Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ

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Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
Reden wir über die Landwirtschaft
Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb

                   AGRARISCHE
                  FÖRDERUNGEN   MACHT                        STORY-
                                DER                         TELLING
                                WORTE
                                          DIALOG MIT DER
                                          GESELLSCHAFT

    TIERHALTUNG

                    REDEN WIR ÜBER DIE
                     LANDWIRTSCHAFT

                  KLIMAWANDEL
                                                                                      n
                                                                                   kte
                                                                                 Fa

                                  RECHT UND       HANDWERKZEUG        DATEN UND FAKTEN ZUR
                                  EIGENTUM        KOMMUNIKATION         LANDWIRTSCHAFT
                                                                       IN OBERÖSTERREICH
Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
INHALT
    1.    Der Dialog mit der Gesellschaft ........................................................................................................................................................................... 4
    1.1   Warum über Landwirtschaft reden? .............................................................................................................................. 4
    1.2   Storytelling .................................................................................................................................................................... 5
    1.3   Die Macht der Worte ..................................................................................................................................................... 5
    1.4   Gelungen Argumentieren .............................................................................................................................................. 6
    1.5   Umgang mit Killerphrasen............................................................................................................................................. 8
    1.6   Störenfriede der Kommunikation .................................................................................................................................. 8
    1.7   Lust auf mehr Agrarkommunikation.............................................................................................................................. 9
    2.    Daten und Fakten zur Landwirtschaft in Oberösterreich ............................................................................................................................... 10
    3.    Reden wir über Landwirtschaft .......................................................................................................................................................................... 12
    3.1   Recht und Eigentum.................................................................................................................................................... 13
    3.2   Pflanzenbau (Acker- und Grünland) .............................................................................................................................. 14
    3.3   Alm und Weidewirtschaft ............................................................................................................................................ 17
    3.4   Tierhaltung .................................................................................................................................................................. 18
    3.5   Lebensmittel ............................................................................................................................................................... 27
    3.6   Klimawandel ................................................................................................................................................................ 31
    3.5   Öffentliche Gelder ....................................................................................................................................................... 34
    4.    Handwerkzeug Kommunikation – Angebote der Landwirtschaftskammer OÖ und des LFI OÖ ............................................................. 35

    IMPRESSUM
    1. Auflage Landwirtschaftskammer NÖ, Wiener Straße 64, 3100 St. Pölten,
    erarbeitet von: Landwirtschaftskammer OÖ, Auf der Gugl 3, 4021 Linz
    Für den Inhalt verantwortlich: Landwirtschaftskammer OÖ, Kommunikation & Medien
    Redaktion: Birgit Kaltenbrunner BEd (LK NÖ), DI Bernadette Laister (LK NÖ),
    Mag. Elisabeth Frei-Ollmann (LK OÖ)
    Layout, Illustrationen und Infografik: Eva Kail (LK NÖ), Renate Rigler (LK OÖ)
    Fotos: Landwirtschaftskammer
    Druck: Druckerei Haider, Schönau im Mühlkreis
    1. Auflage der oö. Broschüre: Linz, Dezember 2020

    Im Interesse der Lesefreundlichkeit wurde auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und
    weiblicher Sprachformen verzichtet.

    Die Landwirtschaftskammer OÖ behält sich das alleinige Verfügungsrecht vor. Jede auch nur
    auszugsweise Vervielfältigung ist nur mit ausdrücklicher Zustimmung der LK OÖ erlaubt.
    Haftung bezüglich Inhalt und dessen Anwendung wird nicht übernommen.

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Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
VORWORT
Liebe Bäuerinnen und Bauern!
Als Bäuerin oder Bauer übernehmen Sie Verantwortung für die zentralen Lebensbe-
reiche in der Gesellschaft. Sie sorgen für wertvolle regionale Lebensmittel, Rohstof-
fe sowie einzigartige Lebensräume und sichern damit die Lebensqualität in unserer
Heimat. In dieser Schlüsselrolle sind Sie heute mehr denn je gefordert, der Bevöl-
kerung Antworten zu geben.

Der Anteil von uns Bäuerinnen und Bauern an der Gesamtgesellschaft ist in den
vergangenen Jahrzehnten deutlich gesunken. Persönliche Beziehungen zwischen             Michala Langer-Weninger
Bauern und Bürgern sind dadurch schwächer geworden. Diese Entfremdung der                     Präsidentin
Gesellschaft von der Landwirtschaft führt zu Entwicklungen, die uns häufiger als
früher unter gesellschaftlichen Druck stellen: Viele unserer Leistungen werden als
selbstverständlich betrachtet. Moderne Bewirtschaftungsverfahren werden immer
wieder skeptisch beäugt. Das fehlende Wissen über die Erzeugung von Lebensmit-
teln und Rohstoffen, gepaart mit einer Dominanz von Werbebildern in den Medien,
führen zu falschen Erwartungshaltungen.

Als Landwirtschaftskammer begegnen wir dieser Situation mit einer bewussten
Stärkung der Öffentlichkeitsarbeit, die wir in unserem Arbeitsprogramm 2020 –
2025 verankert haben. Wir stärken die Botschafterrolle der Bäuerinnen und Bauern         Mag. Karl Dietachmair
in der direkten Kommunikation mit den Konsumentinnen und Konsumenten. Doch                 Kammerdirektor
das funktioniert nur mit Ihrer Unterstützung und Beteiligung! Denn direkte Kom-
munikation ist immer am authentischsten und glaubwürdigsten. Das vorliegende
Argumentarium soll Ihnen helfen, sicher und selbstbewusst über Ihre Arbeit mit
Ihren Mitbürgern zu reden und so das Vertrauen in die Landwirte insgesamt aus-
zubauen. Denn in jedem Gespräch am Stammtisch oder mit Ihren Nachbarn sind
Sie ein wichtiges Sprachrohr unserer heimischen Land- und Forstwirtschaft. Vielen
Dank, dass Sie dazu einen wesentlichen Beitrag leisten!

                                                                                                                  3
Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
1. DIALOG MIT DER GESELLSCHAFT
                  1.1 Warum über Landwirtschaft reden?
                  Lange konnten sich Bäuerinnen und          von der Branche, der Agrarpolitik und
                  Bauern darauf verlassen, dass breite       schließlich von den Landwirten selbst
                  Bevölkerungsschichten über familiäre       geschlossen werden.
                  und persönliche Beziehungen Einblick
                  in die Landwirtschaft haben. Damit         Wie mit Kritikern umgehen?
                  waren ihnen Verständnis und Solida-        Die Landwirtschaft muss sich mit Kritik
                  rität meist sicher. Heutzutage haben       auseinandersetzen, sie ernst nehmen
                  immer weniger Menschen in ihrem di-        und versuchen die Perspektive der Kri-
                  rekten Umfeld noch Kontakt zu bäuer-       tiker nachzuvollziehen. Das heißt nicht
                  lichen Betrieben, um selbst regelmä-       automatisch, diese auch akzeptieren
                  ßig Erfahrungen am Bauernhof sam-          zu müssen. Eine grundsätzlich abweh-
                  meln zu können. Wo Information fehlt,      rende Haltung vernichtet allerdings die
                  da wachsen Gerüchte!                       Chance, Menschen als Mitstreiter für
                  Ein positives Image unserer hei-           die bäuerlichen Anliegen zu gewinnen.
                  mischen Landwirtschaft bedingt Ver-        Zahlreiche Menschen oder Gruppen in-
                  trauen und Verständnis durch die Ge-       teressieren sich für die Landwirtschaft
                  sellschaft. Es beeinflusst Kaufentschei-   und sind auf der Suche nach mehr Infor-
                  dungen und erhöht die Bereitschaft,        mationen zum Thema. Als Bäuerin oder
                  öffentliche Gelder in die regionale        Bauer sind Sie Experten und können
                  Land- und Forstwirtschaft fließen zu       zur Aufklärung und Beantwortung kri-
                  lassen. Bäuerinnen und Bauern sollten      tischer Fragen beitragen. Die persön-
                  die Chance nutzen, selbst aktiv den        liche Begegnung mit einer Bäuerin bzw.
                  Dialog mit der Öffentlichkeit zu führen.   einem Bauern oder eine Hofbesichti-
                  Warum? Die Menschen machen sich            gung bildet die Basis, um sogenannte
                  so oder so ein Bild der Landwirtschaft.    „Fake News“ von realen Informationen
                  Die Kernfrage lautet: „Wer zeichnet        zu unterscheiden. Viele Kritiker – nicht
                  es?“ Problematisch wird es, wenn           alle – haben durchaus fundierte Kennt-
                  Werbung mit der Wirklichkeit auf bäuer-    nisse über die heutige Landwirtschaft.
                  lichen Betrieben verwechselt wird oder     Sie diskutieren gerne mit Praktikern, um
                  Gruppen die Meinungsführerschaft           ihr Bild zu vervollständigen. Jedes Ge-
                  übernehmen, die andere Interessen          spräch ist hierbei eine Chance, um sach-
                  verfolgen. Die Kluft zwischen der          liche Informationen weiterzugeben. Im
                  „echten Landwirtschaft“ und der ge-        besten Fall wird aus einem Kritiker ein
                  sellschaftlichen Wahrnehmung muss          Botschafter für die Landwirtschaft.

