NATURSCHUTZ in NRW - TROCKEN UND HEISS Der Sommer in NRW - NABU
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
NATURSCHUTZ Nordrhein-Westfalen in NRW 1/2019 NATUR ERLEBEN TROCKEN UND HEISS ARTPORTRÄT Tierspuren Der Sommer in NRW Der Feldhamster
Inhalt Editorial B. Schaller 2 Editorial Liebe Leserinnen 3 Nachrichten aus NRW und Leser, 4–7 Natur erleben auch wenn viele von uns am endlosen dungen entweder an Kommissionen Tierspuren lesen und Sommer des vergangenen Jahres ihre delegiert und damit auf die lange Bank verstehen Freude gehabt haben dürften – wer geschoben, oder die zugrunde liegenden angesichts der anhaltenden Hitze und Probleme werden aus Rücksicht auf eine 8–9 Spendenaufruf Trockenheit immer noch glaubt, der starke Industrielobby einfach ignoriert. Wildnis kehrt zurück menschengemachte Klimawandel sei Der Fortschritt ist eine Schnecke. eine Erfindung vom Hysterikern und 10–11 Thema Forschungsgeldern hinterherjagenden Das gilt leider auch für NRW. Bis heute Der Klimawandel in NRW Wissenschaftlern, dem ist wohl nicht vermissen wir schlüssige Konzepte zur Amphibien im trockenen mehr zu helfen. Klimaschutz ist ein klimafreundlichen Transformation des Sommer 2018 Thema, das uns alle betrifft – auch und Energiesektors oder zum umwelt- und vor allem im alten Kohleland Nord- menschenfreundlichen Umbau unseres 12–15 NABU vor Ort rhein-Westfalen (mehr dazu auf den Verkehrssystems. Ministerpräsident La- Europäische Politik und Natur- Seiten 10 und 11). schet eint das Land nicht beim Klima- schutz vor Ort schutz, er spaltet. Der NABU will das Deshalb war unser Blick Anfang De- klassische Industrieland NRW erhalten. Auszeichnungen im Kreis Minden-Lübbecke zember des vergangenen Jahres ins pol- Es muss sich aber zukunftsfähig aufstel- nische Kattowitz gerichtet, wo die Dele- len, was keine leichte Aufgabe ist. Ent- Schwarzstorch legt Wind gierten der 24. Weltklimakonferenz ein schlossen angepackt werden muss diese energieanlage lahm umfassendes Regelbuch zur Umsetzung Aufgabe dennoch – dafür stehen auch Der Obstsortengarten in des Pariser Klimaabkommens von 2015 die mehr als 36.000 Menschen, die am Wassenberg verabschiedet haben. Die vielfach posi- 1. Dezember 2018 in Berlin und an der tiven Bewertungen der Beschlüsse von Deutzer Werft in Köln für einen schnel- 16–17 NATZ, die jungen Seiten Kattowitz kann der NABU leider nicht len und sozialverträglichen Kohleaus- teilen: Das vereinbarte Regelwerk ist stieg und eine saubere Energiezukunft 18 Artporträt lückenhaft und bestenfalls der kleinste demonstriert haben. Der Feldhamster gemeinsame Nenner, so wird sich der globale Temperaturanstieg nicht stop- 2019 stehen wichtige Weichenstellun- 19 Querbeet pen lassen. gen an, unter anderem die Wahlen zum EU-Parlament. Immer mehr Entschei- 20 Zu guter Letzt Es fehlt der politische Wille, richti- dungen, die uns alle betreffen, werden in ge Einsichten auch konsequent um- Europa gefällt. Der NABU kämpft dafür, IMPRESSUM: Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Nordrhein- zusetzen. Deutschland ist dafür ein dass diese Entscheidungen im Interesse Westfalen, Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf, Tel. 0211 / 1 59251-0, gutes Beispiel. Während die deutsche von Mensch und Natur getroffen werden Fax 0211 / 159251-15 Vorsitzender: Josef Tumbrinck; Geschäftsführer: Bernhard Kamp Delegation in Kattowitz als Mitglied (mehr dazu auf der Seite 12). In diesem Redaktion: Bernd Pieper, Birgit Königs; Mail: b.koenigs@nabu-nrw.de der „High Ambition Koalition“ den Sinne wünsche ich Ihnen und uns – Redaktionsbeirat: Monika Hachtel, Bernhard Kamp, Heinz Kowalski, Stefan Wenzel Verhandlungen wichtige Impulse ge- leicht verspätet – ein gutes neues Jahr. V.i.S.d.P.: Birgit Königs, Katharina Glaum (NATZ – die jungen Seiten) Anzeigen: Anne Schönhofen, Tel. 0228-7667211, geben hat, sieht es mit den Ambitio- Mail: media.agentur@nabu.de nen daheim eher dürftig aus. Die selbst Ihr Josef Tumbrinck Layout, Satz: Demmedia GmbH, 46414 Rhede Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Kassel; Auflage: 61.273 Ex. gesetzten Klimaschutzziele bis 2020 Titel: Hasenspur im Schnee, Foto: Naturfoto Frank Hecker werden verfehlt, verantwortlich dafür Redaktionsschluss für Ausgabe 2/19: 15.3.2019 Gedruckt auf 100% Recyclingpapier sind insbesondere Kohle und Verkehr. Hier werden notwendige Entschei- 2 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
Nachrichten aus NRW WÖLFE IN NRW Mehr Sachlichkeit und besserer Herdenschutz Der NABU NRW hat die Aus- NRW Umweltministerin Ursula weisung des zweiten nordrhein- Heinen-Esser ein Forderungs- westfälischen Wolfsgebietes in papier zur Verbesserung des K. Karkow der Senne begrüßt. Damit be- Herdenschutzes überreicht. Ne- stehe die Chance, hier frühzei- ben finanzieller Entschädigung Intakter Buchenwald tig präventive Maßnahmen zu seien verbesserte rechtliche NRW-WALDBAUKONZEPT fördern. Am Niederrhein ist das Rahmenbedingungen für einen nach Ansicht des NABU NRW effektiven Herdenschutz von Falsche Weichenstellung zu spät erfolgt. essentieller Bedeutung, um die Weitgehend unbeobachtet von tausch einzelner Baumarten die Da aufgrund der bundesweiten Akzeptanz für den Rückkehrer der Öffentlichkeit wird derzeit in Anpassung an den Klimawandel Populationsentwicklung mit Wolf in unsere Kulturlandschaft NRW ein Waldbaukonzept erar- und gleichzeitig die Versorgung weiteren Tieren in NRW zu zu steigern. Damit dies gelingen beitet, das die Anpassung unse- mit Rohholz zu gewährleisten. rechnen ist, fordert der NABU kann, müsse die Förderung von rer Wälder an den Klimawandel „Wer glaubt, dass man den Wald von der Landesregierung die Präventionsmaßnahmen auf alle gewährleisten soll. Der NABU für den Klimawandel vorberei- Finanzierung einer flächende- Weidetiere erweitert und lan- NRW sieht in diesem Konzept tet, indem man die Fichte durch ckenden Prävention. desweit angeboten werden. eine falsche Weichenstellung andere Nadelhölzer aus Übersee Bereits im Novem- und hat das Land zur Revision ersetzt, sucht eine zu einfache ber 2018 haben der aufgefordert: „Das Waldbau- Lösung für ein vielschichtiges Bundesverband konzept für Nordrhein-Westfa- Problem“, so Tumbrinck. Der Berufsschäfer, der len berücksichtigt einseitig die Wald sei ein komplexes Ökosys- S chafzuchtver- Profitinteressen der Forstwirt- tem, das sich in seiner Zusam- band NRW, die schaft, negiert damit weitere mensetzung über mehrere hun- Gesellschaft zum Waldfunktionen und ig noriert derttausend Jahre entwickelt Schutz der Wöl- sämtliche Erkenntnisse der Bio- hat. Die so entstandenen Wald- fe und der NABU NABU/S. Hennigs diversitätsforschung bezüglich gesellschaften stockten jedoch der Anpassungsfähigkeit eines nur noch auf etwa 7,5 Prozent Herdenschutz- intakten Waldökosystems“, sag- der Waldfläche in NRW. Für den hund bewacht Ziegen te der NABU-Landesvorsitzen- NABU ist die Stärkung dieser de Josef Tumbrinck. naturnahen Waldgesellschaften Die deutsche Forstwirtschaft die beste Anpassung an den Kli- verfolge derzeit in erster Linie mawandel. KOKEREI HASSEL die Strategie, durch den Aus- Artenschutz statt Abriss Das ehemalige Stellwerk auf der das Gebäude kümmern. Kokerei Hassel in Gelsenkirchen Angrenzend an den geplanten wird zu einem Artenschutzge- überregionalen Radweg „Al- bäude umgestaltet. 