NaturschutzReport - Der Wald: Was er uns gibt - was er von uns braucht Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Alle Veranstaltungen
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NaturschutzReport Zeitschrift der LBV-Kreisgruppe München 2. Halbjahr 2021 • 2,– € ISSN: 1614-305 Der Wald: Was er uns gibt – was er von uns braucht Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Alle Veranstaltungen
Die Öko-Metzgerei Landfrau Genuss in höchster Öko-Qualität! Handwerkliche Tradition, schonende Verarbeitung, lange Reifezeiten sowie die regionale Herkunft sind der Ursprung des guten Geschmacks unserer mit Sorgfalt und Liebe hergestellten Spezialitäten. Wir sind Partner von Naturland, dem Verband für naturgemäßen Landbau e. V. und verarbeiten ausschließlich Tiere von ökologisch wirtschaftenden Bauernhöfen aus der Region. Wir gehen den Weg, den Siegfried Stocker 1978 im Firmenleitbild der Hofpfisterei verankert hat: Maximale Qualität bei akzeptablen Kosten – statt minimale Kosten bei akzeptabler Qualität! Die Öko-Metzgerei Landfrau ist die hauseigene Metzgerei der Hofpfisterei, München.
NaturschutzReport Editorial 2 / 2021 1 Inhalt Editorial .....................................................................1 Wald-Tagfalter ........................................................2 Das LBV-Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald ................6 Kreisgruppe München Stadt / Land .....................8 Liebe Leserin, Nachruf: Ruth Rosner .............................................9 lieber Leser, Münchens Wälder für die Zukunft ......................10 vielleicht noch nie haben wir den Sommer so herbeige- sehnt wie in diesem Jahr. Mit dem Sommerbeginn dür- Alte Wälder für die Hohltaube..............................12 fen wir auf mehr Optimismus und Lebensfreude hoffen – und auf die Rückkehr in ein freieres Leben. Naturjuwel im Kapuzinerhölzl ..............................13 Die letzten eineinhalb Jahre haben viele Einschränkun- Im Wald fürs Leben lernen .................................14 gen und oft auch persönliches Leid verursacht. Wir dür- fen aber nicht vergessen, dass diese Zeit auch eine Men- Münchner NAJU-Vorstand stellt sich vor.............15 ge neuer Erkenntnisse gebracht hat, die wir für einen gelungenen Neustart nutzen können. Wir haben erfah- Kurz berichtet .........................................................16 ren, wie viel eine Grünanlage in der Nähe wert sein kann, wenn Reisen nicht mehr möglich ist. Ebenso konnten Arbeit benachbarter Kreisgruppen......................21 wir feststellen, dass Artenvielfalt nicht nur der Natur hilft, sondern auch unserer Psyche. Noch nie haben sich so Ebersberg ................................................................21 viele Menschen für die heimische Vogelwelt begeistert wie im letzten Jahr. Viele haben durch die Vogelbeob- Erding ......................................................................22 achtung Ablenkung und Inspiration erfahren. Inzwischen wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich eine ar- Miesbach .................................................................23 tenreiche Umgebung positiv auf die Gesundheit aus- wirkt. Das öffentliche Interesse für unsere Themen hilft Naturkundliche Führungen und uns sehr, wenn wir die Argumente des Naturschutzes Vorträge des LBV....................................................24 wirksam an Entscheidungsträger vermitteln wollen. Impressum ..............................................................32 Nächstes Jahr wird unsere Kreisgruppe 40 Jahre alt. Wir sehen jetzt, dass unser jahrzehntelanger Einsatz für den Schutz von Biotopen und unserer Tier- und Pflanzen- welt nicht umsonst war. Mit Freude stellen wir fest, dass Landesbund für die von uns gegen viele Widerstände geschützten Grün- flächen und Biotope, Pflanzen- und Tierarten auch in Vogelschutz in Bayern e.V. ganz entscheidender Weise die Lebensqualität in Stadt Verband für Arten- und Biotopschutz • NABU-Partner Bayern und Landkreis München erhalten. Zu Beginn dieses Sommers sind wir dabei, 19 Natur- Kreisgruppe München Stadt und Land schutz- und Bildungsprojekte umzusetzen, eine Rekord- Klenzestraße 37, 80469 München zahl für uns. Wir kommen, dank Ihrer Hilfe, unserem Ziel, Telefon: 0 89 / 20 02 70-6, Fax: 0 89 / 20 02 70-88 eine Million Quadratmeter Biotope in naturschutzfach- E-Mail: info@lbv-muenchen.de www.lbv-muenchen.de liche Pflege zu nehmen, immer näher. Von unseren Ar- tenhilfsprojekten profitieren inzwischen zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Ich wünsche uns allen, dass dieser Sommer alle Hoff- nungen erfüllt, die wir in ihn setzen. Angesichts der mit- reißenden Aufbruchsstimmung unserer Helferinnen und Vortragsabende ESG · Friedrichstr. 25 · 80801 München Helfer bin ich auch sehr optimistisch, dass es so kommt. Aktuelle Termine im Veranstaltungsprogramm LBV-Naturschutzzentrum Klenzestr. 37, 80469 München Ihre Öffnungszeiten und Kontakt: siehe Seite 30 Spendenkonto Stadtsparkasse München Dr. Irene Frey-Mann, 1. Vorsitzende IBAN: DE40 7015 0000 0100 1079 11 • BIC: SSKMDEMM
NaturschutzReport Wald-Tagfalter 2 / 2021 3 Wälder erfüllen viele Funktionen. Sie bieten uns fressen, verstecken sie sich unter einer Rindenschup- Erholung und Nutzen, sie speichern CO2 und produ- pe oder an einer moosbewachsenen Stelle des Stam- zieren Sauerstoff, sie sind Lebensraum für Pflanzen mes. Im Frühling begeben sie sich dann hinunter zu den und Tiere. Auch eine beträchtliche Zahl von Tagfal- frischen Veilchenblättern. tern ist – wie zahlreiche Nachtfalter – an diesen Le- Wesentlich früher im Jahr fliegt der Silberfleck-Perl- bensraum gebunden. Lichtungen und Sukzessions- muttfalter. Er legt seine Eier direkt an die Veilchen oder flächen sind für sie ebenso wichtig wie strukturreiche an dürre Pflanzenteile in der Nähe. Die Raupen über- Waldsäume, ein lockerer Gehölzbewuchs und ein wintern in der Bodenstreu. Den Schmetterling findet ausreichendes Blütenangebot. Ihre Raupen haben man ab Ende April auf Kahlschlägen oder Magerrasen individuelle Ansprüche an ihre Futterpflanzen. entlang von strukturreichen Waldsäumen. Sollte aller- dings die Vegetation dort dichter werden, verändert Wo im Mischwald das Sonnenlicht zum Boden durch- sich das