Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
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Reden wir über die Landwirtschaft Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb AGRARISCHE FÖRDERUNGEN MACHT STORY- DER TELLING WORTE DIALOG MIT DER GESELLSCHAFT TIERHALTUNG REDEN WIR ÜBER DIE LANDWIRTSCHAFT KLIMAWANDEL n kte Fa RECHT UND HANDWERKZEUG DATEN UND FAKTEN ZUR EIGENTUM KOMMUNIKATION LANDWIRTSCHAFT IN OBERÖSTERREICH
INHALT 1. Der Dialog mit der Gesellschaft ........................................................................................................................................................................... 4 1.1 Warum über Landwirtschaft reden? .............................................................................................................................. 4 1.2 Storytelling .................................................................................................................................................................... 5 1.3 Die Macht der Worte ..................................................................................................................................................... 5 1.4 Gelungen Argumentieren .............................................................................................................................................. 6 1.5 Umgang mit Killerphrasen............................................................................................................................................. 8 1.6 Störenfriede der Kommunikation .................................................................................................................................. 8 1.7 Lust auf mehr Agrarkommunikation.............................................................................................................................. 9 2. Daten und Fakten zur Landwirtschaft in Oberösterreich ............................................................................................................................... 10 3. Reden wir über Landwirtschaft .......................................................................................................................................................................... 12 3.1 Recht und Eigentum.................................................................................................................................................... 13 3.2 Pflanzenbau (Acker- und Grünland) .............................................................................................................................. 14 3.3 Alm und Weidewirtschaft ............................................................................................................................................ 17 3.4 Tierhaltung .................................................................................................................................................................. 18 3.5 Lebensmittel ............................................................................................................................................................... 27 3.6 Klimawandel ................................................................................................................................................................ 31 3.5 Öffentliche Gelder ....................................................................................................................................................... 34 4. Handwerkzeug Kommunikation – Angebote der Landwirtschaftskammer OÖ und des LFI OÖ ............................................................. 35 IMPRESSUM 1. Auflage Landwirtschaftskammer NÖ, Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten, erarbeitet von: Landwirtschaftskammer OÖ, Auf der Gugl 3, 4021 Linz Für den Inhalt verantwortlich: Landwirtschaftskammer OÖ, Kommunikation & Medien Redaktion: Birgit Kaltenbrunner BEd (LK NÖ), DI Bernadette Laister (LK NÖ), Mag. Elisabeth Frei-Ollmann (LK OÖ) Layout, Illustrationen und Infografik: Eva Kail (LK NÖ), Renate Rigler (LK OÖ) Fotos: Landwirtschaftskammer Druck: Druckerei Haider, Schönau im Mühlkreis 1. Auflage der oö. Broschüre: Linz, Dezember 2020 Im Interesse der Lesefreundlichkeit wurde auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Die Landwirtschaftskammer OÖ behält sich das alleinige Verfügungsrecht vor. Jede auch nur auszugsweise Vervielfältigung ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung der LK OÖ erlaubt. Haftung bezüglich Inhalt und dessen Anwendung wird nicht übernommen. 2
VORWORT Liebe Bäuerinnen und Bauern! Als Bäuerin oder Bauer übernehmen Sie Verantwortung für die zentralen Lebensbe- reiche in der Gesellschaft. Sie sorgen für wertvolle regionale Lebensmittel, Rohstof- fe sowie einzigartige Lebensräume und sichern damit die Lebensqualität in unserer Heimat. In dieser Schlüsselrolle sind Sie heute mehr denn je gefordert, der Bevöl- kerung Antworten zu geben. Der Anteil von uns Bäuerinnen und Bauern an der Gesamtgesellschaft ist in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Persönliche Beziehungen zwischen Michala Langer-Weninger Bauern und Bürgern sind dadurch schwächer geworden. Diese Entfremdung der Präsidentin Gesellschaft von der Landwirtschaft führt zu Entwicklungen, die uns häufiger als früher unter gesellschaftlichen Druck stellen: Viele unserer Leistungen werden als selbstverständlich betrachtet. Moderne Bewirtschaftungsverfahren werden immer wieder skeptisch beäugt. Das fehlende Wissen über die Erzeugung von Lebensmit- teln und Rohstoffen, gepaart mit einer Dominanz von Werbebildern in den Medien, führen zu falschen Erwartungshaltungen. Als Landwirtschaftskammer begegnen wir dieser Situation mit einer bewussten Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit, die wir in unserem Arbeitsprogramm 2020 – 2025 verankert haben. Wir stärken die Botschafterrolle der Bäuerinnen und Bauern Mag. Karl Dietachmair in der direkten Kommunikation mit den Konsumentinnen und Konsumenten. Doch Kammerdirektor das funktioniert nur mit Ihrer Unterstützung und Beteiligung! Denn direkte Kom- munikation ist immer am authentischsten und glaubwürdigsten. Das vorliegende Argumentarium soll Ihnen helfen, sicher und selbstbewusst über Ihre Arbeit mit Ihren Mitbürgern zu reden und so das Vertrauen in die Landwirte insgesamt aus- zubauen. Denn in jedem Gespräch am Stammtisch oder mit Ihren Nachbarn sind Sie ein wichtiges Sprachrohr unserer heimischen Land- und Forstwirtschaft. Vielen Dank, dass Sie dazu einen wesentlichen Beitrag leisten! 3
