NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
35. Jahrgang                                        www.tutzinger-nachrichten.de
                                                         Ausgabe 11 / November 2017

                                      TUTZINGER
  NACHRICHTEN      Das Magazin für Tutzing und seine Bürger

                                                                           hre R
                                                                         Ja GE TEN
                                                                      35 ZIN CH
    STANDORT TUTZING Der Zug des
                      Fortschritts                                      U T RI
                                                                       T CH
Heft 11 /17
                                                                       NA
NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
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EINBLICK
Liebe Leserin, lieber Leser,	 3
                                                                                Edwin Kunz
TUTZING REPORT
Modernes Tutzing zwischen Veränderung und Zusammenhalt
Interview mit den Geschäftsinhabern Thomas und Doris Thallmair
über Wettbewerbsdruck und Kundenorientierung	
                                                                4

                                                                6
                                                                                          Himmel
Bei „Kohlen-Müller“ gibt’s fast alles – seit über 60 Jahren    8
Spedition Hiebl – die Digitalisierung als Nervenbahn der
Transportlogistik9
Das Brotbacken – wo Technik das Handwerk prägt /
                                                                                          Erde
                                                                                          Seenland
Die Rolle der Familienunternehmen in der Wirtschaft           10
35 Jahre – die Tutzinger Nachrichten auf Zeitreise            12
„Schneller, anspruchsvoller, vielfältiger“: Die TN-Druckerei
über den digitalen Wandel in der Druckbranche                 13
                                                                                             Philipp Luidl Gedichte
UNSERE GEMEINDE
Wann, wie und warum gibt es Bürgermeisterwahlen /                                                      mit einem Vorwort von
Das alte Lehrerwohnhaus – ein gesperrtes Tutzinger Denkmal  14
SCHLAGLICHT Straßenbaukosten und Anliegerbeteiligung        15                                        Michael Krüger
WIE ICH ES SEHE Der Journalist Lorenz Goslich über die
Wertschätzung für Ehrenamtliche                             16
TUTZINGER ALBUM Der goldene Oktober                         17

HANDEL, HANDWERK & SERVICE
Georg Kaspar. Wirt und Schnitzer                            18
Präsente, Geschenke und Geschmack / Flughafen für Tutzing	  19
Über die Schulter geschaut: Zehn Fragen an Anke Benn-Ortlieb                   Von der Isar über den Starnberger See bis zum Ammersee
aus der Gemeindebücherei                                    20
Notdienste im Oktober                                       21

WIE ES FRÜHER WAR                                                     Nach Seeflimmern der zweite Bildband von Edwin Kunz mit au-
Beim Bodemann – auf Anhieb passte es nie / Meldungen von damals 22
                                                                      ßergewöhnlichen Bildern von der Isar über den Starnberger See
MENSCHEN IN TUTZING					                                              bis zum Ammersee begleitet von Gedichten Philipp Luidls. Jetzt im
Margit Schubert: Von Kindern Lachen lernen                     24    Handel und beim Autor (signiert) erhältlich
Johannes Wollenberg – der Hundertjährige                       25
			                                                                                     Edwin Kunz 0172 762 7680
TUTZINGER SZENE
Hobbykünstler zeigen Vielfalt / Lebendiger Adventskalender 2017		                www. edwin-kunz.de       ek@edwin-kunz.de
Internationale Deutsche Meisterschaft im DTYC                  27
Ökomenisches Forum                                             28
90 Jahre plus und Wiesnfreude                                  29
Zehn Jahre Aukio-Ateliergemeinschaft                           30
Duett-Duell im Schloss Höhenried / Wintersport Second Hand
des T.S.V.                                                     31
„Klingendes St Martin“ in Bernried / Daxenverkauf der
Tutzinger Gilde                                                32
Heimatbühne Tutzing mit neuem Stück / Gloria-Messe mit
dem Kirchenchor der Christuskirche                             33
JUNGES TUTZING
Zehn Jahre evangelischer Gemeindeverein Tutzing	               34
BRK-Wasserwacht-Aktion: Schwimm Dich stark                     35
Kampberger Zwerge feiern Erntedank /
Waldhort Bernried gestartet                                    36
TN-Inserentenverzeichnis Novemberheft 2017                     37

KALENDER & KONTAKTE
Veranstaltungen / Vereine im November 38
KIRCHENMITTEILUNGEN                   40

NACHLESE Leserbriefe42
Der Tratzinger / Impressum            43

    Redaktionsanschrift:                                                                               Titelbild:
                                                                                    ICE mit Bahnhofshalt Tutzing
                                                                                                                            35. Jahrgang                                        www.tutzinger-nachrichten.de
                                                                                                                                                                                 Ausgabe 11 / November 2017

                                                                                                                                                              TUTZINGER
    E-Mail: redaktion@tutzinger-nachrichten.de                                                          Foto: HKM         NACHRICHTEN      Das Magazin für Tutzing und seine Bürger

    Verteilung: Hermann Buncsak, Tel. 08158/2050
    Anzeigen: Roland Fritsche,
    anzeigen@tutzinger-nachrichten.de, Tel. 08807/8387
    Post: Tutzinger Nachrichten
    Zugspitzstraße 30, 82327 Tutzing
    Redaktionsschluss für das Dezemberheft ist der 04. November 2017.                                 STANDORT TUTZING                                                 Der Zug des            35 ZIN H
                                                                                                                                                                                                      e
                                                                                                                                                                                                   hr R
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                                                                                                                                                                                                  T RIC
                                                                                                                                                                       Fortschritts
                                                                                                                                                                                               TU C H

    Zulieferungen danach können leider nicht mehr berücksichtigt werden. Wir bitten um Verständnis.                     Heft 11 /17
                                                                                                                                                                                               NA

    Ihre Beiträge und Fotos sind uns sehr willkommen, bitte als E-Mail oder auf CD und mit Angabe der Quelle/Foto.
    Erscheinungstermin: 29. November 2017.
    Bitte besuchen Sie die neue Internet-Seite der Tutzinger Nachrichten mit zahlreichen
    aktuellen Leserinformationen - www.tutzinger-nachrichten.de - facebook/tutzinger-nachrichten

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
EINBLICK

                    Liebe Leserinnen, liebe Leser,
                     unsere Zeit ist eine sehr schnelllebige, sagt
                     man. Aber es gibt Dinge, die bleiben. Dazu
                     gehören z.B. die Tutzinger Nachrichten.
                     Seit 35 Jahren gibt es uns, seit 35 Jahren
                     versorgen wir die Tutzinger Bürger Monat
                     für Monat mit Informationen, Nachrich-
ten, Neuigkeiten, Diskussionsstoff, Interessantem und Details
aus dem Dorfleben, schönen Fotos und nicht zuletzt mit Wer-
bung. Die Anzeigen unserer Inserenten machen die Tutzinger
Nachrichten erst möglich. Ohne Anzeigen keine kostenlosen
TN! Und so ist unser Monatsthema diesmal zweigleisig: Jubi-
läum 35 Jahre TN und Bleibendes aber auch Veränderungen
bei unseren Inserenten. Hier fragen wir „Wie arbeiten Hand-
werker im Vergleich zu früher“, zum Beispiel die Hofpfisterei.
Ist die Digitalisierung immer ein Gewinn? Was macht tradi-
tionelle Läden so charmant und was bringt Modernisierung
eigentlich?
Früher hatten die wenigen Läden in Tutzing jeder ein umfang-
reiches Angebot. So gab es in alten Zeiten beim Bodemann
alles- vom Guddi bis zum BH. Ein Geschäft mit vielfältigstem
Sortiment haben wir noch – was alle sehr zu schätzen wissen.
Ein weiterea Themen, dass die Bürger bewegt, ist die Neu-
wahl des Bürgermeisters. Warum und wie– das erfahren Sie
bei uns. Auch die Straßenbaukosten erregen die Gemüter-
dazu mehr Informationen im Heft.
„Wie ich es sehe“ macht deutlich: Ohne Ehrenamtliche geht
nichts. Ein außerordentlich sozialer Mensch in Tutzing mit vie-
len Ehrenämtern liebt es, von Kindern das Lachen zu lernen-
was nicht von Ungefähr kommt.
Man meint zwar, Weihnachten sei noch weit weg, aber es ist ja
immer schneller da als man denkt. Deshalb könnte man schon
mal nach Traubing zu Georg Kaspar, dem Wirt und Schnitzer
fahren oder in der Bahnhofsgegend in Tutzing Präsente und
Geschenke mit Geschmack anschauen. Im Roncallihaus zeigen
Hobbykünstler ihre Vielfalt, die Gilde startet ihren Daxenver-
kauf, der T.S.V. Tutzing (Skiabteilung) organisiert einen Se-
cond Hand Markt. Neu in der Adventszeit wird ein lebendiger
Adventskalender in Tutzing und seinen Ortsteilen sein, an
dem Sie sich gerne als Gastgeber oder Gast beteiligen können.
Der November ist wieder gefüllt mit kulturellen Terminen:
Lesungen im Buchhandel und in der Akademie, 10jähriges
Bestehen der AUKIO-Ateliergemeinschaft, Konzerte in Hö-
henried und Bernried und in der Kirche. Was nebenan im
Pfarrhaus los ist, führt uns die Heimatbühne vor.
Ein paar Rückblicke bieten wir Ihnen auch noch: 1994 wurde
ein Asylantenheim aufgelöst, im Oktober war die Internatio-
nale Deutsche Meisterschaft der Skiff-Bootsklassen im DTYC.
Und auf der Wiesn waren alle über 90 willkommen!
Doch auch für die Jugend wurde etwas geboten: Der Evan-
gelische Gemeindeverein macht sich seit 10 Jahren stark für
Kinder und Jugendliche, das BRK hatte das Motto „Schwimm
Dich staRK“.
In Kamperg haben die Zwerge Erntedank gefeiert und in
Bernried startet ein Waldhort.
Wir hoffen, dass Sie beim Lesen unserer Tutzinger Nachrich-
ten den grauen November vergessen und die Lektüre gemüt-
lich im Warmen genießen können.

