PRAXIS TEAM - ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN SACHSEN-ANHALT - Mit Beilage - Die ...
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24. Fortbildungstage der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt Digitale Möglichkeiten in der täglichen Praxis Vom 16. bis 18. September in Wernigerode Harzer Kongresshotel, Pfarrstraße 41, 38855 Wernigerode WISSENSCHAFTLICHES PROGRAMM PROGRAMM FÜR PRAXISMITARBEITERINNEN dreizehn Vorträge, sechs Seminare Wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. Christian Gernhardt, Halle (Saale) acht Vorträge, vier Seminare Referenten: Referenten: Dr. M. Sc. Jeremias Hey, Halle (S.) Sylvia Wuttig, Heidelberg Dr. Frank Peter Strietzel, Berlin Katrin Hiekel, Frankfurt (O.) Klaus Schenkmann, Magdeburg Dr. Karl Ludwig von Klitzing, Frankfurt (O.) Prof. Dr. Dr. Ingrid Grunert, Innsbruck DH Kerstin Krüger, Bad Homburg Dr. med. dent. Christian Köneke, Bremen Dr. Christian Bittner, Salzgitter Dr. med. dent. Christian Mehl, München Dr. med. dent. Christian Mehl, München Dipl. Wirt.-Inf. C. Knoop, M. Sc., Herford Dr. med. dent. Christian Köneke, Bremen Dr. med. André Wilkerling, Erlangen Dr. Mario Dietze, Merseburg Dr. Martin Sedlmayr, Erlangen Christina Glaser, Magdeburg Dr. med. dent. Christian Köneke, Bremen Andrea Kibgies, Magdeburg Prof. Dr. Uwe Rother, Hamburg Dipl. Wirt.-Inf. C. Knoop, M. Sc., Herford Vincent Fehmer, Genf FESTVORTRAG AUSKUNFT/ANMELDUNG: Prof. Dr. Wolfgang Böhmer, Wittenberg Veranstalter: Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt Transformation des Gesundheitswesens im Rahmen Postfach 39 51, 39104 Magdeburg der Wiedervereinigung pro Tag erhalten Sie 6 Fortbildungspunkte Gesamttagung: 15 Punkte RAHMENPROGRAMM Für Zahnärzte Stefanie Meyer, Telefon 0391 73939-14 Bierabend im Hotel meyer@zahnaerztekammer-sah.de Grillabend im Hotel Dental-Schau Für Praxismitarbeiterinnen Astrid Bierwirth, Telefon 0391 73939-15 bierwirth@zahnaerztekammer-sah.de
INHALT ZAHNÄRZTLICHE NACHRICHTEN 07/2016 KulTOUR SACHSEN-ANHALT FORTBILDUNG MDR-Musiksommer im Jubiläumsjahr .................Seite 4 Weißer Hautkrebs im Gesicht/ EDITORIAL Aufgaben und Möglichkeiten des Zahnarztes ............ 30 Rückhalt geben! BÜCHERSCHRANK von Dr. Klaus Brauner ....................................................... 5 Handbuch zur Professionsentwicklung ....................... 36 BERUFSSTÄNDISCHES Dental Cuisine .................................................................. 37 Frisches Blut in der Kammerversammlung/ MITTEILUNGEN DER ZÄK SACHSEN-ANHALT Konstituierende Sitzung.................................................... 6 BZÄK-Klausurtagung in Magdeburg ........................... 38 Der neue Kammervorstand .............................................. 7 Auf Tuchfühlung mit Azubis von morgen/ Die Besetzung der Kammerausschüsse .......................... 8 „Vocatium“-Berufsmesse in Barleben ........................... 39 Abschied und Neuanfang nach 25 Jahren/ Geschafft: 89 Zahnmedizinische Festakt zum 25. Kammergeburtstag ................................ 9 Fachangestellte starten ins Berufsleben ........................ 40 Nein zur Entmündigung der Selbstverwaltung – Bestenliste: Prof. Gernhardt aus Halle KZBV-Vertreterversammlung in Köln .......................... 12 erneut im Focus-Ärzteranking gelistet ......................... 41 Anregender Blick hinter die Kulissen/ Vorgesorgt: Altersversorgungswerk Tag der offenen Tür in der KZV ..................................... 15 hat neuen Partner in Hamburg ...................................... 42 NACHRICHTEN UND BERICHTE MITTEILUNGEN DER KZV SACHSEN-ANHALT Abwarten ist keine Option/Symposium Aus der Vorstandssitzung............................................... 43 zur Ärzteversorgung in Magdeburg ............................. 16 Neuer ECC-Ratgeber vorgelegt ..................................... 44 Deutsche Mund--Gesundheitsstudie (DMS) V Seminarprogramm der KZV Sachsen-Anhalt .............. 45 auf der Zielgeraden/KoKo in München....................... 18 SACHSEN-ANHALT Gesunde Zähne, glückliche Kinder/Interview Zum Titelbild: Kloster Drübeck im Harz...................... 46 zum Fachtag Kindeswohl und Zahngesundheit ......... 20 Impressum ........................................................................ 47 KOLLEGEN Termine/Service ............................................................... 48 Teamplayer mit Herz für die Heimat/ MITTEILUNGEN DES FVDZ SACHSEN-ANHALT Stefan Schorm, neues Gesicht bei der KZV .................. 22 Das Gut der Freiheit......................................................... 51 FORTBILDUNGSINSTITUT E. REICHENBACH Fortbildungsprogramm für Zahnärzte ......................... 23 Fortbildungsprogramm für Praxismitarbeiterinnen... 25 Anmeldeformular Fortbildungstage Wernigerode ..... 27 Programm Fortbildungstage Wernigerode .................. 28 Titelbild: Fredi Fröschki, Kloster Drübeck (Harz) Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 3
KulTOUR SACHSEN-ANHALT Drei Länder – ein Klang MDR-Musiksommer im 25. Jubiläumsjahr Der Musiksommer findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt. Foto: MDR S chon zum 25. Mal heißt es in Mitteldeutschland in diesem Sommer: drei Länder – ein Klang. mer mit Gustav Mahlers „Aufer- stehungssinfonie“ eröffnet. Doch nicht wie 1992 im Schlosshof zu es bisher 16 Konzerte, drei wei- tere kommen 2016 im MDR Mu- siksommer hinzu. So wandelt der Der MDR-Musiksommer bringt Weimar, sondern in der Kreuzkir- MDR-Kinderchor am 13. August in auch in seiner Jubiläumsausgabe che zu Dresden erklang am 25. Juni der Marienkirche der Lutherstadt fabelhafte Musik nach Sachsen-An- als Ouvertüre zum glanzvollen Ju- Wittenberg auf den Spuren des halt, Sachsen und Thüringen – mit biläums-Festival dieses bedeutende Reformators und seiner Bibelüber- den beliebtesten Künstlern und vokalsinfonische Werk des großen setzung und in der Lutherstadt Programmen aus dem vergangenen Spätromantikers. Auch in den an- Eisleben tritt der Leipziger Tho- Vierteljahrhundert, in dem dieses deren diesjährigen Konzerten las- manerchor am 26. August in der Klassik-Festival das Musikleben in sen sich Verbindungen zu Höhe- St. Andreaskirche mit seinem neu- den drei Ländern wesentlich präg- punkten der Vergangenheit ziehen, en Kantor Gotthold Schwarz auf. te. Seit seinem Beginn 1992 ist es sowohl was die Künstler als auch Ebenfalls im Süden Sachsen-An- Jahr für Jahr ein wichtiger Anlauf- die Programme und die Spiel- halts, in Naumburg und Freyburg, punkt für alle, die außergewöhn- orte betrifft. Alle 40 Spielstätten sowie im sächsischen