FREIWILLIGENARBEIT INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG - Kanton Basel-Landschaft
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INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG NR. 189 | DEZEMBER 2016 GRUNDSTEIN FÜR GEMEINSAME GESUNDHEITSREGION DIE BEIDEN BASEL BESTREITEN EINEN NEUEN WEG > SEITE 12 FREIWILLIGENARBEIT BEGEGNUNG UND AUSTAUSCH AM DREILÄNDERECK > SEITE 26 FELDREBEN MUTTENZ DAS BUNDESASYLZENTRUM NIMMT SEINEN BETRIEB AUF > SEITE 6
SEITE 2 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 EDITORIAL LIEBE LESERIN, LIEBER LESER Der Jahreswechsel wird auf der ganzen Welt von unterschiedlichen Bräuchen und Traditionen begleitet. Im Appenzellerland zum Beispiel ziehen Silvesterchläuse von Dorf zu Dorf. Vielerorts kommt die Bevölkerung in den Genuss eines Feuerwerks, oder die Menschen finden sich auf Plätzen ein, um mit Freunden und Bekannten aufs neue Jahr anzustossen. Beliebt ist an Silvester auch das Bleigiessen, um einen Blick in die Zukunft zu wagen. Viele fassen einen guten Vorsatz, meist verbunden mit dem Wunsch, eine Gewohnheit zu ändern. Im aktuellen Infoheft finden Sie Anregungen, beispielsweise mit dem Rauchen aufzuhören (Seite 15), sportlich aktiv zu sein (Seite 34) oder über Genuss beim Essen nachzudenken (Seite 28). Gern lese ich jeweils die kurzen Interviews aus der Serie «Meine Wahl». Ich staune, wie viel über ein Bild erzählt werden kann und wie lebendig das Werk dadurch wird. Der Besuch führt diesmal zu Roland Limacher vom Schulpsychologischen Dienst. Spannend ist, wie unterschiedlich die Menschen und insbesondere die Kinder auf die ausgewählten Werke reagieren (Seite 18). Das Thema Pensionskasse betrifft aktiv Arbeitende und Pensionierte. Im Jahr 2015 haben Schweizer Pensionskassen eine durchschnittliche Rendite von 1,13 Prozent erwirtschaftet (2014: 7,13 Prozent). Dies hat Auswirkungen auf den technischen Zinssatz, mit welchem die Pensions- kassen den aktuellen Wert ihrer künftigen Verpflichtungen in Form von Renten berechnen (mehr dazu auf Seite 16). Die künftige Gestaltung der Gesundheitsregion beider Basel hat zum Ziel, die Gesundheitsversor- gung der Bevölkerung in beiden Kantonen zu optimieren, das Kostenwachstum im Spitalbereich deutlich zu dämpfen und gleichzeitig die Hochschulmedizin in unserer Region langfristig zu sichern (mehr dazu ab Seite 12). Nun wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre des neuesten Infohefts, erholsame Feiertage und für das neue Jahr Gesundheit und alles Gute! Erna Truttmann
SEITE 3 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 INHALT BLACKOUT-TAG 4 Fällt der Strom für mehrere Tage aus, ist es mehr als einfach nur dunkel: Das öffentliche Leben bricht zusammen und es drohen ernsthafte Gefahren. Schweizer Radio und Fernsehen SRF widmen diesem Szenario am 2. Januar 2017 einen Thementag. Der hohe Stand der Krisenvorbereitung im Baselbiet kommt dabei gleich mehrfach zur Sprache. Bild: SRF / Keyvisual ÖV-ANGEBOT FÜR DIE JAHRE 2018–2021 8 Beim ÖV-Angebot im Baselbiet stehen ein optimiertes Angebot in Allschwil, eine direkte Anbindung des Leimentals an den Bahnhof SBB und ein dichteres Angebot bei der Umstellung der S9 auf einen Busbetrieb im Vordergrund. Foto: Kenneth Nars PRACHTWETTER AM BASELBIETER TEAM-ORIENTIERUNGSLAUF 30 Sonnenschein und ein vielfarbiger Herbstwald sorgten an der 64. Austragung des Baselbieter Team-Orientierungslaufs für wunderbare Laufbedingungen. Am Start waren 1‘486 Sportlerinnen und Sportler, so viele wie seit acht Jahren nicht mehr. Foto: Jasmin Haller IMPRESSUM ARTIKEL Bundesasylzentrum Feldreben in Muttenz in Betrieb 6 Nummer 189, Dezember 2016 46. Jahrgang Pilotversuch: maschinelle Vorklärung auf der ARA Birsig in Therwil 10 Herausgegeben von der Landeskanzlei Grundstein für eine gemeinsame Gesundheitsregion beider Basel 12 des Kantons Basel-Landschaft Internet: www.bl.ch Fertig geraucht?! 15 Erscheint vierteljährlich Pensionskassen passen sich veränderten Rahmenbedingungen an 16 Redaktionskommission: Serie: Meine Wahl 18 Catia Allemann-Gagliano Die Welt von Hanro – ein Besuch am Original-Standort in Liestal 20 Adrian Baumgartner Pia Bechter Impressionen 23 Bartolino Biondi Agenda 24 Nic Kaufmann Dieter Leutwyler Grenzüberschreitende Freiwilligenarbeit 26 Joel Siegfried Serie: Ernährung und Genuss 28 Rolf Wirz Die Gemeinden sind die grössten Sportförderer 32 Redaktorin: «Blyb SPORTlich 2017» mit neuen und bewährten Angeboten 34 Erna Truttmann, Landeskanzlei Rathausstrasse 2, 4410 Liestal 34. Pensioniertenausflug vom 14. September 2016 35 Feedback und Anregungen zum Infoheft: E-Goverment BL – Nächste Schritte 36 Erna Truttmann, Telefon 061 552 50 33 E-Mail: erna.truttmann@bl.ch Mein liebster Ort im Baselbiet 38 Mein App-Tipp 39 Personalnachrichten: Mergiane Ademi, Dienstleistungszentrum Personal Telefon 061 552 90 21 E-Mail: mergiane.ademi@bl.ch Redaktionsschluss der Nummer 190: 17. Februar 2017 Zum Titelbild: Ein schönes Ritual: Guetsli backen in der Vorweih- INFO nachtszeit (Foto: zVg) Das Heft erscheint digital und wird im Intranet (mit den Personalnachrichten) und auf der Internetseite (ohne die Personalnachrichten) des Kantons publiziert. Pensionierte Mitarbeitende, welche die Personalnachrichten als PDF erhalten möchten, schicken bitte eine E-Mail an die Redaktorin (kommunikation@bl.ch).
