Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg

 
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Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
› im   oldenburger land
                                                                                     2 › 2020

                       magazin                             evangelisch
                                                           ehrenamtlich
                                                           engagiert

                                                                                   mit

                                                                                                der
                                                                                         agazin
                                                                                    Das M    n
                                                                                     D

Zukunft gestalten
Warum Veränderungen auch eine Chance für die Kirche im Oldenburger Land bedeuten

eh r e na mt                     j u g en d                     k r i mi
Vom Geben                        Konfi-Camp                     Von der Lust
und Beschenkt werden             an der Küste                   am Bösen
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
Gott und die Welt                        editorial

Wandelt auf dem
Weg, den euch
euer Gott geboten
                                    Liebe Leserinnen, liebe Leser,
                                        die Pandemie zwingt uns als Gesellschaft dazu,
                                     neue Wege zu gehen. Und das ist großartig. Schon
                                     jetzt sind dadurch viele kreative Ideen entstanden

hat, damit es
                                    – auch innerhalb der Kirche. Sei es beim Konfir-
                                     mandenunterricht, im Gemeindeleben oder bei
                                     der Gestaltung von Gottesdiensten (Seite 12 und
                                     Seite 21). Diese unkonventionellen Formen und
                                     Impulse machen Mut, weil auch die Kirche die

euch wohlgeht.
                                     Notwendigkeit begreift, neue Wege einzuschlagen,
                                     um weiterhin eine wichtige Funktion in unserer
                                     Gesellschaft einzunehmen. Dabei muss sie Altes
                                     kritisch hinterfragen, abwägen, was sie beibehal-
                                     ten und was sie hinter sich lassen will. Dies gilt
                                     sowohl für die einzelnen Gemeinden als auch für
                                     die Kirche insgesamt. Denn wie bedeutsam sie
                                     im Leben von Menschen sein kann, davon erzählt
                                     manche Biographie. Einige ermutigende Beispiele
                                     finden Sie ab Seite 10.
                                        Auch wir sind mit horizont e neue Wege gegan-
                                     gen und haben das Magazin im Sommer gründ-
                                     lich überarbeitet. Im Namen des Redaktionsteams
                                     bedanke ich mich herzlich für die zahlreichen
                                     Rückmeldungen auf die erste Ausgabe. Ihre
                                    Anregungen haben wir gerne aufgenommen und
                                     freuen uns sehr, wenn Sie uns weiterhin mit
                                     Lob und Kritik begleiten. Im Namen des Redak-
                                     tionsteams wünsche ich Ihnen eine anregende
                                     Lektüre. Bleiben Sie behütet.
                                        Ihr Pfarrer

                                       Hans-Werner Kögel
                                       Referent Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
 Psalm 5 . Mos e 5 ,3 3
                                       presse@kirche-oldenburg.de
 Septembermorgen am Wildenloh,

                                                                                              foto: Tobias Frick
 einem kleinen Wäldchen
 im Ammerland bei Friedrichsfehn,
 fotografiert von Tobias Frick

                                                                         horizont e       3
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
umfrage                                                                                                                                                                                                   inhalt
    Was bedeutet
    Kirche                                                                              G e ro l d B ü se m an n
                                                                                        Rentner,                                                                                           13     Menschen ehrenamtlich engagiert
                                                                                                                                                                                                                                                                                  2 gott u n d d i e we lt
                                                                                                                                                                                                                                                                                  3 e d ito r i a l

    für mich?                                                                           Delmenhorst
                                                                                                                                                                                                                                                                                  4 umf r age

                                                                                        ›Ich gehe gern zur Kirche. Das war allerdings nicht                                                                                                                                       5 i n ha lt

                                                                                         immer so. Vor etwa zwölf Jahren hatte ich eine                                                                                                                                           6 ki rc h e
                          R eg i na von d e r D e e ke n
                                                                                         schwere Krankheit, darüber habe ich wieder zur                                                                                                                                           6     Zurück in die Zukunft
                          Selbständige,
                                                                   Kirche gefunden. Mir ist die Gemeinschaft dort sehr wichtig. Außerdem                                                                                                                                          9     komme nta r Eine Liebeserklärung von Annie Heger
                          Oldenburg
                                                                   liebe ich Orgelmusik. Gesang und Gebet sind für mich im Gottesdienst
                                                                                                                                                                                                                                                                                 10     umf r age Irgendwann habe ich alles angezweifelt
                                                                   etwas ganz Wesentliches. Außerdem finde ich gut, was die Kirche für
                           ›Ich bin christlich aufgewachsen                                                                                                                                                                                                                      12     Bitte nachmachen!
                                                                   alte Menschen tut. Die Kirchensteuer habe ich deshalb schon immer
                           und teile die Werte der Kirche.
                                                                   als notweniges Übel akzeptiert.‹                                                                                                                                                                              1 3 Me n s c h e n e h r e n a mtli c h e n gagi ert
                           Aber ich habe mich von der Kirche
    abgewandt. Ausschlaggebend waren die Finanzen:                                                               Ste fan i e S i e m e r
                                                                                                                                                                                                                                                                                 17     Vor dem Sterben kommt das Leben
    Als mein Mann mit Mitte 50 arbeitslos wurde und wir                                                          Mutter von drei Töchtern,                                                                                                                                       1 8 j uge n d
    nicht wussten, wie es weitergehen sollte, musste er                                                          Westerstede                                                                                                                                                     18     Konfi-Camp an der Küste
    von der Abfindung einen großen Batzen Kirchensteuer                                                                                                                                                                                                                          21     r atge b e r Alles auf Anfang
    bezahlen. Doch für mein Leben sind Werte wie die zehn                                                     ›Ich bin getauft und konfirmiert,
                                                                                                                                                                                                                                                                                 2 2 kr i mi
    Gebote wichtig, deshalb waren unsere Kinder auch in                                                       aber keine große Kirchgänge-
    konfessionellen Kindergärten. Aber ich bezweifele, dass                                                   rin, nur bei Familienfeiern, die                                                                                                                                   22     Von der Lust am Bösen
    es heute noch einen Unterschied macht, ob man in ein                                besuchen wir gemeinsam. Über einen Austritt habe                                                                                                                                         24     Mord ist sein Geschäft
    konfessionelles Krankenhaus oder Altenheim geht oder                                ich noch nie nachgedacht, es gehört doch irgend-                                                                                                                                        26      le s e ti pps Tatort: Kirche
    in ein staatliches. Zeit für Nächstenliebe ist weder hier                           wie dazu, oder? Außerdem finde ich vieles gut, was
                                                                                                                                                                                                                                                                                 27 f r age b o ge n
    noch dort.‹                                                                         die Kirche so macht. Zum Beispiel das Schiff, das
                                                                                        die evangelische Kirche gekauft hat, um in Seenot
                                     Ja n B u nte
                                                                                        geratene Flüchtlinge im Mittelmeer zu retten. Des-

                                                                                                                                                                                                                                                                                 24 Mord ist sein Geschäft
                                     Musiker,
                                                                                        halb ist auch die Kirchensteuer wichtig: Die Kirche
                                     Oldenburg
                                                                                        braucht Unterstützung für ihre Arbeit. Außerdem
                                                                                        möchte ich meine Kinder taufen lassen.‹
                                      ›Ich stamme aus einem sehr christlichen
                                       Elternhaus und habe mich eigentlich in der
                                       Kirche wohlgefühlt: Ich bin gern in Gottes-
                                                                                                                 L ar issa Wi l h e l m
               dienste gegangen, war im Posaunenchor und habe auch Orgel                                         Angestellte,
               gespielt. Dennoch bin ich vor einigen Jahren ausgetreten – für die                                Westerstede
               Kirchensteuer war ich einfach zu geizig. Heute zahlen wir als Ehe-
               und Elternpaar gern das freiwillige Kirchgeld, weil wir die Arbeit                              ›Bislang habe ich wenig Kon-
               der Kirche unterstützen wollen. Denn da gibt es viel, was uns                                   takt zur Kirche. Ich komme
               gefällt, vor allem im Jugendbereich. Und dass manche Kirchen                                    aus einem Dorf in Kasachstan,
               offen für andere Konzerte als die typische Kirchenmusik sind,            die nächste evangelische Kirche war in der Stadt,
               gefällt mir natürlich auch. Außerdem wünsche ich mir, die Kirche         30 Kilometer entfernt. Dort gab es keinen Religions-
               wäre experimentierfreudiger, etwa bei den Gottesdienstformen,            unterricht für mich. Mein Mann und ich haben uns
               den Inhalten und Uhrzeiten. Bei Kirchentagen habe ich so viel            kirchlich trauen lassen, das war uns wichtig. Auch
               Positives erlebt, diese Vielfalt wünschte ich mir auch in den            unsere Kinder sind hier getauft und konfirmiert wor-
               Gemeinden.‹                                                              den. Aber in unserem Alltag spielt die Kirche noch
                                                                                        keine große Rolle. Vielleicht später mal. Aber es ist gut,
                         An d r ea R ü d e b us c h                                     dass die Kirche in der Gesellschaft noch so präsent
                         Verkäuferin,
                                                                                        ist, wegen der Werte, die sie vermittelt. Darum ist es

                                                                                                                                                                                                           6 Zurück in die Zukunft
                         Ganderkesee
                                                                                        für mich auch in Ordnung, Kirchensteuer zu bezahlen.‹

                          ›Ich bin ausgetreten, obwohl ich
                          gläubig bin. Die Amtskirche betreibt                           P h i l i pp L ak e n
                          meiner Meinung nach Abzockerei!                                Soldat,
                                                                                         Westerstede                                                                                                                                                                 impr essum
    Und die Gemeinden sind meist ziemlich verschnarcht.
    Da ist nichts, was mich anspricht. Als ich zuletzt an Weih-                                                                                                                            horizont e ist das Magazin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Es erscheint dieses Jahr dreimal im Einzugsgebiet der oldenburgischen Kirche.
                                                                                          ›Na klar bin ich konfirmiert. Früher bin ich auch an                                             H erausgeber: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg, Anschrift: horizont e Philosophenweg 1, 26121 Oldenburg, Telefon 0441/7701-193,
    nachten in Oldenburg in der Kirche war, wurden wir nicht
                                                                                          Weihnachten in die Kirche gegangen. Und vermut-                                                  presse@kirche-oldenburg.de, www. kirche-oldenburg.de redaktionsleitung: Hans-Werner Kögel, Dirk-Michael Grötzsch (V.i.S.d.P.)
    einmal begrüßt. Das hat mich geärgert. Ich wünschte
                                                                                                                                                     fotos: und texte: Michael Eberstein

