T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag

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T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
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                                          Das Bärenreiter-Magazin

                      „Missa solemnis“ und Ouvertüren zu „Leonore“

 2I2018
                      Jonathan Del Mar über Urtext
                      Neuedition: Leoncavallos „Pagliacci“
  Informationen für
Bühne und Orchester
                      Opern von Siegfried Wagner
                      Beat Furrers neue Oper „Violetter Schnee“
T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
[t]akte                                                                                                                                                                                                                                                              2I2018
                                4                                    6                                   9                                16                                   18                                20                                    22                                26

 „It’s my job to give them          Was ist Urtext?                       „mein gröstes werk“                 Zu lang? Zu kurz?                  Herrliche Seltsamkeiten            Komödie und musikalischer           Es geht ums Ganze                   Weite Perspektive
 Beethoven“                         Fragen an Jonathan Del Mar            Die neue Ausgabe von Beetho-        Die zwei Fassungen von Leonca-     Siegfried Wagner als Komponist     Verismo                             Beat Furrers Oper „Violet-          Matthias Pintschers „NUR“ für
 Die Beethoven-Editionen                                                  vens „Missa solemnis“               vallos „Pagliacci“                                                    Perspektiven des Komponierens       ter Schnee“ für die Berliner        Klavier und Ensemble
 Jonathan Del Mars bei Bären-       Oft verwendet und doch vielen                                                                                Siegfried Wagner, der im Juni      bei Ermanno Wolf-Ferrari            Staatsoper
 reiter                             unklar. „Urtext“ ist ein schillern-   Barry Cooper bietet in der neu-     Zu lang oder doch zu kurz?         2019 vor 150 Jahren geboren                                                                                Kontraste zwischen dem me-
                                    der Begriff, unter dem viel Un-       nen Bärenreiter-Ausgabe alter-      Noch während der ersten            wurde, wird schnell abgetan        Von Ermanno Wolf-Ferrari            Schnee, kosmische Kälte: In         tallischen Klang des Klaviers
 Symphonien, Konzerte, Streich-     terschiedliches verstanden wird.      native Lesarten an, korrigiert      Aufführungen des späteren          und unterschätzt. Doch seine       kennt man allenfalls noch           Beat Furrers neuer Oper sind        und dem Ensemble bestim-
 quartette, Klaviersonaten: Die     Der Beethoven-Herausgeber             Ungenauigkeiten und fügt            Welthits „Pagliacci“ gab es        Opern bergen einen großen          „Die vier Grobiane“, doch auch      fünf Menschen in einem Haus         men Matthias Pintschers Werk
 Beethoven-Ausgaben aus der         Jonathan Del Mar erläutert, nach      eine wiederentdeckte Kompo-         Veränderungen. Die genauen         Melodienreichtum und psy-          andere Opern lohnen die Wie-        auf dem Weg in unbekanntes          für die Barenboim-Said-Akade-
 Hand von Jonathan Del Mar          welchen Prinzipien er vorgeht.        sition aus dem engen Zusam-         Zusammenhänge erhellt nun          chologische Brisanz.               derentdeckung, zum Beispiel         Terrain.                            mie und ihren Gründer.
 überzeugen von der ersten bis                                            menhang der Messe mit an.           die Neuausgabe und lässt den                                          „La vedova scaltra“ und „Sly“.
 zur letzten Note.                                                                                            Interpreten die Wahl.

 Beethoven 2020                     Oper                                  Oratorium / Orchester               Neue Musik                         Neue Musik                         Neue Musik                          Publikationen / Termine
                                                                                                                                                                                                                                                              Übersetzungen
 „It’s my job to give them          Verliebt in eine Statue               Monumentalität und Schönheit        Es geht ums Ganze                  Manfred Trojahn – aktuell     27   Einkehr und Besonnenheit            Neue Bücher                    32     S. 6–7, 12, 13 Johannes
 Beethoven“                         Rameaus Ballett „Pigmalion“ in        Rekonstruktion von Mozarts          Beat Furrers Oper „Violetter                                          Die Musik der französischen                                                  Mundry
 Die Beethoven-Editionen Jona-      der Gesamtausgabe           10        Missa in c KV 427          13       Schnee“ für die Berliner Staats-   Heimat                             Komponistin Camille Pépin 30        Neue Aufnahmen                 33     S. 8, 16–17, 29 Johanna
 than Del Mars bei Bärenreiter 4                                                                              oper                          22   Zwei neue Werke von                                                                                             Friedrichs
                                    Oper als Prozess                      Böhmische Musik                                                        Ľubica Čekovská               27   Der Heilige und der Kaiser          Termine Oktober 2018 –                S. 10 Annette Thein
 Was ist Urtext?                    Das Pasticcio „Love in a Village“     Editionen aus Smetanas              Bruchstück                                                            Salvatore Sciarrinos Passions-      Mai 2019                       34     S. 14 (Smetana): Gudula
 Fragen an Jonathan Del Mar 6       und seine Entstehung            12    „Mein Vaterland“ und von            Beginn eines Orchesterzyklus       Philipp Maintz – aktuell      28   fragment                       31                                            Schütz
                                                                          Dvořáks „Sieben Stücken für klei-   von Andrea Lorenzo Scartaz-                                                                                                                     S. 30 Irene Weber
 Viele Rätsel gelöst                Zu lang? Zu kurz?                     nes Orchester“                 14   zini                         24    Dieter Ammann– aktuell        28                                                                             S. 31 Christine Anderson
 Beethovens Leonoren-Ouvertü-       Die zwei Fassungen von
 ren in kritischer Neuedition 8     Leoncavallos „Pagliacci“        16    Neues aus der Neuen Welt            Thomas Daniel Schlee –             Charlotte Seither – aktuell   28
                                                                          Dvořáks Neunte Symphonie            aktuell                      24
 „mein gröstes werk“                Herrliche Seltsamkeiten               in der Edition Jonathan Del                                            Rudolf Kelterborn – aktuell 28
 Die neue Ausgabe von Beetho-       Siegfried Wagner als                  Mars                        15      Überhitzt
 vens „Missa solemnis“        9     Komponist                       18                                        Miroslav Srnka komponiert für      Heimat
                                                                                                              das Los Angeles Philharmonic 25    Zwei neue Werke von
                                    Komödie und musikalischer                                                                                    Ľubica Čekovská               27
                                    Verismo
                                    Perspektiven des Komponierens
                                                                          Ein bante                           Weite Perspektive
                                                                                                              Matthias Pintschers „NUR“ für      Unbeirrbar für neue Musik
                                    bei Ermanno Wolf-Ferrari   20                                             Klavier und Ensemble        26     Zum Tode Oliver Knussens  29

2 [t]akte 2I2018                                                                                                                                                                                                                                                           [t]akte 2I2018 3
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[t]akte                                                                                                                                                                                                                           2I2018
        „It’s my job to give
        them Beethoven“                                             Symphonien, Konzerte, Streichquartette, Klavier-
                                                                    sonaten: Die Beethoven-Ausgaben aus der Hand
        Die Beethoven-Editionen Jonathan Del Mars bei               von Jonathan Del Mar überzeugen von der ersten
        Bärenreiter                                                 bis zur letzten Note.

