Brennessel - Fränkische Schweiz - Tourismus trifft Natur Schwerpunktthema: BUND Naturschutz Kreisgruppe Forchheim

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Brennessel - Fränkische Schweiz - Tourismus trifft Natur Schwerpunktthema: BUND Naturschutz Kreisgruppe Forchheim
brennessel
BUND Naturschutz • Kreisgruppe Forchheim   Nr. 1/20 • April 2020

Klettern
                                 Crosswalking
              Drachenfliegen

                          Höhlentouren
      Mountainbiking
Schwerpunktthema:
Fränkische Schweiz –             Paragliding
Tourismus trifft Natur

 Kanufahren

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mit uns an Ihrer Seite. Was uns anders macht, erfahren Sie in Ihrer Geschäftsstelle oder
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91301 Forchheim
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                 Am Weglein 4
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editorial

liebe                                  nen Wandel erfahren. Früher galten      zur Beschränkung gewerblicher
                                       Fahrradfahren, Klettern, Drachenflie­   Befahrung der Wiesent haben uns
freundinnen                            gen und Wandern ohne Widerspruch        dabei Recht gegeben. Und es dürf­
und freunde des                        als naturverträglich. Heute aber
                                       müssen wir schmerzhaft feststellen,
                                                                               te nicht die letzte richterliche Klä­
                                                                               rung zur Zulässigkeit von Eingriffen
bund                                   dass mit zunehmender Zahl der Er­
                                       holungssuchenden und einem indi­
                                                                               in Schutzgebiete durch Projekte
                                                                               der Freizeitnutzung gewesen sein.
naturschutz                            vidualisierten Freizeitverhalten der
                                       Druck auf die Landschaft in einem
                                                                               Ein Radweg entlang der Wiesent,
                                                                               welcher bachnahe Biotope eines
                                       Maße zunimmt, der bleibende Schä­       Schutzgebiets zerstört, die Erodie­
                                       den und eine allmähliche Beein­         rung von Hangwiesen am Walberla
                                       trächtigung der Schutzfunktionen        durch uneinsichtige Besucher und
                                       offenbart. Radwege in geschützten       die im Moment anscheinend nicht
                                       Bachauen, gewerblicher Kanube­          zu stoppende Ausweisung neu­
                                       trieb in Vogelschutzgebieten, Moun­     er Kletterfelsen in der Fränkischen
                                       tainbiking und Wandern außerhalb        Schweiz aus dem Wunsch Einzelner
                                       vorgeschriebener Wege im Natur­         heraus, weitgehend ungestört von
                                       schutzgebiet widersprechen bei          der Masse ihren Klettergenuss zu
                                       anhaltendem Besucherdruck dem           erleben – das sind Auswüchse des
                                       Schutzziel der Naturschutzverord­       fehlgeleiteten Denkens, Freizeitnut­
                                       nungen. Diese Aktivitäten sind folg­    zung sei in jedem Fall naturgerecht.
                                       lich zu regeln oder im Extrem zu un­    Sie ist es nicht!
                                       terbinden.                              Es ist eine bedenkliche Entwick­
                                       Wir brauchen in der kleinräumig         lung, wenn der ehrenamtliche Na­
                                       strukturierten Fränkischen Schweiz      turschutz als letztes Mittel gegen
Die Fränkische Schweiz zählt zwei­     im Moment noch keine absoluten          drohende Umweltzerstörung immer
fellos zu den schönsten Landschaf­     Verbote, wohl aber flächenscharfe       häufiger den gerichtlichen Klage­
ten Deutschlands. Für die hier le­     Regelungen, die auch einmal eine        weg gehen muss. Ich kann mir eine
benden Menschen sind seit vielen       Einschränkung von Betretungsrech­       weit bessere Verwendung unserer
Jahren Freizeitbetrieb und Touris­     ten für Naturschutzgebiete, eine        Vereinsgelder vorstellen. Es scheint
mus wichtige Wirtschaftsfaktoren.      veränderte Planung von Radwegen         aber im Zeitalter überlasteter Behör­
Gegenüber anderen Regionen wähnt       oder eine zeitliche Beschränkung        den und steigender Ansprüche an
man sich in Sachen Marketing noch      von Kanuverkehr zum Ziel haben.         den immer knapper werdenden Na­
im Hintertreffen und rüstet auf: Es    Die Zeiten, in denen Freizeitnutzung    turraum eines der wenigen probaten
gilt, durch verstärkte Werbung die     generell als umweltverträglich ange­    Mittel zu sein, um Natur zu erhalten
Fränkische Schweiz mit ihren Reizen    sehen wurde, sind vorbei oder soll­     – für uns und unsere Nachkommen.
zu entdecken, die Genussregion her­    ten es sein!                            Der BN macht sich die Entscheidung
auszustellen und vieles mehr.          Dazu passt, dass Umweltverbände         nicht leicht, wenn es darum geht,
Es entsteht dabei der Eindruck, dass   wie der BN erfreulicherweise im­        mit Hilfe eines gewerblichen Rechts­
Freizeitaktivitäten in unserer Regi­   mer häufiger zu Gesprächen über         beistands die Belange von Natur
on beliebig vermehrbar sind. Aber      Managementpläne und zu Runden           und Landschaft durchzusetzen. Wir
es befinden sich hier nun einmal       Tischen eingeladen werden. Hier         setzen stets auf den Dialog auf Au­
auch bedeutende Schutzgebiete,         stehen wir mit unseren Anliegen         genhöhe und mit gegenseitigem Re­
Rückzugsräume für Fauna und Flo­       zwar immer noch viel zu häufig          spekt, wo immer er möglich ist. Doch
ra. Ein Schutzgebiet ist dabei nicht   allein auf weiter Flur gegen über­      wenn der Fall vor Gericht ausgetra­
nur mit Nutzungsbeschränkungen         mächtig scheinende wirtschaftliche      gen werden muss, tun wir es.
verknüpft, sondern auch mit einer      Interessen, aber wir wissen unseren     Ich wünsche Ihnen beim Lesen der
Verpflichtung für uns und die kom­     Einfluss mehr und mehr zu nutzen.       vorliegenden Ausgabe der “brennes­
menden Generationen. Indes hat die     Die Gerichtsurteile des VG Bayreuth     sel” viel Vergnügen.
Bewertung des Freizeitbetriebs ei­     und des OVG München im Jahr 2019
                                                                               Es grüßt Sie
                                                                               Ihr/Euer
                                                                                                     Ulrich Buchholz

                                                                                                                  3
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Heiliger Berg, Hausberg, Kultstätte. Wir alle lieben dich.
Vielleicht auch zu Tode.