                                                                                          lich würde ich auch kirchlich heiraten, wenn es ein-                                             textch efi n: Gunthild Kupitz, Hamburg art di rektion / Produktion: Designbüro Möhlenkamp & Schuldt, Bremen beratung: Ulf Grüner, Hamburg
    mir, dass es in unseren Kirchen eine persönliche Art der                                                                                                                               redaktion elle beiträge: Barbara Bockentin, Anke Brockmeyer, Beate Bühler-Egdorf, Robin Christen, Monika Dobler, Matthias Drobinski, Michael Eberstein,

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    fotos: Tobias Frick, Uwe Haring
                                                                   mal soweit ist. Aber irgendwie ist die Kirche nicht so meine Welt. Ich kann
    Ansprache gäbe. So wie Joyce Meyer [eine US-amerikani-                                                                                                                                 Uwe Haring, Annie Heger, Matthias Hempel, Annette Kellin, Thomas Klaus, Hans-Werner Kögel, Christoph Martsch-Grunau, Susanne Niemeyer, Robert Otto-Moog
                                                                   mir nicht vorstellen, zwei Stunden in der Kirche zu sitzen und über Gott
    sche evangelikale Predigerin, Anm. der Red.] es im Fern-                                                                                                                               Bi ldnachweise: Titel: Jan Jagusch // Christian Becker/Rasta Vechta, Anke Brockmeyer, Beate Bühler-Egdorf, Rainer Claus, Monika Dobler, Michael Eberstein,
                                                                   und den Glauben zu reden. Ich will nicht sagen, dass ich nicht gläubig bin,
    sehen auf Tele5 macht. Und sie kann biblische Beispiele                                                                                                                                Evangelische Jugend Oldenburg (ejo)/Uwe Martens, Tobias Frick, Uwe Haring, Bastian Heinrich, Jan Jagusch, Hans-Werner Kögel, Christoph Martsch-
                                                                   aber dafür brauche ich die Kirche nicht. Außerdem plane ich Berufssol-                                                  Grunau, Gina Pape, Alessandra Schellnegger, Peter Schinzler, Nele Schomakers Druck: Prull-Druck GmbH & Co. KG, Scheideweg 25–29, 26121 Oldenburg
    auf eine besonders plastische und nachvollziehbare
                                                                   dat zu werden, da passt das meines Erachtens nicht so richtig. Aber die                                                 papi er: Recycling aus 100 % Altpapier mit Umweltzeichen ›Blauer Engel‹ Feedback: Bei Rückfragen und Anregungen schreiben Sie uns unter
    Weise erzählen.‹
                                                                   Kirchensteuer stört mich nicht, das ist schon okay.‹                                                                    presse@kirche-oldenburg.de oder nutzen Sie unseren Newsletter unter www. kirche-oldenburg.de/horizonte. Dort erhalten Sie auch Informationen zu
                                                                                                                                                                                           den folgenden Ausgaben und Themen.

4         horizont e                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         horizont e         5
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
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                 KIRCHE                                                 ki rc h e

                          Die Kirchen werden in den nächsten Jahren viel
                          verlieren: Mitglieder, Geld, Einfluss. Doch sie werden

 in die Zukunft
                          mächtige Minderheiten bleiben. Wenn sie es wollen.
                          Und wenn sie es schaffen, engagierte Christinnen
                                                               und Christen als Ehrenamtliche
                                                               noch stärker als bisher einzu-
                                                               binden. Eine Chance, gerade für
                                                               die evangelische Kirche.

                                    W
                                                             Ein Standpunkt von M atth ias Drob i nski
                                                             Fotos Tob ias Fr ic k

                                                        enn man derzeit in Deutsch-    Was die Frauen und Männer der Kirchenleitung
                                                        lands Kirchen schaut, dann     sagten, wurde offenbar über den Kreis der dezi-
                                                        sind sie leer: Ende März und   diert Interessierten hinaus kaum noch wahr-
                                                        im April, weil die evangeli-   genommen. Und obwohl die Pandemie genuin
                                                        schen Landeskirchen und        theologische Fragen in den Mittelpunkt des öffent-
                                    die katholischen Diözesen die Gottesdienste        lichen Interesses rückte – das Verhältnis zu Krank-
                                    angesichts der exponentiell steigenden Covid-      heit und Tod, von Freiheit und Verantwortung,
                                    19-Fallzahlen selbst absagten. Und in diesem       zu den Grenzen des Wissens – mussten sich die
                                    Herbst, weil die Hygienekonzepte nur wenige        Kirchenvertreter, wenn es um deren Deutung
                                    Kirchgänger überhaupt erlauben. Die Corona-        ging, hinter den Virologen und Medizinern, den
                                    zeit lässt die Kirchen in ihre eigene Zukunft      Psychologen, Philosophen, Soziologen, sogar den
                                    schauen: So leer werden die Gotteshäuser ver-      Freizeitforschern anstellen. Wenn es dann aber
                                    mutlich bald auch ohne Virus sein; die Seuche      Erwartungen gab, waren sie bis ins Magische hin-
                                    beschleunigt den Prozess der Säkularisierung in    ein überspannt: Die alles erklärende Deutung, der
                                    Deutschland nur.                                   ultimative Trost, das heilbringende Ritual sollte
                                         Denn das Beten und Hoffen und Sorgen          von den Kirchen kommen, als könnten sie alle
                                    ging in den vergangenen Monaten offenbar           Angst und Unsicherheit, am Ende gar das Virus
                                    auch ohne Institution und Kirchenraum. Und         wegbeten.
                                    wenn das Geld knapp wird – was spart sich leich-       Die Zahl der Kirchenmitglieder wird sich in
                                    ter als die Kirchensteuer?                         Deutschland bis zum Jahr 2060 halbieren, ebenso
                                         Dass die Kirchen in der Pandemie stumm        die Finanzkraft der Landeskirchen und Bistümer,
                                    gewesen seien, als es um die Deutung und den       so hat es 2019 eine Studie im Auftrag der Kirchen
                                    tieferen Sinn der Krise ging – diese Erzählung     prognostiziert. Noch gehört eine knappe Mehrheit
                                    ist ungerecht. Es gab kluge und treffende Sätze,   der Bundesbürger einer der beiden großen Volks-
                                    es gab Gemeinden, deren Herzen und Sinne in        kirchen an, in wenigen Jahren aber werden die
                                    der Krise nahe zusammenrückten, es gab Pfar-       Christen eine Minderheit sein im Land. Sie wer-
                                    rerinnen und Pfarrer, die da waren und schlicht    den längst nicht jede Kirche und auch nicht ihre
                                    fragten: Wie geht’s? und einfach zuhörten. Und     gewachsene Gemeindestruktur halten können.
                                    was hätten die Kritiker geschrieben, wenn es       Ihre Sozialträger werden weniger Kindergärten
                                    nach einem masken- und abstandslosen Got-          und Schulen, Krankenhäuser und Beratungsein-
                                    tesdienst mit dem ekd-Ratsvorsitzenden zwei        richtungen betreiben können. Und sie werden
                                    Dutzend Ansteckungen gegeben hätte, mit drei       nicht mehr selbstverständlich mit ihrem Glauben,
                                    Menschen auf der Intensivstation?                  ihren Grundsätzen, Wert- und Normvorstellungen
                                         Das Narrativ von der angepassten und stum-    in den öffentlichen Debatten, den politischen Ent-
                                    men Kirche zeigt jedoch, wie viel die Kirchen,     scheidungen, den Urteilen der obersten Gerichte
                                    evangelisch wie katholisch, von ihrer einst        eine Rolle spielen.                            ›››

                                    selbstverständlichen gesellschaftlichen Deu-
                                    tungs- und Durchdringungskraft verloren haben.

6   horizont e                                                                                                            horizont e     7
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
KIRCHE
                                                                                                                                                                                                                         kommentar
                                                                                                         glauben und wofür sie stehen; sie müssen, jede                                                                                                      ›Würde ich die Kirche aufgeben,
                                                                                                         und jeder Einzelne, zu kleinen Propheten der Sa-                                                                                                    wäre es, als hätte ich die Hoffnung
                                                                                                         che Jesu werden. Sie werden von ihrer mal ver-                                                                                                      in die Menschen aufgegeben.‹
                                                                                                         ständnislosen, mal neugierigen Umwelt daran
                                                                                                         gemessen werden, ob sie ihrer Botschaft auch Ta-
                                                                                                         ten folgen lassen, welchen Lebensstil sie pflegen,
                                                                                                         wie es in ihrer Gemeinschaft zugeht. Je weni-
                                                                                                         ger die Institution das kirchliche Leben flächen-
                                                                                                         deckend organisieren und am Laufen halten

                                                   D
                                                                                                         kann, umso mehr wird es auf das Engagement
                                                                                                         der einzelnen Christinnen und Christen ankom-