        Zigtausende verkaufte Partituren, die Orchesterma-                                                                    in der Praxis getestet wurde, bevor es zur Veröffent-       Verwunderung über Dirigenten
        terialien weltweit im Einsatz: Auch ohne dass es in                                                                   lichung kam: „Caroline Brown und Stephen Neiman
        den letzten Jahren sensationeller neuer Quellenfunde                                                                  von der Hanover Band beauftragten mich zwischen             Es sei nicht unterschlagen, dass ein so skrupulöser
        bedurft hätte, übertrifft Bärenreiters Beethoven-                                                                     1985 und 1992, von allen Werken, die sie aufnahmen,         Herausgeber wie Jonathan Del Mar sich immer wieder
        Urtext-Ausgabe von Jonathan Del Mar bei Weitem                                                                        neue kritische Editionen zu erstellen. Auf diese Weise      wundern muss, wie sein Urtext in der Praxis tatsäch-
        alles, was man hätte erwarten können. Auch hat                                                                        war ich immer verantwortlich, sicherzustellen, dass         lich verwendet wird: „Einige Dirigenten bzw. Orchester
        wohl zuletzt keine musikalische Neuedition solches                                                                    meine Entscheidungen in der Praxis annehmbar, also          machen die Korrekturen wieder rückgängig, weil es
        Aufsehen nicht nur in der Fachwelt, sondern ganz                                                                      sinnvoll ausführbar zu sein hatten.“                        natürlich unbequem sein kann, das Altbekannte neu
        allgemein in der Presse erregt, was auf das Zusam-                                                                                                                                einzustudieren. Sie behaupten dann zwar zu Recht,
        mentreffen folgender Faktoren zurückzuführen ist:                                                                                                                                 dass sie aus dem Bärenreiter Urtext spielen, doch sie
        dass Beethoven das bleibende Maß aller Dinge in den                                                                   Weg von subjektiven Auslegungen                             spielen ihn nicht. Und ein sehr renommierter Dirigent
        Gattungen Symphonie, Streichquartett und Klavier-                                                                                                                                 hat vor einigen Jahren tatsächlich so einschneidende
        sonate ist, dass seine Manuskripte für ihre schwere                                                                   Was nun ist Del Mars besondere Errungenschaft als           Änderungen am Notentext vorgenommen, dass es ihm
        Lesbarkeit berüchtigt sind, dass mit Jonathan Del Mar                                                                 Herausgeber? „Wegzukommen von subjektiven Aus-              gelungen ist, auf der Grundlage dieses neuen Urtexts
        ein Herausgeber angetreten ist, der wissenschaftliche                                                                 legungen: Keiner ist an Del Mar interessiert, jeder will    die urtextfernste Gesamteinspielung der Schallplat-
        Akribie mit empirischem musikalischen Sachverstand                                                                    Beethoven. Keine andere Edition der Beethoven-Sym-          tengeschichte vorzunehmen, wofür er mit mehreren
        und jahrelanger aufführungspraktischer Erprobung                                                                      phonien klärt die Musiker so deutlich und eindeutig         Kritikerpreisen ausgezeichnet wurde!“ Der Herausge-
        verbindet wie nur ganz wenige Musikwissenschaftler,                                                                   über ungesicherte und zweifelhafte Details auf wie          ber trägt die Verantwortung für den Notentext, alles
        und dass er hierfür einen Verlag gefunden hat, der sei-                                                               unsere: Wo besteht ein Zweifel, was ist die daraus          weitere liegt in den Händen der Musiker.
        nen Enthüllungen und Entdeckungen zielstrebig und                                                                     resultierende Empfehlung, und wann kann keine                                                   Christoph Schlüren
        nachhaltig zur Durchsetzung auf den Konzertpodien                                                                     zweifelsfreie Entscheidung getroffen werden – das al-
        und im allgemeinen Bewusstsein verhilft.                                                                              les ist übersichtlich aufgelistet. Und daher ist auch der
                                                                                                                              Kritische Bericht jeweils ein untrennbarer Bestandteil                          Beethoven bei Bärenreiter
                                                                                                                              der Partitur. Und hier haben wir, soweit ich es sehen                        Editionen von Jonathan Del Mar
        Ziel: Spielbarkeit                                                                                                    kann, makellose Arbeit geleistet.“
                                                                                                                                 Man muss nicht mit jeder Entscheidung, die letzt-          Symphonien Nr. 1–9. BA 9001–9009
                                                                    (Foto: fotolia)
        So hebt Jonathan Del Mar denn auch sofort im Gespräch                                                                 lich in die Partitur gelangt ist, einverstanden sein.         Konzert für Violine und Orchester op. 61. BA 9019
        hervor, dass seine Urtext-Ausgaben stets in der Absicht     der musikalischen Umgebung, sowohl insbesondere           Unbestritten ist, dass Del Mar in der Fünften Symphonie       Klavierkonzerte Nr. 1–5. BA 9021–9025
        entstehen, dass auch aus ihnen gespielt wird – dass         der anderen Orchesterwerke Beethovens als auch von        plausibel belegen konnte, dass die lange Zeit propagier-      Konzert für Klavier und Orchester nach
        sie also die Aufführenden nicht vor unnötige Unklar-        Symphonien anderer Komponisten vor und nach ihm.“         te komplette Wiederholung im Scherzo wegfällt und                dem Violinkonzert. BA 9013
        heiten und Widersprüche bei der Interpretation des             Entscheidend ist vor allem eine weitere Forderung      dem Satz jene Kompaktheit wiedergegeben wird, die             Konzert für Klavier, Violine, Violoncello
        Textes stellen. Für ihn ist es die ganz klare Aufgabe des   an sich selbst, die Jonathan Del Mar von seinem Vater     das gesamte Werk kennzeichnet. Im Scherzo der Neun-              und Orchester C-Dur op. 56 „Tripel-
        Herausgebers, die Musiker nicht mit weiteren Fragezei-      übernahm: nicht wenige, sondern keine Fehler zu ma-       ten Symphonie hatte Del Mar zu einer salomonischen               konzert”. BA 9027
        chen zu überhäufen, sondern plausible Antworten zu          chen als Herausgeber. Und er betont, dass der Anspruch    Lösung gegriffen: Da bei der schnellen Temponahme             Romanzen in F-Dur und G-Dur für Vio-
        liefern, soweit dies auf der Grundlage umfassendsten        des Bärenreiter Urtexts dieser Selbstverpflichtung        auf Basis der Metronomisierung das Presto-Trio nicht             line und Orchester op. 50, 40. BA 9026
        Quellenstudiums möglich ist.                                entspricht, in welchem es u. a. heißt, dieser sei „ein    im Verhältnis „ganze Takte = ganze Takte“ (verbunden          Sämtliche Klaviersonaten (komplett bis
           Diese Grundhaltung, so sagt er, verdankt er seinem       Qualitätssiegel … garantiert Notentexte auf dem aktuel-   durch ein Accelerando, das genau die Beschleunigung              2019)
        Vater, dem legendären Dirigenten Norman Del Mar             len Stand der Forschung … der Begriff für authentische    des Tempos um ein Drittel realisiert) genommen wer-           Streichquartette op. 18. 59, 74, 95, 127. BA
        (1919–1994), dem die Dirigenten nicht nur das Standard-     Textgestalt der Werke“. Und daraus folgert Jonathan       den kann, die Übertragung der Metronomisierung auf               9016–9018, 9029
        lehrbuch Anatomy of the Orchestra verdanken, sondern        Del Mar: „Wenn wir von Musikern, die bereits Auffüh-      Alla-breve-Einheiten jedoch lächerlich breit ist, folgte      Sonaten für Klavier und Violoncello. BA 9012
        eben auch jene singuläre Kompilation von Druckfehler-       rungsmaterialien der Werke besitzen, erwarten, noch       er zunächst der gängigen Praxis und verbannte die             Variationen für Klavier und Violoncello op. 66, WoO 45, 46.
        berichtigungen in den Partituren der großen Meister,        einmal in eine bessere Edition zu investieren, müssen     Metronomisierung des Trios aus der Partitur in den               BA 9028
        die 1981 unter dem Titel Orchestral Variations. Confusion   wir den entsprechenden Aufwand an Zeit und Intelli-       Kritischen Bericht. In der Neuauflage 2017 freilich hat       Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 op. 58 bearbeitet für
        and Error in the Orchestral Repertoire erschien und seit-   genz betreiben, um jene Qualität bereitzustellen, die     er dann die Metronomisierung auf ganze Takte in die              Klavier und Streichquintett. BA 9034
        her zur Standardhandbibliothek aller gut informierten       die Musiker mit Recht erwarten. Und es ist die Aufgabe    Partitur übernommen. Dazu ist es erforderlich, das
        Orchesterleiter gehört. Was die meisten nicht wissen:       des Verlags, Material herzustellen, das von praktischem   Grundtempo des Scherzos – wie wohl als Einziger Celib-        Von anderen Herausgebern
        Jonathan Del Mar war der wichtigste Helfer seines           Nutzen, also absolut akkurat ist.“                        dache – so maßvoll zu nehmen, dass sich das Trio in der       Missa solemnis op. 86. BA 9038 (April 2019)
        Vaters bei der Veröffentlichung dieses Vermächtnisses,                                                                übergeordneten Temporelation „ganze Takte = ganze             Messe C-Dur op. 86 (Barry Cooper). BA 9039
        das in seiner unvermeidlichen Unvollkommenheit den                                                                    Takte“ ausführen lässt: eine in der Proportion der Tempi      Fidelio op. 72 (Helga Lühning/Robert Didion). BA 9011
        Auftakt zu seiner eigenen, detektivischen Forscherlauf-     Erprobung in der Praxis                                   absolut stimmige Lösung, die schlicht voraussetzt, die        Ouvertüren zu „Leonore“ I, II und III (Helga Lühning).
        bahn bilden sollte: „Was ich außerdem von meinem                                                                      Metronomisierung außer Acht zu lassen. Ob das getan              BA 8831–8833 (April 2019)
        Vater lernte, ist die Bedeutung der allgemeinen Reper-      Was Del Mars Beethoven-Edition, allem voran der           wird oder nicht, das ist – in exemplarischer Weise – eine
        toirekenntnis. Es ist nicht hilfreich, als Herausgeber      Symphonien, so einzigartig macht, ist jedoch darüber      jener „subjektiven Entscheidungen“, die Del Mar dem
        eine Beethoven-Symphonie isoliert zu betrachten und         hinaus die jahrelange Zusammenarbeit mit ausführen-       freien Willen der Ausführenden überlassen möchte. Er
        zu untersuchen; es braucht eine ausgeprägte Kenntnis        den Musikern, wodurch das gesamte Material vielfach       selbst hält wenig von blinder Metronomgläubigkeit.

                                                                                                                                                                                                                                                     ]
4 [t]akte 2I2018                                                                                                                                                                                                                        [t]akte 2I2018 5
T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
[t]akte
                                                                                                            1.Pos (where three staves are used) between the            lar to that of P.

