Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass

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Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
Ideen   für   i nt e l l ig e nt   gemachte   ZukunftsArchitektur

Nachhaltige
Bauwirtschaft
Warum wir den Klimaschutz als
Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen

Neues    A rc h i t e k t u rv e rst ä n d n i s
Den Klimawandel einbauen
                                                                                                    L   T I GKE IT •
                            ®                                                                    HA
                                                                                                                    NA

Cradle      to   Cradle
                                                                                    EIT • NACH

                                                                                                                        CH

Kreislaufwirtschaft in der Bauindustrie
                                                                                            THEMEN
                                                                                                                           H A L TI G K

                                                                                             S p ec ia l
                                                                                           K

                                                                                                                                        EI
                                                                                        IG

                                                                                                                T   T
                                                                                                 • N
                                                                                                     A C HH A L
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KLEINES GEWICHT,                                                                                                                                                                                                                              3
                                                                                                                                                                                                                                  Editorial

     GROSSE WIRKUNG

                                                                                                 „Die Bauwirtschaft muss sich ihrer
                                                                                                  Verantwortung fürs Klima stellen“
                                                                                                                    Steffi Bantu, Marketing Manager Residential Buildings,
                                                                                                                                                          SAINT-GOBAIN

                                                                                            Vorwort

                                                                                            D
                                                                                                er Klimawandel war in der come-inn schon öfter Thema,                        Kohlenstoffdioxid, die jeder Deutsche nach Aussagen der ADCONIA
                                                                                                schließlich haben steigende Temperaturen und die zuneh-                      GmbH jährlich produziert. Dabei dürfen es höchstens 2 Tonnen sein,
                                                                                            mende Zahl an Extremwetter-Ereignissen einen massiven Einfluss                   wenn wir den Treibhauseffekt einfangen wollen. Das Erfreuliche an
                                                                                            darauf, wie wir bauen und wohnen. Leider beeinflussen Gebäude                    diesen Zahlen: Sie zeigen, dass die Teilnehmer der Bau-Wertschöp-
                                                                                            umgekehrt massiv das Klima, denn sie sind für 39 Prozent der welt-               fungskette maßgeblich dazu beitragen können, den CO2-Ausstoß pro
                                                                                            weiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Laut Recherchen                   Kopf zu senken. Eine Verantwortung, der wir uns optimistisch stellen
                              Leichte Isoliergläser bieten alle Dämmwerte und               der Global Alliance for Buildings and Construction werden allein                 sollten, denn dafür gibt es bereits zahlreiche bewährte und bezahl-

FÜR EIN KLIMA–                ­Möglichkeiten klassischer Verglasungen, sind aber leichter   11 Prozent des CO2-Ausstoßes bei Produktion und Montage der                      bare Lösungen – von klimaneutralen Produkten über innovative
NEUTRALES EUROPA              und dünner. Das reduziert den ­Ressourcen- und Energie­       Baumaterialien freigesetzt; die restlichen 28 Prozent fallen beim                Bio-Werkstoffe und neu entstehende Recycling-Infrastrukturen bis

BIS 2050
                              bedarf, s­ enkt den CO2-Fußabdruck über den gesamten          Betrieb der Gebäude an, also für Heizung, Kühlung, Warmwasser,                   hin zu Systemen, welche die Energiekosten beim Betrieb von Gebäu-
                              ­Lebenszyklus um mehr als 30 %, ­vereinfacht die Montage      Licht. Addiert man jene Treibhausgase, die wir daneben mit allen                 den senken. Diese Ausgabe der come-inn gibt einen Überblick über
                              und macht die energetische ­Sanierung von Baudenkmälern       weiteren Lebens-Aspekten wie Nahrungsmitteln, Gebrauchsgütern,                   den aktuellen Stand der Möglichkeiten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß
                              mit ihren ­schlanken Holzrahmen oft erst möglich.             Fahrten und Flügen emittieren, kommen wir auf jene 11,6 T
                                                                                                                                                    ­ onnen                  beim Durchsehen und Staunen!
                              Keine schwere ­Entscheidung, oder?

LEICHTGLAS.
Ist leicht. Macht’s leicht.
                                                                                                                                                                             Steffi Bantu
BUILDING GLASS
Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
4   Inhalt                                                                                                                                                                      Inhalt   5

Inhalt                                                                               24   Nachhaltige Biokomposite
                                                                                          Die neuen Werkstoffe

    6        Klimaschutz:
                                                                                     28   Architekturportrait
                                                                                          Gateway Gardens
             eine ­Gemeinschaftsaufgabe
             Herausforderungen für das Bauwesen                                           32 Klimapositive Kommunen

             12 Neues Architekturverständnis:
                   klimagerechtes Bauen

             14 Renovation Wave                                                      34   Kreislaufwirtschaft
                                                                                          Interview mit Dr. Christina Raab: Cradle to Cradle®
             16 Leitlinien für die Baukultur

                                                                                          36 Architekturportrait: SAS-Gebäude                   48 Klimaneutralität bis 2050

                                                                                          39 Kunststofffenster-Recycling                        53 Interview: Klimaneutrale Isoliergläser

                                                                                          40 Glasrecycling                                      54 Zukunfts-Gläser

                                                                                          46 Zweite Chance für Bestandsbauten                   56 Politik und Gesetzgebung

                                                  18   Architekturportrait
                                                       Stadthaus in Basel
                                                                                                                                                58 Klimawandel in Zahlen

                                                                                                                                                59 Das Glasnetzwerk

                                                       20 Nachverdichtung:                                                                      60 Infopaket „Nachhaltigkeit“
                                                             die neue Leichtigkeit

                                                       22 Leichte Isoliergläser

                                                                                                                                                61 Bildnachweise

                                                                                                                                                61 Impressum
Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
Klimaschutz: eine Gemeinschaftsaufgabe                 7

                                                                            Klimaschutz: eine
                                                                           ­G emeinschaftsaufgabe
                                                                           Die Bedeutung von Klimaschutz ist mittlerweile in der Gesellschaft
                                                                           angekommen. Allen ist klar, dass Politik und Gesellschaft vor einer
                                                                           enormen Aufgabe stehen. Umso wichtiger ist es, bereits ­erfolgte
                                                                           Weichenstellungen zu sehen – und auch die Chancen klug zu
                                                                           ­nutzen, die sich Wirtschaft und Gesellschaft bieten.

                                                                           K
                                                                               limaschutz ist eine Gemeinschaftsauf-            vorangetrieben werden. Schon heute lässt sich
                                                                               gabe, zu der jeder einen Beitrag leisten         feststellen: Es tut sich viel in der Baubranche.
                                                                           kann. Diese gelingt nur, wenn alle an einem          Der Wandel beginnt …
                                                                           Strang ziehen: Bauherren, Planer, Ausführende,
                                                                           Bauproduktehersteller und Betreiber ebenso           NEUE KONZEPTE AM START
                                                                           wie Nutzerinnen und Nutzer – und nicht               Die Gewichte beginnen sich zu verschieben.
                                                                           zuletzt der Gesetzgeber. Zugleich muss über          Bauherren fragen heute zunehmend nach Ge-
                                                                           den Klimaschutz hinausgedacht und das Wirt-          bäuden mit hohen Standards in Sachen Klima-
GERADLINIG, MODERN & NACHHALTIG                                            schaften in Richtung einer Circular Economy          schutz und Circular Economy. Wohl wissend,
für helle und komfortable Wohnräume                                                                                             dass der Wert eines Gebäudes künftig stärker
                                                                                                                                etwa an den CO2-Emissionen gemessen wird.
                                                                                                                                Die Entscheidung für nachhaltiges Bauen folgt
                                                                                                                                immer mehr einem ökonomischen Interesse,
                    Das Haus am Mühlenbach im Nordschwarzwald                                                                   weil sich Nachhaltigkeit in der Wirtschaft
                    erhielt 2020 die Hugo-Häring-Auszeichnung, der                                                              fest verankert. Dazu trägt nicht zuletzt der
                    bedeutendste ­Architekturpreis für vorbildliche Bau-                                                        European Green Deal bei, der den Akteuren der
                    werke in Baden-Württemberg an Bauherren und                                                                 Baubranche eine übergreifende Orientierung
                    Architekten für ihr gemeinsames Werk.                                                                       gibt. Dass die Zusammenarbeit von Bau-
                                                                                                                                stoffherstellern, Planern und Architekten im
                                                                                                                                Hinblick auf klimafreundliches Bauen Früchte
                                                                                                                                trägt, beweisen nachfolgende Referenzobjekte,
                                                                                                                                welche allesamt mit weltweit führenden Nach-
                                                                                                                                haltigkeitszertifikaten ausgezeichnet wurden.

