
                                                  ordnung sind die Voraussetzung fü r die freie
 Das in der Welt verfü gbare Wissen wä chst   Entscheidung jedes einzelnen in diesen ele‐
  exponentiell, wird aber je leichter digital     mentaren Fragen. Daraus entsteht eine Ver‐
  zugä nglich, um so schwerer in seiner Vali‐    p lichtung: Wer die Welt erkennen und gestal‐
  ditä t erkennbar. Was gibt noch Orientie‐      ten will, muss sich fü r die zugrunde liegenden
  rung?                                           Werte einsetzen. Es gilt, sie zu kennen, sie vor
 Imperative von demokratisch nicht legiti‐      dem Hintergrund heutiger Fragen zu diskutie‐

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ren und sie mit Engagement und Uberzeugung         erscheinende Augabe der WG‐N
zu leben.                                          in der Hand. Sie kommt etwas spä ter als ge‐
                                                   wohnt, weil Krankheit und beru liche Anforde‐
Dabei geht es um eine positive und zupacken‐
                                                   rungen auch in der Redaktion mal zu Planä n‐
de Herangehensweise. Denn Zukunft ist nicht
                                                   derungen fü hren. So begrü ßen wir Sie zum
Schicksal, sondern beinhaltet einen Auftrag zur
                                                   Jahresanfang 2018!
Gestaltung. Die Kraft dazu erwä chst aus dem
Kompass unserer Werte und einer in histori‐        Ich danke allen, die zur Erstellung dieses Ma‐
scher Erfahrung wurzelnden Zuversicht, ge‐         gazins beigetragen haben und auch andere Ak‐
paart mit Mut zur Verä nderung. Dazu mö chte     tivitä ten des Ehemaigenvereins unterstü tzten.
ich heute anregen. Inhaltliche Anknü pfungs‐      Ich wü nsche Ihnen, liebe Freunde, dass Sie –
punkte inden wir alle bei der Auseinanderset‐      angeregt durch unser Magazin und unsere an‐
zung mit dem Populismus und unseren demo‐          deren Beiträ ge in Gesprä chen – miteinander
kratischen Grundü berzeugungen ebenso wie         und fü r sich – Antworten auf die Fragen Imma‐
bei Fragen nach unserer deutschen und euro‐        nuel Kants inden, nicht nur in intellektuellen
pä ischen Identitä t oder auch bei den Heraus‐   Diskussionen, sondern auch im konkreten ver‐
forderungen der Digitalisierung.                   bindlichen Leben!
Heute, liebe Freunde, haben Sie die jä hrlich                         Herzlichst, IhrHolger Thies

                             Hinweis zur Beitragszahlung
    Wir bitten pü nktlich zum Jahresbeginn um Zahlung des Mitgliedsbeitrags fü r 2018. Der
    Mindestbeitrag beträ gt zur Zeit 25 €. Die Zahlung von 30 € oder mehr sichert den Versand
    der WG‐N                 auf dem Postwege.

    Unsere Bankverbindung lautet:

                               IBAN: DE39 2501 0030 0044 5673 06
                                          BIC: PBNKDEFF
                                 Geldinstitut: Postbank Hannover

    Alle Auszubildenden und Studierenden, die im Jahr 2016 ihre Ausbildung abgeschlossen
    haben und deren Beitragsfreiheit damit endet, mö chten wir daran erinnern, kü nftig ihren
    Beitrag zu entrichten.

    Der Aufnahmeantrag auf Seite 47 kann auch fü r eine Einzugsermä chtigung genutzt werden.

4                      Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
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Ehemaligenverein

             Ehemaligentreffen 2018 am
            Freitag, den 09. Februar 2018
Liebe Ehemalige,
im Namen des Vorstands lade ich Euch und Sie herzlich zu unserer Mitgliederversammlung
und zum anschließenden Beisammensein am Freitag, den 09.02.2018, um 19.00 Uhr in die
Aula des Wilhelm‐Gymnasiums ein.
Wir freuen uns auf zahlreiche Gä ste. Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen!
Tagesordnung:
       1. Musikalischer Auftakt
       2. Begrü ßung, Feststellung der Beschlussfä higkeit
       3. Genehmigung der Tagesordnung
       4. Gedenken an die Verstorbenen
       5. Informationen aus der Schule
       6. Kurzbericht des Vorsitzenden
       7. Musikalisches Zwischenspiel
       8. Bericht des Kassenwarts und der Kassenprü fer
       9. Entlastung des Vorstandes
      10. Neuwahl des Vorstandes
      11. Verschiedenes
      12. Musikalischer Abschluss
Fü r die musikalische Umrahmung unserer Versammlung sorgen die Niedersaxofoniker mit
Hanns Wilhelm Goetzke.
Anschließend gemü tliches Beisammensein bei Speis und Trank; nach Verlassen der Schule
Fortsetzung des Treffens im Magniviertel.
Hinweis:
Wenn sich die Jubilä umsjahrgä nge 1993 und 1968 zur Feier des 25. bzw. 50. Jahrestags ih‐
rer Abiturentlassung treffen mö chten, sind sie herzlich willkommen zur Schulentlassungs‐
feier am 22.06.2018. Bitte melden Sie / meldet die Teilnehmerzahlen bei der Schulleitung!
Ferner bieten sich die verkaufsoffenen Wochenenden vom 05./06.05. und vom 29.09/
30.09.2018 fü r Jahrgangstreffen weiterer Jubilä umsjahrgä nge an.
Mit besten Wü nschen fü r eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gesundes, neues Jahr!
Der Vorstand
gez. Dr. Jan Kä mpen

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Verabschiedung der Abiturienten

            W                         ‐G
                       F                     A
                                 16. J       2017

                   “Viva la vida”        ▪   WG CANTORUM
                                             Mittelstufenchor der Chorklasse
                                             Wiebke Niebuhr, Leitung
                                             Abiturientia 2017

                     Begrü ßung         ▪   Herr Propst Reinhard Heine
                                             Kirchengemeinde St. Aegidien

                                             Herr Gerhard Thamm van Balen
                                             Schulleiter

                    “Rondo in G“         ▪   Stefan Peiner, Orgel
                            J. Bull          Abiturientia 2015

                     Grußworte           ▪   Herr Jö rg Wallner
                                             Schulelternrat
                                             Frau Sabine Herrmann
                                             Fö rderverein

                  “Greenslesves“         ▪   Ruta Kauschke, Harfe
                         Volkslied           Abiturientia 2017

                  Festansprache          ▪   Herr Holger Thies
                                             Vorsitzender des Ehemaligenvereins,
                                             WG‐Abiturient 1982

                      “Abi‐Rede“         ▪   Lina Kasties, Ruta Kauschke und
                                             Linus Becker
                                             Abiturientia 2017

            “Vois sur ton chemin“        ▪   Abi‐Chor
             und “Irischer Segen“            Abiturientia 2017

             Verabschiedung und          ▪
    Aushä ndigung der Zeugnisse

              “Trumpet Fanfare“          ▪   Stefan Peiner, Orgel
                        J.J. Mouret          Abiturientia 2015

6              Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
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Verabschiedung der Abiturienten

Rede des Schulleiters Gerhard Thamm van Balen
Herzlich willkommen zu dieser Feierstunde         dafü r, dass wir mit unserer Schulgemeinschaft
am Ende des Schuljahrs 2016/2017, das einst       wiederum in der St. Aegidien‐Kirche zu Gast
in weiter Ferne lag und nun schon fast vergan‐    sein dü rfen. Ebenso herzlich danke ich Herrn
gen ist.                                          Binder von der Katholischen Kirchengemein‐
Ich begrü ße unsere Absolventinnen und Ab‐       de St. Aegidien, der uns immer mit großer
solventen, ich begrü ße die Eltern und Fami‐     Freundlichkeit unterstü tzt – Herzlichen Dank
lienangehö rigen.                                Herrn Binder!