bodennahe Mikroklima und der Silberfleck- dringt und Sonnenflecken bildet, begegnet uns das Perlmuttfalter verschwindet. Waldbrettspiel. In Erwartung eines vorbeikommenden Weibchens fliegt das Männchen immer wieder auf und vertreibt Rivalen. Nach der Paarung wird das Weibchen Eier ablegen. Aber wo? Es gäbe genügend Bäume, die dafür infrage kämen. Doch die Raupen des Waldbrett- spiels ernähren sich von speziellen Gräsern, z. B. von der bis über einen Meter hohen Wald-Zwenke. Dort werden die Eier abgelegt. „Grasfalter“ In ihrem Larvenstadium leben nicht wenige Tagfal- ter-Arten an Gräsern. Die Raupe des Gelbwürfeligen Dickkopffalters kann man z. B. an Pfeifengras finden. Zur Tarnung hat sie an ihrem Sitzplatz die Ränder der Blattspreite nach oben gewölbt und mit Spinnfäden ver- knüpft. In einer solchen Wohnröhre wird die ausge- Der Silberfleck-Perlmuttfalter lebt an struktur- wachsene Raupe auch überwintern. Um am welken reichen Waldsäumen. Foto: Siegfried Braun Gras nicht aufzufallen, färbt sie sich dann beigebraun. Im Frühjahr verpuppt sie sich, der Falter fliegt ab Mai. Einige Tagfalter nutzen Sträucher und kleine Bäume Zu den ‚Grasfaltern‘ zählen auch Lichtwald-Arten, die als Raupen-Futterpflanzen. Den Zitronenfalter sehen stark gefährdet sind: Lichte Waldfluren mit lockerem wir bereits im April bei der Eiablage an Faulbaum oder Gehölzbewuchs sind der Lebensraum des Gelbringfal- Kreuzdorn; den findet das Falterweibchen auch, wenn ters; seine Raupen findet man u. a. an Seggen. Das die Knospen noch geschlossen sind. An Weißdorn oder Wald-Wiesenvögelchen besiedelt gerne grasreiche Lich- Eberesche leben die Raupen des Baumweißlings; sie tungen – sofern dort nicht ein Wildacker für Rehe an- haben ein gemeinsames Gespinst gewoben, in dem sie gelegt wurde. sich vor Fressfeinden sicher fühlen. Und wenn wir bei einem Winterspaziergang nicht achtlos an den Schle- Veilchen für Perlmuttfalter hen vorbeigehen, können wir in den Astgabeln über- winternde Eier des Nierenfleck-Zipfelfalters entdecken, Blüten, z. B. von Disteln oder Wasserdost, locken im die im Spätsommer dort abgelegt worden waren. Für Juli / August den Kaisermantel an, den bekanntesten un- Schmetterlinge und ihre Raupen stehen Schlehen üb- ter unseren Perlmuttfaltern. Seine Raupen ernähren rigens auf der Hitliste der Sträucher ganz oben, gefolgt sich – wie die der meisten Perlmuttfalter – von Veilchen. von Weißdorn, Brombeere, Himbeere und Hasel. Doch die Eier werden nicht an den Futterpflanzen der Die Äste der Roten Heckenkirsche wurden früher als Raupen, sondern an Baumstämmen in geringer Höhe „weißes Besenreis“ zum Besenbinden hergenommen. abgelegt – vorausgesetzt, unter dem Baum wachsen An diesem Strauch legt der Kleine Eisvogel seine Eier Veilchen. Und das wird vor der Eiablage überprüft. Die ab. Ende August nagt das Räupchen ein Blatt so ab, Räupchen schlüpfen noch im Herbst. Ohne etwas zu dass es den Blattrest zu einer winzigen „Tüte“ zusam- menspinnen kann. Damit dieses Überwinterungsquar- tier nicht zu Boden fällt, wird der Blattstiel am Zweig festgesponnen. In der kalten Jahreszeit verliert das Kleiner Eisvogel – Wirtspflanze seiner Raupe ist die Räupchen Flüssigkeit und schrumpft. Wenn die Blätter Rote Heckenkirsche. austreiben, verlässt es sein Versteck, wächst und passt Fotos: Siegfried Braun sich farblich an. Der Falter fliegt ab Mitte Juni.
NaturschutzReport 4 2 / 2021 Wald-Tagfalter Blütenbesucher am Waldsaum: Landkärtchen an Distelblüte, Admiral an Wasserdost. Die Raupen beider Arten leben an Brennnesseln. Fotos: Siegfried Braun Aufs Mikroklima kommt es an Wertvolle Weichlaubhölzer Sehr viele Schmetterlinge legen ihre Eier an Bäumen Neben den Salweiden gehören die Zitterpappeln ab. Tagfalter benötigen ganz bestimmte Laubbäume. (Espen) zu den beliebtesten Futterpflanzen von Schmet- Auf Eschen ist einer unserer seltensten Schmetterlinge terlingsraupen. Mehr als 100 Arten von Tag- und Nacht- angewiesen: der Eschen-Scheckenfalter, auch Maivogel falterraupen leben an Espen – auch die des Großen Eis- genannt. Vor der Ei-Ablage sucht das Weibchen nach vogels, unseres größten heimischen Tagfalters. einer Stelle, an der das Mikroklima seinen Erwartungen Allerdings ist das Holz der Zitterpappel unter wirtschaft- entspricht: Wo es besonnt und windgeschützt, aber lichen Gesichtspunkten ebenso wertlos wie das der Sal- auch luftfeucht ist, wird die Unterseite eines Eschen- weide. Deshalb werden solche Weichlaubhölzer bei der blatts mit Eiern belegt. Eines der letzten Vorkommen Durchforstung oft wenig geschont. des Maivogels liegt in einem Teil des Steigerwalds, der An warm und lufttrocken stehenden Zitterpappeln als „Mittelwald“ bewirtschaftet wird. Diese traditionelle legt der Kleine Schillerfalter Eier ab. Er ist – anders als Waldbauform lässt viel Licht in den Wald und bietet sein Name vermuten lässt – kaum kleiner als der Gro- nicht nur dem Maivogel, sondern auch anderen stark ße Schillerfalter, mit dem er leicht zu verwechseln ist. bedrohten Arten wie dem Gelbringfalter einen Lebens- Die Eiablage des Großen Schillerfalters erfolgt jedoch raum. nicht an Espen, sondern an Salweiden in schattiger und luftfeuchter Lage. Bei beiden Arten überwintern die Nektar für die Falter, Blätter für halbwüchsigen Raupen: In der kalten Jahreszeit schmie- die Raupen Der Trauermantel legt seine Eier an Salweiden In doppelter Hinsicht nützt die Salweide den Schmet- oder Birken ab. Foto: Siegfried Braun terlingen: Salweiden-Blätter dienen zahlreichen Tag- und Nachtfalterarten als Raupenfutter. Die Weidenkätz- chen aber bieten im zeitigen Frühjahr Nektar für jene Schmetterlinge, die als Falter überwintert haben (z. B. Kleiner Fuchs), und für solche, die bald nach dem Win- terende aus ihren Puppen schlüpfen (wie Grünader- Weißling oder Landkärtchen). Salweiden oder Birken benötigt der Trauermantel als Wirtspflanzen. 100 Eier und mehr werden im Mai man- schettenartig um einen Zweig in kühl-feuchter Lage ge- legt. Die Falter, welche die Entwicklung vom Ei zum Schmetterling abschließen konnten (und das sind nur wenige), ziehen sich im Herbst zur Überwinterung zu- rück, z. B. in Holzstöße oder Baumhöhlen. Im Frühling saugen sie gerne an blühenden Weidenkätzchen. Mit ca. einem Jahr ist die Lebenszeit dieser Falter außerge- wöhnlich lang.
