NaturschutzReport - Der Wald: Was er uns gibt - was er von uns braucht Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Alle Veranstaltungen

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NaturschutzReport - Der Wald: Was er uns gibt - was er von uns braucht Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Alle Veranstaltungen
NaturschutzReport
    Zeitschrift der LBV-Kreisgruppe München   2. Halbjahr 2021 • 2,– €
                                                       ISSN: 1614-305

                        Der Wald: Was er uns gibt –
                        was er von uns braucht
                        Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald
                        Alle Veranstaltungen
NaturschutzReport - Der Wald: Was er uns gibt - was er von uns braucht Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Alle Veranstaltungen
Die Öko-Metzgerei Landfrau
Genuss in höchster Öko-Qualität!
Handwerkliche Tradition, schonende Verarbeitung, lange Reifezeiten sowie die regionale Herkunft
sind der Ursprung des guten Geschmacks unserer mit Sorgfalt und Liebe hergestellten Spezialitäten.
Wir sind Partner von Naturland, dem Verband für naturgemäßen Landbau e. V. und verarbeiten
ausschließlich Tiere von ökologisch wirtschaftenden Bauernhöfen aus der Region.
Wir gehen den Weg, den Siegfried Stocker 1978 im Firmenleitbild der Hofpfisterei verankert hat:
Maximale Qualität bei akzeptablen Kosten – statt minimale Kosten bei akzeptabler Qualität!

                                                                       Die Öko-Metzgerei Landfrau
                                                                       ist die hauseigene Metzgerei
                                                                       der Hofpfisterei, München.
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NaturschutzReport
Editorial                                                    2 / 2021                                                                                 1

                                                                        Inhalt
                                                                        Editorial .....................................................................1

                                                                        Wald-Tagfalter ........................................................2

                                                                        Das LBV-Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald ................6

                                                                        Kreisgruppe München Stadt / Land .....................8

Liebe Leserin,                                                          Nachruf: Ruth Rosner .............................................9
lieber Leser,
                                                                        Münchens Wälder für die Zukunft ......................10
vielleicht noch nie haben wir den Sommer so herbeige-
sehnt wie in diesem Jahr. Mit dem Sommerbeginn dür-                     Alte Wälder für die Hohltaube..............................12
fen wir auf mehr Optimismus und Lebensfreude hoffen
– und auf die Rückkehr in ein freieres Leben.                           Naturjuwel im Kapuzinerhölzl ..............................13
Die letzten eineinhalb Jahre haben viele Einschränkun-
                                                                        Im Wald fürs Leben lernen .................................14
gen und oft auch persönliches Leid verursacht. Wir dür-
fen aber nicht vergessen, dass diese Zeit auch eine Men-
                                                                        Münchner NAJU-Vorstand stellt sich vor.............15
ge neuer Erkenntnisse gebracht hat, die wir für einen
gelungenen Neustart nutzen können. Wir haben erfah-                     Kurz berichtet .........................................................16
ren, wie viel eine Grünanlage in der Nähe wert sein kann,
wenn Reisen nicht mehr möglich ist. Ebenso konnten                      Arbeit benachbarter Kreisgruppen......................21
wir feststellen, dass Artenvielfalt nicht nur der Natur hilft,
sondern auch unserer Psyche. Noch nie haben sich so                     Ebersberg ................................................................21
viele Menschen für die heimische Vogelwelt begeistert
wie im letzten Jahr. Viele haben durch die Vogelbeob-                   Erding ......................................................................22
achtung Ablenkung und Inspiration erfahren. Inzwischen
wurde wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich eine ar-                 Miesbach .................................................................23
tenreiche Umgebung positiv auf die Gesundheit aus-
wirkt. Das öffentliche Interesse für unsere Themen hilft                Naturkundliche Führungen und
uns sehr, wenn wir die Argumente des Naturschutzes                      Vorträge des LBV....................................................24
wirksam an Entscheidungsträger vermitteln wollen.
                                                                        Impressum ..............................................................32
Nächstes Jahr wird unsere Kreisgruppe 40 Jahre alt. Wir
sehen jetzt, dass unser jahrzehntelanger Einsatz für den
Schutz von Biotopen und unserer Tier- und Pflanzen-
welt nicht umsonst war. Mit Freude stellen wir fest, dass
                                                                        Landesbund für
die von uns gegen viele Widerstände geschützten Grün-
flächen und Biotope, Pflanzen- und Tierarten auch in
                                                                        Vogelschutz in Bayern e.V.
ganz entscheidender Weise die Lebensqualität in Stadt                   Verband für Arten- und Biotopschutz • NABU-Partner Bayern

und Landkreis München erhalten.
Zu Beginn dieses Sommers sind wir dabei, 19 Natur-                      Kreisgruppe München Stadt und Land
schutz- und Bildungsprojekte umzusetzen, eine Rekord-                   Klenzestraße 37, 80469 München
zahl für uns. Wir kommen, dank Ihrer Hilfe, unserem Ziel,               Telefon: 0 89 / 20 02 70-6, Fax: 0 89 / 20 02 70-88
eine Million Quadratmeter Biotope in naturschutzfach-                   E-Mail: info@lbv-muenchen.de
                                                                        www.lbv-muenchen.de
liche Pflege zu nehmen, immer näher. Von unseren Ar-
tenhilfsprojekten profitieren inzwischen zahlreiche Tier-
und Pflanzenarten.
Ich wünsche uns allen, dass dieser Sommer alle Hoff-
nungen erfüllt, die wir in ihn setzen. Angesichts der mit-
reißenden Aufbruchsstimmung unserer Helferinnen und                     Vortragsabende
                                                                        ESG · Friedrichstr. 25 · 80801 München
Helfer bin ich auch sehr optimistisch, dass es so kommt.                Aktuelle Termine im Veranstaltungsprogramm

                                                                        LBV-Naturschutzzentrum
                                                                        Klenzestr. 37, 80469 München
Ihre                                                                    Öffnungszeiten und Kontakt: siehe Seite 30

                                                                        Spendenkonto
                                                                        Stadtsparkasse München
Dr. Irene Frey-Mann, 1. Vorsitzende                                     IBAN: DE40 7015 0000 0100 1079 11 • BIC: SSKMDEMM
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2          2 / 2021      Wald-Tagfalter

Wald-Tagfalter
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Wald-Tagfalter                                          2 / 2021                                                       3

   Wälder erfüllen viele Funktionen. Sie bieten uns            fressen, verstecken sie sich unter einer Rindenschup-
Erholung und Nutzen, sie speichern CO2 und produ-              pe oder an einer moosbewachsenen Stelle des Stam-
zieren Sauerstoff, sie sind Lebensraum für Pflanzen            mes. Im Frühling begeben sie sich dann hinunter zu den
und Tiere. Auch eine beträchtliche Zahl von Tagfal-            frischen Veilchenblättern.
tern ist – wie zahlreiche Nachtfalter – an diesen Le-             Wesentlich früher im Jahr fliegt der Silberfleck-Perl-
bensraum gebunden. Lichtungen und Sukzessions-                 muttfalter. Er legt seine Eier direkt an die Veilchen oder
flächen sind für sie ebenso wichtig wie strukturreiche         an dürre Pflanzenteile in der Nähe. Die Raupen über-
Waldsäume, ein lockerer Gehölzbewuchs und ein                  wintern in der Bodenstreu. Den Schmetterling findet
ausreichendes Blütenangebot. Ihre Raupen haben                 man ab Ende April auf Kahlschlägen oder Magerrasen
individuelle Ansprüche an ihre Futterpflanzen.                 entlang von strukturreichen Waldsäumen. Sollte aller-
                                                               dings die Vegetation dort dichter werden, verändert
   Wo im Mischwald das Sonnenlicht zum Boden durch-            sich das bodennahe Mikroklima und der Silberfleck-
dringt und Sonnenflecken bildet, begegnet uns das              Perlmuttfalter verschwindet.
Waldbrettspiel. In Erwartung eines vorbeikommenden
Weibchens fliegt das Männchen immer wieder auf und
vertreibt Rivalen. Nach der Paarung wird das Weibchen
Eier ablegen. Aber wo? Es gäbe genügend Bäume, die
dafür infrage kämen. Doch die Raupen des Waldbrett-
spiels ernähren sich von speziellen Gräsern, z. B. von
der bis über einen Meter hohen Wald-Zwenke. Dort
werden die Eier abgelegt.