SEITE 4 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 WENN NICHTS MEHR GEHT Fällt der Strom für mehrere Tage aus, ist es mehr als einfach nur dunkel: Das öffentliche Leben bricht zu- sammen und es drohen ernsthafte Gefahren – auch für Leib und Leben. Schweizer Radio und Fernsehen SRF widmen diesem Szenario am 2. Januar 2017 einen Thementag. Der hohe Stand der Krisenvorbereitung im Baselbiet kommt dabei gleich mehrfach zur Sprache. «Stromausfall? Kein Problem, für diesen Fall hat man Kerzen zwei und mehr Tagen ohne Strom: Verletzte oder Kranke im Haus, macht es sich gemütlich und geniesst den Moment sterben, weil sie die Rettungsdienste nicht erreichen kön- der Ruhe mit guten Gesprächen und ohne Fernsehen.» Die- nen. Zudem brechen durch falschen Umgang mit Kerzen se Argumentation mag für einen halbstündigen Stromausfall und Camping-Kochern Brände aus. Lebensmittelvergiftun- in einer lauen Sommernacht zutreffen. Dauert der Unter- gen als Folge von verdorbenen Esswaren häufen sich. Ohne bruch aber länger, legt sich die Kerzenscheinromantik schnell. regelmässige Treibstofflieferungen für die Notstromaggre- Die erste Sorge gilt dabei häufig dem Tiefkühler, wo Pizzas gate der Spitäler droht nach mehreren Tagen auch ein Zu- und gefrorene Himbeeren langsam Temperatur aufnehmen. sammenbruch der Gesundheitsversorgung. Wenn dann noch die Batteriestandanzeige des Handys in den einstelligen Prozentbereich fällt, kommt endgültig Ner- vosität auf. BASELBIET GUT VORBEREITET AUF REALISTISCHES SCHRECKENSSZENARIO Das geschilderte Schreckensszenario mit einem mehrtägi- WENN DIE KERZENSCHEINROMANTIK gen Stromunterbruch ist auch in der Schweiz leider nicht SCHWINDET unrealistisch. Der Bund geht davon aus, dass solche Ereig- Doch selbst dann befinden wir uns noch in der Komfortzo- nisse «grundsätzlich vorstellbar, aber doch selten zu erwar- ne, verglichen mit den wirklichen Problemen, die bei weiter ten» sind. Konkret könnte ein solches Ereignis alle 30 Jahre andauerndem Stromausfall auftreten. Nach dem Zusam- eintreffen. Mit gemeinsamen Massnahmen von Bund, Kan- menbruch des öffentlichen Verkehrs beginnt das Chaos: tonen und Wirtschaft soll der Eintritt eines gravierenden Wer mit dem Auto fährt, trifft auf verstopfte Strassen und Stromausfalls verhindert werden. Dazu gehört zum Beispiel bald schon auf geschlossene Tankstellen, weil die Zapfsäu- die laufende Überprüfung der Widerstandsfähigkeit der len nicht mehr funktionieren. Das tägliche Leben wird wei- Übertragungsnetze. ter eingeschränkt, weil in den Geschäften weder Drehtüren noch Kassensysteme funktionieren. Bargeld ist auch keine Sollte dennoch ein Stromunterbruch eintreten, ist es wich- Alternative, weil die Bankomaten rasch ausgeschossen und tig, möglichst gut vorbereitet zu sein. Im Kanton Baselland zudem ebenfalls vom Strom abhängig sind. hat der Kantonale Krisenstab eine umfassende Gefähr- dungsanalyse vorgenommen und zusammen mit den Ge- In den Betrieben bleiben die Bildschirme schwarz und In- meinden eine detaillierte Massnahmenplanung erarbeitet. formations- und Produktionsprozesse kommen ins Stocken. Dazu gehören Themen wie die Aufrechterhaltung kritischer In unserer vernetzten und digitalisierten Welt bedeutet das Infrastrukturen, die Abgabe von Wasser und Treibstoffen, schon bald der komplette Stillstand der Wirtschaft. In den die Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung, aber auch Haushalten wird es ohne Wasser, Toilettenspülung, Klima- die Information der Bevölkerung. Es ist entscheidend, dass anlage oder Heizung ebenfalls richtig ungemütlich. die Bevölkerung richtig informiert und sensibilisiert ist. Des- halb hat sich der Kanton auch entschlossen, als Partner des Wirklich ans Eingemachte geht es aber erst, wenn die Be- «Blackout»-Thementages von Schweizer Radio und Fernse- einträchtigungen von Leib und Leben eintreten, also nach hen SRF mitzumachen.
SEITE 5 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 THEMENTAG «BLACKOUT» VON SRF AM 2. JANUAR 2017 Dabei handelt es sich um einen Thementag, der für den 2. Januar 2017 vorgesehen ist. Die Sendung beginnt nach der «Tagesschau Mittag» und läuft bis 22 Uhr. Im Mittelpunkt dieser aufwändigen TV-Produktion steht ein sogenannter fiktionaler Dokumentarfilm. In mehreren Episoden von je 30 Minuten wird der Frage nachgegangen, was in der Schweiz geschähe, wenn der Strom für acht Tage ausfallen würde. Der Film zeigt die Auswirkungen auf den Verkehr, die Landwirtschaft, die Gesundheitsversorgung und weite- re Bereiche. Jeweils im Anschluss diskutieren Experten im SRF-Studio live über die Folgen für die Schweiz und Europa. Der Kanton Basel-Landschaft spielt am Thementag von SRF eine wichtige Rolle. Zum einen enthält er verschiedene im Baselbiet gedrehte Szenen, welche die kantonalen Organe der Krisenbewältigung im Einsatz zeigen. Und zum anderen betreibt der Kantonale Krisenstab mit dem Informations- dienst an diesem Ausstrahlungstag eine Hotline für die Ba- selbieter Bevölkerung. INFORMATIONSDIENST KANTONALER KRISENSTAB PROGRAMMHINWEIS Das Baselbiet im Rampenlicht – SRF Thementag «Black- out» am 2. Januar 2017 Was passiert, wenn nichts mehr geht? SRF-Thementag zu den Folgen eines mehrtägigen Stromunterbruchs in der Schweiz. Am Berchtoldstag 2017, nach der «Tagesschau Mittag» bis 22 Uhr. Mit einem mehrstündigen fiktionalen Dokumentarfilm, Experteninterviews und Live-Schaltungen auch nach Liestal.
SEITE 6 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 BUNDESASYLZENTRUM FELDREBEN IN MUTTENZ IN BETRIEB Nach knapp einjährigen Vorbereitungsarbeiten hat am 14. November 2016 das Bundesasylzentrum (BAZ) Feldreben in Muttenz den Betrieb mit 24 Asylsuchenden aufgenommen. Die Startphase des Zentrums ist gut verlaufen. Das BAZ Feldreben besteht aus bis zu 500 Schlafplätzen und 40 Arbeitsplätzen. Der Betrieb des Bundesasylzentrums, welches der Erstaufnahme, der Registrierung und der Befragung von Asylsuchenden dient, ist auf zwei Jahre befristet. Eine Erhöhung auf 900 Unterbringungsplätze kann im Falle einer Notlage durch den Gemeinderat Muttenz bewilligt werden. Obwohl die Zahl der Asylgesuche 2016 bisher tiefer als im desasylzentrum Feldreben leisten somit einen wichtigen Vorjahr ist, müssen sich die Schweizer Behörden auf einen Beitrag im Rahmen der Notfallplanung Asyl von Bund, Kan- allfälligen Anstieg der Gesuche vorbereiten. Das Staatsse- tonen sowie Städte- und Gemeindeverband. kretariat für Migration (SEM) erhöht deshalb mit der Eröff- nung des temporären Bundesasylzentrums Feldreben seine Unterbringungskapazität auf insgesamt über 4900 Plätze. REGISTRIERUNG UND BEFRAGUNG ALS Auf dem Feldreben-Areal in Muttenz können bis zu 500 HAUPTAUFGABE Asylsuchende untergebracht werden. Zu Beginn werden in Im BAZ Feldreben werden Asylsuchende registriert. Zudem Muttenz rund 20 bis 30 Asylsuchende einquartiert. An- werden erste Gesundheits- sowie Identitätsabklärungen schliessend wird die Belegung laufend erhöht. Bei einer vorgenommen und Erstbefragungen zum Reiseweg und zu Notlage und in Absprache mit der Gemeinde Muttenz kön- den Asylgründen durchgeführt. Zu diesem Zweck hat das nen im Bundesasylzentrum Feldreben bis zu 900 Personen SEM auf dem Feldreben-Areal 40 Arbeitsplätze für Mitar- beherbergt werden. Die Gemeinde Muttenz und das Bun- beitende eingerichtet. Für die Unterbringung der Asylsu-