                                                                                                                     Zukunftsweisend: Kreislaufwirtschaft
                                                                                                                     in der Bauindustrie
Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
8      Klimaschutz: eine Gemeinschaftsaufgabe

                                                MERCATOR ONE                                    HUMANITI
                                                Deutschlands erstes Gebäude mit einer           Der moderne Hochhauskomplex in der In-
                                                Fassade aus recyceltem End-of-Life Alumi-       nenstadt von Montréal umfasst 39 Stockwer-
                                                nium (Altschrott) befindet sich mitten in der   ke mit Wohnungen, einem Hotel und Platz für
                                                ­Duisburger Innenstadt. Mercator One zeigt,     Büros und Restaurants. Der multifunktionale
                                                wie sich das Cradle to Cradle -Prinzip prak-
                                                                              ®
                                                                                                Komplex selbst ist ein einzigartiges Projekt
                                                tisch umsetzen lässt: Das Aluminium stammt      für vertikales Leben, Arbeiten und Wohnen.
                                                unter anderem aus Abrissprojekten, aus Le-      Mithilfe des eingesetzten Sonnen- und
                                                bensmittel- und Getränkeverpackungen. Für       Wärmeschutzglases COOL-LITE SKN 176 II
                                                mehr Energieeffizienz, viel natürliches Licht   und PLANITHERM ONE II werden hervorra-
                                                und ein angenehmes Raumklima sorgt das          gende Energieverbrauchswerte erreicht. Das
                                                hochtransparente Sonnenschutzglas. Verbaut      Gebäude wurde mit der LEED- und WELL-­
                                                wurden die Gläser COOL-LITE XTREME 60/28,       Zertifizierung ausgezeichnet – eine Premiere
                                                COOL-LITE XTREME 70/33 und SKN 176.             für diese Gebäudeart in der kanadischen
                                                Das Gebäude wurde mit DGNB, LEED und            Provinz Quebec.
                                                BREEAM zertifiziert.
                                                                                                Standort: Montréal, Kanada.
                                                Standort: Duisburg, Deutschland.                Architektur: Lemay, CAN.
                                                Architektur: Hadi Teherani Architects           Realisierung: 2021.
                                                GmbH, DE. Realisierung: 2020.

ST. URBAIN                                                                                                                                     SZERVITA SQUARE BUILDING
Das Pariser Architekturbüro LAN architecture                                                                                                   Das Geschäfts- und Wohngebäude am
hat im Wohnkomplex St.Urbain in Strasbourg                                                                                                     ­Szervita-Platz in Budapest befindet sich im
ein hohes Maß an Komfort für die Bewohner                                                                                                      Stadtzentrum auf der östlichen Seite der
entworfen. Die Bepflanzung der Dachter-                                                                                                        Donau. Die Kombination aus spiegelnder
rassen und des gesamten Sockelbereichs                                                                                                         ­Silberoptik und hohem Sonnenschutz,
unterstützt das Wohlbefinden im direkten                                                                                                       hervorragender Selektivität und Wärme­
Wohnumfeld. Um eine hohe Energieeffizienz                                                                                                      dämmung sorgt für hohen Nutzerkom-
sicherzustellen und ein bestmögliches Raum-                                                                                                    fort und Energieeinsparung – einer der
klima zu garantieren, wurden die Wohneinhei-                                                                                                   ausschlaggebenden Gründe, weshalb das
ten mit einer hochwertigen Isolierverglasung                                                                                                   ­Szervita Square Building die Anforderungen
geschützt: CLIMAPLUS COOL-LITE SKN 154.                                                                                                        des LEED-Platin-Nachhaltigkeitslabels er-
Das Wohnquartier wurde mit dem Zertifikat                                                                                                      füllt. Das Gebäude wurde für seine Architek-
„NF Habitat HQE“ ausgezeichnet.                                                                                                                tur, sein Design und seine Entwicklungswer-
                                                                                                                                               te mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Standort: Strasbourg, Frankreich.
Architektur: LAN architecture Paris und                                                                                                        Standort: Budapest, Ungarn.
toa architectes associés, FR.                                                                                                                  Architektur: Antal Fekete Permit, DVM
Realisierung: 2021.                                                                                                                            Group, HUN. Realisierung: 2021.
Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
10     Klimaschutz: eine Gemeinschaftsaufgabe                                                                                                                                                                                                Klimaschutz: eine Gemeinschaftsaufgabe   11

                         Nachhaltigkeit ist eine
               Gemeinschaftsaufgabe: Minister­
         präsident und Wirtschaftsminister von
        NRW zu Besuch am SAINT-GOBAIN
                     Standort in Herzogenrath.

Im Rahmen des European Green Deals ent-
wickeln und verändern Planer ihre Konzepte
und kommen mit ihren Ideen für optimierte
Gebäude zum Zug. Ausführende sehen die
Stellschrauben, die ihnen zur Verfügung
stehen. Zwar sind diese enger gefasst als bei                                                                                                                                                   Auf Nachhaltigkeit bauen: Bauplanung,
Bauherren und Planern, aber für das G
                                    ­ elingen                                                                                                                                                    -stoffe und -prozesse müssen sich ändern.
der Gemeinschaftsaufgabe genauso wichtig.
Bei den Herstellern wiederum sind die zen-
tralen Ansatzpunkte offenkundig. Wer sich
auf die Zukunftsanforderungen einstellt, hat
einen starken Hebel in der Hand.

TRANSFORMATION DER
­E NERGIEVERSORGUNG
Der Glashersteller SAINT-GOBAIN GLASS              einfach an, ist aber anspruchsvoll. Nicht   bietet künftig ein Glas an, das im Vergleich
verfolgt seine Strategie auf mehreren Ebe-         nur, dass große Mengen Scherben derzeit     den niedrigsten CO2-Gehalt in der Fassaden-
nen. Das Unternehmen lotet seit Jahren die         kaum verfügbar sind, eine weitere Heraus-   branche aufweist. Die Grundlage dafür bildet
Einsparpotenziale seiner energieintensiven         forderung ist die Qualitätssicherung von    ein Produktionsprozess, in dem ein hoher
Produktion aus, um die Emissionen zu ver-          Abbruchglas. SAINT-GOBAIN hat bereits       Anteil an recyceltem Glas (rund 70 Prozent                    „Die Maximierung der
ringern. Aktuell startete das Unternehmen          einige vielversprechende Projekte erfolg-   Scherbenanteil) mit dem Einsatz erneuerbarer      Elektrifizierung und insbesondere
ein Klimaprojekt mit Partnern aus Industrie        reich umgesetzt und erste Aufbereitungs-    Energien kombiniert wird. Da Fassaden bis
                                                                                                                                                       der Einsatz von Wasserstoff
und Politik. Ziel ist es, bis 2030 eine klima-     linien im Einsatz.                          zu 20 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines
neutrale Glasproduktion auf der Basis von                                                      Gebäudes ausmachen, kann das innovative           wird ein entscheidender Schlüssel
Wasserstoff und erneuerbarem Strom am              Weitere Schritte zur Ressourcenschonung     Low Carbon Glass von SAINT-­GOBAIN den                für die Dekarbonisierung der
Standort Herzogenrath zu realisieren.              und CO2-Reduktion sind bereits angesto-     CO2-Fußabdruck von Bauwerken erheblich
                                                                                                                                                                Glasindustrie sein.“
                                                   ßen. Dazu gehört die Entwicklung leichter   verringern und die Entwicklung einer Kreislauf-
RE-DESIGN DER PRODUKTE                             Gläser ohne Abstriche bei der Performance   wirtschaft vorantreiben.                              Dr. Stephan Kranz, CEO SAINT-GOBAIN GLASS Deutschland GmbH
Auch das Produkt selbst entwickelt sich            – und optimierte Beschichtungen, die
weiter. Zum Beispiel lässt sich der CO2-           beim Sonnen- oder Wärmeschutz noch          KLAR WIRD: Klimaschutz ist ein Innova-
 Fußabdruck von Bauglas durch zusätz-              leistungsfähiger sind. Hinzu kommt eine     tionstreiber. Ambitionierte Ziele fordern neue
 liches Recyclingglas minimieren. Hört sich        zukunftsweisende Innovation: SAINT-GOBAIN   Wege. Es geht – aber es geht nur gemeinsam.
Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
The Cradle           13

Neues Architekturverständnis –
für klimagerechtes Bauen
Im Düsseldorfer Medienhafen realisieren HPP Architekten gemeinsam mit                                                                                                                          „Beim Projekt The Cradle haben sich Bauherr,
der I­ NTERBODEN Gruppe das erste Holzhybrid-Bürogebäude der Stadt.                                                                                                                                   Architekt und weitere Planungsbeteiligte
„The Cradle“ – in vielerlei Hinsicht ein z­ irkuläres Pilotprojekt – setzt Impulse                                                                                                                              von Beginn an gemeinsam auf
für die Zukunft des B
                    ­ auens.                                                                                                                                                                              den Weg gemacht, um das visionäre
                                                                                                                                                                                             Cradle to Cradle®-Prinzip ganzheitlich zu denken
                                                                                                                                                                                                              und in die Realität umzusetzen.“
                                                                                                                                                                                                                                                                              HPP Architekten,