Herzlichst
Ihre

Heft 11 /17                                                                 3
NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
TUTZING REPORT 

Modernes Tutzing zwischen Veränderung und Zusammenhalt
Fortschritt – was war das einmal ein allseits gefälliges Wort        Wie auch in Tutzing. Die Präsenz der digitalen Kommunika-
und Zukunftsversprechen. Gewiss gab es immer auch Be-                tion kann jeder an der Allgegenwärtigkeit des Smartphones
denken und Bedenkenträger, ob manches, was unter dem                 auf den Straßen, in der S-Bahn, vor den Schulen, in den Bier-
Rubrum Fortschritt so läuft, wirklich ein solcher ist, eine          gärten registrieren. Zusammen mit den Computerinstallati-
Entwicklung nämlich, die unser aller Leben leichter, kom-            onen daheim und in den Büros verdichtet sich ein Netz an
fortabler und humaner macht – auch wirtschaftlich und so-            stets verfügbaren Informationen, an Angebot und Nachfrage,
zial bereichert. Generelle Fortschrittsverweigerung freilich         das es in der Tat in den Zivilisationen bisher zuvor nie gab.
hat in einer hochentwickelten Industriegesellschaft keinen           Dass der „festhäusigen“ Geschäftswelt hier die virtuelle Kon-

Standort Tutzing: Horizonte des Fortschritts frühzeitig ausmachen                                                      Foto: HKM
Platz, auch wenn damit ein Wandel oder gar Bruch ge-                 kurrenz neue moderne Wege der Kundenbeziehung abver-
wohnter Strukturen und Lebensverhältnissen verbunden ist.            langt, liegt auf der Hand. Banken und Sparkassen etwa zollen
Auch in Tutzings Nahtstellen des wirtschaftlichen und sozia-         ihren Tribut, schließen Filialen und bauen gleichzeitig den
len Lebens geht es längst nicht mehr zu wie zu Graf Viereggs         Online-Komfort für ihre Kunden aus. Welche Reise- und Mak-
Zeiten oder auch nur wie zum Jahrtausendbeginn – weder               lerbüros, welche Anwalts- und Steuerkanzleien, welche Arzt-
in der Gemeindeverwaltung, im Krankenhaus, nicht in den              praxen, welche Apotheken bei uns könnten noch funktionie-
Schulen und Akademien, weder in den Handwerks – und                  ren ohne IT? Wer von uns Verbrauchern möchte auf die neue
Dienstleistungsbetrieben noch in den Geschäften für den              Reagibilität verzichten? Wer zuletzt den Wechsel von Tengel-
täglichen Bedarf. Und übrigens auch nicht bei der Erstellung         mann zu Edeka in Tutzing beobachtete, konnte registrieren,
der Tutzinger Nachrichten wie in Gründerzeiten vor 35 Jah-           welche stille digitale Wucht hinter solcher Umwälzung und
ren. Das digitale Netz ist es, das den Produktionsprozess von        täglichen Anpassung steht. Wie also sich als mittelständisches
Manuskripteingang, Bildbearbeitung, Anzeigen, Layout,                lokales Gewerbe behaupten gegen die großen Geschäftsket-
Satz und Druck bei dem verstreuten ehrenamtlichen Team               ten, die mit ausgefuchster Logistik Waren in die Regale beför-
zusammenhält. Bei gemütlichem Stillstand wäre es wohl nir-           dern, die den Konsumenten schmecken oder passen.
gendwo mehr weit her mit der Lebensqualität am Ort und
anderswo.                                                            Wie „modern“ ist also Tutzing in Handel, Handwerk und Ge-
                                                                     werbe, wie die TN-Hauptrubrik überschrieben ist? Gewiss ein
Zugleich: DIGITALISIERUNG als der viel beschworene Fort-             Ort mit Mischstruktur, „in dem sich gut und gerne leben“ lässt
schrittsbegriff ist begleitet von dem drohenden Unterton             – deutlich ein Faktor des Zuzugsdrucks. Neben den großen
eines eruptiven, ja disruptiven Umbruchs sämtlicher Lebens-          Ladenketten gibt es nach wie vor Einzelgeschäfte mit persön-
verhältnisse, der das Wirtschafts- und Beschäftigungssy-             licher Kundenanbindung, wenn auch zunehmend mit zusätz-
stem bedrohe, Besitzstände verändere, Ängste erzeuge. Im             lichem Kooperationsanschluss an die Großen.
zurückliegenden Bundestagswahlkampf wurde die „digitale              Doch hinter der gewerblichen Klage, dass zu viel Tutzinger
Herausforderung“ zum Tenor und geflügelten Wort im öf-               Kaufkraft in die Region Richtung München und Weilheim
fentlichen Diskurs. Freilich blieb oft ungesagt, was der di-         fließe und jetzt auch noch an die Internetanbieter, steht eine
gitale Himmel, der sich über alles und jedermann spannt,             ernst zu nehmenden Sorge. Ladenschließungen im Ortszen-
konkret bedeutet. Und konkret wird es ja immer, wenn die             trum belegen das. Auf der anderen Seite: Man sehe sich die
Entwicklungen und Auswirkungen solcher Horizonte auf die             Anzeigenliste in den aktuellen TN-Ausgaben an: Welche Viel-
Wirklichkeit vor Ort treffen.                                        falt an Produkten, technischen und sozialen Dienstleistungen

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
dokumentieren sich hier, und zwar mit weiterführenden Links                       der neuen Kundenwelt Leitplanken der Standortentwicklung
an die betreffenden Anbieter, die Kunden weitere Informati-                       brauchen, die über die Gemeindegrenzen hinausgehen. Hier
onen ermöglichen.                                                                 kümmert sich darum unter Landkreisregie eine schon seit
An der Spitze des technischen Fortschritts rangiert das ört-                      2000 bestehende „Gesellschaft zur Förderung für Wirtschafts-
liche und regionale Handwerk, muss es rangieren – von den                         entwicklung“, die Anfang des Jahres unter erweitertem Kür-
Klassikbranchen Bau- und Automobilwesen bis zur Elektronik,                       zel (GWT) auch die Tourismusförderung an sich gezogen hat.
die inzwischen alle Produkte durchdringt, am Laufen hält und                      Wer als ratsuchender Unternehmer, Geschäftsmann und nur
ihrerseits von Profis installiert und gewartet werden muss. Je-                   als moderner Kommunikationsmensch das Internet für nähe-
der, der einen Handwerker im Haus hat, kann sich von dem                          re Informationen aufruft, muss sich allerdings mit einem nur
kontinuierlichen Modernisierungsschub überzeugen. Besser                          vorläufigen zukunftsweisenden Hinweis zufrieden geben.
noch: Dank verbesserter Kommunikationswege ist die schnel-                        „Wir bitten um Verständnis, dass die Gestaltung der gemein-
le Verfügbarkeit von Handwerkerleistungen auf Zuruf in den                        samen Webpräsenz noch einige Zeit in Anspruch nehmen
vergangenen Jahren fühlbar gestiegen – ebenso die Transpa-                        wird“, heißt es.
renz von Angeboten und Rechnung. Das persönliche Kunden-                          Wie sagte der altrömische Philosoph Seneca: „Es ist schon
verhältnis geht dabei keineswegs verloren. Das gewerbliche                        ein großer Fortschritt, den Willen zum Fortschritt zu haben.“
Tutzing, so scheint es, steht so schlecht nicht da, auch wenn es                  Das sieht auch Optik- und Akustikunternehmer Peter Gsinn
an manchen Stellen wie zum Beispiel beim Ausbau des Breit-                        so, für den seit Jahrzehnten das gewerbliche Florieren in Tut-
bandinternets und an sonstiger örtlicher Infrastruktur stockt.                    zing eine Gemeinschaftssache ist: „Man muss selber vorange-
Allen Marktexperten ist dabei klar, dass kleinere Firmen für                      hen und zugleich zusammenhalten, wo man es alleine nicht
den schnellen Wandel der Anforderungen und Ansprüche in                           schafft.“                                               HKM

