NUTZEN - NACHHALTIGKEIT Es führt kein Weg daran vorbei - Verband Druck und Medien Bayern
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DAS MAGAZIN NUTZEN N U T Z E N _ 03/ 20 20 _ M A G A Z I N DER DRUCK- UND MEDIENVERBÄNDE NACHHALTIGKEIT Es führt kein Weg daran vorbei Sparsamkeit und grünes Engagement Personalmanagement mit Weitblick Massendrucksachen und Nachhaltigkeit AUSGABE 03/2020
NUTZEN GARDAMATT ELEVEN Bilderdruckpapier - matt gestrichen erhältlich von 90 bis 380 g/qm holzfrei weiß 1,1-faches Volumen hervorragende Opazität hohe Weiße sehr gute Laufeigenschaften schnelle Trocknungszeit FSC® C018175 Mix Credit Ein Papier produziert von info@berberich.de | www.berberich.de 2 // 0 3 / 2 0 2 0
EDITORIAL Foto: VDMB Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob wir nachhaltiger leben und arbeiten müssen, sondern nur noch wie. Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, seine werden doppelt hinterfragt, Unternehmen aus Treibhausgasemissionen bis 2030 – bezogen auf allen Branchen legen beeindruckend nach die Emissionen des Jahres 1990 – um mindestens haltige Beschaffungs- und Produktionspläne vor. 55 Prozent zu reduzieren. Den größten Anteil am Rückgang der Emissionen im vergangenen Jahr Die Druck- und Medienwirtschaft arbeitet schon hatte mit einem Minus von 51 Millionen Tonnen lange vergleichsweise sauber und nachhaltig. die Energiewirtschaft. Dieser Sektor sorgt auch Aber wir wissen auch, es kann noch besser wer- für die meisten Emissionen in Deutschland. den. Die Verbände Druck und Medien unter Zweitgrößter Verursacher von Emissionen war stützen die Unternehmen dabei. Im Sinne der die produzierende und verarbeitende Industrie, Umwelt, aber auch im Sinne des Geschäfts. Denn aber auch in diesem Sektor gingen die Emissio- gerade jetzt, wo Geschäfts- und Privatkunden nen um 7,3 Millionen Tonnen zurück. Wir sehen bereit sind, „grüner“ zu agieren als bisher, gilt also: Es geht. Gleichzeitig steigt die Einsicht in es branchenweit, Print als wirksames, oft lang- TITELBILD: BORCHEE – ISTOCK breiten Teilen der Bevölkerung, dass wir nach- lebiges und eben auch nachhaltiges Medium zu haltiger leben und wirtschaften müssen. Dazu präsentieren, das zur Firmenphilosophie der hat die Bewegung Fridays for Future im vergan- Kunden passt. genen Jahr beigetragen. Die Corona-Pandemie schließlich, die uns in diesem Jahr bislang Wir wünschen Ihnen eine inspirierende Lektüre. undenkbare Einschränkungen und alternative Konzepte aufzwingt, lehrt uns: Auch das geht. Herzlichst, Ihre Geschäftsführer der Druck- und Konferenzen finden digital statt, Dienstreisen Medienverbände 0 3 / 2 0 2 0 // 3
NUTZEN INHALT TITELTHEMA: NACHHALTIGKEIT IN 08 — NACHHALTIGKEIT 30 — DRUCK AUF BERLIN HA Es führt kein weg daran vorbei UND BRÜSSEL Damit den Betrieben nicht Verbraucher setzen auf die Puste ausgeht Nachhaltigkeit Digitalisierung – ein LT Anzahl der Branchenbetriebe, die Kurzarbeit zweischneidiges Schwert angezeigt haben: knapp 5.400 (ca. 70 %) 6.000 16 Argumente für Print + 500 + 167 5.000 + 3.620 4.000 3.000 2.000 1.087 1.000 0 März 20 April 20 Mai 20 Juni 20 Die Druck- und Medien- verbände vertreten die Interessen der deutschen Druck- und Medienwirt- IMPRESSUM schaft auf allen politischen HERAUSGEBER: Bundesverband Druck und Medien e. V. (Dr. Paul Albert Deimel) und technischen Ebenen. Friedrichstraße 194–199, 10117 Berlin Regional, national, Tel: (0 30) 20 91 390, Fax: (0 30) 20 91 39 113, E-Mail: info@bvdm-online.de international. Und sie unterstützen die VERANTWORTLICH: Bettina Knape Betriebe auf sämtlichen REDAKTIONSTEAM UND TEXTE: Kathrin Duschek, Melanie Erlewein, Cordula Hofacker, Feldern ihrer Geschäfts- Bettina Knape, Gwendolyn Paul, Lena Renz, Marian Rappl, Antje Steinmetz, Katrin tätigkeit. Praxisnah, Stumpenhausen persönlich, kompetent. LAYOUT: Verena Rembeck, Marina Kuhn, Verband Druck und Medien Bayern e. V. DRUCK: Schleunungdruck GmbH Eltertstraße 27, 97828 Marktheidenfeld, Tel: (0 9391) 6005 0, Fax: (0 9391) 6005 90 GEDRUCKT AUF: GardaMatt Art 135 g/qm (Innenteil) und 250 g/qm (Umschlag), geliefert von Carl Berberich GmbH ANZEIGEN: Bundesverband Druck und Medien e. V. 4 // 0 3 / 2 0 2 0
NUTZEN INHALT 03 — EDITORIAL Herzlich willkommen zum neuen NUTZEN 06 — PRINT KOMMT AN Käufer, Leser, Reichweiten 14 — WIRTSCHAFT Anzeichen einer leichten Erholung in der Branche 16 — DER NUTZEN Nachhaltig beeindruckend Seite 16 18 — NÜTZLICH Wissenswertes für die Betriebsführung 20 — DIE FIRMA 22 — FACHKRÄFTESICHERUNG Sparsamkeit und grünes Engagement – Personalmanagement mit Weitblick – das passt zusammen! Arbeitgeber-Reputation Wir hoffen, dass Ihnen die vierzehnte Ausgabe des Magazins der Druck- und Seite 24 Medienverbände gefällt und es Ihnen NUTZEN 24 — DIE PROFIS bringt. Möchten Sie uns Massendrucksachen und Feedback geben, Kritik Nachhaltigkeit: kein Widerspruch äußern oder Anregungen mitteilen? 26 — IHR RECHT AUF BERATUNG Beste Rechtsberatung – ohne Schreiben Sie uns an Mehrkosten nutzen@bvdm-online.de 28 — UNTERWEGS MIT ... Wir freuen uns auf Ihre Um- oder Erweiterungsbauten Rückmeldungen! 32 — KURZMELDUNGEN Informationen aus den Verbänden 34 — TERMINE Regionale, nationale und inter nationale Branchenveranstaltungen ID-Nr. 2093686 Seite 28 0 3 / 2 0 2 0 // 5
NUTZEN PRINT KOMMT AN Print kommt an Print sorgt für Umsatz, Einschaltquoten, Käufer, Wähler, Gäste, Marktanteile, Mieter, Nutzer und Besucher. Und die deutschen Druck- und Medienunternehmen gehören zu den modernsten weltweit: Qualität und Geschwindigkeit der hiesigen Produktionen sind auf höchstem Niveau – von Auflage 1 im Digitaldruck bis zur Millionenauflage im Offset. 73 % der vier- bis 13-Jährigen lesen mindestens mehr- mals pro Woche gedruckte Bücher, Zeitschriften, Magazine oder Comics. 83,3 % beträgt die aktuelle Verwertungsquote für grafische Papiere in Deutschland. Um rund 30 stieg im März die % Nachfrage nach Kartonverpackungen aufgrund der Corona- Pandemie. Diese Verpackungen sind in der Regel bedruckt. 3,6 % legte der Umsatz mit Kinder- und Jugendbüchern im ersten Halbjahr 2020 gegenüber 2019 zu. 6 // 0 3 / 2 0 2 0
NUTZEN PRINT KOMMT AN 88 % der Bevölkerung erhalten regel mäßig kostenlose 4,9 % beträgt die Conversion Rate von Print-Mailings Anzeigenblätter. für Bestandskunden von Online-Shops. Täglich greifen 36,8 MILLIONEN Bürger in Deutschland zu einer gedruckten Zeitung. 10 % Wachstum verzeichnet der Markt für Kartenspiele im Vergleich zum Vorjahr. Um 25 % stieg die Reichweite der gedruckten Publikumszeitschriften im März 2020 gegenüber Sep- tember 2018 bis Juli 2019. ZUSAMMENSTELLUNG: BUNDESVERBAND DRUCK UND MEDIEN; SHUTTERSTOCK.COM 0 3 / 2 0 2 0 // 7