Radebeul liche Konzerte aus den Bereichen des Jahrgangs 2016 waren bereits sind 2016 alle Sinne gefragt. In der Klassik, Jazz und Weltmusik an einmal Schauplatz künstlerischer Reihe „Weinorte“ werden die Tra- besonderen Orten genießen möch- Sternstunden bei einem Som- ditionen von Weinbau und Wein- ten. Knapp 1.500 Konzerte in mehr mer-Festival des Mitteldeutschen genuss in Mitteldeutschland mit als 300 Spielstätten haben bisher Rundfunks. dem sinnlichen Erleben von Musik im Rahmen eines MDR-Musiksom- Seit dem 25. Juni erklangen – und verbunden, wenn sich etwa am 30. mers stattgefunden. erklingen noch bis zum 28. Au- Juli im Naumburger Haus Sonneck In diesem Jahr kommen beina- gust als eine Art „Best of“ insge- „Lyrik und Musik“ ein Stelldichein he 50 Konzerte hinzu, in denen samt zwölf Reihen – unter ande- geben und im August die Rot- wiederum namhafte Solisten, re- rem „Konzerte auf der Wartburg“, käppchen Sektkellerei in Freyburg nommierte Chöre, Kammermusi- „Sommersinfonik“ oder auch Mu- zum Festspielort für zwei Konzerte kensembles und große Orchester sik an Stätten des „UNESCO-Wel- wird. zu hören sind. Geschichtsträchtige terbes“, an „Lutherorten“ sowie in Einen außergewöhnlichen Abend Spielorte, die oft auch im Rahmen „Lebendigen Klöstern“. des MDR-Musiksommers können von Führungen vorgestellt wer- Eine faszinierende Verbindung Besucher am 5. August auch in den, verleihen den Aufführungen von Raum und Klang bietet auch Dessau-Roßlau erleben, wo im Ge- eine ganz besondere Atmosphäre. im Jubiläumsjahr die Konzertreihe bäude der Bauhaus Stiftung Kla- So führen Konzerte unter anderem „Straße der Romanik“, seit 1997 ei- vier- und Phonolatöne im Umfeld an die Lutherorte Wittenberg und ner der wichtigsten Schwerpunkte der Werke Oskar Schlemmers er- Eisleben, auf Schlösser und Burgen des Festivals in Sachsen-Anhalt. Im klingen und das bewegte Lichtbild oder an Weinorte im Saale-Unstrut- Rahmen dieser Reihe erklingt zum von László Moholy-Nagys Stumm- und Elbegebiet. Auch die beliebte Beispiel am 19. August im Magde- filmen diese besondere Kunstmi- Gondelfahrt mit Konzertgenuss im burger Dom und einen Tag später schung aus Musik, Film und Bewe- Wörlitzer Landschaftspark fehlt im Dom zu Naumburg „Russische gung komplettieren wird. oe nicht im Jubiläumsjahr. Chormusik“ mit dem MDR-Rund- Wie schon vor 25 Jahren wurde funkchor. Das ganze Programm und Tickets gibt auch 2016 der MDR-Musiksom- In der Reihe „Lutherorte“ gab es unter www.mdr.de/musiksommer 4 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016
EDITORIAL Rückhalt geben! Liebe Kolleginnen und Kollegen, machen deutlich, dass der Wunsch des Nachwuchses nach mehr Aus- das Ende der siebten Legislatur- geglichenheit zwischen Beruf und periode rückt näher und damit die Familie die Zahnarztwelt gehörig Wahl der Vertreterversammlung verändern könnte: Mehr Zahnärzte und des Vorstandes der KZV für die im Angestelltenverhältnis, Be- Jahre 2017 bis 2022. Der jetzige deutungsverlust der Einzelpraxis, Vorstand der KZV wird nicht mehr Zunahme von größeren, kooperativ zur Wahl antreten. Für mich waren geführten Praxisformen, eine zu- die zurückliegenden 26 Jahre in der nehmende Vergewerblichung des zahnärztlichen Standespolitik eine Zahnarztberufes und letztendlich ereignisreiche und ausgefüllte Zeit. Probleme in der flächendeckenden Wenngleich die Vertretung der In- Versorgung? teressen der Zahnärzte gegenüber der Politik und die Verhandlungen Darauf hinzuweisen ist berech- mit den Krankenkassen selten rei- tigt. Gleichwohl ist die derzeitige bungsfrei verliefen, behielten wir im Debatte aus meiner Sicht unnötig Vorstand der KZV unsere Freude an überspannt. Generationenwechsel der Arbeit. Der Rückhalt der Kolle- waren schon immer verbunden mit ginnen und Kollegen im Land war neuen Erwartungshaltungen und dafür von zentraler Bedeutung. Mit Lebensvorstellungen. Die jungen Von der Gewissheit einer breiten Unter- Kolleginnen und Kollegen sind kei- stützung für unseren Kurs konnten ne „Neuerscheinungen“. Ihre Prio- Dr. Klaus Brauner wir unseren Prinzipien über all die ritäten verweisen auf einen Trend, stellvertretender Jahre treu bleiben und die Interes- der von der Standespolitik wahr- Vorsitzender der sen der Zahnärzteschaft standfest genommen wird. Wir arbeiten aktiv vertreten. dafür, die Rahmenbedingungen der Kassenzahnärztlichen zahnärztlichen Berufsausübung an Vereinigung Vor allem diese Erfahrung be- gründet meine Bitte an Sie, sich an diese Notwendigkeiten anzupas- Sachsen-Anhalt sen. Die Qualität der Versorgung, der anstehenden Wahl der Vertre- die Zufriedenheit der Patienten und terversammlung zu beteiligen. Ein unsere fachliche Unabhängigkeit starkes Votum für Ihre künftigen bleiben nichtsdestoweniger unum- Repräsentanten in der Standes- stößliche Vektoren der zahnärztli- politik ist nicht nur Ausdruck einer chen Tätigkeit. funktionierenden und lebendigen Selbstverwaltung, sondern auch Ich bin überzeugt, dass dem standes einsetzen, egal ob nieder- ein Signal an die Politik und die klassischen Konzept der eige- gelassen oder angestellt, ob jung Krankenkassen: Unser Berufsstand nen Niederlassung weiterhin eine oder alt. Wegweisend hierfür: Ihre besitzt Gestaltungswillen und die tragende Rolle in der zahnmedi- Stimmabgabe bei der Wahl der Ver- politische Stärke, seine Standpunk- zinischen Versorgung zukommt. treterversammlung der KZV! te entschieden und geschlossen Mit diesem ist die Zahnmedizin durchzusetzen. in Deutschland groß geworden. Selbstständigkeit bedeutet Ver- Ebenso hoffe ich, dass sich vie- antwortung. Sie ist aber auch eine le engagierte junge wie erfahrene Chance für all diejenigen, die sich Zahnärztinnen und Zahnärzte zur persönlich entfalten und ihren Ar- Wahl stellen. In den kommenden beitsalltag frei gestalten wollen. Jahren warten viele Herausforde- Somit ist die Niederlassung in eige- rungen auf die zahnärztliche Stan- ner Praxis ein geeigneter, ein sich despolitik. Wichtige Weichenstel- lohnender Schritt auch für die jun- lungen sind vorzunehmen. Dafür ge Generation der Zahnärzte. braucht es einen klaren Kompass und Ihre Unterstützung. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir alle sollten uns auch in Zukunft Die Diskussion um die junge Ge- mit allen zur Verfügung stehenden neration Y und die sogenannte Mitteln für die Freiberuflichkeit und Feminisierung des Berufsstandes die Selbstverwaltung des Berufs- Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 5
