NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen

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NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen
AKADEMIE
                                                 FÜR RAUMFORSCHUNG
                                                 UND LANDESPLANUNG
                  LEIBN IZ -FO RUM FÜR R A U M WI S S EN S C H A F T EN

                 NACHRICHTEN
                         Miteinander – Füreinander – Gegeneinander
                         ARL-Kongress 2011

                         Polyzentrale Stadtregionen
                         Die Region als planerischer Handlungsraum

                         Neues aus dem Projekt BalticClimate

                         Governance-Prozesse für erneuerbare Energien

                         Internationales Planertreffen

                         Werner-Ernst-Preis

                         Neuerscheinungen
                                                                                 41. Jahrgang

                   www.ARL-net.de
                                                                          3
                                                                          2011

Umschlag_3-2011.indd 1                                                               14.09.2011 15:04:26
NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen
NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen
INHALT

                                                                    Inhalt

                            ARL-Forschung                                        Netzwerk 4R+

               ■     Arbeitskreis „Maritime Raumordnung“              1   ■   Raumpioniere und Social Entrepreneurs
               ■     Arbeitsgruppe „Flächenmanagement“                        Handlungsansätze und Ideen
                     erfolgreich gestartet                            1       für strukturschwache Regionen                    30

               ■     Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen                  ■   Integrationspotenziale in kleinen Städten
                     planvoll steuern                                         und Landkreisen werden verglichen                30
                     Gespräch in der Staatskanzlei NRW               2    ■   Neue Forschungsschwerpunkte im ILS                31
                                                                          ■   „Re-Turn“ der Fachkräfte
                            ARL-Veranstaltungen                               IfL startet Forschungsprojekt zur
                                                                              Rückkehrmigration                                 31
               ■     Miteinander – Füreinander – Gegeneinander
                     Raumentwicklung in Europa 2020
                                                                                 Raumforschung/-entwicklungspolitik
                     ARL-Kongress 2011                               3
               ■     Polyzentrale Stadtregionen – Die Region              ■   49. Internationales Planertreffen                32
                     als planerischer Handlungsraum
                                                                          ■   Doctoral Fellowships of the DLGS –
                     Tagung des Jungen Forums der ARL                         Dresden Leibniz Graduate School                  34
                     in Dortmund                                     13
                                                                          ■   Kapp-Forschungspreis für Ökologische
               ■     Parlamentarisches Arbeitsgespräch 2011          15       Ökonomie 2012                                     35
               ■     Projekt BalticClimate stellt Zwischenergebnisse      ■   Neue Veröffentlichungen aus anderen
                     vor                                                      Verlagen                                          35
                     5. SteeringTEAM-Treffen in Vilnius/Litauen      16
                                                                          ■   Veranstaltungshinweise                           38
               ■     2. Workshop der AG „Governance-Prozesse
                     für erneuerbare Energien“                      18
                                                                                 FRU
               ■     16. Konferenz für Planerinnen und Planer NRW
                     Mobilität in Stadtregionen –
                                                                          ■   Werner-Ernst-Preis 2011 verliehen
                     Herausforderungen und Innovationen             19
                                                                              Miteinander – Füreinander – Gegeneinander
                                                                              Raumentwicklung in Europa 2020                    41
                            ARL-Neuerscheinungen                    20
                                                                          ■   Vorstandssitzung des FRU in Bremen               42
                                                                          ■   Neue Mitglieder im FRU                           42
                            ARL-Intern                                    ■   Werner-Ernst-Preis 2012
               ■     Nutzerbeirat der ARL                           23        Internationale Ausschreibung                     43
                                                                          ■   FRU – Infobörse                                  45

                            Zeitschriftenschau                      24

                                                                                                       NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011       I

Inhalt_3-11(SI-II).indd I                                                                                                     15.09.2011 12:33:04
NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen
IMPRESSUM

                                           NACHRICHTEN DER ARL
                                           AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG (ARL®)
                                           Leibniz-Forum für Raumwissenschaften
                                           Hohenzollernstraße 11, 30161 Hannover
                                           Tel.: +49 511 34842-0, Fax: +49 511 34842-41, ARL@ARL-net.de
                                           Redaktion (V.i.S.d.P.): Michaela Gräfin von Bullion
                                           Schlussredaktion: Cornelia Maria Hein
                                           Satz und Layout: Oliver Rose, Tel.: +49 511 34842-26, Rose@ARL-net.de
                                           www.ARL-net.de
                                           Druck: poppdruck, Kurt-Schumacher-Allee 14, 30851 Langenhagen
                                           Die NACHRICHTEN der ARL erscheinen viermal im Jahr.
                                           Nachdruck mit Quellenangabe gestattet.
                                           Heft 3, September 2011, 41. Jahrgang
                                           ISSN 1612-3891 (Printausgabe)
                                           ISSN 1612-3905 (Internetausgabe)

   II       3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL

Inhalt_3-11(SI-II).indd II                                                                                         15.09.2011 12:33:05
NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen
FORSCHUNG

             Arbeitskreis „Maritime Raumordnung“
             I n Heft 4/2010 der NACHRICHTEN berichteten wir von
               der Gründung des Arbeitskreises. Nun, nach einem
             knappen Jahr, hat der Arbeitskreis bereits ein erstes, bei-
                                                                           lage, der derzeitigen Praxis sowie der absehbaren und
                                                                           möglichen Fortentwicklung der maritimen Raumplanung
                                                                           befasst. Neben den auf dem und im Meer – Küstenmeer
             nahe vollständiges Manuskript vorgelegt.                      wie ausschließliche Wirtschaftszone – anzutreffenden
               Unter Leitung von Prof. Dr. Wilfried Erbguth (Universität   sozio-ökonomischen und ökologischen Nutzungen
             Rostock) hat die Gruppe sich darauf verständigt, einen        gehen die Arbeitskreismitglieder auch ausführlich auf
             integrierten Band anzustreben, der sich mit den unter-        Strategien zur Planung des Meeresraumes ein. Mathias
             schiedlichen Interessen beteiligter Akteure, der Rechts-      Schubert (Universität Rostock) hat in seiner Funktion als
                                                                                                   Geschäftsführer des AK in der
                                                                                                   ersten Jahreshälfte 2011 in Brüssel
                                                                                                   an den Konsultationsgesprächen
                                                                                                   der DG Mare zur Meeresraum-
                                                                                                   ordnung teilgenommen.
                                                                                                     In der angestrebten Veröffentli-
                                                                                                   chung werden die Ausführungen
                                                                                                   im Rechtsbereich detailliert,
                                                                                                   indem neben den völker-, eu-
                                                                                                   ropa- und nationalrechtlichen
                                                                                                   Grundlagen Optionen für le-
                                                                                                   gislatives Handeln dargelegt
                                                                                                   werden. Darüber hinaus gehen
                                                                                                   die AK-Mitglieder auf Inhalte
                                                                                                   und Struktur von Plänen ein und
                                                                                                   stellen eine Betrachtung der in-
                                                                                                   formellen Instrumente an.
                                                                                                        Evelyn Gustedt  0511 34842-29
                                                                                                                     gustedt@arl-net.de
             Quelle: N. Nolte, www.bsh.de

             Arbeitsgruppe „Flächenmanagement“
             erfolgreich gestartet
             F   lächenmanagement ist ein zentrales Thema der Raum-
                 planung. In den letzten Jahren wird es gestärkt durch
             Flächensparziele, eine umfangreiche Forschungsförde-
                                                                           Schwäbisch Gmünd getroffen. Ziel der Arbeitsgruppe ist
                                                                           es, die vorliegenden Ansätze zum Flächenmanagement
                                                                           in Baden-Württemberg systematisch zu bewerten, um
             rung und die Tätigkeiten im Rahmen von Programmen des         konkrete Handlungsempfehlungen daraus abzuleiten.
             Bundes und der Länder (z. B. MORO, REFINA, BWPLUS             In einem ersten Schritt sollen zunächst die bestehenden
             etc.). Eine Vielzahl von Ergebnissen und Handlungs-           Ansätze in den Bereichen Monitoring, Strategien, Pla-
             empfehlungen liegen für die kommunale, regionale und          nung, Förderung und Umsetzung gesichtet und zu einer
             überregionale Ebene vor. Auch in Baden-Württemberg            Synopse zusammengeführt werden. Im Anschluss daran
             wurden hierzu viele Anstrengungen unternommen.                werden die AG-Mitglieder die Wirkungszusammenhänge
               Die Arbeitsgruppe „Flächenmanagement“ der Lan-              der Ansätze in und zwischen den verschiedenen Pla-
             desarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg unter der            nungsebenen analysieren.
             Leitung von Dr.-Ing. Hany Elgendy, Institut für Raum-           Die Arbeitsgruppe will ihre Ergebnisse nach Möglichkeit
             und Landschaftsentwicklung, ETH Zürich und ProRaum            im zweiten Halbjahr 2013 präsentieren.
             Consult, Karlsruhe, hat sich zu ihrer Auftaktsitzung am                                      Peter Müller  0511 34842-22
             27. Mai 2011 beim Regionalverband Ostwürttemberg in                                                    mueller@arl-net.de

