Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
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Ideen für i nt e l l ig e nt gemachte ZukunftsArchitektur Nachhaltige Bauwirtschaft Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen Neues A rc h i t e k t u rv e rst ä n d n i s Den Klimawandel einbauen L T I GKE IT • ® HA NA Cradle to Cradle EIT • NACH CH Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie THEMEN H A L TI G K S p ec ia l K EI IG T T • N A C HH A L
KLEINES GEWICHT, 3 Editorial GROSSE WIRKUNG „Die Bauwirtschaft muss sich ihrer Verantwortung fürs Klima stellen“ Steffi Bantu, Marketing Manager Residential Buildings, SAINT-GOBAIN Vorwort D er Klimawandel war in der come-inn schon öfter Thema, Kohlenstoffdioxid, die jeder Deutsche nach Aussagen der ADCONIA schließlich haben steigende Temperaturen und die zuneh- GmbH jährlich produziert. Dabei dürfen es höchstens 2 Tonnen sein, mende Zahl an Extremwetter-Ereignissen einen massiven Einfluss wenn wir den Treibhauseffekt einfangen wollen. Das Erfreuliche an darauf, wie wir bauen und wohnen. Leider beeinflussen Gebäude diesen Zahlen: Sie zeigen, dass die Teilnehmer der Bau-Wertschöp- umgekehrt massiv das Klima, denn sie sind für 39 Prozent der welt- fungskette maßgeblich dazu beitragen können, den CO2-Ausstoß pro weiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Laut Recherchen Kopf zu senken. Eine Verantwortung, der wir uns optimistisch stellen Leichte Isoliergläser bieten alle Dämmwerte und der Global Alliance for Buildings and Construction werden allein sollten, denn dafür gibt es bereits zahlreiche bewährte und bezahl- FÜR EIN KLIMA– Möglichkeiten klassischer Verglasungen, sind aber leichter 11 Prozent des CO2-Ausstoßes bei Produktion und Montage der bare Lösungen – von klimaneutralen Produkten über innovative NEUTRALES EUROPA und dünner. Das reduziert den Ressourcen- und Energie Baumaterialien freigesetzt; die restlichen 28 Prozent fallen beim Bio-Werkstoffe und neu entstehende Recycling-Infrastrukturen bis BIS 2050 bedarf, s enkt den CO2-Fußabdruck über den gesamten Betrieb der Gebäude an, also für Heizung, Kühlung, Warmwasser, hin zu Systemen, welche die Energiekosten beim Betrieb von Gebäu- Lebenszyklus um mehr als 30 %, vereinfacht die Montage Licht. Addiert man jene Treibhausgase, die wir daneben mit allen den senken. Diese Ausgabe der come-inn gibt einen Überblick über und macht die energetische Sanierung von Baudenkmälern weiteren Lebens-Aspekten wie Nahrungsmitteln, Gebrauchsgütern, den aktuellen Stand der Möglichkeiten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit ihren schlanken Holzrahmen oft erst möglich. Fahrten und Flügen emittieren, kommen wir auf jene 11,6 T onnen beim Durchsehen und Staunen! Keine schwere Entscheidung, oder? LEICHTGLAS. Ist leicht. Macht’s leicht. Steffi Bantu BUILDING GLASS
4 Inhalt Inhalt 5 Inhalt 24 Nachhaltige Biokomposite Die neuen Werkstoffe 6 Klimaschutz: 28 Architekturportrait Gateway Gardens eine Gemeinschaftsaufgabe Herausforderungen für das Bauwesen 32 Klimapositive Kommunen 12 Neues Architekturverständnis: klimagerechtes Bauen 14 Renovation Wave 34 Kreislaufwirtschaft Interview mit Dr. Christina Raab: Cradle to Cradle® 16 Leitlinien für die Baukultur 36 Architekturportrait: SAS-Gebäude 48 Klimaneutralität bis 2050 39 Kunststofffenster-Recycling 53 Interview: Klimaneutrale Isoliergläser 40 Glasrecycling 54 Zukunfts-Gläser 46 Zweite Chance für Bestandsbauten 56 Politik und Gesetzgebung 18 Architekturportrait Stadthaus in Basel 58 Klimawandel in Zahlen 59 Das Glasnetzwerk 20 Nachverdichtung: 60 Infopaket „Nachhaltigkeit“ die neue Leichtigkeit 22 Leichte Isoliergläser 61 Bildnachweise 61 Impressum
Klimaschutz: eine Gemeinschaftsaufgabe 7 Klimaschutz: eine G emeinschaftsaufgabe Die Bedeutung von Klimaschutz ist mittlerweile in der Gesellschaft angekommen. Allen ist klar, dass Politik und Gesellschaft vor einer enormen Aufgabe stehen. Umso wichtiger ist es, bereits erfolgte Weichenstellungen zu sehen – und auch die Chancen klug zu nutzen, die sich Wirtschaft und Gesellschaft bieten. K limaschutz ist eine Gemeinschaftsauf- vorangetrieben werden. Schon heute lässt sich gabe, zu der jeder einen Beitrag leisten feststellen: Es tut sich viel in der Baubranche. kann. Diese gelingt nur, wenn alle an einem Der Wandel beginnt … Strang ziehen: Bauherren, Planer, Ausführende, Bauproduktehersteller und Betreiber ebenso NEUE KONZEPTE AM START wie Nutzerinnen und Nutzer – und nicht Die Gewichte beginnen sich zu verschieben. zuletzt der Gesetzgeber. Zugleich muss über Bauherren fragen heute zunehmend nach Ge- den Klimaschutz hinausgedacht und das Wirt- bäuden mit hohen Standards in Sachen Klima- GERADLINIG, MODERN & NACHHALTIG schaften in Richtung einer Circular Economy schutz und Circular Economy. Wohl wissend, für helle und komfortable Wohnräume dass der Wert eines Gebäudes künftig stärker etwa an den CO2-Emissionen gemessen wird. Die Entscheidung für nachhaltiges Bauen folgt immer mehr einem ökonomischen Interesse, Das Haus am Mühlenbach im Nordschwarzwald weil sich Nachhaltigkeit in der Wirtschaft erhielt 2020 die Hugo-Häring-Auszeichnung, der fest verankert. Dazu trägt nicht zuletzt der bedeutendste Architekturpreis für vorbildliche Bau- European Green Deal bei, der den Akteuren der werke in Baden-Württemberg an Bauherren und Baubranche eine übergreifende Orientierung Architekten für ihr gemeinsames Werk. gibt. Dass die Zusammenarbeit von Bau- stoffherstellern, Planern und Architekten im Hinblick auf klimafreundliches Bauen Früchte trägt, beweisen nachfolgende Referenzobjekte, welche allesamt mit weltweit führenden Nach- haltigkeitszertifikaten ausgezeichnet wurden. Zukunftsweisend: Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie
8 Klimaschutz: eine Gemeinschaftsaufgabe MERCATOR ONE HUMANITI Deutschlands erstes Gebäude mit einer Der moderne Hochhauskomplex in der In- Fassade aus recyceltem End-of-Life Alumi- nenstadt von Montréal umfasst 39 Stockwer- nium (Altschrott) befindet sich mitten in der ke mit Wohnungen, einem Hotel und Platz für Duisburger Innenstadt. Mercator One zeigt, Büros und Restaurants. Der multifunktionale wie sich das Cradle to Cradle -Prinzip prak- ® Komplex selbst ist ein einzigartiges Projekt tisch umsetzen lässt: Das Aluminium stammt für vertikales Leben, Arbeiten und Wohnen. unter anderem aus Abrissprojekten, aus Le- Mithilfe des eingesetzten Sonnen- und bensmittel- und Getränkeverpackungen. Für Wärmeschutzglases COOL-LITE SKN 176 II mehr Energieeffizienz, viel natürliches Licht und PLANITHERM ONE II werden hervorra- und ein angenehmes Raumklima sorgt das gende Energieverbrauchswerte erreicht. Das hochtransparente Sonnenschutzglas. Verbaut Gebäude wurde mit der LEED- und WELL- wurden die Gläser COOL-LITE XTREME 60/28, Zertifizierung ausgezeichnet – eine Premiere COOL-LITE XTREME 70/33 und SKN 176. für diese Gebäudeart in der kanadischen Das Gebäude wurde mit DGNB, LEED und Provinz Quebec. BREEAM zertifiziert. Standort: Montréal, Kanada. Standort: Duisburg, Deutschland. Architektur: Lemay, CAN. Architektur: Hadi Teherani Architects Realisierung: 2021. GmbH, DE. Realisierung: 2020. ST. URBAIN SZERVITA SQUARE BUILDING Das Pariser Architekturbüro LAN architecture Das Geschäfts- und Wohngebäude am hat im Wohnkomplex St.Urbain in Strasbourg Szervita-Platz in Budapest befindet sich im ein hohes Maß an Komfort für die Bewohner Stadtzentrum auf der östlichen Seite der entworfen. Die Bepflanzung der Dachter- Donau. Die Kombination aus spiegelnder rassen und des gesamten Sockelbereichs Silberoptik und hohem Sonnenschutz, unterstützt das Wohlbefinden im direkten hervorragender Selektivität und Wärme Wohnumfeld. Um eine hohe Energieeffizienz dämmung sorgt für hohen Nutzerkom- sicherzustellen und ein bestmögliches Raum- fort und Energieeinsparung – einer der klima zu garantieren, wurden die Wohneinhei- ausschlaggebenden Gründe, weshalb das ten mit einer hochwertigen Isolierverglasung Szervita Square Building die Anforderungen geschützt: CLIMAPLUS COOL-LITE SKN 154. des LEED-Platin-Nachhaltigkeitslabels er- Das Wohnquartier wurde mit dem Zertifikat füllt. Das Gebäude wurde für seine Architek- „NF Habitat HQE“ ausgezeichnet. tur, sein Design und seine Entwicklungswer- te mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Standort: Strasbourg, Frankreich. Architektur: LAN architecture Paris und Standort: Budapest, Ungarn. toa architectes associés, FR. Architektur: Antal Fekete Permit, DVM Realisierung: 2021. Group, HUN. Realisierung: 2021.