 Stärker im Verbund                                                               schluss der bereits seit 2009 bestehenden gfw Starnberg mbH
 In der regionalen Wirtschaftsförderung hat sich die Erkenntnis durch gesetzt,    mit ihren Bereichen Wirtschaftsförderung, Regional- und Kon-
 dass gerade kleine und mittlere Unternehmen die Herausforderungen, die sich      versionsmanagement sowie dem Tourismusverband Starnber-
 aus dem technischen, insbesondere digitalen und wirtschaftlichen Wandel          ger Fünf-Seen-Land. Unter dem gemeinsamen Dach und durch
 ergeben, im Verbund angehen müssen. Der im Sinne eines Regionalmanage-           gemeinsame Herangehensweisen sollen nun Potenziale noch
 ments über örtliche Einzelprojekte hinausweist. So auch im Landkreis Starn-      besser entwickelt und der Charakter der Region in
 berg, der als ausnehmend zukunftsfähig und wirtschaftlichen vital inmitten der   den verschiedenen Branchen klarer herausgearbeitet
 Metropolenregion München-Oberbayern gilt. Mit diesem Ziel wurde zu Beginn        werden. Hierzu können in der weiteren Entwicklung
 dieses Jahres die Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im      Firmen der Region die Beratungsleistungen der sich noch entwickelnden Ge-
 Landkreis Starnberg mbH neu geschaffen. Sie entstand aus dem Zusammen-           sellschaft in Anspruch nehmen, um die betriebliche Wertschöpfung zu steigern.

                • Moderne Heiztechnik
                • Schöne Bäder
                • Solaranlagen, Schwimmbadtechnik
                • Sanierung und Neubau
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  Starnberger Str. 7 · Traubing · Tel. 0 8157/83 08 · max.spagert@t-online.de

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
TUTZING REPORT 

„Unsere eigenen Partner sind unsere größten Konkurrenten“
Doris und Thomas Thallmair, Inhaber von Intersport Thallmair über Wettbewerbsdruck und Kundenorientierung
Der Handel im Wandel: Mit welchen Veränderungen und
Herausforderungen sind die Einzelhändler allgemein und
speziell in Tutzing konfrontiert und wie begegnen sie
diesen? Wir haben bei zwei alt eingesessenen Tutzinger
Familienbetrieben nachgefragt. Beide in der Hauptstraße
beheimatet und in unmittelbarer Nachbarschaft seit
Jahrzehnten präsent: Das Sportgeschäft Intersport Thallmair
und die Anton Müller KG („Kohlen Müller“). Siehe Seite 8

Tutzinger Nachrichten: Wie ist die Lage momentan im
Sporthandel?
Thomas Thallmair: Der Sporthandel macht im Moment
die größte Veränderung der letzten dreißig Jahre durch.
Das hängt natürlich mit dem Online-Handel zusammen.
Mittlerweile ist der Online-Handel nicht mehr unsere größ-
te Konkurrenz, sondern es sind unsere eigenen Partner, wie
die Hersteller Adidas und Nike, mit denen wir seit 30 bzw.       Doris und Thomas Thallmair in ihrer Werkstatt
40 Jahren zusammenarbeiten. Das sind mittlerweile unsere         vor der 35 000 Euro teuren Skischleifmaschine       Foto: AP
größten Gegner, weil die großen Markenhersteller sagen,
sie wollen den Einzelhandel gar nicht mehr. Sie wollen ihre      DT: Es war eine Investition in die Zukunft. Das Kaufverhalten
Modelle/Produkte selber vermarkten. Die wollen nicht, dass       der Menschen hat sich auch verändert. Die Leute möch-
der Einzelhandel verdient, sondern diese Margen lieber sel-      ten in trendige, ansprechende Läden gehen die ein gutes
ber einstreichen. Der hat aber die letzten 40 bis 50 Jahre die   Merchandising haben. Inzwischen können wir die Produkte
Marken erst groß gemacht. Jetzt sind sie weltweit so riesig      anders platzieren und besser präsentieren. Wir haben gesagt:
und sagen wir brauchen Euch nicht mehr.                          wir müssen raus und was eigenes bauen oder wir bleiben
                                                                 hier, aber dann muss es größer werden. Die Privatwohnung
Können Sie dazu ein Beispiel nennen?                             auch. Das war dann eine Koppelung von beidem.
TT: Die Adilette, der Badeschuh von Adidas. Die kauften
bisher Rentner. Mittlerweile ist diese Adilette wieder ein
Modeprodukt geworden. Das heißt die ganzen Promis tra-           Gab es eine Änderung in der Angebotspalette?
gen die Adilette. Inzwischen ist es so, dass die Adilette nur    DT: Es ist breiter geworden. Wir haben nun mehrere
noch von Adidas direkt vertrieben wird. Die wollen sie ganz      Modelle einer Jacke, haben günstige Sachen, aber auch
exklusiv haben, wir bekommen diese Ware nicht mehr. Wenn         Markenprodukte. Wir sind starke Ski-Alpin Händler. Damit
nun ein Rentner kommt und eine Adilette möchte, muss ich         meinen wir nicht nur den Alpin-Ski sondern alles drum
dem sagen, Du bekommst sie nicht, da es ein Modeprodukt          herum. Das leben wir auch und sind sehr erfolgreich. Im
ist, das musst Du online bestellen. Das verstehen die Leute      Sommer ist es das Badesegment, was wahnsinnig stark ist.
nicht.
Doris Thallmair: Wir sind nicht mehr frei im Einkauf. Es wird    Wer kauft bei Ihnen ein?
viel gebündelt. Es werden von den Herstellern vorab schon        TT: Wir haben ganz viele treue gute Kunden, nicht nur hier
Pakete geschnürt. Da gibt es ein Multisport Fitness Damen        im Ort sondern auch aus Feldafing, Pöcking, Starnberg.
Paket, das besteht aus vorgegebenen Teilen mit bestimmten        Unsere Kundendatei besteht aus 4.500 Kunden.
Abnahmemengen. Da kann man keine Auswahl treffen oder            DT: Juli, August sind wir extrem stark mit Touristen frequen-
einen Austausch vornehmen. Man muss es so nehmen oder            tiert. Unsere Beratung auf Englisch hat stark zugenommen.
man hat halt keine Margen mehr. Das macht es irgendwann          TT: Selbst Araber sind mittlerweile da, die kommen über das
uninteressant. Wir leben natürlich von den Margen und wenn       Krankenhaus. Auch haben wir sehr viel Reha Patienten aus
das schmäler wird, dann können wir davon nicht mehr leben.       Höhenried als Kunden und Skiprofis aus Garmisch.
Aber auch der Absatzmarkt hat seine Herausforderungen.
Dadurch, dass man online alles zu jeder Zeit kaufen kann wird    Welche Änderungen gab es zuletzt?
es auch schwieriger. Der Kunde kann beim direkten Einkauf        DT: Wir haben die letzten drei Jahre in die Skiwerkstatt in-
die Ware auch wieder zurückgeben, was wir nicht können.          vestiert. Der komplette Ski-Maschinenpark wurde erneuert
Jeder Kunde kann umtauschen, aber wir als Händler können         und dabei rund 100 000 Euro investiert.
dies nicht, falls es dem Kunden nicht passen sollte.             TT: Du musst es machen, wenn du da mitspielen willst.
                                                                 DT: Viele haben einen ausgelagerten Service, hier kann man
Sie haben 2008 einen großen Umbau gemacht, was war der           aber nicht flexibel handeln. Wir machen Endschliffe, hoch-
Grund wie beurteilen Sie es rückwirkend diese Entscheidung?      professionelle Schliffe, sehr individuelle Skimontagen. Das
DT: Wir haben das Geschäft übernommen und wollten was            ist unsere Leidenschaft. Wir haben uns einen Namen ge-
verändern. Wir mussten uns auch wohnungstechnisch verän-         macht in den vielen Jahren, in denen wir im Rennsportzirkus
dern aufgrund der Größe.                                         sind. Wir machen viele Vereinsabwicklungen, das ist ein wei-
TT: Wenn wir nicht umgebaut hätten, würde es uns heute           teres Standbein von uns. Da verdient man nicht viel dran, ist
nicht mehr geben.                                                aber gut fürs Image.

