NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen
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AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG LEIBN IZ -FO RUM FÜR R A U M WI S S EN S C H A F T EN NACHRICHTEN Miteinander – Füreinander – Gegeneinander ARL-Kongress 2011 Polyzentrale Stadtregionen Die Region als planerischer Handlungsraum Neues aus dem Projekt BalticClimate Governance-Prozesse für erneuerbare Energien Internationales Planertreffen Werner-Ernst-Preis Neuerscheinungen 41. Jahrgang www.ARL-net.de 3 2011 Umschlag_3-2011.indd 1 14.09.2011 15:04:26
INHALT Inhalt ARL-Forschung Netzwerk 4R+ ■ Arbeitskreis „Maritime Raumordnung“ 1 ■ Raumpioniere und Social Entrepreneurs ■ Arbeitsgruppe „Flächenmanagement“ Handlungsansätze und Ideen erfolgreich gestartet 1 für strukturschwache Regionen 30 ■ Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen ■ Integrationspotenziale in kleinen Städten planvoll steuern und Landkreisen werden verglichen 30 Gespräch in der Staatskanzlei NRW 2 ■ Neue Forschungsschwerpunkte im ILS 31 ■ „Re-Turn“ der Fachkräfte ARL-Veranstaltungen IfL startet Forschungsprojekt zur Rückkehrmigration 31 ■ Miteinander – Füreinander – Gegeneinander Raumentwicklung in Europa 2020 Raumforschung/-entwicklungspolitik ARL-Kongress 2011 3 ■ Polyzentrale Stadtregionen – Die Region ■ 49. Internationales Planertreffen 32 als planerischer Handlungsraum ■ Doctoral Fellowships of the DLGS – Tagung des Jungen Forums der ARL Dresden Leibniz Graduate School 34 in Dortmund 13 ■ Kapp-Forschungspreis für Ökologische ■ Parlamentarisches Arbeitsgespräch 2011 15 Ökonomie 2012 35 ■ Projekt BalticClimate stellt Zwischenergebnisse ■ Neue Veröffentlichungen aus anderen vor Verlagen 35 5. SteeringTEAM-Treffen in Vilnius/Litauen 16 ■ Veranstaltungshinweise 38 ■ 2. Workshop der AG „Governance-Prozesse für erneuerbare Energien“ 18 FRU ■ 16. Konferenz für Planerinnen und Planer NRW Mobilität in Stadtregionen – ■ Werner-Ernst-Preis 2011 verliehen Herausforderungen und Innovationen 19 Miteinander – Füreinander – Gegeneinander Raumentwicklung in Europa 2020 41 ARL-Neuerscheinungen 20 ■ Vorstandssitzung des FRU in Bremen 42 ■ Neue Mitglieder im FRU 42 ARL-Intern ■ Werner-Ernst-Preis 2012 ■ Nutzerbeirat der ARL 23 Internationale Ausschreibung 43 ■ FRU – Infobörse 45 Zeitschriftenschau 24 NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011 I Inhalt_3-11(SI-II).indd I 15.09.2011 12:33:04
IMPRESSUM NACHRICHTEN DER ARL AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG (ARL®) Leibniz-Forum für Raumwissenschaften Hohenzollernstraße 11, 30161 Hannover Tel.: +49 511 34842-0, Fax: +49 511 34842-41, ARL@ARL-net.de Redaktion (V.i.S.d.P.): Michaela Gräfin von Bullion Schlussredaktion: Cornelia Maria Hein Satz und Layout: Oliver Rose, Tel.: +49 511 34842-26, Rose@ARL-net.de www.ARL-net.de Druck: poppdruck, Kurt-Schumacher-Allee 14, 30851 Langenhagen Die NACHRICHTEN der ARL erscheinen viermal im Jahr. Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. Heft 3, September 2011, 41. Jahrgang ISSN 1612-3891 (Printausgabe) ISSN 1612-3905 (Internetausgabe) II 3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL Inhalt_3-11(SI-II).indd II 15.09.2011 12:33:05
FORSCHUNG Arbeitskreis „Maritime Raumordnung“ I n Heft 4/2010 der NACHRICHTEN berichteten wir von der Gründung des Arbeitskreises. Nun, nach einem knappen Jahr, hat der Arbeitskreis bereits ein erstes, bei- lage, der derzeitigen Praxis sowie der absehbaren und möglichen Fortentwicklung der maritimen Raumplanung befasst. Neben den auf dem und im Meer – Küstenmeer nahe vollständiges Manuskript vorgelegt. wie ausschließliche Wirtschaftszone – anzutreffenden Unter Leitung von Prof. Dr. Wilfried Erbguth (Universität sozio-ökonomischen und ökologischen Nutzungen Rostock) hat die Gruppe sich darauf verständigt, einen gehen die Arbeitskreismitglieder auch ausführlich auf integrierten Band anzustreben, der sich mit den unter- Strategien zur Planung des Meeresraumes ein. Mathias schiedlichen Interessen beteiligter Akteure, der Rechts- Schubert (Universität Rostock) hat in seiner Funktion als Geschäftsführer des AK in der ersten Jahreshälfte 2011 in Brüssel an den Konsultationsgesprächen der DG Mare zur Meeresraum- ordnung teilgenommen. In der angestrebten Veröffentli- chung werden die Ausführungen im Rechtsbereich detailliert, indem neben den völker-, eu- ropa- und nationalrechtlichen Grundlagen Optionen für le- gislatives Handeln dargelegt werden. Darüber hinaus gehen die AK-Mitglieder auf Inhalte und Struktur von Plänen ein und stellen eine Betrachtung der in- formellen Instrumente an. Evelyn Gustedt 0511 34842-29 gustedt@arl-net.de Quelle: N. Nolte, www.bsh.de Arbeitsgruppe „Flächenmanagement“ erfolgreich gestartet F lächenmanagement ist ein zentrales Thema der Raum- planung. In den letzten Jahren wird es gestärkt durch Flächensparziele, eine umfangreiche Forschungsförde- Schwäbisch Gmünd getroffen. Ziel der Arbeitsgruppe ist es, die vorliegenden Ansätze zum Flächenmanagement in Baden-Württemberg systematisch zu bewerten, um rung und die Tätigkeiten im Rahmen von Programmen des konkrete Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten. Bundes und der Länder (z. B. MORO, REFINA, BWPLUS In einem ersten Schritt sollen zunächst die bestehenden etc.). Eine Vielzahl von Ergebnissen und Handlungs- Ansätze in den Bereichen Monitoring, Strategien, Pla- empfehlungen liegen für die kommunale, regionale und nung, Förderung und Umsetzung gesichtet und zu einer überregionale Ebene vor. Auch in Baden-Württemberg Synopse zusammengeführt werden. Im Anschluss daran wurden hierzu viele Anstrengungen unternommen. werden die AG-Mitglieder die Wirkungszusammenhänge Die Arbeitsgruppe „Flächenmanagement“ der Lan- der Ansätze in und zwischen den verschiedenen Pla- desarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg unter der nungsebenen analysieren. Leitung von Dr.-Ing. Hany Elgendy, Institut für Raum- Die Arbeitsgruppe will ihre Ergebnisse nach Möglichkeit und Landschaftsentwicklung, ETH Zürich und ProRaum im zweiten Halbjahr 2013 präsentieren. Consult, Karlsruhe, hat sich zu ihrer Auftaktsitzung am Peter Müller 0511 34842-22 27. Mai 2011 beim Regionalverband Ostwürttemberg in mueller@arl-net.de NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011 1 Forschung_3-11(S01-02).indd 1 14.09.2011 15:23:28
