Odenwaldklub WanderMagazin - Die Dorfl inde Steinbrüche - Odenwaldklub eV
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ISSN 1439-5533 | D 8883 | 103. Jahrgang | Nr. 3 | Juli bis September 2021
Odenwaldklub
WanderMagazin
Die Dorflinde
Steinbrüche
© wikipedia.org2 Vorwort
Inhaltsverzeichnis Seite
TOP-Thema 3
Informationen aus dem OWK 10
Rad-Wandertipp 16 Liebe Wanderfreundinnen,
liebe Wanderfreunde,
Wandertipp 17
„Endlich Licht am Ende des Tunnels!“, so viele Menschen das Wandern neu ent-
Naturschutz 26 möchte ich den Zustand bei der Bekämp- deckt, aber leider hat das Erlebnis „Wan-
fung des Coronavirus bezeichnen. dern“ die angespannte Situation in den
Berichte aus den Ortsgruppen Zuletzt haben sich die Ereignisse über- Ortsgruppen nicht erreicht.
und Bezirken 27 schlagen: Zuerst der Super-Lockdown
und gleichzeitig der Start einer welt- Wir sehen jedoch, dass viele neue Ideen
weiten Impfaktion. Das Ziel war und ist und Anregungen im und um das Um-
ein besserer Schutz für die Menschen feld Wandern entstanden sind, die beim
„Die Dorflinde“, 103. Jahrgang, Nr. 3, vor dem gefährlichen Virus und die ge- DWV eingegangen sind und mit Ideen
Juli bis September 2021, ISSN 14395533. zielte Eindämmung einer weltweiten zum Mitmachen für andere Vereine und
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe
4/2021 ist am 10. September 2021
Pandemie. Ortsgruppen anregen sollen. Der News-
Nur wenn diese Strategien greifen, kann letter des DWV bietet hier zum Nach-
Herausgeber und Verleger: Odenwaldklub e.V., es wieder Normalität im Alltag geben, lesen unterschiedliche Anregungen. Als
Prinzenbau im Staatspark Fürstenlager, die wir uns alle herbeisehnen. ein Beispiel für das Erlebnis „Wandern
64625 Bensheim, Tel. 06251 855856, Fax und Natur“ wird eine Fotosafari be-
Unabhängig von all den vorgegebenen
855858, E-Mail: info@odenwaldklub.de,
Internet: www.odenwaldklub.de.
Einschränkungen und individuellen Auf- schrieben, die man gemeinsam erleben
lagen ist unser tägliches Leben in vielen kann – natürlich Corona-konform. Eine
Öffnungszeiten der Geschäftsstelle: Montag, Bereichen erstaunlich gut weiterge- Fotosafari oder ein Fotowettbewerb in
Mittwoch, Freitag jeweils von 9 –13 Uhr. gangen. Natürlich waren hierbei immer der näheren Umgebung, zu der Sie als
Bankverbindung: Sparkasse Bensheim, auch Kompromisse nötig, um die Hoff- Ortsgruppe einladen, mitzumachen. Da-
IBAN DE30509500680002065993, nung nicht aufzugeben. für kann ein Thema/Motto ausgerufen
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und teils weiterhin fehlen wird, sind die oder „Wilde Pflanzen“. Der Fantasie sind
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persönlichen und sozialen Kontakte mit bei der Aufgabenstellung keine Grenzen
Vertrieb: Lautertal-Druck Franz Bönsel GmbH, anderen Familien und Freunden, die für gesetzt! Die Bilder und Beiträge wer-
Modaustr. 22, 64686 Lautertal, alle, ob jung oder alt, ungemein wich- den erfasst und auf der vereinseigenen
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Erscheint vierteljährlich. Auflage: 10.000.
gesellschaftliches Miteinander und Bin- gesammelt präsentiert. Oder auch ein
Für Mitglieder ist der Bezugspreis im deglied für eine lebendige Gesellschaft. organisierter Frühjahrsputz, der zum ge-
Mitgliedsbeitrag enthalten; Einzelpreis Auch wenn wir das Schlimmste über- meinsamen Erlebnis mit der Ortsgruppe
2,50 Euro, das Jahresabonnement kostet standen haben (hoffentlich!), so sind wir einlädt. Oder individuelle Wandertipps
9,20 Euro zzgl. Versandkosten. nun alle gefordert, die entstandenen mit ausgewählten Zielen.
