INF RMATIV - Land Oberösterreich
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
INF RMATIV Nummer 74 / Juni 2014 Ein Magazin des ⏐ ⏐Oberösterreich Neophyten Ein Naturschutzgebiet verändert sein Gesicht Das Artenschutzprogramm für Moose in Oberösterreich Fest der Natur – Österreichs größtes Naturfest
! EDITORIAL INF RMATIV Durch die Pflegearbeiten Liebe Leserinnen und Leser! Nummer 74 / Juni 2014 Ein Magazin des ⏐ ⏐Oberösterreich Neophyten im Naturschutzgebiet Überschüssen, die diesen Arten in Öster- Ein Naturschutzgebiet verändert Koaserin bei Peuerbach reich den Garaus macht. Tonnen von werden für die sehr seltene Insektiziden und anderen Umweltgiften sein Gesicht Das Artenschutzprogramm Bekassine (Gallinago gelangen in die Natur. Insektenfressende für Moose in Oberösterreich Fest der Natur – gallinago) und andere Vögel, eigentlich Helfer des Menschen Österreichs größtes Naturfest Tierarten sowie für die im Kampf gegen Schädlinge, verfüttern Pflanzenwelt des Gebietes ihren Jungen wahre Giftcocktails. Die lebensraumverbessernde Produktion von Grünschnitt zum Silie- Maßnahmen durchgeführt ren setzt immer früher im Jahr ein, damit (siehe Bericht Seite 8). verbunden ist eine krasse Verarmung der Foto: J. Limberger Artenvielfalt unserer Landschaft. Wie- senvögel, dies zeigt auf erschütternde Weise eine Untersuchung im Auftrag INHALT der Abteilung Naturschutz des Landes, oberoesterreich@naturschutzbund.at Kürzlich hat mich eine Meldung im verschwinden immer mehr aus unserer ⏐ naturschutzbund ⏐ Oberösterreich im Internet: ⏐naturschutzbund⏐ ORF zum Nachdenken gebracht. Irgend- Landschaft. Vom Bienensterben nicht zu Oberösterreich wo in Oberösterreich ist ein betrunkener reden. Die einzige Möglichkeit dagegen www.naturschutzbund-ooe.at Autofahrer gegen einen Baum geprallt. anzugehen, ist ein Umdenken in unserem Das daraus resultierende Kredo der Öf- Konsum- und Produktionsdenken. Nicht Local Heroes....................................3 fentlichkeit – der Baum muss weg. Von immer mehr und mehr, sondern mit Maß Naturschutzbund schützt..................3 Eigenverantwortung keine Rede. Würde nutzen, um auch nächsten Generationen Einladung zur nicht die rigorose Exekutierung von Al- noch lebenswerte, produktionsfähige Jahreshauptversammlung.................3 koholdelikten mehr Leben retten als das Landschaft zu hinterlassen, das ist ein Entfernen jenes unglücklichen Baumes, Gebot der Stunde. Die Nachfrage nach Neophyten........................................4 der vielleicht hier schon länger als die BIO-Produkten steigt und diese werden 30 Jahre Naturschutzbund- Straße steht? in allen Lebensmittelketten mittlerweile Bezirksgruppe Schärding ................5 Ein zweiter Punkt, den ich hier anspre- auch angeboten. Doch auch hier sollte Neue Bezirksgruppe für Freistadt....5 chen will, ist die Stimmung, die von ei- man sorgsam achten woher diese kom- Der Kampf um die Salzach..............6 nigen Protagonisten in die Bevölkerung men. Erdbeeren aus Chile, auch wenn sie Ein Naturschutzgebiet verändert sein getragen wird, wenn das Wort Natura BIO sind, tun unserer Umwelt nicht gut. 2000 fällt. Hier wird versucht, mit Angst- Saisonabhängiger Genuss würde viele Gesicht ............................................8 mache und Populismus gegen eine Idee dieser unnötigen Transporte überflüssig zu wettern, die Schönheit und Vielfältig- machen. Wenn schon nicht BIO, dann w keit unserer Landschaft garantiert und regionale, nachhaltig erzeugte Produkte Amt der Oö. Landesregierung, Lebensraum für gefährdete Tiere und konsumieren – das kann ein wichtiger Abteilung Naturschutz Pflanzen erhalten soll. Dabei birgt dieses Beitrag zur Gesundung unserer Umwelt Instrument große Chancen für die beteili- sein. Bedenken Sie auch, der Welthandel gten Regionen. Bei verbessernden Maß- hat uns auch andere Dinge beschert, die Endlich wieder nahmen sind durchaus Förderungen zu wir besser nicht mit der großen Warenflut NATURSCHAUSPIEL.at!.............. 9 erwarten. Ein Verschlechterungsverbot mitimportiert hätten. Feuerbrand, Laub- Das Artenschutzprogramm für kann nur im Sinne der Beteiligten sein, holzbockkäfer und Varroamilbe sind ei- www.land-oberoesterreich.gv.at Moose in Oberösterreich............... 10 wenn ihnen unsere Landschaft noch etwas nige dieser unliebsamen Mitbringsel, die Abteilung Naturschutz im Internet: Böhmischer Enzian – Naturschatz bedeutet und nicht nur zur reinen Produk- uns Billigramsch aus Fernost und ande- und Kulturgut................................ 14 tionsfläche (für jede Menge Überschüs- ren Teilen der Welt beschert. se) verkommen ist. Natura 2000 sollte Umso wichtiger ist der Zusammenhalt Landtag beschließt Novelle zum eine Auszeichnung sein und aufzeigen, unter den Naturschutzorganisationen. oberösterreichischen Natur- und dass noch Potential und schützenswerte Aus diesem Grund hat sich kürzlich eine Landschaftsschutzgesetz 2001...... 16 Lebensräume erhalten sind. Artenschutz ARGE Naturschutz in Oberösterreich ge- n.post@ooe.gv.at Fest der Natur – ist in Oberösterreich (bis auf wenige Er- gründet, welche NGO‘s und ihre Anliegen Österreichs größtes Naturfest........ 19 folge) auf dem absteigenden Ast. Ich war noch stärker nach außen vertreten soll. kürzlich im nordöstlichen Griechenland, um dort einige jener Tiere zu fotogra- Ihr fieren, welche bei uns schon längst ver- Veranstaltungstermine...................19 schwunden oder extrem selten sind. Hier Bücher...........................................20 wurde ganz klar, es ist das Zerschneiden der Lebensräume und die Produktion von Josef Limberger w Me d ie ninha b e r, He ra usge b e r, Ve rle ge r: Na turschutzb und Oberösterreich Schriftle itung Josef Limberger Re d a ktionste a m Mag. Heidelinde Kurz, Dr. Martin Schwarz, Josef Limberger - alle: 4020 Linz, Promenade 37, Telefon 0732/779279, Abteilung Naturschutz Schriftle itung Dr. Gottfried Schindlbauer Re d a ktion DI Dr. Stefan Reifeltshammer, Andrea Dumphart - alle: 4021 Linz, Bahnhofplatz 1, Telefon 0732/7720-0 Ge sa m tre d a ktion Mag. Heidelinde Kurz Ge sa m the rste llung oha-druck Gmbh, Kremstalstraße 93, 4050 Traun. Hergestellt mit Unterstützung des Amtes der Oö. Landesregierung, Abteilung Naturschutz. Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen eingesandter Manuskripte vor. INF RMATIV Se ite 2 2/2014