20.000 Euro lee des Wandels“ sollen künftig gibt die NRW-Stiftung, weite- insbesondere die so genannten re Zuschüsse kommen von der Kulturfolger aus Flora und Fauna RAG Montan Immobilien, um- ein geeignetes Zuhause finden: gesetzt wird das Projekt durch Dazu zählen Gebäudenutzer wie die Landschaftsagentur Plus und Fledermäuse, Schwalben, Falken den NABU NRW. Im Rahmen und Eulen ebenso wie Wildbie- der Planungen für den neuen nen, Käfer oder Spinnen. Dafür B. Hegert/NRW-Stiftung Stadtteilpark auf dem rund 33 wird das Gebäude entkernt und Hektar großen Gelände verkauf- die Fenster werden vermauert, te die RAG Montan Immobilien um ein feucht-kühles Klima zu das schon zum Abriss vorgesehe- schaffen. Es wird Luken, Nistkäs- ne Gebäude zum symbolischen ten und Hängemöglichkeiten ge- Sie freuen sich auf das künftige Artenschutzgebäude (v.l.n.r.:) Nicole Preis von einem Euro an die Vo- ben, der Boden erhält eine feuch- Büsing (Landschaftsagentur Plus), Josef Tumbrinck (NABU NRW), gelsang Stiftung. Die wird sich te Sandschicht und Kalkmörtel Dr. Ute Röder (NRW-Stiftung), Dr. Thomas Bernhard (Leiter Umwelt- amt Gelsenkirchen), Markus Masuth (RAG Montan Immobilien), Ewald künftig mit dem NABU NRW an den Außenfassaden soll Wild- Steinmann (Vors. Vogelsang Stiftung) und der Stadt Gelsenkirchen um bienen locken. BKö 3 Weitere ausführliche Nachrichten gibt es unter www.nrw.nabu.de NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
Natur erleben Fotos: Frank Hecker Entenspuren an einem stillen Gewässer Verräterische Zeichen Tierspuren lesen und verstehen G eheimnisvolle Trittspuren im tie- Spurensuche in der Natur. Aber zum einen fen Schnee gehören zu den schö- werden solche Tage immer seltener – da ist nen Begleiterscheinungen einer es gut, dass sich Fährten auch im Matsch, in ausgedehnten Winterwanderung. Sie regen feuchter Erde oder im Sand finden lassen. unsere Phantasie an und zeigen, dass auch Zum anderen sind Tierspuren nicht nur in der kalten Jahreszeit Leben im Wald Fußabdrücke und Fährten. Auch darüber oder auf den verschneiten Wiesen herrscht. hinaus gibt es viel zu entdecken. War hier ein Fuchs unterwegs, vielleicht auf der Suche nach einem Hasen, dessen Fraßspuren, Gewölle und Nester Spur dort hinten verläuft? Sind dort Mäuse Eine Tierspur kann etwas ganz anderes als unter der dichten Schneedecke herumge- ein Trittsiegel sein. Eine Suhle im Wald flitzt, suchten Schutz vor einem Mäuse- deutet darauf hin, dass hier regelmäßig bussard, der auf der Jagd ein paar Federn Wildschweine vorbeischauen. Vor allem verloren hat? in der kalten Jahreszeit, wenn Kräuter und Gräser fehlen, lassen sich oft Fraßspuren Experten können anhand der Trittsiegel viel in der Rinde von Bäumen beobachten – die über das Tier erfahren. War es ein Sohlen- Höhe des Verbisses lässt Rückschlüsse auf gänger (wie der Dachs), ein Zehengänger die Tierart zu, die sich hier bedient hat. (wie der Fuchs) oder ein Paarhufer (wie das Oder hat sich ein Wildschwein die Schwar- Reh), in welcher Richtung und mit welcher te geschubbert? Liegende Baumstämme mit Geschwindigkeit war es unterwegs? Win- starken Nagespuren deuten darauf hin, dass tertage mit Neuschnee sind ideal für die in der Nähe Biber leben. Trittsiegel eines Dachses 4 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
Natur erleben die längst in den Süden gezogen sind. Die gut gepolsterten Nester der Amseln oder die der Singdrossel, die im Innenraum so robust gebaut sind, dass sie allen Stürmen trotzen können. Garten- oder Balkonbesitzer ärgern sich oft über Erde, die wie von Zauberhand rund um Töpfe oder Kübel verteilt wurde. Das dürften Eichhörnchen gewesen sein auf der Suche nach ihren im Sommer versteckten Vorräten. Leider ist die Suche nach den Ei- cheln oder Nüssen nicht immer erfolgreich, Familie Rotfuchs vor ihrem Bau auch Eichhörnchen haben anscheinend kein gusseisernes Gedächtnis. Wir sollten ihnen Bauten und Nester sind ebenfalls verräte- chung von Kot oder Gewölle kann wichtige die kleinen Verwüstungen nachsehen – und risch. Kein Tier kommt ohne ein solches Aufschlüsse über die Tierart und die Zu- uns darüber freuen, dass sie uns regelmäßig „Zuhause“ aus, wo es schläft, sich vor Fein- sammensetzung ihrer Nahrung geben. Im besuchen. den versteckt oder vor schlechtem Wetter Fall der zur letzten Jahrtausendwende nach Der Naturfotograf und Buchautor Frank schützt, seine Jungen aufzieht und in man- Deutschland eingewanderten Wölfe hat eine Hecker hat mit „Tierspuren – lebensgroß“ chen Fällen sogar überwintert. Die Unter- umfassende Studie der Senckenberg Ge- ein Buch veröffentlicht, das als idealer scheidung zwischen dem Heim von Vogel sellschaft für Naturforschung Erkenntnisse Helfer bei der Entschlüsselung der vielen und Säugetier dürfte selbst Laien leicht fal- geliefert, die – kurzfristig – zur Versachli- Zeichen dienen kann, die uns in der Natur len – aber wer von uns kann schon auf den chung der Debatte um die Gefahren durch begegnen. Naturschutz in NRW hat sich mit ersten Blick erkennen, ob es sich um einen Wölfe beigetragen hatten. Frank Hecker über die Spurensuche und an- Fuchs- oder Dachsbau handelt und wel- Die Görlitzer Wissenschaftler haben im dere Themen unterhalten. che Vogelart hier ihr Nest gebaut Jahr 2012 in der Lausitz rund 3.000 Bernd Pieper hat? Kotproben von Wölfen gesam- Auch Tiere müssen unverdau- melt und auf unverdaute Hin- liche Nahrungsbestandteile terlassenschaften, wie Haare, ausscheiden – als Kot, die Knochen, Hufe oder Zähne sogenannte Losung, oder als der Beutetiere untersucht. ausgewürgte Speiballen, das Zusammen mit den Resten Gewölle. Letzteres wird vor erlegter Beutetiere ergab sich allem von Vogelarten ausge- ein klares Bild: Wilde Huf- stoßen, die Fell, Knochen oder tiere stellten laut der Auswer- den Chitinpanzer dicker Käfer Trittsiegel eines Wolfes tung mehr als 96 Prozent der nicht bei sich behalten wollen. Da Illustration: Kai Elzner Beutetiere. Dabei dominierten Vögel im Gegensatz zu Säugetie- Rehe (55,3 Prozent), gefolgt von ren keine unterschiedlichen Ausgänge für Rotwild (20, Prozent) und Wildschweinen Kot und Urin haben, sondern mit der „Klo- (17,7 Prozent). Einen eher geringen Anteil ake“ nur einen, haftet auf Vogelkot oft ein am Speiseplan hatten Hasen mit knapp 3 heller und zäher Überzug. Prozent. Der Anteil von Nutztieren auf dem Speiseplan lag bei unter einem Prozent. Speiseplan der Lausitzer Wölfe Es ist sicher eher eine Beschäftigung für Verlassene Nester Spezialisten, aber die eingehende Untersu- Nicht nur in der „freien Wildbahn“, auch in Parks oder im heimischen Garten zei- gen sich verräterische Zeugnisse tierischen Treibens. Fraßspuren an Früchten, die wir im Herbst auf dem Boden unter dem Baum vergessen haben, verlassene Nester in der Hecke. Später im Jahr, wenn Sträucher und Bäume keine Blätter mehr tragen, zeigen sich leere Vogelnester, die im Sommer gut verborgen waren: Etwa die bodennah ange- legten und kunstvoll aus Grashalmen zu- Gewölle eines Waldkauzes sammengesteckten Nester von Grasmücken, Wolf im Schnee 5 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
