Neues Wohnen in der Stadt - Innovativer Wohnungsbau in München - muenchen.de

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Innovativer Wohnungsbau in München
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Neues Wohnen in der Stadt

Impressum

Herausgeberin:                                             Bildnachweis:
Landeshauptstadt München                                   Agropolis: Seite 18o / Allmann Sattler Wappner: Seite 62o /
Referat für Stadtplanung und Bauordnung                    Andreas Gröne: Seite 64 / ASTOC GmbH: Seite 42 /
Blumenstraße 31                                            Auböck+Kárász: Seite 40 / Alberto Avellina: Seite 28 /
80331 München                                              Elmar Bambach: Seite 66 / Leonie ­Baumeister: Seite
www.muenchen.de                                            15, 23, 34, 35, 47, 63o, 65o, 67o / Edward Beierle: Titel,
                                                           Seite 18u, 20, 25u, 38, 62u, 70 / Bettsteller & Wilde:
Inhalt und Redaktion:                                      Seite 37 / Bitmanage­ment Software GmbH: Seite 63u /
Renate Bindl, Wolf Opitsch                                 Euroboden­GmbH: Seite 59 / FauenWohnen e.G.: Seite
                                                           43o / Kai Gettner: Seite 25o / GEWOFAG: Seite 44 / Jatsch
Beratung:                                                  Laux Architekten mit ver.de Landschaftsarchitektur: Seite
Anna-Maria Hogeback                                        9 / Kaufmann Lichtbau Architekten: Seite 65 / Kulturreferat:
                                                           Seite 10 / Léon Wohlhage Wernik: Seite 30 / Stephan Lucas:
Konzept und Gestaltung:                                    Seite 41r / Jens Masmann: Seite 12, 48, 49 / Meck Archi-
Nicolette Baumeister, Katrin Weimann                       tekten: 46o / MGS: Seite 69 / Stefan Müller-Naumann: Seite
Büro Baumeister - Architektur Medien Kommunikation        46u, 50, 54, 55 / Referat für Stadtplanung und Bauordnung:
Karlstraße 55                                             Seite 16ol, 60, 75 / Christine Schaum: Seite 43u / Ingrid
80333 München                                             Scheffler: Seite 8 / Margherita Spiluttini, Marc Räder und
www.buero-baumeister.de                                   ARTEC Architekten: Seite 41 l / Markus Traub: Seite 57 /
                                                          Roland Weegen: Seite 45o / West 8 urban: Seite 11 /
Druck:                                                    ­Hermann Wittekopf: Seite 43m
Weber Offset GmbH
Ehrenbreitsteiner Straße 42                               Auf separate Bildzuordnung, deren Urheber auf den jewei-
80993 München                                             ligen Projektenseiten in der grünen Box genannt sind, wurde
                                                          aufgrund von Doppelnennung an dieser Stelle verzichtet.
Die Broschüre wurde auf dem Papier RecySatin gedruckt.
Das Papier besteht mindestens zu 80% aus Sekundärfasern   Trotz intensiver und gewissenhafter Recherche ist es uns
und zu 20% aus holzfreien Primärfasern. Es ist mit dem    nicht gelungen, den Urheber für das Bildrecht des Fotos auf
FSC-Mix Recycling zertifiziert.                           der Seite 26 zu ermitteln. Wir bitten um Verständnis.

1. Auflage
München, Januar 2012

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Neues Wohnen in der Stadt

				                        4       Neues Wohnen in der Stadt - Oberbürgermeister Christian Ude
				                        6       Lebensraum Stadt - Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk

12   Innovative Architektur – Mehr als eine Idee

				 14                             Innovation statt Pragmatismus
				 16                             Urbane Qualität - Wettbewerb in Freiham
				 18                             Picknick in Freiham - Die Wiederentdeckung des Erntens im urbanen Alltag
				 19                             Investition in die Zukunft -
					                               Wettbewerb Olympisches Dorf und Mediendorf München 2018

20   Planungsverfahren – Das Abwägungsdilemma

				 22                             Transparenz schaffen, Energien freisetzen
				 24                             Neues Stadtquartier im Münchner Nord-Osten -
					                               Wettbewerb Prinz-Eugen-Kaserne
				 25                             Gelungener Mix - Wohnquartier am Hirschgarten
				 26                             Zwischen Stadt und Heidelandschaft - Wohnquartier Nordhaide
				 28                             Vom Ausstellungspark zum urbanen Stadtquartier -
					                               Wohnen, Dienstleistung, Kultur und Freizeit auf der Theresienhöhe

30   Ökologische Nachhaltigkeit – Zieh Dich warm an...

				                        32      Innovativer, nachhaltiger Wohnungsbau in München
				                        34      Alle profitieren - Solare Nahwärme am Ackermannbogen
				                        36      Solarenergetisch optimiert - Wettbewerb Hochäckerstraße
				                        37      Hohe Standards - Energetisch bauen und sanieren in der Pariser Straße

38   Soziale Nachhaltigkeit – Die Mischung macht´s

				 40                             Erweiterte Freiräume, Chancen für soziale Nachhaltigkeit
				 42                             Familienfreundlich und generationsübergreifend - Die Messestadt Riem
				 44                             Generationenmix mit Zukunft - Quartiersentwicklung Piusplatz
				 46                             Individualität und Dichte - Lothringer Straße
				 48                             Wohnen in der „Wir-Form“ - Genossenschaftliche Wohnanlage
					                               Renatastraße

50   Wirtschaftliche Tragfähigkeit – Money, Money, Money – Rendite ist Alles!

				 52                             Eine neue Kultur der städtischen Dichte
				 53                             Innovativer Wohnungsbau zwischen „Return on Invest“ und Stadtrendite
				 54                             Wohnen mit Weitblick - Das dritte Sternhochhaus
				 56                             Familiengerechtes Wohnen in Schwabing - Wettbewerb Isoldenstraße
				 57                             Umweltbewusst urban - Stadthaus in der Ismaninger Straße
				 58                             Leben in urbaner Natur - Städtebaulicher und landschaftsplanerischer
					                               Wettbewerb Baumkirchner Straße
				 59                             Vom Wert der zweiten Reihe - Rückgebäude Reichenbachstraße

60   Akteure der Wohnungswirtschaft – Tanker oder Schnellboot?

				                        62      Mehr als die Norm
				                        68      Blick in die Zukunft - Zentrale Herausforderungen
				                        74      Kurzviten der Autorinnen und Autoren
				                        75      Übersichtsplan Wohnungsbauprojekte in München

