NACH HALTIGKEITSBERICHT 2018 - Division der Coop
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Über diesen Bericht Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht umfasst die Geschäftsjahre 2017 und 2018. Er ist der vierte Bericht von Chocolats Halba – und der erste gemeinsame von Chocolats Halba/Sunray. Der Report informiert über die wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Auswirkungen unserer operativen Tätigkeit. Er stellt die wichtigsten Fortschritte sowie die dazugehörigen Zahlen vor und gibt die Ziele wieder, welche wir uns im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie 2016 – 2020 gesteckt haben. Diese basiert auf den Säulen «Beschaffung», «Herstellung und Produktion», «Marketing und Verkauf». IMPRESSUM Herausgeberin Chocolats Halba/Sunray, Division der Coop Salinenstrasse 70 4133 Pratteln Verantwortlich Anton von Weissenfluh, Leiter Chocolats Halba/Sunray Redaktion und Konzeption Hanspeter Huber, Chocolats Halba/Sunray Annina Böhlen, Chocolats Halba/Sunray Alexander Brunner, Chocolats Halba/Sunray Petra Heid, Chocolats Halba/Sunray Farner Consulting AG Gestaltung Farner Consulting AG Veröffentlichung Oktober 2019 Kontakt Chocolats Halba/Sunray, Division der Coop Salinenstrasse 70 4133 Pratteln E-Mail: communication@halba.ch Tel.: +41 (0)61 825 91 44
INHALT Auf einen Blick 4 Produktion 29 Reportingmethode 5 Managementansatz und Mehrjahresziele 30 Wichtigste Kennzahlen 2018 6 Energie 32 Interview mit dem CEO 8 Verpackung 34 Die dynamische Agroforstwirtschaft 9 Abfall und Recycling 35 Sicherheit 35 Mitarbeitende 36 Unternehmen 11 Chocolats Halba und Sunray 12 Verkauf 39 Zahlen und Fakten 13 Organisationsaufbau 13 Managementansatz und Mehrjahresziele 40 Nachhaltigkeitsstrategie 14 Qualität 41 Produktesicherheit 41 Labels 41 Beschaffung 16 Kundenzufriedenheit 42 Managementansatz und Mehrjahresziele 17 Rohstoffe 19 SDG-Index und Kennzahlen 43 Zertifizierungen und Standards 23 Fairtrade-Prämien 25 SDG-Index 44 Projekte 26 Beschaffung 45 Produktion 46 Mitarbeitende 47 Verkauf 48
AUF EINEN BLICK Auf einen Blick 4 Reportingmethode 5 Wichtigste Kennzahlen 2018 6 Interview mit dem CEO 8 Die dynamische Agroforstwirtschaft 9
Auf einen Blick Reportingmethode Die im September 2015 verabschiedete Agenda 2030 der Vereinten Nationen ist ein weltweiter Aktionsplan für eine nachhaltige Entwicklung. Das Herzstück dieses Plans sind 17 Sustainable Development Goals (SDG) auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene. Mit unserer Geschäftstätigkeit leisten wir Beiträge zu 11 dieser Ziele (siehe oben). Wie unsere Nachhaltigkeitsmassnahmen und die SDG miteinander verknüpft sind, lässt sich der Matrix auf Seite 44 dieses Berichts entnehmen. Darüber hinaus orientieren wir uns beim Nachhaltigkeitsreporting stark an der Global Reporting Initiative (GRI) sowie an den Leitlinien der Internatio- nalen Arbeitsorganisation ILO. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 5
Auf einen Blick Wichtigste Kennzahlen 2018 EINKAUF 3179 Tonnen Kakaobutter 7995 Tonnen Kakaobohnen 100% der Kakaobutter sind 98% der Kakaobohnen zertifiziert sind zertifiziert UMSATZ PRODUKTE FAIRTRADE-PRÄMIEN MIT NACHHALTIGKEITS- 160 FÜR KAKAO LABEL in CHF in Mio. CHF 79 Anteil am 56% Gesamtumsatz: Schokoladenprodukte: 80% 2’669’080 2014 2018 84% 5 PROJEKTE FÜR NACHHALTIGEN MISCHANBAU (AGROFORST) in Ecuador, Ghana, Honduras, Madagaskar, Peru Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray ERNEUERBARE ENERGIE IN DER PRODUKTION 6
Auf einen Blick 24 h 100% KLIMANEUTRALE PRODUKTION 133 Bäume pro Tag ZUM KLIMASCHUTZ 1 GEPFLANZTE BÄUME Swiss Ethics Award 2018 Seit 2011 389'145 gepflanzte Bäume PREIS FÜR AUSSERGEWÖHNLICHES ENGAGEMENT 33% FRAUENANTEIL IM KADER 2 32 Mio. VERKAUFTE PRODUKTE MIT LABEL «CO2-NEUTRAL» Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 7
Auf einen Blick Interview mit dem CEO die Region Basel leider nicht möglich. Ich bedauere dies sehr und bin froh, dass wir für diese Mitarbeitenden fast ausnahmslos passende Jobalternativen finden konnten. Die hohe Fluktuation stellte uns vor eine grosse Herausforderung: die Rekrutierung von Fachkräften. Hier kam uns das Nachhaltigkeits- engagement erneut zugute: Gerade jüngere Arbeitssuchende entschieden sich bewusst für Chocolats Halba/Sunray, weil sie sich eine sinnstiftende Tätigkeit mit positivem Einfluss auf Mitmenschen und Umwelt wünschten. Welches Fokusthema setzt sich Chocolats Halba/Sunray für die kommenden zwei Jahre? Ein Fokusthema ist der Klimaschutz. Bereits Anton von Weissenfluh, CEO Chocolats Halba/Sunray, zu Besuch in Ecuador. heute pflanzen wir zur Klimakompensation täglich 133 Bäume. Diese Zahl wollen wir weiter erhöhen, indem wir noch mehr Produkte verkaufen, die als klimaneutral zertifiziert sind. Herr von Weissenfluh, was bedeutet Nachhaltigkeit für Chocolats Zudem möchten wir am neuen Standort künftig Halba/Sunray? weit über 90% erneuerbare Energie einsetzen. Nachhaltigkeit ist für uns vieles auf einmal: Überzeugung, Identität, Und: In unserem neuen Nachhaltigkeitsprojekt täglicher Antrieb und nicht zuletzt ein zentraler Erfolgsfaktor. Unsere in Ghana werden wir den Kakaoanbau in Kunden legen Wert auf Transparenz, Glaubwürdigkeit und Qualität. dynamischer Agroforstwirtschaft mit Auffors- Diese hohen Anforderungen können wir dank unserer Nachhaltig- tung nach «Gold Standard» kombinieren – eine keitsstrategie entlang der gesamten Wertschöpfungskette erfüllen Weltneuheit. wie keine Konkurrentin in der Branche. In den letzten vier Jahren hat Chocolats Halba/Sunray den Umsatz mit gelabelten, also besonders nachhaltigen Produkten mehr als verdoppelt. «Mit unserem Engagement haben wir uns in den letzten Jahren zur Seit der Fusion von Chocolats Halba und Sunray 2017 wirkt das Nachhaltigkeitsengagement mehr denn je als verbindendes Element. Nachhaltigkeitspionierin der Es fördert das Wirgefühl und die Identifikation mit dem neuen Schweizer Schokoladenindustrie Unternehmen. Verstärkt wurde dieser Effekt durch den Swiss Ethics entwickelt.» Award 2018 für unser Kakaoprojekt in Ecuador und die erste gemeinsame Mitarbeiterreise: 2018 besuchten neun Angestellte aus allen Unternehmensbereichen unsere Kakaobauern in Peru. un möchten wir noch einen Schritt weiter N gehen: hin zu einer Nachhaltigkeitspionierin der In welchen Nachhaltigkeitsbereichen war das Unternehmen Schweizer Lebensmittelindustrie. 2017/2018 besonders gefordert? Die beiden Jahre waren geprägt vom Umzug ins Coop Produktions- und Qualitätscenter Pratteln. Er erforderte von uns allen einen grossen Einsatz und viel Flexibilität. Für rund die Hälfte der Mitarbei- tenden von Chocolats Halba war der Wechsel vom Kanton Zürich in Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 8