10 Klimaschutz: eine Gemeinschaftsaufgabe Klimaschutz: eine Gemeinschaftsaufgabe 11 Nachhaltigkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe: Minister präsident und Wirtschaftsminister von NRW zu Besuch am SAINT-GOBAIN Standort in Herzogenrath. Im Rahmen des European Green Deals ent- wickeln und verändern Planer ihre Konzepte und kommen mit ihren Ideen für optimierte Gebäude zum Zug. Ausführende sehen die Stellschrauben, die ihnen zur Verfügung stehen. Zwar sind diese enger gefasst als bei Auf Nachhaltigkeit bauen: Bauplanung, Bauherren und Planern, aber für das G elingen -stoffe und -prozesse müssen sich ändern. der Gemeinschaftsaufgabe genauso wichtig. Bei den Herstellern wiederum sind die zen- tralen Ansatzpunkte offenkundig. Wer sich auf die Zukunftsanforderungen einstellt, hat einen starken Hebel in der Hand. TRANSFORMATION DER E NERGIEVERSORGUNG Der Glashersteller SAINT-GOBAIN GLASS einfach an, ist aber anspruchsvoll. Nicht bietet künftig ein Glas an, das im Vergleich verfolgt seine Strategie auf mehreren Ebe- nur, dass große Mengen Scherben derzeit den niedrigsten CO2-Gehalt in der Fassaden- nen. Das Unternehmen lotet seit Jahren die kaum verfügbar sind, eine weitere Heraus- branche aufweist. Die Grundlage dafür bildet Einsparpotenziale seiner energieintensiven forderung ist die Qualitätssicherung von ein Produktionsprozess, in dem ein hoher Produktion aus, um die Emissionen zu ver- Abbruchglas. SAINT-GOBAIN hat bereits Anteil an recyceltem Glas (rund 70 Prozent „Die Maximierung der ringern. Aktuell startete das Unternehmen einige vielversprechende Projekte erfolg- Scherbenanteil) mit dem Einsatz erneuerbarer Elektrifizierung und insbesondere ein Klimaprojekt mit Partnern aus Industrie reich umgesetzt und erste Aufbereitungs- Energien kombiniert wird. Da Fassaden bis der Einsatz von Wasserstoff und Politik. Ziel ist es, bis 2030 eine klima- linien im Einsatz. zu 20 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines neutrale Glasproduktion auf der Basis von Gebäudes ausmachen, kann das innovative wird ein entscheidender Schlüssel Wasserstoff und erneuerbarem Strom am Weitere Schritte zur Ressourcenschonung Low Carbon Glass von SAINT-GOBAIN den für die Dekarbonisierung der Standort Herzogenrath zu realisieren. und CO2-Reduktion sind bereits angesto- CO2-Fußabdruck von Bauwerken erheblich Glasindustrie sein.“ ßen. Dazu gehört die Entwicklung leichter verringern und die Entwicklung einer Kreislauf- RE-DESIGN DER PRODUKTE Gläser ohne Abstriche bei der Performance wirtschaft vorantreiben. Dr. Stephan Kranz, CEO SAINT-GOBAIN GLASS Deutschland GmbH Auch das Produkt selbst entwickelt sich – und optimierte Beschichtungen, die weiter. Zum Beispiel lässt sich der CO2- beim Sonnen- oder Wärmeschutz noch KLAR WIRD: Klimaschutz ist ein Innova- Fußabdruck von Bauglas durch zusätz- leistungsfähiger sind. Hinzu kommt eine tionstreiber. Ambitionierte Ziele fordern neue liches Recyclingglas minimieren. Hört sich zukunftsweisende Innovation: SAINT-GOBAIN Wege. Es geht – aber es geht nur gemeinsam.