NUTZEN NACHHALTIGKEIT Wenn an vielen kleinen Orten viele kleine Menschen viele kleine Dinge tun, so wird sich das Angesicht unserer Erde verändern.“ Afrikanisches Sprichwort S eit mehr als sechs Monaten steht die Welt im Bann von COVID-19, alle anderen Themen wur- den schlagartig in die zweite und dritte Reihe geschoben oder sind ganz aus dem öffentlichen Blickfeld geraten. Das galt bis vor Kurzem sogar für die Nachhaltigkeitsdebatte – immerhin das Thema Nr. 1 im Jahr 2019. Doch im Rahmen der Überlegungen, wie nach Lock- down und anhaltenden Restriktionen für Wirtschaft und Gesellschaft ein Neuaufbau erfolgen könnte, mehren sich die Stimmen, dass dies idealerweise von Maßnahmen gestützt werden sollte, die auf nachhaltige Entwicklungen setzen. Dies sicherlich auch deshalb, da Experten die Corona-Krise als eine Quittung für unser nicht nachhaltiges Leben, Wirtschaften und Konsu mieren beschreiben. Deshalb − so sind sich Experten ebenfalls einig − ist es wichtig, die Wirtschaft nicht weiter nur auf die bis- her geltenden Maximen „mehr Wachstum und schnelle Rendite“ auszurichten, sondern anstehende (oder auch längst überfällige) Transformationen in den Bereichen Digitalisierung, Umwelt- und Klimaschutz voranzu treiben. Die Druck- und Medienwirtschaft arbeitet zwar bereits überdurchschnittlich nachhaltig, dennoch wird auch sie sich auf neue Vorschriften einstellen müssen sowie auf Kunden und Verbraucher, die mehr denn je nachhaltiges Arbeiten von Produzenten und Dienst- leistern erwarten. » 0 3 / 2 0 2 0 // 9
NUTZEN NACHHALTIGKEIT Konzerne präsentieren sich nachhaltig – und punkten damit auch in ihren Märkten. So zögerlich die Wirtschaft in der Vergangenheit oft war, genutzt werden darf, den Klimaschutz aufzuschieben. wenn es um Nachhaltigkeit ging, so aktiv wird sie jetzt. Ebenso viele sind der Meinung, Nachhaltigkeit sei der Nicht zuletzt, weil sie um anstehende Vorgaben aus der Schlüssel für Gesundheit und Sicherheit. Zwei Drittel Politik weiß und weil Kunden es erwarten. So teilte Apple haben vor, künftig auf Anbieter zurückzugreifen, denen im Juli mit, die Firma wolle bis 2030 klimaneutral sein Solidarität, soziales Engagement und Nachhaltigkeit und reihte sich damit in eine wachsende Zahl von Tech- nologiefirmen mit ambitionierten Zielen ein. BMW hat sich die „Strategie Nachhaltigkeit 2030“ verordnet und nimmt auch seine Lieferanten in die Pflicht. Sie sollen schon bei der Auftragsvergabe daran gemessen werden, welchen Beitrag sie zur Kohlendioxid-Reduktion leisten. Bei Aldi Nord wird das Management in Sachen Nach- haltigkeit sogar von den eigenen Mitarbeitern überholt: Weil die Klimaschutzmaßnahmen des Konzerns aus Sicht der Belegschaft in den Märkten nicht wirklich sichtbar werden und nicht ausreichend gewürdigt würden, haben einige Angestellte die Initiative ergriffen. Das erste Ergebnis zeigten Hamburger Aldi-Märkte im Juli. Dort werden Kunden mit kreativen Bannern auf die Nach- * „New Normal: Wie lebt Deutschland in der haltigkeitsmaßnahmen des Handelsriesen aufmerksam Post-Corona-Welt?“. Eine Studie von QVC, gemacht. Für Druck- und Mediendienstleister können Trendforscher Prof. Peter Wippermann und die Signale nicht deutlicher sein. Wer sich nachhaltig Trendbüro Bonsai Research aufgestellt hat, dürfte bei Auftragsvergaben vieler Ein- käufer deutlich im Vorteil sein. wichtig sind und genauso viele wollen beim Kleidungs- kauf mehr auf Langlebigkeit und Zeitlosigkeit achten. Verbraucher setzen auf Damit kann davon ausgegangen werden, dass auch Nachhaltigkeit Printprodukte eine höhere Akzeptanz erfahren, wenn sie deutlich als ein nachhaltig produziertes Produkt Nicht nur die Wirtschaft muss spätestens seit der Pan- erkennbar sind. Seien es Geschäftsberichte, Gebrauchs- demie neue Wege gehen, auch das Verhalten und die anleitungen oder Werbeflyer. Und nicht nur das: Ein Prioritäten der Menschen ändern sich. Dabei stehen Siegel wie „klimaneutral gedruckt“ der Klimainitiative Nachhaltigkeit und Umweltschutz bei ihnen stärker im der Verbände in Geschäftsdrucksachen der Hersteller Fokus denn je. In einer Studie* geben 75 Prozent von oder Händler anderer Güter – Bekleidung, Lebensmittel, 1.000 Befragten an, dass die Corona-Krise nicht dafür Kosmetik o. Ä. – bietet den entsprechenden Produzenten (und damit den Kunden der Druckindustrie) eine ein- fache, aber wirksame Möglichkeit, ihre Kunden über das Verantwortungsbewusstsein der Firma zu informieren. 1 0 // 0 3 / 2 0 2 0
NUTZEN NACHHALTIGKEIT Mobilisierung von Forschung und Förderung von Innovationen Null-Schadstoff-Ziel für eine schadstofffreie Umwelt Umgestaltung der EU- Ambitionierte Klimaschutzziele Wirtschaft für eine nachhaltige Zukunft Ökosysteme und Biodiversität der EU für 2030 und 2050 erhalten und wiederherstellen Versorgung mit sauberer, erschwing- licher und sicherer Energie Der „Vom Hof auf den Tisch“: ein faires, europäische gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem Grüne Mobilisierung der Industrie für eine saubere und kreislauforientierte Deal Wirtschaft Raschere Umstellung auf eine nach- haltige und intelligente Mobilität Energie- und ressourcenschonendes Bauen und Renovieren Niemanden zurücklassen (gerechter Übergang) Die EU Ein als weltweiter Finanzierung der Wende europäischer Vorreiter Quelle: Europäische Kommission Klimapakt weit Maßnahmen geplant, um die Art und Weise, wie Produkte hergestellt werden, zu verbessern und den Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, nachhaltige Entscheidungen zu ihrem eigenen Nutzen und zum Die Politik hat gelernt Nutzen der Umwelt zu treffen. Hier kann die deutsche Druckindustrie auch gegenüber der Digitalwirtschaft Bereits nach der Finanzkrise 2008 identifizierte die EU- deutlich punkten: Die Recyclingquote grafischer Kommission den Mangel an nachhaltigem Handeln bei Papiere liegt in Deutschland bei 83 Prozent, Druckplat- Kapitalmarktteilnehmern als einen wesentlichen Kri- ten werden ebenfalls recycelt, Wasser für die Papier senauslöser. Diese Erkenntnis hat letztlich dazu geführt, produktion wird im Kreislauf gefahren und Zeitungen dass im Dezember 2019 eine neue Nachhaltigkeits werden zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt. Diese strategie (European Green Deal) verabschiedet wurde. Informationen gilt es viel sichtbarer zu präsentieren als Sie soll bei den Unternehmen