Natur erleben „Eine ganze Geschichte“ Interview mit dem Naturfotografen und Buchautoren Frank Hecker Frank Hecker Naturschutz in NRW: Herr Hecker, was ist cke am Erdboden findet man kaum, dafür an Tierspuren faszinierend? sind Igel einfach zu leicht. Erfolg hätte man Hecker: Tierspuren sind mehr als nur die vermutlich bei einer dünnen Pulverschnee- Trittsiegel, also Fußspuren eines Tieres, son- decke, bloß zu dieser Zeit halten Igel einen dern auch Losung, Fraß- und Kratzspuren, Winterschlaf. Gerade hier erweist es sich als Nester und Baue. Diese Hinterlassenschaf- nützlich, dass auch andere Spuren auf die ten verraten mir nicht nur, welche Tierarten Anwesenheit einer Tierart hindeuten. Die sich am Ort des Geschehens eingefunden Losung lässt sich einigermaßen gut finden haben. Oft erzählen sie auch, was die Tiere und sicher erkennen. dort gemacht haben. Das finde ich insbeson- dere bei scheueren Tierarten sehr faszinie- Dem Luchs ist nicht leicht auf die Spur zu Haben Sie „Lieblingsspuren“? kommen. rend, die man nicht so ohne Weiteres zu Besonders faszinierend finde ich es, wenn Gesicht bekommt. Tierspuren eine ganze Geschichte erzäh- fassen. Aber gerade bei dieser Tiergruppe len können. So Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Buch begegnen wir in freier Wildbahn viel eher hatte ich einmal gekommen? den Tierspuren als den Tieren selbst. So die Trittsiegel von Ursprünglich hatte ich die Idee, einen Na- entstand die Idee, ein Buch über Tierspuren Wildschweinen turführer „Heimische Säugetiere“ zu ver- zu machen, in dem neben dem Beschreiben in einem kleinen der Spuren auch die jeweiligen Verursacher Wäldchen gefun- vorgestellt werden. den. Die unter- Tierspuren – lebensgroß schiedliche Größe Wenn der Mensch die Natur betritt, gehen Was ist das Besondere an diesem der Spuren hat mir die Tiere meist in Deckung – aber ihre Spu- Spurenbuch? zunächst verraten, ren sind überall zu finden. Frank Heckers Ganz neu ist, dass wir neben Fotos von dass es mehrere Hier hat sich ein Wild- schwein „geschubbert“. Life-Size-Naturführer macht das Erkennen Spuren in freier Natur nun auch lebensgro- Tiere unterschied- und Zuordnen der verschiedenen Arten jetzt ße Zeichnungen der einzelnen Trittsiegel lichen Alters gewesen sind. Ich bin diesen noch einfacher. Jede Tierspur wird in ihrer zeigen. Das ist zum Bestimmen natürlich Spuren gefolgt und habe eine typische Suhle tatsächlichen Größe abgebildet. Daneben enorm hilfreich. Denn in freier Natur findet gefunden. In deren Nähe befand sich ein so sieht man jeweils den Spurenverlauf und an- man wirklich selten einen richtig „per- genannter Malbaum: Hier haben sich die dere Lebenszeichen wie Fraßspuren, Losun- fekten“ Abdruck: Im nassen oder tauen- Schweine nach dem Schlammbad geschub- gen oder Abriebe an Bäumen. Fotos zeigen den Schnee verschwimmen die Konturen bert. Auf dem Weg aus dem Wäldchen habe jedes Tier im Porträt und in seinem Lebens- und auf härterem Boden drücken die Füße ich dann noch vereinzelt Losung gefunden. raum. Ein praktischer Naturführer für alle, oftmals nicht vollständig ab. Die Kombi- Und die angrenzende Wiese war an mehre- die mehr über das geheime Leben unserer nation aus lebensgroßen Zeichnungen und ren Stellen „aufgebrochen“, das heißt, hier Wildtiere wissen möchten. Originalfotos nebeneinander machen das haben die Wildschweine mit ihren kräfti- Frank Hecker ist Diplom-Biologe mit den Bestimmen auch für Einsteiger ohne weite- gen Schnauzen den Boden nach Fressbarem Schwerpunkten Zoologie, Botanik und Mee- res möglich. durchwühlt. All diese Spuren verraten mir resbiologie. Er hat sich als Naturfotograf den Tagesablauf einer Wildschweinrotte, einen Namen gemacht. Seit vielen Jahren Bei welchen Tierarten war es beson- ohne dass ich ein einziges Tier zu Gesicht veröffentlicht er Reportagen zu naturkund- ders kompliziert, ihnen auf die Spur zu bekommen hätte. lichen Themen in kommen? namhaften Zeit- Dies sind natürlich zuallererst mal die sel- Welche Eigenschaften muss ein guter Na- schriften und Zei- tenen oder sehr scheuen Arten: Wildkat- turfotograf haben? tungen und ist Autor ze, Wolf, Luchs oder Braunbär, um einige Für meine Art der Naturfotografie sind es mehrerer Bücher. Beispiele zu nennen. Problematisch sind Artenkenntnis und biologisches Wissen aber auch Arten, die aufgrund ihres gerin- über das Verhalten der Tiere oder auch das Frank Hecker: Tier- gen Gewichts kaum einen Abdruck auf dem Typische einer Pflanzenart. Dazu kommen spuren – lebensgroß. KOSMOS-Verlag, Untergrund hinterlassen und auch ansons- dann noch eine gute Portion Geduld, eine 12,99 Euro ten eine eher versteckte Lebensweise haben. vielfältige Fotoausrüstung und nicht zu ver- Der Igel wäre hier ein Beispiel: Fußabdrü- gessen: Glück. 6 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