The Cradle 13 Neues Architekturverständnis – für klimagerechtes Bauen Im Düsseldorfer Medienhafen realisieren HPP Architekten gemeinsam mit „Beim Projekt The Cradle haben sich Bauherr, der I NTERBODEN Gruppe das erste Holzhybrid-Bürogebäude der Stadt. Architekt und weitere Planungsbeteiligte „The Cradle“ – in vielerlei Hinsicht ein z irkuläres Pilotprojekt – setzt Impulse von Beginn an gemeinsam auf für die Zukunft des B auens. den Weg gemacht, um das visionäre Cradle to Cradle®-Prinzip ganzheitlich zu denken und in die Realität umzusetzen.“ HPP Architekten, D as Entwicklungsgebiet auf dem ehemaligen Hafengelände Fenstern und ermöglicht einen natürlichen Luftwechsel. Das Konzept für Düsseldorfs, das bereits eine beachtliche Architekturvielfalt auf- das integrale Holztragwerk entstand in interdisziplinärer Zusammenarbeit weist, wird bald um ein weiteres Highlight reicher sein. Mit den Bau- mit den Tragwerksplanern Knippers Helbig und den Energieplanern von arbeiten für das Bürogebäude „The Cradle“ wurde im Frühjahr 2020 Transsolar. begonnen, die Fertigstellung ist für 2023 geplant. Neben seiner mar- kanten Architektur überzeugt das Projekt auch durch ein besonders Im Sinne des Cradle to Cradle®-Gedankens versteht sich das Gebäude gutes Nachhaltigkeitskonzept und Innovationen in Sachen Cradle to als Materiallager. Alle eingesetzten Baustoffe werden hinsichtlich ihrer Cradle® (C2C). Dabei wird nicht nur auf den Einsatz kreislauffähiger Materialgesundheit, Sortenreinheit und Trennbarkeit („Design für De Materialien gesetzt, sondern auch auf einen ganzheitlich zirkulären montage“) geprüft und ausgewählt, sodass sie nach Gebrauch wieder- Ansatz. Dank der integralen Zusammenarbeit zwischen Architekten, verwendet („Re-use“) oder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden Bauingenieuren und Fachplanern lassen sich bewährte Lösungen können. Um während der Planung und Bauausführung die hohe infrage stellen und neue Wege finden. Indem sämtliche Prozesse als Zirkularität des Gebäudes sicherzustellen, unterstützt die EPEA GmbH Kreisläufe gedacht werden, entsteht ein Mehrwert für ökonomische, – Part of Drees & Sommer als Materialfachplaner ( Circular Engineer) bei ökologische und soziale Aspekte – entlang der gesamten Wert- der ganzheitlichen Umsetzung. Tatsächlich kann davon ausgegangen schöpfungskette und des gesamten Lebenszyklus. werden, dass 97,7 Prozent der M aterialien von The Cradle in den Material- kreislauf zurückgeführt werden können. Die Düsseldorfer HPP Architekten haben das Gebäude als Holz- hybridbau in Elementbauweise konzipiert. Insgesamt werden Alle verbauten Materialien werden über ein 3D-BIM-Modell in einem 2.150 Kubikmeter Holz aus nachhaltiger europäischer, größtenteils Building Material Passport dokumentiert. Mit einem digitalen Gebäu- deutscher Forstwirtschaft verbaut. Konstruktiv eignet sich Holz dezwilling lässt sich der gesamte Lebenszyklus abbilden – von der optimal als C2C-Baustoff („stecken & schrauben statt kleben“). Entstehung über die Bewirtschaftung bis hin zum Abriss. So ermög- OBJEKTDATEN licht die zirkuläre Bauweise eine gänzlich neue Ebene der Wirtschaft- Projekt: The Cradle. Standort: Speditionsstraße 2, Düsseldorf-Medienhafen, B aufeld MI3. Bau- Die prägnante rautenförmige Struktur der Gebäudehülle verbindet lichkeit. Nach Fertigstellung wird The Cradle als erstes Pilotprojekt in herr: Interboden Innovative Gewerbewelten GmbH & Ko. KG, Ratingen. Architektur: HPP Archi- Fassade und Tragwerk und ist aus den Gegebenheiten des Ortes Deutschland auf der Madaster-Plattform registriert – einem globalen üsseldorf. Nutzung: Büros mit Gastronomiefläche und Mobility Hub im tekten GmbH, D heraus entwickelt. Parametrisch 3D entworfen, übernimmt das Online-Kataster für Materialien und Bauprodukte. So wird es möglich, Erdgeschoss. Gläser: PLANITHERM XN, COOL-LITE SKN 154, COOL-LITE SKN 176. Auszeich- außen liegende Tragwerk durch seine unterschiedliche Dimensio- C2C zu monetarisieren, indem Material- und Rohstoff,- beziehungs- nungen: MIPIM/The Architectural Review Future Project Award 2018, Kategorie: Office; Iconic nierung in der Tiefe – je nach Himmelsrichtung – zusätzlich die weise Immobilienwerte digital miteinander verknüpft werden. Dank Award, Kategorie: Innovative A rchitecture; Sonderpreis BIM Heinze Architekten Award 2020. Verschattungsfunktion. Eine Prallscheibe vor jedem zweiten Fassaden- der Anbindung von Madaster an die Rohstoffbörse können Gebäude Fertigstellung: 2023 feld dient als konstruktiver Holz- und Schallschutz vor den zu öffnenden als werthaltige Rohstoffdepots abgebildet werden.
14 Renovation Wave Renovation Wave Es wird zu wenig energetisch saniert! Die EU fordert deshalb mehr Tempo bei der Sanierung von Bestandsbauten. Wie soll das funktionieren? Ein Überblick. D amit die im Klimapaket der EU 2020 kommenden zehn Jahren mindestens ver- gesteckten Klimaziele erreicht werden doppeln und im Gebäudebestand für mehr können, muss die EU die CO2-Emissionen Energie- und Ressourceneffizienz sorgen. von Gebäuden um 60 Prozent, ihren 85 Prozent der Gebäude in der EU sind über Energieverbrauch um 14 Prozent und den 20 Jahre alt. Durch eine energetische Sanie- Energieverbrauch für Heizung und Kühlung rung könnten 35 Millionen dieser Bestands- um weitere 18 Prozent senken. Das ist mit gebäude ertüchtigt werden. der in Deutschland und der EU aktuell nied- rigen Sanierungsquote von nur einem Pro- Gleichzeitig soll die Lebensqualität der zent nicht zu schaffen. Was wir brauchen, Menschen verbessert werden. Fast ist mehr Tempo in der Gebäudesanierung! 34 Millionen Menschen in der EU können Die Europäische Kommission hat daher in es sich nicht leisten, ihre Wohnung zu ihrem „European Green Deal“ die Initiative heizen. Durch eine ambitionierte Gebäude- „Renovation Wave“ ins Leben gerufen. sanierung mit Fokus auf Energieeffizienz ALTE JUWELEN Das Ziel: die Sanierungsquote in den kann daher auch die Energiearmut Frisch poliert „N ie war eine Renovation Wave wichtiger als heute, wirksam bekämpft werden. Neben der fördern. Die Idee: neue Werkstoffe und Zukunftsorientierung vereint. Über die wo wir mit einer Dreifachkrise aus Krieg, Kosten Verbesserung von Vorschriften, Standards naturbasierte Lösungen in den Bauprozess bauliche Gestaltung hinaus erhofft sie sich und Klima konfrontiert sind. Die DENEFF und ihre Mitglieder und Sanierungsanreizen soll eine gezielte integrieren und die Wiederverwendung und einen zukunftsorientierten Prozess für eine unterstützen deshalb massiv klare Effizienzanforderungen an Finanzierung die Sanierungsprojekte unter- Verwertung von Baustoffen im Sinne einer umfassende Veränderung unserer Städte: die Bestandsgebäude mit den höchsten Energierechnungen. stützen. Neu geschaffene „grüne“ Arbeits- effizienten Kreislaufwirtschaft ausweiten. etwa durch digitalisierte und auf der Integra- So erreichen wir deutlich mehr Modernisierungen und schaffen stellen werden die Behörden qualifizieren tion von erneuerbaren Energien basierende Planungssicherheit für den nötigen Kapazitätsaufbau. und mehr Kapazitäten für eine technische Bei der Renovierungswelle soll es nicht Strategien für Netzpartnerschaften und Die Bundesregierung darf dabei nicht auf Brüssel warten. Unterstützung bieten. Die EU will auch die allein darum gehen, den Gebäudebestand stadtteilbezogene Prosumerkonzepte – bei Dekarbonisierung in der Gebäudetemperie- klimaneutral zu gestalten. Mit dem interdis- denen die Verbraucher („Consumer“) aktiv Die Zeit der Ausreden ist vorbei.“ rung – Heizen und Kühlen – voranbringen ziplinären Europäischen Bauhaus will die am Energiemarkt teilnehmen, indem sie Henning Ellermann, Mitglied der Geschäftsleitung Deutsche Unternehmens- und die Entwicklung von nachhaltigen Kommission auch eine neue europäische beispielsweise Solarenergie produzieren initiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) Bauprodukten und Dienstleistungen Ästhetik fördern, die Nachhaltigkeit und („Producer“).