                                                                                                       NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011         1

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NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen
FORSCHUNG

          Einzelhandel in Nordrhein-Westfalen
          planvoll steuern
          Gespräch in der Staatskanzlei NRW

          W      ichtige Rechtsgrundlagen zur landesplanerischen
                 Steuerung des Einzelhandels in Nordrhein-Westfa-
          len sind aufgrund von Gerichtsentscheidungen (zu § 24a
                                                                      Anschließend präsentierte Heinz Konze die Eckpunkte
                                                                    des Positionspapiers und wies darauf hin, dass die Gruppe
                                                                    darüber hinaus auch einen ausführlicheren Arbeitsbe-
          LEPro) entfallen. Um lebendige Innenstädte erhalten und   richt vorlegen wird (E-Paper der ARL). In der folgenden
          eine verbrauchernahe Versorgung sichern zu können,        Diskussion bestand Gelegenheit, zu dem Positionspapier
          braucht das Land – in Anbetracht neuer Projektplanungen   Stellung zu nehmen. Zu den Diskussionsschwerpunkten
          für Einzelhandelsgroßstandorte – möglichst bald neue      gehörten dabei vor allem die Rolle von regionalen Ein-
          effektive und rechtssichere Grundlagen für die raum-      zelhandelskonzepten als informelles Planungsinstrument
          ordnerische Steuerung des großflächigen Einzelhandels.     sowie deren Verwendung in den Regionalplänen, die
          Mit Zielen und Grundsätzen der Raumordnung können         Bedeutung des Zentrale-Orte-Systems, die Frage zentren-
          Landes- und Regionalplanung hierbei den Rahmen            schädigender groß- und kleinflächiger Agglomerationen
          setzen, den die Städte und Gemeinden innerhalb ihrer      sowie die Festlegung zentraler Versorgungsbereiche und
          Planungshoheit über die Bauleitplanung den örtlichen      zentrenrelevanter Sortimente. Insgesamt stieß das Positi-
          Verhältnissen entsprechend konkretisieren und ausge-      onspapier auf breite Zustimmung.
          stalten.                                                                               Gerd Tönnies  0511 34842-23
            Mit dieser Thematik haben sich die Mitglieder der von                                         toennies@arl-net.de
          Dipl.-Ökon. Heinz Konze, Moers, und Dr. Michael Wolf,
          Münster, geleiteten Arbeitsgruppe „Einzelhandelsent-
          wicklung in NRW“ der Lan-
          desarbeitsgemeinschaft
          NRW der ARL im letzten
          Jahr befasst und hierzu ein
          Positionspapier vorgelegt
          (siehe „ARL-Neuerschei-
          nungen“ in diesem Heft,
          Positionspapier 87). Dieses
          wurde im Rahmen einer
          Veranstaltung am 6. Juli
          2011 in der Staatskanzlei
          NRW in Düsseldorf vor-
          gestellt und mit Vertrete-
          rinnen und Vertretern der
          Staatskanzlei, der Parteien
          und von Verbänden – ins-
          besondere Einzelhandels-
          verbände, Industrie- und
          Handelskammern sowie
          kommunale Spitzenver-         Foto: H. Konze
          bände – intensiv diskutiert.
                                                                       Fachlicher Austausch
            Staatssekretär Lersch-Mense begrüßte die Teilnehmen-
          den und betonte in seinen einführenden Worten die
          Bedeutung neuer Regelungen für eine raumverträgliche
          Steuerung des großflächigen Einzelhandels in NRW. Diese
          neuen Regelungen werden im Zuge der Fortschreibung
          des Landesentwicklungsplans bis zum Ende des Jahres
          erfolgen. Lersch-Mense dankte den Mitgliedern der
          Arbeitsgruppe für die Vorlage des Positionspapiers, das
          als wissenschaftlich unabhängiger Beitrag eine wichtige
          Unterstützung darstelle.

   2      3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL

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NACHRICHTEN AKADEMIE FÜR RAUMFORSCHUNG UND LANDESPLANUNG - Publikationen
VERANSTALTUNGEN

                  Raumentwicklung in Europa 2020

                  Miteinander                          Füreinander                          Gegeneinander

                   ARL-Kongress
                   Wissenschaftliche Plenarsitzung
                   Bremen, 16. und 17. Juni 2011

                                                                                                                          Foto: M. v. Bullion

                  „ARL-Kongress“, so heißt seit 2011 die Jahrestagung der   den Klimawandel“ bis hin zur Problematik von Grenz-
                  Akademie für Raumforschung und Landesplanung.             räumen reichte, stieß auf positive Resonanz. Über 150
                  Hintergrund für die Umbenennung der bisher als „Wis-      Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren gekommen
                  senschaftliche Plenarsitzung“ bekannten Tagung ist der    und beteiligten sich engagiert an den Disputen im
                  Wunsch, dieses Veranstaltungsangebot einem weite-         Plenum wie auch in den Workshops. Auf Anregung
                  ren, über den Kreis des ARL-Netzwerkes hinausgehen-       der Mitorganisatoren aus dem Jungen Forum folgten
                  den Publikum zu öffnen. Die Mitgliederversammlung         zwei der Workshops einem experimentellen Konzept:
                  der ARL wird künftig als eigenständige Veranstaltung      Dabei boten neben den Impulsvorträgen wechselnde
                  organisiert. Zum ersten ARL-Kongress am 16. und 17.       Round-Table-Gespräche die Möglichkeit, Fragestel-
                  Juni 2011 hatte die Akademie nach Bremen eingeladen,      lungen unter verschiedenen Perspektiven vertiefend
                  wo das historische Alte Rathaus eine eindrucksvolle       zu bearbeiten – ein innovatives Konzept, das auch
                  Kulisse bot für die Diskussion über die Herausforde-      manchen Skeptiker überzeugen konnte.
                  rungen, denen die Raumentwicklung in Europa in den          Aus Sicht der Akademie ist vor allem die Teilnahme
                  kommenden zehn Jahren gegenübersteht.                     vieler Nachwuchskräfte aus Wissenschaft und Praxis
                    Unter dem Motto „Miteinander – Füreinander              positiv zu bewerten. Sie ist – wie von einzelnen Teil-
                  – Gegeneinander“ ließen sich viele Aspekte und            nehmenden zu hören war – auch einem insgesamt als
                  angrenzende Fragestellungen subsummieren. Der             innovativer empfundenen Charakter der Veranstaltung
                  Schwerpunkt „Territoriale Kohäsion“ rief bereits beim     geschuldet. So hat sich in diesem Jahr eine stringentere
                  Call for Papers das größte Interesse hervor. Aber auch    Zielgruppenorientierung ausgezahlt, die im nächsten
                  das übrige Themenangebot auf dem Programm, das            Jahr, bezogen auf das neue Veranstaltungsthema,
                  von „Migration und Integration“ über „Chancen und         fortgeführt wird. In Kürze werden wir auf den ARL-
                  Risiken erneuerbarer Energien“ und „Anpassung an          Kongress 2012 aufmerksam machen.

                                                                                                        NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011             3

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VERANSTALTUNGEN

              Im Bremer Rathaus war
              der ARL-Kongress gut
              aufgehoben.

                                                                                                                                          Foto: M. v. Bullion

                                                                                                                                               Junge
            Foto: M. Todoric                                                                                                                   Aktive:
                                                                                                                                               Yvonne
                                                                                                                                               Knapstein
          Gespräche
                                                                                                                                               und
          am Rande
                                                                                                                                               Christina
          der Tagung:
                                                                                                                                               West
          Markus
          Hesse und                                         Foto: M. v. Bullion
          Rainer
                                      Foto: M. v. Bullion   ... Sabine Hofmeister, Andreas Klee, Christina von Haaren
          Danielzyk ...
                                                            und Heinrich Mäding

                                                                                                           St. Petri in Bremen – Zum Ausklang
                                                                                                                       des Kongresses boten sich
            Foto: M. v. Bullion                                                                                              drei geführte Stadt-
                                                                                                                               spaziergänge an.

