Oase für heimische Wildtiere - Tierplastiken in der Wilhelma Nashörner
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ausgabe 1 · frühjahr 2014 Biotop Wilhelma Oase für heimische Wildtiere Zeitzeugen Artenschutz Tierplastiken Nashörner in der Wilhelma in Not
N E U . 2014 1. 04 ab 0 Einzigartig & trendig! Eine unbeschwerte Art, sich zu verwöhnen! Mit knusprigem Topping im Deckel!
pinnwand Lieber malen als langweilen Auf dieser Seite stellen wir Werke von Besuchern vor, ob fotografiert, gemalt oder gedichtet. Dieses schöne Bild ist von dem 14-jährigen Jonas Bäuerle aus Bodelshausen. Tiger gehören zu seinen Lieblingstieren, und er hat sie gemalt, als er letztes Jahr nach einem schweren Mountainbike-Unfall im Krankenhaus lag, weder die Schule noch die Wilhelma besuchen konnte und sich „tierisch“ langweilte. Also griff der große Tierfan zu Papier und Stiften und malte sich seinen eigenen Zoo. Heute ist Jonas längst wieder gesund, das kaputte Fahrrad wurde ersetzt – und auch die Wilhelma, das neue Affenhaus und die Tiger hat er inzwischen natürlich besucht. Anzeige R S T ZUR E N ZUM , D A N ARBEIT NÜGEN. VERG DAS VVS-AEBOF:AHREN, 2 MONAT ZAHLEN. 0 MONATE vvs.de RZ_VVS-14-1050_ABO_Business-Frau_AZ_Wilhelma_176x87.indd 1 18.02.14 14:543
inhalt 8 Ein Platz für Tiere Ob Eichhörnchen, Feldhase oder Rauchschwalbe: Im 30 Hektar 17 großen Park der Wilhelma leben nicht nur viele exotische Tiere in den Gehegen, sondern hier lassen sich auch heimische Wildtiere gerne nieder. Welche Arten die Wilhelma als Untermieter, Durch- zügler, Zaun- oder Stammgäste vor allem anzieht und warum, lesen Sie in unserer Titelgeschichte ab Seite 8. Die etwas andere Zimmerpflanze Sie ist grün, hat riesige Fächer als Blätter und sieht aus wie eine typische Südsee- pflanze: die Vanuatu-Strahlenpalme. Kein Wunder, dass sie heute zu den Verkaufs- schlagern unter den Zimmerpalmen gehört. Doch der Weg von ihrer Inselheimat voller feindlich gesinnter Eingeborener bis in hiesige Gärtnereien war ziemlich abenteu- erlich. Mehr im Steckbrief auf Seite 17. 22 Stachelige Langschläfer Mit ihren großen Knollennasen und ihren Stachelkleidern ziehen die Greifstachler die Blicke auf sich. Einziger Haken: Die Tiere verstecken sich tagsüber gerne in ihren Schlafboxen. Wer die stacheligen Gesellen also in Aktion sehen möchte, sollte am besten ganz früh oder ganz spät an ihrem Gehege im Jungtieraufzuchthaus vorbei- schauen. Ab Seite 22. 26 Nashörner in Not Die Zahl der in Südafrika und Asien wild lebenden Nashörner sinkt weiter: Allein in Südafrika wurden 2013 mehr als 1.000 Tiere getötet − und die traurige Tendenz hält an. Der Grund für die fortgesetzte Wilderei ist die wieder steigende Nachfrage nach Nashorn-Horn, das nach wie vor als Wunder heilmittel gilt und teuer gehandelt wird. Mehr ab Seite 26. 4
editorial Liebe Besucherinnen und Besucher, in dieser Ausgabe des Wilhelma magazins darf ich Sie das erste Mal als neuer Direktor der Wilhelma begrüßen. Es ist für mich eine große Ehre, in dieser Funktion künftig die Entwicklung des einzigen Zoologisch-Botanischen Gartens Deutschlands entscheidend mitzuprä- gen. Bis Ende des Jah- res werden wir ein Leit- bild erarbeiten, das der Wilhelma während der titelthema nächsten 20 Jahre den Weg weisen soll. Hierbei 8 Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen wird weiterhin der Fokus Die „wilde Wilhelma“ auf dem Dreiklang von Zoo, botanischem Gar- 13 Grüne Zeitzeugen ten und historischer Parkanlage liegen. Ich Die grüne Pflanzenwelt der Wilhelma werde Sie darüber in einem Jahr gerne im Wilhelma magazin detaillierter informieren. In diesem Heft geht es in der Titelge- wilhelma live schichte ausnahmsweise einmal um die Tiere außerhalb der Gehege. Denn neben den von 17 Ein Hauch von Südsee der Wilhelma gehaltenen, bedrohten exo- Die Vanuatu-Strahlenpalme tischen Wildtieren leben im Parkgelände auch viele heimische Tierarten, die sich von 18 „Eine große Stärke der Wilhelma ist ihre Vielfalt“ alleine angesiedelt haben. Außerdem finden Der neue Kopf der Wilhelma, Dr. Thomas Kölpin sich wie immer viele weitere spannende zoo- logische und botanische Themen im Heft. 20 Von Bären und Hirschen ganz anderer Art Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen Tierplastiken in der Wilhelma dieser Ausgabe des Wilhelma magazins sowie unterhaltsame und lehrreiche Stunden beim 22 Ein uriger, seltener Zoobewohner nächsten Wilhelma-Besuch. Der Greifstachler Ihr natur im fokus 25 Der Specht mit der Maske Vogel des Jahres 2014 26 Wie lange gibt es sie noch? Nashörner in Not rubriken Dr. Thomas Kölpin, 3 Pinnwand Direktor der Wilhelma 5 Editorial 6 Panorama 14 Kindermagazin 28 Freunde und Förderer 30 Wilhelma entdecken 30 Impressum 5
panorama Fritz, der Otter Fischotter-Weibchen Moa hat wieder Gesellschaft: den jungen Fischotter Fritz aus Finnland. Er ist der Nachfolger von Viktor, mit dem Moa bis zu desa- sen Tod zusammenlebte und vier Jungtiere zeugte. Ob sie sich auch mit Fritz verträgt? Falls sich Gegen- sätze auch bei Fischottern anziehen, stehen die Chancen nicht schlecht: Denn Moa ist sensibel und hektisch, Fritz die Ruhe selbst. Fortsetzung folgt … 150 Die Wilhelma in Zahlen … Jahre wird die Damaszenerhalle am Langen See dieses Jahr alt. Als einziges historisches Wilhelma-Gebäude hat nicht Hofarchitekt Karl Ludwig von Zanth sie 1864 erbaut, sondern Wilhelm Bäumer, ein Lehrer am Stuttgarter Polytechnikum. Und als einziges Bau- werk überstand sie den Zweiten Weltkrieg schadlos. An die Halle schließt sich eine Fasanerie an, in der zu Königs Zeiten Fasanen und Hühner lebten – heute Auerhuhn, Dompfaff, Distelfink und Co. In der 1992 restaurierten Halle zeugen kostbare Deckenmalereien, Stuckmarmor und ein Kronleuchter von der maurischen Pracht, eine Ausstellung erzählt die Wilhelma-Geschichte. Zu seinem Schutz ist das empfindliche Bauwerk nur unter Aufsicht und zeitlich be- grenzt geöffnet: an Wochenenden, Feier- und Ferientagen der Monate März bis Oktober von 14 bis 16 Uhr. 6
