T akte - 2I2018 - Bärenreiter Verlag
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[t]akte Das Bärenreiter-Magazin „Missa solemnis“ und Ouvertüren zu „Leonore“ 2I2018 Jonathan Del Mar über Urtext Neuedition: Leoncavallos „Pagliacci“ Informationen für Bühne und Orchester Opern von Siegfried Wagner Beat Furrers neue Oper „Violetter Schnee“
[t]akte 2I2018 4 6 9 16 18 20 22 26 „It’s my job to give them Was ist Urtext? „mein gröstes werk“ Zu lang? Zu kurz? Herrliche Seltsamkeiten Komödie und musikalischer Es geht ums Ganze Weite Perspektive Beethoven“ Fragen an Jonathan Del Mar Die neue Ausgabe von Beetho- Die zwei Fassungen von Leonca- Siegfried Wagner als Komponist Verismo Beat Furrers Oper „Violet- Matthias Pintschers „NUR“ für Die Beethoven-Editionen vens „Missa solemnis“ vallos „Pagliacci“ Perspektiven des Komponierens ter Schnee“ für die Berliner Klavier und Ensemble Jonathan Del Mars bei Bären- Oft verwendet und doch vielen Siegfried Wagner, der im Juni bei Ermanno Wolf-Ferrari Staatsoper reiter unklar. „Urtext“ ist ein schillern- Barry Cooper bietet in der neu- Zu lang oder doch zu kurz? 2019 vor 150 Jahren geboren Kontraste zwischen dem me- der Begriff, unter dem viel Un- nen Bärenreiter-Ausgabe alter- Noch während der ersten wurde, wird schnell abgetan Von Ermanno Wolf-Ferrari Schnee, kosmische Kälte: In tallischen Klang des Klaviers Symphonien, Konzerte, Streich- terschiedliches verstanden wird. native Lesarten an, korrigiert Aufführungen des späteren und unterschätzt. Doch seine kennt man allenfalls noch Beat Furrers neuer Oper sind und dem Ensemble bestim- quartette, Klaviersonaten: Die Der Beethoven-Herausgeber Ungenauigkeiten und fügt Welthits „Pagliacci“ gab es Opern bergen einen großen „Die vier Grobiane“, doch auch fünf Menschen in einem Haus men Matthias Pintschers Werk Beethoven-Ausgaben aus der Jonathan Del Mar erläutert, nach eine wiederentdeckte Kompo- Veränderungen. Die genauen Melodienreichtum und psy- andere Opern lohnen die Wie- auf dem Weg in unbekanntes für die Barenboim-Said-Akade- Hand von Jonathan Del Mar welchen Prinzipien er vorgeht. sition aus dem engen Zusam- Zusammenhänge erhellt nun chologische Brisanz. derentdeckung, zum Beispiel Terrain. mie und ihren Gründer. überzeugen von der ersten bis menhang der Messe mit an. die Neuausgabe und lässt den „La vedova scaltra“ und „Sly“. zur letzten Note. Interpreten die Wahl. Beethoven 2020 Oper Oratorium / Orchester Neue Musik Neue Musik Neue Musik Publikationen / Termine Übersetzungen „It’s my job to give them Verliebt in eine Statue Monumentalität und Schönheit Es geht ums Ganze Manfred Trojahn – aktuell 27 Einkehr und Besonnenheit Neue Bücher 32 S. 6–7, 12, 13 Johannes Beethoven“ Rameaus Ballett „Pigmalion“ in Rekonstruktion von Mozarts Beat Furrers Oper „Violetter Die Musik der französischen Mundry Die Beethoven-Editionen Jona- der Gesamtausgabe 10 Missa in c KV 427 13 Schnee“ für die Berliner Staats- Heimat Komponistin Camille Pépin 30 Neue Aufnahmen 33 S. 8, 16–17, 29 Johanna than Del Mars bei Bärenreiter 4 oper 22 Zwei neue Werke von Friedrichs Oper als Prozess Böhmische Musik Ľubica Čekovská 27 Der Heilige und der Kaiser Termine Oktober 2018 – S. 10 Annette Thein Was ist Urtext? Das Pasticcio „Love in a Village“ Editionen aus Smetanas Bruchstück Salvatore Sciarrinos Passions- Mai 2019 34 S. 14 (Smetana): Gudula Fragen an Jonathan Del Mar 6 und seine Entstehung 12 „Mein Vaterland“ und von Beginn eines Orchesterzyklus Philipp Maintz – aktuell 28 fragment 31 Schütz Dvořáks „Sieben Stücken für klei- von Andrea Lorenzo Scartaz- S. 30 Irene Weber Viele Rätsel gelöst Zu lang? Zu kurz? nes Orchester“ 14 zini 24 Dieter Ammann– aktuell 28 S. 31 Christine Anderson Beethovens Leonoren-Ouvertü- Die zwei Fassungen von ren in kritischer Neuedition 8 Leoncavallos „Pagliacci“ 16 Neues aus der Neuen Welt Thomas Daniel Schlee – Charlotte Seither – aktuell 28 Dvořáks Neunte Symphonie aktuell 24 „mein gröstes werk“ Herrliche Seltsamkeiten in der Edition Jonathan Del Rudolf Kelterborn – aktuell 28 Die neue Ausgabe von Beetho- Siegfried Wagner als Mars 15 Überhitzt vens „Missa solemnis“ 9 Komponist 18 Miroslav Srnka komponiert für Heimat das Los Angeles Philharmonic 25 Zwei neue Werke von Komödie und musikalischer Ľubica Čekovská 27 Verismo Perspektiven des Komponierens Ein bante Weite Perspektive Matthias Pintschers „NUR“ für Unbeirrbar für neue Musik bei Ermanno Wolf-Ferrari 20 Klavier und Ensemble 26 Zum Tode Oliver Knussens 29 2 [t]akte 2I2018 [t]akte 2I2018 3
[t]akte 2I2018 „It’s my job to give them Beethoven“ Symphonien, Konzerte, Streichquartette, Klavier- sonaten: Die Beethoven-Ausgaben aus der Hand Die Beethoven-Editionen Jonathan Del Mars bei von Jonathan Del Mar überzeugen von der ersten Bärenreiter bis zur letzten Note. Zigtausende verkaufte Partituren, die Orchesterma- in der Praxis getestet wurde, bevor es zur Veröffent- Verwunderung über Dirigenten terialien weltweit im Einsatz: Auch ohne dass es in lichung kam: „Caroline Brown und Stephen Neiman den letzten Jahren sensationeller neuer Quellenfunde von der Hanover Band beauftragten mich zwischen Es sei nicht unterschlagen, dass ein so skrupulöser bedurft hätte, übertrifft Bärenreiters Beethoven- 1985 und 1992, von allen Werken, die sie aufnahmen, Herausgeber wie Jonathan Del Mar sich immer wieder Urtext-Ausgabe von Jonathan Del Mar bei Weitem neue kritische Editionen zu erstellen. Auf diese Weise wundern muss, wie sein Urtext in der Praxis tatsäch- alles, was man hätte erwarten können. Auch hat war ich immer verantwortlich, sicherzustellen, dass lich verwendet wird: „Einige Dirigenten bzw. Orchester wohl zuletzt keine musikalische Neuedition solches meine Entscheidungen in der Praxis annehmbar, also machen die Korrekturen wieder rückgängig, weil es Aufsehen nicht nur in der Fachwelt, sondern ganz sinnvoll ausführbar zu sein hatten.“ natürlich unbequem sein kann, das Altbekannte neu allgemein in der Presse erregt, was auf das Zusam- einzustudieren. Sie behaupten dann zwar zu Recht, mentreffen folgender Faktoren zurückzuführen ist: dass sie aus dem Bärenreiter Urtext spielen, doch sie dass Beethoven das bleibende Maß aller Dinge in den Weg von subjektiven Auslegungen spielen ihn nicht. Und ein sehr renommierter Dirigent Gattungen Symphonie, Streichquartett und Klavier- hat vor einigen Jahren tatsächlich so einschneidende sonate ist, dass seine Manuskripte für ihre schwere Was nun ist Del Mars besondere Errungenschaft als Änderungen am Notentext vorgenommen, dass es ihm Lesbarkeit berüchtigt sind, dass mit Jonathan Del Mar Herausgeber? „Wegzukommen von subjektiven Aus- gelungen ist, auf der Grundlage dieses neuen Urtexts ein Herausgeber angetreten ist, der wissenschaftliche legungen: Keiner ist an Del Mar interessiert, jeder will die urtextfernste Gesamteinspielung der Schallplat- Akribie mit empirischem musikalischen Sachverstand Beethoven. Keine andere Edition der Beethoven-Sym- tengeschichte vorzunehmen, wofür er mit mehreren und jahrelanger aufführungspraktischer Erprobung phonien klärt die Musiker so deutlich und eindeutig Kritikerpreisen ausgezeichnet wurde!