NaturschutzReport Wald-Tagfalter 2 / 2021 5 Links die Puppe des Aurorafalters an Knoblauchsrauke, rechts ein überwinternder C-Falter. Fotos: Siegfried Braun gen sie sich an einen Zweig, sodass man sie für Knos- eigneter Raupennahrung ab. Bei vielen Arten kommt es pen halten könnte. Die Bezeichnung „Schillerfalter“ be- auf das Mikroklima am Ort der Ei-Ablage an. Welche zieht sich auf die Strukturfarben der Flügel: Wenn das Konsequenzen das hat, soll die Gegenüberstellung von Sonnenlicht im richtigen Winkel auftrifft, schillert die Flü- zwei Tagfaltern aus der Familie der Bläulinge verdeutli- geloberseite der Männchen blau. chen. Beide Arten legen ihre Eier an Eichen ab. Doch ihre Zukunftschancen unterscheiden sich erheblich. Der Blaue Eichenzipfelfalter hält sich vorwiegend im Wintergeschichten Kronenbereich der Eichen auf und saugt gerne am Ho- Gelegentlich wird gesagt, Waldschmetterlinge könn- nigtau von Blattläusen; man sieht ihn nur gelegentlich. ten bei winterlichen Holzaktionen keinen Schaden neh- Seine Eier legt er ab Juli an blühfähige Eichenknospen. men, da sie sich zu dieser Zeit als Puppen im Erdreich Wenn sich diese im folgenden Frühjahr öffnen, schlüp- befinden. Das mag auf viele Nachtfalter zutreffen. Wie fen die Räupchen. Wo es Eichen gibt, ist dieser Falter die genannten Beispiele belegen, verbringen jedoch die nicht selten. meisten Wald-Tagfalter den Winter (je nach Art als Ei, Dagegen ist der Braune Eichenzipfelfalter auf Ei- Raupe oder Puppe) in der Streu, an Gräsern, an dürren chen-Jungwuchs in sonniger Lage angewiesen. Im Juli Stängeln oder an Sträuchern und Bäumen. Erstaunlich, legt er seine Eier an die Stämmchen von jungen Trau- wie lange sich diese Phase manchmal hinzieht: Die Pup- ben- oder Stieleichen, die an einem warmen Standort pe des Aurorafalters harrt bereits ab Juni an einem stehen. Die Raupen schlüpfen im nächsten Frühjahr. Stängel aus (z. B. an der Knoblauchsrauke); erst im Ap- Weil aber besonnte, trockene Areale mit Eichen-Jung- ril des nächsten Jahres schlüpft der Schmetterling. wuchs in unseren Wäldern rar geworden sind, findet Einige Arten überwintern – ebenso wie der Kleine dieser Falter oft nur noch auf Windwurfflächen mit Ei- Fuchs und der Trauermantel – als Falter und sitzen mit chenverjüngung eine Möglichkeit, sich fortzupflanzen. geschlossenen Flügeln reglos an einer Stelle, wo sie Sein Bestand ist stark gefährdet. Im Norden von Mün- nicht auffallen: der Zitronenfalter eventuell an einer chen gibt es den Braunen Eichenzipfelfalter noch; es ist Brombeerranke, der C-Falter an einem morschen Fich- das nahezu einzige Vorkommen in Südbayern. tenast. Siegfried Braun Gesucht: Eichen-Jungwuchs in sonniger Lage Trauben- und Stiel-Eichen gelten als die Bäume, von denen die meisten Insektenarten profitieren, darunter Literatur: ca. 150 Falterarten. Wenn also anstelle der angestamm- – Arbeitskreis Schmetterlinge des LBV München: ten Eichen mehr schnellwüchsige und standortfremde „Vielfaltriges München“ (Broschüre) Baumarten angepflanzt werden, stehen diese Insekten – Bräu, M. (u. a.): Tagfalter in Bayern. Stuttgart 2013; vor einer immensen Herausforderung. Fortführung im Internet unter www.tagfalterbayern.de Ob sich Schmetterlinge fortpflanzen können, hängt – Wagner, W.: Schmetterlinge und ihre Ökologie, allerdings nicht nur vom ausreichenden Angebot an ge- www.pyrgus.de
NaturschutzReport 6 2 / 2021 Interview Das LBV-Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Prof. Dr. Jörg Ewald ist Forstwissenschaftler, lehrt dafür gab es auch historische Gründe. Im 19. Jahrhun- und forscht an der Hochschule Weihenstephan- dert hat oft auf entwaldeten Flächen eine Erstauffors- Triesdorf und ist Autor zahlreicher wissenschaftli- tung mit Nadelhölzern stattgefunden. Solche Holzbe- cher Veröffentlichungen. Unsere 1. Vorsitzende Dr. stände sind aus unterschiedlichen Gründen besonders Irene Frey-Mann hat mit ihm über den Zustand der empfindlich; sie sind heute die Hauptleidtragenden. Wälder und über Fragen der Waldbewirtschaftung Bei den Schäden an Laubbäumen ist es viel unklarer. gesprochen. Die Rotbuche zeigte bereits 2003 Dürreschäden. Jetzt ist sie in Unterfranken, Thüringen und Hessen extrem Herr Prof. Dr. Ewald, die Bilder vom Waldsterben stark betroffen. Ob bei der Buche die Bewirtschaftung der 1980er-Jahre sind zurück: dürre Bäume alleror- der Wälder letztendlich für dieses Ausmaß an Schäden ten. Haben wir ein Waldsterben 2.0? verantwortlich gemacht werden kann, ist sehr umstrit- Da müsste man erst einmal beantworten, was das ten. Dazu würde ich mir kein endgültiges Urteil anma- Waldsterben 1.0 war. Der saure Eintrag, also Schwefel- ßen. Försterinnen und Förster haben in den letzten 30 dioxid, war damals ein großer Faktor. Den hat man Jahren sehr viel getan, um von den reinen Nadelholz- durch Luftreinhaltung ganz gut in den Griff bekommen. beständen wegzukommen. Der konsequente ökologi- Das war ein enormer Erfolg der Umweltpolitik. Heute sche Waldumbau war schon die richtige Maßnahme. sind die Hitze und Dürre der prädisponierende Faktor, Was wir heute fragen müssen: Hat er ausgereicht, geht der wahrscheinlich das Gros des Absterbens und des der Klimawandel nicht zu schnell vor sich? Braucht man frühzeitigen Laubabwurfs von Bäumen erklärt. Aber vielleicht Modifikationen, muss der Waldumbau anders Ökologie ist komplex, oft sind weitere Faktoren dazwi- betrieben werden? schen gelagert. Denken Sie an die Fichte: Es spricht vie- Auf keinen Fall würde ich in Schwarz-Weiß-Manier sa- les dafür, dass Borkenkäfer den Fichten den Todesstoß gen, die Förster oder die Waldbesitzer haben das alles geben, bevor diese wirklich an der Dürre sterben. Bei selber zu verantworten. Und ganz verkehrt wäre die Be- der Buche, die in der aktuellen Welle des Waldsterbens hauptung, der Klimawandel könnte einem Wald, hätte der zweite große leidtragende Baum ist, spricht vieles man ihn nur immer in Ruhe gelassen, sowieso nichts dafür, dass wirklich die Dürre zu Kronenschäden führt. anhaben. Mit der Geschwindigkeit, mit der sich heute Kurz gesagt: In den 1980er-Jahren war ein großer Teil die Klimabedingungen verändern, muten wir doch auch der Schäden durch Stoffeinträge aus der Industrie und naturnahen Wäldern sehr viel zu. aus dem Verkehr verursacht; heute ist es eher die Dür- re und die Hitze. Aber dahinter verstecken