Oh du
mein
Walberla
Am Aussichtspunkt
Foto: Ehm

„Die Ehrenbürg ist eines der belieb­     nern, wie es auch uns in den frühen       Feier- und Ruheort, Kinderspiel- und
testen Ausflugsziele in der Fränki­      Neunzigern als Erlanger Studenten         Sportplatz,    Paragliding-Paradies,
schen Schweiz.                           und junge Familie oft ans Walberla        Hundeauslaufzone, Picknickareal,
Mit seiner Doppelkuppe wird er von       trieb. Was lese ich da? In den Sieb­      magischer Kraftort und zu hütender
den Gemeinden Kirchehrenbach,            zigern gab es eine Weile sogar einen      Schatz voller botanischer, zoologi­
Leutenbach und Wiesenthau einge­         Skilift? Heute unvorstellbar, erstens     scher und geologischer Raritäten.
rahmt. Das Walberla ist die nördli­      fehlt der Schnee und zweitens ist         Einige der vielen Facetten der Wal­
che Kuppe des Berges und liegt auf       das Walberla seit 1987 „eines der         berla-Liebe.
rund 513 m. Im Volksmund wird            größten Naturschutzgebiete Ober­
der Begriff Walberla für die gesamte     frankens“. Seltsam, nach Hinweisen        Droht aber dem geliebten Berg – me­
Ehrenbürg verwendet. Die südliche        auf eine rücksichtsvolle Begehung         dial befeuert – ein overtourism oder
Kuppe liegt auf ca. 530 m und trägt      oder entsprechenden Verhaltensre­         ist dieser nicht schon längst einge­
den Namen Rodenstein. Von der Eh­        geln suche ich auf derselben Web­         treten? Was ist, wenn das touristi­
renbürg erhalten Sie einen traumhaf­     seite vergeblich. Ich stöbere auf den     sche Zugpferd lahmt, Eutrophierung
ten Rundumblick über die Fränkische      zahlreichen Wander- und Bikeporta­        und Erosion den Wert mindern, sich
Schweiz.“ So lockt mich die Touris­      len, wo User Routenvorschläge ums         die unschönen Narben in der Vegeta­
muszentrale Fränkische Schweiz auf       oder aufs Walberla präsentieren.          tionsdecke weiter vertiefen? Für vie­
den Berg. Und was kann ich dort au­      Da geht‘s gerne auch mal mit dem          le Besucher mag das vielleicht egal
ßer der Aussicht noch genießen? Das      Fahrrad direkt bis an die Gipfel, wie     sein, der schöne Ausblick und das
„urigste fränkische Bergfest“ lese ich   User nib erzählt. Ich melde mich          Bergerlebnis bleiben ja. Den schlei­
auf der Seite weiter. Mist, da muss      schließlich bei Instagram an und          chenden Artenschwund auf Felskup­
ich noch mal später wiederkommen.        klicke durch die unzähligen Walber­       pen, Trockenhängen und -gebüschen
„Unser Walberla zieht die Menschen       la-Posts. Ich staune über viele wirk­     werden vergleichsweise wenige er­
nicht nur beim Walberla-Fest am ers­     lich tolle Fotos, die alle Facetten der   kennen und fürchten, wie beispiels­
ten Wochenende im Mai, sondern zu        Ehrenbürg darbieten, aber auch über       weise Riechelmann und Zirnsack:
jeder Jahreszeit an. Wir sind ein Men­   Fotos, auf denen stolz mit MTBs po­       „Wenn der Beeinträchtigung der Na­
schenschlag, der weiß, wie man Fes­      siert wird, stolpere schließlich über     tur auf dem Walberla nicht bald Ein­
te feiert und das Brauchtum pflegt.“     Felskuppen-Selfies und freilaufende       halt geboten wird, dann verliert das
Oh ja, das weiß ich auch und wenn        Vierbeiner.                               Gebiet in absehbarer Zeit so an Be­
schon 1923 siebzigtausend Besu­                                                    deutung, dass der Naturschutz-Sta­
cher hinströmten, dann muss an           WAS ist also das Walberla? frage ich      tus überflüssig wird.“ konstatieren
dem Event ja was dran sein, wobei        mich. Ein Stück Heimat, eine Heraus­      die beiden Orchideenspezialisten.
ich dann doch kleine Zweifel an des­     forderung, die erklommen werden
sen „Urigkeit“ hege.                     will, das klassische Sonntagsziel,        Na gut, denke ich, die Besucherströ­
Dank Zuganbindung und Individual­        die Anstrengung vor Kaffee und Ku­        me auf dem nördlichen Walberlapla­
verkehr gilt ja die Ehrenbürg schon      chen, ein Plateau mit fantastischem       teau sind aber auch wirklich wegen
seit langem als sehr beliebtes Aus­      Rundumblick, eine Kulisse für Hoch­       des offenen Charakters schwer zu
flugsziel für Tagestouristen aus         zeitspaare und Selbstinszenierun­         kanalisieren, zu viele Pfade exisitie­
der Region zwischen Nürnberg und         gen aller Art, ein Ort, der Gefühl von    ren schon seit Jahrzehnten neben
Bamberg. Ich kann mich gut erin­         Weite und Freiheit vermittelt, ein        dem Hauptweg. Wie ist es eigentlich

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beim Nachbargipfel, dem Roden­           Jammere ich etwa schon wieder? Das
stein? Auch hier ist eine steigende      ist doch genau der klassische Kon­
Besuchertendenz zu verzeichnen           flikt zwischen der Freizeitnutzung in
und das nicht nur zu Pfingsten auf       all ihren beschriebenen Spielarten
dem vom Schlaifhäuser Verschöne­         und dem bewahrenden Arten- und
rungsverein organisierten Roden­         Lebensraumschutz, er ist so alt wie
steinfest: „Früher wurde das Fest fast   das Naturschutzgebiet selber. Der
ausschließlich von Einheimischen         Handlungsbedarf ist bekannt und
besucht. Seit einigen Jahren finden      seit 2004 kommen Bürgermeister
aber immer mehr Wanderfreunde            der beteiligten Gemeinden, Ver­
aus der Umgebung Gefallen, an der        treter der Tourismusvereine, der
am frühen Morgen und unter freiem        Naturschutzbehörden, -wacht und
Himmel stattfindenden Bergandacht        -verbände sowie Mitglieder ansäs­        Pfade in der Düse
teilzunehmen und sich danach ein         siger Vereine zu „runden Tischen“        Foto: Ehm
paar Schluck Bier zu gönnen. Für         zusammen, um gemeinsam nach Lö­
das leibliche Wohl sorgen Bier vom       sungen zu suchen. Ihnen allen läge
Fass und gegrilltes Fleisch. Nach der    der Erhalt des Naturschutzgebietes       in Form einer groß angelegten,
Andacht sind auch Weißwürste zum         am Herzen, lese ich. Wirklich, in al­    öffentlichkeitswirksamen Kampag­
Frühschoppen erhältlich. Auf der         ler Konsequenz? Ist allen Beteiligten    ne bewahren. Oder durch Duldung
Wiese des Berggipfels erlebt man         klar, dass ein Naturschutzgebiet viel    der Übernutzung das besondere Ar­
die ungestörte Natur rundherum und       mehr als ein „landschaftlich reizvol­    teninventar so herunterwirtschaften
das Treiben der Kinder und anderer       les Gebiet“ ist, dass Naturschutz hier   lassen, dass sich, wie Riechelmann
Besucher am besten auf seiner mit­       gesetzliche Vorrangfunktion hat?         und Zirnsack es prophezeien, sowie­
gebrachten Decke.“ Inmitten der blü­     Ich grüble und komme zu zwei Al­         so bald der Schutzstatus erübrigt. So
henden Orchideenwiesen tobende           ternativen: Dieses Stückchen des         allerdings wird das Etikett „Natur­
Kinder und Hunde und bierselige Be­      2%-Kuchens bayerischer Natur­            schutzgebiet“ am Berg der Franken
sucher, die ins Gebüsch urinieren...     schutzgebiete mit aller Vehemenz         ad absurdum geführt.
                                                                                                           Andrea Ehm

    Quellen

 https://www.walberla.de/walberla/das_walberla.html
 https://de.wikipedia.org/wiki/Ehrenb%C3%BCrg
 https://www.gps-tour.info/de/touren/detail.87577.html
 http://www.orchideen.walberla.de/brand.shtml
 http://www.orchideen.walberla.de/naturschutz.shtml
 https://www.schlaifhausen.com/index.php?top=schlaifhausen&content=Feste_und_Feiern
 http://www.lpv-fo.de/index.php?section=news&cmd=details&newsid=15&printview=1

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                                                                                                                     5
Brennessel - Fränkische Schweiz - Tourismus trifft Natur Schwerpunktthema: BUND Naturschutz Kreisgruppe Forchheim
bn-aktuell

Müll und Dreck – wir räumen ihn weg!
                                          telbarer Nähe befindenden Wun­            was deine Fotokamera einfangen
                                          dershöhle bei Muggendorf und im           kann und hinterlasse nur die Spuren
                                          Druidenhain bei Wohlmannsgesees,          deiner Schuhe auf den Wanderwe­
                                          wo immer wieder Feuerstellen und          gen.“
                                          Müll, der teilweise auch verbrannt        Die Ortsgruppe Ebermannstadt-Wie­
                                          wurde, anzutreffen sind. Hinweis­         senttal unterstützt daher die jähr­
                                          schilder, die die Besucher darüber        lich im März stattfindende „Aktion
                                          informieren, dass besonders offe­         Saubere Landschaft“ des Fränkische
                                          nes Feuer und Rauch für Höhlenbe­         Schweiz Vereins. Wir beschweren
                                          wohner wie Fledermäuse schädlich          uns nicht nur, sondern packen auch
                                          und in der freien Natur grundsätzlich     mit an! Mitmachen lohnt sich – für
                                          nicht gestattet sind, werden ignoriert,   Mensch und Natur.
                                          beschmiert oder zerstört. Müll, Glas­                            Christian Kiehr
Feuerstelle bei der Wundershöhle          scherben, Bierdosen, aufgebrauchte
Foto: Kiehr                               Teelichter aus Aluminium und Hygi­
                                          eneartikel werden neben den Feuer­
                                          stellen zurückgelassen. Leider wird
                                          darüber hinaus der Höhlenbereich,
Zwei Dauerthemen, die den BN im­          insbesondere der Oswaldhöhle, für
mer wieder beschäftigen, sind der         die Verrichtung der Notdurft genutzt.
Müll und die Hinterlassenschaften         Wenn sich alle gemeinsam bewusst
in der Natur. Einheimische aber auch      machen, dass sie nicht die einzigen
Touristen wenden sich immer wieder        Nutzer unserer Natur sind und sich
an uns und informieren über die zu­       an die Regeln halten würden, wäre
nehmende Verschmutzung einiger            schon vieles bewirkt. Eine Touris­
bekannter Sehenswürdigkeiten und          tenfamilie mit Kindern aus Berlin hat
beliebter Wanderziele der Fränki­         ihren verantwortungsvollen Umgang
schen Schweiz. Zwei ausgewählte           mit der reizvollen Landschaft unserer     Feuerstelle im Druidenhain
Beispiele finden sich im Bereich der      Heimat aus unserer Sicht sehr tref­       Foto: Kiehr
Oswaldhöhle und der sich in unmit­        fend formuliert: „Nimm nur das mit,