SEITE 7 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 chenden sind in den Unterkunftstrakten Wohneinheiten aus ZWISCHENNUTZUNG SCHAFFT KEIN PRÄJUDIZ Holzbrandschutzplatten erstellt worden. Sie sorgen für die FÜR DEPONIE nötige Privatsphäre während des Aufenthaltes im BAZ Feld- Die Zwischennutzung des Areals Feldreben wird weder die reben. Die Öffnungs- und Betriebszeiten des BAZ sind täg- Überwachung der Deponie noch die Sanierung des belas- lich von 9.00 bis 17.00 Uhr. Das Wochenende dauert von teten Standortes in irgendeiner Weise erschweren oder Freitag 9 Uhr bis Sonntag 19 Uhr. verzögern. Der Kanton wird die Deponie weiterhin nach wissenschaftlichen Kriterien überwachen. Der Boden bleibt Eine Begleitgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der während der Zwischennutzung geschlossen. Die laufende Bevölkerung, der Gemeinde, des Bundes und der für die Überwachung zeigt, dass keine Gefahr für die Menschen Sicherheit und die Betreuung zuständigen Unternehmen hat besteht, die sich auf dem Gelände aufhalten. ihre Arbeit aufgenommen. Sie unterstützt den Betrieb und regt gegebenenfalls zusätzliche Massnahmen für ein rei- Der Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft freut sich, bungsloses Funktionieren der Unterkunft an. Der Bevölke- dass er – zusammen mit der Gemeinde Muttenz – den Bund rung von Muttenz und Umgebung steht für alle Belange des in einem wichtigen Aufgabenbereich wirkungsvoll unter- Bundesasylzentrums eine vom SEM eingerichtete und stän- stützen kann. Kanton und Gemeinde werden alles daran dig bediente Hotline-Nummer zur Verfügung (7 Tage/24 setzen, um einen sicheren, reibungslosen und effizienten Stunden, Telefon 058 464 05 08). Betrieb des BAZ durch den Bund zu unterstützen und damit die Akzeptanz des BAZ bei der Bevölkerung zu fördern. BUND ENTSCHÄDIGT PARTNER Bartolino Biondi, FKD Der Kanton Basel-Landschaft hat die Anlage in Muttenz in enger Zusammenarbeit mit dem SEM und der Gemeinde umgebaut und vermietet diese dem Bund für zwei Jahre. Für den Betrieb des Zentrums ist der Bund zuständig. Das SEM trägt die Kosten für die Betreuung und die Beschäfti- gung der Asylsuchenden und ist für die Sicherheit im Bun- desasylzentrum verantwortlich. In der unmittelbaren Um- gebung des BAZ werden nach Bedarf und in Absprache mit der Gemeinde sowie den kantonalen Behörden Aussenpa- trouillen eingesetzt. Der Bund richtet dem Kanton zudem einen Pauschalbeitrag an die Sicherheitskosten aus. ENTLASTUNG BEI DER ZUWEISUNG VON ASYLSUCHENDEN Die Unterbringungsplätze im BAZ Feldreben werden dem Kontingent des Kantons Basel-Landschaft bei der Verteilung von Asylsuchenden angerechnet. Dem Kanton Basel-Land- schaft werden durch das SEM folglich pro Betriebsjahr 500 Asylsuchende weniger zur Unterbringung zugewiesen. Eine Entlastung erfährt auch die Gemeinde Muttenz. Die Verein- barung zwischen dem Kanton und der Gemeinde legt fest, dass der Kanton die Gemeinde Muttenz um das Doppelte der Betriebsdauer, jedoch mindestens zwei Jahre über die Schliessung hinaus, vollumfänglich von der Verpflichtung entbindet, weitere Asylsuchende aufzunehmen. (Fotos: Guido Schärli)
SEITE 8 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 8. GENERELLER LEISTUNGSAUFTRAG (GLA) IM ÖFFENTLICHEN VERKEHR FÜR DIE JAHRE 2018– 2021 Das ÖV-Angebot im Baselbiet soll sich auch in den Jahren 2018–2021 weiterentwickeln. Dabei stehen ein op- timiertes Angebot in Allschwil, eine direkte Anbindung des Leimentals an den Bahnhof SBB via Margarethen- stich und ein dichteres Angebot bei der Umstellung der S9 auf einen Busbetrieb im Vordergrund. Der Kanton Basel-Landschaft wendet jährlich rund 100 Mio. • Angebotsoptimierung Allschwil Franken für Leistungen im öffentlichen Verkehr auf. Diese Die per Fahrplan 2015 eingeführten Massnahmen bestehen aus Abgeltungen an die Transportunternehmen, werden weiter optimiert. Mit der betrieblichen Verknüp- Investitionen, der FABI-Pauschale und den U-Abo-Subven- fung der Linien 38 und 48 entstehen neue Direktbezie- tionen. Das öV-Angebot, welches mit dem 8. GLA be- hungen bei einem geringeren Fahrzeugbedarf. Mit der schlossen wird, kostet den Steuerzahler jährlich knapp 40 Verlängerung der Linie 61 ab Letten bleibt die Erreich- Mio. Franken. barkeit des Friedhofs sichergestellt. Die Linie 64 verkehrt regelmässiger und gewährleistet in Dornach- Der öffentliche Verkehr stellt somit einen grossen Kostenblock Arlesheim S-Bahn-Anschlüsse. für den Kanton dar. Der volkswirtschaftliche Nutzen und die nachhaltige Wirkung sind dabei unbestritten. Wegen der an- • Eröffnung Margarethenstich gespannten finanziellen Lage des Kantons müssen die für den Nach Inbetriebnahme der Tramverbindung Margare- öV zur Verfügung stehenden Mittel jedoch noch effizienter thenstich – voraussichtlich per Dezember 2020 – soll eingesetzt werden. Mit dem 8. GLA soll das Angebot gestrafft die Tramlinie 17 in den Hauptverkehrszeiten (HVZ) über und gefestigt werden. Die Effizienz soll gesteigert, der Ertrag die neue Gleisverbindung zum Bahnhof Basel SBB und gesichert und das Angebot optimiert werden. Dies ist der weiter zum Badischen Bahnhof verkehren. Reisende Beitrag an einen attraktiven öffentlichen Verkehr. aus dem oder ins Leimental profitieren durch die neuen Direktverbindungen zum Bahnhof Basel SBB von Vorgesehen ist, die bestehenden Angebote zu optimieren kürzeren Reisezeiten. und die Effizienz in der Leistungserbringung zu steigern. Diese Ziele sollen mit einer verbesserten Fahrplanstabilität, • Umstellung S9 auf einen Busbetrieb der Aufhebung von schwach frequentierten Kursen und der Mit der Umstellung der S9 auf einen Busbetrieb per Neuorganisation einzelner Linien erreicht werden. Weiter Dezember 2019 ergeben sich neue Möglichkeiten bei sind Zielvereinbarungen mit Transportunternehmen oder der Angebotsgestaltung. So profitiert die Mehrheit der Ausschreibungen von öV-Linien vorgesehen. Durch regel- Gemeinden im Homburgertal von besseren Anschlüs- mässige Tariferhöhungen soll zudem der Kostendeckungs- sen in Sissach und einem dichteren Taktangebot. grad im öV erhöht werden. Nachteilig wirkt sich die Umstellung auf den Busbetrieb bei den Reisezeiten aus dem Homburgertal Richtung Folgende Angebotsveränderungen stehen in der nächsten Olten aus. Diese verlängern sich gegenüber der Bahn GLA-Periode im Vordergrund: um rund 15 Minuten.