Auf einen Blick Die dynamische Agroforstwirtschaft Ein Grossteil des Kakaos wird in Monokulturen angebaut. Die Produzenten erhoffen sich dadurch höhere Erträge. Doch die Gleichung «mehr Kakaopflanzen gleich mehr Erträge» geht nicht auf. Der einseitige Anbau zehrt die Böden aus. Die Erde ist der Erosion schutzlos ausgeliefert, weil die stabilisierenden Wurzeln grosser Bäume fehlen. Zudem sind die Kakaopflanzen der prallen Sonne ausgesetzt und leiden Hitze und Durst. Folgen: Nach wenigen Jahren liefert der Kakao weniger Erträge und wird anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Die Produzenten reagie- ren mit dem Einsatz teurer Mineraldünger und Pestizide, was ihre knappen Erträge minimiert und den Böden zusätzlich schadet. Diese Negativspirale treibt viele Kleinbauern in die Armut – oder zur Besiedelung intakter Waldflächen. MOTTO FÜR DIE ZUKUNFT: BACK TO THE ROOTS Chocolats Halba/Sunray ist weltweit führend beim Anbau von Kakao durch dynamische Agroforstwirtschaft (DAF). Bei diesem ganzheitlichen Ansatz wird die ursprüngliche Regenwaldheimat des Kakaos nachgebildet – inklusive Stockwerkbau und geschlossenen Nährstoffkreislaufs. Kakao wächst in Kombination mit Nutzpflanzen wie Mais, Maniok, Banane oder Mango sowie mit Edelholzbäumen wie Mahagoni. Die verschiedenen Pflanzen unterstützen einander im Wuchs: Licht liebende, hochwachsende Kulturen überdecken die schattenbedürftigen. Pflanzen mit hohen Nährstoffansprüchen erhalten Unterstützung von Nährstoff spendenden Nachbarn. Der Kakao wächst im feucht-schattigen Unterholz. Dort fühlt er sich wohl und produziert mehr Früchte. In diesem ausgewogenen Mischanbau fallen grosse Mengen an organischem Material an. Im Gegensatz zum Monokulturanbau wird es nicht weggeworfen oder verbrannt, sondern liegen gelassen. Dadurch trocknet der Boden nicht aus, und der sogenannte Mulch liefert den Pflanzen alle nötigen Nährstoffe. Kunstdünger und Pestizide werden überflüssig. DAF ist eine anspruchsvolle Anbaumethode. Gerade das gezielte Bepflanzen der Parzellen und der korrekte Schnitt der Pflanzen erfordern grosses Fachwissen. Unsere DAF-Projekte sind deshalb über mehrere Jahre angelegt. In dieser Zeit werden ausgewählte Bauern intensiv in den Methoden der Agroforstwirtschaft ausgebil- det, damit sie ihr erworbenes Wissen als Trainer an andere Produzenten weitergeben können. KAKAOBAUERN PROFITIEREN LANGFRISTIG Die Bauern profitieren vom DAF-Modell mehrfach: Dank der besseren Bodenqualität lässt sich die Kakaopro- duktivität langfristig verdoppeln. Durch den Mischanbau können die Bauern laufend Kulturpflanzen ernten, selber konsumieren oder verkaufen. Dazu dienen die Edelhölzer der Altersvorsorge: Nach 20 bis 30 Jahren werden sie geschlagen und verkauft – sofern Ersatz gepflanzt ist. DAF erhöht somit den Lebensstandard der Kleinbauern und bekämpft gleichzeitig soziale Probleme wie missbräuchliche Kinderarbeit, Mangelernährung oder Abwanderung in die Städte. Auch die Natur gewinnt: Abgeholzte Flächen werden durch das DAF-Modell wieder aufgeforstet. Die Biodiversi- tät auf den Pflanzungen steigt, und die für die Bestäubung wichtigen Insekten kehren zurück. Die Edelholzbäu- me sind gleichzeitig Wasserspeicher und natürlicher Erosionsschutz. Dazu binden sie CO2 und schützen damit das Klima. PROJEKTE IN ECUADOR UND GHANA In Ecuador und Ghana führen wir bereits zwei grosse DAF-Projekte durch. Ein weiteres solches Projekt haben wir Ende 2018 in Madagaskar lanciert. 2019 kommen DAF-Pilotprojekte in Honduras und in der Dominikani- schen Republik hinzu. Daneben verantworten wir in Honduras und Peru Projekte für Agroforst – eine Kombina- tion aus Kakao- und Edelholzbäumen. Dies entspricht einer Vorstufe der dynamischen Agroforstwirtschaft. Für das Agroforstprojekt FINCA in Ecuador erhielt Chocolats Halba/Sunray 2018 den Swiss Ethics Award für herausragende ethische Leistungen in der Wirtschaft. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 9
Auf einen Blick ANBAUMODELLE: MONOKULTUR VS. DYNAMISCHE AGROFORSTWIRTSCHAFT 1. Der einseitige Anbau in Monokulturen 1. zehrt die Böden aus. Zudem sind die schattenbedürftigen Kakaopflanzen der prallen Sonne ausgesetzt und leiden Hitze und Durst. 2. 2. Die geschwächten Pflanzen liefern weniger Erträge und sind immer häufiger von Krankheiten und Schäd- lingen befallen. 3. Die Bauern setzen teure Mineraldünger und Pestizide ein, was ihre knappen Erträge minimiert und den Böden zusätzlich schadet. 3. 4. Diese Negativspirale treibt viele KAKAO IN Kleinbauern in die Armut – oder zur MONOKULTUR Besiedelung intakter Waldflächen. 4. 1. Bei der dynamischen Agroforst- wirtschaft wächst Kakao fast wie im 1. Regenwald – in Kombination mit lokalen Früchten, mit Gemüse und Edelholzbäumen. 2. Die Kulturen unterstützen einander im 2. Wuchs: Licht liebende überdecken schattenbedürftige, Pflanzen mit hohen Nährstoffansprüchen profitieren von Nährstoff spendenden Nachbarn. Der Kakao wächst im feucht-schattigen Unterholz, wo er sich wohlfühlt. 3. Durch stetiges Zurückschneiden und Neupflanzen entsteht viel organisches Material. Es wird liegen gelassen, KAKAO IN DYNAMISCHER 3. schützt den Boden vor Austrocknung AGROFORSTWIRTSCHAFT und liefert den Pflanzen alle nötigen Nährstoffe. Kunstdünger und Pestizide 4. werden überflüssig. 4. Die Bauern profitieren von höheren Kakaoerträgen und zusätzlichen Einnahmen dank der Mischpflanzen. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 10
UNTERNEHMEN Unternehmen 11 Chocolats Halba und Sunray 12 Zahlen und Fakten 13 Organisationsaufbau 13 Nachhaltigkeitsstrategie 14
