Neue Weg in der Stadt - Herausforderungen durch Kommunikation und Mobilität Dokumentation der 39. Studientagung 6. | 7. Juni 2016 Ludwigsburg ...

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Neue Weg in der Stadt - Herausforderungen durch Kommunikation und Mobilität Dokumentation der 39. Studientagung 6. | 7. Juni 2016 Ludwigsburg ...
Dokumentation der 39. Studientagung
6. | 7. Juni 2016
Ludwigsburg

Neue Weg in der Stadt -
Herausforderungen durch
Kommunikation und Mobilität

Deutscher Verein für Stadtentwicklung und Handel e.V.
Neue Weg in der Stadt - Herausforderungen durch Kommunikation und Mobilität Dokumentation der 39. Studientagung 6. | 7. Juni 2016 Ludwigsburg ...
Impressum

  Herausgeber:		    urbanicom
  			               Deutscher Verein für Stadtentwicklung und Handel e.V.
  			               c/o Handelsverband Deutschland e.V. (HDE)
  			Michael Reink (v.i.S.d.P.)
  			Am Weidendamm 1A
  			10117 Berlin
  			Tel.: 030 72 62 50 25
  			 Fax : 030 72 60 51 25
  			E-Mail : reink@urbanicom.de

  Bearbeiter:		 LOKATION:S
  			Partnerschaft für Standortentwicklung
  			Liepe+Wiemken Dipl.-Ingenieure
  			Sanderstraße 29/30
  			12047 Berlin
  			Tel.: 030.49 90 51 80
  			 Fax : 030.69 81 58 81
  			E-Mail : mail@lokation-s.de
  			Web : www.lokation-s.de

  			Torsten Wiemken
  			Andris Fischer

  Layout:			LOKATION:S | Laura Warskulat
  Datum:			 November 2016

                                                                            2
Neue Weg in der Stadt - Herausforderungen durch Kommunikation und Mobilität Dokumentation der 39. Studientagung 6. | 7. Juni 2016 Ludwigsburg ...
Vorwort

                                                                    Michael Reink
                                                Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
                                                                      urbanicom e.V.

    Die Veränderungen infolge der Digitalisierung sind mannigfaltig und teilweise
    systemerneuernd. Stadt und Handel müssen sich fragen, wie die „Wege in die Stadt“
    in Zukunft gestaltet sein werden. Diese Wege werden physisch sein – jedoch auch
    vermehrt digital und diese Wege werden sich überlagern.

     Kommunikation
    Dabei muss es gelingen die Innenstädte als Orte Kommunikation für die Bürger
    zu erhalten. Dies mutet zunächst trivial an, bedingt jedoch aufgrund der Verände-
    rungen in der Art und Weise wie heutzutage und auch in Zukunft kommuniziert
    wird, (z.T. technische) Anpassungen durch die Stadt und den Handel.

    Städte müssen auch in Zukunft Orte für Face-to-Face-Kommunikation bieten
    sowie für Flächen der Kommunikation in Form von öffentlicher Werbung. Daneben
    gewinnen Themen wie freies/öffentliches WLAN oder die „Digitalisierung am Point
    of Sale“ an Bedeutung.

    Für Stadt und Handel ergeben sich dadurch automatisch neue Möglichkeiten der
    Datengewinnung und Auswertung, die die Kommunikation zwischen Stadt und
    Bürger bzw. Handel und Konsument tiefgreifend beeinflussen werden. Doch wer
    wird die Hoheit über diesen Datenschatz haben – der Bürger, die Stadt, der Handel,
    die Telekommunikationsanbieter? Hierzu hat urbanicom jeweils führende Experten
    aus den unterschiedlichen Disziplinen eingeladen, die im Folgenden den Status Quo
    beleuchten.

     Logistik/Mobilität
    Zudem besteht der Wunsch der Innenstadtbesucher/-kunden nach immer stär-
    kerer Verschneidung der Vertriebswege im Einzelhandel. Sprich: Damit der innen-
    städtische Einzelhandel weiterhin bestehen kann, müssen auch für diesen Wege
    geschaffen werden, den Anspruch der Kunden nach Omnichannel-Handel gerecht
    zu werden. Schon heute geben 20% der Innenstadtkunden an, ihr Einkaufsverhalten
    im Zuge der Verschneidung der Vertriebswege verändert zu haben. Rund 40% der
    Kunden geben an, die stationären Einkäufe online vorzubereiten. Daher sind die
    Notwendigkeiten der Verschneidung auch in der Innenstadt zu gewährleisten.

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Dies bedingt Aufgaben und Lösungen durch den Handel (Homepage, Online-
                    Shop, Lösungen wie Click and Collect, Same day delivery etc.) sowie auch durch die
                    Stadt (angepasste Lieferzeiten in den Fußgängerzonen, Multihubs, City-Logistik).
                    Hierbei treten auch Fragen der Logistik (B2C sowie B2B) auf sowie des Verkehrs der
                    Zukunft. Urbanicom gibt im Folgenden Antworten auf die Fragen der Optimierung
                    des bestehenden Verkehrsnetzes um die ansteigenden Verkehrsvolumina bewäl-
                    tigen zu können. Um möglichst praxisnahe Aussagen zu erhalten hat urbanicom
                    dazu u.a. Wissensträger aus der KEP-Branche (Express- und Kurierdienste) sowie
                    der Automobilindustrie eingeladen.

                    Ich wünsche Ihnen beim Studium dieser Dokumentation interessante Einblicke,
                    neue Fragen und passende Antworten.

                    Ihr Michael Reink

Teilnehmer der
39. Studientagung

                                                                                                         4
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Inhaltsverzeichnis

    Vorwort
          Michael Reink											3
          Geschäftsführendes Vorstandmitglied urbanicom

    Begrüßung und Einführung in die Tagung

          Lovro Mandac											6
          Vorstandsvorsitzender urbanicom

    Kommunikation auf neuen Wegen
          „Innenstadt als Smartsphere -
          Nächste Revolutionsstufe lässt Städte analog und digital zusammenwachsen“			                 9
          Mario Mensing | Geschäftsführer CIMA Beratung & Management GmbH | Lübeck

          „Mobility Insights“ Mobilfunktgestützte Bewegungsanalysen für Handel und Transport		         16
          Alexander Lange | Business Development Manager Big Data | E-Plus Mobilfunk | Düsseldorf

          Reflexion im Dialog 										                                                               20
          Stephan Reiß-Schmidt | Stadtdirektor und Leiter der Stadtentwicklungsplanung Stadt München
          Andreas Reiter | Zukunftsforscher | ZTB Zukunftsbüro | Wien

          „Hier entsteht Zukunft. Ludwigsburg auf dem Weg zur vernetzten Stadt -
          Ein Werkstattbericht aus dem LivingLab“								22
          Oberbürgermeister Werner Spec | Ludwigsburg

          Reflexion im Dialog      									                                                           26
          Stephan Reiß-Schmidt | Stadtdirektor und Leiter der Stadtentwicklungsplanung Stadt München
          Andreas Reiter | Zukunftsforscher | ZTB Zukunftsbüro | Wien

    Studentische Kurzvorträg in Kooperation mit dem Wissensnetzwerk
    Stadt und Handel (WSH)

            Einzelhandelssteuerung in Hamburg und Wien.
          „Der Königsweg zwischen Über- und Untersteuerung“ 						29
          Vivienne Kalka | Wissenschaftliche Arbeit Hafencity Universität Hamburg

            „Einzelhandelsentwicklung ohne Plan? -
          Kommunale Einzelhandelssteuerung und der unbeplante Innenbereich“				                        31
          Isabel Ihde | Wissenschaftliche Arbeit Hafencity Universität Hamburg

            „Stationär vs. Online Möbelhandel -
          Ermittlung preislicher Unterschiede und Evaluierung der Verhandlungsbereitschaft“			         33
          Marius Leichte | Wissenschaftliche Arbeit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

           „Welches Wissen steckt in ihren Köpfen? -
          Die Erkenntnisse der Konsultation zur Studientagung“						34
          Dominik Wörner | Insights Berlin

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Reflexion im Dialog 										                                                               36
      Stephan Reiß-Schmidt | Stadtdirektor und Leiter der Stadtentwicklungsplanung Stadt München
      Andreas Reiter | Zukunftsforscher | ZTB Zukunftsbüro | Wien

Mobilität auf neuen Wegen (Lieferverkehr, Autonomes Fahren, Elektromobilität)

      „Mathematische Optimierung im Verkehr“							38
      Prof. Dr. Ralf Borndörfer | Mathematical Optimization and Scientific Information |
      Konrad Zuse Institut | Berlin

      „City Logistik im Wandel - Lösungen für die Paketdistribution der Zukunft“				               43
      Viviane Engels | Strategy Manager bei der Hermes Logistik Gruppe Deutschland | Hamburg

      Reflexion im Dialog										                                                                47
      Stephan Reiß-Schmidt | Stadtdirektor und Leiter der Stadtentwicklungsplanung Stadt München
      Andreas Reiter | Zukunftsforscher | ZTB Zukunftsbüro | Wien

      „Urbane Mobilität im Wandel“									48
      Dr. Frank Ruff | Leiter Gesellschaft und Technik | Daimler AG | Sindelfingen

Zusammenfassung der Tagung

      „Innenstadt der Zukunft“									52
      Prof. Dr. Diane Robers | EBS Universität für Wirtschaft und Recht | Bad Homburg v.d.H.