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Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
1.2 Storytelling                           1.3 Die Macht der Worte
Menschen lieben Geschichten. Sie sind      98 Prozent unseres Denkens läuft un-
daher für die Vermittlung von Wissen       bewusst ab. Unsere Wortwahl weckt
sowie für Öffentlichkeitsarbeit sehr gut   unterbewusst bestimmte Abläufe beim
geeignet und ermöglichen, Botschaften      Denken und erzeugt gleichzeitig Bewer-
in unserer schnelllebigen Zeit merkbar     tungen und Gefühle. Beim Lesen oder
und erinnerbar zu machen. Gute Ge-         Hören eines bestimmten Wortes werden
schichten transportieren immer klare       immer damit verbundene Erfahrungen,
Botschaften. Menschen können sich in       Gefühle und Werte in unserem Gehirn
gute Geschichten persönlich hineinver-     abgerufen. Diese werden auch als Deu-
setzen, sich mit den handelnden Perso-     tungsrahmen (Frames) bezeichnet. Die                                                     Bu ch -T ip p
nen ärgern und freuen und sie damit aus    Kenntnis des entsprechenden Bedeu-
dem Stegreif weitererzählen. Auch mit      tungsumfelds von Formulierungen bei
bildlichen Vergleichen (Metaphern) kön-    verschiedenen Zielgruppen, sollten wir
                                                                                                                  Die Macht des Wortes -
nen wir sehr viel ausdrücken. Man kann     in unserer Kommunikation nutzen – und                                  mit positiver Sprache
sich das Gesagte besser vorstellen und     jene verwenden, die unsere Anliegen                                    zum Erfolg
leichter merken. Je konkreter die For-     unterstützen. Im landwirtschaftlichen
mulierung ist, desto klarer ist auch das   Kontext verbinden Konsumenten bei-
erzeugte Bild im Kopf. Anstelle            spielsweise mit demWort„Ferkelproduk-
von Tieren ist es beispiels-                    tion“ oft Massentierhaltung, da der
weise besser von Schwei-                                    Begriff „Produktion“ im
nen oder Mutterkühen zu                                     Kontext der industriellen
sprechen.                                                   Erzeugung gedeutet wird.
                                                            „Ich bin für die Aufzucht
Gute Geschichten…                                     von Ferkeln verantwortlich“
                                                                                                                  Autor: Manfred Schauer
„ sind einfach gestrickt                            umschreibt ein und dieselbe Tä-
„ haben einen Handlungsbogen                      tigkeit ganz anders und fokussiert
                                                                                                                                  Video
„ erzählen etwas Neues                         auf die Nutztier-Mensch-Beziehung.                                                 Buchvorstellung
„ sind glaubwürdig                         Steuern Sie selbst, wie Sie wahrgenom-
„ drehen sich um ein konkretes Beispiel    men werden möchten! Schlüpfen Sie in
„ bieten dem Publikum einen emo-           die Schuhe Ihres Gegenübers und argu-
   tionalen Anknüpfungspunkt               mentieren Sie nutzenorientiert.

                                                                    Wer redet mit?
                                               Medien               Tierschutzorganisationen Bürgerinitiativen
                                                              Verbraucherschutzorganisationen
                                                                                                Arbeiterkammer

                                                                                                                 Berufskollegen
                                               Lokalpolitik

                                                                                                                                                    Anrainer

                                                              Umweltschutzorganisationen                         Veganer – Vegetarier
                                                              Andere Landwirte                                   diverse politische Parteien
                                                                                                                                                               5
Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
1.4 Gelungen Argumentieren                                                            Der Weg zu gelungenen Impulsen
                                                  Grundregeln
                                                  Andere Meinungen akzeptieren!           1. Die Zielgruppe kennen
    Die größte Hürde in einer Diskussion
                                                 Jeder hat „das Recht“ auf seine
    ist in der Regel das eigene Ego und die                                               Versetzen Sie sich in Ihr Gegenüber.
                                                 eigene Meinung.
    Einstellung zu dem Gesprächsthema                                                     Welche Wertvorstellung, welche Er-
                                                 „ Falsche Fakten sachgerecht
    bzw. Gesprächspartner. Unser Ziel ist                                                 fahrungen und Prägungen hat Ihr Ge-
                                                      widerlegen.
    oft, das Gegenüber von der eigenen                                                    sprächspartner? So erhalten Sie einen
                                                 „ Kritische Meinungen bewusst
    Meinung zu überzeugen. Das Dumme                                                      Einblick in seine Bedürfnisse. Hören
                                                      anhören – Gesprächspartner
    ist nur, dass unser Gesprächspartner              ausreden lassen.                    Sie genau zu und passen Sie sich der
    ebenso ein Ego und eine eigene Mei-                                                   Kommunikationsebene mit Ihren Argu-
                                                 „ Interesse an der Haltung des
    nung hat.                                                                             menten an.
                                                                 Gesprächspartners
    Eine erfolgreiche Diskussi-                                  zeigen – das schafft     „ Was bewegt mein Gegenüber?
    on stellt eine „Win-Win-                                     Vertrauen.               „ Welche Interessen verfolgt er?
    Situation“ für beide Sei-                                     „ Gesprächspart-        „ Welche Erwartungen hat die jewei-
    ten dar. Sie basiert auf          Eine Reise von              ner ansehen, aktiv          lige Gruppe an die Landwirtschaft?
    Respekt und Verständ-                                        zuhören – dh Antwor-     „ Welche Ängste hat mein Gegen-
    nis. Wir neigen jedoch
                                    1.000 Meilen                 ten wiederholen und          über?
    dazu, anderen unsere
                                     beginnt mit dem            konkrete Fragen stellen   „ Wie sieht der Alltag der jeweiligen
    Meinung überzustülpen.
                                      ersten Schritt.           und gegebenenfalls            Gruppe aus?
    Wie können wir dennoch            Luise Redemann           auch  einmal Zugeständ-    „ Wie ist die Kommunikationsform
    für eine positive Stim-                                    nisse machen  – „Sie           meines Gegenübers – emotional
                                                              haben in diesem Punkt
    mung gegenüber der                                                                        oder sachlich?
                                                             recht“ oder „Ich verstehe
    Landwirtschaft sorgen?                                  Ihre Sorge betreffend…“       „ Warum argumentiert er so? Möch-
    Die Devise lautet: Im-                               (schafft eine gute Gesprächs-        te er gewinnen? Möchte er sein
    pulse geben! Meinungsbildung                      basis auf Augenhöhe).                   Leben verbessern? Sucht er sozia-
    ist ein langwieriger, persönlicher Pro-      „ In der Sprache des Gesprächs-              le Kontakte? Möchte er Neues ken-
    zess. Hierbei spielen Werte und Erfah-            partners sprechen – Fachaus-            nenlernen und sich
    rungen eine große Rolle. Auch wenn                drücke vermeiden bzw. erklären.         damit ausein-
    wir nicht sofort eine Reaktion auf un-       „ Gemeinsamkeiten finden.                    andersetzen?
                                                                                                                  Nur wenn du
    sere Argumente bzw. Impulse erken-           „ Ein Argument nicht grundsätz-
                                                                                          2. Dem Gegenüber       verstehst, was
    nen können, wirken diese nach. Sie                lich ablehnen, sondern erklären,
    regen unsere Gesprächspartner dazu                warum es in diesem Fall nicht
                                                                                             aktiv zuhören           Menschen
    an, ihre Sichtweise zu überdenken.                gilt.                               Hören Sie sich kri-    bewegt, kannst
    Positive Impulse sind somit der erste        „ Keine Provokationen zulassen.          tische Meinungen           du sie
    Schritt hin zu mehr Verständnis.                                                      bewusst an. Oft          bewegen.
                                                                                          stecken    dahin-        Bodo Flaig
                                                                                          ter Ängste oder
                                                                                          Wünsche,      die
                                                                                          gehört werden möchten.
                                                                                          Fragen Sie nach, um das tatsächliche
                                                                                          Bedürfnis zu erkennen. Wiederholen

