Odenwaldklub WanderMagazin - Die Dorfl inde Steinbrüche - Odenwaldklub eV

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Odenwaldklub WanderMagazin - Die Dorfl inde Steinbrüche - Odenwaldklub eV
ISSN 1439-5533 | D 8883 | 103. Jahrgang | Nr. 3 | Juli bis September 2021

                  Odenwaldklub
                  WanderMagazin
                                                                                   Die Dorflinde

                                                                                              Steinbrüche
© wikipedia.org
Odenwaldklub WanderMagazin - Die Dorfl inde Steinbrüche - Odenwaldklub eV
2   Vorwort

      Inhaltsverzeichnis                      Seite

      TOP-Thema                                      3

      Informationen aus dem OWK                     10

      Rad-Wandertipp                                16   Liebe Wanderfreundinnen,
                                                         liebe Wanderfreunde,
      Wandertipp                                    17
                                                         „Endlich Licht am Ende des Tunnels!“, so     viele Menschen das Wandern neu ent-
      Naturschutz                                   26   möchte ich den Zustand bei der Bekämp-       deckt, aber leider hat das Erlebnis „Wan-
                                                         fung des Coronavirus bezeichnen.             dern“ die angespannte Situation in den
      Berichte aus den Ortsgruppen                       Zuletzt haben sich die Ereignisse über-      Ortsgruppen nicht erreicht.
      und Bezirken                                  27   schlagen: Zuerst der Super-Lockdown
                                                         und gleichzeitig der Start einer welt-       Wir sehen jedoch, dass viele neue Ideen
                                                         weiten Impfaktion. Das Ziel war und ist      und Anregungen im und um das Um-
                                                         ein besserer Schutz für die Menschen         feld Wandern entstanden sind, die beim
      „Die Dorflinde“, 103. Jahrgang, Nr. 3,             vor dem gefährlichen Virus und die ge-       DWV eingegangen sind und mit Ideen
      Juli bis September 2021, ISSN 14395533.            zielte Eindämmung einer weltweiten           zum Mitmachen für andere Vereine und
      Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe
      4/2021 ist am 10. September 2021
                                                         Pandemie.                                    Ortsgruppen anregen sollen. Der News-
                                                         Nur wenn diese Strategien greifen, kann      letter des DWV bietet hier zum Nach-
      Herausgeber und Verleger: Odenwaldklub e.V.,       es wieder Normalität im Alltag geben,        lesen unterschiedliche Anregungen. Als
      Prinzenbau im Staatspark Fürstenlager,             die wir uns alle herbeisehnen.               ein Beispiel für das Erlebnis „Wandern
      64625 Bensheim, Tel. 06251 855856, Fax                                                          und Natur“ wird eine Fotosafari be-
                                                         Unabhängig von all den vorgegebenen
      855858, E-Mail: info@odenwaldklub.de,
      Internet: www.odenwaldklub.de.
                                                         Einschränkungen und individuellen Auf-       schrieben, die man gemeinsam erleben
                                                         lagen ist unser tägliches Leben in vielen    kann – natürlich Corona-konform. Eine
      Öffnungszeiten der Geschäftsstelle: Montag,        Bereichen erstaunlich gut weiterge-          Fotosafari oder ein Fotowettbewerb in
      Mittwoch, Freitag jeweils von 9 –13 Uhr.           gangen. Natürlich waren hierbei immer        der näheren Umgebung, zu der Sie als
      Bankverbindung: Sparkasse Bensheim,                auch Kompromisse nötig, um die Hoff-         Ortsgruppe einladen, mitzumachen. Da-
      IBAN DE30509500680002065993,                       nung nicht aufzugeben.                       für kann ein Thema/Motto ausgerufen
      BIC HELADEF1BEN                                    Was uns allen am meisten gefehlt hat         werden, z.B. „Blau“, „Altes und Neues“
                                                         und teils weiterhin fehlen wird, sind die    oder „Wilde Pflanzen“. Der Fantasie sind
      Satz: www.pear-design.net / Markus Jöckel
                                                         persönlichen und sozialen Kontakte mit       bei der Aufgabenstellung keine Grenzen
      Vertrieb: Lautertal-Druck Franz Bönsel GmbH,       anderen Familien und Freunden, die für       gesetzt! Die Bilder und Beiträge wer-
      Modaustr. 22, 64686 Lautertal,                     alle, ob jung oder alt, ungemein wich-       den erfasst und auf der vereinseigenen
      Tel.: 06254 9513-0, www.lautertal-druck.de         tig sind. Sie sind die Stützen für unser     Webseite oder in ihrem Vereinsaushang
      Erscheint vierteljährlich. Auflage: 10.000.
                                                         gesellschaftliches Miteinander und Bin-      gesammelt präsentiert. Oder auch ein
      Für Mitglieder ist der Bezugspreis im              deglied für eine lebendige Gesellschaft.     organisierter Frühjahrsputz, der zum ge-
      Mitgliedsbeitrag enthalten; Einzelpreis            Auch wenn wir das Schlimmste über-           meinsamen Erlebnis mit der Ortsgruppe
      2,50 Euro, das Jahresabonnement kostet             standen haben (hoffentlich!), so sind wir    einlädt. Oder individuelle Wandertipps
      9,20 Euro zzgl. Versandkosten.                     nun alle gefordert, die entstandenen         mit ausgewählten Zielen.
      Bestellungen bitte an den Herausgeber. Bilder      Schäden (ob sichtbar oder nicht) zu          Die Vielfalt ist groß und für die Wander-
      und Beiträge sind direkt an die Redaktion          heilen und zu kitten. Die Familien, die      vereine sollte etwas dabei sein. Probie-
      zu richten, Rücksendung nur bei Rückporto.         Freunde und Vereine spielen hierbei eine     ren Sie es aus!
      Mit der Einsendung von Texten, Bildern und         wichtige Rolle, denn auch das Vereins-
      Leserzuschriften wird die Berechtigung zur         leben hat in dieser Zeit sehr stark gelit-   Liebe Wanderfreundinnen, liebe Wan-
      redaktionellen Bearbeitung und Kürzung an-
                                                         ten. Es ist einfach abgeschaltet worden,     derfreunde, in der Hoffnung auf bessere
      erkannt. Alle Rechte bei den Verfassern.
                                                         ohne wirkliche Not oder nachvollzieh-        Zeiten wünsche ich alles Gute, Gesund-
      Nachdruckerlaubnis erteilt die Redaktion.          bare Gründe.                                 heit und bald vollen Impfschutz für das
      Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.         Der Verein als Treffpunkt, insbesondere      Tor zu mehr Normalität im Alltag!
                                                         für die Jugend, durfte nicht mehr sein.
                                                         Es wird noch lange dauern, bis wir die       Ein herzliches „Frisch auf!“
                                                         Vereine wieder so stark gemacht haben,
        Beiträge bitte senden an:                        wie in der Zeit vor der Pandemie.
        redaktion@odenwaldklub.de                        Auch der Odenwaldklub ist hiervon be-
                                                         troffen. In der Pandemie haben zwar          Karl Ohlemüller, Vorsitzender