                                                                                                               3
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Neues Wohnen in der Stadt

Liebe Münchnerinnen und Münchner,

Neues Wohnen in der Stadt                                        München schützt und schafft Wohnraum
Der Titel mag bei vielen allein die Frage aufwerfen, wann        In den letzten beiden Jahrzehnten haben wir alles daran-
denn endlich neue Wohnungen fertig werden, um den                gesetzt, um vorhandenen Wohnungsbestand zu schützen
hohen Druck auf unseren Wohnungsmarkt etwas abzudämp-            und um den Wohnungsneubau voranzutreiben. Die Stadt tut
fen. Aber der Titel schaut darüber hinaus auch in die Zukunft.   dies, soweit sie hier überhaupt Einfluss nehmen kann, mit
Was erwarten wir zukünftig von neuen Wohnungen?                  hohem finanziellem Aufwand und unter Ausschöpfung aller
                                                                 rechtlichen Möglichkeiten. Im Ergebnis wurden in diesem
Folgenden zentralen Herausforderungen gilt es zu begegnen:       Zeitraum über 100.000 Wohnungen und davon 22.000 geför-
                                                                 derte Wohnungen für untere und mittlere Einkommens-
Demografischer Wandel –                                          gruppen neu gebaut. Dabei hat die „Sozialgerechte Boden-
Wir werden alle weniger, älter und bunter                        nutzung“ eine bedeutende Rolle gespielt und die bewährte
Angesichts des soziografischen Wandels geht es darum, in         Münchner Mischung in allen neuen Stadtgebieten gefördert.
den Quartieren bedarfsgerechte Wohnungen und Angebote
für alle Bevölkerungsgruppen und Einkommensschichten zu          Besonders stolz sind wir auf unsere beiden städtischen
schaffen und zu erhalten.                                        Wohnungsunternehmen GEWOFAG und GWG. Sie tragen
                                                                 erheblich zum Schutz vieler Münchner Mieterinnen und
Klimawandel –                                                    Mieter vor Verdrängung und teuren Mieten bei. Entgegen
Wieviel Klimaschutz können Städte leisten?                       dem viel gelobten Trend hat München seine kommunalen
Ziel sollte sein, hinsichtlich der Energieeinsparung im Ge­­     Wohnungsbestände nicht veräußert, sondern beständig
bäudebereich mehr zu tun, als die gesetzlichen Regelungen        durch Zukäufe, Übertragungen und Neubau aufgestockt.
verlangen. Energieeinsparung beginnt bereits bei städtebau-
lichen Planungen. In der Gebäudeplanung ist der Energie­         In den nächsten Jahren werden wir noch große, neue
bedarf zu senken und die Energieversorgung ressourcen-           Wohngebiete entwickeln, wie zum Beispiel in Freiham, wo
sparend und umweltgerecht bereitzustellen.                       Wohnungen für bis zu 20.000 Menschen gebaut werden.
                                                                 Aber: Das Schaffen von neuen Wohnungen hat räumliche
Innerdeutsche Migration                                          Grenzen und scheint auf längere Sicht einer Quadratur
In Deutschland stehen wenige Wachstumsregionen großen            des Kreises gleichzukommen. Wir müssen deswegen
Bereichen mit Stagnation und Schrumpfung gegenüber.              kreative Lösungen finden und Spielräume ausloten. Eine
Diese „Gewinnerregionen“ haben aufgrund ihrer regional           höhere Dichte im Wohnungsbau ist einer der Wege, den wir
beschränkten Probleme bundespolitisch zu wenig Gewicht,          beschreiten sollten.
um beispielsweise Steueranreize und neue Fördermodelle
als Antwort auf den Wohnungsmangel durchzusetzen.                Neues Wohnen in der Stadt, das heißt für mich:
                                                                 Wohnraum schaffen und gleichzeitig das Wohnen in der
Soziale Polarisierung – Die Schere zwischen Arm                  Stadt neu zu denken.
und Reich öffnet sich weiter
Während durch die zunehmende Internationalisierung in            Ihr
Wachstumsbereichen der Wirtschaft die Gehälter steigen,
rücken immer größere Bevölkerungsgruppen näher an die
Armutsgrenze. Der gerade für diese Bevölkerungsgruppen
dringend benötigte Sozialwohnungsbestand nimmt durch
den Ablauf von Belegungsbindungen rapide ab. Der stei-           Christian Ude
genden Nachfrage nach Sozialwohnungen muss mit einem
ausreichenden und bezahlbaren Angebot begegnet werden.
Soziale Fragen dürften daher nicht hinter ökologischen oder
ästhetischen Forderungen zurückstehen.

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Neues Wohnen in der Stadt

Dear Residents of Munich,

New urban living                                                   social housing must be met with an adequate and affordable
The title may give rise to the question as to when new             supply of accommodation. Social issues should therefore
apartments might finally be available to relieve the immense       not take a back seat to ecological and aesthetical aspects.
pressure on the housing market. However, the title is also
intended to focus on the time beyond that of the present           Munich protects and creates housing
situation. What are our expectations with regard to new            In the last two decades, the city government has done its
accommodation?                                                     utmost to protect the existing housing stock and encourage
                                                                   the development of new housing. The city will continue
The overall aim is to meet the following challenges:               trying to achieve this, so long as there is an opportunity to
                                                                   do so, despite the considerable expense and occasional
Demographic change –                                               legal obstacles. The result is that more than 100,000 apart-
Fewer, older and more diverse                                      ments have been built with 22,000 of these government-
With regard to social and demographic change, the aim is           funded for lower and middle income levels. The initiative
to provide and maintain accommodation with a range of              “Social and Fair Development of Real Estate“ (Sozialge-
activities and services for all population groups and income       rechte Bodennutzung – SoBoN) has played a significant
levels within the various districts.                               part in this process and has promoted the tried and tested
                                                                   “Munich Mix“ in all new city districts.
Climate change –
How much climate protection can cities provide?                    We are especially proud of our two municipal housing
When it comes to energy saving measures in the building            corporations GEWOFAG and GWG. They have contributed
sector, the legal guidelines should represent the minimum          significantly towards maintenance of affordable rents and
requirement and the aim should be to achieve more. Urban           prevention of eviction. In contrast to the much acclaimed
planning is the first step towards saving energy. The energy       trend, Munich has not sold its stock of communal housing,
consumption of buildings must be reduced and the energy            but has topped it up by purchasing, transferring or building
supplied must be generated in a resource-saving and                new apartments.
environmentally-friendly way.
                                                                   We intend to develop further large and new housing estates
Inner-German migration                                             over the next years, like for example Freiham, where apart-
In Germany, the number of growth regions is small when             ments are being built to accommodate up to 20,000 per-
compared to the many areas suffering from stagnation               sons. However, the creation of new apartments has its spa-
and decline. At federal level, looking at the big picture, the     tial boundaries, and, in the long term, it may not be possible
issues facing the few regions with growth momentum                 to square the circle. It is therefore necessary to find creative
carry little weight. As a result, fiscal incentives, such as tax   solutions and provide additional room to manoeuvre. Higher
breaks or new funding schemes, which might help solve the          density housing is one of the solutions we should pursue.
housing shortage, are at the back of the queue.                    My vision of new urban living is:

Social polarisation –                                              Creating residential space while at the same time rethinking
The growing gap between rich and poor                              the meaning of urban dwelling.
While the salaries are rising for those working in companies
experiencing growth due to increasing internationalisation,        Sincerely,
there are large sections of the population moving closer and
closer towards the poverty line. However, it is precisely the
stock of social housing, desperately needed for these less
well-off population groups, which is declining due to the expi-
ration of occupancy agreements. The increasing demand for          Christian Ude

                                                                                                                                5
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Lebensraum Stadt

Prof. Dr.(I) Elisabeth Merk, Stadtbaurätin der Landeshauptstadt München

                                                                 Kommunen neue Konzepte für Wohnen in der Stadt auf.
                                                                 Dies verwundert zuerst angesichts der insgesamt rückläu-
                                                                 figen Zahlen in Deutschland. 2009 wurden gerade noch
                                                                 159.000 Wohnungen in Deutschland gebaut, ein Rückgang
                                                                 um 73% im Vergleich zu den Hochzeiten in den 90er Jahren,
                                                                 wo 1995 mit 603.000 Wohneinheiten der Gipfel erreicht
                                                                 war. Grund dafür ist der überalterte Bestand der Wohnungs-
                                                                 gebäude, der heutigen Anforderungen nur teilweise zu
                                                                 genügen vermag. Der demografische Wandel wird sich zwar
                                                                 in der Quantität weiter auswirken, dennoch fehlen an vielen
                                                                 Stellen die richtigen Qualitäten in den Wohnangeboten. Die
                                                                 Bevölkerung wird älter und bunter, die Bewältigung des
                                                                 Klimawandels wird sich zu großen Teilen in den Städten und
                                                                 dort im Gebäudebestand entscheiden, die innerdeutschen
                                                                 Migrationprozesse wirken sich auf die Wachstumsregionen
                                                                 wie München besonders verschärfend aus und die soziale
                                                                 Integration bleibt eine zentrale Aufgabe, die gerade in den
                                                                 Wohnquartieren bewältigt werden muss.