Unternehmen Chocolats Halba und Sunray 1933 gründeten Willy Hallheimer und Werner Baer in Zürich eine Aktiengesell- schaft zum Zweck der Schokoladenherstellung. Als Firmennamen wählten die Pioniere ein Kofferwort aus ihren Nachnamen: Halba. Man produzierte zunächst in der Stadt Zürich, danach in Wallisellen und Hinwil (beide Kanton Zürich). 1972 wurde Chocolats Halba von Coop übernommen und 2004 voll in die Coop-Gruppe integriert. 2013 entstand in Honduras die Tochterfirma Chocolats Halba Honduras zur nachhaltigen Beschaffung von Edelkakao aus diesem Land. Die heutige Sunray entstand 1907 in Pratteln (Kanton Basel-Landschaft) als Teil des Verbandes schweizerischer Konsumvereine (VSK), aus dem später die Coop-Gruppe hervorging. Zentrale Aufgaben waren damals der Einkauf und die Abpackung sogenannter «Kolonialwaren» wie Nüsse, Gewürze und Kaffee. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Sortiment stetig verändert. Zeitweise gehörten auch Butter, Eier, Tierfutter oder Schuhe dazu. 2005 wurde aus der Rohwaren- und Verarbeitungsabteilung eine eigenständige Coop-Division, wel- che ab September 2006 unter dem Namen Sunray auftrat. UMZUG UND FUSION Zwischen 2017 und 2018 verlegte Chocolats Halba ihre zwei Werke ins Produktions- und Qualitätscenter Pratteln. An den alten Standorten waren die steigenden Auftragszahlen nicht mehr zu bewältigen. In Pratteln lässt sich das Produktionsvolumen dank zusätzlicher, leistungsfähiger Anlagen erhöhen. Zudem können Synergien mit anderen Betrieben am grössten Coop-Produktionsstandort genutzt werden. Zu diesen Betrieben gehört Sunray. Sie zügelte im Laufe des Jahres 2017 innerhalb der Gemeinde Pratteln ins Produktions- und Qualitätscenter. Noch während der Umzugsphase entschied die Coop-Leitung, Chocolats Halba und Sunray per September 2017 zusammenzulegen. Ein logischer Entscheid, da beide Divisionen hochwertige Lebensmittel für Handel und Industrie herstellen und auf die Unternehmenswerte Nachhaltigkeit, Qualität, Kundenorientierung, Innovation, Swissness vertrauen. So ergaben sich seit der Fusion bedeutende Synergien in der Rohstoffbe- schaffung, der Qualitätssicherung oder dem Gebäudeunterhalt. Weitere werden folgen. Die Zusammenle- gung kann somit als wichtigen Schritt bezeichnet werden, um mit vereinten Kräften auf dem umkämpften Lebensmittelmarkt noch schlagkräftiger aufzutreten. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 12
Unternehmen Zahlen und Fakten Das Unternehmen Chocolats Halba/Sunray zählt 358 Mitarbeitende. In unserer Schokoladenproduktion fertigen wir hochwertige Tafeln, Kuvertüren, Hohlfigu- ren und Confiserieartikel. Im Sunray-Unternehmensbereich verarbeiten und verpacken unsere Mitarbeitenden Lebensmittel aus acht Warengruppen: Nüsse und Kerne, Trockenfrüchte, Trockenpilze und -gemüse, Hülsenfrüchte, Speise- öle, Back- und Dessertprodukte, Gewürze und Kräuter, Zucker. 2018 setzte Chocolats Halba/Sunray 16’500 Tonnen Schokoladenwaren und 46’000 Tonnen weitere Lebens- mittel (ohne Zuckerhandel) ab. Damit generierten wir einen Gesamtumsatz von CHF 288 Mio. 79% des Umsatzes erzielten wir in der Schweiz, grösstenteils beim Mutterhaus Coop. Die restlichen 21% resultierten hauptsächlich aus Schokoladenexporten. Die wichtigsten Exportmärkte: Deutschland, USA, Kanada, Frankreich, Italien, Australien. In den kommenden Jahren möchten wir das Exportgeschäft weiter ausbauen. Daneben sollen neue Techno- logien in Betrieb genommen und Innovationen vorangetrieben werden. Unsere Kernkompetenz bleibt die Herstellung von Premium-Lebensmitteln mit Mehrwert: 2018 erwirtschafteten wir 56% des Umsatzes mit gelabelten, also besonders nachhaltigen Waren. Bei den Schokoladenprodukten waren es sogar 80%. Organisationsaufbau Die Coop-Gruppe ist eine Genossenschaft mit über 2,5 Mio. Mitgliedern. Sie ist an verschiedenen Unternehmen in der Schweiz und im Ausland beteiligt. Genos- senschaften dienen nicht den Gewinninteressen von Shareholdern. Erwirtschaf- tete Erträge kommen den Mitarbeitenden und Kunden zugute oder werden reinvestiert. Detaillierte Angaben zu Struktur und Governance der Coop-Gruppe finden sich im Geschäftsbericht. Chocolats Halba/Sunray bildet organisatorisch eine Division von Coop in der Direktion Informatik/Produk- tion/Services. Die Divisionsleitung wird durch CEO Anton von Weissenfluh und die Leiter der sechs Ressorts gebildet. Im Herbst 2019 kommt es zu einer Veränderung in der Führungsstruktur: Anton von Weissenfluh geht in Pension und übergibt seinen Posten an Andreas Hasler, bisher Leiter Marketing & Verkauf. NACHHALTIGKEITSTEAM Chocolats Halba/Sunray verfügt über ein Nachhaltigkeitsteam mit 280 Stellenprozenten unter der Leitung von Petra Heid. Es ist dem Qualitätsmanagement angegliedert. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Abteilungen legt das Team die Nachhaltigkeitsstrategie sowie Ziele und Massnahmen fest. Zudem verant- wortet es die Planung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten sowie das jährliche Controlling von Nachhaltigkeitszielen und -massnahmen. ZUSAMMENARBEIT MIT STAKEHOLDERN Chocolats Halba/Sunray setzt sich als Mitglied von Branchenorganisationen wie Chocosuisse, Schweizer Plattform für Nachhaltigen Kakao, Kakaoforum Schweiz oder World Cocoa Foundation (WCF) aktiv für eine nachhaltige Entwicklung ein. Wir sind zudem Mitglied des schweizerischen Verbandes für nachhaltiges Wirtschaften (öbu). Darüber hinaus arbeiten wir in Projekten und Arbeitsgemeinschaften eng mit weiteren Organisationen zusammen wie der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, Helvetas, dem International Trade Centre, Max Havelaar Schweiz und Swisscontact. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 13
Unternehmen Nachhaltigkeitsstrategie Chocolats Halba ist die Nachhaltigkeitspionierin der Schweizer Schokoladenbran- che. 2008 setzten wir mit der Lancierung eines Leuchtturmprojektes in Honduras den Grundstein für unser Engagement (siehe Kapitel Beschaffung / Projekt Honduras). In vier Jahren nach der Lancierung folgten weitere Meilensteine: die nahezu vollständige Beschaffung von zertifiziertem Kakao, die Reduktion der in der Produktion anfallenden Treibhausgase um einen Viertel und die Kompensa- tion der verbleibenden Emissionen in der eigenen Wertschöpfungskette. Chocolats Halba verfolgt heute eine Nachhaltigkeitsstrategie entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Von den Kakaobauern bis zu den Konsumenten. Seit der Fusion 2017 übertragen wir die Strategie Schritt für 1 hoch Schritt auf die Unternehmensbereiche von Sunray. 2 4 3 8 9 NACHHALTIGKEIT BEI CHOCOLATS HALBA Bedeutung für Stakeholder (Integrität) 2012 entstand die erste umfangreiche Nachhaltigkeitsstrategie von Chocolats Halba. Dafür wurden die Nachhaltigkeitsleistungen über die Definition von Leitsätzen und Zielen systematisch ins Kerngeschäft 5 integriert. In zahlreichen Sondierungsgesprächen kamen diverse Stakeholder zu Wort. Das Resultat 1 war die hoch Nachhaltigkeitsstrategie 2013 – 2015. 2 7 4 sehr wesentlich 2016 wurden Ziele und Massnahmen aktualisiert – die Nachhaltigkeitsstrategie 8 2016 3 – 2020 entstand. Dafür justierten wir unsere Schwerpunkte und überarbeiteten 9die Wesentlichkeitsmatrix. Im Rahmen einer 6 Befragung durch die Hochschule Luzern kamen erneut interne und externe Stakeholder zu Wort. Darüber Bedeutung für Stakeholder (Integrität) hinaus orientierten wir uns an der Global Reporting Initiative (GRI), den Sustainable Development 5 Goals (SDG) der UNO, den Leitlinien der Internationalen Arbeitsorganisation ILO und den Coop Mehrjahreszielen Nachhaltigkeit. 