Thema Überzogen Immer mehr Menschen beschweren sich über die radikalen Baumschnittarbeiten an Landes- und Bundesstraßen sowie an Auto- bahnen. Sie halten die Baumfällungen und das Beseitigen der Sträucher für völlig über- zogen. Viele dieser Beschwerden landen auch beim NABU NRW. Aus eigener Beobachtung können wir bestätigen, dass oftmals mehr C. Weimann getan wird, als zur sogenannten Gefahren- abwehr nötig wäre. Deshalb waren wir im Herbst bei „Straßen.NRW“ in Gelsenkir- Natternkopf vor Zeche Ewald in Herten chen. Die Direktorin des Landesbetriebs, Elfriede Sauerwein-Braksiep, hält allerdings sämtliche Baumschnittarbeiten an den Stra- Meine Meinung ßen aus Gründen eben dieser Gefahrenab- Naturschutz im wehr für unverzichtbar. Dabei gilt nach wie vor der gemeinsame Er- lass der NRW-Minister für Umwelt und für Industrieland NRW Verkehr von 2013: Hinweise für die Gehölz- pflege an Bundesfern- und Landesstraßen in kann gelingen NRW (www.vm.nrw.de/verkehr/_pdf_con- tainer/richtlinien_zur_gehoelzpflege.pdf). Darin wird ausdrücklich auch die arten- schutzfachliche Funktion des Straßenbegleit- Wir alle leben, woh- sogar mit Beratung des NABU. Aber es kom- grüns hervorgehoben und Rücksicht auf den nen und arbeiten in men immer neue Probleme hinzu, zum Bei- Artenschutz verlangt. Die Praxis der Pflege- NRW, einem Indus- spiel Mikroplastik in den Gewässern und den kolonnen hat sich offensichtlich vielfach von trieland mit langer Mägen der Fische oder neue Pestizide in der diesen verbindlichen Hinweisen der beiden Tradition. Hier wur- Landwirtschaft. Ministerien weit entfernt. den Natur, Umwelt Dem steht eine immer sensibler werdende Als positives Ergebnis des Gesprächs bleibt und Gesundheit über Bevölkerung gegenüber, die millionenfach festzuhalten, dass eklatante Fälle an „Stra- Jahrzehnte vielerorts Wald-Bücher von Peter Wohlleben liest, für ßen.NRW“ gemeldet werden sollen, und stark belastet. Aus diesem Grund gab es im- den Erhalt des „Hambi“ auf die Straße geht zwar an Dr. Frank Eilermann, Tel. 0209- mer wieder Gespräche zwischen Industrie- und gegen Stickoxide und CO2-Belastungen 3808352, frank.eilermann@strassen.nrw. vertretern und dem NABU, um darüber zu in den Städten protestiert. Das ist die Bevöl- de. Wir empfehlen den NABU-Mitgliedern reden, was uns trennt, wo man sich annä- kerung, die in NRW und in einer intakten vor Ort, von dieser Möglichkeit Gebrauch zu hern kann, wo es gemeinsame Interessen gibt Natur leben und arbeiten will und mit mehr machen. und an welchen Stellen wir nicht zueinander- als 90.000 Mitgliedern den NABU NRW Heinz Kowalski kommen. Dieser Gesprächsfaden ist im ver- unterstützt. Also: Vieles hat sich getan und gangenen Herbst neu belebt worden. zum Guten gewendet, aber die Versöhnung Es geht um das Ziel, das der langjährige ist noch nicht gelungen. Das sollte uns he- Ministerpräsident von NRW, Johannes Rau, rausfordern, gemeinsam an konstruktiven einst vorgegeben hat: „Die Versöhnung von und realistischen Lösungen zu arbeiten. Wir Ökonomie und Ökologie.“ Ein großes Vorha- hoffen, dass der Gesprächsfaden stabil wird ben, das noch längst nicht realisiert wurde – und am Ende viel Positives für eine vielfältige man denke nur an Klimawandel, CO2-Emis- Natur, eine gesunde Umwelt, eine natur- sionen, Braunkohle, Insektensterben, Land- verträgliche Politik und gleichzeitig auch schaftsverbrauch, industrielle Landwirtschaft für die Menschen in den Unternehmen, im oder Rückgang der Vögel. Charles Darwin Handwerk und im Handel von NRW her- hat einmal gesagt: „Alles was gegen die Na- auskommt. Ziehen wir an einem Strang: Wir tur ist, hat auf Dauer keinen Bestand“. Das leben im gleichen Land, in der gleichen Um- B. Königs muss auch die Industrie verinnerlichen. Viele welt und in der gleichen Natur. Unternehmen haben sich Nachhaltigkeit, Heinz Kowalski, stellv. Landesvorsitzender des Regionalität, Umwelt- und Klimaverträg- NABU NRW Hier wurde heftig gefällt. lichkeit auf die Fahnen geschrieben, manche 7 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
Ein Stück Wildnis kehrt zurück Ihre Spende für die Rückkehr des Wolfes und den Erhalt einer vielfältigen Kulturlandschaft in Nordrhein- Westfalen! Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund! Der Wolf ist zurück in Nordrhein-Westfalen. Immer wieder gab es in den vergan- genen Jahren einzelne Tiere, die als Durchzügler unser Bundesland durchstreif- ten. Im Herbst bestätigten sich dann die Beobachtungen, dass sich eine Wölfin die Landschaft im Bereich Schermbeck, Kreis Wesel, als ihren neuen Standort ausgewählt hat. Das Land hat folgerichtig im Oktober 2018 diesen Landstrich als „Wolfsgebiet“ ausgewiesen – NRW ist nicht mehr Wolfserwartungsland, sondern Lebensraum dieser seltenen Wildtiere. Auch wenn der NABU NRW schon seit einigen Jahren intensive Aufklärungsar- beit bei den Menschen im Land leistet und den Dialog mit Landwirten, Wei- detierhaltern und Jägern gesucht und intensiviert hat: Der Umgang mit dem Wildtier Wolf muss nach über 150 Jahren Abwesenheit in unserer Region erst wieder erlernt und entwickelt werden. Lassen Sie uns gemeinsam diese spannende Entwicklung zum Wohle von natür- licher Vielfalt und mehr Wildnis in unserem Bundesland aktiv begleiten. Ihre Spende wirkt hier nachhaltig. Neben der Aufklärungsarbeit und der Unterstüt- zung von Schafs- und Weidetierhaltern wird der NABU zusammen mit Schäfern den Einsatz von Herdenschutzzäunen an ausgewählten Stellen im Land vorbild- haft demonstrieren. Dort können sich Viehhalter praxisnah informieren und vorbereiten auf den Rückkehrer Wolf. Herzlichen Dank! Katharina Stenglein & Thomas Pusch Weitere Informationen unter www.NABU-NRW.de/willkommenwolf
Wolf und Weidetiere Naturschützer freuen sich über die Rückkehr des Wolfes nach Nordrhein-Westfalen. Er schließt als großer Beutegreifer wieder die nach seiner Ausrottung entstandene Lücke im natürlichen Gefüge. Auch wenn sich wildlebende Wölfe hauptsächlich von Rehen, Rotwild und Wildschweinen ernähren und nur ein sehr geringer Anteil ihrer Beute Nutztiere sind, gibt es hier einen Konflikt. Auch wir Naturschützer haben ein großes Interesse daran, dass Weidetierhalter ihre Schafe, Rinder und Pferde weiterhin auf die Weiden zwischen Eifel und Weserbergland schicken. Sie leisten einen wichtigen Beitrag für den Erhalt einer vielfältigen Naturlandschaft. Nicht zuletzt setzt der NABU selbst eigene Schafe, Konik-Pferde, Heckrinder und andere Weidetiere als vierbeinige Landschaftspfleger in Naturschutzprojekten ein. Ein Miteinander ist möglich, den Umgang müssen wir alle wieder lernen. er Kita- a 25 Euro können wir ein Aufklärungsarbeit: Für etw um das ormationsmaterial rund gruppe interessantes Inf ung stellen. Wildtier Wolf zur Verfüg Herdenschutzhunde: Mit rund 1000 Euro kann ein Schäfer bei den laufenden Kosten für die Halt ung eines besonderen Herdenschutzhundes unterstützt werd en. Unser Spendenkonto finden Sie bei der Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE78 3702 0500 0001 1212 12 BIC-Code: BFSWDE33XXX Stichwort: Für Wolf und Weidetier enen 200 Euro können wir betroff Herdenschutzzäune: Für und ide zaun ein Stromgerät für den We Schäferinnen und Schäfern zur Verfügung stellen. Fotos: Thomas Becker, Roman Hövel, Jan Preller, Katharina Stenglein, Nicole Stock, Conny Türk