6
Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
Wir argumentieren
bzw. fassen Sie das Gesagte      „„ Ich kann Sie gut verstehen     „„ Worauf wollen Sie mit die-      Ein Kunde ruft empört aus: „Bei
immer wieder zusammen,               und Sie haben in diesem           ser Frage hinaus?              diesem mickrigen Angebot sollten
um sicher zu sein, dass Sie          Punkt sicher recht.           Man muss nicht alles wissen        Sie rot werden vor Scham!“ Es
Ihr Gegenüber richtig ver-       „„ Schön, dass Sie sich eben-     – es zeugt von Kompetenz,          würde Ihrem Ego vermutlich gut
standen haben. Durch aktives         falls für das Thema inter-    wenn Sie gewisse Dinge spä-        tun, wenn Sie jetzt grinsen und
Nachfragen und Ihre Mimik            essieren.                     ter beantworten: „In diesem        frech erwidern würden: „Und
und Gestik, zB Nicken, fühlt     „„ Das ist interessant.           Punkt muss ich mich noch nä-       warum nicht grün werden?“
                                                                                                      Doch hätte Sie diese schlag-
sich Ihr Gegenüber verstan-      Nicht alle Fragen müssen be-      her informieren, ich liefere die
                                                                                                      fertige Antwort in der Sache
den. Zeigen Sie bewusst In-      antwortet werden. Manchmal        Antwort nach“.
                                                                                                      weitergebracht? Nein. Vermutlich
teresse am Gegenüber. Das        ist es sinnvoll, auf Fragen mit                                      hätte der Kunde nun die Macht-
schafft Vertrauen.               Gegenfragen zu antworten.         3. Argumentation aufbauen
                                                                                                      frage gestellt und geantwortet:
Widerlegen Sie nicht alle Ar-    Dabei gewinnt man Zeit, die       Die optimale Anzahl an Argu-       „Jetzt werden Sie mal nicht
gumente Ihres Gesprächs-         eigenen Gedanken zu ordnen        menten ist drei. Ab dem vier-      unverschämt!“ Deshalb wäre es
partners, sondern gestehen       und eine Antwort im Kopf vor-     ten Argument sinkt die Nach-       besser, sich selbst zu behaupten
Sie auch ein, wenn Sie in ei-    zubereiten. Wichtig ist dabei,    vollziehbarkeit (Merkfähigkeit)    und ruhig zu antworten: „Ich
nem Punkt nicht recht haben      dass niemand mit einer Frage      und gleichzeitig erhöht sich       bedaure, dass es auf Sie so
oder bestätigen Sie die Aus-     in die Enge getrieben wird.       die Skepsis und sinkt die          wirkt.“ – Kurze Pause – „Was
sage je nach Möglichkeit.        Verständnisfragen        helfen   Glaubwürdigkeit. Nicht nur         stellen Sie sich denn vor?“
„„ Wenn ich Sie richtig ver-     etwa, das Gegenüber besser        die Anzahl, sondern auch die
                                                                                                      Dr. Gudrun Fey, Rhetorik- und
    standen habe, geht es        zu verstehen.                     Reihenfolge der Argumente
                                                                                                      Kommunikationscoach
    Ihnen darum, dass…           „„ Was verstehen Sie darunter?    ist für eine erfolgreiche Argu-
„„ Es ist Ihnen wichtig, dass…   „„ Wie meinen Sie das?            mentation ausschlaggebend.

                                                                                                                                      7
Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
Zu Beginn kommt das zweitbeste Ar-              1.5 Umgang mit Killerphrasen
    gument. Es prägt die Gesprächsatmo-
    sphäre am stärksten und entscheidet,            Killerphrasen sind Scheinargumente oder sogenannte Totschlag-Argumente, die
    ob uns unser Gegenüber weiterhin in-            dazu dienen, Vorstellungen und Ideen der anderen durch scheinbare Sachargu-
    teressiert zuhört.                                  mente abzuwerten oder zu „widerlegen“. Auf Killerphrasen sollte klar reagiert
    Dieses Argument                                     werden, da die Scheinargumente sonst immer wieder kommen, das Domi-
    muss keine Aus-            Der Wurm                 nanzgehabe stärker wird oder einer der Diskussionsteilnehmer in die Defen-
    sage sein, son-            muss dem                 sive gedrängt oder herabgewürdigt wird. Killerphrasen spielen häufig auf der
    dern kann auch                Fisch                 Beziehungsebene – das sollten Sie nicht so hinnehmen und persönliche Angriffe
    als Frage formu-           schmecken               dezidiert ablehnen und darauf hinweisen, dass Sie an einer sachlichen Auseinan-
    liert werden, wie        und nicht dem            dersetzung interessiert sind.
    zB „Was verstehen            Angler.
    Sie unter Massen-          Helmut Thoma
                                                     Wie reagiert man auf Killerphrasen?
    tierhaltung?“. Als                              „ Nicht aus der Ruhe bringen lassen.
    zweites folgt das                               „ Das Gespräch auf eine sachliche Ebene zurückbringen.
    schwächste      Argument.                       „ „So kann und will ich nicht diskutieren. Gerne können wir auf einer sachlichen
    Es wird gerne überhört und am schnells-           Ebene weiterreden.“
    ten vergessen. Zum Schluss punkten              „ Nicht auf eine Diskussion mit Scheinargumenten einlassen; den Gesprächs-
    Sie mit dem stärksten Argument. Hier              partner bitten, das Gesagte zu präzisieren. Bei Scheinargumenten ist das nicht
    knüpft die weitere Diskussion meist an.           möglich.
    Die Reihung der Argumente richtet sich
    nach den Interessen des Gegenübers.             Beispiele für Killerphrasen
    Versuchen Sie Ihre Argumente stets
                                                                                         ürde ich mich auch so                       en.
    positiv zu formulieren. Tappen Sie nicht                                       le w                                 her a u sred
                                                                               Stel
                                                                             r
    in die Jammerfalle, denn Nörglern hört                                                  ja ke
                                                                                                 ine Ahn u
                                                                                                                n g v o n ...
                                                                         e
                                                                      Ihr

                                                                                         en
    niemand gerne zu. Wir gehen ihnen                                                 ab                                                                r.
                                                                   An

                                                                                                                         e                           ba
                                                                                                                 tig, ab r bei uns n
                                                                                  h

    sogar aus dem Weg. Positive Botschaf-                                                                                                         nd
                                                                              Sie

                                                                                                            ir ch                     icht an w e
                                                                                                          h
    ten verbreiten zugleich eine fröhliche                                                              ic
                                                                                                   ä tzl
                                                                                  as             s
                                                                                     i s t grund
                                                                               D

    Stimmung. Mit diesen Tipps wird Ihre
    nächste Argumentation bestimmt zu
    einem erfolgreichen Impuls.
                                                    1.6 Störenfriede der Kommunikation

      1.    Das zweitbeste Argument am Anfang.
                                                    Manchmal passiert es, dass unser Gegenüber verärgert ist, ohne dass wir es uns
                                                    erklären können. Einfaches Nachfragen wird häufig als Angriff auf die eigene Per-
      2.    In die Mitte das schwächste Argument.   son oder Kompetenz missverstanden. Dahinter können unpassende Fragewörter
                                                    stecken.
      3.    Das Beste kommt zum Schluss:
            Hier punkten Sie mit dem stärksten
                                                    Um eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu sichern, ist es wichtig, stets die
                                                    Sache von der Person zu unterscheiden. „Ich-Botschaften“ sind hilfreich, um zu
            Argument.                               verdeutlichen, dass es sich bei einem Thema um Ihre Ansicht handelt und nicht um
                                                    eine allgemeingültige Aussage.