Ich begrü ße Herrn Propst Heine, den Leiter      In einem Raum, in dem die Menschen oftmals
der Kirchengemeinde St. Aegidien. Ich begrü ‐    bei Wendepunkten ihres Lebens zusammen‐
ße Frau Studiendirektorin Anke Rö del, die bis   kommen, ist eine Abiturientia gut aufgehoben.
zum letzten Sommer den Abiturjahrgang 2017        Sie, liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
betreut hat und die ihn seither mit Rat und Tat   stehen an einem solchen Wendepunkt. Sie neh‐
begleitet – dies bis in die heutige Feierstunde   men heute Ihren Abschied vom Wilhelm‐
hinein.                                           Gymnasium, Abschied vom Dasein als Schü le‐
                                                  rin und Schü ler. Etwas Neues beginnt.
Ich begrü ße Herrn Jö rg Wallner, den Vorsit‐
zenden des Schulelternrats, Frau Sabine Herr‐     Mein Dank gilt den Eltern fü r die vertrauens‐
mann, Vorsitzende des WG‐Fö rdervereins und      volle Zusammenarbeit. Ich danke den Klassen‐
stv. Schulelternratsvorsitzende, und Herrn        elternschaftsvorsitzenden, den Mitgliedern in
Holger Thies, Vorsitzender des WG‐Ehemali‐        den Gremien, im Fö rderverein, im Ehemali‐
genvereins, der aus der Perspektive der WG‐       genverein.
Abiturientia 1982 als Festredner das Wort er‐
                                                  Fü r die jahrelange engagierte Arbeit danke ich
greifen wird.
                                                  unserem Kollegium: den Fachlehrerinnen und
Weiterhin begrü ße ich das jetzige und das       Fachlehrern, den Klassenleitungen, den Tuto‐
ehemalige Kollegium unserer Schule, die an‐       rinnen und Tutoren, den Beteiligten an der
wesenden ehemaligen Schü lerinnen und Schü ‐    Abiturprü fung und den Mitgliedern der Schul‐
ler, insbesondere die Abiturientia von 1992,      leitung. Mein besonderer Dank gilt den beiden
1967 und 1957.                                    Jahrgangskoordinatorinnen Frau Rö del und
Nicht zuletzt begrü ße ich unseren WG‐           Frau P leiderer fü r die fü rsorgliche und um‐
Ehemaligen Stefan Peiner, Abiturientia 2015.      sichtige Betreuung des Jahrgangs in der ja im‐
Stefan Peiner ist dabei, den Beruf des Orgel‐     mer aufwä ndigen Abiturprü fung! Dank eben‐
bauers zu ergreifen. Er arbeitet bei der Firma    so an Frau P leiderer, Frau Rech und Frau
Johannes Klais in Bonn, die auch die Orgel die‐   Reineke fü r die perfekte Prü fungsvorberei‐
ser Kirche erbaut hat.                            tung und ‐durchfü hrung.

Herzlich danke ich der Katholischen Kirchen‐      Alle 111 Prü linge haben die Abiturprü fung
gemeinde St. Aegidien und Herrn Propst Heine      bestanden und damit die Allgemeine Hoch‐

                                     WG-Nachrichten 2017                                        7
WG-Nachrichten 2017 - WG-Ehemalige
Verabschiedung der Abiturienten

schulreife erworben. Von unseren 111 Abituri‐      Spitzennoten sind aber alle Prü linge wirklich
entinnen und Abiturienten haben in diesem          anzuerkennen, denn Sie waren sehr ernsthaft,
Jahr 42 Prü linge eine 1 vor dem Komma er‐        sehr konzentriert und alle sehr erfolgreich!
reicht, das sind 38 %. Die 1,9 wurde sechsmal
erreicht, die 1,8 achtmal, die 1,7 achtmal, die    Herzlichen Glü ckwunsch zur bestandenen Abi‐
1,6 sechsmal, die 1,5 dreimal, die 1,4 zweimal,    turprü fung!
die 1,3 zweimal, die 1,2 viermal, die 1,1 einmal   Herzlichen Glü ckwunsch zu Ihrem ganz per‐
und die 1,0 zweimal. Unabhä ngig von diesen       sö nlichen Erfolg!

Festrede des Ersten Vorsitzenden Holger Thies
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten! Mei‐       Haben Sie’s erkannt? Viele vielleicht schon.
ne sehr verehrten Damen und Herren!                Als ich, kaum war es ausgewä hlt, abends heim
                                                   kam und meine Tochter fragte: „Weißt Du,
Was fü r ein schö ner Moment!! Sie haben Ihr
                                                   was mein Motto fü r die Abiturrede ist: ‚The
letztes Schuljahr mit dem Abitur erfolgreich
                                                   things that make me different …‘“ – da hat sie
abgeschlossen! Einige stressige und nervö se
                                                   gleich ergä nzt: „ … are the things that make
Wochen der letzten Prü fungen liegen zurü ck –   me.“
und nun ist es geschafft!
                                                   „Winnie‐the‐Pooh! Hatte ich doch frü her ewig
Auch fü r mich ist diese Abschlussfeier ein       lange als WhatsApp‐Status! Weißt du das
schö ner Moment, denn es ist eine sehr große      nicht?”, ergä nzte sie dann noch und ver‐
Freude und Ehre, die ich als Ehemaliger des
Wilhelm‐Gymnasiums heute habe, wenn ich zu         So ist das mit der kommunikativen Kompe‐
Ihnen spreche. So darf ich Ihnen, liebe Absol‐     tenz und der literarischen Bildung: ihre ( also
venten, in aller Namen zu Ihrer Hochschulreife     die meiner Tochter ) und meine sind nicht et‐
herzlich gratulieren, voll der Anerkennung         wa verschieden groß; sie sind aber vor allem
und des Respekts vor der Leistung jedes Ein‐       anders – different eben.
zelnen von Ihnen!                                  Und das ist auch gut und richtig so. Denn:
Heute, liebe Abiturienten, bekommen Sie nicht      „Das was mich anders macht, ist gerade das,
nur Zeugnisurkunden und ein wü rdiges Ri‐         was mich ausmacht“, um es mal so mit Win‐
tual – nein, ich mö chte Ihnen auch noch etwas    nie‐the‐Pooh zu ü bersetzen. Wir kennen ihn
Anderes schenken! Ein Lesezeichen, das ich         alle, den Bä ren „mit dem seeehr geringem Ver‐
Ihnen sinnbildlich mitgebe. Es geht natü rlich    stand“, wie er es selbst ü ber sich sagte.
nicht um dieses hü bsche Stü ck Karton, son‐     Jede der Figuren im „Hundertsechzig‐Mor‐
dern um das, was draufsteht: „The things that      gen‐Wald“ hat seine Eigenheiten und trotz –
make me different are the things that make         oder gerade wegen – dieser mitunter skur‐
me.“                                               rilen Zü ge ist die positive Kraft der kleinen

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WG-Nachrichten 2017 - WG-Ehemalige
Verabschiedung der Abiturienten

Gemeinschaft – bestehend aus gegenseitiger          gemeinsam haben. Oder vielleicht doch?
Hilfe, Freundschaft und Solidaritä t – gerade      Riskieren wir einen Blick in die einschlä gigen
das, was die Geschichten und das Leben aus‐
                                                    Nachschlagewerke: Der Lateiner bezeichnet es
macht. Jeder darf sein, wie er ist und gemein‐
                                                    als eine Form der Wertschä tzung, Aufmerk‐
sam die Welt entdecken – das macht Spaß.
                                                    samkeit und Ehrerbietung gegenü ber einem
Es gibt dort nie den erhobenen Zeige inger.
                                                    anderen Lebewesen oder einer Institution.
Wenn die Geschichte nun doch einen morali‐
                                                    Das ist doch schon mal ein Anfang. Der ver‐
schen Wert vermittelt, dann sind es wohl die
                                                    mutlich wichtigste Hinweis der reinen Be‐
folgende Botschaften, dass es keine Perfektion
                                                    griffserklä rungen liegt in der Herkunft des
geben kann, weil jeder von uns ä hnlich fehlbar
                                                    Wortes. Rü cksicht im Sinne von Zurü ckbli‐
ist wie die Protagonisten aus “Pu der Bä r“ und
                                                    cken beinhaltet zwei Ebenen:
es um die Werte von Gemeinsinn und Respekt
vor den Eigenarten anderer geht.                    Ich blicke zurü ck auf bereits Geschehenes.
                                                    Und – vielleicht noch wichtiger: Ich blicke
Respekt? Wie bitte? Ist das nicht eine eben‐
                                                    zurü ck zu meinem Gegenü ber, der mich an‐
so antiquierte Tugend wie Gehorsam? So wird
                                                    blickt. Ahnlich wie beim Grü ßen: Der eine
sicher der Eine oder Andere denken. Ein Re‐
                                                    grü ßt, der andere grü ßt zurü ck.
likt aus vergangenen Zeiten, eine Einschrä n‐
kung der persö nlichen Freiheit gar? Womö g‐      Wenn wir uns jetzt noch vergegenwä rtigen,
lich verhä lt es sich genau andersherum. Wir        dass der Mensch ein soziales Wesen ist, das
werden sehen …                                         auf den Austausch und das Miteinander in
Es besteht vermutlich kein Zweifel daran, dass         der Gruppe angewiesen ist – und zwar vor
jeder Mensch etwas mit dem Begriff Respekt             allem in Bezug auf emotionale Einbindung –
verbindet. Fü r die einen ist es ein Lob: „Tolle      und
Leistung – Respekt!“, so wie ich es Ihnen heu‐
                                                     dass der Wunsch nach Anerkennung eines
te auch zurufe! Fü r andere eine Aufforderung
                                                       der wichtigsten Handlungsmotive des Men‐
zu gutem Benehmen: „Etwas mehr Respekt,
                                                       schen ist,
wenn ich bitten darf!“. Manche verstehen dar‐
unter eine Art Ehrerbietung, die man soge‐          dann entwickeln wir bereits eine Ahnung da‐
nannten “Respekts‐Personen“ entgegenbringt.         von, warum Respekt eine notwendige Grund‐
Und fü r viele bringt es eine Sorge oder gar       lage fü r dauerhaft funktionierende und alle
Angst zum Ausdruck: „Vor dem großen Hund /          Mitglieder zufriedenstellende Gesellschaften
dem Vorstellungsgesprä ch habe ich echt Re‐        ist.
spekt.“                                             Die Crux am Respekt ist nun, dass er im Wan‐
In jedem dieser Fä lle steht Respekt als Syn‐      del der Zeit von seiner eigentlichen Bedeutung
onym fü r etwas Anderes. Interessanterweise        entfremdet wurde. So landete er schließlich
sind nun alle Interpretationen nachvollzieh‐        neben Begriffen wie Gehorsam und Fleiß in
bar, obwohl Lob und Furcht nicht wirklich viel      der Kellerkiste der ü berholten Tugenden.