                                                                                                                                                                                  Trotzdem!
                                                                                                         men. Gerade die evangelische Kirche, die davon
                                                            er Weg dorthin wird schmerzhaft und          ausgeht, dass alle Gläubigen Anteil am Priester-
                                                            schwierig sein – auch weil die Kirchen       amt Jesu haben, könnte hier ein klares Profil
                                                            sich nicht einfach selbst marginalisieren    gewinnen.                                                                Eine Liebeserklärung der Oldenburgerin Sängerin             Maike Schöfer, Vikarin, Feministin und als @
                                                            können, sich nicht bequem zurückziehen           Und je weniger die Kirchen im traditionel-                           und Moderatorin Annie Heger an die Kirche.                  ja.und.amen auf Instagram unterwegs, hat dort un-
                                                            können in den kirchlichen Binnenraum.        len Sinne staatstragend sein können, umso mehr                                                                                       ter dem Hashtag #glaubeteilen dazu aufgerufen,
                                                           Auch mit nur noch der Hälfte der Mitglie-     können sie Anwälte des Zweifels und des fairen                                                                                       über Glauben ins Gespräch zu kommen, unter an-
                                                      der werden sie die größten Gemeinschaften          Diskurses werden in einer Gesellschaft, in der                                Ich bin oft enttäuscht von Kirche. Sie scheint         derem mit diesem Satzanfang ›Ich träume von ei-
                                                      der Zivilgesellschaft bleiben, auch mit halbier-   die Zahl derer arg gewachsen ist, die ohne je-                                nicht zu erkennen, dass sie in Teilen rassistisch      ner Kirche ...‹. Mein Post dazu lautete: ›Ich träume
                                                      ter Finanzkraft ein wichtiger und mächtiger Ar-    den Zweifel dem Anderen die eigene Wahrheit                                   und sexistisch ist. Dass sie diskriminiert, weil für   von einer Kirche, die groß ist. Die für alle Platz
                                                      beitgeber, auch als Minderheit werden sie eine     wie nasse Waschlappen um die Ohren hauen.                                     Kirche – übrigens eine der größten Arbeit geben-       hat. Auch für die, die sich von ihr abwenden, die
                                                      wichtige Stimme im Land sein, dessen Kultur        Stimmen die Maßstäbe, mit denen wir Politik                                   den Institutionen des Landes – das Allgemeine          sie kritisieren. Eine Kirche, die ernst nimmt, jeden
                                                      von christlichen Traditionen und Vorstellun-       betreiben, wirtschaften, die Umwelt behandeln,                                Gleichbehandlungsgesetz nur eingeschränkt gilt.        Einzelnen. Eine Kirche, die versucht, zu gesunden.
                                                      gen geprägt bleiben wird. Die Kirchen werden       Kinder bilden? Was bedeuten Liebe und Part-                                   Dass ihre hierarchischen Machtstrukturen Miss-         Eine Kirche, die Botschaften hinausschreit voller
                                                      mächtige Minderheiten sein, die mit hohen Er-      nerschaft, Freiheit und Verantwortung, Hoff-                                  brauch begünstigen, sie sich jedoch gleichzeitig       Inbrunst, mit einem anderen neuen Bewusstsein
                                                      wartungen konfrontiert werden, auch wenn es        nung und Zuversicht in einer auf Effizienz hin                                als Moralagentur aufspielt.                            und bedingungsloser Nächstenliebe.‹ Viele schrie-
                                                      weniger Pfarrerinnen und Pfarrer gibt und an-      ausgerichteten Welt? Die Christen müssen die                                      Ich kann deshalb jeden verstehen, der Kirche       ben darunter ›Träum weiter!‹ und ›Nächstenliebe?
                                                      dere Hauptamtliche, die heute gute und wichtige    Gottesrede wachhalten, die heißt: Es gibt eine                                aus diesen Gründen ablehnt.                            Vielleicht bei Christen, aber kaum in einer Kirche.‹
                                                      Arbeit leisten. Sie werden Menschen beim Leben     Wirklichkeit, die über die Menschenwirklichkeit                                   Und trotzdem. Trotz all der harten Kritik, die          Würde ich jedoch die Kirche aufgeben, wäre
                                                      und beim Sterben beistehen müssen, die ansons-     hinausgeht, die die Grenzen aller Menschheits-                                ich selbst an ihr als Institution habe, bleibe ich     es, als hätte ich die Hoffnung in die Menschen
                                                      ten in diesem Leben mit den Kirchen nichts zu      erlösungskonzepte aufzeigt und jeder mensch-                                  Mitglied der evangelischen Kirche. Der Grund da-       aufgegeben. Schließlich besteht Kirche aus eben
                                                      tun hatten. Sie werden öffentlich Jesu Botschaft   lichen Allmachtsvorstellung. Es kann sein, dass                               für ist meine eigene, ganz persönlichen Erfahrung      diesen Menschen und ihrer Fehlerhaftigkeit.
                                                      verkünden und für die unveräußerliche Würde        sie als Kirche im Volk da freier sind, als sie es                             mit Kirche und der Gemeinschaft, die sie (er)füllt.         Ich fühle den klaren Auftrag, die Revolu-
                                                      des Menschen eintreten müssen, auch wenn sie       als Volkskirche waren. Es kann sein, dass eine                                Ich habe mich immer von ihr und in ihr willkom-        tion von innen zu pushen – als Teil des Ganzen
                                                      überstimmt werden, ihre Positionen ignoriert,      Kirche, die, statt ängstlich und unsicher in zu                               men, aufgehoben und ernst genommen gefühlt.            und nicht von außen. Ich versuche, mit mei-
                                                      bestenfalls als ehrenhaft, aber irrelevant ange-   groß gewordenen Schuhen zu schlurfen, das                                     Diese Erfahrungen haben meine Zuversicht ge-           ner Stimme die Gemeinschaft und das Miteinan-
                                                      sehen werden.                                      fröhliche Verarmen lernt, den Vorstellungen ih-                               stärkt, dass diese Kirche sich wandeln kann.           der zu gestalten. Organisiere Gottesdienste zum
                                                          Nein, es wird nicht einfach sein, Abschied     res Gründers näherkommt. Sicher ist das nicht.                                    Unsere Kirche kann Aufbruch und Verände-           Christopher Street Day und ertrage Gegenwind.
                                                      von der alten Mehrheitsposition zu nehmen. Es      Möglich aber schon. e                                                         rung, das hat sie bewiesen. Seien es einstimmige       Ich streite öffentlich über Luther, moderiere Podi-
                                                      wird manchen verletzen, der überzeugt ist, dass                                                                                  Synodenbeschlüsse der meisten Landeskirchen,           umsdiskussionen, poste meine Gedanken im Netz
                                                      die Christen eine gute Botschaft zu verkünden                                                                                    wenn es um die Gleichstellung gleichgeschlecht-        und stelle mich Anfeindungen. Ich möchte miten-
fotos: Alessandra Schellnegger, Tobias Frick

                                                      haben. Es wird den Alles-geht-den-Bach-Hinun-                                                                                    licher Ehen geht (und das noch vor dem legen-          tscheiden, wer in der Kirche entscheidet, wer Ent-
                                                                                                                                 M at t h i a s D ro bi n s k i
                                                      ter-Propheten Auftrieb geben und den Predi-                                56, ist Korrespondent der Süddeutschen                dären Bundestagsbeschluss in 2017) oder, wie im        scheidungen über das Gesicht unserer Kirche und
                                                      gern wider die böse Welt, wird die Resignierten                            Zeitung in Frankfurt am Main. Er hat u.a.             vergangenen August, als wir ein Rettungsschiff         ihre Zukunft trifft. Ich will nicht darauf warten,
                                                      bestärken.                                                                 katholische Theologie in Gießen und Mainz             ins Mittelmeer schickten. In solchen Momenten          dass sich Kirche ohne mein Zutun verändert.
                                                                                                                                 studiert. ›Geprägt hat mich die kirchliche
                                                          Und trotzdem liegt im Abschied von der                                                                                       bin ich sogar richtig stolz auf meine Kirche. Und           Anpacken, Ansprechen, Teil der Veränderung
                                                                                                                                 Jugendverbandsarbeit, die ich als so fromm

                                                                                                                                                                                                                                                                                                           foto: Jan Jagusch
                                                      Mehrheit eine Chance. Das Ende des Selbst-                                 wie menschennah wie politisch engagiert
                                                                                                                                                                                       glaube daran, dass Kirche es noch weiter schaffen      sein, Wind sein und nicht Fähnchen – das ist
                                                      verständlichen bedeutet: Die Christinnen und                               erlebt habe, als Ort der Freiheit in der nicht        kann: Sie ist bereits unterwegs.                       mein Plan. e
                                                      Christen müssen klarer als bisher sagen, was sie                           immer so freien katholischen Kirche.‹

                                               8   horizont e                                                                                                                                                                                                                             horizont e   9
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
umfrage                                                                                                                              ki rc h e