KONSTITUIERENDE KAMMERVERSAMMLUNG DER ZÄK Frisches Blut in der Kammer- versammlung Konstituierende Sitzung wählt neuen Präsidenten, Vorstand und Ausschüsse Die Kammerversammlung der 7. Legislaturperiode hat 48 Mitglieder, darunter einige neue Gesichter. Sieben Delegierte sind Frauen. Fotos: Andreas Stein D er 18. Juni 2016 war ein ganz besonderer Tag, der wie auch andere besondere Höhepunkte der ten Amtshandlungen, bevor er sich – sichtlich gerührt – mit warmen Worten von der Standespolitik und Zahlen“ in sehr guter Erinnerung bleiben wird, von ihren Ehrenäm- tern. Dr. Eckart Bohley übernahm Vergangenheit in die Chroniken langjährigen Wegbegleitern verab- als Alterspräsident die Moderati- einfließen wird. Es war der Tag, schiedete. on der Wahlen. Unter seiner Lei- an dem die vor kurzem gewählten Dr. Peter Engel, Präsident der tung wurden Rechtsanwalt Torsten Delegierten in der konstituieren- Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Hallmann, Kammergeschäftsfüh- den Kammerversammlung zusam- verabschiedete sich persönlich vom rerin Christina Glaser und das Mit- menkamen, um aus ihren Reihen sachsen-anhaltischen Kammerprä- glied der Kammerversammlung einen neuen Vorstand für die sie- sidenten: „Er muss es gut gemacht Horst Kaden als Wahlausschuss bente Legislaturperiode zu wäh- haben, denn die Erfolge sprechen bestätigt. len. Es war der Tag, an dem sich für ihn. Dafür gilt mein großer Re- Wahlberechtigt waren 42 Dele- Dr. Frank Dreihaupt, Mitbegründer spekt und Dank für die Initiative, gierte; sechs der insgesamt 48 hat- der Zahnärztekammer Sachsen-An- Seriösität, Nachhaltigkeit. Wir wer- ten sich im Vorfeld entschuldigt. halt und seit 25 Jahren Leitfigur, den Dich erheblich vermissen“, In den beiden ersten Wahlgän- kurz nach seinem 70. Geburtstag sprach Dr. Engel im Namen der gen wurden in geheimer Wahl der von der standespolitischen Büh- BZÄK und auch ganz persönlich Präsident und der Vize-Präsident ne verabschiedete. Und es war der seinen Dank aus. gewählt. Für das Präsidentenamt Tag, an dem 25 Jahre Kammer am schlug Dieter Hanisch, KZV-Vor- Abend mit einem Festakt gefeiert Generationenwechsel sitzender und Kammerdelegier- wurden. Doch der Reihe nach ... ter, Dr. Carsten Hünecke vor. Der Fast auf den Tag genau 25 Jah- Nach sechs Legislaturperioden, Magdeburger Zahnarzt ist seit re nach der ersten Vorstandswahl in denen Dr. Frank Dreihaupt an 2003 Kammerdelegierter und seit am 29. Juni 1991 trafen sich am 18. der Spitze der Zahnärztekam- 2007 Vorstandsmitglied. Dieter Ha- Juni 2016 die neu gewählten Ver- mer durch die Höhen und Tiefen nisch argumentierte: „Er hat fun- treter der Zahnärztekammer Sach- der Standespolitik geleitet hatte, diertes Wissen, eine feste Überzeu- sen-Anhalt. Von 48 Delegierten machte er den Weg frei für einen gung und großes Engagement. Ich waren 42 anwesend, um aus ihren neuen Präsidenten. Mit ihm ver- bin mir sicher, er wird uns sicher Reihen sieben neue Vorstandsmit- abschiedeten sich der langjährige durch die kommenden, voraus- glieder zu wählen. Begrüßt wur- Vize-Präsident Ralph Buchholz sichtlich nicht immer leichten Jahre den sie von Kammerpräsident Dr. sowie Hubert Meister, der als Refe- führen.“ 40 Delegierte stimmten in Frank Dreihaupt, eine seiner letz- rent für Finanzen und „Meister der geheimer Wahl mit „Ja“, zwei ▶ 6 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016
KONSTITUIERENDE KAMMERVERSAMMLUNG DER ZÄK Delegierte mit „Nein“. Das war der Moment, an dem der neu gewählte Kammerpräsident schließlich den Vorstand der Staffelstab seines Vorgängers über- nahm, nicht ohne sich herzlich für Zahnärztekammer dessen große Verdienste zu bedan- ken: „26 Jahre an der Spitze – das Sachsen-Anhalt wird es in Sachsen-Anhalt sicher nicht wieder geben. Für Dich, lie- ber Frank, war es schon immer eine 7. Legislaturperiode Berufung.“ Für das Amt des Vize-Präsiden- 2016 bis 2021 ten schlug Dr. Carsten Hünecke den Wittenberger Zahnarzt Maik Pietsch vor, der 34 „Ja“-Stimmen Dr. Carsten Hünecke, Präsident hinter sich vereinte. Sieben Dele- gierte erklärten ein „Nein“, eine Stimme wurde für ungültig erklärt. Neues Vorstandsteam Im dritten Wahlgang stimmten sich die Delegierten im Block über die fünf Beisitzer ab. Dr. Hünecke schlug seine fünf Favoriten vor: Dr. Nicole Primas, die als Referen- tin für Prävention und Prophyla- xe bereits eine Legislatur sehr er- folgreich gestaltet hat; Professor Christian Gernhardt, der als Re- ferent für die Fort- und Weiterbil- Dipl.-Stom. Maik Pietsch, Dr. Knut Abshagen, Beisitzer dung der Zahnärzte maßgeblich Vizepräsident an der Überarbeitung der neuen Fort- und Weiterbildungsordnung verantwortlich war; weiterhin Dr. Mario Dietze, der bereits seit 22 Jahren Mitglied der Kammerver- sammlung ist und seit einer Le- gislatur im Kammervorstand als Referent für zahnärztliches Per- sonal; Dr. Knut Abshagen, der als bisheriges Mitglied des Finanzaus- schusses über hervorragende Er- fahrungen verfügt sowie Dr. Dirk Wagner, der sich als Öffentlich- keitsreferent in der Vergangenheit Dr. Nicole Primas, Beisitzerin Dr. Dirk Wagner, Beisitzer bereits über zwei Legislaturen en- gagiert hat. Alle vorgeschlagenen Kandidaten wurden in geheimer Wahl im Block gewählt. Wahl der Ausschüsse Anschließend ging es um die Wahl der sachsen-anhaltischen Vertre- ter in der Bundesversammlung der BZÄK: Bestimmt wurden Maik Pietsch, Dr. Mario Dietze, Dr. Ni- cole Primas und Dr. Carsten Hüne- cke. Und schließlich ging es um die Besetzung der Ausschüsse, mit fol- Dr. Mario Dietze, Beisitzer Prof. Dr. Christian Gernhardt, genden Ergebnissen: ▶ Beisitzer Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 7
KONSTITUIERENDE KAMMERVERSAMMLUNG DER ZÄK Fort- und Weiterbildung Zahnärztliche Satzung und Recht Prof. Christian Gernhardt Berufsausübung und Dr. Knut Abshagen Dr. Michael Hofmann Qualitätssicherung Mario Martin Dr. Hans-Ulrich Zirkler Matthias Henning Dipl.-Stom. Maik Pietsch Dr. Lisa Hierse Ersatzkandidat: Knut Freese Aljoscha Stanossek Finanzen Dipl.-Stom. Bernd Thelemann GOZ-Ausschuss Dr. Knut Abshagen Dipl.-Stom. Dieter Hanisch Öffentlichkeitsarbeit Dr. Carsten Hünecke Stephan Dreihaupt Dr. Hagen Listing Dr. Dirk Wagner Dipl.-Stom. Bernd Grunert Michael Biebrach Stefan Schuster Präventive Zahnheilkunde Zahnärztliches Personal Schlichtung Dr. Nicole Primas Dr. Gabriele Theren Dr. Mario Dietze Dr. Juliane Hertwig Prof. Dr. Detlef Schneider Dr. Gunnar Braekow Elisabeth Molenda Dipl. -Stom. Andreas Warnow Silke Piasecki Ersatzkandidatin: Dr. Kerstin Groß Ersatzkandidaten: Harald Trieschmann Dipl.-Stom. Horst Kaden Dr. Stefan Reichert Prüfung KFO Dr. Mario Wuttig Dr. Christine Erbring Dr. Jana Jahn Prof. Robert Fuhrmann Ersatzkandidaten: Dr. Karsten Schmidt Uwe Engels Prüfung Oralchirurgie Prof. Klaus Louis Gerlach Prof. Alexander Walter Eckert Dr. Dr. Steffen Mokros Matthias Tamm vom Freien Verband (r.) und KZV-VV-Vorsitzender Dr. Jochen Dr. Frank Christian Hofmann Schmidt dankten Dr. Frank Dreihaupt für die gute Zusammenarbeit. Dr. Matthias Lautner Ersatzkandidaten: Dr. Dr. Gregor Hundeshagen Dr. Christian Poenicke Gleichwertigkeit Dr. Frank Dreihaupt Dr. Carsten Hünecke Prof. Hans-Günther Schaller Prof. Christian Gernhardt Ersatzkandidaten: Dr. Ingo Angerstein Dr. Stefan Reichert Dr. Maike Stephan Junge Mitglieder Dr. Lisa Hierse Blumen für den Nachfolger: Dr. Frank Dreihaupt war der Erste, der dem neu- Jakob Osada en Präsidenten Dr. Carsten Hünecke gratulierte. Fotos: Andreas Stein Stefan Schuster 8 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016