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WG-Nachrichten 2017 - WG-Ehemalige
Verabschiedung der Abiturienten

Und da tritt auch die Verbindung von Lob und          Das hat sich leider noch nicht ü berall herum‐
Angst zutage; denn besondere Aufmerksam‐              gesprochen, obwohl es sogar im Grundgesetz
keit wird Außergewö hnlichem zuteil, sei es          steht: Die Wü rde des Menschen ist unantast‐
außergewö hnlich gut – wie bei Ihnen – oder          bar. Dahinter verbirgt sich die grundsä tzli‐
eben außergewö hnlich (ehr)furchtein lö ßend.       che Gleichwertigkeit und bedingungslose An‐
                                                      erkennung des Rechts auf freie Entfaltung.
Ein ebenfalls viel zu eindimensionales Bild
von Respekt offenbaren all jene Mitmenschen,          Und genau das bedeutet Respekt!! Ich sehe
die – mit stolzgeschwellter Brust oder blond‐         und erkenne dich als Menschen mit eigenen
gescheitelter Haartolle – folgende Botschaft          Gefü hlen, Bedü rfnissen, Wü nschen und weiß,
vor sich hertragen: „Mir gebü hrt Respekt, weil      dass deine Belange ebenso relevant sind wie
ich es im Leben zu etwas gebracht habe.               meine. Ganz egal, ob sie meinen ä hneln oder
Schaut nur, wie erfolgreich ich bin!“                 nicht. Ganz egal, ob du mir ä hnelst oder nicht.

Diese Haltung indet sich zuweilen bei Unter‐          Der Philosoph Kant brachte es mit seinem ka‐
nehmern, Sportlern, hochstehenden Politikern          tegorischen Imperativ bereits im 18. Jahrhun‐
oder anderen Supertalenten. Tatsä chlich ha‐         dert auf den Punkt: „Handle stets so, dass die
ben diese Menschen im weitesten Sinne Gü ter         Maxime deines Willens jederzeit zugleich als
akkumuliert, materielle Werte wie Geld, Im‐           Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gel‐
mobilien, Auszeichnungen oder anderes. Dies           ten kö nnte.“ Das meint auch: Beanspruche fü r
alles sind – sagen wir es mal so – Insignien          dich nur, was du anderen im selben Maße zu‐
des „ä ußeren“ Erfolgs, die in vielen Gesell‐        gestehst. Gleiches Recht fü r alle! Menschen zu
schaften oft zugleich mit Macht und Ein luss          respektieren heißt also, sie bedingungs‐ und
verknü pft sind. Natü rlich ist es beachtlich und   ausnahmslos als gleichwertig anzuerkennen.
zuweilen sogar bewundernswert, wie hart je‐           Das gilt fü r Freund und Feind. Respekt ge‐
mand lernt, arbeitet oder trainiert, um sein          bü hrt ihnen allen!
Ziel zu erreichen. Und selbstverstä ndlich hat       Natü rlich liegen uns manche Menschen mehr,
er oder sie dafü r Anerkennung verdient.             andere dagegen gar nicht. Zum Beispiel, weil
Und Respekt? Durchaus, aber nicht mehr als            sie rassistische Ansichten vertreten oder sich
er jedem anderen auch gebü hrt, und zwar in          unfair oder gar gewalttä tig verhalten. Doch
demselben Maße – auch wenn er sich lieber             auch hier gilt: Respekt. Verachtenswert sind
seinen Kindern, seiner Charakterbildung, be‐          die Ansichten und die Taten – aber niemals
dü rftigen Menschen oder dem Mü ßiggang             der Mensch. Ja – das ist zuweilen nicht einfach.
widmet.                                               Aber das Anrecht auf Respekt ist nicht ver‐
                                                      handelbar. Was natü rlich nicht heißt, dass
Denn ein Mensch ist ein Mensch. Ganz unab‐
                                                      man Unrecht tolerieren muss!
hä ngig von seinem Außeren, seinen Fä higkei‐
ten, seinem Charakter, seinen Vorlieben. Wir          So weit – so gut! Aber warum genießt der Be‐
sind nicht alle gleich ( zum Glü ck! ). Aber wir     griff Respekt ein so schlechtes Image?
sind alle gleichwertig. Ausnahmslos.                  Vermutlich hat zur Degradierung des Re‐

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Verabschiedung der Abiturienten

spekts auch beigetragen, dass wir Menschen           fü r bare Mü nze nehmen. In Bezug auf Respekt
uns ü ber Jahrhunderte vorbehaltlos an klassi‐      ist die Entwicklung eine echte Chance, dann
schen Autoritä ten wie Priestern, Landesfü r‐      nä mlich, wenn Respekt immer weniger an eine
sten – oder, etwas moderner – Arzten, Leh‐           Funktion geknü pft ist, sondern immer stä rker
rern, Politikern oder Managern orientiert ha‐        an die Person selbst.
ben. Erst in den letzten Jahrzehnten ist eine        Denn, dass es nach wie vor Vorbilder braucht,
gesunde Skepsis der Menschen gegenü ber die‐
                                                     ist wohl unbestritten. Hier kommt ein anderer,
sen sogenannten Respekts‐Personen gewach‐
                                                     oft verkannter beziehungsweise missverstä nd‐
sen. Das basiert unter anderem auf der Erfah‐
                                                     lich genutzter Begriff ins Spiel: Autoritä t.
rung von Machtmissbrauch in unterschied‐
lichsten Ausprä gungen.                             Wahre oder natü rliche Autoritä t beruht nicht
                                                     auf einem Machtgefä lle oder einer zwanghaf‐
In vielen Zusammenhä ngen gibt es zwar im‐
                                                     ten Konstruktion, in der ein Mensch dem ande‐
mer noch einen Vorschuss an Respekt bezie‐
                                                     ren ausgeliefert ist, sondern ebenso wie Re‐
hungsweise Vertrauen aufgrund der Position,
                                                     spekt auf der grundsä tzlichen Anerkennung
die jemand bekleidet, etwa dem Arzt oder
                                                     von Gleichwertigkeit. Eine Respektsperson
dem Trainer gegenü ber. Das ist im Grunde
                                                     oder natü rliche Autoritä t besticht durch Inte‐
auch gut so. Aber wenn die Beweisfü hrung
                                                     gritä t, Wahrhaftigkeit und Konsistenz und be‐
ausbleibt, wenn die erwartete Leistung nicht
                                                     indet sich immer auf Augenhö he mit ihren
erbracht wird, die Rolle nicht ausgefü llt wird,
                                                     Mitmenschen.
ist der Vertrauens‐Bonus schnell verspielt.
                                                     Jemand, der ü ber natü rliche Autoritä t verfü gt,
Ein Grund dafü r: die Demokratisierung und
universelle Verfü gbarkeit von Wissen. Lä ngst     lö ßt anderen nicht absichtlich Angst ein. Er