SEITE 9 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 • Weitere Angebotsveränderungen Die Linien 65 Dornach – Pfeffingen, 112 Laufen – Klein- lützel und 114 Laufen – Bärschwil erhalten ein leicht verbessertes Angebot. Auf diversen Linien wird das Wochenendangebot bedürfnisgerecht optimiert. Der Fahrweg der Linie 80 wird so angepasst, dass die Linie zwischen Liestal und Elektra neu in beiden Richtungen dieselben Haltestellen bedient. Eine Reduktion des Angebots auf das gesetzliche Minimum von neun Kurspaaren pro Tag gibt es auf den Linien 91 Bretzwil – Reigoldswil – Waldenburg, 92 Bennwil – Hölstein und 93 Lampenberg – Ramlinsburg – Lausen. Die wichtigs- ten Schülerverbindungen werden weiterhin gewährleis- tet. Mit dem Bau einer Doppelspur zwischen Duggin- gen und Grellingen soll im Laufental ab 2021 ein zweiter Schnellzug pro Stunde verkehren. Der vorliegende GLA ist mit dem öV-Programm Basel-Stadt abgestimmt. Nach der Vernehmlassung bei den Gemeinden im Sommer 2016 wurde der GLA überarbeitet. So wurde unter anderem das Kapitel Nachfrageentwicklung hinzuge- fügt und in Zusammenhang mit der Umstellung der S9 auf einen Busbetrieb ein erweitertes Angebot auf der Linie 108 am Sonntag vorgesehen. Dominic Wyler, Verkehrsplaner (Symbolbild: zVg)
SEITE 10 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 PILOTVERSUCH: MASCHINELLE VORKLÄRUNG AUF DER ARA BIRSIG IN THERWIL Die Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Therwil stösst an ihre Belastungsgrenze. Sie wurde vor rund 20 Jah- ren in Betrieb genommen und seither haben sich die Schmutzfrachten Jahr für Jahr erhöht. Da keine Reser- vefläche für einen Ausbau der biologischen Stufe zur Verfügung steht, prüft das Amt für Industrielle Betriebe (AIB) den Einbau einer platzsparenden, maschinellen Vorklärung. Mit dem Einbau einer maschinellen Vorklärung können or- ierlich die gewünschten im Abwasser enthaltenen Feststof- ganische Stoffe mit Korngrössen grösser als 0,3 mm her- fe zurückhalten. Diese Feststoffe werden aus der Anlage ausgesiebt werden. Dies führt zu einer Entlastung der bio- entfernt und gleichzeitig entwässert, sodass ein pumpbarer logischen Reinigung um rund einen Drittel. Der organischer Schlamm erzeugt wird. Das Sieb selber wird abgetrennte Schlamm könnte in einer Faulung vergärt und laufend gereinigt und von Fettablagerungen befreit, damit zu Biogas umgewandelt werden. Somit liessen sich auf ele- es nicht verstopft. Genau dies ist der heikle Prozess, denn gante Weise zwei Ziele gleichzeitig erreichen: Die Bereit- die Maschine soll möglichst lange ohne Betriebsunterbruch stellung von Kapazitätsreserven für die nächsten 20 Jahre laufen. Das so gesiebte Abwasser fliesst anschliessend in sowie eine deutliche Steigerung der Energieeffizienz. Erste die biologische Stufe zur weiteren Reinigung. Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen zeigen, dass dieses Kon- zept nicht nur ökologisch, sondern auch bezüglich der Kos- Für die Beurteilung der Abscheideleistung wurden die Zu- ten interessant ist. und Abläufe der Maschinen regelmässig beprobt und im Labor analysiert. Dies sowie die Betreuung der Versuche Maschinelle Vorklärungen mit Sieben sind in Europa bisher wurden von einem Praktikanten mit engagierter Unterstüt- nur vereinzelt in Betrieb. Diese Erfahrungen lassen sich zung des Betriebs während rund einem halben Jahr betreut. nicht auf die hier herrschenden Verhältnisse der ARA Birsig Die nun vorliegenden Ergebnisse sind sehr positiv, sodass übertragen (andere Abwasserzusammensetzung und un- das Konzept einer mechanischen Vorreinigung in die weite- terschiedliche vorgelagerte Prozesse). Deshalb hat sich das ren Planungsschritte einfliessen kann. AIB entschieden, halbtechnische Pilotversuche im Mass- stab von ungefähr 1:10 mit zwei unterschiedlichen Maschi- Geri Koch, Amt für Industrielle Betriebe (Fotos: zVg) nentypen zu fahren. Bei diesen Maschinen handelt es sich im Wesentlichen um rotierende Siebe (Bänder oder Trommeln), welche kontinu-
SEITE 11 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 AIB- Mitarbeiter kontrollieren die Maschine. Band mit ausgefilterten Partikeln.
SEITE 12 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 Die beiden Gesundheitsdirektoren haben Mitte September der Öffentlichkeit die Details zu ihren geplanten Vorhaben «Gesundheitsregion beider Basel» vorgestellt. (Foto: Landeskanzlei) GRUNDSTEIN FÜR EINE GEMEINSAME GESUND- HEITSREGION BEIDER BASEL Mitte September 2016 konnten die Regierungen Basel-Landschaft und Basel-Stadt der Öffentlichkeit die De- tails zu ihren geplanten Vorhaben «Gesundheitsregion beider Basel» vorstellen. Was ansteht, ist vermutlich die grösste Umwälzung im Gesundheitswesen unserer Region seit Jahrzehnten. Die beiden Basel beschreiten einen neuen Weg in der regionalen Gesundheitspolitik. Das Gesundheitswesen ist komplex. Das wissen alle, die − das Universitätsspital Basel (USB) und das Kantonsspi- darin arbeiten oder mit ihm in Berührung kommen. Und es tal Baselland (KSBL) in eine neue, gemeinsame Spital- ist teuer: In den beiden Basel belaufen sich die Gesundheits- gruppe zusammengeführt werden sollen. kosten insgesamt auf 5,6 Milliarden Franken, in Basel-Stadt auf 2,4 und in Basel-Landschaft auf 3,2 Milliarden Franken. Diese beiden Absichten wiederspiegeln die Rollen, welche Die durchschnittliche Krankenkassenprämie über beide Kan- die Kantone im Gesundheits-, insbesondere im stationären tone beträgt 498.80 Franken. Um die Gesundheitsversor- Spitalwesen haben, nämlich die Rolle als Planer, Regulator gung der Bevölkerung in beiden Kantonen zu optimieren, das und Finanzierer sowie die Rolle als Eigner von Spitälern (zum Kostenwachstum im Spitalbereich deutlich zu dämpfen und Beispiel des Kantonsspitals Baselland). gleichzeitig die Hochschulmedizin in unserer Region lang- fristig zu sichern, gibt es kein einfaches Rezept. Vielmehr ist eine Kombinationstherapie nötig. WAS HAT DAS MIT MIR ZU TUN? Sie fragen sich vielleicht: Was steckt hinter dieser Ankündi- Die beiden Regierungen Basel-Landschaft und Basel-Stadt gung? Wozu soll das gut sein? Was bedeutet das für mich? – In wollen, dass: seiner Rolle als Planer und Regulator hat der Kanton zum Bei- − die Spitalplanung von beiden Kantonen künftig nach spiel festgestellt, dass sich 98 Prozent aller Bewohnerinnen einheitlichen und transparenten Kriterien aufeinander und Bewohner von Basel-Stadt und Basel-Landschaft inner- abgestimmt wird, und dass halb des «Jura-Nordbogens» hospitalisieren lassen und dass
SEITE 13 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 Kanton Basel-Stadt I Gesundheitsdepartement Kanton Basel-Landschaft I Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion BS & BL: Zahlen und Fakten 43% 2‘689 Ärzte der BL-Patienten gehen in BS 479‘122 ins Spital Bevölkerung BS & BL 495.8 27 Durchschnittliche KK-Prämie Spitäler 110‘802 5.6 2016 Spitalaustritte Mia CHF in BS & BL Gesundheits- kosten BS+BL Zahlen und Fakten aus dem Gesundheitsraum Zahlen 2014 | 7 Basel-Landschaft und Basel-Stadt. Kanton Basel-Stadt I Gesundheitsdepartement Kanton Basel-Landschaft I Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Nordwestschweiz: geschlossener Gesundheitsraum nördlich des Jura 98% der BS- und BL- Patienten werden im BS Jura-Nordbogen Rheinfelden- Arlesheim Laufenburg versorgt Liestal Sissach Laufen Dorneck- Waldenburg Thierstein Gebiet «Jura-Nordbogen»; Quelle: Bundesamt Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstop | 6 für Landestopografie swisstop etwa 47 Prozent der Baselbieter Bevölkerung ausserhalb unseres Kantons ins Spital gehen (die meisten in Basel-Stadt). Dafür steht in den insgesamt 27 Spitälern beider Basel eine schweizweit rekordhohe Anzahl von 429 Spitalbetten pro hunderttausend Einwohnerinnen und Einwohner zur Verfügung (im Schweizer-Durchschnitt sind es 285; die Zahlen stammen aus dem Jahr 2014). Wenn man dazu noch weiss, dass die Kantone in ihrer Rolle als Finanzierer per Gesetz mindestens 55 Prozent an jede stationäre Spitalrechnung ihrer Bewohnerinnen und Bewohner zahlen müssen (was im Kanton Basel-Landschaft im vergangenen Jahr etwa 360 Millionen Franken ausmachte), wird deutlich, dass eine gemeinsame Planung und Regulation von grösster Bedeutung ist. Die Grundlage dieser Regulierungen stellt die gemeinsame Planung der Gesundheitsversorgung dar. Damit wird eine Übersicht über den ge- samten «Gesundheitsmarkt Basel-Landschaft und Basel-Stadt» bewahrt.
