Natur in Berlin Naturerlebnis und Naturschutz in Berlin, Ausgabe 2/2020 - Exkursionsprogramm von Juni bis September 2020
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Landesverband Berlin Natur in Berlin Naturerlebnis und Naturschutz in Berlin, Ausgabe 2/2020 Exkursionsprogramm von Juni bis September 2020
LIEBE MITGLIEDER, LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE DES NABU, AKTUELLES Waschbär contra Waldkauz 3 NABU und Corona dieser tagaktive, kolibriähnliche SCHWERPUNKT KLIMAWANDEL Moorrenaturierung 8 11 SPEKTRUM tige CO2 NABU VOR ORT BERLINER MITBEWOHNER TERMINE, RÄTSEL, KONTAKTE 17 Neu: Broschüren unserer Projekte "Artenschutz am Gebäude" und "Hymenopterendienst" IMPRESSUM Redaktion: Text und Layout Redaktionelle Beiträge Rainer Altenkamp, Anzeigendaten: NABU Berlin e.V., Wollankstraße 4, 13187 Berlin, Mediadaten ; Erscheinungsweise Nächster Redaktionsschluss 03.08.20, nächster Veran- staltungszeitraum Papier 100% Recycling, 13.700, Druck Bildnachweis: Titel: Taubenschwänzchen: Roger Hinweise der Redaktion: der Genehmigung. Bankverbindung Spendenkonto NATUR IN BERLIN 2/20
AKTUELLES | 3 Neulich am Hermsdorfer See Vier Eier hatte das Waldkauz-Weib- chen gelegt und bebrütet. Die Be- obachter*innen der Waldkauz-Livecam Waschbär vertilgt Waldkauz-Gelege des NABU Berlin warteten Ende März gespannt auf das erste Küken, dessen Schlupf kurz bevorstand. Doch da durch- kreuzte ein Waschbär die Familiengrün- dung am Hermsdorfer See: Trotz Rutsch- folie um den Stamm gelang es dem Tier, den Baum zu erklettern und sich durch das Loch des Nistkastens zu zwängen, als beide Eltern gerade abwesend waren. Nach der Eiermahlzeit schaffte er es nicht sofort, sich wieder hinauszuwin- den, und blieb zwei Tage lang im Nist- kasten. Erfreulicherweise und durchaus überraschend starteten die Käuze Ende April einen zweiten Brutversuch. Die Bezirksgruppe Reinickendorf hat den Baumstamm zusätzlich mit einer Plexi- glashülle gesichert, so dass die Vögel doch noch eine Chance auf Nachwuchs haben. Wichtige Mitteilung Kohlmeise. Der Mauersegler ist damit der gro- ße Gewinner in diesem Jahr, al- lerdings dürfte dem Zugvogel Da nach der zum Zeitpunkt der Druckle- der relativ späte gung geltenden Berliner Corona-Verord- Zähltermin ge- nung größere Versammlungen immer holfen haben. noch verboten sind, kann die jährliche Anfang Mai keh- Mitgliederversammlung des NABU-Lan- ren schließlich desverbands Berlin leider nicht wie in von Tag zu Tag der letzten Ausgabe angekündigt am 10. mehr Vögel aus ihren afrikani- Da nicht alle unsere Mitglieder über schen Winter- die technischen Voraussetzungen für quartieren zu- eine Video-Konferenz verfügen und zu- dem Abstimmungen online schwierig Mehr Mauersegler, rück. Trotzdem hat Berlin seinen Status als „Mauersegler-Hauptstadt“ wieder ein- durchzuführen sind, haben wir uns entschieden, die diesjährige Mitglieder- weniger Blaumeisen mal deutlich gemacht. Mit ein wenig Bangen erwartete der versammlung auf den 21. September NABU die Zahlen zur Blaumeise. Schließ- 2020 zu verschieben. Zeit und Ort blei- lich waren in diesem Frühjahr, kurz vor ben gleich, nämlich 18 bis 21 Uhr im der Aktion, ungewöhnlich viele tote Vö- Versammlungsraum "Storch" des NABU- Wie in ganze Deutschand war auch in gel dieser Art aufgefunden worden. Als Bundesverbands, Charitéstraße 3, 10117 Berlin die „Stunde der Gartenvögel“ Auslöser des Blaumeisensterbens gilt Berlin. Auf der Agenda stehen unter an- Anfang Mai, die dieses Jahr bereits zum eine Bakterieninfektion. derem die Entlastung des Vorstands, die 16. Mal stattfand, ein überwältigender Neuwahl des/der 2. Vorsitzenden und die Erfolg: Mit fast 5.000 Teilnehmer*innen Blaumeisensterben auch in Berlin Wahl der Delegierten für die Bundesver- (Zwischenstand vom 13. Mai, es konnte Ihren Schwerpunkt hatte die Krankheit treterversammlung. Die vollständige Ta- noch bis zum 18. Mai nachgemeldet wer- im Westen und Nordwesten, Berlin war gesordnung ist in der "Natur in Berlin" den) hat sich die Resonanz im Vergleich eher wenig betroffen. Aber auch hier Heft 1/2020 einzusehen. zu 2019 nahezu verdoppelt. wurde die Blaumeise seltener festgestellt Sollten die weiteren Entwicklungen in Wie üblich in Berlin und bundesweit als in den Jahren zuvor. Nahm sie 2019 der Corona-Krise neue Änderungen erfor- steht der Haussperling unangefochten - derlich machen, informieren wir unsere an der Spitze der gemeldeten Arten, ge- gels ein, so lag sie 2020 bei Drucklegung Mitglieder in der nächsten Ausgabe. folgt von Star, Mauersegler, Amsel und nur noch auf Platz 8. ap NATUR IN BERLIN 2/20
4 | AKTUELLES / MEINUNG Wohnraum unter Brücken NABU-Klage erfolgreich Im Oktober 2019 hatte der NABU Berlin gegen die Ausnah- Ruhestätten von Fledermäusen beim Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals (FED) geklagt. Anfang März 2020 stellte der Bauherr nun einen neuen Ausnahmeantrag und legte zugleich - maus vor. Der Bauherr hat darin praktisch alle vom NABU be- mängelten Punkte des ersten Konzepts korrigiert und die von uns geforderten Maßnahmen übernommen. - struierte Großraumquartiere an zwei benachbarten Brücken montiert. Sie ersetzen das mindestens temporär wegfallende Wochenstubenquartier im Sockelgewölbe des FED. Nach den Bauarbeiten wird dann auch das Quartier im Sockel wieder op- timiert. Der Erfolg der Maßnahmen wird über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren kontrolliert. Zudem wird ab 2020 im Sommer aufhalten und wo ihre Quartiere sind. Falls not- wendig, kann dann mit weiteren Maßnahmen nachgesteuert werden, um Quartiere neu zu schaffen oder zu verbessern. Die beklagte Senatsverwaltung (SenUVK) hat in einer neuen Ausnahmegenehmigung alle Punkte des veränderten Konzepts übernommen und die alte Genehmigung zurückgezogen. Da- mit ist unser Klagegrund nun entfallen. Natürlich kann man erst dann ein wirklich positives Fazit ziehen, wenn die Wasser- aber ein erster großer Schritt dahin ist gemacht! ra Seit Anfang April Berger studierte Ab sofort ist eine Stelle im Rahmen des unterstützt Anna Biologie und pro- Bundesfreiwilligendienstes in der NABU- Hannappel als movierte in der Wildvogelstation zu besetzen. Zu den Auf- Wildtierforschung gaben gehören sowohl die Versorgung der Team der NABU- Last, but not least Vögel als auch Bürgerberatung und organi- Wildvogelstation. hat auch die satorische Aufgaben. Anna ist Biologin G e s c h ä f t s s t e l l e Die Wildvogelstation in Marzahn-Hellers- und hat schon als Verstärkung be- dorf ist die einzige Einrichtung