                                                                                                                                     Foto: M. Todoric

                                                                                      Auch das Orga-Team braucht mal eine Pause. Sie sorgten
                                                                                      hinter den Kulissen für das „Rundum-Sorglos-Paket“:
                                                                                      (v. l.) Kathrin Kube, Angélique Griguhn, Sylvia Gutschera,
                                                                          Foto: ARL
                                                                                      Manja Hangebruch, Dana Korn und Miroslav Todoric.

   4      3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL

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VERANSTALTUNGEN

             Bericht aus dem Plenum                                                                           für ihn derzeit noch offen.
                                                                                                              Denn in den Niederlanden,

             B    ereits mit den Grußworten des Kongresses durch
                  den Präsidenten der ARL, Ministerialdirigent a. D. Dr.
             Bernhard Heinrichs, sowie durch den nunmehr ehema-
                                                                                                              so stellte er beispielhaft dar,
                                                                                                              verliert die umfassende Raum-
                                                                                                              planung, die er als strategic
             ligen Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa der                                            oder comprehensive planning
             Freien Hansestadt Bremen, Dr. Reinhard Loske, wurden                                             bezeichnet, an Bedeutung,
             die Kernpunkte des diesjährigen Kongresses angespro-                        Foto: M. v. Bullion  stattdessen sind Merkmale des
             chen. Bereits zu Zeiten der Hanse hatte es zwischen den        Bernhard Heinrichs und            Landnutzungsmanagements
             Staaten ein Miteinander, Füreinander und Gegeneinan-               Reinhard Loske                vermehrt zu beobachten. In
             der gegeben, welches das Zusammenwachsen Europas              UK bewegt man sich hingegen von der bisher eher am
             auch heute charakterisiert. Angesichts der vielfältigen       Landnutzungsmanagement orientierten Planung hin zu
             Herausforderungen, mit denen sich die Staaten Europas         strategischen Aussagen – nicht zuletzt, weil auch der öko-
             konfrontiert sehen, ist die Marginalisierung der Raumord-     nomische Sektor Reaktionen auf diese Herausforderungen
             nung beispielsweise in Deutschland auf der Bundesebene        verlangt. Auf EU-Ebene, so schlussfolgerte er, sei es notwen-
             kritisch zu betrachten. Denn die Handlungsfähigkeit des       dig, die Sektorpolitiken besser zu koordinieren, um trotz
             Staates wird erst durch das Sicherstellen von Bürgerbe-       unterschiedli-
             teiligung garantiert. Auch wenn dies einer Quadratur des      cher Systeme
             Kreises nahekommt, kann Planung dazu einen wesentli-          diese Heraus-
             chen Beitrag leisten.                                         forderungen
                                                                           bewältigen
             Konvergenz der Planungssysteme                                zu können.
                                                                           Noch gebe es
             Allerdings ist gesamteuropäisch eine Konvergenz der           diesbezüglich
             Planungssysteme ebenso wenig in Sicht wie eine euro-          allerdings we-
             päische Planungsdirektive, so Prof. Dr. Simin Davoudi,        nig positive
             Universität Newcastle. Diese könnte das von Davoudi           Zeichen. Im-                                           Foto: M. v. Bullion
             beobachtete Problem der Asymmetrie zwischen Regel-            merhin stelle
             systemen gegebenenfalls einer Lösung näher bringen.                                        Evelyn Gustedt und Vincent Nadin
                                                                           die EU aber
             Sie stellt fest, dass das Regelsystem der ökonomischen        nun schon seit einigen Jahren Plattformen und finanzielle
             Kräfte, welche die räumliche Entwicklung fundamental          Unterstützung für eine Reihe von Impulsen für das Lernen
             bestimmen, nicht dem Regelsystem der räumlichen               voneinander zur Verfügung.
             Planung entspricht. Für Ersteres gibt es auf EU-Ebene
             einen Harmonisierungsprozess, für Letzteres nicht. Die
             Planungssysteme sind frag-                                    Vielfalt erhöht Resilienz
             mentiert und nationalen Regel-                                Eine interdisziplinäre Studie, die sich mit der Europa-
             werken unterworfen. Auch ist                                  strategie 2020 und den daraus erwachsenden Herausfor-
             die ökonomische Integration                                   derungen für die Planungssysteme befasste, bildete die
             Europas völlig abgekoppelt                                    Grundlage für die Ausführungen von Dr. Erich Dallham-
             von der sozialen Integration,                                 mer, ÖIR. Resilienz und Vulnerabilität von Mitgliedstaaten
             bezüglich derer die Mitglied-                                 und Nachbarstaaten gegenüber Globalisierung, Bevölke-
             staaten ebenfalls fragmentiert                                rungswandel, Klimawandel, Energieversorgung und sozi-
             vorgehen. Zwar setzen Elemen-                                 alen Disparitäten waren darin Betrachtungsgegenstand.
             te der sogenannten Soft Gover-                                Die Schlussfolgerungen, die Dallhammer daraus ziehen
             nance, wie beispielsweise die                                 konnte, weisen in zwei Richtungen: Anpassungsbedarf für
             Baltic Sea Foto:
                         Region      Strategy, ein
                              M. v. Bullion                                Planungssysteme einerseits und für die Regionalpolitik der
             Hoffnungszeichen, Davoudi               Simin Davoudi
                                                                           EU andererseits. Angesichts des europäischen Anspruchs,
             hinterfragt jedoch, ob solche Maßnahmen ausreichen,           ökonomische, soziale und territoriale Kohäsion erreichen
             um anstehende Probleme zu bewältigen. Für sie ist             zu wollen, müssen die Planungssysteme so gestaltet sein,
             entscheidend, dass die EU-Integration nicht nur ein rein      dass sie regional differenziert Bedürfnisse und Vulnerabili-
             ökonomisches Projekt bleibt, sondern sich auch zu einem       täten erfassen, beschreiben und kommunizieren können.
             sozial und räumlich orientierten Projekt fortentwickelt.      Dieses Wissen sei unabdingbar, weil nur darauf aufbau-
             Dazu müsse die EU Kompetenzen ergreifen und z. B.             end proaktiv Anpassungskapazitäten in vulnerablen
             durch Richtlinien entfalten.                                  Regionen gestärkt werden und eine territorial fokussierte
               Prof. Dr. Vincent Nadin, TU Delft, schloss daran an und     Politik umgesetzt werden könne. Dem müsse auch die
             hinterfragte die Qualität und Effizienz der unterschiedli-     Förderpolitik angepasst werden. Dort, wo Regionen mit
             chen Planungssysteme. Er stellte fest, dass gegenüber Her-    unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert sind
             ausforderungen wie dem Klimawandel alle Systeme positi-       und geringe Anpassungskapazitäten aufzuweisen haben,
             ve Ansatzpunkte aufzuweisen haben. Ob daraus allerdings       wird eine breite Unterstützung benötigt. Das gilt auch
             eine Konvergenz der Systeme entstehen wird, weil diese Art    für die EU-Nachbarschaftspolitik. Ökonomisch starke
             von Herausforderungen alle Mitgliedstaaten betrifft, bleibt   Regionen mit geringer Vulnerabilität benötigen – wenn