leben wir in einer Gesellschaft, in der Wissen       bricht nicht ihren Willen; er unterdrü ckt oder
nicht mehr einer Bildungselite vorbehalten ist,      erniedrigt sie nicht.
auf deren Urteil man sich verlassen muss.            All diese Methoden von Machtmissbrauch las‐
Dieser Umstand ist durchaus begrü ßenswert,         sen sich vorzugsweise bei Menschen beobach‐
fü hrt er doch zu mehr Mü ndigkeit der Bü rger.   ten, die nicht ü ber natü rliche Autoritä t, son‐
Das Fakten‐Wissen selbst ist dabei nicht wirk‐       dern vielmehr ü ber ein ü bersteigertes Gel‐
lich das Problem – man muss nur wissen, wie          tungsbewusstsein verfü gen. Ein Blick in die
und wo, und man kann es sich beschaffen.             Historie und deren grö ßte Despoten gibt da
Aber gerade da zeigt sich das Problem:               gute Hinweise. Bedauerlicherweise hä lt auch
Wie sind die Zusammenhä nge? Wie ordne ich          die Gegenwart geeignete Beispiele bereit:
das? Wie differenziere ich?                          Menschen mit besonderem Geltungsbedü rfnis
                                                     erhalten zur Zeit regen Zuspruch. Warum
Auch wenn bei der Komplexitä t einige Men‐
                                                     bloß?
schen Schwierigkeiten haben, Quellen zu be‐
urteilen und jedes geschriebene Wort – unab‐         Ein Grund fü r diese Entwicklung kö nnte das
hä ngig vom Absender und dessen Motiven –           subjektive Gefü hl von steigender Unsicherheit

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Verabschiedung der Abiturienten

sein. Komplexe Entwicklungen wie die Globa‐            Glü ck bilden sie nur eine Minderheit.
lisierung, Brexit und Grexit, Erderwä rmung,          Also: Der Wunsch nach Anerkennung und
weltweite Unruhen sowie terroristische An‐             Wertschä tzung ist rein menschlich und uns
schlä ge, die uns tagtä glich in den Medien prä ‐   allen gemein. Denn wer nie von seiner Um‐
sentiert werden. All das hinterlä sst deutliche       welt gespiegelt bekommt, dass er wertvoll ist,
Spuren in unseren Gemü tern. Zudem scheint            kann schwerlich ein solides Selbstbewusst‐
alles immer schneller und damit unü bersicht‐         sein au bauen und innere Zufriedenheit ent‐
licher zu werden: technische Entwicklungen,            wickeln. Wer keinen Respekt erfä hrt, kann
hä u ige Wohnort‐ und Berufswechsel, sogar            auch keinen zollen. Weder anderen noch sich
das Ver‐ und sich wieder Entlieben. Kaum               selbst. Wenn ich mich selbst stä ndig infrage
noch etwas hat dauerhaften Bestand. Und                stelle, tun es erstens auch andere – denn ich
obendrein bescheren uns neue Kommunika‐                strahle diese Unsicherheit aus –, und ich tue
tionsmedien eine stä ndige Verfü gbarkeit, de‐       es auch mit anderen. Und: Je weniger ich mich
ren Sog man sich nur schwer entziehen kann.            selbst anerkenne, desto stä rker suche ich
Sie forcieren neue, oft unpersö nlichere For‐         nach Bestä tigung von außen. Meine Stä rke,
men des Mit‐ oder eher Nebeneinanders.                 meine Zuversicht, mein Lebensmut speisen
Das ist fü r nicht Wenige ein bisschen zu viel        sich dann nicht aus mir selbst, sondern aus
an Verä nderung; und da Verä nderung tenden‐         dem Urteil meiner Umwelt. Wehe, wenn es
ziell verunsichert, sehnen sich immer mehr             dann nicht kommt …
Menschen nach Bestä ndigkeit und Gewohn‐              Demnach ist es von elementarer Wichtigkeit,
tem.                                                   dass ich mich selbst respektiere, das heißt
Das ist die eine Seite des Dilemmas, die ande‐         mich ehrlich erkenne, anerkenne und akzep‐
re ist: Verunsicherung liefert den perfekten           tiere – mit all meinen guten und weniger gu‐
Nä hrboden fü r machthungrige Despoten und           ten Seiten. So wie es Winnie‐the‐Pooh uns
sogenannte “starke Mä nner“. Denn diese besit‐        vormacht.
zen anscheinend das nö tige Durchsetzungs‐            Denn nur, wenn ich ein ehrliches Selbstbild
vermö gen, um Stabilitä t und damit Sicherheit       habe und dieses mit allen Facetten aner‐
zu garantieren.                                        kenne, kann ich mich selbst wertschä tzen
Natü rlich darf man das nicht verallgemeinern,        und auch andere Menschen vorbehaltlos als
und nicht jeder mit angekratztem Selbstwert‐           gleichwertig anerkennen.
gefü hl ist auf dem Weg zum Despoten. Aber            Hier, meine Damen und Herren, schließt sich
vermutlich kennt jeder aus dem eigenen Um‐             der Kreis zur natü rlichen Autoritä t: Jemand,
feld cholerische Chefs oder ( sinnbildlich )           der sich selbst wertschä tzt, innere Zufrieden‐
rohrstockschwingende Lehrer, die außer einer           heit erlebt und seinen Selbstwert nicht an Ma‐
Bereitschaft zum Strapazieren der Stimmbä n‐          teriellem festmacht, der fordert keinen Re‐
der und der Fä higkeit, anderen Angst einzu lö ‐     spekt fü r sich ein – aber er erhä lt ihn. Denn
ßen ü ber wenig Kompetenz verfü gen. Zum             Menschen, deren Stä rke sich aus ihrem Inne‐

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Verabschiedung der Abiturienten

ren speist, sind weitestgehend unabhä ngig          Und andersherum: Wer seinen Mitmenschen
vom Urteil anderer. Sie meinen nicht nur,            ehrlichen Respekt entgegenbringt, sie als voll‐
was sie sagen, sie tun es auch – und ü berneh‐      wertige Menschen und nicht nur als Vasallen
men die Verantwortung fü r ihr Handeln. Und         anerkennt, schafft die beste Voraussetzung
sie sind bereit, sich immer wieder zu hinter‐        fü r engagierte und motivierte Teammitglie‐
fragen und sich auch immer wieder in Rela‐           der, die viel Eigeninitiative zeigen und gerne
tion zu ihrer Umwelt zu setzen.                      Verantwortung ü bernehmen. Das gilt im Be‐
Hier sind wir angelangt beim wichtigen Punkt.        ruf – im Privaten – und ebenso in der Schule.
Dem Unterschied zwischen Respekt und Ge‐             Wir erinnern uns: Niemand kann fü r sich al‐
horsam: Denn eine natü rliche Autoritä t bekä ‐   leine leben, auch wenn manche es sich wü n‐
me den Respekt ungefragt und unaufgefor‐             schen mö gen. Der Mensch ist ein soziales We‐
dert. Verbirgt sich hinter der Forderung nach        sen. Ohne Austausch mit anderen verkü m‐
Respekt aber die Anweisung: „Ich will, dass du       mert er. Aber am Austausch mit anderen ver‐
mir bedingungslos folgst, nicht selber denkst!“      zweifelt er auch oft. Zuweilen ist es gar keine
Dann das ist eben kein Respekt, sondern blin‐        bö se Absicht, sondern fehlende Aufmerksam‐
der Gehorsam.                                        keit: Weil wir abgelenkt sind, unkonzentriert
Gehorsam ist ein Verhalten, eine Reaktion, fü r     oder einfach ü berlastet, bleibt kein Raum, um
die ich mich – mehr oder weniger freiwillig –        das Gegenü ber als Menschen wahrzunehmen.
entscheide.                                          Wir bemerken nur das fü r uns im Moment
                                                     Stö rende und reagieren unwirsch.
Respekt dagegen ist eine Haltung, er ist fest
verankert in mir und kann nicht an‐ und aus‐         Wie man es also dreht und wendet: Respekt
geschaltet werden.                                   ist die wesentliche Grundlage fü r den Fortbe‐
                                                     stand unserer Gesellschaft. Zumindest, wenn
Ja: Haltung ist gefragt! Schon Kant wusste: Im
                                                     diese fü r alle Menschen gleichermaßen zufrie‐
Leben zä hlen nicht nur die Taten, sondern
                                                     denstellend beschaffen sein soll.
Einstellungen und Werte – ergo: die Haltung,
die hinter den Taten steht.                          Wie also lä sst sich mehr Respekt erzeu‐
                                                     gen? Gute Frage! Um nicht zu sagen: Das ist
Die meisten unter uns erkennen schnell die
                                                     die entscheidende Frage. Die Antwort fü hrt
Motivation ihres Gegenü bers: Nimmt er mich
                                                     uns zur Keimzelle der Gesellschaft, der Fa‐
ernst als Mensch oder will er nur, dass ich
                                                     milie …
mö glichst produktiv bin und ansonsten mei‐
nen Mund halte? Wer dann auch noch von an‐           Respekt muss vorgelebt werden, und er muss
deren einfordert, was er selbst nicht vorlebt –      erfahren werden, um gezeigt werden zu kö n‐
zum Beispiel Verlä sslichkeit, Pü nktlichkeit –    nen. Und das beginnt im Prinzip mit dem er‐
muss sich nicht wundern, wenn in seinem              sten Tag des Lebens. Denn Respekt ist nicht
Umfeld „Null Bock“, innere Kü ndigung oder          angeboren – was vieles erleichtern wü rde –,
große Fluktuation herrschen.                         sondern muss und kann erlernt werden.