7 12 11 tief 10 Wesentlichkeitsmatrix 6 wesentlich Bedeutung für Chocolats Halba tief hoch (Wettbewerbsfähigkeit) 1 hoch 2 12 11 Beschaffung Produktion tief 4 2 Menschenrechte Beschaffung 7 Ressourceneinsatz un sehr wesentlich 3 3 Partnerschaften 10 8 Klimawandel 8 9 5 Rohstoffbeschaffung 11 Betriebssicherheit 9 Bedeutung für Chocolats Halba Ökosysteme 12 Geruchsemissionen Bedeutung für Stakeholder (Integrität) tief hoch (Wettbewerbsfähigkeit) 5 Mitarbeitende Verkauf 6 Mitarbeiterloyalität 1 Produktesicherheit un 7 4 Kundenzufriedenheit Beschaffung Produktion 10 Erschliessung von neu 2 Menschenrechte Beschaffung 7 Ressourceneinsatz und Klimaneutralität 3 Partnerschaften 6 8 Klimawandel wesentlich 5 Rohstoffbeschaffung 11 Betriebssicherheit 9 Ökosysteme 12 Geruchsemissionen Mitarbeitende Verkauf 12 11 6 Mitarbeiterloyalität 1 Produktesicherheit und Qualität tief 4 Kundenzufriedenheit 10 10 Erschliessung von neuen Märkten Bedeutung für Chocolats Halba tief hoch (Wettbewerbsfähigkeit) Beschaffung Produktion 2 Menschenrechte Beschaffung 7 Ressourceneinsatz und Klimaneutralität 3 Partnerschaften 8 Klimawandel 5 Rohstoffbeschaffung 11 Betriebssicherheit 9 Ökosysteme 12 Geruchsemissionen Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray Mitarbeitende Verkauf 14 6 Mitarbeiterloyalität 1 Produktesicherheit und Qualität 4 Kundenzufriedenheit 10 Erschliessung von neuen Märkten
Unternehmen Nachhaltigkeitsstrategie Medien- und Dokumentenanalyse Stakeholderdialog Interne Interviews INTEGRITÄT Ziel: Chocolat Halba/Sunray ist ein integres Unternehmen und wird als solches von seinen Stakeholdern wahrgenommen Beschaffung Herstellung und Produktion Marketing und Verkauf —— Arbeitsbedingungen und —— Ressourceneffizienz und —— Qualität Einhaltung der klimaneutrale Produktion —— Nachhaltigkeit als Menschenrechte —— Verpackung und Abfall Wettbewerbsvorteil —— Lebensstandard und —— Förderung der —— Kundenzufriedenheit Ernährungssicherheit Mitarbeitenden —— Umweltschutz und —— Chancengleichheit nachhaltige —— Vereinbarkeit von Familie Anbaumethoden und Beruf —— Ausbildung und Nachwuchsförderung —— Qualität und Beschaffungssicherheit —— Rückverfolgbarkeit Die Nachhaltigkeitsstrategie 2016 – 2020 basiert auf den drei Säulen «Beschaffung», «Herstellung und Produktion» sowie «Marketing und Verkauf». Zu jeder Säule wurden Stossrichtungen definiert und auf strategische Ziele, Hauptmassnahmen und Indikatoren (KPI) heruntergebrochen. Als Dach über den drei Säulen liegt die «Integrität». NACHHALTIGKEIT BEI SUNRAY Auch bei Sunray ist der Nachhaltigkeitsgedanke seit jeher in der Unternehmensphilosophie verankert. Man orientierte sich stark an den Coop Mehrjahreszielen Nachhaltigkeit, besass aber keine eigene aus formulierte Nachhaltigkeitsstrategie. Seit der Fusion wird die Nachhaltigkeitsstrategie 2016 – 2020 von Chocolats Halba auf den Sunray-Unternehmensbereich übertragen. Bereits erfolgreich abgeschlossen ist dieser Prozess für die Säulen «Herstellung und Produktion» sowie «Marketing und Verkauf». Hier gelten alle Nachhaltigkeitsziele und -massnahmen für das Gesamtunternehmen. Anders bei der «Beschaffung»: Zwar wurden schon erste Ziele und Massnahmen für die wichtigsten Sunray-Rohstoffe definiert. Eine vollständige Integration erfolgt aber erst in der Nachhaltigkeitsstrategie 2021 – 2025. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 15
BESCHAFFUNG Beschaffung 16 Managementansatz und Mehrjahresziele 17 Rohstoffe 19 Zertifizierungen und Standards 23 Fairtrade-Prämien 25 Projekte 26
Beschaffung Managementansatz und Mehrjahresziele Die verantwortungsbewusste und nachhaltige Beschaffung der Rohstoffe ist ein wichtiger Pfeiler unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Dabei legen wir ein besonde- res Augenmerk auf drei Bereiche: ––fairer Umgang mit Produzenten, ––schonende Nutzung natürlicher Ressourcen, ––ausreichende Verfügbarkeit aller relevanten Rohstoffe in hoher Qualität Wir legen grossen Wert auf eine möglichst direkte Beziehung zu den Produzenten und bevorzugen solche, die besonders nachhaltig arbeiten. Wir engagieren uns für einen fairen Handel mit zertifizierten Partnern und ziehen, bei vergleichbaren Leistungen, Betriebe vor, die in der Schweiz produzieren. Die wichtigsten Rohstoffe kaufen wir nach unabhängigen Standards und unter Berücksichtigung sozialethischer und ökologischer Beschaffungsrichtlinien ein. Dabei setzen wir auf grösstmögliche Transparenz und Rückver- folgbarkeit. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 17
Beschaffung ZIELERREICHUNG 2017/2018 – CHOCOLATS HALBA Die aufgeführten Beschaffungsziele beziehen sich auf die Schokoladenherstellung. Für die rund 500 Sunray-Rohstoffe sind in der aktuellen Nachhaltigkeitsstrategie 2017 – 2020 noch nicht alle Mass nahmen definiert. Dies wird in der Nachhaltigkeitsstrategie 2021 – 2025 nachgeholt. Erreichungsgrad Ziele Zielerreichung 2018 Zielerreichung 2017 Kommentar Vorgesehene Massnahmen Kakaobohnen: 98% zertifiziert 91% zertifiziert 2017 betrug der Bio-Anteil Die Kakaomenge aus der Ziel nahezu erreicht 100% zertifiziert (Bio/Fairtrade: 30% (Bio/Fairtrade: 91%) ausserordentlich hohe 91%, Dominikanischen Republik Fairtrade: 40% da keine Bohnen aus Ghana (Bio- und Fairtrade-zertifi- Utz: 28%) bezogen wurden (unsere ziert) wird künftig stark Ghana-Bohnen sind zunehmen. Fairtrade- und nicht Bio-/ Fairtrade-zertifiziert). Die Bohnen aus dem neuen Ursprungsland Madagaskar Auch für Utz-Bohnen werden Bio- und Fair- bezahlen wir die volle trade-zertifiziert sein. Fairtrade-Prämie und mehr als den Fairtrade-Mindest- preis. Kakaobutter: 100% zertifiziert 100% zertifiziert Die Rückverfolgbarkeit von Ziel erreicht 100% zertifiziert (Bio/Fairtrade: 19% (Bio/Fairtrade: 15% Kakaobutter ist eine Fairtrade: 37% Fairtrade: 37% industrieweite Heraus- Utz: 44%) Utz: 48%) forderung. Wir setzen uns aktiv für eine Verbesserung ein (u.a. in der Arbeits- gruppe der Schweizer Plattform für nachhaltigen Kakao). Agroforstprojekte: 100% 100% Die Agroforstprojekte In Ghana wird künftig Ziel erreicht ein Projekt in allen führen wir in Ecuador, ebenfalls Mischanbau mit 5 relevanten Kakao- Ghana, Honduras, CO2-Insetting kombiniert. ursprungsländern Madagaskar und Peru durch. Agroforstprojekt in der Dominikanischen Republik In Honduras und Peru kombinieren wir Mischan- Evaluation von Agroforst- bau zusätzlich mit projekten für Sunray-Pro- CO2-Insetting. dukte Palmöl: 100% RSPO 100% RSPO In der Berichtsperiode Ersatz von Palmöl in Ziel erreicht 100% nach Segregated Segregated wurde die eingesetzte möglichst allen Rezepturen internationalen Menge Palmöl stark durch alternative Fett- Standards zertifiziert reduziert. mischungen Sojalecithin: 0% 0% Die Umstellung auf Lecithin 100% Sojalecithin nach Ziel nicht erreicht 100% nach nach «Donau Soja «Donau Soja Standard» per internationalen Standard» erfordert Ende 2020 Standards zertifiziert umfangreiche Betriebsver- suche. Diese laufen wegen des Umzuges erst 2019 an. Haselnüsse zur 76% 16% Steiler Anstieg von 7% Über alle Warengruppen Auf Kurs Schokoladenproduk- (Bio: 8% (Bio: 8% (2016) auf 76% (2018) hinweg soll der Anteil tion: Utz: 68%) Utz: 8%) zertifizierter Haselnüsse bis 100% zertifiziert bis 2020 auf mindestens 80% 2020 steigen. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 18