panorama Wilde Wochenenden Trauer um Anton Neue kostenlose Vorträge und Thementage in der Wilhelmaschule im Frühjahr 2014: Er war über 20 Jahre lang eine Institution in Sonntag, 23. März der Wilhelma, sein Sohn Wilbär wurde als Dr. Strauß: erster und bislang einziger Stuttgarter Eis- Essbare Wildpflanzen im Frühjahr bärnachwuchs berühmt, und die Besucher Vortrag und botanische Exkursion, liebten ihn: Anton, den Eisbären. Mit 25 15 Uhr und 16 Uhr Jahren starb er im Februar, weil er den ins Sonntag, 6. April Gehege gefallenen Rucksack eines Besu- Thementag Amphibien, 11 bis 16 Uhr chers samt Inhalt fraß. In vielen Mails und Briefen trauerten seine Fans um ihn – Es Karfreitag, 18. April, bis war so viel Post, dass wir sie leider nicht alle Ostermontag, 21. April: beantworten konnten. Daher an dieser Stelle Alles rund ums Ei! Trickfilm nochmals vielen Dank dafür! Und helfen Sie Thementage jeweils von 11 bis 16 Uhr bitte mit, dass keine Gegenstände mehr meets Wilhelma versehentlich in den Tiergehegen landen! Sonntag, 27. April: Tierisch schlau! Dia-Kurzvortrag zu tierischer Intelligenz, Spannende Tiergeschichten eigenhändig in 15 Uhr und 16 Uhr kleine Trickfilme verwandeln: Das können Kinder ab acht Jahren vom 23. bis 27. April Sonntag, 4. Mai: Raubtiere in der Wilhelmaschule. Denn diese bietet Thementag von gemeinsam mit dem 21. Internationalen 11 bis 16 Uhr Trickfilm Festival Stuttgart (ITFS) Trickfilm- Workshops an. Eine Anmeldung ist direkt Sonntag, 11. Mai bei der ITFS unter 0711/92 546-123 erfor Stunde der Gartenvögel Heimische Vogelarten entdecken mit derlich. Weitere Infos, die genauen Termine dem NABU, 15 Uhr und 16 Uhr und Uhrzeiten finden Sie zudem unter www.itfs.de. Und schon ab 17. April laufen im Menschenaffenhaus und Insektarium Weitere Infos und Termine: lustige, bunte Tiertrickfilme. www.wilhelma.de/wildewochenenden - Wilhelma Neulinge Zwei neue Paschas Kleiner Degu-Boom Comeback der Fenneks Bei den Dscheladas bzw. Blutbrustpavia- Einen richtigen Nachwuchs-Boom gab es Nach dem Tod des Zuchtpaares letztes nen gab es einen Stabwechsel. Die beiden zu Jahresbeginn bei den Degus, einer aus Jahr sind im Giraffenhaus wieder zwei Wüs- Männchen Hope und Haryon kamen aus Chile stammenden Nagerart. Ende Januar tenfüchse bzw. Fenneks eingezogen: die Zürich ins Felsenrevier, wo sie künftig für kamen zunächst sechs Jungtiere auf einen Schwestern Amani und Bashira. Aus dem Nachwuchs sorgen dürfen. Dabei entschei- Streich zur Welt, Mitte Februar folgten in Arabischen übersetzt heißen sie „Die Freude den die Weibchen, welchem der Männer einem weiteren Wurf fünf Degus. Die elf ins Haus bringt“ und „Die gute Nachrichten sie sich anschließen, was anfangs meist Tiere sind nach fast sieben Jahren der erste bringt“ – was gut passt, denn viele freut für Unruhe im Clan sorgt. Mit einem regel- Nachwuchs ihrer Art in der Wilhelma, wo das Comeback der Nordafrikaner mit den mäßigen „Männerwechsel“ wird jedoch es erst seit 2013 wieder eine fortpflanzungs- riesigen Ohren. Wie lange die Weibchen Inzucht im Zoo-Bestand vermieden. Und fähige Zuchtgruppe mit zwei Weibchen bleiben, ist aber ungewiss. Geplant ist, sie die Wilhelma-Dscheladas gehören zu den und einem Bock gibt. Zu finden sind die tag- 2014 im Zuge des Europäischen Erhaltungs- wichtigsten Zuchtgruppen der hoch be- aktiven, munteren Degus im Kleinsäuger- zuchtprogramms gegen ein neues Zucht- drohten Affenart aus Äthiopien. haus hinter dem Wintergarten. paar zu tauschen. 7
titelthema Die „Wilde Wilhelma“ Wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen Wer denkt, in die Wilhelma kommen nur Tiere und Pflanzen, die gezielt in den Zoologisch-Botanischen Garten geholt wurden, kennt ihre Bedeutung als wertvolles Biotop in der Stadt noch nicht. Denn als solches lockt sie auch Fuchs und Hase, Igel und Marder, Reiher, Schwalben und viele andere heimische „Zuzügler“ an. Eine Expedition zu den Zaungästen, Untermietern und Überfliegern der „wilden Wilhelma“. 8
titelthema Suchbild mit Krähe: Nein, das ist keine Spiegelung – hier sitzen sich wirklich zwei Feldhasen gegenüber. Und wer entdeckt die Krähe im Gras? E in klarer Spätwintermorgen im Oase mitten in der Stadt gerne auf oder Wilhelma-Park. Über Nacht hat es lassen sich hier nieder – ob Vögel oder noch einmal geschneit, und die Säugetiere (von den zahllosen Insekten Grünflächen sehen aus wie weiß und wirbellosen Bodenbewohnern ganz „gezuckert“. Die Flamingos genießen ihr zu schweigen). Auch außerhalb der Ge- morgendliches Bad im warmen Mineral- hege herrscht in der Wilhelma daher vor wasser und begrüßen mit lautem Ge- allem nachts jede Menge „Verkehr“, wie schnatter den neuen Tag. Zu den exoti- am nächsten Morgen viele Tierspuren Den Winter verschläft er in Laub- und Reisig schen, rosaroten Schreitvögeln gesellt hat verraten – je nach Jahreszeit als Abdrü- verstecken, doch in warmen Sommernächten ist sich wie üblich eine bunte Schar: Hier cke in Schnee, Erde oder Sand sowie in der Igel auch in der Wilhelma bei der Schnecken- steht unbeweglich ein Graureiher, dort Form von Haaren und Kot. und Käferjagd zu entdecken. stakt ein Weißstorch, nebenan posiert ein Nilganspaar. Zwischen den langen Von Freibeutern und Vorratshaltern Flamingobeinen huschen Teichhühner Entlang des Flamingogeheges verläuft ten, anpassungsfähigen Raubtiers aus der umher, und an den Futtertrögen tun heute morgen zum Beispiel eine wie von Familie der Hundeartigen. Während der sich Rabenkrähen gütlich. der Schnur gezogene Spur. Sie zeigt uns, Wüstenfuchs oder Fennek im Giraffen- Was auf den ersten Blick wie eine von dass nachts ein Rotfuchs vorbeigeschaut haus eine offizielle Planstelle als Zootier mehreren, bewusst arrangierten „WGs“ hat. Und zwar nicht, um in friedlicher innehat, siedelte sich sein heimischer der Wilhelma aussieht, hat sich am Fla- Absicht den Elektrozaun rund ums Ge- Vetter selbst an. Die Größe der Stadtfuchs- mingosee großteils selbst formiert. Denn hege zu „kontrollieren“. Vielmehr stehen gemeinde in Stuttgart wird auf ca. 5.000 nicht nur Menschen, sondern auch viele auch die Flamingos, zumindest theore- Tiere geschätzt, die roten Freibeuter sind heimische Wildtierarten suchen die grüne tisch, auf dem Speiseplan des intelligen- hier also längst keine Seltenheit mehr. 9
titelthema Lockendes Nass: Auch Stockenten und ihre Küken besuchen oft die vielen Wasser becken und Teiche der Wilhelma (l.). Gern gesehene Stammgäste im Park: die Eich- hörnchen (r.). Echte Streithähne: Die vielen Graureiher in der Wilhelma konkurrieren oft um Futter und Brutplätze (l.). Nilgans am Flamingosee: An ihren dunklen Brustflecken und Augenringen ist sie gut erkennbar (o.). An der mächtigen Platane gegenüber jedoch an innerstädtische Ersatzlebens- Schlossgarten einen sicheren Lebens- dem Flamingoteich flitzt gerade etwas räume angepasst. Dazu gehören auch raum dar, sondern auch für viele, teils Rotbraunes den Baum empor. Es ist ein einige Fledermausarten wie der Große seltene Vogelarten. Über 90 Arten wur- Eichhörnchen, das tagsüber ständig auf Abendsegler oder die Zwergfledermaus. den allein in der Wilhelma schon beo der Suche nach Früchten und Sämereien An lauen Sommernächten jagen die ul- bachtet, darunter Spechtarten wie der unterwegs und somit oft zu sehen ist. Die traschallbewehrten Insektenfresser über Wilhelma mit ihrem alten, artenreichen Wiesen und Wasserflächen, zwischen Gehölzbestand bietet den Kleinnagern