                                        WG-Nachrichten 2017                                       13
Verabschiedung der Abiturienten

Was gehö rt dazu? Dazu gehö rt, dass man auf      ge, was denn Respekt ü berhaupt sei, lä sst sich
Augenhö he spricht, die Leistungen des ande‐       festhalten: Respekt ist keine Eingrenzung un‐
ren anerkennt und aufrichtig ist.                   serer persö nlichen Freiheit, sondern ganz im
                                                    Gegenteil die Voraussetzung dafü r. Denn nur
Es ist also der Versuch, verstehen zu wollen,
                                                    eine von Respekt getragene Gesellschaft lä sst
was den anderen zu seinen Ansichten und
                                                    allen Menschen den Raum, sich zu entfalten –
Handlungen veranlasst hat.
                                                    ohne die Persö nlichkeit der anderen zu ver‐
Ohne gleich zu urteilen, was falsch oder richtig    letzen.
oder eben anders ist. Anders aussehen zum
                                                    „Die Dinge, die mich anders machen, sind die
Beispiel. Anders glauben. Anders lieben. An‐
                                                    Dinge, die mich ausmachen“, sagte Puh der Bä r
ders denken – wie Pu der Bä r.
                                                    zu Beginn meiner Ansprache. Das gilt – wie
Dass wir unaufmerksam sind! Das fä ngt schon       gesagt – auch fü r das Gegenü ber.
auf der Straße an, wo man einander – leider –
                                                    Meine sehr verehrten Damen und Herren, lie‐
nicht mehr grü ßt.
                                                    be Abiturienten, ein letztes Mal will ich mit
Also, es gibt noch viel zu tun – aber es gibt vor   dem kleinen Bä ren, dessen Weisheiten wohl
allem auch viel Hoffnung. Denn mit Blick auf        zeitlos sind, sagen: Bleibt respektvoll, achtsam
die ganz zu Anfang dieser Rede gestellte Fra‐       und p legt Eure Eigenarten! Be different!

Abirede der Abiturientia 2017
Die Rede der Abiturientia 2017 lag uns bis zur Drucklegung der WG‐N                        nicht vor.

     Foto: Larissa Schrö ter

14                      Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Verabschiedung der Abiturienten

Abitur‐Jahrgang 2017
Abbas Elnakady, Sussan       Hagelstein, Jannik              Lu, Lin
Akgü l, Ali Necmeddin       Hamer,Niklas                    Lubkowitz, Magnus
Asmiraslanow, Lamiye         Hartfeldt, Dominik              Maier, Ann‐Sophie
Antunovic, Darius            Hartmann, Alex                  Matthies, Katharina

Balzer, Marie‐Evangeline     Heck, Kilian‐Maurice            Meier, Jasper Felix

Bä tge, Mona                Heinkele, Helena                Meier, Monty Lukas

Bayrak, Emre Can             Herrenkind, Fynn Erik           Mengedoht, Miriam

Becker, Linus Albert         Hirschler, Elisabeth            Meschter, Leonard Pascal

Behme, Mareike               Hö ft, Nicklas Hans            Meßner, Julia Sophie

Belichenko, Nataliya         Horoba, Charleen                Mier, Leon Merlin

Berkefeld, Finnja‐Marie      Hunholz, Gianna Patricia        Mildner, Moritz

Blonsky, Leon                Jacksteit, Lennart              Mö nnich, Lennart

Bock, Kimberly               Kalogeroudis, So ia Katarina    Mü ller, Julia

Borchers, Lennart Hans       Kaminski, Fabienne              Nehring, Theresa

Bost, Sarah                  Kant, Amelie                    Niebuhr, Wiebke Marleen

Brandt, Louisa               Kasties, Lina                   Ott, Paula

Bremers, Frauke              Kauschke, Ruta                  Pangritz, Peer

Caplan, Felicia              Klute, Leander                  Partington, Colin

Czaja, Alexander             Koch, Julia                     Peiner, Richard Jochen

Damm, Simon Florian          Kö hn, Julius                  Peters, Charlotte

Else, Jan Lukas              Kö sel, Hans Alexander         Pormann, Linus

Fellner, Johanna             Kü mper, Paulina               Rakebrandt, Julie Maya
                             Kunkel, Leon                    Ramme, Carolin
Futterschneider,
  Aaron Matthias Josef       Labadi, Osama                   Recke, Jannik Anton
Geiger, Henrik               Lange, Benjamin                 Rees, Leah Marie

Gottwald, Loan               Langenberg, Mia Chalotte        Renneberg, Alexander

Graus, Nina                  Lennemann, Ann Kathrin          Rohde, Larissa Chantal

Groza, Tobias Joel           Lenz, Luisa‐Cora                Rose, Jasper

Habermann, Lennard           Levedag, Anna                   Rugo, Rebecca

                                WG-Nachrichten 2017                                     15
Verabschiedung der Abiturienten

Sandhack, Paul                      Siebers, Lea Joé               Wilkens, Fabrice
Scharfenberg, Ole Hendrik           Struckmann, Till Jost Dieter    Willenborg, Svenja
Schejok, Lucas                      Teichert, Lena                  Wistuba, Chiara
Schinske, Anna Sophie               Vahldieck, Marie                Wolf, Katharina
Schmidtke, Lara Johanna             Vansovitsch, Daniel             Worbes, Arthur Carl
Schnelle, Yannick                   Walter, Isabel Victoria         Wyszynski, Timo
Schulz, Luisa Marie                 Weidenhaupt,                    Zernick,
Schumann, Carolin                    Lukas Alexander                  Charlotte Sophie Luise

Schü tz, Janna Carolin             Weiße, Lena                     Zaho, Jigxuan Julian Axel

                                                                     Fotos:
                                                                     Larissa Schrö ter

16                        Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Aus der Schule

Abschied von Schulleiter Gerhard Thamm van Balen

Mit Ablauf des Schuljahres 2016/17 ging              in der Zukunft angekommen sind. Eine gute
Schulleiter Gerhard Thamm van Balen in den           Schule kann das Leben eines Menschen posi‐
verdienten Ruhestand. 17 Jahre zuvor hatte er        tiv prä gen. Entsprechend muss man die Wei‐
das Amt von seinem Vorgä nger Dr. Bodo Gatz         chen an der Schule stellen.“
ü bernommen.
                                                     „Können Sie ein Beispiel für eine solche Wei-
»Als Gerhard Thamm van Balen im Jahr 2000            chenstellung geben?“
als Schulleiter ans Wilhelm‐Gymnasium kam,«
                                                     „2002 haben wir den Antrag gestellt, Zentrum
berichtete die B                     Z      am
                                                     fü r Hochbegabtenfö rderung zu werden. Da‐
20. Juni 2017, »war das WG das kleinste Gym‐
                                                     mals gab es so etwas nur an Privatschulen. Wir
nasium der Stadt. „Inzwischen ist es mit 1040
                                                     hatten keine Vergleiche und keine Vorgaben –
Schü lern das grö ßte“, sagt er. Zum Ende des
                                                     aber unser Eindruck war, dass Schü ler indivi‐
Schuljahres geht er nun in den Ruhestand.
                                                     dueller gefö rdert werden mü ssen: Stä rken for‐
BZ‐Redakteurin Katja Dartsch fü hrte mit ihm        dern und Schwä chen fö rdern. Eine solche Ent‐
folgendes Interview:                                 scheidung hat ü ber viele Jahre Konsequenzen,
„Herr Thamm van Balen, was ist die größte Her-       bevor sich herausstellt, ob sie richtig war.“
ausforderung für einen Schulleiter?“                 „Am WG wird mit Virtual-Reality-Brillen experi-
„Vorherzusehen, was die Schü ler in ihrer Zu‐       mentiert. 3D-Filme im Unterricht – sieht so die
kunft an Kompetenzen benö tigen. Man muss           digitale Zukunft von Schule aus?“
sozusagen Prophet sein. Wichtig ist ja, dass         „Die ‘digitale Zukunft‘ von Schule indet lä ngst
Schule fü r die Schü ler hilfreich ist, wenn sie   statt, weil unsere Schü ler Kinder einer digita‐