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Reden wir über die Landwirtschaft - Fakten für Gespräche rund um den bäuerlichen Betrieb - LK OÖ
1.7 Lust auf mehr
    „muss“                                                                              Agrarkommunikation?
Das Wort „muss“ wirkt unsympathisch. Bei allem, was wir „müssen“, bestim-           Sie möchten Anregungen dafür, wie
men wir nicht selbst über unser Handeln (zB Ich muss mich an die Vorschrif-
                                                                                    Sie direkt auf ihrem Betrieb Öffent-
ten halten – Ich halte die Vorschriften ein. Ich muss die Gülle ausbringen –
Ich werde die Gülle ausbringen).                                                    lichkeitsarbeit umsetzten können?
                                                                                    Dann holen Sie sich die Broschüre
„ Das Wort „muss“ vermeiden bzw. ersetzten
  zB „Ich werde…“, „Ich möchte…“
                                                                                    „Werkzeugkoffer – Praktische Öf-
                                                                                    fentlichkeitsarbeit für Haus und Hof“.
   „Ja, aber“                                                                       Das Beratungsprodukt „Öffentlich-
                                                                                    keitsarbeit am Bauernhof“ unterstützt
„Ja, aber“ löst Widerstand aus, da sich dahinter ein „verstecktes NEIN“ befindet.   Sie bei der Planung Ihres individuellen
„ „aber“ durch zB „und“ ersetzen                                                    Auftritts. Es richtet sich an Betriebe,
                                                                                    die etwa auf Ihrem Hof Veranstaltun-
                 „Warum“     „Weshalb“    „Weswegen“                                gen bzw. Exkursionen planen oder
   „Wieso“
                                                                                    sich einfach über praktische Methoden
                                                                                    der Öffentlichkeitsarbeit informieren
Warum & Co sind Fragewörter, mit denen Ursachen gesucht werden. Sie er-
                                                                                    möchten.
zeugen einen Rechtfertigungsdruck. Auf Druck folgt bekanntlich Gegendruck
und so kann sich ein Gespräch zu einer hitzigen Diskussion aufschaukeln.
„ Alternative „aus welchem Grund“.                                                  In der Webinarreihe „Wie erklären
                                                                                    wir’s den anderen“ werden aktuelle
    „Immer“                                                                         Themen von Fach-
                                                                                    experten aus dem
„Immer“ stimmt in Verbindung mit einem Problem nie.                                 Blickwinkel der Kom-
„ Alternativ: oft, manchmal, häufig, …                                              munikation beleuchtet.
                                                                                    Die Webinare gibt es
                                                                                    auch zum Nachsehen.
Die Kommunikation direkt vom Bauern zum Mitbürger ist am authen-
tischsten. Sie als praktizierender Landwirt können am besten erklären,              In nur drei Minuten fit für den Dialog:
warum und wie sie etwas tun. Jedes Gespräch ist ein Baustein, der das               In der Videoreihe „Die Landwirtschaft
Bewusstsein für die heimische Landwirtschaft stärkt.                                im Dialog“ werden
                                                                                    Methoden und Tipps
                                                                                    für erfolgreiche Ge-
                                                                                    spräche von Bäuerin-
                                                                                    nen und Bauern vorge-
                                                                                    stellt.

                                                                                    Webinare des LFI mit
                                                                                    aktuellen Themen.

                                                                                                                              9
2. LANDWIRTSCHAFT IN OBERÖSTERREICH
            DATEN UND FAKTEN ZUR

                                                                                                   31.000
                                    90 %                                                           bäuerliche Betriebe
                                    der Fläche werden land- und
                                    forstwirtschaftlich genutzt

                                   939.878 ha
                             (von 1.050.508 ha Gesamtfläche)
                                                                                                           garantieren die Beschäftigung von
                              Landwirtschaftliche
                              Nutzfläche                                                    100.000
                              502.299 ha                                                          Menschen

                                                Wald
                                                498.000 ha
                                                                          30.000                                     60.000
                                                                  Menschen direkt auf den Höfen               im vor- und nachgelagerten
                                                                                                              Wirtschaftsbereich

                                                                                                e Bauern
              BIO                                                               rr   eichisch
                                                                       Oberöste
                                                                              sicherenrsorgung
                                                                     b e n s m ittelv
                                                                  Le             für rund
                                                                                    e  n  M e n schen
                                                                                on
                      20 %
der oö. Betriebe bewirtschaften
                                                                    2 ,3 Milli
             biologisch

                                etrihee b  e
                      B i o - B
           4.70irts0chaften eine Fläc ar
                                        v o n

            bew               Hekt                                                                            Oberösterreichische Bauern:
               91.000                                                                                         Produktionswert
                                                                                                        OÖ Land- und Forstwirtschaft 2019
                                                                                                       1,76 Milliarden Euro
10
41 % Zuchtsauen
                           38 % Mastschweine                                              Selbstversorgungsgrad mit
                                                                                          österreichischen Produkten
                                    37 % Maststiere                                         Rindfleisch                  141 %
                                 32 % Ziegen                                                  Kuhmilch                   120 %
                          29 % Rinder                                                                Bier              105 %
                                                                                                   Wein                 101 %
                31 % Milchkühe
                                                                                        Schweinefleisch                 101 %
                                                                                               Getreide                86 %
                                                                                                     Eier              85 %
  4.000
  Betriebe bieten auf unterschiedlichsten Betriebszweigen                                    Kartoffeln                80 %
  regionale und saisonale Lebensmittel an
                            davon
                                                                                         Gefügelfleisch            72 %
                                                                                               Gemüse             56 %
                                                               Tendenz steigend          Pflanzliche Öle          55 %
                                    2.200
                                    Direktvermarkter                                          Ölsaaten           48 %
                                    (Datenbank LK OÖ)
                                                                                                    Obst         40 %

                                                                                                            27 % der
Waldfläche in %                                                                                   OÖ        oberösterreichi-
                                                                                                            schen Haushalte
 42                                                                                                         werden mit   Holz
                40.000                        4,7 Mio.                                                      beheizt.

 Waldbesitzer bewirtschaften
                                             Festmeter Holz
                                                                          3,5 Mio.              35 % werden mit Wärme
                                             Zuwachs                   Festmeter Holz            aus Kraft-Wärme-Kopplungs-
        rund   490.000 Hektar                                          Nutzung                        anlagen versorgt.
                                                            pro Jahr

                                                                                                                                 11
3. REDEN WIR ÜBER DIE LANDWIRTSCHAFT
                  Sie kennen bestimmt die angenehme         verbinden. Uns ist bewusst, dass sich
                  Situation, wenn Menschen mit unter-       das gesprochene Wort vom geschriebe-
                  schiedlichen Erfahrungen und Zugän-       nen Wort immer unterscheidet. Bauen
                  gen in einer wertschätzenden Art und      Sie einfache kurze Sätze, dann sind Sie
                  Weise miteinander – auf Augenhöhe –       verständlich! Übersetzen Sie die Fak-
                  diskutieren. Dabei lernt meistens jeder   ten in Ihre eigenen Worte – so sind Sie
                  was dazu – und selbst fühlt man sich      authentisch. Am Schluss jedes Themas
                  ebenfalls verstanden. Wahrscheinlich      finden Sie eine exemplarische Ich-Bot-
                  haben Sie sogar häufiger eine gegen-      schaft als Beispiel für ein individuelles
                  teilige Erfahrung gemacht: Wenn ver-      Argument. Bitte verstehen Sie die vor-
                  härtete Positionen aufeinanderprallen     liegende Abhandlung als Wegweiser
                  und kein Argument wirklich ankommt        durch die Themenvielfalt der Landwirt-
                  oder ernst genommen wird. Die             schaft. Nicht alle Themen konnten er-
                  zwischenmenschliche Kommunikation         schöpfend bearbeitet werden, nicht alle
                  ist immer eine Herausforderung und        Themen werden Sie persönlich betref-
                  in gleicher Weise von der Sach- und       fen. Erweiterungen und Ergänzungen
                  Beziehungsebene geprägt. Im Zusam-        werden folgen. Sollten Sie Anregungen
                  menhang mit den Themen rund um Ih-        haben, freuen wir uns über Ihre Rück-
                  ren Berufsalltag als Bäuerin oder Bauer   meldung!
                  haben wir mit den Fachabteilungen der
                  Landwirtschaftskammer NÖ und OÖ
                  wesentliche Fakten zu verschiedenen

                                                                B u c h - T ip p
                  Themen herausgearbeitet. Diese Bro-
                  schüre soll Sie bei Ihren persönlichen
                  Gesprächen mit Nachbarn, Kunden und
                  Mitbürgern dabei unterstützen, Ihre           Ethik für die Landwirtschaft -
                  Botschaften fundiert und sicher über-         Das philosophische Bauernjahr
                  mitteln zu können.
                                                                Das Buch liefert Antworten auf ethische
                  Gebrauchsanweisung für die                    Fragen in Bezug auf die Landwirtschaft
                  Fakten & Argumente                            als Antwort auf gesellschaftliche
                                                                Erwartungen. Es ist dabei keine fach-
                  Die folgenden Seiten sind kein argu-          philosophische Arbeit, sondern wendet
                  mentatives Patentrezept sondern viel-         sich explizit an Landwirtinnen und
                  mehr eine Anregung, diese auf Ihre            Landwirten selbst.
                  Betriebsperspektive hin maßzuschnei-
                  dern und mit den theoretischen Grund-
                                                                Autor: Christian Dürnberger
                  lagen der vorangegangenen Seiten zu

12
12
3.1 Recht und Eigentum

 #Rechte und Pflichten im Wald
 Warum darf ich im Wald nicht mountainbiken?
 „ Der Wald ist Privatgrund und kein öffentliches Gut. Das Spazierengehen ist erlaubt, weil dies ausdrücklich im Forstgesetz so
    geregelt ist. Jeder darf den Wald zu Erholungszwecken betreten, aber er darf dort nicht mit dem Rad fahren. Auch das Betreten
    mit Tourenskiern oder das Schneeschuhwandern ist prinzipiell erlaubt. Die Freizeitsportler sollen sich aber so verhalten, dass es zu
    keinen Schäden an den jungen Bäumen kommt.
 „ Der Wald ist nicht nur Erholungsraum, sondern auch Arbeitsplatz für Bauern und Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
 „ Wenn die Bauern Holz ernten, sind sie gesetzlich verpflichtet, den Gefahrenbereich mit Hinweistafeln zu sperren. So können
    Waldbesucher vor umfallenden Bäumen oder vor Gefahren, die von den Erntemaschinen ausgehen, geschützt werden. Diese
    Betretungsverbote sind von den Waldbesuchern unbedingt zu beachten.
 „ An den Wald gibt es zahlreiche Ansprüche. Damit es zu keiner Überforderung kommt und dieser alle Funktionen wie zB den
    Lawinenschutz erfüllen kann, sind Kompromisse nötig. Der Wald schützt uns und wir sollten auch den Wald schützen.