FORSCHUNG Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen planvoll steuern Gespräch in der Staatskanzlei NRW W ichtige Rechtsgrundlagen zur landesplanerischen Steuerung des Einzelhandels in Nordrhein-Westfa- len sind aufgrund von Gerichtsentscheidungen (zu § 24a Anschließend präsentierte Heinz Konze die Eckpunkte des Positionspapiers und wies darauf hin, dass die Gruppe darüber hinaus auch einen ausführlicheren Arbeitsbe- LEPro) entfallen. Um lebendige Innenstädte erhalten und richt vorlegen wird (E-Paper der ARL). In der folgenden eine verbrauchernahe Versorgung sichern zu können, Diskussion bestand Gelegenheit, zu dem Positionspapier braucht das Land – in Anbetracht neuer Projektplanungen Stellung zu nehmen. Zu den Diskussionsschwerpunkten für Einzelhandelsgroßstandorte – möglichst bald neue gehörten dabei vor allem die Rolle von regionalen Ein- effektive und rechtssichere Grundlagen für die raum- zelhandelskonzepten als informelles Planungsinstrument ordnerische Steuerung des großflächigen Einzelhandels. sowie deren Verwendung in den Regionalplänen, die Mit Zielen und Grundsätzen der Raumordnung können Bedeutung des Zentrale-Orte-Systems, die Frage zentren- Landes- und Regionalplanung hierbei den Rahmen schädigender groß- und kleinflächiger Agglomerationen setzen, den die Städte und Gemeinden innerhalb ihrer sowie die Festlegung zentraler Versorgungsbereiche und Planungshoheit über die Bauleitplanung den örtlichen zentrenrelevanter Sortimente. Insgesamt stieß das Positi- Verhältnissen entsprechend konkretisieren und ausge- onspapier auf breite Zustimmung. stalten. Gerd Tönnies 0511 34842-23 Mit dieser Thematik haben sich die Mitglieder der von toennies@arl-net.de Dipl.-Ökon. Heinz Konze, Moers, und Dr. Michael Wolf, Münster, geleiteten Arbeitsgruppe „Einzelhandelsent- wicklung in NRW“ der Lan- desarbeitsgemeinschaft NRW der ARL im letzten Jahr befasst und hierzu ein Positionspapier vorgelegt (siehe „ARL-Neuerschei- nungen“ in diesem Heft, Positionspapier 87). Dieses wurde im Rahmen einer Veranstaltung am 6. Juli 2011 in der Staatskanzlei NRW in Düsseldorf vor- gestellt und mit Vertrete- rinnen und Vertretern der Staatskanzlei, der Parteien und von Verbänden – ins- besondere Einzelhandels- verbände, Industrie- und Handelskammern sowie kommunale Spitzenver- Foto: H. Konze bände – intensiv diskutiert. Fachlicher Austausch Staatssekretär Lersch-Mense begrüßte die Teilnehmen- den und betonte in seinen einführenden Worten die Bedeutung neuer Regelungen für eine raumverträgliche Steuerung des großflächigen Einzelhandels in NRW. Diese neuen Regelungen werden im Zuge der Fortschreibung des Landesentwicklungsplans bis zum Ende des Jahres erfolgen. Lersch-Mense dankte den Mitgliedern der Arbeitsgruppe für die Vorlage des Positionspapiers, das als wissenschaftlich unabhängiger Beitrag eine wichtige Unterstützung darstelle. 2 3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL Forschung_3-11(S01-02).indd 2 14.09.2011 15:23:31
VERANSTALTUNGEN Raumentwicklung in Europa 2020 Miteinander Füreinander Gegeneinander ARL-Kongress Wissenschaftliche Plenarsitzung Bremen, 16. und 17. Juni 2011 Foto: M. v. Bullion „ARL-Kongress“, so heißt seit 2011 die Jahrestagung der den Klimawandel“ bis hin zur Problematik von Grenz- Akademie für Raumforschung und Landesplanung. räumen reichte, stieß auf positive Resonanz. Über 150 Hintergrund für die Umbenennung der bisher als „Wis- Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren gekommen senschaftliche Plenarsitzung“ bekannten Tagung ist der und beteiligten sich engagiert an den Disputen im Wunsch, dieses Veranstaltungsangebot einem weite- Plenum wie auch in den Workshops. Auf Anregung ren, über den Kreis des ARL-Netzwerkes hinausgehen- der Mitorganisatoren aus dem Jungen Forum folgten den Publikum zu öffnen. Die Mitgliederversammlung zwei der Workshops einem experimentellen Konzept: der ARL wird künftig als eigenständige Veranstaltung Dabei boten neben den Impulsvorträgen wechselnde organisiert. Zum ersten ARL-Kongress am 16. und 17. Round-Table-Gespräche die Möglichkeit, Fragestel- Juni 2011 hatte die Akademie nach Bremen eingeladen, lungen unter verschiedenen Perspektiven vertiefend wo das historische Alte Rathaus eine eindrucksvolle zu bearbeiten – ein innovatives Konzept, das auch Kulisse bot für die Diskussion über die Herausforde- manchen Skeptiker überzeugen konnte. rungen, denen die Raumentwicklung in Europa in den Aus Sicht der Akademie ist vor allem die Teilnahme kommenden zehn Jahren gegenübersteht. vieler Nachwuchskräfte aus Wissenschaft und Praxis Unter dem Motto „Miteinander – Füreinander positiv zu bewerten. Sie ist – wie von einzelnen Teil- – Gegeneinander“ ließen sich viele Aspekte und nehmenden zu hören war – auch einem insgesamt als angrenzende Fragestellungen subsummieren. Der innovativer empfundenen Charakter der Veranstaltung Schwerpunkt „Territoriale Kohäsion“ rief bereits beim geschuldet. So hat sich in diesem Jahr eine stringentere Call for Papers das größte Interesse hervor. Aber auch Zielgruppenorientierung ausgezahlt, die im nächsten das übrige Themenangebot auf dem Programm, das Jahr, bezogen auf das neue Veranstaltungsthema, von „Migration und Integration“ über „Chancen und fortgeführt wird. In Kürze werden wir auf den ARL- Risiken erneuerbarer Energien“ und „Anpassung an Kongress 2012 aufmerksam machen. NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011 3 Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 3 14.09.2011 15:05:22
VERANSTALTUNGEN Im Bremer Rathaus war der ARL-Kongress gut aufgehoben. Foto: M. v. Bullion Junge Foto: M. Todoric Aktive: Yvonne Knapstein Gespräche und am Rande Christina der Tagung: West Markus Hesse und Foto: M. v. Bullion Rainer Foto: M. v. Bullion ... Sabine Hofmeister, Andreas Klee, Christina von Haaren Danielzyk ... und Heinrich Mäding St. Petri in Bremen – Zum Ausklang des Kongresses boten sich Foto: M. v. Bullion drei geführte Stadt- spaziergänge an. Foto: M. Todoric Auch das Orga-Team braucht mal eine Pause. Sie sorgten hinter den Kulissen für das „Rundum-Sorglos-Paket“: (v. l.) Kathrin Kube, Angélique Griguhn, Sylvia Gutschera, Foto: ARL Manja Hangebruch, Dana Korn und Miroslav Todoric. 4 3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 4 14.09.2011 15:05:30