                                                                                                                                                                                                                                                                                   2I2018
                                                                                                            other two; while in IV 331-431, E follows A,X,C’ in
                                                                                                            placing Trs above 3.4.Cors.                                The term ‘authentic sources’ is used to denote those
                                                                                                                                                                       over which Beethoven had some degree of control,
                                                                                                          V                                                            i.e. A,AP,X,PX,B,C,CP(Pos),D,DC,F. Though this
                                                                                                          First Edition of vocal score, in oblong format,              definition would seem to exclude D’s Finale, we
                                                                                                          also published in August 1826 by Schott (Plate               include it since it descends from lost PX; but it is so
                                                                                                          No.2539) and taken from C, though some extra vo-             deficient in matters of detail such as slurs, stacc.
                                                                    Oft verwendet und doch vielen unklar.      „Urtext“
                                                                                                          cal slurs were added. It contains a piano arrange-           and dynamics that ‘in all authentic sources’ has in
                                                                    ist ein schillernder Begriff, unter dem  vielofUnter-
                                                                                                          ment      just the finale as accompaniment to the            some cases been allowed to stand even if the detail

        Was ist Urtext?
                                                                                                          voices.
                                                                    schiedliches verstanden wird. Der Beethoven-                                                       of IV being discussed is not present in D. Though
                                                                    Herausgeber Jonathan Del Mar erläutert, nach                                                       Beethoven undoubtedly saw E (and had a correc-
                                                                                                    P                                                                  tion slip published to it), he cannot be said to have
        Fragen an Jonathan Del Mar                                  welchen Prinzipien er vorgeht.
                                                                                                            Twenty-six instrumental parts, published by Schott         had a hand in its text; nor similarly P,V.
                                                                                                            at the same time as E and V, but with plate number         The ‘stemma’ showing the inter-relationships of
                                                                                                            2321; taken (like E) from C, but then grossly edited,      these sources is naturally a complicated one, viz:
        Der Engländer Jonathan Del Mar (* 1951) ist Dirigent und    schriftliche Stimmen, die der Komponist           für eine
                                                                                                            independently   of E. In P hosts of dynamics, slurs
        Musikwissenschaftler. Mit der Herausgabe der neun           Aufführung verwendet hat und für die    anderstaccato
                                                                                                                 Änderungen
                                                                                                                          marks are added where none are even                                         A*                                     Nachrichten
        Symphonien Ludwig van Beethovens im Bärenreiter-            diktiert hat. Die Musiker tragen sie sich   ein, und
                                                                                                            implied;  for dann
                                                                                                                          example, in the double fugue (IV 655)
        Verlag (1996–2000) hat er für Furore gesorgt. Zahlreiche    werden diese Stimmen als Vorlageevery Ž. of the ‘Seid umschlungen’ motif is fur-                                                 C/X*                                    Der Dirigent Gerd Albrecht (1935–2014), der in
        bedeutende Dirigenten verwenden diese Edition seitdem.      für die Erstausgabe verwendet. Wennnished with staccato Striche.                                                                                                         seiner langen und erfolgreichen Karriere an
        Anschließend hat Del Mar viele weitere Werke Beet-          die handschriftlichen Stimmen dannThe 2.Fl part is at first written as if a doubling part,           PX*                               CP                                zahlreichen Stationen wirkte – Mainz, Lübeck,
                                                                                                                                                                                                           (vocal)
        hovens in Urtext-Ausgaben für Bärenreiter erarbeitet:       vernichtet werden, haben wir nur‘changing’ to Picc at IV 331 (but back to Flute at 595              (&K*)                                                                Kassel, Deutsche Oper Berlin, Tonhalle-Orchester
        Konzerte, Cellowerke, Streichquartette, Klaviersonaten,     noch den Erstdruck. Diese gedruckteninstead of 441!), but from 851 the left-hand page                                                                                    Zürich, Hamburgische Staatsoper, Tschechische
        außerdem das Cellokonzert und die 7., 8. und 9. Symphonie   Stimmen sind eine bedeutende Quelle,contains the 2.Fl part, Picc being printed on the right.                                       B*                                    Philharmonie, Dänisches Radiosinfonieorches-
        von Antonín Dvořák sowie das Cellokonzert von Edward        weil sie auf authentische Korrektu-P also includes four vocal parts, containing solo                                             (&L*)                   C/C’*           ter – und darüber hinaus
        Elgar. Im Interview beschreibt er, was er unter „Urtext“    ren des Komponisten in den Probenand choral voices together in the same copy and                                                                                         viele große Orchester
        versteht.                                                   zurückgehen.                            dividing into two staves where necessary. Treble                                                                                 leitete, war ein überaus
                                                                                                            and bass clefs are used. The heading is simply:                                                                                  begabter Musikvermitt-
        Wofür braucht man eine Urtext-Ausgabe?                      Warum muss es immer wieder neue“SOPRANO. [ALTO ., etc.] par L.v.Beethoven.” The                          D* DP*            DC*                                           ler noch bevor dieses
                                                                                                                                                                            (I-III)
        Nun, wollen Sie die Noten spielen, die der Komponist        Editionen geben?                        plate number 2321 is written in the same bold, posi-                                                                             Wort in Mode kam.
        komponiert hat, oder zufällige und falsche Noten, die       Am deutlichsten ist dies, wenn eintive style as E, with serifs.                                                   D (IV)                                                    Er war der Überzeu-
        irgendwann in eine Ausgabe hineingerutscht sind?            verloren geglaubtes Autograph wie-The Vorlage for vocal P was CP, but the editors                                                          P      E V          P         gung, dass die Menschen
                                                                    der auftaucht. Dies war besondersmust have had a game combining the two parts                                                           (vocal)         (instrumental)
                                                                                                                                                                                                                                             zeitgenössische Musik
        Ist der Urtext nicht ganz einfach im Manuskript des Kom-    bei Werken von Mozart, Beethoven,into one for each voice. In addition slurs have been              F*                                                                    besser verstehen, wenn