16 Leitlinien für Baukultur Kommentar Dr. Turit Fröbe 17 Liebevoll auf den Bestand blicken Vor kurzem hat der Bundestag einen Beirat für Baukultur ins Leben gerufen, der derzeit „Leitlinien für Baukultur in Deutschland“ erarbeitet. Turit Fröbe ist Mitglied des Beirats und sieht die baukulturelle Bildung als Schlüssel für eine nachhaltigere Baukultur. Ein Kommentar. I m Rahmen des European Green Deals, zu dem sich die EU-Mit- dazu beitragen, den ästhetisch und ökologisch fragwürdigen Trends gliedsstaaten 2019 verpflichtet haben, ist auch der Bausektor in im Eigenheimbau – den Schottergärten, Kunstrasenanlagen und den Blick geraten. Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, Europa bis Fototapetenzäunen – Einhalt zu bieten. Auch im Umgang mit dem 2050 klimaneutral zu machen und bereits bis 2030 die Emissionen Bestand kommt ihr eine zentrale Bedeutung zu. um 55 % gegenüber dem Stand von 1990 zu senken, wird es jedoch nicht ausreichen Wohn- und Bürobauten energieeffizient zu sanieren Angesichts der grauen Energie, die im Bestand verbaut ist, kön- und zu bauen. Der Nachhaltigkeitsgedanke wird in alle Bereiche des nen wir uns Abriss nicht länger leisten. Es bedarf nicht nur kluger Bauwesens einsickern und auf allen Ebenen zu einem Umdenken Umnutzungs- und Umbaustrategien, sondern auch einen neuen Blick führen müssen. Entscheiden wird sich der Erfolg maßgeblich im auf die ungeliebten Strukturen und Hinterlassenschaften vergange- Umgang mit dem Bestand. Aber auch die Frage, ob es gelingen ner Jahrzehnte. Wir müssen lernen, mit dem fertig zu werden, was wird in den nächsten Jahren die Grundsteine für eine baukulturelle bereits da ist – ob es uns gefällt oder nicht. Vieles, was heute als Allgemeinbildung in der Gesellschaft zu legen, ist nicht unerheblich. „Bausünde“ empfunden wird und nicht mehr den gegenwärtigen Nur eine baukulturell gebildete Gesellschaft ist in der Lage, sich Wohnwünschen oder ästhetischen Vorstellungen entspricht, ist nur gegen die lieblosen Banalitäten der Bauindustrie zu wehren. Sie aus der Mode gekommen. Der Architekturgeschmack ist lebhaft, kann den Bürohausschachteln und neohistoristischen Wohnanlagen, daher ist es normal, dass uns nach etwa 20 bis 25 Jahren nicht mit denen gegenwärtig unsere Städte zugepflastert werden, etwas mehr gefällt, was mal State of the Art war. Wir müssen lernen, einen entgegensetzen – und eine zeitlosere, qualitativ hochwertigere und „liebevolleren“ und gelasseneren Blick auf den Bestand zu entwickeln damit langlebigere Architektur einfordern. Baukulturelle Bildung kann und den Gebäuden die Chance geben, nach einer gewissen Zeit auch wieder „rehabilitiert“ werden zu können. Die Baukulturvermittlung „Im Umgang mit dem kann dazu beitragen, dass eine Sensibilisierung für den gebauten Bestand kommt der Raum entsteht und Hilfestellungen gegeben werden, das eigene Um- feld durch aktive Betrachtung aufzuwerten. Denn das S chlimmste, baukulturellen Bildung eine was man der gebauten Umwelt antun kann, ist, sie immer nur im zentrale Bedeutung zu.“ Vorbeigehen aus dem Augenwinkel wahrzunehmen. Hinsehen hilft! Dr. Turit Fröbe, ist Architekturhistorikerin, Urbanistin und Gründerin der STADTDENKEREI. Sie arbeitet als Baukulturvermittlerin, freie Publizistin und ist jüngst in den Beirat zur Entwicklung Baukultureller Leitlinien des Bundes berufen worden. Bausünden sind besser als ihr Ruf – das Hinsehen lohnt sich!
18 Architekturportrait Stadthaus Basel 19 ZEITLOSE SCHÖNHEIT Energetisch topaktuell Historische Leichtigkeit Bei der energetischen Renovierung eines Baseler Stadthauses von 1897 konnten die historischen Holzfensterrahmen erhalten werden. Der Trick: leichte Isoliergläser. A ls die Brüder Georg und Rudolf Stamm Heute gehört das historische Stadthaus mit allen seinen leichten Schlieren und 1897 ihr heute denkmalgeschütztes zu jenen als erhaltenswert eingestuften Wellenbildungen zu sehen.“ Stadthaus bauten, gehörten „Nachhaltig- Baseler Objekten, die im Schweizer „Inventar keit“ und „Energieeffizienz“ noch nicht zum schützenswerter Bauten“ verzeichnet und in Auch die Rahmen der inneren Flügel konn- architektonischen Vokabular. „Winterliche einer Schutzzone ausgewiesen sind. Als das ten aufgearbeitet und weiterverwendet Behaglichkeit“ aber offensichtlich schon: Gebäude jetzt unter der Projekt- und Baulei- werden. Sie wurden ursprünglich für eine Um an kalten Tagen die Heizungswärme tung von Schröer Sell Architekten aus Basel einfache Scheibe gefertigt, sollten im Sinne im Haus zu behalten, wählten die Stamms grundsaniert wurde, stand der Respekt vor der Energieeffizienz nun aber modernes Iso- für die Wohnraumverglasung eine kasten- der alten Bausubstanz im Mittelpunkt der lierglas erhalten. Um trotzdem Proportionen fensterähnliche Lösung mit zwei Scheiben Überlegungen: „Wir haben eine schonende und optische Anmutung zu wahren, kam – einem inneren Permanentfenster und Modernisierung ohne strukturelle Verände- das schlanke CLIMAPLUS ECLAZ® LIGHT einem herausnehmbaren Vorfenster in der rungen vorgenommen, die möglichst viele des CLIMAplusSECURIT® Partners Glas- Fassadenebene. bauzeitliche Elemente bewahren oder wie- handel Tuttlingen zum Einsatz. Das Zwei- derherstellen sollte“, erklärt die verantwort- fach-Isolierglas mit dem Aufbau 3/10/3 ist ichenberger. „Die liche Architektin Carmen E insgesamt nur 16 mm dick und ermöglicht Raumzuschnitte und typische Bauformen trotz eleganter historischer Optik zeitgemä- blieben erhalten, etwa der innere Licht- ße energetische Werte und entsprechende schacht, die Fenster oder auch die verglas- Heizenergie- und CO2-Einsparungen – bei ten Türen nach vorn und hinten.“ hohen Tageslichteinträgen von bis zu 83 %, die die Räume trotz kleiner Fensterflächen Gemeinsam mit der Holzmanufaktur tief mit Tageslicht fluten. OBJEKTDATEN Rottweil, die die Restaurierung der Fenster Projekt: Grundlegende Sanierung eines übernahm, entwickelten die Architekten eine Warme-Kante-Abstandhalter SWISSPACER Stadthauses von 1897 in Basel. Planung Lösung, die den ursprünglichen Gebäude- Advanced runden die historische Anmutung und Bauleitung: Schröer Sell Architek- anblick mit seinem gezogenen Glas auf ab, unterstützen am Glasrandverbund mit ten GmbH SIA, Basel. Aufarbeitung und der Außenseite bewahrte. „Wir haben die ihrer niedrigen Wärmeleitfähigkeit die Isola- Verglasung der Fenster: Holzmanufaktur Rahmen der herausnehmbaren Vorfenster tionseigenschaften der Verglasung und ver- Rottweil GmbH, Rottweil. Glasverarbeiter: aufgearbeitet und mit den originalen Schei- meiden Tauwasserbildung und Schimmel- Glashandel Tuttlingen GmbH, Tuttlingen. ben wieder verglast“, erläutert der Projektlei- befall, die den alten Holzrahmen schaden Glashersteller: SAINT-GOBAIN GLASS ter der Holzmanufaktur Rottweil, Dirk Obser. könnten. Das wäre sicherlich auch im Sinne DEUTSCHLAND GmbH, Stolberg. Produkt: „Außen ist also wieder das historische Glas von Georg und Rudolf Stamm gewesen. CLIMAPLUS ECLAZ® LIGHT (3-10-3) mit Abstandhalter SWISSPACER Advance. Fertigstellung: 2021.