                                                                                                              NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011               5

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VERANSTALTUNGEN

          überhaupt – eine fokussierte Unterstützung. Bei jeglicher      bestätige dies durch seine Textanleihen beim Raum-
          Unterstützung ist auf die Erhaltung oder die Schaffung         ordnungsgesetz. Angesichts solcher Neuerungen und
          von Vielfalt in einer Region zu achten, denn – was man im      vor dem Hintergrund, ROG und ROV exporttauglich zu
          Analogieschluss aus anderen Disziplinen bereits ahnt und       machen, forderte Erbguth Verbesserungen ein. Sowohl
          was Dallhammer und seine Projektpartner in ihrer Studie        Öffentlichkeitsbeteiligung wie auch Monitoring bedürften
          nachweisen – : Vielfalt erhöht die Resilienz.                  einer Ausweitung auf soziale und ökonomische Belange,
                                                                         um nicht wie bisher über die Strategische Umweltprüfung
                                                                         nur eine Säule der Nachhaltigkeit zu bedienen. Auch sei
          Soft Planning for Soft Places                                  das ROV stärker als bisher bereits in den Planungsprozess
          Insbesondere auf die territoriale Kohäsion und die Dis-        anstatt vor allem in den Genehmigungsprozess einzubin-
          krepanz zum Subsidiaritätsprinzip ging Prof. Dr. Andreas       den. Damit könne man in ganz Europa beispielgebend
          Faludi, TU Delft, ein. Mit seinen Schlussfolgerungen, das      sein und insbesondere dem Problem begegnen, dass
          Hohelied auf das Subsidiaritätsprinzip enden zu lassen,        Fachplanungen immer häufiger – siehe Stuttgart 21 – mit
          ging er argumentativ in eine ähnliche Richtung wie zuvor       erheblichen Konflikten und damit auch Kosten verbun-
          Davoudi hinsichtlich der Konvergenz von Planungssyste-         den sind.
          men oder einer Planungsdirektive. Territoriale Kohäsion                                       Evelyn Gustedt  0511 34842-29
          und Subsidiarität passen als Zielgrößen nicht zueinander,                                                  gustedt@arl-net.de
                                             so Faludi, und er fasste
                                             seine Argumente unter
                                             dem Slogan „Soft Plan-
                                             ning for Soft Places“ zu-   Dornröschen küsst sich
                                             sammen. Damit meinte
                                             er, dass Subsidiarität im   selber wach!?
                                             Widerspruch zu einem
                                             herrschaftsfreien Dis-
                                             kurs steht, und knüpfte
                                                                         M     ärchenhafte Zustände im Workshop „Territoriale
                                                                               Kohäsion“? Nein, es ging sehr sachlich zu. Aber
                                                                         manchmal helfen Metaphern, um komplexe Sachverhalte
                                             auch an die von Loske       zusammenzufassen. Im Fazit ihres Workshop-Beitrags gin-
                                             bereits beschworene         gen Prof. Dr.-Ing. Jörg Knieling (HafenCity Universität) und
                                             Bürgerbeteiligung an.       Dipl.-Geogr. Guido Sempell (Behörde für Stadtentwick-
           Foto: M. v. Bullion
                                             Allerdings nur, um sich     lung und Umwelt, Hamburg) auf die Erfahrungen aus dem
                         Andreas Faludi
                                             und den Teilnehmen-         „Moro Nord“ (Großräumige Partnerschaft Metropolregion
          den sogleich die Frage nach der „Box“ zu stellen, in der       Hamburg/Norddeutschland) ein und forderten für den
          sich jeder Einzelne befindet und in der das Individuum          ländlichen Raum: „Dornröschen, küss dich selber wach!“.
          als Stakeholder Akzeptanz findet. Außerhalb dieser „Box“
          oder Verwaltungseinheit werden Einwürfe nicht zugelas-
          sen. Das allerdings steht Governance-Ansätzen entgegen
          und verhindert vor allem die Möglichkeit, gemeinsame
          Werte in unterschiedlich zugeschnittenen Territorien und
          über deren Grenzen hinweg zu entwickeln.

          Deutsche Raumgesetzgebung –
          ein Exportschlager?
          Abschließend brach Prof.
          Dr. Wilfried Erbguth,                                                                                        Zeichnung: K. Lützen

          Universität Rostock, eine
          Lanze für das System der                                       Sie beleuchteten damit wichtige Fragen des Austausches
          deutschen Raumord-                                             von Zentren und Umland. Sollte die – stereotyp gesehen
          nung und insbesondere                                          – verschlafene Provinz immer darauf warten, dass sie von
          für das Instrument des                                         den Entwicklungsimpulsen der Metropolen wachgerüttelt
          Raumordnungsverfah-                                            wird? Oder gibt es genügend Potenziale, um die eigenen
          rens. Beide erhielten                                          endogenen Kräfte für eine dynamischere Entwicklung zu
          durch Aktivitäten auf                                          aktivieren? Knielings und Sempells Folgerung war: Durch
          der europäischen Ebene                                         großräumige Partnerschaften verändern sich in jedem
                                     Foto: M. v. Bullion
          einen Bedeutungsschub.                                         Fall die gewohnten Denkweisen im Verhältnis von Stadt
          Festmachen ließe sich                  Wilfried Erbguth        und Land.
          dies, so Erbguth, an den Entwicklungen zu einer Mariti-          Dies vertiefte der Vortrag von Dipl.-Geogr. Antje Matern
          men Raumordnungsrichtlinie der EU. Auch das Mitte des          (HafenCity Universität), die sich in den Fallstudien ihrer
          Jahres zügig vorangebrachte Gesetzgebungsverfahren             Dissertation – „Metropolregion Hamburg“ und „Öresund
          zum Netzausbaubeschleunigungsgesetz in Deutschland             Region“ – speziell mit der Sichtweise von Akteuren im

   6      3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL

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VERANSTALTUNGEN

             ländlichen Raum auf Stadt-Land-Partnerschaften be-            Teller oder Tank? Oder können
             schäftigt. Für diese liegt der Mehrwert z. B. im Zugang
             zu Infrastruktur und Netzwerken, in der gemeinsamen           Windräder wie Ballett sein?
             Öffentlichkeitsarbeit oder der Unterstützung durch Koor-
             dinationsstellen. Im Gegensatz zu den zentral gelegenen
             Metropolen mit gut ausgebauten Verwaltungen müssen            D     iese und mehr Fragen warfen die Teilnehmer in der
                                                                                 Arbeitsgruppe „Erneuerbare Energien“ auf. Die The-
                                                                           matik habe in den letzten Monaten enorm an Dynamik
             sie jedoch stärker die Kosten-Nutzen-Relation beachten,
             da weniger Personal der Vielzahl der Projekte gegenüber-      und Relevanz gewonnen, bei deren Ausgestaltung die
             steht. Der nötige Aufwand und die zurückgelegten Ent-         räumliche Planung ein wesentlicher Akteur ist, so der
             fernungen sind vergleichsweise groß. Die Übersicht über       Moderator der Arbeitsgruppe, Dr. Jens Hoffmann von
             die komplexen Strukturen kann nicht immer gewährleistet       der Hochschule Neubrandenburg.
             werden. Letztlich haben die großen Städte immer einen           In den drei Impulsvorträgen schauten die Referenten
             Vorsprung, auch wenn es um Öffentlichkeitsarbeit zu           aus verschiedenen Blickwinkeln auf die Entwicklung der
             plakativen Großprojekten wie Opernbau (Kopenhagen)            Erneuerbaren Energien. Dipl.-Geogr. Pedro Campos Silva,
             oder Elbphilharmonie (Hamburg) geht.                          Universität Osnabrück, widmete sich der europäischen
                                                                           Seite der Energiepolitik. Obwohl die gemeinsame Ener-
                                                                           giepolitik ein Treiber der Europäischen Integration (u. a.
                                                                           die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, EGKS)
                                                                           war, wurde sie erst mit dem Vertrag von Lissabon 2007
                                                                           über das Energiepolitische Zieldreieck „Versorgungssi-
                                                                           cherheit, Umweltverträglichkeit und Wirtschaftlichkeit“ in
                                                                           das Primärrecht der EU aufgenommen. Damit sind neue
                                                                           Handlungsspielräume zur Nutzung Erneuerbarer Energien
                                                                           abseits national orientierter Energiepolitik eröffnet. Eine
                                                                           gemeinschaftliche Förderung und die Harmonisierung
             Zeichnung: K. Lützen                                          nationalstaatlicher Aktivitäten sind dabei das Ziel, trotz
               Ist die Zeit schon reif für eine solidarische Raument-      der enormen Heterogenität der Mitgliedsstaaten – insbe-
             wicklung? Oder überwiegen doch die Ansätze, die eine          sondere in Bezug auf die Energiepolitik –, so Campos Silva.
             gezielte Förderung von punktuellen Wachstumsmotoren             Dipl.-Geogr. Cora Arbach, Universität Osnabrück, leg-
             favorisieren (Knieling/Sempell)? In der Debatte auf EU-       te in ihrem Vortrag den Fokus auf die nachwachsenden
             Ebene, die Dr. Karl Peter Schön (BBSR) für den Workshop       Rohstoffe (NawaRo). Die Energieerzeugung aus NawaRo
             zusammenfasste, wird durchaus der solidarische Aspekt         wird in Deutschland entscheidend mithilfe nationaler Re-
             von territorialer Kohäsion betont. In der erst kürzlich       gelungen gefördert – i. e. durch die im Erneuerbaren-Ener-
             (Mai 2011) veröffentlichten „Territorialen Agenda 2020“       gien-Gesetz festgelegten Vergütungen. Im europäischen
             heißt es: „Metropolitan regions should also be aware          Vergleich ist hier insbesondere die Biogaserzeugung stark
             that they have responsibility for the development of their    ausgebaut: Nur in Deutschland wird für den Einsatz von
             wider surroundings“ (Abs. 29). Weiter oben wird ausge-        nachwachsenden Rohstoffen in Biogasanlagen ein Bonus
             führt: „Cities should, where appropriate, look beyond         von sieben Cent pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms
             their administrative borders and focus on functional          gezahlt. In der Konsequenz sind damit auch die mit dem
             regions, including their peri-urban neighbourhoods”           Anbau von Energiepflanzen verbundenen Probleme
             (Abs. 27). Der Begriff der „funktionalen Region” wird         und Potenziale Ergebnis politischer Entscheidungen, so
             hier eingeführt als großräumige Verantwortungsgemein-         Arbach. Sie sieht die Einspeisevergütungen weiter als
             schaft. Eine derartige Gebietsklasse könnte in Zukunft für    notwendig, um die Potenziale weiter zu nutzen. Aller-
             die EU-Förderung eine stärkere Rolle spielen, so Schön.       dings sei eine regelmäßige Überprüfung und Anpassung
             Die Neuausrichtung der Strukturfonds 2014–2020 wird           dieser Vergütungen notwendig, um Fehlentwicklung und
             ab der zweiten Jahreshälfte 2011 unter der polnischen         Flächenkonkurrenzen zu vermeiden.
             Präsidentschaft weiter intensiv beraten.                        Prof. Dr.-Ing. Ortwin Peithmann, Universität Oldenburg,
               Es kann gefolgert werden: Eine gleichberechtigte Partner-   befasste sich mit Synergien zwischen der Energiewende
             schaft zwischen Dornröschen vom Lande und ihrem Prin-         und dem Klimawandel. Bereits Maßnahmen zum Umstieg
             zen Urban erscheint als eine wesentliche Voraussetzung für    auf erneuerbare Energien können solche Synergien sein,
             den räumlichen Zusammenhalt und die Gewährleistung            wenn sie zur Milderung von Klimafolgen beitragen. Die-
             von Lebensqualität in allen europäischen Regionen.            se Maßnahmen zeigen sehr viel kurzfristiger Ergebnisse
                                            Sara Reimann  0511 34842-52   und werden folglich sehr viel eher akzeptiert. Peithmann
                                                      reimann@arl-net.de   zeigte anhand des Küstenschutzes Synergiepotenziale,
                                                                           die neben dem Küstenschutz die Windenergienutzung
                                                                           und den Tourismus miteinander verbinden. Solche mul-
                                                                           tifunktionalen Systeme sind sehr langfristig anzulegen,
                                                                           müssen aber bereits heute gedacht werden und bieten
                                                                           ein erhebliches Potenzial. Dies sei der spezifische Beitrag
                                                                           der Raumordnung, so Peithmann.