                                       WG-Nachrichten 2017                                           17
Aus der Schule

lisierten Welt sind. Eine digitale Unterstü tzung   tholische Religion und Pä dagogik an verschie‐
des Lernens macht die Arbeit vielgestaltiger         denen Schulen in Niedersachsen. Ab 1989 war
und eindrucksstä rker. Das Entdecken, Erken‐        er in der Lehrerausbildung tä tig. Mit seiner
nen und Verstehen nimmt uns die Datenverar‐          Frau lebt er in Gi horn; die beiden erwachse‐
beitung aber nicht ab – zum Glü ck.“                nen Sö hne leben in Frankfurt und Den Haag.«
„Wie bewerten Sie den Schritt zurück zum G9-         Am Mittwoch, den 21. Juni 2017, wurde Schul‐
Abitur?“                                             leiter Gerhard Thamm van Balen in einer be‐
„In allen G8‐Jahrgä ngen haben unsere Schü ler     wegenden Feierstunde in der Aula des Wil‐
ein gutes Abitur gemacht. Acht Jahre kö nnen        helm‐Gymnasiums verabschiedet.
im Grundsatz also ausreichen. Doch manches           Anke Steckhan, die Dezernentin der Landes‐
Hobby oder Ehrenamt wird entfallen sein. Da‐         schulbehö rde, richtete die folgenden Worte an
fü r bietet G9 wieder die nö tige Zeit. Das kann   den scheidenden Direktor:
wichtig sein fü r die Persö nlichkeitsbildung.“
                                                     »Sie, Herr Thamm van Balen, haben mit Ihrer
„Bitte schildern Sie einen Ihrer schönsten Mo-       tä glichen Arbeit das Streben nach schulpä ‐
mente am WG!“                                        dagogischer und fachdidaktischer Exzellenz
„Einer der schö nsten Momente war, als unsere       im Sinne einer selbstverstä ndlichen und
Schü lerin Merret plö tzlich wieder im Unter‐      ü berdauernden Zielsetzung vorgelebt und als
                                                     Grundkonsens in Ihrer Schule ( so auch im
richt saß. Sie war zuvor an Leukä mie erkrankt
                                                     Leitbild ) konsequent etabliert.
gewesen, und wir hatten in der Schule eine Ty‐
pisierungsaktion organisiert. Das war im Mä rz      Die in der Zeit vom 09. bis 12. Januar 2017
2010. Es kamen unglaublich viele Menschen.           durchgefü hrte Schulinspektion hat die her‐
Sogar ein Mannschaftswagen der Feuerwehr             vorragende Arbeit des WG neben dem guten
fuhr vor, 20 Leute in Uniform, die alle spenden      Unterricht auch in den Bereichen “Schule lei‐
wollten.                                             ten“, “Bildungsangebote gestalten“, “Schul‐
Das war sehr bewegend – und es wurde tat‐            entwicklung steuern“, “Kooperationen entwik‐
sä chlich ein geeigneter Stammzellenspender         keln“ erst kü rzlich dokumentiert.
fü r Merret gefunden.“                              Hierbei muss man wissen, dass eine externe
„Morgen werden Sie feierlich in der Aula verab-      Evaluation ein erfolgreiches Schulleitungshan‐
schiedet. Was dann?“                                 deln zwar in Ausschnitten dokumentieren
                                                     kann, ganzheitlich erfassen kann sie es jedoch
„Ich freue mich auf meinen letzten Arbeitstag,
                                                     nicht. Re lektiertes, strukturiertes, pä dagogi‐
den 31. Juli. Bis dahin gibt es noch viel vorzu‐
                                                     sches, an Grundsä tzen orientiertes Schulleiter‐
bereiten. Was danach kommt, ist vö llig offen.
                                                     handeln ist ein tä glicher, individueller Kraft‐
Ich breche nicht zu neuen Heldentaten auf und
                                                     akt, der eigentlich nur von denjenigen nach‐
plane auch keine Reise zum Nordpol. Ein ge‐
                                                     vollziehbar ist, die sich in der gleichen Positi‐
meinnü tziges Engagement kann ich mir aber
                                                     on be inden oder befanden. Die vielfä ltigen
durchaus vorstellen.“
                                                     und immer wieder neuen Anforderungen sind
Thamm van Balen studierte in Mü nster und           weder messbar noch lassen sie sich in Gä nze
arbeitete ab 1981 als Lehrer fü r Deutsch, ka‐      dokumentieren. Auch mir ist bewusst, dass

18                     Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Aus der Schule

meine heutige Wü rdigung Ihres Handelns,         seminar – fü r diese Schule ein “Glü cksfall“,
Herr Thamm van Balen, dies nur ausschnitts‐       denn Sie haben ihr ü ber die vielen Jahre hin‐
weise kann.                                       weg mit ganz konsequenter Haltung und ho‐
Ich mö chte Ihnen aber versichern, dass auch     hem Arbeitseinsatz ein ganz klares Pro il gege‐
Sie in Ihrem Wirken am WG gesehen und             ben und vorgelebt.
wahrgenommen wurden, und das im besten            Auf der Schul‐Homepage heißt es:
Sinne. Ich habe unsere Zusammenarbeit im‐
                                                  Das Wilhelm-Gymnasium ist eine Schule mit be-
mer sehr geschä tzt, die Gesprä che mit Ihnen
                                                  sonderer Qualität des Unterrichts, des außer-
waren durchweg konstruktiv und ergiebig, ich
konnte Ihre enorme Formulierungsgabe be‐          unterrichtlichen Angebots und des Schullebens.
wundern sowie den feinen Humor und Witz,          Es ist eine Schule, die die einzelne Schülerper-
den Sie auch immer mittransportierten.            sönlichkeit in ihrer Individualität sieht, ermu-
                                                  tigt und fördert. Es ist ein Ort des freundlichen
Von Ihrer großen Erfahrung und Ihrem klu‐
gen Blick auf die Dinge war ich oft beein‐
                                                  WG-Abiturienten sind in besonderem Maße stu-
druckt. Es war spannend, Ihre dezidiert be‐
                                                  dierfähig.
grü ndeten Stellungnahmen oder Ansichten zu
hö ren, zu lesen, zu diskutieren. In manchen     Ja, verehrte Anwesende, so ist es und Sie, Herr
Situationen war ich die Lernende und ich war      Thamm van Balen sind und waren der Ga‐
dankbar dafü r.                                  rant dafü r und mehr noch: Sie haben dieser
So wie mir erging und ergeht es sicher vielen     Schule – gemeinsam mit Ihren Lehrkrä ften –
hier in der Schulgemeinschaft und darü ber       ein Herz gegeben!«
hinaus.                                                                     ( Bericht: Jan Kämpen,
Sie waren – wie auch damals fü r das Studien‐

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Aus der Schule

Volker Ovelgönne wird neuer Schulleiter
»Welche Nachteile das Leben als Schulleiter        nem Schreibtisch. Viel Lä rm um nichts – so
hat? Volker Ovelgö nne muss nicht lange ü ber‐   sei es manchmal ja auch an der Schule, sagt
legen: „Der einzige Nachteil ist, dass man we‐     er verschmitzt.
niger Unterricht gibt.“ Seit dem 01. August lei‐
                                                   Ziemlich dynamisch, der Nachfolger von
tet der 48‐Jä hrige das traditionsreiche Wil‐
                                                   Gerhard Thamm van Balen, das spü rt man
helm‐Gymnasium«, schrieb die B                 ‐
                                                   gleich. Weniger Unterricht gibt er nun also als
    Z        vom 23. August 2017.
                                                   Schulleiter, muss sich mehr um Dinge wie
»Unterrichten, das ist es ja, was man will,        Qualitä tssicherung, Schulentwicklung, Stun‐
wenn man Lehrer wird. Fü r Volker Ovelgö nne     denplä ne und Gebä udemanagement kü m‐
stand das frü h fest: „Die Entscheidung iel an    mern. „Man jongliert mit vielen Bä llen“, hat er
dem Tag, als ich Englisch und Latein als Lei‐      festgestellt: „Die ersten Tage waren unheim‐
stungskurse wä hlte. Was sonst will man schon     lich spannend.“ Und das ist genau sein Ding:
mit Latein‐LK machen?“, fragt er und schmun‐       Er liebt die Abwechslung, ist neugierig auf das
zelt.