Dokumentation der Tagung

      Festlicher urbanicom-Abend
      „Nächste Ausfahrt Digital - Herausforderungen und Chancen in der Smart City“			              54
      Prof. Dr. Diane Robers | EBS Universität für Wirtschaft und Recht | Bad Homburg v.d.H.

      Foto-Dokumentation der Exkursion Ludwigsburg							59

      Kontakte											64

                                                                                                        6
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Neue Wege in der Stadt - Herausforderungen
                             durch Kommunikation und Mobilität

                                                                    Lovro Mandac
           Vorsitzender urbanicom e.V. und ehem. Geschäftsführer Kaufhof Warenhaus AG

      ••   2014-2015 Vorsitzender der Geschäftsführung der GALERIA Holding GmbH

      ••   2014-2015 Vorsitzender des Aufsichtsrates der GALERIA Kaufhof GmbH

      ••   1994-2015 Vorsitzender der Geschäftsführung der GALERIA Kaufhof GmbH,
           Köln; vormals Kaufhof Warenhaus AG (Formwechsel in 2008)

      ••   1994-1999 Vorstandssprecher Horten AG, Düsseldorf

      ••   1993-1994 Vorstandsmitglied Kaufhalle AG, Köln

      ••   1991-1993 Vorstandsmitglied Oppermann Versand AG, Neumünster

      ••   1988-1993 Geschäftsführer Tertia Holding GmbH, Köln

      ••   1987-1991 Direktor Kaufhof Holding AG, Köln

      ••   1981-1987 Panasonic Deutschland GmbH, Hamburg

      ••   1980-1981 Hapag-Lloyd-Flug GmbH, Hannover

      ••   1977-1980 Thorn/EMI GmbH, Hamburg

    Zusätzliche Funktionen (Auswahl)

      ••   2010-2015 Vizepräsident des HDE

      ••   2013-2015 Mitglied im Vorstand des Handelsverband Deutschland

      ••   seit 2004 Vorsitzender urbanicom Deutscher Verein für Stadtentwicklung
           und Handel e.V., Berlin

      ••   2003-2015 Vorsitzender des Ausschusses Standortpolitik des
           Handelsverband Deutschland (HDE), Berlin

      ••   2001-2015 Member of the Board of Directors National Retail Federation
           (NRF), Washington (USA)

      ••
      ••
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Einleitung

Herr Mandac begrüßt die Teilnehmer der 39. urbanicom-Tagung im Namen des
gesamten Vorstands sehr herzlich in der Stadt Ludwigsburg und dankt insbesondere
Herrn Dr. Holl für die Einladung und Unterstützung der Vorbereitung der diesjährigen
Tagung.

Im Mittelpunkt der Tagung stehen dieses Jahr die Digitalisierung und ihre Auswirkung
auf Kommunikation und Mobilität in der Stadt. Zwar versteht jeder etwas anderes
darunter, aber klar ist, dass große Herausforderungen auf uns alle zukommen. Wir
können diesen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts jedoch nicht mit Lösungen
des 20. Jahrhunderts begegnen. Vielmehr sind mutige Schritte erforderlich, alle
Akteure müssen sich den Herausforderungen der Digitalisierung stellen.

Dabei bleiben die Anforderungen an die Innenstadt bestehen: Erreichbarkeit,
Sicherheit und Sauberkeit sind immer noch die Voraussetzungen für attraktive
Innenstädte. Insbesondere bei der Erreichbarkeit der Zentren bestehen vielerorts
jedoch große Probleme: Der ÖPNV ist unzureichend ausgebaut, die Straßen
sind überlastet und marode. Dieses wirkt sich negativ auf den Einzelhandel
aus. Leider steht der Handel jedoch nicht im Fokus der Politik, trotz der großen
volkswirtschaftlichen Bedeutung als wichtiger Arbeitgeber und mit seiner Funktion
zur Versorgung der Bevölkerung.

Das Internet ist weiterhin die größte Herausforderung für die Städte und den
stationären Handel. Mit dem Online-Handel gehen zudem neue Probleme einher,
so blockieren die vom Online-Handel induzierten Lieferverkehre zusehends die
Straßen unserer Städte. Die Städte werden trotzdem immer ihre Funktion als Orte
des Handels und des Warenaustauschs behalten. Der Handel wird ein wichtiger
Bestandteil der Innenstädte bleiben, aber er ist nicht alles. Es werden sich neue
Formen des Handels etablieren und in den Stadtzentren andere Funktionen weiter
an Bedeutung gewinnen.

Und der stationäre Einzelhandel muss verstärkt auf das veränderte Kundenverhalten
reagieren. Hier bestehen gerade bei den etablierten Konzernen teilweise
große Probleme. Mit den längeren Öffnungszeiten ist eine Flexibilisierung des
Personaleinsatzes erforderlich, um die Bedürfnisse der Kunden erfüllen zu können.
Der stationäre Handel zahlt Lohnzuschläge von bis zu 120 %, während die Online-
Händler in ihren Logistikzentren und Call-Centern kaum Zuschläge zahlen. Die
Flexibilisierung und eine Verbesserung der Wettbewerbschancen des stationären
Handels sind mit den Gewerkschaften und Kirchen jedoch weiterhin schwer
umsetzbar.

Das Netz ist aber nicht nur Einkaufsort, sondern kommt auch in Form von freiem
WLAN in die Städte. Bisher kann keiner sagen, was das für die Innenstädte bedeutet.
Kommen die jungen Leute dann auch in die Geschäfte, um dort was zu kaufen? Auf
jeden Fall kann es dazu beitragen, dass Innenstadt und Handel Treffpunkte und Orte
der Kommunikation bleiben.

Diese und zahlreiche weitere Facetten der Digitalisierung sowie ihre Auswirkungen
auf Kommunikation und Mobilität in den Städten sollen im Rahmen der diesjährigen
urbanicom-Tagung eingehender beleuchtet und diskutiert werden.

                                                                                       8
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Kommunikation auf neuen Wegen

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                                  Geschäftsführer CIMA Beratung + Management GmbH

      ••   seit 1998 Geschäftsführerder CIMA Beratung+Management GmbH

      ••   1992-1997 Geschäftsführer der City‐ und Stadtmarketing‐Organisation
           “Lübeck‐Management” in der Hansestadt Lübeck

      ••   1988-1989 Geschäftsführer im Kulturmanagement in Bonn

    Projekte bei CIMA (Auswahl)

      ••   City‐und Stadtmarketing, Tourismus: Landeshauptstadt Kiel, Landeshaupt-
           stadt Schwerin, Landeshauptstadt Magdeburg, Landeshauptstadt Dresden,
           Braunschweig, Wolfsburg, Bremen, Oldenburg, u.v.m.

      ••   Diverse Einzelhandelskonzepte u.a. Reinbek‐Bergedorf: Interkommunales
           Einzelhandelsforum

    Die Innenstadt als „Smartsphere“? -
    Nächste Revolutionsstufe lässt Städte
    analog und digital zusammenwachsen

    Thesen im Überblick
        Bisher lautete die zentrale Forderung: „Die Stadt muss ins
          Internet gebracht werden“. Jetzt heißt es auch: „Das Internet
          muss in die Stadt gebracht werden.“ Es findet eine Überlagerung
          von Realität und Digitalem statt, dieses ist die Smartsphere.

