Nobelpreis für chemie - BenJAmin liST - Max-Planck-Gesellschaft
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Nobelpreis FÜR cHEMIE Benjamin List Linke oder rechte Hand? Das macht auch in der Chemie einen großen Unterschied. Viele Moleküle, vor allem solche, die in biologischen Prozessen mitmischen, existieren F o t o: F r a n k V i n k e n in zwei Varianten, deren Bestand- teile wie die Finger unserer Hände spiegelbildlich angeordnet sind. 8 Bei chemischen Reaktionen entste- hen die beiden Varianten gewöhn- lich zu gleichen Anteilen, in der Biologie wirken sie aber meist sehr unterschiedlich. Das spielt nicht zuletzt bei medizinischen Wirk- stoffen eine Rolle. Benjamin List, Direktor am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim an der Ruhr, und David W. C. MacMillan von der Universität Princeton haben im Jahr 2000 un- „Man denkt: Vielleicht war das abhängig voneinander festgestellt, dass auch relativ kleine, oft kosten- eine ganz doofe Idee.“ günstige und ungiftige organische Moleküle eine chemische Reak- tion ausschließlich zu einer Vari- ante steuern können. Dafür erhal- ten sie den Nobelpreis für Chemie eher skeptisch: „Ich war total unsi- auch in der Industrie oft als Kata- 2021. Vor der Entdeckung der bei- cher. Man denkt ja nicht: Ha! Das lysatoren eingesetzt. den Forscher war die selektive hab ich designt! Und nun werde Wirkung nur von Enzymen be- ich weltberühmt! Nein, eher: „Benjamin List hat ein neues Kapitel kannt oder von aufwendig gebau- Hmm ... Vielleicht war das eine der Katalyse mit großem Anwen- ten Katalysatoren, die oft teure ganz doofe Idee. Andere haben das dungspotenzial aufgeschlagen“, oder giftige Metalle enthalten. sicher schon probiert und wissen sagt Max-Planck-Präsident Mar- auch, warum es nicht klappt ...“ tin Stratmann. „Es ist ihm erst- Als Benjamin List zum ersten Mal Doch das hatte noch keiner aus- malig gelungen, organische Kata- die katalytische Wirkung eines or- probiert, und es klappte. Heute lysatoren mit hoher Stereoselek- ganischen Moleküls, nämlich der werden organische Moleküle nicht tivität zu entwickeln – ein Durch- Aminosäure Prolin, testete, war er nur in der Forschung, sondern bruch, wie man ihn selten erlebt.“ Max Planck Forschung · 3 | 2021
Kurz Nobelpreis FÜRnotiert PHYSIK Klaus Hasselmann ckelte er das mathematische Werk- zeug, mit dem sich der Fingerab- druck des menschlichen CO2-Aus- F o t o: pict u r e a l l i a nc e / dpa | J.j. Gu i l l e n stoßes im Wetterrauschen nach- weisen lässt. „Als Gründungsdirektor unseres Max-Planck-Instituts für Meteo- rologie hat er mit seinen Kollegen 9 in Hamburg die Erdsystemfor- schung in Deutschland in den 1970er- und 1980er-Jahren maß- geblich vorangetrieben und inter- national anschlussfähig gemacht“, sagt Max-Planck-Präsident Mar- tin Stratmann. Um die Erkenntnisse der Klimafor- schung in die Gesellschaft zu tra- „Wir warnen seit fast 50 Jahren gen und wirkungsvolle, aber auch praktikable Maßnahmen gegen vor dem Klimawandel.