Mensch steht im
Mittelpunkt.“
Und so kam es,

er, sondern auch
seine beiden Ge‐

     wurden. Fa‐
milienfeiern be‐
zeichnet Ovel‐
gö nne deshalb
gerne als “Ge‐
samtkonferenz“.

ne redet schnell und eloquent, kommt von ei‐       Neue, kü mmert sich.
nem Thema ix aufs nä chste, zitiert dabei ger‐    Am WG sind natü rlich alle gespannt: Was
ne Goethe und Shakespeare. Ein Filmplakat          fü r ein Typ ist der neue Schulleiter? Welche
von “Much Ado About Nothing“ hä ngt ü ber sei‐

20                    Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
Aus der Schule

geht offensiv auf alle zu: Er besucht die Eltern‐      gut: „Das hat die letzte Schulinspektion wieder
abende und klappert alle Klassen ab, um sich           bestä tigt.“ Im Gesprä ch wird dann deutlich:
vorzustellen. „Ich will ansprechbar sein. Meine        Mit Volker Ovelgö nne wird das WG digitaler
Tü r steht offen“, verdeutlicht er. Schließlich sei   werden – im organisatorischen Bereich wie
es wichtig, gemeinsam zu arbeiten. Die Abkü r‐        auch im Unterricht.
zung WG stehe ja auch fü r “Wir Gemeinsam“.
                                                       ( Bericht und Foto: B                Z          )
So lautet denn auch das Motto der großen
Schulparty, mit der die diesjä hrige Projektwo‐
che der Schule im September enden soll.                   Zur Person
Dafü r wurde eigens die Stadthalle angemietet.           Volker   Ovelgönne     wurde          in
Ein Novum. Erst stellen Schü ler ihre Ergebnis‐          Aschendorf im Emsland geboren.
se der Projektwoche vor – da gibt es alles vom
                                                          Er studierte Englisch und Latein auf
Improvisationstheater ü ber die Physik des
                                                          Lehramt in Mü nster. Wä hrend des Stu‐
Sports bis hin zur Robotik –, dann wird gefei‐            diums arbeitete er ein Jahr als Fremd‐
ert. „Das große Angebot und das tolle Engage‐             sprachenassistent an drei Schulen in
ment darf ich ruhig loben, das wurde ja alles             England.
vor meiner Zeit eingestielt“, sagt der neue
                                                          Sein Referendariat machte er an der
Schulleiter. Er betont, wie wichtig ihm ein sol‐
cher Einsatz ist: „Wir brauchen Leute, die
                                                          dann am Humboldt‐Gymnasium Gif‐
brennen, und die andere mit ihrer Begeiste‐
                                                          horn und kehrte spä ter zur “Ricarda“
rung anstecken.“                                          zurü ck. Dort gehö rte er seit 2007 zur
Wofü r brennt er selbst? Fü r den Fußball – alle        erweiterten Schulleitung.
zwei Wochen wird mit den Nachbarn gekickt –               Mit seiner Frau Andrea und den bei‐
und fü r die Musik. Seit seiner Jugend spielt er         den Sö hnen Christian und Niklas ( 8
Gitarre, mit Vorliebe Rockmusik. „Die Band,               und 7 Jahre alt ) wohnt er in Gliesma‐
die wir im Emsland einst grü ndeten, feiert in           rode.
diesem Jahr ihr 30jä hriges Bestehen“, erzä hlt
er stolz.

Zurü ck zu den Plä nen, die er fü r das WG hat.     Neben Studiendirektor Volker Ovelgö nne be‐
Da hä lt er sich bedeckt. „Es gibt Dinge, die ich     steht die Schulleitung aus der stellvertreten‐
ä ndern mö chte. Aber dabei mö chte ich alle        den Schulleiterin Maria Rech, der Leiterin der
mitnehmen – und dafü r ist es wenig hilfreich,        Außenstelle Jeannette Gellrich sowie den Ko‐
wenn es zuerst in der Zeitung steht“, erklä rt        ordinatoren Anne Kathrin Pfeiderer, Kristin
er.                                                    Schaa hausen und Volker Schad ( alle Studiendi‐
                                                       rektor(inn)en ).
Beruhigend schiebt er hinterher: „Ich werde
bestimmt nicht Flick lack‐schlagend ü ber die         Die WG‐N                  wü nschen dem neuen
Leonhardstraße toben.“ Schließlich laufe am            Team auf dem Weg zwischen Tradition und
Wilhelm‐Gymnasium ziemlich viel ziemlich               Zukunft stets eine glü ckliche Hand!

                                         WG-Nachrichten 2017                                          21
Ehemalige

Professor Ernst‐August Roloff verstorben
In ihrer Ausgabe vom 06. November 2017 be-           Und ist das, was Familienfotos zeigen, immer
richtete die B                    Z        , dass    wahr? Auch das nicht.
der ehemalige WG-Schüler Prof. Dr. Ernst-            Roloff hat dieses Kreuz mit der Erinnerung
August Roloff am 01. November mit 91 Jahren          einmal so beschrieben: „Namentlich ü ber der
verstorben ist.                                      frü hen Kindheit lagert bis ins Alter ein mehr
                                                     oder weniger dichter Schleier von Stimmun‐
                                                     gen, Verzerrungen und beredeter Erlebnisfet‐
                                                     zen, die kein geschlossenes Bild der Erinne‐
                                                     rung ergeben."
                                                     Roloff hat natü rlich eigene frü he Erinnerun‐
                                                     gen. Als Fü n jä hriger erlebte er den Aufmarsch
                                                     der ü ber 100.000 SA‐ und SS‐Leute. Die Mas‐
                                                     sen zogen vor dem Schloss an Adolf Hitler und
                                                     seinen engsten Gefolgsleuten vorbei. Dieses
                                                     Braunschweiger Ereignis, erkannte er viel spä ‐
                                                     ter, war ein Meilenstein auf dem Wege Hitlers
                                                     zur Macht.
                                                     Sein Vater Ernst August Roloff, in Braun‐
                                                     schweig ein fü hrender Vertreter der Deutsch‐
                                                     nationalen Volkspartei ( DNVP ), war Mitorga‐
                                                     nisator dieses Spektakels. An diesem Vater hat
                                                     er sich ein Leben lang gerieben. Und wer ihn
»Der Historiker war fü r viele Braunschweiger
                                                     dazu hartnä ckig befragte, erhielt diese bü ndige
die wichtigste Instanz bei dem Versuch, so et‐
                                                     Antwort: "Er war ein Antisemit, er war kein
was wie eine historische Wahrheit ü ber den
                                                     Demokrat, er war aber auch kein Nazi."

zehnte hat ihn dieses Thema wissenschaftlich         Spä testens als er 1955 die Briefe seines gerade
beschä ftigt, ja umgetrieben«, schreibt BZ‐Re‐      verstorbenen Vaters las, drä ngte es den Sohn,
dakteur Harald Duin.                                 viel mehr zu wissen. Erste Forschungen als
                                                     Studienrat an der Raabeschule, spä ter als Pro‐
»Diese “Wahrheit“ hat jedoch ihre verborge‐
                                                     fessor an der Universitä t Gö ttingen. Dort
nen Seiten. Mehrfach besuchte ich ihn in seiner
                                                     machte Roloff, der ja auch Psychologe war, ei‐
Wohnung an der Jasperallee, und immer wie‐
                                                     nigen Eindruck auf die Studierenden. Einer
der redeten wir ü ber die Schwierigkeiten der
                                                     von ihnen war Außenminister Sigmar Gabriel.
Erinnerung. Ich wunderte mich, dass er Zeit‐
zeugen ( und er ist ja selbst einer ) als interes‐   Dieser schwä rmte: "Er war einer der besten
sante, aber eher unzuverlä ssige Quelle ansah,      Hochschullehrer, die ich kennengelernt habe."
weil eigene Eindrü cke sich mit den Erzä hlun‐     Roloff steht am Anfang der Braunschweiger
gen anderer vermischen, der Eltern vor allem.