SEITE 14 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 VERBINDLICH REGELN Spitalgruppe bleibt ein attraktiver Arbeitgeber und stellt so- Die Kantone Basel-Landschaft und Basel-Stadt wollen dazu wohl für universitäre- (beispielsweise Ärztinnen und Ärzte) beispielsweise verbindlich festlegen, wie viele Behandlun- als auch für nicht-universitäre Gesundheitsberufe (beispiels- gen (Operationen) in bestimmten Disziplinen nötig sind, weise in der Pflege und Physiotherapie) Aus- und Weiterbil- damit ein Spital überhaupt einen Leistungsauftrag erhält dungsmöglichkeiten zur Verfügung. Für die Kantone bringt und damit legitimiert ist, die 55 Prozent der stationären Kos- die Spitalgruppe mittel- bis längerfristig finanzielle Entlas- ten in Rechnung zu stellen. Mindestmengen sind nötig, da tungen in Millionenhöhe und sichert die Existenz der Spital- in der Regel nur oberhalb einer gewissen Anzahl an Opera- standorte in Laufen, auf dem Bruderholz, in Liestal und in tionen eine gute Qualität der Behandlung erreicht werden Basel; Vorzüge, die vom KSBL und vom USB im Alleingang kann. Weiter könnten die Kantone beispielsweise festlegen, nur schwer, beziehungsweise gar nicht zu erbringen wären. dass gewisse Eingriffe, die heute stationär erfolgen, nur noch ambulant (= nicht an eine Spitalaufnahme gebunden) Die Zusammenarbeit der beiden Basel im Gesundheitswe- durchgeführt werden dürfen. Der Grund dafür liegt darin, sen ermöglicht somit die Erreichung der drei von den Re- dass bestimmte Behandlungen mit dem gleichen Resultat gierungen vorgegebenen übergeordneten Ziele: ambulant deutlich günstiger erbracht werden können. − einer optimierten Gesundheitsversorgung der Bevölke- rung, Die Zusammenarbeit der beiden Kantone soll zudem sicher- − einer deutlichen Dämpfung des Kostenwachstums im stellen, dass weiterhin über 90 Prozent der Bewohnerinnen Spitalbereich, und Bewohner unseres Kantons innerhalb von 15 Minuten − einer langfristigen Sicherung der Hochschulmedizin in eine Notfall-Einrichtung erreichen, was schweizweit einen der Region Spitzenwert darstellt. und legt zugunsten der Bevölkerung der beiden Basel die ideale Basis für die gemeinsame Versorgungsplanung und WESENTLICHE VORTEILE für eine optimierte Zukunft der öffentlichen Spitäler. In der Rolle als Eigner haben die Kantone festgestellt, dass ein Zusammenschluss des KSBL mit dem USB mit subs- Die Zusammenarbeit der beiden Kantone Basel-Stadt und tantiellen Vorteilen verbunden ist. Zu den Vorteilen gehören Basel-Landschaft funktioniert exemplarisch. Es gibt kaum die Aufrechterhaltung der wohnortsnahen medizinischen zwei Kantone in der Schweiz, die einen so hohen Grad an Versorgung, die Bündelung von Investitionen, die Stärkung Kooperation erreicht haben. Wir legen jetzt den Grundstein der Selbstfinanzierungs- und Kapitalmarktfähigkeit, Syner- für eine gemeinsame Gesundheitsregion beider Basel. Un- gien von jährlich rund 70 Millionen Franken sowie die Si- serer Region bietet sich die einmalige Chance, unser Ge- cherstellung der Werthaltigkeit der Beteiligung aus Sicht der sundheitswesen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen und Kantone. Die Konzentration von hochspezialisierten und schweizweit eine Pionierrolle in der regionalen Gesundheits- komplexen Leistungen auf einzelne Standorte stärkt zudem versorgung zu übernehmen. Nutzen wir diese Chance! die Position der universitären Medizin in der Region und ermöglicht den Abbau von stationären Überkapazitäten. Die Dr. Jürg Sommer, Leiter Amt für Gesundheit
SEITE 15 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 FERTIG GERAUCHT?! Apotheken in beiden Basel unterstützen beim Rauch- stopp Im Mai 2016 startete die von den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie den Apotheker-Verbänden beider Basel lancierte Kampagne zur Rauchstoppbera- tung in der Apotheke. In zahlreichen Apotheken erhal- ten seitdem Aufhörwillige neben kostenlosen Kurzbera- tungen auch kostenpflichtige Rauchstoppbegleitungen von dafür ausgebildeten Fachpersonen. Im Mai und fünfwöchigen Aktion von der Rauchstoppberatung in 63 Juni ist jeweils die erste Rauchstoppbegleitung für die Apotheken der Region Basel. Kundinnen und Kunden kostenlos. Wie schädlich Rauchen ist, wissen heute alle. In der Schweiz AUSGEBILDETE FACHPERSONEN sterben jährlich über 9‘000 Menschen an den Folgen des UNTERSTÜTZEN BEIM RAUCHSTOPP Tabakkonsums. Die Hälfte aller Raucherinnen und Raucher Für die Durchführung der Weiterbildungen der Fachpersonen würde gerne mit dem Rauchen aufhören. Trotz der zahlrei- haben die beiden Kantone die Arbeitsgemeinschaft Tabak- chen negativen Folgen, welche der Tabakkonsum mit sich prävention Schweiz beauftragt. Es wurden zwei verschiede- bringt, schaffen es aber viele nicht, von den Glimmstängeln ne Weiterbildungen angeboten: die 3-stündige Weiterbil- loszukommen. dung «Kurzintervention und optimale Pharmakotherapie» Wie Untersuchungen gezeigt haben, steigt die Chance für sowie die 2-tägige Weiterbildung «Rauchstoppbegleitung einen erfolgreichen Rauchstopp, je häufiger eine rauchende und optimale Pharmakotherapie». Von Januar bis April 2016 Person darauf angesprochen wird. Apotheken stehen der haben über 180 Fachpersonen in beiden Basel an den Wei- Bevölkerung als vertrauter und niederschwelliger Zugang zu terbildungen teilgenommen, davon 73 Fachpersonen aus Gesundheitsinformationen zur Verfügung und sind somit eine dem Kanton Basel-Landschaft. Somit stehen der Bevölke- ideale Anlaufstelle für aufhörwillige Raucherinnen und Rau- rung seit Mai in rund 22 Apotheken im Baselbiet und 38 cher. Denn mit professioneller Unterstützung steigt die Wahr- Apotheken in Basel-Stadt neben kostenlosen Kurzberatun- scheinlichkeit für einen erfolgreichen Rauchstopp deutlich. gen auch ausführliche, kostenpflichtige Rauchstoppbeglei- tungen zur Verfügung. Eine Auflistung derjenigen Apotheken, welche Rauchstoppbegleitungen anbieten, ist auf der Kam- RAUCHSTOPPBERATUNG VERANKERN pagnenwebseite www.fertiggeraucht.ch zu finden. Auf dieser Grundlage und im Rahmen der kantonalen Tabak- präventionsprogramme haben sich das Gesundheitsdepar- tement Basel-Stadt und das Amt für Gesundheit Basel- WERBEKAMPAGNE Landschaft zusammengetan und gemeinsam mit den Um die Bevölkerung auf das Angebot der Rauchstoppbera- Apotheker-Verbänden beider Basel das Projekt «Rauchstopp- tung in der Apotheke aufmerksam zu machen, wurde eine beratung in der Apotheke» lanciert. Neben der Geschäfts- Werbekampagne entwickelt. Diese warb im öffentlichen stelle der Apotheker-Verbände leisteten auch baselstädti- Verkehr, auf Toiletten von Restaurants und Bars in der Regi- sche und basellandschaftliche Apothekerinnen fachliche on sowie im Internet für das neue Angebot des Rauchstopps Unterstützung bei der Erarbeitung des Projekts. Das Projekt in der Apotheke. Im Weiteren wurden die Schaufenster der nutzt den niederschwelligen Zugang der Apotheke, um mög- teilnehmenden Apotheken als Werbefläche genutzt. lichst viele Kundinnen und Kunden auf ihren Tabakkonsum anzusprechen, auf die Möglichkeit eines Rauchstopps hin- Aktuell werden die Evaluationsergebnisse erwartet. Zudem zuweisen sowie Unterstützung und Beratung anzubieten. laufen die Vorbereitungen für das Jahr 2017. Denn im Mai Ziel des Projekts ist, die Rauchstoppberatung in der Apothe- 2017 geht das Projekt in die zweite Runde. ke langfristig zu verankern und als reguläres Angebot der Das Projekt wird finanziert vom Tabakpräventionsfonds so- Apotheken zu etablieren. Die Kampagne setzt ein vor Jahren wie von den Kantonen Basel-Landschaft, Basel-Stadt und entwickeltes Tabakpräventionsprogramm der gleichen Part- den beiden Apotheker-Verbänden. ner fort. So profitierten zum Beispiel schon in den 90er- Jahren über 2‘000 Raucherinnen und Raucher während einer Fabienne Guggisberg, Programmleiterin Tabakprävention