“ Der Herausge- verbindet wie nur ganz wenige Musikwissenschaftler, über ungesicherte und zweifelhafte Details auf wie ber trägt die Verantwortung für den Notentext, alles und dass er hierfür einen Verlag gefunden hat, der sei- unsere: Wo besteht ein Zweifel, was ist die daraus weitere liegt in den Händen der Musiker. nen Enthüllungen und Entdeckungen zielstrebig und resultierende Empfehlung, und wann kann keine Christoph Schlüren nachhaltig zur Durchsetzung auf den Konzertpodien zweifelsfreie Entscheidung getroffen werden – das al- und im allgemeinen Bewusstsein verhilft. les ist übersichtlich aufgelistet. Und daher ist auch der Kritische Bericht jeweils ein untrennbarer Bestandteil Beethoven bei Bärenreiter der Partitur. Und hier haben wir, soweit ich es sehen Editionen von Jonathan Del Mar Ziel: Spielbarkeit kann, makellose Arbeit geleistet.“ Man muss nicht mit jeder Entscheidung, die letzt- Symphonien Nr. 1–9. BA 9001–9009 (Foto: fotolia) So hebt Jonathan Del Mar denn auch sofort im Gespräch lich in die Partitur gelangt ist, einverstanden sein. Konzert für Violine und Orchester op. 61. BA 9019 hervor, dass seine Urtext-Ausgaben stets in der Absicht der musikalischen Umgebung, sowohl insbesondere Unbestritten ist, dass Del Mar in der Fünften Symphonie Klavierkonzerte Nr. 1–5. BA 9021–9025 entstehen, dass auch aus ihnen gespielt wird – dass der anderen Orchesterwerke Beethovens als auch von plausibel belegen konnte, dass die lange Zeit propagier- Konzert für Klavier und Orchester nach sie also die Aufführenden nicht vor unnötige Unklar- Symphonien anderer Komponisten vor und nach ihm.“ te komplette Wiederholung im Scherzo wegfällt und dem Violinkonzert. BA 9013 heiten und Widersprüche bei der Interpretation des Entscheidend ist vor allem eine weitere Forderung dem Satz jene Kompaktheit wiedergegeben wird, die Konzert für Klavier, Violine, Violoncello Textes stellen. Für ihn ist es die ganz klare Aufgabe des an sich selbst, die Jonathan Del Mar von seinem Vater das gesamte Werk kennzeichnet. Im Scherzo der Neun- und Orchester C-Dur op. 56 „Tripel- Herausgebers, die Musiker nicht mit weiteren Fragezei- übernahm: nicht wenige, sondern keine Fehler zu ma- ten Symphonie hatte Del Mar zu einer salomonischen konzert”. BA 9027 chen zu überhäufen, sondern plausible Antworten zu chen als Herausgeber. Und er betont, dass der Anspruch Lösung gegriffen: Da bei der schnellen Temponahme Romanzen in F-Dur und G-Dur für Vio- liefern, soweit dies auf der Grundlage umfassendsten des Bärenreiter Urtexts dieser Selbstverpflichtung auf Basis der Metronomisierung das Presto-Trio nicht line und Orchester op. 50, 40. BA 9026 Quellenstudiums möglich ist. entspricht, in welchem es u. a. heißt, dieser sei „ein im Verhältnis „ganze Takte = ganze Takte“ (verbunden Sämtliche Klaviersonaten (komplett bis Diese Grundhaltung, so sagt er, verdankt er seinem Qualitätssiegel … garantiert Notentexte auf dem aktuel- durch ein Accelerando, das genau die Beschleunigung 2019) Vater, dem legendären Dirigenten Norman Del Mar len Stand der Forschung … der Begriff für authentische des Tempos um ein Drittel realisiert) genommen wer- Streichquartette op. 18. 59, 74, 95, 127. BA (1919–1994), dem die Dirigenten nicht nur das Standard- Textgestalt der Werke“. Und daraus folgert Jonathan den kann, die Übertragung der Metronomisierung auf 9016–9018, 9029 lehrbuch Anatomy of the Orchestra verdanken, sondern Del Mar: „Wenn wir von Musikern, die bereits Auffüh- Alla-breve-Einheiten jedoch lächerlich breit ist, folgte Sonaten für Klavier und Violoncello. BA 9012 eben auch jene singuläre Kompilation von Druckfehler- rungsmaterialien der Werke besitzen, erwarten, noch er zunächst der gängigen Praxis und verbannte die Variationen für Klavier und Violoncello op. 66, WoO 45, 46. berichtigungen in den Partituren der großen Meister, einmal in eine bessere Edition zu investieren, müssen Metronomisierung des Trios aus der Partitur in den BA 9028 die 1981 unter dem Titel Orchestral Variations. Confusion wir den entsprechenden Aufwand an Zeit und Intelli- Kritischen Bericht. In der Neuauflage 2017 freilich hat Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 op. 58 bearbeitet für and Error in the Orchestral Repertoire erschien und seit- genz betreiben, um jene Qualität bereitzustellen, die er dann die Metronomisierung auf ganze Takte in die Klavier und Streichquintett. BA 9034 her zur Standardhandbibliothek aller gut informierten die Musiker mit Recht erwarten. Und es ist die Aufgabe Partitur übernommen. Dazu ist es erforderlich, das Orchesterleiter gehört. Was die meisten nicht wissen: des Verlags, Material herzustellen, das von praktischem Grundtempo des Scherzos – wie wohl als Einziger Celib- Von anderen Herausgebern Jonathan Del Mar war der wichtigste Helfer seines Nutzen, also absolut akkurat ist.“ dache – so maßvoll zu nehmen, dass sich das Trio in der Missa solemnis op. 86. BA 9038 (April 2019) Vaters bei der Veröffentlichung dieses Vermächtnisses, übergeordneten Temporelation „ganze Takte = ganze Messe C-Dur op. 86 (Barry Cooper). BA 9039 das in seiner unvermeidlichen Unvollkommenheit den Takte“ ausführen lässt: eine in der Proportion der Tempi Fidelio op. 72 (Helga Lühning/Robert Didion). BA 9011 Auftakt zu seiner eigenen, detektivischen Forscherlauf- Erprobung in der Praxis absolut stimmige Lösung, die schlicht voraussetzt, die Ouvertüren zu „Leonore“ I, II und III (Helga Lühning). bahn bilden sollte: „Was ich außerdem von meinem Metronomisierung außer Acht zu lassen. Ob das getan BA 8831–8833 (April 2019) Vater lernte, ist die Bedeutung der allgemeinen Reper- Was Del Mars Beethoven-Edition, allem voran der wird oder nicht, das ist – in exemplarischer Weise – eine toirekenntnis. Es ist nicht hilfreich, als Herausgeber Symphonien, so einzigartig macht, ist jedoch darüber jener „subjektiven Entscheidungen“, die Del Mar dem eine Beethoven-Symphonie isoliert zu betrachten und hinaus die jahrelange Zusammenarbeit mit ausführen- freien Willen der Ausführenden überlassen möchte. Er zu untersuchen; es braucht eine ausgeprägte Kenntnis den Musikern, wodurch das gesamte Material vielfach selbst hält wenig von blinder Metronomgläubigkeit. ] 4 [t]akte 2I2018 [t]akte 2I2018 5