                                                                 München steht nach wie vor im Wachstumstrend, die
                                                                 Stadt gehört zu den Gewinnern der Verlagerungsprozesse
Wie wollen Menschen wohnen?                                      und verzeichnet mittlerweile einen starken Nachfragedruck
Über Wohnbedürfnisse ist viel geforscht und geschrieben          auf allen Flächen im Stadtgebiet. Die erste große Phase des
worden, Trendmagazine überraschen uns immer wieder aufs          Flächenrecyclings ist in München weitgehend abgeschlos-
Neue mit Ideen zum modernen Wohnen, sei es mit spekta-           sen. Standen in den 90er Jahren plötzlich große Areale auf
kulären Wohnungen in der dichten Struktur der Großstadt-         Bahnbrachen zur Verfügung und wurden ehemalige Kaser-
landschaften unter dem Slogan „Wo sie niemals wohnen             nenflächen umgewandelt zu neuen attraktiven Wohnquar-
wollten, aber glücklich werden“ oder mit einer Neuauflage        tieren wie etwa am Ackermannbogen, so gibt es heute
der klassischen Villa mit Blick in die Natur. Die Visionen vom   kaum mehr leicht zu entwickelnde Grundstücke. Bis 2030
Wohnen der Zukunft sind geprägt von einer futuristischen         ist im Wirtschaftsraum München ein Bedarf von 200.000
Formenwelt und einer zunehmend stärker werdenden Tech-           Wohnungen prognostiziert. Um auch perspektivisch über
nologisierung des Gebäudes. Intelligentes Haus heißt nun,        das Jahr 2025 hinaus die im wohnungspolitischen Hand-
was früher unter dem Begriff Haustechnik subsumiert war.         lungsprogramm „Wohnen in München V“ festgelegten 7.000
Derzeit erforscht eine Architektin die Bewohnbarkeiten von       Wohneinheiten jährlich zu schaffen, versucht das Referat für
Raumstationen im All, neue Ideen des individuellen Woh-          Stadtplanung und Bauordnung im Rahmen des Programms
nens werden ständig generiert und gleichen sich doch auf         „Langfristige Siedlungsentwicklung“ neue Wohnbaupoten-
frappierende Weise. Dennoch stellen wir fest, die Wohn-          ziale zu generieren.
maschine des 20. Jahrhunderts ist, so modern sie einmal
gedacht war, nun selbst Geschichte geworden. Das Grund-          Neben der klassischen Wohnbautätigkeit in Neubauquartie-
bedürfnis des Wohnens und die Wünsche der Menschen               ren muss sich deshalb der Fokus auf die Weiterqualifizierung
sind sich allen Stilen zum Trotz selber treu geblieben und       der Bestandstrukturen richten. Die Umsetzung von energe-
artikulieren sich, wie Gert Selle schreibt, am Konservativen:    tischer Sanierung im Zusammenhang mit gezielten Pro-
                                                                 jekten, die zusätzlichen Wohnraum generieren, zu fördern,
„Schauen wir uns in der gegenwärtigen Wohnwelt um, so            könnte eine der Strategien sein, um das Motto der Per-
stellen wir fest: Trotz des starken Modernisierungsdrucks,       spektive München „kompakt-urban-grün“ fortzuschreiben.
der auf dieser Industriegesellschaft lastet, geht das Wohnen     Hier können Innovationsbausteine zum Tragen kommen:
seinen gemächlichen Gang. Am äußeren Erscheinungsbild            Aufstockungen gehen einher mit Dachgärten, die für die
hat sich manches geändert, am inneren Bild des Wohnens           Hausgemeinschaft gemeinsam nutzbar werden, es werden
überrascht die Konstanz.“ (Gert Selle, in: Die eigenen vier      Nachbarschaftseinrichtungen gefördert und die soziale Infra-
Wände: Zur verborgenen Geschichte des Wohnens, Cover-            struktur in den Quartieren verstärkt.
text, Campus Verlag, Frankfurt New York,1993)
                                                                 Der Schlüssel zur Wohnzufriedenheit liegt nicht allein in den
                                                                 vier Wänden, sondern ebenso im direkten Wohnumfeld. Die
Wie ist es also um die Verwirklichung unserer                    Aspekte von Sicherheit, Geborgenheit und Sich-heimisch-
Wohnwünsche bestellt?                                            fühlen beginnen in der direkten Nachbarschaft, hier entste-
Wohnen ist seit Generationen erste Priorität der Münchner        hen soziale Kontakte, hier beginnt die Integration in den
Stadtentwicklungspolitik. Über längeren Zeitraum schien es       Stadtvierteln und besteht die Chance, dass sich Identität
ein rein süddeutsches Problem zu sein, weiterhin bezahl-         aus gemeinsam gemachten Erfahrungen entwickelt. Die
baren Wohnraum zu bauen, nun tauchen verstärkt in vielen         Münchner Stadtentwicklungspolitik setzt seit langem

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Neues Wohnen in der Stadt - Innovativer Wohnungsbau in München - muenchen.de
Neues Wohnen in der Stadt