Bestellungen bitte an den Herausgeber. Bilder Schäden (ob sichtbar oder nicht) zu Die Vielfalt ist groß und für die Wander-
und Beiträge sind direkt an die Redaktion heilen und zu kitten. Die Familien, die vereine sollte etwas dabei sein. Probie-
zu richten, Rücksendung nur bei Rückporto. Freunde und Vereine spielen hierbei eine ren Sie es aus!
Mit der Einsendung von Texten, Bildern und wichtige Rolle, denn auch das Vereins-
Leserzuschriften wird die Berechtigung zur leben hat in dieser Zeit sehr stark gelit- Liebe Wanderfreundinnen, liebe Wan-
redaktionellen Bearbeitung und Kürzung an-
ten. Es ist einfach abgeschaltet worden, derfreunde, in der Hoffnung auf bessere
erkannt. Alle Rechte bei den Verfassern.
ohne wirkliche Not oder nachvollzieh- Zeiten wünsche ich alles Gute, Gesund-
Nachdruckerlaubnis erteilt die Redaktion. bare Gründe. heit und bald vollen Impfschutz für das
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Der Verein als Treffpunkt, insbesondere Tor zu mehr Normalität im Alltag!
für die Jugend, durfte nicht mehr sein.
Es wird noch lange dauern, bis wir die Ein herzliches „Frisch auf!“
Vereine wieder so stark gemacht haben,
Beiträge bitte senden an: wie in der Zeit vor der Pandemie.
redaktion@odenwaldklub.de Auch der Odenwaldklub ist hiervon be-
troffen. In der Pandemie haben zwar Karl Ohlemüller, Vorsitzender
Titelbild: Grube Anna Elisabeth in Schriesheim, großes Foto: www.wikipedia.org
Nr. 3 | Juli bis September 20213
Steinbrüche im nördlichen Odenwald
Wer sich über die Geologie des Oden- und Türen. Standardisierte Bauelemente schafft werden durfte. Bei Neubauten
waldes informieren möchte, kann auf wurden seit Mitte des 18. Jahrhunderts musste fortan zumindest das Erdge-
eine umfangreiche Fachliteratur zurück- auf Vorrat produziert. Für die Baumeister schoss in Steinmauerwerk ausgeführt
greifen. Die verschiedenen Gesteinsvor- gab es Musterkataloge. Anders war die werden. Dieser Wechsel in der Bauweise
kommen und Fundstätten von diversen Sachlage z.B. in Groß-Umstadt/Raibach, der Gebäude ist in den Dörfern heute
Mineralien sind ausführlich beschrieben. wo man 1814 einen dritten Sandstein- noch ablesbar. Der Bedarf an Bruch-
Im Folgenden sollen die historischen bruch öffnete, dessen Material in der steinen wurde größer. Bisher waren die
Hintergründe der Einrichtung und Nut- Sandsteinsäule des „Langen Ludwig“ Steine Allgemeingut gewesen. Bedingt
zung von Steinbrüchen im nördlichen in Darmstadt verbaut wurde. Das Sand- durch die zunehmende Nachfrage wur-
Odenwald beleuchtet werden. steinvorkommen oberhalb von Frau den sie nun zum Wirtschaftsgut, dessen
Nauses wurde ebenfalls erst im 19. Jahr- geordnete Verteilung den Gemeinden
Ein großes Bauvorhaben im nördlichen hundert erschlossen. Das Vorkommen oblag, so wie sie früher die Lehmkauten
Odenwald war der Turm, im Volksmund erstreckte sich über sieben Parzellen. für den Fachwerkbau verwaltet hatten.