Local Heroes Naturschutzbund schützt Naturidylle am Hinteren Küchenschelle geschützt Langbathsee am Fuße des Eisvogel (Alcedo atthis) Höllengebirges. Foto: J. Limberger Sein Federkleid macht den Eisvogel unverwechselbar: Je nach Lichteinfall schillern Kopf, Rücken und Schwanz Das Ehepaar smaragdgrün, kobaltblau oder türkisfar- Krautgartner trägt ben und kontrastieren eindrucksvoll mit durch gezielte dem rostroten Bauchgefieder und dem Pflegemaßnahmen weißen Kehlfleck. Trotz dieser Farben- pracht ist der etwa sperlingsgroße Vo- Einladung zur zum Erhalt der Bayerischen Küchenschelle Ihre Augen leuchten vor Stolz und gel, am schattigen Ufer auf einen Zweig sitzend, oft kaum zu entdecken. Am ehesten wird man durch seinen durch- Jahreshaupt- (Pulsatilla vulgaris) in Sierning bei. Freude, wenn Manfred Krautgartner und seine Frau Melanie die steile Wie- dringenden Ruf, den er beim rasanten Flug knapp über der Wasseroberfläche versammlung Foto: M. Krautgartner senböschung direkt neben ihrem Haus ausstößt, auf ihn aufmerksam. Der Eis- betrachten und darüber erzählen, wie vogel lebt an langsam fließenden oder Der Naturschutzbund Oberöster- schwierig und gefährlich die jährliche stehenden, gehölzgesäumten Gewäs- reich lädt seine Mitglieder herzlich Bewirtschaftung ist. Nicht zu Un- sern mit grabbaren Steilufern zur Anla- zur Jahreshauptversammlung ein. recht dürfen die beiden Local Heroes ge seiner etwa ein Meter langen Brut- Am 13. September 2014 um 10 Uhr auf diese Wiese in Sierning stolz sein. röhre. Von einer Sitzwarte aus erbeutet ist am Parkplatz beim vorderen Aus naturschutzfachlicher Sicht ist der geschickte Jäger mit seinem großen, Langbathsee Treffpunkt zu einer zir- diese Fläche höchst ansprechend, da dolchartigen Schnabel kleine Fische, ka zweistündigen Wanderung. An- sich hier das größte Vorkommen der indem er kopfüber und pfeilschnell die schließend wird im Gasthaus Post, Bayerischen Küchenschelle (Pulsatil- Wasseroberfläche durchstößt. Weiters Hauptraße 19, 4802 Ebensee zum la vulgaris) Oberösterreichs befindet. stehen Wasserinsekten und deren Lar- Mittagessen eingekehrt. Die Jahres- Diese farbenprächtig blühende Pflanze ven, Kleinkrebse sowie Kaulquappen hauptversammlung beginnt pünkt- braucht eine späte Mahd. Das Ehepaar auf seinem Speiseplan. Der Natur- lich um 14 Uhr im Naturmuseum Krautgartner hat das die letzten 15 Jah- schutzbund Oberösterreich setzt sich Salzkammergut, Langwieserstraße re genau richtig gemacht und so dazu für den Erhalt naturnaher Auen, Bäche, 111, 4802 Ebensee beigetragen, dass sich die Wiese jedes Flüsse und Stillgewässer als Lebens- (www.naturmuseum.at). Jahr im zeitigen Frühjahr zu einem pur- raum dieses fliegenden Smaragds ein. purnen bis violetten Blütenmeer ver- Tagesordnung: wandelt. Ohne das wache Auge der Fa- Julia Kropfberger milie Krautgartner wären sicher schon l Begrüßung durch den Obmann viele Exemplare dieser geschützten l Berichte des Obmannes und des Pflanze illegalen Ausgrabungen zum Kassenreferenten Opfer gefallen. l Bericht der Kassenprüfer und Da das Ehepaar Krautgartner die Antrag auf Entlastung des Wiese aus gesundheitlichen Gründen Vorstandes nicht mehr selbst bewirtschaften kann, l Wahl des Vorstandes es ihnen jedoch ein großes Anliegen l Allfälliges Dem Eisvogel ist, dass das wertvolle Biotop nicht (im Bild ein zerstört wird, verkaufen sie die Flä- Danach findet eine Führung durch erwachsenes Weibchen) droht che an die Stiftung für Natur. In deren das Naturmuseum statt. Gefahr durch Händen wird die Fläche zu Gunsten Um Anmeldung im Naturschutz- Regulierungs- der Küchenschelle die nächsten Jahre bundbüro unter: 0732/779279 oder maßnahmen weiter optimale Bewirtschaftungsbe- oberoesterreich@naturschutzbund.at und Verbau der dingungen finden. wird gebeten. Uferanbrüche. David Priller Foto: H. Kurz Na turschutzb und Se ite 3 INF RMATIV
Neophyten Blinde Passagiere in Kübelpflanzen, Gartenflüchtlinge, Vogelfutter- oder Aus- spuckpflanzen: Die Ausbreitungsmög- lichkeiten gebietsfremder Pflanzen sind Claudia Leitner MSc ebenso vielfältig wie die Arten selbst. Stiftung für Natur des Diese gedeihen in Wäldern und Wiesen, Naturschutzbundes an zahlreichen Gewässerufern ebenso Oberösterreich wie an Straßenrändern und auf Schutt- häufen. Diese sogenannten Neophyten sind laut Definition des Umweltbundes- amtes Pflanzenarten, die in einem gewis- sen Gebiet nicht einheimisch und erst nach 1492 unter direkter oder indirekter Das Drüsen-Spring- Mithilfe des Menschen in dieses Gebiet kraut (Impatiens gelangt sind und dort wild leben oder ge- glandulifera) bildet lebt haben. Dieser Zeitpunkt wurde nicht rasch eintönige Reinbestände aus. zufällig gewählt. Denn, auch wenn der Mensch stets die Pflanzen- und Tierwelt Foto: C. Leitner um sich verändert hat, hat das Ausmaß dieser Veränderung seit der Möglichkeit Personen und Waren über Kontinente hi- naus zu verfrachten einen völlig neuen Maßstab angenommen. Durch die vie- len neuen Fernhandelsbeziehungen stieg die Anzahl der absichtlich, aber auch und haben so einen starken negativen (Fallopia japonica) hat ein rasantes unabsichtlich transportierten Pflanzen Einfluss auf die heimische Pflanzenwelt. Wachstums- und Ausbreitungsvermögen und auch Tiere stark an. Symbolisch für und sich so zum Inbegriff einer invasiven diese Entwicklung steht das Jahr der Ent- deckung Amerikas: 1492. Heute sind Invasive Neophyten ver- Problempflanze gemausert. Die konkur- renzstarke Art fand seinen Weg als Zier- diese Arten Teil unserer Umwelt. Die drängen die heimische Flora und Futterpflanze nach Mitteleuropa und meisten führen ein wenig beachtetes Oft haben sie die Fähigkeit, sich ef- überwuchert nun viele Gewässerufer. Leben inmitten der heimischen Vegetati- fizient und schnell zu vermehren, sie Für den Naturschutz brisant sind insbe- on, einige jedoch gedeihen allzu prächtig wachsen schnell und können konkur- sondere solche Arten, die in Lebensräu- renzkräftig im Kampf um die vorhan- me eindringen, welche eine vielfältige denen Ressourcen Raum gewinnen. Ein und speziell angepasste Pflanzen- und Beispiel hierfür ist das Drüsen-Spring- Tierwelt aufweisen wie artenreiche kraut (Impatiens glandulifera). Es wurde Streu- und Magerwiesen, Halbtrockenra- oftmals als attraktive Blühpflanze oder sen oder Auwälder. Invasive Neophyten Bienenweide gepflanzt, der hohe Aus- können aber nicht nur in Bereichen der breitungserfolg dieser Art führte jedoch Biodiversität Probleme verursachen, es zu einer explosionsartigen Vermehrung. kann auch zu Schäden an der Gesundheit In drei Monaten blüht und fruchtet die- oder in der Land- und Forstwirtschaft ses Springkraut, es bildet bis zu 2.500 kommen. Ein achtsamer Umgang mit Samen, die sie dank eines eingebauten unserer Natur ist ein wichtiger Schritt, Schleudermechanismus im Umkreis um weitere Invasoren abzuhalten und Der Japanische von sieben Metern verteilt. So können einzudämmen. Beispielsweise den Gar- Flügelknöterich (Fallopia japonica) sich rasch monotone Reinbestände ent- tenabfall nicht im Wald und auf Wiesen breitet sich rasant wickeln, die eine dementsprechend abzulagern oder die Verwendung von re- aus. kleine biologische Vielfalt aufweisen. gionalem Saatgut. Foto: K. Ebner Auch der Japanische Flügelknöterich INF RMATIV Se ite 4 2/2014