    Titelbild: Grube Anna Elisabeth in Schriesheim, großes Foto: www.wikipedia.org

    Nr. 3 | Juli bis September 2021
Odenwaldklub WanderMagazin - Die Dorfl inde Steinbrüche - Odenwaldklub eV
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Steinbrüche im nördlichen Odenwald
Wer sich über die Geologie des Oden-       und Türen. Standardisierte Bauelemente          schafft werden durfte. Bei Neubauten
waldes informieren möchte, kann auf        wurden seit Mitte des 18. Jahrhunderts          musste fortan zumindest das Erdge-
eine umfangreiche Fachliteratur zurück-    auf Vorrat produziert. Für die Baumeister       schoss in Steinmauerwerk ausgeführt
greifen. Die verschiedenen Gesteinsvor-    gab es Musterkataloge. Anders war die           werden. Dieser Wechsel in der Bauweise
kommen und Fundstätten von diversen        Sachlage z.B. in Groß-Umstadt/Raibach,          der Gebäude ist in den Dörfern heute
Mineralien sind ausführlich beschrieben.   wo man 1814 einen dritten Sandstein-            noch ablesbar. Der Bedarf an Bruch-
Im Folgenden sollen die historischen       bruch öffnete, dessen Material in der           steinen wurde größer. Bisher waren die
Hintergründe der Einrichtung und Nut-      Sandsteinsäule des „Langen Ludwig“              Steine Allgemeingut gewesen. Bedingt
zung von Steinbrüchen im nördlichen        in Darmstadt verbaut wurde. Das Sand-           durch die zunehmende Nachfrage wur-
Odenwald beleuchtet werden.                steinvorkommen oberhalb von Frau                den sie nun zum Wirtschaftsgut, dessen
                                           Nauses wurde ebenfalls erst im 19. Jahr-        geordnete Verteilung den Gemeinden
Ein großes Bauvorhaben im nördlichen       hundert erschlossen. Das Vorkommen              oblag, so wie sie früher die Lehmkauten
Odenwald war der Turm, im Volksmund        erstreckte sich über sieben Parzellen.          für den Fachwerkbau verwaltet hatten.
„weiße Rübe“ genannt, der um 1220          Sofern die sieben Eigentümer das Mate-
auf dem Otzberg errichtet wurde. Als       rial nicht selbst brachen und verkauften,       In den Gemeinderechnungen finden sich
Baumaterial wurden Bruchsteine ver-        wurden die Brüche an Steinmetzbe-               von da an vermehrt Hinweise auf die Ver-
wendet, die aus der Umgebung heran-        triebe von außerhalb verpachtet.                pachtung einer Vielzahl kleinerer Stein-
geschafft wurden. Sie bestimmten auch                                                      brüche. In den Kirchenbüchern taucht
die runde Form des Turmes, weil sie ein-   Die Landbevölkerung in den kleinen Ort-         die Berufsbezeichnung „Steinhauer“ auf.
fach zu stabilem Mauerwerk aufgesetzt      schaften verwendete Bruchsteine von             In Otzberg/Nieder-Klingen ist es 1735
werden konnten.                            alters her für die Grundmauern ihrer klei-      ein Johann Caspar Kuhn, der mithilft,
                                           nen Fachwerkhäuser. Das Bauholz wur-            das begehrte Baumaterial aus dem obe-
Der nahe gelegene Steinbruch Zipfen        de ihnen kostenlos aus den gemeinen             ren Sandgraben zu fördern. Die Topo-
war noch nicht erschlossen. Daher stand    Waldungen angewiesen. Während des               graphische Karte aus dem Jahre 1889
kein anderes Material für einen recht-     30jährigen Krieges aber hatten die Wäl-         gibt einen Überblick über die Stellen,
eckigen Turmbau zur Verfügung.             der stark gelitten und bald wurde deut-         an denen Bruchsteine für den privaten
                                           lich, dass der Bauholzbedarf in dieser          Bedarf abgebaut wurden. Ein einträg-
Wir können davon ausgehen, dass der        Form nicht mehr zu decken war. Die              liches Geschäft war damit jedoch nicht
Sandsteinbruch auf dem Zipfen in Be-       Holzzuweisungen wurden streng ratio-            zu machen. Ende des 19. Jahrhunderts
trieb genommen wurde, als ab 1507          niert und bald darauf kostenpflichtig.          kam das Bruchsteinmauerwerk aus
der Umbau der kleinen Burg zur Veste       Im Jahre 1711 erging die Weisung der            der Mode. Wer ein Haus bauen wollte,
Otzberg erfolgte. Der Pfalzgraf als Bau-   Kurpfälzischen Regierung, dass beim             nahm fortan Schwemmsteine, die bes-
herr hatte damals keine andere Alter-      Abbruch von Gebäuden das anfallende             seren Wärmeschutz boten und leichter
native der Materialbeschaffung. Er war     Bauholz nicht mehr außer Landes ge-             zu verarbeiten waren.

                                                                                                                                           TOP-THEMA
politisch isoliert und baute im Grunde
widerrechtlich und war deshalb auf die
natürlichen Ressourcen innerhalb seines
kleinen Amtes Otzberg angewiesen.

Zum Weiler Zipfen wird erzählt, er sei
nach 1700 durch Ansiedlung bayrischer
Steinhauer entstanden. Das scheint zu-
nächst plausibel, da die Altansässigen
im Gegensatz zur Bevölkerung der um-
liegenden Orte alle katholisch waren.
Belege dafür wurden jedoch bisher nicht
gefunden.

Die Siedler, die den Weiler Zipfen be-
gründeten, waren keine Steinbruchar-
beiter sondern Steinmetze, die das ge-
wonnene Material serienmäßig weiter-
verarbeiteten zu Quadern oder Trep-
penstufen und Gewänden für Fenster                                                      Nephelin-Säulenbasalt am Otzberg - © wikipedia.org

                                                                                                              Nr. 3 | Juli bis September 2021
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        Eine andere Art von Steinbrüchen gab es      abrutschen würde. Der südlichste Stein-       Mit dem Bau der Odenwaldbahnen er-
        am Otzberg. Hier wurden im Westen und        bruch wurde bis in die 70er Jahre des         gab sich nach 1870 die Möglichkeit,
        Südwesten des Berges Basaltaufschlüs-        letzten Jahrhunderts als Mülldeponie          Steine vom Roßberg und Groß-Bieberau
        se abgebaut. Der Otzberger Basalt ist        genutzt und danach rekultiviert.              in großen Mengen abzutransportieren.
        von schlechter Qualität, ein sogenannter                                                   Es entwickelten sich Gewerbebetriebe,
        Sonnenbrenner. Er eignete sich nicht für     Auch an der östlichen Seite des Otzbergs      die mit hohem technischen Aufwand bis
        die Herstellung von Pflastersteinen. Der     wurde Basalt abgebaut. Hier brach man         heute Steine verarbeiten.
        Basaltabbau begann, als man Schotter         die Basaltsäulen aus der aufgehenden
        für die Tragschichten beim Straßen-          Wand heraus, um sie anschließend zu           Die Anfang des 20. Jahrhunderts ent-
        und Wegebau brauchte. Die beiden sich        zerkleinern. Das zuletzt noch so gewon-       standenen Steinbrüche rund um Heu-
        südlich anschließenden Brüche waren          nene Material diente als Unterbau bei         bach waren nicht konkurrenzfähig und
        nur Aufschlüsse, aus denen Basalt-           der Herstellung der Verbindungsstraße         mussten schließen. Der einstige Sand-
        Lockergestein herausgeklaubt wurde.          nach Hassenroth im Jahre 1935. Die            steinbruch dient heute dem Alpenver-
        Das Kreisamt legte den Steinbruch im         Reste, die die Steinbrecher übrig ließen,     ein als Kletterwand. Eine Endnutzung
        Jahre 1888 still, da befürchtet wurde,       bilden heute ein Naturdenkmal.                als Klettergarten hat seit 1980 auch
        dass der erst wenige Jahre alte Fahrweg                                                    der Bruch oberhalb von Hainstadt.
        zur Veste Otzberg beim weiteren Betrieb
                                                                                                                       Dr.-Ing. Axel W. Gleue

                                                             Blick auf Otzberg - © wikipedia.org

            Besuchersteinbrüche
            In einigen Steinbrüchen gibt es auch     Hause genommen werden. Mit etwas              für Schicht voneinander gelöst werden,
            ganz besondere Gesteine und Boden-       Glück und Tatkraft lässt sich auch eine       um den Fossilienfund nicht zu beschä-
TOP-THEMA

            schätze zu entdecken. Wer einmal         noch geschlossene Gesteinsmandel zu           digen. Kleinere Funde dürfen als urzeit-
            selbst auf Schatzsuche gehen möchte,     Tage fördern, deren geheimnisvoller           liches Souvenir behalten werden.
            kann dies in sogenannten Besucher-       Inhalt am Fuße des Steinbruchs an
            steinbrüchen tun.                        der Geracher Schleife durch den Edel-         Für weitere Informationen zu
                                                     steinschleifer enthüllt werden kann. An       Eintrittspreisen und Öffnungszeiten:
            In der Nähe von Idar-Oberstein, der      Wochenenden wird auf dem Parkplatz            www.steinbruch-juchem.de und
            „Edelstein-Hauptstadt“ Deutschlands,     der Geracher Schleife regelmäßig ein          www.naturpark-altmuehltal.de/
            liegt der Steinbruch Juchem an der       Mineralienmarkt abgehalten.                   fossiliensuche/
            L160 im Fischbachtal kurz vor Nie-
            derwörresbach. An bestimmten Tagen       Im Naturpark Altmühltal können große                   Text und Foto: Therese Scholz
            ist dieser für Besucher geöffnet. In     und kleine Hobbyforscher mit Hammer
            diesem Steinbruch wird üblicherweise     und Meißel auf Fossiliensuche gehen -
            Basalt für den Straßenbau abgebaut,      da, wo vor 150 Millionen Jahren noch
            doch zwischen dem ganzen Gestein         Meer war. Zwischen den weichen Ge-
            sind wunderschöne Mineralien in ver-     steinsschichten der Solnhofener Platten
            schiedensten Farben, Größen und For-     warten urzeitliche Versteinerungen, wie
            men zu finden, wie zum Beispiel Achat,   Fische, Meeresschnecken und Insekten
            Amethyst, Bergkristall und Quarz. Die    an fünf Sammelstellen darauf, entdeckt
            Funde dürfen in der Regel mit nach       zu werden. Die Platten müssen Schicht