“ den Klimawandel zu entwickeln, gründete Klaus Hasselmann ge- meinsam mit Carlo C. Jaeger vom Potsdam-Institut für Klimafol- genforschung das heutige Global Ohne Provokation geht es oft nicht, und Giorgio Parisi aus Italien den Climate Forum. „Es gibt viele gerade in der Wissenschaft: Klaus Nobelpreis für Physik 2021. Dinge, die wir tun können, um Hasselmann forderte mit seinen den Klimawandel zu bremsen“, Arbeiten die Klimaforschung her- Klaus Hasselmann verschaffte dem sagt Hasselmann, der am ehemali- aus – und legte so die Grundlage Zufall Eingang in die Klimafor- gen Max-Planck-Institut für Strö- für die Erkenntnis, dass sich die schung. Er betrachtete die lang- mungsforschung promovierte und Erderwärmung heute eindeutig fristigen Entwicklungen des Kli- ab 1975 das Max-Planck-Institut auf die Zunahme von CO2 in der mas gewissermaßen als Ergebnis für Meteorologie mit aufbaute. Atmosphäre zurückführen lässt. des meteorologischen Rauschens, „Die Frage ist aber, ob Menschen Dafür erhält der ehemalige Direk- als das sich die kurzfristigen Wet- erkennen, dass wir jetzt handeln tor am Max-Planck-Institut für terschwankungen begreifen lassen. müssen, um etwas zu stoppen, Meteorologie gemeinsam mit So hatte vor ihm noch niemand auf das in zwanzig oder dreißig Jahren Syukuro Manabe aus den USA das Klima geblickt. Zudem entwi- eintreten wird.“ Max Planck Forschung · 3 | 2021
60 000 Jahre können Forschende mit- hilfe der Sedi- mentbohrkerne aus Eifelmaaren in die Klimage- schichte zurück- blicken. Eifelmaare sagen Starkregen vorher Zwischen dem vom Hochwasser ver- Jahre veränderte: In Kaltzeiten sind wüsteten Kreis Ahrweiler und den die Schichten sehr dünn und kaum Vulkanseen in der Eifel liegen weni- sichtbar. In Warmzeiten ist in den ger als hundert Kilometer. Genau Schichten dagegen ähnlich wie bei diese Maare liefern nun einen weite- den Jahresringen eines Baumes der ren Hinweis, dass Wetterextreme wie Gang der Jahreszeiten zu erkennen. Milch Starkregen künftig zunehmen könn- ten. Forschende der Johannes-Gu- Zudem bildeten sich in diesen Phasen teilweise besonders dicke Sediment- ermöglichte tenberg-Universität Mainz und des Max-Planck-Instituts für Chemie ha- schichten, die mehrere Millimeter bis wenige Zentimeter umfassen kön- Migration ben an den Schichten von Sediment- bohrkernen aus Maarseen und Tro- nen – das weist auf Hochwasserereig- nisse hin. Das Klima schwankte in ckenmaaren der Vulkaneifel präzise diesen Phasen also offenbar mehr, Vor mehr als 5000 Jahren breiteten abgelesen, wie sich das Klima in Mit- Wetterextreme waren stärker. sich die Jamnaja, ein Hirtenvolk aus teleuropa während der letzten 60 000 www.mpg.de/17376189 10 der eurasischen Steppe, über weite Gebiete aus. Ihre Gene lassen sich von Skandinavien bis Sibirien nach- weisen. Bislang war unklar, wie es den Menschen in der Bronzezeit ge- lang, solch enorme Distanzen zu- rückzulegen. Nach einer Studie unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte könnte der beginnende Konsum von Milch- produkten ein bedeutender Faktor Pferde in der eurasischen Steppe: Vor 5000 bei der Migration gewesen sein. Jahren nutzten Hirten sie als Milchquelle Denn Milch enthält Wasser und und als Transportmöglichkeit, um in weit wichtige Nährstoffe, die in Steppen entfernte Gebiete zu migrieren. anderweitig oft nicht verfügbar sind. Um den Wandel der Ernährung nach zuweisen, nutzten die Forschenden Zahnstein von den Zähnen erhaltener Skelette. Vor der Bronzezeit fanden sich so gut wie keine Anhaltspunkte für Milchkonsum, während in der F o t o: C om pa r at i v e C o gn i t ion Grou p frühen Bronzezeit nahezu alle Unter- F o t o: A . Se noko s ov suchten Milchtrinker waren. Der Übergang zur Milchwirtschaft fand damit genau zu dem Zeitpunkt statt, als die Hirtenvölker sich nach Osten auszubreiten begannen. Sehr wahr- scheinlich spielten dabei auch domes- tizierte Pferde eine Rolle: Die Hirten aßen das Fleisch, sie tranken die Milch und nutzten die Tiere auch als Transportmittel. www.mpg.de/17544602 Max Planck Forschung · 3 | 2021