20 Die neue Leichtigkeit Nachverdichtung 21 Nachverdichtung OBJEKTDATEN „BRICK“ Projekt: Umbau eines denkmalgeschützten Industriegebäudes im Schweizer Kempt thal in ein Bürogebäude für Givaudan. Innenentwicklung will Wohn- und Arbeitsraum schaffen, ohne Architektur: Ernst Niklaus Fausch Partner Stadtränder zu zersiedeln. Doch nicht jede Lösung ist wirklich AG, Zürich. Holz- und Innenausbau: Blumer klimafreundlich und sozialverträglich. Ein Plädoyer fürs Aufstocken. Lehmann, Gossau. Fassade Aufstockung: Isi & Hegglin AG, Stäfa. Energiestandard: LEED-Gold. Fertigstellung: 2019. S eit Beginn der Industrialisierung ist gilt Innenentwicklung als nachhaltigere und die Weltbevölkerung von rund einer klimafreundlichere Alternative, die Innen- auf heute fast acht Milliarden Menschen städte obendrein lebendig halten und Infra- OBJEKTDATEN „K145“ angewachsen. Mittlerweile kommt etwa strukturkosten senken kann. Die nationale Projekt: Umbau alter Neu-Köllner alle zehn Jahre eine weitere Milliarde hinzu. Nachhaltigkeitsstrategie sieht aus diesem Wohnbebauung in ein Chorzentrum. Selbst im geburtenschwachen Deutschland Grund ein Verhältnis 3:1 von Innen- zu Architektur: Kaden + Lager GmbH, Berlin. steigt die Zahl der Einwohner, die Raum Außenentwicklung vor. Tragwerksplanung und Brandschutzgut- zum Leben und Arbeiten benötigen. Raum, HOCH HINAUS achten: ifb thal + huber, Berlin. TGA: Integral der erst einmal erschlossen werden muss. Doch auch innerstädtische Nachverdich- Lebendige Quartiere Projekt GmbH & Co. KG, Cottbus. Holzbau: tung kann Flächen versiegeln, Tiere aus Kai Vater Z immerei und Holzbau, Lutherstadt Wer schon einmal über ein bevölkerungs- den Mikro-Biotopen vergessener Baubra- Wittenberg. Bauherrin: Haus Karl-Marx- reiches Bundesland wie Nordrhein-West- chen vertreiben, wichtige Luftschneisen Straße 145 GmbH, Berlin. Glashersteller: falen geflogen ist, weiß, dass das nicht so verschließen und mit blinder Gentrifizierung SAINT-GOBAIN GLASS DEUTSCHLAND einfach ist. Städte lassen sich nicht beliebig gewachsene Strukturen zerstören – wenn und eignen sich auch für dicht bebaute Holzrahmenelementen, die nicht nur das integrierten Verbundsicherheitsgläsern und GmbH, Stolberg. Produkt: Dreifach- ausdehnen, weil sie dann mit Land- und man mit stumpfem Fokus auf Masse plant. Quartiere. Hier will eine andere Herausforde- Gewicht der neuen Geschosse, sondern thermisch gehärtetem Glas, die für Sicher- Isolierverglasung inklusive VSG- und Forstwirtschaft kollidieren, unnötig Flächen Dabei lassen sich Stadtquartiere mit intelli- rung g emeistert werden: die Statik. Leichte auch den Zeit- und Kostenaufwand deutlich heit, Wärmedämmung und Schallschutz ESG-Einheiten auf Basis von P LANICLEAR, versiegeln und in Lebensräume von Tieren genten städtebaulichen Konzepten in enger Baumaterialien wie Holz, Dünngläser und senken konnten. Auch bei der Umwandlung bei gleichzeitig hohem Lichteintrag sorgen, PLANITHERM ONE und P LANITHERM XN II. und Pflanzen eindringen. Genau deshalb Zusammenarbeit mit Stadtklimatologen, Biokompositbaustoffe können helfen, die alter Wohnbebauung im Berliner Stadtteil stammen von SAINT-GOBAIN GLASS. Fertigstellung: 2021. Naturschutzverbänden und Bewohnern Substanz der „Trägerbauten“ zu schonen. Neukölln in ein Veranstaltungszentrum mit nachhaltig aufwerten – mit echtem Gewinn Kindergarten war Aufstockung das Mittel der für alle Beteiligten. So setzte das Züricher Architekturbüro Ernst Wahl. Im Rahmen der Umgestaltung erhielt Niklaus Fausch Partner beim Umbau der der um 1900 entstandene Gebäudekomplex Ein cleveres Werkzeug für die sanfte Innen- alten Maggi-Fabrik im Schweizer Kemptthal einen Dachausbau im fünfgeschossigen entwicklung ist vertikale Nachverdichtung auf die Expertise des Holzbauspezialisten Vorderhaus und ein zusätzliches Stockwerk durch Aufstockung. Denn Erweiterungen Blumer-Lehmann: Für die neue Nutzung des auf dem viergeschossigen Seitenflügel. Ge- von Gebäuden nach oben bieten Raumge- aus den 1930er-Jahren stammenden Indus- meinsam mit Vater Zimmerei und Holzbau winn ohne Flächenverlust, greifen kaum in triegebäudes als Business Center „Brick“ für realisierte die Kaden + Lager GmbH diese die städtebauliche Struktur und ins Stadt- den Dufthersteller Givaudan wurde zweige- Aufbauten in Massivholzbauweise. Die Gläser klima ein, respektieren die Seele des Viertels schossig aufgestockt – mit vorgefertigten für die großflächigen Isolierverglasungen mit Business Center „Brick“ in Kemptthal Deutsches Chorzentrum mit Kindergarten in Berlin-Neukölln
Leichte Isoliergläser 23 Für Neubau Leichte Isoliergläser und Sanierung Schlanker Aufbau, volle Funktionalität, erweiterte Möglichkeiten und ein deutliches Plus an Nachhaltigkeit – das ist die Idee von A ngesichts der zurzeit besonders attraktiven Förder- angebote für energetische Altbau-Sanierungen sind Leichtglas. die leichten Isoliergläser eine clevere Möglichkeit, den CO2- Fußabdruck von Bestandsbauten ohne Nebenwirkungen D zu senken. Leichte Isoliergläser eigenen sich für alle gängi- reifach-Isolierverglasungen sind in unse- Der Effekt ist verblüffend: Eine klassische gen Anwendungen im Neubau und bei der Modernisierung ren Breiten längst Standard. Zu Recht, Dreifachverglasung mit einem Aufbau wie und ermöglichen dank ihrer geringeren Dicke oft erst die denn sie halten im Winter die Heizungswär- 4/12/4/12/4 wiegt bei einer Glasgröße von Modernisierung denkmalgeschützter Bauten, wenn deren me im Gebäude und im Sommer die Sonnen- 140 x 200 cm 84 kg; leichtes Isolierglas mit alte Holz-Fensterrahmen erhalten bleiben sollen. hitze draußen, senken so die Energiekosten dem Aufbau 3/12/3/12/3 wie CLIMATOP – und damit auch den CO2-Fußabdruck. LIGHT kommt bei der gleichen Größe auf Speziell im Wohnungsbau können je nach Einbausitua- Das ist gut, aber nicht genug: Bis heute sind 56 kg und ist damit 28 kg leichter. Mit noch tion Glasgrößen bis zu 1.400 x 2.200 mm und damit rund Gebäude für rund 39 Prozent der weltweiten dünneren Aufbauten wie CLIMATOP EXTRA 85 % der üblichen Einbaumaße angeboten werden. Mit Klimagas-Emissionen verantwortlich, Um- LIGHT sind sogar Gewichteinsparungen Dünnglas können auch ältere Zweifach-Isoliergläser durch denken tut not. Immer mehr Glasverarbeiter bis 40 % möglich – bei fast unveränderten schlanke, hochwärmedämmende Dreifach-Verglasungen bieten deshalb Isolierverglasungen aus bauphysikalischen Werten und exzellenter ersetzt werden. Das heißt: keine Kompromisse bei der Dünnglas an. Diese Gläser reduzieren bereits Wärmedämmung. Optik – schmale Ansichtsbreiten bei den Profilen ohne in der Produktion den Bedarf an Material und zusätzliche Belastungen der Beschläge. Energie massiv. Beim Transport und bei der So erreichen die jeweils nur 33 mm dünnen Montage der leichten Isoliergläser setzt sich Gläser im CLIMATOP LIGHT Aufbau