        ponisten zu finden?                                         Schubert und Mendelssohn der Fall,                                                                 Quellen zur IX. Symphonie Beethovens: Stemma der Abhängig-            sie anschaulich vermit-
        Nein, so einfach ist das nicht. Oft denkt ein Komponist     die im Krieg aus Berlin an sichere Orte20                                                          keiten                                                                telt wird. Deshalb ent-
        weiter, er ändert seine Meinung, aber das Manuskript        ausgelagert wurden. Danach konnte                                                                                                                                        wickelte er Gesprächs-
        ist schon beim Drucker. Was also muss er tun? Er fragt      sich unglücklicherweise niemand                                                                                                                                          konzerte, um jeweils ein
        den Verleger nach einem Korrekturabzug und schreibt         daran erinnern, wo sie waren. So gal-                                                           für die Musik und ihre Tradition, dass sie schädlich                     zeitgenössisches Werke
        die letzten Änderungen hinein. Wenn wir dann den            ten sie als verschollen, bis sie 1977 in                                                        sind. Sogar die frühere Ausgabe war besser! Sie mag                      mit Hilfe einzelner Or-
        Erstdruck anschauen, steht dort etwas ganz anderes          Polen auftauchten. Vorher sind viele                                                            Fehler enthalten, aber die kann man verbessern. Wenn                     chesterstellen klingend zu erklären. In Zusam-
        als im Manuskript, was ziemlich sicher auf die letzten      Editionen veröffentlicht worden, die                                                            einem Musiker aber ein fehlgeleiteter Forscher erklärt,                  menarbeit mit dem Sender Freies Berlin und dem
        Änderungen im Korrekturabzug hinweist.                      danach alle revidiert werden mussten.                                                           dass ein A in der Erstausgabe „offensichtlich“ ein G                     Deutschen Symphonie-Orchester Berlin entstand
            Aber natürlich kann man auch im Manuskript noch         Auch Auktionshäuser tragen dazu bei,                                                            sein müsse, dann wird er von der (augenscheinlichen)                     die Fernsehreihe „Wege zur Neuen Musik“. Als
        vieles entdecken. Oft verwenden Herausgeber für ihre        dass wir nicht vergessen, denn einige                                                           Autorität des Herausgebers eingeschüchtert sein und G                    Konzertreihe wurde sie mit dem Rundfunk Sin-
        Ausgaben schlechte Kopien, auf denen ein Pünktchen          Manuskripte sind in Privatbesitz, so                                                            spielen, auch wenn der Komponist wirklich A meinte,                      fonieorchester Berlin neu aufgelegt. Im Gespräch
        oder ein Loch wie ein Staccatozeichen aussehen. Ge-         dass Forscher nicht an sie herankom-                                                            so unerwartet es dem Herausgeber auch vorkommt.                          mit Gerd Albrecht erzählen große Komponisten-
        nauso kann es passieren, dass man den Ausdruck eines        men. Oft kommen solche Dokumente Nicht nur am Schreibtisch und in der                              Wenn man Glück hat, verfügt eine Ausgabe über                         persönlichkeiten von ihrem Schaffensprozess
        Mikrofilms untersucht und eine Note sieht wie ein F         zur Versteigerung, und wir haben Bibliothek: Beethoven-Herausgeber                              einen Kritischen Bericht. Manche haben so etwas                          und ihren musikalischen Anliegen. Sechs dieser
        aus, ist aber im Manuskript zweifelsfrei ein G. Niemand     kurz die Gelegenheit, einen Blick Jonathan Del Mar in Japan                                     nicht, und man muss dann dem „unfehlbaren“ Ver-                          Gesprächskonzerte sind nun in einer Edition
        kann sagen, wie das geschehen kann, aber es geschieht!      hineinzuwerfen. Noch mehr Glück haben wir, wenn                                                 stand vertrauen, auch bei Druckfehlern. Das fordert                      vereint. Auf den sechs DVDs werden Werke von
        Das bedeutet, dass sich Herausgeber, die sich der Mühe      eine öffentliche Institution das Autograph erwirbt, so                                          einen Vertrauensvorschuss, der oft unbegründet und                       Krzystof Penderecki, Hans Werner Henze, György
        unterziehen, das Autograph zu untersuchen, immer            dass es für Wissenschaftler zugänglich wird und für                                             unberechtigt ist.                                                        Ligeti, Mauricio Kagel, Isang Yun und Jörg Wid-
        noch Entdeckungen machen können.                            die nächste Edition verwendet werden darf.                                                         Ein Nutzer sollte also, bevor er sein Geld ausgibt,                   mann vorgestellt. Außer den Mitschnitten der
                                                                       Ein weiterer Grund, warum alte Ausgaben, sogar                                               erwarten dürfen, dass er einen Kritischen Bericht be-                    Konzerte enthält die Box auch ein Buch mit Essays
        Was also bedeutet Urtext für Sie?                           Urtext-Editionen, von neuen ersetzt werden, ist – man                                           kommt, in dem ihm die editorischen Entscheidungen                        renommierter Journalisten.
        Eine Ausgabe, die sorgfältig und erschöpfend alle Quel-     muss es sagen –, dass nicht jeder Herausgeber seine Auf-                                        erläutert werden. Auch wenn es einen gibt, ist nicht                        Die DVD-Kassette kann zum Preis von 79 Euro
        len untersucht, um nach bestem Wissen und Gewissen          gabe so gut erledigt wie ein anderer. Er macht Fehler,                                          klar zu sagen, ob eine Edition gut oder schlecht ist.                    bei dem von Gerd Albrecht gegründeten Klin-
        der Absicht des Komponisten so nahe wie möglich zu          trifft dumme Entscheidungen, die jeder Musiker sofort                                           Die einzige Möglichkeit wäre es, andere Musiker zu                       genden Museum Berlin bestellt werden (www.
        kommen.                                                     als falsch erkennt, er übersieht offensichtliche Dinge                                          fragen, ob sie Erfahrungen mit Ausgaben dieses Kom-                      klingendes-museum-berlin.de).
                                                                    und entscheidet, dass eine Quelle keine Relevanz hat,                                           ponisten bei diesem Verlag haben, und ob sie plausibel
        Was bedeutet „Quellen“?                                     obwohl ein anderer Forscher sie für sehr wichtig hält.                                          erscheinen. Sonst bleibt nur, sich zu informieren, ob
        Alles, an dem der Komponist seinen Anteil hatte.            So belegt ein Herausgeber die Fehlerhaftigkeit einer                                            ein Herausgeber die Quellen sorgfältig geprüft hat, ob
        Also nicht allein sein Manuskript, sondern auch eine        alten Ausgabe und beweist, dass seine Lösungen die                                              er seine Hausaufgaben mit Verantwortungsbewusst-
        Abschrift durch einen Kopisten mit Korrekturen des          des Vorgängers ersetzen muss.                                                                   sein gemacht hat und ob er einen exakten Notentext
        Komponisten, ebenso Erstdrucke, an denen er Ände-                                                                                                           erarbeitet hat, der alte Fehler beseitigt. Mit Glück kann
        rungen vorgenommen hat, Briefe an den Verleger, in          Was haben Musikerinnen und Musiker von Urtext-Aus-                                              man so etwas finden. Und zum Schluss: Die Ausgabe
        denen Fragen des Werks diskutiert wurden, einfach           gaben?                                                                                          sollte klar auf gutem und robustem Papier gedruckt
        alles, was Bedeutung für eine Edition hat. Manchmal         Das hängt davon ab, um welche Ausgabe es geht. Man-                                             sein, auf dem man Eintragungen machen und wieder
        sogar noch mehr: Nehmen Sie zum Beispiel hand-              che sind so schlecht gemacht, mit so geringem Verstand                                          wegradieren kann, ohne Löcher zu riskieren.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                   ]
6 [t]akte 2I2018                                                                                                                                                                                                                                                                         [t]akte 2I2018 7
T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
[t]akte                                                                                                                                                                                                                                                            2I2018
                                                                                                                                                                                                                 Barry Cooper bietet in der neuen Bärenreiter-