in Berlin, Kind – ihr Vater kommen: Seit Mai Nina Baudis die sich um verletzte und kranke Wildvö- ist Hobbyornitho- ist Nina Baudis als gel kümmert. Mauersegler, Amseln und loge und NABU-Mitglied – ihre Liebe zur Nachfolgerin von Alexander Gürtler für Rabenvögel, aber auch Ringeltauben und Natur entdeckt. Als wissenschaftliche Ehrenamtskoordination und Fundraising Mitarbeiterin der Auwaldstation Leipzig verantwortlich. Nina hat einen Master in in Aufzuchträumen und Volieren fachge- sowie bei Praktika, unter anderem in ei- Wirtschaftswissenschaften und zuletzt recht versorgt und optimal auf die Wie- nem Vogelprojekt im Fernen in einer Kinderrechtsorga- derauswilderung vorbereitet. Mehr als 80 Osten Russlands und in einer nisation gearbeitet. In ihrer Prozent der aufgenommenen Vögel können Seehundaufzuchtstation, hat Freizeit beobachtet sie gerne wieder in die Natur entlassen werden. sie vielfältige Erfahrungen Vögel und kann nun auch im Im Frühjahr gilt es zudem immer wieder im praktischen Naturschutz - Stockenten, die in Balkonkästen oder an gesammelt. teressen nachgehen. Sie freut ähnlich ungeeigneten Orten ihr Nest ge- Eine neue, ebenfalls wis- sich schon auf die Zusammen- baut haben, mitsamt ihrer Brut vorsichtig senschaftlich hoch qua- arbeit und den Austausch mit umzusetzen. den Ehrenamtlichen und Mit- Interessent*innen melden sich bitte bei Anne Berger FG Säugetierschutz: Anne gliedern des NABU.olf Sonja Javernik (sjavernik@nabu-berlin.de). NATUR IN BERLIN 2/20
AKTUELLES | 5 Charta Stadtgrün enttäuscht Naturfreunde Von Flächensicherungen ist kaum noch die Rede programm zurück, das einen Biotopver- bund auf mindestens zehn Prozent der - lungsprogramm sieht hingegen nur noch ausgewählte Biotopverbundräume vor, bei denen zuvor obendrein Flächen- konkurrenzen zu klären sind. Ungebremster Flächenfraß Weiter fehlt ein klares Bekenntnis zum - Wälder und Seen außen vor, war die Hauptstadt schon 2016 zu 44,8 Prozent versiegelt, Jeden Tag werden weitere immer wieder Begehrlichkeiten. 5.490 Quadratmeter zugebaut. Um die Lebensqualität für Mensch, Am 21. April beschloss der Senat endlich dung der Charta – und damit den erklär- muss der dringend nötige Wohnungs- die „Charta für das Berliner Stadtgrün“, ten politischen Willen, das Stadtgrün zu erhalten. Allerdings bleiben die Charta und jede Versiegelung ist durch Entsie- - und das Handlungsprogramm – trotz gelung an anderer Stelle auszugleichen. tig vor weiterer Bebauung zu schützen. positiver Ansätze wie etwa der Taskforce Mindestens wäre eine jährlich zu über- Das zugehörige „Handlungsprogramm für die beschleunigte Ausweisung von prüfende Zielvorgabe für den Flächen- Berliner Stadtgrün 2030“ benennt kon- Schutzgebieten – deutlich hinter unse- verbrauch erforderlich gewesen. krete Projekte, um dieses Ziel zu errei- ren Erwartungen zurück. Leider wurden konkrete Aussagen zur chen. Die Vorlage geht nun an die Bür- Insgesamt wirkt die Charta an entschei- Finanzierung des Handlungsprogramms germeister zur Beratung und dann zur denden Stellen unkonkret und unver- aus dem Vorentwurf gestrichen. Umso Abstimmung ins Abgeordnetenhaus. bindlich. Vor allem ist das ursprüngli- wichtiger sind die bevorstehenden Vorangegangen war ein jahrelanger Be- che Ziel, ökologisch wertvolle Flächen Haushaltsverhandlungen. Wird das Pro- teiligungsprozess, in den sich auch der zu sichern, völlig ins Hintertreffen ge- gramm nicht mit genug Geld und Stellen NABU Berlin intensiv einbrachte. Grund- raten. So bleibt die Charta sogar hinter für die Bezirke unterfüttert, bleibt die sätzlich begrüßen wir die Verabschie- dem 2016 beschlossenen Landschafts- uk Richtigstellung Anzeige Es kommen auch wieder andere Zeiten: Naturerlebnisse 2020/21 - nicht nur für Ornithologen! In unserem Rück- Von Biologen und Landeskennern geführt, 2 - 10 Teilnehmer; Schwerpunkt Ornithologie (*): blick auf 30 Jah- re NABU Berlin in Heft 1/2020 ist uns leider ein Fehler unterlau- fen: Auf Seite 9 haben wir irrtüm- lich Wolfgang Steffenhagen als Foto: Goliath/wikimedia.org ersten Leiter der Bezirksgruppe Schöneberg-Steglitz ge- nannt. Matthias Mundt, heutiger Leiter weitere Informationen bei: der BG Steglitz, wies uns darauf hin, dass tatsächlich Ingo Hoepner als erster Reisen in die Natur Stuttgarter Str. 7, D-73630 Remshalden, Tel: 07151 / 99 46 10; die 1997 gegründete Gruppe leitete. Auf Fax: 99 46 11; Mail: j-griesinger@reisen-in-die-natur.de; www.reisen-in-die-natur.de ihn folgte dann Wolfgang Steffenhagen, heute Leiter der FG Umweltbildung. NATUR IN BERLIN 2/20
6 | SCHWERPUNKT Neue Bäume braucht Auf dem Naturschutztag 2020 diskutierte K limaanpassung und Biodiversi- immerhin 60 Prozent der Linden noch tät“ war das Motto des 21. Ber- gesund sind, steht es vor allem um die liner Naturschutztags, der mit Ahorne schlimm, die zu 62 Prozent 280 Teilnehmer*innen auch in diesem Schadsymptome zeigen. Jahr wieder gut besucht war. „Bäume Viele Bäume leiden an einer nicht-pa- Quercus sind die ersten Opfer des Klimawan- rasitären Komplexkrankheit, kurz: sie frainetto, die dels“, mahnte Stefan Tidow von der Se- mickern, ohne von Schädlingen befallen natsverwaltung für Umwelt in seinem zu sein. Die allerdings gibt es ebenfalls reichlich, vor allem diverse Pilzerkran- kungen setzen den Bäumen zu. Versu- Nicolas A. Klöhn, freier Sachverstän- che, kümmernde Straßenbäume durch diger für Bäume, wies darauf hin, dass intensives Wässern und Düngen zu re- Berlins Straßenbäume zumeist Klone vitalisieren, zeigten Erfolg, lassen sich seien, es sich genetisch betrachtet also auf breiter Front aber schwer umsetzen. nur um wenige Individuen handele. Nur Computermodelle sollen künftig helfen, weil diese Klone nicht mit den veränder- den richtigen Zeitpunkt für Gießaktio- ten Bedingungen zurecht kämen, müsse nen zu finden. dies keinesfalls für alle Angehörigen der Aus Sicht von Jäckel führt jedoch kein Art gelten. Weg daran vorbei, von dem bisherigen Bäume, eigentlich der Inbegriff des Soli- Artenmix Abstand zu nehmen und neue den, sind zudem zu einem globalisierten "Wir müssen auf stadttolerante Bäume zu erproben. Diese müssen drei Wirtschaftsgut geworden, was ihre Wi- Arten setzen!" Kriterien erfüllen: Streusalz tolerieren, derstandskraft nicht gerade steigert. Oft Dr. Barbara Jäckel das immer wärmere Stadtklima ertra- ist ihre eigentliche Herkunft kaum noch gen und möglichst einen Lebensraum nachvollziehbar. Es gibt Betriebe, die auf für Tiere bieten. die Aufzucht von Sämlingen spezialisiert Grußwort, und um Bäume drehten sich Ein