je nach der Einspareffekt fort, weil die Transportfahr- Beschichtung und Gasfüllung Ug-Werte von zeuge auf dem Weg zum Einbauort durch 0,5 bis 0,7 W/m2K. Wegen der geringeren die leichtere und raumsparende Ladung we- Glasstärke sind sogar höhere Lichteinträge niger Treibstoff benötigen und Leichtgläser und g-Werte für mehr solare Wärmegewin- geringere Ansprüche an die Massivität von ne möglich, die den Energieverbrauch für CO2 -Fußabdrücke im Vergleich: Rahmen und Beschlägen stellen. Heizung und Kunstlicht senken – das schont Diese wurden mit CalumenLive auf der nicht nur die Umwelt, sondern sorgt auch für Gewichtseinsparungen bei Verwendung von Grundlage von EN 15804+A2 berechnet. Behaglichkeit, denn Nachhaltigkeit funktio- CLIMATOP LIGHT in Isolierverglasungen niert dann am besten, wenn es beiden gut GLASAUFBAU MIT WÄRMEDÄMMUNG und Sicherheitsgläsern geht: Mensch und Umwelt. Standard- CLIMATOP XN CLIMATOP XN Dreifach-Isolierglas LIGHT EXTRA LIGHT Glasaufbau 4 XN/12/4/12/4 XN 3 XN/12/3/12/3 XN 3 XN/12/2/12/3 XN Leichte Isoliergläser können überall dort CO2-Fußabdruck in kg, eingesetzt werden, wo Dreifach-Verglasun- Grundaufbau VSG P4A VSG ESG 51 42 39 CO2 equiv/m2 CLIMATOP LIGHT STADIP P4A LIGHT STADIP 22.2 LIGHT SECURIT® 3 MM LIGHT gen verbaut werden. Dabei gelten dieselben GLASAUFBAU MIT VERBUNDSICHERHEITSGLAS 3/12/3/12/3 6 mm 5 mm 3 mm Anforderungen, die auch für konventionelle 22,5 kg/m2 12 kg/m2 11 kg/m2 7,5 kg/m2 Standard- CLIMATOP LIGHT CLIMATOP EXTRA LIGHT Verglasungen gelten. Dreifach-Isolierglas -7,5 kg/m2 -9 kg/m2 -5 kg/m2 -2,5 kg/m2 -25 % -43 % -31 % -25 % Glasaufbau 44.2/12/4/12/4 33.2/12/3/12/3 22.2/12/2/12/3 CO2-Fußabdruck in kg, 69 56 47 CO2 equiv/m2
24 Biokompositstoffe 25 Beim BioMat-Forschungspavillon in Stuttgart kommen in der tragenden Dach- konstruktion leichte und sehr belastbare Elemente aus Biokomposit zum Einsatz. Nachhaltige Biokomposite Klimaziele mit Leichtigkeit erreichen: Das geht – mit Biokompositen. Wir haben uns angeschaut, was die nachwachsenden Rohstoffe schon heute für die Zukunft leisten können. D ie Reduzierung von CO2-Emissionen fallen auf das Bauen. Um diesen enormen und der verantwortungsvolle Umgang CO2-Fußabdruck und gleichzeitig auch den mit natürlichen Ressourcen sind längst zur Ressourcenverbrauch zu reduzieren, setzt zentralen Anforderung für ein zukunftsge- die Bauwirtschaft neben der Optimierung rechtes und nachhaltiges Bauen geworden. bestehender Konzepte vermehrt auch auf Vor diesem Hintergrund rücken Biokomposi- nachwachsende Rohstoffe. Neben dem „Nachhaltige Architektur te immer mehr in den Fokus von Architekten „Klassiker“ Holz kommen immer häufiger sollte künftig viel stärker und Fachplanern. Die nachwachsenden neue Werkstoffe wie Biokomposite zur An- auf der Wiederentdeckung Rohstoffe haben ihre Praxistauglichkeit be- wendung. Biokomposite – auch Bioverbund reits unter Beweis gestellt und ermöglichen werkstoffe genannt – bestehen aus den na- unserer lokalen Ressourcen strukturoptimierte wie elegante Entwürfe türlichen Rohstoffen Naturfasern und Harz. und auf digitalen Werkzeugen und bieten so ganz neue Potenziale im Sinne Dabei können die eingesetzten Naturfasern für Design und Herstellung einer konsequenten Kreislaufwirtschaft. in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden. Aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie basieren.“ WAS SIND EIGENTLICH Strohfasern, Grasfasern oder Schnittresten B IOKOMPOSITE? werden relativ kurze Fasern – sogenannte Prof. Dr. Hanaa Dahy, Director Bio-based Materials and Materials Cycles in Architecture, Universität Stuttgart Rund 39 % der globalen CO2-Emissionen ent- Agrofasern – hergestellt. Im Unterschied
Biokompositstoffe 27 Das Anwendungsspektrum von Biokompo- siten ist riesig. Selbst Fußgänger- und Fahrradbrücken – hier die Smart Circular Bridge im niederländischen Almere – lassen sich dank der enormen Festigkeit und Steifigkeit damit realisieren. dazu basieren industrielle Naturfasern zum DER BIOMAT-FORSCHUNGS Beispiel auf Jute, Flachs oder Hanf. Diese PAVILLON Fasern verfügen in der Kombination mit bio- Das Potenzial von Biokompositen zeigt zum basierten Harzen über sehr gute mechanische Beispiel der innovative BioMat-Forschungs- Eigenschaften wie Festigkeit und Steifigkeit. pavillon in Stuttgart. Das im Rahmen einer Gerade die hohe Festigkeit und das vergleichs- Kooperation von Architekten und Tragwerk- weise geringe Gewicht ermöglichen es, mit ingenieuren der Technischen Universität Biokompositen architektonisch ansprechende Eindhoven und der Universität Stuttgart sowie und ressourceneffiziente Konstruktionen rund 40 Architekturstudenten entstande- zu realisieren – sogar tragende Bauteile ne temporäre Bauwerk ist 3,6 Meter hoch sind möglich. Ein weiterer echter Vorteil von und überspannt eine Fläche von 55 m². Die Biokompositen gegenüber „klassischen“ Werk- sehr leichten und gekrümmten Elemente stoffen: Die eingesetzten Pflanzen wie Flachs der doppelschaligen Decke bestehen aus und Hanf wachsen schnell. Das bedeutet: Platten mit Biokomposit-Kern. Diese verfügen Bereits im Wachstumsjahr wird CO2 gebunden über eine sehr hohe Steifigkeit und waren und erst nach der Nutzung der Materialien daher prädestiniert für die anspruchsvolle wieder an die Atmosphäre abgegeben. Wird Konstruktion. Besonders nachhaltig: Durch dieser Baustoff in Zukunft großflächig einge- das gewählte Design und das intelligente setzt, reduziert das die direkten Auswirkungen Verbindungssystem lassen sich die Elemente auf die globale Erwärmung. nach Nutzungsende erneut verwenden – zum Beispiel als Fassadenelemente. Ganz im Sinne VIELFÄLTIGE OPTIONEN IM der Kreislaufwirtschaft und eines geschlosse- PRAXISEINSATZ nen Materialkreislaufs. Der Pavillon wurde von Aufgrund der zahlreichen positiven Eigen- der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe schaften wird der Einsatz von Biokompositen (FNR), dem Bundesministerium für Ernährung im Bauwesen zunehmend intensiv erforscht. und Landwirtschaft (BMEL) sowie durch För- Dabei reichen die Einsatzgebiete von Innenpa- dermittel aus der Industrie finanziert. neelen mit integrierter Schallabsorptions- und Wärmedämmfunktion über Fassadenverklei- AUSBLICK dungen bis zu Schalenkonstruktionen sowie Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen kompletten Fußgänger- und Fahrradbrücken. in Form von Biokompositen bietet zahlreiche Je nach Anwendung mit gewünschten Geo- neue Möglichkeiten für die Kreislaufwirtschaft metrien und technischen Anforderungen in der Bauwirtschaft – nicht nur im Hinblick werden geeignete Naturfasern und Bindemittel auf die Reduktion von CO2-Emissionen, son- TRAGENDE LÖSUNGEN sowie ein passendes Herstellungsverfahren dern auch als erfolgversprechende Alternative Brücke in die Zukunft ausgewählt. zu den endlichen fossilen Materialressourcen.