VERANSTALTUNGEN Bericht aus dem Plenum für ihn derzeit noch offen. Denn in den Niederlanden, B ereits mit den Grußworten des Kongresses durch den Präsidenten der ARL, Ministerialdirigent a. D. Dr. Bernhard Heinrichs, sowie durch den nunmehr ehema- so stellte er beispielhaft dar, verliert die umfassende Raum- planung, die er als strategic ligen Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa der oder comprehensive planning Freien Hansestadt Bremen, Dr. Reinhard Loske, wurden bezeichnet, an Bedeutung, die Kernpunkte des diesjährigen Kongresses angespro- Foto: M. v. Bullion stattdessen sind Merkmale des chen. Bereits zu Zeiten der Hanse hatte es zwischen den Bernhard Heinrichs und Landnutzungsmanagements Staaten ein Miteinander, Füreinander und Gegeneinan- Reinhard Loske vermehrt zu beobachten. In der gegeben, welches das Zusammenwachsen Europas UK bewegt man sich hingegen von der bisher eher am auch heute charakterisiert. Angesichts der vielfältigen Landnutzungsmanagement orientierten Planung hin zu Herausforderungen, mit denen sich die Staaten Europas strategischen Aussagen – nicht zuletzt, weil auch der öko- konfrontiert sehen, ist die Marginalisierung der Raumord- nomische Sektor Reaktionen auf diese Herausforderungen nung beispielsweise in Deutschland auf der Bundesebene verlangt. Auf EU-Ebene, so schlussfolgerte er, sei es notwen- kritisch zu betrachten. Denn die Handlungsfähigkeit des dig, die Sektorpolitiken besser zu koordinieren, um trotz Staates wird erst durch das Sicherstellen von Bürgerbe- unterschiedli- teiligung garantiert. Auch wenn dies einer Quadratur des cher Systeme Kreises nahekommt, kann Planung dazu einen wesentli- diese Heraus- chen Beitrag leisten. forderungen bewältigen Konvergenz der Planungssysteme zu können. Noch gebe es Allerdings ist gesamteuropäisch eine Konvergenz der diesbezüglich Planungssysteme ebenso wenig in Sicht wie eine euro- allerdings we- päische Planungsdirektive, so Prof. Dr. Simin Davoudi, nig positive Universität Newcastle. Diese könnte das von Davoudi Zeichen. Im- Foto: M. v. Bullion beobachtete Problem der Asymmetrie zwischen Regel- merhin stelle systemen gegebenenfalls einer Lösung näher bringen. Evelyn Gustedt und Vincent Nadin die EU aber Sie stellt fest, dass das Regelsystem der ökonomischen nun schon seit einigen Jahren Plattformen und finanzielle Kräfte, welche die räumliche Entwicklung fundamental Unterstützung für eine Reihe von Impulsen für das Lernen bestimmen, nicht dem Regelsystem der räumlichen voneinander zur Verfügung. Planung entspricht. Für Ersteres gibt es auf EU-Ebene einen Harmonisierungsprozess, für Letzteres nicht. Die Planungssysteme sind frag- Vielfalt erhöht Resilienz mentiert und nationalen Regel- Eine interdisziplinäre Studie, die sich mit der Europa- werken unterworfen. Auch ist strategie 2020 und den daraus erwachsenden Herausfor- die ökonomische Integration derungen für die Planungssysteme befasste, bildete die Europas völlig abgekoppelt Grundlage für die Ausführungen von Dr. Erich Dallham- von der sozialen Integration, mer, ÖIR. Resilienz und Vulnerabilität von Mitgliedstaaten bezüglich derer die Mitglied- und Nachbarstaaten gegenüber Globalisierung, Bevölke- staaten ebenfalls fragmentiert rungswandel, Klimawandel, Energieversorgung und sozi- vorgehen. Zwar setzen Elemen- alen Disparitäten waren darin Betrachtungsgegenstand. te der sogenannten Soft Gover- Die Schlussfolgerungen, die Dallhammer daraus ziehen nance, wie beispielsweise die konnte, weisen in zwei Richtungen: Anpassungsbedarf für Baltic Sea Foto: Region Strategy, ein M. v. Bullion Planungssysteme einerseits und für die Regionalpolitik der Hoffnungszeichen, Davoudi Simin Davoudi EU andererseits. Angesichts des europäischen Anspruchs, hinterfragt jedoch, ob solche Maßnahmen ausreichen, ökonomische, soziale und territoriale Kohäsion erreichen um anstehende Probleme zu bewältigen. Für sie ist zu wollen, müssen die Planungssysteme so gestaltet sein, entscheidend, dass die EU-Integration nicht nur ein rein dass sie regional differenziert Bedürfnisse und Vulnerabili- ökonomisches Projekt bleibt, sondern sich auch zu einem täten erfassen, beschreiben und kommunizieren können. sozial und räumlich orientierten Projekt fortentwickelt. Dieses Wissen sei unabdingbar, weil nur darauf aufbau- Dazu müsse die EU Kompetenzen ergreifen und z. B. end proaktiv Anpassungskapazitäten in vulnerablen durch Richtlinien entfalten. Regionen gestärkt werden und eine territorial fokussierte Prof. Dr. Vincent Nadin, TU Delft, schloss daran an und Politik umgesetzt werden könne. Dem müsse auch die hinterfragte die Qualität und Effizienz der unterschiedli- Förderpolitik angepasst werden. Dort, wo Regionen mit chen Planungssysteme. Er stellte fest, dass gegenüber Her- unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert sind ausforderungen wie dem Klimawandel alle Systeme positi- und geringe Anpassungskapazitäten aufzuweisen haben, ve Ansatzpunkte aufzuweisen haben. Ob daraus allerdings wird eine breite Unterstützung benötigt. Das gilt auch eine Konvergenz der Systeme entstehen wird, weil diese Art für die EU-Nachbarschaftspolitik. Ökonomisch starke von Herausforderungen alle Mitgliedstaaten betrifft, bleibt Regionen mit geringer Vulnerabilität benötigen – wenn NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011 5 Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 5 14.09.2011 15:05:43
VERANSTALTUNGEN überhaupt – eine fokussierte Unterstützung. Bei jeglicher bestätige dies durch seine Textanleihen beim Raum- Unterstützung ist auf die Erhaltung oder die Schaffung ordnungsgesetz. Angesichts solcher Neuerungen und von Vielfalt in einer Region zu achten, denn – was man im vor dem Hintergrund, ROG und ROV exporttauglich zu Analogieschluss aus anderen Disziplinen bereits ahnt und machen, forderte Erbguth Verbesserungen ein. Sowohl was Dallhammer und seine Projektpartner in ihrer Studie Öffentlichkeitsbeteiligung wie auch Monitoring bedürften nachweisen – : Vielfalt erhöht die Resilienz. einer Ausweitung auf soziale und ökonomische Belange, um nicht wie bisher über die Strategische Umweltprüfung nur eine Säule der Nachhaltigkeit zu bedienen. Auch sei Soft Planning for Soft Places das ROV stärker als bisher bereits in den Planungsprozess Insbesondere auf die territoriale Kohäsion und die Dis- anstatt vor allem in den Genehmigungsprozess einzubin- krepanz zum Subsidiaritätsprinzip ging Prof. Dr. Andreas den. Damit könne man in ganz Europa beispielgebend Faludi, TU Delft, ein. Mit seinen Schlussfolgerungen, das sein und insbesondere dem Problem begegnen, dass Hohelied auf das Subsidiaritätsprinzip enden zu lassen, Fachplanungen immer häufiger – siehe Stuttgart 21 – mit ging er argumentativ in eine ähnliche Richtung wie zuvor erheblichen Konflikten und damit auch Kosten verbun- Davoudi hinsichtlich der Konvergenz von Planungssyste- den sind. men oder einer Planungsdirektive. Territoriale Kohäsion Evelyn Gustedt 0511 34842-29 und Subsidiarität passen als Zielgrößen nicht zueinander, gustedt@arl-net.de so Faludi, und er fasste seine Argumente unter dem Slogan „Soft Plan- ning for Soft Places“ zu- Dornröschen küsst sich sammen. Damit meinte er, dass Subsidiarität im selber wach!? Widerspruch zu einem herrschaftsfreien Dis- kurs steht, und knüpfte M ärchenhafte Zustände im Workshop „Territoriale Kohäsion“? Nein, es ging sehr sachlich zu. Aber manchmal helfen Metaphern, um komplexe Sachverhalte auch an die von Loske zusammenzufassen. Im Fazit ihres Workshop-Beitrags gin- bereits beschworene gen Prof. Dr.-Ing. Jörg Knieling (HafenCity Universität) und Bürgerbeteiligung an. Dipl.