Brüder, zur Sonne zur Freiheit! Oder

Wie viele neue Kletterfelsen
braucht die Fränkische Schweiz noch?
Stellen Sie sich die Situation bild­      kutieren über die Sinnhaftigkeit der      biets. Die Nicht-Kletterer scheinen
lich vor: An einem runden Tisch über      Ausweisung, die Möglichkeit der Na­       sich einig zu sein: Es reicht mit den
die Zulassung eines neuen Kletter­        turzerstörung und die Dreistigkeit,       Kletterrouten, wir opfern keine wei­
felsens in der Fränkischen Schweiz        angesichts mehr als 1000 Kletter­         tere Wand mehr! Ich bin erleichtert.
sitzen: 1 Vertreter der Höheren Na­       routen in der Fränkischen Schweiz         Nun aber kommt es zu einer jähen
turschutzbehörde (Bayreuth), 1 Ver­       auf Antrag einer (!) Privatperson (ver­   Wendung: Gemäß dem sogenann­
treter der Unteren Naturschutzbehör­      treten durch die Initiative) ein weite­   ten „Kletter-Konzept“ zwischen IG
de (Ebermannstadt), 2 Vertreter von       res Stück Fränkische Schweiz dem          Klettern und dem Bezirk Oberfran­
Naturschutzvereinen – darunter ich        Freizeitklettern zu opfern. Es wird       ken ist ein Projekt zuzulassen, wenn
– und 2 Vertreter der beantragenden       90 Minuten lang über die Möglich­         keine wesentlichen Belange des
Kletterinitiative (IG Klettern). Sitzen   keit gesprochen, hier Vogelbruten         Arten- und Naturschutzes in Form
ist vielleicht der falsche Ausdruck:      zu stören oder seltene Wirbellose         von Uhu- oder Wanderfalkenbruten
Alle stehen mehr oder minder auf          (Insekten, Spinnen, Schnecken) und        beeinträchtigt werden. Und weitere
wackeligem Untergrund unterhalb           Moose, Farne und Blütenpflanzen zu        Tiere und Pflanzen interessieren so­
des als Kletterfelsen zuzulassenden       beeinträchtigen – wir befinden uns        lange nicht, solange keine Erhebung
Stücks unberührter Natur und dis­         immerhin innerhalb eines Schutzge­        des Bestandes erfolgt ist – mangels

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Brennessel - Fränkische Schweiz - Tourismus trifft Natur Schwerpunktthema: BUND Naturschutz Kreisgruppe Forchheim
aus den ortsgruppen
                                                                                     bn-aktuell

Budgets der Behörden muss dies            ten Freizeitgesellschaft geopfert        angepasst werden. Im vorliegenden
leider als Regel gelten! Folgerichtig     wird, sind diese in ihren verschie­      Fall hätte eine Abwägung zwischen
sieht sich auch die Zulassungsbe­         denen Formen auf den Prüfstand zu        Individual- und öffentlichem Interes­
hörde gebunden – die Kletterwand          stellen und ggf. zu verwerfen. Was       se in jedem Fall das Projekt verhin­
wird erschlossen! So einfach ist das!     einst vielleicht ein erster Schritt in   dern müssen.
Nachsatz: Solange Kompromisse             die richtige Richtung war, konkret                         Dr. Ulrich Buchholz
und Konzepte nicht verhindern, dass       das “Kletterkonzept”, muss ständig
die Natur einer über-individualisier­     an die sich ändernden Umstände

Das grüne Kapital für den Tourismus in der Fränkischen Schweiz…
und gern benutztes Deckmäntelchen im letzten Wahlkampf

Natur und Landschaft
        „Auf der Wiesent zu paddeln       druckte, leere Begriffe sein, die gut    che Situation war und ist eindeutig:
  ist ein besonderes Naturerlebnis.       taugen, dass der „schnelle und bil­      Die Wiesent ist ein Flora-Fauna Ha­
               Tauchen Sie ein in das     lige Rubel weiter rollt“, oder möch­     bitat, in dem ein Verschlechterungs­
                idyllische Wiesenttal!    ten wir, dass dahinter auch weiter­      verbot gilt. Hinzu kommt noch die
   Lassen Sie die markanten Felsen        hin ein wirklicher Wert steht? Mehr      Wasserrahmenrichtlinie, die besagt,
 an sich vorüberziehen und erleben        Klasse statt Masse! Das bedeutet         dass negative Einflüsse vermieden
  Sie die Tier- und Pflanzenwelt aus      in keinster Weise, der polemischen       werden und Verbesserungen auf der
              der Entenperspektive.“      Sichtweise einiger Zeitgenossen zu       Ebene des gesamten Flusseinzugs­
                                          folgen, die unsere Heimat als Rent­      gebietes zu erfolgen haben. Der BN
Betrachtet man diesen Werbeauftritt       nerparadies sehen, aus dem Sport­        sah sich daher gezwungen, Rechts­
einer Gemeinde, erkennt man klar,         ler und junge Leute ausgesperrt wer­     mittel einzulegen. (Anmerkung: Wir
warum die Fränkische Schweiz ein          den sollen. Wir sind uns sicher, dass    berichteten ausführlich.) In diesem
für den Tourismus so attraktives Ziel     die Mehrheit der jungen Leute die        Jahr werden wir sehr genau hinse­
ist. Im Land der Burgen, Täler, Höh­      Landschaft in ihrer Freizeit verant­     hen und analysieren, ob sich die
len und Mühlen findet sich für jeden      wortungsvoll und naturverträglich        Verantwortlichen an die rechtlichen
etwas. Das Kapital unserer Region         nutzen möchte und akzeptiert, wenn       Vorgaben und Vereinbarungen hal­
sind eindeutig unsere kleinräumige        z.B. Felsen in der Brutzeit des Wan­     ten werden. Auch die Auswirkungen
Landschaft und die vielfältige Natur,     derfalken für das Klettern gesperrt      des Klimawandels waren im letzten
die neben der Geschichte, Kultur          werden. Die Situation der Wiesent        Jahr schon deutlich spürbar, da zahl­
oder gerne auch der fränkischen Kü­       ist aktuell leider ziemlich eindeutig:   reiche Flussabschnitte der Wiesent
che die Basis für den Tourismus bil­      Das Gesamtökosystem ist aus dem          wegen Niedrigwasser nicht mehr be­
den. Unter der Rubrik „Das Wiesent­       Gleichgewicht geraten. Die Bestän­       fahrbar waren. Der BN wird zudem
tal mit seinen Seitentälern“ preist       de des Eisvogels sind extrem ein­        sehr genau beobachten, welche
die Regierung von Oberfranken die­        gebrochen, heimische Fischarten          Parteien den versprochenen Einsatz
ses Gebiet als eines der „schönsten       finden kaum noch intakte, nicht          für Natur und Umwelt im Landkreis
und artenreichsten Flusslandschaf­        verschlammte Kiesbänke um zu lai­        Forchheim auch ernsthaft umsetzen
ten in Bayern an, das zu erhalten un­     chen. Hinzu kommen Sedimentein­          werden und wollen.
serer aller Anstrengung erfordere“.       träge durch zerstörte Uferbereiche                             Christian Kiehr
Jede Region, die von der Freizeitnut­     oder     Bodenverdichtung.
zung lebt, muss sich aber die Frage       Auch hier gibt es genug
stellen, wie viel „Kommerz, Fun und       Freizeitsuchende, die sich
Action“ Landschaft und Natur ver­         rücksichtsvoll verhalten.
tragen. Das ist in den Alpen nicht        Bei einer extrem hohen
anders als bei uns. Sollen Begriffe       Zahl von Kanus reichte der
aus dem touristischen Werbemate­          Appell an das ökologische
rial wie „Einzigartigkeit, Idylle, tol­   Gewissen der Fahrer zum
le Naturerlebnisse oder Schönheit         Erhalt der Artenvielfalt aber
der Fränkischen“ nur auf Papier ge­       nicht mehr aus. Die rechtli­