        Nr. 3 | Juli bis September 2021
Odenwaldklub WanderMagazin - Die Dorfl inde Steinbrüche - Odenwaldklub eV
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Grube Anna Elisabeth in Schriesheim
In Schriesheim an der Bergstraße liegt             nicht überliefert. Offenbar war der Blei-
unmittelbar oberhalb der dortigen Tal-             und Silberbergbau für einige Zeit recht
siedlung am Austritt des Kanzelbaches in           lohnend, doch zu Beginn des 16. Jahr-
die Rheinebene, am Hang des Branich-               hunderts geriet die Förderung gewaltig
Berges, ein früheres Silber- und Vitriol-          ins Stocken und kam schließlich ganz
bergwerk, das heute zu einem Besucher-             zum Erliegen.
bergwerk ausgebaut ist und den Namen
„Grube Anna-Elisabeth“ trägt. Von den
ehemaligen Außenanlagen ist noch das
frühere „Sudhaus“ unterhalb des Gruben-                                                                 Sudhaus der Grube Anna Elisabeth
vorplatzes erhalten. Dessen Ostseite war
ursprünglich nur eingeschossig und be-                                                            blemen wie Wasserhaltung und Bewet-
herbergte die Siederei. Die Westseite ent-                                                        terung, sowie an mangelnder Ausbeute
hielt im Obergeschoss das Vitriollager                                                            scheiterte dieser Versuch der Wieder-
und im Erdgeschoss das Kontor.                                                                    belebung letztendlich aber kläglich. In
                                                                                                  Vergessenheit geriet die Grube dennoch
1474 wurde das Bergwerk erstmals mit                                                              nicht. 1779 hatte der sächsische Berg-
einer Mühle und einer Schmelzhütte ur-                                                            mann Eugen Schulmeister einen neuen
kundlich erwähnt. Die Grube stand da-                                                             Stollen vorangetrieben und fand ein
mals aber schon in Ausbeute und dürfte                                                            großes Vorkommen an „Atramentstein“.
somit um einige Jahre, wenn nicht so-                                                             Dies war eine Erzbrekzie, in der neben
gar Jahrzehnte, älter sein. Der Abbau                                                             Blei, Arsen und Zink unter anderem
erfolgte im sogenannten „Rheingraben-                                                             auch verwittertes Eisenerz (Pyrit - FeS2)
Randbruch“, einer nahezu parallel zum                                                             enthalten war. Durch weitere Verwit-
Rheintalgraben im granitischen Grund-                                                             terung auf Prozessbühnen, Auslaugung
gebirge verlaufenden Störzone, die teil-               Neue Bergordnung der Kurfürsten von 1528   mit Wasser und Aufkonzentrieren des
weise vererzt, hier in Schriesheim aber                                                           Eluats mittels Siedeverfahrens wurde
nur maximal 50 cm mächtig war. Im                  Mit einer neuen Bergordnung versuch-           daraus Eisenvitriol (FeSO4) gewonnen,
Mittelalter wurde auf Bleiglanz (PbS)              ten die Pfälzer Kurfürsten 1528 den            das als Rohstoff in Gerbereien und Fär-
gebaut. Dieser besaß einen gewissen                brach liegenden Bergbau neu zu beleben.        bereien Verwendung fand. Auch zur Tin-
Silberanteil, der maximal 1 % betrug.              Von dieser Bergordnung ist noch das            tenherstellung wurde es benutzt (sog.
Daher bezeichnete man die Grube nach               Titelblatt erhalten, welches sehr an-          „Eisengallustinten“). Die Grube bezeich-
dem wertvollsten aufgefundenen Mine-               schaulich den damaligen Bergwerksbe-           nete man fortan als „Branigsberger Vit-
ral als „Silberbergwerk“. Der eigentliche          trieb sowie die Burg und die Ortschaft         riolwerk“ und betrieb sie mit mehr oder

                                                                                                                                                TOP-THEMA
Name der mittelalterlichen Grube ist               Schriesheim zeigt. An technischen Pro-         weniger Erfolg.

                                                                                                  Doch auch diese zweite Bergbauperiode
                                                                                                  war nicht von langer Dauer. Der Verar-
                                                                                                  beitungsprozess und die Vitriolsiederei
                                                                                                  wurden von ungeschultem Personal
                                                                                                  dilettantisch durchgeführt, und so war
                                                                                                  die Produktion um 1800 schon wieder
                                                                                                  auf dem absteigenden Ast. 1817 war
                                                                                                  das Werk schließlich so weit herunter-
                                                                                                  gewirtschaftet und verschuldet, dass es
                                                                                                  diesmal für immer geschlossen wurde.

                                                                                                  Seit 1985 wurden Teile der Grube auf-
                                                                                                  gewältigt, erforscht und als Besucher-
                                                                                                  bergwerk der Öffentlichkeit zugänglich
                                                                                                  gemacht. Der derzeit bekannte Teil des
                                                                                                  Grubenbaues besteht aus fünf Stollen-
                                                                                                  ebenen, wobei es Hinweise darauf gibt,
 Grube Anna Elisabeth – Heutige Ansicht des Grubengeländes                                        dass die Schächte in noch größere Teu-

                                                                                                                   Nr. 3 | Juli bis September 2021
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                                                                                                           Perspektivischer Grubenriss 1996

        fen zu inzwischen verschütteten Sohlen     den umfasst der Besucherrundweg lei-        unterschiedlichen Ausbauformen recht
        hinabführen. Die noch offene Längener-     der nur drei, mit Treppen untereinander     gut vermitteln. Weitere Infos zum Be-
        streckung der Grube beträgt, trotz eines   verbundene Sohlen, und die vordere,         sucherbergwerk, wie Öffnungszeiten,
        Verbruches im hinteren Bereich, noch       ca. 20 m hohe Abbauweitung aus der          Anfahrt und Geschichte, finden Sie auf
        immer etwa 200 m. Aus Gründen der          Vitriolzeit. Dennoch lassen sich hier die   der Webseite der Grube.
        Bewetterung und aus Sicherheitsgrün-       Arbeitsweisen der Bergleute und die                        Text und Fotos: Curt Full
            Vitriolwerk um 1800 - Rekonstruktion
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                                                                       www.bergwerk-schriesheim.de

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Die Steinbrüche im Raum Miltenberg
                                           Burgen, Schlösser, Kirchen, Repräsen-       den den Weg nach Russland und sogar
                                           tationsbauten, Wohnhäuser, Mauern,          über den Atlantik nach Südamerika. Ein
                                           Bildstöcke, Grabmale und Grenzsteine        wesentlicher Faktor war die Entwick-
                                           – Vielfältig sind in der Region die Zeug-   lung der zunehmend einfacheren Trans-
                                           nisse dessen, was fleißige, fachkundige     portmöglichkeiten im Laufe der Jahr-
                                           und künstlerische Hände aus dem Main-       hunderte. Für den Wasserweg waren
                                           sandstein entstehen ließen. Leicht zu       das zunächst Flöße und Lastenschiffe
                                           bearbeiten und charaktervoll im Ausse-      gestakt und getreidelt, später Ketten-
                                           hen wurde der widerstandsfähige und         schiffe, Schraubendampfer bis hin zu
                                           witterungsbeständige Stein für die un-      Motorgetriebenen Frachtschiffen. Auf
                                           terschiedlichen Zwecke verwendet. Wer       dem Landweg waren es Ochsen- und
                                           mit offenen Augen die Region bereist,       Pferdegespanne, ab 1880 die Eisenbahn
                                           wird staunen, wie stark der Mainsand-       und später Lastkraftwagen.
                                           stein Landschaft und Dörfer prägt und
                                           mit Kirchen und Burgen, mit Schlössern        Berufe im Steinbruch
                                           und Denkmalen eindrucksvolle Ausrufe-
       Der Zwillingsbogen in Miltenberg    zeichen setzt.                                Stößer: Steine (z.B. Mauersteine)
                                                                                         grob zurichten, auftrennen von
Der rote Buntsandstein – ein prägen-       Bis in die Neuzeit konnte sich mit den        großen Steinen mit Keil, Schlegel,
des Bau- und Gestaltungselement der        Mainsandsteinarbeitern kein anderer           Spitzeisen und Fäustel
Region um Miltenberg. Roter Sand-          Steinmetz messen. Auch in der heutigen
stein wurde bereits vor mehr als 1900      Zeit ist der rote Buntsandstein als Bau-      Bossierer: Steine genau auf „Maß“
Jahren von den Römern aus den hiesi-       und Gestaltungsmerkmal sehr gefragt.          bringen mit Spitzeisen, Fäustel und
gen Steinbrüchen links und rechts des                                                    Zweispitz
Mains von Stadtprozelten bis Milten-       Die Blütezeit des Sandsteinabbaus war
berg und Großheubach geholt. Sie bau-      1870 bis 1910. Die Steinindustrie der         Steinhauer: Einfache Arbeiten,
ten damit Brücken, Kastellmauern oder      Region war in dieser Zeit Vorreiter ge-       meist im Stundenlohn, keine Profil-
Brunnen und bearbeiteten ihre Grab-        genüber den konkurrierenden Angebo-