FESTAKT 25 JAHRE ZAHNÄRZTEKAMMER Abschied und Neuanfang nach 25 Jahren 25 Jahre Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt/Verabschie- dung von Dr. Frank Dreihaupt Mit einem Festakt vor der Kulisse der Menschheitsgeschichte im Mag- deburger Jahrtausendturm feierte die Zahnärztekammer Sachsen-An- halt ihr 25-jähriges Bestehen. Foto: Jana Halbritter D ie Zahnärztekammer Sach- sen-Anhalt begeht in diesem Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum. Mit freien Berufes mit großem ehren- amtlichen Engagement.“ Die Kammer werde maßgeblich immer loyal zu mir stand“ sowie an die Ministerialbürokratie im Lande: „Trotz oft unterschiedlicher einem Festakt würdigte die Kör- durch die Mitglieder, ihrem Wil- Standpunkte hatten wir immer ei- perschaft am 18. Juni 2016 dieses len und ihrem Engagement für den ne faire von gegenseitiger Achtung Ereignis im Magdeburger Jahrtau- Berufsstand begründet, die nie au- geprägte Haltung zueinander“. Er sendturm. Als Gäste begrüßte die ßer Acht ließen, in Erfüllung ihres bedankte sich bei den Mitarbei- Kammer u. a. die Ministerin für Auftrages auch dem Gemeinwohl terinnen in der eigenen Praxis in Arbeit, Soziales und Integration verpflichtet zu sein. „Unsere Mit- Tangerhütte: „Es war nicht immer Petra Grimm-Benne (SPD), Vertre- glieder sind ein Wirtschaftsfaktor, leicht, Patienten- und Kammerin- ter der Landespolitik, Freunde und wichtiger Arbeitgeber und Aus- teressen zu koordinieren.“ Seinen Partner aus Sachsen-Anhalt und bilder junger Menschen. Am Ende ganz besonderen Dank richtete er darüber hinaus den Vorstand der steht der Mensch im Mittelpunkt an seine Frau Gudrun, die auch als Bundeszahnärztekammer sowie – unsere Mitglieder und die ihnen Gattin im Hintergrund sein Amt die Präsidenten aller Landeszahn- anvertrauten Patienten.“ stets mitgetragen hat. ärztekammern, die am gleichen Wochenende zur Klausurtagung in Letzte Revue nach 25 Jahren Gruß aus dem Ministerium Magdeburg weilten (siehe S. 39). Auch Past-Präsident Dr. Frank Sozialministerin Petra Grimm- „Ich bin der Neue!“ Dreihaupt stieg kurz und knapp Benne gab an diesem Abend zu, in seine Abschiedsrede ein: „Ja, dass es eine der ersten Reden für Mit diesem kurzen, aber prägna- das war‘s!“ Mit bewegenden Wor- sie war. Die Gesundheitspolitikerin ten Satz zog der erst wenige Stun- ten ließ er ein Vierteljahrhundert betonte in ihren Grußworten, dass de zuvor gewählte neue Kammer- Kammer-Geschichte Revue passie- man die Zahnärztekammer in den präsident Dr. Carsten Hünecke die ren, berichtete von den Wirren der vergangenen Jahren als verlässli- Zuhörer sofort auf seine Seite. Er Kammerentstehung in der Wende- chen Partner der Gesundheitspo- gab zu, dass sein Adrenalinspiegel zeit und dankte allen Mitstreitern litik im Land und bei der Verbes- nicht zum ersten Mal an diesem sowie Kolleginnen und Kollegen serung der Zahngesundheit der Tag in die Höhe geschossen war. aus anderen Bundesländern, „von Bevölkerung kennengelernt habe. Er würdigte das 25-jährige Kam- denen inzwischen viele gute Freun- Sie erinnerte an erfolgreiche Aktio- mer-Jubiläum mit den Worten: de geworden sind“. Seinen Respekt nen wie die „Liga der Kariesfreien“ „Das ist ein Vierteljahrhundert er- richtete er ebenso an die Geschäfts- oder an Projekte wie „Altern mit folgreicher Selbstverwaltung eines stelle der Zahnärztekammer, „die Biss“. ▶ Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 9
FESTAKT 25 JAHRE ZAHNÄRZTEKAMMER Dentale Erfolgsgeschichte Für Dr. Peter Engel, dem Präsiden- ten der Bundeszahnärztekammer, endet mit der Verabschiedung von Dr. Frank Dreihaupt „eine Ära“: „Dein Name wird für immer mit der Zahnärztekammer verbunden bleiben.“ Lenkte er doch die Ge- schicke der Zahnärztekammer seit der Gründung und machte aus ihr eine Erfolgsgeschichte. Das Bild der gesamtdeutschen Dentalfa- milie zeige auch am Beispiel des Past-Präsidenten, dass sie auch im Kleinen funktioniere. So habe er Präsident Dr. Carsten Hünecke überreichte die Apollonia gemeinsam mit Ge- mit Gattin Gudrun nicht nur eine schäftsführerin Christina Glaser an den ehemaligen Vize-Präsidenten Ralph Zahnärztin an seiner Seite, auch Buchholz und den Ex-Vorsitzenden des Finanzausschusses, Hubert Meister. sein Sohn Stephan ist in die Fuß- stapfen seines Vaters gestiegen. Dem neuen Präsidenten Dr. Cars- ten Hünecke wünschte er viel Er- folg in seinem neuen Amt. Ehrenmedaille in Silber Prof. Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät der Uni- versität Halle-Wittenberg, über- brachte herzliche Glückwünsche der Universitätsmedizin. Zudem dankte er dem scheidenden Prä- sidenten Dr. Frank Dreihaupt. „Er hat sich nie gescheut, mit offenem Visier in den Kampf zu gehen.“ Besondere Ehrung: Dr. Frank Dreihaupt erhielt die höchste Auszeichnung der So habe er sich mehrfach stark ge- halleschen Universitätsmedizin: Die Ehrenmedaille in Silber, überreicht durch macht, als der Wissenschaftsrat Dekan Prof. Michael Gekle und Prof. Hans-Günter Schaller, Direktor der eine Schließung der Fakultät dis- Zahnklinik (v.l.). Fotos: Andreas Stein kutiert hatte. Als besondere Eh- rung überreichte er gemeinsam mit Prof. Hans-Günter Schaller, dem Direktor der Universitätspolikli- nik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, die höchste Aus- zeichnung der halleschen Universi- tätsmedizin: Die Ehrenmedaille in Silber. Verleihung der „Apollonia“ Mit besonderen Ehrengaben ehr- te auch die Zahnärztekammer drei Sozialministerin Petra Grimm-Benne Dr. Peter Engel, Präsident der BZÄK Zahnärzte, die sich von Beginn an neben dem Beruf und der Tätig- keit in der eigenen Praxis für den gesamten Berufsstand im Land re entscheidend geprägt hatte. Prä- re dienten.“ Eine weitere „Apollo- engagiert haben und insbesonde- sident Dr. Carsten Hünecke: „Es nia“ erhielten der scheidende Vize- re den Weg der Kammer mit be- bedarf schon einer besonderen präsident Ralph Buchholz und der stimmt hatten. Kammerpräsident Persönlichkeit, wenn man seine scheidende Finanzvorstand Hubert Dr. Carsten Hünecke überreichte berufliche Prägung in einem staatli- Meister. Beide waren als Kammer- eine „Apollonia“ dem scheiden- chen Gesundheitswesen bekommt, delegierte der ersten Stunde 25 den Kammerpräsidenten Dr. Frank in der Individualismus und eine Jahre ehrenamtlich tätig, seit 2003 Dreihaupt, der die Kammer nach eigene Meinung nicht unbedingt saßen sie im Vorstand der Zahnärz- der Wende gegründet und 25 Jah- gefördert wurden bzw. der Karrie- tekammer Sachsen-Anhalt. ▶ 10 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016