                                                                                  Annika Markgraf
       ›Irgendwann habe ich
                                                                                                                                                                    2017. ›Ich wollte das einfach gern
                                                                                  40 Ja hre , Wilhe lmshave n                                                       nachholen‹, sagt sie. Ab dem Winter-
                                                                                 Annika Markgraf hat sich gleich                                                    semester will die 20-Jährige in Olden-
       alles angezweifelt‹                                                       zweimal für die Kirche entschieden:
                                                                                 einmal als Jugendliche und einmal
                                                                                                                                                                    burg Pädagogik studieren. Auch das
                                                                                                                                                                    hat sie der Kirche zu verdanken:
         Im vergangenen Jahr trat mehr als eine viertel Million Menschen aus     als Erwachsene. ›Meine Eltern woll-                                                ›Ich habe dort gemerkt, wie viel Spaß
         den evangelischen Kirchen in Deutschland aus. Ihre Gründe sind viel-    ten, dass meine Geschwister und                                                    mir die Arbeit mit Kindern und
         fältig. Was bewegt Menschen dazu, in der Kirche zu bleiben, zurückzu- ich uns selbst entscheiden‹, sagt die                                                Jugend-lichen macht.‹
         kehren oder ganz neu einzutreten? Sieben Kirchenmitglieder erzählen. 40-Jährige. Sie ließ sich konfirmie-
         Text Robert Otto-Moog Fotos Tobias Frick
                                                                                 ren – aus Überzeugung. Nur drei                                                    Holger Trempeck-Wilken
                                                                                 Jahre später verließ sie die Kirche                                                51 J ahre, Wi l hel m shaven
                                         kirchenrat sitzt. Sein Wiedereintritt   wieder. Der Grund: Nach einem              Gemeinden in Wilhelmshaven in           Es gab eine Zeit, in der Holger Trem-
                                         gestaltete sich dabei aufwendiger als   Schicksalsschlag hatte sie Unterstüt-      Kontakt kam: ›Da habe ich gemerkt,      peck-Wilken Pastor werden wollte.
                                         der Austritt. ›Ich musste sogar zwei-   zung bei ihrem Pastor gesucht. ›Ich        wie eng diese Kirche inzwischen an      ›Ich war extrem fundimäßig.‹ Und es
                                         mal im Kirchenbüro anrufen, damit       wurde schwer enttäuscht‹, erinnert         den Menschen dran ist.‹ Parallel da-    gab die Zeit, in der der Musiker die
                                         die merken, dass ich es ernst meine.‹   sie sich. Markgraf war so getroffen,       zu engagierten sich seine Söhne in      Kirche fast verlassen hätte. ›Inner-
                                                                                 dass sie aus der Kirche austrat. ›Ich      der kirchlichen Jugendarbeit. ›Mein     lich‹, sagt der heute 51-Jährige, ›war   Fatemeh Dehbozorgi
                                         Bettina Lippa                           habe die Institution verlassen, aber       Wiedereintritt war ein Prozess‹, sagt   ich längst ausgetreten.‹ Das Extrem-     28 J ahre, Wi l hel ms h aven
                                         5 1 Ja hre , B utja dinge n             nie meinen Glauben verloren.‹ Das          Feist. ›Irgendwann wollte ich wieder    Fundimäßige sei auch eine Flucht vor     Es war ein weiter Weg für Fatehmeh
                                         Grund zum Zweifeln hatte Bettina        sei auch ein Grund gewesen, warum          dazugehören – und zwar ganz.‹           der eigenen Homosexualität gewesen.      Dehbozorgi, der sie bis nach Wil-
                                         Lippa in ihrem Leben schon genug.       sie die Kirche nicht vermisst habe.                                                ›Ich wusste, dass ich anders bin. Die-   helmshaven geführt hat. Seit fünf
                                         Zwei Freundinnen starben an Krebs,      ›Zwölf Jahre später bin ich in eine                                                ser Konflikt hat mich immer weiter       Jahren lebt die 28-jährige Iranerin in
                                         eine weitere verlor ihr Kind. Auf       richtige Lebenskrise geraten‹, sagt                                                von der Kirche entfernt‹, sagt der       Deutschland, im Frühjahr 2016 ließ
                                         dem Schreibtisch der Verwaltungs-       Markgraf. Doch diesmal habe ihr ein                                                Wilhelmshavener. ›Irgendwann habe        sie sich hier taufen. Hergekommen
                                         angestellten bei der Polizei landen     Pastor geholfen. ›Obwohl ich nicht in                                              ich alles angezweifelt – auch Gott.‹     ist sie wegen des Glaubens. ›Wenn
 Ralf Hesse                              Verkehrsunfälle und Anzeigen wegen der Kirche war, war er für mich da –                                                    Trempeck-Wilken spielte Orgel. Weil      jemand im Iran seine Religion wech-
 57 J ahre , B lexe n                    Kindesmissbrauchs. ›Da fragt man        so wie ich es mit 17 auch gebraucht                                                er nicht wollte, dass man ihn raus-      selt und Christ wird, wird er verfolgt,
 Wenn Ralf Hesse aus Blexen heute        sich immer wieder, warum niemand        hätte.‹ Markgraf bekam die Krise in                                                wirft, schwieg er. Irgendwann aber       erhängt oder muss ins Gefängnis‹,
 über seinen Kirchenaustritt spricht,    aufpasst.‹ Lippa hadert mit Gott,       den Griff und trat zum zweiten Mal                                                 hörte er auf, in der Kirche zu spie-     sagt Dehbozorgi, die als Muslima ge-
 klingt es fast wie ein Unfall. ›Das     trotzdem glaubt sie. ›Er gibt mir Trost in die Kirche ein.                                                                 len – bis er gefragt wurde, ob er eine   boren wurde. Schon im Iran brachte
 ist einfach so passiert‹, sagt er. ›Ich und Kraft‹, sagt die 51-Jährige aus                                                                                        Predigtreihe in Heppens begleiten        eine Freundin ihr das Christentum
 habe damals überhaupt nicht nach-       Butjadingen. ›Ohne Kirche würde mir Carsten Feist                                                                          wolle. ›Die Pastoren hatten eine ganz    näher. ›Besonders war für mich, dass
 gedacht.‹ Hesse, 57 Jahre alt, verließ  etwas fehlen.‹ Nach dem Tod ihres       50 Ja hre , Wilhe lmshave n                                                        andere Sichtweise, auch auf meine        ich Gott Vater nennen kann‹, erinnert
 die Kirche Ende der 1980er-Jahre.       Vaters sei sie beispielsweise immer     Es war ein Streit mit dem Pastor, der                                              Lebensweise‹, sagt er. Heute spielt er   sie sich. Ihre Eltern hatte sie früh ver-
 Der Grund war profan: ›Ich habe auf wieder in die Kirche gegangen, um           Carsten Feist Ende der 1980er-Jahre                                                wieder regelmäßig in Heppens und         loren. ›Ich hatte das Gefühl, dass ich
 meine Lohnzettel geschaut und mich zu trauern. ›Das ist für mich auch ein aus der Kirche trieb. ›Ein Familienan-           Janna Heidemann                         in der Garnisonskirche. ›Und ich         wieder einen Vater habe.‹ Für ihren
 gefragt, warum ich Kirchensteuer        Zufluchtsort‹, erklärt Lippa. So kommt gehöriger hat damals Trost in der Kir-      20 J ahre, Wi l hel m shaven            genieße es.‹                             Glauben ließ sie viel zurück – auch
 zahle und nichts davon habe.‹ Also      für sie ein Austritt aus der Kirche     che gesucht‹, erinnert sich Wilhelms-      Die meisten Menschen werden in                                                   ihre Geschwister und Verwandten.
 meldete er sich ab – einfach so.        nicht infrage – trotz aller Zweifel.    havens Oberbürgermeister. Doch da          ihre Glaubensgemeinschaft hinein-                                                Die hätten ihren neuen Glauben zwar
 Für den Wiedereintritt habe es dann                                             die Kirche geschlossen war, habe der       geboren. Janna Heidemann aus Wil-                                                abgelehnt, angesichts der drohenden
 allerdings auch nur eines kleinen                                               Pastor den Verwandten rausgeworfen.        helmshaven ist in die Kirche ›rein-                                              Todesstrafe aber bei der Ausreise ge-
 Anstoßes bedurft. ›Ich habe mich mit                                            ›Ich war 18 und wollte das klären‹,        gerutscht‹, denn aus einer religiösen                                            holfen. ›In Deutschland hatte ich mit
 einem Bekannten über Gott und die                                               erinnert sich Feist. Doch er sei schroff   Familie stammt die 20-Jährige nicht.                                             der Kirche sofort einen Ort, an dem
 Welt unterhalten‹, erinnert er sich.                                            abgebügelt worden. ›Das war nicht          Als Kind war sie bei vielen Aktionen                                             ich willkommen war.‹ Bald möchte
 Irgendwann sprachen sie auch über                                               die Kirche, mit der ich etwas zu tun       der Gemeinde dabei, später war sie                                               sie in ihrer Kirche eine Ausbildung
 die Kirche. ›Vergiss die Kirche in dei-                                         haben wollte‹, sagt Feist. Aus Wut         aktiv in der Jugendarbeit. ›Ich habe                                             zur Lektorin machen, beruflich hofft
 nem Dorf‹, sagte Hesses Bekannter.                                              ging er, der Glaube aber blieb. ›Nur       viel Zeit dort verbracht und meine                                               sie auf einen Ausbildungsplatz als
 ›Denk an das, was die Institution alles                                         eben nicht mehr in der Kirche‹, sagt       besten Freunde kennengelernt‹, erin-                                             Friseurin. ›Ich kann hier einfach zur
 leistet: Kindergärten, Krankenhäuser,                                           der heute 50-Jährige. Sein Sinnes-         nert sie sich. ›Irgendwann wollte ich                                            Kirche gehen und mich Christin nen-
 Pflegeheime.‹ Das habe er gebraucht,                                            wandel begann 2004, als Feist Leiter       ganz dabei sein.‹ Denn getauft war                                               nen‹, sagt Dehbozorgi. ›Die Leute im
 sagt Hesse, der heute im Gemeinde-                                              des Jugendamtes wurde und mit den          Heidemann nicht – bis zum Sommer                                                 Iran haben diese Freiheit nicht.‹
10       horizont e                                                                                                                                                                                                                   horizont e         11
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
k i rc h e
                                                                                                                                                                                                                                             menschen
                                                                             Bitte nachmachen!                                                                                                                                               eh r ena mtlic h engagi ert