[t]akte 1.Pos (where three staves are used) between the lar to that of P. 2I2018 other two; while in IV 331-431, E follows A,X,C’ in placing Trs above 3.4.Cors. The term ‘authentic sources’ is used to denote those over which Beethoven had some degree of control, V i.e. A,AP,X,PX,B,C,CP(Pos),D,DC,F. Though this First Edition of vocal score, in oblong format, definition would seem to exclude D’s Finale, we also published in August 1826 by Schott (Plate include it since it descends from lost PX; but it is so No.2539) and taken from C, though some extra vo- deficient in matters of detail such as slurs, stacc. Oft verwendet und doch vielen unklar. „Urtext“ cal slurs were added. It contains a piano arrange- and dynamics that ‘in all authentic sources’ has in ist ein schillernder Begriff, unter dem vielofUnter- ment just the finale as accompaniment to the some cases been allowed to stand even if the detail Was ist Urtext? voices. schiedliches verstanden wird. Der Beethoven- of IV being discussed is not present in D. Though Herausgeber Jonathan Del Mar erläutert, nach Beethoven undoubtedly saw E (and had a correc- P tion slip published to it), he cannot be said to have Fragen an Jonathan Del Mar welchen Prinzipien er vorgeht. Twenty-six instrumental parts, published by Schott had a hand in its text; nor similarly P,V. at the same time as E and V, but with plate number The ‘stemma’ showing the inter-relationships of 2321; taken (like E) from C, but then grossly edited, these sources is naturally a complicated one, viz: Der Engländer Jonathan Del Mar (* 1951) ist Dirigent und schriftliche Stimmen, die der Komponist für eine independently of E. In P hosts of dynamics, slurs Musikwissenschaftler. Mit der Herausgabe der neun Aufführung verwendet hat und für die anderstaccato Änderungen marks are added where none are even A* Nachrichten Symphonien Ludwig van Beethovens im Bärenreiter- diktiert hat. Die Musiker tragen sie sich ein, und implied; for dann example, in the double fugue (IV 655) Verlag (1996–2000) hat er für Furore gesorgt. Zahlreiche werden diese Stimmen als Vorlageevery . of the ‘Seid umschlungen’ motif is fur- C/X* Der Dirigent Gerd Albrecht (1935–2014), der in bedeutende Dirigenten verwenden diese Edition seitdem. für die Erstausgabe verwendet. Wennnished with staccato Striche. seiner langen und erfolgreichen Karriere an Anschließend hat Del Mar viele weitere Werke Beet- die handschriftlichen Stimmen dannThe 2.Fl part is at first written as if a doubling part, PX* CP zahlreichen Stationen wirkte – Mainz, Lübeck, (vocal) hovens in Urtext-Ausgaben für Bärenreiter erarbeitet: vernichtet werden, haben wir nur‘changing’ to Picc at IV 331 (but back to Flute at 595 (&K*) Kassel, Deutsche Oper Berlin, Tonhalle-Orchester Konzerte, Cellowerke, Streichquartette, Klaviersonaten, noch den Erstdruck. Diese gedruckteninstead of 441!), but from 851 the left-hand page Zürich, Hamburgische Staatsoper, Tschechische außerdem das Cellokonzert und die 7., 8. und 9. Symphonie Stimmen sind eine bedeutende Quelle,contains the 2.Fl part, Picc being printed on the right. B* Philharmonie, Dänisches Radiosinfonieorches- von Antonín Dvořák sowie das Cellokonzert von Edward weil sie auf authentische Korrektu-P also includes four vocal parts, containing solo (&L*) C/C’* ter – und darüber hinaus Elgar. Im Interview beschreibt er, was er unter „Urtext“ ren des Komponisten in den Probenand choral voices together in the same copy and viele große Orchester versteht. zurückgehen. dividing into two staves where necessary. Treble leitete, war ein überaus and bass clefs are used. The heading is simply: begabter Musikvermitt- Wofür braucht man eine Urtext-Ausgabe? Warum muss es immer wieder neue“SOPRANO. [ALTO ., etc.] par L.v.Beethoven.” The D* DP* DC* ler noch bevor dieses (I-III) Nun, wollen Sie die Noten spielen, die der Komponist Editionen geben? plate number 2321 is written in the same bold, posi- Wort in Mode kam. komponiert hat, oder zufällige und falsche Noten, die Am deutlichsten ist dies, wenn eintive style as E, with serifs. D (IV) Er war der Überzeu- irgendwann in eine Ausgabe hineingerutscht sind? verloren geglaubtes Autograph wie-The Vorlage for vocal P was CP, but the editors P E V P gung, dass die Menschen der auftaucht. Dies war besondersmust have had a game combining the two parts (vocal) (instrumental) zeitgenössische Musik Ist der Urtext nicht ganz einfach im Manuskript des Kom- bei Werken von Mozart, Beethoven,into one for each voice. In addition slurs have been F* besser verstehen, wenn ponisten zu finden? Schubert und Mendelssohn der Fall, Quellen zur IX. Symphonie Beethovens: Stemma der Abhängig- sie anschaulich vermit- Nein, so einfach ist das nicht. Oft denkt ein Komponist die im Krieg aus Berlin an sichere Orte20 keiten telt wird. Deshalb ent- weiter, er ändert seine Meinung, aber das Manuskript ausgelagert wurden. Danach konnte wickelte er Gesprächs- ist schon beim Drucker. Was also muss er tun? Er fragt sich unglücklicherweise niemand konzerte, um jeweils ein den Verleger nach einem Korrekturabzug und schreibt daran erinnern, wo sie waren. So gal- für die Musik und ihre Tradition, dass sie schädlich zeitgenössisches Werke die letzten Änderungen hinein. Wenn wir dann den ten sie als verschollen, bis sie 1977 in sind. Sogar die frühere Ausgabe war besser! Sie mag mit Hilfe einzelner Or- Erstdruck anschauen, steht dort etwas ganz anderes Polen auftauchten. Vorher sind viele Fehler enthalten, aber die kann man verbessern. Wenn chesterstellen klingend zu erklären. In Zusam- als im Manuskript, was ziemlich sicher auf die letzten Editionen veröffentlicht worden, die einem Musiker aber ein fehlgeleiteter Forscher erklärt, menarbeit mit dem Sender Freies Berlin und dem Änderungen im Korrekturabzug hinweist. danach alle revidiert werden mussten. dass ein A in der Erstausgabe „offensichtlich“ ein G Deutschen Symphonie-Orchester Berlin entstand Aber natürlich kann man auch im Manuskript noch Auch Auktionshäuser tragen dazu bei, sein müsse, dann wird er von der (augenscheinlichen) die Fernsehreihe „Wege zur Neuen Musik“. Als vieles entdecken. Oft verwenden Herausgeber für ihre dass wir nicht vergessen, denn einige Autorität des Herausgebers eingeschüchtert sein und G Konzertreihe wurde sie mit dem Rundfunk Sin- Ausgaben schlechte Kopien, auf denen ein Pünktchen Manuskripte sind in Privatbesitz, so spielen, auch wenn der Komponist wirklich A meinte, fonieorchester Berlin neu aufgelegt. Im Gespräch oder ein Loch wie ein Staccatozeichen aussehen. Ge- dass Forscher nicht an sie herankom- so unerwartet es dem Herausgeber auch vorkommt. mit Gerd Albrecht erzählen große Komponisten- nauso kann es passieren, dass man den Ausdruck eines men. Oft kommen solche Dokumente Nicht nur am Schreibtisch und in der Wenn man Glück hat, verfügt eine Ausgabe über persönlichkeiten von ihrem Schaffensprozess Mikrofilms untersucht und eine Note sieht wie ein F zur Versteigerung, und wir haben Bibliothek: Beethoven-Herausgeber einen Kritischen Bericht. Manche haben so etwas und ihren musikalischen Anliegen. Sechs dieser aus, ist aber im Manuskript zweifelsfrei ein G. Niemand kurz die Gelegenheit, einen Blick Jonathan Del Mar in Japan nicht, und man muss dann dem „unfehlbaren“ Ver- Gesprächskonzerte sind nun in einer Edition kann sagen, wie das geschehen kann, aber es geschieht! hineinzuwerfen. Noch mehr Glück haben wir, wenn stand vertrauen, auch bei Druckfehlern. Das fordert vereint. Auf den sechs DVDs werden Werke von Das bedeutet, dass sich Herausgeber, die sich der Mühe eine öffentliche Institution das Autograph erwirbt, so einen Vertrauensvorschuss, der oft unbegründet und Krzystof Penderecki, Hans Werner Henze, György unterziehen, das Autograph zu untersuchen, immer dass es für Wissenschaftler zugänglich wird und für unberechtigt ist. Ligeti, Mauricio Kagel, Isang Yun und Jörg Wid- noch Entdeckungen machen können. die nächste Edition verwendet werden darf. Ein Nutzer sollte also, bevor