How do people want to live?                                       Munich continues to be on a growth course, the city is
Much has been written and researched on the subject               among the winners in terms of popularity as a relocation
of housing requirements; glossy magazines continue to             destination and is facing a strong demand for accommoda-
surprise us with new ideas for modern homes, no matter            tion in all areas within the city region. The first large phase
whether it’s about living in spectacular apartments in the        of recycling derelict sites has more or less been completed
dense urban environments of large cities under the slogan         in Munich. Whereas large areas on derelict railway premises
“Where you never wanted to live, but you will be happy” or        suddenly became available in the 90s and former barracks
a remake of the traditional villa surrounded by lush vegeta-      were converted into new attractive residential estates, such
tion. The visions of future housing are characterised by a        as Ackermannbogen, hardly any easily accessible plots
futuristic world of forms and an increasing technologisation      remain today. The requirement for apartments in Munich’s
of buildings, what we now call “intelligent house”, used          economic zone, through until 2030, is estimated to be
to be contained within the term “building services”. An           200,000. In order to meet the supply of 7,000 dwelling units
architect is currently investigating the habitability of space    per year beyond 2025, as set out in the “Living in Munich V”
stations, new ideas for customised accommodation are              scheme, the city’s Department for Urban Planning and Build-
constantly being generated and they all tend to be strik-         ing Regulations has initiated the long-term estate develop-
ingly similar. Nevertheless, fact is that 20th century housing    ment project “Langfristige Siedlungsentwicklung” to gener-
blocks, like the Unité d’Habitation, no matter how modern         ate concepts for new housing potential.
they once appeared to be, have become a thing of the past.
The basic needs with regard to housing and the preferences        Alongside traditional residential building in new develop-
of individuals have remained constant, despite introduction       ment areas, it is necessary to focus on the upgrading of
of new styles, and, as claimed by Gert Stelle, lean towards       ex­isting building stock. Promoting the implementation of
the conservative.                                                 eco refurbishments together with projects specifically
                                                                  aimed at generating new dwellings could be one of the
“If you take a look at contemporary housing, you’ll notice        strategies to uphold the motto of the “Munich Perspec-
that, despite the pressure weighing heavily on this indus-        tive” urban planning concept of being “compact, urban and
trial society to modernise buildings, habitation is moving at     green”. This is where innovations are put into effect: further
its usual leisurely pace. On the outside a few things have        storeys are added to existing building stock while, at the
­changed, however, the consistency on the inside is aston-        same time, roof gardens are made accessible for the house
 ishing.” (Gert Stelle in: Die eigenen vier Wände: Zur verbor-    community, neighbourhood facilities are encouraged and
 genen Geschichte des Wohnens, cover text, Campus Verlag,         the social infrastructure in the urban district is strengthened.
 Frankfurt New York, 1993)
                                                                  The key to residential happiness does not lie only within
How might our wishes concerning                                   the four walls of a home, but also in the immediate sur-
a home come true?                                                 roundings. Aspects such as safety, security and comfort
For generations, Munich’s urban development policy has            are rooted in the direct neighbourhood, this is where first
had housing as the first priority. For a long time, the problem   contacts are made, where integration within the town dis-
concerning the provision of affordable housing appeared to        trict commences and the chance lies to take part in develop-
be restricted to southern Germany. But new concepts for           ing a common identity through joint experiences. Munich’s
living in an urban environment are now emerging in many           urban development policy has long relied successfully on
communities. At first glance, this is surprising given the        community centres, cultural and educational facilities within
declining size of the population throughout Germany. Only         the individual districts. Munich is a singles’ city, more than
159,000 apartments were built in Germany in 2009. This is         50% of all households are those of singles, and people
a drop of 73% when compared to the glory days of the 90s          from all over the world live here, from various backgrounds,
which peaked with 603,000 new apartments in 1995. The             different age groups as well as different financial means.
reason is that the stock of residential buildings is outdated     Alongside the objectives in terms of family policy, one of the
and no longer always complies with today’s requirements.          challenges is demographic change, which future housing
Demographic change will continue to have an effect on the         concepts must respond to. The city needs well functioning
quantity of dwelling units, however, in many places, there        and perfectly designed exterior space if further growth is
is still a lack accommodation featuring the right quality. The    to take place in inner city areas. Facilities within the district
population is becoming older and more diverse, the cities,        support neighbourhood cohesion and promote participa-
specifically their building stock, will play a decisive role in   tion in community activities. The housing policy programme
coping with the problems of climate change, inner Ger-            “Living in Munich V” therefore attaches great importance to
man migration processes are having a considerable effect          furthering new dwelling patterns that provide opportunities
on growth regions like Munich and achievement of social           for neighbourhood concepts. Projects initiated by housing
integration continues to be a central issue, especially on        associations and cooperative housing are an active contribu-
residential estates.                                              tion towards creating facilities to promote integration within
                                                                  the district and are a role model when it comes to multi-
                                                                  generation living concepts.

                                                                                                                                7
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Neues Wohnen in der Stadt

mit Erfolg auf die Sozialbürgerhäuser sowie Kultur- und           Wohnen im Haushaltsbudget einer Familie den größten
­Bildungseinrichtungen in den Stadtquartieren. München ist        Anteil ein. Wie können wir also trotz hoher Bodenpreise und
 Single-Hauptstadt, d.h. über 50% der Haushalte in München        starkem Nachfragedruck möglichst große Spielräume für
 sind Single-Haushalte, hier leben quer durch alle Bevölke-       bezahlbaren Wohnraum erreichen?
 rungsschichten unterschiedlichste Menschen jeden Alters
 und mit verschiedenen finanziellen Möglichkeiten. Neben          Die Stadt München hat bewährte Instrumente wie die
 der gezielten Familienpolitik liegt hier eine der Herausforde-   „Sozialgerechte Bodennutzung“ (SoBoN), welche zusam-
 rungen im demografischen Wandel, auf den die Wohnkon-            men mit „Wohnen in München V“ die Basis bilden, um die
 zepte der Zukunft reagieren müssen. Die Stadt braucht einen      Mitte der Gesellschaft auch in der Mitte der Stadt zu halten.
 gut funktionierenden und schön gestalteten öffentlichen          Neben der Aktivierung von Baulandreserven und gestalte-
 Raum, wenn sie weiter nach innen wachsen soll. Angebote          rischen Prinzipien der Nachverdichtung bleiben die recht-
 auf Quartiersebene unterstützen Nachbarschaften und              lichen Instrumente unverzichtbar für eine ausgewogene
 fördern die Partizipation im Quartier. Das wohnungspolitische    Wohnungsbaupolitik, die auf soziale Durchmischung und
 Programm „Wohnen in München V“ legt deshalb besonderen           Nutzungsvielfalt setzt. Die Thesen aus der Veranstaltungs-
 Wert auf die Förderung von neuen Wohnmodellen, die den           reihe zum innovativen Wohnungsbau wurden in „Wohnen
 Nachbarschaftskonzepten Raum geben. Projekte von Bau-            in München V“ aufgegriffen und in Inno­vationsbausteine
 gemeinschaften und genossenschaftliches Wohnen leisten           umgesetzt.
 einen aktiven Beitrag zu Integrationsangeboten im Quartier
 und haben eine Vorreiterrolle im Generationenwohnen.             Deutlich wurde, dass es nicht ausschließlich darum geht,
                                                                  ständig neue Wohntypologien zu generieren. Die Heraus-
Die Frage der richtigen Dichte ist allerdings auch eine Frage     forderung liegt vielmehr darin, die Erkenntnisse aus bereits
des richtigen Maßstabes und der Nutzungsdurchmischung             realisierten Pilotprojekten in eine größere Dimension zu
sowie der Funktionsdichte in den Quartieren. Urbanität heißt      bringen. Dies gilt für die neuen Maßstäbe im ökologischen
nicht, die Stadt einfach um drei Geschosse höher bauen,           Wohnungsbau ebenso wie für die Wirtschaftlichkeit von
sondern zusammen leben!                                           Grundrisstypologien. Die Zukunft des Wohnens liegt also
                                                                  nicht in neuen Wohnmaschinen und immer mehr technolo-
Wohnen hat für uns alle einen besonderen Stellenwert,             gischen Wunderkammern, sondern in differenzierten Wohn-
es betrifft sozusagen unsere wichtigste Grundausstattung          konzepten und spezifischen Gestaltungsideen, die bewusst
im Leben. In vielen Fällen in München nimmt der Posten            die Nutzerbedürfnisse artikulieren und das Quartiersleben
                                                                  aktiv mit einbeziehen.