-Geogr. Guido Sempell (Behörde für Stadtentwick- Foto: M. v. Bullion Allerdings nur, um sich lung und Umwelt, Hamburg) auf die Erfahrungen aus dem Andreas Faludi und den Teilnehmen- „Moro Nord“ (Großräumige Partnerschaft Metropolregion den sogleich die Frage nach der „Box“ zu stellen, in der Hamburg/Norddeutschland) ein und forderten für den sich jeder Einzelne befindet und in der das Individuum ländlichen Raum: „Dornröschen, küss dich selber wach!“. als Stakeholder Akzeptanz findet. Außerhalb dieser „Box“ oder Verwaltungseinheit werden Einwürfe nicht zugelas- sen. Das allerdings steht Governance-Ansätzen entgegen und verhindert vor allem die Möglichkeit, gemeinsame Werte in unterschiedlich zugeschnittenen Territorien und über deren Grenzen hinweg zu entwickeln. Deutsche Raumgesetzgebung – ein Exportschlager? Abschließend brach Prof. Dr. Wilfried Erbguth, Zeichnung: K. Lützen Universität Rostock, eine Lanze für das System der Sie beleuchteten damit wichtige Fragen des Austausches deutschen Raumord- von Zentren und Umland. Sollte die – stereotyp gesehen nung und insbesondere – verschlafene Provinz immer darauf warten, dass sie von für das Instrument des den Entwicklungsimpulsen der Metropolen wachgerüttelt Raumordnungsverfah- wird? Oder gibt es genügend Potenziale, um die eigenen rens. Beide erhielten endogenen Kräfte für eine dynamischere Entwicklung zu durch Aktivitäten auf aktivieren? Knielings und Sempells Folgerung war: Durch der europäischen Ebene großräumige Partnerschaften verändern sich in jedem Foto: M. v. Bullion einen Bedeutungsschub. Fall die gewohnten Denkweisen im Verhältnis von Stadt Festmachen ließe sich Wilfried Erbguth und Land. dies, so Erbguth, an den Entwicklungen zu einer Mariti- Dies vertiefte der Vortrag von Dipl.-Geogr. Antje Matern men Raumordnungsrichtlinie der EU. Auch das Mitte des (HafenCity Universität), die sich in den Fallstudien ihrer Jahres zügig vorangebrachte Gesetzgebungsverfahren Dissertation – „Metropolregion Hamburg“ und „Öresund zum Netzausbaubeschleunigungsgesetz in Deutschland Region“ – speziell mit der Sichtweise von Akteuren im 6 3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 6 14.09.2011 15:05:48
VERANSTALTUNGEN ländlichen Raum auf Stadt-Land-Partnerschaften be- Teller oder Tank? Oder können schäftigt. Für diese liegt der Mehrwert z. B. im Zugang zu Infrastruktur und Netzwerken, in der gemeinsamen Windräder wie Ballett sein? Öffentlichkeitsarbeit oder der Unterstützung durch Koor- dinationsstellen. Im Gegensatz zu den zentral gelegenen Metropolen mit gut ausgebauten Verwaltungen müssen D iese und mehr Fragen warfen die Teilnehmer in der Arbeitsgruppe „Erneuerbare Energien“ auf. Die The- matik habe in den letzten Monaten enorm an Dynamik sie jedoch stärker die Kosten-Nutzen-Relation beachten, da weniger Personal der Vielzahl der Projekte gegenüber- und Relevanz gewonnen, bei deren Ausgestaltung die steht. Der nötige Aufwand und die zurückgelegten Ent- räumliche Planung ein wesentlicher Akteur ist, so der fernungen sind vergleichsweise groß. Die Übersicht über Moderator der Arbeitsgruppe, Dr. Jens Hoffmann von die komplexen Strukturen kann nicht immer gewährleistet der Hochschule Neubrandenburg. werden. Letztlich haben die großen Städte immer einen In den drei Impulsvorträgen schauten die Referenten Vorsprung, auch wenn es um Öffentlichkeitsarbeit zu aus verschiedenen Blickwinkeln auf die Entwicklung der plakativen Großprojekten wie Opernbau (Kopenhagen) Erneuerbaren Energien. Dipl.-Geogr. Pedro Campos Silva, oder Elbphilharmonie (Hamburg) geht. Universität Osnabrück, widmete sich der europäischen Seite der Energiepolitik. Obwohl die gemeinsame Ener- giepolitik ein Treiber der Europäischen Integration (u. a. die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, EGKS) war, wurde sie erst mit dem Vertrag von Lissabon 2007 über das Energiepolitische Zieldreieck „Versorgungssi- cherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit“ in das Primärrecht der EU aufgenommen. Damit sind neue Handlungsspielräume zur Nutzung Erneuerbarer Energien abseits national orientierter Energiepolitik eröffnet. Eine gemeinschaftliche Förderung und die Harmonisierung Zeichnung: K. Lützen nationalstaatlicher Aktivitäten sind dabei das Ziel, trotz Ist die Zeit schon reif für eine solidarische Raument- der enormen Heterogenität der Mitgliedsstaaten – insbe- wicklung? Oder überwiegen doch die Ansätze, die eine sondere in Bezug auf die Energiepolitik –, so Campos Silva. gezielte Förderung von punktuellen Wachstumsmotoren Dipl.-Geogr. Cora Arbach, Universität Osnabrück, leg- favorisieren (Knieling/Sempell)? In der Debatte auf EU- te in ihrem Vortrag den Fokus auf die nachwachsenden Ebene, die Dr. Karl Peter Schön (BBSR) für den Workshop Rohstoffe (NawaRo). Die Energieerzeugung aus NawaRo zusammenfasste, wird durchaus der solidarische Aspekt wird in Deutschland entscheidend mithilfe nationaler Re- von territorialer Kohäsion betont. In der erst kürzlich gelungen gefördert – i. e. durch die im Erneuerbaren-Ener- (Mai 2011) veröffentlichten „Territorialen Agenda 2020“ gien-Gesetz festgelegten Vergütungen. Im europäischen heißt es: „Metropolitan regions should also be aware Vergleich ist hier insbesondere die Biogaserzeugung stark that they have responsibility for the development of their ausgebaut: Nur in Deutschland wird für den Einsatz von wider surroundings“ (Abs. 29). Weiter oben wird ausge- nachwachsenden Rohstoffen in Biogasanlagen ein Bonus führt: „Cities should, where appropriate, look beyond von sieben Cent pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms their administrative borders and focus on functional gezahlt. In der Konsequenz sind damit auch die mit dem regions, including their peri-urban neighbourhoods” Anbau von Energiepflanzen verbundenen Probleme (Abs. 27). Der Begriff der „funktionalen Region” wird und Potenziale Ergebnis politischer Entscheidungen, so hier eingeführt als großräumige Verantwortungsgemein- Arbach. Sie sieht die Einspeisevergütungen weiter als schaft. Eine derartige Gebietsklasse könnte in Zukunft für notwendig, um die Potenziale weiter zu nutzen. Aller- die EU-Förderung eine stärkere Rolle spielen, so Schön. dings sei eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung Die Neuausrichtung der Strukturfonds 2014–2020 wird dieser Vergütungen notwendig, um Fehlentwicklung und ab der zweiten Jahreshälfte 2011 unter der polnischen Flächenkonkurrenzen zu vermeiden. Präsidentschaft weiter intensiv beraten. Prof. Dr.-Ing. Ortwin Peithmann, Universität Oldenburg, Es kann gefolgert werden: Eine gleichberechtigte Partner- befasste sich mit Synergien zwischen der Energiewende schaft zwischen Dornröschen vom Lande und ihrem Prin- und dem Klimawandel. Bereits Maßnahmen zum Umstieg zen Urban erscheint als eine wesentliche Voraussetzung für auf erneuerbare Energien können solche Synergien sein, den räumlichen Zusammenhalt und die Gewährleistung wenn sie zur Milderung von Klimafolgen beitragen. Die- von Lebensqualität in allen europäischen Regionen. se Maßnahmen zeigen sehr viel kurzfristiger Ergebnisse Sara Reimann 0511 34842-52 und werden folglich sehr viel eher akzeptiert. Peithmann reimann@arl-net.de zeigte anhand des Küstenschutzes Synergiepotenziale, die neben dem Küstenschutz die Windenergienutzung und den Tourismus miteinander verbinden. Solche mul- tifunktionalen Systeme sind sehr langfristig anzulegen, müssen aber bereits heute gedacht werden und bieten ein erhebliches Potenzial. Dies sei der spezifische Beitrag der Raumordnung, so Peithmann. NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011 7 Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 7 14.09.2011 15:05:53