SEITE 16 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 PENSIONSKASSEN PASSEN SICH VERÄNDERTEN RAHMENBEDINGUNGEN AN Schweizer Pensionskassen haben nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses und der Einführung von Negativzinsen durch die Schweizerische Nationalbank im Jahr 2015 eine durchschnittliche Rendite von 1,13 Prozent erwirtschaftet. 2014 betrug die Rendite noch 7,13 Prozent. Die stark sinkenden Renditen haben bei den Pensionskassen und Rentenbezüger aktuell von der negativen Teuerung. Die im vergangenen Jahr zu einem Rückgang der Deckungsgrade Kaufkraft der Rente hat sich in den letzten fünf Jahren er- geführt, wie aus der jährlich durchgeführten Umfrage der höht. Der Druck auf die Pensionskassen, die Leistungen bei Swisscanto Vorsorge AG hervorgeht. Der Deckungsgrad den aktiven Versicherten nach unten anzupassen und damit weist das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsver- den Kapitalbedarf bei zusätzlichen den aktuell ausbezahlten pflichtungen aus. Das angespannte Anlagejahr 2015 hat auch Renten der Pensionierten zu decken, erhöht sich damit. höhere Risikopositionen in der Vermögensverteilung zur Fol- ge. Trotzdem verfügen die meisten Pensionskassen noch über Die Swisscanto-Umfrage zeigt, dass sowohl die privat- als genügend Reserven, um auf kurz- und mittelfristige Schwan- auch die öffentlich-rechtlichen Kassen auf die herausfor- kungen reagieren zu können. Die Finanzierungssituation der dernden Kapitalmärkte sowie die ständig steigende Lebens- Schweizer Pensionskassen ist damit derzeit stabil. Das gilt erwartung reagieren. So korrigierten sie unter Druck der auch für die Basellandschaftliche Pensionskasse (BLPK). zunehmenden Umverteilung und in Erwartung tieferer Ren- diten die technische Verzinsung der Altersguthaben weiter nach unten. Durch die Senkung des technischen Zinssatzes ZWISCHEN AKTIVEN VERSICHERTEN UND wird die angestrebte Rendite geringer. Mit dem technischen RENTNERN BESTEHT EIN UNGLEICHGEWICHT Zinssatz berechnen Pensionskassen den aktuellen Wert Das Altersguthaben der aktiven Beitragszahlerinnen und Bei- ihrer zukünftigen Verpflichtungen in Form von Renten und tragszahler wurde in der Schweiz aufgrund der herausfordern- Rückstellungen. Ziel der Kassen ist es, dank einer niedrige- den Kapitalmärkte 2015 zu durchschnittlich 2,03 Prozent ver- ren angestrebten Rendite ihren Deckungsgrad und damit zinst. Im Jahr 2014 waren es noch 2,55 Prozent gewesen. Im die Reserven zu halten. Seit dem Jahr 2007 haben privat- Vergleich dazu beträgt die Verzinsung der für die Rentenbe- rechtliche Pensionskassen im Beitragsprimat ihren techni- zügerinnen und Rentenbezüger zurückgestellten Kapitalien schen Zinssatz von 3,51 Prozent auf 2,47 Prozent gesenkt, 2,80 Prozent. Aus der Differenz dieser Verzinsung resultiert die öffentlich-rechtlichen Kassen von 3,69 Prozent auf 2,74 ein Ungleichgewicht zugunsten der Pensionierten. Es erfolgt Prozent. eine Umverteilung von den aktiven Versicherten zu den Ren- tenbezügerinnen und Rentenbezügern. Der rückläufige Trend des technischen Zinssatzes wirkt sich auf den Umwandlungssatz aus. Der Umwandlungssatz ist der Prozentsatz des in der Pensionskasse angesparten Ver- PENSIONSKASSEN PASSEN LEISTUNGEN BEI mögens, welcher dem Versicherten nach seiner Pensionie- AKTIVEN VERSICHERTEN AN rung pro Jahr ausbezahlt wird. Das grösste Risiko der Pen- Die Renten der Pensionierten werden durch das Gesetz sionskassen stellen die zu hohen Zinsversprechen in den geschützt. Zusätzlich profitieren die Rentenbezügerinnen Umwandlungssätzen dar. Seit dem Jahr 2002 sinkt der
SEITE 17 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 Umwandlungssatz deshalb kontinuierlich. Im Jahr 2016 be- TECHNISCHER ZINS trägt dessen Mittelwert für Männer bei einer Pensionierung Mit dem technischen Zinssatz berechnen Pensionskas- mit 65 Jahren 6,13 Prozent gegenüber 7,13 Prozent im Jahr sen den aktuellen Wert ihrer zukünftigen Verpflichtungen 2002. in Form von Renten und Rückstellungen. Der technische Zinssatz dient somit als Rechnungsannahme: Wie hoch muss das für die Rentenzahlungen zurückgestellte BASELLANDSCHAFTLICHE PENSIONSKASSE Kapital verzinst werden? Diese Annahme hängt von der HAT ARBEITSGRUPPE EINGESETZT Erwartung der Entwicklung der Finanzmärkte ab. Der Der Verwaltungsrat der Basellandschaftlichen Pensionskas- technische Zinssatz ist damit eine wichtige Grundlage für se setzte im Dezember 2015 eine Arbeitsgruppe zur Dis- die Festlegung des Umwandlungssatzes. Der technische kussion des künftigen Umgangs mit dem technischen Zins- Zins hat nichts mit der aktuellen Verzinsung der Alters- satz und dem Umwandlungssatz ein. Es ist gemäss guthaben der aktiven Versicherten zu tun. Pensionskassengesetz vom 16. Mai 2013 seine Aufgabe, die Höhe des technischen Zinssatzes vor dem Hintergrund UMWANDLUNGSSATZ des aktuellen Zinsumfeldes und der erwarteten Entwicklung Der Umwandlungssatz (UWS) ist derjenige Prozentsatz, zu überprüfen. Zu den Ergebnissen der Arbeitsgruppe und mit dem das vorhandene Altersguthaben bei Pensionie- allfälligen Beschlüssen des Verwaltungsrates können zum rung in eine jährliche Altersrente umgerechnet wird. So jetzigen Zeitpunkt noch keine detaillierteren Angaben ge- ergibt ein Altersguthaben von 400'000 Franken bei der macht werden. Pensionierung mit dem UWS von 6 Prozent eine jährliche Altersrente von 24'000 Franken. Der Kanton Basel-Landschaft bereitet eine Vorlage vor, wel- che den Entscheid des Verwaltungsrates aufnehmen und Die Höhe des UWS hängt im Wesentlichen vom einbe- das weitere Vorgehen im Falle einer Anpassung des tech- rechneten technischen Zinssatz und der Lebenserwar- nischen Zinssatzes aufzeigen wird. Die Vorlage wird auch tung ab. Wird die geplante Rendite zur Deckung der entsprechende Massnahmen beinhalten. Renten an den Kapitalmärkten nicht erwirtschaftet, muss der notwendige Ertrag von den aktiven Versicherten Bartolino Biondi, Generalsekretariat FKD finanziert werden. Dies hat in den letzten Jahren dazu geführt, dass beträchtliche Mittel von den aktiven Versicherten zu den Rentnerinnen und Rentnern transfe- riert wurden. Mit den rekordtiefen Zinsen an den Kapital- märkten hat sich die Situation weiter verschärft, und es kann nicht mit einer raschen Erholung gerechnet werden. Zusätzlich verstärkt wird das Ungleichgewicht durch die Zunahme der Lebenserwartung. Allein in den letzten zehn Jahren beläuft sich diese Zunahme auf rund zwei Jahre. Das bedeutet, dass die Versicherten im Durch- schnitt rund zwei Jahre länger eine Rente beziehen. Das für die Pensionierung angesparte Kapital wurde jedoch für eine kürzere Bezugsdauer gebildet.