                                                                                              Die Pandemie wird das Kirchen- und Gemeindeleben noch einige Zeit
                                                                                              bestimmen. Einige Pfarrerinnen und Pfarrer haben deshalb auch schon ein                                                                                         ›Wer in anderen etwas entzünden will,
                                                                                              paar besondere Ideen entwickelt, um trotz aller Beschränkungen Gott                                                                                             muss selbst lichterloh brennen.‹
                                                                                              und einander nah zu sein. Hier sind drei.
                                                                                                                                                                                                                                                                               Und bei den Gospel-Kirchentagen, die norma-
                                                                                                                                                                                                                                                                               lerweise alle zwei Jahre in wechselnden deut-
                                                                                                           Espresso-Gottesdienste                 Der Kasten und die CDs ergänzen unse-                                                                                        schen Städten stattfinden, singt der Chor vor
                                                                                                          Sonntag für Sonntag                     re Arbeit perfekt. Denn auf diese Weise                                                                                      mehreren tausend Zuhörern – und das Konzert
                                                                                                          feiern meine Kollegin Nele              können sich Neugierige etwas von ›ihrer                                                                                      wird zum gemeinsamen Fest.
                                                                                                          Schomakers und ich in                   Kirche‹ mitnehmen und auch unter der                                                                                             ›Ohne Musik geht in meinem Leben gar
                                                                                                          St. Stephanus in Delmen-                Woche Andacht feiern. Positiver Neben-                                                                                       nichts‹, sagt Kaiser, der im Hauptberuf eine
                                                                                                          horst einen maximal                     effekt: Durch das CD-Projekt arbeiten zwei                                                                                   Bankfiliale leitet. Schon mit drei saß er am
                                                                                                         30-minütigen Gottesdienst                Gemeinden enger zusammen und der                                                                                             Klavier. ›Mein Vater fand immer wieder gute
                                                                                                          unter freiem Himmel –                   Zusatzaufwand ist gering.                                                                                                    Argumente zum Durchhalten.‹ Außerdem:
                                                                                                          Espresso-Gottesdienste              p far r e r C h r isto p h M artsc h -G ru n au                                                                                  ›Wer Klavier oder Gitarre konnte, der hatte
                                                                                                          eben. Idee und Namen                Heilig-Geist-Kirche in Delmenhorst                                                                                               auch bessere Chancen bei den Mädchen.‹ Und
                                                                                                          haben wir vom Michaelis-                                                                                                                                              dann erzählt er vom Gymnasium, vom Leis-
                                                                                        kloster in Hildesheim übernommen. Was                                                                                                                                                  tungskurs Musik und der Bigband an der Schu-
                                                                                        das bedeutet? Dass die Predigt konzent-                                        Kindergottesdienst                                                                                      le. Und davon, dass der Pastor der Nachbarge-
                                                                                        riert ist wie ein Espresso: stark, schnell,                                    in Tüten                                                                                                meinde ihn mit 15 fragt, ob er den Organisten-
                                                                                        intensiv – und nur 90 bis 360 Sekunden                                   Was hilft Kindern bei                                                                                         dienst übernehmen könne. Auch wenn Kaiser
                                                                                        kurz. Gerade weil in der Mini-Predigt                                     Langeweile und Traurigkeit                                                                                   damals keinen Draht zur Kirche hat, sagt er zu.
                                                                                        nichts zu Ende gedacht, sondern besten-                                   im Krankenhaus? Genau:                                                                                       ›Ich liebe Herausforderungen – und das war
                                                                                        falls angerissen werden kann, schätzen                                    Spielen, Basteln und Ge-                                                                                     eine. Beim ersten Gottesdienst lagen meine

                                                                                                                                                                                                 Halleluja
                                                                                        die Besucherinnen und Besucher die                                        schichten zum Lesen oder                                                                                     Nerven allerdings blank.‹

                                                                                                                                                                                                                                                                foto: privat
                                                                                        Möglichkeit, selbst weiterzudenken.                                      Vorlesen. Als Kindergottes-                                                                                        Vier Jahre später trifft Kaiser als Organist
                                                                                        Und so steht auch schon fest, dass wir in                                 dienst in Tüten verschenken                                                                                  bei einer Konfirmation eine Handvoll begabter
                                                                                        St. Stephanus noch weit in den Herbst                                     wir kleine Lesehefte mit       Jon as K aiser 36 JAhr e                                                      Sängerinnen und Sänger, die ein A-Cappella-
                                                                                        oder Winter hinein draußen Espresso-                      weltlichen oder biblischen Erzählungen,        Leiter des Gospelchors ›Amatöne‹ in Varel                                     Programm einstudiert hatten. ›Sie suchten
                                                                                        Gottesdienste feiern werden – unabhängig                  Malbücher, Stifte, Segenszeichen sowie                                                                                       jemanden, der mit ihnen arbeitet. Und weil

                                                                                                                                                                                                             G
                                                                                        vom Wetter.                                               eine Überraschung – immer liebevoll                                                                                          ich Gospel liebe, habe sie kurzerhand auf
                                                                                    Pfar r er i n Ba r ba r a B o c ke nti n                      verpackt in Papiertüten, die unter ande-                          ospel ist Gottesdienst. Gospel feiert den good             Gospelmusik umgepolt.‹ Und die zelebrieren
                                                                                    St. Stephanus in Delmenhorst                                  rem mit Schutzengelflügeln oder Blumen                            spell, die ›Frohe Botschaft‹, kurz: das Evange-            die mittlerweile rund 50 Frauen und Männer
                                                                                                                                                  bemalt wurden. Darüber freuen sich alle,                          lium. Er berührt die Menschen in ihrem                     mit großer Begeisterung zusammen mit ihrem
                                                                                                                                                  auch die, die noch nicht selbst lesen kön-                        Innersten. Er schenkt Hoffnung, und er stärkt              Chorleiter. 10 bis 15 Stunden investiert Kaiser
                                                                                                          Kirche zum Mitnehmen                    nen oder eine andere Sprache sprechen.                            die Zuversicht. So sieht das zumindest Jonas               pro Woche in die Musik. Er arrangiert viele
fotos: Beate Bühler-Egdorf, Christoph Martsch-Grunau, Nele Schomakers

                                                                                                        Neben dem Schaukasten                     Auf diese Weise erleben Kinder und ihre                           Kaiser. Er leitet den Gospelchor Die Amatöne               Stücke selbst und erhält dafür eine Aufwands-
                                                                                                        der Heilig-Geist-Gemeinde                 Familien: Gott hat mich nicht vergessen.                          und ist zutiefst überzeugt: ›Gospel erreicht               entschädigung. Seine Frau Nathalie, die er
                                                                                                        Delmenhorst haben wir                     Bis wir wieder zusammenkommen dürfen,                             direkt die Seele.‹ Und während Kaiser beginnt,             beim Gospelchor kennengelernt hat und mit
                                                                                                        einen Kasten montiert.                    werden wir deshalb weiter ›eintüten‹.                             von Proben und Konzerten mit den Amatönen                  der er einen achtjährigen Sohn hat, kümmert
                                                                                                        In dem liegen in regelmä-                 Übrigens: Einige Gemeinden verteilen                              zu erzählen, tanzen seine Hände wie bei einem              sich um Organisatorisches. Normalerweise.
                                                                                                        ßigen Abständen kleine                    oder verschicken solche Tüten.                                    Dirigat, und seine Augen strahlen.                         Denn Corona hat die Amatöne seit März ver-
                                                                                        Überraschungen für Interessierte. Beson-              P far r e r i n B eate B ü h l e r-E g d o r f                            ›Wer in anderen etwas entzünden will,                  stummen lassen. Eine Probe im Freien sei gut,
                                                                                        ders beliebt sind die Gottesdienst-CDs,               Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin                      muss selbst lichterloh brennen‹, sagt der                  um sich mal wiederzusehen, sagt Kaiser,
                                                                                                                                              in Oldenburg
                                                                                        die Pastor Robert Vetter (Stuhr) und ich                                                                                    36-Jährige. Und er gibt zu, hohe Ansprüche                 aber nichts zum Arbeiten. Also nimmt er zu
                                                                                        gemeinsam mit den Kirchenmusikern                                                                                           zu haben. ›Wer zu den Amatönen kommt, der                  Hause in seinem Mini-Studio Lieder auf,
                                                                                        produzieren. Jeden Sonntag erscheint eine                                                                                   kann schon singen.‹ Entsprechend groß ist                  die er den Sängerinnen und Sängern schickt –
                                                                                        neue CD mit Predigt, Gebeten, Liedern                                                                                       der Erfolg. Immer wieder sind die Kirchen bei              Chorprobe im Homeoffice sozusagen.
                                                                                        und Musik.                                                                                                                  ihren Konzerten bis zum letzten Platz besetzt.             Vorerst. 			                          A nn e tte K e llin

                                                                        12     horizont e                                                                                                                                                                                                                             horizont e           13
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
eh r en a mtli c h e ngag i e rt                                                                                                          eh r en a mtlic h engagi ert

                          I   nge Tönjes ist das, was man eine Macherin
                              nennt. Seit mehr als 25 Jahren ist die Erziehe-
                              rin Teil des vierköpfigen Teams, das den öku-
                                                                                                eingeladen, die über Homöopathie informie-
                                                                                                ren, Entspannungsübungen anbieten oder zu
                                                                                                Frauen in der Bibel referieren – ›Hauptsache,
                                                                                                                                                                                                                   ›Wir reden nicht nur
                                                                                                                                                                                                                   miteinander, wir sind auch
                                                                                                                                                                                                                   füreinander da.‹
                              menischen Frauentreff in Burhave/Waddens                          es geht unterhaltsam und informativ zu‹, sagt
                              organisiert. Etwa einmal im Monat kommen                          Tönjes. ›Uns ist bei allem auch der Spaß am
                              die rund 15 aktiven Mitglieder im Gemeinde-                       Miteinander wichtig. Denn wir möchten den
                              haus zusammen – und das Programm dafür                            Frauen eine kleine Auszeit abseits des Alltags                                                                                         ten, konnte er sich nicht identifizieren. Damals,
                              stellt die heute 59-Jährige mit auf die Beine.                    bieten.‹ Dass Männer an diesen Abenden nicht                                                                                           Ende der 1970-er, zu Zeiten der Debatte um
                              Mal werden Kirchen und Kunstmuseen in der                         anwesend sind, erleichtere ihrer Erfahrung                                                                                             den Nato-Doppelbeschluss.
                              Umgebung besichtigt, mal geht’s gemeinsam                         nach den Austausch untereinander. Schließlich                                                                                               Lange her. Längst sind Claus Schlaack und
                              auf eine Radtour, mal vergnügt man sich bei                       gehe es nicht um passive Teilnahme, sondern                                                                                            seine Frau Ulla in Lohne heimisch – und in der
                              Spieleabenden mit Bingo und dem Stuhrer                           um ›Mitwirken, Ausprobieren, Diskutieren‹.                                                                                             Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Michael. Dort
                              Eselspiel. Dann wieder werden Referentinnen                            Tönjes ist in Burhave aufgewachsen.                                                                                               trat er auch wieder in die Kirche ein, gründete
                                                                                                Bereits ihre Eltern und Großeltern lebten ihr                                                                                          2004 den Männergesprächskreis. Heute zählt
     I nge Tö n j e s 59 JA hr e                                                                vor, wie wichtig und wertvoll ehrenamtliches                                                                                           die Gruppe gut 30 Mitglieder. Ob Hausmeister
     Organisatorin des Ökumenischen Frauentreffs Burhave/Waddens                                Engagement in der Kirche und darüber hinaus                                                                                            oder Lehrer, ob Kaufmann oder Tierarzt: Beruf,