        Dabei müssen Städte wählerisch sein. Sie müssen die
          Infrastrukturen kontrollieren, bisher werden die Claims
          ohne die Städte durch die Konzerne abgesteckt.

        Städte bestimmen selber, was „smart“ ist, nicht
          die Technik-Nerds, nicht die Konzerne.

        Smart ist, was der Urbanität nützt.

        Urbanität tritt an die Stelle von Handelszentralität.

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Die Kundenbefragungen im Rahmen des cima.Monitor 2016 haben ergeben,
dass Einkaufsmöglichkeiten weiterhin das wichtigste Merkmal einer attraktiven
Innenstadt sind. Einkaufsmöglichkeiten haben in den vergangenen Jahren sogar als
Attraktivitätsmerkmal von innerstädtischen Standorten an Bedeutung gewonnen.

                                                                                       Abb. 1
                                                                                       Teilnehmer der urbanicom
                                                                                       Tagung am 07. Juni 2016 in der
                                                                                       Akademie für Darstellende
                                                                                       Kunst Baden-Wüttemberg.

Die Befragung zeigt weiterhin, dass fast alle Kunden auch online einkaufen,
insbesondere Menschen unter 50 Jahren shoppen nahezu alle auch online.
Allerdings zeigt sich gegenwärtig beim Onlinekauf eine ungleiche Verteilung auf die
verschiedenen Warengruppen.

 Mangelnde Attraktivität des stationären Handel
   führt zu Ladensterben
Das heißt im Umkehrschluss jedoch nicht, dass jeder Händler ins Netz muss, wie man
es vor einigen Jahren noch vielfach behauptet hat. Das Institut für Handelsforschung
(IfH) geht davon aus, dass in den kommenden Jahren mindestens weitere 45.000
Einzelhandelsläden schließen müssen.

       cima.MONITOR 2016: Attraktive Innenstädte
       Trotz online-Boom sind die Einkaufsmöglichkeiten …
       … wichtigstes Attraktivitätsmerkmal der Innenstädte

                                                                                       Abb. 2
                                                                                       Merkmale einer attraktiven
                                                                                       Innenstadt.
        Bildquelle: cima.MONITOR 2016                                      4

                                                                                                                        10
Die Ursache für das Sterben der Einzelhändler liegt aber nicht nur im Online-Handel,
                                       sondern vor allem auch am Handel selber.

                                             Online-Einkauf
                                            Fast jede/r kauft (auch) online

     Abb. 3
     Anteil der Online-Käufer in den
     letzten 12 Monaten.
                                             Bildquelle: cima.MONITOR 2016                                                       5

                                       Eine Auswertung der cima von Daten aus über 300 Städten in Deutschland, in denen
                                       mehr als 60.000 Einzelhandelsgeschäfte bewertet wurden, hat ergeben, dass
                                       nur rund 7 % der Läden in den Innenstädten allen Ansprüchen der Kunden an ein
                                       modernes Geschäft genügen. Über 50 % der Läden werden hingegen als unattraktiv
                                       wahrgenommen bzw. weisen keine Highlights oder besonderen Anziehungspunkte
                                       für die Kunden auf. Hier zeigt sich, dass die Ursachen des Ladensterbens vor allem
                                       auch bei den stationären Händlern selber zu suchen sind.

                                        Verbraucherverhalten als Chance des stationären Handels
                                       Auch die weit verbreitete Vorstellung vom „Beratungsklau“ beim stationären Handel
                                       ist längst überholt.

                                             Drohung: „Händler ohne online-shop sterben
                                             Wahrheit: … die es betrifft, sterben auch mit online-Shop
                                                    IfH-Prognose: Wir verlieren mindestens weitere 45.000 stationäre Läden.
                                                                               Und das ist OK so !
                                                 Innenstadt-Handel stirbt nicht an online, sondern überwiegend an sich selbst.

                                              Kumulierte Daten aus ca. 300 Städten mit ca. 60 TSD Betrieben (16 Mio. qm Vkf)

                                                                  Veraltet, renovierungs-           „Top“, allen Ansprüchen
                                                                         bedürftig     10,3   7,1
                                                                                                           genügend

                                                                                                              40,4
                                                                             42,3

     Abb. 4                                                                                                 Modern,
                                                                    Normal, ohne
     Innenstadt-Handel stirbt nicht                                  Highlights                            zeitgemäß
     an online, sondern überwieg-
     end an sich selbst.

                                       Man muss das ganze Bild sehen: Über 1/3 aller Einkäufe in stationären Geschäften
                                       werden heute von den Kunden online vorbereitet. Während im Jahr 2015 Umsätze

11
des Onlinehandels in Höhe von rund 7,8 Mrd. Euro stationär vorbereitet wurden,
haben die Kunden im gleichen Zeitraum mehr als das 20-fache Umsatzvolumen
online vorbereitet, aber offline gekauft.

    Verbraucherverhalten
    Beratungsklau ?

    Chance für den stationären Handel:
    SOKO = Suche Online – Kaufe Offline

     38,5 % der Einkäufe in
     stationären Geschäftsstellen                      165,8 Mrd. €
     werden online vorbereitet                         40,3% des Umsatzes

     10,8 % der Einkäufe in Online-
                                                       7,8 Mrd. €
     Shops werden in stationären
     Geschäftsstellen vorbereitet                      18,8 % des Umsatzes               Abb. 5
                                                                                         Verbraucherverhalten:
                                                                                         Chancen für den stationären
    Vom „Beratungsklau“ profitieren die stationären Geschäftsstellen mehr als die        Handel.
    Online-Shops (20-facher Umsatz)

Heute   beginnt die Customer Journey im Netz vielfach noch bei Google, jedoch
     Quelle: Daten: ECC Köln 2015; HDE 2015
                                                                               11 ist

bereits erkennbar, dass sie in Zukunft immer stärker über die sozialen Netzwerke
erfolgen wird. Hierin liegt auch eine Chance für den innerstädtischen Handel, da die
Netzwerke ein kostengünstigeres und spezifischeres Marketing ermöglichen.

 Regionale Marktplätze als Antwort der Innenstädte
Eine sehr populäre Antwort der Innenstädte sind Regionale Marktplätze, die
momentan vielerorts von Händlergemeinschaften, Zeitungen und den Städten
aufgebaut werden. Sie stellen allerdings vielfach keine Lösung dar und finden kaum
Akzeptanz bei den Kunden. Ähnlich sieht es bei vielen Städte-Apps aus, die häufig
nicht vernetzte, in sich gekehrte Anwendungen sind.

Alle diese Anwendungen funktionieren nur, wenn Sie ein Zusammenspiel von
sozialer Vernetzung, Lokalisierung und mobiler Internetnutzung in der Innenstadt
bieten. Der Nutzer möchte Inspiration, Information und Service aus einer Hand.

 Technologische Möglichkeiten werden sich auch in
   Zukunft rasant weiterentwickeln
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass sich die Benutzerinterfaces sehr schnell
weiterentwickeln. Von Touch und Virtual Reality bis zur Augmented Reality hat es
nur fünf Jahre gedauert. Und man sollte dabei bedenken, dass das was technisch
möglich ist auch gemacht wird.

Es gilt für die Städte und ihre Akteure neun technologische Entwicklungen zu
verstehen, um die Zukunft der Städte selber mitgestalten zu können. Diese bilden
die Grundlage für den technologischen Wandel und damit einhergehende neue
Möglichkeiten:

                                                                                                                       12
••   Breitband (eine schnelle Internetanbindung ist für viele der nachfolgenden
                                      Entwicklungen unabdingbar)

                                 ••   Wifi (ermöglicht Kreuzpeilung und somit eine Lokalisierung des Kunden),

                                 ••   GPS (erlaubt eine exakte Positionsbestimmung),

                                 ••   Beacons (dienen nicht nur der Ansprache, sondern bieten auch
                                      Melde- und Überwachungsfunktionen),

                                 ••   Near Field Communication (kontaktloser Datenaustausch per
                                      Funktechnik insbesondere für Payment),

                                 ••   Marker/ QR-Codes (dient dem zusätzlichen Einholen von Informationen),

                                 ••   Sensorik (kann Informationen Bekleidung, Schuhe etc. übertragen),

                                 ••   Biometrik (ermöglicht es u.a. Gemütszustände der Besucher der
                                      Innenstädte zu erfassen)

                                 ••   Tracking (ermöglicht Einholung von Informationen zu Bewegung und Lage
                                      eines Objekts).