er sein Geld ausgibt, mann vorgestellt. Außer den Mitschnitten der Ein weiterer Grund, warum alte Ausgaben, sogar erwarten dürfen, dass er einen Kritischen Bericht be- Konzerte enthält die Box auch ein Buch mit Essays Was also bedeutet Urtext für Sie? Urtext-Editionen, von neuen ersetzt werden, ist – man kommt, in dem ihm die editorischen Entscheidungen renommierter Journalisten. Eine Ausgabe, die sorgfältig und erschöpfend alle Quel- muss es sagen –, dass nicht jeder Herausgeber seine Auf- erläutert werden. Auch wenn es einen gibt, ist nicht Die DVD-Kassette kann zum Preis von 79 Euro len untersucht, um nach bestem Wissen und Gewissen gabe so gut erledigt wie ein anderer. Er macht Fehler, klar zu sagen, ob eine Edition gut oder schlecht ist. bei dem von Gerd Albrecht gegründeten Klin- der Absicht des Komponisten so nahe wie möglich zu trifft dumme Entscheidungen, die jeder Musiker sofort Die einzige Möglichkeit wäre es, andere Musiker zu genden Museum Berlin bestellt werden (www. kommen. als falsch erkennt, er übersieht offensichtliche Dinge fragen, ob sie Erfahrungen mit Ausgaben dieses Kom- klingendes-museum-berlin.de). und entscheidet, dass eine Quelle keine Relevanz hat, ponisten bei diesem Verlag haben, und ob sie plausibel Was bedeutet „Quellen“? obwohl ein anderer Forscher sie für sehr wichtig hält. erscheinen. Sonst bleibt nur, sich zu informieren, ob Alles, an dem der Komponist seinen Anteil hatte. So belegt ein Herausgeber die Fehlerhaftigkeit einer ein Herausgeber die Quellen sorgfältig geprüft hat, ob Also nicht allein sein Manuskript, sondern auch eine alten Ausgabe und beweist, dass seine Lösungen die er seine Hausaufgaben mit Verantwortungsbewusst- Abschrift durch einen Kopisten mit Korrekturen des des Vorgängers ersetzen muss. sein gemacht hat und ob er einen exakten Notentext Komponisten, ebenso Erstdrucke, an denen er Ände- erarbeitet hat, der alte Fehler beseitigt. Mit Glück kann rungen vorgenommen hat, Briefe an den Verleger, in Was haben Musikerinnen und Musiker von Urtext-Aus- man so etwas finden. Und zum Schluss: Die Ausgabe denen Fragen des Werks diskutiert wurden, einfach gaben? sollte klar auf gutem und robustem Papier gedruckt alles, was Bedeutung für eine Edition hat. Manchmal Das hängt davon ab, um welche Ausgabe es geht. Man- sein, auf dem man Eintragungen machen und wieder sogar noch mehr: Nehmen Sie zum Beispiel hand- che sind so schlecht gemacht, mit so geringem Verstand wegradieren kann, ohne Löcher zu riskieren. ] 6 [t]akte 2I2018 [t]akte 2I2018 7
[t]akte 2I2018 Barry Cooper bietet in der neuen Bärenreiter- Viele Rätsel gelöst Die Quellenlage zu den drei „Leonoren“-Ouver- türen ist denkbar schlecht. Helga Lühning bringt „mein gröstes werk“ Ausgabe alternative Lesarten an, korrigiert Ungenauigkeiten und fügt eine wiederentdeckte Beethovens Leonoren-Ouvertüren in kritischer nun so weit wie möglich Licht ins Dunkel der Die neue Ausgabe von Beethovens Komposition aus dem engen Zusammenhang der Neuedition Fassungen. „Missa solemnis“ Messe mit an. Am 22. Dezember 1827, ein Dreivierteljahr nach Beetho- wurde hinfort zur zweiten und die erst 1807 entstan- 1819 stimmte Beethoven zu, eine prunkvoll angelegte vens Tod, erschien in einer Münchener Musikzeitschrift dene, eigentlich dritte zur ersten. Und das angebliche Messe für die feierliche Einsetzung seines Schutzpa- die sensationelle Meldung: „Die Musikhandlung Tobias Urteil der Kennerschar wirkte fort. Nicht zu übersehen trons und Schülers Erzherzog Rudolph als Erzbischof Haslinger in Wien hat aus L. van Beethovens musikali- ist indes, dass Leonore I ein durchaus gelungener Ver- von Olmütz zu komponieren. Die Zeremonie sollte am scher Verlassenschaft […] eine noch nicht bekannte gro- such war, für den Bezug zwischen Ouvertüre und Oper 9. März 1820 stattfinden, doch unglücklicherweise wur- ße charakteristische Ouverture für das Orchester (138. eine neue Lösung zu finden (so wie dies dann radikaler de Beethoven mit seinem Werk nicht rechtzeitig fertig. Werk) käuflich an sich gebracht und wird dieselbe in in der Fidelio-Ouvertüre geschah). Er entschied sich trotzdem weiterzukomponieren, bis zehn verschiedenen Ausgaben erscheinen lassen.“ Ein Die Quellenüberlieferung ist zu allen drei Leono- er schließlich im März 1823 die Partitur dem Erzherzog paar Wochen später, am 7. Februar 1828, fand in Wien re-Ouvertüren unverhältnismäßig schlecht. Leonore überreichen konnte. Später beschrieb Beethoven die die Uraufführung der Leonore I statt. Es bleibt ein Rät- II ist in zwei authentischen Handschriften überliefert, Messe als „mein gröstes werk“ und verkaufte bereits sel, weshalb Beethoven die umfangreiche, fast fertige die beide unvollständig sind. In der ersten, einer von vor der Veröffentlichung Kopien des Manuskripts an Komposition derart unter Verschluss gehalten hat. Eine Beethoven korrigierten Abschrift, die 1805 zum Auf- einige seiner Subskribenten. Eine Kopie, versandt an humorvolle Erklärung fand Fanny Hensel im Bericht an führungsmaterial gehört hatte, fehlen an drei Stellen den Prinzen Galitzin, wurde als Material für die erste ihre Schwester über die Aufführung durch ihren Bruder insgesamt 61 Takte. Außerdem hat Beethoven das erste vollständige Aufführung in St. Petersburg im April 1824 Felix Mendelssohn im Jahr 1840: „Ach Beckchen! Eine Trompetensignal und die Anschlusstakte gestrichen. In verwendet. Im darauffolgenden Monat führte Beetho- Ouvertüre zur ‚Leonore‘ haben wir kennen gelernt: ein der zweiten Handschrift, die erst 1808 spartiert wurde, ven selbst drei einzelne Sätze der Messe in Wien auf, rares Stück! Sie ist notorisch nie gespielt worden, sie sind zwar die drei Taktlücken ausgefüllt, aber es fehlen dirigierte sie selbst aber nie vollständig. Sie ist selten gefiel Beethoven nicht, und er legte sie beiseite. Der die Posaunenstimmen und in den Trompetensignalen im liturgischen Kontext zu hören, und ihr Anspruch Mann hat keinen Geschmack gehabt! Sie ist so fein, so die Trompetenstimme. fordert auch noch heute die Chöre heraus. interessant, so reizend, wie ich wenig Sachen kenne.“ Zu Leonore I ist die Abschrift aus Haslingers Besitz Es wurden bereits zahlreiche Editionen dieses Werkes (Sebastian Hensel, Die Familie Mendelssohn 1729–1847. die einzige Quelle geblieben. Nur durch sie, genauer: veröffentlicht, besonders hervorzuheben ist die von Aus dem „Kyrie“: Beethovens Handschrift. Abbildung aus dem Faksimile Nach Briefen und Tagebüchern, Berlin 1879, Bd. 2, S. 9.) nur durch wenige autographe Skizzen und Notizen in Norbert Gertsch für die Beethoven Gesamtausgabe (VIII, In Mendelssohns denkwürdigem Gewandhauskon- ihr wird Beethovens Autorschaft überhaupt bezeugt. 