                                                                                                       NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011         7

Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 7                                                                                              14.09.2011 15:05:53
VERANSTALTUNGEN

                                                                                                                                Quelle: Peithmann

                                           Windernergie wird auch für die Entwässerung an der Küste genutzt.

            Die Diskussion zeigte die enorme Brisanz der Thematik.
          Insbesondere Überlegungen zum Einsatz von Nahrungs-                  Neue Räume in Europa?
          mitteln zur Energiegewinnung – „Teller versus Tank“ – er-
          hitzten die Gemüter, ebenso wie die Steuerungsmöglich-
          keiten der Raumplanung. Steuerung sei in vielen Fällen
                                                                               L   assen sich neue grenzüberschreitende Räume und
                                                                                   Identitäten konstruieren? Können Binnengrenzen zu
                                                                               Außengrenzen werden? Was sind die praktischen Impli-
                                                                               kationen von neuen grenzüberschreitenden Räumen?
                                                                               Im Workshop „Neudefinition von Räumen“ hatten sich
                                                                               die Anwesenden diese Fragen sowie weitere Themen
                                                                               der Raum- und Regionsbildung vorgenommen – kein
                                                                               leichtes Unterfangen.
                                                                                 Der Workshop wurde im Stil der „World Cafés“ orga-
                                                                               nisiert: drei Referentinnen und Referenten diskutierten
                                                                               jeweils rund eine halbe Stunde mit einem Drittel der
                                                                               Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Café-Atmo-
                                                                               sphäre. Nach einer halben Stunde wechselte die Zu-
                                                                               sammensetzung des Cafés, nach einer weiteren halben
                                                                               Stunde erfolgte ein abermaliger Wechsel. So konnten alle
                                                                               Anwesenden drei intensive Diskussionen mitgestalten.
                                                                               Moderiert wurde das Café von Patricia Feiertag, Bergische
                                                                               Universität Wuppertal, und Yvonne Knapstein, team ewen
                                                                               – Konflikt- und Prozessmanagement Darmstadt.
                                                                                 Im ersten Café stellte Monika Sonntag vom Geogra-
                                                                               phischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin
                                                                               die sogenannte Großregion vor. Zu ihr gehören neben
                                                                               Luxemburg die deutschen Bundesländer Rheinland-Pfalz
                                                                               und Saarland, die französische Region Lothringen sowie
                                                                               die belgische Region Wallonien. Die Konstruktion dieser
                                                                               grenzüberschreitenden Region mit dem Ziel der Zusam-
                                                                               menarbeit im Kulturbereich entsprang einer politischen
                                                           Quelle: Peithmann

               Sonderweg Deutschland: Die starke Förderung der Biogas-
               erzeugung führt zu einer hohen Dichte an Biogasanlagen.

          kaum möglich, insbesondere im Bereich der Biomasse,
          wurde von vielen Akteuren bemängelt. Die Rolle der
          räumlichen Planung im Rahmen der Energiewende stellte
          dementsprechend den zentralen Diskussionspunkt dar.
          Die räumliche Planung kann in dieser Phase der Energie-
          wende ein entscheidender Faktor sein. Zwar sei dies in der
          Kürze der Zeit und aufgrund von Akzeptanzproblemen
          schwer realisierbar, biete aber große Entwicklungspoten-
          ziale und sollte für eine nachhaltige Raumentwicklung
          unbedingt genutzt werden.
                                           Mareike Köller  0511 34842-28                                                         Foto: M. Todoric

                                                        koeller@arl-net.de
                                                                                            „World Café” mit Monika Knapstein

   8      3/2011 • NACHRICHTEN DER ARL

Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 8                                                                                                            14.09.2011 15:05:54
VERANSTALTUNGEN

             Idee und wurde „top-down“ organisiert. Wird sie sich          strukturierung transnationaler Räume durch ‘makroregio-
             etablieren können, gerade auch in den Köpfen der Kultur-      nale Strategien’” die Strategie der EU für den Ostseeraum
             schaffenden? In der eingehenden Diskussion wurde dies         vor. Sie baut auf Ideen der transnationalen Kooperation
             eher skeptisch gesehen. Zudem wurde klar, dass neue           und Projektumsetzung auf. Neue Instrumente, Gesetze
             Räume wie die Großregion nach funktionalen Kriterien          oder Finanzmittel werden nicht bereitgestellt. Stattdessen
             abgegrenzt sind. Nationale Grenzen werden dadurch             werden vielfältige und oft bereits bestehende Initiativen
             nicht ersetzt. Es kommt vielmehr ein neuer regionaler         und Instrumente im Ostseeraum gesammelt und durch
             „Layer“ hinzu. Dies führt dazu, dass die Bewohnerinnen        eine makroregionale Perspektive ergänzt. Schmitt erläu-
             und Bewohner, insbesondere die untersuchten Akteure           terte die makroregionale Strategie für den Ostseeraum
             des Kultursektors, jeweils unterschiedliche Handlungs-        und kam zu dem Ergebnis, dass dadurch keine neue
             und Identitätsräume konstruieren. Dabei mögen die             Raumkategorie geschaffen wurde. Vielmehr handle es
             Staatsgrenzen an Bedeutung verlieren und Raumgefälle          sich um ein neues „Label“, mit dem der Ostseeraum neu
             zwischen Metropolen und Peripherien größer werden –           „geladen“ wird und das die spezifischen Ziele und Maß-
             letztlich lösen sich Grenzen nicht auf, weder funktional      nahmen bündelt und neu ausrichtet.
             noch in den Köpfen.                                                                          Andreas Klee  0511 34842-39
                                                                                                                        klee@arl-net.de

                                                                           Migration & Integration –
                                                                           Herausforderungen für die
                                                                           europäische Raumentwicklung