in der EU das Bewusstsein bisher – zum Beispiel auf Werbematerial oder Websites für die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihres der Druck- und Medienbetriebe. Handelns schärfen. Mit dem Ziel, ein klimaneutrales Mit der Verabschiedung des Ressourceneffizienz Europa zu schaffen, plant die EU-Kommission, alle EU- programms III am 17. Juni 2020 schreibt die deutsche Rechtsvorschriften zu überprüfen, um sie an die neuen Regierung ihr seit 2012 erfolgreich laufendes Programm Klimaziele anzupassen. Das gilt unter anderem für ProgRess fort. Damit hat sich das Land auf Ziele, Leit- Richtlinien über erneuerbare Energien und Energie- ideen und Handlungsansätze zum Schutz der natür- effizienz, aber auch für die Vorschriften zum Emissions- lichen Ressourcen festgelegt. Unternehmen sollen handel. natürliche Ressourcen entlang der gesamten Wert- Weiterhin hat die Kommission am 11. März 2020 schöpfungskette effizienter nutzen. Sie werden daher einen neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft dabei unterstützt, Produkte ressourceneffizienter zu verabschiedet. Er soll die gesamte EU-Wirtschaft fit gestalten und zu produzieren. Das bedeutet, dass sie für eine grüne Zukunft machen, ihre Wettbewerbs- während der Herstellungs-, Nutzungs- und Entsor- fähigkeit stärken, die Umwelt schützen und den Ver- gungsphase ein Minimum an Material, Wasser und brauchern neue Rechte einräumen. Zurzeit werden nur Energie beanspruchen. Informationen, Instrumente, 12 Prozent der Sekundärmaterialien und -ressourcen P ublikationen und Filme zum Thema Ressourcen wieder in die Wirtschaft zurückgeführt. Daher sind EU- effizienz bietet die Website www.ressource-deutsch- land.de des Kompetenzzentrums Ressourceneffizienz (VDI ZRE). Branchenspezifische Beratung bieten auch die Druck- und Medienverbände. » 0 3 / 2 0 2 0 // 1 1
NUTZEN NACHHALTIGKEIT 83afis% cher P apiere t. gr recyce l Europa we r de n s Wäld täglich er wer Fußba um llfelde 1.500 den r größe r. Um Beratungsleistungen und eventuell daraus folgende Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz in den Unternehmen finanziell zu unterstützen, existieren Vereinbarungen mit der KfW-Förderbank. Ihr „Sonder- von Prozessdaten können Produktionen besser gesteu- fonds Energieeffizienz“ bezuschusst Energieeffizienz- ert und der Rohstoffeinsatz effizienter werden. Dass die beratungen bei kleinen und mittleren Unternehmen Digitalisierung jedoch erheblich zum erhöhten und vergibt günstige Investitionskredite für Energie- Verbrauch von Rohstoffen beiträgt, vergessen Kunden einsparmaßnahmen. und Verbraucher häufig. Das beweisen die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Tablets sowie die enorm wachsenden Bedarfe an Serverleistungen. Auch Digitalisierung – die Appelle zahlreicher Firmen und renommierter ein zweischneidiges Schwert Organisationen (wie im Juli seitens der Bundesrechts- anwaltskammer), der Umwelt zuliebe von Print auf Mit dem Programm ProgRess will die Regierung einen Online umzusteigen, zeugen von immenser Unkennt- sparsamen Umgang mit Rohstoffen erreichen. Dabei nis. Schlimmer noch: Diese Haltung stellt die Druck- geht es auch darum, die Chancen digitaler Technolo- industrie in ein falsches, schlechtes Licht und schadet gien für mehr Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit, ihr. Mit der Initiative Green Printing statt Greenwashing soziale Gerechtigkeit und eine intakte Umwelt zu gehen die Verbände gegen entsprechend schmähliche nutzen. Denn dank immer schnellerer Verarbeitung Behauptungen vor. Denn Experten wissen: Die digitale Kommunikation mit ihrem enormen Bedarf an Energie, an nicht nachwachsenden Rohstoffen und unbefriedi- genden Recyclingquoten ist nachweislich nicht umwelt- freundlicher als Druck – in jedem Fall aber viel weniger transparent. Im Verhältnis zu vielen anderen Industrien hat die Druckbranche in Fragen der Nachhaltigkeit eine Vor- reiterrolle. Höchste Standards im gesamten Beschaf- fungs- Produktions- und Entsorgungsprozess machen die Branche zu einem vergleichsweise sehr sauberen, transparenten Industriezweig. Der Bundesverband Druck und Medien und seine Landesverbände weisen mit Pressearbeit, in persönlichen Gesprächen mit Jour- nalisten und in Kooperation mit anderen Verbänden seit Jahren konsequent auf das nachhaltige Wirtschaften der Druck- und Papierindustrie hin. Aber im eigenen Interesse jedes Druck- und Medienunternehmens sowie im Interesse der gesamten Branche braucht es heute mehr denn je auch das deutlichere, sichtbare Signal aus den Betrieben selbst: Print ist nachhaltig! BYGERMINA – ISTOCK Mehr Information dazu unter www.bvdm-online.de/themen/umwelt/ 1 2 // 0 3 / 2 0 2 0
NUTZEN NACHHALTIGKEIT edien Digitale M weislich sind nach f r eundliche r m w elt nicht u . als Druck Zeitu ngen werd aus A 100% en zu ltpap ie r her geste llt. Nachhaltigkeit ist mehr als CO2-Kompensation Die Systematik einer nachhaltigen Medienproduktion ist eine schöne, 16 Argumente aber auch große Herausforderung für alle Unternehmen der Druck- branche. Der Begriff Nachhaltigkeit hat seinen Ursprung im latei für Print nischen Perpetuitas, womit die Römer das ununterbrochen Fortlau- Dass Print vergleichsweise nach- fende beschrieben haben. In der heutigen Zeit, die von schnell haltig ist, wissen wir in der Bran- wechselnden Innovationen und einem ständig steigenden Ressour- che. Außerhalb der Branche fehlt cenbedarf geprägt ist, erhielt der Begriff Nachhaltigkeit eine neue es leider oft an Informationen. Zu- Bedeutung: Denn die Endlichkeit von Rohstoffen und Ressourcen nehmend werden die Verbände sowie die fortschreitende Klimaerwärmung stellen neue Anforderun- daher um gebündelte und beleg- gen an soziale und wirtschaftliche Prozesse. Nachhaltigkeit bedeutet bare F akten gebeten. Die gibt es heute also, die Umwelt mit all ihren Ressourcen sowie den Fortbestand nun. In dem Farbfächer „Nachhal- ihrer Flora und Fauna zu schützen und global zu erhalten. tig kommunizieren mit Print“ sind In modernen Produktionsprozessen unterliegt der Anspruch an die 16 wichtigsten Argumente Nachhaltigkeit daher einem Gesamtkonzept sowie permanenten Re- leicht verständlich präsentiert. Mit- visionen, die sich an den wechselnden technischen Neuerungen und glieder der Druck- und Medienver- ihren Auswirkungen orientieren (müssen). Ein flexibles Instrumenta- bände erhalten den Fächer über rium, das diesen Anforderungen gerecht wird, ist daher unabdingbar. ihren Landesverband. Da die Details eines systematischen Umweltmanagements von Branche zu Branche unterschiedlich sind, bietet die Klimainitiative der Druck- und Medienverbände den Betrieben der Druck- und Medienwirtschaft ganz spezifische Unterstützung an, mit der gesetzte Ziele auch wirklich erreicht werden. Zieldreieck der Nachhaltigkeit Wirtschaft Soziales Absolute Grenze: Erhaltung der Maßnahme Lebensgrundlagen in globaler Perspektive relative Grenzen/ Optimierungsgebot Umwelt Quelle: Bundesregierung – Meilensteine der Nachhaltigkeitspolitik 0 3 / 2 0 2 0 // 1 3