28 Architekturportrait: Gateway Gardens PERFEKTE WELLE Gebäudehülle ohne Ecken und Kanten Alles im Flow Panta rhei: Das neue FLOW EUROPA-CENTER in Frankfurt Gateway Gardens verspricht Arbeiten und Leben „im Fluss“. N ördlich des Frankfurter Flughafens Der Name ist beim FLOW EUROPA-CENTER hat das Architekturbüro KSP ENGEL Frankfurt Gateway Gardens Programm: den nachhaltigen Businesskomplex FLOW Alles scheint im Fluss zu sein. Nähert EUROPA-CENTER Frankfurt Gateway Gardens man sich dem Komplex, fallen zunächst mit 31.500 m Office- und 800 m Gastrono- 2 2 dessen geschwungene Gebäudeformen auf. mie- und Einzelhandelsfläche realisiert. Dank Zwischen den verschieden hohen Gebäude- des durchdachten Nachhaltigkeitskonzepts teilen entsteht ein Innenhof mit offenen, erhielt er bereits ein DGNB-Vorzertifikat in aber auch geschützten Bereichen. Viel Grün Gold. Neben ökologischen Aspekten bewertet und ein attraktives Wegenetz sorgen hier für dieses Zertifizierungssystem auch Fragen der eine hohe Aufenthalts- und Regenerations- Nutzerfreundlichkeit. qualität. Wo sich einst eine US-amerikanische Das umfassende Nachhaltigkeitskonzept Militärsiedlung befand, wächst seit 2006 ein schließt eine Reihe unterschiedlicher Businesskomplex: Im Stadtbezirk Gateway Faktoren mit ein. So unterstreicht etwa die Gardens gibt es alles, was man für das täg- Bepflanzung die Verknüpfung der Gebäude liche Leben braucht, vom Nahversorgungs- mit der Natur und macht sie im jahreszeit- zentrum über die Kita bis hin zu Hotels, lichen Wechsel erlebbar. Sei es in Form von Büros und Gastronomie. Dank seiner begrünten Dächern, dem Innenhof oder besonderen Lage unweit von Flughafen dem direkten Zugang zu einem gegen- Organisch fließende Fassaden und und Frankfurter Stadtwald ist es einerseits überliegenden historischen Park mit altem geschwungene Gebäudeformen: Hier ist Wohlfühlort im Grünen, andererseits hervor- Baumbestand. Ein anderes Beispiel stellt der Name Programm. ragend angebunden – lokal mit direkten das Regenwasser dar, das für WC-Spülung Bus- und Bahnverbindungen, global über und Bewässerung der Außenanlagen ein- das Schienennetz und den Flughafen. gesetzt wird. Bei den Baumaterialien w urde
30 Architekturportrait Gateway Gardens 31 auf Umweltfreundlichkeit, ein hohes Nachnutzungspotenzial und Kreislauffä- higkeit geachtet. Dabei spielte sowohl die Element-, als auch die Materialebene eine Rolle. Entscheidend für die Auswahl war, ob Bauteile einfach demontierbar sind und ob Infos zum Glas die verbauten Materialien gesund, trennbar und recyclingfähig sind. Die Qualität und die Erfüllung der Nachhaltigkeitsanforde- rungen der Materialien wurden vor Einbau Insgesamt 4.146 Scheiben für 8.217 m2 durch den DGNB-Auditor geprüft und nur bei Glasfläche fertigte und lieferte positivem Ergebnis freigegeben. der CLIMAplusSECURIT® Partner VANDAGLAS GmbH aus Radeburg. Darüber hinaus können E-Autos an Elektro- Verbaut wurden Sonnenschutz- ladestationen geladen werden. Fahrradstell- Isoliergläser mit COOL-LITE SKN 176 plätze stehen inklusive Duschmöglichkeiten und PLANITHERM XN. und Spinden zur Verfügung, um die Fahr- radmobilität zu fördern. Selbstverständlich integriert wurden ein barrierefreier Zugang und weitere Ausstattungen für Menschen mit Behinderung. Gestalterisch schaffen in den oberen Geschossen dunkle Fensterbänder einen satten Kontrast zu weiß schillernden, drei- dimensional geformten Fassadenblechen. Im Erdgeschoss öffnet eine geschoss- hohe Verglasung als Pfosten-Riegel- „W Konstruktion den Blick in das Gebäude und dunkle Tönung unterstreicht den markanten ir haben Glasprodukte von nach draußen. Aufgrund der Lage in der Bandeffekt zusätzlich. Dank des hohen SAINT-GOBAIN für unser Nähe des Flughafens war ein besonderer Fensterflächenanteils genießen die Nutzer Projekt gewählt, weil diese die Anforde- Aufbau der Glasfassaden notwendig. In den der Gebäude eine optimale, natürliche rungen des FLOW EUROPA-CENTER Regelgeschossen liegt eine so genannte Belichtung bis in die Tiefe der Räume. Aber Frankfurt Gateway Gardens bezüglich Prallscheibenkonstruktion mit Sonnen- auch die Ausblicke aus den Büros und die Nachhaltigkeit, Schallschutz, Sonnenschutz, schutzbeschichtung vor der eigentlichen Möglichkeit, die Fenster zu öffnen, tragen Sicherheit, Raumbelichtung und gestal Fassade. Die Prallscheiben gewährleisten dazu bei, dass man sich im Gebäudeinneren terischer Funktion erfüllen.“ einen sehr guten Schallschutz. Ausgeführt wohlfühlt. Ein ausgezeichneter Sonnen-, als Verbundsicherheitsglas, wirken sie Wärme- und Kälteschutz gewährleistet Andreas Jantzen, Gesamtprojektleiter bei der EUROPA-CENTER AG gleichzeitig absturzsichernd. Während die einen energieeffizienten Betrieb des Gebäu- Fenster der Warmfassade an den Gebäude- deensembles. Damit spielen die eingesetz- ecken polygonal angeordnet sind, verstärkt ten Gläser eine entscheidende Rolle im gerundetes Glas bei den Prallscheiben die Nachhaltigkeitskonzept. dynamische Wirkung der Fassade. Die
32 Klimapositive Städte und Gemeinden DIE STADT STUTTGART GEHÖRT ZU DEN GRÜNDUNGSMITGLIEDERN DER INITIATIVE „KLIMAPOSITIVE STÄDTE UND GEMEINDEN“ D ie Landeshauptstadt Stuttgart ist mit sen wurde. Außerdem wurde für Stuttgart einem eigenen Energie- und Klima- ein CO2-Reduktionspfad entsprechend des schutzkonzept seit 2016 auf dem Weg 1,5-Grad-Ziels von Paris entwickelt, dessen zur Klimaneutralität. Plusenergiegebäude Einhaltung jährlich kontrolliert wird. Mit der In- Klimapositive im Neubau und im Bestand spielen dabei eine wichtige Rolle, sodass in 2020 dieses itiative „Klimapositive Städte und Gemeinden“ wollen wir erwirken, dass sich auch andere zu Kommunen Anforderungsniveau als Grundsatz beschlos- diesem Ziel bekennen und danach handeln.