„Grasfalter“
   In ihrem Larvenstadium leben nicht wenige Tagfal-
ter-Arten an Gräsern. Die Raupe des Gelbwürfeligen
Dickkopffalters kann man z. B. an Pfeifengras finden.
Zur Tarnung hat sie an ihrem Sitzplatz die Ränder der
Blattspreite nach oben gewölbt und mit Spinnfäden ver-
knüpft. In einer solchen Wohnröhre wird die ausge-                   Der Silberfleck-Perlmuttfalter lebt an struktur-
wachsene Raupe auch überwintern. Um am welken                        reichen Waldsäumen.          Foto: Siegfried Braun
Gras nicht aufzufallen, färbt sie sich dann beigebraun.
Im Frühjahr verpuppt sie sich, der Falter fliegt ab Mai.          Einige Tagfalter nutzen Sträucher und kleine Bäume
   Zu den ‚Grasfaltern‘ zählen auch Lichtwald-Arten, die       als Raupen-Futterpflanzen. Den Zitronenfalter sehen
stark gefährdet sind: Lichte Waldfluren mit lockerem           wir bereits im April bei der Eiablage an Faulbaum oder
Gehölzbewuchs sind der Lebensraum des Gelbringfal-             Kreuzdorn; den findet das Falterweibchen auch, wenn
ters; seine Raupen findet man u. a. an Seggen. Das             die Knospen noch geschlossen sind. An Weißdorn oder
Wald-Wiesenvögelchen besiedelt gerne grasreiche Lich-          Eberesche leben die Raupen des Baumweißlings; sie
tungen – sofern dort nicht ein Wildacker für Rehe an-          haben ein gemeinsames Gespinst gewoben, in dem sie
gelegt wurde.                                                  sich vor Fressfeinden sicher fühlen. Und wenn wir bei
                                                               einem Winterspaziergang nicht achtlos an den Schle-
Veilchen für Perlmuttfalter                                    hen vorbeigehen, können wir in den Astgabeln über-
                                                               winternde Eier des Nierenfleck-Zipfelfalters entdecken,
   Blüten, z. B. von Disteln oder Wasserdost, locken im
                                                               die im Spätsommer dort abgelegt worden waren. Für
Juli / August den Kaisermantel an, den bekanntesten un-
                                                               Schmetterlinge und ihre Raupen stehen Schlehen üb-
ter unseren Perlmuttfaltern. Seine Raupen ernähren
                                                               rigens auf der Hitliste der Sträucher ganz oben, gefolgt
sich – wie die der meisten Perlmuttfalter – von Veilchen.
                                                               von Weißdorn, Brombeere, Himbeere und Hasel.
Doch die Eier werden nicht an den Futterpflanzen der
                                                                  Die Äste der Roten Heckenkirsche wurden früher als
Raupen, sondern an Baumstämmen in geringer Höhe
                                                               „weißes Besenreis“ zum Besenbinden hergenommen.
abgelegt – vorausgesetzt, unter dem Baum wachsen
                                                               An diesem Strauch legt der Kleine Eisvogel seine Eier
Veilchen. Und das wird vor der Eiablage überprüft. Die
                                                               ab. Ende August nagt das Räupchen ein Blatt so ab,
Räupchen schlüpfen noch im Herbst. Ohne etwas zu
                                                               dass es den Blattrest zu einer winzigen „Tüte“ zusam-
                                                               menspinnen kann. Damit dieses Überwinterungsquar-
                                                               tier nicht zu Boden fällt, wird der Blattstiel am Zweig
                                                               festgesponnen. In der kalten Jahreszeit verliert das
Kleiner Eisvogel – Wirtspflanze seiner Raupe ist die           Räupchen Flüssigkeit und schrumpft. Wenn die Blätter
Rote Heckenkirsche.                                            austreiben, verlässt es sein Versteck, wächst und passt
Fotos: Siegfried Braun                                         sich farblich an. Der Falter fliegt ab Mitte Juni.
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         Blütenbesucher am Waldsaum: Landkärtchen an Distelblüte, Admiral an Wasserdost. Die Raupen
         beider Arten leben an Brennnesseln.                                      Fotos: Siegfried Braun

Aufs Mikroklima kommt es an                                    Wertvolle Weichlaubhölzer
   Sehr viele Schmetterlinge legen ihre Eier an Bäumen            Neben den Salweiden gehören die Zitterpappeln
ab. Tagfalter benötigen ganz bestimmte Laubbäume.              (Espen) zu den beliebtesten Futterpflanzen von Schmet-
Auf Eschen ist einer unserer seltensten Schmetterlinge         terlingsraupen. Mehr als 100 Arten von Tag- und Nacht-
angewiesen: der Eschen-Scheckenfalter, auch Maivogel           falterraupen leben an Espen – auch die des Großen Eis-
genannt. Vor der Ei-Ablage sucht das Weibchen nach             vogels, unseres größten heimischen Tagfalters.
einer Stelle, an der das Mikroklima seinen Erwartungen         Allerdings ist das Holz der Zitterpappel unter wirtschaft-
entspricht: Wo es besonnt und windgeschützt, aber              lichen Gesichtspunkten ebenso wertlos wie das der Sal-
auch luftfeucht ist, wird die Unterseite eines Eschen-         weide. Deshalb werden solche Weichlaubhölzer bei der
blatts mit Eiern belegt. Eines der letzten Vorkommen           Durchforstung oft wenig geschont.
des Maivogels liegt in einem Teil des Steigerwalds, der           An warm und lufttrocken stehenden Zitterpappeln
als „Mittelwald“ bewirtschaftet wird. Diese traditionelle      legt der Kleine Schillerfalter Eier ab. Er ist – anders als
Waldbauform lässt viel Licht in den Wald und bietet            sein Name vermuten lässt – kaum kleiner als der Gro-
nicht nur dem Maivogel, sondern auch anderen stark             ße Schillerfalter, mit dem er leicht zu verwechseln ist.
bedrohten Arten wie dem Gelbringfalter einen Lebens-           Die Eiablage des Großen Schillerfalters erfolgt jedoch
raum.                                                          nicht an Espen, sondern an Salweiden in schattiger und
                                                               luftfeuchter Lage. Bei beiden Arten überwintern die
Nektar für die Falter, Blätter für                             halbwüchsigen Raupen: In der kalten Jahreszeit schmie-

die Raupen
                                                                        Der Trauermantel legt seine Eier an Salweiden
   In doppelter Hinsicht nützt die Salweide den Schmet-
                                                                        oder Birken ab.           Foto: Siegfried Braun
terlingen: Salweiden-Blätter dienen zahlreichen Tag-
und Nachtfalterarten als Raupenfutter. Die Weidenkätz-
chen aber bieten im zeitigen Frühjahr Nektar für jene
Schmetterlinge, die als Falter überwintert haben (z. B.
Kleiner Fuchs), und für solche, die bald nach dem Win-
terende aus ihren Puppen schlüpfen (wie Grünader-
Weißling oder Landkärtchen).
   Salweiden oder Birken benötigt der Trauermantel als
Wirtspflanzen. 100 Eier und mehr werden im Mai man-
schettenartig um einen Zweig in kühl-feuchter Lage ge-
legt. Die Falter, welche die Entwicklung vom Ei zum
Schmetterling abschließen konnten (und das sind nur
wenige), ziehen sich im Herbst zur Überwinterung zu-
rück, z. B. in Holzstöße oder Baumhöhlen. Im Frühling
saugen sie gerne an blühenden Weidenkätzchen. Mit
ca. einem Jahr ist die Lebenszeit dieser Falter außerge-
wöhnlich lang.
NaturschutzReport - Der Wald: Was er uns gibt - was er von uns braucht Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Alle Veranstaltungen
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Wald-Tagfalter                                              2 / 2021                                                     5