VERANSTALTUNGEN Quelle: Peithmann Windernergie wird auch für die Entwässerung an der Küste genutzt. Die Diskussion zeigte die enorme Brisanz der Thematik. Insbesondere Überlegungen zum Einsatz von Nahrungs- Neue Räume in Europa? mitteln zur Energiegewinnung – „Teller versus Tank“ – er- hitzten die Gemüter, ebenso wie die Steuerungsmöglich- keiten der Raumplanung. Steuerung sei in vielen Fällen L assen sich neue grenzüberschreitende Räume und Identitäten konstruieren? Können Binnengrenzen zu Außengrenzen werden? Was sind die praktischen Impli- kationen von neuen grenzüberschreitenden Räumen? Im Workshop „Neudefinition von Räumen“ hatten sich die Anwesenden diese Fragen sowie weitere Themen der Raum- und Regionsbildung vorgenommen – kein leichtes Unterfangen. Der Workshop wurde im Stil der „World Cafés“ orga- nisiert: drei Referentinnen und Referenten diskutierten jeweils rund eine halbe Stunde mit einem Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Café-Atmo- sphäre. Nach einer halben Stunde wechselte die Zu- sammensetzung des Cafés, nach einer weiteren halben Stunde erfolgte ein abermaliger Wechsel. So konnten alle Anwesenden drei intensive Diskussionen mitgestalten. Moderiert wurde das Café von Patricia Feiertag, Bergische Universität Wuppertal, und Yvonne Knapstein, team ewen – Konflikt- und Prozessmanagement Darmstadt. Im ersten Café stellte Monika Sonntag vom Geogra- phischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin die sogenannte Großregion vor. Zu ihr gehören neben Luxemburg die deutschen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland, die französische Region Lothringen sowie die belgische Region Wallonien. Die Konstruktion dieser grenzüberschreitenden Region mit dem Ziel der Zusam- menarbeit im Kulturbereich entsprang einer politischen Quelle: Peithmann Sonderweg Deutschland: Die starke Förderung der Biogas- erzeugung führt zu einer hohen Dichte an Biogasanlagen. kaum möglich, insbesondere im Bereich der Biomasse, wurde von vielen Akteuren bemängelt. Die Rolle der räumlichen Planung im Rahmen der Energiewende stellte dementsprechend den zentralen Diskussionspunkt dar. Die räumliche Planung kann in dieser Phase der Energie- wende ein entscheidender Faktor sein. Zwar sei dies in der Kürze der Zeit und aufgrund von Akzeptanzproblemen schwer realisierbar, biete aber große Entwicklungspoten- ziale und sollte für eine nachhaltige Raumentwicklung unbedingt genutzt werden. Mareike Köller 0511 34842-28 Foto: M. Todoric koeller@arl-net.de „World Café” mit Monika Knapstein 8 3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 8 14.09.2011 15:05:54
VERANSTALTUNGEN Idee und wurde „top-down“ organisiert. Wird sie sich strukturierung transnationaler Räume durch ‘makroregio- etablieren können, gerade auch in den Köpfen der Kultur- nale Strategien’” die Strategie der EU für den Ostseeraum schaffenden? In der eingehenden Diskussion wurde dies vor. Sie baut auf Ideen der transnationalen Kooperation eher skeptisch gesehen. Zudem wurde klar, dass neue und Projektumsetzung auf. Neue Instrumente, Gesetze Räume wie die Großregion nach funktionalen Kriterien oder Finanzmittel werden nicht bereitgestellt. Stattdessen abgegrenzt sind. Nationale Grenzen werden dadurch werden vielfältige und oft bereits bestehende Initiativen nicht ersetzt. Es kommt vielmehr ein neuer regionaler und Instrumente im Ostseeraum gesammelt und durch „Layer“ hinzu. Dies führt dazu, dass die Bewohnerinnen eine makroregionale Perspektive ergänzt. Schmitt erläu- und Bewohner, insbesondere die untersuchten Akteure terte die makroregionale Strategie für den Ostseeraum des Kultursektors, jeweils unterschiedliche Handlungs- und kam zu dem Ergebnis, dass dadurch keine neue und Identitätsräume konstruieren. Dabei mögen die Raumkategorie geschaffen wurde. Vielmehr handle es Staatsgrenzen an Bedeutung verlieren und Raumgefälle sich um ein neues „Label“, mit dem der Ostseeraum neu zwischen Metropolen und Peripherien größer werden – „geladen“ wird und das die spezifischen Ziele und Maß- letztlich lösen sich Grenzen nicht auf, weder funktional nahmen bündelt und neu ausrichtet. noch in den Köpfen. Andreas Klee 0511 34842-39 klee@arl-net.de Migration & Integration – Herausforderungen für die europäische Raumentwicklung M igrationsfragen rücken zunehmend in den Mit- telpunkt der gesellschaftlichen und politischen Aufmerksamkeit in Europa. Die internationale Migration sowohl in die als auch innerhalb der Europäischen Union wird auch in Zukunft eine der großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen darstellen. „Alte“ wie „neue“ Zuwanderungs- bzw. Transitländer – etwa Italien (Lampedusa) oder Spanien – sind (plötzlich) mit Fragen der Integration und sozialen Inklusion konfrontiert, die vor Ort und in den Regionen oftmals enge Interdepen- Quelle: Tobias Chilla denzen mit sozialen und ökonomischen Problemen aufweisen. Besondere Problemlagen bzw. Integrations- Grenzpendler in der „Großregion” anforderungen entstehen, wenn die ethnische Wohn- segregation im Quartier mit wirtschaftlicher und sozialer Auch Dr. Tobias Chilla von der Universität Luxemburg Segregation einhergeht. hat die Großregion untersucht. In seinem Impuls „Wenn Auf die Zusammenhänge zwischen Migrationspro- Binnengrenzen zu Außengrenzen werden“ fokussierte zessen und Regionalentwicklung ging die Moderatorin, er darauf, dass durch die Bildung der Großregion bislang Juniorprof. Dr. Birte Nienaber, Saarbrücken, in ihrer innerstaatliche Binnengrenzen, beispielsweise Grenzen Einleitung in den Workshop kurz ein. Im Vordergrund der deutschen Bundesländer, zu Außengrenzen des des Workshops standen die Konsequenzen des Wande- innereuropäischen Kooperationsraumes geworden rungsverhaltens junger Frauen für die ländliche Regional- sind. Chilla stellte sich in diesem Zusammenhang die entwicklung sowie soziale und politische Anforderungen, Frage, welche Rolle Territorialität und Territorialisierung