                                                                                                                                      D
                                                                                                                                          as Entwicklungsgebiet auf dem ehemaligen Hafengelände                  Fenstern und ermöglicht einen natürlichen Luftwechsel. Das Konzept für
                                                                                                                                          Düsseldorfs, das bereits eine beachtliche Architekturvielfalt auf-     das integrale Holztragwerk entstand in interdisziplinärer Zusammenarbeit
                                                                                                                                      weist, wird bald um ein weiteres Highlight reicher sein. Mit den Bau-      mit den Tragwerksplanern Knippers Helbig und den Energieplanern von
                                                                                                                                      arbeiten für das Bürogebäude „The Cradle“ wurde im Frühjahr 2020           Transsolar.
                                                                                                                                      begonnen, die Fertigstellung ist für 2023 geplant. Neben seiner mar-
                                                                                                                                      kanten Architektur überzeugt das Projekt auch durch ein besonders          Im Sinne des Cradle to Cradle®-Gedankens versteht sich das Gebäude
                                                                                                                                      gutes Nachhaltigkeitskonzept und Innovationen in Sachen Cradle to          als Materiallager. Alle eingesetzten Baustoffe werden hinsichtlich ihrer
                                                                                                                                      Cradle® (C2C). Dabei wird nicht nur auf den Einsatz kreislauffähiger       Material­gesundheit, Sortenreinheit und Trennbarkeit („Design für De­
                                                                                                                                      Materialien gesetzt, sondern auch auf einen ganzheitlich zirkulären        montage“) geprüft und ausgewählt, sodass sie nach Gebrauch wieder-
                                                                                                                                      Ansatz. Dank der integralen Zusammenarbeit zwischen Architekten,           verwendet („Re-use“) oder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden
                                                                                                                                      Bauingenieuren und Fachplanern lassen sich bewährte Lösungen               können. Um während der Planung und Bauausführung die hohe
                                                                                                                                      infrage stellen und neue Wege finden. Indem sämtliche Prozesse als         ­Zirkularität des Gebäudes sicherzustellen, unterstützt die EPEA GmbH
                                                                                                                                      Kreisläufe gedacht werden, entsteht ein Mehrwert für ökonomische,          – Part of Drees & Sommer als Materialfachplaner (­ Circular Engineer) bei
                                                                                                                                      ökologische und soziale Aspekte – entlang der gesamten Wert-               der ganzheitlichen Umsetzung. Tatsächlich kann davon ausgegangen
                                                                                                                                      schöpfungskette und des gesamten Lebenszyklus.                             werden, dass 97,7 Prozent der M
                                                                                                                                                                                                                                               ­ aterialien von The Cradle in den Material-
                                                                                                                                                                                                                 kreislauf zurückgeführt werden können.
                                                                                                                                      Die Düsseldorfer HPP Architekten haben das Gebäude als Holz-
                                                                                                                                      hybridbau in Elementbauweise konzipiert. Insgesamt werden                  Alle verbauten Materialien werden über ein 3D-BIM-Modell in einem
                                                                                                                                      2.150 Kubik­meter Holz aus nachhaltiger europäischer, größtenteils         Building Material Passport dokumentiert. Mit einem digitalen Gebäu-
                                                                                                                                      deutscher Forstwirtschaft verbaut. Konstruktiv eignet sich Holz            dezwilling lässt sich der gesamte Lebenszyklus abbilden – von der
                                                                                                                                      optimal als C2C-Baustoff („stecken & schrauben statt kleben“).             Entstehung über die Bewirtschaftung bis hin zum Abriss. So ermög-
                                     OBJEKTDATEN                                                                                                                                                                 licht die zirkuläre Bauweise eine gänzlich neue Ebene der Wirtschaft-
                                     Projekt: The Cradle. Standort: Speditions­straße 2, Düsseldorf-Medienhafen, B
                                                                                                                 ­ aufeld MI3. Bau-   Die prägnante rautenförmige Struktur der Gebäudehülle verbindet            lichkeit. Nach Fertigstellung wird The Cradle als erstes Pilotprojekt in
                                     herr: Interboden Innovative Gewerbe­welten GmbH & Ko. KG, Ratingen. Architektur: HPP Archi-      Fassade und Tragwerk und ist aus den Gegebenheiten des Ortes               Deutschland auf der Madaster-Plattform registriert – einem globalen
                                                  ­ üsseldorf. Nutzung: Büros mit Gastronomiefläche und Mobility Hub im
                                     tekten GmbH, D                                                                                   ­heraus entwickelt. Parametrisch 3D entworfen, übernimmt das               Online-Kataster für Materialien und Bauprodukte. So wird es möglich,
                                     Erdgeschoss. Gläser: PLANITHERM XN, COOL-LITE SKN 154, COOL-LITE SKN 176. Auszeich-              außen liegende Tragwerk durch seine unterschiedliche Dimensio-             C2C zu monetarisieren, indem Material- und Rohstoff,- beziehungs-
                                     nungen: MIPIM/The Architectural Review Future Project Award 2018, Kategorie: Office; Iconic      nierung in der Tiefe – je nach Himmelsrichtung – zusätzlich die            weise Immobilienwerte digital miteinander verknüpft werden. Dank
                                     Award, Kategorie: Innovative A
                                                                  ­ rchitecture; Sonderpreis BIM Heinze Architekten Award 2020.       Verschattungsfunktion. Eine Prallscheibe vor jedem zweiten Fassaden-       der Anbindung von Madaster an die Rohstoffbörse können Gebäude
                                     Fertigstellung: 2023                                                                             feld dient als konstruktiver Holz- und Schallschutz vor den zu öffnenden   als werthaltige Rohstoffdepots abgebildet werden.
Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
14     Renovation Wave

 Renovation Wave
 Es wird zu wenig energetisch saniert! Die EU fordert deshalb
 mehr Tempo bei der Sanierung von Bestandsbauten. Wie soll das
 funktionieren? Ein Überblick.

D
     amit die im Klimapaket der EU 2020       ­kommenden zehn Jahren mindestens ver-
     gesteckten Klimaziele erreicht werden    doppeln und im Gebäudebestand für mehr
 können, muss die EU die CO2-­Emissionen      Energie- und Ressourceneffizienz sorgen.
von Gebäuden um 60 Prozent, ihren             85 Prozent der Gebäude in der EU sind über
­Energieverbrauch um 14 Prozent und den       20 Jahre alt. Durch eine energetische Sanie-
Energieverbrauch für Heizung und Kühlung      rung könnten 35 Millionen dieser Bestands-
um weitere 18 Prozent senken. Das ist mit     gebäude ertüchtigt werden.
der in Deutschland und der EU aktuell nied-
rigen Sanierungsquote von nur einem Pro-      Gleichzeitig soll die Lebensqualität der
zent nicht zu schaffen. Was wir brauchen,     Menschen verbessert werden. Fast
ist mehr Tempo in der Gebäudesanierung!       34 Millionen Menschen in der EU können
Die Europäische Kommission hat daher in       es sich nicht leisten, ihre Wohnung zu
ihrem „European Green Deal“ die Initiative    heizen. Durch eine ambitionierte Gebäude-
„Renovation Wave“ ins Leben gerufen.          sanierung mit Fokus auf Energieeffizienz
                                                                                                                                                                                                  ALTE JUWELEN
Das Ziel: die Sanierungsquote in den          kann daher auch die Energiearmut                                                                                                                    Frisch poliert

                                                                           „N
                                                                                         ie war eine Renovation Wave wichtiger als heute,
                                                                                                                                                     wirksam bekämpft werden. Neben der           fördern. Die Idee: neue Werkstoffe und         ­Zukunftsorientierung vereint. Über die
                                                                                         wo wir mit einer Dreifachkrise aus Krieg, Kosten
                                                                                                                                                     Verbesserung von Vorschriften, Standards     naturbasierte Lösungen in den Bauprozess       bauliche Gestaltung hinaus erhofft sie sich
                                                                           und Klima konfrontiert sind. Die DENEFF und ihre Mitglieder               und Sanierungsanreizen soll eine gezielte    integrieren und die Wiederverwendung und       einen zukunftsorientierten Prozess für eine
                                                                           unterstützen deshalb massiv klare Effizienzanforderungen an               Finanzierung die Sanierungsprojekte unter-   Verwertung von Baustoffen im Sinne einer       umfassende Veränderung unserer Städte:
                                                                           die Bestandsgebäude mit den höchsten Energierechnungen.                   stützen. Neu geschaffene „grüne“ Arbeits-    effizienten Kreislaufwirtschaft ausweiten.     etwa durch digitalisierte und auf der Integra-
                                                                           So erreichen wir deutlich mehr Modernisierungen und schaffen              stellen werden die Behörden qualifizieren                                                   tion von erneuerbaren Energien basierende

                                                                           Planungssicherheit für den nötigen Kapazitätsaufbau.                      und mehr Kapazitäten für eine technische     Bei der Renovierungswelle soll es nicht        Strategien für Netzpartnerschaften und

                                                                           Die ­Bundesregierung darf dabei nicht auf Brüssel warten.                 Unterstützung bieten. Die EU will auch die   allein darum gehen, den Gebäudebestand         stadtteilbezogene Prosumerkonzepte – bei
                                                                                                                                                     Dekarbonisierung in der Gebäudetemperie-     klimaneutral zu gestalten. Mit dem interdis-   denen die Verbraucher („Consumer“) aktiv
                                                                           Die Zeit der Ausreden ist vorbei.“
                                                                                                                                                     rung – Heizen und Kühlen – voranbringen      ziplinären Europäischen Bauhaus will die       am Energiemarkt teilnehmen, indem sie
                                                                           Henning Ellermann, Mitglied der Geschäftsleitung Deutsche Unternehmens-   und die Entwicklung von nachhaltigen         Kommission auch eine neue europäische          beispielsweise Solarenergie produzieren
                                                                           initiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF)
                                                                                                                                                     Bauprodukten und Dienstleistungen            Ästhetik fördern, die Nachhaltigkeit und       („Producer“).
Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
16     Leitlinien für Baukultur                                                                                                                                                                                                Kommentar Dr. Turit Fröbe   17

 Liebevoll auf den
 Bestand blicken
 Vor kurzem hat der Bundestag einen Beirat für Baukultur ins Leben gerufen, der
 derzeit „Leitlinien für Baukultur in Deutschland“ erarbeitet. Turit Fröbe ist Mitglied
 des Beirats und sieht die baukulturelle Bildung als Schlüssel für eine nachhaltigere
 Baukultur. Ein Kommentar.