Kurz notiert 11 Bakterienmatten im Lake Huron. Wenn durch den Stoffwechsel der Mikroorganismen Gase wie Methan und Schwefel- wasserstoff entstehen und nicht entweichen kön- nen, bilden sich finger- förmige Auswüchse. F o t o: Ph i l H a rtm ey e r , NOA A T h u n de r Bay Nat iona l Ma r i n e Sa nct ua ry Ein langer Tag für Mikroben Fast der gesamte Sauerstoff auf der zufolge waren die länger werdenden Oberfläche der Matte und produzie- Erde stammt aus der Fotosynthese – Tage ein Grund, warum der Sauer- ren durch die Fotosynthese Sauer- ein biochemischer Prozess, der nur stoffgehalt der Atmosphäre anstieg. stoff. Allerdings dauert es ein paar mit Licht abläuft. Als Cyanobakterien Die Forschenden untersuchten Cya- Stunden, bis sie richtig loslegen. Zu- die Fotosynthese vor mehr als 2,4 nobakterien im Lake Huron in Mi- dem bildet sich zwischen den Bakteri- Milliarden Jahren erfunden haben, chigan, die unter ähnlichen Bedin- enmatten und der Wasseroberf läche waren die Tage jedoch um mehrere gungen wie auf der frühen Erde leben. bei kürzeren Tagen ein schwächeres Stunden kürzer als heute. Erst als sich Im sauerstoffarmen Wasser des Sees Gefälle der Sauerstoffkonzentration die Erde aufgrund der Anziehungs- konkurrieren sie mit schwefel aus; das Gas diffundiert daher langsa- kraft des damals noch jungen, ihr nä- oxidierenden Bakterien. Tag für Tag mer aus dem Wasser. Die länger wer- her stehenden Mondes und der brem- führen die Mikroorganismen einen denden Tage in der Erdgeschichte senden Wirkung der Gezeiten langsa- kleinen Tanz auf: Während nachts die könnten also die heutige Sauerstoff- mer drehte, wurden die Tage länger. schwefelfressenden Bakterien über konzentration und damit das Leben, Forschenden des Max-Planck- den Cyanobakterien liegen, wandern wie wir es kennen, erst möglich ge- Instituts für marine Mikrobiologie Letztere bei Sonnenaufgang an die macht haben. www.mpg.de/17312182 Max Planck Forschung · 3 | 2021
KURZ NOTIERT Kernfusion erreicht ein Zwischenziel Mit der Kernfusion könnte sich eine Typ Stellarator haben Wissenschaft- praktisch unerschöpfliche Energie- lerinnen und Wissenschaftler den quelle auftun. Um sie anzuzapfen, Magnetkäfig, in dem das Fusions- konkurrieren weltweit verschiedene plasma eingeschlossen werden soll, Ansätze, die jeweils unterschiedliche so optimiert, dass Energieverluste im Bi l d: M PI f ü r Pl asm aph ysi k Vor- und Nachteile aufweisen. Auf ei- Vergleich zu früheren Anlagen des- nem dieser Wege hat ein Team des selben Typs deutlich minimiert wer- Max-Planck-Instituts für Plasma- den. Damit erfüllt dieser Bautyp eine physik in Greifswald mit der Fusions- Voraussetzung, um künftig einmal als anlage Wendelstein 7-X nun ein Zwi- Kraftwerk realisiert zu werden. schenziel erreicht. In der Anlage vom www.mpg.de/17350399 Gedächtnis Für Corona Historischer Treffer: Manche Menschen besitzen Ge- Im Viertelfinale der dächtnis-Immunzellen, die das neue F o t o: pict u r e a l l i a nc e / GE S / H e lge Pr a ng EM 2016 erzielte Jonas Hector beim Coronavirus Sars-CoV-2 erkennen, Elfmeterschießen das obwohl sie noch nie mit dem Erreger entscheidende