                            Festsitzendes Boot bei Niedrigwasser
                            Foto: Kiehr

                                                                                                                      7
Brennessel - Fränkische Schweiz - Tourismus trifft Natur Schwerpunktthema: BUND Naturschutz Kreisgruppe Forchheim
bn-aktuell

Die Lias-Grube Unterstürmig und ihr Förderverein
                                               • gibt Anstöße für verantwortlichen               Was hätten Sie nicht alles in diesem
                                                 Natur- und Umweltschutz,                        Jahr in der Lias Grube erleben kön­
                                               • fördert das Umweltbewusstsein.                  nen!
                                                                                                 Monatlich plant die Lias Grube zwi­
                                               Umweltstation Lias-Grube                          schen 5 und 10 Veranstaltungen,
                                                                                                 die einerseits unvergleichliche Bil­
                                               Insbesondere verwirklicht er dies als             dungsangebote darstellen und an­
                                               Träger der Umweltstation Lias-Grube.              dererseits jetzt ein tiefes Loch in die
                                               Er                                                Kasse reißen.
                                               • wirbt für die Ziele der Umweltstati­
                                                  on Lias-Grube,                                 Schwerpunkt-Projekte
                                               • stellt Kontakte zu Verbänden,
Die Umweltstation der Lias-Grube                  Institutionen, Einrichtungen des               In diesem Jahr setzt die Lias-Grube
Foto: © Lias-Grube                                öffentlichen Lebens, Betrieben                 auf fünf Schwerpunkt-Projekte zu
                                                  und zu den Medien her und för­                 den Themen
Die Lias-Grube Unterstürmig ist eine              dert diese,
Umweltstation mit einem Förderver­             • führt Veranstaltungen durch,                    • Wasser in Zeiten des Klima­
ein. Ziel des Fördervereines ist die           • organisiert die Teilnahme und                      wandels,
Förderung der Erziehung und der                   Vernetzung mit Institutionen zur               • Boden schätzen, Boden schützen,
Volksbildung, die Nutzung durch                   Durchführung geförderter Projekte              • Frankens Schätze:
Schulen und wissenschaftliche Ein­                in und zusammen mit der Umwelt­                  Streuobstwiesen,
richtungen sowie die Pflege, der Er­              station Lias-Grube.                            • Wildpark Hundshaupten,
halt und die Förderung der Umwelt­                                                               • Klima-Kita Netzwerk.
station Lias-Grube. Viele Mitglieder           Diese Einrichtung ist ein Kleinod im
des BN sind auch Mitglieder in die­            Kreis Forchheim und macht sich so                 Schauen Sie doch einmal auf der
sem Förderverein, ebenso die Kreis­            um die Bildung zum Thema Natur                    Homepage der Lias-Grube vorbei
gruppe und einige Ortsgruppen.                 seit Jahren einen Namen.                          und überlegen Sie sich, ob Sie nicht
                                               In Zeiten von Corona leidet so eine               mithelfen wollen, diese Einrichtung
Der Förderverein                               großartige Einrichtung natürlich be­              durch einen Beitrag zu erhalten!
                                               sonders. Im Gegensatz zu den Re­
• unterstützt dazu die Umwelt­                 gelschulen steht nämlich nicht der                    www.umweltstation-liasgrube.de
  station materiell und ideell,                Staat hinter der Einrichtung und ga­                                    Stefan Schmors
• pflegt die Kontakte zwischen                 rantiert seine Existenz. Viele Kosten
  Bürgern und der Umweltstation                laufen weiter und die Veranstaltun­
  Lias-Grube,                                  gen fallen aus.

                                                                                                               BN-Mitglieder aus Forchheim
Einladung zum Reichswaldfest am 18. und 19.07.2020                                                             in Berlin; Foto: Frays

Das ökologische Familienfest unter den alten Eichen des          Samstag, 13:00 Uhr bis 19:00 Uhr
                                                                             15:00 Uhr Festreden
Nürnberger Reichswaldes am Schmausenbuck, direkt
                                                                         13:00 – 18:30 Uhr Livemusik
beim Aussichtsturm oberhalb des Tiergartens, bietet               14:00 – 19:00 Uhr Baumklettern mit dem
an beiden Tagen wieder ein buntes Kinderprogramm,                Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil.
Baumklettern, Live-Musik, Informationen zum Wald- und             Großes Kinderprogramm mit der Jugend­
Artenschutz, Waldexkursionen, Tombola, Ausstellung des               organisation des Bund Naturschutz
Forstbetriebes Nürnberg und der Naturhistorischen Gesellschaft   Sonntag, 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr
Nürnberg sowie Stände vieler weiterer Verbände.                       11:00 Uhr Weißwurstfrühschoppen
Es gibt Bio-Kuchen und fairen Kaffee, Grillspezialitäten             12:00 Uhr Kabarett mit Mäc Härder
aus artgerechter Tierhaltung, regionalen Streuobstapfelsaft,                (www.maec-haerder.de)
                                                                          13:00 – 17:30 Uhr Livemusik
Bier und Wein aus ökologischem Anbau, Bio-Popcorn s
                                                                  10:00 – 17:00 Uhr Baumklettern mit dem
owie Imkerei und Honig aus dem Reichswald.                       Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil.
                                                                  Großes Kinderprogramm mit der Jugend­
Das ausführliche Programm wird rechtzeitig auf der                       organisation Bund Naturschutz
Internetseite veröffentlicht:

www.reichswaldfest.de
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Brennessel - Fränkische Schweiz - Tourismus trifft Natur Schwerpunktthema: BUND Naturschutz Kreisgruppe Forchheim
aus der kreisgruppe

Nachruf

Heinrich Kattenbeck                               (17. Juni 1939 – 20. Februar 2020)

Heinrich Kattenbeck wurde als Kind      mer und Ausbilder bei der Wasser­
des Polizeioberkommissars Ludwig        wacht Forchheim, Vorsitzender der
Kattenbeck und seiner Ehefrau Ka­       sozialtherapeutischen Wohn- und
tharina in Forchheim geboren. Seit      Arbeitsgemeinschaft Haus Odilia
1958 lebte er in Kirchehrenbach, wo     und Gründungs- und Vorstandsmit­
er 2013 mit seiner Frau Renate das      glied der Seniorengemeinschaft Eh­
50-jährige Ehejubiläum feierte. Bei­    renbürg. Er gründete 1966 die Junge
de haben zwei Kinder, Thomas und        Union im Landkreis Forchheim, war       als Vorsitzender der Umweltstiftung
Susanne, und drei Enkel.                deren Kreisvorsitzender, wechsel­       Sieglinde Schöffl aktiv. Als Vorsit­
                                        te zu den Freien Wählern, war Ge­       zender der BIWO setzte er sich jah­
Im Benediktiner-Kloster Münster­        meinderat in Kirchehrenbach von         relang in erster Reihe für den Erhalt
schwarzach besuchte er das hu­          1972-1990 und seit 2018 Kreisrat        des Wiesenttals und gegen die Zer­
manistische Gymnasium bis zur           der Grünen. Seit 1973 war er als        störung durch überdimensionierten
Fachhochschulreife. Im Hauptberuf       aktiver Naturschützer in verschiede­    Straßenbau ein.
arbeitete er als diplomierter Be­       nen ehrenamtlichen Führungsposi­        Mit seinem unerschütterlichen
triebswirt und examinierter System­     tionen des Bund Naturschutz tätig.      Optimismus, seinem Fleiß und Ta­
analytiker unter anderem als Klinik­    Für seinen beispielhaften Einsatz       tendrang war er ein großes Vorbild
manager in Nürnberg, Würzburg und       im Ehrenamt wurde er 2011 vom Pa­       für uns alle. Mit scheinbar uner­
Berlin.                                 ritätischen Wohlfahrtsverband mit       schöpflicher Kraft setzte er sich für
Heinrich Kattenbeck stammt aus          der Ehrenplakette des Luise-Kies­       Projekte zum Erhalt unserer Natur
einem Elternhaus, in dem soziales,      selbach-Preises und 2016 mit dem        ein. Dabei gelang es ihm immer, an­
kirchliches und politisches Engage­     Verdienstkreuz am Bande des Ver­        dere Menschen zu motivieren und
ment selbstverständlich war und ihm     dienstordens der Bundesrepublik         für seine Ideen zu begeistern. Hein­
die Liebe zur Natur vorgelebt wurde.    Deutschland ausgezeichnet.              rich war loyal und nie nachtragend.
Für ihn war der ehrenamtliche Einsatz   Heinrich Kattenbeck war von 2000        Ein harmonisches Miteinander war
für die Gemeinschaft nicht nur eine     bis 2014 Vorsitzender der Kreisgrup­    ihm wichtig; auch das gemeinsame
selbstverständliche Bürgerpflicht,      pe Forchheim des Bund Naturschutz       Feiern war ihm ein Anliegen.
sondern ein Lebensstil, der ihn mit     und von 2002 bis 2014 Vorsitzen­
Glück erfüllte. So war er Ministrant    der der Ortsgruppe Kirchehrenbach/      Für sein Engagement für Mensch
und Lektor in Verklärung Christi,       Weilersbach. Er war als Delegierter     und Natur sind ihm Kreis- und Orts­
Jugendleiter in der Kolpingfamilie,     des BUND Deutschland, als BN-Lan­       gruppe sehr dankbar. Wir sehen es
Sanitäter und Erste-Hilfe-Ausbilder     desrevisor und Mitglied des Beirates    als Aufgabe an, unsere Arbeit in sei­
beim Roten Kreuz, Rettungsschwim­       im BN-Landesverband Bayern und          nem Sinne fortzuführen.