Bäumen und Sträuchern. Die kalte Jah- ideale Bedingungen. Durch ihre Gewohn- reszeit verschlafen sie dicht aneinander- Die Wilhelma bietet mit heit, im Herbst Nüsse und Eicheln als gedrängt in Baumhöhlen und in Spalten ihrem alten, artenreichen Wintervorrat im Boden zu vergraben, an Gebäuden. Auch der Siebenschläfer halten sie mitunter auch die Wilhelma- macht seinem Namen alle Ehre: Der Gehölzbestand Gärtner auf Trab. Immer wieder legen Eigenbrötler aus der Familie der Bilche auch Wildtieren ideale sie ihre Verstecke in den beheizten his- überwintert in Nistkästen und Höhlen. torischen Gewächshäusern an, sodass Im Sommer nutzt die g eschützte Art den Bedingungen. dort mitten im Winter und an unge- strukturierten Wilhelma-Baumbestand wöhnlichen Stellen plötzlich Sträucher als Lebensraum. Leider verwechselt er und Bäume sprießen und so die Ge- hin und wieder einen Elektroverteiler wächshausvegetation bereichern. mit seiner Baumbehausung. Seine Zu- Grünspecht (s. S. 25). Ein Großteil davon gehörigkeit zur Ordnung der Nagetiere brütet auch hier. Höhlenbrüter – also Baumbewohner mit Fell oder Federn ist dann, sehr zum Leidwesen unserer Vögel, die ihre Jungen in Baumhöhlen Das Eichhörnchen ist nur einer von Betriebselektriker, nicht zu übersehen. großziehen – finden außer in natür vielen im Wilhelma-Park siedelnden, hei- Aber nicht nur für baumbewohnende lichen Höhlen der vielen alten Bäume mischen Baumbewohnern. Die meisten Säugetiere stellen die Wilhelma, der auch in zahlreichen Nistkästen geeig- lebten ursprünglich im Wald, haben sich benachbarte Rosensteinpark und der nete Brutplätze. Erwähnenswert ist vor 10
titelthema Nutznießer im Zoo: Die heimischen Vögel im Park finden hier nicht nur Futter, sondern auch weiches Nistmaterial – wie diese Krähe, die gerade einige Mähnenwolfhaare ergattert hat (o.). Weißstörchen gefällt es in der Wilhelma so gut, dass meist ein Paar fest einzieht und auch überwintert (u.). allem die Hohltaube, deren Anwesenheit Wildforschungsstelle Baden-Württem- abnehmen, ist ihr Bestand, von gele- oft nur dank ihrer dumpfen, zweisilbigen berg erfasst. Wir wissen daher recht ge- gentlichen, witterungsabhängigen Ein- Rufe auffällt. Obgleich ein klassischer nau, dass hier etwa fünfmal so viele Hasen brüchen abgesehen, in der Wilhelma Waldvogel, erreicht sie in der Wilhelma durch die Anlagen hoppeln wie in den weitgehend stabil. und den angrenzenden Parks mit über Wald- und Feldrevieren im Ländle. War- 70 Paaren eine in Baden-Württemberg um sie sich ausgerechnet in den stark Gäste am gedeckten Tisch Was den einmalige Dichte. besuchten Anlagen so wohlfühlen? Darü- Zoologisch-Botanischen Garten für viele ber kann man nur spekulieren. Während Wildtiere natürlich ebenfalls sehr attrak- Tiere aus Feldern und Wiesen Zu Wald- auf den intensiv genutzten „Agrarstep- tiv macht, ist ihr stets reich gedeckter bewohnern gesellen sich Arten, die man pen“ kaum mehr Deckung und Nahrung Tisch. Ein gutes Beispiel: die Seelöwen- normalerweise nur aus der freien Kultur- für Wildtiere übrig bleibt, bewahrt die fütterung. Hier warten nicht nur See landschaft kennt. Zum Beispiel der Feld- extensive Bewirtschaftung der Wiesen im löwenbulle Unesco und Co. auf den Tier- hase, dessen Spuren auf der großen Rosensteinpark einen wertvollen Lebens- pfleger mit dem Eimer voller Fisch. Auch Rasenfläche zwischen Lindenallee und raum mit artenreichen Nahrungspflan- bis zu 25 Graureiher stehen Spalier und Wintergarten häufig zu finden sind. zen auf ungestörten Rückzugsflächen. versuchen, einen Leckerbissen zu er- Denn mitten im Stadtgebiet hat sich Auch manche Vögel, die man eher gattern. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei ein beachtlicher Hasenbestand etabliert. auf einem Bauernhof vermuten würde, den Pinguin- und Pelikanfütterungen. Wohl gemerkt: Der Feldhase, nicht etwa bevölkern vor allem im Sommer den Waren Graureiher in Deutschland in das kleinere Wildkaninchen, ist hier Luftraum über der Wilhelma, etwa die den 1970er-Jahren fast ausgestorben, ha- mit einem landesweiten Rekordbestand Rauchschwalben. Sie jagen über den ben sich ihre Bestände wieder gut erholt. von ca. 100 Hasen auf 100 Hektar vertre- Tiergehegen, Grün- und Wasserflächen In der Lindenallee beziehen die Schreit ten. Im Frühjahr und im Herbst werden nach Insekten und ziehen ihre Jungen vögel mittlerweile stets um die 40 Nester. die Bestände von Meister Lampe durch in den Stallungen der großen Huftiere Schon im Winter ist hier ein reges Treiben nächtliche Scheinwerferzählungen beim auf. Während die Bestände dieser Zug- zu beobachten. Laut krächzend vertei- sogenannten „Niederwildzensus“ der vögel in vielen Regionen Deutschlands digen Reiherpaare ihre Nester gegen- 11
titelthema über Artgenossen und beginnen früh und man seine nadelspitzen Zähnchen im Jahr mit dem Brutgeschäft. Sobald die Geht gern ins Wilhelma- mit der Lupe suchen muss, gehört er Linden voll belaubt sind, ist von den Restaurant und isst mit: wie Wolf und Bär zu den Landraubtieren Nestern nichts mehr zu sehen. Dann der Haussperling. und ist als deren kleinster Vertreter ein hört man nur noch das Betteln der Jung- sehr erfolgreicher Jäger. vögel, und die Besucher auf dem Weg Andere Wildtiere bevorzugen eine an- darunter laufen Gefahr, weiße Kotspritzer dere Form der „Jagd“ und haben sich auf abzubekommen. der Suche nach Leckerbissen gleich auf das Wilhelma-Restaurant spezialisiert – Ungebetene Stammgäste In jedem Zoo schließlich fällt hier immer etwas ab. Vor gibt es nicht zuletzt eher unerwünschte allem die frechen Haussperlinge lauern „Untermieter“, die sich vor allem an an den Tischen, an denen Besucher in Futterresten und Abfällen gütlich tun. Ruhe ihre Pommes essen möchten, auf Die Rede ist vor allem von den häufig jeden herabfallenden Krümel. Während in der Wilhelma vorkommenden Haus-, der Bestand der Sperlinge, einer Unter- Rötel- und Gelbhalsmäusen, die auf der familie der Webervögel, insgesamt zu- steten Suche nach Nahrung in und um rückgeht, bilden sie in der Wilhelma eine die Tiergehege huschen. „Fressen und der größten und stabilsten Populationen gefressen werden“, heißt es bekanntlich der Region. im Tierreich. Also sind auch die Fress- Dass so viele bepelzte und gefiederte feinde der Mäuse nicht weit und jagen Wildtiere in der Wilhelma ein einmaliges im Park „in Wechselschicht“: Der weiß- Refugium finden, ist jedoch kein Wunder. kehlige Stein- oder Hausmarder pirscht Ihre Lage inmitten der Stuttgarter Grün- nachts durch Lagerräume und Heubüh- anlagen macht sie ökologisch besonders nen, das vorwiegend tagaktive Mauswie- wertvoll: als tierischer Lebensraum, im sel folgt den Mäusen bis in ihre unterir- Dienste des Klimas und nicht zuletzt als dischen Nester. Auch wenn der schlanke Smog gebeutelte Stadtbevölkerung. Minimarder in jedes Mauseloch passt Thomas Seitz, Florian Pointke Anzeige Typisch BW-Bank Kunden: Haben mehr vom Leben. unterwegs Günstiger end! mit BW ext Und von ihrem Konto. Anzeige Baden-Württembergische Bank Das Girokonto BW extend bietet zahlreiche Extras für unterwegs, wie zum Beispiel: Günstige Eintrittskarten für Freizeiteinrichtungen wie Wilhelma, Blühendes Barock und Tripsdrill Zahlreiche weitere Vergünstigungen für Freizeit, Sport und Kultur – einfach per extend-App buchen Kontoführung und Kreditkarten »alles inklusive« Weitere Infos für alle, die mehr über BW extend erfahren möchten, gibt es in allen BW-Bank Filialen oder im Internet. Wir freuen uns auf Sie. www.erlebniskonto.de