„weiße Rübe“ genannt, der um 1220 Sofern die sieben Eigentümer das Mate-
auf dem Otzberg errichtet wurde. Als rial nicht selbst brachen und verkauften, In den Gemeinderechnungen finden sich
Baumaterial wurden Bruchsteine ver- wurden die Brüche an Steinmetzbe- von da an vermehrt Hinweise auf die Ver-
wendet, die aus der Umgebung heran- triebe von außerhalb verpachtet. pachtung einer Vielzahl kleinerer Stein-
geschafft wurden. Sie bestimmten auch brüche. In den Kirchenbüchern taucht
die runde Form des Turmes, weil sie ein- Die Landbevölkerung in den kleinen Ort- die Berufsbezeichnung „Steinhauer“ auf.
fach zu stabilem Mauerwerk aufgesetzt schaften verwendete Bruchsteine von In Otzberg/Nieder-Klingen ist es 1735
werden konnten. alters her für die Grundmauern ihrer klei- ein Johann Caspar Kuhn, der mithilft,
nen Fachwerkhäuser. Das Bauholz wur- das begehrte Baumaterial aus dem obe-
Der nahe gelegene Steinbruch Zipfen de ihnen kostenlos aus den gemeinen ren Sandgraben zu fördern. Die Topo-
war noch nicht erschlossen. Daher stand Waldungen angewiesen. Während des graphische Karte aus dem Jahre 1889
kein anderes Material für einen recht- 30jährigen Krieges aber hatten die Wäl- gibt einen Überblick über die Stellen,
eckigen Turmbau zur Verfügung. der stark gelitten und bald wurde deut- an denen Bruchsteine für den privaten
lich, dass der Bauholzbedarf in dieser Bedarf abgebaut wurden. Ein einträg-
Wir können davon ausgehen, dass der Form nicht mehr zu decken war. Die liches Geschäft war damit jedoch nicht
Sandsteinbruch auf dem Zipfen in Be- Holzzuweisungen wurden streng ratio- zu machen. Ende des 19. Jahrhunderts
trieb genommen wurde, als ab 1507 niert und bald darauf kostenpflichtig. kam das Bruchsteinmauerwerk aus
der Umbau der kleinen Burg zur Veste Im Jahre 1711 erging die Weisung der der Mode. Wer ein Haus bauen wollte,
Otzberg erfolgte. Der Pfalzgraf als Bau- Kurpfälzischen Regierung, dass beim nahm fortan Schwemmsteine, die bes-
herr hatte damals keine andere Alter- Abbruch von Gebäuden das anfallende seren Wärmeschutz boten und leichter
native der Materialbeschaffung. Er war Bauholz nicht mehr außer Landes ge- zu verarbeiten waren.
TOP-THEMA
politisch isoliert und baute im Grunde
widerrechtlich und war deshalb auf die
natürlichen Ressourcen innerhalb seines
kleinen Amtes Otzberg angewiesen.
Zum Weiler Zipfen wird erzählt, er sei
nach 1700 durch Ansiedlung bayrischer
Steinhauer entstanden. Das scheint zu-
nächst plausibel, da die Altansässigen
im Gegensatz zur Bevölkerung der um-
liegenden Orte alle katholisch waren.
Belege dafür wurden jedoch bisher nicht
gefunden.
Die Siedler, die den Weiler Zipfen be-
gründeten, waren keine Steinbruchar-
beiter sondern Steinmetze, die das ge-
wonnene Material serienmäßig weiter-
verarbeiteten zu Quadern oder Trep-
penstufen und Gewänden für Fenster Nephelin-Säulenbasalt am Otzberg - © wikipedia.org
Nr. 3 | Juli bis September 20214
Eine andere Art von Steinbrüchen gab es abrutschen würde. Der südlichste Stein- Mit dem Bau der Odenwaldbahnen er-
am Otzberg. Hier wurden im Westen und bruch wurde bis in die 70er Jahre des gab sich nach 1870 die Möglichkeit,
Südwesten des Berges Basaltaufschlüs- letzten Jahrhunderts als Mülldeponie Steine vom Roßberg und Groß-Bieberau
se abgebaut. Der Otzberger Basalt ist genutzt und danach rekultiviert. in großen Mengen abzutransportieren.
von schlechter Qualität, ein sogenannter Es entwickelten sich Gewerbebetriebe,
Sonnenbrenner. Er eignete sich nicht für Auch an der östlichen Seite des Otzbergs die mit hohem technischen Aufwand bis
die Herstellung von Pflastersteinen. Der wurde Basalt abgebaut. Hier brach man heute Steine verarbeiten.