FESTAKT 25 JAHRE ZAHNÄRZTEKAMMER Feierten mit: Die Kammerdelegierten Gratulierten zum 25. Kammer-Geburtstag: Kay Nitschke (AOK Sachsen-An- Dr. Uwe Giehler, Maike Stephan und halt), Sozialministerin Petra Grimm-Benne, Axel Wiedemann (Barmer GEK) und Dr. Michael Hofmann. Jens Hennicke (Techniker Krankenkasse). Fotos: Andreas Stein Aus der Chronik Als offizielles Datum der Gründung der Zahnärztekammer Sach- sen-Anhalt gilt der 29. Juni 1991. An diesem Tag wurde der erste Kammervorstand nach neuem (bundesdeutschen) Recht gewählt. Eine Zahnärztekammer als eingetragener Verein war bereits mehr als ein Jahr zuvor gegründet und am 11. Mai 1990 unter der Nummer 16 Dr. Bernhard Jäger mit BZÄK-Ehren- in das Vereinsregister des Kreisgerichtes Stendal eingetragen wor- präsident Dr. Dr. Jürgen Weitkamp. den. Nach hiesigem Kenntnisstand war kein anderes neues Bundes- land so früh dafür bereit. Anliegen der Gründer war es, unter den Bedingungen der DDR be- reits Wege für eine freiberufliche Tätigkeit der Zahnärzte zu ebnen. Ziel war es, das durch Mangel an Materialien und zumeist veraltete Ausstattung gekennzeichnete staatliche Gesundheitssystem zu ver- lassen und selbst Verantwortung für Art und Umfang der zahnmedizi- nischen Versorgung der Patienten zu übernehmen. Bereits Ende 1990 hatten sich in Sachsen-Anhalt rund 500 der insgesamt etwa 2000 Zahnärzte des Landes in eigenen Praxen niedergelassen; die Zahl stieg schnell weiter an. Die musikalische Begleitung kam von der Sax‘n-Anhalt-VIP-Band. Erdbeerbowle mit und ohne Alkohol KZV-Vorstandsvorsitzender Dieter Hanisch mit Fred Gebhardt (Apo Bank), Dirk sorgte bei den Gästen für eine will- Paliga und Jürgen Knopf (Commerzbank Braunschweig, v.l.). kommene Erfrischung. Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 11
KZBV-VERTRETERVERSAMMLUNG VV wehrt sich gegen Angriff auf Selbstver- waltung 12. Vertreterversammlung der KZBV in Köln stellt Weichen für Paro-Konzept Einstimmig verabschiedeten die Delegierten der 12. KZBV-Vertreterver- sammlung in Köln eine Resolution zur Erhaltung der Selbstverwaltungs- kompetenzen der Vertragszahnärzte. N ein zur Entmündigung der Selbstverwaltung! – Mit einer Resolution hat sich die Vertreter- be es unsägliche Geschehnisse bei einzelnen Protagonisten gegeben, sagte Eßer mit Blick auf Korrupti- (G-BA), Prof. Josef Hecken. „Selbst- verwaltung ist manchmal schwer- fällig und mühselig, aber besser als versammlung der Kassenzahnärzt- onsfälle im Gesundheitswesen. Das ein System, wo Behörden dirigis- lichen Bundesvereinigung (KZBV) dürfe aber nicht dazu führen, dass tisch Strukturen und Verhältnisse Anfang Juli in Köln gegen Pläne mit Aktionismus und Populismus vorgeben“, sagte Hecken. Er for- der Bundesregierung für ein soge- Grundpfeiler des deutschen Ge- derte die Zahnärzte auf, der Po- nanntes GKV-Selbstverwaltungs- sundheitssystems angegriffen wer- litik die Grenze aufzuzeigen, wo stärkungsgesetz gewandt. Das den. aus vernünftiger Fortentwicklung oberste Entscheidungsgremium der Dr. Eßer warnte davor, die Ge- „Quatsch“ werde. Auf keinen Fall Vertragszahnärzteschaft apellierte staltungsmöglichkeiten der Selbst- dürfe es passieren, dass die Haus- an den Gesetzgeber, auf die bislang verwaltung massiv einzuschränken halte der Körperschaften vom BMG bekannt gewordenen geplanten und durch sinnfreie Bürokratie zu genehmigt werden müssen. Und Maßnahmen zu verzichten. behindern. Eine Lähmung der Kör- wenn die Rechtsaufsicht im Ein- Das Bundesministerium für perschaften gehe letztlich zu Lasten zelfall die Auslegung von Rechts- Gesundheit (BMG) plant, die der Versorgung. Dass Deutschland fragen vorgeben kann, sei das eine Rechtsaufsicht über die Spitzen- eines der besten Gesundheitssys- getarnte Fachaufsicht – schließlich organisationen der Gesetzlichen teme der Welt habe, sei auf die könne man aus jeder Fach- eine Krankenversicherung – die Kassen- staatsferne Entscheidungsfindung Rechtsfrage machen. Nun, so Prof. ärztliche Bundesvereinigung, die in der Selbstverwaltung und das Hecken, gelte es, der Politik den KZBV, den GKV-Spitzenverband, freiberuflich geprägte Versorgungs- Wert der Selbstverwaltung in ih- den Gemeinsamen Bundesaus- system zurückzuführen. Wie der rer Alternativlosigkeit zu zeigen. schuss (G-BA) sowie den Medizini- Blick etwa nach Großbritannien Er mahnte die Körperschaften zum schen Dienst – erheblich zu erwei- zeige, schnitten staatsnahe Gesund- sorgsamen Umgang miteinander: tern, u. a. mit engeren Vorgaben zu heitssysteme in der Patientenver- „Sie haben eine friedenstiftende Vermögensanlagen und Betriebs- sorgung schlechter ab. Funktion.“ mitteln, erweiterten Prüf- und Mit- Dr. Wolfgang Eßer bedankte sich teilungspflichten und verschärften Schützenhilfe vom G-BA bei Prof. Hecken für die klaren Kontrollrechten. Worte. „Wir sind an einem Punkt, Überraschende Schützenhilfe be- KZBV-Vorstandsvorsitzender wo die Selbstverwaltung aufstehen kamen die Vertragszahnärzte vom Dr. Wolfgang Eßer warnte das Mi- und Tacheles reden muss“, so Eßer. unparteiischen Vorsitzenden des nisterium vor der „Torpedierung Das sahen auch die VV-Delegierten Gemeinsamen Bundesausschusses der Selbstverwaltung“. Zwar ha- der Länder-KZVen so. „Unsere ▶ 12 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016