die aus einer wachsenden Transkulturalität, -ethnizität in diesem Prozess der „neuen Regionalisierung“ spielen. bzw. -nationalität resultieren. Auch er verdeutlichte, dass der gewollte politische Raum nicht mit funktionalen Zusammenhängen zur Deckung kommt. Selbst die einzelnen Funktionalitäten bedingen Regionalentwicklung und Migrations- eigentlich unterschiedliche Territorialisierungen. Eine verhalten junger Frauen gemeinsame Territorialität lässt sich nicht erkennen. Der Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsge- Die passende Antwort der Raumwissenschaften wären sellschaft und die zunehmende Frauenerwerbstätigkeit möglicherweise „flexible Geographien“, mit denen die beeinflussen nicht nur den sozialen Wandel, sondern vielfältigen Handlungsweisen der regionalen Akteure, auch die Migrationsmuster junger Menschen. So wei- Identitätskonstruktionen und Kooperationsbeziehungen sen (prosperierende) urbane Räume tendenziell einen eingefangen werden könnten. Überschuss an jungen Frauen auf, während in dünn be- Dr. Peter Schmitt, Nordregio – Nordic Centre for Spatial siedelten, ländlichen (Schrumpfungs-)regionen oftmals Development Stockholm, stellte in seinem Beitrag „Um- eine Dominanz junger Männer erkennbar ist. Als zentrale NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011 9 Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 9 14.09.2011 15:05:59
VERANSTALTUNGEN Negative Entwicklungs- ein teilweise ausgeprägter Pessimismus hinsichtlich der spirale durch selektive zukünftigen Entwicklung (der regionalen Lebensqualität) Abwanderung zu nennen. Hier stehen Regionalplanung und Regional- entwicklungspolitik vor der Herausforderung, die durch Abwanderungs- und Schrumpfungsprozesse ausgelöste Abwärtsspirale zu begrenzen und diese Regionen für die Zuwanderung junger Menschen, insbesondere Frauen, wieder attraktiver zu gestalten. Diese Fragen wurden in dem Workshop eingehend dis- kutiert. Im Vordergrund standen die Ursachen für sozial und geschlechtsspezifisch selektive Migrationsprozesse zwischen strukturschwachen und -starken Regionen so- wie die (endogenen) Potenziale für eine soziodemogra- phische und ökonomische Stabilisierung der betroffenen Quelle: Fischer 2010 Regionen. Des Weiteren ging es um die konzeptionellen und instrumentellen Handlungsmöglichkeiten der Regi- Ursachen für die Abwanderung junger Frauen aus länd- onalplanung und Regionalentwicklungspolitik, genauer lichen Regionen werden ein höheres Bildungsniveau, um den optimalen Mix von Entwicklungsstrategien und eine stärkere Mobilitätsbereitschaft und eine besondere -instrumenten zur Attrahierung jüngerer, qualifizierter Präferenz für urbane Lebensweisen vermutet. Arbeitskräfte mit entsprechend hohen Anforderungen Auf diese für die Regionalentwicklung wichtige Thema- an die regionale Lebensqualität und insbesondere die tik ging Dipl.-Geogr. Tim Leibert, Leibniz-Institut für Län- „weichen“ Standortfaktoren. derkunde, Leipzig, auf der Grundlage von Zwischener- gebnissen eines von der Europäischen Union im Rahmen des ESPON-Programms geförderten Forschungsprojekts Transkulturalität, Transethnizität, in einem Impulsstatement ein. Wie er ausführte, sind Transnationalität im europäischen Vergleich Frauendefizite in ländlichen Das zweite Impulsreferat von Dr. Christina West, Universität Räumen in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen nicht Mannheim, geht auf das Forschungsprojekt „Transkulturali- ungewöhnlich. Ländliche Ausbildungs- und Arbeits- tät, Transnationalität, Transethnizität und soziale Lokalität in märkte bieten jungen Männern anscheinend bessere Europa“ sowie auf Forschungen des Arbeitskreises „Räumli- Bedingungen zur Verwirklichung ihrer Berufswünsche che Auswirkungen der internationalen Migration“ der ARL (Tätigkeitsspektrum) als jungen Frauen. In vielen länd- zurück. Ein wichtiger Forschungsaspekt bezieht sich auf die lichen Regionen Europas ist für die Altersgruppe der Frage, ob nicht Konzepte der Inter- oder Transkulturalität 25- bis 35-Jährigen – gewissermaßen in einer zweiten und die damit verbundenen Vorstellungen von Mehrfach- Phase – dann jedoch ein verstärkter Zuzug von Frauen integration über Transnationalität oder Transethnizität in (Zu- und Rückwanderer) festzustellen, der wieder zu einer Zukunft die raumplanerische (-entwicklungspolitische) ausgeglicheneren Geschlechterstruktur und dadurch zu Diskussion um Integration, Exklusion, soziale Kohäsion einer Verbesserung der Humankapitalausstattung führt. oder räumliche Segregation stärker bestimmen werden. Bleibt die Zu- und Rückwanderung von Frauen in der Wie erste Untersuchungen zeigen, werden die Auswir- Berufseinstiegs- und Familiengründungsphase allerdings kungen internationaler Migrationsprozesse auf der Ebene weitgehend aus, so ergeben sich gravierende Probleme der Nationalstaaten, Regionen und Gemeinden unter- für die ländliche Regionalentwicklung. Zwar lässt sich schiedlich diskutiert. Ist auf nationalstaatlicher Ebene eher diese Entwicklungstendenz auch in anderen Staaten der das tradierte nationale Selbstverständnis von Gesellschaft EU erkennen, jedoch nicht in dem Ausmaß und so flächendeckend wie in Ostdeutschland. Als Ursachen für die ausbleibende Zu- und Rückwanderung junger Frauen in die ländlichen Gebiete der neuen Län- der sind die ungünstige Arbeitsmarktsituation, die nach wie vor beste- henden infrastrukturel- len Ausstattungsdefi- zite, das Einkommens- gefälle zu westdeut- Foto: M. v. Bullion schen Regionen und Christina West bei ihrem Vortrag 10 3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 10 14.09.2011 15:06:00
VERANSTALTUNGEN (gesellschaftlichem Zusammenleben) die Grundlage Union ist – laut dem Grünbuch zum territorialen Zusam- für das Verständnis von Integration (Zugehörigkeit zum menhalt – eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit Kollektiv, Identität) und für die Ausarbeitung integrations- vonnöten, denn viele gesellschaftliche Probleme, wie politischer Strategien, so findet die eigentliche Integrati- z. B. die Zunahme von Überschwemmungen infolge des onsarbeit auf der regionalen und insbesondere der lokalen Klimawandels, eine zu geringe Wettbewerbsfähigkeit von Ebene statt. Hierbei unterscheidet sich das Verständnis von Regionen, technische Störfälle von Industrieanlagen oder Integration auf der lokalen Ebene oftmals deutlich von der der Verlust der biologischen Vielfalt, machen oft nicht vor Sichtweise auf nationalstaatlicher Ebene. politisch-administrativen Grenzen halt. Daher ist es eine wichtige Frage, welche Integrationsstra- Prof. Dr. Gerold Janssen vom Leibniz-Institut für öko- tegien sich – im politisch-administrativen Mehrebenen- logische Raumentwicklung erläuterte in seinem Vortrag, Spannungsfeld – vor Ort, d. h. in erster Linie in den