I
 m Rahmen des European Green Deals, zu dem sich die EU-Mit-                   dazu beitragen, den ästhetisch und ökologisch fragwürdigen Trends
 gliedsstaaten 2019 verpflichtet haben, ist auch der Bausektor in             im Eigenheimbau – den Schottergärten, Kunstrasenanlagen und
den Blick geraten. Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, Europa bis          Fototapetenzäunen – Einhalt zu bieten. Auch im Umgang mit dem
2050 klimaneutral zu machen und bereits bis 2030 die Emissionen               Bestand kommt ihr eine zentrale Bedeutung zu.
um 55 % gegenüber dem Stand von 1990 zu senken, wird es jedoch
nicht ausreichen Wohn- und Bürobauten energieeffizient zu sanieren            Angesichts der grauen Energie, die im Bestand verbaut ist, kön-
und zu bauen. Der Nachhaltigkeitsgedanke wird in alle Bereiche des            nen wir uns Abriss nicht länger leisten. Es bedarf nicht nur kluger
Bauwesens einsickern und auf allen Ebenen zu einem Umdenken                   Umnutzungs- und Umbaustrategien, sondern auch einen neuen Blick
führen müssen. Entscheiden wird sich der Erfolg maßgeblich im                 auf die ungeliebten Strukturen und Hinterlassenschaften vergange-
Umgang mit dem Bestand. Aber auch die Frage, ob es gelingen                   ner Jahrzehnte. Wir müssen lernen, mit dem fertig zu werden, was
wird in den nächsten Jahren die Grundsteine für eine baukulturelle            bereits da ist – ob es uns gefällt oder nicht. Vieles, was heute als
Allgemein­bildung in der Gesellschaft zu legen, ist nicht unerheblich.        „Bausünde“ empfunden wird und nicht mehr den gegenwärtigen
Nur eine baukulturell gebildete Gesellschaft ist in der Lage, sich            Wohnwünschen oder ästhetischen Vorstellungen entspricht, ist nur
gegen die lieblosen Banalitäten der Bauindustrie zu wehren. Sie               aus der Mode gekommen. Der Architekturgeschmack ist lebhaft,
kann den Bürohausschachteln und neohistoristischen Wohnanlagen,               daher ist es normal, dass uns nach etwa 20 bis 25 Jahren nicht
mit denen gegenwärtig unsere Städte zugepflastert werden, etwas               mehr gefällt, was mal State of the Art war. Wir müssen lernen, einen
entgegensetzen – und eine zeitlosere, qualitativ hochwertigere und            „liebevolleren“ und gelasseneren Blick auf den Bestand zu entwickeln
damit langlebigere Architektur einfordern. Baukulturelle Bildung kann         und den Gebäuden die Chance geben, nach einer gewissen Zeit auch
                                                                              wieder „rehabilitiert“ werden zu können. Die Baukulturvermittlung               „Im Umgang mit dem
                                                                              kann dazu beitragen, dass eine Sensibilisierung für den gebauten
                                                                                                                                                                  Bestand kommt der
                                                                              Raum entsteht und Hilfestellungen gegeben werden, das eigene Um-
                                                                              feld durch aktive Betrachtung aufzuwerten. Denn das S
                                                                                                                                  ­ chlimmste,
                                                                                                                                                          baukulturellen Bildung eine
                                                                              was man der gebauten Umwelt antun kann, ist, sie immer nur im                  zentrale Bedeutung zu.“
                                                                              Vorbeigehen aus dem Augenwinkel wahrzunehmen. Hinsehen hilft!
                                                                                                                                                     Dr. Turit Fröbe, ist Architekturhistorikerin, Urbanistin und Gründerin
                                                                                                                                                               der STADTDENKEREI. Sie arbeitet als Baukulturvermittlerin,
                                                                                                                                                              freie Publizistin und ist jüngst in den Beirat zur Entwicklung
                                                                                                                                                                      Baukultureller Leitlinien des Bundes berufen worden.

                                                   Bausünden sind besser als ihr Ruf –
                                                   das Hinsehen lohnt sich!
Nachhaltige Bauwirtschaft - Warum wir den Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe betrachten müssen - Saint-Gobain Building Glass
18   Architekturportrait                                                                                                                                                                      Stadthaus Basel     19

                           ZEITLOSE SCHÖNHEIT
                           Energetisch topaktuell

                                                                       Historische Leichtigkeit
                                                                       Bei der energetischen Renovierung eines Baseler Stadthauses von
                                                                       1897 konnten die historischen Holzfensterrahmen erhalten werden.
                                                                       Der Trick: leichte Isoliergläser.

                                                                       A
                                                                            ls die Brüder Georg und Rudolf Stamm     Heute gehört das historische Stadthaus            mit allen seinen leichten Schlieren und
                                                                            1897 ihr heute denkmalgeschütztes        zu jenen als erhaltenswert eingestuften           Wellenbildungen zu sehen.“
                                                                       Stadthaus bauten, gehörten „Nachhaltig-       Baseler Objekten, die im Schweizer „Inventar
                                                                       keit“ und „Energieeffizienz“ noch nicht zum   schützenswerter Bauten“ verzeichnet und in        Auch die Rahmen der inneren Flügel konn-
                                                                       architektonischen Vokabular. „Winterliche     einer Schutzzone ausgewiesen sind. Als das        ten aufgearbeitet und weiterverwendet
                                                                       Behaglichkeit“ aber offensichtlich schon:     Gebäude jetzt unter der Projekt- und Baulei-      werden. Sie wurden ursprünglich für eine
                                                                       Um an kalten Tagen die Heizungswärme          tung von Schröer Sell Architekten aus Basel       einfache Scheibe gefertigt, sollten im Sinne
                                                                       im Haus zu behalten, wählten die Stamms       grundsaniert wurde, stand der Respekt vor         der Energieeffizienz nun aber modernes Iso-
                                                                       für die Wohnraumverglasung eine kasten-       der alten Bausubstanz im Mittelpunkt der          lierglas erhalten. Um trotzdem Proportionen
                                                                       fensterähnliche Lösung mit zwei Scheiben      Überlegungen: „Wir haben eine schonende           und optische Anmutung zu wahren, kam
                                                                       – einem inneren Permanentfenster und          Modernisierung ohne strukturelle Verände-         das schlanke CLIMAPLUS ECLAZ® LIGHT
                                                                       einem herausnehmbaren Vorfenster in der       rungen vorgenommen, die möglichst viele           des CLIMAplusSECURIT® Partners Glas-
                                                                       Fassadenebene.                                bauzeitliche Elemente bewahren oder wie-          handel Tuttlingen zum Einsatz. Das Zwei-
                                                                                                                     derherstellen sollte“, erklärt die verantwort-    fach-Isolierglas mit dem Aufbau 3/10/3 ist
                                                                                                                                              ­ ichenberger. „Die
                                                                                                                     liche Architektin Carmen E                        insgesamt nur 16 mm dick und ermöglicht
                                                                                                                     Raumzuschnitte und typische Bauformen             trotz eleganter historischer Optik zeitgemä-
                                                                                                                     blieben erhalten, etwa der innere Licht-          ße energetische Werte und entsprechende
                                                                                                                     schacht, die Fenster oder auch die verglas-       Heizenergie- und CO2-Einsparungen – bei
                                                                                                                     ten Türen nach vorn und hinten.“                  hohen Tageslichteinträgen von bis zu 83 %,
                                                                                                                                                                       die die Räume trotz kleiner Fensterflächen
                                                                                                                     Gemeinsam mit der Holzmanufaktur                  tief mit Tageslicht fluten.
                           OBJEKTDATEN                                                                               Rottweil, die die Restaurierung der Fenster
                           Projekt: Grundlegende Sanierung eines                                                     übernahm, entwickelten die Architekten eine       Warme-Kante-Abstandhalter SWISSPACER
                           Stadthauses von 1897 in Basel. Planung                                                    Lösung, die den ursprünglichen Gebäude-           Advanced runden die historische Anmutung
                           und Bauleitung: Schröer Sell Architek-                                                    anblick mit seinem gezogenen Glas auf             ab, unterstützen am Glasrandverbund mit
                           ten GmbH SIA, Basel. Aufarbeitung und                                                     der Außenseite bewahrte. „Wir haben die           ihrer niedrigen Wärmeleitfähigkeit die Isola-
                           Verglasung der Fenster: Holz­manufaktur                                                   Rahmen der herausnehmbaren Vorfenster             tionseigenschaften der Verglasung und ver-
                           Rottweil GmbH, Rottweil. Glasverarbeiter:                                                 aufgearbeitet und mit den originalen Schei-       meiden Tauwasserbildung und Schimmel-
                           Glashandel Tuttlingen GmbH, Tuttlingen.                                                   ben wieder verglast“, erläutert der Projektlei-   befall, die den alten Holzrahmen schaden
                           Glashersteller: ­SAINT-GOBAIN GLASS                                                       ter der Holzmanufaktur Rottweil, Dirk Obser.      könnten. Das wäre sicherlich auch im Sinne
                           ­DEUTSCHLAND GmbH, Stolberg. Produkt:                                                     „Außen ist also wieder das historische Glas       von Georg und Rudolf Stamm gewesen.
                           CLIMAPLUS ECLAZ® LIGHT (3-10-3) mit
                           ­Abstandhalter SWISSPACER Advance.
                           ­Fertigstellung: 2021.
20     Die neue Leichtigkeit                                                                                                                                                                                                                                         Nachverdichtung         21

Nachverdichtung                                                                                                                                                                                                                                 OBJEKTDATEN „BRICK“
                                                                                                                                                                                                                                                Projekt: Umbau eines denkmalgeschützten
                                                                                                                                                                                                                                                Industriegebäudes im Schweizer Kempt­
                                                                                                                                                                                                                                                thal in ein Bürogebäude für Givaudan.
Innenentwicklung will Wohn- und Arbeitsraum schaffen, ohne
                                                                                                                                                                                                                                                ­Architektur: Ernst Niklaus Fausch Partner
Stadtränder zu zersiedeln. Doch nicht jede Lösung ist wirklich
                                                                                                                                                                                                                                                AG, Zürich. Holz- und Innenausbau: Blumer
­klimafreundlich und sozialverträglich. Ein Plädoyer fürs Aufstocken.                                                                                                                                                                           Lehmann, Gossau. Fassade Aufstockung:
                                                                                                                                                                                                                                                Isi & Hegglin AG, Stäfa. Energiestandard:
                                                                                                                                                                                                                                                LEED-Gold. Fertigstellung: 2019.