sich viele De- Viele Baumarten sind als Holzlieferanten quasi tails und komplizierte Zusammenhänge. wertlos. Dazu gehören Pappeln und Birken. Lange Jahre sind sie als „Unhölzer“ im Forst nicht gedul- Temperaturanstiege hat es im Laufe der Jahrtau- det worden. Sollte diese Forstpraxis geändert wer- sende immer wieder gegeben. Der Wald hat es den? immer überstanden. Warum sollte der aktuelle Kli- Die Forstwirtschaft hat Pionierbaumarten – also mawandel eine Gefahr sein? Baumarten, die sich auf einer Störungsfläche von sel- Tatsächlich bedeutet ja das Absterben von Bäumen ber einstellen – oft zu geringgeschätzt. Sie hat gedacht: nicht das Ende des Waldes. Wir haben die Erfahrung im Wir pflanzen, was ökonomisch auf dieser Fläche das Ziel Bayerischen Wald mit den großen Borkenkäferschäden ist. Doch Birken und Zitterpappeln geben Deckung, sie in den 90er-Jahren gemacht: Das sieht spektakulär aus, bestocken kostenlos viele Flächen ganz von selber und wir erschrecken. Aber zum Glück sind Wälder relativ re- bilden damit einen Schutz für die nachkommenden silient; es wird Bäume geben, die das verkraften und es Baumarten, die vielleicht ein bisschen länger brauchen, wird Bäume geben, die wieder nachwachsen. Die Dis- aber dafür weniger Schäden erleiden. Die Zitterpappel kussion, die wir jetzt beim sog. Waldsterben 2.0 haben, ist ähnlich wie die Salweide eine Schlüsselart für Insek- ist eher die: Wird es noch der Wald sein, den wir ken- ten. Die Vielfalt von Insektenarten an der Zitterpappel nen? Das ist fraglich. ist eine der höchsten; wenn wir etwas für Bienen und andere Insekten tun wollen, dann gibt es nichts Besse- Hat die Forstwirtschaft in den letzten Jahrzehn- res als Weiden und Pappeln. Wir sollten offener sein ten alles richtig gemacht? und uns fragen: Was können die Bäume uns jenseits Diese Frage wird oft gestellt, auch in zugespitzter der ökonomischen Holzverwertung geben? Unhölzer Form: Ist die Forstwirtschaft selber schuld? Dass zu vie- im ökologischen Sinn kann es gar nicht geben. le Nadelbäume gepflanzt wurden, ist unbestritten. Doch
NaturschutzReport Interview 2 / 2021 7 Die Fichte ist der wichtigs- te Holzlieferant in Deutsch- land – jetzt muss sie ersetzt werden. Wie kann das funk- tionieren? Am Holzmarkt ist hochwer- tiges Bauholz gefragt, und da ist die Fichte – von der Hand- habung und der Holzqualität her – unser Brotbaum. Aber man muss nicht unbedingt mit Nadelholz bauen, wenn Laub- holz klima-resilienter ist. Des- halb wäre mein erster Vor- schlag, die Alternativen im Laubholz zu forcieren. Dazu Prof. Dr. Ewald stand Frau Dr. Frey-Mann für ein Online-Interview zur Verfügung. braucht man aber die Indust- Foto: Ralph Kisslinger rie. Das kann die Forstwirt- schaft zwar propagieren, aber ohne den Abnehmer ist wissenschaftlern hat sich sehr stark mit naturnahen es nicht möglich. Und da sind wir noch recht weit da- Wäldern beschäftigt; wir wissen heute viel darüber. von entfernt, vor allem, weil die Holzwirtschaft ein glo- Über die zukünftigen naturnahen Wälder muss man baler Markt ist, den wir wenig beeinflussen können. Die nachdenken. zweite Möglichkeit wären Weißtannen. Tannenholz ist Es gibt einen Ansatz, der mir gut gefällt: den der sog. witterungsbeständiger als Fichtenholz. Die Weißtanne Analogklimaverhältnisse und der Analogklimawälder. leidet allerdings noch mehr als die Laubbäume unter Bevor wir völlig neue Wälder mit Baumartenmischun- Wildverbiss. Es ist schwierig, die Weißtanne wirklich in gen aus aller Welt zusammenstellen, sollten wir schau- wirtschaftlich verwertbaren Beständen zu etablieren. en, wo es in Europa Wälder gibt mit dem Klima, das bei Zu bedenken ist außerdem, dass die Klimatoleranz der uns vielleicht in 30 bis 100 Jahren herrschen wird. Was Weißtanne nicht unendlich ist. Und das natürliche Ver- hat man in Südfrankreich, im Kaukasus, in der Türkei in breitungsgebiet der Weißtanne ist in Deutschland be- naturnahen Waldgebieten für Baumartenmischungen? grenzt. Die dritte Alternative sind fremdländische Baum- Die anderen Ansätze sind modellgetrieben, da müsste arten; am vielversprechendsten ist die Douglasie, ein man dann sehr an die Modelle glauben. Das wäre so Nadelbaum. Sie wächst noch schneller als die Fichte. eine Art Waldgesellschaftsengineering. Ich weiß nicht, Sie kommt aus einer Gegend, in der der Sommer we- ob wir genug darüber wissen, und ich bin auch zu sehr sentlich trockener ist als bei uns. Doch auch an Dougla- der heimischen Natur verhaftet, als dass ich das propa- sien gibt es Dürreschäden. Und sie ist ähnlich schwer gieren möchte. Wir müssen uns dem Anthropozän stel- zu etablieren wie die Weißtanne. Sie leidet ebenfalls un- len; aber dazu gehört auch ein Traditionsbewusstsein. ter Wildverbiss und vor allem unter Fegeschäden. Auch Ich glaube nicht, dass man Biodiversität so einfach am der Frost setzt ihr zu. Wenn es mit dem Klimawandel grünen Tisch im Modell zusammenbauen kann. noch schlimmer kommt, dann werden wir viel stärker auch über Eichen reden müssen. Momentan sind sie Vielen Dank für das Gespräch. keine Alternative zur Fichte, weil sie nicht so schnell wachsen. Und es ist teuer und aufwendig, einen Eichen- bestand zu begründen. Letztlich denke ich, mit einer LBV-Buchtipp: Mischung von Baumarten hat man eine reelle Chance, Werner Härdtle | Prof. Dr. Jörg Ewald | Norbert Hölzel: den Wald erfolgreich zu verjüngen. Wälder des Tieflandes und der Mittelgebirge Ulmer 2008 Sie sind Mitautor des sehr lesenswerten Buchs Die drei Autoren stellen den Le- „Wälder des Tieflandes und der Mittelgebirge“, in bensraum Wald aus ökologischer dem Sie die Entstehung, Nutzung und Ökologie un- Sicht vor und erläutern Artenzu- serer Wälder eindrucksvoll erklären. Ein Zukunfts- sammensetzung und Struktur der kapitel fehlt aber. Wie wird der deutsche Wald in 50 wichtigsten Laub- und Nadelge- Jahren aussehen? sellschaften sowie ihre Abhängig- keit von Klima, Boden und Nut- Das ist eine gute Frage. Da möchte ich den Lesern zung. Im Kapitel Naturschutz noch unser „Handbuch der natürlichen Waldgesell- werden die für Waldökosysteme schaften Bayerns“, an dem ich beteiligt bin, nennen. Ja, wesentlichen Gefährdungsfakto- wir arbeiten daran, und zwar heißt das Projekt „Zukünf- ren erklärt sowie Perspektiven für tige natürliche Vegetation“. Meine Generation von Forst- ihren Schutz aufgezeigt.