                                                                  Integrierte nachhaltige Wohnprojekte reagieren auf die
                                                                  bestehenden Strukturen und bringen neue Qualitäten in die
                                                                  existierende Stadt ein. Nachverdichtung kann so helfen, die
                                                                  sanierungsbedürftigen Strukturen weiterzuentwickeln und
                                                                  von der Bedrohung zur Chance für Stadtteile zu werden.
                                                                  Obwohl in München sicher mit am meisten in Deutschland
                                                                  gebaut wird, stellt der jährliche Neubau nur 1% der Bau-
                                                                  substanz dar und hier könnten mehr Spielräume für Experi-
                                                                  mente geschaffen werden. Das ist als Aufforderung an die
                                                                  Stadt selbst zu verstehen und „Wohnen in München V“ ver-
                                                                  sucht neue Wege aufzuzeigen, es ist aber ebenso als Appell
                                                                  an die Akteure in der Wohnungswirtschaft gerichtet. Die
                                                                  Stadt braucht starke und innovative Partner, die aus Ideen
                                                                  Häuser und daraus Stadt werden lassen. Es gibt bereits
                                                                  einige Projekte, die sich dieser Aufgabe aktiv stellen, wie
                                                                  das Projekt „Südseite“ auf den ehemaligen Siemensflächen,
                                                                  welches Wohntürme als Typologie neu interpretiert, oder
                                                                  das zukünftige Wohnquartier, das an der Hochäckerstraße
                                                                  entsteht und nachhaltiges Bauen nicht nur auf das einzelne
                                                                  Haus, sondern auf das ganze Quartier bezieht. Die Projekte
                                                                  der städtischen Wohnungsbaugesellschaften wie zum Bei-
                                                                  spiel am Piusplatz von der GEWOFAG oder in der Münchner
                                                                  Au von der GWG zeigen, wie energetische Lösungen mit
                                                                  neuen Grundrisskonzepten verbunden werden können.

Energetische Modernisierung der Wohnanlage am Auer Mühlbach

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Neues Wohnen in der Stadt

Wohnquartier Hochäckerstraße

Questions should not be limited to the perfect density, but      the same way as it does to the economic efficiency of floor
should also concern the correct scale, the ideal mixture of      plan designs. The future of housing will therefore not be
uses and the functional density in the individual districts.     manifested in new estates, such as the Unité d’Habitation,
Urban development does not simply mean the addition of           and constantly new technological “chambers of wonder”,
three extra storeys to a city, but living together in a com-     but in clearly defined housing concepts and approaches on
munity!                                                          design reflecting the needs of residents and life in the local
                                                                 community.
A home plays an important role for each of us, one can say
it pertains to our most basic need in life. In many cases,       Integrated sustainable housing projects complement exist-
this especially applies in Munich, the largest proportion of     ing structures, but also introduce new qualities into the city.
a family’s budget is for housing. Land prices are high and       Infill developments have a positive influence on neighbour-
the immense pressure to keep up with demand is daunt-            ing structures in need of refurbishment and change them
ing. How can we nevertheless create sufficient leeway for        into opportunities for districts rather than threats. Although
affordable housing?                                              more construction work takes place in Munich than any-
                                                                 where else in Germany, new builds represent only 1% of the
The city of Munich has got some tried and tested tools,          building stock, it must be possible to create more scope for
such as SoBoN (Social and Fair Development of Real               experiments. This situation must be regarded as a challenge
Estate), which together with the housing initiative “Living in   for the city itself, and the initiative “Living in Munich V”
Munich V” is aimed at keeping the mainstream of society          does try to point out new ways in this respect, however, it
in the main part of the city. Alongside the activation of        is also a plea to the various players in the housing industry.
land reserves and establishing creative principles for infill    The city needs keen and innovative partners who are able
development, legal tools continue to be indispensable for a      to transform ideas into houses and houses into cities. There
balanced housing policy, which demands a social mix and          are already a few projects addressing this task, such as the
a variety of uses. The conclusions reached in the series of      project “Südseite” on former Siemens’ grounds, which inter-
events for innovative residential building have been taken on    prets the residential tower as a new typology, or the housing
board in the scheme “Living in Munich V” and implemented         estate, which is being developed on Hochäckerstraße and
as components of innovation.                                     does not only apply sustainable building strategies to single
                                                                 houses, but to the whole estate. The projects initiated by
The aim is quite clearly not to constantly create new dwell-     the municipal housing associations, such as “Am Piusplatz”
ing patterns. The challenge is far more the larger scale use     developed by GEWOFAG or “Am Lilienhof” developed by
of experience gained from pilot projects already completed.      GWG, reveal how energy-efficient solutions can be com-
This applies to the new standards set for eco housing in         bined with new floor plan designs.

                                                                                                                             9
Neues Wohnen in der Stadt - Innovativer Wohnungsbau in München - muenchen.de
Neues Wohnen in der Stadt

Das Wohnen in der Stadt braucht deshalb
Raum für Experimente!                                                Wie wir künftig wohnen wollen, kann nicht von oben
Zwei herausragende, spannende Projekte, die derzeit ent-             verordnet werden. Die Bürgerschaft der Landeshauptstadt
stehen und die auf innovative Partnerschaften angewiesen             ist zugleich die Bauherrschaft, der sich die Stadtplanung
sind, seien hier genannt: Freiham im Westen von München              verpflichtet fühlt. Daher ist Partizipation enorm wichtig.
als größte zusammenhängende städtebauliche Entwick-                  In München erfolgt diese auf hohem Niveau: im Rahmen
lungsfläche und das Kreativquartier an der Dachauer Straße           von Bürgerbeteiligungen, Veranstaltungen und Ausstel-
als ein Experiment, Wohnen und kreatives Arbeiten in neuer           lungen oder im Rahmen von Projekten des Bund-Länder-
Form zusammenzubringen.                                              Programms „Stadt- und Ortsteile mit besonderem Entwick-
                                                                     lungsbedarf - die soziale Stadt“. Dazu tragen Bürgerinnen
In Freiham soll der romantische Städtebau des 21. Jahrhun-           und Bürger, die Bezirksausschüsse vor Ort, die Fachgremien
derts versucht werden, eine dichte urbane grüne Struktur,            und Institutionen wie das „Münchner Forum“ bei. München
die beides ermöglicht, großstädtische Versorgungsstruk-              benötigt neben der fachlichen Diskussion auch eine kultu-
turen und Lebensqualität mit der Wohnqualität der Garten-            relle Auseinandersetzung über die Akzeptanz von Nachver-
stadt zu versöhnen. Der städtebauliche Entwurf des Büros             dichtungsmodellen, Stadtgestalt und Nachbarschaften. Die
West 8 aus Rotterdam sieht ein Gesamtkonzept vor, in dem             Veranstaltungsreihe zum innovativen Wohnungsbau und der
öffentlicher Raum und grüne Freiräume zusammen mit                   Open Scale Wettbewerb lieferten Innovationsbausteine und
den Wohnblöcken einen eigenständigen neuen städtebau-                Ideen, die bewusst die jüngere Generation zu Wort kommen
lichen Rahmen setzen, der viel Entwicklungsspielraum für             ließen. Für die zukünftige Entwicklung von München bedarf
Individualität und Nachbarschaften lässt. Unverzichtbar für          es eines intensiven Diskurses über die Stadtbaukultur, die
das Gelingen ist eine hohe Qualität in der Architektur und           Stadt ist aufgerufen, diesen Dialog fortzusetzen. Urbanität
Freiraumgestaltung.                                                  wird vielfach eingefordert, eine Stadtgesellschaft muss sie
                                                                     aber zulassen können!
Das Kreativquartier an der Dachauer Straße tritt an mit dem
Ziel, eine neue Mischung aus Wohnen, Kultur und Arbeit
zu entwickeln, die keine Angst vor Überlagerungen und
komplementärer Nutzung im öffentlichen Raum hat. Hier
gilt es räumliche Nachbarschaften zu ermöglichen, die sich
gegenseitig inspirieren und die ohne institutionelle Träger-
schaften lebensfähig sind.