Tor Kontakt hatten. Diese sogenannten gegen Italien. Zuvor T-Helferzellen mussten sich offenbar war der Münz- in der Vergangenheit mit harmlose- 12 wurf zugunsten der ren Erkältungscoronaviren ausein deutschen Mann- andersetzen. Ein Team der Berliner schaft ausgegangen. Charité und des Max-Planck-Insti- tuts für molekulare Genetik hat das Immunsystem von fast 800 Men- schen analysiert, die zuvor noch nicht mit Sars-CoV-2 in Kontakt gekom- men waren. Es zeigte sich, dass der Körper T-Helferzellen, die er gegen Erkältungscoronaviren gebildet hat, Münze beeinflusst auch gegen Sars-CoV-2 mobilisiert und so eine Kreuzimmunität ausbil- ElfmeterschieSSen det. Bei Erkältungen mit harmlose- ren Coronaviren baut das Immun Das Viertelfinale der Fußball-Euro- zeigt, dass die Gewinnhäufigkeit der system also eine Art universelles Ge- pameisterschaft 2016 wird manchen zuerst schießenden Mannschaften dächtnis für Coronaviren auf. Das Fans noch in Erinnerung sein. Nach nur bei etwa 51 Prozent liegt. Einen schützt zwar nicht mit Sicherheit vor der Verlängerung musste die deut- Unterschied macht hingegen das Er- Sars-CoV-2, eine frühere Erkältung sche Mannschaft ins Elfmeterschie- gebnis des Münzwurfs vor dem Elf- durch Coronaviren könnte aber den ßen gegen Italien. Wie üblich wurde meterschießen, wie eine Studie von Verlauf der Erkrankung günstig be- per Münzwurf ausgelost, welcher Matthias Sutter, Direktor am Max- einflussen. Zudem kann sie die Wir- Kapitän über den ersten Schuss ent- Planck-Institut zur Erforschung von kung einer Impfung beschleunigen: scheiden darf. Bastian Schweinstei- Gemeinschaftsgütern in Bonn, und Während normale T-Helferzellen ger gewann die Auslosung für das drei Düsseldorfer Kollegen ergab: über einen Zeitraum von zwei Wo- deutsche Team und entschied, der Etwa 60 Prozent der Mannschaften, chen schrittweise aktiviert werden, italienischen Mannschaft den Vor- deren Kapitäne die Auslosung ge- sprechen die kreuzreagierenden tritt zu lassen – zum Unverständnis winnen, können das nachfolgende T-Helferzellen schon innerhalb von vieler Kommentatoren. Nicht nur bei Elfmeterschießen für sich entschei- einer Woche auf die Impfung mit ihnen hält sich hartnäckig die These, den. So war es auch im EM-Viertel dem Vakzin von Biontech an. Die dass die Möglichkeit, als Erster zu finale 2016, in dem die deutsche Forschenden stellten jedoch auch fest, schießen, einen Vorteil bringt. Wis- Mannschaft letztlich mit sechs zu dass die Kreuzimmunität im höheren senschaftlich ist diese Annahme nicht fünf siegte. Lebensalter sinkt. haltbar. Untersuchungen haben ge- www.mpg.de/17101258 www.mpg.de/17406765 Max Planck Forschung · 3 | 2021
KURZ NOTIERT Kosmisches Festmahl Pausen Bi l d: A . S. C a rva l ho/A . Buona n no, D. M i hay l ov, J. S t e i n hoff In einer Entfernung von mehr als 900 Millionen Lichtjahren haben sich nicht kurz hintereinander zwei kosmische Katastrophen ereignet: Zwei schwarze vergessen ( M PI f ü r Gr av i tat ionsph ysi k) Löcher verschlangen – unabhängig voneinander – innerhalb von zehn Schnell Gelerntes ist oft auch wieder Tagen jeweils einen Neutronenstern. schnell vergessen. Dies gilt auch für Die dabei ausgesandten Gravitations Mäuse: In einem Experiment am wellen gingen den beiden Detektor- Max-Planck-Institut für Neurobiolo- anlagen LIGO und Virgo ins Netz. gie sollten sich die Nager die Position Die Signale gelten