             Links die Puppe des Aurorafalters an Knoblauchsrauke, rechts ein überwinternder C-Falter.
                                                                                  Fotos: Siegfried Braun

gen sie sich an einen Zweig, sodass man sie für Knos-              eigneter Raupennahrung ab. Bei vielen Arten kommt es
pen halten könnte. Die Bezeichnung „Schillerfalter“ be-            auf das Mikroklima am Ort der Ei-Ablage an. Welche
zieht sich auf die Strukturfarben der Flügel: Wenn das             Konsequenzen das hat, soll die Gegenüberstellung von
Sonnenlicht im richtigen Winkel auftrifft, schillert die Flü-      zwei Tagfaltern aus der Familie der Bläulinge verdeutli-
geloberseite der Männchen blau.                                    chen. Beide Arten legen ihre Eier an Eichen ab. Doch
                                                                   ihre Zukunftschancen unterscheiden sich erheblich.
                                                                      Der Blaue Eichenzipfelfalter hält sich vorwiegend im
Wintergeschichten                                                  Kronenbereich der Eichen auf und saugt gerne am Ho-
    Gelegentlich wird gesagt, Waldschmetterlinge könn-             nigtau von Blattläusen; man sieht ihn nur gelegentlich.
ten bei winterlichen Holzaktionen keinen Schaden neh-              Seine Eier legt er ab Juli an blühfähige Eichenknospen.
men, da sie sich zu dieser Zeit als Puppen im Erdreich             Wenn sich diese im folgenden Frühjahr öffnen, schlüp-
befinden. Das mag auf viele Nachtfalter zutreffen. Wie             fen die Räupchen. Wo es Eichen gibt, ist dieser Falter
die genannten Beispiele belegen, verbringen jedoch die             nicht selten.
meisten Wald-Tagfalter den Winter (je nach Art als Ei,                Dagegen ist der Braune Eichenzipfelfalter auf Ei-
Raupe oder Puppe) in der Streu, an Gräsern, an dürren              chen-Jungwuchs in sonniger Lage angewiesen. Im Juli
Stängeln oder an Sträuchern und Bäumen. Erstaunlich,               legt er seine Eier an die Stämmchen von jungen Trau-
wie lange sich diese Phase manchmal hinzieht: Die Pup-             ben- oder Stieleichen, die an einem warmen Standort
pe des Aurorafalters harrt bereits ab Juni an einem                stehen. Die Raupen schlüpfen im nächsten Frühjahr.
Stängel aus (z. B. an der Knoblauchsrauke); erst im Ap-            Weil aber besonnte, trockene Areale mit Eichen-Jung-
ril des nächsten Jahres schlüpft der Schmetterling.                wuchs in unseren Wäldern rar geworden sind, findet
    Einige Arten überwintern – ebenso wie der Kleine               dieser Falter oft nur noch auf Windwurfflächen mit Ei-
Fuchs und der Trauermantel – als Falter und sitzen mit             chenverjüngung eine Möglichkeit, sich fortzupflanzen.
geschlossenen Flügeln reglos an einer Stelle, wo sie               Sein Bestand ist stark gefährdet. Im Norden von Mün-
nicht auffallen: der Zitronenfalter eventuell an einer             chen gibt es den Braunen Eichenzipfelfalter noch; es ist
Brombeerranke, der C-Falter an einem morschen Fich-                das nahezu einzige Vorkommen in Südbayern.
tenast.
                                                                                                           Siegfried Braun

Gesucht: Eichen-Jungwuchs
in sonniger Lage
   Trauben- und Stiel-Eichen gelten als die Bäume, von
denen die meisten Insektenarten profitieren, darunter              Literatur:
ca. 150 Falterarten. Wenn also anstelle der angestamm-             – Arbeitskreis Schmetterlinge des LBV München:
ten Eichen mehr schnellwüchsige und standortfremde                   „Vielfaltriges München“ (Broschüre)
Baumarten angepflanzt werden, stehen diese Insekten                – Bräu, M. (u. a.): Tagfalter in Bayern. Stuttgart 2013;
vor einer immensen Herausforderung.                                  Fortführung im Internet unter www.tagfalterbayern.de
   Ob sich Schmetterlinge fortpflanzen können, hängt               – Wagner, W.: Schmetterlinge und ihre Ökologie,
allerdings nicht nur vom ausreichenden Angebot an ge-                www.pyrgus.de
NaturschutzReport - Der Wald: Was er uns gibt - was er von uns braucht Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Alle Veranstaltungen
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Das LBV-Interview:
Prof. Dr. Jörg Ewald
   Prof. Dr. Jörg Ewald ist Forstwissenschaftler, lehrt        dafür gab es auch historische Gründe. Im 19. Jahrhun-
und forscht an der Hochschule Weihenstephan-                   dert hat oft auf entwaldeten Flächen eine Erstauffors-
Triesdorf und ist Autor zahlreicher wissenschaftli-            tung mit Nadelhölzern stattgefunden. Solche Holzbe-
cher Veröffentlichungen. Unsere 1. Vorsitzende Dr.             stände sind aus unterschiedlichen Gründen besonders
Irene Frey-Mann hat mit ihm über den Zustand der               empfindlich; sie sind heute die Hauptleidtragenden.
Wälder und über Fragen der Waldbewirtschaftung                    Bei den Schäden an Laubbäumen ist es viel unklarer.
gesprochen.                                                    Die Rotbuche zeigte bereits 2003 Dürreschäden. Jetzt
                                                               ist sie in Unterfranken, Thüringen und Hessen extrem
   Herr Prof. Dr. Ewald, die Bilder vom Waldsterben            stark betroffen. Ob bei der Buche die Bewirtschaftung
der 1980er-Jahre sind zurück: dürre Bäume alleror-             der Wälder letztendlich für dieses Ausmaß an Schäden
ten. Haben wir ein Waldsterben 2.0?                            verantwortlich gemacht werden kann, ist sehr umstrit-
   Da müsste man erst einmal beantworten, was das              ten. Dazu würde ich mir kein endgültiges Urteil anma-
Waldsterben 1.0 war. Der saure Eintrag, also Schwefel-         ßen. Försterinnen und Förster haben in den letzten 30
dioxid, war damals ein großer Faktor. Den hat man              Jahren sehr viel getan, um von den reinen Nadelholz-
durch Luftreinhaltung ganz gut in den Griff bekommen.          beständen wegzukommen. Der konsequente ökologi-
Das war ein enormer Erfolg der Umweltpolitik. Heute            sche Waldumbau war schon die richtige Maßnahme.
sind die Hitze und Dürre der prädisponierende Faktor,          Was wir heute fragen müssen: Hat er ausgereicht, geht
der wahrscheinlich das Gros des Absterbens und des             der Klimawandel nicht zu schnell vor sich? Braucht man
frühzeitigen Laubabwurfs von Bäumen erklärt. Aber              vielleicht Modifikationen, muss der Waldumbau anders
Ökologie ist komplex, oft sind weitere Faktoren dazwi-         betrieben werden?
schen gelagert. Denken Sie an die Fichte: Es spricht vie-         Auf keinen Fall würde ich in Schwarz-Weiß-Manier sa-
les dafür, dass Borkenkäfer den Fichten den Todesstoß          gen, die Förster oder die Waldbesitzer haben das alles
geben, bevor diese wirklich an der Dürre sterben. Bei          selber zu verantworten. Und ganz verkehrt wäre die Be-
der Buche, die in der aktuellen Welle des Waldsterbens         hauptung, der Klimawandel könnte einem Wald, hätte
der zweite große leidtragende Baum ist, spricht vieles         man ihn nur immer in Ruhe gelassen, sowieso nichts
dafür, dass wirklich die Dürre zu Kronenschäden führt.         anhaben. Mit der Geschwindigkeit, mit der sich heute
Kurz gesagt: In den 1980er-Jahren war ein großer Teil          die Klimabedingungen verändern, muten wir doch auch
der Schäden durch Stoffeinträge aus der Industrie und          naturnahen Wäldern sehr viel zu.
aus dem Verkehr verursacht; heute ist es eher die Dür-
re und die Hitze. Aber dahinter verstecken sich viele De-         Viele Baumarten sind als Holzlieferanten quasi
tails und komplizierte Zusammenhänge.                          wertlos. Dazu gehören Pappeln und Birken. Lange
                                                               Jahre sind sie als „Unhölzer“ im Forst nicht gedul-
    Temperaturanstiege hat es im Laufe der Jahrtau-            det worden. Sollte diese Forstpraxis geändert wer-
sende immer wieder gegeben. Der Wald hat es                    den?
immer überstanden. Warum sollte der aktuelle Kli-                 Die Forstwirtschaft hat Pionierbaumarten – also
mawandel eine Gefahr sein?                                     Baumarten, die sich auf einer Störungsfläche von sel-
    Tatsächlich bedeutet ja das Absterben von Bäumen           ber einstellen – oft zu geringgeschätzt. Sie hat gedacht:
nicht das Ende des Waldes. Wir haben die Erfahrung im          Wir pflanzen, was ökonomisch auf dieser Fläche das Ziel
Bayerischen Wald mit den großen Borkenkäferschäden             ist. Doch Birken und Zitterpappeln geben Deckung, sie
in den 90er-Jahren gemacht: Das sieht spektakulär aus,         bestocken kostenlos viele Flächen ganz von selber und
wir erschrecken. Aber zum Glück sind Wälder relativ re-        bilden damit einen Schutz für die nachkommenden
silient; es wird Bäume geben, die das verkraften und es        Baumarten, die vielleicht ein bisschen länger brauchen,
wird Bäume geben, die wieder nachwachsen. Die Dis-             aber dafür weniger Schäden erleiden. Die Zitterpappel
kussion, die wir jetzt beim sog. Waldsterben 2.0 haben,        ist ähnlich wie die Salweide eine Schlüsselart für Insek-
ist eher die: Wird es noch der Wald sein, den wir ken-         ten. Die Vielfalt von Insektenarten an der Zitterpappel
nen? Das ist fraglich.                                         ist eine der höchsten; wenn wir etwas für Bienen und
                                                               andere Insekten tun wollen, dann gibt es nichts Besse-
   Hat die Forstwirtschaft in den letzten Jahrzehn-            res als Weiden und Pappeln. Wir sollten offener sein
ten alles richtig gemacht?                                     und uns fragen: Was können die Bäume uns jenseits
   Diese Frage wird oft gestellt, auch in zugespitzter         der ökonomischen Holzverwertung geben? Unhölzer
Form: Ist die Forstwirtschaft selber schuld? Dass zu vie-      im ökologischen Sinn kann es gar nicht geben.
le Nadelbäume gepflanzt wurden, ist unbestritten. Doch
NaturschutzReport - Der Wald: Was er uns gibt - was er von uns braucht Interview: Prof. Dr. Jörg Ewald Alle Veranstaltungen
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Interview                                                 2 / 2021                                                       7