3, München, 2000). Sie beschreibt detailliert jede Quelle zert erklangen zum ersten Mal alle drei Leonore-Ou- Selbst zur berühmten Leonore III ist die Textüber- und listet nahezu alle signifikanten Unterschiede auf. 4. Der Anhang enthält Beethovens Bearbeitung des vertüren zusammen, darunter – erstmals seit der lieferung lückenhaft. Zwar ist die Ouvertüre aus dem Die neue Bärenreiter-Ausgabe unterscheidet sich von gregorianischen Hymnus „Tantum ergo“, die er zur Uraufführung 1805 – die ebenfalls völlig unbekannte gesamten Schaffenskomplex der Leonore-Fidelio-Oper ihr und anderen Editionen in mehreren Punkten, von gleichen Zeit wie die Missa solemnis schrieb und die Leonore II. Ihre Partitur hatte Anton Schindler in sei- der einzige Teil, den Beethoven in einer Originalausga- denen die folgenden besonders erwähnenswert sind: wahrscheinlich ebenso für die feierliche Zeremonie nen Besitz gebracht, der nun, um „seine“ Ouvertüre be (in Stimmen) herausgebracht hat. Doch ist auch hier gedacht war. Die Komposition wurde erst vor Kurzem aufzuwerten, die pittoreske Geschichte über eine Pro- die Diskrepanz zwischen den beiden Hauptquellen au- 1. In der Messe gibt es mehrere Stellen, bei denen eine in diesem Zusammenhang identifiziert. Beide Werke beaufführung beim Fürsten Lichnowsky erfand, bei der ßerordentlich groß. Es war deshalb nötig, für die Edition andere Lesart nicht nur möglich, sondern auch wahr- wurden zuvor noch nie zusammen veröffentlicht. eine „Kennerschar“ die Leonore I als dem „Inhalt des alle erreichbaren, auch relativ späte, sogar posthume scheinlich ist, und ich habe viele neue Interpretatio- Die Edition erfüllt alle wissenschaftlichen Anforde- Werkes zu wenig bezeichnend gefunden“ haben soll. Abschriften zu prüfen und stellenweise einzubeziehen. nen von Beethovens Absichten in diese neue Edition rungen an eine Urtext-Edition. Zum ersten Mal enthält Die Geschichte ist erfunden, aber Schindlers Ouvertüre Von eigenem Interesse ist die Berücksichtigung der eingefügt. Besonders auffällig ist dies, wenn der Chor sie ein Stemma, welches die komplexen Beziehungen ersten gedruckten Partitur (1828), die mit ihren Anglei- bereits im Sanctus statt der Solisten einsetzt und nicht zwischen den verschiedenen Quellen verdeutlicht. chungen, Ergänzungen und Doppelbezeichnungen erst im „Pleni sunt coeli“. Ebenso erwähnenswert ist Sie richtet sich an diejenigen, die eine Kombination über die alte Gesamtausgabe bis heute die Rezeption die Einbeziehung der Solisten zusätzlich zum Chor im aus zuverlässigem Text und fundierten editorischen geprägt hat. überwiegenden Teil des Credos. Hinweisen für eine gelungene Interpretation des Werks Viele Geheimnisse umgaben die Ouvertüren: Wa- suchen. Barry Cooper rum strich Beethoven in Leonore II das zweite Trom- 2. Mehrere Ungenauigkeiten aus anderen Ausgaben petensignal? Wozu ließ er 1808 (nach Leonore I und wurden korrigiert. Zum Beispiel die zweite Note im Leonore III) noch eine Abschrift der Leonore II anferti- Sopran in Takt 503 des Glorias, welche ein E und kein gen? Sind die beiden Abschriften wirklich Fragmente F sein sollte. Eine Liste ähnlich wichtiger Korrekturen Ludwig van Beethoven oder sind sie verschiedene Fassungen? Wann und aus ist dem Kritischen Bericht beigefügt. Missa solemnis op. 123 D-Dur. Hrsg. von Barry welchem Anlass entstand Leonore I? Wie kam Leonore Cooper. Bärenreiter-Verlag 2018. BA 9038. Partitur, III nach Prag? Und wie kam sie nach Stubendorf? – Die 3. Es werden umfassende Hinweise zu Aufführungs- Klavierauszug, Chorpartitur und Aufführungs- meisten Rätsel ließen sich lösen. Helga Lühning problemen gegeben, besonders wenn diese durch material käuflich (erscheint im April 2019) Mehrdeutigkeiten in der Notation entstehen; diese Faksimile: Bärenreiter-Verlag. BVK 2395. € 695,–. reichen von der Erklärung der Verzierungszeichen Bärenreiter-Werkeinführung (Sven Hiemke). Ludwig van Beethoven bis hin zur Größe der Besetzung, die sich Beethoven BVK 1516. € 15,95. Ouvertüren zu „Leonoren“ I, II und III vorgestellt hatte. Hrsg. von Helga Lühning. Verlag: Bärenreiter. BA 8831–8833 Ouvertüren I und II leihweise, III käuflich (erscheinen im Leonore II. Abschrift (Beethoven-Haus, Bonn, Slg. H. C. Bodmer). Beethoven strich das erste Trompetensignal und schrieb den Verweis „Vi = de“ über die Anschlusstakte. März 2019) Daneben merkte Felix Mendelssohn an: „soll wohl bleiben? FMB“. ] 8 [t]akte 2I2018 [t]akte 2I2018 9
[t]akte 2I2018 Jean-Philippe Rameau · Opera omnia Verliebt in eine Statue Eine bezaubernde Musik zu einem der rührendsten klassischen Stoffe, das ist Jean-Philippe Rameaus Rameaus Ballett „Pigmalion“ in der „Pigmalion“. Das Ballett ist nun in einer verlässli- Herausgegeben von der Societé Jean-Philippe Rameau | Editionsleitung: Sylvie Bouissou Gesamtausgabe chen Edition erhältlich. Weltweiter Vertrieb: Bärenreiter Der Acte de Ballet Pigmalion, den Jean-Philippe Rameau Die Edition Opera omnia auf ein Libretto von Sylvain Ballot de Sauvot vertonte, Rameau (OOR) veröffentlicht OOR I Instrumentalmusik (3 Bände)* ist das erste Beispiel eines speziell für die Académie in fünf Serien sämtliche Werke von Jean-Philippe Rameaus OOR II Geistliche Vokalmusik (1 Band)* royale de musique komponierten einaktigen Balletts mit Ouvertüre. Einem Bericht der Zeit zufolge entstand in Partituren, Klavierauszügen OOR III Weltliche Vokalmusik (1 Band)* die Musik zu Pigmalion auf dringende Anfrage der und Orchestermaterialen, sowie Suiten der instrumen- OOR IV Bühnenwerke (31 Bände)* Operndirektion innerhalb von „nicht einmal acht Ta- gen“ (Mercure de France, April 1751). Das Libretto von S. talen Sätze (Symphonies) und Ballot de Sauvot ist inspiriert von einem Entrée Antoine Arien aus den Opern. OOR IVr Klavierauszüge (käuflich) (31 Bände) Houdard de la Mottes (La Sculpture), das Michel La Barre Eine sechste Serie „Studien“ als Le Triomphe des arts 1700 vertonte und in dem sich enthält Verschiedenes, insbe- OOR IVm Aufführungsmateriale die Handlung in nur etwa dreißig Versen entwickelt. sondere den „Catalogue théma- zu den Bühnenwerken (leihweise) Das Stück handelt von Pigmalion, der, obwohl er der tique des œuvres musicales“. OOR IVs Symphonies (20 Bände) Liebe abgeschworen hat, sich in eine von ihm selbst er- schaffene Statue verliebt. Amor möchte Pigmalion, der Partituren OOR IVa Arienalben (8 Bände) „seiner Macht wohl gedient hat“, belohnen und erweckt mit zweisprachigen Werkein- die Statue zum Leben; diese erwidert die Leidenschaft führungen (französisch/eng- OOR V Fragmente und des Bildhauers. Der Erfolg der ersten Aufführung an der lisch) und Kritischem Bericht unvollständige Werke (2 Bände)* Académie royale de musique am 27. August 1748 war Einband: rotes Ganzleinen nur mäßig, doch in der Folge außerordentlich und ebbte OOR VI Studien (7 Bände) mit Silberprägung (38 Bände) auch im weiteren Verlauf der zahlreichen Wiederauf- Format: 25,5 × 32,5 cm nahmen, die Pigmalion zu Rameaus Lebzeiten erfuhr (1751, 1752, 1753, 1760, 1762, und 1764 an der Académie * Hinweise zur Subskription Herausgegeben von sowie 1754 bei Hofe), nicht ab. Étienne-Maurice Falconet: Pygmalion und die Statue (1763)0, Walters finden Sie unter Société Jean-Philippe Rameau • OOR I–V Die Partitur Rameaus bietet eine besonders ge- Art Museum Baltimore www.baerenreiter.com/pro- CNRS éditions und Bibliothèque nationale de France • OOR VI.1 lungene Mischung von Einzelnummern, wie sie eine gramm/gesamt-und-werkaus- Société Jean-Philippe Rameau und Centre de Musique baroque de Versailles • OOR IVa Tragédie en musique ausmacht, beginnend mit dem Fassung überliefert. Wie das Studium der Quellen gaben/rameau-jean-philippe/ [Gérard Billaudot Éditeur (1993–2002) • OOR I.2, OOR IV and IVr.1, 19, 21, 27] ergreifenden Monolog Pigmalions „Fatal amour! cruel ergab, erfuhren lediglich die Ouvertüre und das dialo- vainqueur!