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?
TT: Es kommen viele Vereine, Kindergärten und Schulen. Die        Firmengeschichte - Langlauf mit Spurtstrecken
möchten von uns Geschenke für die Weihnachtsfeier, dass
wir Werbung machen oder Tombolapreise stellen. Das ma-            Vor etwa 100 Jahren gründeten Albert und Elisa Thallmair
chen wir gerne. Aber mittlerweile geht die Rechnung nicht         eine Glaserei, die in der Folgegeneration unter Josef
mehr ganz auf.                                                    und Rosa Thallmair zu einem Haushaltswarengeschäft
                                                                  umfunktioniert wurde. In den 1960er Jahren kamen
Die Vereine, Kindergärten und Schulen kaufen ihre Sachen          Spielwaren dazu. 1971 Sportartikel. Seit 2000 führen
im Internet. Irgendwann müssen wir sagen, fragt doch mal          Thomas und Doris Thallmair ausschließlich Sportartikel.
im Internet nach, ob die euch sponsern. Das heißt nicht im
Umkehrschluss: ihr dürft nichts mehr im Internet kaufen, wir      2001 übernahm Thomas die Geschäfte von seinem Vater
machen es ja auch. Aber das Ziel und Maß sollte überlegt          und bietet den Kunden ein breites Sortiment: Outdoor,
werden. Die Vereine sollten sich schon überlegen, was kau-        Fitness, Rad- und Rollsport, Freizeitmode sowie Lauf,
fen wir jetzt im Internet und was bei dem Händler.                Winter- und Wassersport, Tennis und Teamsport wie
                                                                  Fußball. Bei Lauf- und Bergschuhen wird die Beratung vor
Was für Pläne gibt es für die Zukunft?                            Ort durch eine computergestützte Fußanalyse vertieft.
DT: Wir werden schon noch investieren. Also die Zukunft ge-       In der Werkstatt können Ski- und Schlittschuh-Fahrer
nerell im Einzelhandel, mit der Geschäftsgröße so wie wir sie     sowie Tennisspieler ihre Ausrüstung jederzeit auf den
haben, denke ich, ist über kurz oder lang schwierig.              neuesten Stand bringen lassen. 2008 verdoppelte das
TT: Für uns langt es noch, die nächsten 10 bis 15 Jahre. Ich      Sportgeschäft seine Fläche auf 320 Quadratmeter durch
glaube, ich würde es meinen Kindern heute nicht mehr emp-         einen modernen Anbau. Fünf Jahre später erfolgte die
fehlen.                                                           Sanierung der Altbaufläche.

Was ist Ihnen noch wichtig?
DT: Uns macht der Hauptstraßenumbau Sorgen. Es wird für
alle eine Herausforderung werden. Es ist zwar notwendig,
davon sind wir überzeugt, aber wir haben ja auch keine
Wahl. Die Parkplatzthematik ist für uns schon ein Problem.
Die Leute parken einfach gerne vor der Haustüre, um dann
einzukaufen.

Bei uns könnten sie, unsere Parkplätze sind oft verweist. Uns
wäre es recht, wenn möglichst wenig Parkplätze wegkom-
men. Es muss diese Parkgarage kommen, sonst habe ich mas-
sive Angst. Auch das Thema mit den Straßenausbaubeiträge
bereitet uns Sorgen. Die Aussage „das wird schon erträg-
lich sein“, finde ich nicht in Ordnung. Wer kann schon sa-
gen, was für den einzelnen erträglich wäre. Da fehlt mir die
Transparenz seitens der Gemeinde.      Interview: Anita Piesch

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
TUTZING REPORT 

Bei Kohlen-Müller gibt’s fast alles -                             Der große Vorteil ihres Ladens sei, so sind sich die drei ei-
                                                                  nig: die fachmännische Beratung, die Möglichkeit kleine
seit über 60 Jahren                                               Mengen abzunehmen und der Lieferservice. Zusätzlich
Seit 1954 befindet sich der Laden Anton Müller KG in der          zum Personal gehören noch eine Vollzeit-Kraft und zwei
Tutzinger Hauptstraße 39. Alteingesessenen Kunden nen-            Teilzeitmitarbeiter. Das Internet ist natürlich auch ein Thema.
nen ihn immer noch „der Kohlen-Müller“. Anfangs stand             Thomas Lorenz sieht es auch als Vorteil für den Einkauf.
der Brennstoffhandel im Mittelpunkt. Nach einiger Zeit
wurde das Geschäft erweitert um eine Eisenwarenhandlung.          „Wir haben die Möglichkeit viele Preise zu vergleichen“, und
Bettina Müller stieg 1986 in das von ihren Eltern Anton und       fügt hinzu: „natürlich verlieren wir auch Kunden, die direkt
                                                                            im Internet kaufen, allerdings hält sich das bei
                                                                            unserem Sortiment in Grenzen.“ Veränderungen
                                                                            gab es die letzten 20 Jahre einige. So gibt es viele
                                                                            Großhändler nicht mehr, erzählt Andreas Lorenz.
                                                                            „Wir haben nur zwei Großhändler als Lieferanten.
                                                                            Allerdings haben wir viel mehr Händler, von de-
                                                                            nen wir direkt bestellen. Dies hat zur Folge, dass
                                                                            der Einkauf wesentlich aufwändiger geworden
                                                                            ist.“

                                                                             Auf die Frage wie das Geschäft läuft, erklärt
                                                                             Bettina Müller, dass sie sehr vom Wetter abhängig
                                                                             sind und erklärt: „Wenn es nicht schneit, braucht
                                                                             keiner einen Schneeschieber, im Sommer bei viel
                                                                             Regen, ist die Nachfrage nach Rasenbewässerung
                                                                             gering.“

                                                                              Neben der umfangreichen und gut sortierten
                                                                              Verkaufsfläche, unter anderem mit einem alten
                                                                              Apothekerschrank (von der Apotheke Feldafing),
Das Müller-Unternehmenstrio: Andreas Lorenz mit Ehefrau Bettina Müller        in der Schrauben und Kleinteile aufbewahrt wer-
und Schwager Thomas Lorenz (v.l.)                                 Foto: AP den, gibt es noch ein Büro mit zwei Arbeitsplätzen,
                                                                              einen kleinen Aufenthaltsraum und im Hinterhof
Herlinde Müller geführte Geschäft ein. Seit 1996 führen es        den Lagerplatz für die Erde sowie Lagerfläche im Keller.
Bettina Müller mit ihrem Mann Andreas Lorenz und dessen           „Dass es im Hinterhof fünf Kunden-Parkplätze gibt, wissen
Bruder Thomas Lorenz gemeinschaftlich. Als bei Thallmairs         nicht mehr viele“, so Bettina Müller. Bei einem Rundgang
im Jahr 2000 die Haushaltswaren aus dem Sortiment ge-             durch den Laden informiert Müller auch darüber, dass
nommen wurden, übernahm das Trio diese Warengruppe.               alle drei Geschäftsführer einen Sachkundenachweis für
Ebenso wurde der Laden mit Malerbedarfsartikel ergänzt,           Pflanzenschutzmittel haben, welcher für den Verkauf nötig
als der Maler Helmuth Listl sein Geschäft aufgab. Heute gibt      sei. Darüber hinaus wird noch Flaschengas verkauft und seit
es darüber hinaus beim Kohlen-Müller alles für den Garten,        einiger Zeit auch Briefmarken.
einschließlich Erde, die auf Wunsch auch geliefert wird,
Schrauben, Eisenwaren und Werkzeuge.                              Die Möglichkeit Pakete und Päckchen (DHL) abzugeben be-
                                                                  steht ebenfalls. Die bevorstehende Hauptstraßensanierung
Wer sich in dem Familienbetrieb umschaut, fragt sich              sei auch ein Ereignis, das sie beschäftigt, sie sind aber zuver-
bald was es eigentlich nicht gibt. Zum Sortiment gehören          sichtlich.                                                  AP
Messer, Töpfe, Pfannen, Kochutensilien, Blumenzwiebel,
Düngemittel, Lacke, Lasuren, Pinsel, Schrauben in jeglicher
Form sowie Dübel und Schließzylinder und noch vieles mehr.          Der Kern der Wirtschaft
                                                                    Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Tag
                                                                    der deutschen Familienunternehmen

                                                                    „Familienunternehmen sind das Rückgrat der Volkswirt-
                                                                    schaften, sie schaffen Arbeitsplätze, stabilisieren Wirt-
                                                                    schaft und Gesellschaft, engagieren sich für ihre Region
                                                                    und stellen ihre Innovationskraft tagtäglich unter Beweis.

                                                                    Ihrer Flexibilität bei gleichzeitiger Standhaftigkeit ist
                                                                    es zu verdanken, wenn zentrale europäische Volkswirt-
                                                                    schaften, allen voran Deutschland, besser durch die Krise
                                                                    kommen als andere Länder. Familienunternehmen zeich-
                                                                    nen sich aus durch Kundennähe, Service und in Vielfalt
                                                                    von Angebot und Dienstleistung.“

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NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
Spedition Hiebl – die Digitalisierung als Nervenbahn der Transportlogistik
Seit 1988 betreibt Martin Hiebl die gleichnamige internati-       Junior-Chef Johannes, gelernter Kaufmann für Spedition-
onale Möbelspedition. Das Unternehmen mit Firmensitz in           und Logistikdienstleistung, gefällt die Vielfältigkeit seines
Kampberg beschäftigt 20 Mitarbeiter. Im Büro arbeiten ne-         Arbeitsfeldes. Der Kontakt mit vielen verschiedenen, auch
ben Martin Hiebl auch sein Sohn Johannes und die Schwes-          internationalen Kunden, die Wahrnehmung von Besichti-
ter Sissi mit. Von Tutzing starten sechs LKWs zwischen 3,5        gungsterminen beim Kunden, das Be- und Entladen per Ga-
und 18 Tonnen in die Welt – alle mit Schadstoffklasse Euro 5      belstapler u.v.m. schafft Abwechslung.
bzw. 6. Pro Tag werden durchschnittlich drei Umzüge bewäl-        Firmenchef Martin Hiebl verbringt den Arbeitstag nur noch
                                                                  im Büro. Er stellt fest, dass der Verwaltungsaufwand erheb-
                                                                  lich gestiegen ist, wöchentlich sind neue Verordnungen zu
                                                                  beachten und Erkundigungen zur aktuellen Gesetzeslage
                                                                  einzuholen. Früher ist er einfach nach Frankreich gefahren,
                                                                  heute muss u.a. die Lohnabrechnung der Mitarbeiter für die
                                                                  vergangenen drei Monate sowie der Arbeitsvertrag zum
                                                                  Nachweis des gezahlten Mindestlohns mitgeführt werden.
                                                                  Für die Fahrt in bestimmte Großstädte muss eine spezielle
                                                                  Einfahrtsgenehmigung vorab beantragt werden. Gerade
                                                                  beim länderübergreifenden Transport sind eine Vielzahl von
                                                                  Bestimmungen und Formalitäten zu beachten. Der hohe
                                                                  Verwaltungsaufwand führt dazu, dass inzwischen fast fünf
                                                                  Mitarbeiter im Büro beschäftigt sind.