Kreativquartier an der Dachauer Straße mit Jutier- und Tonnenhalle   Innenraum Tonnenhalle

 10
Neues Wohnen in der Stadt

Wettbewerb Freiham: Zentraler Platz im Wohnquartier

Urban living needs space for experiments!                        Our style of living cannot be determined in a top down way
Two excellent and exciting projects, which are currently         by planners and administrators. The state capital’s citizens
being completed and result from innovative partnerships,         are at the same time the clients whom the urban planning
should be mentioned in this context: Freiham on the              authorities have responsibility to serve. For this reason,
western outskirts of Munich as the largest connected urban       participation is extremely important. In Munich this is well
development scheme and Dachauer Straße as an experi-             understood: citizen involvement is secured through formal
ment to study a newly combined form of living and working.       participation processes, events and exhibitions, or within
                                                                 the scope of projects, such as “Soziale Stadt”. Citizens,
The aim of the imaginative urban design for the 21st century     regional committees, expert panels and institutions, such
in Freiham is to meld a dense urban green environment,           as “Münchener Forum”, are all involved, can interact and
ensuring both large city amenities and high living standards,    contribute. Alongside professional discussions, Munich is
with the qualities of accommodation in a garden city. The        in need of a cultural debate concerning the acceptance of
urban design drawn up by the practice West 8 from Rotter-        infill developments, urban design and neighbourhood com-
dam is a concept in which public space, green exteriors and      munities. The events that took place in the context of the
residential blocks form a new self-contained urban area with     innovative residential housing programme and the Open
ample flexibility for individual expression, while at the same   Scale competition provided input regarding the way forward
time supporting neighbourhood cohesion. For the success          in terms of innovation and, in particular, were instrumental
of a project of this kind, high quality architecture and land-   in allowing the younger generation to express its ideas. A
scape design are indispensable.                                  thorough debate concerning the city’s building culture is
                                                                 required for the future development of Munich, and the
The creative design for the Dachauer Straße development          community is called upon to continue this dialogue. Urban
was initiated to provide a new mixture of accommodation,         environments are in popular demand, but the city commu-
culture, workshops and offices, with public space for all to     nity holds the key to their future!
enjoy and no concern about overlapping or complimentary
use. The aim is to create neighbourhoods that are in har-
mony and feed of each other without there being a need for
institutional support or regulation.

                                                                                                                          11
Innovative Architektur

Mehr als eine Idee
Innovativer Wohnungsbau ist die
Übertragung neuer Ideen und
­gelungener Experimente im Bereich
 der Objekt- und Quartiersplanung in
 den Planungsalltag.
 Innovative residential building is the
 transformation of new ideas and
 successful experiments deriving
 from the planning of properties and
 estates into everyday designs.
Innovation statt Pragmatismus

Prof. Hilde Léon, Léon Wohlhage Wernik, Berlin und Prof. Christopher Dell, Institut für Improvisationstechnologie, Berlin
im Gespräch mit Nicolette Baumeister

Nicolette Baumeister: Warum sind           Christopher Dell: Absolut! Den Begriff      Lage versetzen, ihre Raumproduktion
Innovationen im Wohnungsbau so             der Neutralität würde ich gerne             überhaupt zu verstehen.
schwer umsetzbar?                          aufgreifen und etwas anders fassen.
                                           Was Sie unter neutral verstehen, heißt,     Hilde Léon: Insofern ist Neutralität
Hilde Léon: Das größte Problem ist: Zu     dass dieser Raum ein Maximum an             natürlich zu vage. Es geht immer um
Anfang wird die Innovation gefordert       Nutzungen ermöglicht…                       Raum! Ein gutes Beispiel sind die
und hinterher wird es dann pragma-                                                     Altbauten der Gründerzeit, da ist der
tisch. Experimente im Wohnungsbau          Hilde Léon: …und dabei gestalterisch        wahre Luxus der Raum – die Größe
kann man dann machen, wenn man             schön ist!                                  und Höhe, die Raumfolgen. Im Übrigen
mit einem Bauherrn arbeitet, der seine                                                 akzeptiert man bei Altbauten merkwür-
eigenen Vorstellungen mitbringt.           Christopher Dell: Das setze ich voraus,     dige Situationen, die jenseits des Kon-
                                           das ist die Domäne der Architektur.         ventionellen zu kreativen Nutzungen
Aber wenn man heute baut, dann hat         Aber es ist nicht nur die Zurücknahme       anreizen.
man es auf einmal mit dem Vertrieb zu      einer Ausformulierung von Form,
tun und die sagen, wo es langgehen         die diese Neutralität gewährleistet,        Nicolette Baumeister: Aber das ist ja
soll. Die Vorgabe ist dann: kein Risiko.   sondern es ist auch eine noch inten-        heute im Neubau unter wirtschaft-
Es soll das gemacht werden, was der        sivere Auseinandersetzung mit einer         lichen Aspekten gar nicht mehr reali-
Vertriebsberater auch konkret einschät-    bestimmten Raumsituation, die nicht         sierbar.
zen kann – das ist meine Erfahrung!        als neutral gesehen wird, auch nicht als
Deshalb sind die Berater die schwie-       innovativ – sondern als Re-Design, als      Hilde Léon: Ja, aber wir versuchen als
rigsten in dem Prozess, da sie ja nie      Umgestaltung. Das Maximum der rela-         Architekten immer einen gefühlten
für sich selbst planen und auch am         tionalen Anordnung einer bestimmten         Luxus zu generieren und die Woh-
Ende keine Verantwortung überneh-          Raumsituation scannen – das können          nung vom Wohngefühl her größer zu
men. Man braucht starke Bauherren          nur die Architekten. Es ist dann auch       machen, als sie real ist. Also, dass man
als Partner.                               vollkommen egal, ob man die Wände           durch die Wohnung wandern kann,
                                           schräg macht oder nicht.                    dass es nicht nur einen Weg gibt, son-
Christopher Dell: Pragmatismus gegen                                                   dern dass es einen Rundlauf gibt und
Innovation – das kann heute eigentlich     Hilde Léon: Als Architekt alleine           man mehrere Möglichkeiten hat, sich
auch nicht mehr klappen, denn es gibt      macht man gar nichts! Man muss die          in der Wohnung zu bewegen. Ein ganz
ja heute kein eindeutiges Falsch und       Aufgabe verstehen und dann Ideen            wichtiger Faktor ist die Frage nach dem
Richtig mehr. Das gilt zum Beispiel        entwickeln, aber man muss den               unspezifischen Raum – den man als
dann, wenn in Berufung auf das             Bauherrn auch überzeugen... Und das         Wohngemeinschaft, als Familie oder
‚Richtige’ wie zum Beispiel den Markt,     ist auch eine Chance! Denn wenn ein         als Luxus-Singlewohnung nutzen kann.
mit den immer gleichen Grundrissen         Bauherr leidenschaftlich ist und Neues
2-Zimmer-Küche-Bad an eben diesem          will, neben dem Maxim des wirtschaft-       Christopher Dell: Dafür würde ich
Markt langfristig vorbei gebaut wird.      lichen Erfolgs, ist das wunderbar!          sofort plädieren! Neutralität durch
Es wird zu wenig berücksichtigt, dass                                                  Nüchternheit ersetzen – eine Nüch-
aufgrund des sozialen Wandels auch         Christopher Dell: Das ist sehr wichtig.     ternheit, die vollkommen durchge-
die Wohnformen im Begriff sind sich zu     Deshalb müssen wir dem Funktiona-           checkt ist. Die eigene Regeln in der
verändern.                                 lismus, dem Strukturalismus, dem            Nutzung ausbildet. Also ein komplexes
                                           Formalismus noch den Faktor der             Zusammenspiel des Ermöglichens und
Hilde Léon: Das ist die Frage. Ich         Subjektivität hinzufügen.                   Erkennens.
glaube, eine gewisse Neutralität, nicht
festgelegte Räume – das wäre das           Hilde Léon: Wunderbar, ein Plädoyer         Nicolette Baumeister: Aber warum gibt
Ziel. Ein gutes Beispiel dafür ist das     für die Subjektivität!                      es so wenig umgesetzte Beispiele in
Loftwohnen, das ja auch als Expe-                                                      diesem Sinne? Ist der Nutzer mit der
riment aus einer prekären Situation        Christopher Dell: Ja, aber für die          Neutralität, der Freiheit der Nutzung
heraus entstanden ist: In New York aus     gebildete! Man muss sich Zugang zu          vielleicht überfordert?
dem Leerstand von Fabrikräumen, mit        der eigenen Transformation verschaf-
großen Höhen und Zuschnitten, die          fen. Dann kann man eben auch als            Hilde Léon: Man muss als Architekt
schwer für konventionelle Grundrisse       Architekt nicht mehr sagen: Ich plane       Verantwortung übernehmen, eine
zu nutzen waren. Die offene Küche,         in einem rationalen Raum der Vernunft.      Vorstellung von den Möglichkeiten des
die fehlende Trennung der Lebensbe-        Es gibt ja eine politische Gemengelage      Wohnens haben. Da gibt es einfach
reiche – das ist ja in Teilen Allgemein-   von Leidenschaften und Interessen,          Faktoren, die feststehen: Schrank,
heit ge­worden. Natürlich kann man das     die aber der Transformation anheim          Tisch, Bad. Man braucht in dieser
nicht 1:1 übertragen, aber Experimente     gehen und auch Potenziale darstellen.       Welt, die sich schnell verändert, auch
sind immer ein kleines Feld und auch,      In diesem Zusammenhang verfügt              Konstanten, wo man sich beheimatet
wenn nur Teile des Experiments weiter-     der Architekt über jene Darstellungs-       fühlt, und hat auch eine Verantwortung
geführt werden, verändert das etwas.       techniken, die die Menschen in die          weit über die Wohnungen hinaus. Die