30 Jahre Naturschutzbund- Bezirksgruppe Schärding Es war Freitag, der 15. Juni 1984, bund zu gewinnen, wurde mit Erfolg baches“ zum Naturschutzgebiet, wurde 19 Uhr 30, als sich Naturschützer, Natur- erreicht. Es haben sich Arbeitskreise wie eine Unterschriftenaktion von Novem- Walter Christl kundige und Umweltbewegte in Schär- Anti-Atom, Umweltstadtverein, Natur- ber 1984 bis Jänner 1985 gestartet. Am ⏐naturschutzbund⏐ ding im Hotel „Schärdinger Hof“ in der schutz, Wasser, Konsumentenschutz und 1. Februar 1985 konnte die Aktion, mit Bezirksgruppe Innbruckstraße zu einem Bezirkstreffen Landwirtschaft gebildet. über zweitausend Unterschriften von der Schärding „Natur- und Umweltschutz“ einfanden. Die Aktivitäten im Naturschutz wur- Bevölkerung unterstützt und mit einem Eingeladen hatten dazu Dr. Hermann den als nächstes zur Rettung der Pram, Vortrag von Franz Grims abgeschlossen Wagenbichler (†), Bernhard Scheurecker gegen die Flussbegradigung zwischen werden. Die Unterschriftenlisten wurden Naturschützer der und Walter Christl. Andorf und Taufkirchen an der Pram, dem damaligen Landeshauptmann Dr. Bezirksgruppe bei der Pflegearbeit Da Mitglieder des Naturschutzbundes mit einer Begehung am 23. Juni fortge- Josef Ratzenböck von einer Delegation der Waldwiese des Oberösterreich die Versammlung organi- setzt. Durch diese und weitere Aktionen überreicht. Das Motto für die Zukunft Naturschutzgebietes siert hatten, ergab sich somit die Grün- wurde die Pram als Fluss erhalten, für die lautet: Mit Freude auf die Zeit zurück- Walleiten. dung der Naturschutzbund-Bezirksgrup- Abflussertüchtigung bei Hochwässern blicken, mit Zuversicht weiter für Foto: B. Scheurecker pe Schärding. wurden „nur“ Flutmulden errichtet. Zur die Natur einsetzen. Mit den Impulsvorträgen: „Pflanzen- Erklärung des „Tal des Kleinen Kößl- ökologie“ von Franz Grims, „Herkömm- liche Flussverbauung noch zeitgemäß?“ von Bernhard Scheurecker und „Das neue oberösterreichische Naturschutz- gesetz“ von DI Wolfgang Peherstorfer wurden Grundlagen und Anliegen für den Naturschutz vorgestellt. Die Zielset- zung, interessierte Personen zur Bildung von Arbeits- und Diskussionskreisen, zur Organisation von Vorträgen und Ex- kursionen und Unterstützung von Natur- schutzverbänden wie den Naturschutz- Neue Bezirksgruppe für Freistadt Mit dem Naturschutzgedanken im TeilnehmerInnen erfuhren bei diesem geaktionen, Öffentlichkeitsarbeiten und Kopf trafen sich am 25. April 2014 etwa Informations- und Austauschabend Wis- gemütliche Treffen bei einem gemein- 25 Naturfreunde zur Neugründung der senswertes über die schützenswerten samen Stammtisch abgehalten werden. Naturschutzbund-Bezirksgruppe Frei- Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten in Nähere Informationen unter stadt. Der Leiter Andreas Abfalter und der Region. Die für die Zukunft gesetz- www.naturschutzbund-ooe.at. sein Kernteam, bestehend aus Markus ten Programmpunkte der jungen Natur- Falls auch Sie in einem Netzwerk an Mag. Heidi Kurz Barth, Roger Jagersberger, Heidi Kurz schutzbundgruppe sind sehr vielfältig. Gleichgesinnten aktiv sein und etwas ⏐naturschutzbund⏐ Sinnvolles für die heimische Natur errei- und Wolfgang Sollberger, haben sich So sollen regelmäßig Themenführungen chen wollen, dann melden Sie sich bei Oberösterreich der Gründung einer Natur- und Land- für Kinder und Erwachsene, Biotoppfle- andreas.abfalter@gmx.at. schaftsschutzgruppe im Bezirk Freistadt Das Kennenlernen angenommen. Ein großes Anliegen ist und der Infor- es Andreas Abfalter, ehrenamtliches mationsaustausch Naturwacheorgan und Anwärter zum standen bei der Naturvermittler, Menschen für die Na- Neugründung im tur zu sensibilisieren und ihnen die Ar- Vordergrund. tenvielfalt wieder näher zu bringen. Die Foto: H. Kurz Na turschutzb und Se ite 5 INF RMATIV
Der Kampf um die Salzach Die untere Salzach bildet im Bezirk Protestaktion fand am 3. April 1975 mit Kraftwerk eingebracht wurde. Ich habe Braunau über 37,5 Kilometer die West- einem Volks-Wandertag in Burghausen mich damals an Prof. Kraus um Hilfe grenze des Bundeslandes Oberösterreich unter dem Motto „Wandern Ja, Staustu- gewandt, der mich mit Dr. Paul Kastner, gegen Bayern. Schon im August 1951 fen Nein“ mit 3.500 Teilnehmern statt. Vorsitzender der Kreisgruppe Altötting Univ. Prof. legte die Österreichisch-Bayerische des Bundes Naturschutz in Bayern, zu- Dr. Robert Krisai Universität Salzburg Kraftwerke AG einen ersten Rahmenplan für die energetische Nutzung der unteren Auf österreichischer Seite sammenbrachte. Dr. Kastner (†) war ein sehr energischer Mann und glühender ⏐naturschutzbund⏐ Salzach vor. Angedacht waren die Kraft- tat sich zunächst wenig Naturschützer. Erst eine Austrittsdro- Oberösterreich werke Surheim, Laufen, Eching, Tittmo- Am 1. Dezember 1956 kehrte ich nach hung der gesamten Kreisgruppe Altöt- ning, Burghausen und Neuhofen. Abschluss des Studiums aus Wien nach ting brachte Klarheit und der Bund Na- Braunau zurück und wurde 1964 als turschutz in Bayern lehnte im Juni 1975 Nachfolger des schwerkranken Ludwig die Pläne der Österreichisch-Bayerischen Protestaktionen in Bayern Weinberger Naturschutzbeauftragter für Kraftwerke AG entschieden ab. Dennoch Die Bauvorhaben in Neuhofen und den Bezirk Braunau. Naturgemäß wurde wurden sie bei der Behörde eingereicht, Burghausen wurden bald darauf aufge- die Salzach bald ein Hauptthema im Be- aufgrund dessen die bayerische Staatsre- geben. Am 5. März 1964 protestierte der zirk. In zahlreichen Stellungnahmen, Le- gierung 1976 ein Raumordnungsverfah- berühmte Moor-Kraus, Prof. Otto Kraus, serbriefen an die Presse und vielen Protest- ren einleitete. Nach negativen Stellung- Leiter der Naturschutzstelle der Regie- aktionen stemmte ich mich entschieden nahmen fast aller Anrainer-Gemeinden, rung von Oberbayern, in einem Brief gegen die Kraftwerks-Ausbaupläne. Als vor allem der Städte Burghausen, Titt- an das Bayerische Innenministerium in Naturschutzwart der Sektion Braunau moning und Laufen, und diverser an- München. Eine weitere