NUTZEN WIRTSCHAF T Anzeichen einer leichten Erholung in der Branche Nachdem Ende März der Lockdown einsetzte, brachen orjahreswerten liegen – das Minus betrug im Juni V vor allem im April die wichtigsten Konjunkturindika- rund 18 bzw. 19 Prozent. toren der Druck- und Medienwirtschaft ein und fielen Die Erholung könnte sich also noch länger hinziehen auf historische Tiefstände. Seit der Lockerung der und steht angesichts diverser gesamtwirtschaftlicher infektionsbedingten Schutzmaßnahmen im Mai sind Risiken und der Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen leichte Anzeichen einer konjunkturellen Erholung sicht- im weiteren Jahresverlauf auf tönernen Füßen. Dies bar. Während der saison- und kalenderbereinigte zeigen auch die Ergebnisse der bvdm-Kurzumfrage P roduktionsindex der Branche zwischen Februar und von Ende Juni. Hier gaben rund 46 Prozent aller Mai 2020 um 25,6 Prozent fiel, legte er seit Mai um 11,3 Unternehmer an, dass sie eine Normalisierung ihrer Prozent zu. Ähnlich entwickelte sich der saison- und Geschäftslage – unter der Voraussetzung, dass es keine kalenderbereinigte nominale Umsatzindex – er stieg zweite Infektionswelle geben wird – frühestens in acht im Juni um 11,8 Prozent gegenüber dem Vormonat an. Monaten erwarten. Dennoch gilt es zu beachten, dass die Erholungs- Zudem konnten rund 26 Prozent der Umfrageteilneh- entwicklung derzeit nur auf einem niedrigen Niveau mer – aufgrund der durch die Coronakrise hervorgerufe- stattfindet. So zeigen die jüngsten Daten des Statisti- nen Planungsunsicherheit – keine Prognose hinsichtlich schen Bundesamtes, dass der Umsatzindex im 2. Quartal des ungefähren Zeitpunktes der Normalisierung ihrer durchschnittlich 23,9 Prozent unter seinem Vorjahres- Geschäftslage abgeben. niveau lag. Und auch wenn der Geschäftsklimaindex – Dementsprechend ist es auch wenig überraschend, ein Frühindikator der Branche – im Juli um 11,2 P rozent dass nahezu die Hälfte aller Unternehmer davon gegenüber dem Vormonat zulegte und nur noch 2,9 ausging, dass im dritten Quartal der Umsatzrückgang Prozent unter seinem Vorjahresniveau notiert, ist zu mindestens 25 Prozent betragen werde. Selbst im vier- berücksichtigen, dass sowohl der Produktions- als auch ten Quartal erwartete noch nahezu ein Drittel einen der Umsatzindex nach wie vor deutlich unter ihren Umsatzschwund von mehr als 25 Prozent. Umsatzerwartungen der Unternehmen für Juni und das zweite bis vierte Quartal 2020 100 % 2% 1% Mitarbeitern (Produktionsindex), Anmerkungen: Umsatz- und Produktionsindex 4% 2% Quelle: Statistisches Bundesamt, ifo-Institut, Berichtskreis: Fachliche Betriebs teile mit 50 und mehr Mitarbeitern (Umsatzindex); Betriebe mit 20 und mehr sind saison- und kalenderbereinigt; Geschäftsklimaindex ist saisonbereinigt, 6% 10 % 19 % 19 % 80 % 25 % 37 % Berechnungen: bvdm; Rundungsdifferenzen sind möglich. 60 % 42 % 46 % 40 % 48 % 39 % 20 % 28 % 27 % 16 % 6% 5% 10 % 0% 2% 2% 1% 2% Umsatzentwicklung Umsatzentwicklung Umsatzentwicklung Umsatzentwicklung Juni 2020 ggü. 2. Quartal 2020 ggü. 3. Quartal 2020 ggü. 4. Quartal 2020 ggü. Juni 2019 2. Quartal 2019 3. Quartal 2019 4. Quartal 2019 Steigerung Keine Veränderung Rückgang bis zu 25 % Rückgang 26 % - 50 % Rückgang 51 % - 75 % Rückgang über 75 % 1 4 // 0 3 / 2 0 2 0
NUTZEN WIRTSCHAF T Seit dem Tiefpunkt im April geht es wieder aufwärts. 105 100 95 90 85 80 Geschäftsklimaindex Indexpunkte (Index 2015-100) Umsatzindex 75 Produktionsindex 70 65 Jan 19 Feb 19 Mär 19 Apr 19 Mai 19 Jun 19 Jul 19 Aug 19 Sep 19 Okt 19 Nov 19 Dez 19 Jan 20 Feb 20 Mär 20 Apr 20 Mai 20 Jun 20 Jul 20 Quelle: Corona-Kurzumfrage des bvdm vom Juni 2020 Softproofing by Stora Enso Proofing von überall. Überprüfen & Genehmigen & Proofs direkt an Erstelle Projekte Workflow-Tool kommentieren verteilen der Maschine Sie wollen auch Kosten sparen? Wir rechnen Ihnen das Potenzial vor: tcs.paper@storaenso.com 0 3 / 2 0 2 0 // 1 5
NUTZEN DER NUTZEN Nachhaltig beeindruckend O b glänzend oder glitzernd, temperaturemp- findlich oder blickdicht, kratzfest oder ab- waschbar – geprägt, kaschiert oder lackiert: „Hinter jeder Art der Veredelung verbirgt sich komplexe Technik. Wir haben die Erfahrung und Das Familienunternehmen Rieker das Know-how, sie gezielt einzusetzen“, sagt Ralph C. Druckveredelung GmbH & Co. KG Rieker, Geschäftsführer von Rieker Druckveredelung in ist als Spezialist für Veredelung ein Leinfelden. So erzählt er von UV-Lackierungen, durch wichtiges Glied in der Herstellungs die sich ein einfacher Karton wie Seide anfühlt, spekta- kulär schimmert oder eine Lederoptik erhält oder von kette von Druckerzeugnissen. Das vollständig abbaubarer und kompostierbarer Folie auf Know-how der Firma kommt immer Basis nachwachsender Rohstoffe. dann ins Spiel, wenn Bücher, Verpa- Doch sehr oft geht es bei Veredelungen nicht nur ckungen oder Werbematerialien um ansprechende Optik für Druckerzeugnisse, sondern einen Zusatznutzen erhalten sollen: auch um Schutz vor Schmutz und Feuchtigkeit oder um beeindruckende Optik, ansprechende längere Haltbarkeit durch höhere mechanische Belast- Haptik oder einen wirksamen Schutz. barkeit. Die hauchdünnen Kaschierfolien wirken als Barrieren und sorgen für die Langlebigkeit von Karto- nagen, die man sogar abwaschen kann. Sie kommen beispielsweise bei Schulbüchern zum Einsatz, die dadurch eine bis zu 5-fach erhöhte Lebensdauer haben. „Nur etwa 0,2 Prozent des gedruckten Materials werden veredelt und bei den meisten Anwendungen geht es um Schutz“, erläutert Rieker. 1 6 // 0 3 / 2 0 2 0