S
     eit Beginn der Industrialisierung ist       gilt Innenentwicklung als nachhaltigere und
     die Weltbevölkerung von rund einer          klimafreundlichere Alternative, die Innen-
auf heute fast acht Milliarden Menschen          städte obendrein lebendig halten und Infra-                                                                                                                                                    OBJEKTDATEN „K145“
angewachsen. Mittlerweile kommt etwa             strukturkosten senken kann. Die nationale                                                                                                                                                      Projekt: Umbau alter Neu-Köllner
alle zehn Jahre eine weitere Milliarde hinzu.    Nachhaltigkeitsstrategie sieht aus diesem                                                                                                                                                      ­Wohnbebauung in ein Chorzentrum.
Selbst im geburtenschwachen Deutschland          Grund ein Verhältnis 3:1 von Innen- zu                                                                                                                                                         ­Architektur: Kaden + Lager GmbH, Berlin.
steigt die Zahl der Einwohner, die Raum          Außenentwicklung vor.                                                                                                                                                                          Tragwerksplanung und Brandschutzgut-
zum Leben und Arbeiten benötigen. Raum,                                                                                                           HOCH HINAUS                                                                                   achten: ifb thal + huber, Berlin. TGA: Integral
der erst einmal erschlossen werden muss.         Doch auch innerstädtische Nachverdich-                                                           Lebendige Quartiere                                                                           Projekt GmbH & Co. KG, Cottbus. Holzbau:
                                                 tung kann Flächen versiegeln, Tiere aus                                                                                                                                                        Kai Vater Z
                                                                                                                                                                                                                                                          ­ immerei und Holzbau, Lutherstadt
Wer schon einmal über ein bevölkerungs-          den Mikro-Biotopen vergessener Baubra-                                                                                                                                                         ­Wittenberg. Bauherrin: Haus Karl-­Marx-
reiches Bundesland wie Nordrhein-West-           chen vertreiben, wichtige Luftschneisen                                                                                                                                                        Straße 145 GmbH, Berlin. Glashersteller:
falen geflogen ist, weiß, dass das nicht so      verschließen und mit blinder Gentrifizierung                                                                                                                                                   SAINT-GOBAIN GLASS DEUTSCHLAND
einfach ist. Städte lassen sich nicht beliebig   gewachsene Strukturen zerstören – wenn           und eignen sich auch für dicht bebaute          Holzrahmenelementen, die nicht nur das          integrierten Verbundsicherheitsgläsern und    GmbH, Stolberg. Produkt: Dreifach-­
ausdehnen, weil sie dann mit Land- und           man mit stumpfem Fokus auf Masse plant.          Quartiere. Hier will eine andere Herausforde-   Gewicht der neuen Geschosse, sondern            thermisch gehärtetem Glas, die für Sicher-    Isolierverglasung inklusive VSG- und
Forstwirtschaft kollidieren, unnötig Flächen     Dabei lassen sich Stadtquartiere mit intelli-    rung g
                                                                                                       ­ emeistert werden: die Statik. Leichte    auch den Zeit- und Kostenaufwand deutlich       heit, Wärmedämmung und Schallschutz           ESG-­Einheiten auf Basis von P
                                                                                                                                                                                                                                                                             ­ LANICLEAR,
versiegeln und in Lebensräume von Tieren         genten städtebaulichen Konzepten in enger        Baumaterialien wie Holz, Dünngläser und         senken konnten. Auch bei der Umwandlung         bei gleichzeitig hohem Lichteintrag sorgen,   PLANITHERM ONE und P
                                                                                                                                                                                                                                                                   ­ LANITHERM XN II.
und Pflanzen eindringen. Genau deshalb           Zusammenarbeit mit Stadtklimatologen,            Biokompositbaustoffe können helfen, die         alter Wohnbebauung im Berliner Stadtteil        stammen von SAINT-GOBAIN GLASS.               Fertigstellung: 2021.
                                                 Naturschutzverbänden und Bewohnern               Substanz der „Trägerbauten“ zu schonen.         Neukölln in ein Veranstaltungszentrum mit
                                                 nachhaltig aufwerten – mit echtem Gewinn                                                         Kindergarten war Aufstockung das Mittel der
                                                 für alle Beteiligten.                            So setzte das Züricher Architekturbüro Ernst    Wahl. Im Rahmen der Umgestaltung erhielt
                                                                                                  Niklaus Fausch Partner beim Umbau der           der um 1900 entstandene Gebäudekomplex
                                                 Ein cleveres Werkzeug für die sanfte Innen-      alten Maggi-Fabrik im Schweizer Kemptthal       einen Dachausbau im fünfgeschossigen
                                                 entwicklung ist vertikale Nachverdichtung        auf die Expertise des Holzbauspezialisten       Vorderhaus und ein zusätzliches Stockwerk
                                                 durch Aufstockung. Denn Erweiterungen            Blumer-Lehmann: Für die neue Nutzung des        auf dem viergeschossigen Seitenflügel. Ge-
                                                 von Gebäuden nach oben bieten Raumge-            aus den 1930er-Jahren stammenden Indus-         meinsam mit Vater Zimmerei und Holzbau
                                                 winn ohne Flächenverlust, greifen kaum in        triegebäudes als Business Center „Brick“ für    realisierte die Kaden + Lager GmbH diese
                                                 die städtebauliche Struktur und ins Stadt-       den Dufthersteller Givaudan wurde zweige-       Aufbauten in Massivholzbauweise. Die Gläser
                                                 klima ein, respektieren die Seele des Viertels   schossig aufgestockt – mit ­vorgefertigten      für die großflächigen Isolierverglasungen mit

                                                 Business Center „Brick“ in Kemptthal                                                                                    Deutsches Chorzentrum
                                                                                                                                                            mit Kindergarten in Berlin-Neukölln
Leichte Isoliergläser        23

Für Neubau                                                                                                                                                                                Leichte Isoliergläser
und Sanierung
                                                                                                                                                                                          Schlanker Aufbau, volle Funktionalität, erweiterte Möglichkeiten
                                                                                                                                                                                          und ein deutliches Plus an Nachhaltigkeit – das ist die Idee von
A
     ngesichts der zurzeit besonders attraktiven Förder-
     angebote für energetische Altbau-Sanierungen sind                                                                                                                                    Leichtglas.
die leichten Isoliergläser eine clevere Möglichkeit, den CO2-
Fuß­abdruck von Bestandsbauten ohne Nebenwirkungen

                                                                                                                                                                                          D
zu senken. Leichte Isoliergläser eigenen sich für alle gängi-                                                                                                                                  reifach-Isolierverglasungen sind in unse-    Der Effekt ist verblüffend: Eine klassische
gen Anwendungen im Neubau und bei der Modernisierung                                                                                                                                           ren Breiten längst Standard. Zu Recht,       Dreifachverglasung mit einem Aufbau wie
und ermöglichen dank ihrer geringeren Dicke oft erst die                                                                                                                                  denn sie halten im Winter die Heizungswär-        4/12/4/12/4 wiegt bei einer Glasgröße von
Modernisierung denkmalgeschützter Bauten, wenn deren                                                                                                                                      me im Gebäude und im Sommer die Sonnen-           140 x 200 cm 84 kg; leichtes Isolierglas mit
alte Holz-Fensterrahmen erhalten bleiben sollen.                                                                                                                                          hitze draußen, senken so die Energiekosten        dem Aufbau 3/12/3/12/3 wie CLIMATOP
                                                                                                                                                                                          – und damit auch den CO2-Fußabdruck.              LIGHT kommt bei der gleichen Größe auf
Speziell im Wohnungsbau können je nach Einbausitua-                                                                                                                                       Das ist gut, aber nicht genug: Bis heute sind     56 kg und ist damit 28 kg leichter. Mit noch
tion Glasgrößen bis zu 1.400 x 2.200 mm und damit rund                                                                                                                                    Gebäude für rund 39 Prozent der weltweiten        dünneren Aufbauten wie CLIMATOP EXTRA
85 % der üblichen Einbaumaße angeboten werden. Mit                                                                                                                                        Klimagas-Emissionen verantwortlich, Um-           LIGHT sind sogar Gewichteinsparungen
Dünnglas können auch ältere Zweifach-Isoliergläser durch                                                                                                                                  denken tut not. Immer mehr Glasverarbeiter        bis 40 % möglich – bei fast unveränderten
schlanke, hochwärmedämmende Dreifach-Verglasungen                                                                                                                                         bieten deshalb Isolierverglasungen aus            bauphysikalischen Werten und exzellenter
ersetzt werden. Das heißt: keine Kompromisse bei der                                                                                                                                      Dünnglas an. Diese Gläser reduzieren bereits      Wärmedämmung.
Optik – schmale Ansichtsbreiten bei den Profilen ohne                                                                                                                                     in der Produktion den Bedarf an Material und
­zusätzliche Belastungen der Beschläge.                                                                                                                                                   Energie massiv. Beim Transport und bei der        So erreichen die jeweils nur 33 mm dünnen
                                                                                                                                                                                          Montage der leichten Isoliergläser setzt sich     Gläser im CLIMATOP LIGHT Aufbau je nach
                                                                                                                                                                                          der Einspareffekt fort, weil die Transportfahr-   Beschichtung und Gasfüllung Ug-Werte von
                                                                                                                                                                                          zeuge auf dem Weg zum Einbauort durch             0,5 bis 0,7 W/m2K. Wegen der geringeren
                                                                                                                                                                                          die leichtere und raumsparende Ladung we-         Glasstärke sind sogar höhere Lichteinträge
                                                                                                                                                                                          niger Treibstoff benötigen und Leichtgläser       und g-Werte für mehr solare Wärmegewin-
                                                                                                                                                                                          geringere Ansprüche an die Massivität von         ne möglich, die den Energieverbrauch für
                                                                                                                                       CO2 -Fußabdrücke im Vergleich:                     Rahmen und Beschlägen stellen.                    Heizung und Kunstlicht senken – das schont
                                                                                                                                       Diese wurden mit CalumenLive auf der                                                                 nicht nur die Umwelt, sondern sorgt auch für
                                                                                             Gewichtseinsparungen bei Verwendung von   Grundlage von EN 15804+A2 berechnet.                                                                 Behaglichkeit, denn Nachhaltigkeit funktio-
                                                                                             CLIMATOP LIGHT in Isolierverglasungen                                                                                                          niert dann am besten, wenn es beiden gut
                                                                                                                                        GLASAUFBAU MIT WÄRMEDÄMMUNG
                                                                                             und Sicherheitsgläsern                                                                                                                         geht: Mensch und Umwelt.
                                                                                                                                                                        Standard-          CLIMATOP XN             CLIMATOP XN
                                                                                                                                                                   Dreifach-Isolierglas       LIGHT                EXTRA LIGHT