Basaltabbau begann, als man Schotter die Basaltsäulen aus der aufgehenden
für die Tragschichten beim Straßen- Wand heraus, um sie anschließend zu Die Anfang des 20. Jahrhunderts ent-
und Wegebau brauchte. Die beiden sich zerkleinern. Das zuletzt noch so gewon- standenen Steinbrüche rund um Heu-
südlich anschließenden Brüche waren nene Material diente als Unterbau bei bach waren nicht konkurrenzfähig und
nur Aufschlüsse, aus denen Basalt- der Herstellung der Verbindungsstraße mussten schließen. Der einstige Sand-
Lockergestein herausgeklaubt wurde. nach Hassenroth im Jahre 1935. Die steinbruch dient heute dem Alpenver-
Das Kreisamt legte den Steinbruch im Reste, die die Steinbrecher übrig ließen, ein als Kletterwand. Eine Endnutzung
Jahre 1888 still, da befürchtet wurde, bilden heute ein Naturdenkmal. als Klettergarten hat seit 1980 auch
dass der erst wenige Jahre alte Fahrweg der Bruch oberhalb von Hainstadt.
zur Veste Otzberg beim weiteren Betrieb
Dr.-Ing. Axel W. Gleue
Blick auf Otzberg - © wikipedia.org
Besuchersteinbrüche
In einigen Steinbrüchen gibt es auch Hause genommen werden. Mit etwas für Schicht voneinander gelöst werden,
ganz besondere Gesteine und Boden- Glück und Tatkraft lässt sich auch eine um den Fossilienfund nicht zu beschä-
TOP-THEMA
schätze zu entdecken. Wer einmal noch geschlossene Gesteinsmandel zu digen. Kleinere Funde dürfen als urzeit-
selbst auf Schatzsuche gehen möchte, Tage fördern, deren geheimnisvoller liches Souvenir behalten werden.
kann dies in sogenannten Besucher- Inhalt am Fuße des Steinbruchs an
steinbrüchen tun. der Geracher Schleife durch den Edel- Für weitere Informationen zu
steinschleifer enthüllt werden kann. An Eintrittspreisen und Öffnungszeiten:
In der Nähe von Idar-Oberstein, der Wochenenden wird auf dem Parkplatz www.steinbruch-juchem.de und
„Edelstein-Hauptstadt“ Deutschlands, der Geracher Schleife regelmäßig ein www.naturpark-altmuehltal.de/
liegt der Steinbruch Juchem an der Mineralienmarkt abgehalten. fossiliensuche/
L160 im Fischbachtal kurz vor Nie-
derwörresbach. An bestimmten Tagen Im Naturpark Altmühltal können große Text und Foto: Therese Scholz
ist dieser für Besucher geöffnet. In und kleine Hobbyforscher mit Hammer
diesem Steinbruch wird üblicherweise und Meißel auf Fossiliensuche gehen -
Basalt für den Straßenbau abgebaut, da, wo vor 150 Millionen Jahren noch
doch zwischen dem ganzen Gestein Meer war. Zwischen den weichen Ge-
sind wunderschöne Mineralien in ver- steinsschichten der Solnhofener Platten
schiedensten Farben, Größen und For- warten urzeitliche Versteinerungen, wie
men zu finden, wie zum Beispiel Achat, Fische, Meeresschnecken und Insekten
Amethyst, Bergkristall und Quarz. Die an fünf Sammelstellen darauf, entdeckt
Funde dürfen in der Regel mit nach zu werden. Die Platten müssen Schicht
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Grube Anna Elisabeth in Schriesheim
In Schriesheim an der Bergstraße liegt nicht überliefert. Offenbar war der Blei-
unmittelbar oberhalb der dortigen Tal- und Silberbergbau für einige Zeit recht
siedlung am Austritt des Kanzelbaches in lohnend, doch zu Beginn des 16. Jahr-
die Rheinebene, am Hang des Branich- hunderts geriet die Förderung gewaltig
Berges, ein früheres Silber- und Vitriol- ins Stocken und kam schließlich ganz
bergwerk, das heute zu einem Besucher- zum Erliegen.