“ Umweltarbeit wird vor Ort umgesetzt: in den Städten und Gemeinden. Zum Austausch und Wissensaufbau haben sie sich Dr. Jürgen Görres, Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Leiter der Energieabteilung 2020 in der Initiative „Klimapositive Städte und Gemeinden“ zusammengeschlossen. K limaschutz ist eine kommunale Auf- Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der werden). Die angehende klimapositive gabe: Klimaschutzmaßnahmen und Partizipation der Bürgerinnen und Bürger. Stadt setzt mit ihren Maßnahmen auf die Nachhaltigkeitsanweisungen lassen sich Gerade beim Klimaschutz muss es darum positiven Veränderungen, die mit aktivem zwar von den (Landes-)Regierungen vor- gehen, die Menschen mitzunehmen und Klimaschutz einhergehen: kulturelle Vielfalt, geben, die Umsetzung erfolgt jedoch immer zum Handeln zu aktivieren. Der überge- Diversität von Flora und Fauna, ein bunter in den Städten und Gemeinden. Hier wird ordnete Leitgedanke der Initiative liegt in Mix der Generationen und eine lebenswerte der Klimaschutz konkret, hier muss er mit dem Begriff „klimapositiv“. Der meint hier Umgebung für alle. der Bürgerschaft diskutiert und abgestimmt mehr als eine rein rechnerische Klimaneu- werden und hier werden die Maßnahmen tralität (die dann erreicht ist, wenn mehr aktiv auf den Weg gebracht. Es ist eine CO2-Emissionen eingespart als verursacht www.klimapositivestadt.de Herausforderung, vor der alle Städte und Gemeinden stehen. Als aktive Unterstützung für diesen Prozess Bisher haben sich 50 Städte der Initiative hat die Deutsche Gesellschaft für Nach- angeschlossen. Von A wie Aachen bis W haltiges Bauen – DGNB e.V. im September wie Wuppertal engagieren sich große und 2020 die Initiative „Klimapositive Städte und kleine Kommunen gemeinsam in der Initi Gemeinden“ ins Leben gerufen. Die Initiative ative. Die Art ihrer Beteiligung ist vielfältig will den Dialog fördern, gemeinsame Her- und individuell. Als Basis aller Aktivitäten ausforderungen auf den Tisch bringen und wurden gemeinsam fünf Bausteine defi- zum Handeln ermutigen. Die Kommunen niert: Kommunikation, Wissen, Transparenz, sollen von den bereits gemachten Erfahrun- Fehlerkultur und Gestaltung der Zukunft. Es gen anderer profitieren und Maßnahmen für gibt Workshops, Seminare und Beratungen Klimaschutz und Nachhaltigkeit schneller durch Experten. Neben Klimaanpassungs- und zielorientierter umsetzen – für eine strategien und Klimaschutz beschäftigen klimapositive Zukunft. Das Ziel ist gelebte sich die ganzheitlich geplanten Maßnahmen Nachhaltigkeit, konkreter Klimaschutz und mit Kreislauffähigkeit, Mobilität, Gesund- mehr Lebensqualität in den Städten und heit, nachhaltigem Bauen, sozialer Teilhabe, Gemeinden. dem Wasserkreislauf und der Biodiversität.
34 Kreislaufwirtschaft Kreislaufwirtschaft 35 Was bedeutet C2C für das Design von Produkten und Gebäuden? Es gibt ein paar einfache Grundgedanken: Zunächst ist es wichtig, die Produkte so zu optimieren, dass sie überhaupt kreislauffähig sind. Dazu gehört etwa, Schadstoffe zu vermeiden und den Rezyklat- anteil zu erhöhen. Genauso wichtig ist, Produkte so zu entwickeln, dass sie sich leicht zerlegen lassen. Weitergehend stellt sich die Dr. Christina Raab, Präsidentin des Cradle to Cradle Products Innovation Institute, Amsterdam Frage, ob es bereits eine Rückführlogistik gibt, mit der gebrauchte Materialien, Bauteile oder ganze Produkte in einen neuen Kreislauf gebracht werden können – oder ob dies noch entwickelt werden muss. Solche Grundgedanken gelten natürlich auch für ein komple- xes Produkt wie ein Gebäude. Welcher Grundgedanke steckt hinter Cradle to Cradle® (C2C)? Wie entwickelt sich Cradle to Cradle Certified® in der Im Kern geht es um ein Umdenken in der Produktentwicklung. Das Bauwirtschaft? Ziel ist eine Welt ohne Abfall. Nimmt man diese Perspektive ein, Wir sehen eine kontinuierlich wachsende Nachfrage. Immer mehr dann lassen sich Produkte automatisch als wertvolle Ressourcen Materialien und Produkte werden nach dem Cradle to Cradle verstehen. Dann werden die Lebensphasen eines Produkts genau Certified® Produktstandard zertifiziert. Auch die Zahl der Produktka- analysiert: vom Design über Herstellung und Anwendung bis hin tegorien für Zertifizierungen steigt. Circular Economy und Klima- zur Wiederverwendung. Auf dieser Grundlage lässt sich ein Produkt schutz werden aus unserer Sicht in den Unternehmen mittlerweile entwickeln, in dem Kreisläufe für dessen Wiederverwendung voraus- viel pragmatischer und konkreter als früher gedacht und dann auf schauend eingeplant sind – sei es als Ganzes, in Teilen oder auch der Ebene von Produkten umgesetzt. Das kommt gut an. nur als Werkstoff. In einer C2C-Perpektive sind Produkte bildlich gesprochen die Nährstoffe für die nächsten Produkte. Welche Impulse kann die C2C Certified-Zertifizierung der Baubranche geben? Warum ist das Thema für Bauherren, Planer und Verarbeiter Eine C2C Certified-Zertifizierung unterstützt Unternehmen beim wichtig? Thema Circular Economy ganzheitlich vorwärtszukommen. Neben Die Bauwirtschaft ist einer der ressourcenintensivsten Wirtschafts- den kontinuierlichen Verbesserungen im Betrieb hinsichtlich Mate- zweige: In der EU entstehen derzeit rund 40 % der Treibhausgas- rialentwicklung, beim Carbon Footprint und in der Produktion rückt Cradle to Cradle emissionen und nahezu ein Drittel aller Abfälle durch das Baugewer- die soziale Verantwortung eines Unternehmens in den Lieferketten ® be. Ein gezieltes Spezifizieren von kreislauffähigen Materialien und stärker in den Fokus. Produkten kann einen wichtigen Beitrag zur Emissionssenkung und Ressourcenschonung leisten. Es lassen sich auch neue Modelle für Circular Economy ist eine branchenübergreifende Aufgabe. Idealer- Lieferketten stocken, Baumaterial wird teurer: Wir spüren in der Wertschöpfungen entwickeln, um Gebäude konsequent als Material- weise können alle Akteure entlang einer Wertschöpfungskette einen Praxis, dass unsere Ressourcen endlich sind. Die Lösung: Kreis- lagerstätten zu planen, zu bauen und zu nutzen. Die Branche hat Beitrag zur Circular Economy leisten. Also Planer, Bauprodukteher- laufwirtschaft. Wir haben Frau Dr. Christina Raab gefragt, wie das einen riesigen Hebel. steller, Verarbeiter und nicht zuletzt natürlich die Bauherren als Ent- scheider. Die Branche profitiert vom C2C-Ansatz durch eine höhere geht. Leiterin der Produktentwicklung, über die Hintergründe. Nachhaltigkeitsqualität von Produkten und von Gebäuden. Die Zertifizierung gibt aber auch Anstöße für kollektive Lösungen und für neue Kooperationen, um Kreisläufe zeitnah in die Praxis zu bringen.
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