             Viele Rätsel gelöst                                                        Die Quellenlage zu den drei „Leonoren“-Ouver-
                                                                                        türen ist denkbar schlecht. Helga Lühning bringt            „mein gröstes werk“                                          Ausgabe alternative Lesarten an, korrigiert
                                                                                                                                                                                                                 Ungenauigkeiten und fügt eine wiederentdeckte
             Beethovens Leonoren-Ouvertüren in kritischer                               nun so weit wie möglich Licht ins Dunkel der                Die neue Ausgabe von Beethovens                              Komposition aus dem engen Zusammenhang der
             Neuedition                                                                 Fassungen.                                                  „Missa solemnis“                                             Messe mit an.

             Am 22. Dezember 1827, ein Dreivierteljahr nach Beetho-                     wurde hinfort zur zweiten und die erst 1807 entstan-        1819 stimmte Beethoven zu, eine prunkvoll angelegte
             vens Tod, erschien in einer Münchener Musikzeitschrift                     dene, eigentlich dritte zur ersten. Und das angebliche      Messe für die feierliche Einsetzung seines Schutzpa-
             die sensationelle Meldung: „Die Musikhandlung Tobias                       Urteil der Kennerschar wirkte fort. Nicht zu übersehen      trons und Schülers Erzherzog Rudolph als Erzbischof
             Haslinger in Wien hat aus L. van Beethovens musikali-                      ist indes, dass Leonore I ein durchaus gelungener Ver-      von Olmütz zu komponieren. Die Zeremonie sollte am
             scher Verlassenschaft […] eine noch nicht bekannte gro-                    such war, für den Bezug zwischen Ouvertüre und Oper         9. März 1820 stattfinden, doch unglücklicherweise wur-
             ße charakteristische Ouverture für das Orchester (138.                     eine neue Lösung zu finden (so wie dies dann radikaler      de Beethoven mit seinem Werk nicht rechtzeitig fertig.
             Werk) käuflich an sich gebracht und wird dieselbe in                       in der Fidelio-Ouvertüre geschah).                          Er entschied sich trotzdem weiterzukomponieren, bis
             zehn verschiedenen Ausgaben erscheinen lassen.“ Ein                            Die Quellenüberlieferung ist zu allen drei Leono-       er schließlich im März 1823 die Partitur dem Erzherzog
             paar Wochen später, am 7. Februar 1828, fand in Wien                       re-Ouvertüren unverhältnismäßig schlecht. Leonore           überreichen konnte. Später beschrieb Beethoven die
             die Uraufführung der Leonore I statt. Es bleibt ein Rät-                   II ist in zwei authentischen Handschriften überliefert,     Messe als „mein gröstes werk“ und verkaufte bereits
             sel, weshalb Beethoven die umfangreiche, fast fertige                      die beide unvollständig sind. In der ersten, einer von      vor der Veröffentlichung Kopien des Manuskripts an
             Komposition derart unter Verschluss gehalten hat. Eine                     Beethoven korrigierten Abschrift, die 1805 zum Auf-         einige seiner Subskribenten. Eine Kopie, versandt an
             humorvolle Erklärung fand Fanny Hensel im Bericht an                       führungsmaterial gehört hatte, fehlen an drei Stellen       den Prinzen Galitzin, wurde als Material für die erste
             ihre Schwester über die Aufführung durch ihren Bruder                      insgesamt 61 Takte. Außerdem hat Beethoven das erste        vollständige Aufführung in St. Petersburg im April 1824
             Felix Mendelssohn im Jahr 1840: „Ach Beckchen! Eine                        Trompetensignal und die Anschlusstakte gestrichen. In       verwendet. Im darauffolgenden Monat führte Beetho-
             Ouvertüre zur ‚Leonore‘ haben wir kennen gelernt: ein                      der zweiten Handschrift, die erst 1808 spartiert wurde,     ven selbst drei einzelne Sätze der Messe in Wien auf,
             rares Stück! Sie ist notorisch nie gespielt worden, sie                    sind zwar die drei Taktlücken ausgefüllt, aber es fehlen    dirigierte sie selbst aber nie vollständig. Sie ist selten
             gefiel Beethoven nicht, und er legte sie beiseite. Der                     die Posaunenstimmen und in den Trompetensignalen            im liturgischen Kontext zu hören, und ihr Anspruch
             Mann hat keinen Geschmack gehabt! Sie ist so fein, so                      die Trompetenstimme.                                        fordert auch noch heute die Chöre heraus.
             interessant, so reizend, wie ich wenig Sachen kenne.“                          Zu Leonore I ist die Abschrift aus Haslingers Besitz       Es wurden bereits zahlreiche Editionen dieses Werkes
             (Sebastian Hensel, Die Familie Mendelssohn 1729–1847.                      die einzige Quelle geblieben. Nur durch sie, genauer:       veröffentlicht, besonders hervorzuheben ist die von
                                                                                                                                                                                                                 Aus dem „Kyrie“: Beethovens Handschrift. Abbildung aus dem Faksimile
             Nach Briefen und Tagebüchern, Berlin 1879, Bd. 2, S. 9.)                   nur durch wenige autographe Skizzen und Notizen in          Norbert Gertsch für die Beethoven Gesamtausgabe (VIII,
                In Mendelssohns denkwürdigem Gewandhauskon-                             ihr wird Beethovens Autorschaft überhaupt bezeugt.          3, München, 2000). Sie beschreibt detailliert jede Quelle
             zert erklangen zum ersten Mal alle drei Leonore-Ou-                            Selbst zur berühmten Leonore III ist die Textüber-      und listet nahezu alle signifikanten Unterschiede auf.       4. Der Anhang enthält Beethovens Bearbeitung des
             vertüren zusammen, darunter – erstmals seit der                            lieferung lückenhaft. Zwar ist die Ouvertüre aus dem        Die neue Bärenreiter-Ausgabe unterscheidet sich von          gregorianischen Hymnus „Tantum ergo“, die er zur
             Uraufführung 1805 – die ebenfalls völlig unbekannte                        gesamten Schaffenskomplex der Leonore-Fidelio-Oper          ihr und anderen Editionen in mehreren Punkten, von           gleichen Zeit wie die Missa solemnis schrieb und die
             Leonore II. Ihre Partitur hatte Anton Schindler in sei-                    der einzige Teil, den Beethoven in einer Originalausga-     denen die folgenden besonders erwähnenswert sind:            wahrscheinlich ebenso für die feierliche Zeremonie
             nen Besitz gebracht, der nun, um „seine“ Ouvertüre                         be (in Stimmen) herausgebracht hat. Doch ist auch hier                                                                   gedacht war. Die Komposition wurde erst vor Kurzem
             aufzuwerten, die pittoreske Geschichte über eine Pro-                      die Diskrepanz zwischen den beiden Hauptquellen au-         1. In der Messe gibt es mehrere Stellen, bei denen eine      in diesem Zusammenhang identifiziert. Beide Werke
             beaufführung beim Fürsten Lichnowsky erfand, bei der                       ßerordentlich groß. Es war deshalb nötig, für die Edition   andere Lesart nicht nur möglich, sondern auch wahr-          wurden zuvor noch nie zusammen veröffentlicht.
             eine „Kennerschar“ die Leonore I als dem „Inhalt des                       alle erreichbaren, auch relativ späte, sogar posthume       scheinlich ist, und ich habe viele neue Interpretatio-          Die Edition erfüllt alle wissenschaftlichen Anforde-
             Werkes zu wenig bezeichnend gefunden“ haben soll.                          Abschriften zu prüfen und stellenweise einzubeziehen.       nen von Beethovens Absichten in diese neue Edition           rungen an eine Urtext-Edition. Zum ersten Mal enthält
             Die Geschichte ist erfunden, aber Schindlers Ouvertüre                     Von eigenem Interesse ist die Berücksichtigung der          eingefügt. Besonders auffällig ist dies, wenn der Chor       sie ein Stemma, welches die komplexen Beziehungen
                                                                                        ersten gedruckten Partitur (1828), die mit ihren Anglei-    bereits im Sanctus statt der Solisten einsetzt und nicht     zwischen den verschiedenen Quellen verdeutlicht.
                                                                                        chungen, Ergänzungen und Doppelbezeichnungen                erst im „Pleni sunt coeli“. Ebenso erwähnenswert ist         Sie richtet sich an diejenigen, die eine Kombination
                                                                                        über die alte Gesamtausgabe bis heute die Rezeption         die Einbeziehung der Solisten zusätzlich zum Chor im         aus zuverlässigem Text und fundierten editorischen
                                                                                        geprägt hat.                                                überwiegenden Teil des Credos.                               Hinweisen für eine gelungene Interpretation des Werks
                                                                                            Viele Geheimnisse umgaben die Ouvertüren: Wa-                                                                        suchen.                                    Barry Cooper
                                                                                        rum strich Beethoven in Leonore II das zweite Trom-         2. Mehrere Ungenauigkeiten aus anderen Ausgaben
                                                                                        petensignal? Wozu ließ er 1808 (nach Leonore I und          wurden korrigiert. Zum Beispiel die zweite Note im
                                                                                        Leonore III) noch eine Abschrift der Leonore II anferti-    Sopran in Takt 503 des Glorias, welche ein E und kein
                                                                                        gen? Sind die beiden Abschriften wirklich Fragmente         F sein sollte. Eine Liste ähnlich wichtiger Korrekturen         Ludwig van Beethoven
                                                                                        oder sind sie verschiedene Fassungen? Wann und aus          ist dem Kritischen Bericht beigefügt.                           Missa solemnis op. 123 D-Dur. Hrsg. von Barry
                                                                                        welchem Anlass entstand Leonore I? Wie kam Leonore                                                                          Cooper. Bärenreiter-Verlag 2018. BA 9038. Partitur,
                                                                                        III nach Prag? Und wie kam sie nach Stubendorf? – Die       3. Es werden umfassende Hinweise zu Aufführungs-                Klavierauszug, Chorpartitur und Aufführungs-
                                                                                        meisten Rätsel ließen sich lösen.         Helga Lühning     problemen gegeben, besonders wenn diese durch                   material käuflich (erscheint im April 2019)
                                                                                                                                                    Mehrdeutigkeiten in der Notation entstehen; diese               Faksimile: Bärenreiter-Verlag. BVK 2395. € 695,–.
                                                                                                                                                    reichen von der Erklärung der Verzierungszeichen                Bärenreiter-Werkeinführung (Sven Hiemke).
                                                                                          Ludwig van Beethoven                                      bis hin zur Größe der Besetzung, die sich Beethoven             BVK 1516. € 15,95.
                                                                                          Ouvertüren zu „Leonoren“ I, II und III                    vorgestellt hatte.
                                                                                          Hrsg. von Helga Lühning.
                                                                                          Verlag: Bärenreiter. BA 8831–8833 Ouvertüren
                                                                                          I und II leihweise, III käuflich (erscheinen im
Leonore II. Abschrift (Beethoven-Haus, Bonn, Slg. H. C. Bodmer). Beethoven strich das
    erste Trompetensignal und schrieb den Verweis „Vi = de“ über die Anschlusstakte.      März 2019)
                     Daneben merkte Felix Mendelssohn an: „soll wohl bleiben? FMB“.