NUTZEN DER NUTZEN Mit umweltfreundlichen Materialien und Verfahren sorgen wir für nachhaltige Druckveredelung.“ Ralph C. Rieker, Geschäftsleitung Rieker Druckveredelung GmbH & Co. KG Lange Lebensdauer und hohe Recyclingquote Für den Vater von zwei Söhnen ist die Langlebigkeit der Produkte ein wichtiger Punkt, nicht zuletzt bei der Debatte um Umweltschutz und mehr Nachhaltigkeit. „Die von uns veredelten Drucksachen sind keine Weg- werfprodukte und können, wenn sie dann doch irgend- wann entsorgt werden müssen, über die Altpapier- sammlung recycelt werden.“ Gemeinsam mit den Herstellern von Lacken und Farben wird an noch u mweltfreundlicheren Materialien und Verfahren gearbeitet. Der Betrieb wird dabei oft genug zum Test- labor. „Dieser Wissensvorsprung kommt unseren Kunden zugute und ist Inspiration für innovative Druck- produkte“, so Rieker. Mehr als 111 Jahre Veredelungskompetenz Inhaber von Rieker Druckveredelung in Leinfelden mit 20 Mitarbeitern ist der Wirtschaftsingenieur Ralph C. R ieker. Seit 2001 leitet der 56-Jährige den Betrieb, den sein Urgroßvater Christian F. Rieker 1906 gründete, gemeinsam mit seinem Schwager Andreas W. Knauber. Seit 2015 ist dessen Sohn Henrik (wie Rieker gelernter Drucker und Absolvent der Hochschule der Medien [HdM] in Stuttgart) nun schon in der fünften Generation in der Geschäftsleitung tätig. Next Generation Das Unternehmen gut vorbereitet für die Herausforde- rungen der Zukunft an die nächste Generation zu über- geben – so, wie es seine Vorgänger schon getan haben – ist ein weiterer Aspekt seiner Sichtweise von Nachhaltig- Henrik Knauber und Ralph C. Rieker führen das keit. Rieker: „Mein Urgroßvater hat das Unternehmen Familienunternehmen Rieker Druckveredelung gegründet und die Aufgabe jeder Generation ist es, es inzwischen in der 5. Generation. so zu entwickeln, dass es weiter gedeihen kann.“ 0 3 / 2 0 2 0 // 1 7
Neue Richtlinie für Zeitungsbeilagen als Download Die bvdm-Richtlinie regelt, wie Beilagen beschaffen sein müssen, zu verpacken und anzuliefern sind, damit sie in der Zeitungsdruckerei problemlos verarbeitet werden können. Sie gilt fortan auch für A nzeigenblätter. Um eine störungsfreie Zeitungsproduktion zu gewährleisten, reicht es nicht aus, lediglich die Druck- und Verarbeitungsprozesse für die Zeitung selbst zu optimieren. Oft enthalten Zeitungen Beilagen, die nicht auf der Zeitungsrotation gedruckt, sondern aus anderen Druckereien zugeliefert werden. Ob sich die Beilagen im hochauto- matisierten Fertigungsprozess der Zeitungsdruckereien problemlos in das Trägerprodukt einstecken lassen, hängt wesentlich davon ab, wie die Beilagen beschaffen sind und ob sie in geeigneter Weise NÜTZ verpackt, gekennzeichnet und angeliefert werden. Die neue Richtlinie benennt die Voraussetzungen für eine reibungs- lose Verarbeitung der Beilagen. Sie dient somit als Verständigungs LICH mittel zwischen den an der Beilagenwerbung beteiligten Unter nehmen – den Zeitungs/Anzeigenblatt-Druckereien und -Verlagen, den Beilagenkunden und Agenturen sowie den Druckereien, welche die Beilagen produzieren und zuliefern. Ein neu aufgenommener Anhang „Tip-on-Karten“ ergänzt das Dokument um Hinweise zu Post- karten, die auf Titel oder Rückseite der Zeitung geklebt werden sollen. Die bvdm-Richtlinie „Beilagen in Zeitungen und Anzeigenblättern“ löst die zuletzt im Jahr 2014 aufgelegte Publikation „Technische Richt- linien: Fremdbeilagen in Tageszeitungen“ ab. Sie gilt nunmehr auch offiziell für Beilagen in Zeitungen und zeitungsartigen Produkten, die nicht täglich erscheinen. Denn die technischen und organisato- rischen Voraussetzungen für eine qualitätssichere und wirtschaft- liche Beilagen-Verarbeitung sind ungeachtet der Erscheinungsweise identisch. Die Richtlinie wurde von der Interessengruppe Zeitungsdruck des Bundesverbandes Druck und Medien e. V. (bvdm) erarbeitet und mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e. V. (BDZV) sowie dem Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter e. V. (BVDA) abgestimmt. GRATIS-DOWNLOAD www.bvdm-online.de/themen/technik-forschung/ richtlinien-und-handreichungen/ 1 8 // 0 3 / 2 0 2 0
VDMB EDITORIAL INHALT 2 — GEMEINSAM STARK IN KRISENZEITEN noch ist die Corona-Krise nicht ausgestan- Besonders ans Herz legen möchte ich Unternehmensporträt den, dazu sind die Einschränkungen und Ihnen das Porträt unseres Mitgliedsunter- Rudolph Druck Verwerfungen im Alltag und in der Wirt- nehmens Rudolph Druck. Es zeigt, wie mit schaft noch zu massiv. Doch es gibt erste Begeisterung, Engagement und Innovation, 6 — RECHT Zeichen der Besserung. Die Wirtschaft fährt aber auch mit unternehmerischem Mut, ein Corona-Warn-App im allmählich wieder hoch, Aufträge kommen Druckunternehmen erfolgreich am Markt Unternehmen sicher nutzen zurück. Es ist also an der Zeit, den Blick wachsen kann, inklusive der oft heiklen zumindest teilweise und mit der nötigen Frage der Generationennachfolge. Hier wird 8 — ZUKUNFTSTHEMEN IM BLICK Vorsicht nach vorne zu richten. sehr klar, wo die Stärken unserer Branche VDMB-Vorstand beschäftigt sich Diesen Blick nach vorne wagte auch der liegen. mit Folgen der Corona-Pandemie Vorstand des VDMB in seiner ersten Präsenz- Und zu guter Letzt haben wir noch ein sitzung nach Ausbruch der Pandemie. Im gerade in Zeiten von Corona prüfenswertes 10 — INPRINT 2021 Mittelpunkt der Sitzung standen die Aus- Angebot für Sie. Gehören Sie zu den Unter Neue Wege für Druck und Industrie wirkungen der Corona-Krise auf die bayeri- nehmen, die in der Krise eine wichtige sche Druck- und Medienbranche. Außerdem Maschineninvestition erst einmal auf Eis 12 — KURZMELDUNGEN setzte man sich intensiv mit den großen gelegt haben? Wenn ja, dann muss das • Interne Mitgliederversammlung Zukunftsthemen unserer Industrie ausei- nicht heißen, dass sich Ihre P roduktivität am 8.10.2020 in Aschheim nander. An vorderster Stelle rangieren die nicht auch mit der „alten“ Maschine • Bayerischer Druck- und Themen Digitalisierung und Klimaschutz, steigern lässt. Wie das geht? Das erfahren Medientag in Bamberg 2021 gefolgt von Nachwuchsgewinnung und Sie im Artikel „Retrofit Print“. • Creative Paper Conference Vertriebsoptimierungen. Um sie werden Viel Spaß beim Lesen und Entdecken! sich in Zukunft viele Aktivitäten des VDMB 14 — AUS ALT MACH NEU: drehen. Freuen Sie sich also auf viele neue RETROFIT PRINT Angebote Ihres VDMB – mit unserem Poster Ihre Druckmaschine optimieren, „Umwelt. Bewusst. Gedruckt“ halten Sie reparieren oder doch austauschen? bereits das erste in der Hand. Holger Busch, Hauptgeschäftsführer Verband Druck und Medien Bayern e. V. 03/2020 1