NaturschutzReport 8 2 / 2021 Kreisgruppe München Die Kreisgruppe München Stadt / Land Vorstand Norbert Horlacher (Biotoppflege) Tel. 0152 / 05 85 37 24, 1. Vorsitzende E-Mail: norbert.horlacher@lbv.de Dr. Irene Frey-Mann, Tel. 15 97 05 90 Oliver Kattner (Biotoppflege) Stellv. Vorsitzender, Schatzmeister E-Mail: oliver.kattner@lbv.de Johann Leitmeier, Tel. 99 31 79 00 Schriftführer Arbeitskreise Walter Sindlinger, Tel. 697 06 43 1. Nistkästen BeisitzerInnen Dr. Eva Schneider, Werner Reuter, Roland Schwenk Siegfried Braun, Tel. 834 32 97 Tel. 2 71 90 52, 4 70 44 30, 0 81 02 / 8 01 09 70 Gabriele Glück, über Geschäftsstelle erreichbar 2. Fledermäuse Dr. Irene Frey-Mann, Margarete Kistler, Alexander Hausmann, Tel. 0152 / 25 10 97 44 Tel. 15 97 05 90, 6 42 27 56, 0177 / 6 42 27 56 Henning von Kielpinski, Tel. 420 95 86 70 3. Schmetterlinge Christina Schneider, Tel. 0176 / 61 31 13 21 Dr. Annette von Scholley-Pfab, Wolfgang Langer Jugend Tel. 0178 / 1 21 07 86, 7 85 16 47 Isabel Rohde, Tel. 0178 / 5 80 80 71 4. LBV-Shop Bernd Fischer, Christiane Pappritz, Tel. 20 02 70 73 Kontakt zum Vorstand: LBV, Kreisgruppe München 5. Studienreisen, Erwachsenenbildung Stadt / Land, Klenzestr. 37, 80469 München Werner Reuter, Dr. Eva Schneider Tel. 4 70 44 30, 2 71 90 52 MitarbeiterInnen der 6. Arten- und Biotopschutzgruppe Würmtal Geschäftsstelle Dietlind Freyer-Zacherl, Tel. 8 57 34 91 Dr. Heinz Sedlmeier (Geschäftsführer) 7. LBV-Hochschulgruppe Tel. 20 02 70 71, E-Mail: heinz.sedlmeier@lbv.de Anna Preußner, Amelie Wächter Dr. Sophia Engel (Stellv. Leiterin der Geschäftsstel- E-Mail: hochschulgruppe.muenchen@naju-bayern.de le, Projektleitung Vogelkunde / Vogelschutz) 8. Ornithologie Tel. 20 02 70 75, E-Mail: sophia.engel@lbv.de Dr. Sophia Engel, Tel. 20 02 70 75 Susanne Lackermeier (Verwaltung, Redaktion) Tel. 20 02 70 78, E-Mail: susanne.lackermeier@lbv.de Delegierte Herbert Bartl, Tel. 90 37 436 Katharina Seizinger (Verwaltung, Redaktion) Tel. 20 02 706, E-Mail: katharina.seizinger@lbv.de Alicia Bilang, Tel. 35 69 546 Frauke Lücke (Projektleitung Biotoppflege) Ulrich Dopheide, Tel. 55 06 17 77 Tel. 20 02 70 81, E-Mail: frauke.luecke@lbv.de Bernd Fischer, Tel. 28 80 61 79 Raphaela Karl (Projektmitarbeit Biotoppflege) Wolfgang Fritsch, Tel. 45 24 02 98 Tel. 20 02 70 81, E-Mail: raphaela.karl@lbv.de Jochen Goldsche, Tel. 678 92 68 Sylvia Weber (Projektleitung Artenschutz an Gebäuden) Gisela Heinz, Tel. 15 17 21 Tel. 20 02 70 83, E-Mail: sylvia.weber@lbv.de Werner Kaufmann, Tel. 93 88 59 Alexandra Baumgarten (Leitung Umweltstation) Margarete Kistler, Tel. 64 22 756, 0177 / 64 22 756 Tel. 20 02 70 82, E-Mail: alexandra.baumgarten@lbv.de Claudia Mayer, Tel. 70 08 84 84 Randi Würth (Projektmitarbeit BNE) Irmgard Paikert-Schmid, Tel. 9 04 64 81 Tel. 20 02 70 86, E-Mail: randi.wuerth@lbv.de Christiane Pappritz, Tel. 78 74 97 96 Sophia Müller Mariel Paul, Tel. 37 91 26 35 (Referentin für Jugendarbeit NAJU München) Anna Preußner, Tel. 0171 / 869 65 84 Tel. 0173 / 541 84 99, E-Mail: naju.muenchen@lbv.de Johann Prücklmeier, Tel. 7 55 73 98 Marion Dorsch Horst Rehn, Tel. 64 93 011 (Projekt Biodiversität und Klimawandel) Werner Reuter, Tel. 47 04 430 Tel. 20 02 70 74, E-Mail: marion.dorsch@lbv.de Judith Starke, Tel. 0176 / 48 84 63 25 Corinna Lieberth Barbara Strobl, Tel. 0160 / 148 87 01 (Projekt Spatz als Botschafter der Stadtnatur) Pedro Terriere, Tel. 0178 / 614 89 18 Tel. 20 02 70 84, E-Mail: corinna.lieberth@lbv.de Christian Köbele (Biotoppflege, AHP Wechselkröte) Ersatzdelegierte Tel. 20 02 70 72, E-Mail: christian.koebele@lbv.de Elke Fritsch, Tel. 678 96 09
NaturschutzReport Nachruf 2 / 2021 9 Nachruf: Ruth Rosner „Wie kann ich helfen?“ war die häufigste Frage, Die Gewinnung und die man von Ruth Rosner zu hören bekam. Sie stell- Wertschätzung ehrenamt- te diese Frage, wenn sie einen Artikel über bedroh- licher Arbeit war Ruth Ros- te Tierarten gelesen hatte, wenn sie feststellte, dass ner besonders wichtig. Im- Kulturgüter ihrer oberbayerischen Heimat verloren mer wieder hat sie zu gehen drohten oder wenn sie ein Biotop in Ge- Ausflüge und gemein- fahr sah. „Ich kaufe laufend Biotope auf, weil ich die schaftliche Feste der eh- Natur retten will“, erklärte Ruth Rosner ihr Motiv, renamtlichen Teams in als ihr Ministerpräsident Horst Seehofer 2017 den mehreren oberbayerischen Bayerischen Verdienstorden verlieh. Kreisgruppen ermöglicht. Ruth Rosner führte von 1967 bis 1988 das Wäsche- Besonders wichtig war haus Rosner & Seidl in der Dienerstr. 21, das sie von ih- ihr das Projekt „Junge Bio- Foto: LBV rem Vater übernommen hatte. Nachdem sie sich aus top-Forscher“, für das Ruth dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, unterstütz- Rosner die alleinige Unterstützerin war. Jedes Jahr er- te sie ihre Herzensanliegen als Mäzenin. möglichte dieses Projekt 1.000 Münchner Stadtkindern, Der Landesbund für Vogelschutz, vor allem die Kreis- die LBV-Biotope mit ihrer Flora und Fauna kennenzu- gruppe München Stadt und Land, hat Ruth Rosner sehr lernen. viel zu verdanken. Der Einstieg in unser außerordent- Im Oktober 2017 wurde Ruth Rosner die LBV-Ver- lich erfolgreiches Biotoppflegeprojekt gelang nur, weil dienstmedaille verliehen. sie über Jahre hinweg praktisch den gesamten nötigen Der LBV verliert mit Ruth Rosner eine Mäzenin und Maschinenpark inklusive aller notwendigen Reparatu- Freundin, die jederzeit ein offenes Ohr für den Natur- ren spendete. Sie war dabei immer glänzend informiert, schutz hatte. zum Beispiel darüber, was das insektenfreundlichste Am 1. April 2021 ist Ruth Rosner mit 91 Jahren in Mähwerk ist. Genau das wurde dann auch angeschafft. München gestorben. Dr. Heinz Sedlmeier Das Tierbeobachtungshaus des LBV in Aschheim kann ganzjährig besichtigt werden, allerdings nur nach telefo- nischer Vereinbarung, weil das Tierbeobachtungshaus eingezäunt ist, damit sich die verschiedenen Tierarten un- gefährdet und ungestört in ihren Behausungen einrichten und wohlfühlen können. Tel.: 0 89 / 9 03 74 36, Herbert Bartl.