 Auszeit
                                                                                                ist. So arbeitete ihre Mutter unter anderem                                                                                            Parteibuch und Nationalität spielen keine Rolle.
                                                                                                im Sportverein und im Gemeindekirchenrat                                                                                               Die meisten von ihnen sind älter als 60, einige

 vom Alltag
                                                                            foto:Tobias Frick   mit, Vater und Großvater waren in der Kom-                                                                                             schon über 80.
                                                                                                munalpolitik tätig. ›Was soll denn aus unserer                                                                                              Normalerweise treffen sich die Männer
                                                                                                Gesellschaft werden, wenn sich keiner mehr                                                                                             jeden Monat, sprechen im wahrsten Wortsinn
                                                                                                in Gruppen, Vereinen und Kirchengemeinden                                                                                              über Gott und die Welt: mal über das Männer-
                                                                                                einbringt?‹                                                                                                                            bild im Alten Testament, mal mit dem Bürger-

                                                                                                                                                                                                                     foto:Uwe Haring
                                                                                                     Ihr ehrenamtliches Engagement versteht                                                                                            meister über die Entwicklung der Stadt. Denn
                                                                                                Tönjes im ursprünglichen Sinne des Wortes:
                                                                                                als Ehre. ›Dass Frauen die Angebote unseres       Gespräche über Gott.                                                                 Impulse für den Gesprächskreis kommen auch
                                                                                                                                                                                                                                       von externen Referenten, doch im Mittelpunkt

                                                                                                                                                  Und die Welt.
                                                                                                Frauentreffs nutzen und ihre Zeit miteinander                                                                                          sieht Schlaack die Gemeinschaft: ›Wir reden
                                                                                                verbringen wollen, ist mir eine Ehre.‹ Aber                                                                                            nicht nur miteinander, wir sind auch füreinan-
                                                                                                da ist noch mehr: ›Es bereichert auch mich                                                                                             der da.‹ Auch und gerade in Zeiten von Corona.
                                                                                                als Ehrenämtlerin enorm. Ich bin durch die        C l aus Sc h l a ac k 76 JAhr e                                                      Zwar sind keine regulären Treffen im Gemein-
                                                                                                Aufgabe selbstbewusster geworden und habe         leitet den Männergesprächskreis der                                                  dehaus möglich, aber Krankenbesuche inner-
                                                                                                viele interessante Dinge erfahren, die meinen     Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Michael in Lohne                                       halb der Gruppe. Alle duzen sich inzwischen,
                                                                                                Horizont wunderbar erweiterten.‹                                                                                                       es sind Freundschaften entstanden.

                                                                                                                                                               V
                                                                                                     Trotzdem: In den 25 Jahren Engagement                                                                                                 ›Ehrenamt ist eine tragende Säule von Ge-
                                                                                                für den Frauentreff kam ab und zu auch mal                             eränderung ist die eine Konstante im Leben                      sellschaft und Kirche‹, sagt der 76-Jährige. Und
                                                                                                der Gedanke auf, kürzer zu treten – vor allem,                         von Claus Schlaack. Verantwortung die andere.                   was ist es für ihn? ›Ein gutes Gefühl, etwas zu
                                                                                                als die beiden Kinder noch klein waren, die                            Kindheit und frühe Jugend in der DDR, Abitur                    tun, das für andere gut ist.‹ Wie religiös ist der
                                                                                                inzwischen jedoch längst aus dem Haus sind.                            im Saarland. Später dann, als Berufsoffizier                    Männerkreis? ›Oft beginnen unsere Treffen
                                                                                                In diesen Momenten bewährte sich allerdings                            der Bundeswehr, viele Wohnortwechsel – was                      mit Losung und Lehrtext, immer enden sie mit
                                                                                                der ›besondere Teamgeist‹ unter den vier                               blieb war als Oberst in der Personalabteilung                   unserem Lied Nehmt Abschied, Brüder.‹ Unter
                                                                                                Hauptorganisatorinnen – und ihre gemeinsa-                             immer die innere Verpflichtung den Menschen                     den Männern sind viele Kirchgänger, Jahr für
                                                                                                me Freude, auch in den weltlichen Themen-                              gegenüber. Dann der letzte Neustart in Lohne                    Jahr gestaltet der Gesprächskreis eine Passions-
                                                                                                abenden den Bezug zu Gott und dem christ-                              die Suche nach neuen Kontakten, nach einem                      andacht.
                                                                                                lichen Glauben zu finden. Tönjes einziger                              Ehrenamt.                                                            Claus Schlaack hat Kontakt gesucht und
                                                                                                Kummer: ›Der Anteil der Katholikinnen ist                                  Verein? Sport? Kommunalpolitik? Kam                         Engagement geboten. Und es blieb nicht bei
                                                                                                gering. Leider.‹			                Thomas Klaus                        für Schlaack alles nicht infrage. Stattdessen:                  einem Amt. Er war jahrelang Mitglied des
                                                                                                                                                                       Kirche. ›Kirche passt zu mir, mit Kirche bin                    Gemeindekirchenrats, des Diakonie-Vorstands
                                                                         ›Dass Frauen die Angebote                                                                     ich aufgewachsen.‹ Wobei er seit jeher auch                     im Kirchenkreis, der Landessynode. Verant-
                                                                         unseres Frauentreffs nutzen und                                                               kritisch auf die Institution blickt. Zwischenzeit-              wortung übernehmen und Veränderung
                                                                         ihre Zeit miteinander verbringen                                                              lich war er sogar ausgetreten. Denn mit einer                   mitgestalten – das mag er, das kann er, das
                                                                         wollen, ist mir eine Ehre.‹                                                                   Kirche, deren Pfarrer Soldaten Mörder nann-                     motiviert ihn.			                     Uw e H aring

14           horizont e                                                                                                                                                                                                                                                  horizont e         15
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
eh r en a mtli c h e ngag i e rt                                                                                                      kolumn e

                                                                      ›Ich behandle die Menschen so,
                                                                      wie auch ich in ihrer Situation gern
                                                                                                                                    Vor dem Sterben kommt das Leben
                                                                      behandelt werden würde.‹                                                    … und das verläuft manchmal anders als beabsichtigt. Aber das muss
                                                                                                                                                  nicht schlecht sein, findet unsere Kolumnistin Susanne Niemeyer. Im Gegenteil.
                                                                            sieht mit ihnen alte Fotoalben an oder begleitet                      Und weitergeht es auch so.
                                                                            sie zum Arzt oder zum Gemeindenachmittag.
                                                                            Es sind Menschen mit und ohne Demenz,

                                                                                                                                    H
                                                                            die sie regelmäßig besucht. ›Die Chemie muss
                                                                            natürlich stimmen‹, sagt die 56-Jährige,                    och lebe Plan B! Er führte viel zu lange ein          was Schönes. Und dann muss man eben gucken,
                                                                            ›aber entscheidend ist, jeden Menschen so zu                Schattendasein. Plan B, das sind Patchwork-           wo was Schönes ist.
                                                                            nehmen, wie er ist.‹                                        familien. Camping in den Alpen statt Trekking            Die halbe Bibel ist ein Plan B. Ich weiß, der
                                                                                 Und das kann – insbesondere bei den an                 in Mexiko. Balkon statt Garten, Ole statt Martin,     Satz ist gewagt. Aber nehmen wir das Paradies.
                                                                            Demenz Erkrankten – immer wieder neu und                    Gummistiefel statt Flip-Flops. Schuldnerberater       Das hatte Gott sich wahrscheinlich auch ganz
                                                                            anders sein. ›Meine Besuche lassen sich nicht               statt Wirtschaftsanwalt. Kaiserschmarrn statt         anders vorgestellt. Alles war just fertig und
                                                                            bis ins Detail planen, sondern sind abhängig                Pfannkuchen.                                          roch noch nach Farbe, dann kamen die Men-
                                                                            davon, in welcher Stimmung ich die Senioren                    Plan B ist die Antwort des Lebens, wenn das        schen, plünderten den Apfelbaum, und vorbei
                                                                            antreffe‹, erzählt sie. Ein respektvoller Umgang            Leben nicht so spielt, wie ich es geplant hatte.      war’s mit dem schönen Plan. Doch was dann
                                                                            ist ihr immens wichtig. ›Ich behandle die                   Schokoladeneis ist aus, nehmen Sie Maracuja.          folgte, war gar nicht so schlecht. Auch vor der
                                                                            Menschen so, wie auch ich in ihrer Situation                Muss nicht schlechter sein, ist nur anders.           Tür lässt sich’s ganz gut leben. Oder die Sintflut.
                                                                            gern behandelt werden würde.‹ Auf Augen-                       Mir waren schon immer diese Coaches sus-           Die ganze Menschheit wollte Gott vernichten.
                                                                            höhe und immer dem Moment angemessen zu                     pekt, die fragten, was ich in zehn Jahren tun will.   Im größten Zorn versteigt man sich schon mal
                                                                            reagieren, das ist ihr wichtig. Gerade bei                  Woher soll ich wissen, was das Leben so vorhat?       ein bisschen und verliert jedes Maß. Wir kön-
                                                                         foto: Anke Brockmeyer

                                                                            Demenz sei es entscheidend, das Gegenüber                      Ich schmiede gern Pläne. Das liegt daran, dass     nen nachlesen, wie selbst Gott seine Meinung
                                                                            ernst zu nehmen und entsprechend zu reagie-                 ich viele Ideen habe. Es gibt einfach eine Menge      änderte und versprach: Das mache ich nicht wie-
                                                                            ren, ist ihre Erfahrung. Und weil Verlässlich-              interessanter Sachen auf der Welt. Aber dann be-      der. Hier habt ihr einen Regenbogen, der ist das
                                                                            keit wesentlich ist, hat sie während des Corona-            ginnt es plötzlich zu regnen oder die Kündigung       Siegel. Und schließlich Jesus: Dessen Laufbahn