     Abb.6:
     Locationbased-Services:
     Megatrends der Zukunft.

                               Eine weitere wichtige Entwicklung, die ebenfalls den Aufenthalt in den Innenstädten
                               verändern wird, sind die Wearables – Alltagsgegenstände die man trägt, die Daten
                               senden und empfangen können. Google Glasses und die iwatch sind nur die Vorboten
                               dieser Entwicklung.

                               Weitere Megatrends sind das Social web, das Internet der Dinge, Location based
                               services (LBS) und Big Data, die ebenfalls in den Innenstädten zusammenzuführen
                               sind.

                                Das Zeitalter der smart city
                               Es gibt nicht die eine smart city, sondern verschiedene Interpretationen dieser. Im
                               Wesentlichen lassen sich unterscheiden:

13
••   Die technisch-industrielle smart city mit SciFi Visionen, Null-Energie-
       Hochhäusern , big data-Kraken und smarter Massenmobilität -
       die smart city der Konzerne.

  ••   Die „smart people“-City, die auf Gemeinschaft, Sharing, Partizipation und
       anderen sozio-kulturellen Prinzipien beruht. Hier wird die Technologie durch
       die Gemeinschaft gestaltet, sie bietet die Voraussetzungen für Partizipation
       und Sharing.

Die Innenstadt von morgen muss nicht nur die technologischen Möglichkeiten
kennen, sondern sollte bei deren Nutzung auch die damit verbundenen
Wertekonzepte im Auge behalten.

 Komponenten der digitalen Innenstadt
Offline und online verschmelzen zusehends miteinander. Die Akteure in den Städten
müssen sich rechtzeitig die Hoheit über die in den Innenstädten gewonnenen Daten
sichern und das Geschäft nicht anderen überlassen.

Einen Ansatz bietet das Konzept der Firma Sinkacom AG, das die enge Verknüpfung
von Online-Inhalten und dem innerstädtischen Angebot anstrebt. Mit einer
individuellen Stadt-App und einem virtuellen Marktplatz auf der einen Seite
sowie flächendeckendem WLAN, standortbasierter Kommunikation mit Beacon-
Technologie und einer entsprechenden Datenerfassung auf der anderen Seite.

Noch einen Schritt weiter geht das Konzept der „smartsphere“ der Firma
menschortweb, die an die „Infosphäre“ von Luciano Floridi anknüpft. Die Trennung
von online und offline wird aufgehoben, wir leben „onlife“. Die Informations- und
Kommunikationstechnologien bestimmen die Art wie wir leben, der reale Raum
wird um eine virtuelle Kommunikations- und Aktionsebene erweitert, die Besucher
erleben den realen Ort intensiver, indem er durch ortsbasierte Dienste und
Technologien auf der digitalen Ebene angereichert wird – es entsteht ein „analog-
digitaler Erlebnisraum“.

Dieser Erlebnisraum zeigt sich gegenwärtig in unterschiedlichen Modulen:

  ••   SmartApps: interaktive multimediale Anwendungen, die mit der Umgebung          Link:
       interagieren bzw. kontextbezogene Informationen liefern.                       www.lessingstadt-wolfenbuet-
                                                                                      tel.de/Tourismus/Tourist-Info/
       -> z.B. Module der neuen Wolfenbüttel App                                      App-für-Freizeit-und-Tourismus
  ••   SmartPlaces: Ortsbezogene Apps (z.B. Museum, ShoppingCenter, Festival),        Link:
                                                                                      www.museum.de/de/product
       in der für den Moment des Bedarfs (z.B. Aufenthalt) alle ortsbezogenen
       Dienste, Social Networks, Gamification etc. zusammenlaufen.
       -> App Freilichtmuseum Detmold

  ••   SmartSphere: Offene Schnittstelle für mehrere smartplaces; übergreifende       Link:
       Daten- und Medienströme.                                                       www.mdcc.de/aktuelles/erleb-
       -> App „Machdeburg“                                                            nis-app-machdeburg/60

                                                                                                                       14
 Zukünftige Entwicklungen werden Innenstädte weiter
        verändern
     Vielfältige neue Entwicklungen werden den stationären Handel und das gesamte
     Erlebnis Innenstadt weiter verändern. Augmented Reality wie TimeTraveler
     schaffen eine zweite Realitätsebene in den Städten. Google Translator wird es
     ermöglichen, mit jedem zu kommunizieren ohne zehn Sprachen zu sprechen und
     LBS wie sunseeker verändern die Nutzung der öffentlichen Räume.

     Daneben gewinnt der soziale Kontext als „Empfehler“ weiter an Bedeutung, wie
     z.B. bei foursquare. Und Apps wie shopkick schaffen Impulse die Läden zu betreten.
     Aber es ist auch zu beachten, dass es die Gegenbewegung des Digitalen Detox gibt,
     also der bewusste temporäre Verzicht auf Kommunikationstechnologien unter
     dem Motto „social ohne media“. Und daneben gibt es 20-25 % potenzieller Kunden
     und Besucher von Innenstädten ohne Zugang zu diesen Technologien. Auch vor
     diesem Hintergrund ist ein bewusster Umgang mit den Daten erforderlich, da sich
     ansonsten größere Gruppen abwenden könnten.

     Es zeigt sich also, dass es keinen einheitlichen Trend in Bezug auf die Digitalisierung
     gibt, auf den Innenstädte reagieren müssen, sondern vielmehr ein Nebeneinander
     verschiedener Entwicklungen, deren Berücksichtigung wichtig ist, um auch
     in Zukunft als starker Einzelhandelsstandort konkurrenzfähig zu sein und den
     wachsenden Ansprüchen der Kunden in einer sich verändernden (digitalen) Welt
     gerecht zu werden.

15
Kommunikation auf neuen Wegen

                                                            Alexander Lange
       Business Development Manager Big Data, E-Plus Mobilfunk GmbH Düsseldorf

Alexander Lange verantwortet seit 2014 den Vertrieb von Mobility Insights, dem
mobilfunkgestützten Analyseprodukt der Telefónica Deutschland. Zuvor war er bei
der Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partners in Bonn tätig, nachdem er
zwei Jahre Unternehmen in kreativen Prozessen selbstständig beraten hat. Seinen
Master of Science in Business Administration hat er an den Hochschulen in Hamburg
und Kopenhagen erworben.

„Mobility Insights. Mobilfunkgestützte
Bewegungs-analysen für Handel und Transport“

Thesen im Überlick
    Die Telekommunikationsanbieter sitzen auf einem
      riesigen Datenschatz, der für verschiede Anwendungen
      mit erheblichem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
      Mehrwert nutzbar gemacht werden kann.

    Der deutsche Mobilfunkmarkt ist einer der am stärksten
      regulierten mit hohen Datenschutzanforderungen.

    Die Lösungen von Telefónica Deutschland tragen dazu
      bei, dass Einzelhändler ihre Kunden besser verstehen und
      smarter mit ihnen interagieren. Gleichzeitig können die
      Händler ihre eigenen Prozesse effizienter gestalten.

                                                                                    16
Nicht nur Städte, auch Telekommunikationsunternehmen befinden sich im Wandel.
                                  Im Speziellen die Telefónica Deutschland, welche aus dem Zusammenschluss von
                                  O² und E-plus hervorgegangen ist, sieht große Chancen in der Digitalisierung. Als
                                  größter Mobilfunkanbieter Deutschlands mit mehr als 43 Millionen Kunden liegen
                                  Telefónica Deutschland durch ihre normalen Geschäftsprozesse viele Daten vor.
                                  Darunter viele, die ausschließlich uns als Netzbetreiber vorliegen, beispielsweise
                                  Mobilitätsdaten. Diese sind ein wichtiger Rohstoff der Digitalisierung. Dabei ist es
                                  keineswegs nur die Menge an Daten, aus der sich ein Potenzial ergibt. Daten im
                                  Kontext und die Schlüsse daraus schaffen den eigentlichen Mehrwert.