NaturschutzReport 10 2 / 2021 Münchens Wälder Münchens Wälder für die Zukunft Wenn uns das vergangene Jahr etwas gelehrt hat, Mein Freund der Baum? dann den Wert naturnaher Flächen im Stadtgebiet. Hier finden Tier- und Pflanzenarten letzte Rückzugs- Nicht in München orte in unserer hoch versiegelten Stadt, und hier Dennoch werden auch die spärlichen und wertvollen finden die Münchnerinnen und Münchner Erholung Laubwälder in München regelmäßig mit Harvestern und Naturerlebnis – ein unschätzbares Gut, nicht durchforstet. Dabei werden nicht nur Fichten entnom- nur in Zeiten von Kontakt- und Reisebeschränkun- men, was im Sinne eines zukunftsfähigen Waldumbaus gen! Wälder nehmen eine besondere Rolle ein, denn hin zu einem Laubmischwald wäre, sondern es werden sie tragen zur Kühlung heißer Sommertage bei und haben somit auch eine wichtige bioklimatische Funktion. Dennoch werden sie oftmals unter dem Primat der Ökonomie bewirtschaftet. Rund die Hälfte der Münchner Stadtfläche ist versie- gelt, ein enormer Wert auch im innerdeutschen Ver- gleich mit anderen Städten. Waldlose Landeshauptstadt Wälder nehmen sich dagegen mit gerade einmal 4 % der Stadtfläche geradezu verschwindend klein aus. Doch der geringe Flächenanteil steht nicht im Verhält- nis zur ökologischen Bedeutung: Gerade die Lohwald- reste im Westen und Norden, aber auch Teile des Per- Durch schweres Gerät beschädigter Waldboden lacher Forsts haben naturschutzfachlich wertvolle, alte in der Aubinger Lohe Foto: Dr. Heinz Sedlmeier Laubholzbestände mit hohem Totholzanteil, die Le- bensraum für empfindliche Vogelarten wie Kleinspecht auch Buchen und andere Laubhölzer gefällt. Der emp- oder Waldlaubsänger oder auch seltene waldgebunde- findliche Waldboden wird aufgewühlt und geschädigt, ne Schmetterlingsarten sind. wie erst kürzlich in der Aubinger Lohe geschehen. Schwer zu entdecken, dafür aber gut zu hören: der Waldlaubsänger Foto: Torben Langer / LBV-Archiv
NaturschutzReport Münchens Wälder 2 / 2021 11 Der Kleinspecht lebt in altholzreichen Laub- und Mischwäldern. Foto: Dr. Christoph Moning / LBV-Archiv Wir wollen mehr Naturwald! Was sind Naturwälder? Dabei hat man auch von offizieller Seite her den Wert von Naturwäldern erkannt. Ende November 2020 hat Forstministerin Kaniber landesweit 58.000 Hektar Wald dauerhaft als Naturwaldflächen unter Schutz gestellt. Diese Wälder werden aus der forstwirtschaftlichen Nut- zung genommen und dürfen sich frei entwickeln. Dies dient dem Erhalt der Artenvielfalt, aber auch ganz aus- drücklich dem Naturerleben aller Bürgerinnen und Bür- ger. Im Münchner Stadtgebiet liegen jedoch nur vier winzige Naturwaldinseln, die Teil dieses Netzwerks sind: Foto: Marcus Bosch / LBV-Archiv Eine bei der Menterschwaige im Süden, drei weitere in In Naturwäldern kann sich die Waldnatur frei ent- den Isarauen bei Fröttmaning. Zusammen umfassen sie wickeln. Eine forstwirtschaftliche Nutzung findet auf eine Fläche von wenig mehr als 4 ha. Das reicht nicht! diesen Flächen nicht statt. Neben ihrer Bedeutung für Wir fordern, dass alle Münchner Waldflächen, die in öf- die Biodiversität sollen diese Wälder dem Naturerle- fentlicher Hand sind, also von der Städtischen Forstver- ben aller Bürger dienen. Zudem dienen Naturwälder waltung oder den Bayerischen Staatsforsten bewirt- auch als Referenz für eine natürliche Entwicklung der schaftet werden, wie Naturwälder behandelt werden. Wälder im Klimawandel ohne die Unterstützung forst- Ihre ökologischen Funktionen sollen in den Vorder- licher Maßnahmen. grund gestellt und eine Entwicklung hin zu totholzrei- [Entnommen der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für chen Altbeständen ermöglicht werden. Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.] Gut fürs Klima Nach und nach werden sich klimatolerante Baumar- ten durchsetzen, die den Zukunftswald eines sich än- dernden Klimas bilden werden und den Münchnerin- nen und Münchnern dauerhaft zur Erholung und als Naturerlebnisort erhalten bleiben. Insgesamt handelt es sich hier um rund 900 ha. Fällungen sollen hier nur noch zulässig sein, wenn dadurch ein Umbau von Fich- tenforst zu einem naturnahen Laubmischwald erzielt wird, zur Konkurrenzfreistellung besonders wertvoller Bäume wie Alteichen, und natürlich zur Verkehrssiche- rung. Eine solche Abkehr von einer forstwirtschaftlichen hin zu einer gesamtgesellschaftlichen Priorisierung der Waldfunktionen wäre in Zeiten von Klimawandel und Artensterben kein zu hoher Preis. Foto: Stephan Thomas / LBV-Archiv Dr. Sophia Engel
NaturschutzReport 12 2 / 2021 Ornithologie Alte Wälder für die Hohltaube Hohltaube Foto: Marcus Bosch / LBV-Archiv Eine echte Waldbewohnerin, noch dazu mit ge- wissen Ansprüchen, ist die Hohltaube (Columba Ringel- oder Haustauben, die auf frisch bearbeiteten oenas). Ihr Name verrät es schon: Es handelt sich Feldern oder Stoppeläckern gemeinsam nach Nahrung um eine Höhlenbrüterin, was unter den heimischen suchen. Von den genannten Arten unterscheiden sie Tauben ein Alleinstellungsmerkmal ist. Da sie scheu sich durch fehlendes Weiß im Gefieder, von den Ringel- in den Wäldern lebt, bekommt man sie nur selten tauben heben sie sich zudem durch die zierlichere Ge- zu Gesicht. stalt ab. Die Halsseiten glänzen je nach Lichteinfall grün bis purpurn. Mit dem rundlichen Kopf und den relativ Als Nistplatz kommen für die Hohltaube vor allem großen, dunklen Augen wirkt die Hohltaube „freundli- Schwarzspechthöhlen, die bevorzugt in alten Buchen cher” als die Stadttaube, der sie ähnlich sieht. oder Kiefern angelegt werden, infrage. Lichte Wälder In Bayern ist die Hohltaube ein Sommergast. Als mit hohem Altholzanteil sind im Münchner Umland, wie Kurzstreckenzieherin überwintert sie in Südfrankreich, in den meisten Teilen Deutschlands, jedoch selten ge- Spanien und Portugal; bei uns kann man sie zwischen worden. Wohl allein darum ist die Hohltaube kein häu- März und September antreffen. Ihre Anwesenheit ver- figer Vogel. In Bayern wird der Bestand auf nur 4.100 rät sie mit einem zweisilbigen, dumpfen Hu-Ruh-Ruf, bis 7.000 Brutpaare geschätzt. Im Münchner Norden, der sich vom Gurren der anderen Taubenarten unter- im Mallertshofer Holz, hat sich eine kleine Population scheidet. Die Paare finden sich zu Saison-Ehen zusam- halten können. Diese unterstützen wir mit Nistkästen, men, im folgenden Jahr kann das gleiche Paar aber die von tatkräftigen Vogelfreunden ehrenamtlich be- durchaus wieder zusammenkommen. Pro Jahr sind treut werden. An dieser Stelle vielen Dank für diesen zwei bis drei, manchmal sogar vier Bruten mit meist großen und auch schweißtreibenden Einsatz! zwei Jungen möglich. Wenn genug Nisthöhlen zur Ver- Das Mallertshofer Holz ist auch durch die angrenzen- fügung stehen, kommen sog. Schachtelbruten vor, das den Heideflächen ein wertvoller Lebensraum für die heißt, das Weibchen bebrütet schon das nächste Gele- Hohltaube. Ihre Nahrung besteht nämlich fast aus- ge, während