                                                                  Dank der Digitalisierung können zwischenzeitlich die Aus-
                                                                  fuhranmeldungen beim Zoll digital eingegeben werden.
                                                                  Umzugsgut kann mittels Bildtelefonie über eine spezielle
                                                                  App erfasst werden. In den Online-Portalen bringen gute
                                                                  Bewertungen auch neue Kunden. Der Internetauftritt der
                                                                  Spedition ist „wordpressed“, d.h. tablet- und smartphone-
                                                                  kompatibel.
                                                                  Auch im Fahrerhaus der LKWs hat die Digitalisierung Ein-
                                                                  zug gehalten: Geräte für die Mauterfassung in den ver-
                                                                  schiedenen Ländern, ein spezielles LKW-Navigationssystem
                                                                  angepasst an Höhe/Breite/Ladegewicht des Fahrzeugs und
Familienbetrieb: Johannes Hiebl mit Vater Martin –
                                                                  die automatische Gewichtsanzeige des Ladezustands füllen
das Generationengespann                              Foto: UC
                                                                  die Kabine. Anstelle des früheren Schaublatts in Papierform
tigt, hiervon 70 % innerhalb Deutschlands, 20 % im europä-        zeichnet heute der digitale Tachograf alle Fahrtdaten, die
ischen Ausland und 10 % außerhalb Europas. Die Spedition          spätestens nach 28 Tagen ausgelesen und archiviert werden
ist global tätig und arbeitet mit Partnerunternehmen bei der      müssen, auf. Der Fahrer muss dieses Gerät mittels einer eige-
Luft- und Seefracht und im LKW-Güterverkehr zusammen.             nen Fahrerkarte, die TÜV bzw. Dekra ausgeben, aktivieren.
Die Bandbreite der Aufträge ist vielfältig, z.B. erfolgte kürz-   Das Speditionsunternehmen ist verpflichtet, für alle Fahrer
lich ein Transport mit bayerischen Brotzeitkörben und Re-         einen Tätigkeitsnachweis für die vergangenen 28 Tage zu
genschirmen nach Hawaii und ein 40 Fuß Container wurde            führen. Die Spedition Martin Hiebl ist zugelassener Ausbil-
von Los Angeles nach München verbracht.                           dungsbetrieb zur Fachkraft für Möbel-, Küchen und Um-
                                                                  zugsservice und den Kaufmann für Spedition- und Logistik-
Die Spedition führt auch Hightech- und Kunsttransporte,           dienstleistung. Es gebe aber im Landkreis Starnberg aktuell
die ein spezielles Know-How erfordern, durch; es ist Fach-        keine Nachfrage nach diesen Ausbildungsberufen, so Hiebl.
kenntnis von Nöten, wenn z.B. ein 800 kg schwerer Server ins      Auch wenn die moderne Arbeitsweise aufwendig und gele-
Obergeschoss an seinen Platz verbracht werden soll. Über-         gentlich mühsam ist, muss man mit der Zeit gehen und die
wiegend werden Privatumzüge durchgeführt, aber auch Fir-          Vorteile der Digitalisierung sehen, so das Fazit von Martin
men zählen zum festen Kundenstamm.                                Hiebl.                                                   UC

Heft 11 /17                                                                                                                  9
NACHRICHTEN TUTZINGER - STANDORT TUTZING - Tutzinger Nachrichten
TUTZING REPORT 

Das Brotbacken – wo Technik das Handwerk prägt
Die Münchnner Hofpfisterei wurde 1331 erstmals urkundlich        unter Einsatz von Förderbändern transportiert. Den 50 m
erwähnt. Sie war Mühle und Bäckerei der bayer. Hofhaltung        langen Plattenbandofen durchlaufen die Teiglaibe dann 2
in München und erhielt in Zeiten der Monarchie um 1806           Stunden lang. Wie in alten Zeiten wird die „Pfister Sonne“ –
den Titel eines königlich bayerischen Hoflieferanten. Als es     Bestseller im Sortiment – jedoch immer noch in altdeutschen
mit der Monarchie 1918 vorbei war, galt die Bäckerei auch        Steinbacköfen gebacken. Die Münchener Bäckerei verfügt
als „ehemaliger“ königl. bayer. Hoflieferant als Garant für      über 30 solcher Backöfen, jeder 4 x 4 m groß, aus Schamot-
gleichbleibende Qualität – für nunmehr bürgerliche Kunden        te-Steinen gebaut, mit 30 - 50 cm hohen Kuppeldecken. Sie
– bis heute.                                                     sind nach wie vor das Herzstück der Bäckerei. Nur werden
                                                                 heute die Steinbacköfen mit Gasbrennern statt mit Holz auf
                                                                 240° Betriebstemperatur erhitzt. Die unterschiedlichen Tem-
                                                                 peraturzonen in den Öfen machen es auch heute noch erfor-
                                                                 derlich, dass die Brotlaibe nach einer Stunde „umgebacken“
                                                                 werden.
                                                                 Dazu werden sie mit 4 m langen Eschenholzstangen, ge-
                                                                 nannt „Einschießern“, von Hand umgeschichtet von vorne
                                                                 nach hinten, von innen nach außen. „Zwei Jahre dauert es
                                                                 bis eine Arbeitskraft die Öfen genau kennt, von denen einer
                                                                 schneller backt und ein anderer langsamer. Mit diesen stei-
                                                                 nernen Dinosauriern umzugehen, ist wahrlich etwas ganz
                                                                 Besonderes“, so Friedbert Förster aus der Geschäftsleitung
                                                                 der Hofpfisterei. Es bedarf also trotz allen technischen Fort-
                                                                 schrittes noch viel handwerklichen Könnens.
                                                                 Computergesteuert erfolgt die Teig-Fertigstellung des ge-
                                                                 samten Sortiments. Damit sind die Backbestandteile der
                                                                 einzelnen Brotsorten immer exakt gleich, was früher selbst
                                                                 unter Einsatz von guten Waagen der menschlichen Unvoll-
                                                                 kommenheit wegen nicht immer der Fall war. Händisch er-
                                                                 folgt nach wie vor, besonders bei der Herstellung des Natur-
                                                                 sauerteigs, aber auch bei der Teigendfertigung die Prüfung
                                                                 durch die Bäcker, insbesondere da hier ohne Mehlverbesse-
                                                                 rungsmittel gearbeitet wird.
                                                                 Der technische Fortschritt war auch für die Münchner Bä-
                                                                 ckerei Herausforderung, ohne Qalitätsverlust und ohne von
                                                                 der Philosophie des gesunden Brotes abzuweichen, zu pro-
                                                                 duzieren.
                                                                 So sehr die Hofpfisterei Wert auf Tradition legt, so gut ist es
                                                                 ihr gelungen, die Modernisierung mit früheren Backabläu-
Der Steinbackofen – wie in alten Zeiten     Foto: Hofpfisterei
                                                                 fen (mit erheblich mehr Zeitbedarf) in Einklang zu bringen.
Maschinelle Produktionsabläufe bei der Herstellung der ins-      Digitalisierung und Vernetzung der zahlreichen Verkaufslä-
gesamt 31 Brotsorten (angepasst an den Zeitgeschmack der         den der Großbäckerei sind fester Bestandteil in dem Famili-
Kunden) haben auch bei der Hofpfisterei längst Einzug ge-        enbetrieb. Schon lange wird in den Verkaufsläden compu-
halten. Bei einer Produktion von täglich 20.000 Stück Brot       tergesteuert Warenbestand geführt, gewogen und kassiert.
geht es natürlich nicht mehr ohne automatisierten Ablauf.        Selbst die Fahrer des zur Auslieferung nötigen Fuhrparks
Wenn früher jeder Laib Brot von Hand geformt wurde, so           werden bei (ADAC) Training zu umweltbewusstem Fahren
werden heute die Teigrohlinge maschinell geformt und             geschult.                                                   EK