Städten wie sich mithilfe der Einrichtung eines Europäischen und ihren von Zuwanderung vorrangig betroffenen Stadt- Verbundes für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) eine quartieren, durchsetzen bzw. verfolgt werden. Zudem be- informelle Zusammenarbeit von Akteuren aus unter- stehen auch auf der lokalen Ebene durchaus Divergenzen schiedlichen Mitgliedstaaten der EU in eine formelle zwischen dem, was von Politik, Verwaltung sowie Stadt- Kooperationsform überführen lässt. Es handelt sich um und Regionalplanung als Handlungsstrategien formuliert ein Rechtsinstrument (EU-Verordnung 1082/2006), das wird, und dem, was im Alltagshandeln von Migrantinnen der grenzüberschreitenden, interregionalen und trans- und Migranten im Hinblick auf Integration und soziale nationalen Zusammenarbeit in der Union dienen soll Kohäsion vollzogen bzw. gelebt wird. „Zugehörigkeit“ und (Ziel 3: Europäische territoriale Zusammenarbeit). Das Identität werden hierbei auf der Basis unterschiedlicher Instrument eröffnet den Mitgliedstaaten der EU die Mög- Wertorientierungen und verschiedener sozialräumlicher lichkeit, die Verwaltung der Ziel 3-Programme (INTERREG Kontakte konstruiert. Hierbei rückt das Konzept der Inter- IV) an einen EVTZ zu delegieren. Es ist aber nicht auf die kulturalität und damit die Forderung nach einem bewuss- Umsetzung der Ziel 3-Programme beschränkt, sondern ten und sorgsamen Umgang mit Differenz zunehmend kann auch außerhalb der Strukturfonds Anwendung in den Vordergrund. Für die Stadt- und Regionalplanung finden. Janssen stellte drei Praxisbeispiele vor: den fran- gewinnen dadurch das Leben in transnationalen sozialen zösisch-belgischen Städteverbund Lille-Kortijk-Tournai, Räumen und die damit verbundene Ausprägung bi- bzw. die ungarisch-slowakische Region Ister-Granum und pluri-kultureller Identitäten immer mehr Bedeutung. die portugiesisch-spanische Flusslandschaft des Duero- Im Mittelpunkt der Diskussion standen die bisher disku- Douro. Bislang sind sechs EVTZ gegründet worden; 30 tierten Integrationsmodelle und die Auswirkungen neuar- weitere befinden sich im Aufbau. Der Mehrwert eines tiger Identitätskonstruktionen, die sich (hybrid) jenseits na- EVTZ sei in seiner Ausgestaltung als juristische Person mit tionaler oder ethnischer Zugehörigkeit vollziehen, auf den großer Handlungsfähigkeit zu sehen, so Janssen. In der Verlauf und die Anforderungen an „Integrations“prozesse Diskussion wurde deutlich, dass ein EVTZ ein sinnvolles und an die Stadt- und Regionalplanung. Dabei wurde Instrument sein kann, um Rechts- und Planungssicherheit deutlich, dass nach wie vor beträchtliche Defizite bei den in der territorialen Zusammenarbeit zu schaffen, dass sei- sozialstatistischen Grundlagen, aber auch ein erheblicher ne Eignung aber im jeweiligen Einzelfall zu prüfen ist, weil Forschungsbedarf im Hinblick auf die sozialräumlichen der Erfolg von informellen und formellen Kooperationen Konsequenzen von Integrationsprozessen bestehen. immer von der fallspezifischen Akteurskonstellation und Aussagekräftige Daten und raumbezogene Informationen den jeweiligen Rahmenbedingungen abhängig ist. sind jedoch eine entscheidende Voraussetzung für einen erfolgreichen Umgang mit den Konsequenzen der inter- nationalen Migration und damit für eine sozial nachhaltige Stadt- und Regionalentwicklung. Gerd Tönnies 0511 34842-23 toennies@arl-net.de AG Grenzräume – Miteinander über Grenzen hinweg? W arum über Grenzen hinweg zusammenarbeiten? Der Moderator der AG, PD Dr.-Ing. Thomas Weith vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), ver- deutlichte in seiner Einführung, dass die Ziele grenzüber- schreitender Zusammenarbeit sehr vielfältig sein können. Begrüntes Dreiländereck: Deutschland – Polen – Tschechien So verfolgt die EU mit ihrer Politik das Ziel, ihren wirtschaft- lichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt zu stärken, Im Impulsstatement von Prof. Dr.-Ing. Jiřina Jílková, um eine harmonische Entwicklung der Union als Ganzes Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung, zu fördern (Art. 174 des Vertrags über die Arbeitsweise der wurden die Planungs- und Handlungsräume grenzüber- EU). Zur Förderung einer harmonischeren Entwicklung der schreitender Zusammenarbeit am Beispiel des „Begrün- NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011 11 Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 11 14.09.2011 15:06:04
VERANSTALTUNGEN ten Dreiländerecks“ – früher „Schwarzes Dreieck“ – im Deppisch (HCU) den Mehrwert länderübergreifender trilateralen Grenzraum zwischen Sachsen, Tschechien makroregionaler Kooperationen und die zentrale Rolle und Polen genauer unter die Lupe genommen. In der der Raumplanung bei der Klimaanpassung am Beispiel Evaluation der Entwicklungsverläufe zwischen 1990 und des EU-Ostseeraumes dar. 2006 im Dreiländereck kommt Jílková u. a. zu dem Ergeb- Im Folgenden wurden zwei regionale Fallbeispiele nis, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in vorgestellt und erörtert: Dr. Dominic Stead (Uni Delft) be- den Grenzregionen eher von öffentlichen Programmen leuchtete am Beispiel von Rotterdam das Zusammenspiel initiiert wird als dass sie von den Kräften des gemeinsa- von Klimaschutz und Klimaanpassung in der lokalen Stra- men Binnenmarkts angetrieben wird. Die Triebkraft der tegieentwicklung zur Erreichung einer klimaresilienten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sei zumeist die Stadt. Prof. Dr.-Ing. Stefan Siedentop (IREUS) und Dipl.- Bemühung, Mittel aus öffentlichen Fonds zu erhalten, Ing. Thomas Kiwitt (Verband Region Stuttgart) stellten das nicht die Erwartung eines beiderseitigen Nutzens aus den im Frühjahr 2011 abgeschlossene KlimaMORO „Von der gemeinsamen Aktivitäten. Vulnerabilitätsanalyse zur regionalen Klimastrategie“ aus Stuttgart vor. Zu Lande, zu Wasser und in der Luft Dr. Mathias Schubert vom Ostseeinstitut für Seerecht, Umweltrecht und Infrastrukturrecht der Universität Rostock verdeutlichte in seinem Vortrag „Maritime Raumordnung in der Europäischen Union“, dass die grenzüberschreiten- de Zusammenarbeit in der EU nicht nur auf Fragen der terrestrischen Raumentwicklung beschränkt ist. Vor allem die EU-Kommission forciert politische Initiativen zur Auf- wertung der maritimen Raumordnung, um damit zu einer nachhaltigen Entwicklung der Meeresgebiete und Küsten- regionen beizutragen. Die Initiativen basieren u. a. auf der Erkenntnis, dass der Abstimmungsbedarf zwischen konfli- gierenden Raumnutzungsansprüchen der Windwirtschaft, der Schifffahrt und Fischerei, des Meeresumweltschutzes, der Rohstoffgewinnung und anderer Nutzergruppen relativ stark zunimmt. Wird die EU infolgedessen einen rechtsverbindlichen Rahmen für die maritime Raumord- nung der Mitgliedstaaten