 14
Wohnung fängt ja mit dem Entree des        halt gibt, zur Ressource zu machen         zess darstellen, die Menschen mit
Hauses an, an der Schnittstelle vom        – was sicher einfacher klingt, als es      Komplexität überschütten und dann
Privaten zum Öffentlichen – das geht       ist. Insofern denke ich auch, dass das     schauen, was passiert. Oft ist es gar
bis in den Städtebau. Wie stehen die       Zusammenspiel von Ökonomie, Stadt          nicht so ein großer Aufwand, aber es
Gebäude in der Stadt und wie treten        und Nutzern noch nicht richtig klappt.     muss eben intelligent gemacht sein!
sie mit der Umgebung in Dialog?            Wenn man als Musiker so proben
Bauen heißt ja auch, das Gesicht der       würde, käme nie was zustande. Die
Stadt mitzuprägen – über das Private       einen reden sich raus, das hat nicht
hinaus. Innovation ist eben nicht          geklappt, jenes war nicht erfolgreich,
nur der Grundriss in der Wohnung,          der hat nicht mitgemacht – bei den
sondern auch der gesamte Rahmen            Musikern würde man da weiter üben,
im weiteren Sinn.                          bis es klappt. Keiner käme auf die Idee,
                                           einfach aufzuhören. Aber in der Pla-
Christopher Dell: Ziel ist, was geplant    nung wird dann Tabula Rasa gemacht –
ist zu überschreiten und neu zusam-        dann lassen wir das Ganze eben sein!
menzusetzen. Das heißt, sich vom           Da ist mir einfach zu wenig Probe, zu
Terror des Kreativen zu befreien.          wenig Bereitschaft, weiterzumachen
Die Verantwortung, die man hat, zu         und zu denken…
erkennen. Es ist ja gerade ein Mehr
an Verantwortung, das man über-            Nicolette Baumeister: Aber die Stadt
nimmt, wenn man nicht ex nihilo neue       München ist doch dabei, neue Verfah-
Formen irgendwo hin erfindet, sondern      ren und Instrumente zu entwickeln und
neue Weisen schafft, um konstruktiv        einzusetzen, um die verschiedenen
mit Bestehendem umzugehen, das             Interessen – wie auch in einem Orche-
Bestehende neu zu versammeln. Die          ster – zusammenzuführen.
aktuellen Entwicklungen zeigen: Ein
Behälterverständnis von Raum ist           Hilde Léon: Klar, da gibt es unter-
im Städtebau nicht mehr adäquat.           schiedliche Gremien, die zeigen, wie
Deshalb geht es jetzt vor allem darum,     man Entscheidungsprozesse auf
das Bestehende zu verändern, die sich      mehrere Schultern verteilt. Aber Betei-
transformierenden Handlungsweisen          ligung ist ja per se nicht positiv. Und
des Alltags, aus denen Stadt besteht,      auch nicht innovativ. Oft genug wird
ernst zu nehmen – und damit auch           dann auf bekannte Modelle zurückge-        Summary
neue Möglichkeiten zu schaffen.            griffen – oder es wird gar nicht mehr      The transformation of innovations
                                           gebaut.                                    in residential building is very much
Nicolette Baumeister: Ich möchte                                                      dependent on good cooperation
nochmals auf das Thema der Dichte          Christopher Dell: Dieses Pädagogen-        between the client and the architect.
kommen. Welche Potenziale beinhaltet       mäßige, Didaktische, das kann man          The design process should not be
denn die Verdichtung der Stadt?            vergessen! Für mich ist die Funktions­     steered exclusively by established
                                           fähigkeit der Stadt als Ganzes das         market-based considerations, but
Hilde Léon: Dichte ist ja erst mal keine   spannende Thema, in der – wie beim         should leave room for experiments
Qualität an sich. Es ist eine städtische   Orchester – alle zusammenspielen.          and individual solutions as a basis for
Notwendigkeit, um auch die Infrastruk-     Aber heute beginnen viele Funktionen       innovations. Greater neutrality of space
tur nutzen zu können. Man muss sich        wegzubrechen. Das ist eine politische      offering a variety of uses allows for
dafür einsetzen, dass Dichte Qualität      Frage. Es wird zukünftig neue Ausei-       different dwelling patterns and resident
bekommt. Sonst ist es verheerend. Wir      nandersetzung, neue Konflikte darüber      configurations. Living in lofts without
haben ein Bedürfnis nach Licht, nach       geben, für was Geld ausgegeben wird        a clear separation of individual living
Besonnung, einem privaten Außen-           und was wir überhaupt brauchen.            zones is a perfect example. In part,
raum – das sind wichtige Faktoren          Damit wird aber auch die Metapher          this is now also being practised by the
hierzulande und in der Stadt, ebenso       des Orchesters zu hinterfragen sein –      greater community in the planning
wie Ruhe – zumindest in einem Raum         heute kann das Zusammenspiel nicht         of open kitchens or bedrooms with
der Wohnung. Wir brauchen ja den           mehr durch einen einzigen Dirigenten       integrated bathrooms.
Kontrast, um etwas intensiv zu spüren.     geleitet werden. Wenn wir im Bilde
Also den Kontrast von Weite und Enge.      der Musik bleiben, sind demnach eher       A further important aspect is the inter-
                                           neue Modi der konstruktiven Improvi-       action of economy, city and residents,
Christopher Dell: Ihr Plädoyer für eine    sation gefragt.                            which must be supported and encour-
konstruktive Dissonanz finde ich sehr                                                 aged by effective communication
unterstützenswert! Also das Bestre-        Damit dies gelingen kann, muss man         tools and political, urban development-
ben, die Konflikte, die es in der Stadt    den ganzen komplexen Planungspro-          related guidelines.