beliebter Parkbaum wie der Ging- sind, die dann, häufig in Italien, weiter- auch die meisten Vorträge. Nachdem ko bleibt da schon kultiviert werden und Vorstandsmitglied Thomas Tennhardt einmal außen vor: nur die letzten Jahre auf 30 Jahre NABU Berlin zurückge- Bei Untersuchun- in einer Baumschule blickt und Horst Korn vom Bundesamt gen fand sich kein in Deutschland ver- für Naturschutz in die Problematik des einziges Insekt, das bringen. Klimawandels eingeführt hatte, ging es an seinen Blättern Ohne Not, lediglich durchaus kontrovers zur Sache. fressen mochte. Hart aus Profitstreben, wer- Barbara Jäckel vom Berliner Pflanzen- im Nehmen und zu- den die meisten Sor- schutzamt gab einen deprimierenden gleich recht beliebt ten zudem veredelt, Überblick über die Situation der Berliner bei Insekten ist hin- weil sie so schneller Stadtbäume. Nach einer Reihe überwie- gegen die Ungarische wachsen und markt- gend trockener Jahre, in denen es vor Eiche (Quercus frainet- reif werden. Doch die allem an Niederschlägen im Frühjahr to), die Jäckel für ei- "Grundstücksbesitzer sollten Pfropfstelle bleibt ein mangelte, ist fast die Hälfte der Bäume nen viel versprechen- Schwachpunkt, der zur Baumpflanzung geschädigt. den Stadtbaum hält. die Lebensdauer des Derzeit machen nur vier Gattungen das Andere Referenten verpflichtet werden." Baumes mindert – und Gros der Stadtbäume aus: Linde, Ahorn, teilten ihre Einschät- Klaus Koziolek zu gefährlichen Stamm- Platane und Rosskastanie. Während zung jedoch nicht. brüchen führen kann. NATUR IN BERLIN 2/20
SCHWERPUNKT | 7 Gefördert durch: t die Stadt!? ten die Experten über das Stadtgrün der Auch Jens Esser von destzahl von Bäumen Um ihr Überleben in einer immer wär- der Entomologi- pro Grundstücksflä- meren und trockeneren Zukunft zu schen Gesellschaft che festzuschreiben. sichern, haben die Berliner Forsten Orion hält wenig von Wer dann überzähli- ein ehrgeiziges Waldumbauprogramm der Einführung neu- ge Bäume fälle, müsse gestartet. In den nächsten Jahren soll er Arten. „Fremde keinen Ersatz leisten; die Hälfte der insgesamt 25.000 Hektar Baumarten bieten Besitzer kahler Flächen wenig Lebensraum wären hingegen ver- dass sie zu mehr als 90 Prozent mit für einheimische pflichtet, Bäume nach- Laubbäumen bewachsen ist. Derzeit Arten“, sagt Esser. zupflanzen. bedecken Kiefern fast zwei Drittel der Stadtbäume seien Gute und schlechte Flächen. wichtige Habitate "Mit neuen Bäumen kommen Nachrichten gab es aus Dabei sollten die Förster möglichst auf für viele Käfer, auch auch neue Insekten!" den Berliner Forsten. natürliche Verjüngung setzen, da von wenn wertvolles Tot- Jens Esser Die schlechte Nachricht: selbst aufwachsende Bäume optimal an holz oft Verkehrssi- Nur acht Prozent der den Standort angepasst sind. Exotische cherungsmaßnahmen zum Opfer falle. Waldbäume sind ganz gesund. Bäume Baumarten sind übrigens in den Berli- „So genannte Klimabäume bringen zu- aller Arten und Altersgruppen zeigen ner Forsten kein Thema: „Wir arbeiten dem das Risiko mit sich, neue Insek- Krankheitssymptome. Zum Glück aber, mit heimischen Baumarten weiter“, tenarten einzuschleppen“, mahnt Es- beruhigte Dirk Riestenpatt von den Ber- sagte Riestenpatt. Alexandra Rigos ser. Solche Neozoen gibt es schon viele. liner Forsten, sterben die Wälder hier im So haben in diesem Winter zahlreiche Gegensatz zu Fichtenmonokulturen an- Berliner*innen Bekanntschaft mit der massenhaft auftretenden mediterranen Lindenwanze geschlossen. Andere Sechsbeiner sind weniger harm- los. An den hitzeresistenten Gleditschi- en etwa treten Samenkäfer auf, die auch essbare Hülsenfrüchte befallen. Zudem Kiebitze und Orchideen statt können eingeschleppte Arten einheimi- sche Insekten verdrängen. Sedumsteppen Wichtiger noch als die Frage, welche Ar- ten man pflanzen sollte, ist es freilich, Stadtgrün bedeutet mehr als nur Bäume, und es muss auch nicht immer fest im überhaupt Bäume zu pflanzen. Und das Erdboden verwurzelt sein. Dass Gründächer um ein Vielfaches mehr Biodiversität passiert viel zu selten. Klaus Koziolek beherbergen können als die bei uns üblichen Sedumpflanzungen, zeigte Dr. Ste- vom Umweltamt Spandau wies daruf phan Brenneisen von der Züricher Hochschule für angewandte Wissenschaften. hin, dass nicht einmal jeder zweite ge- Bei einer ausreichend dicken und idealerweise abwechslungsreich modellierten fällt Baum durch einen neu gepflanzten Substratschicht – das Mindestmaß für ein ökologisch wertvolles Habitat scheinen ersetzt wird. zwölf Zentimeter zu sein – gedeihen auf Dächern artenreiche Wiesen, die trotz Ein Grund dafür sind Schwächen der ihrer Lage in luftiger Höhe viele Insekten anlocken. So wiesen Schweizer Forscher Baumschutzverordnung, die Eigentü- auf Gründächern in Basel bis zu 79 Käferarten nach, darunter Rote-Liste-Arten. mer von Grundstücken mit vielen Bäu- Auf einer älteren Anlage in Wollishofen hat sich auf einer 20 Zentimeter dicken men benachteiligt. Deshalb pflanzen Substratschicht sogar eine Orchideenwiese voller Knabenkräuter entwickelt. Da viele Menschen erst gar keine Bäume. erstaunt es kaum noch, dass auf Schweizer Gründächern immer mehr Kiebitze Fairer wäre es, so Koziolek, eine Min- nisten, die im intensiv genutztem Umland nicht mehr brüten können. NATUR IN BERLIN 2/20
8 | SCHWERPUNKT Nach der Renaturierung Magie der Moore Wie aus CO2 M aisäcker, Windräder, für zersetzt sich das organische Material les Naturerbe bei der Moorsanierung Wasserkraftwerke verbau- allmählich, und die ehemalige Senke im Biesenthaler Becken nordöstlich te Flussläufe – aus Sicht verwandelt sich in eine kräftig spru- von Berlin. In der Hauptstadt selbst der Naturschützer hat die deutsche delnde CO2-Quelle. Allein in Deutsch- hat die Stiftung Naturschutz Ber- Klimapolitik einige fatale Neben- land stoßen entwässerte Moore jedes lin die Moore Kleine Pelzlaake und wirkungen. Doch Klima- und Natur- Jahr doppelt so viel CO2 aus wie ein Krumme Laake südlich des Müggel- schutz müssen nicht zwangsläufig großes Braunkohlekraftwerk. sees renaturiert – als Ausgleich für in einem Zielkonf likt stehen: Zuneh- „Wer ein Glas Milch von einer entwäs- Flugreisen Berliner Landesbedienste- mend setzt sich die Einsicht durch, serten Moorwiese trinkt, kann genau- ter. Bislang sind die Projekte insge- dass natürliche Ökosysteme wie Wäl- so gut ein Glas Benzin verbrennen“, samt aber viel zu kleinräumig, um der, Moore und Graslandschaften sagt Hans Joosten von der Universität das Klima nennenswert zu entlasten. enorme Mengen CO 2 speichern – und Greifswald. Joosten ist ein lautstarker Wissenschaftler von der Humboldt- dass ihr Schutz oder ihre Wiederher- Verfechter der Moorrestaurierung. Er Universität haben eine Bestands- stellung eine wirksame Klimaschutz- fordert, trocken gelegte Moorböden aufnahme aller Berliner Moore vor- maßnahme darstellt. in großem Stil wieder zu vernässen, genommen und für jedes Gebiet Die wohl größten Kohlenstoffsenken um die CO2-Quellen wieder in Senken Entwicklungsziele vorgeschlagen. des Planeten sind die Moore. Welt- zu verwandeln. Ihr betrübliches Ergebnis: Von einst weit enthalten sie doppelt so viel 2.900 Hektar Moor, die zu Beginn des Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde Win-win-Situation 20. Jahrhundert existierten, sind nur zusammen, obwohl diese zehnmal Eine Win-win-Situation, denn von noch 740 Hektar übrig – und ein er- mehr Fläche einnehmen. Leider be- den großf lächig wiederhergestellten heblicher Teil davon sitzt mehr oder finden sich die Feuchtgebiete häufig Feuchtgebieten würden auch viele weniger auf dem Trockenen. in katastrophalem Zustand. Tierarten und seltene Pf lanzen pro- Die größte zusammenhängende Flä- In Deutschland ist nur noch ein Pro- fitieren – und natürlich menschliche che sind die Gosener Wiesen in Kö- zent der ursprünglichen Moorf läche Naturliebhaber. Da gesunde Moore penick, weitere bedeutende Areale wirklich intakt. Wo einst Torfmoos wie gewaltige Filter wirken, sänke zu- haben sich im Tegeler Fließtal, im wuchs und Nebel waberten, bestel- dem die Nitratbelastung des Grund- Grunewald und im NSG Bogensee- len heute Landwirte den Boden. wassers. kette erhalten. Allein in den Gosener Mit der Entwässerung geht nicht Vielerorts haben Naturschützer*innen Wiesen sind 150.000 Tonnen Koh- etwa nur die CO2-Speicherfähigkeit bereits Projekte zur Moorrenaturie- lenstoff gespeichert, davon drohen des Moors verloren – im Gegenteil: rung in Angriff genommen. So enga- wegen der teilweisen Entwässerung Im trocken gefallenen Moorboden giert sich die NABU-Stiftung Nationa- 24.000 Tonnen freigesetzt zu werden. NATUR IN BERLIN 2/20
SCHWERPUNKT | 9 Gegenmaßnahmen wären also drin- wiederholt unter die kritische Marke gend angezeigt. Der Managementplan gesunken. Auch künftig sollen ledig- des Senats für Moore in FFH-Gebieten lich übers Jahr gerechnete Förder- liegt noch immer nicht vor. "Moorre- mengen verbindlich vorgeschrieben Klimanotlage: Gute naturierung auf größeren Flächen ist werden. Damit verstößt Berlin ge- in einer dicht besiedelten Region wie gen die FFH-Richtlinie der EU, nach Berlin schwierig", gibt Justus Meiß- der sich der Erhaltungszustand ge- ner von der Stiftung Naturschutz schützter Lebensräume und Arten Berlin zu bedenken, die derzeit nach nicht verschlechtern darf. einem neuen Projektgebiet sucht. Außerhalb der Berliner Landesgren- In der Praxis wirft die Moor-Repara- zen sind es vor allem die Interessen tur allerlei Probleme auf: Flächen der Landwirtschaft, die eine Moor- befinden sich in Streubesitz, so dass wiedervernässung in größerem Aus- sich die Eigentümer schwer ermitteln maß blockieren. Immerhin sieben lassen; Pferdehalter wollen ihre Wei- Prozent der deutschen Agrarf läche den nicht überschwemmt sehen; Bür- sind entwässerte Moore – die aber ger protestieren gegen die Rodung verursachen mehr als ein Drittel der von Bäumen. CO2-Emissionen aus dem gesamten Tatsächlich kann die Renaturierung Sektor Landwirtschaft. zunächst bra- Ein Ausweg chial anmuten. aus dem Di- Häufig müssen Bäume entfernt werden, da ihre lemma könnte die so genann- te Paludikultur S eit Ende 2019, noch lange bevor wir ahnten, dass die Covid-19-Pandemie unser Leben einmal auf links krempeln durstigen Wur- sein, die Land- würde, hat der Berliner Senat die Klima- zeln den Boden wirtschaft auf notlage ausgerufen. Alle Beschlüsse des austrocknen. nassem Grund. Senats werden seitdem einem Klima-Check In der Östli- Mögliche Er- unterzogen, das Energiewendegesetz soll chen Krummen zeugnisse sind novelliert und das Berliner Energie- und Laake wurden nachhaltig an- Klimaschutzprogramm um weitere Maß- die Stubben so- gebautes Torf- nahmen angereichert werden. gar mit einem moos für die Das klingt gut, aber bindende Wirkung Bagger heraus- Gemüsekul- hat die Klimanotlage nicht. Wie bisher fin- gezogen, weil tur, Schilf und det Klimaschutz nur dann statt, wenn er sie die natür- Rohrkolben in die politische Agenda passt. Immerhin liche Entwick- für Dämmplat- muss sich rechtfertigen, wer Klimaschutz lung des Moors ten und Bio- nicht ernst nimmt. Wenn wir die Erderhit- behinderten. masse, Erle als zung auf 1,5 Grad begrenzen wollen, wer- In der Kleinen Holzlieferant. den wir mehr als bisher alle Entscheidun- Pelzlaake wie- Derart genutzte gen, die wir treffen, hinterfragen müssen. derum war es nötig, einen artenar- Moore sind für Artenschützer zwar Den nötigen Mentalitätswandel hat die men Bestand aus Pfeifengrashorsten weniger attraktiv als nährstoffarme Klimanotlage hoffentlich angestoßen. abzuplaggen. Das Ergebnis solcher Hochmoore mit ihrer einzigartigen Natürlich kann man die Klimanotlage Eingriffe sieht zunächst nicht hübsch Flora und Fauna, allemal jedoch als Symbolpolitik ohne konkrete Wirkung aus, doch schnell erobern Torfmoos, wertvollere Habitate als intensiv be- verspotten. Aber ist nicht die stetige Erin- Wollgras und Sonnentau die entblöß- wirtschaftete Äcker und Wiesen. nerung daran, dass die Klimakrise nicht ten Flächen zurück. Um die Klimaziele von Paris einzu- wartet, genau das, was wir jetzt brau- Die momentan größten Feinde der halten, rechnet Joosten vor, müssten chen? Während aktuell die Hauptstadt Berliner Moore sind die Trockenheit bis 2050 weltweit 500.000 Quadrat- nahezu still steht, werden Maßnahmen der letzten Jahre und der Durst der kilometer Moor wieder vernässt wer- diskutiert, wie nach dem Lockdown das Großstadt. Noch immer entnehmen den. Deutschland kommt dabei eine Leben und die Wirtschaft wieder Fahrt die Wasserwerke stellenweise mehr Schlüsselrolle zu: Nach Indonesien aufnehmen. Das ist gut und richtig. Aber Grundwasser, als es den verbliebenen hat kein Staat mehr Moore entwäs- nachhaltig können nur Maßnahmen sein, Mooren gut tut. Paradoxe Folge: Statt sert als die EU – und innerhalb der die nicht nur die Folgen der Corona-Kri- dass trocken gelegte Flächen wieder EU ist Deutschland Moorsünder Nr. 1. se lindern, sondern auch die Klimakrise vernässt werden, drohen die verblie- Ausgerechnet Indonesien geht nun adressieren. Ein aktuelles gutes Beispiel benen Moore weiter auszutrocknen. mit gutem Beispiel voran: Nach den auf Bezirksebene sind die Pop-Up-Radwe- Zwar gelten in den FFH-Gebieten verheerenden Torfbränden der Ver- ge. Wenn die Klimanotlage hilft, künftig Mindestwasserstände, die nicht un- gangenheit hat das Land seit 2017 be- noch mehr solche Entscheidungen zu tref- terschritten werden sollten, dennoch achtliche 800.000 Hektar Moor wie- fen, dann sollten wir froh sein, dass wir ist der Pegel in den letzten Sommern der vernässt. Alexandra Rigos sie haben! NATUR IN BERLIN 2/20