                                                                                                                                   TOP-THEMA
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oder Weihesteine.                          ten aus dem Neckartal und der Pfalz.          gramm
                                           Wie gewaltig ausgedehnt die Stein-
Vermutlich war dieses Gebiet bereits       industrie einst war, sieht man gut an der     Steinmetz: Profilarbeiten mit
seit der Römerzeit das überregionale       endlosen Kette der heute meist verlas-        vollem Werkzeugprogramm
Steinzentrum Frankens. Etliche Stein-      senen Steinbrüche im Maintal zwischen
brüche, die leicht abbaubar am Prall-      Stadtprozelten und Miltenberg.                Bildhauer: Figuren, Kreuzblumen
hang eines Flusses lagen, waren beson-                                                   usw., filigrane, anspruchsvolle
ders interessant. Aber schon lange vor     Eine enorme Vielfalt an handwerklichen        Arbeiten
den Römern waren die roten Sandsteine      Tätigkeiten war in der Steinindustrie ge-
gefragt. Bereits die keltischen Ring-      fragt, vom Stösser über den Steinhauer        Polier: Arbeitseinteilung, Über-
anlagen auf den Höhen wurden mit           und Bildhauer bis zum Steintechniker.         wachung, Werkplatzleiter
Sandstein errichtet. Im Mittelalter, vor   Aber nichts ist beständiger als der Wan-
1.000 Jahren wurden große Säulen           del. Die Geschichte der Sandsteinindus-       Meister: Musste alle vorherigen
(Heunesäulen) wahrscheinlich für Dom-      trie am Untermain erzählt von Aufstieg,       Sparten beherrschen, Ausbildung
bauten, an den Berghängen um Mil-          Niedergang und Umbruch und damit              von Lehrlingen
tenberg aus den Felsen gehauen. In         von Wohl und Wehe für Land und Leute.
den Jahrhunderten danach entstanden                                                      Steintechniker: Erstellen von
viele Burgen wie die Burg Wertheim,        Mainsandstein wurde nicht nur in der          Plänen und „Werkzetteln“, musste
Henneburg, Collenburg, Mildenburg,         Region verwendet, sondern in ganz             alles können (höchste Stufe)
Wildenburg usw.                            Deutschland und einzelne Werke fan-

                                                                                                      Nr. 3 | Juli bis September 2021
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                                                         Schiffstransport mit Leinreitern bei Bürgstadt, Geleitkarte von 1593 – Quelle: Staatsarchiv Wertheim Nr. 5950

        Buntsandstein Erlebnisweg                          Und bereits Dr. Th. Lorentzen aus Hei-                  das Echo der Berge wachrufend. Am
                                                           delberg hat um das Jahr 1900 in seinen                  Ufer werden sie zu Quadern, Säulen,
        Von Faulbach über Stadtprozelten und               Reiseberichten vom Odenwald dies sehr                   plastischen Ornamenten verarbeitet,
        Collenberg bis Miltenberg entsteht der-            treffend beschrieben (Auszug):                          schwerbeladen führen die langen Käh-
        zeit ein Buntsandstein Erlebnisweg. Die                                                                    ne die Produkte in die Ferne, und in den
        ganze Vielfalt dieses Themas von der               „Oft schauen die Schichten der Sand-                    stattlich schönen Gebäuden der Nach-
        Geologie, dem Abbau, der Verarbeitung,             steinbrüch bis zu der ,mächtigen Hohe                   barschaft erkennen wir überall diesen
        dem Transport, der vielfältigen Verwen-            von 90 m bei Miltenberg, bei Reisten-                   herrlichen Sandstein wieder“
        dung über die Jahrhunderte bei Bau-                hausen u. a. O. aus dem Walde hervor,
        werken und Bauelementen aber auch                  und das leuchtende Karmoisinrot dieser                                              Texte: Josef Eck
        dem Leben im und mit dem Steinbruch                Felsen, das bei feuchtem Wetter noch                                        und Auszüge aus Projekt
        kann dort auf einem ca. 40 km langen               intensiver wird und auch die Wald-                                                „Buntsandstein“,
        Wanderweg erfahren bzw. erwandert                  wege schmückt, bildet mit dem satten                                          Gemeinde Collenberg
        werden. Der Weg führt entlang des                  dunkelgrün der Kiefern eine prächtige
        Mains zu Steinbrüchen und zu den vie-              Zusammenstellung dieser beiden Kom-                                             Grafik und Tabelle:
        len historischen Beispielen in den Ort-            plementärfarben. Vorzügliche Bruch-                                    Aus Projekt „Buntsandstein“
        schaften am Untermain. Die Dorflinde               und Hausteine werden infolge seiner
        wird im nächsten Jahr zu diesem neuen              Struktur gewonnen. Donnernd stürzen                                                            Fotos:
        Themenweg im Detail informieren.                   die losgesprengten Blöcke ins Thal,                                          Peter Mayer, Collenberg
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            Raddampfer und Kettenschiff bei Miltenberg

        Nr. 3 | Juli bis September 2021
Odenwaldklub WanderMagazin - Die Dorfl inde Steinbrüche - Odenwaldklub eV
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Der Roßberg – Steinbruch seit 123 Jahren
                                            kleinen Steinbrüchen Basalt abgebaut.        30 Meter dicken Schicht aus Rotliegen-
                                            Zu dieser Zeit ist die Höhe des Berges       dem, Buntsandstein und Löß bedeckt
                                            mit 299,7 Meter in den Militärkarten         sind. Der Basaltabbau folgt dem trich-
                                            und Messblättern angegeben.                  terförmigen Vulkanschlot in die Tiefe.

                                            Bereits 1911 schrieb der Landesgeologe       Auch wenn die Arbeit im Steinbruch hart
                                            Prof. Dr. G. Klemm in einer Publikation      und die Verletzungsgefahr bei Spren-
                                            über die Odenwälder-Hartstein-Indus-         gungen und der Bearbeitung sehr groß
                                            trie: „Dass eine solche Massenentnahme       war, ernährte der Steinbruch zahlreiche
                                            nicht ohne Einfluss auf das Landchafts-      Familien in Roßdorf und im Umland.
                                            bild bleiben kann, ist selbstverständlich.
                                            Der höchste Punkt des Roßbergs ist           Die industrielle Entwicklung brachte
                                            schon durch den Abbau beseitigt, und         zahlreiche technische Neuerungen wie
                                            mit dessen Fortschreiten wird der Berg       Seilbahnen, Zapfsilos, Kipploren, Dampf-
                                            allmählich wieder eine Kraterform an-        und Diesellocks. Neben den Brüchen
                                            nehmen, wie er sie wohl ursprünglich         entstanden Werkstätten, Geräte- und
                                            einmal gehabt hat.“                          Fuhrparks zur Material-Verarbeitung.
Steinkunst, Roßberg bei Roßdorf
                                            Diese Vorhersage sollte sich erfüllen:       Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren
Entstanden aus vulkanischem Gestein ist     Heute dominieren mächtige begrünte           die neu gebauten Gleis- und Bahnin-
der Roßberg bei Roßdorf ein geologi-        Abraumhalden zur Dorfseite die Ansicht       stallationen der rentabelste Weg für den
sches Naturdenkmal.                         des Berges. Auf den Halden der Nord-         Materialtransport.
                                            seite hat die Natur ihren Lebensraum
Die vulkanische Aktivität des Roßbergs      zurückerobert und die Wunden früherer        1958 stellte die OHI den Steinbruch auf
liegt 42 Millionen Jahre zurück. Die Hit-   Steinbruchbetriebstätigkeit zugedeckt.       gleislosen Betrieb um, womit die klassi-
ze aus dem Erdinneren ließ in der Ter-                                                   sche Steinbrucharbeit endete. Die Ratio-
tiärzeit verflüssigte Gesteinsmasse an      Das Innere des Roßbergs ist von Roß-         nalisierung erhöhte die Produktion, re-
die Oberfläche schießen. Diese erkaltete    dorf aus nicht einsehbar. Darin liegt das    duzierte aber die Arbeitsplätze erheblich.
in der Atmosphäre und bildete aus der       heutige Betriebsgelände der OHI. Einen
Zusammensetzung ihrer Moleküle die          begrenzten Einblick hat man aus der          Heute werden die 400.000 Tonnen Jah-
typischen sechseckigen Basaltsäulen.        Höhe der Ostseite des Berges, wo sich        reskapazität an Schotter, Splitt, Edel-
Am Roßberg zeigt sich das Basaltvor-        der beeindruckende Anblick eines kreis-      brechsand, Gesteinsmehl und Steinerde
kommen grünlichschwarz, fein und mit        förmigen Vulkankraters von etwa 500          von ca. 10 Arbeitskräften geleistet; ihre
Chrysolit und Hornblende gemengt.           Meter Durchmesser und ca. 120 Meter          Kollegen sind Bagger, Muldenkipper und

                                                                                                                                       TOP-THEMA
Über Jahrmillionen ruhte um den Vul-        Tiefe auftut. Die etwa 100 Meter hohe        Steuerungstableaus.
kanschacht diese kegelförmige Basalt-       Ostwand gibt den Blick auf die Forma-
schicht, die allenfalls der natürlichen     tionen aus Säulenbasalt frei, die von der             Text und Fotos: Inge Eckmann
Verwitterung ausgesetzt blieb.

Mit der Besiedelung des Menschen tra-
ten die Bodenschätze seiner Umgebung
für diesen ins Interesse. Menschen ver-
suchten sich des Materials ihrer Umge-
bung zu bedienen, um ihre Wohnstätten
und Arbeitsorte zu gestalten. In meh-
reren Perioden entwickelten die Siedler
Methoden zum Abbau der Basaltschicht
und deren Verwendung.