Protestveranstal- des Oberösterreichischen Alpenvereines derer Stellen verkündete die Regierung tung der bayerischen Kanu-Verbände mit brachte ich in der Hauptversammlung von Oberbayern im August 1978 den zirka 150 Teilnehmern fand am 27. Juni 1975 eine Resolution gegen die Kraft- negativen Ausgang des Raumordnungs- 1964 auf der Salzach von Freilassing bis werksbauten ein, welche einstimmig an- verfahrens. Dies teilte Ministerpräsident Burghausen statt. Nachdem im Jänner genommen wurde. Goppel dem österreichischen Bundes- 1975 das Inn-Kraftwerk Passau-Ingling Die Salzach-Kraftwerke blieben aber kanzler Kreisky, der ein Befürworter der fertig gestellt wurde, wandte sich der zunächst umstritten. Sogar die Haltung Kraftwerke war, schriftlich im August Stadtrat Burghausen einstimmig gegen des Bundes Naturschutz in Bayern war 1978 mit. den geplanten Staustufenbau. Die größte unklar, da ein Minderheitsvotum pro Am 24. September 1978 kam es zu einem Triumphzug auf der Salzach, an dem zahlreiche Bürgermeister und so- gar Landräte teilnahmen und vom Burg- hausener Bürgermeister Miesgang mit Böllerschüssen begrüßt wurden. Auf österreichischer Seite gab es zwar ei- Die fünf Sprecher nige Sympathisanten, von denen aber, der Arbeitsgemein- abgesehen von mir, wenig zu hören schaft Lebensraum Salzach (v.li.: Dr. war. Sogar die um 1970 von Karlheinz Jakob Wagner, Prof. Schönswetter in Ostermiething ins Le- Dr. Robert Krisai, ben gerufene Bezirksgruppe Braunau Dr. Hannes des Naturschutzbundes Oberösterreich Augustin, Gerhard Auer und Erich hielt sich auffällig zurück. Prechtl) bei der Eröffnung der ersten Rampe mit weichen Aktionsgemeinschaft schützt Ufern südlich Oberndorf im Juni die Salzach Deutschland- 2010. Österreich Foto: Archiv Am 25. März 1980 bedankte sich der Aktionsgemeinschaft Vorsitzende des Bundes Naturschutz in Lebensraum Salzach Bayern, Hubert Weinzierl, bei Minister- INF RMATIV Se ite 6 2/2014
Silberweiden am österreichischen Ufer der Salzach bei St. Radegund im Juni 2012. Foto: R. Krisai präsident Franz Josef Strauß für die kla- 1999 wurden die Ergebnisse (Bayern, folgefirma der Österreichisch-Bayerische re ablehnende Haltung der bayerischen Oberösterreich, Salzburg) veröffentlicht. Kraftwerke AG) um die Baurechte stritt. Staatsregierung. In den Folgejahren 2001 folgte das Werk von P. Jäger et al. Als sehr wertvoller Mitstreiter für eine kam es zu mehreren größeren Veranstal- „Grundlagen, Methoden und Anwendung naturnahe Salzach trat Umweltanwalt Dr. tungen, wie zum Beispiel 1981 und 1987 der ökologischen und naturschutzfach- Martin Donat auf den Plan, der eine „Na- das Seminar zur Zukunft der Salzach an lichen Bewertung“. turfluss-Variante“ (im Wesentlichen die der bayerischen Naturschutzakademie in Wesentlichstes Ergebnis der langen Be- Variante 2 der Ökologie-Kommission) Laufen. Die bis heute bestehende „Ar- ratungen war, dass die Ausbau-Variante vorlegte und diese auch in mehreren Vor- beitsgemeinschaft Lebensraum Salzach“ 2, Aufweitung ohne (!) Querbauwerke, trägen, Verhandlungen usw. vertreten hat. wurde am 3. Juni 1987 bei einer Ver- das ökologisch Beste ist. Der Wasserbau Die Abteilung Naturschutz des Amtes der sammlung in Laufen von zahlreichen ba- konnte sich aber, zumindest zunächst, Oberösterreichischen Landesregierung yerischen und österreichischen Verbän- nicht dazu durchringen dem zu folgen mit Landesrat Dr. Manfred Haimbuchner den gegründet. und blieb bei der Variante 2a, Aufwei- und die Salzburger Landeshauptmann- Am 4. März 1991 wurde von der Salz- tung mit offenen Rampen und weichen Stellvertreterin Dr. Astrid Rössler schlos- burger Landesregierung die „Gesamtun- (unbefestigten) Ufern. Diesem Konzept sen sich dem an. tersuchung Salzach“ beschlossen. Ein entsprechend wurde dann in den Jahren Die Situation ist also jetzt genau um- großes Projekt, bei dem vor allem der 2009 und 2010 südlich Oberndorf die gekehrt: Die Bayern drängen zum Kraft- Fluss zwischen Bischofshofen und der erste solche Rampe mit weichen Ufern werksbau, die Österreicher bremsen! Landesgrenze in möglichst umfassender gebaut und im Juni 2010 von Landesrat Nachdem es schon sehr schlecht stand, Hinsicht untersucht werden sollte. Nach Eisl und Prominenz aus Bayern und Ös- sieht es also derzeit für die Salzach wie- einer Vegetationserhebung der Arbeitsge- terreich eingeweiht. der besser aus. Wachsamkeit ist aber meinschaft für Naturschutzforschung und weiterhin geboten! Im Mai 2013 fanden angewandte Vegetationsökologie Wien lag 1994 ein Schlussbericht vor, welcher Bayern wurde zum Kraft- geführte Wanderungen des Naturschutz- bundes Oberösterreich in die Ettenau jedoch nach dem Wechsel der Salzbur- werksbau-Befürworter statt. Das ist der richtige Weg – solche ger Landesregierung zu Landeshaupt- Die Kraftwerkslobby war in der Zwi- Veranstaltungen sollten folgen! frau Mag. Gabi Burgstaller im Archiv ver- schenzeit nicht untätig geblieben und im schwand. Gefolge der „Energiewende“ nach Fuku- Parallel dazu wurden die „wasser- shima kam es in Bayern zu einer Kehrt- Richtigstellung zum Artikel „Der ober- österreichische Anteil des Ibmer- wirtschaftliche Rahmenuntersuchung wende der Politik. Besonders die Land- moores – ein geschichtlicher Rück- Salzach“ und die „Ökologie-Kommissi- räte Steinmassl (Traunstein) und Grabner blick“ Ausgabe 73 von der Gemein- on“ ins Leben gerufen. In der Folge wur- (Berchtesgaden) traten jetzt vehement für de Eggelsberg: „Herr Bürgermeister de ich vom Wasserbau des Landes Ober- die Kraftwerke ein. Eine „Bürgerkraft- Kager hat den Torfabbau von sich aus österreich mit der Kartierung der Auen werke GmbH“ wurde gegründet, die sich eingestellt und nicht um eine Verlän- und Wiesen an der Salzach beauftragt und mit der Grenzkraftwerke GmbH (Nach- gerung der Genehmigung angesucht.“ Na turschutzb und Se ite 7 INF RMATIV