  Ballett Capoeira Hip-Hop Yoga
   FitdankBaby ModernDance
    Charaktertanz Kindertanz
  Luftartistik JazzDance Pilates
   Akrobatik Mutter-Kind Kurse
     TanzStudioTutzing                                           Jetzt anmelden für das neue Schuljahr.
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35 Jahre – die Tutzinger Nachrichten auf Zeitreise
Das erste Heft der Tutzinger Nachrichten erschien im No-          Das kommt nicht zuletzt sicher daher, dass die Tutzinger
vember 1982. Es hatte 16 Seiten in schwarz weiß und 55 An-        Nachrichten eben nicht einfach eine Zeitung sind, sondern
zeigen.                                                           für alle Mitwirkenden eine Herzensangelegenheit. Stolz
Der damalige Chefredakteur Sven Blomeyer schrieb: „Die            können wir konstatieren, dass einige Redaktionsmitglieder
TN ist kein Instrument politischer Gängelei; sie soll selbstbe-   der ersten Stunde immer noch aktiv dabei sind und dass inte-
wusst, frei und unterhaltend berichten und ist gut beraten,       ressierte neue Mitarbeiter dazu gekommen sind. Unser Ma-
auch ihrerseits mitzunehmen, was die Bürger ihr bieten.“          gazin ist allseits beliebt, zuverlässig erscheint es jeden Mo-
Zehn Jahre später hatte das Heft bereits 28 Seiten, schwarz       nat kostenlos für die Leser, wird im Dorf und darüber hinaus
weiß und 78 Anzeigen. „Heute ist die Zeitung fester Be-           akzeptiert und gern gelesen.
standteil des Tutzinger kulturellen Lebens.“ sagte Renate         Wie im richtigen Leben sind wir mit 35 aber auch noch auf
Lindemann anlässlich dieses Jubiläums.                            dem Weg. Wir müssen und können uns verändern. Face
                                                                  book, Internetauftritt, homepage sind dazu die Stichworte.
                                                                  Wir lernen täglich dazu, messen und vergleichen uns mit an-
                                                                  deren und haben immer neue Ideen für Titelthemen, Inhalte
                                                                  und Gestaltung.

                                                                  35 Jahre älter und noch immer dabei - das Gründungstrio
                                                                  der Tutzinger Nachrichten Alfons Mühleck, Ingrid Cavada,
                                                                  Peter Gsinn (von links)                         Foto: Armin Heil

                                                                  Die Tutzinger Nachrichten stehen auf zwei Beinen: Neben
                                                                  dem redaktionellen Teil sind die Anzeigen mindestens eben-
                                                                  so interessant und wichtig. Genauso wie sich Artikel, Layout
                                                                  und Inhalte verändern, verändern sich auch die Angebote,
                                                                  Geschäfte und Dienstleistungen und das Kaufverhalten der
                                                                  Leute in unserem Ort. Entsprechend sind die Anzeigen, mit
                                                                  denen unsere Anzeigenkunden die „Tutzinger Nachrichten“
                                                                  ermöglichen, dem Wandel der Zeit unterworfen. Auch hier
Die Nummer Eins der Tutzinger Nachrichten November 1982:
                                                                  gibt es ein paar Geschäfte der ersten Stunde, viele sind hin-
Namen bewahrt, Identität entwickelt           Foto: TN-Archiv
                                                                  zugekommen, viele verschwinden schnell wieder, viele sind
Das Zwanzigjährige haben die TN irgendwie selbst verschla-        uns seit vielen Jahre treu. Dafür an dieser Stelle ein großes
fen. Dafür gab es zum 30 Jährigen einen langen Artikel über       Danke schön- auch im Namen unserer Leser.
das Entstehen der TN, sie hatten 44 Seiten, waren bunt und        Noch immer sind die TN politisch unabhängig, berichten
beinhalteten 87 Anzeigen!                                         selbstbewusst und frei. Wir nehmen gerne mit, was die Bür-
                                                                  ger uns bieten, egal ob als Beiträge, Fotos, Leserbriefe, vor
Und heuer werden die Tutzinger Nachrichten also 35 Jahre          allem aber an Anzeigen.
alt. Normalerweise ist ein 35. Geburtstag nicht weiter er-        Und wir wollen auch weiterhin fester Bestandteil des Tutzin-
wähnenswert, bei einer Zeitung aber schon!                        ger kulturellen Lebens bleiben.
Für viele Zeitungen sind sinkende Verkaufszahlen und sin-         Im Gegensatz zu den Redaktionsmitgliedern können und
kende Werbeeinnahmen ein Grund, aufzugeben. Die Rezes-            werden die Tutzinger Nachrichten hoffentlich immer jung,
sion 2009 bekamen auch viele Zeitungsverlage zu spüren,           leistungsstark und aktiv bleiben. Sie können von einer Gene-
2012 meldete die Frankfurter Rundschau Insolvenz an, 2014         ration zur nächsten weitergegeben werden, sie können sich
die Abendzeitung. Zeitungssterben hier in Deutschland?            auf einer sehr soliden Basis weiterentwickeln, wachsen und
Nicht für die Tutzinger Nachrichten! Wir haben zwar auch          gedeihen, können sich bewähren und auch verändern, wenn
mit gelegentlichen Unbilden zu kämpfen, bisher haben wir          – ja wenn wir für alle Aufgaben Nachwuchs finden würden.
die Stürme der Zeit aber gut überstanden.                                                                                  esch

Heft 11 /17                                                                                                                     11
TUTZING REPORT 

Mein Lektor                                                        schweren Platten, heute in virtueller Prozessdynamik. Eines
                                                                   aber ist gleich geblieben: Am Anfang steht das Manuskript
Ziemlich am Anfang unserer Freundschaft war es für mich            – die Kopfgeburt des Autors ist der unabkömmliche Input,
toll, dass Rochus von Zabuesnig meine Artikel korrigiert.          der Anfang von allem. In den TN-Gründerjahren erste Hälfte
Immer schrieb ich sogar in der Schule die Aufsätze auf den         der 80er kamen diese noch in mannigfacher, besser gesagt
letzten Drücker. So auch die TN Artikel. Wie gehabt, ging          recht wilder Form an mit Schreibmaschine und Durchschlä-
                                                                   gen aufs Papier gebracht. Die elektrische IBM oder Olivetti
                                                                   beendete immerhin nach und nach die Korrekturmühe des
                                                                   Weißfärbemittels Tippex. Nach redaktioneller Überarbei-
                                                                   tung wanderte das teure Berichtsgut sodann in Rubriken-
                                                                   ordner mit zugehörigen (Papier-)Fotos, der sodann - meist
                                                                   in grauen Morgenstunden vor seinem sonstigen journa-
                                                                   listischen Dienstbeginn - vom Chefredakteur persönlich in
                                                                   eine kostengünstige Druckerei hinter Münchens Ostbahn-
                                                                   hof überbracht wurde. Parallel wurden die langsam zuneh-
                                                                   menden Anzeigen dorthin geliefert. Immerhin schon öfter
                                                                   per Fax nahmen nach einigen Tagen die Druckfahnen ihren
                                                                   Weg zum Klebeumbruch auf dem familiären Ausziehtisch
                                                                   in Tutzing. Die Uhu-Operationen, bei denen das Gesicht
                                                                   der neuen Nummer immerhin schon hervortrat, mündeten
                                                                   abermals im Transfer in den Münchener Osten samt Geleit-
                                                                   gespräch mit dem Druckereichef. Nach wiederum einigen Ta-
Redaktionsmitglied Ingrid Cavada:
                                                                   gen war das neue Heft bereit zu seiner Verbreitung – dank
Antenne des Ortslebens                                Foto: TN
                                                                   der Austräger-Logistik von Hermann Buncsack in die Brief-
ich zum Rochus um den Bericht (am letzten Abend vor der            kästen und die Geschäfte Tutzings. Letzteres ist noch heute
Abgabe) durchlesen zu lassen. Er war Gott sei Dank schon zu        so. Das Davor aber ist seither ein einziges Karussell des Fort-
Hause, ich erschien und hielt ihm das Geschriebene unter die       schritts – schneller, exakter, variantenreicher, vielleicht auch
Nase. Wütend faucht er mich an, er hat jetzt keine Zeit und        sogar stressiger – aber alles in allem doch auch komfortabler.
ich soll mein Zeug früher schreiben. Ich ging wieder heim,         (siehe dazu auch Interview auf der nächsten Seite)  HKM
beleidigt, er hatte ja Recht (auf seinem Schreibtisch türmt
sich der Manuskriptberg vom Erich Mende Buch).
Auf jeden Fall kam nach ein paar Tagen unsere Redakteurin
in meinen Laden, lächelte mich an und meinte „Kindchen,
du wirst immer besser!!!“ Seit dem brauche ich keinen Lek-
tor mehr.                                                  IC

Früher war alles besser
…aber nur, wenn die Abendsonne der Nostalgie
manche Mühsal vordigitaler Zeiten vergessen lässt

So lange sind 35 Jahre auch wieder nicht her. In den Medien
und beim Blattmachen allerdings ein Sprung fast wie seiner-
zeit nach Gutenberg, dem Revolutionär der publizistischen
Vervielfältigung. Damals via Druck auf handgefertigten blei-