                                                                                                                                               Glasaufbau           4 XN/12/4/12/4 XN     3 XN/12/3/12/3 XN      3 XN/12/2/12/3 XN          Leichte Isoliergläser können überall dort

                                                                                                                                          CO2-Fußabdruck in kg,                                                                             eingesetzt werden, wo Dreifach-Verglasun-
       Grundaufbau              VSG P4A                  VSG                  ESG                                                                                             51                 42                     39
                                                                                                                                              CO2 equiv/m2
     CLIMATOP LIGHT         STADIP P4A LIGHT       STADIP 22.2 LIGHT   SECURIT® 3 MM LIGHT                                                                                                                                                  gen verbaut werden. Dabei gelten dieselben
                                                                                                                                        GLASAUFBAU MIT VERBUNDSICHERHEITSGLAS
         3/12/3/12/3              6 mm                   5 mm                 3 mm                                                                                                                                                          Anforderungen, die auch für konventionelle

         22,5 kg/m2             12 kg/m2               11 kg/m2              7,5 kg/m2
                                                                                                                                                                        Standard-         CLIMATOP LIGHT      CLIMATOP EXTRA LIGHT          Verglasungen gelten.
                                                                                                                                                                   Dreifach-Isolierglas
         -7,5 kg/m2             -9 kg/m2               -5 kg/m2             -2,5 kg/m2
            -25 %                 -43 %                  -31 %                 -25 %
                                                                                                                                               Glasaufbau               44.2/12/4/12/4      33.2/12/3/12/3         22.2/12/2/12/3

                                                                                                                                          CO2-Fußabdruck in kg,
                                                                                                                                                                             69                  56                     47
                                                                                                                                              CO2 equiv/m2
24                                                                                                                                                                                                               Biokompositstoffe       25

                                                                                                                                                                                                        Beim BioMat-Forschungspavillon in
                                                                                                                                                                                                    Stuttgart kommen in der tragenden Dach-
                                                                                                                                                                                                     konstruktion leichte und sehr belastbare
                                                                                                                                                                                                    Elemente aus Biokomposit zum Einsatz.

     Nachhaltige
     Biokomposite
     Klimaziele mit Leichtigkeit erreichen: Das geht – mit
     Biokompositen. Wir haben uns angeschaut, was die
     nachwachsenden Rohstoffe schon heute für die Zukunft
     leisten können.

                                                                                                         D
                                                                                                             ie Reduzierung von CO2-Emissionen         fallen auf das Bauen. Um diesen enormen
                                                                                                             und der verantwortungsvolle Umgang        CO2-Fußabdruck und gleichzeitig auch den
                                                                                                         mit natürlichen Ressourcen sind längst zur    Ressourcenverbrauch zu reduzieren, setzt
                                                                                                         zentralen Anforderung für ein zukunftsge-     die Bauwirtschaft neben der Optimierung
                                                                                                         rechtes und nachhaltiges Bauen geworden.      bestehender Konzepte vermehrt auch auf
                                                                                                         Vor diesem Hintergrund rücken Biokomposi-     nachwachsende Rohstoffe. Neben dem
                                    „Nachhaltige Architektur                                             te immer mehr in den Fokus von Architekten    „Klassiker“ Holz kommen immer häufiger
                                     sollte künftig viel stärker                                         und Fachplanern. Die nachwachsenden           neue Werkstoffe wie Biokomposite zur An-

                                    auf der Wiederentdeckung                                             Rohstoffe haben ihre Praxistauglichkeit be-   wendung. Biokomposite – auch Bio­verbund­
                                                                                                         reits unter Beweis gestellt und ermöglichen   werkstoffe genannt – bestehen aus den na-
                                    unserer lokalen Ressourcen                                           strukturoptimierte wie elegante Entwürfe      türlichen Rohstoffen Naturfasern und Harz.
                                    und auf digitalen Werkzeugen                                         und bieten so ganz neue Potenziale im Sinne   Dabei können die eingesetzten Naturfasern

                                    für Design und Herstellung                                           einer konsequenten Kreislaufwirtschaft.       in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden.
                                                                                                                                                       Aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie
                                    basieren.“                                                           WAS SIND EIGENTLICH                           Strohfasern, Grasfasern oder Schnittresten
                                                                                                         ­B IOKOMPOSITE?                               werden relativ kurze Fasern – sogenannte
                                      Prof. Dr. Hanaa Dahy, Director Bio-based Materials and Materials
                                      Cycles in Architecture, Universität Stuttgart                      Rund 39 % der globalen CO2-Emissionen ent-    Agrofasern – hergestellt. Im Unterschied
Biokompositstoffe         27

                               Das Anwendungsspektrum von Biokompo-
                                   siten ist riesig. Selbst Fußgänger- und
                               Fahrradbrücken – hier die Smart Circular
                                    Bridge im niederländischen Almere –
                                 ­lassen sich dank der enormen Festigkeit
                                        und Steifigkeit damit realisieren.

                                                   dazu basieren industrielle Naturfasern zum       DER BIOMAT-FORSCHUNGS­
                                                   Beispiel auf Jute, Flachs oder Hanf. Diese       PAVILLON
                                                   Fasern verfügen in der Kombination mit bio-      Das Potenzial von Biokompositen zeigt zum
                                                   basierten Harzen über sehr gute mechanische      Beispiel der innovative BioMat-Forschungs-
                                                   Eigenschaften wie Festigkeit und Steifigkeit.    pavillon in Stuttgart. Das im Rahmen einer
                                                   Gerade die hohe Festigkeit und das vergleichs-   Koope­ration von Architekten und Tragwerk-
                                                   weise geringe Gewicht ermöglichen es, mit        ingenieuren der Technischen Universität
                                                   Biokompositen architektonisch ansprechende       Eindhoven und der Universität Stuttgart sowie
                                                   und ressourceneffiziente Konstruktionen          rund 40 Architekturstudenten entstande-
                                                   zu realisieren – sogar tragende Bauteile         ne temporäre Bauwerk ist 3,6 Meter hoch
                                                   sind möglich. Ein weiterer echter Vorteil von    und überspannt eine Fläche von 55 m². Die
                                                   Biokompositen gegenüber „klassischen“ Werk-      sehr leichten und gekrümmten Elemente
                                                   stoffen: Die eingesetzten Pflanzen wie Flachs    der doppelschaligen Decke bestehen aus
                                                   und Hanf wachsen schnell. Das bedeutet:          Platten mit Biokomposit-Kern. Diese verfügen
                                                   Bereits im Wachstumsjahr wird CO2 gebunden       über eine sehr hohe Steifigkeit und waren
                                                   und erst nach der Nutzung der Materialien        daher prädestiniert für die anspruchsvolle
                                                   wieder an die Atmosphäre abgegeben. Wird         Konstruktion. Besonders nachhaltig: Durch
                                                   dieser Baustoff in Zukunft großflächig einge-    das gewählte Design und das intelligente
                                                   setzt, reduziert das die direkten Auswirkungen   Verbindungssystem lassen sich die Elemente
                                                   auf die globale Erwärmung.                       nach Nutzungsende erneut verwenden – zum
                                                                                                    Beispiel als Fassadenelemente. Ganz im Sinne
                                                   VIELFÄLTIGE OPTIONEN IM                          der Kreislaufwirtschaft und eines geschlosse-
                                                   PRAXISEINSATZ                                    nen Materialkreislaufs. Der Pavillon wurde von
                                                   Aufgrund der zahlreichen positiven Eigen-        der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe
                                                   schaften wird der Einsatz von Biokompositen      (FNR), dem Bundesministerium für Ernährung
                                                   im Bauwesen zunehmend intensiv erforscht.        und Landwirtschaft (BMEL) sowie durch För-
                                                   Dabei reichen die Einsatzgebiete von Innenpa-    dermittel aus der Industrie finanziert.
                                                   neelen mit integrierter Schallabsorptions- und
                                                   Wärmedämmfunktion über Fassadenverklei-          AUSBLICK
                                                   dungen bis zu Schalenkonstruktionen sowie        Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen
                                                   kompletten Fußgänger- und Fahrradbrücken.        in Form von Biokompositen bietet zahlreiche
                                                   Je nach Anwendung mit gewünschten Geo-           neue Möglichkeiten für die Kreislaufwirtschaft
                                                   metrien und technischen Anforderungen            in der Bauwirtschaft – nicht nur im Hinblick
                                                   werden geeignete Naturfasern und Bindemittel     auf die Reduktion von CO2-Emissionen, son-
TRAGENDE LÖSUNGEN                                  sowie ein passendes Herstellungsverfahren        dern auch als erfolgversprechende Alternative
       Brücke in die Zukunft                       ausgewählt.                                      zu den endlichen fossilen Materialressourcen.
28     Architekturportrait: Gateway Gardens