   Die Fichte ist der wichtigs-
te Holzlieferant in Deutsch-
land – jetzt muss sie ersetzt
werden. Wie kann das funk-
tionieren?
   Am Holzmarkt ist hochwer-
tiges Bauholz gefragt, und da
ist die Fichte – von der Hand-
habung und der Holzqualität
her – unser Brotbaum. Aber
man muss nicht unbedingt mit
Nadelholz bauen, wenn Laub-
holz klima-resilienter ist. Des-
halb wäre mein erster Vor-
schlag, die Alternativen im
Laubholz zu forcieren. Dazu            Prof. Dr. Ewald stand Frau Dr. Frey-Mann für ein Online-Interview zur Verfügung.
braucht man aber die Indust-                                                                         Foto: Ralph Kisslinger
rie. Das kann die Forstwirt-
schaft zwar propagieren, aber ohne den Abnehmer ist              wissenschaftlern hat sich sehr stark mit naturnahen
es nicht möglich. Und da sind wir noch recht weit da-            Wäldern beschäftigt; wir wissen heute viel darüber.
von entfernt, vor allem, weil die Holzwirtschaft ein glo-        Über die zukünftigen naturnahen Wälder muss man
baler Markt ist, den wir wenig beeinflussen können. Die          nachdenken.
zweite Möglichkeit wären Weißtannen. Tannenholz ist                 Es gibt einen Ansatz, der mir gut gefällt: den der sog.
witterungsbeständiger als Fichtenholz. Die Weißtanne             Analogklimaverhältnisse und der Analogklimawälder.
leidet allerdings noch mehr als die Laubbäume unter              Bevor wir völlig neue Wälder mit Baumartenmischun-
Wildverbiss. Es ist schwierig, die Weißtanne wirklich in         gen aus aller Welt zusammenstellen, sollten wir schau-
wirtschaftlich verwertbaren Beständen zu etablieren.             en, wo es in Europa Wälder gibt mit dem Klima, das bei
Zu bedenken ist außerdem, dass die Klimatoleranz der             uns vielleicht in 30 bis 100 Jahren herrschen wird. Was
Weißtanne nicht unendlich ist. Und das natürliche Ver-           hat man in Südfrankreich, im Kaukasus, in der Türkei in
breitungsgebiet der Weißtanne ist in Deutschland be-             naturnahen Waldgebieten für Baumartenmischungen?
grenzt. Die dritte Alternative sind fremdländische Baum-         Die anderen Ansätze sind modellgetrieben, da müsste
arten; am vielversprechendsten ist die Douglasie, ein            man dann sehr an die Modelle glauben. Das wäre so
Nadelbaum. Sie wächst noch schneller als die Fichte.             eine Art Waldgesellschaftsengineering. Ich weiß nicht,
Sie kommt aus einer Gegend, in der der Sommer we-                ob wir genug darüber wissen, und ich bin auch zu sehr
sentlich trockener ist als bei uns. Doch auch an Dougla-         der heimischen Natur verhaftet, als dass ich das propa-
sien gibt es Dürreschäden. Und sie ist ähnlich schwer            gieren möchte. Wir müssen uns dem Anthropozän stel-
zu etablieren wie die Weißtanne. Sie leidet ebenfalls un-        len; aber dazu gehört auch ein Traditionsbewusstsein.
ter Wildverbiss und vor allem unter Fegeschäden. Auch            Ich glaube nicht, dass man Biodiversität so einfach am
der Frost setzt ihr zu. Wenn es mit dem Klimawandel              grünen Tisch im Modell zusammenbauen kann.
noch schlimmer kommt, dann werden wir viel stärker
auch über Eichen reden müssen. Momentan sind sie                    Vielen Dank für das Gespräch.
keine Alternative zur Fichte, weil sie nicht so schnell
wachsen. Und es ist teuer und aufwendig, einen Eichen-
bestand zu begründen. Letztlich denke ich, mit einer             LBV-Buchtipp:
Mischung von Baumarten hat man eine reelle Chance,               Werner Härdtle | Prof. Dr. Jörg Ewald | Norbert Hölzel:
den Wald erfolgreich zu verjüngen.                               Wälder des Tieflandes und der Mittelgebirge
                                                                 Ulmer 2008
   Sie sind Mitautor des sehr lesenswerten Buchs                    Die drei Autoren stellen den Le-
„Wälder des Tieflandes und der Mittelgebirge“, in                bensraum Wald aus ökologischer
dem Sie die Entstehung, Nutzung und Ökologie un-                 Sicht vor und erläutern Artenzu-
serer Wälder eindrucksvoll erklären. Ein Zukunfts-               sammensetzung und Struktur der
kapitel fehlt aber. Wie wird der deutsche Wald in 50             wichtigsten Laub- und Nadelge-
Jahren aussehen?                                                 sellschaften sowie ihre Abhängig-
                                                                 keit von Klima, Boden und Nut-
   Das ist eine gute Frage. Da möchte ich den Lesern
                                                                 zung. Im Kapitel Naturschutz
noch unser „Handbuch der natürlichen Waldgesell-
                                                                 werden die für Waldökosysteme
schaften Bayerns“, an dem ich beteiligt bin, nennen. Ja,         wesentlichen Gefährdungsfakto-
wir arbeiten daran, und zwar heißt das Projekt „Zukünf-          ren erklärt sowie Perspektiven für
tige natürliche Vegetation“. Meine Generation von Forst-         ihren Schutz aufgezeigt.
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Die Kreisgruppe München Stadt / Land
Vorstand                                                       Norbert Horlacher (Biotoppflege)
                                                               Tel. 0152 / 05 85 37 24,
1. Vorsitzende                                                 E-Mail: norbert.horlacher@lbv.de
Dr. Irene Frey-Mann, Tel. 15 97 05 90                          Oliver Kattner (Biotoppflege)
Stellv. Vorsitzender, Schatzmeister                            E-Mail: oliver.kattner@lbv.de
Johann Leitmeier, Tel. 99 31 79 00
Schriftführer                                                  Arbeitskreise
Walter Sindlinger, Tel. 697 06 43                              1. Nistkästen
BeisitzerInnen                                                 Dr. Eva Schneider, Werner Reuter, Roland Schwenk
Siegfried Braun, Tel. 834 32 97                                Tel. 2 71 90 52, 4 70 44 30, 0 81 02 / 8 01 09 70
Gabriele Glück, über Geschäftsstelle erreichbar                2. Fledermäuse
                                                               Dr. Irene Frey-Mann, Margarete Kistler,
Alexander Hausmann, Tel. 0152 / 25 10 97 44
                                                               Tel. 15 97 05 90, 6 42 27 56, 0177 / 6 42 27 56
Henning von Kielpinski, Tel. 420 95 86 70
                                                               3. Schmetterlinge
Christina Schneider, Tel. 0176 / 61 31 13 21                   Dr. Annette von Scholley-Pfab, Wolfgang Langer
Jugend                                                         Tel. 0178 / 1 21 07 86, 7 85 16 47
Isabel Rohde, Tel. 0178 / 5 80 80 71                           4. LBV-Shop
                                                               Bernd Fischer, Christiane Pappritz, Tel. 20 02 70 73
Kontakt zum Vorstand: LBV, Kreisgruppe München
                                                               5. Studienreisen, Erwachsenenbildung
Stadt / Land, Klenzestr. 37, 80469 München
                                                               Werner Reuter, Dr. Eva Schneider
                                                               Tel. 4 70 44 30, 2 71 90 52
MitarbeiterInnen der
                                                               6. Arten- und Biotopschutzgruppe Würmtal
Geschäftsstelle                                                Dietlind Freyer-Zacherl, Tel. 8 57 34 91
Dr. Heinz Sedlmeier (Geschäftsführer)                          7. LBV-Hochschulgruppe
Tel. 20 02 70 71, E-Mail: heinz.sedlmeier@lbv.de               Anna Preußner, Amelie Wächter
Dr. Sophia Engel (Stellv. Leiterin der Geschäftsstel-          E-Mail: hochschulgruppe.muenchen@naju-bayern.de
le, Projektleitung Vogelkunde / Vogelschutz)                   8. Ornithologie
Tel. 20 02 70 75, E-Mail: sophia.engel@lbv.de                  Dr. Sophia Engel, Tel. 20 02 70 75
Susanne Lackermeier (Verwaltung, Redaktion)
Tel. 20 02 70 78, E-Mail: susanne.lackermeier@lbv.de
                                                               Delegierte
                                                               Herbert Bartl, Tel. 90 37 436
Katharina Seizinger (Verwaltung, Redaktion)
Tel. 20 02 706, E-Mail: katharina.seizinger@lbv.de             Alicia Bilang, Tel. 35 69 546
Frauke Lücke (Projektleitung Biotoppflege)                     Ulrich Dopheide, Tel. 55 06 17 77
Tel. 20 02 70 81, E-Mail: frauke.luecke@lbv.de                 Bernd Fischer, Tel. 28 80 61 79
Raphaela Karl (Projektmitarbeit Biotoppflege)                  Wolfgang Fritsch, Tel. 45 24 02 98
Tel. 20 02 70 81, E-Mail: raphaela.karl@lbv.de                 Jochen Goldsche, Tel. 678 92 68
Sylvia Weber (Projektleitung Artenschutz an Gebäuden)          Gisela Heinz, Tel. 15 17 21
Tel. 20 02 70 83, E-Mail: sylvia.weber@lbv.de                  Werner Kaufmann, Tel. 93 88 59
Alexandra Baumgarten (Leitung Umweltstation)                   Margarete Kistler, Tel. 64 22 756, 0177 / 64 22 756
Tel. 20 02 70 82, E-Mail: alexandra.baumgarten@lbv.de          Claudia Mayer, Tel. 70 08 84 84
Randi Würth (Projektmitarbeit BNE)                             Irmgard Paikert-Schmid, Tel. 9 04 64 81
Tel. 20 02 70 86, E-Mail: randi.wuerth@lbv.de                  Christiane Pappritz, Tel. 78 74 97 96
Sophia Müller                                                  Mariel Paul, Tel. 37 91 26 35
(Referentin für Jugendarbeit NAJU München)                     Anna Preußner, Tel. 0171 / 869 65 84
Tel. 0173 / 541 84 99, E-Mail: naju.muenchen@lbv.de            Johann Prücklmeier, Tel. 7 55 73 98
Marion Dorsch                                                  Horst Rehn, Tel. 64 93 011
(Projekt Biodiversität und Klimawandel)                        Werner Reuter, Tel. 47 04 430
Tel. 20 02 70 74, E-Mail: marion.dorsch@lbv.de
                                                               Judith Starke, Tel. 0176 / 48 84 63 25
Corinna Lieberth
                                                               Barbara Strobl, Tel. 0160 / 148 87 01
(Projekt Spatz als Botschafter der Stadtnatur)
                                                               Pedro Terriere, Tel. 0178 / 614 89 18
Tel. 20 02 70 84, E-Mail: corinna.lieberth@lbv.de
Christian Köbele (Biotoppflege, AHP Wechselkröte)              Ersatzdelegierte
Tel. 20 02 70 72, E-Mail: christian.koebele@lbv.de             Elke Fritsch, Tel. 678 96 09
NaturschutzReport
Nachruf                                                  2 / 2021                                                          9