1. DIALOG MIT DER GESELLSCHAFT 1.1 Warum über Landwirtschaft reden? Lange konnten sich Bäuerinnen und von der Branche, der Agrarpolitik und Bauern darauf verlassen, dass breite schließlich von den Landwirten selbst Bevölkerungsschichten über familiäre geschlossen werden. und persönliche Beziehungen Einblick in die Landwirtschaft haben. Damit Wie mit Kritikern umgehen? waren ihnen Verständnis und Solida- Die Landwirtschaft muss sich mit Kritik rität meist sicher. Heutzutage haben auseinandersetzen, sie ernst nehmen immer weniger Menschen in ihrem di- und versuchen die Perspektive der Kri- rekten Umfeld noch Kontakt zu bäuer- tiker nachzuvollziehen. Das heißt nicht lichen Betrieben, um selbst regelmä- automatisch, diese auch akzeptieren ßig Erfahrungen am Bauernhof sam- zu müssen. Eine grundsätzlich abweh- meln zu können. Wo Information fehlt, rende Haltung vernichtet allerdings die da wachsen Gerüchte! Chance, Menschen als Mitstreiter für Ein positives Image unserer hei- die bäuerlichen Anliegen zu gewinnen. mischen Landwirtschaft bedingt Ver- Zahlreiche Menschen oder Gruppen in- trauen und Verständnis durch die Ge- teressieren sich für die Landwirtschaft sellschaft. Es beeinflusst Kaufentschei- und sind auf der Suche nach mehr Infor- dungen und erhöht die Bereitschaft, mationen zum Thema. Als Bäuerin oder öffentliche Gelder in die regionale Bauer sind Sie Experten und können Land- und Forstwirtschaft fließen zu zur Aufklärung und Beantwortung kri- lassen. Bäuerinnen und Bauern sollten tischer Fragen beitragen. Die persön- die Chance nutzen, selbst aktiv den liche Begegnung mit einer Bäuerin bzw. Dialog mit der Öffentlichkeit zu führen. einem Bauern oder eine Hofbesichti- Warum? Die Menschen machen sich gung bildet die Basis, um sogenannte so oder so ein Bild der Landwirtschaft. „Fake News“ von realen Informationen Die Kernfrage lautet: „Wer zeichnet zu unterscheiden. Viele Kritiker – nicht es?“ Problematisch wird es, wenn alle – haben durchaus fundierte Kennt- Werbung mit der Wirklichkeit auf bäuer- nisse über die heutige Landwirtschaft. lichen Betrieben verwechselt wird oder Sie diskutieren gerne mit Praktikern, um Gruppen die Meinungsführerschaft ihr Bild zu vervollständigen. Jedes Ge- übernehmen, die andere Interessen spräch ist hierbei eine Chance, um sach- verfolgen. Die Kluft zwischen der liche Informationen weiterzugeben. Im „echten Landwirtschaft“ und der ge- besten Fall wird aus einem Kritiker ein sellschaftlichen Wahrnehmung muss Botschafter für die Landwirtschaft. 44
1.2 Storytelling 1.3 Die Macht der Worte Menschen lieben Geschichten. Sie sind 98 Prozent unseres Denkens läuft un- daher für die Vermittlung von Wissen bewusst ab. Unsere Wortwahl weckt sowie für Öffentlichkeitsarbeit sehr gut unterbewusst bestimmte Abläufe beim geeignet und ermöglichen, Botschaften Denken und erzeugt gleichzeitig Bewer- in unserer schnelllebigen Zeit merkbar tungen und Gefühle. Beim Lesen oder und erinnerbar zu machen. Gute Ge- Hören eines bestimmten Wortes werden schichten transportieren immer klare immer damit verbundene Erfahrungen, Botschaften. Menschen können sich in Gefühle und Werte in unserem Gehirn gute Geschichten persönlich hineinver- abgerufen. Diese werden auch als Deu- setzen, sich mit den handelnden Perso- tungsrahmen (Frames) bezeichnet. Die Bu ch -T ip p nen ärgern und freuen und sie damit aus Kenntnis des entsprechenden Bedeu- dem Stegreif weitererzählen. Auch mit tungsumfelds von Formulierungen bei bildlichen Vergleichen (Metaphern) kön- verschiedenen Zielgruppen, sollten wir Die Macht des Wortes - nen wir sehr viel ausdrücken. Man kann in unserer Kommunikation nutzen – und mit positiver Sprache sich das Gesagte besser vorstellen und jene verwenden, die unsere Anliegen zum Erfolg leichter merken. Je konkreter die For- unterstützen. Im landwirtschaftlichen mulierung ist, desto klarer ist auch das Kontext verbinden Konsumenten bei- erzeugte Bild im Kopf. Anstelle spielsweise mit demWort„Ferkelproduk- von Tieren ist es beispiels- tion“ oft Massentierhaltung, da der weise besser von Schwei- Begriff „Produktion“ im nen oder Mutterkühen zu Kontext der industriellen sprechen. Erzeugung gedeutet wird. „Ich bin für die Aufzucht Gute Geschichten… von Ferkeln verantwortlich“ Autor: Manfred Schauer sind einfach gestrickt umschreibt ein und dieselbe Tä- haben einen Handlungsbogen tigkeit ganz anders und fokussiert Video erzählen etwas Neues auf die Nutztier-Mensch-Beziehung. Buchvorstellung sind glaubwürdig Steuern Sie selbst, wie Sie wahrgenom- drehen sich um ein konkretes Beispiel men werden möchten! Schlüpfen Sie in bieten dem Publikum einen emo- die Schuhe Ihres Gegenübers und argu- tionalen Anknüpfungspunkt mentieren Sie nutzenorientiert. Wer redet mit? Medien Tierschutzorganisationen Bürgerinitiativen Verbraucherschutzorganisationen Arbeiterkammer Berufskollegen Lokalpolitik Anrainer Umweltschutzorganisationen Veganer – Vegetarier Andere Landwirte diverse politische Parteien 5
1.4 Gelungen Argumentieren Der Weg zu gelungenen Impulsen Grundregeln Andere Meinungen akzeptieren! 1. Die Zielgruppe kennen Die größte Hürde in einer Diskussion Jeder hat „das Recht“ auf seine ist in der Regel das eigene Ego und die Versetzen Sie sich in Ihr Gegenüber. eigene Meinung. Einstellung zu dem Gesprächsthema Welche Wertvorstellung, welche Er- Falsche Fakten sachgerecht bzw. Gesprächspartner. Unser Ziel ist fahrungen und Prägungen hat Ihr Ge- widerlegen. oft, das Gegenüber von der eigenen sprächspartner? So erhalten Sie einen Kritische Meinungen bewusst Meinung zu überzeugen. Das Dumme Einblick in seine Bedürfnisse. Hören anhören – Gesprächspartner ist nur, dass unser Gesprächspartner ausreden lassen. Sie genau zu und passen Sie sich der ebenso ein Ego und eine eigene Mei- Kommunikationsebene mit Ihren Argu- Interesse an der Haltung des nung hat. menten an. Gesprächspartners Eine erfolgreiche Diskussi- zeigen – das schafft Was bewegt mein Gegenüber? on stellt eine „Win-Win- Vertrauen. Welche Interessen verfolgt er? Situation“ für beide Sei- Gesprächspart- Welche Erwartungen hat die jewei- ten dar. Sie basiert auf Eine Reise von ner ansehen, aktiv lige Gruppe an die Landwirtschaft? Respekt und Verständ- zuhören – dh Antwor- Welche Ängste hat mein Gegen- nis. Wir neigen jedoch 1.000 Meilen ten wiederholen und über? dazu, anderen unsere beginnt mit dem konkrete Fragen stellen Wie sieht der Alltag der jeweiligen Meinung überzustülpen. ersten Schritt. und gegebenenfalls Gruppe aus? Wie können wir dennoch Luise