VDMB UNTERNEHMENSPORTRÄT Gemeinsam stark in Krisenzeiten Günter und Veit Rudolph, Vater und Sohn, berichten über eine gelungene Generationennachfolge, neue, digitale Geschäftsfelder und die Herausforderungen, die Corona für ihr mittelständisches Familienunternehmen mit sich bringt. E igentlich wollte sich Günter Rudolph, Geschäfts- führer von Rudolph Druck in Schweinfurt, in- nerhalb der nächsten zwei bis fünf Jahre lang- sam aus seinem Unternehmen zurückziehen, aber in der aktuellen, außergewöhnlichen Situation ist darüber nicht nachzudenken. Im Jahr 1992 grün Man muss dete Günter Rudolph sein Unternehmen im unterfrän- kischen Ebertshausen und produzierte Druckprodukte Entscheidungen im Offset- und Buchdruck. Das Geschäft lief gut und das kleine Familienunternehmen ist schnell gewach- mittragen, auch sen. „Wir haben uns früher vor allem auf Flyer und klei- nere Broschürenauflagen konzentriert. Später haben wenn man es wir hier sehr stark die Konkurrenz der entstehenden Online-Druckdienstleister zu spüren bekommen“, vermeintlich schildert Geschäftsführer Günter Rudolph die Entwick- lung seines Unternehmens. „Deshalb haben wir schnell besser weiß.“ gemerkt, dass wir uns neben dem stark umkämpften Günter Rudolph Offsetmarkt ein zweites Standbein suchen müssen, in dem wir erfolgreich sein können“, erinnert sich auch sein Sohn Veit Rudolph, der das Unternehmen mittler- weile zusammen mit seinem Vater führt. Mit seinem im Jahr 2013 die Tochtergesellschaft Digital Druck Einstieg in die Geschäftsleitung ging auch der Schritt Zentrum Rudolph, die jede Art des Digitaldrucks an in den Digitaldruck und die digitale Kundenanbindung einem zweiten Standort in Schweinfurt übernimmt. des Unternehmens einher. Digitale Kundenanbindung Weg vom Standard hin zur Individualisierung Durch eine enge Verzahnung der Bereiche kann das Die breiten Massendrucksachen sind dem Unterneh- Unternehmen aus einer Hand das gesamte Spektrum, men nach und nach weggebrochen. „Auch wenn es vom Digitaldruck über den Großformatdruck bis hin uns das Leben schwerer macht, kann man vor dem zum Offsetdruck, anbieten. Zudem bietet es auch Geschäftsmodell der großen Online-Druckereien nur Branchenlösungen an: „Ob es um Einzelproduktionen, den Hut ziehen. Man muss sich aber auf sich selbst und bedarfsgenaues Drucken oder Just-in-time-Produktio- seine Stärken konzentrieren und dann entscheiden, in nen mit Paketversand oder Lieferung direkt ans Fließ- welche Richtung man sich entwickelt, um erfolgreich band geht – unsere Aufgabe besteht immer darin, eine zu sein. Unser Weg war es, komplett wegzugehen von genau passende Lösung für die Kundenanforderung zu der Standardproduktion in Richtung Individualisie- finden und umzusetzen. Unsere Spezialität ist vor al- rung und digitale Kundenanbindung“, beschreibt Veit lem die Schnittstellenintegration wie die Anbindung Rudolph den Weg des Unternehmens. Insbesondere von Onlineshops oder Warenwirtschaftssystemen. Die der Digitaldruck sei ein wichtiger Baustein gewesen, Aufträge werden so direkt beim Kunden bei uns aus- um weiter existieren und auch wachsen zu können. gelöst und automatisiert an ihn versandt“, erklärt Veit Als Ergänzung zum bestehenden Offsetdruck entstand Rudolph. 2 03/2020
VDMB UNTERNEHMENSPORTRÄT Günter und Veit Rudolph: mit Leidenschaft und unternehmerischem Mut erfolgreich Freiheit geben, Fehler erlauben Günter Rudolph. „Er war und ist die treibende Kraft Man merkt: Längst trägt mit Veit Rudolph auch die im Digitaldruck und hat den zweiten Standort maß- nächste Generation im Unternehmen Verantwortung geblich mit aufgebaut. Es ist wichtig, Freiheiten zu – und das auf Augenhöhe mit seinem Vater. Doch geben und ihn seine eigenen Erfahrungen machen zu wie bekommt man das hin? „Man muss sich schon lassen. Dann funktioniert das auch!“ Veit Rudolph er- etwas zurücknehmen“, beschreibt Günter Rudolph gänzt: „Fehler sind erlaubt, das ist wichtig. Ich durfte das Erfolgsrezept für die generationsübergreifende mich durchsetzen, auch wenn sich eine Entschei- Zusammenarbeit und ergänzt: „Ich habe Veit nicht dung vielleicht im Nachhinein auch mal als falsch dazu gedrängt, in das Unternehmen einzusteigen, herausgestellt hat.“ Sein Vater fasst zusammen: „Man im Gegenteil, er kam von selbst auf mich zu, und ich muss Entscheidungen mittragen, auch wenn man es bin froh, dass er hier ist und frischen Wind in unser vermeintlich besser weiß. Wenn immer alles auf die gemeinsames Unternehmen gebracht hat.“ Bevor er Goldwaage gelegt wird, geht es nicht lange gut.“ in die Führungsebene wechselte, war Veit im Unter nehmen zunächst als Auszubildender und später als „Plötzlich war es ruhig“ Drucker angestellt. „Schon da hatten wir den groben Der Erfolg gibt ihnen Recht: Heute hat das Unter- Plan, dass wir einen zweiten Standort aufmachen mit nehmen 27 Mitarbeiter und der Bereich Digital- dem Schwerpunkt Digitaldruck, sodass wir dann für druck macht bereits einen Anteil von 50 Prozent am jeden von uns einen getrennten Verantwortungs Geschäftserfolg aus. Die Zeichen standen auf Wachs- bereich haben. Das bot eine klare Perspektive. Veit be- tum – größere Investitionen waren geplant. Doch treut den Digitaldruck, ich den Offsetdruck“, e rzählt dann kam Corona und damit auch die Unsicherheit, 03/2020 3
VDMB UNTERNEHMENSPORTRÄT Unsere Mitarbeiter sind alle mit Herz- blut dabei – das ist wichtig und macht uns stark.“ Günter und Veit Rudolph Druckabstimmung und Qualitätskontrolle bei Rudolph Druck erzählt Günter Rudolph: „Plötzlich war es ruhig, es Herzensangelegenheit Nachhaltigkeit gab Tage im April, an denen keine Anrufe von Kun- Das Thema Umwelt beschäftigt Günter Rudolph schon den mehr eingegangen sind, das war schon beängs- lange. Schon im Jahr 1996 war Rudolph Druck die erste tigend. Corona hat uns gewaltig getroffen. Ohne die Druckerei im Bezirk, die ein Öko-Audit einführte. „Als Möglichkeit der Kurzarbeit hätten wir wahrscheinlich kleines Unternehmen auf dem Lande sind wir dem große Probleme bekommen.