Traudl und Heinz Klaus Mertes vor den in den 80er Jahren
betreuten Heftausgaben                       Foto: Ursula Düren

12
„Schneller, anspruchsvoller, vielfältiger“                     ters, der sich selbst steuert. Daher können wir nicht gegen
                                                               diesen Preiskampf, welchen das Internet bietet, gewinnen.
Wie die TN-Druckerei den digitalen Wandel gestaltet
                                                               Wir ermöglichen hier in Andechs-Machtlfing unseren Mitar-
                            Ulenspiegeldruck besorgt seit      beitern eine stabile Lebensgrundlage und nur durch Dienst-
                            der Neuausrichtung 2008 die        leistung und den persönlichen Kontakt mit unseren Kunden,
                            Postproduktion der Tutzinger       können wir dies auch erhalten.
                            Nachrichten. Was ist seither       Fortschritt ist unabdingbar, wir arbeiten täglich an Compu-
                            aus Ihrer Sicht der markanteste    tern und selbst neuere Druckmaschinen werden mehr und
                            Fortschritt in diesem Prozess –    mehr automatisiert. So ist in vielen großen und modernen
                            organisatorisch und technisch?     Druckereien ein Mensch, eben ein ausgebildeter Drucker,
                            Da wir unsere Produktion schon     gar nicht mehr notwendig. Günstigere „Freelancer“ ohne
                            seit je her auf ökologische und    feste Arbeitsvertäge übernehmen in solchen Druckereien
                            nachhaltige Produktion ausge-      oftmals den Job. Dadurch kann immer noch schneller und
                            richtet haben, ist das denke ich   natürlich günstiger produziert werden.
                            der größte Vorteil für unsere
Barbara Classen - seit 2014 Kunden. Wir sind ein regionaler    Was haben Ihre Kunden von diesen neuen Möglichkeiten?
eine von drei Geschäftsfüh- Partner und daher können wir       Neue Produktangebote, mehr Komfort, mehr Qualität?
rern der Ulenspiegel Druck  für die Tutzinger Nachrichten      Wir bieten unseren Kunden an, alle Produkte so ökologisch
GmbH & Co. KG               direkt vor Ort das Programm        und umweltfreundlich wie möglich zu produzieren. Das ist
                            umsetzen und stehen ständig        unser Leitbild, dem wir seit vielen Jahren treu sind und auch
                            in persönlichen Kontakten mit      bleiben. Dies ist ein Fortschritt und auch ein Automatismus,
den Beteiligten. Dadurch können Berichte schneller und ak-     der in der heutigen Druckindustrie nicht selbstverständlich
tueller umgesetzt werden. Zusätzlich haben sich die Produk-    ist. Unter Berücksichtigung der Nachhaltigkeit, des sozialen
tionsabläufe zwischen der Redaktion der Tutzinger Nach-        Engagements und des technischen Fortschritts können wir
richten und uns als Druckerei ständig weiterentwickelt und     unseren Kunden bessere Qualität, ein leichteres Handling
optimiert.                                                     und eine schnellere Produktion anbieten.

Digitalisierung, also die Nutzung des Netzes mit seinen        Und für Sie persönlich: Mehr Stress durch den Fortschritt
enormen Anwendungsmöglichkeiten, gilt weithin als Bedro-       oder mehr Erleichterungen im täglichen Job?
hung herkömmlicher Produktions- und Arbeitsorganisation?       Sowohl als auch, würde ich sagen. Der technische Fortschritt
Wie haben Sie sich in den zurückliegenden Tempojahren          kann vieles im täglichen Job erleichtern, soweit Hard- und
darauf eingestellt? Wo sehen Sie auch neue Chancen?            Software finanzierbar ist. Arbeitsplätze sollten dadurch al-
Och nee, dass Internet… so die Headline einer unserer Kun-     lerdings nicht in Gefahr geraten. Auch wenn die Ansprüche
denmagazine. Auch wir konkurrieren gegen günstige Onli-        unserer Kunden an uns ständig steigen, der Zeitdruck immer
neanbieter und kämpfen gegen den Automatismus, der die         extremer wird, so bleibt der Konkurrenzkampf unverändert
Digitalisierung der Arbeitsschritte ermöglicht hat, an. Eine   hoch, aber das belebt ja bekanntlich das Geschäft.
Arbeitskraft deckt nicht im Ansatz die Kosten eines Compu-     Intrview: HKM

Heft 11 /17                                                                                                              13
UNSERE GEMEINDE

Wann, wie und warum                                              Lehrerwohnhaus - ein
gibt es Bürgermeisterwahlen?                                     gesperrtes Tutzinger Denkmal
Der Gemeinderat Tutzing hat sich mehrheitlich mit 12 zu 5        Bei einer Begehung des alten Lehrerwohnhauses und des alten
Stimmen in seiner Sondersitzung am 19. September 2017            Volksschulgebäudes in der Greinwaldstraße mit dem Kreisbau-
für die Neuwahl eines hauptamtlichen Bürgermeister aus-          meister Dr. Ing. Christian Kühnel Mitte Oktober, wurden im al-
gesprochen. Diese Klärung wurde wegen den Tods des 1.            ten Lehrerwohnhaus erhebliche statische Mängel festgestellt.
Bürgermeisters Rudolf Krug innerhalb der Amtsperiode             Daraufhin wurde ein sofortiges Betretungsverbot für das Leh-
notwendig. In Bayern obliegt es unter bestimmten Voraus-         rerwohnhaus ausgesprochen. Die dort befindliche BRK-Mittags-
setzungen dem Gemeinderat sich zwischen den Varianten            betreuung kam sofort und bis auf Weiteres in der Rathaustenne
eines ehren- und eines hauptamtlichen Bürgermeisters zu          unter. Die Musikschule weicht auf Klassenzimmer der Schulen
entscheiden. Ein ehrenamtlich tätiger Bürgermeister ist bei      aus. Für die JM Tutzing und den Billardclub Tutzing gibt es noch
Gemeinden bis zu 10 000 Einwohnern möglich.                      keine Ausweichquartiere. Eine Überlegung für die JM könnte
                                                                 das ehemalige Sportlerstüberl sein. Das Material der Tutzinger
                                                                 Gilde wird erst bei Bedarf umgelagert. Das alte Schulhaus kann
                                                                 weiter genutzt werden. Als Sofortmaßnahme wurde ein zwei-
                                                                 ter Fluchtweg erforderlich, der jetzt über eine provisorische
                                                                 Außentreppe eingerichtet ist. Wie umfangreich und langwierig
                                                                 der Sanierungsbedarf an den denkmalgeschützen Gebäuden
                                                                 ist, war noch nicht genau festzustellen. In den letzten Monaten
                                                                 wurde erst aufwändig die Heizungsanlage saniert.             CP

Gesucht - der neue Rathauschef.
Bürgermeisterwahlen sind gesetzlich reglementiert   Foto: HKM

Ehrenamtlicher Bürgermeister
Gemeinderat: Entscheidet, ob er einen ehrenamtlichen Bür-
                                                                 Schön anzuschauen, aber baufällig
germeister möchte. Ein ehrenamtlich tätiger Bürgermeister
ist bei Gemeinden bis zu 10 000 Einwohnern möglich. Es           Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurde auf dem freien Wiesen-
gibt keine Begrenzung des Eintrittsalters.                       gelände, der so genannten Schulerbreiten, im Winkel zwi-
Bezüge: Die monatliche Aufwandsentschädigung bei nicht           schen Hauptstraße und Traubinger Straße, das für die da-
kontingentierte Arbeitszeit wird vom Gemeinderat nach der        malige Zeit imposante Schulgebäude mit Lehrer­wohnhaus,
Wahl festgelegt. Nachweislich geleistete Stunden werden          damals wohl das schönste weit und breit, erbaut. Die Lehrer
mit der Aufwandspauschale abgegolten.                            wohnten direkt bei der Schule, im Keller war ein sog. Volks-
Amtszeit: Neuwahl eines ehrenamtlichen Bürgermeisters            bad, das noch lange erhalten blieb. 1945 wurden Schule und
würde in der Regel am 30. April 2020 mit dem Ende der be-        z.T. auch Lehrerwohnungen Lazarett für Soldaten, dann Un-
stehenden Amtszeit des derzeitigen Gemeinderats stattfin-        terkunft für entlassene KZ-Häftlinge, dann für verwundete
den. Damit würden die Wahlen zum Rathauschef und Ge-             SS-Leute als Kriegsgefangene.
meinderat wieder parallel zu den Kommunalwahlen statt-
finden.                                                          Anfang Juni 1945 beschlagnahmen amerikanische Truppen
Hauptamtlicher Bürgermeister                                     die Lehrerwohnungen und die dort wohnenden Lehrer muss-
Begrenzung des Eintrittsalters: 65 Jahre (Antrag auf Erhö-       ten sich, wie viele andere Tutzinger auch, auf die Suche nach
hung bis 67 Jahren liegt vor und könnte ab 2020 in Kraft         Notunterkünften machen. Später war die erste Gemeindebü-
treten).                                                         cherei (während des Krieges war in diesem Raum der OP) im
Bezüge: Besoldungsgruppe A 16 als Grundgehalt plus Auf-          alten Lehrerwohnhaus untergebracht. Musikschule, Mittags-
wandsentschädigung.                                              betreuung, Junge Mannschaft, Hausmeisterwohnung und
Arbeitszeit Leistungsprofil: Wird durch das Beamtengesetz        Billardclub haben hier bis heute Platz gefunden. Nachdem
geregelt, keine Überstundenvergütung.                            die Gemeindekassen in Tutzing chronisch leer sind, wurde
Amtszeit: Der hauptamtliche Bürgermeisters wird für sechs        sowohl im alten Schulhaus als auch bei den früheren Lehrer-
Jahre gewählt. Damit findet künftig alle drei Jahre eine Rat-    wohnungen wenig saniert, vieles ist im Originalzustand er-
hauswahl statt, zum einen der Gemeinderat in der allgemei-       halten. So konnte inzwischen der gesamte Gebäudekomplex
nen Kommunalwahl, zum anderen die Bürgermeisterwahl.             aus Schulhaus und Lehrerwohnhaus unter Denkmalschutz
                                                         HB     gestellt werden.                                          TN