schaffen? Schubert kommt zu dem Schluss, dass die Rechtssetzungskompetenz für die maritime Raumordnung entsprechend der allgemeinen Kompetenzverteilungsregel (Art. 4 Abs. 1 und Art. 5 Abs. 2 Satz 2 des Vertrags über die EU) bei den Mitgliedstaaten verbleibt, solange die Mitgliedstaaten diese Zuständigkeit nicht vertraglich an die Union übertragen. Laut Schubert lässt sich im aktuellen europäischen Primärrecht keine Kompetenznorm nachweisen, kraft derer die EU zur Set- zung raumordnungsrechtlicher Regelungen befugt wäre. „Thesenpapier“ zur regionalen Klimastrategie Insgesamt zeigte die breite und anregende Diskussion in der AG, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit In der gemeinsamen Abschlussdiskussion aller Refe- in der EU an sich als sinnvoll angesehen wird, dass die renten wurde deutlich, dass eine Umsetzung (makro-) Ansichten über die Art und Weise ihrer Förderung und regionaler Ideen und Konzepte letztlich auf der kom- Durchführung aber zum Teil sehr unterschiedlich sind. munalen Ebene flächenscharf in der Bauleitplanung Peter Müller 0511 34842-22 unter Mitnahme der Bevölkerung erfolgen muss; „sonst mueller@arl-net.de hängen die regionalen Strategien in der Luft“, so Kiwitt. Gefragt sei eine ehrliche Einbeziehung der Kommunen und deren Identifikation mit der Thematik. Das „stille Anpassung europäischer Kämmerlein“ der Planung sei bei regionalen und lokalen Strategieentwicklungsprozessen spätestens seit Stuttgart Städte an den Klimawandel 21 überholt und nicht mehrheitsfähig, wenn z. B. die oft- mals unpopulären und teuren Anpassungsmaßnahmen M it der Frage nach den Anpassungsmöglichkeiten von Städten und Regionen an den Klimawandel beschäftigte sich unter der Moderation von Dipl.-Ing an den Klimawandel umgesetzt und von der Bevölkerung sowie der Lokalpolitik akzeptiert werden sollen. Enke Franck 0511 34842-57 Yvonne Knapstein (Team Even) und Dipl.-Ing. Meike franck@arl-net.de Levin Keitel (Uni Hannover) eine 50 Personen starke Arbeitsgruppe. Als einleitenden Impuls legte Dr. Sonja 12 3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 12 14.09.2011 15:06:05
VERANSTALTUNGEN Polyzentrale Stadtregionen – Die Region als planerischer Handlungsraum Tagung des Jungen Forums der ARL in Dortmund P olyzentrale Stadtregionen sind in vielfältiger Weise ein aktuelles Forschungsfeld der Raumwissenschaften. Oft verstanden als Alternative oder Gegenentwurf zur mono- zentrischen Metropole meint der Begriff zunächst nicht mehr und nicht weniger als städtische Verflechtungen auf regionaler Maßstabsebene. Aus wissenschaftlich- analytischer Perspektive werden solche Verflechtungen aufgedeckt und Regionen abgegrenzt, Metropolfunk- tionen zugeordnet und nationale und internationale Rankings aufgestellt. Aus planerisch-konzeptioneller Perspektive wird über geeignete Steuerungsformen sowie die institutionelle und finanzielle Ausstattung diskutiert. Gründe, weshalb die Region – verstanden als räumliche Foto: C. Lamker Ebene unterhalb des Landes und oberhalb der kommu- Keynote-Speaker John Harrison nalen Ebene – an Bedeutung gewinnt, gibt es viele. Immer wieder werden jedoch zwei Entwicklungen genannt, die Julia Blinde aus dem Dezernat Raumentwicklung der Be- ein verstärktes Handeln auf regionaler Ebene notwendig zirksregierung Düsseldorf stellte in ihrem Vortrag stärker werden lassen, weil die Probleme auf kommunaler Ebene die planungspraktischen Herausforderungen, die sich nicht (mehr) gelöst werden können: Die Folgen des de- gegenwärtig bei der Erstellung des Regionalplans für die mographischen Wandels und des Klimawandels. Aktuelle polyzentrale Planungsregion Düsseldorf ergeben, in den Diskussionen zu Schrumpfung und Daseinsvorsorge, zu Vordergrund. Dies sind unter anderem ein gleichzeitiges Klimaschutz und Klimaanpassung, zu Energieversorgung Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum, hohen und Energiesicherheit und zum Standortwettbewerb Anforderungen an den dialogorientierten Prozess und um Einwohner, Unternehmen und „kluge Köpfe“ lassen Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Zielen der Raum- sich unter den beiden zentralen Herausforderungen der ordnung auf unterer Ebene, bei der Erfassung von Quer- Raumplanung zusammenfassen. Lösungsstrategien zur bezügen sowie bei der Abgrenzung von Teilregionen. Bewältigung der Probleme werden mehr und mehr auf regionaler Ebene entwickelt. Diskussion in vier Arbeitsgruppen Zu diesem umfassenden Themenfeld fand das jährliche Treffen des Jungen Forums der ARL vom 22. bis 24. Juni Angeregt durch die beiden Keynote-Vorträge behandel- 2011 unter dem Motto „Polyzentrale Stadtregionen – Die ten die Teilnehmenden vertiefend ausgewählte Themen Region als planerischer Handlungsraum“ statt. Rund 60 in vier Arbeitsgruppen, die von Mitgliedern des Jungen Mitglieder des Jungen Forums haben sich an diesen drei Forums moderiert wurden. Tagen in Dortmund mit zentralen Herausforderungen Arbeitsgruppe 1 („Region, Regionsbildung, Handlungs- für die Region als planerischem Handlungsraum aus- fähigkeit“) setzte sich inhaltlich mit Regionsbildungs- einandergesetzt. prozessen und der Handlungsfähigkeit von Regionen auseinander. In diesem Zusammenhang wurden sowohl methodische Fragen als auch Fragen zur Zweckmäßigkeit Wissenschaftliche und planungs- räumlicher Abgrenzungen diskutiert. Auch Probleme praktische Betrachtung sich überlappender Regionen und von Regionen auf Auf der Hochschuletage des „Dortmunder U – Zent- unterschiedlichen Maßstabsebenen wurden vor dem rum für Kunst und Kreativität“, inmitten der Ausstellung Hintergrund planerischer Handlungsfähigkeit und „Schichten einer Region – Kartenstücke zur räumlichen regionaler Steuerungspotenziale näher betrachtet. He- Struktur des Ruhrgebiets“, wurde die Tagung des Jungen rauskristallisiert hat sich vor allem die Notwendigkeit, Forums durch die ARL und das Organisationsteam eröff- dass strukturelle Rahmenbedingungen (Institutionalisie- net. Den ersten Keynote-Vortrag hielt Dr. John Harrison rungsgrad, Governance-Strukturen usw.) der inhaltlichen von der Loughborough University in England. Aus wis- Ausrichtung des Handlungsraums folgen sollten. senschaftlicher Sicht ging er darauf ein, wie Regionen Arbeitsgruppe 2 („Verantwortung, Versorgung, Entwick- sich innerhalb von Netzwerken und Territorien bilden, lung“) beschäftigte sich mit dem Thema der Daseinsvor- und diskutierte aktuelle Sichtweisen zwischen einem sorge (fünf Bausteine: Definition, Kompetenz, Organisa- territorialen, skalaren, vernetzten und relationalen Ansatz. tion, Aktion/Prozess, Ziel). Kontrovers diskutiert wurde NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011 13 Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 13 14.09.2011 15:06:08
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