Beschaffung Rohstoffe In der Beschaffungsstrategie von Chocolats Halba/Sunray legen wir einen beson- deren Fokus auf Risikorohstoffe. Also diejenigen Rohstoffe (und Halbfabrikate), die soziale oder ökologische Risiken in der Erstproduktion aufweisen und für uns grosse wirtschaftliche Bedeutung haben. Bei der Definition dieser Rohstoffe orientiert sich Chocolats Halba/Sunray an der Liste für kritische Rohstoffe ihres Mutterunternehmens Coop. Neben den nachfolgend aufgeführten Rohstoffen gibt es weitere wichtige Ausgangsmaterialien aus dem Sunray-Sortiment, die mit Risiken verbunden sind. Für sie wird im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie 2021 – 2025 ein detaillierter Massnahmenplan festgelegt. KAKAO Der Kakaoanbau ist mit grossen Herausforderungen verbunden. Vielen Kleinbauern mangelt es trotz zunehmender Kakaonachfrage an einem stabilen Einkommen. Folgen davon sind soziale Risiken wie Armut, missbräuchliche Kinderarbeit und Geschlechterungleichheit. In Zusammenhang mit dem Kakaoanbau kommt es ausserdem zu Abholzungen wertvoller Primärwälder. Weiter erscheint der arbeitsintensive Kakaoanbau für jüngere Generationen wenig attraktiv, was gemeinsam mit den negativen Folgen des Klimawandels und nicht nachhaltigen Anbaumethoden das Kakaoangebot langfristig bedroht. Vor diesem Hintergrund haben wir drei Standbeine zur Sicherung von hochwertigem Kakao definiert: —— direkte Beziehungen, —— fairer Handel (Zertifizierungen), —— Nachhaltigkeitsprojekte. Wir halten die Lieferkette so kurz wie möglich und kaufen einen bedeutenden Teil der Kakaobohnen direkt bei den Kooperativen ein. Durch den direkten Einkauf werden Zwischenhändler vermieden, die Bauern erhalten einen höheren Anteil am Abnahmepreis. In Honduras wurde mit Chocolats Halba Honduras eigens dafür eine Tochterfirma gegründet. In Ghana lassen politische Rahmenbedingungen direkte Einkäufe nicht zu. Hier arbeiten wir besonders eng mit unserer Partnerkooperative zusammen. Unsere Beschaffungs- und Nachhaltigkeitsexperten stehen laufend in Kontakt mit den Kooperativen und besuchen sie regelmässig vor Ort. Wir unterstützen sie mit zinsfreien Vorfinanzierungen, Beteiligungen an Zertifizierungskosten und Ausbildungen. Durch langfristige Verträge und persönliche Beziehungen schaffen wir gegenseitiges Vertrauen und motivieren unsere Partner, auf höhere Standards umzusteigen. Die direkten Beziehungen dienen auch der Qualitätssicherung: Wir bekommen so einen detaillierten Einblick in die Anbau- und Verarbeitungsweisen und können gezielt Schulungen durchführen sowie Investitionen in die Nachernteinfrastruktur vornehmen. Wo unser Kakao herkommt 1 Honduras 2 Ecuador 3 Peru 4 Ghana 5 Dominikanische Republik 1 5 Anbaugebiete Kakao 2 4 3 Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 19
Beschaffung Fairer Handel mit Kakao Die Nachhaltigkeitslabels (Bio, Fairtrade und Utz) sind das zweite Standbein unserer Kakaobeschaffungs- strategie. Sie legen in den Bereichen Soziales und Umwelt Mindestanforderungen fest, deren Einhaltung durch unabhängige Fachstellen überprüft wird. In den letzten Jahren haben wir den Einkauf zertifizierten Kakaos massiv gesteigert. Unser Nachhaltigkeitsziel einer vollständig zertifizierten Kakaobeschaffungskette ist fast erreicht. KAKAOBOHNEN Im Jahr 2018 bezog Chocolats Halba/Sunray von ihren Partnerkooperativen 7’995 Tonnen Kakaobohnen (2017: 1’889 Tonnen). Sie stammten zu rund zwei Dritteln aus Ghana sowie zu einem Drittel aus Ecuador, Peru, Honduras und erstmals auch aus der Dominikanischen Republik. Grund für die beträchtliche Differenz des Einkaufsvolumens zwischen den beiden Jahren: 2017 bezogen wir keine Bohnen aus Ghana, um den Lagerbestand zu reduzieren. 2018 trugen 98% der eingekauften Bohnen mindestens ein Label für nachhaltigen Anbau. Nur 2% der Kakaobohnen waren nicht zertifiziert (2017: 9%). Diese Bohnen stammten von kleinen Kooperativen in Honduras. Sie produzieren nur minimale Mengen und verzichten noch auf die aufwendige Zertifizierung. Chocolats Halba/Sunray bezahlt diesen Kooperativen dennoch Preise weit über dem Fairtrade-Mindestpreis. Unsere Tochterfirma Chocolats Halba Honduras stellt Qualitätssicherung und Einhaltung der Fairtra- de-Standards sicher. Im Jahr 2017 lag der Anteil Fairtrade-zertifizierter Bohnen bei 91% – ein Jahr später bei 70%. Grund für die Abnahme ist ein Kundenwunsch, einen Teil der Ghana-Kakaobohnen nicht mit Fairtrade-, sondern mit Utz-Zertifizierung zu beziehen. Auch für die Utz-Bohnen bezahlte Chocolats Halba/Sunray der Kooperative in Ghana die volle Fairtrade-Prämie sowie einen Abnahmepreis über dem Fairtrade-Mindestpreis. KAKAOBUTTER Nach den Bohnen ist Kakaobutter die zweitwichtigste Zutat in der Schokoladenherstellung. 2018 kaufte Chocolats Halba/Sunray 3’179 Tonnen (2017: 3’167 Tonnen) Kakaobutter ein. Die eingekaufte Butter war zu 100% mit mindestens einem Nachhaltigkeitslabel zertifiziert. KAKAOMASSE Auch die in den Jahren 2017 (268 Tonnen) und 2018 (152 Tonnen) eingekaufte Kakaomasse war komplett mit Fairtrade, Bio oder mit beiden Labels zertifiziert. Die deutliche Abnahme von 2017 zu 2018 erklärt sich damit, dass wir dank eines neuen, leistungsfähigen Bohnenrösters grössere Mengen Kakaomasse selber produzieren können. Kampf gegen illegale Abholzung Die Rodung intakter Waldökosysteme zugunsten neuer Anbauflächen ist eine der grossen Herausforderun- gen des Kakaosektors. Chocolats Halba/Sunray verfolgt eine «No Deforestation Policy»: Wir beziehen keinen Kakao, der illegal in Schutzgebieten angebaut wurde, und verpflichten Geschäftspartner zur Einhaltung dieser Policy. Gestützt wird die «No Deforestation Policy» von einem mehrstufigen Massnahmenplan, der seit 2011 unsere Kakaobeschaffung prägt: Durch Zertifizierungen und direkte Zusammenarbeit mit den Kooperativen minimieren wir das Risiko einer illegalen Herkunft unseres Kakaos. Durch CO2-Kompensation und dynamische Agroforstwirtschaft forsten wir entwaldete Flächen auf. 2017 haben wir uns zudem der Cocoa & Forests Initiative (CFI) angeschlossen, einer Partnerschaft der Regierungen Côte d’Ivoires und Ghanas sowie der 34 führenden Kakao- und Schokoladenfirmen. Die Ziele der Initiative: In Westafrika die Entwaldung durch Kakaoanbau stoppen und gleichzeitig abgeholzte Flächen wieder aufforsten. Dafür verpflichtet die Initiative ihre Mitglieder, konkrete Massnahmen zu definieren und in Action Plans festzuhalten. Unser Action Plan wurde 2019 veröffentlicht. Zentraler Bestandteil ist das Projekt für dynamische Agroforstwirtschaft in Ghana. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 20