“ und den Tänzen, die ganz den Geschmack gische Récitatif accompagné „Que vois-je! Où suis-je! des Ballettpublikums trafen: Es sind die Tänze, die Et qu’est-ce que je pense“ leichte Überarbeitungen. das grundlegende Element des Werkes bilden. Schon Die Neuausgabe basiert einerseits auf der zwischen Rameaus Zeitgenossen priesen deren Schönheit: „Die 1748 und 1781 an der Opéra benutzten Partitur, deren Musik feiert immer neue Erfolge, doch was diesem Acte verschiedene Eintragungen über die Änderungen des besondere Zierde verleiht, ist die Statue Mlle Allards, Stückes in diesem Zeitraum Aufschluss geben, sowie deren Stimme dieser Rolle auf der kleinen Bühne so auf dem Aufführungsmaterial für die 1754 am Hof ganz entspricht; die eigentlich brillante Rolle spielt durchgeführte Wiederaufnahme in Fontainebleau. aber der Tanz. In den Lektionen der Grazien wird die Da diese Fassung von 1754 die letzte vom Komponisten Statue nach und nach im Tanz geschult, wodurch sie autorisierte ist, folgt ihr die Neuausgabe. Die Kritischen immer mehr zu sich selbst wird, eine Meisterin und ein Anmerkungen dokumentieren die früheren Fassungen Vorbild. Das Ballett dieses Acte ist charmant, ebenso der Ouvertüre und des dialogischen Rezitativs von 1748. sind es die Arien und die Entrées“ (Mercure de France, Gemäß den Prinzipien der Opera Omnia Rameau sind März 1762). In der Tat verlangt die Rolle der Statue nach nun zugleich Partitur, Stimmen und Klavierauszug in einer Tänzerin, die auch einige Verse zu singen hat. der Neuausgabe lieferbar. Nathalie Berton-Blivet Die Rolle des Pigmalion charakterisiert große Virtuo- sität, insbesondere in dem Chor „L’amour triomphe“ und der Ariette „Règne Amour“, und die zahlreichen, Jean-Philippe Rameau Klavierauszüge Symphonies Arienalben Studien schmucken Tänze der Partitur sprechen für Rameaus Pigmalion. Acte de ballet, RCT 52. Libretto von (31 Bände) (20 Bände) (8 Bände) (7 Bände) (französisch) Erfahrung. Der Choreograph erhält für seine verschie- Sylvain Ballot de Sauvot. Hrsg. von Nathalie Ber- Format: 18 × 27 cm, kartoniert Format: 25,5 × 32,5 cm, kartoniert Format: 21 × 29,7 cm, kartoniert Format: 21 × 29,7 cm, kartoniert denen Charaktere einen farbenreichen Teppich, der ton-Blivet. Opera Omnia Rameau IV/16 OOR IVr OOR IVa OOR VI OOR IVs die pantomimische Handlung in idealer Weise trägt. Besetzung: Pigmalion (Tenor), Céphise (Sopran), Die Auszüge aus den Opern 1–4. Sopran; 5. Sopran und 1. Thematisches Werk- Die Partitur aus den Opera Omnia Rameau ist die La Statue (Sopran), L’Amour (Sopran) – Chor (SATB) Zusammenstellungen für Tasteninstrumente erstellt Mezzo-Sopran; 6–7. Tenor; verzeichnis (5 Teilbände) erste überhaupt nach der 1913 im Rahmen der alten Orchester: 2 (aucfh Picc),2,0,2– Str – B. c. der Instrumentalsätze aus François Saint-Yves 8. Bariton 2. Faksimilierte Manuskripte Gesamtausgabe erschienenen. Anders als viele an- Verlag: Bärenreiter, BA 8861, Partitur und Klavier- Rameaus Opern (käuflich), plus 3. Wasserzeichen-Studien Aufführungsmaterial (leihweise) Unter der Editionsleitung von 4. Pädagogische Schriften dere lyrische Werke Rameaus, hat Pigmalion schnell auszug käuflich, Aufführungsmaterial leihweise Benoît Dratwicki; Redaktion: 5. Ikonographie seine endgültige Form gefunden und ist in nur einer Julien Dubruque 6. Archiv-Dokumente 7. Vermischtes Bärenreiter w w w.baerenreiter.com (Diese Serie ist nicht Teil der Subskription und nicht im Bärenreiter-Vertrieb) ] 10 [t]akte 2I2018 [t]akte 2I2018 11
[t]akte 2I2018 Monumentalität Oper als Prozess In der ambitionierten Editionsreihe „OPERA“ Mozarts c-Moll-Messe zählt zu den bedeutendsten Das Pasticcio „Love in a Village“ und seine erscheint „Love in a Village“, im 18. Jahrhundert Nummer eins auf der britischen Insel, heute und Schönheit Meisterwerken. Doch sie blieb Fragment. Die neue Rekonstruktion von Ulrich Leisinger nähert sich Entstehung nahezu vergessen. Rekonstruktion von Mozarts Missa in c KV 427 der Messe weitestmöglich. Love in a Village aus dem Jahr 1762 war im 18. Jahrhun- Kaum ein Werk von Wolfgang Amadé Mozart übt samtausgabe kann – auch die Bedürfnisse der Praxis dert die populärste Oper in London. Mit 40 aufeinan- noch heute auf Kenner wie Liebhaber eine so große berücksichtigt. derfolgenden Aufführungen schon 1768 in New York Faszination aus wie die sogenannte c-Moll-Messe KV Bei Sanctus (mit „Osanna“) und Benedictus ist und einer achtzigjährigen Präsenz auf den Spielplänen 427. Sie verdient nicht nur wegen ihrer Monumen- Mozarts Partitur der Singstimmen (Doppelchor) und hatte die Oper eine unangefochtene Stellung bis ins talität und musikalischen Schönheit Bewunderung, Streicher verlorengegangen; hier gilt es, durch genau- 19. Jahrhundert. Warum aber gab es nie eine kritische sondern wird immer mit der Aura des Unvollendeten en Vergleich, den vierstimmigen Chorsatz, wie er in Ausgabe? Weil es eine komische, englische Pastic- und Mysteriösen behaftet bleiben. Ungeklärt sind bis Fischers Bearbeitung überliefert ist, wieder auf zwei cio-Oper ist, in der sich Dialoge mit Arien abwechseln. heute die genauen Umstände der Entstehung als eine Chöre zu verteilen und die scheinbar fehlenden Chor- Musikforscher des 20. Jahrhunderts machten einen Votivmesse, die Gründe für den Abbruch der Komposi- stimmen unter Rückgriff auf die Instrumentalstimmen Bogen um solche „Kompositionen“. Doch dank Modul 1 tion sowie viele Details zur Erstaufführung, die nach zu rekonstruieren. Von besonderer Bedeutung für die der Reihe OPERA – Spektrum des europäischen Musik- gegenwärtigem Kenntnisstand am 26. Oktober 1783 in Rekonstruktion ist die Beobachtung, dass in den weni- theaters bekommen sie nun die Aufmerksamkeit, die St. Peter in Salzburg stattgefunden hat. Dabei ist die gen Salzburger Kirchenkompositionen des 18. Jahrhun- ihnen zusteht. Love in a Village verdient die Aufnahme Messe zugleich ein berührendes Zeugnis für Mozarts derts für Doppelchor (darunter Mozarts Offertorium in OPERA nicht allein wegen ihres damaligen Ruhms, Liebe zu Constanze Weber, die er gegen den Wunsch „Venite populi“ KV 260) die drei Posaunen stets mit sondern auch, weil sie uns Autor- und folglich Heraus- seines Vaters geheiratet hatte und für die er, wenn wir den Vokalstimmen des ersten Chores geführt werden. geberschaft neu überdenken lässt. einen Eintrag im Tagebuch seiner Schwester Maria Für die ersten beiden Teilsätze des Credo hat Mozart Wie diese Hybridedition offenlegt, war Thomas Arne Anna, genannt Nannerl, richtig deuten, die Sopransoli einen vollständigen Partiturentwurf angefertigt, der nicht der musikalische Kopf hinter Love in Village, wie Johann Zoffany ( 1733–1810): Eine Szene aus „Love in a Village“ (1767) geschrieben hat. Bemerkenswert ist, dass die Messe, ob- alle Vokalstimmen, den instrumentalen Bass und die es immer