das Männchen noch die vorherige Brut schließlich aus Früchten und Samen, die sie in den ar- versorgt. Dies gleicht die hohen Prädationsverluste et- tenreichen Heidewiesen reichlich findet. Zur Brutzeit was aus. Häufig werden die Nisthöhlen nämlich von werden Flüge von bis zu zwei Kilometer zwischen Nist- Baummardern entdeckt, was zum Verlust der Jungvö- platz und Nahrungsgrund in Kauf genommen. Die Jun- gel oder gar des brütenden Weibchens führt. An Nist- gen werden allerdings nicht mit Körnern und Sämerei- kästen können Marderschutz-Bleche zumindest etwas en gefüttert, sondern mit einem eigens im Kropf Schutz bieten. Weitere Maßnahmen, die diese hübsche hergestellten, sehr eiweißhaltigen Sekret, der soge- Taubenart fördern, sind eine naturnahe Waldwirtschaft nannten Kropfmilch, die Männchen und Weibchen glei- mit dem Erhalt von Bäumen mit Spechthöhlen. Eine rei- chermaßen produzieren können. che Wildkrautflora, auch durch den Verzicht auf Herbi- Außerhalb der Brutzeit sind Hohltauben gesellig und zide in der Landwirtschaft, verbessert die Nahrungs- schließen sich zu kleineren Trupps zusammen; sie mi- grundlage für Hohltauben und andere Körnerfresser. schen sich auch hin und wieder unter Schwärme von Dr. Sophia Engel
NaturschutzReport Biotoppflege 2 / 2021 13 Naturjuwel im Kapuzinerhölzl Umgeben von hohen alten Eichen mitten im Ka- chen-Hainbuchen-Wald war für die damalige Bevölke- puzinerhölzl stößt man auf ein kleines Naturjuwel: rung von großer Bedeutung. Die Eiche lieferte Bauholz Auf drei größeren Lichtungen, gar nicht weit von sowie Eicheln für die Tiermast, die Hainbuche Brenn- der Schragenhofstraße, findet sich eine erstaunli- holz. Als äußerst regenerationsfreudige Baumart treibt che Artenzahl an Blühpflanzen und Insekten. Der sie auch aus den abgeschnittenen Baumstöcken rasch LBV pflegt diese Lichtungen nun schon seit 2005. wieder aus. Noch heute kann man in manchen Berei- Gerade dadurch, dass die Flächen im Wald liegen chen der Allacher Lohe diese als Mittelwaldwirtschaft und die offenen Bereiche eng verzahnt mit dem bezeichnete Nutzungsform erkennen: Hohe Eichen und Waldrand sind, entstehen die verschiedensten Le- darunter dünnere, mehrstämmige Hainbuchen. Und ei- bensraumnischen. nen weiteren Rohstoff lieferten die Eichen: die Gerber- lohe. Die Eichenrinde besitzt einen hohen Anteil an Was dort so kreucht und fleucht Gerbstoffen und war früher das Mittel der Wahl zum Gerben von Tierhäuten. Allein durch unsere botanischen Kartierungen konn- ten wir im Laufe der Zeit über 100 Pflanzenarten nach- weisen, darunter die Traubige Graslilie ((Anthericum lilia- LBV-Biotoppflege erhält go), den Hain-Augentrost (Euphrasia nemorosa) und Lebensräume viele weitere Rote-Liste-Arten. Unser AK Schmetterlin- Der LBV erhält und fördert mit seiner Pflege auf den ge beobachtete in den vergangenen beiden Jahren dort Lichtungen im Kapuzinerhölzl die dortigen Tier- und bei seinen Kartierungen 201 Schmetterlingsarten, zum Pflanzenarten. Im Frühling rechen wir zum Beispiel das Beispiel äußerst seltene Arten wie den Gelbfühler-Dick- Laub ab, im Sommer mähen wir die wüchsigen Berei- leibspanner ((Apocheima hispidaria) oder das Große che, um weiter Nährstoffe zu entziehen, und im Herbst Eichenkarmin (Catocala sponsa). weitere Flächen, damit diese nicht verfilzen. Diese und andere Maßnahmen können wir nur dank der großar- NATURA 2000 tigen Unterstützung durch unsere ehrenamtlichen Hel- ferinnen und Helfer stemmen – ganz herzlichen Dank! Kein Wunder, dass diese Bereiche zusammen mit Ebenso danken wir den Bayerischen Staatsfors- dem angrenzenden Hartmannshofer Holz und dem ten / Forstbetrieb München als Flächeneigentümer für Nymphenburger Schlosspark nicht nur als Landschafts- die gute Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstüt- schutzgebiet, sondern auch als Schutzgebiet nach der zung von diversen Maßnahmen sowie dem Referat für Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) ausgewiesen sind. Klima- und Umweltschutz für die Förderung der Flä- Sie sind damit Bestandteil des europäischen Schutzge- chenpflege. bietsnetzwerks NATURA 2000, das die Erhaltung gefähr- Damit die Artenvielfalt im Kapuzinerhölzl weiter erhal- deter oder typischer Lebensräume und Arten in der EU ten bleibt, ist aber auch unser aller Engagement gefragt: zum Ziel hat – also den Erhalt der biologischen Vielfalt. Müll mitnehmen, auf den Wegen bleiben, keine Picknicks auf den geschützten Flächen veranstalten – das sind Din- Ein Blick zurück lohnt ge, die jede und jeder von uns mit Leichtigkeit umsetzen Spannend wird es auch, wenn man in der Zeit zu- kann. Vielen Dank dafür! rückblickt: Das Kapuzinerhölzl bildet nämlich zusammen Frauke Lücke mit der Allacher Lohe und der Angerlohe den Rest des ehemaligen alten Lohwaldgürtels, der früher im Norden Die zarten Traubigen Graslilien zählen zu den und Westen Münchens zu finden war. Der dortige Ei- botanischen Highlights im Kapuzinerhölzl. Foto: Christine Weiß
NaturschutzReport 14 2 / 2021 BNE Im Wald fürs Leben lernen Wenn wir die Augen schließen und uns einen Wald vorstellen, erscheinen uns große Bäume, knorrige Äste, zerfurchte Rinde. Wir denken an weiche Moos- flächen, die unter unseren Füßen leicht nachgeben, an Farne und zartes Grün. Wir erinnern uns an flüch- tige Lichtspiele ebenso wie an stockdunkle Waldnäch- te. Uns kommen Spinnweben, Insekten, Vogelgesang und Käuzchenrufe in den Sinn. Eine bestimmte Lich- tung, die wir früher als Picknickstelle genutzt haben, erscheint vor unserem inneren Auge, oder das umge- kippte Totholz, auf dem wir als Kinder balancierten. Die Tiere und die Natur zu beobachten, achtsam auf Wer sagt, dass das Klassenzimmer der beste Ort die unterschiedlichen Geräusche des Waldes zu lauschen, sei, um etwas lernen, war noch nie mit unseren geheimnisvolle Tierspuren zu verfolgen, Höhlen zu ent- BildungsreferentInnen im Wald. Foto: LBV decken und vieles mehr – all das gehört zu den einpräg- samsten Erlebnissen unserer Kindheit, die uns so viel vom die noch nie einen Wald betreten haben und die somit Leben vermittelt haben, ohne dass wir in dem Moment keine Möglichkeit hatten, diese wertvollen Erfahrungen überhaupt gemerkt haben, dass wir gerade etwas lernen. zu machen. Und das – man kann es den anderen Arti- kel in diesem Heft entnehmen –, obwohl es in ihrer un- Wer war noch nie im Wald? mittelbaren Umgebung die Naturräume dazu gäbe. Und doch gibt es in München Stadt und Land eine er- schreckend große Anzahl an Kindern und Jugendlichen, Der beste Lernort Wenn es nach uns geht, soll jedes Kind die Wunder des Waldspielens erleben, wilde Beeren probieren, bar- fuß kleine Bächlein durchwaten oder vergängliche Kunstwerke mit Materialien direkt aus der Natur er- schaffen können und davon profitieren. Die LBV-Umweltstation bietet deshalb für Schulklas- sen, Kinder, aber auch für Erwachsene und Multiplika- torInnen unterschiedliche Veranstaltungen im Wald (und an anderen schönen Naturplätzen!) an. Der Ver- anstaltungskalender am Ende dieses Heftes und unse- re Homepage informieren über unser abwechslungs- reiches Angebot. Alexandra Baumgarten Der Wald hält viele spannende Abenteuer für kleine Naturforscherinnen bereit. Foto: Johannes Reichel Ansprechpartner für: München-Ost: Charlotte Moes, Tel. 0174 / 3 34 19 78 Freising: Alfons Aigner, Ismaninger Str. 84, 85356 Freising, Tel. 0 81 61 / 9 44 93 Verletzte Fledermäuse, Meldung von Quartieren München-Nord: Dr. Irene Frey-Mann, Interessenten für Nistkasten-Betreuung Johann-Schmaus-Straße 3, 80637 München, Werner Reuter, Tel. 4 70 44 30 Tel. 15 97 05 90 Meldung von Schlupfwinkeln München-Süd: Margarete Kistler, Arnpeck- von Mauersegler, Spatz & Co. straße 7, 81545 München, Tel. 6 42 27 56 Sylvia Weber, Tel. 20 02 70 83