als erster sicherer eines in einem Labyrinth versteckten Nachweis der Verschmelzung eines Stücks Schokolade merken. Zwi- schwarzen Lochs mit einem Neutro- schen den Lernphasen im Labyrinth nenstern. Dabei verschluckten die mussten die Mäuse unterschiedlich schwarzen Löcher ihre Nahrung am lange Pausen einlegen. Mit längeren Stück. Die Ereignisse erlauben erste Unterbrechungen prägten sich die Rückschlüsse auf die Entstehung die- Tiere die Position der Schokolade ser seltenen Doppelsysteme und dar- zwar nicht so schnell ein, dafür aber auf, wie oft sie fusionieren. „Die Gra- dauerhafter. Während des Tests ma- Kollisionen im All: Im Stil eines Film- vitationswellen stammen von schwar- ßen die Forschenden die Nervenzell plakats hat ein Künstler dargestellt, wie zen Löchern mit neun und sechs aktivität im präfrontalen Kortex – ei- ein schwarzes Loch einen Neutronen- Sonnenmassen, die mit zwei leichte- ner Gehirnregion, die an komplexen stern verschluckt. Das Bild zeigt die ren Objekten von 1,9 und 1,5 Sonnen Denkaufgaben beteiligt ist. Bei kur- Gravitationswellen-Ereignisse GW200105 massen verschmolzen“, sagt Ales- zen Pausen schwankte das Aktivie- und GW200115 – die ersten sicheren sandra Buonanno, Direktorin am rungsmuster in diesem Bereich des Nachweise von Verschmelzungen schwar- Max-Planck-Institut für Gravitati- Gehirns stärker als bei langen Pausen. zer Löcher mit Neutronensternen. onsphysik. Ihr Institut war an Entde- Offenbar werden dann unterschied ckung und Analyse beteiligt. Die bei- 13 liche Nervenzellen für die Aufgabe den Signale tragen die Bezeichnun- aktiviert. Nach längeren Unterbre- gen GW200105 und GW200115 und chungen nutzten die Tiere dagegen wurden am 5. und am 15. Januar 2020 dieselben Nervenzellen wie in der beobachtet. www.mpg.de/16793202 ersten Lernphase. Das Erinnerungs- vermögen profitiert also möglicher- weise davon, dass einmal gebildete Verknüpfungen zwischen den Zellen bei langen Pausen gestärkt werden www.mpg.de/17299970 Gegen den Klimaeffekt von Kondensstreifen Durch Kondensstreifen trägt die CO2-Bilanz auf, sondern verursa- Raumfahrt und der Nasa auch For- Luftfahrt mehr zur Erderwärmung chen auch weniger Rußpartikel, an schende des Max-Planck-Instituts bei als durch ihren CO2-Ausstoß. denen Eis kristallisiert. Bei einem für Chemie in Mainz beteiligt waren. Denn die darin entstehenden Eiskris- Flugzeug, das mit einer Eins-zu-eins- Infolge der kleineren Zahl an Eis talle können in Höhen von etwa acht Mischung aus herkömmlichem Kero- kristallen, die dafür etwas größer bis zwölf Kilometern Zirruswolken sin und nachhaltigem Kraftstoff un- sind, reduziert sich der wärmende bilden, die wie CO2 einen Treibhaus terwegs ist, bilden sich deshalb in den Effekt von Kondensstreifen um 20 effekt bewirken. Dieser Klimaeffekt Kondensstreifen nur halb so viele bis 30 Prozent. Die Ergebnisse bele- lässt sich durch nachhaltige Kraft- Eiskristalle wie bei einem mit rein gen, dass nachhaltige Kraftstoffe den stoffe reduzieren. Diese werden ent- fossilem Kerosin betriebenen Flieger. Beitrag des Luftverkehrs zum Kli- weder aus Pflanzen oder aus CO2 Das hat ein internationales Team he- mawandel kurzfristig spürbar verrin- und Wasserstoff gewonnen und wei- rausgefunden, an dem neben dem gern können. sen nicht nur eine deutlich bessere Deutschen Zentrum für Luft- und www.mpg.de/17075626 Max Planck Forschung · 3 | 2021