                                   Nutzbarmachung der Mobilfunkdaten
                                  Mit Advanced Data Analytics gewinnt Telefónica Deutschland Erkenntnisse aus
                                  der Analyse großer Datenmengen, ein Geschäftsfeld, das wir derzeit aufbauen.
                                  Erste Projekte, wie beispielsweise die Messung von Abgasemissionen mithilfe von
                                  Mobilfunkdaten, befinden sich in der Umsetzung.

                                   Daten als Grundlage für die Nutzbarmachung
                                  Ein Anwendungsfeld sind Bewegungsanalysen. Grundlagen dieser sind die
                                  anonymisierten Mobilfunkdaten von rund 43 Millionen Kunden, davon 17 Millionen
                                  Postpaid-Kunden (Vertragskunden). Diese generieren vier Milliarden Events
                                  (Datenpunkte) pro Tag, dazu zählen beispielsweise Ein- und Ausschalten des Handys,
                                  ob das Handy für Anruf, SMS oder zum Surfen genutzt wird Standortinformationen.

                                       Mobility Insights: Grundlage

                                                                                            Einer der größten
                                                                                            anonymisierten
                                                                                            Datensätze im
                                                                                            deutschen Markt

     Abb. 7
     Postpaid-Kunden generi-
     eren Datenpunkte für einen
     der größten Datensätze im
     deutschen Markt.                                                   3          Internal Use – Interner
                                                                                         Gebrauch

                                  Die daraus ableitbaren Erkenntnisse basieren auf einem der größten anonymisierten
                                  Datensätze im deutschen Markt. Technische Grundlage hierfür sind die
                                  flächendeckend vorhandenen Mobilfunkzellen, wobei durch das 2G-Netz mehrere
                                  Kilometer, im 3G- oder 4G-Netz kleinere Areale mit einer höheren Genauigkeit
                                  abgedeckt werden

                                   Datenschutz made in Germany
                                  Der Schutz der Kundendaten hat für Telefónica Deutschland oberste Priorität.

17
Jeglicher Personenbezug der Daten wird durch die Trennung von Daten und
Identität umgehend entfernt, so dass die hohen Sicherheitsanforderungen
des Bundesdatenschutzgesetzes erfüllt werden. Es gibt aktuell keine härter
regulierten Mobilfunkmärkte als den deutschen Mobilfunkmarkt – und
Telefónica Deutschland geht über diese gesetzlichen Anforderungen hinaus.
Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland hat das Unternehmen einen
Anonymisierungsalgorithmus entwickelt, mit dem große Datenmengen über ein
dreistufiges Verfahren komplett anonymisiert werden.

      Datenschutz als oberste Priorität

                                                                                            Abb. 8
                                                                                            Ein Anonymisierungsalgo-
                                                                                            rithmus anonymisiert große
                                                                                            Datenmengen durch Trennung
              NETZWERKEVENTS      ANONYMISIERUNG                             EXTRAPOLATIO
                                  & AGGREGATION                              N              personenbezogener Daten und
                                     8
                                                                             & ANALYSE
                                                                                            Identitäten.
                                                   Internal Use – Interner
                                                         Gebrauch

Das Verfahren wurde auch der Bundesbeauftragten für Datenschutz und
Informationsfreiheit vorgelegt und erhielt zudem das TÜV-Siegel für Datenschutz.

 Anwendungsbeispiele für die Analyse der Daten
Die aus der Mobilfunkauswertung gewonnenen Daten lassen sich vielfältig
analysieren und nutzbarmachen. Neben dem bereits erwähnten neuen Verfahren
zur Emissionsmessung können diese in der Städteplanung, der Transportplanung,
für Standortanalysen oder im Tourismus sowie der Werbeplanung verwendet
werden.

                                                                                            Abb. 9
                                                                                            Mobilfunkauswertung ist von
                                                                                            großem Nutzen in der Städte-
                                                                                            und Transportplanung z.B. die
                                                                                            Daten von Pendlerströmen in
                                                                                            Einzugsgebieten.
                                    13             Internal Use – Interner
 DISCOVER, DISRUPT, DELIVER                              Gebrauch

                                                                                                                            18
So lassen sich mithilfe der Daten beispielsweise Pendlerströme identifizierenoder
     die Einzugsgebiete von Einkaufszentren darstellen.

     Ein weiterer, gerade für den Handel in den Innenstädten interessanter
     Anwendungszweck ist die Ermittlung von Passantenfrequenzen. Die oftmals von
     Studenten per Hand durchgeführten Frequenzzählungen sind meist ungenau.
     Die Ermittlung per Mobilfunkdatenanalyse ist wesentlich präziser. Zusätzlich
     können hier soziodemografische Daten wie Geschlecht oder Alter einfließen, was
     den Erkenntnisgewinn für die Einkaufsstandorte erhöht. Dem Handel sind zudem
     Kundenzahlen vor dem Geschäft wichtig. Diese lassen sich aktuell allerdings
     noch nicht darstellen, lediglich die Anzahl potenzieller Kunden in einem grober
     abgesteckten Umfeld.

      Vorteile der mobilfunkgestützten Bewegungsanalysen
     Um den Datensatz zu vergrößern ist Telefónica Deutschland in Gesprächen
     mit möglichen Kooperationspartnern. Ein Vorteil der Daten stellt die zeitlich
     unbegrenzte 24/7-Betrachtung dar. Weiterhin können mit der mobilfunkgestützten
     Bewegungsanalyse im Gegensatz zu punktuellen Zählungen komplette Reiseketten
     abgebildet werden.

     Neben der vielfältigen Anwendbarkeit der Daten stellt der hohe Datenschutz einen
     Vorteil dar. Das Vertrauen der Kunden in den Datenschutz und die Hoheit der Kunden
     über ihre Daten sind ein wichtiger Erfolgsfaktor.

     Die Telefónica Deutschland ist an der weiteren Nutzbarmachung der Daten
     interessiert und steht für einen Austausch und Dialog gerne zur Verfügung.

19
Reflexion im Dialog

                                                        Stephan Reiß-Schmidt
              Stadtdirektor und Leiter der Stadtentwicklungsplanung Stadt München

                                                                  Andreas Reiter
                                          Zukunftsforscher, ZTB Zukunftsbüro, Wien

Andreas Reiter: Beide Vorträge waren sehr spannend. Bei dem Vortrag von Herrn
Mensing bin ich mit vielem einverstanden, in einem aber nicht. Ich muss Herrn
Mensing widersprechen, meiner Meinung nach bestimmen nicht die Städte, was
smart ist. Die Städte reagieren lediglich, was der zweite Vortrag von Herrn Lange
meiner Meinung nach auch beweist. Was smart ist bestimmen die großen Konzerne
wie Telefonica, Siemens, IBM und viele andere, sie legen die Messlatte fest. So hat
zum Beispiel das Unternehmen Siemens vor Jahren den Green City Index eingeführt
und verkauft nun nachhaltige Technologien an die Städte, damit diese in diesem
Ranking besser abschneiden. Dasselbe passiert im Bereich Smart City, daher bin
ich sehr skeptisch, welchen Einfluss die Kommunen haben. Zum anderen hat Herr
Mensing hervorragende Beispiele zur Hybridisierung des Menschen gebracht, die
Trennung von Online und Offline ist obsolet. In Zukunft wird die Technik immer
näher an den Körper des Menschen heranrücken, siehe iWatch oder Tracking-Tools.
Gerade bei Gesundheitsanwendungen werden die Menschen immer leichtfertiger
beim Umgang mit dem Digitalen.

Allgemein lässt sich kritisieren, dass im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung
die Oberflächen immer glatter und Brüche immer seltener werden. Man kann
durchaus behaupten, dass das Glatte die Signatur der Gegenwart ist. Alles ist glatt
aber berührt nicht mehr. Alles überschneidet sich und dieser Hybridisierungstrend
geht weiter. Auf den Menschen bezogen kann man hier in diesem Zusammenhang
eher von „Work-Life-Blending“ und nicht von „Work-Life-Balance“ sprechen.
Denn eines ist sicher, die Digitalisierung geht weiter. Wir leben in einer „flüssigen
Moderne“ wo alles miteinander zusammenhängt.