Ein Naturschutzgebiet verändert sein Gesicht Wer heuer im zeitigen Frühjahr am gehungsgerinne optimal in die Land- turschutz des Landes entwickelt wur- Weg um das Naturschutzgebiet Koase- schaft zu integrieren, wurde bewusst de. Da sich die Mädesüßflur, die vielen Josef Limberger rin bei Peuerbach unterwegs war, wird, eine längere Laufstrecke gewählt. Ein Vögeln als Brutbereiche diente, mit der ⏐naturschutzbund⏐ ob der vielen Tätigkeiten, verwundert Großteil der Ufer des Gerinnes wurde Zeit in eine artenarme Brennnesselflur Oberösterreich gewesen sein. Bagger und Traktoren im mit Weidenstöcken befestigt. Bis zum verwandelte, wurden Teile geschlegelt, Naturschutzgebiet? Diese Maßnahmen, Sommer wird hier die standortgerechte um wieder eine Mahd möglich zu ma- die zwar eine kurzfristige Beunruhigung Vegetation wieder Fuß fassen und vom chen. In den nächsten Jahren soll hier ein ins Gebiet gebracht haben, sind alle zum Umgehungsgerinne wird dann nur noch Mosaik an verschiedenen Biotoptypen, Wohle der Natur und der Tier- und Pflan- aus der Luft etwas zu sehen sein. Auf wie Streuwiesen, Mädesüßfluren und zenwelt in der Koaserin. eine harte Verbauung mit großen Steinen Brachestreifen entlang der Gräben, ent- und Beton wurde so weit wie möglich stehen. Durch die künftige regelmäßige Bauliche Maßnahmen für verzichtet. Hier sei vor allem dem Ge- wässerbezirk Grieskirchen und seinen Mahd mit Abtransport des Mähgutes, aber ohne Düngung, erfolgt eine Nähr- den Naturschutz Mitarbeitern gedankt, die diese Vorstel- stoffabnahme und damit eine Erhöhung Bei der Schörgendorfermühle im lungen in hervorragender Weise umge- der Artenanzahl. Um die Bewirtschaf- Randbereich des Schutzgebietes gibt es setzt haben. Da im Bereich des Leiten- tung zu ermöglichen, wurden die Gräben am Leitenbach ein historisches Klein- baches auch besondere Sorgfalt in Bezug geräumt. Da das Gebiet aber feucht blei- kraftwerk in einer denkmalgeschützten auf die Flussperlmuschel gefordert war, ben soll, wurde dabei darauf geachtet, Mühle, welche der Naturschutzbund hat uns das Gewässerbüro blattfisch, dass eine Tiefe von vierzig Zentimeter vor mehreren Jahren erworben hat. Die, welches die ökologische Bauaufsicht nicht überschritten wurde. Nun werden dem Kraftwerk vorgelagerte Wehranla- über das Projekt hatte, unterstützt. noch verschiedene Flachwasserbereiche ge, stellte bisher eine unüberwindliche angelegt, um den dort vorkommenden Barriere für Fische dar. Hier wurde ein Umgehungsgerinne angelegt, damit Wiederherstellung eines ar- Bekassinen und Stochervögeln ideale Lebensbedingungen zu bieten. Zu guter Fischarten wie die Nase vom Unterlauf tenreichen Biotopkomplexes Letzt hat der Naturschutzbund eine Ein- des Baches in die Koaserin einwandern Die Stiftung für Natur des Natur- ladung an den Weißstorch ausgespro- können. Hier werden auch die Auflagen schutzbundes setzt in den zentralen chen, der in der Koaserin immer wieder der Wasserrahmenrichtline, welche die Brachezonen der Koaserin zurzeit ein im Durchzug zu beobachten ist. Für ihn Europäische Union erlassen hat und die Projekt um, welches noch vor ihrer wurde ein Storchenhorst installiert. Hof- die Durchgängigkeit von Fließsystemen Gründung von Mitarbeitern des Natur- fen wir, dass in den nächsten Jahren auch gewährleisten soll, erfüllt. Um das Um- schutzbundes und der Abteilung Na- Meister Adebar hier sesshaft wird. Um die Bevölkerung über diese Tätig- keiten zu informieren, fand unter meiner Leitung eine geführte Wanderung statt, bei der sich das interessierte Publikum über die Maßnahmen und die angepeil- ten Naturschutzziele informieren konnte. In hervorragender Zusammenarbeit von Naturschutzbund, Stiftung für Natur, Land Oberösterreich, Gewässerbezirk VertreterInnen von und den verantwortlichen BiologInnen Naturschutzbund, entstehen hier neue Chancen für die Na- Büro blattfisch und tur. Die Firmen Quarzsande GmbH und Gewässerbezirk Eder Systembau aus Bruck unterstützten Grieskirchen bei einem Lokalau- dieses Projekt großzügig. Ihnen und al- genschein vor den len am Projekt beteiligten sei auf diesem Bauarbeiten. Wege herzlichst gedankt. Foto: J. Limberger INF RMATIV Se ite 8 2/2014
Endlich wieder NATURSCHAUSPIEL.at! den oberösterreichischen Schutzgebieten nisse. Beschaulichere Ausflüge bieten Sanfte Bewusstseinsbildung unterwegs. die „Bootsafaris durch die Wildnis“ bei für Naturschutz jedem Wetter und für die ganze Fami- Ein Blick auf die Landkarte zeigt Buntes Programm mit lie. In den ursprünglichen und naturna- deutlich, welche Ausnahmestellung un- vielen neuen Highlights hen Abschnitten von Aschach, Inn-bach ser Bundesland mit seiner Vielfalt an Insgesamt stehen in der neuen Saison und Naarn wird bei diesen Flusswande- DI Johannes unterschiedlichen Landschaften ein- 78 Themenführungen in 27 Schutzge- rungen der Lebensraum Auwald vom Kunisch nimmt. So wurden im Vorjahr knapp bieten zur Auswahl. Als faszinierender Boot aus entdeckt. Eine Land- und Zil- Abteilung Natur- 14.000 Personen mit unzähligen Tier- Lebensraum wird im heurigen Jahr vor lenpartie für Jung und Alt wird an der schutz und Pflanzenexpeditionen, nächtlichen allem die Donau sowie die Natur in und Donau angeboten. Zu Fuß werden dabei Forschungsausflügen oder lehrreich um Linz besonders ins Scheinwerferlicht das Pesenbachtal, ältestes Naturschutz- unterhaltsamen Sportaktivitäten in die gerückt. Ergänzt durch spannende Pre- gebiet des Mühlviertels, oder das Obere Natur entführt. Auch für die Saison 2014 mieren mit frischen Ideen wird zudem so verspricht das mehrfach ausgezeichnete manches Schutzgebiet neu erschlossen. Naturvermittlungsprojekt wieder außer- Gemeinsam mit Expertinnen und Ex- gewöhnliche Erlebnisse in den schöns- perten gilt es, neue Schauplätze wie das ten Landschaften Oberösterreichs. Naturschutzgebiet Warscheneck zu ent- Dabei sollen Bewusstseinsbildung und decken und interessante Einblicke in das Sensibilisierung der sanften Art einer Wirken von Hildegard von Bingen oder großen Schar an TeilnehmerInnen er- Pfarrer Kneipp zu erfahren. Selbst das möglichen, individuelle Naturerfahrung, ursprüngliche Bier-Brauen am Lager- Erholung und sanften Freizeittourismus feuer wird geübt, während eine weitere in Einklang zu bringen. Ganz im Sinne Abenteuer-Tour die „Spuren der Wild- der EU-2020-Strategie, die sich intelli- nis“ ergründet. Erholungssuchende oder Donautal erobert. Die anschließende gentem, nachhaltigem und integriertem Abenteuerlustige erleben auf Bergen, Zillenfahrt von „Helden der Donau“ Das Titelsujet Wachstum verschrieben hat, um damit im Wald oder im Wasser wieder seltene führt zum historischen Markt Aschach des Jahres 2014 auch auf höchstem Qualitätslevel ein Einblicke und Schauspiele. Für Tablet- sowie zu aufregenden Geschichten über unterstreicht den entsprechendes Maß an Beschäftigung, oder Smartphone-User bietet übrigens Fischer, Fährmänner, Goldwäscher und Dialog mit der Produktivität und sozialem Zusammen- der neue Internetauftritt von NATUR- Schiffsleute. Entlang der Donau kreuzen Dauerausstellung „Natur Ober- halt zu erreichen. Bereits seit April sind SCHAUSPIEL.at ein benutzerfreund- auch Biber, Eisvogel und Co. unseren österreich“ im die besten Naturvermittler des Landes in liches Anmelde- und SMS-Service mit