                                                                           M      igrationsfragen rücken zunehmend in den Mit-
                                                                                  telpunkt der gesellschaftlichen und politischen
                                                                           Aufmerksamkeit in Europa. Die internationale Migration
                                                                           sowohl in die als auch innerhalb der Europäischen Union
                                                                           wird auch in Zukunft eine der großen gesellschaftlichen
                                                                           und politischen Herausforderungen darstellen. „Alte“ wie
                                                                           „neue“ Zuwanderungs- bzw. Transitländer – etwa Italien
                                                                           (Lampedusa) oder Spanien – sind (plötzlich) mit Fragen
                                                                           der Integration und sozialen Inklusion konfrontiert, die
                                                                           vor Ort und in den Regionen oftmals enge Interdepen-
             Quelle: Tobias Chilla
                                                                           denzen mit sozialen und ökonomischen Problemen
                                                                           aufweisen. Besondere Problemlagen bzw. Integrations-
                                     Grenzpendler in der „Großregion”      anforderungen entstehen, wenn die ethnische Wohn-
                                                                           segregation im Quartier mit wirtschaftlicher und sozialer
               Auch Dr. Tobias Chilla von der Universität Luxemburg        Segregation einhergeht.
             hat die Großregion untersucht. In seinem Impuls „Wenn           Auf die Zusammenhänge zwischen Migrationspro-
             Binnengrenzen zu Außengrenzen werden“ fokussierte             zessen und Regionalentwicklung ging die Moderatorin,
             er darauf, dass durch die Bildung der Großregion bislang      Juniorprof. Dr. Birte Nienaber, Saarbrücken, in ihrer
             innerstaatliche Binnengrenzen, beispielsweise Grenzen         Einleitung in den Workshop kurz ein. Im Vordergrund
             der deutschen Bundesländer, zu Außengrenzen des               des Workshops standen die Konsequenzen des Wande-
             innereuropäischen Kooperationsraumes geworden                 rungsverhaltens junger Frauen für die ländliche Regional-
             sind. Chilla stellte sich in diesem Zusammenhang die          entwicklung sowie soziale und politische Anforderungen,
             Frage, welche Rolle Territorialität und Territorialisierung   die aus einer wachsenden Transkulturalität, -ethnizität
             in diesem Prozess der „neuen Regionalisierung“ spielen.       bzw. -nationalität resultieren.
             Auch er verdeutlichte, dass der gewollte politische Raum
             nicht mit funktionalen Zusammenhängen zur Deckung
             kommt. Selbst die einzelnen Funktionalitäten bedingen         Regionalentwicklung und Migrations-
             eigentlich unterschiedliche Territorialisierungen. Eine       verhalten junger Frauen
             gemeinsame Territorialität lässt sich nicht erkennen.
                                                                           Der Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsge-
             Die passende Antwort der Raumwissenschaften wären
                                                                           sellschaft und die zunehmende Frauenerwerbstätigkeit
             möglicherweise „flexible Geographien“, mit denen die
                                                                           beeinflussen nicht nur den sozialen Wandel, sondern
             vielfältigen Handlungsweisen der regionalen Akteure,
                                                                           auch die Migrationsmuster junger Menschen. So wei-
             Identitätskonstruktionen und Kooperationsbeziehungen
                                                                           sen (prosperierende) urbane Räume tendenziell einen
             eingefangen werden könnten.
                                                                           Überschuss an jungen Frauen auf, während in dünn be-
               Dr. Peter Schmitt, Nordregio – Nordic Centre for Spatial    siedelten, ländlichen (Schrumpfungs-)regionen oftmals
             Development Stockholm, stellte in seinem Beitrag „Um-         eine Dominanz junger Männer erkennbar ist. Als zentrale

                                                                                                      NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011          9

Veranstaltungen_3-11(S03-19).indd 9                                                                                              14.09.2011 15:05:59
VERANSTALTUNGEN

                                               Negative Entwicklungs-         ein teilweise ausgeprägter Pessimismus hinsichtlich der
                                                spirale durch selektive       zukünftigen Entwicklung (der regionalen Lebensqualität)
                                                         Abwanderung          zu nennen. Hier stehen Regionalplanung und Regional-
                                                                              entwicklungspolitik vor der Herausforderung, die durch
                                                                              Abwanderungs- und Schrumpfungsprozesse ausgelöste
                                                                              Abwärtsspirale zu begrenzen und diese Regionen für die
                                                                              Zuwanderung junger Menschen, insbesondere Frauen,
                                                                              wieder attraktiver zu gestalten.
                                                                                Diese Fragen wurden in dem Workshop eingehend dis-
                                                                              kutiert. Im Vordergrund standen die Ursachen für sozial
                                                                              und geschlechtsspezifisch selektive Migrationsprozesse
                                                                              zwischen strukturschwachen und -starken Regionen so-
                                                                              wie die (endogenen) Potenziale für eine soziodemogra-
                                                                              phische und ökonomische Stabilisierung der betroffenen
          Quelle: Fischer 2010
                                                                              Regionen. Des Weiteren ging es um die konzeptionellen
                                                                              und instrumentellen Handlungsmöglichkeiten der Regi-
          Ursachen für die Abwanderung junger Frauen aus länd-                onalplanung und Regionalentwicklungspolitik, genauer
          lichen Regionen werden ein höheres Bildungsniveau,                  um den optimalen Mix von Entwicklungsstrategien und
          eine stärkere Mobilitätsbereitschaft und eine besondere             -instrumenten zur Attrahierung jüngerer, qualifizierter
          Präferenz für urbane Lebensweisen vermutet.                         Arbeitskräfte mit entsprechend hohen Anforderungen
            Auf diese für die Regionalentwicklung wichtige Thema-             an die regionale Lebensqualität und insbesondere die
          tik ging Dipl.-Geogr. Tim Leibert, Leibniz-Institut für Län-        „weichen“ Standortfaktoren.
          derkunde, Leipzig, auf der Grundlage von Zwischener-
          gebnissen eines von der Europäischen Union im Rahmen
          des ESPON-Programms geförderten Forschungsprojekts                  Transkulturalität, Transethnizität,
          in einem Impulsstatement ein. Wie er ausführte, sind                Transnationalität
          im europäischen Vergleich Frauendefizite in ländlichen               Das zweite Impulsreferat von Dr. Christina West, Universität
          Räumen in der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen nicht            Mannheim, geht auf das Forschungsprojekt „Transkulturali-
          ungewöhnlich. Ländliche Ausbildungs- und Arbeits-                   tät, Transnationalität, Transethnizität und soziale Lokalität in
          märkte bieten jungen Männern anscheinend bessere                    Europa“ sowie auf Forschungen des Arbeitskreises „Räumli-
          Bedingungen zur Verwirklichung ihrer Berufswünsche                  che Auswirkungen der internationalen Migration“ der ARL
          (Tätigkeitsspektrum) als jungen Frauen. In vielen länd-             zurück. Ein wichtiger Forschungsaspekt bezieht sich auf die
          lichen Regionen Europas ist für die Altersgruppe der                Frage, ob nicht Konzepte der Inter- oder Transkulturalität
          25- bis 35-Jährigen – gewissermaßen in einer zweiten                und die damit verbundenen Vorstellungen von Mehrfach-
          Phase – dann jedoch ein verstärkter Zuzug von Frauen                integration über Transnationalität oder Transethnizität in
          (Zu- und Rückwanderer) festzustellen, der wieder zu einer           Zukunft die raumplanerische (-entwicklungspolitische)
          ausgeglicheneren Geschlechterstruktur und dadurch zu                Diskussion um Integration, Exklusion, soziale Kohäsion
          einer Verbesserung der Humankapitalausstattung führt.               oder räumliche Segregation stärker bestimmen werden.
            Bleibt die Zu- und Rückwanderung von Frauen in der                  Wie erste Untersuchungen zeigen, werden die Auswir-
          Berufseinstiegs- und Familiengründungsphase allerdings              kungen internationaler Migrationsprozesse auf der Ebene
          weitgehend aus, so ergeben sich gravierende Probleme                der Nationalstaaten, Regionen und Gemeinden unter-
          für die ländliche Regionalentwicklung. Zwar lässt sich              schiedlich diskutiert. Ist auf nationalstaatlicher Ebene eher
          diese Entwicklungstendenz auch in anderen Staaten der               das tradierte nationale Selbstverständnis von Gesellschaft
          EU erkennen, jedoch
          nicht in dem Ausmaß
          und so flächendeckend
          wie in Ostdeutschland.
          Als Ursachen für die
          ausbleibende Zu- und
          Rückwanderung junger
          Frauen in die ländlichen
          Gebiete der neuen Län-
          der sind die ungünstige
          Arbeitsmarktsituation,
          die nach wie vor beste-
          henden infrastrukturel-
          len Ausstattungsdefi-
          zite, das Einkommens-
          gefälle zu westdeut-                                                                                                  Foto: M. v. Bullion
          schen Regionen und
                                                                          Christina West bei ihrem Vortrag