10 | SCHWERPUNKT Rotmilan Naturschutz in der Zwickmühle E norme 239 Meter Rotorhöhe im Wald nur ausnahmsweise gebaut zehn Prozent der Landesf läche Mais- wird Berlins sechstes Windrad werden darf. Doch nun werden massiv äcker in Grünland umwandeln. messen, das derzeit im Norden Flächen gerodet und der Lebensraum Erfolgreich hat uns die Windkraftlobby Pankows montiert wird – ausgerechnet Wald drastisch beeinträchtigt. den Ausbau der Windenergie als alter- in der Nachbarschaft von Flächen, die Die Windkraftvertreter fordern, dass nativlos verkauft. Selbst viele Umwelt- als Ausgleich für Eingriffe in die Na- die Gefährdung von Individuen ge- schützer und grüne Politiker sind über- tur vorgesehen waren. Dagegen ist der schützter Arten bei Genehmigungen zeugt, dass der Bau von WEA immer 147 Meter hohe Funkturm ein Zwerg. kein Ablehnungsgrund mehr sein darf. und überall im öffentlichen Interesse Das Riesenrad am ländlichen Stadtrand Es soll genügen, wenn die Population liegt. Aber wenn man – neben zahllosen liefert ein abschreckendes Beispiel für der Art erhalten bleibt. Das wäre de anderen Vögeln und Fledermäusen – die Industrialisierung der Landschaft facto eine Abschaffung des Tötungsver- den Rotmilan als Art nicht opfern will, durch die Windkraft. botes nach §44 BNatschG, das einer der dessen Gesamtbestand zur Hälfte in Wer etwa durch Brandenburg fährt, großen Erfolge des Artenschutzes war. Deutschland lebt, muss man sich wohl kann die Anti-Windkraft-Plakate in vie- Bei den besonders durch WEA gefähr- oder übel eingestehen, dass der Ausbau len Dörfern kaum übersehen. Wo neue deten Greifvögeln ergibt der Begriff der Windkraft Grenzen hat. Windenergieanlagen (WEA) errichtet „Population“ zudem wenig Sinn, da werden sollen, kommt es regelmäßig er auf einer Kontinentalmasse kaum Ausbau stößt an Grenzen zu Protesten, oft zu Prozessen. Weil definierbar ist. Welche Population Dass sich Deutschlands Gerichte mit so Anwohner dabei häufig auch Arten- soll gemeint sein: Die in Mitteleuropa, vielen Windkraft-Prozessen befassen, schutzargumente anführen, entsteht in Deutschland, im Stadtgebiet von liegt nicht zuletzt daran, dass praktisch in der Öffentlichkeit der Eindruck eines Schwedt? Jede Abgrenzung wäre will- alle wenig problematischen Standorte Konf likts zwischen Natur- und Klima- kürlich. Der Nachweis, dass ein Wind- bereits für Windkraft genutzt werden. schützern. Tatsächlich wird das Thema rad die ganze mitteleuropäische Popu- Es ist daher Zeit, das Dogma „wer gegen zwischen den Umweltverbänden und lation des Rotmilans gefährdet, ließe den Bau von WEA ist, fördert die Klima- auch im NABU kontrovers diskutiert. sich schlicht nicht erbringen. Den „Po- krise“ zu hinterfragen. pulationsschutz“ zum alleinigen Krite- Klimaschutz bedeutet schließlich nicht, Die Mär vom naiven Artenschützer rium zu machen, könnte daher einem möglichst viele WEA zu bauen, sondern Allerdings entspricht die Mär von den Freibrief für WEA gleichkommen. möglichst viel CO2 zu vermeiden. Der weltfremden Artenschützern als Wind- Trotzdem wird auch im NABU bereits Beitrag der Windkraft zum Klimaschutz kraftverhinderern nicht der Fakten- über „populationswirksame Maßnah- ist wichtig, kann aber nicht unbegrenzt lage: In Brandenburg etwa klagt der men“ als Ausgleich für den Bau von sein, sonst nehmen die Schäden für Na- NABU aktuell nur gegen zwei Projekte. Windrädern diskutiert. Bei konse- tur und Artenvielfalt überhand. In den letzten Jahren ist als zusätzlich quenter Anwendung könnte das aller- Andere Optionen, CO2 zu vermeiden, verschärfendes Problem die Freigabe dings sehr teuer für die Windbranche sei es durch Energiesparen, weniger der Wälder für den Bau von WEA zu werden: Um etwa die Population des Fleischkonsum oder Moorrenaturie- verzeichnen. Jahrzehntelang herrsch- Rotmilans in Brandenburg wirksam zu rung, sind hingegen noch lange nicht te in Deutschland der Konsens, dass fördern, müsste man schon auf fünf bis ausgereizt. Rainer Altenkamp NATUR NATUR IN IN BERLIN BERLIN 2/20 3/19
SCHWERPUNKT | 11 Asiatische Hornisse Gefahr für Honigbienen Nachdem Vespa velutina 2004 erstmals in Frankreich gesichtet Lindenwanze wurde, hat sie sich in den westlichen Nachbarländern ausge- breitet und lässt sich auch in Deutschland vermehrt blicken. Schwarz-rotes Gewimmel In Hamburg wurde kürzlich sogar ein Nest entdeckt. Damit Noch vor kurzem war Oxycare- ist klar, dass sich die Hautflügler auch im kühleren Norden nus lavaterae kaum einem Berliner ein Begriff, doch etablieren werden. Für Menschen sind sie keine Bedrohung, im milden Winter 2019/20 trat die im Mittelmeeraum da sie hoch in Bäumen nisten und Süßspeisen verschmähen. heimische Lindenwanze mancherorts in Massen auf. Sie ernähren sich vor allem von Honigbienen, was sie bei Im- Wie die verwandte Feuerwanze überwintert sie dicht kern unbeliebt macht. Deshalb stehen sie auf der EU-Liste in- gedrängt in den Ritzen alter Baumstämme, meist Win- vasiver Arten, der Fund von Nestern ist meldepflichtig. terlinden. Bei schönem Wetter sitzen sie dann oft zu Tausenden auf der Rinde. Über sonnige Hauswände können sie schon einmal in Wohnräume gelangen, sind jedoch für Menschen vollkommen harmlos. The winner takes it all ... Esskastanienbohrer Mini-Elefant auf Expansionskurs Curculio elephas trägt seinen Na- men zu Recht, verleiht ihm doch der bis zu einem Zenti- Grashummel Große Moosjungfer meter lange Rüssel ein elefan- tenähnliches Aussehen. Der Fataler Pelzmantel Mag frische Sommer aus Südeuropa stammende Die Grashummel (Bombus Als Bewohnerin kühler, feuchter Rüsselkäfer legt seine Eier in ruderarius) ist nur eine von Moore zählt Leucorrhinia pectoralis Esskastanien und Eicheln. Da- vielen Vertretern ihrer Gattung, denen das wär- zu den Opfern des Klimawandels. mit macht er einheimischen mere Klima zum Verhängnis werden könnte. Mit Bereits heute kommt sie in Süd- Eichelbohrern Konkurrenz, die ihrem kräftigen, bepelzten Körper sind Hummeln deutschland nur noch in