Erst die industrielle Ausbeutung mit
maschineller Hilfe im 19. Jahrhundert
veränderte den Roßberg so, wie man ihn
heute kennt. Noch um 1900 wurde an
den Flanken des Bergkegels in mehreren                                                                Steinbruch Roßberg bei Roßdorf

                                                                                                         Nr. 3 | Juli bis September 2021
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        Die ehemaligen Schilfsandsteinbrüche um Odenheim
                                                    Mittelalter Odenheimer Sandstein ge-        Der aufgelassene Steinbruch Hagen-
                                                    brochen und verarbeitet wurde.              bach (Station 13) (49,1866 N/8,7785 O)
                                                                                                ist der größte noch heute zu begehende
                                                    Die Wegeführung des Geopfades „Hügel-       Steinbruch auf Odenheimer Gemarkung.
                                                    weg“ wurde so gewählt, dass die weni-       Die Wand erstreckt sich über 8 Meter
                                                    gen noch am besten einsehbaren Wand-        Höhe auf ca. 30 m Breite. Der Schilf-
                                                    partien ehemaliger Steinbrüche als Sta-     sandstein ist auch rötlich und liegt in
                                                    tionen auf der Wegeroute besichtigt         mächtigen Bänken vor. Die Klüftungen
                                                    werden können. Informationstafeln be-       des Gesteins zeichnen die geotektoni-
                                                    schreiben den jeweiligen Aufschluss mit     schen Hauptlinien in Mitteleuropa nach.
                                                    den Deckschichten aus teilweise über        Neben den Stationen zum Thema Schilf-
        In Beschreibungen des Kraichgaus wird       5 m mächtigen Lösspaketen, die Entste-      sandstein können am Geopfad „Hügel-
        das „Land der Tausend Hügel“ für die        hungsgeschichte des Schilfsandsteins,       weg“ auch eine Reihe von Aufschlüs-
        liebliche Landschaft, den Weinanbau,        die Mineralogie der unterschiedlichen       sen im Stubensandstein (km4) besucht
        den fruchtbaren Boden, das milde Klima,     Qualitäten des Sandsteins, den früheren     werden. Diese werden an den Stationen
        seine Burgen und das immer noch länd-       Abbau, seine Verwendung und Bedeu-          8, 9, 10 und 12, vorwiegend beim Auf-
        liche Leben in den alten Dörfern gelobt.    tung für Odenheim. Es sind dies die Sta-    stieg auf den Tiefenbacher Kreuzberg
        Seltener liest man, dass der Kraichgau      tionen 5 und 5a, 6 und 13.                  beschrieben.
        auch durch seine interessante Geologie                                                                          Wolfgang Essig
        geprägt ist. Diese spiegelt sich in zahl-   Bei Station 5 „Steinighohle“ (49,1877 N/
        reichen Steinbrüchen wieder, von denen      8,7644 O) handelt es sich um den selte-
        heute noch ein Teil in Betrieb ist. Die     nen Fall eines Hohlwegs, der 5 m tief in
        bekanntesten und größten befinden           den Schilfsandstein eingeschnitten ist.
        sich in den Muschelkalkgebieten, die        Dies war nur möglich, weil der Schilf-
        halbmondförmig, offen nach Westen zur       sandstein hier nicht in Bänken, sondern
        Oberrheinischen Tiefebene hin, den zen-     als Tonschiefer vorliegt. Man spricht da-
        tralen Kraichgau umspannen. Geradezu        bei von der „Normalfazies“ des Schilf-
        gigantisch muten die Kalksteinbrüche        sandsteins, der auf der linken Wand des
        der Heidelberger Zement AG östlich von      Hohlwegs eindrucksvoll zu Tage tritt.
        Nußloch an. Die Kalksteinbrüche von
        Mauer, Schatthausen, Gemmingen oder         Station 5a „Taubenklinge“ (49,1864 N/
        Wössingen sind ähnlich eindrucksvoll        8,7437 O) zeigt ein sehr interessantes
        und ebenfalls noch in Betrieb. Daneben      Schichtenprofil. Auf dem ca. 4 m hohen
        gibt es eine ganze Reihe ehemaliger         Sockel aus massigem olivgrünem Schilf-
        Steinbrüche im Muschelkalk, wie in Alt      sandstein liegen etwa 6 m Deckschich-
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        Wiesloch, bei Sinsheim oder bei Bretten.    ten von Löss aus verschiedenen Ab-
        Im zentralen Kraichgau ist der Mu-          schnitten des Eiszeitalters. Der grobge-
        schelkalk von den jüngeren Gesteinen        bankte, feinsandige, olivgrüne Sandstein
        der Keuperzeit überlagert. Hier gibt        ist von guter Qualität und fand als Bau-
        es Steinbrüche im Schilfsandstein des       und Ornamentstein Verwendung.                Weitere Informationen zur Geolo-
        Mittleren Keuper (km2). Aktuell werden                                                   gie und Landschaft des Östringer
        noch zwei Anlagen bei Mühlbach am           Eine eindrucksvolle, 12 m hohe glatte        Kraichgaus erhalten sie im Buch von
        Heuchelberg betrieben. Im Kraichgau         Bruchwand zeichnet den ehemaligen            Wolfgang Essig (2018), Geopfade
        selber schloss der letzte Schilfsand-       „ärarischen“ Steinbruch beim Stifterhof      im Östringer Kraichgau. Beschrei-
        steinbruch in Weiler am Steinsberg erst     (Station 6) (49,1877 N/8,7644 O) aus.        bungen von Biotopen und Kultur am
        vor wenigen Jahren.                         Senkrechte Kluftlinien durchziehen die       Wegesrand, Tipps zu geologischen
                                                    zum Teil mit Kalksinterkrusten über-         Erkundungen und Ausrüstungsvor-
        Mit 33 Steinbrüchen war Odenheim            zogene Wand. Das rötliche Eisenoxid          schläge ergänzen das Kernthema.
        im 19. Jahrhundert bis in die 1920iger      Hämatit verleiht dem Sandstein eine          Detailkarten zu Rundtouren von 1–2
        Jahre ein Zentrum des Steinhauer- und       rötliche Färbung. Diese Wand stellt den      Stunden Dauer erleichtern das Ken-
        Steinmetzgewerbes im Kraichgau. Seit        Rest eines ursprünglich viel größeren        nenlernen der Geopfade.
        1650 sind Steinhauer namentlich nach-       Abbaugebiets dar, welches zum Kloster        Das Buch ist bei der Stadt Östrin-
        weisbar. Die Steinbauten der Kloster-       „Wigoldesberg“, dem heutigen Stifter-        gen und im Buchhandel unter ISBN
        anlage Wigoldesberg, des heutigen Stif-     hof, gehörte und aus dessen Sandstein        978-3-00-059385-7 erhältlich.
        terhofes, belegen jedoch, dass bereits im   das Kloster erbaut wurde.
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Vom Steinhauer zur OHI
Historisches über die alten Steinbrüche und Steinschleifereien in Groß-Bieberau
Schuchmannsmühle mit dem alten Mühlbruch                                              schweren Zeiten der ersten Hälfte des
                                                                                      20. Jahrhunderts Groß-Bieberau von der
                                                                                      Plage der Arbeitslosigkeit befreiten.

                                                                                      Dem wirtschaftlichen Aufschwung in der
                                                                                      2. Hälfte des 20. Jahrhunderts konnten
                                                                                      sie aber nicht widerstehen. Viele wan-
                                                                                      derten ab in weniger anstrengende und
                                                                                      besser bezahlte Berufe. Die Steinbrüche
                                                                                      wurden geschlossen. Von 12 Familien-
                                                                                      unternehmen blieb keines erhalten.