                                                                                               PERFEKTE WELLE
                                                                                               Gebäudehülle ohne Ecken und Kanten

 Alles im Flow
 Panta rhei: Das neue FLOW EUROPA-CENTER in Frankfurt
 Gateway Gardens verspricht Arbeiten und Leben „im Fluss“.

N
     ördlich des Frankfurter Flughafens         Der Name ist beim FLOW EUROPA-CENTER
     hat das Architekturbüro KSP ENGEL          Frankfurt Gateway Gardens Programm:
den nachhaltigen Businesskomplex FLOW           Alles scheint im Fluss zu sein. Nähert
­EUROPA-CENTER Frankfurt Gateway Gardens        man sich dem Komplex, fallen zunächst
mit 31.500 m Office- und 800 m Gastrono-
              2                   2
                                                dessen geschwungene Gebäudeformen auf.
mie- und Einzelhandelsfläche realisiert. Dank   Zwischen den verschieden hohen Gebäude-
des durchdachten Nachhaltigkeitskonzepts        teilen entsteht ein Innenhof mit offenen,
erhielt er bereits ein DGNB-Vorzertifikat in    aber auch geschützten Bereichen. Viel Grün
Gold. Neben ökologischen Aspekten bewertet      und ein attraktives Wegenetz sorgen hier für
dieses Zertifizierungssystem auch Fragen der    eine hohe Aufenthalts- und Regenerations-
Nutzerfreundlichkeit.                           qualität.

Wo sich einst eine US-amerikanische             Das umfassende Nachhaltigkeitskonzept
Militärsiedlung befand, wächst seit 2006 ein    schließt eine Reihe unterschiedlicher
Businesskomplex: Im Stadtbezirk Gateway         Faktoren mit ein. So unterstreicht etwa die
Gardens gibt es alles, was man für das täg-     Bepflanzung die Verknüpfung der Gebäude
liche Leben braucht, vom Nahversorgungs-        mit der Natur und macht sie im jahreszeit-
zentrum über die Kita bis hin zu Hotels,        lichen Wechsel erlebbar. Sei es in Form von
Büros und Gastronomie. Dank seiner              begrünten Dächern, dem Innenhof oder
besonderen Lage unweit von Flughafen            dem direkten Zugang zu einem gegen-                                                 Organisch fließende Fassaden und
und Frankfurter Stadtwald ist es einerseits     überliegenden historischen Park mit altem                                           geschwungene Gebäudeformen: Hier ist
Wohlfühlort im Grünen, andererseits hervor-     Baumbestand. Ein anderes Beispiel stellt                                            der Name Programm.
ragend angebunden – lokal mit direkten          das Regenwasser dar, das für WC-Spülung
Bus- und Bahnverbindungen, global über          und Bewässerung der Außenanlagen ein-
das Schienennetz und den Flughafen.             gesetzt wird. Bei den Baumaterialien w
                                                                                     ­ urde
30     Architekturportrait                                                                                                                                                                                    Gateway Gardens   31

 auf Umweltfreundlichkeit, ein hohes
 Nachnutzungspotenzial und Kreislauffä-
 higkeit geachtet. Dabei spielte sowohl die
 Element-, als auch die Materialebene eine
 Rolle. Entscheidend für die Auswahl war, ob
 Bauteile einfach demontierbar sind und ob                                                                                                                                                     Infos      zum    Glas
 die verbauten Materialien gesund, trennbar
 und recyclingfähig sind. Die Qualität und
 die Erfüllung der Nachhaltigkeitsanforde-
 rungen der Materialien wurden vor Einbau                                                                                                                                                Insgesamt 4.146 Scheiben für 8.217 m2
 durch den DGNB-Auditor geprüft und nur bei                                                                                                                                                Glasfläche fertigte und lieferte
 positivem Ergebnis freigegeben.                                                                                                                                                            der CLIMAplusSECURIT® Partner
                                                                                                                                                                                             VANDAGLAS GmbH aus Radeburg.
 Darüber hinaus können E-Autos an Elektro-                                                                                                                                                   Verbaut wurden Sonnenschutz-
 ladestationen geladen werden. Fahrradstell-                                                                                                                                             Isoliergläser mit COOL-LITE SKN 176
 plätze stehen inklusive Duschmöglichkeiten                                                                                                                                                       und PLANITHERM   XN.
 und Spinden zur Verfügung, um die Fahr-
 radmobilität zu fördern. Selbstverständlich
 integriert wurden ein barrierefreier Zugang
 und weitere Ausstattungen für Menschen
 mit Behinderung.

 Gestalterisch schaffen in den oberen
 Geschossen dunkle Fensterbänder einen
 satten Kontrast zu weiß schillernden, drei-
 dimensional geformten Fassadenblechen.
 Im Erdgeschoss öffnet eine geschoss-
 hohe Verglasung als Pfosten-Riegel-­

                                                                                                                                          „W
                                               Konstruktion den Blick in das Gebäude und    dunkle Tönung unterstreicht den markanten                    ir haben Glasprodukte von

                                               nach draußen. Aufgrund der Lage in der       Bandeffekt zusätzlich. Dank des hohen                        SAINT-GOBAIN für unser
                                               Nähe des Flughafens war ein besonderer       Fensterflächenanteils genießen die Nutzer     Projekt gewählt, weil diese die Anforde-
                                               Aufbau der Glasfassaden notwendig. In den    der Gebäude eine optimale, natürliche         rungen des FLOW EUROPA-CENTER
                                               Regelgeschossen liegt eine so genannte       Belichtung bis in die Tiefe der Räume. Aber   Frankfurt Gateway Gardens bezüglich
                                               Prallscheiben­konstruktion mit Sonnen-       auch die Ausblicke aus den Büros und die
                                                                                                                                          Nachhaltigkeit, Schallschutz, Sonnenschutz,
                                               schutzbeschichtung vor der eigentlichen      Möglichkeit, die Fenster zu öffnen, tragen
                                                                                                                                          Sicherheit, Raumbelichtung und gestal­
                                               Fassade. Die Prallscheiben gewährleisten     dazu bei, dass man sich im Gebäudeinneren
                                                                                                                                          terischer Funktion erfüllen.“
                                               einen sehr guten Schallschutz. Ausgeführt    wohlfühlt. Ein ausgezeichneter Sonnen-,
                                               als Verbundsicherheitsglas, wirken sie       Wärme- und Kälteschutz gewährleistet          Andreas Jantzen, Gesamtprojektleiter bei der
                                                                                                                                          ­EUROPA-CENTER AG
                                               gleichzeitig absturzsichernd. Während die    einen energieeffizienten Betrieb des Gebäu-
                                               Fenster der Warmfassade an den Gebäude-      deensembles. Damit spielen die eingesetz-
                                               ecken polygonal angeordnet sind, verstärkt   ten Gläser eine entscheidende Rolle im
                                               gerundetes Glas bei den Prallscheiben die    Nachhaltigkeitskonzept.
                                               dynamische Wirkung der Fassade. Die
32   Klimapositive Städte und Gemeinden

                                                                                                                DIE STADT STUTTGART GEHÖRT ZU DEN GRÜNDUNGSMITGLIEDERN
                                                                                                                DER INITIATIVE „KLIMAPOSITIVE STÄDTE UND GEMEINDEN“

                                                                                                                D
                                                                                                                     ie Landeshauptstadt Stuttgart ist mit        sen wurde. Außerdem wurde für Stuttgart
                                                                                                                     einem eigenen Energie- und Klima-            ein CO2-Reduktionspfad entsprechend des
                                                                                                                schutzkonzept seit 2016 auf dem Weg               1,5-Grad-Ziels von Paris entwickelt, dessen
                                                                                                                zur Klimaneutralität. Plusenergiegebäude          Einhaltung jährlich kontrolliert wird. Mit der In-

 Klimapositive                                                                                                  im Neubau und im Bestand spielen dabei
                                                                                                                eine wichtige Rolle, sodass in 2020 dieses
                                                                                                                                                                  itiative „Klimapositive Städte und Gemeinden“
                                                                                                                                                                  wollen wir erwirken, dass sich auch andere zu

 Kommunen
                                                                                                                Anforderungsniveau als Grundsatz beschlos-        diesem Ziel bekennen und danach handeln.“

 Umweltarbeit wird vor Ort umgesetzt: in den Städten und
 ­Gemeinden. Zum Austausch und Wissensaufbau haben sie sich                                                                                                                                                            Dr. Jürgen Görres, Landeshauptstadt Stuttgart,
                                                                                                                                                                                                                       Amt für Umweltschutz, Leiter der Energieabteilung
  2020 in der Initiative „Klimapositive Städte und Gemeinden“
  ­zusammengeschlossen.