titelthema Die wilde Pflanzenwelt der Wilhelma Grüne Zeitzeugen Sie sind oft unscheinbar und fallen den Besuchern selten ins Auge. Und doch waren sie schon viel früher da als die in der Titelgeschichte bisher vorgestellten Wildtiere. Die Rede ist von Pflanzen, die nicht in Beeten und Rabatten, sondern wild und unerkannt im Gelände wachsen. s lättrige Schmalb it ut m Greiskra h e n de r Blüten Weiß blü gelben a u c h Bärl nwur z Zwiebel-Zah it lil a Br ut knöllchen Lila Lerchens m porn S anft schlängelt sich der Neckar in herrlichem Weiß und Violett. Beides Transportwege, eingeschleppt oder ge- durch einen grünen Auwald sind typische Bewohner der Hartholz zielt angesiedelt wurden. Nun könnte und sucht sich ungebändigt auen, die sich hier einst ausdehnten. man meinen, dass dies für einen botani- sein Bett. Darüber erstrecken Und wo heute Mammutbäume ihre schen Garten nichts Besonderes ist. Doch sich von Eschen bewachsene Hänge, Wipfel in den Himmel strecken, wächst gibt es hier auch Pflanzen, die gar nicht durchströmt vom intensiven Knoblauch- die Zwiebel-Zahnwurz, ein unschein gern gesehen sind – wie das Schmalblätt- geruch des Bärlauchs. Auf den trockenen bares Kraut, das seit Urzeiten an das rige Greiskraut. Dieses gelb blühende Hochflächen wachsen charakteristische Leben in lichtarmen Hallenbuchen Gewächs wurde im 19. Jahrhundert erst- Hallenbuchenwälder, in welchen nur sel- wäldern angepasst ist. mals in Deutschland nachgewiesen, sei- ten ein Sonnenstrahl den Waldboden Bärlauch, Hohler Lerchensporn und ne Samen wanderten in importierter erreicht. Entsprechend spärlich ist die Zwiebel-Zahnwurz sind nur drei von mitt- Schafswolle aus Südafrika ein. Aber erst Vegetation, die sich hier halten kann. lerweile über 250 in der Wilhelma nach- seit den 1970er-Jahren verbreitet es sich So muss man sich die Landschaft am gewiesenen Wildpflanzenarten, darunter rasant in Mitteleuropa, vor allem ent- Neckar lange vor Gründung der Wilhelma sogar eine Orchideenart: das unschein- lang von Straßen und Schienen. In der vorstellen. Und diesen Blick in die Ver- bare Zweiblatt. Der Fachbereich Botanik Wilhelma wurde das Kraut 2010 das erste gangenheit, als an Herzöge und Könige führt gemeinsam mit Mitarbeitern der Mal gesichtet. Damals galt es in Stuttgart noch niemand dachte, gewähren uns Universität Hohenheim akribisch Buch noch als Seltenheit, heute sprießt es an die Pflanzen, die den Wandel der Zeiten über diese Pflanzen und listet sie in der vielen Orten im Park. Da seine Inhalts- überdauert haben. sogenannten Florula Wilhelmae. Und die stoffe aber für viele Tierarten giftig sind, Als stummer Zeuge verströmt etwa ist längst nicht abgeschlossen, immer wird dieser Neubürger von den Gärt- noch heute jedes Frühjahr der Bär- wieder werden neue Pflanzen gefunden. nern besonders im Auge behalten. Aus lauch seinen Geruch und begrüßt den Darunter Neubürger, die seit Kolumbus’ der Florula Wilhelmae wird er aber sicher Wilhelma-Besucher bereits am Parkhaus. Zeiten aus ihrer ursprünglichen Hei- nicht mehr verschwinden. Daneben blüht der Hohle Lerchensporn mat per Schiff, heute auch über andere Florian Pointke 13
kinde magazinr- Wie sich Vögel für die Balz rüsten V Jedes Jahr, pünktlich zum Frühjahrsanfang, ögel zwitschern nicht einfach nur so vor sich hin. Im haben die heimischen Vogelmännchen ihr Gegenteil. Mit ihren Melodien und Strophen verfolgen sie zwei Ziele. Sie sagen damit: Ich bin hier – das ist schönstes Federkleid angelegt und singen mein Revier! Und sie locken damit Weibchen an: Wer nun um die Wette. Doch warum machen sie eine kräftige Stimme vorweisen kann, hat die besten Karten. das? Genau, weil Balzzeit ist. Vogelmännchen Für die gefiederten Sänger ist das Zwitschern, Trillern, Pfeifen wollen die Weibchen beeindrucken, um mit und Flöten also wichtiger Teil ihrer Verständigung unterein- ihnen eine Familie zu gründen. Dafür zeigen ander. Wer genau hinhört, der bemerkt, dass Vögel je nach Art ganz verschieden klingen und sogar nach einem bestimmten sie sich von ihrer besten Seite. Zeitplan singen. Der Hausrotschwanz zum Beispiel beginnt 60 bis 90 Minuten vor Sonnenaufgang mit seinem Konzert. Etwas ruhiger lässt es der Star angehen. Er stimmt seine Lieder erst mehrere Stunden nach Sonnenaufgang an. Der Grund: Die Vogelmännchen wollen mit ihrem Gesang nicht in der tipp Menge untergehen. Es ist also nicht schlimm, wenn ihr den Vogelgesang morgens mal verschlaft. Singdrossel, Amsel und Vogelstimmen Rotkehlchen singen auch abends − und die Nachtigall trällert sogar in der Nacht. Vogelmännchen nutzen außerdem ihr buntes Federkleid, richtig erraten um Weibchen auf sich aufmerksam zu machen. Ein Beispiel ist die Stockente. Der Erpel, also das Männchen, trägt sein Prachtkleid fast das ganze Jahr über. Der grünmetallische Wenn ihr wissen wollt, wie sich der Gesang von Kopf, der gelbe Schnabel und der weiße Hals machen ihn Amsel, Nachtigall, Singdrossel und Co. anhört, unverwechselbar. Im Juli und August tauscht er diesen Feder- dann schaut doch mal auf der Webseite www.lbv.de schmuck aber gegen ein sogenanntes Schlichtkleid. Dieser vorbei. Unter der Rubrik „Aktiv werden“, „Stunde Vorgang wird „Mauser“ genannt. Der Erpel sieht dann dem der Gartenvögel“ könnt ihr euch die Stimmen der Weibchen, der Ente, sehr ähnlich. Bis auf den gelbgrünen 30 häufigsten Gartenvögel anhören. Dann erkennt Schnabel ist er nun ebenfalls braun gefiedert. Dank dieser ihr anschließend auch die Vögel, die in euren unscheinbaren Gefiederfärbung ist die Ente beim Brüten gut oder Nachbars Garten eingezogen sind und dort getarnt. Die meisten Vögel, wie Meisen, Sperlinge und Co. mit ihrem Gesang den richtigen Partner suchen. bleiben nur für eine Brutsaison zusammen und suchen im nächsten Jahr einen neuen Partner. Andere, wie zum Beispiel Graugänse, bleiben einander ihr Leben lang treu. 14