                     „Wir haben es satt!“ – Agrarwende jetzt
  Manche Ohren scheinen taub zu         gemeinsam mit Frühaufstehern aus        kurz nach 22:00 Uhr waren wir auch
  sein – oder ist das etwa Absicht,     der Region Bamberg wieder dabei         wieder in Forchheim. Die Stimmung
  dass Politiker (und auch gewisse      in Berlin. Im Bus hätten zwar noch      war großartig, das Wetter bestens
  Verbände) an einer überkomme­         ein paar Leute Platz gehabt, vor al­    und ganz und gar nicht winterlich,
   nen und missgeleiteten Agrarpo­      lem auch Familien und junge Men­        und die Vielfalt der Teilnehmer mit
   litik festhalten? Warum müssen       schen aus Franken, aber die hatten      ihren kreativen Plakaten war enorm.
   Bauern, die mit Herzblut ihren       alle etwas anderes vor oder wollten     Aber Vorsicht, das war keine „tolle
    Hof führen, wirtschaftlich auf­     vielleicht ausschlafen, denn früh um    Party“, sondern eine ernste Angele­
    geben, während bei Agrar-Rie­       5:00 Uhr ging es ab Bahnhof Forch­      genheit. Denn wenn die Agrarpolitik
    sen die (Subventions-)Kasse         heim los. Immerhin, 27.000 Men­         nicht umsteuert auf „Geld für Um­
     klingelt? – Wir haben es satt      schen, und hier viele junge Berliner    weltleistung und bodenorientierte
     und machen Lärm, mit Topf­         und Berlinerinnen und Brandenbur­       Landwirtschaft“, dann wird „gutes
     deckeln und lauten Ansagen.        ger Familien, Bäuerinnen und Bau­       Essen für alle“ irgendwann nur noch
      So war eine wackere Truppe        ern mit insgesamt 170 Traktoren         zur guten alten Zeit gehören.
      aus dem Landkreis Forchheim       waren in Berlin-Mitte zur Stelle. Und                        Friedrich Oehme

                                                                                                                   9
Brennessel - Fränkische Schweiz - Tourismus trifft Natur Schwerpunktthema: BUND Naturschutz Kreisgruppe Forchheim
aus der kreisgruppe

4 Jahre Blühflecke:
Rückblick auf eine stürmische Initiative
„Kommunale Restflächen könnten           Der „Blick über den Zaun“, unter­         Wiesenpflege: wer weniger häufig
doch Insektenleben möglich ma­           stützt durch Marion Ruppaner, Re­         schneidet und dafür des Schnittgut
chen. Und so einfach geht‘s, weni­       ferentin für Landwirtschaft beim          entfernt, hat weniger Arbeit und be­
ger mähen, weniger Arbeit, Hum­          BN-Landesverband, ergab lokale            lohnt sich und Bestäuber mit einem
meln und Co. kommen – und man            und überregional vergleichbare Ini­       Mehr an Blüten. Früher haben das
wird dafür auch noch gelobt“.            tiativen. Erfahrungen wurden aus­         die Kühe gemacht, aber die sind ir­
Der Einstieg wirkte plausibel und so     getauscht und regional geprüft.           gendwie abhanden gekommen ...
gab es bei der pragmatischen Erst­       Schließlich haben wir beschlossen,
vorstellung durch Friedrich Oehme        regional zu bleiben, zumal die nöti­           Fachmännischer Rat:
im Juni 2016 vor einer Runde von         ge Wissensbasis vorhanden ist und           Primäre Vorgehensweise –
„Naturschützern und Naturnutzern“        regionales Handeln ansteht.                   Umstellung der Arbeit
(Runder Tisch Heunhütte) wenig           Für finanzielle Förderung in der An­
Hemmung, viel Zustimmung und             fangsphase danken wir dem Land­           In der ersten Vegetationsperiode der
fast alle machten mit.                   ratsamt Forchheim, der Sparkasse          Initiative wurden 16 Flächen betreut,
Mit Axel Schauder kam dann agra­         Forchheim und den Vereinigten             größtenteils im kommunalen Be­
rische Kompetenz, gepaart mit an­        Raiff­eisenbanken.                        reich, unter interessierter Begleitung
packender Schaffenskraft und einer                                                 von Gemeinde-Oberhäuptern und
fachkundiger Bezeichnung zum Pro­              Vom Fleck zur Wiese                 Bauhöfen. Bei allen Flächen handelt
jekt: „Förderung von Lebensräumen                                                  es sich um langjährig bestehende
für Blütenbestäuber.“                    Startidee: Auch mit kleinen Blüh­         Wiesenflächen, die in den vergange­
Nicht zu vergessen: Das Blühfle­         flecken kann zur Sicherstellung           nen Jahren häufig nur einmal im Jahr
cke-Schild, von Axel hergestellt und     des lebensnotwendigen Trachten­           gemulcht wurden. Mulchen bedeu­
mit amtlicher Kraft und Autorität ein­   bandes für Bestäuberinsekten bei­         tet Aufwuchs (mit allen Bewohnern)
geschlagen.                              getragen werden. Und tatsächlich          zerkleinern und liegen lassen. Das
                                           gibt es diese Flecken fast überall.     ist wie eine Düngung mit dem Ergeb­
                                                Es könnte gleich ein ganzes        nis angereicherten Bodens, gut für
                                                    Netzwerk entstehen, was        Gras, aber ungeeignet für blühende
                                                       ja ganz sinnvoll wäre       Kräuter. Das sollte nun anders wer­
                                                          (zumindest für das       den. Und Ebermannstadt hat gleich
                                                             Überleben,     die    die einschlägigen Geräte (Balken­
                                                              Biomasse muss        mäher, Schwader) angeschafft.
                                                                aus der Fläche     Um einen Mahd- und Pflegevor­
                                                                 kommen). Ei­      schlag für eine Wiese oder Rasen­
                                                                  gentlich ist     stück zu erstellen erfolgt daher eine
                                                                   das Blüh­       pflanzenbau-fachliche Sichtung der
                                                                   flecke-Netz     Fläche. Dabei werden bodenkundli­
                                                                    nur ein ers­   che und standortspezifische Beson­
                                                                    ter Schritt,   derheit erfasst sowie unmittelbar
                                                                    die Insek­     vorgefundene Pflanzenarten berück­
                                                                    ten müs­       sichtigt. Bei gewachsenen Bodenver­
                                                                   sen ja auch     hältnissen, d.h. keine Aufschüttung
                                                                  irgendwo         von gedüngten und nährstoffreichen
                                                                  wohnen,          Erden, wird zunächst keine Ansaat
                                                                 überwintern,      von teurem Wildpflanzensaatgut
                                                               sich fortpflan­     vorgeschlagen. Vielmehr wird auf
                                                              zen. Und richtig,    einer Luftbildskizze ein Mäh- oder
                                                            es dauerte nicht       Pflegeplan erstellt, mit zeit- und
                                                         lange, bis die ersten     räumlichen Vorgaben für den Schnitt
                                                      Anfragen kamen:              und Abfuhr des Aufwuchses.