                                                                                      Dennoch erfreut sich das Groß-Bieber-
                                                                                      auer Granitgestein nach wie vor großer
                                                                                      Beliebtheit. Die „Odenwälder Hartstein
                                                                                      Industrie (OHI)“ interessierte sich in den

Obwohl Groß-Bieberau für seinen „Stein-    und Stücksteinen für den Straßen- und
reichtum“ und die Qualität seiner Gra-     Wegebau verarbeitet.
nit- und Syenitvorkommen in weiter
Umgebung bekannt ist, existierte hier      Neue Wege ging Merz auch in der Verar-
noch vor 150 Jahren nicht ein einziger     beitung von Granitwerkstücken, so dass
Steinbruchbetrieb.                         die ehemals aus Sandstein hergestellten
                                           Grabmale auf den Friedhöfen jetzt aus
Damals gab es zwar den gemeindeeige-       dem dauerhafteren Granitstein herge-
nen Steinbruch nahe der Schuchmanns-       stellt wurden. Zeitzeugen Merz`scher
mühle, aus dem der örtliche Bedarf ge-     Steinmetzkunst sind auch viele Krieger-
deckt werden konnte. Das Material ließ     denkmale im Odenwald.                      1960er Jahren für die Steinvorkommen.
sich zwar leicht abbauen, hatte aber nur                                              Nach Probebohrungen wurde ein hoch-
geringe Qualität und der Verwertung        Mit Ansiedlung eines weiteren Großbe-      modernes Werk mit Lieferbeton- und
waren Grenzen gesetzt. Zum Hausbau         triebs als Grabsteinproduzent und wei-     Asphalt gebaut. Der Abbau erfolgt heute

                                                                                                                              TOP-THEMA
wurden meist – deutlich aufwendiger –      terer Steinhauer, die im Familienverbund   über mehrere Terrassen bis in mehr als
Sandsteine aus dem hinteren Odenwald       Unternehmen gründeten, sprach man in       100 Meter Tiefe. Die riesigen Liefermen-
herangefahren.                             Groß-Bieberau von dem „Neuen Gold“         gen wurden früher per Bahnverladung
                                           der Gemeinde. Neben den zusätzlichen       versandt. Heute erfolgt der Transport
Die riesigen Granitvorkommen im Has-       Einnahmen für die Kasse der Gemeinde       ausschließlich per Lkw.
lochwald blieben wegen der schweren        waren es aber vor allem die zahlreichen                            Text: Georg Krell,
Bearbeitbarkeit ungenutzt.                 Arbeitsplätze, die in den wirtschaftlich         Fotos: Stadtarchiv Groß-Bieberau

Die Erschließung der reichlich vorhan-
denen Granitvorkommen nahm ihren
Anfang, als im ausgehenden 19. Jahr-
hundert die notwendigen Werkzeuge
zur Bearbeitung der Steine vorhanden
waren. Friedrich Merz, der damals auch
Bürgermeister und Rechner der örtlichen
Sparkasse war, gründete im Jahr 1888
das „Granit & Syenitwerk Merz und Co.“
in der Bahnhofstraße. In der neu an-
gelegten Schürfstelle im Haslochwald
wurden fortan Steine zu Pflastersteinen
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               Backhaus in Birkenau-Reisen
1837 erbaut und noch funktionstüchtig                                            Gehöfte, dem „Zeitgeist“ folgend, komplett niedergelegt. Den
                                                                                 Abriss seines Hofes samt Backhaus und Schweinestall konnte
                                                                                 Helmut Schachert dank energischer Gegenwehr verhindern.
                                                                                 Helmut Schachert übernahm nach dem 2. Weltkrieg das Ge-
                                                                                 höft von seiner Tante. Nachdem es nicht mehr landwirtschaft-
                                                                                 lich genutzt wurde, standen umfangreiche Renovierungsar-
                                                                                 beiten an. Heute ist der Hof ein Schmuckstück des Dorfes. Der
                                                                                 Schweinestall ist verwaist, das Backhaus aber funktionstüchtig
                                                                                 und wird von der Familie Schachert gelegentlich für Familien-
                                                                                 feiern genutzt.
                                                                                                                     Text und Fotos: Franz Zoth

               Das Backhaus mit Schweinestall wurde 1837 von Baltasar Ret-
               tich in Birkenau-Reisen errichtet. Es gehörte zu zwei Gehöften,
               die später geteilt wurden. Das Anwesen war das erste in der
               Region, das mit Sandsteinen aus Siedelsbrunn gebaut wur-
               de. Die Steine mussten damals auf beschwerliche Weise mit
               Fuhrwerken über die Kreidacher Höhe ins Weschnitztal trans-
               portiert werden. In den 1970er Jahren wurde eines der beiden                                           Innenhof des Anwesens Schachert

               OWK und Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung
               bringen gemeinsam eine neue Wanderkarte „Bretten” heraus
                „Mit der neuesten Wanderkarte ‚Bretten‘ des Landesamts für       In den amtlichen Karten werden die gleichen Wanderwegsymbole
               Geoinformation und Landentwicklung können die Menschen            wie vor Ort in der Natur genutzt. Darüber hinaus sind auch die
               die Schönheit ihrer Heimat erkunden – vom Kraichgau bis           Haltestellen des ÖPNV und sehenswerte Ziele enthalten. Neben
               zum Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Alleine oder mit der         traditionellen Karten erfreuen sich zunehmend digitale Angebote
               Familie mit den amtlichen Wanderkarten zu wandern, kommt          wie beispielsweise die Wander-App ‚BW Map mobile‘ großer
               dem Körper und der Seele in diesen Zeiten besonders zu Gute“,     Beliebtheit. „Wir sind den 200 ehrenamtlichen Wegewarten dank-
               sagt die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum      bar für ihre Unterstützung, die Veränderungen im Blick haben“,
               und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch MdLin Bretten       sagt die stellvertretende Vorsitzende des OWK, Ingrid Welz. Die
               (Landkreis Karlsruhe).                                            neue Wanderkarte „Bretten“ (W216), ISBN: 978-3-86398-442-7,
                                                                                 ist beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung in
               Der Kraichgau mit dem sich östlich anschließenden Naturpark       Stuttgart, Büchsenstr. 54 oder in Karlsruhe, Kriegsstr. 103, erhält-
               Stromberg-Heuchelberg und seinen Wald- und Weinanbau-             lich sowie online unter www.lgl-bw.de und im Buchhandel.
               gebieten, das Enztal zwischen Pforzheim und Mühlacker und             Text/Foto: Pressemitteilung vom 23.4.2021 des Ministeriums
               die nördlichen Ausläufer des Schwarzwalds bilden den idealen            für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Nr. 103/2021
               Rahmen für schöne und erlebnisreiche Wanderungen.

               Die neue Wanderkarte ‚Bretten‘ ist das Ergebnis einer erfolg-
               reichen Zusammenarbeit zwischen dem LGL und dem Oden-
               waldklub. „Dank der traditionell engen Koordination zwischen
               dem Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung und
               dem Schwäbischen Albverein, dem Schwarzwaldverein und
               dem Odenwaldklub entstehen zuverlässige und präzise Wan-
               derkarten für ganz Baden-Württemberg – auch abseits der
               Tourismuszentren“, sagte die Staatssekretärin.

               Nr. 3 | Juli bis September 2021
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RÄTSEL
Wenn du die richtigen Antworten kennst, schicke sie bis 15.9.2021 an die Geschäftsstelle des Odenwaldklubs,
Fürstenlager-Prinzenbau in 64625 Bensheim-Auerbach, E-Mail: redaktion@odenwaldklub.de.
Unter den Einsendungen mit den richtigen Lösungen wird eine Gewinnerin/ein Gewinner ermittelt.
Die betreffende Person kann sich ein Produkt aus dem OWK-Wanderladen im Wert von 20,- Euro aussuchen.

1. Für Pflanzen gibt es eine Vielzahl    3. Wenn von Fachwerk die Rede ist,
   von Geschlechterbezeichnungen.           meint man:                             Lösungen des Rätsels 2/2021:
   Welche dieser Pflanzen ist nicht                                                1a, 2b, 3b, 4b, 5b
   giftig?                                   a) Professionelle Handwerksleistung
                                             b) Holzständerbauweise                Wir bedanken uns für die
  a) Frauenschuh                             c) Produkte der Familie Fach          Teilnahme und gratulieren
  b) Knabenkraut                                                                   Marion Dreieicher.
  c) Mädchenauge                         4. Finde die richtige Bezeichnung
                                            für „Pfauenauge“!
2. Nicht nur in der Floristik spielt
   die Blume eine Rolle.                     a) Schmetterling
   Welche folgender Bezeichnungen            b) Hornhautverdickung an Füßen
   ist zutreffend?                           c) Radschlag eines Pfaus

  a) Bluterguss am Auge                  5. In Sagen und Märchen liest man
  b) Der Körperteil eines im Wald           oft die Bezeichnung „Meister
     lebenden Tieres                        Lampe“. Welches Tier ist damit
  c) das mit einem Innengewinde             gemeint?
     versehene Gegenstück einer
     Schraube                                a) der Fuchs
                                             b) der Hase
                                             c) der Bär
                                                                                                         LESE-TIPP
Birgit Kallerhoff und Monika Mostert-Rath:

Moorzeit
Eine großartige Sammlung mit tollen Bildern, die
Lust machen, Moore selbst zu entdecken.
Nicht nur Fakten und Daten, auch Erlebnisse und
Anekdoten ergänzen die wunderschönen Bilder.
Die jahrhundertealten Naturlandschaften sind
vom Klimawandel bedroht, das Buch gibt einen
guten Grund, sich über jeden Regentag zu freuen,
um diese geheimnisvolle Welt zu erhalten.
15 verschiedene Moore werden im Buch port-
rätiert – von Norddeutschland bis in die Alpen.
Auch ein Moor im Odenwald ist enthalten.
Dazu gibt es Steckbriefe von Menschen, die in den
Mooren oder in deren Nähe leben oder arbeiten.
                                Friederike Preuß