Redemann auch einmal Zugeständ- Wie ist die Kommunikationsform für eine positive Stim- nisse machen – „Sie meines Gegenübers – emotional haben in diesem Punkt mung gegenüber der oder sachlich? recht“ oder „Ich verstehe Landwirtschaft sorgen? Ihre Sorge betreffend…“ Warum argumentiert er so? Möch- Die Devise lautet: Im- (schafft eine gute Gesprächs- te er gewinnen? Möchte er sein pulse geben! Meinungsbildung basis auf Augenhöhe). Leben verbessern? Sucht er sozia- ist ein langwieriger, persönlicher Pro- In der Sprache des Gesprächs- le Kontakte? Möchte er Neues ken- zess. Hierbei spielen Werte und Erfah- partners sprechen – Fachaus- nenlernen und sich rungen eine große Rolle. Auch wenn drücke vermeiden bzw. erklären. damit ausein- wir nicht sofort eine Reaktion auf un- Gemeinsamkeiten finden. andersetzen? Nur wenn du sere Argumente bzw. Impulse erken- Ein Argument nicht grundsätz- 2. Dem Gegenüber verstehst, was nen können, wirken diese nach. Sie lich ablehnen, sondern erklären, regen unsere Gesprächspartner dazu warum es in diesem Fall nicht aktiv zuhören Menschen an, ihre Sichtweise zu überdenken. gilt. Hören Sie sich kri- bewegt, kannst Positive Impulse sind somit der erste Keine Provokationen zulassen. tische Meinungen du sie Schritt hin zu mehr Verständnis. bewusst an. Oft bewegen. stecken dahin- Bodo Flaig ter Ängste oder Wünsche, die gehört werden möchten. Fragen Sie nach, um das tatsächliche Bedürfnis zu erkennen. Wiederholen 6
Wir argumentieren bzw. fassen Sie das Gesagte Ich kann Sie gut verstehen Worauf wollen Sie mit die- Ein Kunde ruft empört aus: „Bei immer wieder zusammen, und Sie haben in diesem ser Frage hinaus? diesem mickrigen Angebot sollten um sicher zu sein, dass Sie Punkt sicher recht. Man muss nicht alles wissen Sie rot werden vor Scham!“ Es Ihr Gegenüber richtig ver- Schön, dass Sie sich eben- – es zeugt von Kompetenz, würde Ihrem Ego vermutlich gut standen haben. Durch aktives falls für das Thema inter- wenn Sie gewisse Dinge spä- tun, wenn Sie jetzt grinsen und Nachfragen und Ihre Mimik essieren. ter beantworten: „In diesem frech erwidern würden: „Und und Gestik, zB Nicken, fühlt Das ist interessant. Punkt muss ich mich noch nä- warum nicht grün werden?“ Doch hätte Sie diese schlag- sich Ihr Gegenüber verstan- Nicht alle Fragen müssen be- her informieren, ich liefere die fertige Antwort in der Sache den. Zeigen Sie bewusst In- antwortet werden. Manchmal Antwort nach“. weitergebracht? Nein. Vermutlich teresse am Gegenüber. Das ist es sinnvoll, auf Fragen mit hätte der Kunde nun die Macht- schafft Vertrauen. Gegenfragen zu antworten. 3. Argumentation aufbauen frage gestellt und geantwortet: Widerlegen Sie nicht alle Ar- Dabei gewinnt man Zeit, die Die optimale Anzahl an Argu- „Jetzt werden Sie mal nicht gumente Ihres Gesprächs- eigenen Gedanken zu ordnen menten ist drei. Ab dem vier- unverschämt!“ Deshalb wäre es partners, sondern gestehen und eine Antwort im Kopf vor- ten Argument sinkt die Nach- besser, sich selbst zu behaupten Sie auch ein, wenn Sie in ei- zubereiten. Wichtig ist dabei, vollziehbarkeit (Merkfähigkeit) und ruhig zu antworten: „Ich nem Punkt nicht recht haben dass niemand mit einer Frage und gleichzeitig erhöht sich bedaure, dass es auf Sie so oder bestätigen Sie die Aus- in die Enge getrieben wird. die Skepsis und sinkt die wirkt.“ – Kurze Pause – „Was sage je nach Möglichkeit. Verständnisfragen helfen Glaubwürdigkeit. Nicht nur stellen Sie sich denn vor?“ Wenn ich Sie richtig ver- etwa, das Gegenüber besser die Anzahl, sondern auch die Dr. Gudrun Fey, Rhetorik- und standen habe, geht es zu verstehen. Reihenfolge der Argumente Kommunikationscoach Ihnen darum, dass… Was verstehen Sie darunter? ist für eine erfolgreiche Argu- Es ist Ihnen wichtig, dass… Wie meinen Sie das? mentation ausschlaggebend. 7
Zu Beginn kommt das zweitbeste Ar- 1.5 Umgang mit Killerphrasen gument. Es prägt die Gesprächsatmo- sphäre am stärksten und entscheidet, Killerphrasen sind Scheinargumente oder sogenannte Totschlag-Argumente, die ob uns unser Gegenüber weiterhin in- dazu dienen, Vorstellungen und Ideen der anderen durch scheinbare Sachargu- teressiert zuhört. mente abzuwerten oder zu „widerlegen“. Auf Killerphrasen sollte klar reagiert Dieses Argument werden, da die Scheinargumente sonst immer wieder kommen, das Domi- muss keine Aus- Der Wurm nanzgehabe stärker wird oder einer der Diskussionsteilnehmer in die Defen- sage sein, son- muss dem sive gedrängt oder herabgewürdigt wird. Killerphrasen spielen häufig auf der dern kann auch Fisch Beziehungsebene – das sollten Sie nicht so hinnehmen und persönliche Angriffe als Frage formu- schmecken dezidiert ablehnen und darauf hinweisen, dass Sie an einer sachlichen Auseinan- liert werden, wie und nicht dem dersetzung interessiert sind. zB „Was verstehen Angler. Sie unter Massen- Helmut Thoma Wie reagiert man auf Killerphrasen? tierhaltung?“. Als Nicht aus der Ruhe bringen lassen. zweites folgt das Das Gespräch auf eine sachliche Ebene zurückbringen. schwächste Argument. „So kann und will ich nicht diskutieren. Gerne können wir auf einer sachlichen Es wird gerne überhört und am schnells- Ebene weiterreden.“ ten vergessen. Zum Schluss punkten Nicht auf eine Diskussion mit Scheinargumenten einlassen; den Gesprächs- Sie mit dem stärksten Argument. Hier partner bitten, das Gesagte zu präzisieren. Bei Scheinargumenten ist das nicht knüpft die weitere Diskussion meist an. möglich. Die Reihung der Argumente richtet sich nach den Interessen des Gegenübers. Beispiele für Killerphrasen Versuchen Sie Ihre Argumente stets ürde ich mich auch so en. positiv zu formulieren. Tappen Sie nicht le w her a u sred Stel r in die Jammerfalle, denn Nörglern hört ja ke ine Ahn u n g v o n ... e Ihr en niemand gerne zu. Wir gehen ihnen ab r. An e ba tig, ab r bei uns n h sogar aus dem Weg. Positive Botschaf- nd Sie ir ch icht an w e h ten verbreiten zugleich eine fröhliche ic ä tzl as s i s t grund D Stimmung. Mit diesen Tipps wird Ihre nächste Argumentation bestimmt zu einem erfolgreichen Impuls. 1.6 Störenfriede der Kommunikation 1. Das zweitbeste Argument am Anfang. Manchmal passiert es, dass unser Gegenüber verärgert ist, ohne dass wir es uns erklären können. Einfaches Nachfragen wird häufig als Angriff auf die eigene Per- 2. In die Mitte das schwächste Argument. son oder Kompetenz missverstanden. Dahinter können unpassende Fragewörter stecken. 3. Das Beste kommt zum Schluss: Hier punkten Sie mit dem stärksten Um eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu sichern, ist es wichtig, stets die Sache von der Person zu unterscheiden. „Ich-Botschaften“ sind hilfreich, um zu Argument. verdeutlichen, dass es sich bei einem Thema um Ihre Ansicht handelt und nicht um eine allgemeingültige Aussage. 8