KZBV-VERTRETERVERSAMMLUNG Stärkte den Zahnärzten in Sachen Die Delegation der KZV Sachsen-Anhalt (v.l.): KZV-Verwaltungsdirektorin Selbstverwaltung den Rücken: Eva Rogge, KZBV-Satzungsausschussmitglied Dr. Sabine Otto sowie die Dele- G-BA-Vorsitzender Prof. Josef Hecken. gierten Dr. Jochen Schmidt und Dr. Klaus Brauner. Fotos: KZBV/Darchinger Honorare sind keine Kassenbei- träge“ sagte Dr. Jochen Schmidt, Die Beschlüsse der VV VV-Delegierter aus Sachsen-Anhalt. Er schilderte, wie die Zahnärzte im Resolution: Selbstverwaltung er- Barrierefreier Aus- und Umbau von Osten der Republik nach der Wen- halten! (einstimmig) Zahnarztpraxen bedarf finanzieller de über Nacht ein ambulantes Ver- Unterstützung (einstimmig) sorgungssystem aufbauten – nur KZBV warnt vor Sicherheitsmän- mit eigenen Mitteln. „Wir müssen geln beim Aufbau der Telematik- Unverhältnismäßige Diskriminie- die freien Berufe erhalten“, mahnte infrastruktur (mehrheitlich) rung durch Antikorruptionsgesetz Schmidt. Die restlichen Delegierten (einstimmig) sahen das genauso und verabschie- Privilegien und Wettbewerbsvortei- deten einstimmig eine vom le für MVZ bei Anstellungsgrenzen KZBV begrüßt angekündigte Re- KZBV-Vorstand erarbeitete Resolu- abschaffen! (mehrheitlich) form der zahnärztlichen Ap- tion zum Erhalt der Selbstverwal- probationsordnung (einstim- tungskompetenzen. Degression konterkariert Si- mig) cherstellung der Versorgung Elf Anträge verabschiedet (mehrheitlich) Rechtssicherheit für Zahn- ärzte (mehrheitlich) Insgesamt verabschiedete die Ver- Vergütungsverbot für die Aufstel- treterversammlung der KZBV elf lung des Heil- und Kostenplanes Freiberufliche Praxen stärken Anträge (siehe Kasten). Neben der aufheben! (einstimmig) (mehrheitlich) Resolution zur Selbstverwaltung ging es dabei um die Übertragung KZBV fordert neue Gebührenposi- Für Details zu den Beschlüssen von Anstellungsgrenzen für den tion für sprechende Zahnmedizin scannen Sie bitte mit Ihrem Smart- vertragszahnärztlichen Versor- (einstimmig) phone den QR-Code. gungsbereich in MVZs und den qualitätssicheren Aufbau der Tele- matikinfrastruktur im Rahmen des für die Vergütung von Leistungen den Gesetzgeber auf, die Degres- E-Health-Gesetzes. der „sprechenden Zahnmedizin“ sionsregeln abzuschaffen oder zu- Auch in Sachen Gebühren gab es sowie die Aufhebung des Ver- mindest Präventionsleistungen, die ein eindeutiges Votum: Die Vertre- gütungsgebotes für die Aufstel- aufsuchende Versorgung und die terversammlung forderte die Ein- lung des Heil- und Kostenplanes. Arbeit in unterversorgten Gebieten führung einer Gebührenposition Schließlich forderten die Zahnärzte davon auszunehmen. ▶ Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 13
KZBV-VERTRETERVERSAMMLUNG „Am Zielfokus Torpedierung der Selbstver- Dass unbehandelte Parodontopathien einen enormen Risikofaktor für waltung hat sich nichts geändert“, sagte KZ- Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck darstellen, erklärte BV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Eßer. Prof. Peter Eickholz von der Goethe-Universität Frankfurt/Main. „Paro“ auf der Zielgeraden von Dr. Ute Maier ein Versorgungs- führten zu Taschenbildung und streckenkonzept entwickelt, von Knochenabbau, was wiederum Beherrschendes Thema des zwei- dem so viel wie möglich durch neue Entzündungen begünstige. ten VV-Sitzungstages war die an- den G-BA gebracht werden soll. Prof. Eickholz erklärte den VV-De- stehende Richtlinienänderung zur Zum derzeitigen Status quo sol- legierten, wie die über Jahre im „Systematischen Behandlung von len noch die Bausteine Prävention, Verborgenen laufenden Entzün- Parodontopathien gemäß § 135 Ab- Arztgespräch und die strukturierte dungen negativen Einfluss auf den satz 1 SGB V“ im G-BA, die Pati- Nachsorge (UPT) kommen. Derzeit menschlichen Körper nehmen und entenvertreter dort 2013 beantragt fasse man die wissenschaftlichen das Risiko schwerer Gesundheits- hatten. Die Volkskrankheit Paro- Ergebnisse zusammen, dann soll schäden für Diabetiker, Herz-Kreis- dontitis stelle den Berufsstand vor ein Vertragskonzept ausgearbeitet lauf-Kranke und Schwangere deut- erhebliche wirtschaftliche Risiken, und schließlich das G-BA-Verfah- lich erhöhten. biete aber auch Chancen, sagte ren begleitet werden, so Dr. Maier. „Durch die entzündeten Flächen KZBV-Vorsitzender Dr. Wolfgang „Wir brauchen eine Kampagne, in den Taschen können viele Mi- Eßer. Jeder zweite deutsche Er- die das Wissen um die Krankheit kroorganismen in den Körper ein- wachsene habe eine behandlungs- im Bewusstsein der Menschen ver- dringen. Das bleibt nicht folgen- bedürftige Parodontopathie, es ge- ankert“, so Dr. Eßer. Sonst käme los“, erklärte Eickholz und berich- be aber nur eine Million Therapien man nie runter vom Behandlungs- tete von einer Studie, der zufolge pro Jahr, die obendrein nach einer stau. Fest steht: Zum Nulltarif gebe es bei Diabetikern mit Parodontitis 50 Jahre alten Systematik und mit es eine zeitgemäße Paro-Therapie sichtbar mehr Todesfälle gebe als gesenkten Honoraren abliefen. nicht. „Das wird beitragsrelevant“, bei Diabetikern ohne. Angesichts dieser Unterversor- sagte Wolfgang Eßer – koste die „Wir müssen weg vom Nimbus, gung gelte es, die gemeinsamen In- Kassen also mindestens eine Milli- das sei ja nur eine Zahnfleischer- teressen von Patienten und Zahn- arde Euro jährlich. krankung“, sagte auch Dr. Wolf- ärzten gegen Politiker und Kosten- gang Eßer. Die Zahnärzteschaft träger nach vorne zu tragen, die Risikofaktor „Paro“ müsse sich auch die Frage stellen, bislang eine zeitgemäße Behand- wo die ethische Verantwortung für lung der „silent disease“ blockier- Dennoch sei ein Handeln gegen die Patienten liege und nicht nur ten. „Wir haben Karies im Griff, die Volkskrankheit dringend nö- ertragsorientiert diskutieren. aber nicht Parodontitis“, warnte tig, wie Prof. Peter Eickholz von Im Jahr 2017 will der G-BA über Eßer. der Johann-Wolfgang-Goethe-Uni- die Anpassung der PAR-Leistun- Mittlerweile hat die Arbeitsge- versität Frankfurt/Main erläuter- gen in der Behandlungs-RL bera- meinschaft „Paro“ unter Leitung te. Die Zahnfleischentzündungen ten. n 14 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016
TAG DER OFFENEN TÜR IN DER KZV Anregender Blick hinter die Kulissen Mehr als 100 Besucher beim Tag der offenen Tür in der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Die KZV-Vorstände Dr. Klaus Brauner und Dipl.-Stom. Dieter Hanisch begrüßen Mitarbeiter der Praxis Kohl aus Magdeburg. Fotos: A. Stein M ehr als 100 Gäste aus ganz Sachsen-Anhalt ha- ben Ende Juni die Gelegenheit genutzt, am alljährlichen Tag der Offenen Tür bei der Kassen- zahnärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV) in Magdeburgs Süden hinter die Kulissen der Kör- KZV-Verwaltungsdirektorin Eva Rogge begrüßt das perschaft zu blicken und mit den KZV-Mitarbeitern Team von Anita Schütt aus Schönebeck. ins Gespräch zu kommen. Vorstandsvorsitzender Dipl.-Stom. Dieter Hanisch und sein Stellvertreter Dr. Klaus Brauner begrüßten die Zahnärzte, von denen viele ihre Praxismitarbeiter mitgebracht hatten, per- sönlich. „Der Tag der Offenen Tür soll dem gegen- seitigen und ungezwungenen Kennenlernen dienen. Die Zahnärzte und Praxismitarbeiter können dabei auch Nachfragen in den jeweiligen Fachabteilungen stellen, von EDV über Rechtsfragen bis hin zum Zu- lassungswesen“, sagte Dr. Brauner den zn. Das An- gebot werde rege genutzt – bisher seien es in jedem Jahr mehr als 100 Gäste gewesen, die den Weg in den Dr.