Weg. Ein spannendes Ferienprogramm Schlossmuseum rascher Terminverständi- für die ganze Familie. und die neuen gung, nützlichem Karten- Programme in und und Programmdownload Mein NATURSCHAUSPIEL.at um Linz an der Donau. sowie intelligenten Fil- Auch heuer kann ein Naturschauspiel terfunktionen für die Pro- bereits ab sieben Personen exklusiv und Foto: J. Steininger/ www.foto360.at grammauswahl. zu einem gewünschten Termin gebucht werden. Die Themenführungen haben Ferienprogramm sich als ideale Firmen- oder Vereinsaus- flüge bewährt und vielen Schulklassen für die ganze unvergessliche Wander- oder Projekttage Familie beschert. Dazu können außergewöhn- Im Sommer locken liche Geburtstage mit NATURSCHAU- viele Naturschauspiele SPIEL.at und Freunden gefeiert, ganze ans Wasser. Neben Fluss- Touren als Gutschein verschenkt oder die Zillenfahrt von „Helden der expeditionen mit Ka- Verwandten zum gemeinsamen Abenteu- Donau“ im oberen nus oder Raftingbooten er eingeladen werden. Anmeldung unter Donau- und sorgen faszinierende www.NATURSCHAUSPIEL.at oder im Aschachtal. Schnorchelausflüge in Infobüro unter +43(0)7252/81199-0 so- Foto: der malerischen Steyr wie per E-mail an Land Oö./ für unvergessliche Erleb- info@naturschauspiel.at! Th. Reibnegger Ab teilung Naturschutz Se ite 9 INF RMATIV
Das Artenschutzprogramm für Moose in Oberösterreich Im Jahr 2010 erhielt ich einen Anruf gleich wurde auch mit den Arbeiten an men vieler Arten auf engstem Raum wird von meinem Freund Franz Grims, der einer Roten Liste der gefährdeten Moos- ihr Artenreichtum meist nicht erkannt. In Christian Schröck mir mitteilte, dass in Oberösterreich arten Oberösterreichs begonnen, um eine Österreich sind derzeit 1.127 verschie- Freiberuflicher die Durchführung von Artenhilfsmaß- längerfristige Handlungsgrundlage für dene Moostaxa bekannt (vgl. Köckinger Biologe nahmen für gefährdete Moosarten ge- den Naturschutz zu schaffen (Schröck et et al. 2014), wodurch unsere Heimat zu plant sei. Ich war ehrlich gesagt perplex! al. 2014). den artenreichsten Gebieten Europas In Österreich interessiert sich jemand Das Projekt führte uns in viele Teile zählt. Immerhin 815 Moose konnten für den Schutz von Moosen? Besteht Oberösterreichs und durch eine breite auch in Oberösterreich nachgewiesen nicht vielleicht doch irgendein Zusam- Palette unterschiedlicher Lebensräume. werden, darunter auch einige Arten, die menhang mit den Arten des Anhangs II Im Vordergrund standen die von den in Österreich nur aus Oberösterreich be- der FFH-Richtlinie? Ein Blick auf den Moosen dominierten Moore. Aber auch kannt sind (Schröck et al. 2014). Kalender offenbarte mir, dass es kein Wälder, Felslebensräume, Gewässer und Betrachtet man eine Moospflanze im Aprilscherz war und nachdem Michael Halb-Trockenrasen wurden während der Vergleich mit einer Blütenpflanze, fällt Strauch hinter dem Projekt stand, war rund 130 Geländetage aufgesucht. Insge- sofort das Fehlen der Wurzeln auf. Auch mir klar, dass es ernst gemeint war! samt wurden knapp hundert Ökoflächen ein internes Wasserleitungssystem fehlt Gemeinsam mit meinen Kollegen in der Naturschutzdatenbank des Landes dieser Organismengruppe weitgehend. Heribert Köckinger und Gerhard Oberösterreich hinterlegt und mit den Dadurch sind sie gezwungen, das not- Schlüsslmayr wurde eine Liste von 30 ermittelten Erhaltungsmaßnahmen die wendige Wasser und die Nährstoffe über Zielarten fixiert und bereits im Folge- Weichen für eine artenreiche Zukunft die Oberfläche aufzunehmen. Sie haben jahr mit den Geländeerhebungen und gestellt. Mit der Umsetzung und der Er- keine Mechanismen die Wasseraufnah- der Ermittlung der notwendigen Erhal- weiterung um weitere Arten wurde 2014 me zu regulieren und passen ihren Was- tungsmaßnahmen begonnen. Es folgte bereits begonnen. sergehalt als wechselfeuchte Pflanzen ih- ein Projekt, das einem eingefleischten rer unmittelbaren Umgebung an. Dieser Naturliebhaber nicht nur wahnsinnig viel Freude machte, sondern auch Signal- Die Organismengruppe Umstand macht sie zu ausgezeichneten Bioindikatoren, da sie dementsprechend wirkung haben sollte, um den gezielten der Moose schnell auf eine erhöhte Nährstoffzufuhr Artenschutz und besonders weniger be- Moose besiedeln in Österreich prak- und auf Wassermangel reagieren. Beson- achtete Organismengruppen besser im tisch alle Lebensräume. Aufgrund der ders im Vergleich mit Blütenpflanzen Naturschutzalltag zu verankern. Zeit- Kleinheit der Pflanzen und der Vorkom- zeigen sie daher Umweltveränderungen ungleich schneller und effektiver an. Dies gilt ganz besonders für die Moore, wo sie dem Nährstoffeintrag direkt aus- gesetzt sind. Zusätzlich sind sie auf einen höheren Wasserstand angewiesen, da sie ohne Wurzeln tiefere Stauhorizonte nicht Das „stark ge- fährdete“ Graue erschließen können. Kissenmoos (Grim- mia laevigata) ist Felslebensräume eine Charakterart Durch ihre spezielle Lebensweise trockenwarmer können Moose Biotope erobern, die den Silikatfelsstandorte. An diesen Felsstand- Blütenpflanzen verwehrt bleiben. Dies orten entwickeln offenbart sich ganz besonders in den viele Moose ein Felshabitaten, die äußerst artenreiche sogenanntes Moosvereine mit vielen Standortsspezi- Glashaar, das durch die Reflexion einen alisten beherbergen. Auch unter den ver- Einstrahlungsschutz meintlich ungefährdeten Felsbewohnern darstellt. gibt es heute zahlreiche Verlierer in Fol- Foto: G. Amann ge der anthropogenen Einflussnahme. So INF RMATIV Se ite 10 2/2014
Eine größere Population des Donau- Gitterzahnmooses (Cinclidotus danubicus) findet sich im Gebiet des Traunfalls, wo der ursprüngliche Lebensraum, wie es das Bild eindrucksvoll verdeutlicht, in Teilbereichen erhalten geblieben ist. Ein weiteres wichtiges Vorkommen befindet sich bei Lauffen. Foto: C. Schröck mussten viele lichtliebende Arten (zum weisen. Eine Bedrohung dieser Art ergibt päischen Endemiten (vgl. Schlüsslmayr Beispiel Grimmia alpestris, G. laevigata sich aktuell aus dem Klimawandel, der & Schröck 2013). Die Bestände im Alm- und G. montana) der Silikatfelsfluren in die Eiskerne früher abschmelzen lässt, tal und entlang des Offenseebaches sind der Böhmischen Masse durch die direkte wodurch dieser empfindliche Stand- allesamt sehr klein und auf die natürliche Standortzerstörung, aber auch durch die ortspezialist langfristig verdrängt werden Fließgewässerdynamik angewiesen. An- zunehmende Überschattung an Grenzer- wird. geführt werden muss auch das Reihen- tragsstandorten erhebliche Bestandes- blättrige Quellmoos (Philonotis seriata), einbußen