1.7 Lust auf mehr „muss“ Agrarkommunikation? Das Wort „muss“ wirkt unsympathisch. Bei allem, was wir „müssen“, bestim- Sie möchten Anregungen dafür, wie men wir nicht selbst über unser Handeln (zB Ich muss mich an die Vorschrif- Sie direkt auf ihrem Betrieb Öffent- ten halten – Ich halte die Vorschriften ein. Ich muss die Gülle ausbringen – Ich werde die Gülle ausbringen). lichkeitsarbeit umsetzten können? Dann holen Sie sich die Broschüre Das Wort „muss“ vermeiden bzw. ersetzten zB „Ich werde…“, „Ich möchte…“ „Werkzeugkoffer – Praktische Öf- fentlichkeitsarbeit für Haus und Hof“. „Ja, aber“ Das Beratungsprodukt „Öffentlich- keitsarbeit am Bauernhof“ unterstützt „Ja, aber“ löst Widerstand aus, da sich dahinter ein „verstecktes NEIN“ befindet. Sie bei der Planung Ihres individuellen „aber“ durch zB „und“ ersetzen Auftritts. Es richtet sich an Betriebe, die etwa auf Ihrem Hof Veranstaltun- „Warum“ „Weshalb“ „Weswegen“ gen bzw. Exkursionen planen oder „Wieso“ sich einfach über praktische Methoden der Öffentlichkeitsarbeit informieren Warum & Co sind Fragewörter, mit denen Ursachen gesucht werden. Sie er- möchten. zeugen einen Rechtfertigungsdruck. Auf Druck folgt bekanntlich Gegendruck und so kann sich ein Gespräch zu einer hitzigen Diskussion aufschaukeln. Alternative „aus welchem Grund“. In der Webinarreihe „Wie erklären wir’s den anderen“ werden aktuelle „Immer“ Themen von Fach- experten aus dem „Immer“ stimmt in Verbindung mit einem Problem nie. Blickwinkel der Kom- Alternativ: oft, manchmal, häufig, … munikation beleuchtet. Die Webinare gibt es auch zum Nachsehen. Die Kommunikation direkt vom Bauern zum Mitbürger ist am authen- tischsten. Sie als praktizierender Landwirt können am besten erklären, In nur drei Minuten fit für den Dialog: warum und wie sie etwas tun. Jedes Gespräch ist ein Baustein, der das In der Videoreihe „Die Landwirtschaft Bewusstsein für die heimische Landwirtschaft stärkt. im Dialog“ werden Methoden und Tipps für erfolgreiche Ge- spräche von Bäuerin- nen und Bauern vorge- stellt. Webinare des LFI mit aktuellen Themen. 9
2. LANDWIRTSCHAFT IN OBERÖSTERREICH DATEN UND FAKTEN ZUR 31.000 90 % bäuerliche Betriebe der Fläche werden land- und forstwirtschaftlich genutzt 939.878 ha (von 1.050.508 ha Gesamtfläche) garantieren die Beschäftigung von Landwirtschaftliche Nutzfläche 100.000 502.299 ha Menschen Wald 498.000 ha 30.000 60.000 Menschen direkt auf den Höfen im vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereich e Bauern BIO rr eichisch Oberöste sicherenrsorgung b e n s m ittelv Le für rund e n M e n schen on 20 % der oö. Betriebe bewirtschaften 2 ,3 Milli biologisch etrihee b e B i o - B 4.70irts0chaften eine Fläc ar v o n bew Hekt Oberösterreichische Bauern: 91.000 Produktionswert OÖ Land- und Forstwirtschaft 2019 1,76 Milliarden Euro 10
41 % Zuchtsauen 38 % Mastschweine Selbstversorgungsgrad mit österreichischen Produkten 37 % Maststiere Rindfleisch 141 % 32 % Ziegen Kuhmilch 120 % 29 % Rinder Bier 105 % Wein 101 % 31 % Milchkühe Schweinefleisch 101 % Getreide 86 % Eier 85 % 4.000 Betriebe bieten auf unterschiedlichsten Betriebszweigen Kartoffeln 80 % regionale und saisonale Lebensmittel an davon Gefügelfleisch 72 % Gemüse 56 % Tendenz steigend Pflanzliche Öle 55 % 2.200 Direktvermarkter Ölsaaten 48 % (Datenbank LK OÖ) Obst 40 % 27 % der Waldfläche in % OÖ oberösterreichi- schen Haushalte 42 werden mit Holz 40.000 4,7 Mio. beheizt. Waldbesitzer bewirtschaften Festmeter Holz 3,5 Mio. 35 % werden mit Wärme Zuwachs Festmeter Holz aus Kraft-Wärme-Kopplungs- rund 490.000 Hektar Nutzung anlagen versorgt. pro Jahr 11
3. REDEN WIR ÜBER DIE LANDWIRTSCHAFT Sie kennen bestimmt die angenehme verbinden. Uns ist bewusst, dass sich Situation, wenn Menschen mit unter- das gesprochene Wort vom geschriebe- schiedlichen Erfahrungen und Zugän- nen Wort immer unterscheidet. Bauen gen in einer wertschätzenden Art und Sie einfache kurze Sätze, dann sind Sie Weise miteinander – auf Augenhöhe – verständlich! Übersetzen Sie die Fak- diskutieren. Dabei lernt meistens jeder ten in Ihre eigenen Worte – so sind Sie was dazu – und selbst fühlt man sich authentisch. Am Schluss jedes Themas ebenfalls verstanden. Wahrscheinlich finden Sie eine exemplarische Ich-Bot- haben Sie sogar häufiger eine gegen- schaft als Beispiel für ein individuelles teilige Erfahrung gemacht: Wenn ver- Argument. Bitte verstehen Sie die vor- härtete Positionen aufeinanderprallen liegende Abhandlung als Wegweiser und kein Argument wirklich ankommt durch die Themenvielfalt der Landwirt- oder ernst genommen wird. Die schaft. Nicht alle Themen konnten er- zwischenmenschliche Kommunikation schöpfend bearbeitet werden, nicht alle ist immer eine Herausforderung und Themen werden Sie persönlich betref- in gleicher Weise von der Sach- und fen. Erweiterungen und Ergänzungen Beziehungsebene geprägt. Im Zusam- werden folgen. Sollten Sie Anregungen menhang mit den Themen rund um Ih- haben, freuen wir uns über Ihre Rück- ren Berufsalltag als Bäuerin oder Bauer meldung! haben wir mit den Fachabteilungen der Landwirtschaftskammer NÖ und OÖ wesentliche Fakten zu verschiedenen B u c h - T ip p Themen herausgearbeitet. Diese Bro- schüre soll Sie bei Ihren persönlichen Gesprächen mit Nachbarn, Kunden und Mitbürgern dabei unterstützen, Ihre Ethik für die Landwirtschaft - Botschaften fundiert und sicher über- Das philosophische Bauernjahr mitteln zu können. Das Buch liefert Antworten auf ethische Gebrauchsanweisung für die Fragen in Bezug auf die Landwirtschaft Fakten & Argumente als Antwort auf gesellschaftliche Erwartungen. Es ist dabei keine fach- Die folgenden Seiten sind kein argu- philosophische Arbeit, sondern wendet mentatives Patentrezept sondern viel- sich explizit an Landwirtinnen und mehr eine Anregung, diese auf Ihre Landwirten selbst. Betriebsperspektive hin maßzuschnei- dern und mit den theoretischen Grund- Autor: Christian Dürnberger lagen der vorangegangenen Seiten zu 12 12