-Eisenbarth-Ring fanden. Begrüßung des VV-Vorsitzenden Dr. Jochen Schmidt Die Besucher konnten neben anregenden Ge- (r.) und des Referenten für das Vorstands- und Ver- sprächen auch frisches Fachwissen mit nach Hau- tragswesen, Dr. Stefan Schorm. se nehmen: Dr. Elisabeth Ehnert, Zahnärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Mar- tin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, vermittelte den Zuhörern in einem Vortrag Aktuelles rund um die Kinderzahnheilkunde. „Die Karies ist überall rückläufig, nur bei den Kleinsten nicht. Das Thema ist in der Forschung gerade sehr gefragt“, berichtete Dr. Ehnert. Deshalb müsse man die Eltern möglichst frühzeitig erreichen. Sie erklärte, wie man Kinder für sich gewinnt, frühkindliche Karies erkennt und was Gast aus dem Harz: Dr. Brauner und Dieter Hanisch bei Milchzahnfüllungen zu beachten ist. n nehmen Heidrun Eisert aus Elbingerode in ihre Mitte. Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 15
SYMPOSIUM ZUR ÄRZTEVERSORGUNG Abwarten ist keine Option! Gesundheitssymposium der Barmer GEK zum Thema Ärztemangel in ländlichen Regionen Mahnt schnelle Lösungen für den Ärztemangel an: Prof. Dr. Ferdinand Sachsen-Anhalts Gerlach, Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen. Fotos: Andreas Stein W eniger Kinder werden gebo- ren, junge Leute ziehen weg, die verbleibende Bevölkerung wird Zahnärzte werden immer älter Die Altersstruktur der Mitglieder der Zahnärztekammer immer älter – durch den demogra- fischen Wandel droht vielen länd- gesamt: 2436 lichen Regionen Deutschlands ein Ärztemangel. Das wird besonders Merkmal männlich Ø-Alter weiblich Ø-Alter in den strukturschwachen Regio- nen Sachsen-Anhalts sichtbar. Es sei ZÄ niedergelassen 692 53,02 882 53,2 höchste Zeit, dass sich Ärzte, Kran- ZÄ angestellt in ZAP 70 34,13 189 33,94 kenhausmanager, Kassenvertreter, ZÄ angestellt kommunal 45 42,24 53 40,89 Wissenschaftler und Politiker mit der Situation auseinandersetzten, Quelle: Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, Stand: Juni 2016 sagte Axel Wiedemann, Landesge- schäftsführer der Barmer GEK in Sachsen-Anhalt. „Das Thema ist zender des Sachverständigenrates Hausarzt-Planungsbereichen Sach- sehr komplex, da gibt es nicht die zur Begutachtung der Entwicklung sen-Anhalts drohe der Versorgungs- eine geniale Lösung“, so Wiede- im Gesundheitswesen und Eröff- grad, unter 75 Prozent zu sinken. mann. Vielmehr brauche es ein en- nungsredner, den Gästen zu. Er Am dramatischsten sei es aktuell im ges Miteinander der verschiedenen zeigte auf, wie sich vor dem Hinter- Raum Burg mit 77,5 Prozent Versor- Akteure – und zwar so schnell wie grund einer alternden Gesellschaft gungsgrad. Und obwohl laut Prof. möglich. Deshalb hatte die Barmer mit mehr chronisch und mehrfach Gerlach deutschlandweit 10.000 GEK im Juni mehr als 70 Experten Erkrankten auch der Ärztenach- Ärzte pro Jahr ihre Ausbildung be- aus Gesundheitswesen und Politik wuchs ändere: „Der Frauenanteil endeten, reiche das zur Beseitigung zu einem Symposium nach Magde- bei Ärzten wächst, ebenso das Inte- des drohenden Ärztemangels nicht burg eingeladen, darunter auch Ver- resse an Teilzeit- und Angestellten- aus. Deshalb schlägt Ferdinand Ger- treter der Zahnärzteschaft. arbeit“, so Gerlach. Familienfreund- lach ein Maßnahmenbündel vor: liche Arbeitsbedingungen würden Ärztenachwuchs im Wandel mehr in den Vordergrund treten. • Einführung eines Landarztzu- Der Gesundheitsbereich steht laut schlages oder anderer Anreize „Abwarten ist keine Option!“, rief Gerlach vor einer infrastrukturel- • Maßnahmen gegen die Über- Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Vorsit- len Unterversorgung – in 14 von 32 versorgung in Ballungszent- ▶ 16 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016
SYMPOSIUM ZUR ÄRZTEVERSORGUNG Aufmerksamer Zuhörer: Der scheidende Kammerpräsident Dr. Frank Grußwort der neuen Sozialministerin: Petra Dreihaupt verfolgte Gerlachs Ausführungen. Studienplatzfinanzierungen Grimm-Benne (SPD) kündigte an, die Idee loka- und das Zurverfügungstellen von Praxen sieht er kritisch. ler Gesundheitszentren weiter zu verfolgen. ren, z.B. Aufkauf freiwerdender gel abzufedern, so KV-Vorsitzender Schnitt 53 Jahre alt sind, Tendenz Arztsitze ab 200 Prozent Versor- Burkhard John. Außerdem gebe es steigend. „Die Überalterung wird gungsgrad viele Angebote von Kommunen, die für uns in fünf bis zehn Jahren ein • Stärkung der Allgemeinme- Ärzten beim Praxisaufbau oder der Thema sein“, sagte der scheiden- dizin im Studium (eigene Arbeitsplatzsuche für Angehörige de Kammerpräsident Dr. Frank Facharztrichtung, mehr Geld unterstützen. Die neue Gesund- Dreihaupt, der Gerlach aufmerk- für Hochschulen, regionale Wei- heitsministerin Petra Grimm-Benne sam zuhörte. Er sieht jedoch nur terbildungsverbünde) (SPD) kündigte in ihrem Grußwort wenige Chancen für eine politisch an, die Idee lokaler Gesundheits- oder über ein Vergütungssystem Außerdem macht sich Gerlach für zentren weiterzuverfolgen, wie es gesteuerte Nachwuchsgewinnung. die Einführung lokaler Gesund- im Koalitionsvertrag vereinbart sei. Die Studienplatzfinanzierung mit heitszentren stark. Er stellt sich Auch Krankenhäuser könnten als anschließender Verpflichtung, auf Teampraxen vor, in denen All- Stütze der ambulanten Versorgung dem Land zu arbeiten, hält er vor gemein- und grundversorgende künftig eine größere Rolle spielen. dem Hintergrund des Grundrech- Fachärzte, Schwestern und Pflege- tes auf freie Wohnortwahl für nicht kräfte arbeiten, gleich nebenan gibt Zahnärzte skeptisch haltbar. Dass Kommunen Praxen es eine Apotheke und eine Physio- einrichteten, sei Wettbewerbsver- therapie. Das sichere die Versor- Bei den Zahnärzten ist der Nach- zerrung. Vielmehr bräuchten länd- gung und biete allen Beteiligten wuchsmangel noch nicht so dra- liche Gegenden ein besseres Image, familienfreundliche Arbeitszeiten. matisch wie bei den Allgemein- so Dreihaupt. Im Übrigen entschei- „Ich will kein Plädoyer gegen Ein- medizinern. Der gemeinsame de der Ruf einer Praxis darüber, ob zelpraxen halten, aber die Vernet- Landesausschuss der Zahnärzte Patienten kämen oder nicht. zung und die Weiterentwicklung und Krankenkassen, der den Be- Für die KZV ist das Mittel der einzelwirtschaftlicher Strukturen darfsplan berät, stellte zuletzt im Wahl zur ländlichen zahnärztli- wird wichtiger“, sagte Gerlach. Dezember 2015 keine Unterversor- chen Versorgung die Einzelpraxis. gung fest. Der Versorgungsgrad Da müsse die Politik ihre Aufgabe Stipendien sollen helfen in den Landkreisen liegt demnach erfüllen und die Strukturen für die zwischen 93,8 Prozent im Jericho- familiäre Existenz auf dem Land, Die Kassenärztliche Vereinigung wer Land und 142,6 Prozent in Des- wie Kindergärten, Schulen, Kultur Sachsen-Anhalt bemühe sich be- sau-Roßlau. Die Altersstruktur der und verkehrstechnische Erschlie- reits mit Stipendienangeboten und ZÄK-Mitglieder zeigt jedoch, dass ßung schaffen, so der VV-Vorsit- Hospitationen, den Hausärzteman- niedergelassene Zahnärzte hier im zende Dr. Jochen Schmidt. n Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 17