Thema NABU Naturschutzstation Niederrhein So sah es am Rhein bis in den Herbst über weite Strecken aus. um 1,4 Grad Celsius zwischen 1974 und Heißer Sommer 2016. In den Ballungsräumen Nordrhein-Westfa- lens sind bereits heute insgesamt 5,3 Millio- Der Klimawandel in NRW nen Menschen von Hitzebelastung betroffen, bis zum Jahr 2050 dürften es laut Klimaana- D lyse des LANUV voraussichtlich bis zu neun er Sommer war sehr groß … Lieb- sicht- und spürbar sind. „Viele dachten lange Millionen Menschen werden. 2018 haben vor haber von Rilke und des medi- Zeit, Klimawandel betreffe nur Inseln im Pa- allem die Bauern gelitten, in NRW und an- terranen Klimas dürfen das so zifik. Dem ist aber nicht so. Wir werden uns derswo. Betroffen waren insbesondere die- sehen, vor allem aber war er sehr heiß und an Extremwettereignisse wie Hitzewellen, jenigen, die Vieh halten oder Getreide und trocken. Und er hat früh begonnen: Schon lange Trockenperioden, Hagel, Starkregen Gemüse anbauen. Bereits im Sommer hatte April und Mai brachten neue Tempera- und dadurch Überschwemmungen auch bei das Land NRW kurzfristige Maßnahmen turrekorde in Deutschland, aber vor allem uns gewöhnen müssen“, so Landesumwelt- ergriffen, um den von der Dürre betroffenen kaum Regen. Die Häufung zu warmer und ministerin Ursula Heinen-Esser. Landwirten zu helfen. So wurden als ökolo- zu trockener Monate macht das Jahr 2018 gische Vorrangflächen deklarierte Brachen zu einer Ausnahmeerscheinung in der Ge- Eindeutige Zahlen für Futterzwecke landesweit zugelassen, um schichte der Wetteraufzeichnung. Zwar Nach Angaben des Deutschen Wetterdiens- der dürrebedingten Verknappung von Vieh- warnen die meisten Wissenschaftler vor tes fielen in Nordrhein-Westfalen in diesem futter entgegenzuwirken. allzu flotten Schlüssen vom Wetter aufs Sommer mit rund 115 Litern pro Quad- Klima, doch grundsätzlich herrscht Ei- ratmeter weniger als die Hälfte des durch- Anpassung nigkeit darüber, dass die zu beobachtende schnittlichen Niederschlags von 240 Litern „Ein Jahr wie dieses mit heftigen Stürmen zu Häufung von Rekordsommern und ande- pro Quadratmeter. Die vom Landesamt Jahresbeginn und der anhaltenden Trocken- ren Wetterextremen durchaus Prognosen für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz heit wird immer weniger zum Ausreißer für die langfristige Entwicklung erlaubt. (LANUV) ausgewerteten Daten zeigen eine werden“, warnt Ministerin Heinen-Esser. Erhöhung der mittleren Jahrestemperatur in Keine gute Nachricht, auch nicht für die Für die nordrhein-westfälische Landesregie- Nordrhein-Westfalen um 1,5 Grad Celsius Bäume in NRW, wie der aktuelle Waldscha- rung steht der Klimawandel nicht in Frage. im Zeitraum 1881–2017, eine signifikante densbericht befürchten lässt. „Unsere Wäl- Ein am 31. Oktober 2018 vom Umwelt- und Zunahme der heißen Tage und eine Abnah- der sind in einem besorgniserregenden Zu- Landwirtschaftsministerium vorgelegter Be- me der Frost- und Eistage sowie einen An- stand“, so die Umweltministerin. Durch das richt bestätigt, dass dessen Folgen in NRW stieg der Gewässertemperaturen im Rhein Zusammenwirken von Sturm im Frühjahr, 10 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
Thema gefolgt von extremer Sommertrockenheit und anschließend starkem Borkenkäferbe- fall in den Nadelwäldern seien die Schäden in diesem Jahr erheblich. Um die Wälder im Klimawandel stabiler und widerstands- Kurze Saison fähiger zu machen, entwickelt das Umwelt- Amphibien im trockenen Sommer 2018 ministerium derzeit ein neues Waldbau- B konzept für Nordrhein-Westfalen – dessen Stoßrichtung vom NABU NRW kritisiert is Ende Mai war es eine gute Saison wird (mehr dazu auf Seite 3). für Amphibien. Nach einer ersten Jahrestreffen Amphibien- Dieses Konzept wird Bestandteil der bereits großen Wanderwelle Anfang März und Reptilienschutz 2009 skizzierten Klimaanpassungstrate- stoppten die früh laichenden Amphibien 3. Februar, NABU-Landesgeschäftsstelle gie des Landes NRW. Zumindest kurzfris- wie Erdkröte, Molche, Gras- und Spring- Vorträge und Diskussionen zu aktuellen tig machtlos dürften Anpassungsstrategien frosch mit dem Abfallen der Temperaturen Themen des Amphibien- und Reptilien- gegen das 2018 erlebte anhaltende Niedrig- bis auf unter 0°C in vielen Teilen von NRW schutzes in NRW wasser in Flüssen, Seen und Talsperren sein. fast komplett. Erst Ende März liefen noch Infos und Anmeldung: NABU-Landesge- Spürbar waren die Folgen vor allem an der einmal Tiere und bis Ende April war die schäftsstelle, Tel. 0211-159251-0 (Fax: -15), großen Wasserstraße Rhein: Schiffe durf- Wanderung der „Frühlaicher“ beendet. info@nabu-nrw.de ten maximal mit halber Ladung fahren, an vielen Tankstellen wurde wegen der redu- Auch die später im Jahr ablaichenden Am- in Kies-und Tongruben trockneten nahezu zierten Transportkapazitäten der Treibstoff phibien, wie Gelbbauchunke, Kammmolch, vollständig aus. knapp. Vielerorts legte der Rhein lange ver- Wechsel- und Kreuzkröte, waren früh aktiv, Im Wald war die Situation insgesamt etwas borgene Geheimnisse frei, darunter auch ge- so dass die erste Generation Jungtiere sich gemäßigter. Hier hielten viele der größeren fährliche wie etwa Fliegerbomben aus dem gut umwandeln konnte und die Fortpflan- Gewässer das Wasser. So fielen zum Beispiel 2. Weltkrieg. zung erfolgreich war. Ab Ende Juni aller- im Kottenforst bei Bonn einige größere Was unsere Infrastruktur auf die Probe dings kamen die Aktivitäten der Amphibien Teiche zum ersten Mal seit vielen Jahren stellt, ist für die Natur grundsätzlich kein mit den hohen Temperaturen und der an- trocken, aber weit mehr als die Hälfte der Problem. „Natürlich hat der niedrige Was- haltenden Trockenheit fast vollständig zum größeren Gewässer hatte noch Wasser. In serstand Auswirkungen auf Pflanzen und Erliegen. den verbliebenen Wasserstellen konzentrier- Tiere, insgesamt sind diese aber für die we- Arten, die ihre Eier auch noch später im ten sich die Amphibien, besonders gut war nigsten Arten bedrohlich“, so der NABU- Jahr legen, hatten keine Chance mehr auf dies bei den Wasserfröschen zu sehen: Selbst Landesvorsitzende Josef Tumbrinck. Natur- Fortpflanzung. Die erwachsenen Tiere in kleinsten Pfützen konnte man Dutzende nahe oder naturnah renaturierte Flüsse mit zogen sich in feuchte Gebiete wie Bachtä- Frösche finden. funktional miteinander verbundenen Fluss-, ler, größere Stillgewässer und in den Wald Zweifel haben die Experten, ob die Am- Ufer- und Auenbereichen böten den dort le- zurück und legten keine Eier mehr ab. Et- phibien, insbesondere die winzigen Jung- benden Tier- und Pflanzenarten Spielräume, liche Larven starben, weil die Gewässer zu frösche, Minikröten und kleinen Molche, solche Extremereignisse ohne großen Scha- früh austrockneten und sich die Tiere nicht genug feuchte Stellen finden konnten, um den zu überstehen. Deshalb sei es so wich- mehr rechtzeitig umwandeln konnten. Die den trockenen Sommer zu überstehen. Viele tig, heimische Fließgewässer im Sinne der Reproduktionsperiode von Gelbbauchunke, Tiere könnten ausgetrocknet und gestorben EU-Wasserrahmenrichtlinie in einen guten Kreuz- und Wechselkröte