hinnehmen. Zu den Besonder- Gewässer das in einem Quellmoor am Hochficht im heiten in diesen Biotoptypen zählt auch An den Fließgewässern nehmen Moose Böhmerwald seinen einzigen Fundort in das „vom Aussterben bedrohte“ Blass- einen beträchtlichen Raum ein, was selbst Oberösterreich hat. stielige Haarmundmoos (Trichostomum dem Laien durch die Dominanz nicht ver- triumphans), das in Österreich nur an borgen bleibt. Viele Arten haben durch Halb-Trockenrasen einer Konglomeratfelsschrofe bei Steyr Gewässerregulierungen und Einstaumaß- Die Bedeutung der Halb-Trocken- vorkommt. Es ist aufgrund der äußerst ge- nahmen ihren Lebensraum verloren. Es rasen für die heimische Flora muss hier ringen Populationsgröße und dem zuneh- verwundert also nicht, dass heute rund nicht weiter ausgeführt werden. Dass in menden Gehölzaufwuchs akut bedroht. die Hälfte dieser Moosarten in Ober- diesen Lebensräumen auch „vom Aus- Erwähnt werden muss auch das Aufgebla- österreich einer Gefährdung unterliegen sterben bedrohte“ Moosarten auftreten, sene Wassersackmoos (Frullania inflata), (Schröck et al. 2014). Besonders bedeu- dürfte hingegen nicht jedem bekannt welches im Gebiet des Steinerfelsens im tend sind die Vorkommen des Donau- sein. Das Wohlriechende Grimaldimoos oberen Donautal eine äußerst kleine Re- Gitterzahnmooses (Cinclidotus danubicus) (Mannia fragrans) und das Lanzettblätt- liktpopulation bildet. Das winzige Ver- entlang der Traun, wo der europäische rige Pottmoos (Pottia lanceolata) sind längerte Spitzmoos (Lophozia elongata) Endemit die größten Bestände in Österrei- weitgehend auf diesen Standortstyp be- ist ein echtes Glazialrelikt und besiedelt ch bildet. Auch das erst im Zuge des Pro- schränkt. Sie treten aktuell nur mehr in Kaltluft-Karbonat-Blockhalden, die in jektes wieder nachgewiesene und „vom kleinen Populationen bei Steyr, Losen- Folge des Windröhreneffektes ein perma- Aussterben bedrohte“ Bunte Birnmoos stein und am Schieferstein auf. Eine nent kühl-feuchtes Standortsklima auf- (Bryum versicolor) zählt zu den euro- Gefährdung dieser lichtliebenden und Ab teilung Naturschutz Se ite 11 INF RMATIV
äußerst konkurrenzschwachen Arten er- Das Stumpfblättrige gibt sich primär aufgrund des Zuwach- Torfmoos (Spha- sens und der Verfilzung der Bestände, gnum obtusum), ein aber auch durch die Zunahme invasiver extremer Standorts- spezialist nasser Neophyten (Kanadische Goldrute). Zwischenmoore, das in Österreich Moore nur sehr wenige, oft 81 % aller Moosarten der Moore un- isolierte Vorkommen aufweist und im terliegen einer aktuellen Gefährdung. Zuge der Erhe- Alleine 26 dieser Moose sind aktuell bungen nur an einer „vom Aussterben bedroht“, so dass an und zugleich neuen dieser Stelle nur wenige Beispiele ge- Fundstelle im Mühl- viertel nachgewie- bracht werden können und für die De- sen werden konnte. tails auf Schröck et al. (2014) verwiesen Foto: C. Schröck sei. Im Fokus des Artenschutzprojektes (Schlüsslmayr & Schröck 2013). Die Ökosystem zahlreiche Moose als außer- liegen viele nässeliebende Nieder- und Populationsgrößen sind jedoch mitunter ordentlich gefährdet betrachtet werden. Zwischenmoorarten, da sie in den letz- gering. Herausragend sind die Vorkom- Wir gehen davon aus, dass die Biodiver- ten Jahrzehnten im Naturschutz sprich- men im Irrseegebiet, die nach aktuellem sität im Wald ihren Höchststand bereits wörtlich durch den Rost gefallen sind. Wissensstand die größten in Österreich hinter sich gelassen hat und die weitere Vordergründig sind hier viele Braun- darstellen. Entwicklung äußerst kritisch zu betrach- moose zu nennen, welche diese Vegeta- Unter den Hochmoorbewohnern sei ten ist. Im Zuge des Artenschutzprojektes tionseinheiten als Charakterarten prägen mit dem Hochmoor-Schlitzkelchmoos haben wir uns aus Zeitgründen bisher nur und worunter sich auch zahlreiche Ra- (Odontoschisma sphagni) eine österreich- exemplarisch den massiv gefährdeten ritäten finden. So sind das Dickwandige weite Rarität genannt, die im Gebiet der Faulholzarten und Epiphyten gewidmet. Sichelmoos (Drepanocladus sendtneri) Moosalm die bundesweit größten Popula- Das Gefiederte Neckermoos und das Bärlapp-Scheinschönmoos tionen ausbildet. Das Auffinden des Bal- (Neckera pennata) ist in den letzten hun- (Pseudocalliergon lycopodioides) tischen Torfmooses (Sphagnum balticum) dert Jahren in Folge der Luftverschmut- aktuell in Österreich nur von zwei und des Schönen Torfmooses zung (Schwefeldioxid!) aus vielen Tei- beziehungsweise fünf Lokali- (Sphagnum pulchrum) kann als flori- len Europas verschwunden. Auch wenn täten bekannt und waren in Ober- stische Sensation betrachtet werden, heute eine leichte Bestandeserholung österreich verschollen (vgl. Schlüsslmayr da beide Arten aus Österreich bislang festgestellt werden kann, ist durch die & Schröck 2013). Die gezielte Suche im nicht bekannt waren (Schröck 2014). Fragmentierung der artspezifischen Ha- Zuge des Artenschutzprojektes wurde Besonders erstere Art ist aufgrund ihrer bitate eine Wiederbesiedelung schwierig also auch bei vermeintlich ausgestor- speziellen Lebensraumansprüche äußerst geworden. Österreichweit ist im Gebiet benen Arten von Erfolg gekrönt! Eben- sensibel und österreichweit zweifels- des hinteren Almtales die größte Fund- so zu nennen ist das Glänzende Krück- frei „vom Aussterben bedroht“. Die be- ortdichte der „vom Aussterben bedroh- stockmoos (Hamatocaulis vernicosus), kannten Vorkommen in der Böhmischen ten“ Art vorhanden. Unter den zahl- das im Anhang II der FFH-Richtlinie Masse von Ober- und Niederösterreich reichen gefährdeten Faulholzbewohnern gelistet ist und in Oberösterreich mehre- sind äußerst kleinräumig und zusätzlich haben wir das Fruchtbare Schlafmoos re Vorkommen aufweist. Besonders die weisen die Hochmoore erhebliche Beein- (Hypnum fertile) im Rahmen des Arten- Bestände im Hornspitzgebiet bei Gosau trächtigungen auf (Tanner Moor, Große schutzprojektes berücksichtigt, da das und die Tieflagenvorkommen rund um Heide und Durchschnittsau). Moos ein Endemit der Gebirge Mittel- den Irrsee sind in einem europäischen europas ist und offenbar den österreich- Artenschutzkontext von internationaler Wälder weiten Schwerpunkt im Reichraminger Bedeutung. Die unscheinbare Welt der Moose tritt Hintergebirge aufweist. Auch in den Röhrichten kann man mit den naturinteressierten Menschen außer- Geduld viele Rote-Liste-Arten nach- halb der Moore vor allem im Bereich der Strategien weisen. Das Sumpf-Goldschlafmoos Wälder in Erscheinung. Von Moosen do- Wichtig für einen langfristigen Er- (Campylium elodes) zählte zu Beginn des minierte Wälder sind märchenhafte Plät- halt der Arten ist die Verbesserung der Projektes zu den verschollenen Raritäten. ze und haben viele romantische Dichter Kenntnis über ihre Lebensraumansprü- Im Zuge der Geländearbeiten konnte das inspiriert. Durch die moderne Forstwirt- che. Es ist heute viel zu wenig bekannt, Laubmoos im südlichen Oberösterreich schaft und dem ungeheuren Energiehun- um abschätzen zu können, ob eine Art in einem vergleichsweise großen Ver- ger unserer Gesellschaft müssen auch im die minimal überlebensfähige Populati- breitungsgebiet nachgewiesen werden größten und artenreichsten heimischen onsgröße bereits unterschritten hat. Noch INF RMATIV Se ite 12 2/2014