KURZ NOTIERT Leben auf der Venus? Keine Spur! Die Venus ist kein angenehmer Ort phin-Quelle für wahrscheinlich. F o t o: NA SA /J PL - C a lt ech zum Leben: Auf der Oberfläche Nun hat ein internationales Team, zu herrschen hoher Druck und Tempe- dem auch Paul Hartogh vom Max- raturen um die 460 Grad Celsius; in Planck-Institut für Sonnensystem- der dichten Wolkendecke toben hef- forschung zählt, die Originaldaten tige Stürme und schweben große noch einmal geprüft – und keinerlei Mengen ätzender Schwefelsäure. Hinweise auf Phosphin gefunden. Könnten sich dennoch Bakterien die- Vielmehr ergab die Analyse, dass das sen extremen Bedingungen ange- seltene Gas mit Schwefeldioxid ver- passt und dort überdauert haben? wechselt worden sein könnte, welches Das behaupten Forschende der Car- in der Venusatmosphäre reichlich diff University in Wales. In Daten, vorkommt. Denn unter den dortigen die sie vor einem Jahr mit irdischen Bedingungen liegen die Wellenlän- Teleskopen von der Venushülle emp- gen mancher Molekülsorten sehr eng Kein Hort des Lebens: Eine dichte fingen, wollen sie winzige Mengen beieinander, was die Identifizierung Wolkendecke umhüllt die Venus in des Spurengases Phosphin entdeckt ihrer Fingerabdrücke im Spektrum einer Höhe von etwa 50 bis 70 haben. Seitdem diskutieren die Fach- massiv erschwert. Kilometern. Phosphin gibt es in der leute über den Fund, denn die briti- www.mpg.de/17208522 Atmosphäre wohl nicht. sche Gruppe hält Bakterien als Phos- 14 F o t o: xbl ickw i n k e l/AGA MI/ R .Ma rt i n wind von achtern Der Flug über offenes Meer kann für routen mit globalen Atmosphären- Landvögel gefährlich sein, denn an- daten verknüpft. Die Ergebnisse zei- ders als etwa Möwen oder Alba gen, dass die Greifvögel über dem trosse, die an ein Leben im Ozean Wasser aufsteigende Luftmassen angepasst sind, können sie nicht auf nutzen. Mithilfe der Thermik spa- dem Wasser landen. Sie müssen ren sie Energie und können so lange Meere deshalb ohne Zwischenlan- Strecken nonstop zurücklegen. Zu- dungen überfliegen. Nur mithilfe vor hatten Forschende schon heraus- von Muskelkraft sind lange Strecken gefunden, dass Vögel auf ihrem Zug Schopfwespenbussarde fliegen während jedoch ohne Erholungspausen be- die Windrichtung berücksichtigen des Herbstzuges über 700 Kilometer sonders für große Arten nicht zu und sich von Rückenwind über von Japan nach Südostasien. Diesen bewältigen. Forschende des Max- Meere tragen lassen. Zugvögel über- rund 18 Stunden dauernden Flug über das Ostchinesische Meer unternehmen Planck-Instituts für Verhaltensbiolo- fliegen größere Meeresgebiete also die Vögel nur bei optimalen Wind- gie haben nun verschiedene Bus- nur bei geeigneten Rücken- und und Wetterbedingungen. Sie nutzen sard-, Falken- und Adlerarten auf Aufwindbedingungen. Auf diese Aufwinde über dem Meer und kön- mehr als hundert Langstrecken Weise können sie Hunderte Kilome- nen so bis zu tausend Meter über der flügen über dem offenen Meer mit ter über offener See zurücklegen. Meeresoberfläche segeln. GPS-Technik verfolgt und die Flug- www.mpg.de/17439730 Max Planck Forschung · 3 | 2021