 #Wiesen und Äcker gehören den Bauern
 Wem sollte es was ausmachen, wenn mein Hund auf der Wiese herumtollt?
 „ Wiesen werden beim Gassi-Gehen oft mit Hundekot verschmutzt und dieser landet im Endeffekt im Futtertrog der Rinder. Das ist
   nicht nur extrem unappetitlich, sondern kann bei den Kühen zu schweren, unheilbaren Erkrankungen führen, die in der Trächtigkeit
   den Verlust des Fötus bewirken.
 „ Das müssen Bäuerinnen und Bauern nicht hinnehmen. Denn das Betreten von fremden Wiesen und Feldern ist rechtlich gesehen
   verboten. Bei Übertretungen kann auch geklagt werden.
 „ Bäuerliche Wiesen und Felder dürfen grundsätzlich nur mit Zustimmung des Eigentümers oder des Bewirtschafters betreten wer-
   den. Es ist auch verboten, sich Früchte von fremden Bäumen anzueignen.

 #Verhalten auf der Alm
 Wieso darf ich die Kühe auf der Alm nicht füttern?
 „ Wanderer sollen den Kontakt zum Weidevieh möglichst vermeiden und Tiere nicht füttern. Dies wurde in den 10 Verhaltensregeln
    festgeschrieben, die vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus in Zusammenarbeit mit der Landwirt-
    schaftskammer Österreich, der Wirtschaftskammer Österreich und dem Österreichischen Alpenverein erstellt wurden.
 „ In der Nähe von Weidevieh sollte man sich möglichst ruhig verhalten. Bei einer Begegnung mit Mutterkühen, die ihre Kälber
    schützen wollen, sollte man den Kontakt mit Hunden vermeiden und den Hund an der kurzen Leine führen. Ist allerdings ein An-
    griff durch ein Weidetier abzusehen, sollte man den Hund sofort ableinen.
 „ Wanderer sollten die Wanderwege nicht verlassen und Weidevieh, das den Weg versperrt, in großem Abstand umgehen. Auf der
    Homepage www.sichere-almen.at sind die wichtigsten Regeln zum Verhalten auf der Alm zusammengefasst und anschaulich
    erklärt.

                                                                                                                                           13
3.2 Pflanzenbau (Acker- und Grünland)
                                                                                         Pflanzenschutz
                                                                                          ist schädlich
     #Pflanzengesundheit                                                                                                              flanzen-
                                                                                                                      Ich brauche P nte zu
                                                                                                                                    ie  Er
     „ Ziel ist es, gesunde Lebensmittel in einer gesunden Umwelt zu erzeugen.                                        schutz, um d die Ver-
                                                                                                                                     ch
     „ Pflanzenschutz ist mehr als nur Mitteleinsatz: Er umfasst zudem Fruchtfolge, Bodenbearbeitung,                 sichern - spri eit mit
                                                                                                                                       erh
       Sortenwahl und permanente Kultur-Beobachtung (zB Schadschwellen – siehe www.warndienst.at).                      sorgungssich ischen
                                                                                                                                       eim
     „ Noch nie in der Geschichte Österreichs waren unsere Ackerböden so fruchtbar und konstant ertragreich wie
                                                                                                                         leistbaren, h ufrecht
                                                                                                                                           a
                                                                                                                         Lebensmitteln .
       jetzt.
     „ Durch den Klimawandel steigt der Schädlings- und Unkrautdruck auf viele Kulturen. Ohne Maßnahmen für                      zu ha n
                                                                                                                                       lt e
       die Pflanzengesundheit wäre die Versorgungssicherheit gefährdet.
     „ Lebensmittel sind heute so sicher wie noch nie. Risikofaktor Nummer 1 hinsichtlich Lebensmittel ist
       falsche Ernährung verbunden mit zu wenig Bewegung.
     „ Moderne Anbauverfahren und die Digitalisierung der Landwirtschaft ermöglichen einen noch
       effizienteren Pflanzenschutz.
     „ Landwirtschaft ist Wirtschaft – es ist im Interesse der Bäuerinnen und Bauern, den Einsatz von
       Betriebsmitteln so effektiv und sparsam, wie möglich zu gestalten.

                                                         Ihr bringt Gift                                                 Pflanzen
                                                                                                                                  sch
                                                             auf den Feldern aus                                         ist mehr utz
                                                                                                                                   a
                                                                                                                        Mittelein ls
     #Chemischer Pflanzenschutz                                                                                                  satz
     „ Pflanzen haben am Feld mit Schädlingen und Krankheitserregern zu kämpfen. Unkräuter konkur-
       rieren mit der Hauptkultur um Wasser, Licht und Nährstoffe oder überwuchern häufig die Kulturpflanze.
     „ Die Pflanzen brauchen daher Schutz, um Ernteverluste und Totalausfälle zu reduzieren.
     „ Pflanzenschutzmittel sind bei sachgemäßer Verwendung sicher für Mensch, Tier und Umwelt. Experten
                                                                                                                     Ich brauche
       der Zulassungsbehörden etwa von der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) prüfen das genau.               Pflanzenschutz,
     „ Pflanzenschutzmittel sind die weltweit am besten untersuchten Stoffe. Die Entwicklung eines Wirkstof-      um die Qualitäts-
       fes dauert ca. 10 Jahre, da zahlreiche Tests und Studien vor der Markteinführung durchgeführt werden.       erwartungen der
     „ In Österreich werden jährlich ca. 800 Proben von lw. Rohprodukten, wie zB Obst, Gemüse, Getreide,          Konsumenten und
       von der AGES untersucht. Davon wurde bei 1,9 % der Proben eine Höchstwertüberschreitung eines                des Handels zu
       Wirkstoffes festgestellt. Bei dieser Untersuchung wurden gesamt ca. 390.000 Analyten, das entspricht            erfüllen.
       ca. 488 Analyten je Probe ausgewertet. Schon bei Übersschreitung eines einzelnen Analyt-Grenzwerts
       gilt die Probe als pestizidbelastet.
     „ Der Grundsatz lautet: „So wenig, wie möglich, so viel wie notwendig“. Schließlich sind Pflanzenschutz-
       mittel auch sehr teure Betriebsmittel.
     „ Durch das System der Mulch- und Direktsaat leiste ich einen Beitrag zu aktivem Boden- und Erosions-
       schutz. Dabei setze ich nach Bedarf Pflanzenschutzmittel vor dem Anbau der Kultur ein.
     „ Als Landwirt habe ich über einen Pflanzenschutz-Sachkundeausweis zu verfügen. Um die Gültigkeit dieses
       Ausweises aufrecht zu erhalten, absolviere ich regelmäßig Weiterbildungen zum Thema. Damit wird ein
       sachgemäßer, verantwortungsvoller Umgang sichergestellt.

14
#Bodengesundheit
„„ Österreichs Bauern haben das Umweltprogramm ÖPUL seit dem EU-Beitritt gut angenommen. Darin
   enthaltene Maßnahmen wie Zwischenfruchtbau, Mulchsaat und humusaufbauende Fruchtfolgen lassen den
   Humusgehalt auf unseren Ackerflächen kontinuierlich ansteigen.
„„ Durch Humusaufbau kann Kohlenstoffdioxid langfristig gespeichert werden.
                                                                                                   haft
                                                                                     Die Landwirtsc öden aus
   Das ist ein aktiver Beitrag gegen den voranschreitenden Klimawandel.
„„ Fruchtbare Böden sind die langfristige Bewirtschaftungsbasis für Bäuerinnen
   und Bauern.                                                                                laugt die B
„„ Eine nachhaltige Bewirtschaftung ist Grundvoraussetzung, um fruchtbare
   Böden von Generation zu Generation weitergeben zu können.
„„ Wir oberösterreichischen Landwirte bilden uns laufend freiwillig zum Boden- und Gewässerschutz weiter.
   In 55 Arbeitskreisen werden im Zuge von Feldbegehungen und Veranstaltungen umfassende Informationen
   zu boden- und gewässerschonenden Maßnahmen ermittelt (www.bwsb.at).