Pflanzen mit seltsamen Namen Die Menschenfressertomate Sie ist rot, rund und sieht aus wie eine Angst! Heute erinnert nur noch der ganz normale Tomate. Und das ist sie Name an diese Zeiten. Auf den Fidschi- eigentlich auch, obwohl sie den gruse- Inseln leben ja keine Menschenfresser ligen Namen „Menschenfressertomate“ mehr (und auf dem Bild links seht ihr erhielt. Aber warum heißt sie so? Der natürlich auch keinen, sondern einen Grund: Vor vielen Jahren lebten auf netten Wilhelma-Gärtner). Geblieben den Fidschi-Inseln Menschenfresser, ist nur der etwas seltsame Name. Die auch Kannibalen genannt. Angeblich Tomate selbst schmeckt roh übrigens haben sie die Tomate zusammen mit ziemlich bitter. Nur gekocht ist sie Menschenfleisch gegessen, um dieses lecker. Und die grünen Blätter eignen besser verdaulich zu machen. Aber keine sich gut für einen Salat. Rekorde im Tierreich Die besten tierischen Sänger Es gibt Trommler, geniale Nachahmer und richtige Krachmacher. In der Vogelwelt tummeln sich viele kleine Stars. Mit ihren Melodien beeindrucken sie ihre Zuhörer immer wieder – und jeder auf ganz eigene Art. Der Schilfrohrsänger Mit regelrechten Trommelwirbeln singt die kompliziertes- versuchen Spechte, die Weibchen ten und längsten Lieder. zu beeindrucken. Ihr Klopfen hat Dabei kombiniert er ver- manchmal also nichts mit der schiedene Strophen im- Suche nach Nahrung in morschen mer wieder neu. Jedes sei- Baumstämmen zu tun. ner Lieder ist also anders. Der Kuhstärling kann insge- Der Sumpfrohrsänger zählt zu den Zugvögeln. samt 40 verschiedene Laute Der kleine Globetrotter brütet in Europa und erzeugen. Aber einige davon überwintert in Afrika. Und hier wie dort baut sind so hoch, dass wir sie gar er gerne die Gesänge anderer Vögel in seine nicht hören können. Strophen ein. Kein Wunder also, dass er sowohl europäische als auch afrikanische Lieder singt. Die Spottdrossel zählt zu Die Nachtigall ist der wohl bekannteste Singvogel in Europa den besonders lauten und beherrscht sage und schreibe 120 bis 260 Strophen. Sängern. Doch damit ist Jede davon dauert zwischen zwei und vier Sekunden. sie nicht die Einzige. Der Rekordhalter unter den Krachmachern ist der Kakapo, ein Papageienvogel Die Sing- und Pfeifschwäne (Bild links). Seine dumpfen singen am liebsten im Rufe sind sogar in sechs Kilo- Duett – und zeigen metern Entfernung noch damit, dass sie zusam- zu hören. mengehören. 15
kind mag er- 4 Preisrätsel azin 3 1 1 2 2 3 4 Was hüpft denn da? So ein seltsames Lebewesen habt ihr noch nie gesehen? Stimmt. Unter allen Einsendern verlosen wir Das gibt es nur in der Fantasie. Aber sicher habt ihr erkannt, fünf Wilhelma-Jahreskarten für Kinder und aus welchen vier Tieren es zusammengesetzt ist. Tragt diese in Jugendliche. Einsendeschluss ist der die Kästchen oben ein, und ihr erhaltet das Lösungswort – 16. Mai 2014. ebenfalls ein Tier. Ein Tipp: Es gehört zu den Zaungästen der „wilden Wilhelma“ (ab S. 8). Viel Spaß beim Rätseln! Auflösung Preisrätsel aus Wilhelma magazin 3/2013 Schreibe die Lösung mit deinem Namen, deinem Alter und deiner Die Lösung lautete: Eiskalt Adresse auf eine Postkarte und schicke sie an: Jeweils eine Wilhelma-Jahreskarte für Kinder und Jugendliche haben gewonnen: C. Beier, SIGNUM communication GmbH; Stichwort „Wilhelma magazin“; J. Schwab, M. Weidl, T. Thiele und B. Högl. Lange Rötterstraße 11; 68167 Mannheim Herzlichen Glückwunsch! Tierpatin ulrike Ulrike und ihr kleines „Wollknäuel“ Seit Juni vergangenen Jahres ist Ulrike Tierpatin einer Zwergwachtel. So oft sie kann, besucht sie ihren gefiederten Schützling in der Wilhelma. Die erste Begegnung mit den Zwerg- eine Stunde standen wachteln wird Ulrike so schnell nicht meine Mutter und ich vergessen. Bei diesen kleinsten Hüh- vor dem Gehege und ha- nervögeln der Welt waren gerade ben sie beobachtet.“ Zum mehrere der anfangs nur hummel- Geburtstag bekam die großen Küken geschlüpft. Und die Neuntklässlerin dann flitzten wie von der Tarantel gesto- eine Patenschaft für chen durch das Gehege. „Sie waren so die Zwergwachteln putzig und sahen aus wie winzige Woll- geschenkt. Dass die- knäuel. Da habe ich mich sofort in sie se gerne Mehlwürmer chteln Ulr ike besucht „ihre“ Wa verliebt“, sagt die 14-Jährige. Weil die essen, weiß Ulrike im Kle ins äug erh aus . Beinchen der Küken fast ganz unter ganz genau, schließ- dem dichten Dunenkleid verschwan- lich durfte sie einen der kleinen Vögel Selbst hat die Gymnasiastin kein Haus- den, sah es für die Schülerin im ersten am Wilhelma-Tag damit füttern. „Be- tier. Dafür fehlt ihr die Zeit. Umso Moment so aus, als würden die Zwerg- sonders gut gefällt mir an der Paten- stolzer ist sie, Patin einer Zwergwach- wachteln durch die Luft schweben. schaft, dass ich meinen ganz eigenen tel zu sein. Und das kann ja nicht „Das war vielleicht ein Anblick! Über Beitrag für die Tiere leisten kann.“ jeder von sich behaupten. 16
Wilhelma Live Die Vanuatu-Strahlenpalme Ein Hauch von Südsee Wissenschaftlicher Name: Licuala grandis H. Wendl. Systematik: Die Gattung Licuala umfasst etwa 200 Arten. Verbreitung: Tieflandregenwälder Vanuatus, Südsee Beschreibung: Sehr dekorative, klein- wüchsige Fächerpalme, die mit ihrem bis 3 m hohen, schlanken Stamm und den großen, leuchtend dunkelgrünen, gefalteten Blättern dem Bild einer typi- schen Südseepalme entspricht. Ideal als Zimmerpflanze, da pflegeleicht und sehr langsam wachsend. Entdeckungsgeschichte: Zwischen 1840 und 1910 unternahmen sog. „Pflanzenjäger“ im Auftrag von Eng- lands berühmtester Gärtnerei Veitch and Sons weltweit Expeditionen, um neue Zimmerpflanzen zu entdecken. Einer von ihnen war John Gould Veitch, der auch Samoa, Fidschi und die Inseln steckb von Vanuatu, damals „Neue Hybriden“ genannt, besuchte. Da die Inselbewohner rief laut seinem Reisebericht so feindselig waren, betrat er nur eine Insel wirklich: Efate. Hier gelang es, den Häuptling gefangen zu nehmen und vier Stunden als Geisel an Bord des Expeditions schiffes festzuhalten. Derweil konnte John Gould Veitch Samen sammeln, wobei er wohl auch die Vanuatu-Strahlen- palme entdeckte, Samen erntete und nach England schickte. 1874 bot die Gärtnerei die Palme erstmals in ihrem Katalog an. Schnell wurde sie zur be- liebten Zimmerpflanze und gehört heute zu den am meisten verkauften Palmen. Ihre Markteinführung hat John Gould Veitch nicht mehr erlebt. Er starb 1870 mit 31 Jahren an Tuberkulose. Standort in der Wilhelma: Die Vanuatu- Strahlenpalme wächst in der Aquarien- landschaft gegenüber dem Aquarien- haus-Ausgang. Alle hier gezeigten Arten stammen von den Südseeinseln von Vanuatu. Dr. Björn Schäfer 17