                                                                                              Nr. 3 | Juli bis September 2021
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              Tag des Wanderns
              Mit dem „Häuptling“ auf dem Jugendwanderweg
              Geplant war eine Bildungswanderung               Ein ganz besonderes Lob gab es von
              mit abschließenden Grillevent für die            Ohlemüller für die Leistungen der ju-
              am Projekt Jugendwanderweg in Bürg-              gendlichen Künstler aus Miltenberg
              stadt beteiligten Schulklassen der Mit-          und Bürgstadt, die den Jugendwan-
              telschulen. 90 Schülerinnen und Schüler          derweg wesentlich gestaltet haben.
              hatten 2019 und 2020 an der Gestaltung           „Kaum zu glauben, dass diese sehr
              des Weges mitgewirkt. Entstanden sind            sehr gut gelungenen Skulpturen und
              wahre Kunstwerke – Sandsteinskulptu-             die Info-Tafeln dazu in nur zwei Wo-
              ren zur Nibelungensage, Info-Tafeln für          chen entstanden sind“. Besonders an-
              die Wanderer oder die schönen Wege-              getan war Karl Ohlemüller vom Schatz
              zeichen, die auf dem Jugendwanderweg             der Nibelungen, „Als Vorsitzender von
              die Wanderfreunde leiten.                        so einem großen Verein mit so viel-
                                                               fältigen Aufgaben, ist man immer auf
              Am 14. Mai 2021 (Tag des Wanderns)               der Suche nach finanziellen Mitteln
              wollte der Odenwaldklub Miltenberg               – ein Teil des verschwundenen Schat-
              als Dank die Schulklassen zu einer Grill-        zes käme da gerade recht“. Auch die
              fete an die Centgrafenkapelle einladen.          Tarnkappe fand dabei Interesse: „wäre
              Corona machte dies leider, wie bereits           schon eine super Sache, einfach so zu      Besonders der Schatz der Nibelungen hatte
                                                                                                          es dem „Häuptling“ Karl Ohlemüller angetan
              schon im Vorjahr, erneut zunichte.               verschwinden“.

              Der Vorsitzende des Odenwaldklubs,               Auch die vorbildliche Wege-Markierung    „Die Skulpturen zur Nibelungensage
              Karl Ohlemüller, ließ es sich trotzdem           der Bürgstädter Schüler, die wunder-     sind auch ein besonderes Highlight für
              nicht nehmen zu kommen und erwan-                schönen naturbelassenen Wanderwege,      den Nibelungensteig“, so Ohlemüller.
              derte an diesem Tag mit dem Vorsit-              die grandiosen Aussichtspunkte und die   Die Etappe Miltenberg – Freudenberg
              zenden des Odenwaldklubs Miltenberg,             hochinteressanten kulturhistorischen     verläuft teilweise parallel zum Jugend-
              Josef Eck, den von der Jugend gestalte-          Stätten des Weges fanden großes Lob      wanderweg. „Dieses Werk der Jugend,
              ten Wanderweg.                                   vom Chef der Odenwälder Wanderer.        wird sicherlich noch Generationen von
                                                                                                        Wanderfreunden erfreuen“.

                                                                                                        Die Vesper am keltischen Ringwall, eine
                                                                                                        Pause für den Durst an der Stutzkapelle
                                                                                                        und eine Tasse Kaffee zum Abschluss
                                                                                                        rundeten den Tag des Wanderns ab.

                                                                                                                         Text und Fotos: Josef Eck

Der Abschluss einer besonderen Wanderung am Tag des Wanderns

              Nr. 3 | Juli bis September 2021
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Natur des Jahres
Einige der „Jahreswesen“ 2021 auf einen Blick
           Vogel des Jahres                                     Blume des Jahres                                     Baum des Jahres
     Das Rotkehlchen                                 Der Große Wiesenknopf                                      Die Stechpalme

Das Rotkehlchen ist der erste öffentlich gewählte    Die Loki-Schmidt-Stiftung möchte auf Probleme der    In der menschengemachten Klimaerwärmung wird
Vogel des Jahres. 455.000 Menschen beteiligten       Intensivierung der Grünlandwirtschaft aufmerksam     die immergrüne Stechpalme zur Krisengewinnerin.
sich an der Wahl – Weitere Infos: www.NABU.de         machen – Weitere Infos: loki-schmidt-stiftung.de         – Weitere Infos: www.baum-des-jahres.de

             Pilz des Jahres                                    Insekt des Jahres                                Heilpflanze des Jahres
         Der Grünling                                Die Große Eintagsfliege                                   Der Meerrettich

 Früher wurde er auf Märkten gehandelt, heute          Sie lebt in sauberen Bächen und Flüssen. Sie        Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die
  gilt er als Giftpilz, weil er mehrere Todesfälle    kommt aber auch in stehenden Gewässern vor.         antivirale/-bakterielle und entzündungshemmende
 verursachte. – Weitere Infos: www.dgfm-ev.de         – Infos: wikipedia.org/wiki/Große_Eintagsfliege       Wirkung – Weitere Infos: nhv-theophrastus.de

         Apfel des Jahres                                      Apfel des Jahres
         Region Baden-Württemberg                              Region um Hofheim/Taunus                   Schauen Sie bei Ihrer
Purpurroter Zwiebelapfel                             Hofheimer Glanzrenette                               nächsten Wanderung
                                                                                                               mal genauer hin
                                                                                                             – vielleicht finden
                                                                                                              Sie das eine oder
                                                                                                          andere „Jahreswesen“
Wegen der intensiven, purpurroten Färbung früher
als Weihnachtsschmuck verwendet. Infos: nabu.de/
                                                     Die verschollene und wiederentdeckte Sorte wurde
                                                      zur Lokalsorte des Jahres gekürt. Infos: nabu.de/
                                                                                                                auf Ihrem Weg
   natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst           natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst
                                                                                                             durch die Natur ...

                                                                                                                            Nr. 3 | Juli bis September 2021
16   Rad-Wandertipp

     Entlang der Bergstraße
     Eine Radwanderung von Darmstadt nach Heppenheim

     Luisenplatz in Darmstadt                    Karolingische Torhalle in Lorsch           Marktplatz in Heppenheim

     In Darmstadt auf dem Luisenplatz be-        zum Marktplatz Heppenheim mit dem
     ginnt die Radtour nach Heppenheim.          von Platanen eingerahmten Brunnen.          Literatur: Freizeitkarte 1:30.000
     Mit der Bahn ist Darmstadt aus allen                                                    „Entlang der Bergstraße von
     Richtungen gut zu erreichen und auch        In Bensheim-Auerbach bietet sich das        Darmstadt bis Heidelberg“
     für die Rückkehr nach Darmstadt emp-        Fürstenlager, die ehemalige Sommer-         Bestellung: odenwaldklub.de
     fiehlt sich die Bahn. In fast allen Orten   frische des Darmstädter Hofs, zu einem      Radwanderstrecke: über 44
     unterwegs ist für Speis und Trank ge-       Abstecher an.                               familienfreundliche Kilometer
     sorgt.                                                                                  Bilder: Heiko Schwedler
                                                 Bensheim lädt zu einem Spaziergang
     Auf dem Luisenplatz, am „Langen Lui“        durch die Fußgängerzone mit dem                                            Darmstadt
     (Ludwig), starten wir die Radtour in        Marktplatz und der Stadtkirche St.
     Richtung Seeheim und fahren auf der         Georg ein. Vorbei an gepflegten Fach-             Griesheim
     Wilhelminenstraße an der St. Ludwig-        werkhäusern stoßen wir dann wieder                                    A5
     Kirche mit der runden Kuppel vorbei,        auf unseren Radweg.
     immer gerade aus, und gelangen über                                                                     A 67
     die Karlstraße und Bessunger Straße         Nun geht die Fahrt durch die Ebene
     zur Heidelberger Straße, in die wir nach    nach Lorsch. Das Kloster Lorsch wurde                                        Eberstadt
     links abbiegen. Stadtauswärts, immer        764 gegründet. Seit 1991 sind die Ab-
     entlang der Straßenbahnschienen,            tei und das Vorgängerkloster Alten-                Pfungstadt
     geht die Fahrt bis zum Beginn des           münster Weltkulturerbe der UNESCO.
                                                                                                                       Malchen
     Waldes. Rechts ab in die Fränklinstra-      Auf dem Klosterhügel hinter der langen
     ße lassen wir nun die Großstadt hinter      Scheune wachsen ca. 180 Medizinal-
     uns und fahren durch den Wald nach          und Heilpflanzen, wie sie im Lorscher                            Seeheim
     Eberstadt bis zur Straßenbahnline und       Arzneibuch aufgeführt sind. Am Muse-            Bickenbach
     biegen rechts ab in Richtung Seeheim.       um vorbei geht die Fahrt abwärts zur                                        Jugenheim
     Nach einer kurzen Fahrt auf der L 3100      ev. Kirche auf dem ehemaligen Wein-                        Alsbach
     wechseln wir in Malchen wieder auf          berg des Klosters. Hier blühen im Früh-
     den Radweg. Neben alten Obstbaum-           jahr etwa 170 Arten von Pfingstrosen.
     grundstücken am westlichen Ausläufer                                                       Zwingenberg
     des Odenwaldes erreichen wir See-           Weiter unten biegt der Radweg rechts                        A5         Auerbach
     heim. An der Ecke Darmstädter Straße        ab nach Heppenheim. Von der Ebene
     lohnt ein Abstecher zum Historischen        aus fällt unser Blick auf die Hügelkette
     Rathaus.                                    der Bergstraße, gekrönt von der Star-
                                                 kenburg hoch oben über Heppenheim.                               Bensheim
     Weiter geht die Fahrt von Seeheim am        Dort schieben wir unser Rad durch die        A 67
     Schuldorf Bergstraße vorbei zum Bahn-       Einkaufsstraße hinauf zum histori-
     hof Bickenbach und durch Alsbach nach       schen Marktplatz mit dem prächtigen
                                                                                                Lorsch
     Zwingenberg. Die historische Altstadt       Fachwerk-Rathaus. In der alten Apo-
     der ältesten Stadt an der Bergstraße        theke ging Justus Liebig kurze Zeit in                                Heppenheim
     ist sehenswert. Die engen Gässchen          die Lehre.                                 Kartengrundlage
                                                                                            OpenStreetmap Mitwirkende
     mit den alten Fachwerkhäusern führen                                Heiko Schwedler