SEITE 18 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 MEINE WAHL Besuch bei Roland Limacher, Fachpsychologe für Kin- der- und Jugendpsychologie, Schulpsychologischer Dienst, Liestal, 22. November 2016 Künstlerin: Yvonne Müller Warum haben Sie sich für diese Werke entschieden? Werk: Mops, Acryl und Öl auf Leinwand, 2001, Sammlung Roland Limacher: Der Mops sprang mich direkt an, als ich Kunstkredit Archäologie und Museum Baselland, Inv. Nr. das Depot der Sammlung Kunstkredit besuchte! Und zwar K1.3464 (Ankauf 2005) nicht nur der Hund als Motiv, sondern auch die kräftige grüne Farbe des Gemäldes. Ein Farbtupfer bekommt mir gut, dachte ich damals. Bei den beiden Porträts von Ralph Bürgin stand für mich eine persönliche Beziehung im Vordergrund: Die Gemälde hingen im Büro unseres langjährigen Kreis- und Dienststel- lenleiters Martin Brunner, bevor er im letzten Jahr pensio- niert wurde. Die Porträts von Ralph Bürgin zeigen Gesichter, die für mich vieles offen lassen. Im Zentrum der Komposi- tion steht der Mensch, zugleich gibt es Farbflächen, die nicht gegenständlich sind, so kann jede Betrachtung auf etwas anderes fokussieren. Die Porträts passen thematisch sehr gut zu mir und meiner Arbeit im schulpsychologischen Dienst: Im Zentrum steht bei uns immer der Mensch. Wir führen Gespräche mit Kindern und Jugendlichen in unter- schiedlichen Lebensphasen, vom 4-jährigen (Vor-)Kinder-
SEITE 19 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 gartenkind bis zum jungen Erwachsenen, beraten Eltern, doch überhaupt nicht düster und fördern keine negativen Lehrpersonen, Schulleitungen und Behörden. In der Regel Gedanken – so empfinde ich es jedenfalls. ist nicht nur das Kind Thema, sondern auch seine bisherige Schullaufbahn, die aktuelle Schulsituation, seine Familie und Zu uns kommen Menschen, die oft in schwierigen Situati- Bezugspersonen. Jede Geschichte ist also individuell und onen stecken und mit grossem Leidensdruck konfrontiert hat verschiedene Gesichter. Diese Situation gilt es im Ge- sind. Es geht darum, ihnen eine Perspektive zu eröffnen, spräch mit den Involvierten zu erfassen. Bezogen auf meine auch um Nähe, das Zulassen von Gefühlen, den Mut zur Arbeit passen diese Gemälde insofern gut, als wir versu- Veränderung. Ich finde es interessant, dass das eine Porträt chen, ein Gesamtbild zu erhalten und gleichzeitig zusammen von Ralph Bürgin den Bildtitel «Nähe» trägt. Vielleicht hat mit den Beteiligten einmalige Porträts «malen». der Künstler ganz bewusst eine Dissonanz erzeugen wollen und die Mimik teilweise der Interpretation der Betrachterin- Was bedeuten Ihnen diese Werke in Ihrem Arbeitsalltag? nen und Betrachter überlassen. Ein primäres Ziel des Schul- Ich verbringe viel Zeit in diesen vier Wänden. Mir ist es psychologischen Dienstes ist die Förderung von positiven wichtig, dass ich mich darin wohl fühle und dass sich meine Schullaufbahnen. Wenn uns das gelingt, stehen die Farben Klientinnen und Klienten ebenfalls willkommen fühlen. Ich im Vordergrund und die Mimik der beiden Menschen ver- hoffe, dass diese Kunstwerke ebenfalls einen Beitrag dazu ändert sich – es sind neue Perspektiven entstanden. In leisten. diesem Sinne sehe ich die Kunstwerke in meinem Büro auch als Inspiration für meine Arbeit. Gibt es Reaktionen von Personen, die in Ihr Büro kommen? Wie reagieren die Kinder auf die Werke? Dina Epelbaum, Kuratorin Sammlung Kunstkredit Baselland, Oh ja. Der Mops ist bei Kindern und Jugendlichen sehr be- Liestal (Interview und Fotos) liebt. Viele bleiben vor ihm stehen und betrachten ihn. Klei- ne Kinder fragen zum Beispiel nach dem Namen oder war- um er so grosse Ohren hat oder die Zähne zeigt. Anfänglich war ich mir nicht sicher, ob er aufgrund seiner überdimen- sionierten Darstellung gerade bei kleinen Kindern Angst auslösen könnte. Bisher war das nie der Fall, vielleicht auch, weil die Perspektive nicht bedrohlich wirkt – der Betrachter schaut ja von oben auf den Mops. Der Ausdruck des Tieres wirkt nicht angsteinflössend, sondern beinahe liebevoll. – Die Porträts von Ralph Bürgin lösen weniger Reaktionen aus, bislang jedenfalls. Sie sind erst seit wenigen Wochen in meinem Büro. In welchen Momenten haben Sie diese Werke in Ihrer Arbeit schon beeinflusst? Der Mops dient mir sehr oft als Eisbrecher, er ist ein guter Katalysator, um mit den Kindern und Jugendlichen ins Ge- spräch zu kommen. Viele Kinder lieben Tiere und viele be- richten begeistert von ihren eigenen Haustieren. Der Hund wird als Freund wahrgenommen, mit dem man Abenteuer erleben kann, der aber auch ein zuverlässiger Tröster ist. Ich bin selber mit einem Hund aufgewachsen – zwar kein Mops. Für mich war der Hund ein wichtiger Bestandteil unserer Familie ..., obwohl ich nie so weit gehen würde wie Künstler: Ralph Bürgin der bekannte Humorist Loriot, der offenbar mal sagte: «Ein Werk: Nähe, Öl auf Leinwand, 2009, Sammlung Kunstkredit Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.» (lacht). Archäologie und Museum Baselland, Inv. Nr. K1.4112 (An- kauf 2009) Auch die Porträts von Ralph Bürgin passen wie erwähnt gut Werk: Automat, Öl auf Leinwand, 2009, Sammlung Kunst- zu meinem Berufsalltag. Sie sind ein Kontrast zum Mops, kredit Archäologie und Museum Baselland, Inv. Nr. K1.4113 zeigen eher eine nachdenkliche Seite. Die Farben sind je- (Ankauf 2009)
SEITE 20 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 DIE WELT VON HANRO – EIN BESUCH AM ORIGINAL-STANDORT IN LIESTAL Die einen erwarten ein «Hanro-Museum», die anderen staunen über die ihnen bisher eher unbekannte Marke Hanro. Keine Ausstellung, aber eine eindrückliche und umfangreiche Sammlung erwartet die Besucherinnen und Besucher des Depots auf dem ehemaligen Firmenareal der Hanro. Archäologie und Museum Baselland bieten Führungen an und öffnen die Türen zum einmaligen Archiv dieses Modeunternehmens, das Liestal über ein Jahrhundert geprägt hat. Eine kulturhistorische Reise in die Welt der Mode – das jekte. Auch machen die Führungen konservatorische Mass- Angebot von öffentlichen und individuell buchbaren Führun- nahmen und die Aufbewahrung musealer Objekte sichtbar. gen durch die Hanro-Sammlung wird von den unterschied- Sei es für einen Firmenausflug, eine Weiterbildung oder lichsten Gruppen rege genutzt. Studierende hören, welch eine Geburtstagsfeier: Gruppen und Ausbildungsinstitutio- wichtiger Arbeitgeber diese Firma war, Seniorinnen und nen können Führungen buchen. Und am ersten Mittwoch Senioren lassen sich Textilien ihrer Kindheit zeigen, ehema- im Monat findet jeweils eine kostenlose Führung statt. lige Hanro-Mitarbeitende staunen über die Menge der Ob-