Wilhelma Live Der neue Kopf der Wilhelma, Dr. Thomas Kölpin „Eine große Stärke der Wilhelma ist ihre Vielfalt“ Seit 1. Januar 2014 leitet er den Wilhelma-Betrieb: der gebürtige Hamburger Thomas Kölpin. Zuvor war der promovierte Biologe über viereinhalb Jahre Chef des Thüringer Zooparks in Erfurt, seine Zookarriere startete der Reptilienkenner als Kurator in seiner Geburtsstadt Hamburg im Tierpark Hagenbeck. Das erste Jahr in Stuttgart will er nun die Wilhelma intensiv kennenlernen und einen „Masterplan“ für die nächsten 20 Jahre erarbeiten. Ein Gespräch über die Begeisterung für Tiere, Besuchererwartungen und die Stärken der Wilhelma. Herr Dr. Kölpin: Wie viele Zoologen haben Sie schon als Kind Und wie haben Sie als Kind Zoos erlebt? begeistert Käfer, Spinnen und andere Lebewesen gesammelt, Ich war, wie die meisten Kinder, total begeistert. Etwa, als ich richtig? (Er nickt.) Was fasziniert Sie an Tieren so? während der ersten Besuche im Tierpark Hagenbeck Elefanten Das sind Emotionen, die sind schwierig in Worte zu fassen. von Nahem sah. Ich habe mich auch früh für Tierbücher und Beeindruckend ist, wie gut jedes Tier an seinen Lebensraum -filme interessiert – aber der Zoobesuch war doch etwas anderes. angepasst ist. Aber wir Menschen betrachten sie oft von oben herab – und uns selbst als Krone der Schöpfung. Auch wir Bei dieser Begeisterung ist es geblieben? sind gut angepasst, aber nicht besser als eine Schildkröte oder Als Jugendlicher hatte ich durchaus eine sehr kritische Phase Fledermaus. Das ist für mich das Faszinierendste: wie perfekt Zoos gegenüber und habe die teils suboptimale Unterbrin- jedes Lebewesen doch ist. gung angeprangert. Später erkannte ich, dass man gerade von 18
Wilhelma Live innen einiges verbessern kann, zumal es seit den 1990ern Manche Zoos definieren sich als Erlebnisparks mit Shows und riesige Fortschritte in der Tierhaltung gab. Und heute steht Abenteuerflussfahrten. Würde das auch zur Wilhelma passen? auch das Staunen und Wundern wieder im Vordergrund, Das Grundkonzept der Wilhelma fußt auf einem schönen, wobei man eine gesunde Selbstkritik beibehalten sollte. historischen Park, in den Botanik und Zoologie eingebettet sind. Es ist bereits genial, und die hohen Besucherzahlen zeigen, Ihr neues Wirkungsfeld ist nicht nur Zoo, sondern auch botani- dass es funktioniert. Einige Zoos, die weniger gut liefen, haben scher Garten. Welchen Bezug haben Sie als Zoologe zu Pflanzen? sich neu erfunden und funktionieren jetzt auch. Aber jeder Zoo Naturgemäß einen etwas geringeren als zu Tieren, schon weil ist anders. Und warum soll man etwas neu erfinden, das gut diese ein anderes Feedback geben können. Aber vielleicht wer- ist, das man nur fortzuführen und weiterzuentwickeln braucht? den Pflanzen ja unterschätzt. Ihre Leistungen sind ja oft noch Aber auch das kostet Geld. Neue Ideen für zusätzliche Einnah- unglaublicher als die von Tieren, erst sie ermöglichen zudem mequellen wie Veranstaltungen sind daher sinnvoll und wichtig. tierisches und menschliches Leben. Letztlich bin ich vor allem Aber sie müssen zu Stil und Flair der Wilhelma passen. Naturliebhaber, mag Landschaften, und darin spielen Pflanzen die Hauptrolle. Und mein Lieblingsplatz in der Wilhelma ist Welche anderen wesentlichen Aufgaben wollen Sie anpacken? der Mammutwald – da sind gar keine Tiere. Aber dieser schöne Wir müssen den Artenschutz weiter in den Vordergrund Ort gefiel mir schon beim ersten Besuch der Wilhelma sehr. stellen und unsere Aktivitäten mit Freilandprojekten stärker vernetzen. Hier haben wir, wie die meisten Zoos, noch Ent- Waren Sie als Kind schon einmal hier? wicklungsbedarf. Nein. Beim ersten Mal war ich bereits erwachsen und auf Karin Herczog einer Zoo-Tour im süddeutschen Raum. Da stand die Wilhelma natürlich ganz oben auf der Liste. Was gefiel Ihnen damals, was nicht? Die Kombination aus Zoologie und Botanik fiel mir damals Die Fortsetzung des Interviews mit Dr. Thomas schon sehr positiv auf. Aber wie überall gab es Licht und Kölpin mit weiteren Antworten zu Aufgaben Schatten: sehr schöne Bereiche und solche, die damals bereits und Zielen der Wilhelma und der Zoos lesen in die Jahre gekommen waren. Sie unter www.wilhelma.de/interview Hat sich die Wilhelma seither sehr verändert? Definitiv. Zum Beispiel fehlten damals noch Flaggschiffe wie das Anzeige Amazonienhaus, das Zoologie und Botanik ideal verbindet. Aber auch die Tierhaltung zu verbessern ist ein ständiger Prozess, zumal unser Wissen über Tiere und Tiergartenbiologie stetig wächst. Dabei ist manches Gehege für ein Tier schon brillant, obwohl Besucher es oft anders sehen. Ein gutes Beispiel dafür ist unser Gibbon-Gehege. Es ist dank Höhe und Klettermöglich- keiten für die Tiere einfach toll, der Wald fehlt ihnen nicht. Der Besucher würde trotzdem lieber einen schön bepflanzten Ur- wald und keinen Betonbau mit Gerüsten sehen. Wobei er dann eventuell das Tier nicht mehr sieht … Hier müssen wir die Bedürfnisse der Tiere und der Besucher in Einklang bringen. Die Wilhelma gilt als zweitartenreichster Zoo Deutschlands. Wie ist sie botanisch aufgestellt? Sehr stark. Unglaublich, welche botanischen Raritäten, Schät- ze und welche Artenvielfalt wir hier haben, die ja hinter den Kulissen noch weiter geht. Nur braucht man sicher auch viel mehr Zeit, diese Kostbarkeiten wahrzunehmen und zu begrei- fen, als bei Tieren – vielleicht mit Ausnahme des Aquariums. Aber allein das Durchlaufen der Gewächshäuser und das Auf-sich-wirken-Lassen der Vielfalt ist ja ein riesiges Erlebnis, egal in welcher Jahreszeit. Was sehen Sie als Ihre Hauptaufgabe als Leiter der Wilhelma? Die weitere Modernisierung. Es gilt, eine Vision für die kom- menden Jahre zu entwickeln und diese dann umzusetzen. Was sollte unbedingt erhalten, was weiterentwickelt werden? Das Flair der Wilhelma mit ihrem Maurischen Garten und den alten Gebäuden muss unbedingt erhalten bleiben. Der Park darf nie so zugebaut werden, dass dieses Flair verloren geht. Und die Kombination aus Zoologie und Botanik gilt es, in weiteren Tier-Pflanzen-Häusern zu stärken: Wo Tiere zu sehen sind, sollten auch Pflanzen aus den entsprechenden Lebensräumen gezeigt werden. 19