“ Dem Unternehmen sind Erhalt und der Schonung unserer Umwelt von jeher viele Aufträge weggebrochen. „Viele Kunden zögern verpflichtet, da wir in unserem eigenen Lebensumfeld momentan, die Großindustrie spart, einige Messen für produzieren. Es ist uns eine Herzensangelegenheit 2021 wurden bereits abgesagt. Wir wissen dadurch und wird von uns privat sowie geschäftlich tagtäglich jetzt schon, dass wir voraussichtlich auch nächstes gelebt“, so Günter Rudolph. So verwendet das Unter- Jahr weniger Umsatz machen werden. Jetzt kommt es nehmen schon lange prozesslose Druckplatten ohne auf die Entwicklung im Herbst an“, beschreibt auch Chemie und setzt bereits seit Jahren mineralölfreie, Veit Rudolph die angespannte Situation im Moment. auf nachwachsenden Rohstoffen basierende Druck- farben ein. Den Klimarechner der Verbände Druck Altbewährtes prüfen, neue Projekte in und Medien hat das Unternehmen seit 2011 installiert. Angriff nehmen Eigentlich war auch eine Photovoltaik-Anlage geplant, Trotz der unsicheren Aussicht haben die Rudolphs aber auch hier macht sich Corona bemerkbar und die nicht resigniert – im Gegenteil: Sie nutzen diese Zeit, Investition wurde vorerst auf Eis gelegt. um sich zu sortieren und neu aufzustellen. So haben Neben all den Herausforderungen und Unwägbar- sie versucht, größere Projekte früher abzuschließen, keiten ist Günter und Veit Rudolph in der Krise aber ins- haben ein neues Zeiterfassungssystem eingeführt besondere eines deutlich geworden: „Unsere größte und ihre betrieblichen Abläufe unter die Lupe genom- Stärke sind sicher unsere Mitarbeiter. Die sind alle mit men. „Wir haben die Zeit genutzt, um uns Gedanken Herzblut dabei und stehen hinter der Firma – das ist zu machen, wie wir uns zukünftig ausrichten wollen. wichtig, macht uns stark und hilft uns, diese Zeit zu Gerade überarbeiten wir unsere CI. Zukünftig möch- überstehen und optimistisch nach vorne zu blicken.“ ten wir uns stärker auf die Themenfelder Regionalität Da sind sich die beiden sicher. und Umwelt fokussieren. Zwei wichtige Bereiche, auf die sich viele Kunden gerade wieder zurückbesinnen und mit denen wir punkten können“, ist sich Günter Rudolph sicher. 4 03/2020 © shutterstock.com – ImLucky
Alexander Kirch – Shutterstock.com VDMB RECHT Corona-Warn-App im Unternehmen sicher nutzen Nach der erfolgreichen Einführung der App gilt es, bei der Nutzung im Unternehmen wichtige arbeitsrechtliche Aspekte zu beachten. Kann der Arbeitgeber die Installation der App anweisen? H ier kommt es zunächst darauf an, ob es Auf Grundlage seines Weisungsrechts ist der Arbeit- sich um ein privates Smartphone oder ein geber berechtigt, den Arbeitnehmer anzuweisen, zur dienstlichen Nutzung zur Verfügung welche Software auf dem Diensthandy genutzt wer- gestelltes Smartphone (Diensthandy) han- den muss. Hierzu zählt auch die Verwendung der delt. Bei einem Diensthandy kann der Arbeitgeber Corona-Warn-App. Jedoch ist zu beachten, dass sich die Installation der App einseitig anordnen, da es die Anweisung zur Nutzung der App nur auf den Eigentum des Arbeitgebers ist. Demnach kann er Zeitraum der tatsächlichen Arbeitszeit beschränkt, entscheiden, welche Software installiert werden soll. denn eine Pflicht zur Nutzung der App in der Freizeit Auch eine Vereinbarung, welche dem Arbeitnehmer des A rbeitnehmers besteht nicht. Für die Nutzung die private Nutzung des Diensthandys erlaubt, ändert der App während der Freizeit ist der Arbeitgeber daran nichts. Demgegenüber kann der Arbeitgeber wiederum auf die Freiwilligkeit des Arbeitnehmers die Installation der App auf einem privaten Smart angewiesen. Eine Pflicht für den Arbeitnehmer, das phone nicht einseitig anordnen. Die Installation ist Diensthandy ganztägig anzulassen (und auch die hier nur auf freiwilliger Basis möglich. Mehr als eine Bluetooth-Schnittstelle zur Nutzung der App aktiviert Bitte kann der Arbeitgeber hier nicht äußern. zu lassen), ist nur in Ausnahmefällen denkbar, z. B. bei Rufbereitschaft oder Bereitschaftsdienst. Da die Anordnung der Aktivierung und Nutzung der Corona-Warn-App allerdings nur bei der dauerhaften Corona-Warn-App durch den Arbeitgeber Nutzung, also auch außerhalb der Arbeitszeit, eine Der Frage nach der Anordnung der Installation Nachverfolgung von Infektionsketten gewährleisten schließt sich die Frage an, ob der Arbeitgeber nach kann, stellt sich in der Praxis daher die Frage, wie erfolgter Installation der App auch deren Nutzung sinnvoll eine solche Verpflichtung der Nutzung auf einseitig anordnen kann. Auch hier ist wieder eine dem Diensthandy ist. Bei der Nutzung eines privaten Unterscheidung zwischen Diensthandy und privatem Smartphones kann der Arbeitgeber den Arbeitnehmer Smartphone zu beachten. nicht einseitig dazu verpflichten, die App auf seinem 6 03/2020
VDMB RECHT privaten Smartphone zu nutzen. Ebenso wie bei der 1 lit. t Infektionsschutzgesetz an das Gesundheits Installation der App muss er auch bei der Nutzung der amt gemeldet werden muss, eine solche Pflicht aus App auf die Freiwilligkeit des Arbeitnehmers setzen. der Treuepflicht des Arbeitnehmers dem Arbeitsver- Da die App auf einem Diensthandy sowie auf einem trag i. V. m. § 242 BGB. Sie kann zudem aus § 16 Abs. 1 privaten Handy volle Funktionalität nur bei dauer- A rbSchG hergeleitet werden. Arbeitgeber sollten ihre hafter Nutzung entfaltet und der Arbeitgeber dafür Arbeitnehmer auf diese Informationspflicht hinwei- in jedem Fall auf die Freiwilligkeit des Arbeitnehmers sen. Die Details einer Meldepflicht sollten Gegenstand angewiesen ist, empfiehlt sich für die Praxis eine einer Betriebsvereinbarung sein, soweit ein Betriebs- Nutzungsempfehlung durch den Arbeitgeber. rat besteht. Mitbestimmungsrechte des Betriebsrats Reaktionsmöglichkeiten des Arbeitgebers, Durch die betriebliche Mitbestimmung können die bei Warnung über die App Anordnungsbefugnisse des Arbeitgebers nicht auf die Klarzustellen ist, dass der Arbeitgeber den Arbeitneh- private Lebensführung ausgedehnt werden. Im Hin- mer nicht verpflichten kann, einen Corona-Test durch- blick auf die Weisung zur Nutzung auf dem Dienst- führen zu lassen. Seit 1. Juli 2020 besteht in Bayern je- handy ist der Betriebsrat jedenfalls zu beteiligen, da doch die Möglichkeit für alle Bürger/innen, sich bei der Anweisung der Nutzung der App regelmäßig freiwillig und kostenfrei testen zu lassen. Daher auch Fragen der Ordnung des Betriebs und des Ver- könnte der Arbeitgeber dem Arbeitnehmer empfeh- haltens der Arbeitnehmer im Betrieb i. S. d. § 87 Abs. len, sich testen zu lassen. Erfährt der Arbeitgeber, dass 1 Nr. 1 BetrVG betroffen und damit die erzwingbare ein Infektionsverdacht mit dem Corona-Virus besteht, Mitbestimmung des Betriebsrates eröffnet ist. Glei- ist er verpflichtet, alles betriebsorganisatorisch Not- ches gilt bei einer Nutzungsempfehlung des Arbeit- wendige zu unternehmen, um eine Ausbreitung der gebers, da es im Rahmen des § 87 Abs. 1 Nr. 1 BetrVG Infektion im Betrieb zu verhindern. Das ergibt sich nicht auf eine rechtliche Verbindlichkeit ankommt, bereits aus seiner Fürsorgepflicht den anderen sondern darauf, ob die Maßnahme des Arbeitgebers Beschäftigten gegenüber. Betroffen davon ist z. B. die auf die Steuerung des Verhaltens der Arbeitnehmer Anordnung von Homeoffice. Fehlt eine Individual- gerichtet