KURZ NOTIERT Im Ton verschätzt Wie gut treffen professionelle Sänge- Tonhöhengenauigkeit – also die Fä- rinnen den richtigen Ton? Und wie higkeit, die Töne richtig zu treffen. beurteilen sie ihre Leistungen? Die- Die meisten Teilnehmerinnen lagen I l lust r at ion: i st o ckpho t o/ du nca n18 9 0 sen Fragen ist ein Forschungsteam in ihrer Selbsteinschätzung erstaun- des Frankfurter Max-Planck-Insti- lich falsch und bewerteten die eige- tuts für empirische Ästhetik, der nen Leistungen zu hoch. Auffälli- New York University und der Uni- gerweise schätzten allerdings gerade versität Hamburg nachgegangen. die besonders guten Sängerinnen Professionelle Sopranistinnen san- ihren eigenen Gesang realistisch ein. Stimmt der Ton? gen einzeln im Studio Happy Birth- Das deutet darauf hin, dass die Fä- Eine Studie er- day ein. Anschließend bewerteten higkeit zur Selbsteinschätzung eine gab, dass mittel- sie die Aufnahmen ihrer eigenen Voraussetzung ist, um herausra- mäßige Profi- Gesangsdarbietungen sowie die ih- gende musikalische Fähigkeiten zu sängerinnen ihre rer Kolleginnen. Als objektives Maß entwickeln. eigenen Leis- für musikalische Qualität diente die www.mpg.de/17073065 tungen oftmals überschätzen. Vorsorge geht vor Bäume haushalten mit ihren Reser- Verhungern droht oder sie die Ener- Spaziergang ven anders als bislang angenommen. gie für die Abwehr von Schädlingen Sie bilden nämlich auch in Hunger- nicht mehr aufbringen können. Bis- fürs Gehirn phasen, also etwa während langer lang ging die biologische Forschung Trockenperioden, energiereiche davon aus, dass Pflanzen nur Reser- 15 Erwachsene verbringen durch- Kohlenstoffverbindungen, die ihnen ven bilden, wenn genügend Fotosyn- schnittlich 80 bis 90 Prozent des Ta- für noch schlechtere Zeiten als Vor- theseprodukte vorhanden sind und ges in geschlossenen Räumen – eine räte dienen. Dafür verzichten sie da- auch der Bedarf für ihr Wachstum recht junge Entwicklung in der rauf weiterzuwachsen und verdauen gedeckt ist. Anhand der neuen Er- menschlichen Evolution. Besonders im Extremfall sogar eigene energie- kenntnisse lassen sich Modelle ver- gesund ist dieses Verhalten vermut- reiche Bestandteile. Auf diese Weise bessern, die vorhersagen, wie sich lich nicht. Zeit im Freien zu verbrin- verhindern Bäume, dass sie ihre Re- Wälder mit dem fortschreitenden gen, wirkt sich nachweislich positiv serven aufbrauchen und ihnen Klimawandel entwickeln werden. auf die Gesundheit aus. Und auch schlimmstensfalls der Tod durch www.mpg.de/17341650 unsere Gehirnstruktur profitiert von Aufenthalten draußen, wie eine Un- tersuchung des Max-Planck-Instituts F o t o: Ma rt i n Si e pm a n n/i m age B ROK ER /F O T OF IN DER .C OM für Bildungsforschung und des Uni- versitätsklinikums Hamburg-Eppen- dorf nun ergab. Das gilt auch bereits bei recht kurzen Phasen im Freien – und unabhängig davon, ob wir in der Stadt oder im Grünen sind. Die Er- gebnisse zeigen, dass die Zeit, die die Teilnehmenden im Freien verbrach- ten, in einem positiven Zusammen- hang mit der grauen Substanz in ei- nem bestimmten Teil der Großhirn- rinde steht. Dieser Teil des Kortex ist an der Planung und Regulation von Handlungen und an der Steuerung des Verhaltens beteiligt. Zudem ist bekannt, dass viele psychiatrische Störungen mit einer Reduktion der grauen Substanz in diesem Bereich Mit Durst droht der Hungertod: In Trockenzeiten können Bäume des Gehirns einhergehen. wie diese Fichten in Oberbayern nicht genügend Kohlehydrate bilden. Dann www.mpg.de/17194664 müssen sie auf Reserven zurückgreifen, die sie vorher angelegt haben. Max Planck Forschung · 3 | 2021
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