     Mit allen Sinnen
                                                                            Lockdowns – natürlich unter den Hygiene-                    liegt auf dem Tisch und ich kann mich darüber         auf Erden war schnell beendet. Mag sein, dass
                                                                            regeln – die ganze Zeit den Kontakt gehalten                grämen oder etwas anderes machen. Meistens            er’s geahnt hat, weil man als Aufwiegler immer
                                                                            und bei Bedarf auch für die Senioren einge-                 mache ich was anderes. Manche sagen: ›Du              gefährlich lebt. Aber geplant hatte er sein Ende
     Dagm a r vo n E lm 56 JA hr e                                          kauft. Die Osternburgerin baut ein Verhältnis               musst mal was durchhalten. Wer A sagt, muss           am Kreuz doch bestimmt nicht. Wer will schon
     Alltagsbegleiterin der Kirchengemeinde                                 zu  ihnen auf, das tief geht. ›Wenn jemand                  auch B sagen.‹ Erstens frage ich: Warum eigent-       so sterben?
     Oldenburg-Osternburg                                                   stirbt, ist das sehr hart‹, sagt sie. ›Damit muss           lich? Und zweitens glaube ich, dass man lernen           Manche sagen: doch. Gott habe das alles ge-
                                                                            man erstmal abschließen, bevor man sich auf                 kann zu erkennen, wann eine Abzweigung die            nau so gewollt und vorherbestimmt. Glaube ich

                          I
                                                                            jemand Neues einlässt.‹ Manchmal bleibt                     bessere Wahl ist.                                     nicht. Ich glaube, all diese Geschichten zeigen,
                      › ch habe jeden von ihnen ins Herz geschlossen‹, der Kontakt zu den Familienangehörigen auch                         Das Leben ist auf Lücke gebaut. Damit muss         dass Gott ein Meister des Plan B ist. Er kann aus
                          sagt Dagmar von Elm über die vier Seniorin-       über den Tod des Vaters oder der Mutter                     man klarkommen, und es ist sicher nicht die ein-      dem größten Mist Gutes machen. Hoff-
                          nen und Senioren, die sie betreut. Seit 2018 ist hinaus bestehen.                                             fachste Übung. Wenn etwas nicht so klappt, wie        nung siegt über Resignation. Mit Plan
                          sie ehrenamtliche Alltagsbegleiterin der Kir-          Die Alltagsbegleiterinnen und -begleiter               man es sich gewünscht hat, kommt die Enttäu-          B kommt man durchs Leben. Weil es
                          chengemeinde Oldenburg-Osternburg. ›Schon         sind kein Ersatz für Angehörige, sondern im                 schung um die Ecke, und sie ist ziemlich hart-        immer weitergeht. Weil es Verwand-
                          während ich mich um meine Eltern geküm-           besten Fall eine Entlastung. Ihre Arbeit sieht              näckig. Am besten man streichelt ihr ein paar-        lung gibt.
                          mert habe, habe ich schnell gemerkt, dass ich     Dagmar von Elm als einen Baustein, damit die                mal über den Kopf und sagt: Komm, ich zeig dir           Manche nennen das Auferstehung.
                          eine Antenne für diese Arbeit habe‹, erzählt sie. älteren Menschen so lange wie möglich ein
                          Etwa fünf bis sechs Stunden pro Woche in-         selbstbestimmtes Leben führen können. Und
                          vestiert Dagmar von Elm in das Ehrenamt, für      auch sie selbst profitiert von diesem Ehrenamt
                          das sie lediglich eine Aufwandsentschädigung – etwa, wenn sie auf einem gemeinsamen
                          bekommt – und jede Menge Dankbarkeit.             Spaziergang die Natur mit neuen Augen sieht.
                                                                                                                                                                              S usa n n e N i em eyer
                          ›Ihre‹ Senioren freuen sich, wenn sie zu Besuch ›Gerade Menschen mit Demenz nehmen die
                                                                                                                                                                              48, ist freie Autorin, Kolumnistin und Bloggerin
                          kommt, und würden sie gern öfter als einmal       Umgebung – etwa ein Vogelzwitschern oder                                                          (www.freudenwort.de). Von ihr erschien im
                          in der Woche sehen. Denn die Alltagsbeglei-       den Duft einer Blume – viel intensiver wahr‹,                                                     Herder-Verlag ›Mut ist … Kaffeetrinken mit der
                          terin bringt Abwechslung in ihr Leben. Sie        sagt sie. ›Das sind Erfahrungen, die auch mich                                                    Angst‹ (16 Euro), aus dem diese Geschichte stammt.

                                                                                                                                                                                                                                                            foto: privat
                          singt mit ihnen, lauscht ihren Erinnerungen,      bereichern.‹ 		                     Anke B ro ckmeyer

16           horizont e                                                                                                                                                                                                                        horizont e    17
Zukunft gestalten - Ev.-Luth. Kirche in Oldenburg
j ug e n d                                                                                                                 j ugen d

      Konfi-Camp
                                                                                                                                                                                                               Len nart S c h i l l i g ,
                                                                                                                                                                                                              16 J ahre, Team er
                                                                                                                                                                                                                Nach Wildflecken zu fah-

        an der Küste
                                                                                                                                                                                                                ren, gehörte für mich immer
                                                                                                                                                                                                                zum Sommer dazu. Deshalb
                                                                                                                                                                                                                waren meine Erwartungen
                                                                                                                                                                                                                an Wildflecken@home nicht
                                                                                                                                                                                                                besonders hoch. Doch nach
                  Corona – was sonst?! Die Pandemie hat die traditionelle Reise der                                                                                                                             den zwei Wochen muss ich
                  Konfis nach Wildflecken leider unmöglich gemacht. Deshalb organi-                                                                                                                             sagen: Es hat Mega-Spaß ge-
                  sierten die Wilhelmshavener Kirchengemeinden ein Alternativ-                                                                                                                                  macht. Außer der Stadtpark-
                  programm. Und das kam bei den Kindern und Jugendlichen prima an.

     J
                                                                                                                                                                                                                Rallye hat mir besonders die

                                                                       Wildflecken@hom
                                                                                                                                                                                   Auftaktveranstaltung im Stadion gefallen. Durch die vie-
                  VO N th om as K l au s
                                                                                                                                                                                   len Menschen kam dort eine ganz spezielle Stimmung
                  annis keucht. Gerade ist die Drei-Fragezeichen-    Jannis gehört zu den gut 200 Kindern und Ju-         nungen im Glauben, auch das natürlich. Doch              auf, die mich sehr an das Wildflecken-Original erinnerte.
                  Stadtrallye zu Ende gegangen. Zusammen mit 44      gendlichen, die in Wilhelmshaven an dem Som-        2020 ist alles anders: 2020 ist Corona.                   Übrigens: In Bayern hockt man tagelang sehr eng aufei-
                  anderen Kindern und in Begleitung einiger El-      merferienprogramm Wildflecken@home der                   ›Die Absage der Reise haben wir so lange             nander. Das ist oft schön, aber eben nicht immer. Inso-
                  tern hat der Zehnjährige den Bösewicht gejagt,     evangelischen Kirchengemeinden teilnahmen.           wie möglich hinausgezögert‹, sagt Pastor Rai-            fern war Wildflecken@home eine tolle Alternative, auch
                  der den Wildflecken-Kiosk ausgeraubt hatte. In     Eigentlich hätten sie den Fall im echten, unter-     ner Claus von der Heppenser Kirchengemeinde.             wenn es ruhig noch ein paar mehr Aktionen hätten sein
                  fünf Kirchen haben sie Hinweise auf den Täter      fränkischen Wildflecken aufklären sollen. Denn      ›Aber irgendwann mussten wir es doch tun.‹                können.‹
                  gefunden und konnten ihn so noch rechtzeitig       seit 1960 fahren jedes Jahr etwa 350 Kinder, Kon-    Claus gehört zu den Organisatoren der Wild-
                  vor der abendlichen Abschlussrunde überfüh-        firmanden und Teamer in das knapp 500 Kilo-          flecken-Camps. Einen Sommer ohne das Feri-                              Lena Li n db ergh,
                  ren. ›Es war anstrengend‹, erzählt Jannis und      meter entfernte CVJM-Feriendorf in Bayern.           enlager – das wollte und konnte der 54-Jährige                          17 J ahre, Team eri n
                  ist noch immer außer Atem. ›Wir sind viel ge-      Und so hätte es auch in diesem Jahr sein sollen      sich nicht vorstellen. Also hat er gemeinsam mit                        Wildflecken kann man nur
                  rannt und mussten uns sehr konzentrieren. Aber    – mit Wohnen in Blockhütten, mit jeder Menge          zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen aus der                           in Wildflecken haben, habe
                  es hat totalen Spaß gemacht.‹                      Spaß und Spielen, mit Lagerfeuern und Begeg-         eigenen Kirchenemeinde so wie aus den benach-                           ich gedacht, als ich von der
                                                                                                                          barten Gemeinden Christus-Garnison, Luther,                            Absage erfuhr. Ich war darum
                                                                                                                          Neuende und Cäciliengroden ein Alternativ-                              ziemlich enttäuscht. Doch bei
                                                                                                                          programm auf die Beine gestellt – eben Wildfle-                        Wildflecken@home waren alle
                                                                                                                          cken@home. Nordseeküste statt Unterfranken.                             richtig gut drauf. Es hat mir
                                                                                                                              13 Tage lang wurden nun Tontöpfe und Sam-                           super viel Freude gemacht,
                                                                                                                          melmappen gestaltet, Aufgaben für Oberpirat                             mit ihnen etwas zu unterneh-
                                                                                                                          Klaus Störtebeker erledigt und beim Bibelflitzer-                       men. Und die Konflikte, wie
                                                                                                                          Spiel als Team zusammengearbeitet. Die ganze es sie manchmal bei Jugendfreizeiten mit Kindern und
                                                                                                                          Stadt war Schauplatz von Wildflecken@home Jugendlichen oder auch zwischen ihnen gibt, die fanden
                                                                                                                         – sogar das Jade-Stadion, in dem Auftakt- und diesmal nicht statt.‹
                                                                                                                         Abschlussveranstaltung stattfanden. Ein Unter-
                                                                                                                          schied in Corona-Zeiten: Die Gruppen mussten                                        Alex Buss, 14 J ah re,
                                                                                                                          klein sein, Abstands- und Hygieneregeln einge-                                      Team er i n Au s b ild u n g
                                                                                                                          halten werden. ›Das war nicht schlimm‹, findet                                      Ich fand es total super, dass
                                                                                                                          Jannis. ›Den Spaß hat das nicht verhindert.‹                                        für die Wildflecken-Leute
                                                                                                                              Einige Aktionen wie etwa das Bibelflitzer-                                      der Störtebeker-Park geöff-
                                                                                                                          Spiel und die Drei-Fragezeichen-Stadtrallye                                         net wurde, obwohl er ja zur-