ist. Da die Anwendung der App ein tech- oder Betriebsvereinbarung zum Thema Homeoffice/ nisches Mittel zur Einhaltung der gesetzlich vorge- mobile Arbeit, wird die Anweisung von Homeoffice in schriebenen A rbeitsschutzvorschriften ist, wird auch der aktuellen Situation vom Weisungsrecht des ein Mitbestimmungsrecht über § 87 Abs. 1 Nr. 7 BetrVG A rbeitgebers nach § 106 GewO gedeckt sein. Eine sol- zu b ejahen sein. Eine Mitbestimmung über § 87 Abs. che Weisung entspricht insbesondere aufgrund der 1 Nr. 6 BetrVG scheidet jedoch aus, da die App keine Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gegenüber seinen Überwachung der Arbeitnehmer selbst ermöglicht. Beschäftigten billigem Ermessen i. S. d. § 106 GewO. Kein Mitbestimmungsrecht besteht bei der bloßen Ist Homeoffice nicht möglich, überwiegt das arbeits- Installation der App auf dem Diensthandy durch den schutzrechtliche Suspendierungsinteresse des Arbeit- Arbeitgeber, da das bloße Installieren der Software gebers das Interesse des Arbeitnehmers an einer auf dem Gerät zu keiner automatischen Nutzung der vertragsgemäßen Beschäftigung. Der Arbeitgeber ist Software führt. Die App setzt vielmehr eine aktive somit berechtigt, den Arbeitnehmer einseitig unbe- Nutzung durch den Arbeitnehmer voraus. Insgesamt zahlt von der Arbeit freizustellen, allerdings können sprechen gute Argumente dafür, den Betriebsrat bei Arbeitgeber und Arbeitnehmer auch vereinbaren, dass der Einführung der Software so früh wie möglich zu der Arbeitnehmer für die Zeit bis zur Klärung, ob eine involvieren. Daraus kann sich nicht zuletzt auch die Infektion vorliegt oder nicht, Urlaub nimmt oder Über- Akzeptanz bezüglich der Nutzung der App erhöhen. stunden abbaut. Informationspflicht des Arbeitnehmers bei Warnung durch die App Erhält der Arbeitnehmer über die Corona-App einen Alarm, ist er verpflichtet, diesen unverzüglich an seinen Arbeitgeber zu melden. Zwar sind Arbeitneh- Marcus Jülicher mer grundsätzlich nicht verpflichtet, eine konkrete Rechtsanwalt Diagnose gegenüber dem Arbeitgeber zu offenbaren, (Syndikusrechtsanwalt) jedoch ergibt sich in der aktuellen Situation für Fälle Stv. Leiter Geschäftsstelle einer möglichen Infektion mit einer hoch anstecken- Nürnberg den Infektionskrankheit, die auch nach § 6 Abs. 1 Nr. Fachanwalt für Arbeitsrecht 03/2020 7
VDMB ZUKUNFTSTHEMEN VDMB Zukunftsthemen im Blick Der Vorstand des VDMB hat sich intensiv mit den Folgen der Corona- Pandemie für die Druck- und Medienindustrie auseinandergesetzt, aber auch die Relevanz der strategischen Zukunftsschwerpunkte des Verbandes einer kritischen Prüfung unterzogen. D ie Vorstände des Verbandes waren sich bei wurden das wirtschaftliche Überleben gesichert und ihrem Zusammentreffen in Aschheim einig: A rbeitsplätze erhalten. „Als konjunkturell nachlau- Die Krise traf die Unternehmen der Branche fende Branche brauchen wir einen besonders langen mit leichter Zeitverzögerung. Nach Abarbei- Atem, um diese herausfordernde Zeit zu überstehen“, ten der noch vorhandenen Aufträge brach das Auf- so Schleunung. Allerdings zeigen aktuelle Konjunktur- tragsvolumen jedoch bei fast allen Betrieben drama- prognosen, dass mittlerweile ein verhaltener Optimis- tisch ein. Für das zweite Quartal bedeutete das für zwei mus in der Druckindustrie zu spüren ist. Drittel der Unternehmen einen Umsatzrückgang von mehr als 25 Prozent. Ein Viertel verliert sogar mehr als Dienstleistungsangebote des VDMB große 50 Prozent des Umsatzes. Hilfe für die Unternehmen „Dass das alles nicht das sofortige Aus für unsere Der VDMB selbst hat mit Beginn der Corona-Krise Unternehmen bedeutete, ist auch der Schnellig- sofort in den Nothilfe-Modus geschaltet und ordnete keit und vor allem der Vehemenz des Handelns der alle sonstigen Aktivitäten der schnellen und praxis Politik zu verdanken“, betont Christoph Schleunung, orientierten Mitgliederhilfe unter. Der Vorstand Vorsitzender des VDMB. Mit umfassenden und vor würdigte diese intensive Unterstützung seitens des allem unbürokratischen finanziellen H ilfen, mit dem Verbandes und hob besonders die umfassende Infor- bewährten Mittel der Kurzarbeit und v ielen weiteren mation per Newsletter und Corona-Service-Center Zuschüssen, Steuerstundungen und Sofortkrediten sowie die persönliche Beratung, vor allem zu den 8 03/2020
VDMB ZUKUNFTSTHEMEN VDMB Themen Kurzarbeit und finanzielle Hilfen, hervor. Christoph Schleunung: „Wir alle haben in den zu- rückliegenden Wochen festgestellt, wie wichtig ein funktionstüchtiger Verband für seine Mitglieder, insbesondere in schwierigen Zeiten, ist. Der VDMB ist die gelebte Solidarität unserer Branche.“ Strategische Zukunftsthemen im Visier Der Vorstand nahm aber auch die Zukunft in den Blick und diskutierte kritisch die Relevanz der bisherigen Die Krise zeigt, strategischen Zukunftsthemen. Die b eiden Topthemen Digitalisierung und Klima/Umwelt haben nach wie dass die von uns vor ihre Berechtigung. Gerade beim T hema Digitali- sierung hat die Corona-Krise die hohe Relevanz für die definierten Strategie Wirtschaft überdeutlich vor Augen geführt. Hier gilt es jetzt mehr denn je, digitale Infrastrukturen auf- und felder weiterhin auszubauen und Produktionsprozesse weiter zu digita- lisieren. Bestand haben, ja Die Strategiefelder Vertrieb/Preispolitik und Perso- nal/Nachwuchsgewinnung werden bei der Bewälti- sogar noch an gung der Krisenfolgen eine weiterhin hohe Bedeutung haben. „Die Krise zeigt, dass die von uns definierten Bedeutung Strategiefelder weiterhin Bestand haben, ja sogar noch an Bedeutung gewonnen haben. Wenn wir die Erfah- gewonnen haben.“ rungen der Krise nun in die Planung der weiteren Christoph Schleunung, Vorsitzender des VDMB Strategieumsetzung einfließen lassen, kann der VDMB auch zukünftig wichtige innovative Impulse für seine Mitgliedsunternehmen geben“, so Schleunung. Umwelt. Bewusst. Gedruckt. Die Themenfelder Umwelt und Nachhaltigkeit wur- den in den letzten Monaten meist vom allgegenwär- tigen Thema „Corona“ überdeckt. Sie bleiben jedoch wichtige Zukunftsthemen, die Unternehmen noch lange und intensiv beschäftigen werden. Mit einer Infografik zum Thema in Form eines Plakates hat der Verband Druck und Medien Bayern sich mit den Umweltthemen der Branche in der gesamten Wert- schöpfungskette auseinandergesetzt und die unter- schiedlichen Umweltaspekte von Print beleuchtet. Das Plakat liegt diesem Heft bei und kann über den VDMB angefordert werden. 03/2020 9
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