Mein letzter Punkt ist, ich finde es sehr erschreckend was heute bereits alles mit
den gesammelten Daten gemacht werden kann. In meiner Heimatstadt Wien
beispielsweise analysiert die Stadt die Bewegungsprofile der ausländischen
Touristen und kann dadurch Besucherströme lenken. Aus Standortmarketingsicht
ist dies natürlich fantastisch, aber bezogen auf den Bürger der Stadt, auch wenn alle
Daten anonymisiert werden, finde ich das Ganze sehr problematisch.

                                                                                        20
Stephan Reiß-Schmidt: Der erste Vortragsblock heute ruft in mir auch eine Mischung
     aus Erschrecken und Faszination hervor. Es entsteht eine enorme Sprengkraft beim
     Aufeinandertreffen der schwerfälligen und nicht leicht zu ändernden physischen
     Strukturen der Stadt und den schnelllebigen Digitalisierungsformen. Smart City
     als neues Leitbild der Städte ist ein Irrweg. Die europäischen Städte sollten die
     gewachsenen, sozialen und anderen Vorgaben beibehalten und schauen, wie die
     Digitalisierungstransformationen sinnvoll genutzt werden können. Von Seiten
     der Städte gibt es allerdings viel aufzuholen und es ist noch nicht abschließend
     entschieden, wer am Ende gewinnen wird.

     Hinzu kommt, dass auch jeder Trend einen Gegentrend erzeugt, zum Beispiel Digital
     Detox als Gegenentwurf zu ständiger digitaler Erreichbarkeit und Konsum. Die größte
     Herausforderung für die Kommunen wird sein, wie sie die Steuerungsmöglichkeiten
     gewinnen können, um die Qualitäten der europäischen Stadt langfristig zu sichern.

     Andreas Reiter: Der Begriff Smart City muss anders formuliert werden. Wenn man
     sich anschaut was in der Definition Smart City alles drinsteckt, Mobilität, Inklusion,
     green, im Prinzip ist es die Quadratur des Kreises, die man unter diesem Branding
     verkauft.

     Der spezielle Spirit einer jeden Stadt muss berücksichtigt werden. Die Seele der
     Stadt lässt sich nicht mithilfe von Daten herausarbeiten, die aktuellen Analysen
     kratzen lediglich an der Oberfläche und berühren uns nicht wirklich.

     Stephan Reiß-Schmidt: Man sollte sich nicht allzu stark auf all diese Analysen und
     Studien verlassen, wenn man in die Zukunft schaut kann man sich auch irren. So
     hat beispielsweise eine Difu-Studie von 2003 prognostiziert, dass der Onlinehandel
     dem stationären Einzelhandel in den Städten nicht gefährlich werden kann. Eine
     Einschätzung, die sich nicht bewahrheitet hat.

21
Kommunikation auf neuen Wegen

                                                                   Werner Spec
                                          Oberbürgermeister der Stadt Ludwigsburg

Werner Spec, Diplom-Verwaltungswirt (FH), seit 2003 Oberbürgermeister der Stadt
Ludwigsburg (93.000 EW). Davor war er Stadtkämmerer und zugleich Leiter der Stadt-
werke bzw. Eigenbetriebe in Sigmaringen (bis 1992) und Ulm (bis 1996) sowie Finanz-
bürgermeister (1996-1998) sowie später Oberbürgermeister (1999-2003) in Calw.

Seine Arbeitsschwerpunkte als Oberbürgermeister: Nachhaltige Stadtentwick-
lung, Generationengerechte Finanzen, Wirtschaftsförderung, Kultur, Energie- und
Wohnungswirtschaft.

Hier entsteht Zukunft.
Ludwigsburg auf dem Weg zur vernetzten Stadt –
Ein Werkstattbericht aus dem Living Lab

Thesen im Überlick
    Smart City ist kein Selbstziel.

    Stadt und Stadtgesellschaft müssen sich die Frage stellen, wie sie
      die sich bietenden Chancen der Digitalisierung nutzen möchten.

    Das Living Lab untersucht konkrete Fragestellungen und
      entwickelt Lösungen, anstatt abgehobener Visionen.

    Smart City-Projekte stärken die Wettbewerbsfähigkeit
      einheimischer Unternehmen.

                                                                                      22
Die Stadt Ludwigsburg hat in den vergangenen Jahren eine sehr positive Entwicklung
     erlebt. Heute leben rund 10.000 Studenten in der Stadt und in sechs Jahren wird
     die Einwohnerzahl voraussichtlich die Marke von 100.000 überschritten haben.
     Schon heute ist Ludwigsburg die zweitgrößte Stadt in der Region Stuttgart. Ein
     wesentlicher Impuls für die Stadtentwicklung war die Ansiedlung der Akademie der
     Künste, in deren Räumlichkeiten auch die diesjährige urbanicom-Tagung stattfindet.

      Ludwigsburg als zukunftsfähige Stadt
     Die Aufgabe der Stadtverwaltung und der Politik ist es, alles dafür zu tun, dass man
     in Ludwigsburg gut leben und arbeiten kann. Die smart city ist dabei kein Selbstziel,
     vielmehr gilt es die Stadt zukunftsfähig auszurichten.

     Ludwigsburg sieht sich, ebenso wie andere Städte und Regionen mit verschiedenen
     Megatrends konfrontiert. Dazu gehören die demographische Entwicklung und auch
     die gegenwärtigen Flüchtlingsbewegungen ebenso, wie die Digitalisierung und die
     Globalisierung, die sich ändernde Mobilität mit ihren lokalen Implikationen wie
     Feinstaubbelastung oder der anhaltende Trend zurück in die Städte.

      Systematische Herangehensweise an die Herausforderungen
        der Zukunft
     Um diese vielfältigen Herausforderungen angehen zu können, hat sich die Stadt
     Ludwigsburg im Jahr 2004 für eine systematische Herangehensweise entschieden.
     Der Entwicklungsprozess baute von Beginn an auf einer breiten Beteiligung der
     Bürgerschaft auf. Im Rahmen von Zukunftskonferenzen wurden die Themen der
     Menschen in ihrer ganzen Breite aufgenommen. Aufgrund der Vielfältigkeit der
     Themenfelder musste der Prozess von der kommunalen Verwaltung vorbereitet
     und strukturiert werden, dieses umfasste auch die kontinuierliche Einbindung von
     internem und externem Expertenwissen.

     Eine wichtige Herangehensweise war und ist, dass eine Verzahnung der Themen
     im Sinne eines interdisziplinären Ansatzes verfolgt wird und damit keine Themen
     aufgrund von Priorisierungen in den Hintergrund rücken. Zur Unterstützung und
     Nachverfolgung des gesamten Prozesses, der inzwischen über 1.600 Einzelprojekte
     umfasst, hat die Stadt Ludwigsburg ein neuartiges Software-Tool entwickeln lassen.

     Neben den technischen Voraussetzungen und einer breiten Beteiligung ist auch
     ein Um- und Nachdenken der Akteure zwingend erforderlich, um die Frage zu
     beantworten, wie Stadt und Stadtgesellschaft die sich bietenden Chancen der
     Digitalisierung nutzen möchten.

     Im Ergebnis des Prozesses steht das Stadtentwicklungskonzept „Chancen für
     Ludwigsburg“ (SEK), welches immer wieder auf Zukunftskonferenzen unter
     Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der Stadtverwaltung und der
     Politik fortgeschrieben wird.

      Umsetzungsinstrument: Das Living Lab Ludwigsburg
     U.a. zur Untersuchung konkreter Fragestellung und Entwicklung von Lösungen
     zu Themen und Handlungsfeldern des SEK wurde das Living Lab Ludwigsburg

23
gegründet. In dem 2015 gegründeten Innovationsnetzwerk arbeiten die Stadt
Ludwigsburg, Partner aus Wirtschaft sowie Industrie und Forschungseinrichtungen
in einzigartiger kooperativer Weise zusammen. Aus dieser Zusammenarbeit sollen       Das Living Lab soll konkrete
sich Impulse für neue, innovative Technologien entwickeln, die dann vor Ort unter    Lösungen und nicht abge-
realen Bedingungen im Stadtraum erprobt werden können. Die Kooperation               hobene Visionen entwickeln.
zwischen Stadt und Unternehmen ist dabei besonders wichtig. Die Städte brauchen
dafür die Unternehmen und die Unternehmen sind auf der anderen Seite auch auf
sozial ausgewogene, lebenswerte Städte angewiesen.