                                                                                                                                                                                                                                                                                        ]
8 [t]akte 2I2018                                                                                                                                                                                                                                                          [t]akte 2I2018 9
T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
[t]akte                                                                                                                                                                                                                                                        2I2018
                                                                                                                                                             Jean-Philippe Rameau · Opera omnia
        Verliebt in eine Statue                                     Eine bezaubernde Musik zu einem der rührendsten
                                                                    klassischen Stoffe, das ist Jean-Philippe Rameaus
        Rameaus Ballett „Pigmalion“ in der                          „Pigmalion“. Das Ballett ist nun in einer verlässli-                           Herausgegeben von der Societé Jean-Philippe Rameau | Editionsleitung: Sylvie Bouissou
        Gesamtausgabe                                               chen Edition erhältlich.                                                                                Weltweiter Vertrieb: Bärenreiter

        Der Acte de Ballet Pigmalion, den Jean-Philippe Rameau                                                                            Die Edition Opera omnia
        auf ein Libretto von Sylvain Ballot de Sauvot vertonte,                                                                           Rameau (OOR) veröffentlicht       OOR I       Instrumentalmusik           (3 Bände)*
        ist das erste Beispiel eines speziell für die Académie                                                                            in fünf Serien sämtliche Werke
                                                                                                                                          von Jean-Philippe Rameaus         OOR II      Geistliche Vokalmusik         (1 Band)*
        royale de musique komponierten einaktigen Balletts
        mit Ouvertüre. Einem Bericht der Zeit zufolge entstand                                                                            in Partituren, Klavierauszügen    OOR III     Weltliche Vokalmusik          (1 Band)*
        die Musik zu Pigmalion auf dringende Anfrage der                                                                                  und Orchestermaterialen,
                                                                                                                                          sowie Suiten der instrumen-       OOR IV      Bühnenwerke                 (31 Bände)*
        Operndirektion innerhalb von „nicht einmal acht Ta-
        gen“ (Mercure de France, April 1751). Das Libretto von S.                                                                         talen Sätze (Symphonies) und
        Ballot de Sauvot ist inspiriert von einem Entrée Antoine                                                                          Arien aus den Opern.
                                                                                                                                                                            OOR IVr     Klavierauszüge (käuflich) (31 Bände)
        Houdard de la Mottes (La Sculpture), das Michel La Barre                                                                          Eine sechste Serie „Studien“
        als Le Triomphe des arts 1700 vertonte und in dem sich                                                                            enthält Verschiedenes, insbe-     OOR IVm Aufführungsmateriale
        die Handlung in nur etwa dreißig Versen entwickelt.                                                                               sondere den „Catalogue théma-             zu den Bühnenwerken             (leihweise)
        Das Stück handelt von Pigmalion, der, obwohl er der                                                                               tique des œuvres musicales“.      OOR IVs     Symphonies                  (20 Bände)
        Liebe abgeschworen hat, sich in eine von ihm selbst er-
        schaffene Statue verliebt. Amor möchte Pigmalion, der                                                                             Partituren                        OOR IVa Arienalben                       (8 Bände)
        „seiner Macht wohl gedient hat“, belohnen und erweckt                                                                             mit zweisprachigen Werkein-
        die Statue zum Leben; diese erwidert die Leidenschaft                                                                             führungen (französisch/eng-       OOR V       Fragmente und
        des Bildhauers. Der Erfolg der ersten Aufführung an der                                                                           lisch) und Kritischem Bericht                 unvollständige Werke        (2 Bände)*
        Académie royale de musique am 27. August 1748 war                                                                                 Einband: rotes Ganzleinen
        nur mäßig, doch in der Folge außerordentlich und ebbte                                                                                                              OOR VI      Studien                      (7 Bände)
                                                                                                                                          mit Silberprägung (38 Bände)
        auch im weiteren Verlauf der zahlreichen Wiederauf-                                                                               Format: 25,5 × 32,5 cm
        nahmen, die Pigmalion zu Rameaus Lebzeiten erfuhr
        (1751, 1752, 1753, 1760, 1762, und 1764 an der Académie                                                                           * Hinweise zur Subskription                                                                                          Herausgegeben von
        sowie 1754 bei Hofe), nicht ab.                             Étienne-Maurice Falconet: Pygmalion und die Statue (1763)0, Walters   finden Sie unter                                                                             Société Jean-Philippe Rameau • OOR I–V
           Die Partitur Rameaus bietet eine besonders ge-           Art Museum Baltimore                                                  www.baerenreiter.com/pro-                                               CNRS éditions und Bibliothèque nationale de France • OOR VI.1
        lungene Mischung von Einzelnummern, wie sie eine                                                                                  gramm/gesamt-und-werkaus-                       Société Jean-Philippe Rameau und Centre de Musique baroque de Versailles • OOR IVa
        Tragédie en musique ausmacht, beginnend mit dem             Fassung überliefert. Wie das Studium der Quellen                      gaben/rameau-jean-philippe/                                 [Gérard Billaudot Éditeur (1993–2002) • OOR I.2, OOR IV and IVr.1, 19, 21, 27]
        ergreifenden Monolog Pigmalions „Fatal amour! cruel         ergab, erfuhren lediglich die Ouvertüre und das dialo-
        vainqueur!“ und den Tänzen, die ganz den Geschmack          gische Récitatif accompagné „Que vois-je! Où suis-je!
        des Ballettpublikums trafen: Es sind die Tänze, die         Et qu’est-ce que je pense“ leichte Überarbeitungen.
        das grundlegende Element des Werkes bilden. Schon           Die Neuausgabe basiert einerseits auf der zwischen
        Rameaus Zeitgenossen priesen deren Schönheit: „Die          1748 und 1781 an der Opéra benutzten Partitur, deren
        Musik feiert immer neue Erfolge, doch was diesem Acte       verschiedene Eintragungen über die Änderungen des
        besondere Zierde verleiht, ist die Statue Mlle Allards,     Stückes in diesem Zeitraum Aufschluss geben, sowie
        deren Stimme dieser Rolle auf der kleinen Bühne so          auf dem Aufführungsmaterial für die 1754 am Hof
        ganz entspricht; die eigentlich brillante Rolle spielt      durchgeführte Wiederaufnahme in Fontainebleau.
        aber der Tanz. In den Lektionen der Grazien wird die        Da diese Fassung von 1754 die letzte vom Komponisten
        Statue nach und nach im Tanz geschult, wodurch sie          autorisierte ist, folgt ihr die Neuausgabe. Die Kritischen
        immer mehr zu sich selbst wird, eine Meisterin und ein      Anmerkungen dokumentieren die früheren Fassungen
        Vorbild. Das Ballett dieses Acte ist charmant, ebenso       der Ouvertüre und des dialogischen Rezitativs von 1748.
        sind es die Arien und die Entrées“ (Mercure de France,      Gemäß den Prinzipien der Opera Omnia Rameau sind
        März 1762). In der Tat verlangt die Rolle der Statue nach   nun zugleich Partitur, Stimmen und Klavierauszug in
        einer Tänzerin, die auch einige Verse zu singen hat.        der Neuausgabe lieferbar.           Nathalie Berton-Blivet
        Die Rolle des Pigmalion charakterisiert große Virtuo-
        sität, insbesondere in dem Chor „L’amour triomphe“
        und der Ariette „Règne Amour“, und die zahlreichen,            Jean-Philippe Rameau                                               Klavierauszüge                   Symphonies                           Arienalben                         Studien
        schmucken Tänze der Partitur sprechen für Rameaus              Pigmalion. Acte de ballet, RCT 52. Libretto von                    (31 Bände)                       (20 Bände)                           (8 Bände)                          (7 Bände) (französisch)
        Erfahrung. Der Choreograph erhält für seine verschie-          Sylvain Ballot de Sauvot. Hrsg. von Nathalie Ber-                  Format: 18 × 27 cm, kartoniert   Format: 25,5 × 32,5 cm, kartoniert   Format: 21 × 29,7 cm, kartoniert   Format: 21 × 29,7 cm, kartoniert
        denen Charaktere einen farbenreichen Teppich, der              ton-Blivet. Opera Omnia Rameau IV/16                               OOR IVr                                                               OOR IVa                            OOR VI
                                                                                                                                                                           OOR IVs
        die pantomimische Handlung in idealer Weise trägt.             Besetzung: Pigmalion (Tenor), Céphise (Sopran),                    Die Auszüge aus den Opern                                             1–4. Sopran; 5. Sopran und         1. Thematisches Werk-
           Die Partitur aus den Opera Omnia Rameau ist die             La Statue (Sopran), L’Amour (Sopran) – Chor (SATB)                                                  Zusammenstellungen
                                                                                                                                          für Tasteninstrumente erstellt                                        Mezzo-Sopran; 6–7. Tenor;             verzeichnis (5 Teilbände)
        erste überhaupt nach der 1913 im Rahmen der alten              Orchester: 2 (aucfh Picc),2,0,2– Str – B. c.                                                        der Instrumentalsätze aus
                                                                                                                                          François Saint-Yves                                                   8. Bariton                         2. Faksimilierte Manuskripte
        Gesamtausgabe erschienenen. Anders als viele an-               Verlag: Bärenreiter, BA 8861, Partitur und Klavier-                                                 Rameaus Opern (käuflich), plus                                          3. Wasserzeichen-Studien
                                                                                                                                                                           Aufführungsmaterial (leihweise)      Unter der Editionsleitung von      4. Pädagogische Schriften
        dere lyrische Werke Rameaus, hat Pigmalion schnell             auszug käuflich, Aufführungsmaterial leihweise
                                                                                                                                                                                                                Benoît Dratwicki; Redaktion:       5. Ikonographie
        seine endgültige Form gefunden und ist in nur einer
                                                                                                                                                                                                                Julien Dubruque                    6. Archiv-Dokumente
                                                                                                                                                                                                                                                   7. Vermischtes

                                                                                                                                                  Bärenreiter
                                                                                                                                                  w w w.baerenreiter.com
                                                                                                                                                                                                                                                   (Diese Serie ist nicht Teil der
                                                                                                                                                                                                                                                   Subskription und
                                                                                                                                                                                                                                                   nicht im Bärenreiter-Vertrieb)
                                                                                                                                                                                                                                                                                      ]
10 [t]akte 2I2018                                                                                                                                                                                                                                                     [t]akte 2I2018 11
T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
[t]akte                                                                                                                                                                                                                                                        2I2018
                                                                                                                                                Monumentalität
        Oper als Prozess                                               In der ambitionierten Editionsreihe „OPERA“                                                                                        Mozarts c-Moll-Messe zählt zu den bedeutendsten

        Das Pasticcio „Love in a Village“ und seine
                                                                       erscheint „Love in a Village“, im 18. Jahrhundert
                                                                       Nummer eins auf der britischen Insel, heute                              und Schönheit                                             Meisterwerken. Doch sie blieb Fragment. Die neue
                                                                                                                                                                                                          Rekonstruktion von Ulrich Leisinger nähert sich
        Entstehung                                                     nahezu vergessen.                                                        Rekonstruktion von Mozarts Missa in c KV 427              der Messe weitestmöglich.