                                      Fe ld e r s in d in Österreich
                                Viele                       nokulturen
                                          einseitige Mo
                                  #Fruchtfolge
                                  „„ Monokultur heißt, dass auf der gleichen Fläche eine Kultur über mehrere Jahre hinweg angebaut

        Tipp
                                     wird. Monokultur bedeutet nicht, dass nur eine Kultur auf dem Feld steht.
                                  „„ Gesetzliche Regelungen beschränken den Anbau von ein und derselben Ackerkultur über mehrere
                                     Jahre.
         Knüpfe am                „„ Unter Fruchtfolge wird die sinnvolle Aneinanderreihung von Haupt- und Zwischenfrüchten auf
        Alltag deines                einem Feldstück über mehrere Jahre hinweg verstanden. Bäuerinnen und Bauern sorgen durch gut
       Gegenübers an:                durchdachte Kulturabfolgen für fruchtbare Böden.
                                  „„ Eine vielfältige Fruchtfolge ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft.
        „Vergleiche die           „„ Gezielte Fruchtfolgen fördern:
                       cker
     Fruchtfolge am A                „„ ausgewogene Nährstoffkreisläufe und die Bodenlockerung durch tiefwurzelnde Pflanzen.
                      lg e im
     mit der Fruchtfo                „„ Humusaufbau/-erhalt durch Pflanzenreste und möglichst ganzjährige Bodenbedeckung (System
          Hausgarte n. “
                                        Immergrün) sowie Erosionsschutz und Schutz vor Erdabträgen.
                                     „„ die Reduktion des Beikraut-Druckes sowie vorbeugende Schädlings- und Krankheitsabwehr.
                                  „„ Die flächenstärkste Kultur in Österreich ist Mais mit einem Anteil von 23 % an der Ackerfläche,
                                  „„ gefolgt von Weizen, der einen Anteil von knapp 20 % ausmacht.
                                  „„ Die Gewährung von Direktzahlungen ist an Fruchtfolgeauflagen gekoppelt. Darüber hinaus beinhal-
                                     ten freiwillige Agrarumweltprogramme noch strengere Fruchtfolge-Maßnahmen.

                                                                                                                                        15
Böden sind überdüngt und da
                                                                                                     s
                                                           Grundwasser ist beeinträchtig
                                                                                                          t

       #Pflanzenernährung und Düngung
                                                                                                    Kunstdünger Umwelt
     „„ Die landwirtschaftliche Nutztierhaltung in Oberösterreich ist rückläufig und somit
        auch der Wirtschaftsdüngeranfall (Mist, Gülle, Jauche). Eine Überdüngung mit Gülle            vergiften die
        ist damit nicht gegeben. Der Rinderbestand in Oberösterreich ist im Verlauf von 25
        Jahren von 676.851 (Dez. 1996) auf 569.875 (Dez. 2019) gesunken. Dies entspricht
        einem Rückgang von 15,80 Prozent. Da insgesamt auch weniger Bauernhöfe be-
        wirtschaftet werden, steigt die Viehzahl pro Betrieb, aber nicht absolut. Der Eindruck
        vermehrter Wirtschaftsdüngerausbringung ist damit falsch.                                                             Sag
     „„ Der Mineraldüngerverbrauch ist in Österreich seit 1980 rückläufig.                                      M in e r a ld ü n g
     „„ In Oberösterreich werden jährlich zahlreiche Bodenanalysen von Bäuerinnen und                                                     er
        Bauern durchgeführt. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Böden in gutem Zustand sind                                  oder
        und keinesfalls mit Nährstoffen überversorgt sind. Viele Böden, vor allem im Grünland,                    N ä h r s to f f e
        haben sogar einen Nährstoffmangel (Phosphor).
     „„ Mist, Gülle und Jauche, sprich Wirtschaftsdünger, fallen in der Tierhaltung an und sind              w ie S ti c k s to
        nährstoffreiche, wertvolle Düngemittel. Gelebte Kreislaufwirtschaft ist nachhaltige                                     ff,
        Landwirtschaft, welche die Böden fruchtbar hält (siehe auch Seite 33 Geruchsemissio-             Phosphor u
        nen).
                                                                                                                            n d K a li
                                                                                                         anstel le von „Kunstdüng
     „„ Die Anzahl der Tiere, die ein Betrieb halten darf, ist von seiner Acker- und Grünlandflä-         Begriff ansonsten        er“, da der
        che abhängig und limitiert. Dies bewirkt, dass die Wirtschaftsdüngerintensität und das                              mit „künstlich“
        Nährstoffangebot nicht zu hoch sind.                                                                       verbunden wird.
     „„ Durch eine bedarfsorientierte Pflanzenernährung werden dem Boden die durch die
        Pflanze entzogenen Nährstoffe wiederum zugeführt. Dies kann mithilfe von Wirt-
        schaftsdünger oder/bzw. ergänzend mit Mineraldünger erfolgen.
     „„ Mineraldünger werden bergmännisch aus Lagerstätten abgebaut (Phosphor, Kali,
        Magnesium, Kalk) oder aus der Luft synthetisiert (Stickstoff).
     „„ Der überwiegende Teil der Höfe hat jedes Jahr eine Stickstoff-
        bilanz zu erstellen, um zu garantieren, dass Grenzwerte nicht über-
        schritten werden und somit Grundwasser geschützt wird.

                                                                                         nd  wirtschaft
                                                                           stehen der La
                                                                                              zur Verfügung

16
#Bienen und Insekten
 „ Rund 20.000 Betriebe in Oberösterreich nehmen am Umweltprogramm ÖPUL teil. Das sind rund 90 Prozent der
   oberösterreichischen landwirtschaftlichen Betriebe, im Zuge des Agrarumweltprogrammes freiwillige Leistungen
   für die Umwelt umsetzen, die über das geltende Mindestmaß hinausgehen.
 „ Oberösterreichische Bäuerinnen und Bauern haben ca. 12.000 Hektar Biodiversitätsflächen und 7.000 Hektar
   Ökologische Vorrangfläche angelegt, dazu zählen zB Brachen, Begrünungen, stickstoffbindende Kulturen usw.
   Diese bieten besonders günstige Lebensräume für Fauna und Flora.
 „ Auf mehr als 6.000 Hektar Acker- und Grünland wird in OÖ maßgeschneiderter Naturschutz betrieben. Dabei
   wurden von Experten genaue Schutz- und Bewirtschaftungspläne ausgearbeitet, die von den Bäuerinnen und Bauern umgesetzt
   werden.
 „ Oberösterreichische Bäuerinnen und Bauern bauen ca. 20.000 Hektar Fläche blühende Kulturen wie Raps, Ackerbohne, Ölkürbis
   und blühende Begrünungen an. Das sind sechs Prozent der gesamten Ackerflächen, die zwischen Juni und September Nahrungs-
   grundlagen für unsere Bienen und blütenbestäubenden Insekten bieten.
 „ 2018 bis 2020 wurden von unseren Bäuerinnen und Bauern 850 Kilometer einjährige Blühstreifen zur Förderung einer strukturrei-
   chen Kulturlandschaft geschaffen. Dies entspricht einer drei Meter breiten Strecke von Linz nach Brüssel.
 „ Mittlerweile sind in Österreich über zwei Millionen Einzelbäume und über 4.800 Hektar flächige Landschaftselemente geografisch
   erfasst und werden von Bäuerinnen und Bauern erhalten. Landschaftselemente stellen wesentliche Lebensräume für Insekten und
   Niederwild dar.

3.3 Alm und Weidewirtschaft

 #Wolf als Bedrohung für die Alm- und Weidewirtschaft
 „ Es gibt mittlerweile in Europa 20.000 Wölfe. Von einer bedrohten Tierart kann nicht mehr gesprochen wer-
   den.
 „ Die Wolfsdichte in den Nachbarländern steigt, auch in Österreich ist mit
                                                                                              ie          Bauern
                                                                                Warum sehen d
   zunehmender Wolfspräsenz zu rechnen.
 „ Die Bauern in den betroffenen Gebieten im Süden und Norden von OÖ
                                                                                                                drohung
   fühlen sich in die Enge getrieben: Sie wollen ihre Tiere auf Weiden und
   Almen halten und sehen die Weidehaltung und ihre Tiere durch das Auf-
                                                                                          den Wolf als Be
   treten des Wolfes gefährdet. Denn: flächendeckende Weide- und Almwirt-
   schaft und der Wolf schließen einander aus.
 „ Die Forderung für die Wiederkehr des Wolfes kommt hauptsächlich von jenen Personen, die selbst nicht
   damit leben und arbeiten müssen.
 „ Die Landwirtschaftskammer OÖ fordert ein überregionales Wolfsmanagement und eine Raumplanung mit
   gezielter Wolfsbewirtschaftung.