beschränkte sich sein, da sie mit ihrer feuchten, durchlässi- ökologischen Zustand zu bringen. damit auf ein Drittel der normalen Zeit. Die gen Haut kaum vor Trockenheit geschützt Bernd Pieper Offenbiotope im Grünland, auf Äckern oder sind. Die Auswirkungen werden sich aber erst 2019 und den darauf folgenden Jahren zeigen, wenn der Nachwuchs aus 2018 ge- schlechtsreif ist und erstmals für die Eiabla- ge zu den Gewässern wandert. Ein Gutes hatte die Trockenheit: Einige Am- phibienarten, wie etwa der Kammmolch, sind darauf angewiesen, dass ihre Laichge- wässer alle paar Jahre vollständig austrock- nen und dadurch ihre Fressfeinde wie Fische oder Libellenlarven sterben. Wenn die Tei- che im Frühjahr wieder Wasser haben, sind sie frei von „Räubern“, so dass weniger Eier und Larven gefressen werden und damit die Fortpflanzung deutlich verbessert wird. M. Hachtel Monika Hachtel, Landesfachausschuss Amphibien- und Reptilien- schutz im NABU NRW Kreuzkröte in trockener Kiesgrube 11 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
NABU vor Ort S. Strumann Der Europaabgeordnete Peter Liese (2. v. r.) besuchte den NABU Siegen-Wittgenstein. U. a. mit im Bild: Eva Lisges (r.), Thomas Müsse (l.) und der stellvertretende NABU-Landesvorsitzende Heinz Kowalski (3. v. r.) Kooperation und Engagement Europäische Politik und Naturschutz vor Ort G uter Naturschutz braucht vor al- stimmungen ihre spektakulären Comebacks nur an minimalste Anforderungen geknüpft lem eines – engagierte Menschen, in Deutschland. – eine naturverträgliche Landbewirtschaf- die ihn vor Ort umsetzen. Funk- In der Landwirtschaft zeichnet sich jedoch tung ist damit nicht gesichert. Tatsächlich tionieren kann Naturschutzschutz jedoch ein anderes Bild ab. Durch die Gemeinsame wird das Artensterben in der Landwirt- nur, wenn von der Politik die richtigen Agrarpolitik (GAP) werden jedes Jahr etwa schaft durch die Subventionen nicht ge- Rahmenbedingungen geschaffen werden. 58 Milliarden Euro – knapp 40 Prozent des stoppt, sondern noch befeuert. Derzeit wird Und das betrifft vor allem und immer mehr gesamten EU-Haushalts – als Subventionen im Europäischen Parlament die Reform der die europäische Politik. Die hat längst verteilt. Ein ineffizientes und zu einem gro- GAP für die Finanzierungsperiode 2021– einen massiven Einfluss auf die Art und ßen Teil umweltschädliches System. Denn 2027 verhandelt. Dabei geht es um nicht we- Weise, wie wir in Deutschland Naturschutz die überwiegend nach dem „Gießkannen- niger als die letzte Chance, die Biodiversität betreiben können. Etwa 80 Prozent aller prinzip“ ausgezahlten Subventionen sind in der Landwirtschaft zu erhalten. deutschen Natur- und Umweltschutzge- setze basieren auf Richtlinien und Verord- Anschaulich nungen der Europäischen Union. Aus diesem Grund haben sich der NABU- Landesfachausschuss Landwirtschaft und Und das ist gut so. Schließlich kümmern Vertreter des NABU Siegen-Wittgenstein im sich die meisten Herausforderungen und vergangenen Spätsommer mit dem CDU- Probleme im Natur- und Umweltschutz Europaabgeordneten (MdEP) Dr. Peter nicht um Grenzen, sondern lassen sich nur Liese getroffen, um ihm die wichtige Arbeit durch gemeinsame, kooperative Anstren- des NABU vor Ort zu zeigen und gleichzei- gungen lösen. Die Fauna-Flora-Habitat tig zu erläutern, mit welchen Problemen in (FFH)-Richtlinie ist das beste Beispiel für der Landwirtschaft und Hindernissen aus gelingenden europäischen Naturschutz. der Politik Naturschützerinnen und Natur- Inzwischen haben die EU-Mitgliedstaaten schützer zu kämpfen haben. Treffpunkt war knapp ein Fünftel der EU-Landfläche als das Naturschutzgebiet „Gernsdorfer Wei- Natura-2000-Flächen deklariert. Insgesamt dekämpe“, wo durch jahrelange extensive R. Stankewitz sind es über 27.000, in Deutschland über Landwirtschaft ein artenreiches Biotop ent- 5.000 Gebiete. Einige Tierarten, darunter standen ist. Zu den bemerkenswerten Arten Kranich, Seeadler, Biber oder Wolf, verdan- zählen hier zehntausende Orchideen, vor ken dem europäischen Schutzgebietsnetz Auch das Gefleckte Knabenkraut wächst in der allem das Gefleckte Knabenkraut und die Natura 2000 und strengen Artenschutzbe- „Gernsdorfer Weidekämpe“. Grünliche Waldhyazinthe. Auch stark be- 12 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
NABU vor Ort Aktiv für eine zukunfts fähige Agrarpolitik! Jeder EU-Bürger zahlt im Jahr 114 Euro für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union. Eine Menge Geld – aber nur ein Bruchteil wird für den Naturschutz in der Landwirtschaft ausgegeben. Das muss sich ändern mit einer grundlegenden Reform der GAP! Die anstehenden Neuverhandlungen zwischen nationalen Regierungen und EU-Parlament über die Agrarsubventio- nen der nächsten sieben Jahre bieten die letzte Chance, die Kehrtwende einzu- leiten. drohte Vogelarten wie Braunkehlchen und stellvertretenden NABU-Landesvorsitzen- Werden auch Sie aktiv und kämpfen Wiesenpieper finden in der „Gernsdorfer den Heinz Kowalski. Dabei zeigten sie Peter mit für eine bessere Agrarpolitik. Es gibt Weidekämpe“ noch Brutmöglichkeiten. Liese, wo im Frühling der Wiesenpieper viele Möglichkeiten: Um dem Europaparlamentarier diese Na- brütet oder warum Vögel wie der Neuntöter • Unterschreiben Sie die Aktionspost- turschätze näher zu bringen hatten Eva Landschaftselemente wie Dornhecken zum karte des NABU mit einem Wunsch, Lisges und Thomas Müsse vom NABU Überleben brauchen. wofür Ihre 114 Euro verwendet wer- Siegen-Wittgenstein eine umfassende Füh- den sollen. rung durch die Wiesen des Gebiets vorbe- Beeindruckt • Machen Sie bei sich vor Ort eine reitet vorbereitet, fachlich unterstützt vom In der „Gernsdorfer Weidekämpe“ ist die Aktion zur Agrarpolitik. Welt noch halbwegs in Ordnung. Durch • Laden Sie Ihren Europaabgeordneten erfolgreichen Vertragsnaturschutz der in Ihre Region ein und zeigen Sie ihm Weitere Beispiele Landwirte und ehrenamtliches Engagement live vor Ort, wo die Probleme liegen. Auch andere NABU-Gruppen zeigten sich des NABU vor Ort kann hier noch vielen Arten ein Lebensraum geboten werden. In Wichtige Hinweise sowie alle Informati- im vergangenen Jahr als gute Gastgeber. onen rund um die GAP und die Europa In Aachen hat die NABU-Ortsgruppe anderen Teilen des gleichen Kreises – wie abgeordneten gibt es unter dem SPD-Abgeordneten Arndt Kohn die auch im ganzen Land – hat die Intensiv- https://mitmachen.nabu.de/ wertvolle Arbeit auf der eigenen Streu- landwirtschaft durch übermäßige Düngung, meine114euro?werbecode=rubrik und bei Sebastian.Strumann@NABU.de. obstwiese vorgestellt – verbunden mit dem Zerstörung wichtiger Landschaftselemente Aufruf, die GAP naturschutzfreundlich zu und jährlich mehrfache Mahd auf Grünland reformieren. bereits zu den bekannten ausgeräumten In Essen lud der NABU Ruhr zusammen Landschaften geführt. den GAP-Reform dafür stark machen, dass mit der NAJU Essen/Mühlheim seinen Anhand vieler konkreter Beispiele konn- besonders beim Grünland die Hürden für Europaabgeordneten Jens Geier zu einem ten Eva Lisges und Thomas Müsse dem den Naturschutz und für die Landwirte ab- Rundgang durch das Natur- und Jugend- Europaabgeordneten Peter Liese die Pro- gebaut werden, sodass wir unsere Artenviel- zentrum Vossgätters Mühle ein. bleme erklären. Dieser zeigte sich beein- falt erhalten können.“ druckt: „Ich werde mich bei der anstehen- Sebastian Strumann ANZEIGE .de Flexibel, preiswert, biologisch, individuell 13 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