Beschaffung PALMÖL Chocolats Halba/Sunray hat schon vor Jahren damit begonnen, Palmöl aus ihren Rezepturen zu streichen. Heute verwenden wir es nur noch für wenige Confiserieartikel und Füllungen von Tafelschokoladen. So bezog Chocolats Halba/Sunray 2018 noch 138 Tonnen Palmöl (2017: 211 Tonnen). Das verwendete Öl entspricht den Richtlinien des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO) und ist rückverfolgbar (segregated). Die Nachfrage nach Palmöl nimmt weltweit zu. Gleichzeitig ist der Anbau nicht unproblematisch. Oftmals werden wertvolle Waldökosysteme durch Palmölmonokulturen verdrängt, und die Arbeitsbedingungen auf den Pflanzungen sind teilweise mangelhaft. Unser Ziel ist es, Palmöl bis Ende 2020 möglichst überall durch alternative Fette abzulösen. Zurzeit laufen dazu umfangreiche Versuche. SOJALECITHIN Im Jahr 2018 kaufte Chocolats Halba/Sunray 44 Tonnen Sojalecithin ein (2017: 43 Tonnen). Der natürliche Emulgator verbessert die Fliesseigenschaft der Schokoladenmasse. Während die Nachfrage nach Soja steigt, entstehen durch die Ausweitung der Anbauflächen ökologische und soziale Probleme: Regenwälder werden abgeholzt, Pestizide gefährden die Gesundheit der Landarbeiter. Sojalecithin entsteht als Nebenprodukt bei der Ölgewinnung. Obwohl dessen Einkauf keinen direkten Einfluss auf die Sojanachfrage hat und unsere eingesetzten Mengen gering sind, messen wir ihm eine hohe Bedeutung bei. Wir haben deshalb eine Umstellung auf Sojalecithin nach «Donau Soja Standard» initiiert. Dieser Standard garantiert gentechnikfreies Soja und europäische Herkunft (Donau-Region), was die Abholzung von Regenwäldern verhindert und die Transportwege signifikant verkürzt. Eine für 2017/2018 geplante Umstellung auf den «Donau Soja Standard», welche umfangreiche Betriebsver- suche erfordert, verzögerte sich aufgrund des Standortwechsels. Die vollständige Umstellung ist für Ende 2020 geplant. HASELNÜSSE 2018 bezog Chocolats Halba/Sunray 544 Tonnen Haselnüsse aus der Türkei, welche für die Schokoladenpro- duktion verwendet wurden. Weitere 891 Tonnen Haselnüsse wurden für Nussmischungen sowie als Zutat für Backmischungen eingekauft; davon stammten 115 Tonnen aus Italien, der Rest (776 Tonnen) ebenfalls aus der Türkei. Da der Anbau in der Türkei mit sozialen Risiken behaftet ist, setzt Chocolats Halba/Sunray auf zertifizierte Partner. Bei den für die Schokolade eingesetzten Haselnüssen wurde der Anteil zertifizierter Nüsse (Bio oder Utz) in den letzten drei Jahren von 7 auf 76% (2016 vs. 2018) gesteigert. Bei Haselnüssen, welche nicht für die Schokoladenproduktion verwendet wurden, stieg der Anteil von 14 auf 43% (2016 vs. 2018). Über alle Warengruppen hinweg soll der Anteil zertifizierter Haselnüsse bis 2020 auf mindestens 80% erhöht werden. TROCKENFRÜCHTE Chocolats Halba/Sunray bezieht über 20 verschiedene Arten von Trockenfrüchten. Die grössten Einkaufs- mengen machen Sultaninen, Feigen, Aprikosen, Datteln, Mangos und Pflaumen aus. 2018 waren 28% aller eingekauften Trockenfrüchte Bio-zertifiziert. 34% der Trockenfrüchte aus dem globalen Süden trugen das Fairtrade-Label. Bei Mango lag der Fairtrade-Anteil sogar bei 99%. Für die Trockenfrüchte werden im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie 2021 – 2025 Beschaffungsziele festgelegt. Bis dahin setzen wir auf die in der Coop-Nachhaltigkeitsstrategie definierten Mindestanforderungen. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 21
Beschaffung WEITERE ROHSTOFFE Hülsenfrüchte/Samen/Kerne 95% der eingekauften Rohstoffe aus der Warengruppe Hülsenfrüchte/Samen/Kerne waren 2018 Bio-zertifiziert. In den letzten beiden Jahren haben wir verschiedene Massnahmen für eine nachhaltige Beschaffung in die Wege geleitet. So unterstützt Chocolats Halba/Sunray in Mazedonien eine Bauernkooperative dabei, Borlotti- und Red-Kidney-Bohnen sowie Sonnenblumenkerne in biologischem Anbau zu produzieren. Für Kichererbsen, grüne Linsen, Red-Kidney-Bohnen, Leinsamen und Hanfsamen besteht eine direkte Wert- schöpfungskette mit einem Bio-Produzenten in der Region Armagnac (Frankreich). Dieser setzt auf Agro- forstwirtschaft, das heisst auf die Kombination von Bäumen mit Feldkulturen. Nüsse Neben Haselnüssen umfasst das Sortiment von Chocolats Halba/Sunray auch Cashews, Erdnüsse, Baum- nüsse, Paranüsse, Macadamianüsse oder Pekannüsse. Im westafrikanischen Benin unterstützen wir ein Projekt zum Aufbau einer lokalen Verarbeitung der Cashewkerne sowie der Zertifizierung nach den Richt- linien von Bio Suisse. Davon profitieren rund 1300 Kleinbauernfamilien. Getrocknete Pilze Das Sortiment an getrockneten Pilzen umfasst Steinpilze, Morcheln, Herbsttrompeten, Champignons, Shiitake, Judasohren und Pfifferlinge. Rund 50% des Sortiments stammen aus Südosteuropa, was kurze Transportwege garantiert. Den Anteil werden wir weiter erhöhen. Zucker 2018 bezog Chocolats Halba/Sunray 41 Mio. Tonnen Zucker. Er wird insbesondere für das Zuckerhandelsge- schäft von Sunray verwendet. 63% des eingekauften Zuckers stammten aus der Schweiz. Der Rest war Rohrzucker, von dem 99% Fairtrade-zertifiziert waren. Der Bio-Anteil über den gesamten Zucker hinweg lag 2018 bei 5%. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 22