angenommen wurde. Vielmehr war das Werk wohl sie ein Torso geblieben ist, überhaupt bei Mozarts wichtigsten Instrumentalstimmen enthält. Es versteht die Schöpfung des Tenors und Covent-Garden-Leiters Quellenmaterial zeigt, zog Abels brillante Ouvertüre letztem Besuch in Salzburg aufgeführt werden konnte. sich dabei von selbst, dass Mozart am Beginn des Credo John Beard, aus dessen Repertoire aus Oratorien sowie in Form einer dreisätzigen Sinfonie zu Recht die Auf- Bei der c-Moll-Messe haben wir es gleich auf mehreren Trompeten und Pauken vorgesehen hatte. Für eine de- Theater- und Lustgarten-Arien der Großteil der Num- merksamkeit auf sich. Neben den veröffentlichten Ebenen mit einem Fragment zu tun: Mozart hat nicht zente, stilgerechte Ergänzung der Streicherbegleitung mern stammt. Nahezu sicher ist es, dass Beard die düs- Textbüchern liegen auch gesetzte Stimmen und Kla- alle Teile des Ordinarium missae vertont: Es fehlen in der Sopranarie „Et incarnatus est“ bietet – wie seit tere Ballad Opera The Village Opera bei der Erstellung vierauszüge vor, die allesamt über die Edirom-Plattform große Teile des Credo und das ganze Agnus Dei. Zudem langem bekannt ist – vor allem die Arie „Deh vieni non des Librettos für Love in a Village heranzog. Durch eine eingesehen werden können. sind Teile von Mozarts Originalhandschrift frühzeitig tardar“ aus Le nozze di Figaro sichere Anhaltspunkte. einmalige Wiederaufnahme von The Village Opera fünf Aus editorischer Sicht scheint Love in a Village leicht verloren gegangen. Ulrich Leisinger Jahre zuvor wusste Beard, dass darin unüblicherweise zu handhaben: Eine Reinschrift im Royal College Die jüngere Mozart-Forschung hat sich immer wie- zwei Heldinnen vorgesehen waren, für die er die Star- of Music (MS RCM 342) ist die einzige maßgebliche der mit der c-Moll-Messe beschäftigt und dabei bemer- musikalische Quelle. Jedoch enthält das Manuskript Wolfgang Amadeus Mozart sängerin Charlotte Brent und die 16-jährige Isabella kenswerte Neuerkenntnisse erzielt: Wolfgang Amadé Änderungen, und nur der minutiöse Vergleich mit den Missa c-Moll KV 427 Hallam einsetzte. Für diese beiden Sängerinnen wur- Mozart hatte offenbar zum Zeitpunkt der Komposition Textbüchern erbringt eine Erkenntnis über die drei Fas- Rekonstruiert, vervollständigt und herausgege- den aus damals bekannten italienischen Opernarien über Gottfried van Swieten Zugang zur h-Moll-Messe sungen, die zwischen dem 8. Dezember 1762 und dem ben von Ulrich Leisinger englische Bearbeitungen erstellt. Um aus The Village von Johann Sebastian Bach, die für ihn eine wichtige 8. Februar 1763 aufgeführt wurden. Was zur endgülti- Verlag: Bärenreiter BA 9188, Aufführungsmaterial Opera das Werk Love in a Village zu machen, stellte er kompositorische Anregung war. Nur eine einzige frühe gen Fassung wurde, bestimmte allein das Publikum: käuflich Isaac Bickerstaffe an, den Kritiker später den „dramati- Quelle enthält die bei der Erstaufführung erklungenen schen Flickschuster“ nannten. Seinem Spitznamen ge- Dies waren Nummern, mit denen die Sänger ihre Fä- Sätze Kyrie, Gloria, Sanctus und Benedictus. Diese Par- treu verknüpfte Bickerstaffe für das Libretto die Village higkeiten am besten präsentieren konnten. titurabschrift von Pater Matthäus Fischer geht zwar Oper von 1729 mit The Gentleman Dancing-Master von Anhand der digitalisierten Primärquellen für die auf die Salzburger Originalstimmen zurück, die nach William Wycherley, einer Farce von 1673. Dabei schuf er OPERA-Edition können Nutzer auf einen Blick sehen, dem Tod Leopold Mozarts an das Stift Heilig Kreuz zu Szenen nicht allein für die Sänger, sondern auch Lieder dass die Macht der Sängerstars die Motoren für die Augsburg gelangt waren. Sie ist aber eine Bearbei- für singende Schauspieler. Die einzigen neuen Szenen allmähliche Veränderung waren. Berta Joncus tung, mit der Fischer für eine Augsburger Aufführung sind die Tenornummern für Beard. unter seiner Leitung um 1800 den ursprünglich bis zu Beard verpflichtet den Trompeter Edwards Toms, achtstimmigen Vokalstimmensatz für vierstimmigen um die entliehene Musik zu arrangieren. Die falsche Love in a village (1762). Ballad Opera in drei Akten. Chorsatz eingerichtet hat. Zuschreibung von Love in a Village an Thomas Arne Libretto von Isaac Bickerstaffe. Hrsg. von Berta Diese Erkenntnisse haben wichtige Konsequenzen geht auf Charlotte Brent zurück, seine Schülerin und Joncus, Vanessa Rogers und Žak Ozmo. OPERA für ein Verständnis der von Mozart intendierten spätere Geliebte. Sie war für ihre Auftritte mit Arnes – Spektrum des europäischen Musiktheaters in Klanggestalt, die nur für die Sätze Kyrie und Gloria Musik bekannt. Konsequenterweise bearbeitete Toms Einzeleditionen durch Mozarts vollständiges Autograph eindeutig Arien von Arne, die sie zuvor noch nicht gesungen hat- Besetzung: Rossetta (Sopran), Lucinda (Sopran), feststeht. Vor mittlerweile 45 Jahren wurde in der te. Arne selbst steuerte eine neue Arie für sie bei. In sein Young Meadows (Tenor), Hawthorn (Tenor), Neuen Mozart-Ausgabe eine Edition der Messe getreu „Kompositionsteam“ nahm Arne auch den Gamben- Hodge (Tenor) Margery (Mezzosopran) Eustace nach den Quellen erstellt, die auf eine Rekonstrukti- virtuosen Carl Friedrich Abel auf, der, neu in London, (Tenor), Justice Woodcock (Tenor/Bariton) – Chor on, wie sie für eine Aufführung erforderlich wäre, eine fantastische Ouvertüre schuf. Vor Dezember 1762 Orchester: 2 Flauti traversi, 2 Bfl, 2 Ob , 2 Fag, 2 Hn, bewusst verzichtet hat. In Zusammenarbeit mit der hatte Abel lediglich ein öffentliches Konzert gegeben, 2 Vl, Va, B. c. (Vc, Kb, Fag, Cemb) Stiftung Mozarteum Salzburg wird nun eine Neuaus- so dass Love in a Village seiner Londoner Karriere einen Verlag: Bärenreiter, BA 8814 gabe vorgelegt, die den aktuellen Forschungsstand entscheidenden Schub gab. Wie das digital vorliegende und – anders als dies eine wissenschaftliche Ge- Beginn des „Sanctus“ aus Mozarts c-Moll-Messe (bpk / Staatsbibliothek zu Berlin) ] 12 [t]akte 2I2018 [t]akte 2I2018 13
[t]akte 2I2018 Böhmische Musik Neues aus der Neuen Welt Nach der siebten und der achten Symphonie hat Jonathan Del Mar nun auch die Neunte Dvořáks Editionen aus Smetanas „Mein Vaterland“ und Dvořáks Neunte Symphonie in der Edition herausgegeben. Manche Unklarheit wird darin von Dvořáks „Sieben Stücken für kleines Orchester“ Jonathan Del Mars beseitigt. Smetanas „Šárka“ und „Aus Böhmens Hain und Flur“ den Bratschen zusammengehen. Mit anderen Worten: Wenn Dvořáks Achte Symphonie immer die fehlerhaf- Smetana sträubte sich, den Kontrabässen einen unab- teste im sinfonischen Standardrepertoire war, so ist die Nach der 2014 erschienenen Neuausgabe von Smetanas hängigen Part zu geben, was eine Reaktion auf den Symphonie „Aus der Neuen Welt“ die mit den meisten überaus populärer sinfonischer Dichtung Vltava (Die Zustand des Kontrabassspiels seinerzeit in Prag sein Problemen für Dirigenten und Musiker gewesen. Auch Moldau) hat Bärenreiter jetzt weitere Teile aus dem könnte. Bei Dvořák finden wir diese Vorsichtsmaß- eine Anzahl von Urtext-Editionen, die älteste ein