NABU vor Ort Erfolg vor Gericht Wegweisendes Urteil für den Naturschutz E nde September hat das Verwal- tungsgericht Aachen der Klage des NABU gegen die Genehmigung des Kreises Euskirchen zur Errichtung und zum Betrieb von fünf Windenergieanlagen (Dahlem IV) stattgegeben und den Geneh- migungsbescheid aufgehoben. Die 6. Kam- mer des Gerichts monierte insbesondere, H. Hemann dass „die Prüfung erheblicher nachteiliger Umweltauswirkungen auf den Schwarz- storch fehlerhaft erfolgt“ sei. Gemeinsame Freude über die Auszeichnung: Familie Winkelmann und Hermann Nagel (r.) Eine Raumnutzungsanalye für den Schwarzstorch hätte ergeben, dass der Luft- Schwalbenfreundlich raum in der Nähe des nur 500 Meter von einer geplanten Anlage entfernten Horstes intensiv vom Schwarzstorch genutzt wor- Auszeichnungen im Kreis Minden-Lübbecke den sei. Nach dem Ergebnis dieser Un- tersuchung sei nicht auszuschließen, dass H diese Fortpflanzungsstätte bei Errichtung ermann Nagel staunte mit Blick spielsweise nicht deren Nester entfernen.“ und Inbetriebnahme der Anlagen aufgege- nach oben nicht schlecht. Wo er Der trockene Sommer ohne Kälteeinbrüche ben werde. Außerdem würde voraussicht- auch hinsah, flogen unzählige habe dazu geführt, dass meist zwei Bru- lich ein signifikant höheres Kollisionsrisiko Rauch- und Mehlschwalben über seinen ten erfolgreich gewesen seien. Vereinzelt entstehen. Kopf. „Das ist hier schon sehr gut“, at- sei es, wie im Falle des Hofes der Winkel- testierte der stellvertretende Vorsitzende manns, sogar zu Drittbruten gekommen. des NABU Minden-Lübbecke dem Hof Über 50 schwalbenfreundliche Häuser der NRW-Landtagsabgeordneten Bian- konnten die ehrenamtlichen Mitarbeiter des ca Winkelmann und zückte daraufhin die NABU-Kreisverbandes Minden-Lübbecke NABU-Plakette. auszeichnen. So soll es 2019 weitergehen. Das freut auch „Hier sind Schwalben willkommen“, steht Bianca Winkelmann: „Der NABU leistet in darauf. Damit hat der NABU den landwirt- diesem Bereich tolle Arbeit und ich würde schaftlichen Betrieb der Winkelmanns als es als Umweltpolitikerin natürlich begrü- schwalbenfreundliches Haus zertifiziert. ßen, wenn sich mehr Menschen Gedanken Zwischen 50 und 60 Paare hat Hofbesitzer um die Artenvielfalt vor der eigenen Haus- Hartmut Winkelmann in den vergangenen tür machen. Das fängt bei Schwalben an Wochen gezählt. „Die Vögel finden in den und endet noch lange nicht bei Bienen und Ställen sehr gute Voraussetzungen vor“, er- Insekten.“ klärte sich der Landwirt und Ehemann von Hermann Nagel Bianca Winkelmann die große Zahl. Die Familie freue sich sehr über die tierischen Weitere Informationen unter https://nrw.nabu. Besucher, so die die agrar- und umweltpoli- de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/ schwalbenschutz/index.html tische Sprecherin der CDU-Landtagsfrakti- on: „Bauernhöfe und Schwalben gehören für C. Rapp-Lange mich einfach zusammen.“ Hermann Nagel zeigte sich angesichts sol- cher Aussagen zufrieden: „Uns geht es mit der Plakette darum, solche Häuser auszu- Schwarzstorch vor der geplanten Anlage zeichnen, die Schwalben dulden und bei- Dahlem IV 14 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
NABU vor Ort Erstes NABU- Obstsortenparadies Der Obstsortengarten in Wassenberg A ls erster seiner Art hat der Obst- auch nach der dreijährigen Förderphase des T. Wiegers sortengarten in Wassenberg Projekts eine finanzielle Basis für die Pflege die bundesweite Auszeichnung der Obstbäume und der Flächen zur Verfü- „NABU-Obstsortenparadies“ erhalten. gung steht. „Mit Freude stelle ich fest, dass Begeistert von der Vielfalt im Obstsortengarten Wassenberg: Josef Tumbrinck, Anke Valentin, „54 der über 80 Obstsorten sind auf min- sich weitere Interessentinnen und Interes- Katharina Tumbrinck, Markus Rösler, Manfred destens zwei Hochstämmen gesichert. Da- senten gemeldet haben, denn ein Großteil Winkens und Michael Luwe (v. l.) mit erfüllt der Wassenberger Obstsorten- der Apfel-, Birnen oder Pflaumensorten garten das Kriterium für die Auszeichnung. kann noch an Paten vergeben werden“, so Wassenbergs Bürgermeister Manfred Win- Auch andere Anforderungen, wie etwa die Valentin. kens wird es mit Freude vernommen haben Zugänglichkeit der Bäume und deren Be- Die finanzielle Unterstützung durch den – schließlich hofft er, dass der Obstsorten- schilderung, erfüllt der Wassenberger Obst- Fonds alleine reiche nicht aus für den Erhalt garten zu einem „Anziehungspunkt fürs sortengarten vorbildlich“, sagte Dr. Markus alter und regionaler Sorten im Obstsorten- ganze Rheinland“ wird. Auch Michael Luwe Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachaus- garten, betonte Katharina Tumbrinck, Vor- vom NRW-Umweltministerium gratulier- schusses Streuobst. sitzende des Fördervereins Obstsortenviel- te allen Beteiligten zur Auszeichnung: „Der falt, der sich seit Anfang 2017 um die Pflege Erhalt der alten und regionalen Obstsorten Dr. Anke Valentin, Vorsitzende der und die Betreuung des rheinischen Obstsor- hat eine große Bedeutung für die biologi- NABU-Stiftung Naturerbe NRW, dankte den tengartens in Wassenberg kümmert: „Ich sche Vielfalt.“ Sortenpaten. Sie ermöglichen es mit ihrer freue mich, dass wir für die verschiedenen Thorsten Wiegers Zustiftung in den vor neun Jahren für dieses Aufgaben hier vor Ort so verlässliche ehren- Mehr Informationen zum Projekt unter Gebiet eingerichteten Stiftungsfonds, dass amtliche Kräfte haben.