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Ehemalige

Wirtschaftswunders, erschien sein Buch Bür-           denkwort. Darü berhinaus hatte er fü r unsere
gertum und Nationalsozialismus 1930-1933.             WG‐N                 2015 einen großen Artikel
Braunschweigs Weg ins Dritte Reich. Ein               ü ber unser Zeit‐Erleben verfasst.
Buch, das die frü heren Tä ter nicht gewollt        Lange Zeit hatte sich Ernst‐August Roloff, der
hatten. Aber die Mehrheit der von Roloff Be‐          von 1952 bis 1968 Lehrer am Gymnasium
fragten schien dann doch erleichtert.                 Raabeschule war, mehr mit dieser Schule als
1983 begann Roloff mit seinen Forschungen             mit dem Wilhelm‐Gymnasium verbunden ge‐
zur Sozialgeschichte der Jasperallee ( einst          fü hlt.
"Kaiser‐Wilhelm‐Straße" ). Er war dabei sei‐          »Wie hat er sich empö rt, als seine Schule 1985
ner eigenen Geschichte auf den Fersen, lebte          zu ihrem 100jä hrigen Bestehen eine Chronik
er doch von 1932 bis 1955 ( und auch spä ter         verö ffentlichte, in der unter anderem der WG‐
nach seiner Emeritierung ) in dieser Straße, die      Schü ler und spä tere Jagd lieger Hans Wald‐
von vornherein als eine Art Braunschweiger            mann gewü rdigt wurde«, schrieb Harald Duin
Champs‐Elysé es fü r das gehobene Bü rgertum       am 28.05.2016 anlä sslich Roloffs 90. Geburts‐
konzipiert war. Vornehme alte Witwen ö ffne‐         tag in der B                   Z       .
ten Roloff die Tü r, berichteten von frü her. Und
                                                      »Roloff schrieb fü r diese Chronik ebenfalls ei‐
immer lief Roloffs kleiner Kassettenrekorder
                                                      ne Wü rdigung, aber eine ü ber den einstigen
mit. Die Frucht dieser Forschung: zwei Bä nde
                                                      Braunschweiger Ministerprä sidenten Heinrich
mit Lebensgeschichten, die sonst wohl fü r im‐
                                                      Jasper, der am 04. Februar 1945 vor seiner Ba‐
mer verschü ttet wä ren.
                                                      racke im Konzentrationslager Bergen‐Belsen
Roloff hat uns mit seinen Bü chern, seinen           zusammenbrach und erfror. Zwei vö llig unter‐
Vorträ gen und Anstö ßen bis zum Schluss reich      schiedliche Traditionslinien ( Waldmann, Jas‐
beschenkt. Bei ö ffentlichen Auftritten trug er      per ) ausgebreitet, als ob man auf beide glei‐
gerne eine Weste in Rot mit passender Kra‐            chermaßen stolz sein kö nnte.«
watte. Und wenn er dann wortreich loslegte,
                                                      In seinen letzten Lebensjahren zeigte sich
beschlich andere leicht das Gefü hl eigener Un‐
                                                      Ernst‐August Roloff “seiner“ Schule wieder
wissenheit.
                                                      sehr verbunden. Nun ist er fü r immer ver‐
Roloff: Einer, der immer anschaulich sprach           stummt. Wir trauern um unseren ehemaligen
und schrieb. Auch deshalb werden noch in              Schü ler und werden uns stets dankbar an ihn
zweihundert Jahren alle verstehen, was er ge‐         erinnern.
meint hat.«
                                                      Kurz vor seinem Tod ü bersandte uns Profes‐
In den WG‐N               2016 berichteten wir        sor Roloff noch seine Gedanken zum 70jä hri‐
ü ber die Verleihung der Braunschweiger Bü r‐       gen Bestehen des Landes Niedersachsen ( und
germedaille an den damals 90jä hrigen Roloff.        dem damit verbundenen Untergang des Frei‐
                                                      staates Braunschweig ). Wir drucken diese Zei‐
Als im Jahre 2015 der Kü nstler Gü nter Dem‐
                                                      len auf den folgenden beiden Seiten ab.
nig einen “Stolperstein“ fü r den ehemaligen
WG‐Schü ler Heinrich Jasper vor unserer Schu‐                                  ( Bericht: Jan Kämpen,
le verlegte, sprach Professor Roloff ein Ge‐                        Foto: B                   Z      )

                                        WG-Nachrichten 2017                                        23
Ehemalige

„Wir sind die Niedersachsen …“
Gedanken von Professor Ernst-August Roloff          Das monumentale Hermannsdenkmal bei Det‐
zum 70jährigen Bestehen des Landes Nieder-          mold, errichtet in der Zeit Wilhelms II., ist
sachsen:                                            ebenso Ausdruck eines vö lkischen Nationalis‐
Am 01. November 1946 trat eine Verordnung           mus wie das grandiose Kyf hä user‐Denkmal
der britischen Militä rregierung in Kraft, durch   fü r den zum Mythos verklä rten Kaiser Barba‐
die die preußische Provinz Hannover und die         rossa, beide monumentaler Ausdruck einer
frü heren Fü rstentü mer Braunschweig, Olden‐    Ideologie, die nach dem verlorenen Ersten
burg und Schaumburg‐Lippe zu einem Land             Weltkrieg von der Deutschnationalen Volks‐
“Niedersachsen“ mit der Hauptstadt Hannover         partei und dann von den Nationalsozialisten
vereinigt wurden. Der Name ist allerdings we‐       ü bernommen wurde. Im “Dritten Reich“ war
sentlich ä lter, und das hat seine eigene Ge‐      die braunschweigische “Hitler‐Jugend“ dem
schichte.                                           Gebiet “Niedersachsen“ mit Sitz in Hannover
                                                    unterstellt. ln der Schule lernten wir, dass Karl
1926 dichtete und komponierte der Braun‐
                                                    der Große der “Sachsenschlä chter“ und Sach‐
schweiger Gymnasiallehrer Hermann Grote
                                                    sen‐Herzog Widukind ein Mä rtyrer war.
das Niedersachsenlied, das noch heute als ei‐
ne Art Regionalhymne nicht nur auf Schü tzen‐      Tatsä chlich ist das heutige Niedersachsen re‐
festen und Herrenabenden gesungen wird:             gional identisch mit dem frü heren Sachsen zur
     “Von der Weser bis zur Elbe,                   Zeit Karls des Großen, politisch mit den
                                                    Stammlanden, die der Welfe Heinrich der Lö ‐
     von dem Harz bis an das Meer
                                                    we von seinem Vater, Heinrich dem Stolzen
     stehen Niedersachsens Sö hne,
                                                    und dieser von seinem Schwiegervater Kaiser
     eine feste Burg und Wehr.
                                                    Lothar von Sü pplingenburg geerbt hatte. Die
     Fest wie uns‘re Eichen
                                                    Sprache war Sä chsisch, heute Niederdeutsch.
     halten alle Zeit wir stand,
                                                    Erst im hohen Mittelalter entstand das heutige
     wenn Stü rme brausen
                                                    Sachsen, und seitdem wurde das alte Sachsen
     ü ber‘s deutsche Vaterland.                   Niedersachsen genannt. Zu dieser Zeit, im 13.
     Wir sind die Niedersachsen,                    Jahrhundert, wurden die Welfenlande geteilt
     sturmfest und erdverwachsen –                  in das Herzogtum Braunschweig‐Lü neburg,
     Heil Herzog Widukinds Stamm!“                  das bis 1918 bestand, und das spä tere Kö nig‐
ln der 2. Strophe huldigt das Lied in mythi‐        reich Hannover, das 1866 nach widerrechtli‐
scher Verklä rung den Cheruskerfü hrer Her‐       cher Absetzung der Welfen als Provinz von
mann ( = lat. Arminius ) als den Freiheitshel‐      Preußen annektiert wurde. Als 1884 der letzte
den, der durch die Vernichtung der rö mischen      Braunschweiger Welfe ( unser Namensgeber
Besatzungstruppen in der legendä ren Schlacht      Wilhelm ) ohne Erbe starb, verstä rkte sich die
im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.Chr. Ger‐          Furcht vor der Annexion durch Preußen, bis
manien ö stlich des Rheins vor der Eingliede‐      1913 der hannoversche Welfe Ernst‐August
rung in das Rö mische Reich bewahrt haben          die Kaisertochter Victoria Luise heiratete und
soll.                                               den Herzogthron in Braunschweig einnehmen

24                     Vereinigung ehemaliger Schülerinnen und Schüler
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