bergwerk ausgebaut ist und den Namen
„Grube Anna-Elisabeth“ trägt. Von den
ehemaligen Außenanlagen ist noch das
frühere „Sudhaus“ unterhalb des Gruben- Sudhaus der Grube Anna Elisabeth
vorplatzes erhalten. Dessen Ostseite war
ursprünglich nur eingeschossig und be- blemen wie Wasserhaltung und Bewet-
herbergte die Siederei. Die Westseite ent- terung, sowie an mangelnder Ausbeute
hielt im Obergeschoss das Vitriollager scheiterte dieser Versuch der Wieder-
und im Erdgeschoss das Kontor. belebung letztendlich aber kläglich. In
Vergessenheit geriet die Grube dennoch
1474 wurde das Bergwerk erstmals mit nicht. 1779 hatte der sächsische Berg-
einer Mühle und einer Schmelzhütte ur- mann Eugen Schulmeister einen neuen
kundlich erwähnt. Die Grube stand da- Stollen vorangetrieben und fand ein
mals aber schon in Ausbeute und dürfte großes Vorkommen an „Atramentstein“.
somit um einige Jahre, wenn nicht so- Dies war eine Erzbrekzie, in der neben
gar Jahrzehnte, älter sein. Der Abbau Blei, Arsen und Zink unter anderem
erfolgte im sogenannten „Rheingraben- auch verwittertes Eisenerz (Pyrit - FeS2)
Randbruch“, einer nahezu parallel zum enthalten war. Durch weitere Verwit-
Rheintalgraben im granitischen Grund- terung auf Prozessbühnen, Auslaugung
gebirge verlaufenden Störzone, die teil- Neue Bergordnung der Kurfürsten von 1528 mit Wasser und Aufkonzentrieren des
weise vererzt, hier in Schriesheim aber Eluats mittels Siedeverfahrens wurde
nur maximal 50 cm mächtig war. Im Mit einer neuen Bergordnung versuch- daraus Eisenvitriol (FeSO4) gewonnen,
Mittelalter wurde auf Bleiglanz (PbS) ten die Pfälzer Kurfürsten 1528 den das als Rohstoff in Gerbereien und Fär-
gebaut. Dieser besaß einen gewissen brach liegenden Bergbau neu zu beleben. bereien Verwendung fand. Auch zur Tin-
Silberanteil, der maximal 1 % betrug. Von dieser Bergordnung ist noch das tenherstellung wurde es benutzt (sog.
Daher bezeichnete man die Grube nach Titelblatt erhalten, welches sehr an- „Eisengallustinten“). Die Grube bezeich-
dem wertvollsten aufgefundenen Mine- schaulich den damaligen Bergwerksbe- nete man fortan als „Branigsberger Vit-
ral als „Silberbergwerk“. Der eigentliche trieb sowie die Burg und die Ortschaft riolwerk“ und betrieb sie mit mehr oder
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Name der mittelalterlichen Grube ist Schriesheim zeigt. An technischen Pro- weniger Erfolg.
Doch auch diese zweite Bergbauperiode
war nicht von langer Dauer. Der Verar-
beitungsprozess und die Vitriolsiederei
wurden von ungeschultem Personal
dilettantisch durchgeführt, und so war
die Produktion um 1800 schon wieder
auf dem absteigenden Ast. 1817 war
das Werk schließlich so weit herunter-
gewirtschaftet und verschuldet, dass es
diesmal für immer geschlossen wurde.
Seit 1985 wurden Teile der Grube auf-
gewältigt, erforscht und als Besucher-
bergwerk der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht. Der derzeit bekannte Teil des
Grubenbaues besteht aus fünf Stollen-
ebenen, wobei es Hinweise darauf gibt,
Grube Anna Elisabeth – Heutige Ansicht des Grubengeländes dass die Schächte in noch größere Teu-
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Perspektivischer Grubenriss 1996
fen zu inzwischen verschütteten Sohlen den umfasst der Besucherrundweg lei- unterschiedlichen Ausbauformen recht
hinabführen. Die noch offene Längener- der nur drei, mit Treppen untereinander gut vermitteln. Weitere Infos zum Be-
streckung der Grube beträgt, trotz eines verbundene Sohlen, und die vordere, sucherbergwerk, wie Öffnungszeiten,
Verbruches im hinteren Bereich, noch ca. 20 m hohe Abbauweitung aus der Anfahrt und Geschichte, finden Sie auf
immer etwa 200 m. Aus Gründen der Vitriolzeit. Dennoch lassen sich hier die der Webseite der Grube.