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VERANSTALTUNGEN

             (gesellschaftlichem Zusammenleben) die Grundlage                   Union ist – laut dem Grünbuch zum territorialen Zusam-
             für das Verständnis von Integration (Zugehörigkeit zum             menhalt – eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit
             Kollektiv, Identität) und für die Ausarbeitung integrations-       vonnöten, denn viele gesellschaftliche Probleme, wie
             politischer Strategien, so findet die eigentliche Integrati-        z. B. die Zunahme von Überschwemmungen infolge des
             onsarbeit auf der regionalen und insbesondere der lokalen          Klimawandels, eine zu geringe Wettbewerbsfähigkeit von
             Ebene statt. Hierbei unterscheidet sich das Verständnis von        Regionen, technische Störfälle von Industrieanlagen oder
             Integration auf der lokalen Ebene oftmals deutlich von der         der Verlust der biologischen Vielfalt, machen oft nicht vor
             Sichtweise auf nationalstaatlicher Ebene.                          politisch-administrativen Grenzen halt.
               Daher ist es eine wichtige Frage, welche Integrationsstra-         Prof. Dr. Gerold Janssen vom Leibniz-Institut für öko-
             tegien sich – im politisch-administrativen Mehrebenen-             logische Raumentwicklung erläuterte in seinem Vortrag,
             Spannungsfeld – vor Ort, d. h. in erster Linie in den Städten      wie sich mithilfe der Einrichtung eines Europäischen
             und ihren von Zuwanderung vorrangig betroffenen Stadt-             Verbundes für territoriale Zusammenarbeit (EVTZ) eine
             quartieren, durchsetzen bzw. verfolgt werden. Zudem be-            informelle Zusammenarbeit von Akteuren aus unter-
             stehen auch auf der lokalen Ebene durchaus Divergenzen             schiedlichen Mitgliedstaaten der EU in eine formelle
             zwischen dem, was von Politik, Verwaltung sowie Stadt-             Kooperationsform überführen lässt. Es handelt sich um
             und Regionalplanung als Handlungsstrategien formuliert             ein Rechtsinstrument (EU-Verordnung 1082/2006), das
             wird, und dem, was im Alltagshandeln von Migrantinnen              der grenzüberschreitenden, interregionalen und trans-
             und Migranten im Hinblick auf Integration und soziale              nationalen Zusammenarbeit in der Union dienen soll
             Kohäsion vollzogen bzw. gelebt wird. „Zugehörigkeit“ und           (Ziel 3: Europäische territoriale Zusammenarbeit). Das
             Identität werden hierbei auf der Basis unterschiedlicher           Instrument eröffnet den Mitgliedstaaten der EU die Mög-
             Wertorientierungen und verschiedener sozialräumlicher              lichkeit, die Verwaltung der Ziel 3-Programme (INTERREG
             Kontakte konstruiert. Hierbei rückt das Konzept der Inter-         IV) an einen EVTZ zu delegieren. Es ist aber nicht auf die
             kulturalität und damit die Forderung nach einem bewuss-            Umsetzung der Ziel 3-Programme beschränkt, sondern
             ten und sorgsamen Umgang mit Differenz zunehmend                   kann auch außerhalb der Strukturfonds Anwendung
             in den Vordergrund. Für die Stadt- und Regionalplanung             finden. Janssen stellte drei Praxisbeispiele vor: den fran-
             gewinnen dadurch das Leben in transnationalen sozialen             zösisch-belgischen Städteverbund Lille-Kortijk-Tournai,
             Räumen und die damit verbundene Ausprägung bi- bzw.                die ungarisch-slowakische Region Ister-Granum und
             pluri-kultureller Identitäten immer mehr Bedeutung.                die portugiesisch-spanische Flusslandschaft des Duero-
               Im Mittelpunkt der Diskussion standen die bisher disku-          Douro. Bislang sind sechs EVTZ gegründet worden; 30
             tierten Integrationsmodelle und die Auswirkungen neuar-            weitere befinden sich im Aufbau. Der Mehrwert eines
             tiger Identitätskonstruktionen, die sich (hybrid) jenseits na-     EVTZ sei in seiner Ausgestaltung als juristische Person mit
             tionaler oder ethnischer Zugehörigkeit vollziehen, auf den         großer Handlungsfähigkeit zu sehen, so Janssen. In der
             Verlauf und die Anforderungen an „Integrations“prozesse            Diskussion wurde deutlich, dass ein EVTZ ein sinnvolles
             und an die Stadt- und Regionalplanung. Dabei wurde                 Instrument sein kann, um Rechts- und Planungssicherheit
             deutlich, dass nach wie vor beträchtliche Defizite bei den          in der territorialen Zusammenarbeit zu schaffen, dass sei-
             sozialstatistischen Grundlagen, aber auch ein erheblicher          ne Eignung aber im jeweiligen Einzelfall zu prüfen ist, weil
             Forschungsbedarf im Hinblick auf die sozialräumlichen              der Erfolg von informellen und formellen Kooperationen
             Konsequenzen von Integrationsprozessen bestehen.                   immer von der fallspezifischen Akteurskonstellation und
             Aussagekräftige Daten und raumbezogene Informationen               den jeweiligen Rahmenbedingungen abhängig ist.
             sind jedoch eine entscheidende Voraussetzung für einen
             erfolgreichen Umgang mit den Konsequenzen der inter-
             nationalen Migration und damit für eine sozial nachhaltige
             Stadt- und Regionalentwicklung.
                                                Gerd Tönnies  0511 34842-23
                                                         toennies@arl-net.de

             AG Grenzräume – Miteinander
             über Grenzen hinweg?

             W      arum über Grenzen hinweg zusammenarbeiten? Der
                    Moderator der AG, PD Dr.-Ing. Thomas Weith vom
             Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF), ver-
             deutlichte in seiner Einführung, dass die Ziele grenzüber-
             schreitender Zusammenarbeit sehr vielfältig sein können.                Begrüntes Dreiländereck: Deutschland – Polen – Tschechien
             So verfolgt die EU mit ihrer Politik das Ziel, ihren wirtschaft-
             lichen, sozialen und territorialen Zusammenhalt zu stärken,          Im Impulsstatement von Prof. Dr.-Ing. Jiřina Jílková,
             um eine harmonische Entwicklung der Union als Ganzes               Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung,
             zu fördern (Art. 174 des Vertrags über die Arbeitsweise der        wurden die Planungs- und Handlungsräume grenzüber-
             EU). Zur Förderung einer harmonischeren Entwicklung der            schreitender Zusammenarbeit am Beispiel des „Begrün-

                                                                                                             NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011         11

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VERANSTALTUNGEN

          ten Dreiländerecks“ – früher „Schwarzes Dreieck“ – im           Deppisch (HCU) den Mehrwert länderübergreifender
          trilateralen Grenzraum zwischen Sachsen, Tschechien             makroregionaler Kooperationen und die zentrale Rolle
          und Polen genauer unter die Lupe genommen. In der               der Raumplanung bei der Klimaanpassung am Beispiel
          Evaluation der Entwicklungsverläufe zwischen 1990 und           des EU-Ostseeraumes dar.
          2006 im Dreiländereck kommt Jílková u. a. zu dem Ergeb-           Im Folgenden wurden zwei regionale Fallbeispiele
          nis, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in            vorgestellt und erörtert: Dr. Dominic Stead (Uni Delft) be-
          den Grenzregionen eher von öffentlichen Programmen              leuchtete am Beispiel von Rotterdam das Zusammenspiel
          initiiert wird als dass sie von den Kräften des gemeinsa-       von Klimaschutz und Klimaanpassung in der lokalen Stra-
          men Binnenmarkts angetrieben wird. Die Triebkraft der           tegieentwicklung zur Erreichung einer klimaresilienten
          grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sei zumeist die            Stadt. Prof. Dr.-Ing. Stefan Siedentop (IREUS) und Dipl.-
          Bemühung, Mittel aus öffentlichen Fonds zu erhalten,            Ing. Thomas Kiwitt (Verband Region Stuttgart) stellten das
          nicht die Erwartung eines beiderseitigen Nutzens aus den        im Frühjahr 2011 abgeschlossene KlimaMORO „Von der
          gemeinsamen Aktivitäten.                                        Vulnerabilitätsanalyse zur regionalen Klimastrategie“ aus
                                                                          Stuttgart vor.
          Zu Lande, zu Wasser und in der Luft
          Dr. Mathias Schubert vom Ostseeinstitut für Seerecht,
          Umweltrecht und Infrastrukturrecht der Universität Rostock
          verdeutlichte in seinem Vortrag „Maritime Raumordnung
          in der Europäischen Union“, dass die grenzüberschreiten-
          de Zusammenarbeit in der EU nicht nur auf Fragen der
          terrestrischen Raumentwicklung beschränkt ist. Vor allem
          die EU-Kommission forciert politische Initiativen zur Auf-
          wertung der maritimen Raumordnung, um damit zu einer
          nachhaltigen Entwicklung der Meeresgebiete und Küsten-
          regionen beizutragen. Die Initiativen basieren u. a. auf der
          Erkenntnis, dass der Abstimmungsbedarf zwischen konfli-
          gierenden Raumnutzungsansprüchen der Windwirtschaft,
          der Schifffahrt und Fischerei, des Meeresumweltschutzes,
          der Rohstoffgewinnung und anderer Nutzergruppen
          relativ stark zunimmt. Wird die EU infolgedessen einen
          rechtsverbindlichen Rahmen für die maritime Raumord-
          nung der Mitgliedstaaten schaffen? Schubert kommt zu
          dem Schluss, dass die Rechtssetzungskompetenz für die
          maritime Raumordnung entsprechend der allgemeinen
          Kompetenzverteilungsregel (Art. 4 Abs. 1 und Art. 5 Abs.
          2 Satz 2 des Vertrags über die EU) bei den Mitgliedstaaten
          verbleibt, solange die Mitgliedstaaten diese Zuständigkeit
          nicht vertraglich an die Union übertragen. Laut Schubert
          lässt sich im aktuellen europäischen Primärrecht keine
          Kompetenznorm nachweisen, kraft derer die EU zur Set-
          zung raumordnungsrechtlicher Regelungen befugt wäre.                     „Thesenpapier“ zur regionalen Klimastrategie
            Insgesamt zeigte die breite und anregende Diskussion in
          der AG, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit              In der gemeinsamen Abschlussdiskussion aller Refe-
          in der EU an sich als sinnvoll angesehen wird, dass die         renten wurde deutlich, dass eine Umsetzung (makro-)
          Ansichten über die Art und Weise ihrer Förderung und            regionaler Ideen und Konzepte letztlich auf der kom-
          Durchführung aber zum Teil sehr unterschiedlich sind.           munalen Ebene flächenscharf in der Bauleitplanung
                                           Peter Müller  0511 34842-22   unter Mitnahme der Bevölkerung erfolgen muss; „sonst
                                                     mueller@arl-net.de   hängen die regionalen Strategien in der Luft“, so Kiwitt.
                                                                          Gefragt sei eine ehrliche Einbeziehung der Kommunen
                                                                          und deren Identifikation mit der Thematik. Das „stille
          Anpassung europäischer                                          Kämmerlein“ der Planung sei bei regionalen und lokalen
                                                                          Strategieentwicklungsprozessen spätestens seit Stuttgart
          Städte an den Klimawandel                                       21 überholt und nicht mehrheitsfähig, wenn z. B. die oft-
                                                                          mals unpopulären und teuren Anpassungsmaßnahmen