Mittelgebir- – vermutlich, aber nicht erwie- gut an kühles Wetter angepasst und kommen da- gen vor. In einem immer heißeren senermaßen seinetwegen – auf her hauptsächlich in gemäßigten und kalten Re- Klima wird ihr ohnehin bedrohter dem Rückzug sind. gionen vor. Eine Studie ergab kürzlich, dass die Lebensraum weiter schwinden. Wahrscheinlichkeit, dass eine Gegend in Europa von Hummeln besiedelt ist, in den letzten 40 Jah- ren um 17 Prozent gesunken ist. Offenbar sind Große Holzbiene die wichtigen Bestäuber nicht so gut wie andere Blauschwarzer Brummer Insekten in der Lage, ihren Lebensraum in kühle- re Regionen zu verlagern. Die Klimaerwärmung Während manch sechsbeiniger Neuzu- verstärkt somit den Druck auf Hummelpopula- gang misstrauisch beäugt wird, dürf- tionen, die wegen der intensiven Landwirtschaft ten Insektenfans die Xylocopa violacea ohnehin dezimiert sind. Grashummeln, die sich uneingeschränkt willkommen heißen. Die einst seltene, auf- vorwiegend von Wildkräutern ernähren, gelten fallend große und schillernde Biene ist inzwischen in Berlin als besonders gefährdet. häufig zu sehen und früh im Jahr unterwegs. Sie nistet in morschen Stämmen, manchmal auch in Kaminholzstapeln. NATUR IN BERLIN 2/20
12 | SPEKTRUM Foto: Jens Beyer E igentum verpf lichtet. Sein Ge- lins ein solches „Ökotop“ geschaffen über 10.000 Bilder und versuchten, die brauch soll zugleich dem Wohle hat. Bei ihm wohnen Blattschneider- Wildbienen anhand der Fotos zumindest der Allgemeinheit dienen“ heißt bienen im Blumenkasten, und sogar bis auf Gattungsebene zu bestimmen. es unter § 14 (2) im Grundgesetz. Übli- der Segelfalter (Iphiclides podalirius) Übers Jahr hat das Familienprojekt so cherweise wird unter „Allgemeinheit“ kam schon zur Eiablage vorbei. eine teilweise überraschende Sammlung die menschliche Gesellschaft verstan- Einen etwas anderen Weg beschritt bienenfreundlicher Pf lanzen zusammen- den – nicht aber unsere tierischen Mit- Familie Komischke, die in ihrem getragen und die Ergebnisse digital auf- bewohner, obwohl sie unverzichtbar rund 750 Quadratmeter großen Gar- bereitet (www.susanna-komischke.de/bienen). für unser Wohlergehen sind. Gerade In- ten in Spandau rund 600 Pf lanzenar- Den Spitzenplatz nahm eine eher aus der sekten bilden – als Bestäuber oder Fut- ten angesiedelt hat. Um zu ermitteln, Küche vertraute Pf lanze ein: Die wilde ter für andere Tiere – die Basis unserer welche Pf lanzen besonders attraktiv Rauke oder der Rucola (Diplotaxis tenuifolia) Nahrungskette. Doch wer Lebensmittel für die Bienen in ihrer Gegend sind, wurde wie auch der Natternkopf (Echium vornehmlich aus dem Supermarkt be- wurde empirisch dokumentiert und vulgare) von 17 respektive zwölf Bienenar- zieht, sieht in den Helfern zunehmend ausgewertet. ten besucht. „eklige“ Schädlinge. Vorgärten voller Beide Pf lanzen sind nicht nur Dauerblü- Granitbruch, in denen ein einzelner Studie im Spandauer Garten her, sondern zudem besonders anspruchs- Olivenbaum im Topf sein Dasein fristet, Ein Jahr lang legten sich die Komisch- los in Bezug auf Standort und Pf lege. sind das deprimierende Resultat dieser kes im Garten wöchentlich auf die Trockenheit – wie in Balkonkästen eher Einstellung. Lauer: Mit verschiedenen Kameras die Regel – macht diesen Rekordblühern Im Sinne des Allgemeinwohls sollte fotografierten sie alle blühenden nicht viel aus. Interessant ist der Nattern- jeder bei der Gestaltung von Gärten, Pf lanzen und ihre Besucher, die sich kopf auch, weil er seine eigene Biene hat: Terrassen und Balkonen den tierischen innerhalb einer Stunde einstellten. Die Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adun- Mikro- und Makrokosmos berücksich- Mit fünf bis acht Kameras gleichzei- ca) verproviantiert ihre Brutnester nur mit tigen. „Nur eine angefressene Pf lanze tig dokumentierten sie die Insekten dem Pollen dieser zweijährigen Pf lanze. ist eine gute Pf lanze!“, sagt der Berli- und bewerteten die Pf lanzen nach Futterpf lanzen für solche "oligolekti- ner Biologie Christoph Bayer, der mit Blühdauer und Anzahl unterschied- schen" Bienen sind besonders wichtig – seinem rund 300 Quadratmeter großen licher Bienenarten. Zwischen Mitte ohne sie können diese Arten nicht exis- „Biodiversitätsgarten“ im Norden Ber- März und Mitte Oktober machten sie tieren. Daher sollten etwa Zaunrüben NATUR IN BERLIN 2/20
SPEKTRUM | 13 (Bryonia spec., davon die männliche Pf lanze), Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Wiesen-Margeriten (Leucanthe- mum vulgare), Resede (Reseda spec.) und Glockenblumen (Campanula spec.) Platz im Garten finden. Beliebte Küchenkräuter Mit Oregano hat Familie Komischke ein weiteres Küchenkraut als Wildbie- nenbuffet identifiziert. Ohnehin macht man mit Kräutern nichts falsch: Rosma- rin, Oregano, Ysop, Thymian, Lavendel und – für feuchtere Böden – Pfeffer- minze und Basilikum locken zahlreiche Bienen, Schwebf liegen und Schmetter- linge an. Bei den Gehölzen in der Bestenliste von Familie Komischke fallen zwei eher exotische Pf lanzen auf: Der „Sieben- Söhne-des-Himmels-Strauch“ (Heptaco- von Baumärkten zieren. Vor diesem Bienen legen. Insbesondere Schwebf lie- dium miconioides) und das früh blühen- Hintergrund ist das Beobachten mit gen, Falter und Käfer können und soll- de Wintergeißblatt (Lonicera purpusii). der Kamera, wie es Familie Komischke ten mit in die Bewertung einf ließen, Sie zeigen, dass auch nicht-heimische praktiziert hat, ein guter und einfach um das Bild eines vielfältigen und dem Pf lanzen für unsere Bienen wertvoll durchzuführender Ansatz, den man Allgemeinwohl dienlichen Gartens zu sein können – gerade in Zeiten des Kli- auch als Laie ausprobieren kann. So las- vervollständigen. mawandels interessant. Leider trifft sen sich regional geeignete Garten- und Melanie von Orlow das jedoch nur für einen Teil dieser Balkonbepf lanzungen ermitteln. Dabei Mehr über den insektenfreundlichen Garten unter Exoten zu, die häufig die Auslagen sollte man den Fokus nicht „nur“ auf www.hymenopterendienst.de. Anzeige NATUR IN BERLIN 2/20