Bewetterung und aus Sicherheitsgrün- Arbeitsweisen der Bergleute und die Text und Fotos: Curt Full
Vitriolwerk um 1800 - Rekonstruktion
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www.bergwerk-schriesheim.de
Nr. 3 | Juli bis September 20217
Die Steinbrüche im Raum Miltenberg
Burgen, Schlösser, Kirchen, Repräsen- den den Weg nach Russland und sogar
tationsbauten, Wohnhäuser, Mauern, über den Atlantik nach Südamerika. Ein
Bildstöcke, Grabmale und Grenzsteine wesentlicher Faktor war die Entwick-
– Vielfältig sind in der Region die Zeug- lung der zunehmend einfacheren Trans-
nisse dessen, was fleißige, fachkundige portmöglichkeiten im Laufe der Jahr-
und künstlerische Hände aus dem Main- hunderte. Für den Wasserweg waren
sandstein entstehen ließen. Leicht zu das zunächst Flöße und Lastenschiffe
bearbeiten und charaktervoll im Ausse- gestakt und getreidelt, später Ketten-
hen wurde der widerstandsfähige und schiffe, Schraubendampfer bis hin zu
witterungsbeständige Stein für die un- Motorgetriebenen Frachtschiffen. Auf
terschiedlichen Zwecke verwendet. Wer dem Landweg waren es Ochsen- und
mit offenen Augen die Region bereist, Pferdegespanne, ab 1880 die Eisenbahn
wird staunen, wie stark der Mainsand- und später Lastkraftwagen.
stein Landschaft und Dörfer prägt und
mit Kirchen und Burgen, mit Schlössern Berufe im Steinbruch
und Denkmalen eindrucksvolle Ausrufe-
Der Zwillingsbogen in Miltenberg zeichen setzt. Stößer: Steine (z.B. Mauersteine)
grob zurichten, auftrennen von
Der rote Buntsandstein – ein prägen- Bis in die Neuzeit konnte sich mit den großen Steinen mit Keil, Schlegel,
des Bau- und Gestaltungselement der Mainsandsteinarbeitern kein anderer Spitzeisen und Fäustel
Region um Miltenberg. Roter Sand- Steinmetz messen. Auch in der heutigen
stein wurde bereits vor mehr als 1900 Zeit ist der rote Buntsandstein als Bau- Bossierer: Steine genau auf „Maß“
Jahren von den Römern aus den hiesi- und Gestaltungsmerkmal sehr gefragt. bringen mit Spitzeisen, Fäustel und
gen Steinbrüchen links und rechts des Zweispitz
Mains von Stadtprozelten bis Milten- Die Blütezeit des Sandsteinabbaus war
berg und Großheubach geholt. Sie bau- 1870 bis 1910. Die Steinindustrie der Steinhauer: Einfache Arbeiten,
ten damit Brücken, Kastellmauern oder Region war in dieser Zeit Vorreiter ge- meist im Stundenlohn, keine Profil-
Brunnen und bearbeiteten ihre Grab- genüber den konkurrierenden Angebo-
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arbeiten, aber volles Werkzeugpro-
oder Weihesteine. ten aus dem Neckartal und der Pfalz. gramm
Wie gewaltig ausgedehnt die Stein-
Vermutlich war dieses Gebiet bereits industrie einst war, sieht man gut an der Steinmetz: Profilarbeiten mit
seit der Römerzeit das überregionale endlosen Kette der heute meist verlas- vollem Werkzeugprogramm
Steinzentrum Frankens. Etliche Stein- senen Steinbrüche im Maintal zwischen
brüche, die leicht abbaubar am Prall- Stadtprozelten und Miltenberg. Bildhauer: Figuren, Kreuzblumen
hang eines Flusses lagen, waren beson- usw., filigrane, anspruchsvolle
ders interessant. Aber schon lange vor Eine enorme Vielfalt an handwerklichen Arbeiten
den Römern waren die roten Sandsteine Tätigkeiten war in der Steinindustrie ge-
gefragt. Bereits die keltischen Ring- fragt, vom Stösser über den Steinhauer Polier: Arbeitseinteilung, Über-
anlagen auf den Höhen wurden mit und Bildhauer bis zum Steintechniker. wachung, Werkplatzleiter
Sandstein errichtet. Im Mittelalter, vor Aber nichts ist beständiger als der Wan-
1.000 Jahren wurden große Säulen del. Die Geschichte der Sandsteinindus- Meister: Musste alle vorherigen
(Heunesäulen) wahrscheinlich für Dom- trie am Untermain erzählt von Aufstieg, Sparten beherrschen, Ausbildung
bauten, an den Berghängen um Mil- Niedergang und Umbruch und damit von Lehrlingen
tenberg aus den Felsen gehauen. In von Wohl und Wehe für Land und Leute.