SEITE 21 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 bekleidung sowie die Werbeabteilung. 1991 wurde das Unternehmen an die Huber Holding in Österreich verkauft. DIE HANRO-SAMMLUNG 2015 kamen die Belegsammlung und das Aktenarchiv der Firma Hanro als Schenkung zum Kanton Basel-Landschaft. Die kulturhistorisch bedeutsame Hanro-Sammlung ist identi- tätsstiftend für die Region. Rund 20’000 Textilien werden im Depot aufbewahrt: Oberbekleidung, Unterwäsche und Nacht- wäsche der Musterkollektionen von 1900 bis heute. Aus der Anfangszeit stammt die luxuriöse, gestrickte Unterwäsche in Seide, Wolle und Baumwolle für Damen, Herren und Kinder, die für die Absatzmärkte im Ausland produziert wurde. Ma- deleine Handschin, die Enkelin des Firmengründers, führte als erste Hanro-Designerin in den 1930er-Jahren die Produk- tion von Bademode ein. Sie entwarf ausserdem elegante und doch sportliche Damenoberbekleidung. Über lange Zeit bil- dete diese Kleiderproduktion das stärkste Segment der Firma. In den 1970er-Jahren war die Linie «Siesta» (Homewear) eine modische Antwort auf den damaligen Lifestyle. NUTZUNG DER SAMMLUNG Dies sind nur einige der vielen Themen, die in der Samm- lung dokumentiert sind. Das Aktenarchiv umfasst ca. 750 Laufmeter und beinhaltet Geschäftsunterlagen, Musterbü- cher, Kollektionsbücher, Plakate, Fotografien sowie Doku- mente zur Werbung und zu den Design- und Produktions- prozessen. Die inventarisierten Textilien und das erschlossene Akten- archiv stehen der Öffentlichkeit, aber auch Designern, Wis- senschaftlerinnen, Ausstellungsmachern und Textilinteres- DAS TEXTILUNTERNEHMEN HANRO sierten auf Anfrage für Recherchen und Forschung zur Die Firma Hanro wurde 1884 von Albert Handschin-Freivo- Verfügung. Arbeitsplätze für Studien an der Sammlung sind gel aus Liestal gegründet. Die schnell wachsende Fabrik eingerichtet und nach Absprache sind Recherchen anhand beschäftigte in den Spitzenzeiten um 1970 rund 1000 Mit- der Originale möglich. Drei Wissenschaftlerinnen forschen arbeitende. Alle Produktionsschritte befanden sich unter aktuell im Rahmen eines Nationalfondsprojektes zu ver- einem Dach: Strickerei, Konfektionsnäherei, Galonabteilung, schiedenen Themen an der Hanro-Sammlung. Es geht dabei Designabteilung für Unterwäsche, Nachtwäsche und Ober- um «Prozesse der Markenbildung» und um «Entwurfsprak-
SEITE 22 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 Adresse Hanro-Areal, Benzburweg 20, 4410 Liestal Führungen Öffentliche Führungen: jeden ersten Mittwoch im Monat, 18.00–19.00 Uhr, Anmeldung bis Dienstagmittag, freier Eintritt Führungen für Gruppen und Schulklassen: 60 Min., CHF 160.–, für Schulen BL und BS kostenlos Anmeldung/Buchung: museum@bl.ch, T 061 552 59 86, siehe auch www.museum.bl.ch tiken in der Textilindustrie aus design- und entwurfstheore- tischer Perspektive» sowie um «Intimität und Öffentlich- Weitere textile Partner auf dem ehemaligen Firmenareal keit». Das Projekt ist eine Kooperation von Archäologie und – Textilsammlung der Schule für Gestaltung, Basel Museum Baselland mit der Universität Basel und der Hoch- – Verein Textilpiazza mit Ateliers, Workshop-Angeboten, schule für Gestaltung und Kunst FHNW, Basel. Regelmäs- Events und kulturhistorischen Projekten sig finden auch Lehrveranstaltungen in der Hanro-Samm- – Schulungsraum der überbetrieblichen Kurse (ÜK) der lung statt, in denen direkt am historischen Quellenbestand Kantone BS, BL, AG und SO der Berufsbildung «Beklei- unterrichtet wird. dungsgestalter/in» – Fabrikladen der aktuellen Marke «HANRO of Switzer- Autorin: Madeleine Girard, Kuratorin Textile Sammlungen, land» Archäologie und Museum Baselland – Eine Auswahl an textilen Objekten, Modefotografien Bildnachweis: Georgios Kefalas, Museum.BL und Plakaten: www.kgportal.bl.ch, Suchbegriff «Hanro».
SEITE 23 | INFOHEFT | 189 | DEZEMBER 2016 IMPRESSIONEN Auch dieses Jahr hat die Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion wie- Im Rahmen des jährlichen Gemeindebesuches war der Regierungsrat der allen Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern der kantonalen Verwaltung kosten- im November in Arboldswil zu Besuch. Nach einem Apéro im alten los eine Grippeimpfung angeboten. Gegen Grippe impfen liessen sich Schulhaus und heutigen Gemeindehaus mit Vertreterinnen und insgesamt 273 Personen. Geimpft wurden sie durch Birgit Baader, Exper- Vertretern der Vereine gab es im neuen Schulhaus ein feines Znacht mit tin Infektionsschutz und Pflege beim Amt für Gesundheit. (Foto: Rolf Wirz) dem Gemeinderat. (Foto: LKA) Am 9. November 2016 haben 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Basisseminar Führung unter der Leitung von Peter Mayer mit einem schriftlichen Leistungsnachweis erfolgreich abgeschlossen, wozu wir ihnen herzlich gratulieren. Damit ging auch ein sehr gut besuchtes Kursjahr in der Führungsentwicklung 2016 zu Ende. Insgesamt haben 94 neue und erfahrene Führungskräfte aller Hierarchiestufen die unter- schiedlichen Weiterbildungsangebote des Personalamtes zum Thema Führung genutzt. Allen Teilnehmenden wünschen wir viel Erfolg und Freude in ihrer Führungsverantwortung. (Foto: zVg). Sherlocks vierter Streich: Zum vierten Mal konnte der Baselbieter Polizist Peter Aebi mit seinem belgischen Schäferhund «Sherlock» heuer die Hun- deprüfung der Kantonspolizei Basel-Stadt und der Polizei Basel-Landschaft mit einem Glanzresultat für sich entscheiden. (Foto: Cécile Ramstein) An der diesjährigen Vernissage der neu erschienen Bücher im Kantons- verlag vom 22. November 2016 wurden folgende Werke vorgestellt: Weitere Bilder sind auf Facebook Krankenbesuche verboten!, Weltklasse in Liestal, So schmeckt das unter www.facebook.com/KantonBL zu finden. Baselbiet ... (Foto: zVg)
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