“ www.obstsortengarten.de Ein Juwel 2. Tag der Biologischen Vielfalt in Siegen-Wittgenstein A m 7. Oktober 2018 fand der 2. Tag Vorkommen in NRW. Die besonderen Be- der Biologischen Vielfalt in Siegen- wirtschaftungsformen bewahren den au- Wittgenstein statt, diesmal im Na- ßergewöhnlichen Artenreichtum in diesem turschutzgebiet Wetterbachtal bei Burbach- Gebiet. Der Wetterbach wurde über mehrere Holzhausen. Die Besucher konnten entlang Jahrzehnte renaturiert und bietet wieder Le- eines drei Kilometer langen Wanderweges bensraum für anspruchsvolle Makroinverte- die vielfältigen Lebensräume und Struktu- braten und Fischarten. H. Pollin ren des Wetterbachtals erkunden und sich Initiiert wurde diese Veranstaltung von Prof. an Infoständen über die dort vorkommen- Dr. Klaudia Witte und ihrem Team vom den Tiere und Pflanzen, den Naturschutz Institut für Biologie der Universität Siegen. Im Wetterbachtal gibt es das größte Braun kehlchen-Vorkommen in NRW und Pflegemaßnahmen informieren. Für Kooperationspartner waren der Heimatver- Kinder wurde wieder eine Rallye angebo- ein Holzhausen, die Gemeinde Burbach, der ten. Die jungen Naturforscher erhielten eine Kreis Siegen-Wittgenstein, die NRW-Stiftung Euro für den Tag der Biologischen Vielfalt Urkunde und konnten über eine Verlosung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, entgegen. Die Untere Naturschutzbehörde einen Buchpreis gewinnen. der BUND, die Biologische Station Siegen- des Kreises Siegen-Wittgenstein förderte 60 Wittgenstein, der Pomologen-Verein e.V., der Insektennisthilfen der Arbeiterwohlfahrt. Das Wetterbachtal ist ein „Juwel“ unter den Kreisimkerverein Siegerland e.V. sowie der Klaudia Witte Naturschutzgebieten in Siegen-Wittgenstein. NABU Siegen-Wittgenstein. Der nächste Tag der Biologischen Vielfalt in Es bietet vielseitige Wiesenbiotope inklusi- Eva Lisges nahm stellvertretend für den Siegen-Wittgenstein findet am 14. Juli 2019 statt. ve Streuobstwiesen und (noch) ausreichend NABU Siegen-Wittgenstein eine Förderung Weitere Informationen gibt es unter Lebensraum für das größte Braunkehlchen- der NRW-Stiftung in Höhe von gut 2.500 https://biovielfalter.wixsite.com/biovielfalt-siwi. 15 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
NATZ, die jungen Seiten Umweltbildung in geballter Form Tatendrang und Raus statt Zuhaus 2019 M it dem Tatendrang und dem Landeszeltlager der NAJU Wesel. Kin- um die Ostsee“ ist eine naturkundliche Rei- NAJU NRW Jahresprogramm der- und Jugendliche sowie Leiter- und se durch Litauen, Lettland, Schweden und Raus statt Zuhaus haben die Ju- Teamer*innen aus ganz NRW sind hier Dänemark. Neben besonderen Naturzie- gendumweltverbände in NRW ein großar- herzlich willkommen. Die Voßgätters Müh- len wie die Kurische Nehrung werden die tiges Angebot an Naturveranstaltungen. le in Essen bietet verschiedene interessante Hauptstädte Stockholm und Riga und urige Aktive und Interessierte haben zahlreiche Workshops an, wie etwa „Naturnahes Gärt- Hafenstädtchen besucht. Zum Jahreswech- Möglichkeiten, auf spannenden Freizei- nern in der Stadt“ oder der „Faire Genuss“, sel geht es mit der Tour „Wilde Bergwel- ten, kreativen Workshops und Fortbildun- wo das eigene Konsumverhalten überdacht ten in Weiß“ nach Tschechien. Die bizar- gen für Gruppenleiter- und Teamer*innen werden kann. Mit der NABU-Naturschutz- ren Winterlandschaften des Nationalparks Neues zu erlernen, sich zu vergnügen, neue station Niederrhein können Kinder das Böhmische Schweiz und des Riesengebirges Kontakte zu knüpfen und ganz nebenbei Neandertal erkunden und wie Indianer auf werden mit Langlaufski oder Schneeschu- auch noch die Welt zu retten! Spurensuche gehen. Aufmerksam machen hen erobert. Von romantisch verschneiten möchten wir auch auf die Veranstaltungen Wäldern über Tierspuren im Schnee bis zur Aber warum gibt es zwei verschie- des NAJU-Bundesverbandes. Auf dessen tschechischen Hauptstadt Prag mit ihrer dene Veranstaltungshefte? Aktionsplattform können politisch enga- historischen Altstadt wartet ein kontrastrei- Seit Jahren bringen die Jugendumwelt- gierte Jugendliche zu aktuellen Themen ches Programm auf Euch. verbände BUNDJugend, Waldjugend und Stellung beziehen. Bei unserer traditionellen „Kanutour durch NAJU NRW gemeinsam den Tatendrang Neben der Möglichkeit, sich beim Or- Schweden“ erkunden Naturinteressierte den heraus. Im letzten Jahr entschied sich die nithologiekurs in Vogelkunde fortzubil- See Stråken und den Fluss Tidan in Små- NAJU NRW, erstmals zusätzlich ein eige- den und die Juleica bei uns zu erwerben land an der Grenze zu Västergötland. Euch nes Jahresprogramm Raus statt Zuhaus auf oder aufzufrischen, könnt Ihr auch beim erwartet eine abwechslungsreiche Land- die Beine zu stellen. Dieses Programm legt Schnitzkurs den Umgang mit dem Messer schaft mit offenen Seen, verschlungenen den Schwerpunkt auf die Veranstaltun- erlernen. Erstmals beteiligt sich die NAJU Flüssen und Stromschnellen. gen der NAJU NRW. Deren Fortbildungen, NRW mit ihrem Jugendumweltmobil am Ob in Schweden auf dem Kanu nette Leute Workshops und Seminare sind in beiden Beach-CleanUp-Day. Am Rhein könnt Ihr kennenlernen, mit dem Plattbodenschiff Programmen zu finden. Darüber hinaus gemeinsam mit anderen Engagierten etwas durch Hollands Wattenmeer schippern möchten wir aber auch besondere Veranstal- Gutes für Gewässer tun. Mit dem Motor- oder die langen Strände auf Juist genießen tungen aus unseren Orts- und Kreisgruppen sägen-Freischneiderschein erhaltet Ihr – kommt mit auf große Entdeckungstour. in Raus statt Zuhaus hervorheben. NAJU- wichtige Grundlagen für den praktischen Euch erwartet Natur pur! Mitglieder und Interessierte haben dadurch Naturschutz. Sandra Jedamski die Möglichkeit, auch an Angeboten anderer Bei unseren Freizeiten gibt es auch in die- Download und Anmeldung unter NAJU-Gruppen teilzunehmen. sem Jahr wieder ein paar besondere High- www.naju-nrw.de/tatendrang/seminaranmeldung Besonders ans Herz legen möchten wir das lights! Die 4-Länder-Tour „Einmal fast rund Gewinn weiter. Auch Direktspenden sind sind über 1.700 Onlinehändler und 11.000 Bildungsspender über die Seite möglich. Für alle Aktivitäten auf der Internetplattform ist keine Registrie- gemeinnützige Organisationen Partner des Bildungsspenders, bis heute wurden schon rung der Käufer notwendig, sie kann jedoch mehr als 7,7 Millionen Euro an Spenden ge- Online einkaufen, Gutes tun erfolgen, wenn man als Kunde bestimmte sammelt. Bei regelmäßiger Nutzung erlöst Vorteile genießen möchte. Doch auch dafür ein durchschnittlicher Privathaushalt rund Nutzerinnen und Nutzer von www.Bil- werden nur ein Name und eine E-Mail-Ad- 100 bis 150 Euro im Jahr. Auch die NAJU dungsspender.de können mit jedem On- resse benötigt. NRW hat sich beim Bildungsspender an- line-Einkauf eine Spende für eine gemein- Die gemeinnützige Unternehmergesellschaft gemeldet. Wir würden uns darüber freuen, nützige Organisation ihrer Wahl leisten. Bildungsspender erfährt nur den Namen wenn auch Ihr beim nächsten Online-Ein- Der Shop oder Dienstleister gibt etwas der Einrichtung, bei der eingekauft wurde, kauf den Bildungsspender nutzt. von seinem durch den Verkauf erzielten und die Höhe der Gutschrift. Insgesamt Jana Lork 16 NATURSCHUTZ in NRW 1/2019
Sie können auch lesen