                                            Blühfleck „Am Wertstoffhof“, Wiesenthau, Mai 2019,
                                         Foto: Schauder

10
aus der kreisgruppe

Auch Waldwiesen haben profitiert                                       Ansaat von              Ein gelungenes Beispiel für die
und sind bunt geworden, als Blühfle­                             Wildblumenmischungen          Begleitung einer Wildblumen-An­
cke (Stadtförsterei Forchheim) oder                                                            saat eines Blühflecks ist der 2018
mit Beratung (Staatsforstbetrieb,                         An einigen Stellen sind auch Neu­    neu gestaltete Zugang zum Wild­
Reviere Oesdorf und Forchheim).                           ansaaten mit zertifiziertem Re­      park Hunds­haupten. Der Boden am
Mit dieser Vorgehensweise wurden                          gio-Saatgut durchgeführt worden.     Wiesenhang des Grünen Klassen­
2017 nunmehr 16, in 2018 über                             Darunter versteht man Wildblu­       zimmers wurde mit Kalkschotter
30 und in Vorbereitung der Vege­                          men-Mischungen, die zum Großteil     abgemagert. Es wurde eine Wildblu­
tationszeit 2019 über 50 Flächen                          aus Kräutern bestehen, aus der Re­   menmischung eingesät, die verbiss­
betreut. Und es kommen ständig                            gion des „Fränkischen Hügellandes“   fest ist und später eine Pflege durch
neue Anfragen für eine Erstberatung                       stammen und die für die jeweiligen   Beweidung zulässt. Ergänzend
– mehr ist personell auch nicht drin.                     Standorte pflanzenbaulich geeignet   kamen einige einjährige Sommer­
Die gute Nachricht: Blühflecke sind                       sind.                                blüher (Kornblume, Klatschmohn)
keine Sonderkulturen.                                                                          dazu und eine Decksaat Roggen­
                                                                                               trespe, welche den Erosionsschutz
                                                                                               gewährleisten sollte. Durch die dort
         Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Forchheim                                 gegebene Möglichkeit der Bereg­
         Initiative Blühflecke Mähplan 2019                                                    nung war ein Aufwachsen im Früh­
                                                                                               jahr gesichert. Durch die Sommer­
                                                                                               blumen ist schon 2017 und seither
                                                                                               durchgehend ein schöner Blickfang
                                                                                               und Lehrort für „Bienenweiden“ an
                                                                                               einem hoch frequentierten Besu­
                                                                                               cherort im Landkreis entstanden.
                                                                                               Eine leicht veränderte Variante die­
                                                                                               ser Mischung wurde im selben Jahr
                                                                                               auf einer Wiese des LRA Forchheim,
                                                                                               Streckerplatz eingesät. Auch hier
                                                                                               ein netter Blickfang und Beispiel
 Blühfleck PiWi5, Wiesenthau, Am Wertstoffhof, FlNr.539/6                                      für einen Blühfleck in urbaner Be­
Wildblumenwiese (Bestand)          1. Mähschnitt: Ende Mai/Mitte Juni                          scheidenheit (Erweiterung schon
                                   2. Mähschnitt: Mitte Oktober/ Anf. Nov.                     geplant).
Wildblumenwiese (z.B. R&H No.1)    (Neuansaat: Ende April 2019)

Verkehrssicherungsstreifen         Schnitt nach Bedarf                                         Mahd- und Pflegeplan,
                                                                                               „Am Wertstoffhof“, 2019
                                                                                               Foto: Schauder

                                  anzeige

                                                                                                                                 11
aus der kreisgruppe

                                           ansaat von Wildblumen ist bei Flä­       chens gestartet.
                                               chen mit hohem Bodenbesatz           Die Initiative wurde auf BN-OG Sit­
                                                  an Problembeikräutern (Sau­       zungen, auf dem BN-Naturerlebnis­
                                                    erampfer, Weißer Gänse­         tag 2019 im Wildpark Hundshaup­
                                                      fuß, Klettenlabkraut u.a.)    ten, auf Veranstaltungen des
                                                        gegeben. Auf einer          Kreisverbandes der Imker,
                                                         Fläche am Wildpark         auf Planungssitzungen von
                                                           Hundshaupten ar­         Gemeinderäten und der
                                                            beitet die Initiative   Bürgermeister-Dienst­
                                                             mit einer Methodik     besprechung        des
                                                             aus dem ökologi­       Landrats im Dezem­
                                                              schen    Landbau      ber 2019 vorgestellt.
                                                              gemeinsam mit         Für die Brücke zur
                                                              den Wildpark-Mit­     Hausgartenwelt und
                                                              arbeitern an einer    den Gartenbauverei­
                                                              solchen Problem­      nen hat sich mit Katin­
                                                             stellung.      Nach    ka Uebel eine sehr fach­
                                                             dem Umbruch im         kundige Gärtnerin und
                                                            Frühsommer folgte       BN-Fachfrau eingebracht.
                                                           eine mehrwöchige
                                                          Sommerbrache, wäh­         Wie wird die Zukunft sein?
                                                        rend der keimender
                                                       Beikräuter-Aufwuchs          Das Thema Insektenschutz ist in al­
                                                     durch wiederkehrendes          ler Munde. Die Blühflecke nehmen
                                                  Eggen vermindert wurde.           weiter zu, auch ohne Schild, mit und
                                                Im Spätherbst wurde eine win­       ohne fachliche Beratung. So hatten
                                            terharte, schnellwüchsige Feld­         wir es uns auch vorgestellt. Eigent­
                                         futtermischung (Wintererbsen-Tri­          lich kann das jeder.
                                         ticale-Gemenge) gesät. Je nach             Im geweiteten Horizont, fokussiert
Blühfleck, Eingang Wildpark              Aufwachsen der Problembeikräuter           auf Fläche, möchten wir die Inhalte
Hundshaupten, zweites Standjahr,         wird eine Aussaat von für den Stand­       der Initiative weiterverfolgen. Im­
Mitte Juli 2019                          ort geeigneten Wildkräutermischun­         pulse werden hierfür auch von den
Foto: Schauder                           gen im Folgeherbst vorgenommen             Ergebnissen des „Runden Tisch
                                         werden.                                    II“ des VB Artenschutz und Natur­
                                         Im engen Kontakt mit einem Land­           schönheiten Bayerns, unter Alois
                                         wirt konnten Erfahrungen mit flächig       Glück erwartet. Hier soll in Form ei­
     Wildblumen unter Stress             gesäten Blühflächen auch im land­          nes „Gesellschaftsvertrages“ noch
                                         wirtschaftlichen Umfeld gewonnen           stärker als bisher die Öffentlichkeit
                                         werden.                                    und private Grundeigentümer außer­
Neben den positiven Beispielen                                                      halb der Landwirtschaft in die Pflicht
haben sich Frühjahrs-Ansaaten der           Wiedererkennbar sein und                zu einem (Bestäuber- , Bienen- und)
feinsamigen und langsam aufwach­             Information vermitteln –               Artenschutz genommen werden.
senden Wildblumenmischungen in              die Öffentlichkeitsarbeit
den Jahren 2018 und 2019 als nicht                                                  Weitere Herausforderungen werden
immer einfach herausgestellt. In un­                                                die Anpassungen bei Artenwahl und
serer Region muss zunehmend mit          Mit einem Grafikbüro wurde ein ei­         Aussaatterminen bei zunehmender
Frühjahrs- und Sommertrockenheit         genes Logo zur Anbringung auf Feld­        Frühjahrs- und Sommertrockenheit;
gerechnet werden. Ohne die Mög­          schildern und Material zur Öffent­         die Umgestaltung monotoner Wie­
lichkeit der Beregnung der Ansaaten      lichkeitsarbeit entwickelt.                sen- und Rasenflächen auf nähr­
oder einer ausreichenden Wasser­         Mit vier eigenen Roll-Ups zum The­         stoffreichen Böden und von Acker-
nachlieferung des Bodens einer Flä­      ma werden die Inhalte begleitend           und Gartenflächen mit einem hohen
che ist die Ansaat der kostbaren Wild­   zu Aktionen und auf Ausstellungen          Besatz an Problembegleitkräutern;
blumen-Feinsämereien mit einem           dargestellt.                               die Entwicklung von Konzepten ge­
gewissen Anbaurisiko verbunden.          Im Nachlauf des Volksbegehrens             gen eine weiterhin ausufernde Aus­
Daher empfehlen wir, die Herbstaus­      (VB) Artenschutz wurde das Projekt         gestaltung von „Gärten des Grau­
saat, die allerdings auch ihre Ri­       „1000 Bienen-Oasen“ mit einem              ens“ (Basaltschotterwüsten) in den
siken hat, in Betracht zu ziehen.        Flyer zur richtigen Aussaat des mit­       Vorgärten und Gartengestaltungen
Eine andere Schwierigkeit bei Neu­       gegebenen Wildblumen-Samentüt­             in unseren Kommunen sein; die

12
aus der kreisgruppe

                       notwendige Weiterentwicklung von
                       Blühflecken zu flächigenmäßig grö­
                       ßeren Habitatinseln, um Bestäuber­
                       arten und ganzen Lebens- und Nah­
                       rungsgemeinschaften ein Überleben
                       in unserer Umgebung zu sichern.