NaturschutzReport NAJU 2 / 2021 15 Münchner NAJU-Vorstand stellt sich vor V. l. n. r. und v. o. n. u.: Luca Ernemann, Isabel Rohde, Sophia Müller, Anna Preußner, Amelie Wächter, Julia Maidl, Simon Straub, Tobias Karlowski, Pedro Terriere Wir sind eine gut aufgestellte Gruppe aus den ver- mich die heimische Pflanzenwelt und ich setze mich be- schiedenen Bereichen der Naturschutzjugend in sonders dafür ein, diese zu erhalten und die Begeiste- München, bestehend aus einem Kindergruppenlei- rung für die heimische Natur weiterzugeben. ter, einem Mitglied der LBV-Jugendgruppe und Mit- Pedro Terriere, Schatzmeister: Mit meiner Naturkin- gliedern der Münchner LBV-Hochschulgruppe. Un- dergruppe „Die wilden Füchse“ trage ich dazu bei, das sere neuen Vorstandsmitglieder sind Amelie, Anna, LBV-Naturparadies im Münchner Süden zu einem Eldo- Tobias und Pedro; sie möchten sich an dieser Stelle rado für heimische Tiere und Pflanzen zu machen. Wei- gerne vorstellen. ter sorge ich in unserer Umgebung dafür, dass das Volks- begehren Artenvielfalt in der Bevölkerung aktiv Amelie Wächter, Stv. Vorsitzende: Ich studiere bald umgesetzt wird. Ferner wirke ich auf die Lokalpolitik ein, im 6. Semester Biologie an der LMU München. Da ich damit der Flächenverbrauch gebremst und die Stadt wei- mich auch außerhalb der Uni mehr mit der Natur befas- ter begrünt und noch radlfreundlicher wird. sen wollte, bin ich seit Juni 2020 Mitglied der Münchner Die „alten“ Hasen in der Münchner Vorstandschaft Hochschulgruppe und seit Januar 2021 Stellvertretende sind Isabel, Julia und Luca: Vorsitzende der Münchner NAJU. Ich interessiere mich Isabel Rohde, Vorsitzende: Ich studiere im Master für fast alles, was mit Nachhaltigkeit, Natur- und Tier- Biologie an der TU München und setze mich weiter für schutz zu tun hat, und hoffe, dass ich meine Leidenschaft das Vorankommen der NAJU in München ein. dafür und meine Ideen in der NAJU gut einbringen kann. Julia Maidl, Beisitzerin: Ich gehe noch zur Schule. Ich Anna Preußner, Beisitzerin: Ich studiere an der LMU war die letzten zwei Jahre Kassenprüferin und bin jetzt München Biologie im Bachelor. Durch meine Begeiste- Beisitzerin in der Münchner NAJU, um mich mehr für die rung für die Natur und den Wunsch, im Naturschutz ak- Jugendgruppe einzusetzen. tiv zu werden, bin ich zu Beginn meines Studiums über Luca Ernemann, Beisitzer: Ich gehe in die 11. Klasse die Hochschulgruppe zur NAJU gekommen. Besonders der FOS und bin seit meinem 12. Lebensjahr im Vorstand die Themen Artenschutz und -kenntnis sowie Nachhal- der NAJU München. tigkeit sind mir sehr wichtig und ich freue mich darauf, Außerdem wird die NAJU München von Sophia Müller die NAJU München als neue Beisitzerin zu unterstützen. als Mitarbeiterin unterstützt. Sie kümmert sich vor allem Tobias Karlowski, Beisitzer: Ich studiere Naturschutz um die Öffentlichkeits- und die Jugendarbeit. In der NAJU und Landschaftsplanung an der TU München. Davor in München ist also einiges los, organisiert von einer bunt habe ich den Master Biologie an der LMU mit Speziali- gemischten Gruppe. Wenn Ihr auch Lust habt, dabei zu sierung auf systematische Botanik und Ökologie ge- sein, dann meldet Euch bei uns unter: naju.muenchen@ macht. Ich bin seit Oktober letzten Jahres Mitglied beim lbv.de. Wir freuen uns! LBV München. Seit meiner frühen Kindheit fasziniert Isabel Rohde
NaturschutzReport 16 2 / 2021 Kurz berichtet KURZ BERICHTET • KURZ BERICHTET • KURZ BERICHTET Vogelschutz in Obergiesing Am Neuschwansteinplatz wurde ein Familienzentrum mit Nachbarschaftsstützpunkt gebaut. In diesem Zu- sammenhang wurde auch eine Lärmschutzwand zum Mittleren Ring hin errichtet, um den Aufenthalt in den Freiflächen des Familienzentrums angenehmer zu ma- chen. Die Architektenpläne sahen in der Wand Glasele- mente unterschiedlicher Größe vor. Solche „Fenster“ ziehen Vögel magisch an – sie versuchen, die dahinter liegende Grünfläche anzufliegen und kollidieren dabei mit den Scheiben. Deshalb forderte die Untere Natur- schutzbehörde die Anbringung von Vogelschutzmarkie- Foto: Eduardo Arruda Antunes rungen und verwies die Planer an den LBV. Wir haben den Architekten aufgezeigt, welche Muster für die Ent- schärfung der Glasflächen in dieser Situation besonders geeignet sind. Die Wahl fiel schließlich auf Vertikalstrei- fen in den Farben Orange und Schwarz, die von Vögeln besonders gut wahrgenommen werden. Im Rahmen des Projekts Artenschutz an Gebäuden beraten wir regelmäßig Planer und Bauherren zur Ver- meidung von Vogelkollisionen an Glasflächen. Dass die richtigen Maßnahmen helfen, Glas für Vögel sichtbar zu machen, zeigt eine 2020 vom Landesamt für Umwelt beauftragte Untersuchung verschiedener Lärm- schutzwände und Glasfassaden in München: An den von vorneherein mit Markierungen ausgestatteten Lärmschutzwänden am Frankfurter Ring konnte im Un- tersuchungszeitraum keine einzige Vogelkollision doku- mentiert werden. Auch bei diesen Wänden war der LBV von vorneherein beratend eingebunden. Foto: Eduardo Arruda Antunes Sylvia Weber Neues vom AHP Wechselkröte ser führen. So sind die recht kleinen Kaulquappen bes- ser vor langlebigen Fressfeinden wie Fischen oder den Larven von Großlibellen geschützt. Daher wurden alle Gewässer entweder mit einem Ablaufsystem oder zu- mindest mit einem sogenannten Pumpensumpf verse- hen. Diese Vertiefung in der Mitte des Gewässers er- laubt es, eine Tauchpumpe so zu platzieren, dass der Tümpel komplett abgepumpt werden kann. Christian Köbele Wechselkröten bei der Paarung – die Laichzeit Foto: Christian Köbele der Tiere erstreckt sich von April bis in den Mai. Foto: Frank Derer / LBV-Archiv Ordentlich gebuddelt wurde im Artenhilfsprojekt Wechselkröte im Raum München. Rechtzeitig zur dies- jährigen Laichperiode, die bei der wärmeliebenden Wechselkröte ab Mitte April beginnt, wurden – verteilt auf sechs Gebiete – zehn neue Tümpel in Folienbauwei- se angelegt. Dabei galt es eine Besonderheit im Verhal- ten der Wechselkröte zu berücksichtigen: Sie meidet Gewässer, die länger als zwei Jahre durchgängig Was-
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