Nachruf: Ruth Rosner
   „Wie kann ich helfen?“ war die häufigste Frage,                 Die Gewinnung und
die man von Ruth Rosner zu hören bekam. Sie stell-              Wertschätzung ehrenamt-
te diese Frage, wenn sie einen Artikel über bedroh-             licher Arbeit war Ruth Ros-
te Tierarten gelesen hatte, wenn sie feststellte, dass          ner besonders wichtig. Im-
Kulturgüter ihrer oberbayerischen Heimat verloren               mer wieder hat sie
zu gehen drohten oder wenn sie ein Biotop in Ge-                Ausflüge und gemein-
fahr sah. „Ich kaufe laufend Biotope auf, weil ich die          schaftliche Feste der eh-
Natur retten will“, erklärte Ruth Rosner ihr Motiv,             renamtlichen Teams in
als ihr Ministerpräsident Horst Seehofer 2017 den               mehreren oberbayerischen
Bayerischen Verdienstorden verlieh.                             Kreisgruppen ermöglicht.
   Ruth Rosner führte von 1967 bis 1988 das Wäsche-                Besonders wichtig war
haus Rosner & Seidl in der Dienerstr. 21, das sie von ih-       ihr das Projekt „Junge Bio-                    Foto: LBV
rem Vater übernommen hatte. Nachdem sie sich aus                top-Forscher“, für das Ruth
dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, unterstütz-             Rosner die alleinige Unterstützerin war. Jedes Jahr er-
te sie ihre Herzensanliegen als Mäzenin.                        möglichte dieses Projekt 1.000 Münchner Stadtkindern,
   Der Landesbund für Vogelschutz, vor allem die Kreis-         die LBV-Biotope mit ihrer Flora und Fauna kennenzu-
gruppe München Stadt und Land, hat Ruth Rosner sehr             lernen.
viel zu verdanken. Der Einstieg in unser außerordent-              Im Oktober 2017 wurde Ruth Rosner die LBV-Ver-
lich erfolgreiches Biotoppflegeprojekt gelang nur, weil         dienstmedaille verliehen.
sie über Jahre hinweg praktisch den gesamten nötigen               Der LBV verliert mit Ruth Rosner eine Mäzenin und
Maschinenpark inklusive aller notwendigen Reparatu-             Freundin, die jederzeit ein offenes Ohr für den Natur-
ren spendete. Sie war dabei immer glänzend informiert,          schutz hatte.
zum Beispiel darüber, was das insektenfreundlichste                Am 1. April 2021 ist Ruth Rosner mit 91 Jahren in
Mähwerk ist. Genau das wurde dann auch angeschafft.             München gestorben.                  Dr. Heinz Sedlmeier

  Das Tierbeobachtungshaus des LBV in Aschheim kann ganzjährig besichtigt werden, allerdings nur nach telefo-
  nischer Vereinbarung, weil das Tierbeobachtungshaus eingezäunt ist, damit sich die verschiedenen Tierarten un-
  gefährdet und ungestört in ihren Behausungen einrichten und wohlfühlen können. Tel.: 0 89 / 9 03 74 36, Herbert Bartl.
NaturschutzReport
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Münchens Wälder für die Zukunft
   Wenn uns das vergangene Jahr etwas gelehrt hat,           Mein Freund der Baum?
dann den Wert naturnaher Flächen im Stadtgebiet.
Hier finden Tier- und Pflanzenarten letzte Rückzugs-
                                                             Nicht in München
orte in unserer hoch versiegelten Stadt, und hier               Dennoch werden auch die spärlichen und wertvollen
finden die Münchnerinnen und Münchner Erholung               Laubwälder in München regelmäßig mit Harvestern
und Naturerlebnis – ein unschätzbares Gut, nicht             durchforstet. Dabei werden nicht nur Fichten entnom-
nur in Zeiten von Kontakt- und Reisebeschränkun-             men, was im Sinne eines zukunftsfähigen Waldumbaus
gen! Wälder nehmen eine besondere Rolle ein, denn            hin zu einem Laubmischwald wäre, sondern es werden
sie tragen zur Kühlung heißer Sommertage bei und
haben somit auch eine wichtige bioklimatische
Funktion. Dennoch werden sie oftmals unter dem
Primat der Ökonomie bewirtschaftet.

   Rund die Hälfte der Münchner Stadtfläche ist versie-
gelt, ein enormer Wert auch im innerdeutschen Ver-
gleich mit anderen Städten.