                                                                                                                                    17
3.4 Tierhaltung

                                                                                                           Eure Tiere
     # Massentierhal t ung
                                                                                                    in M a ss e n ti e rhaltung
     „ Beginne mit einer Frage: Was ist für Sie Massentierhaltung? Können Sie
                                                                                              leben
       Ihre Vorstellung davon konkretisieren, damit ich Ihnen besser folgen kann?
     „ Wenn heute über Nutztierhaltung berichtet oder diskutiert wird, fällt schnell der Begriff „Massentierhaltung“ oder industrielle Land-
       wirtschaft. Er wird als „Reizwort“ verwendet, meist mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen darüber, was damit gemeint ist.
     „ Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) verwendet den Begriff „Intensivhaltung“ und ver-
       steht darunter Systeme, in denen weniger als 10 % der Futtertrockenmasse aus dem eigenen Betrieb stammen und in dem mehr
       als 10 GVE pro Hektar betrieblicher landwirtschaftlicher Nutzfläche gehalten werden. In Österreich ist dies aus rechtlichen Gründen
       nicht möglich.
     „ Die Haltung vieler Tiere stellt keineswegs automatisch eine Verschlechterung des Tierwohls oder des Tierschutzes dar. Das Wohlbe-
       finden der Tiere hängt vor allem von der Betreuungsqualität, der Betriebsleitung und vom Haltungssystem ab und weniger von der
       Anzahl der gehaltenen Tiere. Beispielsweise kennen die meisten Bäuerinnen und Bauern ihre Kühe beim Namen.
     „ Im internationalen Vergleich hat Österreich eine sehr kleinstrukturierte Landwirtschaft und das
       betrifft auch die Tierzahlen pro Betrieb.
     „ Moderne Stallbausysteme und digitale Landwirtschaft erleichtern Bäuerinnen und Bauern ihren
       Arbeitsalltag. So bleibt mehr Zeit für die Tierbeobachtung und den direkten Tierkontakt.

                                                                                                                       Wenn über
                                                                                                                   die Intensität der
                                                                                                                   Nutztierhaltung
                                                                                                                     diskutiert wird,
                                                                                                                     dann eignen sich
                                                                                                                       die Begriffe
                                                                                                                Intensivtierhaltung
                            Bauern betreiben                                                                              bzw.
                                             Qualzucht
                                    und halten Turbok                                                          Extensivtierhaltung.
                                                     ühe
     #Tierzucht
     „ Die Tierhaltung in Österreich ist auf gesunde, langlebige und fitte Tiere ausgerich-
       tet. Gerade in der Zucht sind in Österreich Merkmale wie Fitness, Gesundheit und
       Langlebigkeit grundlegende Ziele. Die Kuh gibt nur dann entsprechend und über eine
       lange Nutzungsdauer Milch, wenn sie bestens versorgt und umsorgt ist.
     „ Die Hauptrasse in Österreich ist die Rasse „Fleckvieh“. Diese Rasse ist eine Doppel-
       nutzungsrasse, bei der sowohl Milch als auch Fleisch von Bedeutung sind. Dadurch
       werden weibliche wie auch männliche Nachkommen gleichermaßen benötigt.
     „ In Österreich gibt es ein großes Spektrum an Rassen, darunter viele Gen-Erhaltungs-
       rassen. Die Erhaltung dieser Rassenlandschaft ist der heimischen Rinderwirtschaft
       besonders wichtig. Somit hat jeder Landwirt die Möglichkeit, die für seinen Betrieb
       und Standort geeignete Rasse zu halten.

18
Die aktue
 #Hal t ungsformen                                                  Haltungsformen si llen
„„ Tierwohl und Tiergesundheit stehen bei der Stallplanung und –
                                                                                     nd veraltet
   gestaltung an oberster Stelle. Bäuerinnen und Bauern legen großen
   Wert auf eine intensive Mensch-Tier-Beziehung: „Geht’s den Tieren gut, geht’s dem Bauer gut“.
„„ Gleichzeitig haben die individuellen Rahmenbedingungen, wie geographische Lage, persönliche Philosophie sowie
   Absatz- und Vermarktungsmöglichkeiten einen erheblichen Einfluss.
„„ Der Neubau von Stallsystemen ist eine langfristige Entscheidung. Die Investition muss finanziell über viele Jahre
   hinweg abgeschrieben werden. Gravierende Änderungen oder das Verbot eines Haltungssystems können daher nicht kurzfristig
   umgesetzt werden und bedürfen Übergangsfristen, um das wirtschaftliche Überleben der Betriebe zu gewährleisten.
„„ Durch zusätzliche Einrichtungen, wie zB Beschäftigungsmaterial in der Schweinehaltung, Kratz-
   bürsten in der Rinderhaltung oder erhöhte Ebenen für Masthühner, wird das Tierwohl erhöht.
„„ Bei der Kombinationshaltung von Milchkühen haben die Tiere mindestens 90 Tage freie Bewe-
   gungsmöglichkeiten und sind zu bestimmten Zeiten an Standplätzen mit Fress-, Tränke- und Lie-
   gemöglichkeiten. Gerade im Berg- und Alpenraum ist die Kombinationshaltung aufgrund der Lage,
   Witterung und begrenzten Bauflächen eine etablierte Haltungsform.
„„ Laufstallhaltung ist mit und ohne Beweidung möglich. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit sind
   nicht alle Flächen weidetauglich. Teilweise fehlen auch geeignete Weideflächen in Hofnähe.
„„ Landwirtschaftliche Märkte haben keine Staatsgrenzen: Am Beispiel der Pute wird deutlich, dass
   die Erhöhung der Tierwohlstandards nicht in allen Marktsegmenten entsprechend abgegolten
   wird. Speziell beim Außer-Haus-Verzehr, wo die Herkunft für den Kunden nicht ersichtlich ist,
   kommt häufig kostengünstigere Auslandsware zum Einsatz.
„„ Tierhaltung muss sich für die Bauern auch wirtschaftlich rechnen. Marktpreise und Marktpotenziale
   nehmen erheblichen Einfluss auf die Wahl der Wirtschaftsweise und der Haltungsformen.

                                                       st zur
                          Antibiotika werden in der Ma
                                                    me verwendet
                      Steigerung der Gewichtszunah

#Arzneimitteleinsatz
„„ Tierhalter haben die Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Tiere. Diese Verantwortung findet sich auch im Tierschutzgesetz
   wieder: Kranke Tiere müssen versorgt und gezielt behandelt werden. Der Einsatz von Antibiotika als Leistungsförderer ist verboten.
„„ Bäuerinnen und Bauern integrieren in vielen Bereichen vorbeugende Maßnahmen zur Steigerung der Tiergesundheit. Dazu zählen
   zB Futterqualität, bauliche Einrichtungen zur Erhöhung des Tierwohls etc.
„„ Nur nach erfolgter Diagnose durch einen Tierarzt dürfen zur Behandlung von bakteriellen Infektionen auch Antibiotika eingesetzt
   werden. Dies erfolgt in Österreich gemäß spezieller Leitlinien, die für Tierärzte erstellt wurden und unter Einhaltung der vorge-
   schriebenen Wartezeiten, bis Fleisch, Milch oder Eier wieder vermarktet werden können.