                                                                K
                                                                    limaschutz ist eine kommunale Auf-                                                            Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der             werden). Die angehende klimapositive
                                                                    gabe: Klimaschutzmaßnahmen und                                                                Partizipation der Bürgerinnen und Bürger.            Stadt setzt mit ihren Maßnahmen auf die
                                                                Nachhaltigkeitsanweisungen lassen sich                                                            Gerade beim Klimaschutz muss es darum                positiven Veränderungen, die mit aktivem
                                                                zwar von den (Landes-)Regierungen vor-                                                            gehen, die Menschen mitzunehmen und                  Klimaschutz einhergehen: kulturelle Vielfalt,
                                                                geben, die Umsetzung erfolgt jedoch immer                                                         zum Handeln zu aktivieren. Der überge-               Diversität von Flora und Fauna, ein bunter
                                                                in den Städten und Gemeinden. Hier wird                                                           ordnete Leitgedanke der Initiative liegt in          Mix der Generationen und eine lebenswerte
                                                                der Klimaschutz konkret, hier muss er mit                                                         dem Begriff „klimapositiv“. Der meint hier           Umgebung für alle.
                                                                der Bürgerschaft diskutiert und abgestimmt                                                        mehr als eine rein rechnerische Klimaneu-
                                                                werden und hier werden die Maßnahmen                                                              tralität (die dann erreicht ist, wenn mehr
                                                                aktiv auf den Weg gebracht. Es ist eine                                                           CO2-­Emissionen eingespart als verursacht               www.klimapositivestadt.de
                                                                Herausforderung, vor der alle Städte und
                                                                Gemeinden stehen.

                                                                Als aktive Unterstützung für diesen Prozess     Bisher haben sich 50 Städte der Initiative
                                                                hat die Deutsche Gesellschaft für Nach-         angeschlossen. Von A wie Aachen bis W
                                                                haltiges Bauen – DGNB e.V. im September         wie Wuppertal engagieren sich große und
                                                                2020 die Initiative „Klimapositive Städte und   kleine Kommunen gemeinsam in der Initi­
                                                                Gemeinden“ ins Leben gerufen. Die Initiative    ative. Die Art ihrer Beteiligung ist vielfältig
                                                                will den Dialog fördern, gemeinsame Her-        und individuell. Als Basis aller Aktivitäten
                                                                ausforderungen auf den Tisch bringen und        wurden gemeinsam fünf Bausteine defi-
                                                                zum Handeln ermutigen. Die Kommunen             niert: Kommunikation, Wissen, Transparenz,
                                                                sollen von den bereits gemachten Erfahrun-      Fehlerkultur und Gestaltung der Zukunft. Es
                                                                gen anderer profitieren und Maßnahmen für       gibt Workshops, Seminare und Beratungen
                                                                Klimaschutz und Nachhaltigkeit schneller        durch Experten. Neben Klimaanpassungs-
                                                                und zielorientierter umsetzen – für eine        strategien und Klimaschutz beschäftigen
                                                                klimapositive Zukunft. Das Ziel ist gelebte     sich die ganzheitlich geplanten Maßnahmen
                                                                Nachhaltigkeit, konkreter Klimaschutz und       mit Kreislauffähigkeit, Mobilität, Gesund-
                                                                mehr Lebensqualität in den Städten und          heit, nachhaltigem Bauen, sozialer Teilhabe,
                                                                Gemeinden.                                      dem Wasserkreislauf und der Biodiversität.
34   Kreislaufwirtschaft                                                                                                                                                                                                          Kreislaufwirtschaft       35

                                                                                                                                                                                      Was bedeutet C2C für das Design von Produkten und Gebäuden?
                                                                                                                                                                                      Es gibt ein paar einfache Grundgedanken: Zunächst ist es wichtig,
                                                                                                                                                                                      die Produkte so zu optimieren, dass sie überhaupt kreislauffähig
                                                                                                                                                                                      sind. Dazu gehört etwa, Schadstoffe zu vermeiden und den Rezyklat-
                                                                                                                                                                                      anteil zu erhöhen. Genauso wichtig ist, Produkte so zu entwickeln,
                                                                                                                                                                                      dass sie sich leicht zerlegen lassen. Weitergehend stellt sich die
                                                                                                Dr. Christina Raab, Präsidentin des Cradle to Cradle Products Innovation Institute,
                                                                                                Amsterdam                                                                             Frage, ob es bereits eine Rückführlogistik gibt, mit der gebrauchte
                                                                                                                                                                                      Materialien, Bauteile oder ganze Produkte in einen neuen Kreislauf
                                                                                                                                                                                      gebracht werden können – oder ob dies noch entwickelt werden
                                                                                                                                                                                      muss. Solche Grundgedanken gelten natürlich auch für ein komple-
                                                                                                                                                                                      xes Produkt wie ein Gebäude.

                                                                                                Welcher Grundgedanke steckt hinter Cradle to Cradle® (C2C)?                           Wie entwickelt sich Cradle to Cradle Certified® in der
                                                                                                Im Kern geht es um ein Umdenken in der Produktentwicklung. Das                        ­Bauwirtschaft?
                                                                                                Ziel ist eine Welt ohne Abfall. Nimmt man diese Perspektive ein,                      Wir sehen eine kontinuierlich wachsende Nachfrage. Immer mehr
                                                                                                dann lassen sich Produkte automatisch als wertvolle Ressourcen                        Materialien und Produkte werden nach dem Cradle to Cradle
                                                                                                verstehen. Dann werden die Lebensphasen eines Produkts genau                          ­Certified® Produktstandard zertifiziert. Auch die Zahl der Produktka-
                                                                                                analysiert: vom Design über Herstellung und Anwendung bis hin                         tegorien für Zertifizierungen steigt. Circular Economy und Klima-
                                                                                                zur Wiederverwendung. Auf dieser Grundlage lässt sich ein Produkt                     schutz werden aus unserer Sicht in den Unternehmen mittlerweile
                                                                                                entwickeln, in dem Kreisläufe für dessen Wiederverwendung voraus-                     viel pragmatischer und konkreter als früher gedacht und dann auf
                                                                                                schauend eingeplant sind – sei es als Ganzes, in Teilen oder auch                     der Ebene von Produkten umgesetzt. Das kommt gut an.
                                                                                                nur als Werkstoff. In einer C2C-Perpektive sind Produkte bildlich
                                                                                                gesprochen die Nährstoffe für die nächsten Produkte.                                  Welche Impulse kann die C2C Certified-Zertifizierung der
                                                                                                                                                                                      ­Baubranche geben?
                                                                                                Warum ist das Thema für Bauherren, Planer und Verarbeiter                             Eine C2C Certified-Zertifizierung unterstützt Unternehmen beim
                                                                                                wichtig?                                                                              Thema Circular Economy ganzheitlich vorwärtszukommen. Neben
                                                                                                Die Bauwirtschaft ist einer der ressourcenintensivsten Wirtschafts-                   den kontinuierlichen Verbesserungen im Betrieb hinsichtlich Mate-
                                                                                                zweige: In der EU entstehen derzeit rund 40 % der Treibhausgas-                       rialentwicklung, beim Carbon Footprint und in der Produktion rückt

                           Cradle to Cradle
                                                                                                emissionen und nahezu ein Drittel aller Abfälle durch das Baugewer-                   die soziale Verantwortung eines Unternehmens in den Lieferketten
                                                                            ®
                                                                                                be. Ein gezieltes Spezifizieren von kreislauffähigen Materialien und                  stärker in den Fokus.
                                                                                                Produkten kann einen wichtigen Beitrag zur Emissionssenkung und
                                                                                                Ressourcenschonung leisten. Es lassen sich auch neue Modelle für                      Circular Economy ist eine branchenübergreifende Aufgabe. Idealer-
                           Lieferketten stocken, Baumaterial wird teurer: Wir spüren in der     Wertschöpfungen entwickeln, um Gebäude konsequent als Material-                       weise können alle Akteure entlang einer Wertschöpfungskette einen
                           Praxis, dass unsere Ressourcen endlich sind. Die Lösung: Kreis-      lagerstätten zu planen, zu bauen und zu nutzen. Die Branche hat                       Beitrag zur Circular Economy leisten. Also Planer, Bauprodukteher-

                           laufwirtschaft. Wir haben Frau Dr. Christina Raab gefragt, wie das   einen riesigen Hebel.                                                                 steller, Verarbeiter und nicht zuletzt natürlich die Bauherren als Ent-
                                                                                                                                                                                      scheider. Die Branche profitiert vom C2C-Ansatz durch eine höhere
                           geht. Leiterin der Produktentwicklung, über die ­Hintergründe.
                                                                                                                                                                                      Nachhaltigkeitsqualität von Produkten und von Gebäuden. Die
                                                                                                                                                                                      Zertifizierung gibt aber auch Anstöße für kollektive Lösungen und für
                                                                                                                                                                                      neue Kooperationen, um Kreisläufe zeitnah in die Praxis zu bringen.
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