Waldlose Landeshauptstadt
   Wälder nehmen sich dagegen mit gerade einmal 4 %
der Stadtfläche geradezu verschwindend klein aus.
Doch der geringe Flächenanteil steht nicht im Verhält-
nis zur ökologischen Bedeutung: Gerade die Lohwald-
reste im Westen und Norden, aber auch Teile des Per-
                                                                  Durch schweres Gerät beschädigter Waldboden
lacher Forsts haben naturschutzfachlich wertvolle, alte           in der Aubinger Lohe    Foto: Dr. Heinz Sedlmeier
Laubholzbestände mit hohem Totholzanteil, die Le-
bensraum für empfindliche Vogelarten wie Kleinspecht         auch Buchen und andere Laubhölzer gefällt. Der emp-
oder Waldlaubsänger oder auch seltene waldgebunde-           findliche Waldboden wird aufgewühlt und geschädigt,
ne Schmetterlingsarten sind.                                 wie erst kürzlich in der Aubinger Lohe geschehen.

                        Schwer zu entdecken, dafür aber gut zu hören: der Waldlaubsänger
                        Foto: Torben Langer / LBV-Archiv
NaturschutzReport
Münchens Wälder                                        2 / 2021                                                              11

                          Der Kleinspecht lebt in altholzreichen Laub- und Mischwäldern.
                          Foto: Dr. Christoph Moning / LBV-Archiv

Wir wollen mehr Naturwald!                                        Was sind Naturwälder?
   Dabei hat man auch von offizieller Seite her den Wert
von Naturwäldern erkannt. Ende November 2020 hat
Forstministerin Kaniber landesweit 58.000 Hektar Wald
dauerhaft als Naturwaldflächen unter Schutz gestellt.
Diese Wälder werden aus der forstwirtschaftlichen Nut-
zung genommen und dürfen sich frei entwickeln. Dies
dient dem Erhalt der Artenvielfalt, aber auch ganz aus-
drücklich dem Naturerleben aller Bürgerinnen und Bür-
ger. Im Münchner Stadtgebiet liegen jedoch nur vier
winzige Naturwaldinseln, die Teil dieses Netzwerks sind:                                    Foto: Marcus Bosch / LBV-Archiv
Eine bei der Menterschwaige im Süden, drei weitere in
                                                                  In Naturwäldern kann sich die Waldnatur frei ent-
den Isarauen bei Fröttmaning. Zusammen umfassen sie
                                                                  wickeln. Eine forstwirtschaftliche Nutzung findet auf
eine Fläche von wenig mehr als 4 ha. Das reicht nicht!
                                                                  diesen Flächen nicht statt. Neben ihrer Bedeutung für
Wir fordern, dass alle Münchner Waldflächen, die in öf-
                                                                  die Biodiversität sollen diese Wälder dem Naturerle-
fentlicher Hand sind, also von der Städtischen Forstver-
                                                                  ben aller Bürger dienen. Zudem dienen Naturwälder
waltung oder den Bayerischen Staatsforsten bewirt-
                                                                  auch als Referenz für eine natürliche Entwicklung der
schaftet werden, wie Naturwälder behandelt werden.
                                                                  Wälder im Klimawandel ohne die Unterstützung forst-
Ihre ökologischen Funktionen sollen in den Vorder-
                                                                  licher Maßnahmen.
grund gestellt und eine Entwicklung hin zu totholzrei-
                                                                  [Entnommen der Homepage des Bayerischen Staatsministeriums für
chen Altbeständen ermöglicht werden.                              Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.]

Gut fürs Klima
  Nach und nach werden sich klimatolerante Baumar-
ten durchsetzen, die den Zukunftswald eines sich än-
dernden Klimas bilden werden und den Münchnerin-
nen und Münchnern dauerhaft zur Erholung und als
Naturerlebnisort erhalten bleiben. Insgesamt handelt
es sich hier um rund 900 ha. Fällungen sollen hier nur
noch zulässig sein, wenn dadurch ein Umbau von Fich-
tenforst zu einem naturnahen Laubmischwald erzielt
wird, zur Konkurrenzfreistellung besonders wertvoller
Bäume wie Alteichen, und natürlich zur Verkehrssiche-
rung. Eine solche Abkehr von einer forstwirtschaftlichen
hin zu einer gesamtgesellschaftlichen Priorisierung der
Waldfunktionen wäre in Zeiten von Klimawandel und
Artensterben kein zu hoher Preis.
                                                                                         Foto: Stephan Thomas / LBV-Archiv
                                       Dr. Sophia Engel
NaturschutzReport
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Alte Wälder für die Hohltaube

                                                                           Hohltaube Foto: Marcus Bosch / LBV-Archiv
   Eine echte Waldbewohnerin, noch dazu mit ge-
wissen Ansprüchen, ist die Hohltaube (Columba                Ringel- oder Haustauben, die auf frisch bearbeiteten
oenas). Ihr Name verrät es schon: Es handelt sich            Feldern oder Stoppeläckern gemeinsam nach Nahrung
um eine Höhlenbrüterin, was unter den heimischen             suchen. Von den genannten Arten unterscheiden sie
Tauben ein Alleinstellungsmerkmal ist. Da sie scheu          sich durch fehlendes Weiß im Gefieder, von den Ringel-
in den Wäldern lebt, bekommt man sie nur selten              tauben heben sie sich zudem durch die zierlichere Ge-
zu Gesicht.                                                  stalt ab. Die Halsseiten glänzen je nach Lichteinfall grün
                                                             bis purpurn. Mit dem rundlichen Kopf und den relativ
   Als Nistplatz kommen für die Hohltaube vor allem          großen, dunklen Augen wirkt die Hohltaube „freundli-
Schwarzspechthöhlen, die bevorzugt in alten Buchen           cher” als die Stadttaube, der sie ähnlich sieht.
oder Kiefern angelegt werden, infrage. Lichte Wälder            In Bayern ist die Hohltaube ein Sommergast. Als
mit hohem Altholzanteil sind im Münchner Umland, wie         Kurzstreckenzieherin überwintert sie in Südfrankreich,
in den meisten Teilen Deutschlands, jedoch selten ge-        Spanien und Portugal; bei uns kann man sie zwischen
worden. Wohl allein darum ist die Hohltaube kein häu-        März und September antreffen. Ihre Anwesenheit ver-
figer Vogel. In Bayern wird der Bestand auf nur 4.100        rät sie mit einem zweisilbigen, dumpfen Hu-Ruh-Ruf,
bis 7.000 Brutpaare geschätzt. Im Münchner Norden,           der sich vom Gurren der anderen Taubenarten unter-
im Mallertshofer Holz, hat sich eine kleine Population       scheidet. Die Paare finden sich zu Saison-Ehen zusam-
halten können. Diese unterstützen wir mit Nistkästen,        men, im folgenden Jahr kann das gleiche Paar aber
die von tatkräftigen Vogelfreunden ehrenamtlich be-          durchaus wieder zusammenkommen. Pro Jahr sind
treut werden. An dieser Stelle vielen Dank für diesen        zwei bis drei, manchmal sogar vier Bruten mit meist
großen und auch schweißtreibenden Einsatz!                   zwei Jungen möglich. Wenn genug Nisthöhlen zur Ver-
   Das Mallertshofer Holz ist auch durch die angrenzen-      fügung stehen, kommen sog. Schachtelbruten vor, das
den Heideflächen ein wertvoller Lebensraum für die           heißt, das Weibchen bebrütet schon das nächste Gele-
Hohltaube. Ihre Nahrung besteht nämlich fast aus-            ge, während das Männchen noch die vorherige Brut
schließlich aus Früchten und Samen, die sie in den ar-       versorgt. Dies gleicht die hohen Prädationsverluste et-
tenreichen Heidewiesen reichlich findet. Zur Brutzeit        was aus. Häufig werden die Nisthöhlen nämlich von
werden Flüge von bis zu zwei Kilometer zwischen Nist-        Baummardern entdeckt, was zum Verlust der Jungvö-
platz und Nahrungsgrund in Kauf genommen. Die Jun-           gel oder gar des brütenden Weibchens führt. An Nist-
gen werden allerdings nicht mit Körnern und Sämerei-         kästen können Marderschutz-Bleche zumindest etwas
en gefüttert, sondern mit einem eigens im Kropf              Schutz bieten. Weitere Maßnahmen, die diese hübsche
hergestellten, sehr eiweißhaltigen Sekret, der soge-         Taubenart fördern, sind eine naturnahe Waldwirtschaft
nannten Kropfmilch, die Männchen und Weibchen glei-          mit dem Erhalt von Bäumen mit Spechthöhlen. Eine rei-
chermaßen produzieren können.                                che Wildkrautflora, auch durch den Verzicht auf Herbi-
   Außerhalb der Brutzeit sind Hohltauben gesellig und       zide in der Landwirtschaft, verbessert die Nahrungs-
schließen sich zu kleineren Trupps zusammen; sie mi-         grundlage für Hohltauben und andere Körnerfresser.
schen sich auch hin und wieder unter Schwärme von                                                    Dr. Sophia Engel
NaturschutzReport
Biotoppflege                                               2 / 2021                                                      13