14 | SPEKTRUM Flughafensee unter Druck „Der Park wird so groß sein wie 200 Fußballfelder und lädt die Berlinerin- nen und Berliner dazu ein, die Natur zu genießen und sich zu entspannen", heißt es auf der Webseite der Senats- verwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Mit dem Naturgenuss ist es allerdings so eine Sache: Genussmittel haben die Eigenschaft, durch ihren Konsum verbraucht zu werden. So steht zu be- fürchten, dass eine uneingeschränkte Erholungsnutzung das Gelände rund um den Flughafensee als Rückzugsort für im Stadtgebiet selten gewordene Tier- und Pf lanzenarten stark beein- trächtigen wird. Eisvögel und Zwergdommeln Der ungestörte Lebensraum, in dem Arten wie Zwergdommel und Eisvogel, Sandlaufkäfer, Heidenelke und Stroh- blume zu Hause sind, würde wieder zu einer artenarmen Ruderalf läche wie in Zeiten des Kiesabbaus, aufgewertet D ie Fertigstellung des BER steht eine Badestelle von den sensiblen Berei- allenfalls durch ein paar angepf lanzte bevor – und damit die Schlie- chen des Sees. Seit 1983 betreut die AG Ziergehölze. Dabei stehen genügend ßung des Flughafens Tegel. Flughafensee des NABU Berlin im Auf- Flächen auf dem riesigen Flughafenge- Nach den jahrelangen Verzögerungen trag der Stadt dieses Schutzgebiet. lände zur Verfügung, die das berechtig- in Schönefeld wird plötzlich die Frage Im Zuge der Entwicklung der Flugha- te Erholungsbedürfnis der Anwohner der Nachnutzung von Tegel aktuell. Da- fenf läche zu einem neuen Wohn- und *innen decken könnten. mit rückt eine kleine Perle der Berliner Gewerbestandort drängt sich die Frage „Der zu erwartende erhöhte Nutzungs- Stadtnatur in den Fokus unterschied- auf, welche Rolle der Flughafensee in druck erfordert intelligente Lösungen, lichster Interessen: der Flughafensee diesen Plänen spielt. Wird das bislang um Naherholung und Naturschutz mit seinem Vogelschutzgebiet. größtenteils funktionierende Nebenei- auch künftig in Einklang zu bringen", Dieses Gewässer entstand in einer ehe- nander von Naturschutz und Badespaß schreibt die Senatsverwaltung für maligen Kiesgrube, die von 1953 bis beibehalten, oder soll er intensiver als Stadtentwicklung weiter. 1978 ausgebaggert wurde. Nach dem Naherholungsgebiet genutzt werden? Voraussetzung dafür ist aus Sicht des Ende der Abbauarbeiten füllten sich die NABU Berlin die Ausweisung des Vogel- Senken mit Grundwasser, und es entwi- Große Wohnquartiere entstehen reservats Flughafensee als Naturschutz- ckelten sich zum Teil dichte Röhricht- Rund um den Kurt-Schumacher-Platz gebiet (NSG). Diesen Schritt fordert der und Schilfbestände sowie eine Vielfalt im Osten des Flughafengeländes, an der NABU Berlin seit langem. Er wurde weiterer kleinräumiger Biotope wie Tro- Cité Pasteur im Süden sowie im Nord- auch schon politisch diskutiert, ist aber ckenrasen, Heiden und Eichenwälder. osten des Areals sind große Wohnquar- aus den aktuellen Planungen des Senats 1982 besetzten Naturschützer*innen tiere geplant, während in den und um wieder verschwunden. den noch jungen See und die Biotope die Flughafengebäude herum Gewerbe- Intelligente Lösungen, wie Menschen ringsum in einer Aufsehen erregenden f lächen und eine Hochschule entstehen Natur hautnah erleben können, ohne Aktion – mit Erfolg: Weite Teile des Ge- sollen. Der Flughafensee wird in diesen ihr zu schaden, gibt es übrigens zuhauf: wässers samt Uferzone wurden als Vo- Plänen als Naherholungsgebiet ausge- Als Beispiel seien Aussichtsplattfor- gelschutzgebiet ausgewiesen. Seitdem wiesen und bisweilen schon schlicht als men oder aufgeständerte Bohlenwege trennen ein Zaun und eine Bojenkette „Park“ bezeichnet. genannt. Ansgar Poloczek NATUR IN BERLIN 2/20
NABU VOR ORT | 15 Naturnahe Ufer schützen Die AG Rummelsburger Bucht K ormorane sitzen auf den Pa- men und führen regelmäßige Pf lege- am Stralauer Ufer noch gibt, geschützt lisaden vor dem Schilfgürtel, einsätze durch. Dabei geht es unter bleiben. manchmal ist auch ein Graurei- anderem um die Bekämpfung schnell Sogar am trubeligen Nordwestufer exis- her zu sehen. Aus dem Röhricht tönt wachsender Neophyten. So entfernen tiert noch ein kleiner naturnaher Ufer- der Ruf einer Teichralle, am naturbe- wir auf einem Stück Trockenrasen ge- abschnitt, der jedoch bedauerlicher- lassenen Ufer liegen Bäume, gefällt von genüber dem 22-Stunden-Anleger beim weise als Anleger für die Zubringer der der ansässigen Biberfamilie. „After Work Rupfing“ dominante Ru- Hausboote und als wilde Toilette dient. So idyllisch kann ein Spaziergang an deralpf lanzen wie Luzerne, Ambrosia Unsere AG hatte sich bemüht, den Be- der Rummelsburger Bucht unter der und Rainfarn, die den seltenen, konkur- zirk zum Einzäunen dieses Kleinods Woche sein. Am Wochenende herrscht renzschwachen Trockenrasenpf lanzen zu bewegen. Leider hat sich diese Ini- jedoch Trubel. Erholungssuchende be- Licht und Nährstoffe nehmen. tiative mittlerweile erledigt, weil die völkern die Wege und Wiesen, Radfah- Gemeinsam mit Anwohner*innen aus Senatsverwaltung hier im Februar dut- rer klingeln, um sich Platz zu verschaf- dem Kiez und auch auf den Hausbooten zende Bäume fällen ließ. Wohl noch in fen, Hunde ohne Leine spielen Fangen. (Spree:publik) führen wir Müllsammel- diesem Jahr soll entlang der Uferkante Derweil rast ein Motorboot über den aktionen durch, zählen mit den Kin- eine temporäre Spundwand für die an- See, die Wellen schwappen noch Minu- dern Insekten auf dem Trockenrasen stehende Seesanierung entstehen. ten später über die schützenden Pali- oder halten Infoveranstaltungen ab. saden vor dem Röhricht. Das Nest der Anfang des Jahres ging es zum Beispiel Altlasten am Seegrund Blässralle schaukelt vor sich hin. um Wildbienen und die drei von der Dass die Kommunikation zwischen der Wildtier-Stiftung angelegten neuen Senatsverwaltung, den Bezirken und Trampelpfade im Biotop Blühstreifen. unserer NABU-AG hier etwas zu wün- Auf der Wiese vor dem Bootsanleger In den letzten Jahren ist die Rummels- schen übrig ließ, bedauern wir. Trotz- sitzen junge Leute auf Picknickdecken. burger Bucht in den Fokus der Me- dem ist die Sanierung wichtig für einen Trampelpfade bahnen sich in das Bio- dien gerückt: Man liest vom größten guten ökologischen Zustand des Ge- top nebenan. Taschentücher liegen he- Obdachlosencamp Berlins und immer wässrs gemäß Wasserrahmenrichtlinie. rum, obwohl direkt am Steg eine vom mehr Hausbooten auf dem See. Vor al- Denn am Grund der Rummelsburger Bezirk Lichtenberg finanzierte Ökotoi- lem die umstrittenen Bebauungspläne Bucht liegen noch immer mit Schwer- lette steht. Für ihre Aufstellung hatte zwischen der Bucht und dem Bahnhof metallen und Mineralölen belastete sich die AG Rummelsburger Bucht ge- Ostkreuz mit teuren Apartments und Schlämme aus Zeiten der industriellen meinsam mit Anwohner*innen einge- der „Coral World“ machten Schlagzei- Nutzung der Ufer, die von Motorbooten setzt, um dem Missbrauch des Biotops len. Diese Meldungen betreffen jedoch und Ankern aufgewirbelt werden. als wilde Toilette entgegenzuwirken. vor allem das Nordwestufer. Über die Die Seesanierung wird abschnittswei- Einst Teil der Bezirksgruppe Friedrichs- Natur und den Naturschutz an der se vorangehen und die Bucht über die hain-Kreuzberg, arbeitet unsere AG seit Rummelsburger Bucht berichten die nächsten Jahre begleiten, ebenso wie Mitte 2019 eigenständig. Wir kartieren Medien hingegen so gut wie nie. die Bauvorhaben im Nordwesten. Der- Vögel, Amphibien und Pf lanzen, ar- Aber vielleicht ist das ganz gut so, da- weil kümmern wir uns weiter um die beiten bei der Pf lege und Entwicklung mit die wertvollen naturnahen Uferbe- naturnahen Ufer und versuchen, zwi- der Gebiete eng mit den Bezirksämtern reiche, die es vor allem am Lichtenber- schen Mensch und Natur zu vermitteln. Lichtenberg und Friedrichshain zusam- ger Nordostufer und stellenweise auch Susann Ullrich NATUR IN BERLIN 2/20