3.1 Recht und Eigentum #Rechte und Pflichten im Wald Warum darf ich im Wald nicht mountainbiken? Der Wald ist Privatgrund und kein öffentliches Gut. Das Spazierengehen ist erlaubt, weil dies ausdrücklich im Forstgesetz so geregelt ist. Jeder darf den Wald zu Erholungszwecken betreten, aber er darf dort nicht mit dem Rad fahren. Auch das Betreten mit Tourenskiern oder das Schneeschuhwandern ist prinzipiell erlaubt. Die Freizeitsportler sollen sich aber so verhalten, dass es zu keinen Schäden an den jungen Bäumen kommt. Der Wald ist nicht nur Erholungsraum, sondern auch Arbeitsplatz für Bauern und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wenn die Bauern Holz ernten, sind sie gesetzlich verpflichtet, den Gefahrenbereich mit Hinweistafeln zu sperren. So können Waldbesucher vor umfallenden Bäumen oder vor Gefahren, die von den Erntemaschinen ausgehen, geschützt werden. Diese Betretungsverbote sind von den Waldbesuchern unbedingt zu beachten. An den Wald gibt es zahlreiche Ansprüche. Damit es zu keiner Überforderung kommt und dieser alle Funktionen wie zB den Lawinenschutz erfüllen kann, sind Kompromisse nötig. Der Wald schützt uns und wir sollten auch den Wald schützen. #Wiesen und Äcker gehören den Bauern Wem sollte es was ausmachen, wenn mein Hund auf der Wiese herumtollt? Wiesen werden beim Gassi-Gehen oft mit Hundekot verschmutzt und dieser landet im Endeffekt im Futtertrog der Rinder. Das ist nicht nur extrem unappetitlich, sondern kann bei den Kühen zu schweren, unheilbaren Erkrankungen führen, die in der Trächtigkeit den Verlust des Fötus bewirken. Das müssen Bäuerinnen und Bauern nicht hinnehmen. Denn das Betreten von fremden Wiesen und Feldern ist rechtlich gesehen verboten. Bei Übertretungen kann auch geklagt werden. Bäuerliche Wiesen und Felder dürfen grundsätzlich nur mit Zustimmung des Eigentümers oder des Bewirtschafters betreten wer- den. Es ist auch verboten, sich Früchte von fremden Bäumen anzueignen. #Verhalten auf der Alm Wieso darf ich die Kühe auf der Alm nicht füttern? Wanderer sollen den Kontakt zum Weidevieh möglichst vermeiden und Tiere nicht füttern. Dies wurde in den 10 Verhaltensregeln festgeschrieben, die vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus in Zusammenarbeit mit der Landwirt- schaftskammer Österreich, der Wirtschaftskammer Österreich und dem Österreichischen Alpenverein erstellt wurden. In der Nähe von Weidevieh sollte man sich möglichst ruhig verhalten. Bei einer Begegnung mit Mutterkühen, die ihre Kälber schützen wollen, sollte man den Kontakt mit Hunden vermeiden und den Hund an der kurzen Leine führen. Ist allerdings ein An- griff durch ein Weidetier abzusehen, sollte man den Hund sofort ableinen. Wanderer sollten die Wanderwege nicht verlassen und Weidevieh, das den Weg versperrt, in großem Abstand umgehen. Auf der Homepage www.sichere-almen.at sind die wichtigsten Regeln zum Verhalten auf der Alm zusammengefasst und anschaulich erklärt. 13
3.2 Pflanzenbau (Acker- und Grünland) Pflanzenschutz ist schädlich #Pflanzengesundheit flanzen- Ich brauche P nte zu ie Er Ziel ist es, gesunde Lebensmittel in einer gesunden Umwelt zu erzeugen. schutz, um d die Ver- ch Pflanzenschutz ist mehr als nur Mitteleinsatz: Er umfasst zudem Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, sichern - spri eit mit erh Sortenwahl und permanente Kultur-Beobachtung (zB Schadschwellen – siehe www.warndienst.at). sorgungssich ischen eim Noch nie in der Geschichte Österreichs waren unsere Ackerböden so fruchtbar und konstant ertragreich wie leistbaren, h ufrecht a Lebensmitteln . jetzt. Durch den Klimawandel steigt der Schädlings- und Unkrautdruck auf viele Kulturen. Ohne Maßnahmen für zu ha n lt e die Pflanzengesundheit wäre die Versorgungssicherheit gefährdet. Lebensmittel sind heute so sicher wie noch nie. Risikofaktor Nummer 1 hinsichtlich Lebensmittel ist falsche Ernährung verbunden mit zu wenig Bewegung. Moderne Anbauverfahren und die Digitalisierung der Landwirtschaft ermöglichen einen noch effizienteren Pflanzenschutz. Landwirtschaft ist Wirtschaft – es ist im Interesse der Bäuerinnen und Bauern, den Einsatz von Betriebsmitteln so effektiv und sparsam, wie möglich zu gestalten. Ihr bringt Gift Pflanzen sch auf den Feldern aus ist mehr utz a Mittelein ls #Chemischer Pflanzenschutz satz Pflanzen haben am Feld mit Schädlingen und Krankheitserregern zu kämpfen. Unkräuter konkur- rieren mit der Hauptkultur um Wasser, Licht und Nährstoffe oder überwuchern häufig die Kulturpflanze. Die Pflanzen brauchen daher Schutz, um Ernteverluste und Totalausfälle zu reduzieren. Pflanzenschutzmittel sind bei sachgemäßer Verwendung sicher für Mensch, Tier und Umwelt. Experten Ich brauche der Zulassungsbehörden etwa von der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) prüfen das genau. Pflanzenschutz, Pflanzenschutzmittel sind die weltweit am besten untersuchten Stoffe. Die Entwicklung eines Wirkstof- um die Qualitäts- fes dauert ca. 10 Jahre, da zahlreiche Tests und Studien vor der Markteinführung durchgeführt werden. erwartungen der In Österreich werden jährlich ca. 800 Proben von lw. Rohprodukten, wie zB Obst, Gemüse, Getreide, Konsumenten und von der AGES untersucht. Davon wurde bei 1,9 % der Proben eine Höchstwertüberschreitung eines des Handels zu Wirkstoffes festgestellt. Bei dieser Untersuchung wurden gesamt ca. 390.000 Analyten, das entspricht erfüllen. ca. 488 Analyten je Probe ausgewertet. Schon bei Übersschreitung eines einzelnen Analyt-Grenzwerts gilt die Probe als pestizidbelastet. Der Grundsatz lautet: „So wenig, wie möglich, so viel wie notwendig“. Schließlich sind Pflanzenschutz- mittel auch sehr teure Betriebsmittel. Durch das System der Mulch- und Direktsaat leiste ich einen Beitrag zu aktivem Boden- und Erosions- schutz. Dabei setze ich nach Bedarf Pflanzenschutzmittel vor dem Anbau der Kultur ein. Als Landwirt habe ich über einen Pflanzenschutz-Sachkundeausweis zu verfügen. Um die Gültigkeit dieses Ausweises aufrecht zu erhalten, absolviere ich regelmäßig Weiterbildungen zum Thema. Damit wird ein sachgemäßer, verantwortungsvoller Umgang sichergestellt. 14