So wird in Zusammenarbeit mit den Firmen beispielweise die Frage untersucht, wie
man Kommunikationstechnik und Sensorik zur besseren Verkehrssteuerung nutzen
kann. Die Entwicklung der Lösungen erfolgt nicht im Büro, sondern im Living Lab im
Rahmen eines übergreifenden Ansatzes in der Stadt.

Zudem sind für Projekte der E-Mobility auch geeignete Ladenetze erforderlich.
Die Städte und ihre Stadtwerke müssen dafür neue Infrastrukturen in Form von
Schnellladenetzen zur Verfügung stellen. Solche komplexen Änderungen lassen
sich nur in enger Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Städten und ihren
Eigenbetrieben sowie der Bewohnerschaft realisieren. Die Koordination dieser
interdisziplinären Zusammenarbeit erfolgt im Referat Nachhaltige Stadtentwicklung
der Stadt Ludwigsburg, welches eine Querschnittseinheit in der Stadtverwaltung
ist.

 Vielfältige Ziele des Living Lab
Die Stadt verfolgt mit dem Living Lab zahlreiche Ziele, u.a. soll eine zukünftige
Segregation zwischen Onlinern und Offlinern verhindert werden. Gleichzeitig bieten
die Projekte auch den Unternehmen die Chance, neue Technologien zu entwickeln
und in der Folge global zu vermarkten. Somit tragen die einzelnen Projekte auch
zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der ansässigen Unternehmen und zur
Sicherung bzw. Schaffung von Arbeitsplätzen bei.

Bei allen Projekten gilt es aber auch, die beschriebenen übergeordneten Megatrends
mitzudenken, beispielsweise den Klimawandel oder auch den Umbau von Gebäuden
aufgrund des demographischen Wandels.

 Schlüsselprojekt: Transformation Weststadt
In der Ludwigsburger Weststadt, einem traditionell vom produzierenden
Gewerbe geprägtem Stadtteil, hat in den vergangenen Jahren ein fundamentaler
Wandel eingesetzt. Gemeinsam mit Unternehmen und Eigentümern konnte
eine Weiterentwicklung des Gewerbegebiets zu einem der führenden
Innovationsstandorte mit einem Schwerpunkt auf dem Thema Mobilität eingeleitet
werden. Es konnten neue Unternehmen angesiedelt werden, u.a. Bosch und
ein neues Rechenzentrum von Porsche. Parallel dazu ist eine Anpassung der
Infrastrukturen durch die Stadt erfolgt.

Die Entwicklung eines modernen Gewerbestandorts erfordert auch die
Schaffung eines kreativen Umfelds und einer hohen Aufenthaltsqualität. Dieses
schlägt sich u.a. in einer entsprechenden Umgestaltung von öffentlichen und
halböffentlichen Räumen nieder. Die Stadt begleitet den dabei stattfindenden
Transformationsprozess umfassend und aktiv.

                                                                                                                    24
Abb. 10
     Anbindung der Weststadt an
     die Innenstadt durch neue
     Bahnhofsunterführung.

                                   Innovative Lösungen für die Mobilität der Zukunft
                                  Die ansässigen Unternehmen und die Stadt entwickeln und erproben vielfältige
                                  Ansätze, insbesondere in den Bereichen Mobilität und Kommunikation. Dazu
                                  gehören die Voraussetzungen von E-Mobility, aber auch Parking-Lösungen
                                  von Siemens, die die Straßenlaternen für ihre Sensorik nutzen und ein digitales
                                  Parkraummanagement ermöglichen. Ein solches Projekt erfordert nicht nur die
                                  Nutzung städtischer Bestandsinfrastrukturen, sondern auch den zukünftigen
                                  Betrieb der digitalen Plattform.

                                  Ebenso arbeitet die Stadt im Rahmen des Living Labs an neuen Lösungen im
                                  ÖPNV, wenngleich sich der Bau einer Straßenbahn durch die Innenstadt aufgrund
                                  der Hochflur-Problematik, die bereits im Rahmen des Stadtrundgangs am Vortag
                                  erläutert wurde (die Umstellung vom aktuellen Niederflur-Bussystem der Stadt
                                  auf ein Straßenbahn-Hochflursystem würde einen kostenintensiven Umbau aller
                                  bestehenden Haltestellen zur Gewährleistung der Barrierefreiheit voraussetzen),
                                  schwierig gestaltet. Die Umsetzung anderer Verkehrslösungen wie eine
                                  innerstädtische Seilbahn werden gerade für die Weststadt geprüft, ebenso wird an
                                  intelligenten Ampel- und Straßenbeleuchtungssystemen gearbeitet.

                                   Fokus der Stadtentwicklung: Stärkung des
                                     Einzelhandelsstandorts Innenstadt
                                  Ein besonderer Fokus der Stadtentwicklung liegt auf der Innenstadt und ihrer
                                  Funktion als Versorgungs- und Einzelhandelsstandort. Die Stadt verfügt aufgrund
                                  ihrer Historie als Residenzstadt über drei Schlösser und dreißig Kasernen.
                                  Gerade diese Backsteinkasernen stellten in den vergangenen Jahren eine große
                                  Herausforderung für die Stadtentwicklung dar. Mit ihrer Umnutzung ging aber auch
                                  die Chance auf eine Belebung und funktionale Aufwertung der Innenstadt einher.

                                  Mit der Errichtung der Wilhelmgalerie konnte auf einem Kasernengelände unter
                                  Erhalt der historischen Backsteinfassaden ein neuer innerstädtischer Anker mit
                                  15.700 m² zusätzlicher Verkaufsfläche geschaffen werden. Und mit der erfolgreichen
                                  Revitalisierung des Marstall-Centers wurde eine langjährige Problemimmobilie

25
beseitigt. Hierbei hat die Stadt eine aktive Rolle übernommen, indem sie zunächst
die Anteile der verschiedenen Eigentümer mit Zustimmung des Gemeinderats
über eine eigene GmbH erworben hat. Über den Verkaufsvertrag mit der ECE
konnte die Entwicklung des Centers erfolgen, die von Investitionen der Stadt in
den umgebenden Stadtraum zur besseren städtebaulichen Einbindung begleitet
wurden.

                                                                                    Abb. 11
                                                                                    WilhemGalerie und Marstall in
                                                                                    Ludwigsburg.

 Digitale Infrastrukturen für die Stadtbewohner
Die Stadt schafft die digitalen Infrastrukturen, die zukünftige Entwicklungen
der Städte erst ermöglichen. In diesem Zusammenhang kann sie auch die
Voraussetzungen dafür schaffen, dass Daten diskriminierungsfrei zur Verfügung
gestellt werden. So wurde zur Umsetzung der Smart City-Strategien Ludwigsburgs
eigens ein Software-Tool für die Stadt entwickelt. Mit dem „Kommunalen
Steuerungs- und Informationssystem“ wird die Stadtentwicklung für den Bürger
transparent gemacht. Durch dieses Tool und im Rahmen von Öffentlichkeitsarbeit
wird den Bewohner verständlich gemacht, worum es hier eigentlich geht. Denn
im Mittelpunkt des kommunalen Handels muss immer der Mensch mit seinen
Bedürfnissen stehen.

                                                                                                                    26
Reflexion im Dialog

                                                           Stephan Reiß-Schmidt
                   Stadtdirektor und Leiter der Stadtentwicklungsplanung Stadt München

                                                                    Andreas Reiter
                                              Zukunftsforscher, ZTB Zukunftsbüro, Wien

     Stephan Reiß-Schmidt: Herr Oberbürgermeiste Spec, Sie haben zur Ehrenrettung
     der deutschen Städte beigetragen. Nachdem hier heute Vormittag schon in Zweifel
     gezogen wurde, ob die Städte in der Lage sind die digitale Transformation zu
     gestalten. Ludwigsburg ist eines der Beispiele, mit den beschriebenen Aktivitäten
     und der Integrierten Stadtentwicklungsplanung, das zeigt wozu Städte in der Part-
     nerschaft mit Wissenschaft und Wirtschaft der Lage sind.