Beschaffung Zertifizierungen und Standards Die Mehrzahl der von Chocolats Halba/Sunray benötigten Rohstoffe stammt aus dem globalen Süden, wo die Arbeitsbedingungen oft nicht mit europäischen Standards vergleichbar sind und Armut verbreitet ist. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, sämtliche Lieferanten vertraglich zur Einhaltung der Menschenrechte zu verpflichten. Aufgrund der grossen Anzahl Lieferanten konnte dies bis Ende 2018 noch nicht erreicht werden. 2019 vereinheitlichen wir unsere AEB (Allgemeine Einkaufsbedingungen) und überarbeiten die Anforderungen im Bereich der Menschenrechte. Daneben führt unser Qualitätsmanagement weiterhin umfangreiche Audits bei Lieferanten durch. Insbesondere bei kritischen Rohstoffen setzen wir auf etablierte Zertifizierungen und Standards. Sie spielen in der globalisierten Wirtschaft eine immer wichtigere Rolle, was sich in unseren Verkaufszahlen gelabelter Produkte (Bio, Fairtrade, Utz, Carbon Neutral Product) widerspiegelt: Bei Schokoladenprodukten lag der Umsatzanteil gelabelter Produkte letztes Jahr bei 80%. In den übrigen Warengruppen betrug der Anteil 32%. Tendenz steigend. UNSERE LABELS Die von uns verwendeten Labels (Zertifizierungen und Standards) in der Übersicht. Fairtrade Der Fairtrade-Standard (in der Schweiz auch als «Max Havelaar» bekannt) garantiert die Einhaltung sozialer Anforderungen für Produkte aus dem globalen Süden. Ausser- dem umfasst er Massnahmen zur guten Agrarpraxis. Der Standard garantiert produktspezifische Mindestpreise und Fairtrade-Prämien, die an die Produzenten- gruppen gezahlt werden. Utz Der Utz-Zertifizierungsstandard legt den Fokus auf die Steigerung der Produktivität, wodurch sich die Lebensbedingungen der Produzenten verbessern sollen. Auch ökologische und soziale Mindestbedingungen müssen eingehalten werden. Das Wort «Utz» stammt aus der Sprache der Maya und bedeutet «gut». Bio Bio-Labels kennzeichnen Erzeugnisse aus biologischem Landbau. Sie verbieten u.a. den Einsatz von Mineraldünger und synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Es gibt eine ganze Reihe solcher Prüfsiegel. Bio-Produkte, die wir für unser Mutterhaus Coop herstellen, tragen das Knospe-Siegel von Bio Suisse. Es stellt höchste Anforderungen an Produzenten und Lizenznehmer. RSPO Der Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO) ist eine internationale Organisation und hat zum Ziel, langfristige und breit umsetzbare Lösungen für einen umwelt- und sozialverträglichen Anbau von Palmöl zu etablieren. Amfori BSCI Die Business Social Compliance Initiative (BSCI) ist eine internationale Unternehmens- initiative, die mittels Verhaltenskodex menschenwürdige Arbeitsbedingungen sicherstellen will (z.B. adäquate Entlöhnung, sozialverträgliche Arbeitszeiten). Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 23
Beschaffung SA8000 Der SA8000-Standard basiert auf Konventionen der internationalen Arbeitsorganisa- tion (ILO) und der UNO. Er will die Arbeitsbedingungen von Arbeitnehmern verbessern und definiert dafür Mindestanforderungen (z.B. keine Kinder- und Zwangsarbeit, keine Diskriminierung). Suisse Garantie Suisse Garantie, Gütesiegel des Vereins Agro-Marketing Suisse (AMS), garantiert Anbau und Verarbeitung von Lebensmitteln in der Schweiz oder im Fürstentum Liechtenstein. FSC Der Forest Stewardship Council (FSC) setzt sich weltweit für eine nachhaltige Forst- wirtschaft ein. Zu diesem Zweck hat die gemeinnützige Organisation Standards für ökologisch und sozial verantwortungsvolle Waldwirtschaft entwickelt. Carbon Neutral Product Das Label wird von der französischen Organisation PUR Projet vergeben und garan- tiert, dass die Emissionen, welche entlang der Wertschöpfungskette eines Produkts entstehen, an anderer Stelle gebunden werden. Dieser Prozess ist dank eines unabhängigen Standards klar definiert und wird durch unabhängige Zertifizierungs- organisationen überprüft. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 24
Beschaffung Fairtrade-Prämien Fairtrade ist insbesondere beim Kakao von grosser Bedeutung für Chocolats Halba/Sunray. 2018 waren 70% unserer eingekauften Kakaobohnen Fairtrade- zertifiziert (2017: 91%). Fairtrade-Produzenten profitieren von Mindestpreisen und Fairtrade-Prämien. 2018 entrichtete Chocolats Halba/Sunray alleine für Kakaoprodukte (Bohnen, Butter, Masse, Pulver) Fairtrade-Prämien in der Höhe von CHF 2.7 Mio. Die Mitglieder der Produzentenorganisationen entscheiden unabhängig und demokratisch, welche Investitio- nen sie mit den Prämiengeldern tätigen. So setzen unsere Kakao-Partnerkooperativen die Prämien für Massnahmen zur Qualitätsverbesserung, für Gesundheitsprogramme, Infrastrukturprojekte, Bildungsange- bote, soziale Programme und die direkte Unterstützung ihrer Mitglieder ein. —— ACOPAGRO in Peru finanziert so beispielsweise Beratungsdienstleistungen für ihre Mitglieder (Schwerpunkte: Fermentation und Trocknung von Kakaobohnen). —— UNOCACE in Ecuador investiert die Prämien u.a. in den Bau einer neuen Lagerhalle und in die Nachwuchsförderung (Praktikumsstellen in Verwaltung, Zertifizierung, Beratung). —— In Honduras verwenden die verschiedenen Kooperativen einen Teil der Prämien für die Unterstützung von Schulen und die Bereitstellung von Schulmaterial. —— Kuapa Kokoo, unsere Partnerkooperative in Ghana, finanziert mit den Prämien u.a. Projekte zur Frauenförderung – etwa eine Frauenrechtsgruppe, die Aufklärungsarbeit zum Thema Gleichberechtigung leistet. Fairtrade-Prämien für Kakao in CHF 1’500’000 Kakaobohnen (Dom. Republik, Ghana, Peru, Ecuador, Honduras) Kakaomasse (Dom. Republik, Togo, Ghana) Kakaobutter (Dom. Republik, Westafrika) Kakaopulver (Westafrika) 1’000’000 TOTAL in CHF 2012 830’730 2013 1’068’534 2014 864’890 2015 1’521’990 2016 1’479’120 500’000 2017 1’441’700 2018 2’669’080 2018 bezahlte Chocolats Halba/Sunray CHF 2.7 Mio. Fairtrade- 0 Prämien an ihre Kakao-Partnerkooperativen. Seit 2012 entrichteten 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 wir für Kakaoprodukte Prämien in der Höhe von CHF 10,7 Mio. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 25
Beschaffung Projekte Neben direkten Beziehungen und Zertifizierungen sind Nachhaltigkeitsprojekte unser drittes Standbein für den verantwortungsvollen Einkauf von Rohstoffen. Chocolats Halba/Sunray fördert Projekte, welche Armut ganzheitlich und lang- fristig reduzieren und bei denen ökologische und soziale Komponenten eine wichtige Rolle spielen. Wir setzen insbesondere auf Agroforstwirtschaft, also auf ausgewogenen Mischanbau anstatt umweltschädlicher Monokulturen. Heute führen wir in allen für uns relevanten Kakaobezugsländern (Ecuador, Honduras, Ghana, Madagaskar, Peru) Agroforstprojekte durch. Ab Ende 2019 auch in der Dominikanischen Republik. In unseren Kakaoprojekten fördern wir gezielt Frauen und junge Menschen. Damit wollen wir Geschlechter- diskriminierung und Abwanderung entgegenwirken sowie zur Förderung der ländlichen Entwicklung beitragen. Unsere Projekte basieren auf dem «Train-the-Trainer»-Prinzip: Ausgewählte Bauern werden über einen längeren Zeitraum intensiv in den Methoden der Agroforstwirtschaft ausgebildet, damit sie ihr erworbenes Fachwissen später als Trainer an andere Produzenten ihrer Kooperative weitergeben können. So verbreitet sich die Methode rasch, und die Kooperativen bauen grosses