     Nr. 3 | Juli bis September 2021
Wandertipp              17

Durch Schluchten ins Römerland
Ein Qualitätsrundweg bei Höchst im Odenwald

Blick auf Annelsbach                                                               In der Obrunnschlucht

Die Wanderung beginnt am Bahnhof         mente der römischen Villa Haselburg
in Höchst und wir folgen dem ganzen      entdeckt. Seitdem wird die Anlage stän-    Literatur: Wander-/Radwanderkarte
Rundweg der Markierung H1. Wir lau-      dig erweitert. Sie ist ein Gutshof aus     1:20.000, Blatt 3, Breuberger Land
fen durch das Wohngebiet zum Wald-       der Zeit der Besiedlung des Odenwalds      Bestellung: www.odenwaldklub.de
rand, wo die märchenhafte Obrunn-        durch die Römer. Die Ausgrabungsarbei-
schlucht beginnt.                        ten sind auch heute noch nicht beendet.    Wanderstrecke: 18,5 km
Die Obrunnschlucht wurde durch den       Erst 2006 wurden die Umrisse des Jupi-
1882 gegründeten Odenwaldklub be-        terheiligtums wiederaufgebaut.             Einkehr: Gasthaus „Dornröschen“
gehbar gemacht und erfreute sich ab      Nach der Besichtigung wandern wir          in Annelsbach und in weiteren Gast-
1896 zunehmender Beliebtheit. Mitte      zum kleinen Höchster Stadtteil Annels-     stätten in Höchst
des 20. Jahrhunderts entstanden durch    bach. Wir folgen dem gleichnamigen
Privatinitiative mehrere Modelle von     Bach abwärts nach Höchst, gehen durch      Weitere Informationen zur Strecke
Burgen, Schlössern, Mühlen und Wald-     die Unterführung, halten uns links und     und den Sehenswürdigkeiten finden
hütten im Maßstab 1:20 und einige        erreichen den Ausgangspunkt unserer        Sie unter www.hoechst-i-odw.de
weitere Skulpturen aus der Sagen- und    Wanderung.
Märchenwelt. 2005 wurde die Inte-        Der anspruchsvolle 18 km lange Wan-        Anreise: Mit dem Pkw oder mit der
ressengemeinschaft Obrunnschlucht        derweg kann am Bahnhof in Mümling-         Odenwaldbahn von Eberbach bzw.
gegründet und der Wiederaufbau der       Grumbach in zwei Etappen von 8 km          Frankfurt, Darmstadt oder Hanau
Modelle in Angriff genommen. Ab dem      und 10 km unterteilt werden.
Sommer 2007 haben die Bauten wieder                                                 Fotos: Alexander Mohr
den alten Glanz.                                                Alexander Mohr
Wir folgen nun dem Pfad entlang des
Baches und gelangen schließlich am
Ende der Schlucht zu einer Wegspinne.
Hier halten wir uns rechts und gehen
stetig den Berg hinauf. Wir erreichen
die Edmund-Rinnert-Hütte, wo wir
eine verdiente Pause einlegen können.
Der Wanderweg bringt uns durch den
herrlichen Mischwald nach Mümling-
Crumbach mit der sehenswerten Berg-
kirche. An der Ampel überqueren wir
die Bundesstraße und erreichen den
Marktplatz.
Unser Wanderweg steigt nun wieder an,
und durch den Mischwald, vorbei an der
Friedrich-Höreth-Hütte, kommen wir auf
die Höhe oberhalb vom Kinzigtal. Wir
halten uns rechts und erreichen die
sehenswerte Haselburg. Bei Bauarbeiten
wurden 1979 zahlreiche Mauerfunda-

                                                                                                      Nr. 3 | Juli bis September 2021
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          Naturerlebnisse in der GrimmHeimat Nordhessen
          Entdecken Sie u.a. die Naturparks Reinhardswald und Habichtswald

          Ein familiäres 4-Sterne Hotel mit viel Gemütlichkeit freut sich auf Sie:
          • 96 komfortable Gästezimmer (auch Allergikerzimmer)
          • Restaurants mit vielfältiger Speisekarte und regionalen Produkten
          • große Gartenterrasse
          • Hunde willkommen
                                                          Unser Urlaubstipp:
          Unser Wanderangebot:                          Super  Wochenangebot
          - 5 x Übernachtung im Komfortzimmer          7 x HP € 399,- p.P. im DZ
          - 5 x Genießer- Frühstücksbüfett
          - 5 x Kulinarisches am Abend (3-Gang-Menü)
          - Aktiv- und Freizeitkarte mit Wander-
            und Fahrradtouren
          - 1 Flasche Wasser auf dem Zimmer
          Preis p.P. /DZ: € 359,- , EZ: € 459,-

           Waldhotel Schäferberg · Wilhelmsthaler Str. 14 · 34314 Espenau bei Kassel
                        www.schaeferberg.de · Telefon: 05673-9960

                                                             „Nur wo du zu Fuß warst,
                                                       bist du auch wirklich gewesen.“
                                                                      Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832

                                                                            Ruhebank zwischen Asbach und Ernsthofen in Modautal
                                                                                                Foto: Pear Design / Markus Jöckel

     Nr. 3 | Juli bis September 2021
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Termine 2021
09.10.             Jahreshauptversammlung                        Wald-Michelbach      Geschäftsstelle   06251-855856
12.-14.11.         Wanderführerausbildung Kurs 1                 Knoden               Herbert Stieber   06155-7973614
19.-21.11.         Wanderführerausbildung Kurs 2                 Knoden               Herbert Stieber   06155-7973614
Termine 2022
04.-06.03.         Wanderführerausbildung Kurs 3                 Knoden               Herbert Stieber   06155-7973614
11.-13.03.         Wanderführerausbildung Kurs 4                 Knoden               Herbert Stieber   06155-7973614
01.-03.04.         Wanderführerausbildung Kurs 5                 Knoden               Herbert Stieber   06155-7973614
09.04.             Jahreshauptversammlung Mörlenbach             Mörlenbach           Geschäftsstelle   06251-855856
03.07.             Odenwälder Wandertag                          Bruchsal             Geschäftsstelle   06251-855856
03.-07.08.         121. Deutscher Wandertag                      Fellbach
05.11.             Vorsitzendenrunde                             Riedstadt-Goddelau   Geschäftsstelle   06251-855856

Wandertipps - Auf ausgezeichneten Wegen
Auf unserer Webseite www.odenwaldklub.de gibt es unter der Rubrik Wandertipps eine große Auswahl
an attraktiven Wandertouren verteilt auf das Klubgebiet. Man kann bei kleinen Spaziergängen die his-

                                                                                                                                       LITFASSSÄULE
torischen, kulturellen und natürlichen Besonderheiten bei den Hörwegen in Dieburg, Schaafheim und
Groß-Bieberau entdecken. Für den ambitionierten Wanderer werden längere Touren vorgestellt, aber
auch kleine Wanderungen zu besonderen Naturdenkmälern werden präsentiert. Ausführlich beschrieben
und mit Kartenausschnitten, Bildern und GPS-Tracks ergänzt, können die erlebnisreichen Strecken- oder
Rundwege nachgewandert werden.

   Blick auf Groß-Bieberau – Foto: Pear Design / Markus Jöckel

„Durch Schluchten ins Römerland“ - ein gelungenes Gemeinschaftsprojekt
In den letzten zwei Jahren wurde durch eine große Beteiligung von verschiedensten Institutionen und
Verbänden in gemeinsamer Abstimmung ein neuer Qualitätsrundweg nach den Richtlinien des Oden-
waldklubs entworfen. Neben der Gemeinde Höchst, den Vertretern der IKEK Höchst, dem Geopark
Bergstraße-Odenwald und dem Odenwaldklub wurde in mehreren Arbeitstagungen die Wegstrecke
erfasst, die Sehenswürdigkeiten aufgelistet, die Wegehinweistafeln entworfen und ein Faltblatt ent-
wickelt. Der attraktive Wanderweg wird im Wandertipp auf Seite 17 vorgestellt und begeistert Jung
und Alt mit seinen vielen Höhepunkten.

                                                                                                               Nr. 3 | Juli bis September 2021
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