     Diese Erkenntnis setzt sich noch viel zu langsam durch, im vergangenen November
     hat der Deutsche Städtetag ein Papier mit dem Titel „Integrierte Stadtentwick-
     lungsplanung und Stadtentwicklungsmanagement“ beschlossen, das den Städten
     empfiehlt die Digitalisierung und ihre Steuerung in die Stadtentwicklungskonzepte
     einzubeziehen sowie neue digitale Kommunikationstechniken in stadtentwick-
     lungspolitische Zusammenhänge einzubinden. Es gilt die Chancen der Digitalisie-
     rung aktiv zu nutzen und damit zugleich Datenschutzbelange zu wahren.

     Ludwigsburg zeigt exemplarisch wie das gehen kann: Sie haben gesagt, dass sie
     den Prozess selber gestalten möchten. Sie haben sich Partner gesucht, die Sie dazu
     brauchen. Und Sie haben auch ganz deutlich in den Vordergrund gestellt, dass es
     um die Wahrung des Gemeinwohls geht sowie um die Frage, was bringen mir neue
     Technologien und digitale Transformationsprozesse und wie lässt sich eine neue
     soziale Ungleichheit, ein „digital divide“ vermeiden.

     Man muss mit diesen Prozessen anfangen und der Ansatz des Stadtteillabors scheint
     hierfür gut geeignet, wie sich auch in anderen Städten zeigt.

     Andreas Reiter: Ich bin ebenfalls sehr beeindruckt. Ich finde es eine beachtliche
     Herangehensweise, die ich als Zukunftsforscher mit Unternehmen oder Standorten
     ähnlich betreiben würde. Zuerst mal haben Sie ein Frühwarnsystem, dass sich damit
     beschäftigt welche zentralen Trends auf uns zukommen. Darauf basierend legen
     Sie den Fokus auf einige wenige Projekte. Dabei würde ich Ihnen empfehlen die
     drei Ps zu beachten: People, Place und Product. Das heißt, welche Ressourcen hat
     die Stadt? Was passt zur Stadt? Welche Marken, welche Unternehmen lassen sich
     einbinden?

27
Im Zentrum steht dabei die Frage, wie wir die Stadt für die Zukunft absichern
können. Das erfordert auch ein vernetztes Denken. Was ich mir dabei noch stärker
von Städten wünschen würde sind soziale Innovationen, diese sind die wahren Inno-
vationen in diesen volatilen Zeiten. Diese gilt es zukünftig noch stärker mit den tech-
nologischen Innovationen zu koppeln.

Stephan Reiß-Schmidt: Herr Oberbürgermeister, wie haben Sie es geschafft, dass
die Kommunalpolitiker, aber auch die Bürgerinnen und Bürger mehrheitlich hinter
diesen Aktivitäten stehen?

Werner Spec: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man die Akteure zusammen
bringen muss. Ich bin einfach mit unserem Wirtschaftsausschuss in das Quartier
rausgegangen und habe sie dort mit den Akteuren vor Ort, den Unternehmen,
zusammengebracht. Dabei sind die Akteure auch zu Wort gekommen, wodurch die
Kommunalpolitiker begriffen haben, dass das was wir machen im allergrößten Inter-
esse der Wirtschaft ist. Seither ist die Skepsis dort komplett gewichen.

Und über die Zukunftskonferenzen habe ich auch immer dazu aufgefordert auch
jene Akteure einzubinden, die die Entwicklungen kritisch sehen. Das geht hin bis
zu Hackern. Wenn wir eine Smart City-Cloud aufbauen wollen, brauchen wir zum
Beispiel auch die besten Hacker, die das System auf Lücken abklopfen.

                                                                                          28
Studentische Kurzvorträge in Kooperation mit
                  dem Wissensnetzwerk Stadt und Handel (WSH)

                          Einzelhandelssteuerung in Hamburg und Wien.
                    „Der Königsweg zwischen Über- und Untersteuerung“
                                    (Masterarbeit an der HafenCity Universität Hamburg)

                                                                     Vivienne Kalka

     Vivienne Kalka schloss 2015 Ihr Masterstudium der Stadtplanung an der
     HafenCity Universität Hamburg mit einer Arbeit über Einzelhandelssteuerung
     im Städtevergleich ab. Seitdem ist Sie für die Büros Stadt + Handel City- und
     Standortmanagement BID GmbH sowie Stadt + Handel Beckmann und Föhrer
     Stadtplaner PartGmbB tätig.

     Thesen im Überblick
         Strukturelle Veränderungen und Entwicklungstendenzen im
           Einzelhandel erfordern ein steuerndes Eingreifen der Städte

         Weder formelle noch informelle Instrumente allein sind
           den Aufgaben der Einzelhandelssteuerung gewachsen

     Vor dem Hintergrund der strukturellen Veränderungen und Entwicklungstendenzen
     im Einzelhandel sowie dem steigenden Konkurrenzdruck der Standorte
     untereinander ist sowohl in der Hansestadt Hamburg als auch in der österreichischen
     Hauptstadt Wien ein steuerndes Eingreifen seitens der Städte erforderlich, um den
     Erhalt der Zentren und die Sicherung der Nahversorgung mittel-und langfristig
     gewährleisten zu können.

     Die Masterthesis von Frau Kalka untersucht unter anderem am Beispiel der
     beiden Kommunen die Fragen, wie der Strukturwandel im Einzelhandel in den
     beiden Beispielstädten verlief, wie die Kommunen damit umgegangen sind, mit
     welchen Instrumenten der Einzelhandelssteuerung unerwünschten Entwicklungen
     entgegengewirkt wurde und inwieweit diese Instrumente die Erreichung der Ziele
     der Einzelhandelsentwicklung ermöglichten.

29
 Das Beispiel Wien
In Wien gibt es aktuell 2,4 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche.

Weniger als ein Drittel davon liegt in den 22 Hauptgeschäftsstraßen der Stadt. Ein
weiteres Drittel der Verkaufsflächen findet sich in Einkaufs- und Fachmarktzentren,
der Rest in Streulagen. Charakteristisch für Wien ist ein engmaschiges
Versorgungsnetz sowie ein vielfältiger Einzelhandelsbesatz, so erreichen neun
von zehn Wienern innerhalb weniger Gehminuten alle nahversorgungsrelevanten
Einrichtungen.

                                                                     Einzelhandel in
                                                                              Wien
                                                                                 City Wien

                                                                                 wichtiges Stadtzentrum

                                                                                 Stadtteilzentrum
                                                                                 EKZ

       In Wien gibt es 2,4 Mio. Quadratmeter Verkaufsfläche.
       Weniger als ein Drittel liegt in den 22 Hauptgeschäftsstraßen, ein weiteres
       Drittel in Einkaufs- und Fachmarktzentren, ein Drittel in Streulagen.

       Charatkeristisch: hohe Vielfalt + engmaschiges Versorgungsnetz
                                                                                                          Abb. 12
       „Neun von zehn Wienern erreichen innerhalb weniger                                                 Zentrenstruktur und Einzel-
       Gehminuten alle nahversorgungsrelevanten Einrichtungen.“
                                                                                                          handel in der Stadt Wien.

 Das Wiener Instrument der Geschäftsviertel
In Wien wurde zur Belebung des Straßenraumes sowie der Sicherung der
Nahversorgung und dem Erhalt eines dichten Lokalbesatzes in den Einkaufsstraßen
das Instrument der Geschäftsviertel implementiert.

             Schaffung lebendiger             Stärkung struktur-   Instrumente der
                    Zentren                  schwacher Zentren
                                                                     Einzelhandels-
                                                                         steuerung
                                                                              Wien

    Stärkung
                                                                     Förderung Vielfalt &
    Mahü /
                                                                     lokaler Identität
    Innenstadt

                                                                                                          Abb. 13
                                                                                                          Instrumente zur Sicherung
                                                                                                          der Nahversorgung und Er-
       Sicherung und Herstellung eines      Sicherung der flächen-
           polyzentrischen Systems        deckenden Nahversorgung                                         halt eines dichten Besatzes
                                                                                                          in den Einkaufstraßen.

                                                                                                                                        30
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