ist in Oberösterreich schon seit geraumer Zeit ein wichtiges Ziel des Naturschutzes. Das Weißliche Wir werden künftig die bryologischen Seitenastmoos Aspekte verstärkt in dieses Projekt ein- (Pleurocladula bringen, welche notwendigerweise den albescens var. albescens) ist Kampf gegen die Neophyten und die derzeit nur Schaffung kleiner Mikrohabitate ein- von einem schließen. Fundort aus dem Im Zuge der Arbeiten zur Roten Dachsteingebiet Liste (Schröck et al. 2014) mussten wir bekannt. Die Zukunft zahlreiche Arten der Hochlagen in Fol- der Charakterart kalkfreier ge des Klimawandels in eine Gefähr- Schneeböden dungskategorie einordnen. Als Beispiele ist aufgrund des seien hier die Arten der Schneetälchen Standortmangels in bedeutender ist die Beurteilung der Le- durchschreiten können, stellt für an- in den Kalkalpen und Felsmoose in den Oberösterreich und bensraumqualität und ob die Zielart auf spruchsvolle Epiphyten einen Entzug der Hochlagen des Böhmerwaldes genannt. des Klimawandels äußerst fraglich. Dauer ein Element der im Fokus stehen- Lebensgrundlage dar. Da die betroffenen Arten aufgrund des den Biotopfläche sein kann. Entscheidend Der Artenschutz in den Mooren basiert Standortmangels nicht weiter nach oben Foto C. Schröck ist daher der Schutz der Primärlebensräu- heute im Grunde auf zwei Ansätzen. Auf wandern können, sind hier dem Arten- me. Sie können als Referenz zur Ablei- der einen Seite ist die sehr aufwändig schutz Grenzen gesteckt. Erfolgreiche tung der erforderlichen Erhaltungsmaß- betriebene und erfolgreiche Streuwiesen- Strategien kann es in diesen Fällen nur nahmen dienen. Hinzu kommt, dass man mahd zu nennen, die für die Erhaltung der auf politischer Ebene geben. Wichtig ist diese naturraumtypischen Habitate benö- Biodiversität eine außerordentlich hohe allerdings die Erhaltung natürlicher und tigt, um auch den künftigen Generationen Bedeutung hat. Mit der Revitalisierung im vollen Umfang funktionaler Biotope, zeigen zu können, was die (weitgehend) der Hochmoore hat sich in den letzten um durch den gezielten Biotopschutz die unbeeinflusste Natur ist! Jahrzehnten noch ein weiteres Stand- Standortbedingungen langfristig zu ge- In den Lebensräumen, wo die Blüten- bein entwickelt, um den Artenschwund währen. pflanzen nur bedingt geeignet sind, eine in diesem prioritären Lebensraum aufzu- Mit dem FFH-Schutzgut naturschutzfachliche Aufgabenstellung halten. Weitgehend unberücksichtigt blei- Notothylas orbicularis und dem mit- zu definieren, wünschen wir uns, dass ben nasse Standorte in den Nieder- und teleuropäischen Endemiten Anthoceros künftig ein verstärktes Augenmerk auf Zwischenmooren, die zweifelsfrei die neesii sind auch zwei äußerste Raritäten andere Organismengruppen gerichtet reichhaltigste Flora beherbergen. Durch der Segetalflora in Oberösterreich aktu- wird. Ganz besonders trifft dies auf die die Eingriffe in den Wasserhaushalt und ell nachgewiesen. Wir hatten im Rahmen Wälder zu, wo es für uns aufgrund der dem nahtlosen Übergang zum Kultur- des Artenschutzprojektes bisher nicht schlechten Datenlage außerordentlich land haben äußerst empfindliche Arten die Möglichkeit, diese „vom Aussterben schwierig ist, eine Gesamtbeurteilung ihren Lebensraum verloren (zum Beispiel bedrohten“ Arten trotz der hohen Verant- der Gefährdungssituation abzugeben. Meesia longiseta und Carex heleonastes). wortlichkeit einzubeziehen. Eine Grund- Gemäß dem österreichischen Waldbe- Für die Erhaltung der verbliebenen Ar- voraussetzung zum Schutz der Ackerflo- richt aus dem Jahr 2008 sind nur 3 % der ten sind umfassende Strategien notwen- ra ist eine wesentliche Verbesserung der Wälder natürlich. Da im Wald das Leben dig, wo es aus unserer Sicht unbedingt Kenntnis über die Verbreitung dieser Ar- bekanntlich mit dem Sterben der Bäume notwendig ist, die Moose aufgrund der ten. Es ist aus bryologischer Sicht äußerst beginnt, ist dieser Wert aus unserer Sicht Lebensweise und der einhergehenden wichtig, sich diesen hochgradig gefähr- alarmierend. Aufgrund der starken Frag- Eigenschaften als Umweltindikatoren deten Lebensräumen künftig verstärkt zu mentierung der Lebensräume anspruchs- verstärkt einzubeziehen. Ein weiteres widmen, da die empfindlichen Segetalar- voller Waldbewohner und des steigenden Problem stellt die intensive Beweidung ten ähnliche Bestandesrückgänge zu ver- wirtschaftlichen Drucks (kurze Umtriebs- hochwertiger Moorstandorte in den Berg- zeichnen haben wie die anspruchsvollen zeiten) empfehlen wir hier dringend ge- lagen dar. Die extensive Beweidung ist Moorbewohner. genzusteuern. Wichtig ist die Schaffung aus naturschutzfachlicher Sicht durchaus von Waldbiotopen mit natürlichen Zer- zu begrüßen, da sie immer wieder zur Schlüsslmayr G. & Schröck C. (2013): Bemerkenswerte Neu- und Wieder- fallsphasen, wo der Faktor Zeit die Bäu- Entstehung kleiner Mikrohabitate bei- funde zur Moosflora von Oberösterreich. – Stapfia 99: 75-86. Köckinger H., Schröck C., Krisai R. & Zechmeister H.G. (2014): Check- me fällt. Für die Faulholzbewohner ist trägt. Aus der Sicht des Moorartenschut- liste der Moose Österreichs. – http://131.130.59.133/projekte/moose. Stand 01.12.2013; ergänzt durch C. Schröck. die Erhöhung des Alt- und Totholzanteils zes ist es jedoch unausweichlich ein ak- Schröck C., Köckinger H. & Schlüsslmayr G. (2014): Katalog und Rote Liste der Moose Oberösterreichs. – Stapfia, (in Vorb.). eine zwingende Voraussetzung. Auch das zeptables Mittelmaß zu finden. Schröck C. (2014): Sphagnum balticum, S. pulchrum, S. subfulvum, S. subni- tens subsp. Ferrugineum – neu für Österreich, sowie weitere bemerkenswerte Fehlen von Bäumen, die ihre Lebenszeit Die Erhaltung der Halb-Trockenrasen Funde zur Torfmoosflora von Österreich. – Stapfia, (in Vorb.). Ab teilung Naturschutz Se ite 13 INF RMATIV
Sie können auch lesen