16 | MITBEWOHNER Die Kreuzkröte Berliner Mitbewohner W er bei einem nächtlichen sandige Fluss- und Bachauen. Bedingt und damit streng geschützt. In der Ro- Spaziergang nach einem re- durch den nahezu kompletten Verlust ten Liste Berlins ist sie als „vom Aus- genreich-warmen Sommertag ihrer Primärhabitate in Deutschland, sterben bedroht“ eingestuft. laut knarrende Chöre hört, die dem Zir- insbesondere durch die Befestigung der In der Hauptstadt existiert aktuell nur pen der Maulwurfsgrille ähneln, der hat Fließgewässer, kommt die Kreuzkröte noch ein Vorkommen am ehemaligen das heutzutage selten gewordene Ver- heute vorwiegend in Sekundärlebens- Rangierbahnhof Pankow-Heinersdorf. gnügen, einem Rufkonzert der Kreuz- raumen vor. Dabei handelt es sich um Aufgrund eines Bauvorhabens, das ne- kröte Epidalea calamita beizuwohnen. extensiv genutztes, strukturreiches Of- ben einem Wohnquartier einen Möbel- Ihren Namen verdankt sie dem charak- fenland mit temporären Tümpeln, etwa markt mit 450 Parkplätzen vorsieht, ist teristischen gelben Längsstrich auf ih- Sand- und Kiesgruben, Bahn- und Bau- diese Population akut bedroht. rem Rücken (Kreuz), und sie ist bekannt gelände oder suburbane Brachf lächen. Der NABU Berlin fordert daher eine für ihre für Amphibien untypische fünf Hektar große Reservatsf läche, mäuseartige Fortbewegung. Durch Bauvorhaben bedroht um wenigstens einen Teil der Heiners- Die Kaulquappen dieser Pionierart sind Diese Sekundärhabitate sind jedoch dorfer Population vor Ort zu erhalten. konkurrenzschwach und prädations- ebenfalls bedroht, da etwa Kiesgruben Derzeit verschlechtern sich die Lebens- anfällig. Dies gleicht sie aus, indem sie zu intensiv genutzt oder rekultiviert raumbedingungen zunehmend, so dass keine permanenten Laichgewässer auf- werden. Häufig wird auch die Nutzung der Bestand bereits zurückgegangen ist. sucht wie etwa die Erdkröte, sondern aufgegeben, so dass die Flächen zu- Auch darüber hinaus setzt sich der vegetationslose, f lache Temporärgewäs- wachsen. NABU Berlin intensiv für die Erhaltung ser bevorzugt, wo es kaum Prädatoren Zudem können die Tiere neue Lebens- dieser Kreuzkröten-Population ein. Im gibt und die vielen anderen Amphibien räume kaum mehr besiedeln, da durch Rahmen eines von der Stiftung Natur- nicht behagen. Ihre Fortpf lanzungszeit die zunehmende Habitatfragmentie- schutz Berlin geförderten Projekts hat dauert von April bis August. Um die Ge- rung zu große Entfernungen oder er 2019 ein Monitoring durchgeführt fahr des Austrocknens zu senken, ent- unüberwindbare Barrieren zwischen und mit seinem Projektpartner Amphi wickeln sich die Larven schneller als bei Kreuzkröten-Vorkommen liegen. International eine Erhaltungszucht allen anderen heimischen Amphibien. Deshalb steht es schlecht um die Art. etabliert, um den spezifischen Genpool Der ursprüngliche Lebensraum der Die Kreuzkröte ist im Anhang IV der der letzten Berliner Kreuzkröten zu si- Kreuzkröte umfasste in erster Linie Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistet chern. Mirjam Nadjafzadeh NATUR IN BERLIN 2/20
VERANSTALTUNGSPROGRAMM | JUNI | JULI | AUGUST | 17 Achtung Corona! Teilnahmebedingungen Alle Ankündigungen unter Vorbehalt! Bis auf weiteres sind Anmeldungen für alle Veranstaltungen erforderlich. entwickeln wird und welche Kontaktbeschrän Samstag, 25.07.2020, 10.00 Uhr Exkursionen und Vorträge Feuchtwiesen um Lübars Sonntag, 14.06.20, 09.00 Uhr Vogelwelt des Lübarser Fließtals weise nicht statt. sich Samstag, 08.08.20, 11.00 Uhr Dauer: ca. 3 Std. Zählaktion zum Insektensommer bis spätestens einen Tag vor dem Termin unter Sonntag, 28.06.2020, 9.00 Uhr anzumelden Die Botanikexkursion regelungen einzuhalten. Sonntag, 13.09.20, 09.00 Uhr Neue Wildnis nach der Kohle – Wanderung durch das Naturparadies Grünhaus AG Rummelsburger Bucht Samstag, 27.06.2020, 10.00 Uhr Mittwoch, 24.06.20, 18.30 Uhr Um´s Moor im ehemaligen Großen Hermsdorfer See Mittwoch, 08.07.20, 18.30 Uhr Mittwoch, 22.07.20, 18.30 Uhr Mittwoch, 05.08.20, 18.30 Uhr Mittwoch, 19.08.20, 18.30 Uhr Mittwoch, 02.09.20, 18.30 Uhr Mittwoch, 16.09.20, 18.30 Uhr Trockenrasen an der Rummelsburger Bucht Termine in der Storchenschmiede Linum Jeden Freitag vom 27.06. bis zum 08.08.2020, 12.00 Uhr Ferienprogramm für Kinder von 6 bis 12 Jahre Bezirksgruppe Mitte, Tiergarten, Wedding Sonntag, 12.07.20, 14.00 Uhr chenschmiede. Sonntag, 09.08.20, 14.00 Uhr Sonntag, 13.09.20, 14.00 Uhr Arbeitseinsatz auf der Düne Wedding Sonntag 21.06.2020, 9.00 Uhr Samstag 04.07.2020, 18.00 Uhr Sonntag 05.07.2020, 9.00 Uhr Sonntag 12.07.2020, 13.00 Uhr Vogelkundliche Wanderung durch das Stor- chendorf und die Linumer Teiche Sonntag 09.08.2020, 13.00 Uhr Jeden 2. Sonntag von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr Sonntag 22.08.2020, 16.00 Uhr Auf der Suche nach dem Eisvogel Sonntag 26.07.2020, 13.00 Uhr Samstag 01.08.2020, 13.00 Uhr Verabschiedung der Linumer Störche Bezirksgruppe Reinickendorf versuche und werden in den nächsten Wochen in ihre Überwinterungsgebiete abziehen. Wir Weitere Exkursionstermine werden auf www. storchenschmiede.de bekanntgegeben oder können auf Anfrage individuell vereinbart bitte einsehen werden. dung. /reinickendorf NATUR IN BERLIN 2/20
18 | RÄTSEL Kreuzworträtsel 1. Was sollte man trotz Glätte im Winter lieber 2. Welcher Vogel baut kunstvolle, halbkugelige, 12. Tierischer Mitbewohner unter Berliner praktischen Tipps und interessanten berlin.nabu.de auch 7. Welchen Ökosystem speichert am meisten CO2 ihren Wurzeln 22. Wie heißt die zweitkleinste heimische verlosen wir drei unserer 5 2 4 7 6 8 3 1 NATUR IN BERLIN 2/20
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