KOKO ÖFFENTLICHKEITSARBEIT IN MÜNCHEN DMS V befindet sich auf der Zielgeraden Neue Studie zur Mundgesundheit in Deutschland soll Mitte August in Berlin Mitte August soll die neue Deutsche Mundgesundheitsstudie in vorgestellt werden Berlin vorgestellt werden. 1989 erstmalig erschienen, ist es die fünfte Auflage der Untersuchung. Foto: Andreas Stein N ach neun Jahren ist es soweit – die fünfte Deutsche Mund- gesundheitsstudie (DMS V) wird Ältere Senioren im Fokus Um eine repräsentative Stichprobe veröffentlicht. Die DMS wird im für die Studie zu erhalten, wurden Auftrag von Bundeszahnärzte- die Einwohnermeldeämter ange- kammer und Kassenzahnärztlicher schrieben. Dabei konzentrierten Bundesvereinigung vom Institut sich die Forscher auf vier Alters- der Deutschen Zahnärzte (IDZ) gruppen, aus denen je mindestens durchgeführt und ist die maßgebli- 1000 Teilnehmer anonym befragt che Studie zur Mundgesundheit in und untersucht werden sollten: der Bundesrepublik. Andere Studi- en zur Gesundheit der Deutschen • Zwölfjährige lassen die Zahnmedizin größten- • Jüngere Erwachsene (35-44 teils außen vor bzw. übernehmen Jahre) die Erkenntnisse der DMS. Am 16. • Jüngere Senioren (65-74 Jahre) August soll nun die neue Studie • Ältere Senioren (75-100 Jahre) in Berlin in der Bundespressekon- ferenz vorgestellt werden, wie PD fentlichung nichts sagen. Man be- Letztere Gruppe wurde im Rah- Dr. Rainer Jordan, Studienleiter finde sich noch in der Auswertung men der DMS erstmals unter die und Wissenschaftlicher Direktor und Interpretation der 700 Seiten Lupe genommen, um angesichts des IDZ in Köln, auf der Koordinie- starken Studie, werde aber pünkt- des demographischen Wandels die rungskonferenz Ende Juni in Mün- lich zur Veröffentlichung eine Bro- Zahngesundheit der wachsenden chen sagte. schüre mit den wichtigsten Zahlen Zahl Pflegebedürftiger und älterer und Fakten vorlegen, sagte Diet- Deutscher zu prüfen. „Wir wollen „Reden um den heißen Brei“ mar Oesterreich den KoKo-Teil- herausfinden, wie diese Zielgrup- nehmern in München. PD Rainer pe Mundhygiene betreibt und wie Über Ergebnisse wollten Jordan so- Jordan stellte jedoch bereits vorab oft ältere Senioren Kontakt zum wie die Vorstände Dr. Jürgen Fed- in einem Vortrag die methodischen Zahnarzt haben“, erklärte PD Jor- derwitz (KZBV) und Prof. Dietmar Grundlagen der von KZBV und dan. So soll gegebenenfalls auch Oesterreich (BZÄK) anderthalb BZÄK finanzierten DMS V-Studie ein Unterstützungsbedarf ablesbar Monate vor der offiziellen Veröf- vor. sein. Das Erreichen und Untersu- 18 Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016
KOKO ÖFFENTLICHKEITSARBEIT IN MÜNCHEN KZBV-Sprecher Kai Fortelka und KZBV-Vorstand Dr. Jürgen Fedder- PD Dr. Rainer Jordan stellte auf der KoKo witz sowie BZÄK-Vorstand Prof. Dietmar Oesterreich diskutierten in München Hintergründe zur DMS V vor. mit den KoKo-Delegierten über die DMS V. Fotos: Pompetzki chen dieser Gruppe sei aufwän- verschiedene Schwerpunkte ach- untersuchungen sehen“, hofft PD dig gewesen, so Rainer Jordan. tete, z.B. den Zustand der Mund- Jordan. Außerdem wurden im Für die Untersuchung der Pro- schleimhaut, Kariesvorkommen, Rahmen der DMS V erstmals Jahr- banden waren in den Jahren 2013 Restaurationen, Zahnersatz, die gänge unter die Lupe genommen, und 2014 bundesweit vier Teams rätselhafte Molaren-Inzisiven-Hy- die bei früheren DMS-Studien un- aus Zahnärzten und Sozialwissen- pomineralisation sowie Parodon- tersucht worden waren. schaftlern unterwegs und besuch- talerkrankungen, wobei aufgrund Jordan erhofft sich deshalb aus ten knapp einhundert sogenannte des Zeitaufwandes bei letzterem dem Datenvergleich weitere Rück- Spots – in Sachsen-Anhalt waren Schwerpunkt nur 10 Prozent der schlüsse auf die Entwicklung der das die Orte Gommern (Jericho- Probanden vollständig untersucht Mundgesundheit in der Bevölke- wer Land), Gerbstedt (Landkreis wurden, während bei 90 Prozent rung, besonders im Bezug auf die Mansfeld-Südharz), Wernigerode, der Teilnehmer zwölf Indexzäh- Lage in unterschiedlichen sozialen Halle/Saale und Westheide (Land- ne begutachtet und die Ergebnisse Schichten sowie bei der wachsen- kreis Börde). Jeder Studienteilneh- dann hochgerechnet wurden, wie den Zahl Pflegebedürftiger und mer erhielt 20 Euro Probanden- Studienleiter Jordan erklärte. der Entwicklung der Parodontitis geld, die Untersuchungen fanden in dieser Altersgruppe. Die DMS V in für diesen Zweck angemieteten Bedeutung der Studie solle außerdem auch eine wichtige Räumlichkeiten statt, einmal sogar Datengrundlage auf dem Weg von passenderweise im Gasthaus „Zur Nun läuft die Auswertung der einer restaurativen hin zu einer Krone“. Zahlen, und die Forscher des IDZ präventiven Zahnmedizin sein, so hoffen, bestimmte Fortschritte in Rainer Jordan. Im Gasthaus „Zur Krone“ der Mundgesundheit der Deut- Es sei nicht mehr lange hin bis schen ablesen zu können – zum zum Jahr 2020, wo Deutschland die Die Untersuchungen bestanden Beispiel bei der Karies. Sie ist seit Gesundheitsziele der Weltgesund- aus zwei Teilen: Erstens einem ge- den 1980er Jahren bei Zwölfjähri- heitsorganisation (WHO) erfüllen meinsam mit einem Interviewer gen stark rückläufig. Gab es 1983 möchte. „Die DMS V wird zeigen, ausgefüllten sozialwissenschaftli- bei vier Molaren im Schnitt noch ob wir dieses sehr ambitionierte chen Fragebogen zu Essverhalten, 6,8 Kariesfälle (!), waren es bei der Ziel erreichen“, sagte Rainer Jordan Mundhygiene etc. und zweitens DMS IV im Jahr 2005 nur noch – die Veröffentlichung der DMS VI dem klinischen Befund, wobei 0,8. „Bei der DMS V müssten wir plant das IDZ nämlich erst für das der untersuchende Zahnarzt auf nun auch die Früchte der Reihen- Jahr 2021. n Zahnärztliche Nachrichten Sachsen-Anhalt 07/2016 19
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