                                                                                                                                        19
#Ar znei mitte leins atz
                          Tipp                         „„ Durch die Behandlung von Krankheiten wird die Übertragung von Krankheits-
                                                          erregern eingeschränkt und somit indirekt die menschliche Gesundheit geschützt.
                                         deines
                     Knüpfe am Alltag                  „„ Der Verbrauch von Antibiotika in der Tiermedizin wird regelmäßig erfasst. Her-
                                          s an:
                      Gesprächspartner                    steller, Zulassungsinhaber und Arzneimittel-Großhändler müssen die verkauften
                                       sind oder
                    „Wenn Sie krank milie,
                                                          Mengen jährlich an eine zentrale Datenbank melden. Seit 2015 gilt diese Mel-
                                       r Fa               depflicht auch für Tierärzte, die Veterinärantibiotika abgeben. Der Verbrauch an
                     jemand aus Ihre
                              Si e si ch doch auch        Antibiotika in der österreichischen Nutztierhaltung ist im Vergleich zu anderen EU
                    wünschen                  e           Ländern verhältnismäßig niedrig.
                        eine entsprechend              „„ Antibiotische Leistungsförderer sind bereits seit 2006 in der EU verboten. Das
                            medizinische                  bedeutet, dass das Verabreichen von Antibiotika über die Fütterung ohne medizi-
                             Versorgung,                  nische Notwendigkeit verboten ist.
                               oder?      “

                                                  wohl
                            Wie wird auf das Tier
                                                    achtet
                             bei Tiertransporten ge

                                                                                                           Ich wünsche mir eine
                                                                                                                                nde
                                                                                                        europaweit verpflichte
     #Tiertransporte                                                                                   Regelung, um die Quali
                                                                                                                              tät   von
                                                                                                                                tie  ren
     „„ In der Diskussion werden oft alle Transporte in ein schlechtes Licht gerückt und be-           Tiertransporten zu garan n
                                                                                                                               isc  he
        rechtigte Vorwürfe gegen Missstände verallgemeinert. Dabei ist es wichtig, zu unter-            und auf den österreich
                                                                                                                                    mit
        scheiden, ob es sich um Inlandstransporte, innereuropäische Transporte oder Exporte              Standard anzuheben. Da
                                                                                                                                un  d sie
        in Drittländer handelt. Zudem gelten verschiedene gesetzliche Regelungen für Nutztier-,         es den Tieren gut geht
                                                                                                                              su nd   am
        Zuchttier- und Schlachttiertransporte.                                                           wohlbehalten und ge
     „„ Die EU-weit gültige Rechtsgrundlage für Tiertransporte ist die EU-Verordnung 1/2005                    Zielort ankomm en  .
        zum Schutz von Tieren beim Transport. Sie beinhaltet umfangreiche Maßnahmen, Ver-
        pflichtungen und Dokumentationsvorschriften rund um die Sicherstellung der Tierge-
        sundheit beim Transport.
     „„ Alle grenzüberschreitenden Transporte werden in der europaweiten Datenbank “Traces“
        dokumentiert und diese bietet unter anderem allen zuständigen Behörden die Möglich-
        keit, Transportrouten einzusehen und Tiertransporte gezielt zu kontrollieren.
     „„ Beim Transport von Tieren zur Schlachtung hat sich Österreich freiwillig für einen stren-
        geren Weg entschieden. Innerhalb von Österreich gilt die Viereinhalb-Stunden-Ober-
        grenze bei Schlachttiertransporten. EU-weit dürfen mit Langstreckentransportmitteln
        Schlachttiere sogar weit über acht Stunden lang transportiert werden.

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Wird in Österreich
                                                         gentechnisch verändertes Futter importiert

        Wa s ist Ge nte ch nik ?
      Gentechnik ermöglicht es, Eigenschafte
                                               n       #Gentechnisch verändertes Futter
                                          alte n.
     gezielt herbeizuführen oder auszusch              „„ In Europa dürfen gentechnisch veränderte Pflanzen nicht angebaut wer-
      Ziel der Gentechnik im Ackerbau   (nur  in
                                                          den. Die Verfütterung ist grundsätzlich erlaubt.
        Nicht-EU Ländern) ist es, die Krank-           „„ Es gibt Qualitätsprogramme bzw. Abnehmer landwirtschaftlicher Urpro-
                                               tz
      heitsbekämpfung und den Pflanzenschu                dukte, die mit ihren Produzenten vereinbart haben, auf gentechnisch
          zu optimieren. Die Zulassung eine r             verändertes Futter zu verzichten.
       gentechnisch veränderten Sorte bedarf           „„ AMA-Gütesiegel bei Legehennen, Mastgeflügel sowie Milchvieh schreibt
        einer umfangreichen Überprüfung auf               gentechnikfreie Fütterung vor.
                                                       „„ Bioprodukte sind immer gentechnikfrei.
         verschiedenste Umweltfaktoren und             „„ Bei Schweinefleisch und selten bei Rindfleisch ist die Fütterung von gen-
               möglicher Folgewirkungen.                  technisch veränderten Futtermitteln im AMA-Gütesiegel erlaubt, da hier
                                                          speziell Sojaschrot als wertvolle Eiweißquelle zur Mast nicht in ausrei-
                                                          chender Menge, GVO-frei, vorliegt (12 % Sojaimport).
                                                       „„ Das genetisch veränderte Erbmaterial wird bei der Verdauung im Tier oder
                                                          Menschen soweit in seine Bausteine zerlegt, dass nach der Aufnahme
                                                          über die Darmwand keine genetisch veränderte Struktur im Körper festzu-
                                                          stellen ist.

                                                    Warum werden Rinder enthornt

#Enthornen
„„ Das Entfernen der Hornanlagen erfolgt hauptsächlich als Schutzmaßnahme vor Verletzungen des Tierhalters. 8 Prozent der Unfälle
   im Umgang mit Rindern erfolgen durch Hornstoß. Dies kann zu schweren Verletzungen führen. Auch damit sich die Tiere nicht
   gegenseitig durch Hornstöße verletzen können, werden die Hornanlagen entfernt. Enthornte Rinder sind nachweislich ruhiger und
   haben weniger Rangkämpfe.
„„ Gemäß Tierschutzgesetz dürfen Kälbern die Hornanlagen nur nach erfolgter Betäubung und wirksamer Schmerzbehandlung
   entfernt werden. Dabei wird mit einem Brennstab die weitere Blutversorgung der Hornknospe unterbunden. Durch das heiße
   Brenneisen wird gleichzeitig die dabei entstehende Wunde verödet, wodurch Blutungen gestillt werden. In weiterer Folge stirbt die
   Hornanlage ab und die Wunde verheilt.
„„ Es gibt bereits genetisch hornlose Tiere. Natürliche Hornlosigkeit kommt durch spontane Mutationen bei Rindern zustande, die
   dann von Züchtern gezielt vermehrt wurden. So ist es auch zu erklären, dass wir heute Rinderrassen, wie Angus oder Galloway,
   kennen, die vollständig hornlos sind, während in anderen Rinderrassen die natürliche Hornlosigkeit nur sporadisch vorkommt. Die
   Hornloszucht wird ständig weiterentwickelt. Es laufen Forschungsprojekte dazu.

                                                                                                                                       21
Wie verträglich ist Milch für die
                                                menschliche Ernährung

      #Ernährungsaspekte der Milch
     „„ Kuhmilch ist und bleibt ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Die
        Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt 3 Portionen Milchprodukte pro Tag. Der
        empfohlene Nährstoffbedarf an Kalzium (75% der Frauen und 58% der Männer haben
        laut österreichischem Ernährungsbericht einen Mangel) und Magnesium könnte durch
        einen entsprechenden Milchproduktekonsum gedeckt werden. Der Verzehr von Milch-
        produkten brachte zurückblickend auf die letzten Jahrtausende einen Evolutionsvorteil
        mit sich.
     „„ Rund 10 % aller Menschen in den westlichen Nationen sind von einer Laktoseintole-
        ranz (Milchzuckerunverträglichkeit) betroffen. Diese ist auf einen Mangel oder eine zu
        geringe Aktivität des Enzyms Laktase im Darm zurückzuführen. Sauermilchprodukte
        und gereifte Käse enthalten wenig Milchzucker und wer-
        den auch von Laktoseintoleranten gut vertragen. Viele
        Milchprodukte sind heute auch laktosefrei erhältlich.1
     „„ Von einer Milcheiweiß-Allergie sind nur zwischen 0,5 bis
        7 % aller Kinder unter zwei Jahren und etwa 1 % der
        Erwachsenen betroffen. Die Kuhmilch-Proteinallergie
        verursacht eine Überreaktion des Immunsystems auf
        bestimmte Bruchstücke der Milchproteine. Es besteht
        kein Zusammenhang zwischen Verarbeitungsprozessen
        wie Pasteurisierung oder Homogenisierung und einer
        nachweislichen Erhöhung des allergenen Potenzials.1
     „„ Rohmilch wird bis maximal 40 °C erhitzt. Dadurch bleibt
        der Großteil der Bakterienflora erhalten. Gleichzeitig
        werden potenziell krankmachende Keime nicht abgetö-
        tet, welche für ältere Menschen, Immungeschwächte
        und Schwangere ein gesundheitliches Risiko darstellen
        können. Schonende Wärmebehandlungen wie Pasteuri-
        sieren oder Pasteurisieren in Kombination mit Mikrofilt-
        ration (wird bei ESL-Milch angewandt) töten pathogene
        (krankheitserregende) Keime ab und erhalten zugleich
        den überwiegenden Teil der wertvollen Vitamine und
        Mineralstoffe.
     „„ Milch verschleimt nicht! Im Mund kann der Speichel zu
        einer Ausflockung von Proteinen führen, die als eine ver-
        mehrte Schleimbildung interpretiert werden kann. 1
        1
          Quelle: KErn (Kompetenzzentrum für Ernährung): Freispruch für die Milch! –
        Ein Überblick über die aktuelle wissenschaftliche Literatur.

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