        Love in a Village aus dem Jahr 1762 war im 18. Jahrhun-                                                                                 Kaum ein Werk von Wolfgang Amadé Mozart übt               samtausgabe kann – auch die Bedürfnisse der Praxis
        dert die populärste Oper in London. Mit 40 aufeinan-                                                                                    noch heute auf Kenner wie Liebhaber eine so große         berücksichtigt.
        derfolgenden Aufführungen schon 1768 in New York                                                                                        Faszination aus wie die sogenannte c-Moll-Messe KV           Bei Sanctus (mit „Osanna“) und Benedictus ist
        und einer achtzigjährigen Präsenz auf den Spielplänen                                                                                   427. Sie verdient nicht nur wegen ihrer Monumen-          Mozarts Partitur der Singstimmen (Doppelchor) und
        hatte die Oper eine unangefochtene Stellung bis ins                                                                                     talität und musikalischen Schönheit Bewunderung,          Streicher verlorengegangen; hier gilt es, durch genau-
        19. Jahrhundert. Warum aber gab es nie eine kritische                                                                                   sondern wird immer mit der Aura des Unvollendeten         en Vergleich, den vierstimmigen Chorsatz, wie er in
        Ausgabe? Weil es eine komische, englische Pastic-                                                                                       und Mysteriösen behaftet bleiben. Ungeklärt sind bis      Fischers Bearbeitung überliefert ist, wieder auf zwei
        cio-Oper ist, in der sich Dialoge mit Arien abwechseln.                                                                                 heute die genauen Umstände der Entstehung als eine        Chöre zu verteilen und die scheinbar fehlenden Chor-
        Musikforscher des 20. Jahrhunderts machten einen                                                                                        Votivmesse, die Gründe für den Abbruch der Komposi-       stimmen unter Rückgriff auf die Instrumentalstimmen
        Bogen um solche „Kompositionen“. Doch dank Modul 1                                                                                      tion sowie viele Details zur Erstaufführung, die nach     zu rekonstruieren. Von besonderer Bedeutung für die
        der Reihe OPERA – Spektrum des europäischen Musik-                                                                                      gegenwärtigem Kenntnisstand am 26. Oktober 1783 in        Rekonstruktion ist die Beobachtung, dass in den weni-
        theaters bekommen sie nun die Aufmerksamkeit, die                                                                                       St. Peter in Salzburg stattgefunden hat. Dabei ist die    gen Salzburger Kirchenkompositionen des 18. Jahrhun-
        ihnen zusteht. Love in a Village verdient die Aufnahme                                                                                  Messe zugleich ein berührendes Zeugnis für Mozarts        derts für Doppelchor (darunter Mozarts Offertorium
        in OPERA nicht allein wegen ihres damaligen Ruhms,                                                                                      Liebe zu Constanze Weber, die er gegen den Wunsch         „Venite populi“ KV 260) die drei Posaunen stets mit
        sondern auch, weil sie uns Autor- und folglich Heraus-                                                                                  seines Vaters geheiratet hatte und für die er, wenn wir   den Vokalstimmen des ersten Chores geführt werden.
        geberschaft neu überdenken lässt.                                                                                                       einen Eintrag im Tagebuch seiner Schwester Maria             Für die ersten beiden Teilsätze des Credo hat Mozart
            Wie diese Hybridedition offenlegt, war Thomas Arne                                                                                  Anna, genannt Nannerl, richtig deuten, die Sopransoli     einen vollständigen Partiturentwurf angefertigt, der
        nicht der musikalische Kopf hinter Love in Village, wie        Johann Zoffany ( 1733–1810): Eine Szene aus „Love in a Village“ (1767)   geschrieben hat. Bemerkenswert ist, dass die Messe, ob-   alle Vokalstimmen, den instrumentalen Bass und die
        es immer angenommen wurde. Vielmehr war das Werk                                                                                        wohl sie ein Torso geblieben ist, überhaupt bei Mozarts   wichtigsten Instrumentalstimmen enthält. Es versteht
        die Schöpfung des Tenors und Covent-Garden-Leiters             Quellenmaterial zeigt, zog Abels brillante Ouvertüre                     letztem Besuch in Salzburg aufgeführt werden konnte.      sich dabei von selbst, dass Mozart am Beginn des Credo
        John Beard, aus dessen Repertoire aus Oratorien sowie          in Form einer dreisätzigen Sinfonie zu Recht die Auf-                    Bei der c-Moll-Messe haben wir es gleich auf mehreren     Trompeten und Pauken vorgesehen hatte. Für eine de-
        Theater- und Lustgarten-Arien der Großteil der Num-            merksamkeit auf sich. Neben den veröffentlichten                         Ebenen mit einem Fragment zu tun: Mozart hat nicht        zente, stilgerechte Ergänzung der Streicherbegleitung
        mern stammt. Nahezu sicher ist es, dass Beard die düs-         Textbüchern liegen auch gesetzte Stimmen und Kla-                        alle Teile des Ordinarium missae vertont: Es fehlen       in der Sopranarie „Et incarnatus est“ bietet – wie seit
        tere Ballad Opera The Village Opera bei der Erstellung         vierauszüge vor, die allesamt über die Edirom-Plattform                  große Teile des Credo und das ganze Agnus Dei. Zudem      langem bekannt ist – vor allem die Arie „Deh vieni non
        des Librettos für Love in a Village heranzog. Durch eine       eingesehen werden können.                                                sind Teile von Mozarts Originalhandschrift frühzeitig     tardar“ aus Le nozze di Figaro sichere Anhaltspunkte.
        einmalige Wiederaufnahme von The Village Opera fünf               Aus editorischer Sicht scheint Love in a Village leicht               verloren gegangen.                                                                                 Ulrich Leisinger
        Jahre zuvor wusste Beard, dass darin unüblicherweise           zu handhaben: Eine Reinschrift im Royal College                             Die jüngere Mozart-Forschung hat sich immer wie-
        zwei Heldinnen vorgesehen waren, für die er die Star-          of Music (MS RCM 342) ist die einzige maßgebliche                        der mit der c-Moll-Messe beschäftigt und dabei bemer-
                                                                       musikalische Quelle. Jedoch enthält das Manuskript                                                                                    Wolfgang Amadeus Mozart
        sängerin Charlotte Brent und die 16-jährige Isabella                                                                                    kenswerte Neuerkenntnisse erzielt: Wolfgang Amadé
                                                                       Änderungen, und nur der minutiöse Vergleich mit den                                                                                   Missa c-Moll KV 427
        Hallam einsetzte. Für diese beiden Sängerinnen wur-                                                                                     Mozart hatte offenbar zum Zeitpunkt der Komposition
                                                                       Textbüchern erbringt eine Erkenntnis über die drei Fas-                                                                               Rekonstruiert, vervollständigt und herausgege-
        den aus damals bekannten italienischen Opernarien                                                                                       über Gottfried van Swieten Zugang zur h-Moll-Messe
                                                                       sungen, die zwischen dem 8. Dezember 1762 und dem                                                                                     ben von Ulrich Leisinger
        englische Bearbeitungen erstellt. Um aus The Village                                                                                    von Johann Sebastian Bach, die für ihn eine wichtige
                                                                       8. Februar 1763 aufgeführt wurden. Was zur endgülti-                                                                                  Verlag: Bärenreiter BA 9188, Aufführungsmaterial
        Opera das Werk Love in a Village zu machen, stellte er                                                                                  kompositorische Anregung war. Nur eine einzige frühe
                                                                       gen Fassung wurde, bestimmte allein das Publikum:                                                                                     käuflich
        Isaac Bickerstaffe an, den Kritiker später den „dramati-                                                                                Quelle enthält die bei der Erstaufführung erklungenen
        schen Flickschuster“ nannten. Seinem Spitznamen ge-            Dies waren Nummern, mit denen die Sänger ihre Fä-                        Sätze Kyrie, Gloria, Sanctus und Benedictus. Diese Par-
        treu verknüpfte Bickerstaffe für das Libretto die Village      higkeiten am besten präsentieren konnten.                                titurabschrift von Pater Matthäus Fischer geht zwar
        Oper von 1729 mit The Gentleman Dancing-Master von                Anhand der digitalisierten Primärquellen für die                      auf die Salzburger Originalstimmen zurück, die nach
        William Wycherley, einer Farce von 1673. Dabei schuf er        OPERA-Edition können Nutzer auf einen Blick sehen,                       dem Tod Leopold Mozarts an das Stift Heilig Kreuz zu
        Szenen nicht allein für die Sänger, sondern auch Lieder        dass die Macht der Sängerstars die Motoren für die                       Augsburg gelangt waren. Sie ist aber eine Bearbei-
        für singende Schauspieler. Die einzigen neuen Szenen           allmähliche Veränderung waren.              Berta Joncus                 tung, mit der Fischer für eine Augsburger Aufführung
        sind die Tenornummern für Beard.                                                                                                        unter seiner Leitung um 1800 den ursprünglich bis zu
            Beard verpflichtet den Trompeter Edwards Toms,                                                                                      achtstimmigen Vokalstimmensatz für vierstimmigen
        um die entliehene Musik zu arrangieren. Die falsche               Love in a village (1762). Ballad Opera in drei Akten.                 Chorsatz eingerichtet hat.
        Zuschreibung von Love in a Village an Thomas Arne                 Libretto von Isaac Bickerstaffe. Hrsg. von Berta                         Diese Erkenntnisse haben wichtige Konsequenzen
        geht auf Charlotte Brent zurück, seine Schülerin und              Joncus, Vanessa Rogers und Žak Ozmo. OPERA                            für ein Verständnis der von Mozart intendierten
        spätere Geliebte. Sie war für ihre Auftritte mit Arnes            – Spektrum des europäischen Musiktheaters in                          Klanggestalt, die nur für die Sätze Kyrie und Gloria
        Musik bekannt. Konsequenterweise bearbeitete Toms                 Einzeleditionen                                                       durch Mozarts vollständiges Autograph eindeutig
        Arien von Arne, die sie zuvor noch nicht gesungen hat-            Besetzung: Rossetta (Sopran), Lucinda (Sopran),                       feststeht. Vor mittlerweile 45 Jahren wurde in der
        te. Arne selbst steuerte eine neue Arie für sie bei. In sein      Young Meadows (Tenor), Hawthorn (Tenor),                              Neuen Mozart-Ausgabe eine Edition der Messe getreu
        „Kompositionsteam“ nahm Arne auch den Gamben-                     Hodge (Tenor) Margery (Mezzosopran) Eustace                           nach den Quellen erstellt, die auf eine Rekonstrukti-
        virtuosen Carl Friedrich Abel auf, der, neu in London,            (Tenor), Justice Woodcock (Tenor/Bariton) – Chor                      on, wie sie für eine Aufführung erforderlich wäre,
        eine fantastische Ouvertüre schuf. Vor Dezember 1762              Orchester: 2 Flauti traversi, 2 Bfl, 2 Ob , 2 Fag, 2 Hn,              bewusst verzichtet hat. In Zusammenarbeit mit der
        hatte Abel lediglich ein öffentliches Konzert gegeben,            2 Vl, Va, B. c. (Vc, Kb, Fag, Cemb)                                   Stiftung Mozarteum Salzburg wird nun eine Neuaus-
        so dass Love in a Village seiner Londoner Karriere einen          Verlag: Bärenreiter, BA 8814                                          gabe vorgelegt, die den aktuellen Forschungsstand
        entscheidenden Schub gab. Wie das digital vorliegende                                                                                   und – anders als dies eine wissenschaftliche Ge-          Beginn des „Sanctus“ aus Mozarts c-Moll-Messe (bpk / Staatsbibliothek zu Berlin)

                                                                                                                                                                                                                                                                                       ]
12 [t]akte 2I2018                                                                                                                                                                                                                                                    [t]akte 2I2018 13
T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
[t]akte                                                                                                                                                                                                                                     2I2018

        Böhmische Musik                                                                                                       Neues aus der Neuen Welt                                   Nach der siebten und der achten Symphonie hat
                                                                                                                                                                                         Jonathan Del Mar nun auch die Neunte Dvořáks
        Editionen aus Smetanas „Mein Vaterland“ und                                                                           Dvořáks Neunte Symphonie in der Edition                    herausgegeben. Manche Unklarheit wird darin
        von Dvořáks „Sieben Stücken für kleines Orchester“                                                                    Jonathan Del Mars                                          beseitigt.