Wilhelma Live Wurde bereits vor einigen Jahren saniert: der von Wölfen attackierte Hirsch unterhalb des Belvedere. Tierplastiken in der Wilhelma Von Bären und Hirschen ganz anderer Art Die ersten nachgewiesenen „Tiere“ finden sich seit über 150 Jahren in der Wilhelma. Doch bevor sich Wilhelma-Kenner nun wundern: Gemeint sind die großen Tierstatuen, die einige markante Stellen des historischen Bereichs zieren – und dort als reglose Kunstwerke aus Königs Zeiten wohl leider oft übersehen werden. S eit November 2013 fiel manchem Wilhelma-Besucher ein graues Wildschwein, was dieses ungerührt über sich erge- auf den Subtropenterrassen ein eigenartiges Holzhaus hen lässt. Kein Wunder: Die Wildsau ist wie die Hunde, die sie auf Stelzen ins Auge – zuerst stand es rechts, später soeben anfallen, aus Zinkguss, Hauptelement einer rund eine links. Was sich im Inneren abspielte, blieb verborgen. Tonne schweren Plastik und steht schon seit 1853 in der Martina Fischer dagegen weiß genau, was in „ihrer Datscha in Wilhelma. „Ungefähr einen Monat Arbeit kostet es zu zweit, der Wilhelma,“ wie sie das Haus scherzhaft nennt, vor sich geht, eine dieser alten Plastiken samt eiserner Unterkonstruktion denn die erfahrene Restauratorin und ihre Praktikantin Susanne so zu reinigen und zu behandeln, dass sie vor Wind und W etter Kulzer arbeiten darin. Mit geübten Strichen bürsten sie soeben wieder besser geschützt ist“, erklärt Martina Fischer. „Und die 20
wilhelma live Warm und trocken muss es bei der Sanierung sein: Deshalb wird für deren Dauer ein Holzhaus rund um die Skulpturen gebaut. Frisch geschrubbt: Restauratorin Martina Fischer (r.) und Praktikantin Susanne Kulzer (l.) legen letzte Hand bei der „runderneuerten“ Wildsau an. beheizbare Einhausung ist notwendig, damit wir torin seinen naturalistischen Arbeiten, die regional Bedeutung die Figuren witterungsunabhängig mithilfe von erlangten. Auch die insgesamt zehn Tierplastiken in der Öl und Wachs konservieren können. Wir restau- Wilhelma hat er geschaffen, von denen allerdings eine seit rieren sie also nicht im eigentlichen Sinn. Das dem Zweiten Weltkrieg verschollen ist. heißt: Was eine Weltkriegsbombe weggerissen und zerstört hat, stellen wir nicht wieder her – Tierbildnisse beim Maurischen Landhaus Die Tiergruppen zumal keine detailgenaue historische Vorlage aus Zinkguss sind die größten dieser Plastiken, sechs etwas mehr dafür existiert. Auch früher übliche einfarbige oder kleinere stehen im Maurischen Garten und wurden aus bronzeartige Anstriche werden nicht erneuert.“ Carrara-Marmor herausgearbeitet. Vier davon aus den Jahren 1856/1857 gruppieren sich symmetrisch und wohl platziert Zeitzeugen der Königs- und Kriegszeit Auf diese Weise blei- um den Seerosenteich – passend zur insgesamt symmetri- ben die Plastiken so originalgetreu wie möglich erhalten und schen Anlage des Gartens. Auch sie stellen jeweils keine stehen damit für die Zeit König Wilhelms I., in der sie ent- Tieridylle dar, sondern zeigen den Überlebenskampf in der standen sind, ebenso wie für die Zerstörungswut des Krieges. Natur: Hier ringt ein Panther mit einer Riesenschlange, dort Das Bildnis „Sauhatz mit drei Hunden“ hat die Druckwelle beugt sich eine Hyäne über ein gerissenes Schafböckchen, einer Bombe dabei etwas besser überstanden als ihr Nachbar hier posiert ein Löwe mit drohender Gebärde, dort fliehen auf der anderen Seite der Treppe: ein Bär. Diesem setzt eben- zwei zierliche Gazellen. falls eine dreiköpfige Hundemeute zu, aber eine Bombe war Die zwei letzten der erwähnten neun Plastiken schließlich es, die ihm die gesamte Körpermitte weggerissen hat. Auch zieren heute die Mittelachse des Gartens unterhalb des Mau- diese wird jedoch nicht ersetzt. Lediglich kleinere Löcher, in rischen Landhauses – vor 1945 flankierten sie das Festsaal- die Regen eindringen kann, werden geschlossen – mit einer gebäude, das aber im Zweiten Weltkrieg großteils zerstört „Polyester-Spachtelmasse, ähnlich derjenigen, die auch bei wurde. Eines der beiden Kunstwerke aus Marmor zeigt einen Autoreparaturen genutzt wird, vermischt mit Zinkstaub“, wie Stier, der von einem Löwen angegriffen wird, das andere Martina Fischer verrät. Beide Plastiken entstanden 1853, einen Panther oder eine Löwin, die sich in den Rücken einer flankieren die zentrale Treppenanlage der oberen Subtropen- Gazelle verbeißt – die erste Tierplastik, die Güldenstein 1848 terrasse und bilden zusammen mit der dritten Plastik – „Wölfe für die Wilhelma entwarf. reißen einen Hirsch“ von 1852 – ein magisches Dreieck Doch welches der neun Werke man auch betrachtet: Jedes unterhalb des Aussichtspavillons Belvedere. erzählt eine Geschichte, wie sie die Natur bis heute schreibt – Alle drei Figuren thronen auf Stützmauern, und jede stellt von Leben und Tod, schön und grausam, spannend und erha- eine tierische Jagdszene plastisch, ja drastisch dar. Entstan- ben. Vielleicht also lohnt sich beim nächsten Wilhelma-Besuch den sind sie durch Wilhelm Pelargus (1820 –1901) nach Ent- doch ein genauerer Blick auf die historischen Kunstwerke. würfen des Künstlers Albert Güldenstein (1822–1891), der Auch Martina Fischer, die Restauratorin, würde sich bestimmt diese im Auftrag von König Wilhelm I. angefertigt hatte. über eine stärkere Beachtung ihrer Schützlinge freuen. „Eine hohe bildhauerische Qualität“ attestiert die Restaura- Karin HERCZOG, Micha Sonnenfroh 21
wilhelma live Der Greifstachler Ein uriger, seltener Zoobewohner Seit über zwei Jahren entzücken die Greifstachler im Jungtieraufzuchthaus die Besucher – sofern diese unsere nachtaktiven Südamerikaner zu Gesicht bekommen. Denn die stachligen Nagetiere mit der großen Knollennase verstecken sich tagsüber gerne in oder auf ihren Schlafboxen. Ein guter Grund, sie einmal vorzustellen. W er ganz früh oder aber spät bei unseren nacht stachler mit dem Futter beschäftigt sind, können die Pfleger aktiven Greifstachlern im Jungtieraufzuchthaus in Ruhe mit ihnen trainieren und sie an Berührungen gewöh- vorbeischaut, hat die besten Chancen, unser hier nen. Für den Umgang mit diesen stachligen Wesen ist es ein- lebendes Pärchen wach und aktiv zu erleben. Das fach für beide Seiten stressfreier, wenn die Tiere zahm sind. nutzen auch die Pfleger: Jeden Morgen gehen sie als Erstes KD kam übrigens ursprünglich als Margerite aus Frankfurt zu mit einer „Locknuss“ bewaffnet ins Gehege, um nach den uns, und nur mit Geduld und besagtem Training ließ er sich Tieren zu sehen. Besonders das Männchen – das die Pfleger zu einer Untersuchung „überreden“. Und die offenbarte: wegen seiner schwäbisch-forschen Art Klaus-Dieter oder kurz Margerite ist ein Mann! Kein Wunder, dass er sich nicht mit KD tauften – wartet sehr beharrlich auf sein Betthupferl: Bevor unserem alten Männchen Herbie, der 2003 aus Buffalo an- KD nicht eine Nuss oder ein Stück Knäckebrot bekommen hat, reiste, verstanden hat. Herbie wohnt deshalb zurzeit als weicht er den Pflegern nicht von der Seite. Während die Greif- Single hinter den Kulissen. Da der mehrfache Vater aber 22