                            Friedrich Oehme, Axel Schauder

          „Honigpflanzenmischung“ auf landwirtschaftlicher
          Fläche, zweites Standjahr
          Foto: Schauder

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                                                       13
aus den ortsgruppen

     Forchheim                          Forchheim. Deshalb wurde vor eini­
                                        gen Jahren entlang der querenden
Igelaktion –                            Straße ein Leitsystem für Amphibien
Tolle Wohnung für Igel                  mit 17 Durchlass-Röhren installiert.
                                        Inzwischen reinigt die Ortsgruppe
Zusammenarbeit zwischen Bund            Forchheim des BN einmal jährlich
Naturschutz und dem Freizeitpro­        dieses System kurz vor dem Einset­
gramm der Offenen Behindertenar­        zen der Wanderaktivität der Amphi­
beit (OBA)                              bien, so auch im Jahr 2020. Durch
                                        den milden Winter waren bereits
                                                                                Der sich mit Wasser füllende
Zwei neue Igelburgen auf der Sport­     Mitte Februar Frösche am System zu
                                                                                Amphibienweiher
insel bieten nun wieder viel Platz      entdecken, so dass das Ramadama         Foto: Schauder
für Igelfamilien im bevorstehenden      bereits am 29.02. stattfand. Wie im­
Winter. Unter tatkräftiger Mithilfe     mer wurden Kleingehölze und Schilf­
von Kindern und Jugendlichen des        stauden entlang der Straße zurück­      lich gedankt. Ebenso danke ich na­
Freizeitprogramms der OBA unter         geschnitten und Müll gesammelt.         mentlich Herrn Dr. Axel Schauder,
Leitung von Manuela Kraus entstan­      Nach getaner Arbeit erwartete die       der den defekten Abfluss des Wei­
den am Samstag, 26.10.2019, mit         fleißigen Helfer eine zünftige Brot­    hers fachmännisch instandgesetzt
ganz viel Ästen und Laub und dazwi­     zeit. Es fiel viel Arbeit an, weswe­    hat.
schen einer Plane gegen Nässe, zwei     gen das Ramadama erst bei einem                              Dr. Ulrich Buchholz
stattliche Unterschlupfe für Igel.      zweiten Termin am 14.03. zu Ende
Fachliche Anleitung gab Dr. Ulrich      geführt werden konnte.
Buchholz vom Bund Naturschutz.          Es nutzt jedoch kein noch so gut ge­       Hausen-Heroldsbach
Fleißig mitgeholfen haben auch          pflegtes Leitsystem etwas, wenn das
Montessori-Schüler aus Erlangen         Laichgewässer für die Tiere nicht in    Exkursion zum „Grünen Band“
im Rahmen ihres Sozialdienstes zur      gutem Zustand ist. Durch die trocke­
Konfirmationsvorbereitung     sowie     nen Sommer und mangels Wasser­          Am Sonntag 30.06.2019 führte die
eine Praktikantin aus der 8. Klasse     zufluss trocknete der Laichweiher       Ortsgruppe      Hausen-Heroldsbach
der Montessori-Schule Forchheim.        nach und nach aus und verlandete.       eine Exkursion zum „Grünen Band“
Dank gilt auch dem Gartenamt, das       Deshalb wurde 2020 eine Firma da­       bei Mitwitz durch. 18 Teilnehmer
ausreichend Laub und Äste bereit        mit betraut, den leicht zugänglichen    fuhren in Fahrgemeinschaften zum
gelegt hatte.                           Teil des Teichs zu entschlammen.        Wasserschloss Mitwitz, dem Sitz der
                     Barbara Kornalik   Da Rohrkolben und Großseggenbe­         Ökologischen Bildungsstätte Ober­
                                        stände durchaus attraktiv für einen     franken (ÖBO). Der erste Vorsitzende
                                        Naturweiher sein können, wurden         der Bildungsstätte Dr. Kai Frobel gilt
                                        weite Flächen belassen und nur ca.      als geistiger Vater und Mitbegründer
                                        ein Viertel der ursprünglichen Was­     des Grünen Bands Deutschland. Dr.
                                        serfläche entschlammt. Zum Zeit­        André Maslo, verantwortlich für Um­
                                        punkt der Erstellung dieses Artikels    weltbildung und Geschäftsführung
                                        füllt sich der Teich gerade mit Was­    der ÖBO, begrüßte die Gruppe und
                                        ser und es ist zu hoffen, dass die      stellte zunächst kurz die Geschichte
                                        Frösche, nachdem sie das gereinigte     und Aufgaben der Bildungsstätte vor
                                        Leitsystem hinter sich gelassen ha­     und berichtete dann von den Anfän­
                                        ben, ihr Laichgeschäft in einem für     gen des Grünen Bandes.
Fleißige Helfer
                                        sie einladenden Feuchtgebiet ver­       Als erstens Exkursionsziel führte er
Foto: Kornalik
                                        richten können. Der BN hat dafür alle   uns zu einer in der Nähe des Was­
                                        Voraussetzungen geschaffen. Auch        serschlosses gelegenen Aussichts­
                                        die Mitgliedsbeiträge tragen somit      plattform am Rande des FFH-Gebiets
Freie Bahn für freie Frösche!           dazu bei, dass wieder ein Stück Na­     „Steinach-Tal“. André Maslo sagte
                                        tur seiner Bestimmung zugeführt         hier, dass das Gebiet von Steinach
Amphibienleitsystem und Laichwei­       werden konnte.                          und Föritz aufgrund seines natur­
her in Forchheim-Lichteneiche sa­       An dieser Stelle sei allen Helfern      nahen Zustandes mit einem Wech­
niert!                                  des Ramadama, namentlich Frau Dr.       sel von artenreichem Grünland,
Die Teichlandschaft an den Örtel­       Barbara Kornalik als Organisatorin,     Auenwäldern, Schilfröhrichten und
bergweihern zusammen mit den            sowie Edith Fießer und Dr. Frieder      Feuchtmulden mit einer Gesamtflä­
angrenzenden Wald- und Wiesen­          Oehme für die Verhandlungsführung       che von rund 500 ha zu den öko­
flächen beherbergte einst die größte    bei der Organisation der Entschlam­     logisch bedeutendsten Flussland­
Anzahl von Amphibien im Landkreis       mung des Amphibienweihers, herz­        schaften Nordbayerns zählt.