        Smetanas „Šárka“ und „Aus Böhmens Hain und Flur“            den Bratschen zusammengehen. Mit anderen Worten:          Wenn Dvořáks Achte Symphonie immer die fehlerhaf-
                                                                    Smetana sträubte sich, den Kontrabässen einen unab-       teste im sinfonischen Standardrepertoire war, so ist die
        Nach der 2014 erschienenen Neuausgabe von Smetanas          hängigen Part zu geben, was eine Reaktion auf den         Symphonie „Aus der Neuen Welt“ die mit den meisten
        überaus populärer sinfonischer Dichtung Vltava (Die         Zustand des Kontrabassspiels seinerzeit in Prag sein      Problemen für Dirigenten und Musiker gewesen. Auch
        Moldau) hat Bärenreiter jetzt weitere Teile aus dem         könnte. Bei Dvořák finden wir diese Vorsichtsmaß-         eine Anzahl von Urtext-Editionen, die älteste ein halbes
        Zyklus Má Vlast (Mein Vaterland) in Neuedition vorge-       nahme allerdings nicht – und so mag dies auch ein         Jahrhundert alt, hat mehr Schwierigkeiten geschaffen
        legt. Erhältlich sind nun auch Šárka und Z českých luhů     Hinweis darauf sein, dass Smetana schon vor seiner        als beseitigt.
        a hájů (Aus Böhmens Hain und Flur), das dritte bzw.         Ertaubung Schwierigkeiten hatte, die tiefsten Töne           Wie so oft herrscht auch hier das Dilemma der
        vierte Stück des Zyklus. Bekanntlich nahm Smetana           wahrzunehmen.                      Hugh Macdonald         zahlreichen Unterschiede zwischen Autograph und
        die Arbeit an diesem bedeutsamen Projekt 1874 genau                                                                   Erstdruck: Wem vertrauen wir eher? Bis heute waren
        zu jener Zeit in Angriff, als er sein Gehör verlor. Wenn-                                                             die Antworten mehr oder weniger ein Rätselspiel. Her-
        gleich ihm dies große Sorgen bereitete, komponierte er        Bedřich Smetana                                         ausgeber neigten, vielleicht verständlicherweise, eher
        die ersten beiden Sinfonischen Dichtungen Vyšehrad            Šárka / Aus Böhmens Hain und Flur. Hrsg. von            zur scheinbar heiligen Handschrift, auch aufgrund der
        und Die Moldau in kürzester Zeit; die nächsten beiden,        Hugh Macdonald.                                         Tatsache, dass Dvořák den Druck der Ausgabe nicht
        Šárka und Aus Böhmens Hain und Flur, folgten 1875. Wie        Orchester: Picc,2,2,2,2 – 4,2,3,1 – Pk, Schlg – Str     überwachen konnte, da er sich auf der falschen Seite
        wir von Beethoven wissen, vermag Taubheit die innere          Verlag: Bärenreiter Praha. BA 11532 und 11533. Par-     des Atlantiks aufhielt. Die Arbeit daran lag freilich
        Vorstellungskraft eines Komponisten zu schärfen, und          titur käuflich, Aufführungsmaterial leihweise           in den erfahrenen Händen von Johannes Brahms.
        auch Smetana verspürte in späteren Jahren eindeutig                                                                   Allerdings stellt das Autograph nicht immer das letzte
        eine neuartige Innigkeit in Bezug auf seine Musik.                                                                    Wort dar. Wir haben zum Glück eine neue Quelle, die
           Da er stets ein sorgfältiger Komponist war, sind seine                                                             uns die Spreu vom Weizen trennen lässt. Sie wurde vor
        Handschriften gut lesbar und vollständig. Wenn man                                                                    etwas dreißig Jahren entdeckt und ist – höchst über-       „Aus der Neuen Welt“. Dvořáks Autograph mit der Klarinettenmelodie aus dem Scherzo.
        ihm etwas vorwerfen wollte, dann ist es die Tatsache,       Antonín Dvořák: Sieben Stücke für kleines Orchester       raschenderweise – der vollständige Stimmensatz der         Nationalmuseum – Tschechisches Museum der Musik Prag
        dass er seine Werke mit Artikulationsangaben über-                                                                    New Yorker Uraufführung, der im Archiv des New York
        frachtete, wodurch es Herausgeber wie Aufführenden          Zwischen November 1862 und Juli 1871 wirkte Antonín       Philharmonic überlebt hat. Diese Stimmen wurden
        manchmal schwer fällt, zwischen den vielgestaltigen         Dvořák als Bratschist im Orchester des Prager Interims-   direkt von der Abschrift der verlorenen Stichvorlage          Antonín Dvořák
        und oftmals in Kombination auftretenden Staccato-,          theater, wo zu dieser Zeit ein Bedürfnis nach Zwischen-   kopiert. So geben sie uns entscheidende Hinweise              Symphonie Nr. 9 in e „Aus der Neuen Welt“ op. 95.
        Marcato-, Tenuto-Angaben zu unterscheiden. Fast keine       aktmusiken für eine kleine Besetzung bestand. 1867        auf Dvořáks Änderungen in dieser Abschrift. Aus der           Hrsg. von Jonathan Del Mar. Bärenreiter-Verlag.
        Note in Smetanas Handschriften blieb ohne irgendei-         entstanden Dvořáks „bescheidene Gedanken für ein          enormen Anzahl von Stellen, in denen die Stimmen              BA 10419. Partitur und Aufführungsmaterial
        ne Ausdrucksanweisung, und so ist es die Pflicht des        sehr bescheidenes Orchester“ (wie es in der Partitur      mit Dvořáks autographer Partitur übereinstimmen,              käuflich (erscheint im März 2019)
        Herausgebers, jede einzelne zu differenzieren und           steht), die diesem Zweck dienen konnten. Die Kompo-       können wir genau erkennen, welche Lesarten in der
        abzubilden, und die Aufgabe des Aufführenden, sie zu        sition wurde jedoch erst 1951 im Nachlass des Verlegers   Erstausgabe von Brahms stammen.
        interpretieren.                                             Mojmír Urbánek gefunden und zum ersten Mal 1989 im           Aber auch die Stimmen der Uraufführung geben
           Ein interessanter Aspekt dieser sinfonischen Dich-       Rahmen der Kritischen Gesamtausgabe bei Supraphon         keinen Aufschluss über die wichtigste Frage über-
        tungen ist, dass Smetana zu beiden neben der Or-            (Prag) veröffentlicht. Die Tatsache, dass Dvořák dem      haupt: über die Position des Hornrufs im vierten Takt.                                          Studierende treffen Experten
        chesterpartitur auch eine Fassung für Klavier zu            Autograph keinerlei Bezeichnung gab, zusammen mit         Dafür jedoch können wir auf eine erst vor wenigen
        vier Händen vorlegte. Bei jenen Werken, die noch zu
        Lebzeiten gedruckt wurden, existieren demnach vier
        Hauptquellen, wobei die autographe Partitur in jedem
                                                                    der in ungewohnter Weise aufgefassten Form der Stü-
                                                                    cke, weckte mit der Zeit Zweifel an der Bestimmung des
                                                                    Werkes für Theaterzwecke, und die Editoren wählten
                                                                                                                              Monaten gemachte Entdeckung zurückgreifen: ein
                                                                                                                              Notenblatt, auf dem Dvořák für einen Vortrag bald
                                                                                                                              nach der Uraufführung flüchtig die Hauptthemen
                                                                                                                                                                                              Studienkurs
                                                                                                                                                                                              der Stiftung Händel-Haus 2019
        Fall die maßgebliche Hauptquelle ist. Die Partitur von      den Titel Sieben Stücke für kleines Orchester. Die neu    der Symphonie notierte. Dies zeigt schließlich un-
        Šárka erschien 1888 nach Smetanas Tod – aufgrund            gesetzte Partitur nach der kritischen Ausgabe mit neu     zweideutig seine endgültige Fassung des fraglichen              Deborah – Händels Oratorium von einer
        der fehlenden Überwachung der Drucklegung ist die           hergestellten Stimmen macht nun diese Rarität einfach     Taktes, die so seit mehr als hundert Jahren nicht               starken Frau im Alten Testament
        Ausgabe sehr fehlerhaft. Die Partitur von Aus Böhmens       verfügbar.                                           BP   erklungen ist.
        Hain und Flur kam dagegen 1881 heraus, und obwohl                                                                        Andere seit Langem bestehende und nun gelöste                Für Studierende der Musikwissenschaft und der
        Smetana keine Fahnen Korrektur las, ist sie viel näher                                                                Probleme sind die Verwendung der Dämpfer im Largo –             Musik vom 17. bis 19. September 2019
                                                                                                                                                                                              Die Teilnehmer haben Gelegenheit, sich am Beispiel
        am Autograph als jene von Šárka.                              Antonín Dvořák                                          überraschenderweise sollen Celli und Bässe überhaupt
                                                                                                                                                                                              von Händels Deborah u. a. mit Fragen der Editions-
           Eine Besonderheit von Smetanas Orchestrierungs-            Sieben Stücke für kleines Orchester, B 15. Hrsg.        nicht gedämpft werden! – und andere kleine melodi-              und Aufführungspraxis auseinanderzusetzen.
        weise ist die Behandlung der Celli. Üblicherweise             von Jiří Berkovec                                       sche Varianten, die zwar keine Probleme darstellen,
                                                                                                                                                                                              Gastdozenten
        unterteilt er diese Gruppe wie die Violinen in erste          Orchester: 1,1,1,1 –2,2,0,0 – Pk – Str                  jedoch fester Bestandteil von Dvořáks erfindungsrei-
                                                                                                                                                                                              Prof. Dr. Matthew Gardner · Petra Burmann
        und zweite Celli, wobei die zweiten für gewöhnlich            Verlag: Bärenreiter Praha. OM 89. Partitur + Auf-       chem Kompositionsstil sind.          Jonathan Del Mar           Dr. Erik Dremel · Dr. Ulrich Etscheit
        colla parte mit den Kontrabässen spielen, während             führungsmaterial leihweise
        die ersten eine individuelle Tenorlinie haben oder mit                                                                                                                                Bewerben Sie sich bis zum 30. April 2019 bei der
                                                                                                                                                                                              Stiftung Händel-Haus Halle!
                                                                                                                                                                                                                        www.haendelhaus.de
                                                                                                                                                                                                                        stiftung@haendelhaus.de

                                                                                                                                                                                                                                                                   ]
14 [t]akte 2I2018                                                                                                                                                                                                                                 [t]akte 2I2018 15
T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
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