                                                                                                                          15
1. Preisträger Teil A: Ortner & Ortner Baukunst
                                                                                                  Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin mit BSM
                                                                                                  Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung und

Urbane Qualität
                                                                                                  Modernisierung mbH, Berlin und Topotek1, Gesell-
                                                                                                  schaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin
                                                                                                  1. Preisträger Teil B: West 8 urban design & lands-
Städtebaulicher und landschaftsplanerischer                                                       cape architecture b.v., Rotterdam
                                                                                                  Ausloberin: Landeshauptstadt München, 2011
Wettbewerb in Freiham

Übersichtsplan Freiham                     Stadtteilzentrum sowie Schul- und Sportzentrum, Wettbewerbsbeitrag Teil A

In Freiham liegt die letzte zusammenhängende Fläche von             Wettbewerb
bedeutender Größe innerhalb der Stadtgrenzen.                       Eine international besetzte Jury entschied im September
                                                                    2011 den Wettbewerb zur Entwicklung eines städtebau-
Die Bebauung ist auch unter diesem Aspekt eine der wich-            lichen und landschaftsplanerischen Konzeptes für den ersten
tigsten Maßnahmen zur Stadt- und Siedlungsentwicklung               Realisierungsabschnitt. Die prämierten Entwürfe dienen als
der Landeshauptstadt München. Hier entsteht ein urbanes             Grundlage für die anschließende Bauleitplanung.
und grünes Stadtviertel mit 18.000 bis 20.000 Einwohne-
rinnen und Einwohnern, den notwendigen sozialen Infra-              Stadtzentrum sowie Schul- und Sportzentrum, Teil A
struktureinrichtungen wie Kindergärten und Schulen sowie            Der Bereich A (ca. 29 ha) umfasst Flächen südlich und vor
rund 7.500 Arbeitsplätzen. Die Gesamtfläche von insge-              allem nördlich der Bodenseestraße. Er beinhaltet neben
samt 350 ha (ca. 250 Fußballfelder) teilt sich in zwei große        dem Stadtteilzentrum, welches mit den Schwerpunkten
Bereiche: den Gewerbestandort im Süden und den Wohn-                Handel, Dienstleistung, Versorgung und Mobilität an der
standort mit dem Landschaftspark im Norden.                         Schnittstelle von Freiham Nord und Freiham Süd liegt, auch
                                                                    das Schul- und Sportzentrum, das einen wichtigen Beitrag
Während der Gewerbestandort im Süden bereits realisiert             zur gesamtstädtischen Versorgung leisten wird, sowie einen
wird, ist der künftige Wohnstandort Freiham im Norden               Teilbereich des Wohnungsbaus. Die städtebauliche Gestal-
derzeit noch unbebaut. Die ersten Wohnungen werden                  tung des Bereichs A wird somit die westliche Stadteinfahrt
voraussichtlich ab 2014 gebaut.                                     nach München wesentlich prägen.

Die Entwicklung des Wohnstandortes basiert auf dem                  Schwerpunkt Wohnen und Quartierszentrum, Teil B
Gedanken des „Stadtweiterbauens“: Verbindungen und                  Der Bereich B (ca. 45 ha) umfasst Flächen, die westlich
Nachbarschaften zwischen Neuaubing und Freiham sollen               an den derzeitigen Siedlungsrand anschließen. In diesem
hergestellt werden. Der künftige Wohnstandort Freiham               Bereich sind in erster Linie Wohnraum und das Quartiers-
schließt im Osten, verbunden durch das Freiham-Neuaubin-            zentrum in der Mitte des Wohnstandortes Freiham Nord vor-
ger Grünband, an die bestehende Siedlungskante Neuau-               gesehen. Das Quartierszentrum wird ein wichtiger Baustein
bings an. Die künftigen kompakten Siedlungsfelder sind von          sein, den neuen Stadtteil mit der bestehenden Bebauung zu
Freiräumen umschlossen und durch Grünfinger gegliedert.             verknüpfen.
Sie schließen im Westen an einen großzügigen Landschafts-
park an.                                                            Insgesamt entstehen in den beiden Bereichen Wohnungen
                                                                    für ca. 7.500 Einwohnerinnen und Einwohner.
Namensgebend und identitätsstiftend für den neuen Stadt-
teil ist das nahe Gut Freiham. Die Anlage, die mit Schloss,
Hofmarkkirche (17. Jh.) sowie der Allee den Landschafts-
raum prägt, steht unter Ensembleschutz, einzelne Gebäude
auch unter Denkmalschutz.

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Neues Wohnen in der Stadt

Summary
Freiham as one of the last coherent
areas of significant size within the
city’s boundaries is one of the most
important schemes with regard to
urban and estate development in the
state capital Munich. The site measur-
ing 350 ha is being used to develop
an urban and green city district with
approximately 18,000 to 20,000 resi-
dents, the necessary social infrastruc-
tural services, such as kindergartens
and schools, and around 7,500 jobs.

In order to provide a basis for the land
use plan, an urban and landscape
design competition was initiated for
the first part of the development,
which is broken down into two parts,
Part A and Part B. The award winning
design concept for Part A, involving
the design of a community centre, a
school and sports centre, divides the
plot into three sections each with an
unmistakable character: the core zone
to the north of Bodenseestraße, the
school campus with an adjoining sports
centre in the west and a strip of hous-
ing stretching across the north of the
plot. With regard to Part B, including
housing and a neighbourhood centre,
the competition winners have created
a clear structure of boulevards, parks,
paths and squares. Small trapezoidal
housing estates with a selection of
differentiated buildings for a variety of
uses have been set amidst this net-
work. Construction work will presum-
ably commence in 2014.

                                                        Wohnen und Quartierszentrum, Wettbewerbsbeitrag Teil B

„Leitidee des Entwurfs ist die Gliederung des Baufeldes                         „Mit der Arbeit wird ein Grundgerüst von Alleen, Grünzü-
in drei Quartiere mit unverwechselbarem Charakter und                           gen, Wegen und Plätzen geschaffen, in dem sich kleine, tra-
angenehmer Atmosphäre: das Kerngebiet nördlich der                              pezförmige Wohnquartiere aufspannen und durch geschickt
Bodenseestraße, der Schulcampus mit angegliedertem                              geführte Diagonalen das Neubaugebiet mit Neuaubing
Sportpark im Westen und das Wohnband im Norden. Es                              verbunden wird.(...) Innerhalb der zweigeteilten Baufelder
gelingt den Verfassern, diese Idee mit präzisen städtebau-                      werden Nachbarschaften um öffentlich zugängliche Innen-
lichen Setzungen in einen Entwurf mit stadträumlicher                           höfe gruppiert. (…) Die Verfasser ermöglichen vielfältige
Qualität zu übertragen. (…) Die Sportanlagen sind selbstver-                    Einzelgebäude mit unterschiedlicher Körnung und Nutzungs-
ständlich an den Campus angeschlossen und stellen – fast                        vielfalt. (...) Die Grünräume bestehen aus einer ungewöhn-
beiläufig – eine schöne Freiraumverbindung zum westlich                         lichen Konstellation von Erschließungen und Bauplätzen, die
anschließenden Landschaftraum her; die Landschaft wird                          innenliegende Quartiersfunktionen, Gärten, Spielplätze und
hier buchstäblich in den Campus hineingeholt.“                                  gestaltetes Wohnumfeld enthalten.“
(Auszug aus der Preisgerichtsbeurteilung zum 1. Preisträger für den Teil A)     (Auszug aus der Preisgerichtsbeurteilung zum 1. Preisträger für den Teil B)

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