halbes Zyklus Má Vlast (Mein Vaterland) in Neuedition vorge- nahme allerdings nicht – und so mag dies auch ein Jahrhundert alt, hat mehr Schwierigkeiten geschaffen legt. Erhältlich sind nun auch Šárka und Z českých luhů Hinweis darauf sein, dass Smetana schon vor seiner als beseitigt. a hájů (Aus Böhmens Hain und Flur), das dritte bzw. Ertaubung Schwierigkeiten hatte, die tiefsten Töne Wie so oft herrscht auch hier das Dilemma der vierte Stück des Zyklus. Bekanntlich nahm Smetana wahrzunehmen. Hugh Macdonald zahlreichen Unterschiede zwischen Autograph und die Arbeit an diesem bedeutsamen Projekt 1874 genau Erstdruck: Wem vertrauen wir eher? Bis heute waren zu jener Zeit in Angriff, als er sein Gehör verlor. Wenn- die Antworten mehr oder weniger ein Rätselspiel. Her- gleich ihm dies große Sorgen bereitete, komponierte er Bedřich Smetana ausgeber neigten, vielleicht verständlicherweise, eher die ersten beiden Sinfonischen Dichtungen Vyšehrad Šárka / Aus Böhmens Hain und Flur. Hrsg. von zur scheinbar heiligen Handschrift, auch aufgrund der und Die Moldau in kürzester Zeit; die nächsten beiden, Hugh Macdonald. Tatsache, dass Dvořák den Druck der Ausgabe nicht Šárka und Aus Böhmens Hain und Flur, folgten 1875. Wie Orchester: Picc,2,2,2,2 – 4,2,3,1 – Pk, Schlg – Str überwachen konnte, da er sich auf der falschen Seite wir von Beethoven wissen, vermag Taubheit die innere Verlag: Bärenreiter Praha. BA 11532 und 11533. Par- des Atlantiks aufhielt. Die Arbeit daran lag freilich Vorstellungskraft eines Komponisten zu schärfen, und titur käuflich, Aufführungsmaterial leihweise in den erfahrenen Händen von Johannes Brahms. auch Smetana verspürte in späteren Jahren eindeutig Allerdings stellt das Autograph nicht immer das letzte eine neuartige Innigkeit in Bezug auf seine Musik. Wort dar. Wir haben zum Glück eine neue Quelle, die Da er stets ein sorgfältiger Komponist war, sind seine uns die Spreu vom Weizen trennen lässt. Sie wurde vor Handschriften gut lesbar und vollständig. Wenn man etwas dreißig Jahren entdeckt und ist – höchst über- „Aus der Neuen Welt“. Dvořáks Autograph mit der Klarinettenmelodie aus dem Scherzo. ihm etwas vorwerfen wollte, dann ist es die Tatsache, Antonín Dvořák: Sieben Stücke für kleines Orchester raschenderweise – der vollständige Stimmensatz der Nationalmuseum – Tschechisches Museum der Musik Prag dass er seine Werke mit Artikulationsangaben über- New Yorker Uraufführung, der im Archiv des New York frachtete, wodurch es Herausgeber wie Aufführenden Zwischen November 1862 und Juli 1871 wirkte Antonín Philharmonic überlebt hat. Diese Stimmen wurden manchmal schwer fällt, zwischen den vielgestaltigen Dvořák als Bratschist im Orchester des Prager Interims- direkt von der Abschrift der verlorenen Stichvorlage Antonín Dvořák und oftmals in Kombination auftretenden Staccato-, theater, wo zu dieser Zeit ein Bedürfnis nach Zwischen- kopiert. So geben sie uns entscheidende Hinweise Symphonie Nr. 9 in e „Aus der Neuen Welt“ op. 95. Marcato-, Tenuto-Angaben zu unterscheiden. Fast keine aktmusiken für eine kleine Besetzung bestand. 1867 auf Dvořáks Änderungen in dieser Abschrift. Aus der Hrsg. von Jonathan Del Mar. Bärenreiter-Verlag. Note in Smetanas Handschriften blieb ohne irgendei- entstanden Dvořáks „bescheidene Gedanken für ein enormen Anzahl von Stellen, in denen die Stimmen BA 10419. Partitur und Aufführungsmaterial ne Ausdrucksanweisung, und so ist es die Pflicht des sehr bescheidenes Orchester“ (wie es in der Partitur mit Dvořáks autographer Partitur übereinstimmen, käuflich (erscheint im März 2019) Herausgebers, jede einzelne zu differenzieren und steht), die diesem Zweck dienen konnten. Die Kompo- können wir genau erkennen, welche Lesarten in der abzubilden, und die Aufgabe des Aufführenden, sie zu sition wurde jedoch erst 1951 im Nachlass des Verlegers Erstausgabe von Brahms stammen. interpretieren. Mojmír Urbánek gefunden und zum ersten Mal 1989 im Aber auch die Stimmen der Uraufführung geben Ein interessanter Aspekt dieser sinfonischen Dich- Rahmen der Kritischen Gesamtausgabe bei Supraphon keinen Aufschluss über die wichtigste Frage über- tungen ist, dass Smetana zu beiden neben der Or- (Prag) veröffentlicht. Die Tatsache, dass Dvořák dem haupt: über die Position des Hornrufs im vierten Takt. Studierende treffen Experten chesterpartitur auch eine Fassung für Klavier zu Autograph keinerlei Bezeichnung gab, zusammen mit Dafür jedoch können wir auf eine erst vor wenigen vier Händen vorlegte. Bei jenen Werken, die noch zu Lebzeiten gedruckt wurden, existieren demnach vier Hauptquellen, wobei die autographe Partitur in jedem der in ungewohnter Weise aufgefassten Form der Stü- cke, weckte mit der Zeit Zweifel an der Bestimmung des Werkes für Theaterzwecke, und die Editoren wählten Monaten gemachte Entdeckung zurückgreifen: ein Notenblatt, auf dem Dvořák für einen Vortrag bald nach der Uraufführung flüchtig die Hauptthemen Studienkurs der Stiftung Händel-Haus 2019 Fall die maßgebliche Hauptquelle ist. Die Partitur von den Titel Sieben Stücke für kleines Orchester. Die neu der Symphonie notierte. Dies zeigt schließlich un- Šárka erschien 1888 nach Smetanas Tod – aufgrund gesetzte Partitur nach der kritischen Ausgabe mit neu zweideutig seine endgültige Fassung des fraglichen Deborah – Händels Oratorium von einer der fehlenden Überwachung der Drucklegung ist die hergestellten Stimmen macht nun diese Rarität einfach Taktes, die so seit mehr als hundert Jahren nicht starken Frau im Alten Testament Ausgabe sehr fehlerhaft. Die Partitur von Aus Böhmens verfügbar. BP erklungen ist. Hain und Flur kam dagegen 1881 heraus, und obwohl Andere seit Langem bestehende und nun gelöste Für Studierende der Musikwissenschaft und der Smetana keine Fahnen Korrektur las, ist sie viel näher Probleme sind die Verwendung der Dämpfer im Largo – Musik vom 17. bis 19. September 2019 Die Teilnehmer haben Gelegenheit, sich am Beispiel am Autograph als jene von Šárka. Antonín Dvořák überraschenderweise sollen Celli und Bässe überhaupt von Händels Deborah u. a. mit Fragen der Editions- Eine Besonderheit von Smetanas Orchestrierungs- Sieben Stücke für kleines Orchester, B 15. Hrsg. nicht gedämpft werden! – und andere kleine melodi- und Aufführungspraxis auseinanderzusetzen. weise ist die Behandlung der Celli. Üblicherweise von Jiří Berkovec sche Varianten, die zwar keine Probleme darstellen, Gastdozenten unterteilt er diese Gruppe wie die Violinen in erste Orchester: 1,1,1,1 –2,2,0,0 – Pk – Str jedoch fester Bestandteil von Dvořáks erfindungsrei- Prof. Dr. Matthew Gardner · Petra Burmann und zweite Celli, wobei die zweiten für gewöhnlich Verlag: Bärenreiter Praha. OM 89. Partitur + Auf- chem Kompositionsstil sind. Jonathan Del Mar Dr. Erik Dremel · Dr. Ulrich Etscheit colla parte mit den Kontrabässen spielen, während führungsmaterial leihweise die ersten eine individuelle Tenorlinie haben oder mit Bewerben Sie sich bis zum 30. April 2019 bei der Stiftung Händel-Haus Halle! www.haendelhaus.de stiftung@haendelhaus.de ] 14 [t]akte 2I2018 [t]akte 2I2018 15
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