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durchaus existenzbedrohend sein können. Ältere Menschen
 S C H L A G L I C HT                                            bekommen heute keinen Kredit mehr, so dass eine Finanzie-
                                                                 rung nicht selten nur über die Eintragung einer Grundschuld
                                                                 oder den Verkauf des Hauses möglich ist.
Straßenbaukosten                                                 Das Thema Anliegerumlage ist auch in Tutzings Nachbarge-
                                                                 meinden strittig.
und Anliegerbeteiligung                                          So sollte nach Beschluss des Feldafinger Gemeinderates die
Beim Ausbau einer Straße bitten die Gemeinden die Grund-         alte Traubinger Straße im Zuge des Baues der fehlenden Tag-
stückseigentümer an der Straße (Anlieger) zur Kasse.Grund-       wasserkanäle in der Straße ausgebaut werden. Die entspre-
stückseigentümer müssen bereits bei der Erschließung, also       chenden Wasserleitungen verlaufen heute teilweise über
bei dem Bau der Straße, zahlen. Nach der heutigen Regelung       Privatgrundstücke. Die Anrainer, die den Großteil der Kosten
müssen die Gemeinden die Abgaben in einer Satzung festle-        tragen sollten, taten sich zusammen und legten massiven
gen. Rechtsanwältin Hertlein schreibt, dass das Landratsamt      Protest ein. Der Bürgermeister Sontheim schaffte es, dass die
als Rechtsaufsichtsbehörde nach Recht und Gesetz an Art.         Grundstückseigentümer der Eintragung einer Grunddienst-
5 Abs. 1 Satz 3 an das Kommunalabgabegesetz (KAG) ge-            barkeit zustimmten. Damit konnte der geplante Ausbau,
bunden ist. Hier ist festgelegt, dass die Gemeinden Grund-       zumal die Straße in einen normalen Zustand ist, verzichtet
stücksbesitzer an den Straßen an den Ausbaukosten beteili-       werden. Das Problem konnte so zur Zufriedenheit aller Be-
gen müssen. Wie hoch die umgelegten Kosten sind, wird in         troffenen und Beteiligten gelöst werden.
einer Satzung festgelegt. Dabei wird die Grundstücksfläche       Die Bürgermeisterin der Stadt Starnberg hat im vergange-
mit einem Nutzungsfaktor, der sich aus der Bebauung und          nen Jahr eine entsprechende Satzung aufgehoben. Der
dem Ertrag des Grundstücks ergibt, multipliziert                 Einspruch gegen diesen Bescheid wurde vom Landratsamt
Auch bei größeren Reparaturen und Erneuerungen sind die          abgelehnt. Bei der folgenden gerichtlichen Auseinanderset-
Straßenanlieger wieder gefragt.                                  zung hat Starnberg verloren. Mit Mehrheit des Stadtrates
Für Rechtsanwalt Rudolf Stürzer, Vorsitzender des Aufsichts-     wurde Bürgermeisterin Eva John beauftragt, gegen diesen
rates von Haus & Grund Bayern, ist hier ein Umdenken not-        Gerichtsbescheid zu klagen.
wendig. Praktisch würde nur ein bestimmter Personenkreis         Zwischenzeitlich gab es Anfang Oktober in Schongau eine
durch wiederkehrende Beiträge belastet.                          größere Demonstration gegen die Stadt. Sie hat es versäumt
Vor allem wird seitens dieses Verbandes kritisiert, dass         gegen den Bescheid für die Einführung einer Satzung zur
Baumaßnahmen nicht notwendig wären, wenn die Straßen             Kostenbeteiligung der Anrainer Einspruch einzulegen. In
regelmäßige instand gehalten würden. Daraus resultiert die       vielen weiteren Gemeinden und Städten gibt es zunehmend
Forderung von Haus & Grund, alle Bürger an den Kosten zu         Widerstand gegen diese Art der einseitigen Belastung.
beteiligen. Die Abgabe würde sich sodann für die Einzel-         Wilhelm Hartmann vertritt in einem Leserbrief im Starnber-
nen in tragbaren Grenzen halten. Dabei kann die Bayerische       ger Merkur die Meinung, dass eine Grundsteuererhöhung
Staatsregierung den Gemeinden als ein weiteres Finanzie-         von ca. 10 Prozent eine gerechtere Lösung wäre. Hier wür-
rungsinstrument eine Infrastrukturabgabe zur Verfügung           den alle Grundstückseigentümer minimal belastet, nicht nur
stellen.                                                         die an der Straße.
Die Diskussion über das Kommunalabgabegesetz von 2015,           Freilich: Da die Grundsteuer auf die Mieter umgelegt wer-
das 2016 geändert wurde, ist bei den Parteien in vollem          den kann, würde dies nicht nur die Grundstücks-Eigentümer
Gange. Die Lektüre der Entwürfe, aber auch die Gespräche         treffen. Möglich sollte sein, in einer entsprechenden Sat-
erweckten bei Teilnehmern und Beobachtern den Eindruck,          zung einmalig den Grundsteuerbescheid B zur Berechnung
dass die bei der Expertenanhörung anwesenden Abgeord-            zu benutzen. Diese Gelder dürften nicht als Steuer benannt
neten die Überlegungen nicht verstanden oder nicht verste-       werden, es müsste sichergestellt sein, dass diese nur zweck-
hen wollen                                                       gebunden verwendet werden dürfen.                       PGs
Das jetzige Gesetz geht von der unzeitgemäßen Annahme
aus, dass der Grundstückseigentümer an der Straße durch
seine Möglichkeit der Nutzung der Anlage besondere Vor-           Nach der Rechtsprechung des Bayerischen Verwaltungs-
teile hat, man belastet ihn daher mit der Beitragslast. Dieser    gerichtshofs sind für einen Sondervorteil im Sinne von
abstrakte Vorteilbegriff verfolgt die Verhältnisse seit 100       Art. 5 KAG zwei Merkmale entscheidend:
Jahren, aber geht am Kern des Problems vorbei.                    - die spezifische Nähe des Grundstücks zur ausgebauten
Allenfalls für Erschließungsbeiträge lässt sich so ein Vorteil    Ortsstraße, wie es bei Anliegergrundstücken und ihren
noch herleiten. Doch für die Erneuerung und Instandhal-           aus dem Blickwinkel einer rechtlich gesicherten Inan-
tungsmaßnahmen gibt es keinen Sondervorteil. Die Nut-             spruchnahmemöglichkeit grundsätzlich gleich zu stel-
zung der Straßen ist ja nicht auf deren Anlieger beschränkt.      lenden Hinterliegergrundstücken gegeben ist, sowie
Vielmehr ziehen alle, auch die Gemeinde, aus der Nutzung          - eine Grundstücksnutzung, auf die sich die durch den
erhebliche Vorteile, etwa als Besucher, Gäste, Mieter, Liefe-     Ausbau verbesserte Möglichkeit, als Anlieger von der
ranten, Gewerbetreibende. Daher ist es grundsätzlich falsch       Ortsstraße Gebrauch zu machen, positiv auswirken kann.
den Grundstückseigentümern an den Straßen einen allei-            Den Eigentümern von Flächen, bei denen beide Voraus-
nigen Vorteil zuzusprechen.                                       setzungen vorliegen, kommt der Straßenausbau in einer
Die als Konsequenz aus der derzeitigen, gesetzlichen Rege-        Weise zugute, die sich aus dem Kreis der sonstigen Stra-
lung zu zahlenden Beiträge befinden sich häufig im mittle-        ßenbenutzer heraushebt und die Heranziehung zu einem
ren fünfstelligen Bereich, die viele Anlieger finanziell über-    solchen Beitrag rechtfertigt (so VGH München im Urteil
fordern. Unsere Gemeinde hat Teilzahlungen in Aussicht            vom 06.04.2017).
gestellt, die aber das Problem nicht lösen und für Einzelne

Heft 11 /17                                                                                                                15
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