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aus den ortsgruppen

                                        weise in Form verstreut liegender      wir einen historischen Grenzstein
                                        Einödhöfe oder Weiler. Hier ließen     vorfanden und von André Maslo In­
                                        wir die Fahrzeuge stehen und liefen    formationen über die Geschichte
                                        auf dem alten Kolonnenweg entlang      des Gebietes erhielten. Bis zum Jahr
                                        des Kellenbaches in die Föritzaue.     1826 gehörte die thüringische Seite
                                        Der Kolonnenweg, ein Teil der Gren­    zum Fürstentum Sachsen-Coburg,
                                        zanlagen auf Seiten der DDR, ist       das fränkische Gebiet um Mitwitz bis
                                        noch weitgehend erhalten und dient     1803 zum fürstbischöflichen Hoch­
                                        heute als Wanderweg entlang der        stift Bamberg. Die dreistündige, mit
                                        ehemaligen Grenze und durch das        vielen interessanten Informationen
André Maslo erläutert die
                                        Grüne Band. Zwischen dem Kolon­        gespickte und bei hochsommerli­
Besonderheiten der Landschaft,
Foto: Ditterich                         nenweg und der eigentlichen Gren­      chen Temperaturen durchgeführte
                                        ze befand sich noch der Kontroll­      Exkursion endete schließlich im
                                        streifen und der Grenzzaun. Durch      Weiler Bächlein, in dessen Gasthaus
Anschließend ging es weiter auf         das Naturschutzgebiet “Föritzau”,      für ein spätes gemeinsames Mittag­
die Thüringer Seite zum „Liebauer       einer Fluss-Aue mit angrenzenden       essen reserviert war.
Sack“ mit der geschleiften Dorfstelle   Feuchtgebieten und verlandeten                                Werner Ditterich
Liebau. André Maslo, nicht weit von     Teichen, Rückzugsgebiet für Fische,
dort in Thüringen aufgewachsen, er­     Muscheln und Libellen, gelangten       Neuer Info-Schaukasten
zählte eindrucksvoll die Geschich­      wir in den „Schwärzdorfer Wald“, in
te des geschleiften Dorfes. Die 70      welchem Schwarzspecht und Sper­
Einwohner erfuhren 1952, dass sie       ber brüten. Die DDR-Grenztruppen
am folgenden Tag in das DDR-Hin­        hatten im Waldgebiet beim Bau der
terland verschleppt werden sollten      Sperranlagen die Humusschicht ab­
und flüchteten daraufhin noch in der    getragen, um den Pflanzenwuchs
Nacht gemeinsam aus ihrem Dorf          zu unterdrücken. Auf dem darun­
über die nur 300m entfernte Zonen­      ter liegenden Sandstein entwickel­
grenze nach Franken. 1975 wurde         ten sich Sandtrockenrasen und
das Dorf von den DDR-Grenztruppen       Zwergstrauch-Heide. André Maslo
komplett ausradiert. Heute erinnert     erläuterte den interessierten Exkur­
ein Gedenkstein an das verschwun­       sionsteilnehmern die notwendigen
                                                                               v.l. Frieder Oehme, Peter Hofmann,
dene Dorf. Im „Liebauer Sack“ be­       Landschafts-Pflegemaßnahmen. Der
                                                                               Evi Kraus, Roland Kraus, Gabriele
finden sich mehrere vom BUND            BUND versucht mit einem Projekt        Sappok, Heike Kirste-Kraus,
erworbene Flächen. In dem Gebiet        eine Verbuschung der Flächen oder      Foto: Oehme
kommen zahlreiche, offenes Land         Neubewaldung zu verhindern und
bevorzugende Pflanzen und Tierar­       damit seltene Arten wie Silbergras,
ten vor, wie z.B. Braun- und Blau­      Berg-Sandglöckchen, Kleines Filz­      Seit Herbst 2019 steht der neue
kehlchen.                               kraut sowie Wildbienen, Feldgrillen,   Schaukasten des BUND Naturschutz
Die Gruppe fuhr mit André Maslo         und Heidelerche zu erhalten. Dazu      vor der Gemeindeverwaltung in Hau­
weiter zur Fränkisch-Thüringischen      müssen weitere Flächen, die sich       sen. Er bietet eine gute Gelegenheit
Grenze in der Nähe der Bätzen­          im Privatbesitz befinden, erworben     für alle Interessierten, sich über The­
wustung. „Wustungen“ sind eine          werden. Wir folgten dem Kolonnen­      men von Umwelt- und Naturschutz
besondere historische Siedlungs­        weg bis zum Wegepunkt 104, wo          zu informieren. BN-Mitglied Gabriele
                                                                               Sappok gab den Anstoß dazu und
                                                                               die Aktiven der Ortsgruppe waren
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                                                                               gleich begeistert. Neben Neuigkei­
                                                                               ten aus der Ortsgruppe gibt es Ein­
                                                                               blicke in die Arbeit der Kreisgruppe
                                                                               Forchheim und Aktuelles aus dem
                                                                               BN-Landesverband.
                                                                               Insbesondere die Termine für die
                                                                               Treffen der Ortsgruppe sind dort zu
                                                                               finden – alle die Interesse haben in
                                                                               der Ortsgruppe mitzuwirken, sind je­
                                                                               derzeit herzlich willkommen.

                                                                                                                    15
aus den ortsgruppen

     Neunkirchen                      Ursprünglich stabile Population im      Neunkirchen führte bedauerlicher­
                                      Nordwesten Neunkirchens                 weise nicht zum Erfolg. Schlimmer
Wiesenknopf-Ameisenbläulin-                                                   noch, durch Mulch Ansätze und zu
ge auf Flachland-Mähwiesen            Im Nordwesten Neunkirchens wur­         langes Liegenlassen der Mahd wur­
im Landkreis Forchheim in             den um das Jahr 2010 noch viele Tie­    de auch noch die Anzahl der Wirts­
                                      re beider Tagfalterarten gezählt und    pflanze Großer Wiesenknopf redu­
Gefahr
                                      einige davon mittels BN-Kartierung      ziert. Allein das führte bereits fast
                                      2011 erfasst. Seit dem Jahr 2013 war    zum Verschwinden der Falter, noch
Wiesen­knopf-Ameisenbläulinge         die dortige magere Mähwiese im Ver­     bevor weitere Negativeinflüsse wie
in Neunkirchen                        tragsnaturschutz Programm (VNP).        die Trocken-Jahre 2018 und 2019
                                      Der Pächter hielt das Mahd-Regime       zum Tragen kamen. Grundsätzlich
Schmetterlinge sind Indikatoren für   ein und schaffte so optimale Bedürf­    bleibt hieraus die fehlende kommu­
die Artenvielfalt im Grünland. Sie    nisse für die beiden Bläuling-Arten.    nale Aufmerksamkeit für komplexe
zeigen sich besonders auf naturbe­    Generell benötigen die Falter dieser    Naturzusammenhänge zu beklagen.
lassenen Blumenwiesen. Der Markt      Art als Lebensbasis die Pflanzen des
Neunkirchen am Brand konnte sich      Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba        Fehlerhafte
noch bis vor wenigen Jahren glück­    officinalis) und eine spezielle Amei­   Umsiedlungsmaßnahmen
lich schätzen, auf verschiedenen      senart in ausreichender Anzahl. Wel­
Flachland-Mähwiesen (Typ 6510)        che Besonderheiten das Überleben        Auch im Südosten des Kernorts gibt
im Umfeld seiner Kerngemeinde,        dieser selten gewordenen Arten prä­     es die beiden Tagfalterarten noch.
eines der bedeutendsten und vi­       gen, ist auf der Homepage der Orts­     Im Jahr 2014 entdeckte der BN ein
talsten Vorkommen der hoch ge­        gruppe beschrieben:                     weiteres Vorkommen, dies befindet
schützten Tagfalterart Heller Wie­                                            sich allerdings auf einem potenti­
senknopf-Ameisenbläuling in ganz        https://forchheim.bund-natur­         ellen Baugebiet, dem “Südlichen
Nordbayern zu besitzen. Auch die        schutz.de/ortsgruppen/neunkir­        Kanalweg“. Hier betreibt der Markt
Schwesterart, der Dunkle Wiesen­        chen-am-brand-und-umgebung/           Neunkirchen seit einigen Jahren den
knopf-Ameisenbläuling, war öfter        aktivitaeten/blumenwiesen.            Versuch, mittels einer sogenann­
anzutreffen. Beide Arten sind in        html#c42284                           ten CEF-Maßnahme (vorgezogene
Nordbayern durch Lebensraumver­                                               Ausgleichsmaßnahme), die Tiere
luste bereits sehr selten geworden.                                           auf eine 850m entfernt gelegene
                                      Negativ-Einflüsse auf die               Ausgleichsfläche umzusiedeln. Wie
                                      Population                              zu erwarten war mit eher mäßigem
                                                                              bis keinem Erfolg, denn diese Fal­
                                      Bei einem Pächterwechsel wurde          terarten weisen eine sehr komplexe
                                      das Einhalten des Mahd-Regimes          Lebensweise auf. Genauso hatten
                                      offenbar leider vom Markt Neunkir­      es Fach-Wissenschaftler bereits im
                                      chen, als Eigner der Mähwiese, nicht    Vorfeld bescheinigt. Der BN hat eine
                                      eingefordert und überwacht. Die         Reihe von Planungs- und Praxisfeh­
                                      Wiesenknopfblüten wurden zusam­         ler aufgedeckt, die den speziellen
                                      men mit den befruchteten Eiern nach     Belangen dieser Tiere zuwiderlau­
                                      falschem Mahdzeitpunkt vernichtet.      fen. Die Beispiele reichen vom er­
Heller-Wiesenknopf-Ameisenbläuling
                                      Ein Intervenieren des BN beim Markt     neut falschem Mahdzeitpunkt auf
Foto: Birnfeld
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