#Bodengesundheit Österreichs Bauern haben das Umweltprogramm ÖPUL seit dem EU-Beitritt gut angenommen. Darin enthaltene Maßnahmen wie Zwischenfruchtbau, Mulchsaat und humusaufbauende Fruchtfolgen lassen den Humusgehalt auf unseren Ackerflächen kontinuierlich ansteigen. Durch Humusaufbau kann Kohlenstoffdioxid langfristig gespeichert werden. haft Die Landwirtsc öden aus Das ist ein aktiver Beitrag gegen den voranschreitenden Klimawandel. Fruchtbare Böden sind die langfristige Bewirtschaftungsbasis für Bäuerinnen und Bauern. laugt die B Eine nachhaltige Bewirtschaftung ist Grundvoraussetzung, um fruchtbare Böden von Generation zu Generation weitergeben zu können. Wir oberösterreichischen Landwirte bilden uns laufend freiwillig zum Boden- und Gewässerschutz weiter. In 55 Arbeitskreisen werden im Zuge von Feldbegehungen und Veranstaltungen umfassende Informationen zu boden- und gewässerschonenden Maßnahmen ermittelt (www.bwsb.at). Fe ld e r s in d in Österreich Viele nokulturen einseitige Mo #Fruchtfolge Monokultur heißt, dass auf der gleichen Fläche eine Kultur über mehrere Jahre hinweg angebaut Tipp wird. Monokultur bedeutet nicht, dass nur eine Kultur auf dem Feld steht. Gesetzliche Regelungen beschränken den Anbau von ein und derselben Ackerkultur über mehrere Jahre. Knüpfe am Unter Fruchtfolge wird die sinnvolle Aneinanderreihung von Haupt- und Zwischenfrüchten auf Alltag deines einem Feldstück über mehrere Jahre hinweg verstanden. Bäuerinnen und Bauern sorgen durch gut Gegenübers an: durchdachte Kulturabfolgen für fruchtbare Böden. Eine vielfältige Fruchtfolge ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft. „Vergleiche die Gezielte Fruchtfolgen fördern: cker Fruchtfolge am A ausgewogene Nährstoffkreisläufe und die Bodenlockerung durch tiefwurzelnde Pflanzen. lg e im mit der Fruchtfo Humusaufbau/-erhalt durch Pflanzenreste und möglichst ganzjährige Bodenbedeckung (System Hausgarte n. “ Immergrün) sowie Erosionsschutz und Schutz vor Erdabträgen. die Reduktion des Beikraut-Druckes sowie vorbeugende Schädlings- und Krankheitsabwehr. Die flächenstärkste Kultur in Österreich ist Mais mit einem Anteil von 23 % an der Ackerfläche, gefolgt von Weizen, der einen Anteil von knapp 20 % ausmacht. Die Gewährung von Direktzahlungen ist an Fruchtfolgeauflagen gekoppelt. Darüber hinaus beinhal- ten freiwillige Agrarumweltprogramme noch strengere Fruchtfolge-Maßnahmen. 15
Böden sind überdüngt und da s Grundwasser ist beeinträchtig t #Pflanzenernährung und Düngung Kunstdünger Umwelt Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung in Oberösterreich ist rückläufig und somit auch der Wirtschaftsdüngeranfall (Mist, Gülle, Jauche). Eine Überdüngung mit Gülle vergiften die ist damit nicht gegeben. Der Rinderbestand in Oberösterreich ist im Verlauf von 25 Jahren von 676.851 (Dez. 1996) auf 569.875 (Dez. 2019) gesunken. Dies entspricht einem Rückgang von 15,80 Prozent. Da insgesamt auch weniger Bauernhöfe be- wirtschaftet werden, steigt die Viehzahl pro Betrieb, aber nicht absolut. Der Eindruck vermehrter Wirtschaftsdüngerausbringung ist damit falsch. Sag Der Mineraldüngerverbrauch ist in Österreich seit 1980 rückläufig. M in e r a ld ü n g In Oberösterreich werden jährlich zahlreiche Bodenanalysen von Bäuerinnen und er Bauern durchgeführt. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Böden in gutem Zustand sind oder und keinesfalls mit Nährstoffen überversorgt sind. Viele Böden, vor allem im Grünland, N ä h r s to f f e haben sogar einen Nährstoffmangel (Phosphor). Mist, Gülle und Jauche, sprich Wirtschaftsdünger, fallen in der Tierhaltung an und sind w ie S ti c k s to nährstoffreiche, wertvolle Düngemittel. Gelebte Kreislaufwirtschaft ist nachhaltige ff, Landwirtschaft, welche die Böden fruchtbar hält (siehe auch Seite 33 Geruchsemissio- Phosphor u nen). n d K a li anstel le von „Kunstdüng Die Anzahl der Tiere, die ein Betrieb halten darf, ist von seiner Acker- und Grünlandflä- Begriff ansonsten er“, da der che abhängig und limitiert. Dies bewirkt, dass die Wirtschaftsdüngerintensität und das mit „künstlich“ Nährstoffangebot nicht zu hoch sind. verbunden wird. Durch eine bedarfsorientierte Pflanzenernährung werden dem Boden die durch die Pflanze entzogenen Nährstoffe wiederum zugeführt. Dies kann mithilfe von Wirt- schaftsdünger oder/bzw. ergänzend mit Mineraldünger erfolgen. Mineraldünger werden bergmännisch aus Lagerstätten abgebaut (Phosphor, Kali, Magnesium, Kalk) oder aus der Luft synthetisiert (Stickstoff). Der überwiegende Teil der Höfe hat jedes Jahr eine Stickstoff- bilanz zu erstellen, um zu garantieren, dass Grenzwerte nicht über- schritten werden und somit Grundwasser geschützt wird. nd wirtschaft stehen der La zur Verfügung 16
#Bienen und Insekten Rund 20.000 Betriebe in Oberösterreich nehmen am Umweltprogramm ÖPUL teil. Das sind rund 90 Prozent der oberösterreichischen landwirtschaftlichen Betriebe, im Zuge des Agrarumweltprogrammes freiwillige Leistungen für die Umwelt umsetzen, die über das geltende Mindestmaß hinausgehen. Oberösterreichische Bäuerinnen und Bauern haben ca. 12.000 Hektar Biodiversitätsflächen und 7.000 Hektar Ökologische Vorrangfläche angelegt, dazu zählen zB Brachen, Begrünungen, stickstoffbindende Kulturen usw. Diese bieten besonders günstige Lebensräume für Fauna und Flora. Auf mehr als 6.000 Hektar Acker- und Grünland wird in OÖ maßgeschneiderter Naturschutz betrieben. Dabei wurden von Experten genaue Schutz- und Bewirtschaftungspläne ausgearbeitet, die von den Bäuerinnen und Bauern umgesetzt werden. Oberösterreichische Bäuerinnen und Bauern bauen ca. 20.000 Hektar Fläche blühende Kulturen wie Raps, Ackerbohne, Ölkürbis und blühende Begrünungen an. Das sind sechs Prozent der gesamten Ackerflächen, die zwischen Juni und September Nahrungs- grundlagen für unsere Bienen und blütenbestäubenden Insekten bieten. 2018 bis 2020 wurden von unseren Bäuerinnen und Bauern 850 Kilometer einjährige Blühstreifen zur Förderung einer strukturrei- chen Kulturlandschaft geschaffen. Dies entspricht einer drei Meter breiten Strecke von Linz nach Brüssel. Mittlerweile sind in Österreich über zwei Millionen Einzelbäume und über 4.800 Hektar flächige Landschaftselemente geografisch erfasst und werden von Bäuerinnen und Bauern erhalten. Landschaftselemente stellen wesentliche Lebensräume für Insekten und Niederwild dar. 3.3 Alm und Weidewirtschaft #Wolf als Bedrohung für die Alm- und Weidewirtschaft Es gibt mittlerweile in Europa 20.000 Wölfe. Von einer bedrohten Tierart kann nicht mehr gesprochen wer- den. Die Wolfsdichte in den Nachbarländern steigt, auch in Österreich ist mit ie Bauern Warum sehen d zunehmender Wolfspräsenz zu rechnen. Die Bauern in den betroffenen Gebieten im Süden und Norden von OÖ drohung fühlen sich in die Enge getrieben: Sie wollen ihre Tiere auf Weiden und Almen halten und sehen die Weidehaltung und ihre Tiere durch das Auf- den Wolf als Be treten des Wolfes gefährdet. Denn: flächendeckende Weide- und Almwirt- schaft und der Wolf schließen einander aus. Die Forderung für die Wiederkehr des Wolfes kommt hauptsächlich von jenen Personen, die selbst nicht damit leben und arbeiten müssen. Die Landwirtschaftskammer OÖ fordert ein überregionales Wolfsmanagement und eine Raumplanung mit gezielter Wolfsbewirtschaftung. 17