                                                                                                                                                                                                                                               fotos: Bastian Heinrich, Rainer Claus, Tobias Frick
                                                                                                                          waren aus dem Wildflecken-Original bestens                                          zeit eigentlich geschlossen
                                                                                                                          bekannt; andere wie beispielsweise die Stadt-                                       ist. Dort mussten wir den
                                                                                                                          park-Rallye und der Störtebeker-Bootsbau-Wett-                                      Teich mit Hilfe eines Floßes
                                                                                                                          kampf wurden eigens für Wildflecken@home                                            überqueren. An drei Statio-
                                                                                                                          entwickelt. Vermutlich werden sie auch bei den                                      nen gab es für uns Aufgaben.
                                                                                                                          nächsten Camps eine Rolle spielen. Denn die                                         Eine war zum Beispiel, sich
                                                                                                                          Hoffnung ist groß, dass die im kommenden Jahr          einen Schlachtruf auszudenken. Nur wer alle Aufgaben
                                                                                                                          wieder in Bayern stattfinden können. Weil Wild-        lösen konnte, wurde von Klaus Störtebeker wieder an
                                                                                                                          flecken@home zwar nah dran ist am Original, es         Land gelassen. Diese Aktion war mein Highlight.‹
                                                                                                                          aber nicht ersetzen kann. e
18   horizont e                                                                                                                                                                                                                         e
                                                                                                                                                                                                                                 horizont      19
ratgeber
                                                                                                Smi ll a
                                                                                                Dar de m an n,
                                                                                                                                                                   Alles auf Anfang                                           L au fen de Kon fi ku r se
                                                                                                                                                                                                                                  Einige Konfi-Gruppen hatten sich bereits vor
                                                                                                1 4 Ja hre ,                                                       Noch immer bestimmt Corona, wie viele Menschen             den Sommerferien in kleinen Gruppen getroffen.
                                                                                                Konf ir ma ndin                                                    sich wie lange in welcher Art von Räumen treffen dür-      Mit viel kommunikativem Einfallsreichtum und
                                                                                                Ich war schon vier-                                                fen. Und das wird auch weit über den Herbst hinaus         digitalen Tools wie beispielsweise Mentimeter,
                                                                                                mal in Wildflecken                                                 so sein. Trotzdem: Die Konfi-Treffen finden inzwischen     KonApp oder Discord gelang es allen, über die
                                                                                                und hoffe sehr, dass                                               wieder wie früher ganz analog im Hier und Jetzt statt.     Sommermonate in gutem Kontakt miteinander
                                                                                                ich nächstes Jahr                                                  Jedenfalls bis auf Weiteres.                               zu bleiben. Denn auch unter schwierigen Bedin-
                                                                                                wieder dorthin kann.                                                                                                          gungen soll die Konfizeit den Beteiligten ja vor
                                                                                                In Wildflecken ist es                                                                                                         allem Spaß machen.
                                                                                                zwar schöner. Aber                                                                                                                Klar, dass einige der digitalen Kommunika-
                                                                                                Wildflecken@home                                                                                                              tionsplattformen auch künftig genutzt werden.
                                                                     hat mir trotzdem viel Spaß gemacht. Die Stim-                                                                                                            Doch nun freuen sich die Konfis und ihre Teame-
                                                                     mung war richtig klasse. Alle waren begeis-                                                                                                              rinnen und Teamer erst einmal wieder auf
                                                                     tert und gut drauf. Wir haben viel zusammen                                                                                                              analoge Begegnungen. Wir entwickeln gegen-
                                                                     gelacht und auch einiges über Bibel-Inhalte                                                                                                              wärtig überall eine neue Normalität, die unter
                                 M i ek e L i ppi ls, 1 3 Ja hre ,   gelernt.‹                                                                                                                                                anderem von den Erfahrungen des Schulalltags
                                 a ng e he nd e Konf i r m a nd in                                                                                                                                                            und den kreativen Aktionen der Evangelischen
                                 Ich war schon bei mehreren                                              R ai n e r C l aus,                                                                                                  Jugend in den Sommerferien profitiert. Über-
                                 Camps in Wildflecken da-                                               54 Ja hre , Pa sto r                                                                                                  haupt ist das Miteinander von Jugendarbeit und
                                 bei und hatte mich so sehr                                           Ich hatte Zweifel,                                                                                                      Konfizeit ein großer Schatz.
                                 auf diesen Sommer dort ge-                                           ob es uns gelingen                                                                                                      N eu e Kon fi ku r se
                                 freut. Ich war sehr traurig, als                                     würde, das Wild-                                                                                                            Weil derzeit so vieles anders gedacht und
                                 das Camp abgesagt werden                                             flecken-Original auf                                                                                                    ausprobiert werden muss, lassen zahlreiche
                                 musste. Aber ich habe natür-                                         Wilhelmshavener                                                                                                         Gemeinden ihre neuen Konfikurse erst deut-

en@home
                                 lich verstanden, dass das we-                                        Verhältnisse zu                                                    Seit August erlaubt Niedersachsen, dass sich unter   lich später beginnen, zum Teil erst Anfang 2021.
                                 gen Corona nicht anders ging.                                        übertragen. Denn                                                   bestimmten Voraussetzungen bis zu 50 Personen        Und obwohl große Starter-Events mit vielen
                                 Aber jetzt, zum Abschluss                                            Wildflecken ist Nähe.                                              ohne 1,50 Meter Abstand und Maske treffen dürfen     Konfis im Moment nicht angesagt sind – gegen
     von Wildflecken@home, kann ich nur sagen: Es war sehr,                                           Aber wir haben das                                                – und das gilt für feste Jugendgruppen ebenso wie     eine Fahrradtour durch die Gemeinde mit klei-
     sehr schön. Am besten hat mir das Bibelflitzer-Spiel ge-                                         Beste aus diesem                                                   für Freizeiten.                                      nem Rahmenprogramm spricht nichts. Ohne-
     fallen, bei dem sich die ganze Gruppe anstrengen musste.              Corona-Sommer gemacht – und so waren wir                                                      Kon fiz eit als P r äsenzver anstaltu n g            hin geht in diesen Zeiten Beziehungs-Qualität vor
     Witzig, dass es das schon seit 19 Jahren gibt!‹                       uns mit Abstand nahe. Von den Teilnehmenden,                                                      Natürlich bedeutet die Organisation und          Bildungs-Quantität.
                                                                           den Teamern und Eltern gab es nur positive                                                    Veranstaltung der Konfizeit unter den aktuellen      Kon fi fr eiz eiten
                                 N eel e S i em en s, 14 Ja hre,           Rückmeldungen. Es war also die richtige Ent-                                                  Bedingungen einen höheren Planungsaufwand.               Nachdem im Frühjahr alle Konfifreizeiten ab-
                                 Ko nf i r m a nd i n                      scheidung. Und im nächsten Sommer geht es                                                     Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Pfarrerin-   gesagt werden mussten, kann nun wieder in Grup-
                                  Dass sich die Aktionen über              hoffentlich wieder weiter mit unseren richtigen                                               nen und Pfarrer und ihre Konfizeit-Teams beim        pen weggefahren werden. Doch aufgrund der vie-
                                  die ganze Stadt verteilten, hat          Camps.‹                                                                                       Neustart von Gemeindekirchenräten und anderen        len Unsicherheiten und Ängste planen die meisten
                                  mir gut gefallen. Da hat man                                                                                                           Ehrenamtlichen unterstützt werden.                   ihre Fahrten ohnehin erst für das kommende Jahr. e
                                  Wilhelmshaven gleich noch                                                                                                              Kon fi r m ation en fei er n
                                  ein bisschen besser kennen-                                                                                                                 Die meisten Gemeinden haben die Konfir-         Weitere Informationen und Beratung
                                  gelernt. Ich mochte auch die                                                                                                           mationen auf den Herbst verschoben, einige            Pfarrer Matthias Hempel, Pfarrstelle für Konfizeit:
                                  Mischung aus dem Alten, was                                                                                                            sogar bis ins nächste Frühjahr hinein. Weil          Telefon 0441-7701-421, konfizeit@kirche-oldenburg.de
                                  seit Jahren in Wildflecken                                                                                                             Gottesdienste mittelfristig nur in Klein- oder        www.kajak-ol.de, www.arp-ol.de
                                  üblich ist, und dem Neuem,                                                                                                             Familiengruppen möglich sein werden, finden
                                  das sich die Teamer mit den                                                                                                            mancherorts über mehrere Wochenenden ver-                                      M atth i a s H em p el
                                                                                                                               fotos: Tobias Frick, Rainer Claus

     Ehren- und Hauptamtlichen ausgedacht hatten. In Wild-                                                                                                               teilt bis zu 15 kleine Konfirmationen statt;

                                                                                                                                                                                                                                                                                                       fotos: Gina Pape, Uwe Martens
                                                                                                                                                                                                                                                        56, ist seit Dezember 2014 Pfarrer für
     flecken ist es ja besonders schön, wenn man am Lager-                                                                                                               für einzelne Konfis teilweise sogar im eigenen                                 Konfirmandenarbeit der Ev.-Luth. Kirche
     feuer zusammensitzt, Musik macht, miteinander redet                                                                                                                 Garten. Das hat natürlich einen erhöhten                                       in Oldenburg. Im Internet schreibt er
                                                                                                                                                                                                                                                        unter dem Titel Kajak Oldenburg regel-
     und lacht. Das war dieses Jahr nicht möglich, aber ich                                                                                                              Planungs- und Abstimmungsbedarf mit allen
                                                                                                                                                                                                                                                        mäßig einen Blog zum Thema Konfirman-
     habe Wildflecken@home trotzdem genossen.‹                                                                                                                           Beteiligten zur Folge.                                                         denzeit und Jugendarbeit.

20           horizont e                                                                                                                                                                                                                                                              horizont e   21
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