Naturjuwel im Kapuzinerhölzl
  Umgeben von hohen alten Eichen mitten im Ka-                   chen-Hainbuchen-Wald war für die damalige Bevölke-
puzinerhölzl stößt man auf ein kleines Naturjuwel:               rung von großer Bedeutung. Die Eiche lieferte Bauholz
Auf drei größeren Lichtungen, gar nicht weit von                 sowie Eicheln für die Tiermast, die Hainbuche Brenn-
der Schragenhofstraße, findet sich eine erstaunli-               holz. Als äußerst regenerationsfreudige Baumart treibt
che Artenzahl an Blühpflanzen und Insekten. Der                  sie auch aus den abgeschnittenen Baumstöcken rasch
LBV pflegt diese Lichtungen nun schon seit 2005.                 wieder aus. Noch heute kann man in manchen Berei-
Gerade dadurch, dass die Flächen im Wald liegen                  chen der Allacher Lohe diese als Mittelwaldwirtschaft
und die offenen Bereiche eng verzahnt mit dem                    bezeichnete Nutzungsform erkennen: Hohe Eichen und
Waldrand sind, entstehen die verschiedensten Le-                 darunter dünnere, mehrstämmige Hainbuchen. Und ei-
bensraumnischen.                                                 nen weiteren Rohstoff lieferten die Eichen: die Gerber-
                                                                 lohe. Die Eichenrinde besitzt einen hohen Anteil an
Was dort so kreucht und fleucht                                  Gerbstoffen und war früher das Mittel der Wahl zum
                                                                 Gerben von Tierhäuten.
   Allein durch unsere botanischen Kartierungen konn-
ten wir im Laufe der Zeit über 100 Pflanzenarten nach-
weisen, darunter die Traubige Graslilie ((Anthericum lilia-
                                                                 LBV-Biotoppflege erhält
go), den Hain-Augentrost (Euphrasia nemorosa) und                Lebensräume
viele weitere Rote-Liste-Arten. Unser AK Schmetterlin-              Der LBV erhält und fördert mit seiner Pflege auf den
ge beobachtete in den vergangenen beiden Jahren dort             Lichtungen im Kapuzinerhölzl die dortigen Tier- und
bei seinen Kartierungen 201 Schmetterlingsarten, zum             Pflanzenarten. Im Frühling rechen wir zum Beispiel das
Beispiel äußerst seltene Arten wie den Gelbfühler-Dick-          Laub ab, im Sommer mähen wir die wüchsigen Berei-
leibspanner ((Apocheima hispidaria) oder das Große               che, um weiter Nährstoffe zu entziehen, und im Herbst
Eichenkarmin (Catocala sponsa).                                  weitere Flächen, damit diese nicht verfilzen. Diese und
                                                                 andere Maßnahmen können wir nur dank der großar-
NATURA 2000                                                      tigen Unterstützung durch unsere ehrenamtlichen Hel-
                                                                 ferinnen und Helfer stemmen – ganz herzlichen Dank!
   Kein Wunder, dass diese Bereiche zusammen mit
                                                                 Ebenso danken wir den Bayerischen Staatsfors-
dem angrenzenden Hartmannshofer Holz und dem
                                                                 ten / Forstbetrieb München als Flächeneigentümer für
Nymphenburger Schlosspark nicht nur als Landschafts-
                                                                 die gute Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstüt-
schutzgebiet, sondern auch als Schutzgebiet nach der
                                                                 zung von diversen Maßnahmen sowie dem Referat für
Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) ausgewiesen sind.
                                                                 Klima- und Umweltschutz für die Förderung der Flä-
Sie sind damit Bestandteil des europäischen Schutzge-
                                                                 chenpflege.
bietsnetzwerks NATURA 2000, das die Erhaltung gefähr-
                                                                    Damit die Artenvielfalt im Kapuzinerhölzl weiter erhal-
deter oder typischer Lebensräume und Arten in der EU
                                                                 ten bleibt, ist aber auch unser aller Engagement gefragt:
zum Ziel hat – also den Erhalt der biologischen Vielfalt.
                                                                 Müll mitnehmen, auf den Wegen bleiben, keine Picknicks
                                                                 auf den geschützten Flächen veranstalten – das sind Din-
Ein Blick zurück lohnt                                           ge, die jede und jeder von uns mit Leichtigkeit umsetzen
  Spannend wird es auch, wenn man in der Zeit zu-                kann. Vielen Dank dafür!
rückblickt: Das Kapuzinerhölzl bildet nämlich zusammen                                                       Frauke Lücke
mit der Allacher Lohe und der Angerlohe den Rest des
ehemaligen alten Lohwaldgürtels, der früher im Norden                     Die zarten Traubigen Graslilien zählen zu den
und Westen Münchens zu finden war. Der dortige Ei-                        botanischen Highlights im Kapuzinerhölzl.
                                                                                                    Foto: Christine Weiß
NaturschutzReport
14                                                      2 / 2021                                                  BNE

Im Wald fürs Leben lernen
   Wenn wir die Augen schließen und uns einen Wald
vorstellen, erscheinen uns große Bäume, knorrige
Äste, zerfurchte Rinde. Wir denken an weiche Moos-
flächen, die unter unseren Füßen leicht nachgeben,
an Farne und zartes Grün. Wir erinnern uns an flüch-
tige Lichtspiele ebenso wie an stockdunkle Waldnäch-
te. Uns kommen Spinnweben, Insekten, Vogelgesang
und Käuzchenrufe in den Sinn. Eine bestimmte Lich-
tung, die wir früher als Picknickstelle genutzt haben,
erscheint vor unserem inneren Auge, oder das umge-
kippte Totholz, auf dem wir als Kinder balancierten.

   Die Tiere und die Natur zu beobachten, achtsam auf               Wer sagt, dass das Klassenzimmer der beste Ort
die unterschiedlichen Geräusche des Waldes zu lauschen,             sei, um etwas lernen, war noch nie mit unseren
geheimnisvolle Tierspuren zu verfolgen, Höhlen zu ent-              BildungsreferentInnen im Wald.          Foto: LBV
decken und vieles mehr – all das gehört zu den einpräg-
samsten Erlebnissen unserer Kindheit, die uns so viel vom      die noch nie einen Wald betreten haben und die somit
Leben vermittelt haben, ohne dass wir in dem Moment            keine Möglichkeit hatten, diese wertvollen Erfahrungen
überhaupt gemerkt haben, dass wir gerade etwas lernen.         zu machen. Und das – man kann es den anderen Arti-
                                                               kel in diesem Heft entnehmen –, obwohl es in ihrer un-
Wer war noch nie im Wald?                                      mittelbaren Umgebung die Naturräume dazu gäbe.

  Und doch gibt es in München Stadt und Land eine er-
schreckend große Anzahl an Kindern und Jugendlichen,           Der beste Lernort
                                                                  Wenn es nach uns geht, soll jedes Kind die Wunder
                                                               des Waldspielens erleben, wilde Beeren probieren, bar-
                                                               fuß kleine Bächlein durchwaten oder vergängliche
                                                               Kunstwerke mit Materialien direkt aus der Natur er-
                                                               schaffen können und davon profitieren.
                                                                  Die LBV-Umweltstation bietet deshalb für Schulklas-
                                                               sen, Kinder, aber auch für Erwachsene und Multiplika-
                                                               torInnen unterschiedliche Veranstaltungen im Wald
                                                               (und an anderen schönen Naturplätzen!) an. Der Ver-
                                                               anstaltungskalender am Ende dieses Heftes und unse-
                                                               re Homepage informieren über unser abwechslungs-
                                                               reiches Angebot.
                                                                                              Alexandra Baumgarten

             Der Wald hält viele spannende Abenteuer
             für kleine Naturforscherinnen bereit.
                                  Foto: Johannes Reichel