          M    it der Frage nach den Anpassungsmöglichkeiten
               von Städten und Regionen an den Klimawandel
          beschäftigte sich unter der Moderation von Dipl.-Ing
                                                                          an den Klimawandel umgesetzt und von der Bevölkerung
                                                                          sowie der Lokalpolitik akzeptiert werden sollen.
                                                                                                             Enke Franck  0511 34842-57
          Yvonne Knapstein (Team Even) und Dipl.-Ing. Meike                                                             franck@arl-net.de
          Levin Keitel (Uni Hannover) eine 50 Personen starke
          Arbeitsgruppe. Als einleitenden Impuls legte Dr. Sonja

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VERANSTALTUNGEN

             Polyzentrale Stadtregionen – Die Region
             als planerischer Handlungsraum
             Tagung des Jungen Forums der ARL in Dortmund
             P   olyzentrale Stadtregionen sind in vielfältiger Weise ein
                 aktuelles Forschungsfeld der Raumwissenschaften. Oft
             verstanden als Alternative oder Gegenentwurf zur mono-
             zentrischen Metropole meint der Begriff zunächst nicht
             mehr und nicht weniger als städtische Verflechtungen
             auf regionaler Maßstabsebene. Aus wissenschaftlich-
             analytischer Perspektive werden solche Verflechtungen
             aufgedeckt und Regionen abgegrenzt, Metropolfunk-
             tionen zugeordnet und nationale und internationale
             Rankings aufgestellt. Aus planerisch-konzeptioneller
             Perspektive wird über geeignete Steuerungsformen sowie
             die institutionelle und finanzielle Ausstattung diskutiert.
               Gründe, weshalb die Region – verstanden als räumliche                                                       Foto: C. Lamker
             Ebene unterhalb des Landes und oberhalb der kommu-                           Keynote-Speaker John Harrison
             nalen Ebene – an Bedeutung gewinnt, gibt es viele. Immer
             wieder werden jedoch zwei Entwicklungen genannt, die           Julia Blinde aus dem Dezernat Raumentwicklung der Be-
             ein verstärktes Handeln auf regionaler Ebene notwendig         zirksregierung Düsseldorf stellte in ihrem Vortrag stärker
             werden lassen, weil die Probleme auf kommunaler Ebene          die planungspraktischen Herausforderungen, die sich
             nicht (mehr) gelöst werden können: Die Folgen des de-          gegenwärtig bei der Erstellung des Regionalplans für die
             mographischen Wandels und des Klimawandels. Aktuelle           polyzentrale Planungsregion Düsseldorf ergeben, in den
             Diskussionen zu Schrumpfung und Daseinsvorsorge, zu            Vordergrund. Dies sind unter anderem ein gleichzeitiges
             Klimaschutz und Klimaanpassung, zu Energieversorgung           Nebeneinander von Schrumpfung und Wachstum, hohen
             und Energiesicherheit und zum Standortwettbewerb               Anforderungen an den dialogorientierten Prozess und
             um Einwohner, Unternehmen und „kluge Köpfe“ lassen             Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Zielen der Raum-
             sich unter den beiden zentralen Herausforderungen der          ordnung auf unterer Ebene, bei der Erfassung von Quer-
             Raumplanung zusammenfassen. Lösungsstrategien zur              bezügen sowie bei der Abgrenzung von Teilregionen.
             Bewältigung der Probleme werden mehr und mehr auf
             regionaler Ebene entwickelt.
                                                                            Diskussion in vier Arbeitsgruppen
               Zu diesem umfassenden Themenfeld fand das jährliche
             Treffen des Jungen Forums der ARL vom 22. bis 24. Juni         Angeregt durch die beiden Keynote-Vorträge behandel-
             2011 unter dem Motto „Polyzentrale Stadtregionen – Die         ten die Teilnehmenden vertiefend ausgewählte Themen
             Region als planerischer Handlungsraum“ statt. Rund 60          in vier Arbeitsgruppen, die von Mitgliedern des Jungen
             Mitglieder des Jungen Forums haben sich an diesen drei         Forums moderiert wurden.
             Tagen in Dortmund mit zentralen Herausforderungen                Arbeitsgruppe 1 („Region, Regionsbildung, Handlungs-
             für die Region als planerischem Handlungsraum aus-             fähigkeit“) setzte sich inhaltlich mit Regionsbildungs-
             einandergesetzt.                                               prozessen und der Handlungsfähigkeit von Regionen
                                                                            auseinander. In diesem Zusammenhang wurden sowohl
                                                                            methodische Fragen als auch Fragen zur Zweckmäßigkeit
             Wissenschaftliche und planungs-                                räumlicher Abgrenzungen diskutiert. Auch Probleme
             praktische Betrachtung                                         sich überlappender Regionen und von Regionen auf
             Auf der Hochschuletage des „Dortmunder U – Zent-               unterschiedlichen Maßstabsebenen wurden vor dem
             rum für Kunst und Kreativität“, inmitten der Ausstellung       Hintergrund planerischer Handlungsfähigkeit und
             „Schichten einer Region – Kartenstücke zur räumlichen          regionaler Steuerungspotenziale näher betrachtet. He-
             Struktur des Ruhrgebiets“, wurde die Tagung des Jungen         rauskristallisiert hat sich vor allem die Notwendigkeit,
             Forums durch die ARL und das Organisationsteam eröff-          dass strukturelle Rahmenbedingungen (Institutionalisie-
             net. Den ersten Keynote-Vortrag hielt Dr. John Harrison        rungsgrad, Governance-Strukturen usw.) der inhaltlichen
             von der Loughborough University in England. Aus wis-           Ausrichtung des Handlungsraums folgen sollten.
             senschaftlicher Sicht ging er darauf ein, wie Regionen           Arbeitsgruppe 2 („Verantwortung, Versorgung, Entwick-
             sich innerhalb von Netzwerken und Territorien bilden,          lung“) beschäftigte sich mit dem Thema der Daseinsvor-
             und diskutierte aktuelle Sichtweisen zwischen einem            sorge (fünf Bausteine: Definition, Kompetenz, Organisa-
             territorialen, skalaren, vernetzten und relationalen Ansatz.   tion, Aktion/Prozess, Ziel). Kontrovers diskutiert wurde

                                                                                                       NACHRICHTEN DER ARL • 3/2011          13

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