wilhelma live Wehrhafte Baumbewohner In freier Wildbahn sind Greif- stachler Einzelgänger oder leben in kleinen Gruppen. Tags- über ziehen sie sich gerne in Höhlen zurück, aus denen mit- unter nur noch ihre dicken Knollennasen mit den langen Tasthaaren hervorlugen. Mit ihren bis 45 Zentimeter langen Greifschwänzen sind die baumbewohnenden Stachelschwein- verwandten bestens für die Kletterei in luftigen Höhen gerüstet. Fast ihr gesamter, 30 bis 60 Zentimeter langer Körper ist mit kurzen, aber harten Stacheln übersät. Eine gute Waffe gegen potenzielle Feinde! Da fällt es nicht schwer, zu glauben, dass Greifstachler kaum Fressfeinde fürchten müssen. Lediglich Mitbringsel machen müde Greifstachler munter: ein großer Greifvogel wie die Harpyie, Schlangen, Pumas und Wenn es leckere Nüsse oder andere Leckerli gibt, Jaguare können ihnen etwas anhaben. Greifstachler kommen sind Esperanza und KD blitzwach. in weiten Teilen Südamerikas und allen Arten von Wäldern vor. Auf der Suche nach Blättern, Blüten und Knospen fressen sie sich auch durch Plantagen und machen sich so als „Schad- nager“ unbeliebt: Weil ihr natürlicher Lebensraum schrumpft, längst nicht „ausgedient“ hat, zumal Greifstachler bis zu weichen sie eben in künstliche Wälder aus. Die Art selbst gilt 27 Jahre alt werden können, wird auch er über kurz oder lang aber noch nicht als gefährdet. wieder eine Zucht-Partnerin bekommen. Dafür sind Greifstachler in Zoos selten: Derzeit halten sie In der Nacht haben die Greifstachler dann viel Muße, die in Deutschland nur der Frankfurter Zoo und die Wilhelma. Futterverstecke zu plündern, welche die Tierpfleger tagsüber Doch hoffen wir, dass sich unser Pärchen bald mehr als nur für sie eingerichtet haben. Dort finden sie Gemüse – beliebt gut versteht und für Nachwuchs sorgt. Dann würde Esperanza sind ganze Maiskolben und Süßkartoffeln –, Sämereien, nach etwa 200 Tagen Tragzeit voraussichtlich nur ein Nageäste mit Laub, Obst sowie ab und an ein paar Nüsse. Es Jungtier zur Welt bringen. Zu Beginn würde dieses noch ist wichtig, neben einer Hauptmahlzeit im nagersicheren weiche und mit roten Haaren bedeckte Stacheln tragen, die Metallnapf weitere Futterplätze anzubieten: So bekommen aber schnell fest und spitz werden. Und die sympathische beide Tiere erstens genug von jeder Speise ab, und zweitens Knollennase? Die ziert schon die jüngsten Greifstachler sind sie – wie in der Natur – lange mit Suchen und Erkunden naturgemäß von Anfang an. beschäftigt. Annika Krengel Anzeige www.sparkassenversicherung.de Der SV ExistenzSchutz: Weil Sie nicht für alles Ersatzteile kaufen können. Sie finden uns in nahezu jeder Gemeinde in unseren SV Generalagenturen sowie SV Geschäftsstellen und bei unseren Partnern in allen Sparkassen. 23
WILHELMA-RESTAURANT • RESTAURANT AM SCHAUBAUERNHOF • BISTRO BELVEDERE Inmitten der auf- und anregenden Welt wilder Tiere und exotischer Pflanzen laden unsere freundlich modernen Restaurants zu einer Pause ein - zur Stärkung, Erfrischung oder einfach zum Genießen. Das Schuler-Gastronomie-Team freut sich, Sie in dieser spannenden Umgebung mit einer Vielfalt Das neu mod ernisierte Rest nh of aurant am frischer Speisen und Getränke ha ub au er verwöhnen zu können. Und weil Sc Kinderfreundlichkeit bei uns selbst- Ein kleiner Fe inschmecke großem Hunge r mit verständlich ist, haben wir uns für den r Hunger unserer kleinen Gäste etwas Besonderes ausgedacht. Lust mal ein Fest in dieser außergewöhnlichen Atmosphäre zu feiern? Veranstaltung am Schaubauernhof Sprechen Sie uns an. Wir planen individuell nach Ihren Wünschen und machen mit unserem aufmerksamen Service Ihre Feier zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wir vertrauen unseren Partnern. Cornelius Schuler GmbH & Co. • Schuler-Gaststätten-GmbH • Zentralverwaltung König-Karl-Straße 81 • 70372 Stuttgart • Telefon (0711) 95 46 99-0 • Telefax 95 46 99-28 • www.schuler-gastronomie.de Stuttgart • Berlin • Karlsruhe
natur im fokus Vogel des Jahres 2014 Der Specht mit der Maske Wenn man ihn fliegen sieht, wirkt er mit seinem leuchtend gelbgrünen Gefieder, der feuerroten Kopfplatte und der schwarzen Gesichtsmaske wie ein Gast aus tropischen Gefilden. Der Eindruck trügt jedoch: Der Grünspecht ist ein waschechter Europäer. Ob auf dem Boden unterwegs oder am Baumstamm hängend – mit seiner schwarz- roten Kopfzeichnung ist der Grünspecht eine auffallende Erscheinung. V on den neun in Mitteleuropa heimischen Spechtarten Holzhacker im sozialen Wohnungsbau Von seinen Ernäh- ist er nach dem allgegenwärtigen Buntspecht die rungsgewohnheiten abgesehen, ist der Grünspecht aber ein zweithäufigste Art. Derzeit brüten zwischen 50.000 typischer Vertreter der Spechtfamilie. Schon im Spätwinter und 75.000 Grünspechtpaare in Deutschland. Die bekundet das Männchen mit weit tragenden Rufreihen seinen Bestandzahlen entwickelten sich in den letzten 20 Jahren dabei Anspruch auf ein bis mehrere Hundert Hektar großes Brut- deutlich nach oben: eine erfreuliche Ausnahme angesichts des revier. Sobald es ihm gelungen ist, ein Weibchen von seinen sonst durchweg negativen Trends bei anderen Vogelarten. Zu Qualitäten zu überzeugen, wird in einem morschen Baum- verdanken ist dies der Anpassungsfähigkeit des Grünspechts, stamm in zwei bis zehn Metern Höhe eine Nisthöhle gezim- die es ihm ermöglicht, auch in Lebensräumen aus zweiter mert. Spätestens Anfang Mai legt das Weibchen fünf bis acht Hand, wie Stadtparks, Wohngärten und Kleingartenanlagen, schneeweiße, typische Höhlenbrütereier auf den mit einer sein Auskommen zu finden. dünnen Späne-Schicht bedeckten Höhlenboden. Ein Nest im eigentlichen Sinn wird nicht gebaut. Nach etwas mehr als drei Deutschlands effektivste Klebefalle Zusammen mit seiner Wochen schlüpfen die vollkommen nackten und blinden Zwillingsart, dem Grauspecht, repräsentiert der Grünspecht Jungspechte, die von beiden Elternteilen gefüttert werden bei uns die Gruppe der sogenannten Erdspechte. Beide Arten und nach spätestens vier Wochen das Nest verlassen. Danach sind, im Gegensatz zu ihrer baumbewohnenden Verwandt- gibt das Brutpaar die Nisthöhle auf – und zimmert vor der schaft, auf Ameisennahrung spezialisiert, die fast ausschließ- nächsten Brutsaison eine neue. Der Grünspecht ist damit lich am Boden zu finden ist. Der Ameisenbau wird mit einigen einer der wichtigsten „sozialen Wohnungsbauer“ für andere kräftigen Schnabelhieben eröffnet. Anschließend sondiert die Höhlenbrüter, wie etwa den Gartenrotschwanz, der Vogel des mit zehn Zentimetern rekordverdächtig lange, tastempfindliche Jahres 2012 gewesen ist. und extrem klebrige Zunge des Spechts alle erreichbaren Mehr über den Specht mit der Maske, sein interessantes Gänge und Nestkammern. Erwachsene Ameisen, aber auch Leben und warum er Vogel des Jahres 2014 wurde, erfahren Larven und Puppen bleiben an der Zunge kleben, werden in Sie u. a. auf der Webseite des NABU unter www.nabu.de den Rachen transportiert und geschluckt. Dr. Günther Schleussner 25
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