3.4 Tierhaltung Eure Tiere # Massentierhal t ung in M a ss e n ti e rhaltung Beginne mit einer Frage: Was ist für Sie Massentierhaltung? Können Sie leben Ihre Vorstellung davon konkretisieren, damit ich Ihnen besser folgen kann? Wenn heute über Nutztierhaltung berichtet oder diskutiert wird, fällt schnell der Begriff „Massentierhaltung“ oder industrielle Land- wirtschaft. Er wird als „Reizwort“ verwendet, meist mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen darüber, was damit gemeint ist. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) verwendet den Begriff „Intensivhaltung“ und ver- steht darunter Systeme, in denen weniger als 10 % der Futtertrockenmasse aus dem eigenen Betrieb stammen und in dem mehr als 10 GVE pro Hektar betrieblicher landwirtschaftlicher Nutzfläche gehalten werden. In Österreich ist dies aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Die Haltung vieler Tiere stellt keineswegs automatisch eine Verschlechterung des Tierwohls oder des Tierschutzes dar. Das Wohlbe- finden der Tiere hängt vor allem von der Betreuungsqualität, der Betriebsleitung und vom Haltungssystem ab und weniger von der Anzahl der gehaltenen Tiere. Beispielsweise kennen die meisten Bäuerinnen und Bauern ihre Kühe beim Namen. Im internationalen Vergleich hat Österreich eine sehr kleinstrukturierte Landwirtschaft und das betrifft auch die Tierzahlen pro Betrieb. Moderne Stallbausysteme und digitale Landwirtschaft erleichtern Bäuerinnen und Bauern ihren Arbeitsalltag. So bleibt mehr Zeit für die Tierbeobachtung und den direkten Tierkontakt. Wenn über die Intensität der Nutztierhaltung diskutiert wird, dann eignen sich die Begriffe Intensivtierhaltung Bauern betreiben bzw. Qualzucht und halten Turbok Extensivtierhaltung. ühe #Tierzucht Die Tierhaltung in Österreich ist auf gesunde, langlebige und fitte Tiere ausgerich- tet. Gerade in der Zucht sind in Österreich Merkmale wie Fitness, Gesundheit und Langlebigkeit grundlegende Ziele. Die Kuh gibt nur dann entsprechend und über eine lange Nutzungsdauer Milch, wenn sie bestens versorgt und umsorgt ist. Die Hauptrasse in Österreich ist die Rasse „Fleckvieh“. Diese Rasse ist eine Doppel- nutzungsrasse, bei der sowohl Milch als auch Fleisch von Bedeutung sind. Dadurch werden weibliche wie auch männliche Nachkommen gleichermaßen benötigt. In Österreich gibt es ein großes Spektrum an Rassen, darunter viele Gen-Erhaltungs- rassen. Die Erhaltung dieser Rassenlandschaft ist der heimischen Rinderwirtschaft besonders wichtig. Somit hat jeder Landwirt die Möglichkeit, die für seinen Betrieb und Standort geeignete Rasse zu halten. 18
Die aktue #Hal t ungsformen Haltungsformen si llen Tierwohl und Tiergesundheit stehen bei der Stallplanung und – nd veraltet gestaltung an oberster Stelle. Bäuerinnen und Bauern legen großen Wert auf eine intensive Mensch-Tier-Beziehung: „Geht’s den Tieren gut, geht’s dem Bauer gut“. Gleichzeitig haben die individuellen Rahmenbedingungen, wie geographische Lage, persönliche Philosophie sowie Absatz- und Vermarktungsmöglichkeiten einen erheblichen Einfluss. Der Neubau von Stallsystemen ist eine langfristige Entscheidung. Die Investition muss finanziell über viele Jahre hinweg abgeschrieben werden. Gravierende Änderungen oder das Verbot eines Haltungssystems können daher nicht kurzfristig umgesetzt werden und bedürfen Übergangsfristen, um das wirtschaftliche Überleben der Betriebe zu gewährleisten. Durch zusätzliche Einrichtungen, wie zB Beschäftigungsmaterial in der Schweinehaltung, Kratz- bürsten in der Rinderhaltung oder erhöhte Ebenen für Masthühner, wird das Tierwohl erhöht. Bei der Kombinationshaltung von Milchkühen haben die Tiere mindestens 90 Tage freie Bewe- gungsmöglichkeiten und sind zu bestimmten Zeiten an Standplätzen mit Fress-, Tränke- und Lie- gemöglichkeiten. Gerade im Berg- und Alpenraum ist die Kombinationshaltung aufgrund der Lage, Witterung und begrenzten Bauflächen eine etablierte Haltungsform. Laufstallhaltung ist mit und ohne Beweidung möglich. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit sind nicht alle Flächen weidetauglich. Teilweise fehlen auch geeignete Weideflächen in Hofnähe. Landwirtschaftliche Märkte haben keine Staatsgrenzen: Am Beispiel der Pute wird deutlich, dass die Erhöhung der Tierwohlstandards nicht in allen Marktsegmenten entsprechend abgegolten wird. Speziell beim Außer-Haus-Verzehr, wo die Herkunft für den Kunden nicht ersichtlich ist, kommt häufig kostengünstigere Auslandsware zum Einsatz. Tierhaltung muss sich für die Bauern auch wirtschaftlich rechnen. Marktpreise und Marktpotenziale nehmen erheblichen Einfluss auf die Wahl der Wirtschaftsweise und der Haltungsformen. st zur Antibiotika werden in der Ma me verwendet Steigerung der Gewichtszunah #Arzneimitteleinsatz Tierhalter haben die Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Tiere. Diese Verantwortung findet sich auch im Tierschutzgesetz wieder: Kranke Tiere müssen versorgt und gezielt behandelt werden. Der Einsatz von Antibiotika als Leistungsförderer ist verboten. Bäuerinnen und Bauern integrieren in vielen Bereichen vorbeugende Maßnahmen zur Steigerung der Tiergesundheit. Dazu zählen zB Futterqualität, bauliche Einrichtungen zur Erhöhung des Tierwohls etc. Nur nach erfolgter Diagnose durch einen Tierarzt dürfen zur Behandlung von bakteriellen Infektionen auch Antibiotika eingesetzt werden. Dies erfolgt in Österreich gemäß spezieller Leitlinien, die für Tierärzte erstellt wurden und unter Einhaltung der vorge- schriebenen Wartezeiten, bis Fleisch, Milch oder Eier wieder vermarktet werden können. 19
#Ar znei mitte leins atz Tipp Durch die Behandlung von Krankheiten wird die Übertragung von Krankheits- erregern eingeschränkt und somit indirekt die menschliche Gesundheit geschützt. deines Knüpfe am Alltag Der Verbrauch von Antibiotika in der Tiermedizin wird regelmäßig erfasst. Her- s an: Gesprächspartner steller, Zulassungsinhaber und Arzneimittel-Großhändler müssen die verkauften sind oder „Wenn Sie krank milie, Mengen jährlich an eine zentrale Datenbank melden. Seit 2015 gilt diese Mel- r Fa depflicht auch für Tierärzte, die Veterinärantibiotika abgeben. Der Verbrauch an jemand aus Ihre Si e si ch doch auch Antibiotika in der österreichischen Nutztierhaltung ist im Vergleich zu anderen EU wünschen e Ländern verhältnismäßig niedrig. eine entsprechend Antibiotische Leistungsförderer sind bereits seit 2006 in der EU verboten. Das medizinische bedeutet, dass das Verabreichen von Antibiotika über die Fütterung ohne medizi- Versorgung, nische Notwendigkeit verboten ist. oder? “ wohl Wie wird auf das Tier achtet bei Tiertransporten ge Ich wünsche mir eine nde europaweit verpflichte #Tiertransporte Regelung, um die Quali tät von tie ren In der Diskussion werden oft alle Transporte in ein schlechtes Licht gerückt und be- Tiertransporten zu garan n isc he rechtigte Vorwürfe gegen Missstände verallgemeinert. Dabei ist es wichtig, zu unter- und auf den österreich mit scheiden, ob es sich um Inlandstransporte, innereuropäische Transporte oder Exporte Standard anzuheben. Da un d sie in Drittländer handelt. Zudem gelten verschiedene gesetzliche Regelungen für Nutztier-, es den Tieren gut geht su nd am Zuchttier- und Schlachttiertransporte. wohlbehalten und ge Die EU-weit gültige Rechtsgrundlage für Tiertransporte ist die EU-Verordnung 1/2005 Zielort ankomm en . zum Schutz von Tieren beim Transport. Sie beinhaltet umfangreiche Maßnahmen, Ver- pflichtungen und Dokumentationsvorschriften rund um die Sicherstellung der Tierge- sundheit beim Transport. Alle grenzüberschreitenden Transporte werden in der europaweiten Datenbank “Traces“ dokumentiert und diese bietet unter anderem allen zuständigen Behörden die Möglich- keit, Transportrouten einzusehen und Tiertransporte gezielt zu kontrollieren. Beim Transport von Tieren zur Schlachtung hat sich Österreich freiwillig für einen stren- geren Weg entschieden. Innerhalb von Österreich gilt die Viereinhalb-Stunden-Ober- grenze bei Schlachttiertransporten. EU-weit dürfen mit Langstreckentransportmitteln Schlachttiere sogar weit über acht Stunden lang transportiert werden. 20
Wird in Österreich gentechnisch verändertes Futter importiert Wa s ist Ge nte ch nik ? Gentechnik ermöglicht es, Eigenschafte n #Gentechnisch verändertes Futter alte n. gezielt herbeizuführen oder auszusch In Europa dürfen gentechnisch veränderte Pflanzen nicht angebaut wer- Ziel der Gentechnik im Ackerbau (nur in den. Die Verfütterung ist grundsätzlich erlaubt. Nicht-EU Ländern) ist es, die Krank- Es gibt Qualitätsprogramme bzw. Abnehmer landwirtschaftlicher Urpro- tz heitsbekämpfung und den Pflanzenschu dukte, die mit ihren Produzenten vereinbart haben, auf gentechnisch zu optimieren. Die Zulassung eine r verändertes Futter zu verzichten. gentechnisch veränderten Sorte bedarf AMA-Gütesiegel bei Legehennen, Mastgeflügel sowie Milchvieh schreibt einer umfangreichen Überprüfung auf gentechnikfreie Fütterung vor. Bioprodukte sind immer gentechnikfrei. verschiedenste Umweltfaktoren und Bei Schweinefleisch und selten bei Rindfleisch ist die Fütterung von gen- möglicher Folgewirkungen. technisch veränderten Futtermitteln im AMA-Gütesiegel erlaubt, da hier speziell Sojaschrot als wertvolle Eiweißquelle zur Mast nicht in ausrei- chender Menge, GVO-frei, vorliegt (12 % Sojaimport). Das genetisch veränderte Erbmaterial wird bei der Verdauung im Tier oder Menschen soweit in seine Bausteine zerlegt, dass nach der Aufnahme über die Darmwand keine genetisch veränderte Struktur im Körper festzu- stellen ist. Warum werden Rinder enthornt #Enthornen Das Entfernen der Hornanlagen erfolgt hauptsächlich als Schutzmaßnahme vor Verletzungen des Tierhalters. 8 Prozent der Unfälle im Umgang mit Rindern erfolgen durch Hornstoß. Dies kann zu schweren Verletzungen führen. Auch damit sich die Tiere nicht gegenseitig durch Hornstöße verletzen können, werden die Hornanlagen entfernt. Enthornte Rinder sind nachweislich ruhiger und haben weniger Rangkämpfe. Gemäß Tierschutzgesetz dürfen Kälbern die Hornanlagen nur nach erfolgter Betäubung und wirksamer Schmerzbehandlung entfernt werden. Dabei wird mit einem Brennstab die weitere Blutversorgung der Hornknospe unterbunden. Durch das heiße Brenneisen wird gleichzeitig die dabei entstehende Wunde verödet, wodurch Blutungen gestillt werden. In weiterer Folge stirbt die Hornanlage ab und die Wunde verheilt. Es gibt bereits genetisch hornlose Tiere. Natürliche Hornlosigkeit kommt durch spontane Mutationen bei Rindern zustande, die dann von Züchtern gezielt vermehrt wurden. So ist es auch zu erklären, dass wir heute Rinderrassen, wie Angus oder Galloway, kennen, die vollständig hornlos sind, während in anderen Rinderrassen die natürliche Hornlosigkeit nur sporadisch vorkommt. Die Hornloszucht wird ständig weiterentwickelt. Es laufen Forschungsprojekte dazu. 21
Wie verträglich ist Milch für die menschliche Ernährung #Ernährungsaspekte der Milch Kuhmilch ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 3 Portionen Milchprodukte pro Tag. Der empfohlene Nährstoffbedarf an Kalzium (75% der Frauen und 58% der Männer haben laut österreichischem Ernährungsbericht einen Mangel) und Magnesium könnte durch einen entsprechenden Milchproduktekonsum gedeckt werden. Der Verzehr von Milch- produkten brachte zurückblickend auf die letzten Jahrtausende einen Evolutionsvorteil mit sich. Rund 10 % aller Menschen in den westlichen Nationen sind von einer Laktoseintole- ranz (Milchzuckerunverträglichkeit) betroffen. Diese ist auf einen Mangel oder eine zu geringe Aktivität des Enzyms Laktase im Darm zurückzuführen. Sauermilchprodukte und gereifte Käse enthalten wenig Milchzucker und wer- den auch von Laktoseintoleranten gut vertragen. Viele Milchprodukte sind heute auch laktosefrei erhältlich.1 Von einer Milcheiweiß-Allergie sind nur zwischen 0,5 bis 7 % aller Kinder unter zwei Jahren und etwa 1 % der Erwachsenen betroffen. Die Kuhmilch-Proteinallergie verursacht eine Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Bruchstücke der Milchproteine. Es besteht kein Zusammenhang zwischen Verarbeitungsprozessen wie Pasteurisierung oder Homogenisierung und einer nachweislichen Erhöhung des allergenen Potenzials.1 Rohmilch wird bis maximal 40 °C erhitzt. Dadurch bleibt der Großteil der Bakterienflora erhalten. Gleichzeitig werden potenziell krankmachende Keime nicht abgetö- tet, welche für ältere Menschen, Immungeschwächte und Schwangere ein gesundheitliches Risiko darstellen können. Schonende Wärmebehandlungen wie Pasteuri- sieren oder Pasteurisieren in Kombination mit Mikrofilt- ration (wird bei ESL-Milch angewandt) töten pathogene (krankheitserregende) Keime ab und erhalten zugleich den überwiegenden Teil der wertvollen Vitamine und Mineralstoffe. Milch verschleimt nicht! Im Mund kann der Speichel zu einer Ausflockung von Proteinen führen, die als eine ver- mehrte Schleimbildung interpretiert werden kann. 1 1 Quelle: KErn (Kompetenzzentrum für Ernährung): Freispruch für die Milch! – Ein Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Literatur. 22
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