internes Fachwissen auf. Die Kosten für Entwicklung und Umsetzung der Agroforstprojekte – wie auch für andere Nachhaltigkeitspro- jekte – werden hauptsächlich von Chocolats Halba/Sunray und dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit getragen. Unverzichtbare finanzielle und personelle Unterstützung leisten ausserdem Partner aus dem staatlichen oder privaten Sektor. ECUADOR Projektkosten 2018: CHF 617’000 Der traditionelle Edelkakao Ecuadors, «Nacional Arriba», zählt zu den aromatischsten Sorten überhaupt. Dennoch haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Bauern von ihm abgewandt und investieren lieber in Hochertragskakao, den sie in Monokulturen anbauen. Zusammen mit Coop, der Stiftung Swisscontact und unserer Partnerkooperative UNOCACE haben wir 2015 das Projekte FINCA initiiert. Es fördert den Anbau von «Nacional Arriba» in dynamischer Agroforstwirtschaft (DAF). Aus dem Bio- und Fairtrade-zertifizierten Edelkakao produzieren wir für Coop exklusive Projektschokoladen. 300 Produzenten wenden die Agroforstmethode heute auf ihren Pflanzungen an. Sie haben bisher 240 HektarMono- in Mischkulturen umgewandelt und dafür 230’000 Kakaobäume, 32’000 Fruchtbäume und 30’000 Edelholzbäume gepflanzt. Ende 2018 zählte das Projekt zehn Agroforsttrainer. Zwei von ihnen sind Frauen, die Hälfte ist unter 35 Jahre alt. FINCA erhielt 2018 den Swiss Ethics Award, mit dem das Swiss Excellence Forum Unternehmen für herausragende ethische Leistung auszeichnet. HONDURAS Projektkosten 2018 (inklusive CO2-Kompensation): CHF 433’000 1998 richtete Hurrikan «Mitch» in Honduras enorme Schäden an. Überschwemmungen und Erdrutsche zerstörten Pflanzungen, fruchtbare Böden wurden ausgeschwemmt oder ganz abgetragen. In den Folgejah- ren stiegen viele Kakaoproduzenten auf Viehzucht um und rodeten wertvolle Waldflächen, um zusätzliches Weideland zu gewinnen. Zusammen mit Coop, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und Helvetas lancierten wir 2008 in Honduras ein Projekt zur Wiederbelebung des Kakaosektors und zum Erhalt der Criollo-Edelka- kaosorten. Das Projekt unterstützte die Bauern dabei, sich zu organisieren und die Pflanzungen mittels Agroforstwirtschaft neu aufzubauen. Um die Handelsbeziehung zu vereinfachen und die Produzenten besser zu unterstützen, gründeten wir 2013 die Tochterfirma Chocolats Halba Honduras. Sie organisiert Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 26
Beschaffung unter anderem Ausbildungen für nachhaltigen Kakaoanbau und zur Steigerung der Qualität. Ausserdem leitet Chocolats Halba Honduras ein Aufforstungsprojekt, mit dem wir unsere betrieblichen CO2-Emissionen kompensieren. Heute profitieren 1348 Kakaobauern von zusätzlichen Projekteinnahmen. Bis 2021 sollen 700 weitere dazukommen. Aus dem Bio- und Fairtrade-zertifizierten Criollo-Edelkakao produzieren wir für Coop exklusive Projektschokoladen. Im Jahr 2019 werden Pilotparzellen für dynamische Agroforstwirtschaft angelegt. Mit dem Mischanbau von Kakao und diversen lokalen Früchten, Gemüsesorten und Edelholzbäumen legen wir den Grundstein für eine noch nachhaltigere Kakaokultivierung in Honduras. MADAGASKAR Projektkosten 2018: CHF 155’000 Rund 90% der ursprünglichen Wälder Madagaskars sind bereits verschwunden. Gründe dafür sind der illegale Holzhandel und die Produktion von Holzkohle. Dazu setzt die Landwirtschaft Madagaskars auf «Tavy», ein System der Brandrodung. Wälder werden niedergebrannt, um Reis oder andere Nutzpflanzen in Monokultur anzubauen. Durch den einseitigen Anbau werden selbst saftigste Regenwälder zu trockenen Savannen. Als Folge dringen viele Bauern in geschützte Gebiete wie den Masoala-Nationalpark ein. Ende 2018 lancierten wir in der Masoala-Region zusammen mit Coop, der US-Naturschutz-Stiftung Wildlife Conservation Society, dem Schweizer Hilfswerk Helvetas und dem Zoo Zürich das Projekt Madagaskar. Es hat die Förderung des Edelkakaoanbaus durch dynamische Agroforstwirtschaft und den Schutz der Wälder Madagaskars zum Ziel. Auch der Aufbau einer Kakaoverarbeitung sowie einer Lieferkette, über welche die Kleinbauern ihre Mischprodukte (Vanille, Gewürznelken etc.) vertreiben können, gehört zum Projekt. Bis 2023 sollen 15 Bauerntrainer ausgebildet werden, die zusammen 300 Kleinbauern betreuen. Insgesamt sollen 200 bis 400 Hektar DAF-Kulturen entstehen. Die Kakaomengen aus der Masoala-Region sind derzeit noch gering. Für die Produktion von Projektschoko- laden für Coop greifen wir vorläufig auf Bio- und Fairtrade-zertifizierten Edelkakao aus dem Sambirano-Ge- biet im Norden der Insel zurück. Auch dort fördern wir den nachhaltigen Anbau durch dynamische Agro- forstwirtschaft. GHANA Projektkosten 2018: CHF 388’000 Der Kakaosektor Ghanas ist mit vielerlei Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere das geringe Einkommen der Bauern – bedingt durch tiefe Produktivität, schlechten Zugang zu Markt- und Kreditmöglich- keiten sowie ungenügende Integration der Frauen – führt zu Problemen. Dazu gehören missbräuchliche Kinderarbeit, Abwanderung und Verlust wertvoller Waldflächen. Von 2016 bis 2018 führten wir mit Unterstützung des Coop Fonds für Nachhaltigkeit im Süden Ghanas ein Pilotprojekt für dynamische Agroforstwirtschaft (DAF) durch. Dabei wurden 16 Kakaoproduzenten zu Agroforsttrainern ausgebildet. Ausserdem legten wir Baumschulen für Edelhölzer und Fruchtbäume an. Die Parzellen der Agroforsttrainer auf einer Gesamtfläche von vier Hektaren dienten beim eigentlichen Start des Sankofa-Projektes im Jahr 2019 als Lernpflanzungen. Im Projekt sollen bis 2023 rund 400 Kakaobauern mindestens ein Hektar nach den Methoden des DAF-Modells bewirtschaften. 2500 weitere Bauern sollen auf ihren Parzellen Kakao und andere Pflanzen mischen, was einer Vorstufe der dynamischen Agroforstwirt- schaft entspricht. Brandrodung ist verboten. Im Projekt Sankofa wird DAF weltweit zum ersten Mal mit Klimakompensation nach dem international anerkannten «Gold Standard» kombiniert. Innerhalb der Agroforstparzellen werden Bäume gepflanzt, die nicht nur CO2 kompensieren, sondern den Kakaopflanzen auch als Schattenspender sowie Nährstoff- und Wasserspeicher dienen. Diese Aufforstungen erlauben es, bis Projektende 75’000 Tonnen CO2 für unser Mutterhaus Coop zu kompensieren. Das Projekt Sankofa entstand in Zusammenarbeit mit der Kooperative Kuapa Kokoo, dem International Trade Center, Max Havelaar, Fairtrade Africa und dem WWF. Es wird vom Staatssekretariat für Wirtschaft der Schweiz (SECO) finanziell unterstützt. Nachhaltigkeitsbericht 2018 | Chocolats Halba/Sunray 27
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