                   Ansprechpartner für:                           München-Ost: Charlotte Moes,
                                                                   Tel. 0174 / 3 34 19 78
                                                                   Freising: Alfons Aigner, Ismaninger Str. 84,
                                                                   85356 Freising, Tel. 0 81 61 / 9 44 93
      Verletzte Fledermäuse, Meldung von Quartieren
      München-Nord: Dr. Irene Frey-Mann,                           Interessenten für Nistkasten-Betreuung
      Johann-Schmaus-Straße 3, 80637 München,                      Werner Reuter, Tel. 4 70 44 30
      Tel. 15 97 05 90
                                                                   Meldung von Schlupfwinkeln
      München-Süd: Margarete Kistler, Arnpeck-                     von Mauersegler, Spatz & Co.
      straße 7, 81545 München, Tel. 6 42 27 56                     Sylvia Weber, Tel. 20 02 70 83
NaturschutzReport
NAJU                                                    2 / 2021                                                       15

Münchner NAJU-Vorstand
stellt sich vor

                 V. l. n. r. und v. o. n. u.: Luca Ernemann, Isabel Rohde, Sophia Müller, Anna Preußner,
                 Amelie Wächter, Julia Maidl, Simon Straub, Tobias Karlowski, Pedro Terriere

   Wir sind eine gut aufgestellte Gruppe aus den ver-          mich die heimische Pflanzenwelt und ich setze mich be-
schiedenen Bereichen der Naturschutzjugend in                  sonders dafür ein, diese zu erhalten und die Begeiste-
München, bestehend aus einem Kindergruppenlei-                 rung für die heimische Natur weiterzugeben.
ter, einem Mitglied der LBV-Jugendgruppe und Mit-                 Pedro Terriere, Schatzmeister: Mit meiner Naturkin-
gliedern der Münchner LBV-Hochschulgruppe. Un-                 dergruppe „Die wilden Füchse“ trage ich dazu bei, das
sere neuen Vorstandsmitglieder sind Amelie, Anna,              LBV-Naturparadies im Münchner Süden zu einem Eldo-
Tobias und Pedro; sie möchten sich an dieser Stelle            rado für heimische Tiere und Pflanzen zu machen. Wei-
gerne vorstellen.                                              ter sorge ich in unserer Umgebung dafür, dass das Volks-
                                                               begehren Artenvielfalt in der Bevölkerung aktiv
   Amelie Wächter, Stv. Vorsitzende: Ich studiere bald         umgesetzt wird. Ferner wirke ich auf die Lokalpolitik ein,
im 6. Semester Biologie an der LMU München. Da ich             damit der Flächenverbrauch gebremst und die Stadt wei-
mich auch außerhalb der Uni mehr mit der Natur befas-          ter begrünt und noch radlfreundlicher wird.
sen wollte, bin ich seit Juni 2020 Mitglied der Münchner          Die „alten“ Hasen in der Münchner Vorstandschaft
Hochschulgruppe und seit Januar 2021 Stellvertretende          sind Isabel, Julia und Luca:
Vorsitzende der Münchner NAJU. Ich interessiere mich              Isabel Rohde, Vorsitzende: Ich studiere im Master
für fast alles, was mit Nachhaltigkeit, Natur- und Tier-       Biologie an der TU München und setze mich weiter für
schutz zu tun hat, und hoffe, dass ich meine Leidenschaft      das Vorankommen der NAJU in München ein.
dafür und meine Ideen in der NAJU gut einbringen kann.            Julia Maidl, Beisitzerin: Ich gehe noch zur Schule. Ich
   Anna Preußner, Beisitzerin: Ich studiere an der LMU         war die letzten zwei Jahre Kassenprüferin und bin jetzt
München Biologie im Bachelor. Durch meine Begeiste-            Beisitzerin in der Münchner NAJU, um mich mehr für die
rung für die Natur und den Wunsch, im Naturschutz ak-          Jugendgruppe einzusetzen.
tiv zu werden, bin ich zu Beginn meines Studiums über             Luca Ernemann, Beisitzer: Ich gehe in die 11. Klasse
die Hochschulgruppe zur NAJU gekommen. Besonders               der FOS und bin seit meinem 12. Lebensjahr im Vorstand
die Themen Artenschutz und -kenntnis sowie Nachhal-            der NAJU München.
tigkeit sind mir sehr wichtig und ich freue mich darauf,          Außerdem wird die NAJU München von Sophia Müller
die NAJU München als neue Beisitzerin zu unterstützen.         als Mitarbeiterin unterstützt. Sie kümmert sich vor allem
   Tobias Karlowski, Beisitzer: Ich studiere Naturschutz       um die Öffentlichkeits- und die Jugendarbeit. In der NAJU
und Landschaftsplanung an der TU München. Davor                in München ist also einiges los, organisiert von einer bunt
habe ich den Master Biologie an der LMU mit Speziali-          gemischten Gruppe. Wenn Ihr auch Lust habt, dabei zu
sierung auf systematische Botanik und Ökologie ge-             sein, dann meldet Euch bei uns unter: naju.muenchen@
macht. Ich bin seit Oktober letzten Jahres Mitglied beim       lbv.de. Wir freuen uns!
LBV München. Seit meiner frühen Kindheit fasziniert                                                          Isabel Rohde
NaturschutzReport
16                                                    2 / 2021                                        Kurz berichtet

      KURZ BERICHTET • KURZ BERICHTET • KURZ BERICHTET

Vogelschutz in Obergiesing
   Am Neuschwansteinplatz wurde ein Familienzentrum
mit Nachbarschaftsstützpunkt gebaut. In diesem Zu-
sammenhang wurde auch eine Lärmschutzwand zum
Mittleren Ring hin errichtet, um den Aufenthalt in den
Freiflächen des Familienzentrums angenehmer zu ma-
chen. Die Architektenpläne sahen in der Wand Glasele-
mente unterschiedlicher Größe vor. Solche „Fenster“
ziehen Vögel magisch an – sie versuchen, die dahinter
liegende Grünfläche anzufliegen und kollidieren dabei
mit den Scheiben. Deshalb forderte die Untere Natur-
schutzbehörde die Anbringung von Vogelschutzmarkie-
                                                                                         Foto: Eduardo Arruda Antunes
rungen und verwies die Planer an den LBV. Wir haben
den Architekten aufgezeigt, welche Muster für die Ent-       schärfung der Glasflächen in dieser Situation besonders
                                                             geeignet sind. Die Wahl fiel schließlich auf Vertikalstrei-
                                                             fen in den Farben Orange und Schwarz, die von Vögeln
                                                             besonders gut wahrgenommen werden.
                                                                Im Rahmen des Projekts Artenschutz an Gebäuden
                                                             beraten wir regelmäßig Planer und Bauherren zur Ver-
                                                             meidung von Vogelkollisionen an Glasflächen. Dass die
                                                             richtigen Maßnahmen helfen, Glas für Vögel sichtbar zu
                                                             machen, zeigt eine 2020 vom Landesamt für Umwelt
                                                             beauftragte Untersuchung verschiedener Lärm-
                                                             schutzwände und Glasfassaden in München: An den
                                                             von vorneherein mit Markierungen ausgestatteten
                                                             Lärmschutzwänden am Frankfurter Ring konnte im Un-
                                                             tersuchungszeitraum keine einzige Vogelkollision doku-
                                                             mentiert werden. Auch bei diesen Wänden war der LBV
                                                             von vorneherein beratend eingebunden.
                          Foto: Eduardo Arruda Antunes                                                    Sylvia Weber

Neues vom AHP Wechselkröte
                                                             ser führen. So sind die recht kleinen Kaulquappen bes-
                                                             ser vor langlebigen Fressfeinden wie Fischen oder den
                                                             Larven von Großlibellen geschützt. Daher wurden alle
                                                             Gewässer entweder mit einem Ablaufsystem oder zu-
                                                             mindest mit einem sogenannten Pumpensumpf verse-
                                                             hen. Diese Vertiefung in der Mitte des Gewässers er-
                                                             laubt es, eine Tauchpumpe so zu platzieren, dass der
                                                             Tümpel komplett abgepumpt werden kann.
                                                                                                     Christian Köbele

                                                                   Wechselkröten bei der Paarung – die Laichzeit
                          Foto: Christian Köbele
                                                                   der Tiere erstreckt sich von April bis in den Mai.
                                                                   Foto: Frank Derer / LBV-Archiv
  Ordentlich gebuddelt wurde im Artenhilfsprojekt
Wechselkröte im Raum München. Rechtzeitig zur dies-
jährigen Laichperiode, die bei der wärmeliebenden
Wechselkröte ab Mitte April beginnt, wurden – verteilt
auf sechs Gebiete – zehn neue Tümpel in Folienbauwei-
se angelegt. Dabei galt es eine Besonderheit im Verhal-
ten der Wechselkröte zu berücksichtigen: Sie meidet
Gewässer, die länger als zwei Jahre durchgängig Was-
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