den Jahrhunderten danach entstanden Steintechniker: Erstellen von
viele Burgen wie die Burg Wertheim, Mainsandstein wurde nicht nur in der Plänen und „Werkzetteln“, musste
Henneburg, Collenburg, Mildenburg, Region verwendet, sondern in ganz alles können (höchste Stufe)
Wildenburg usw. Deutschland und einzelne Werke fan-
Nr. 3 | Juli bis September 20218
Schiffstransport mit Leinreitern bei Bürgstadt, Geleitkarte von 1593 – Quelle: Staatsarchiv Wertheim Nr. 5950
Buntsandstein Erlebnisweg Und bereits Dr. Th. Lorentzen aus Hei- das Echo der Berge wachrufend. Am
delberg hat um das Jahr 1900 in seinen Ufer werden sie zu Quadern, Säulen,
Von Faulbach über Stadtprozelten und Reiseberichten vom Odenwald dies sehr plastischen Ornamenten verarbeitet,
Collenberg bis Miltenberg entsteht der- treffend beschrieben (Auszug): schwerbeladen führen die langen Käh-
zeit ein Buntsandstein Erlebnisweg. Die ne die Produkte in die Ferne, und in den
ganze Vielfalt dieses Themas von der „Oft schauen die Schichten der Sand- stattlich schönen Gebäuden der Nach-
Geologie, dem Abbau, der Verarbeitung, steinbrüch bis zu der ,mächtigen Hohe barschaft erkennen wir überall diesen
dem Transport, der vielfältigen Verwen- von 90 m bei Miltenberg, bei Reisten- herrlichen Sandstein wieder“
dung über die Jahrhunderte bei Bau- hausen u. a. O. aus dem Walde hervor,
werken und Bauelementen aber auch und das leuchtende Karmoisinrot dieser Texte: Josef Eck
dem Leben im und mit dem Steinbruch Felsen, das bei feuchtem Wetter noch und Auszüge aus Projekt
kann dort auf einem ca. 40 km langen intensiver wird und auch die Wald- „Buntsandstein“,
Wanderweg erfahren bzw. erwandert wege schmückt, bildet mit dem satten Gemeinde Collenberg
werden. Der Weg führt entlang des dunkelgrün der Kiefern eine prächtige
Mains zu Steinbrüchen und zu den vie- Zusammenstellung dieser beiden Kom- Grafik und Tabelle:
len historischen Beispielen in den Ort- plementärfarben. Vorzügliche Bruch- Aus Projekt „Buntsandstein“
schaften am Untermain. Die Dorflinde und Hausteine werden infolge seiner
wird im nächsten Jahr zu diesem neuen Struktur gewonnen. Donnernd stürzen Fotos:
Themenweg im Detail informieren. die losgesprengten Blöcke ins Thal, Peter Mayer, Collenberg
TOP-THEMA
Raddampfer und Kettenschiff bei Miltenberg
Nr. 3 | Juli bis September 20219
Der Roßberg – Steinbruch seit 123 Jahren
kleinen Steinbrüchen Basalt abgebaut. 30 Meter dicken Schicht aus Rotliegen-
Zu dieser Zeit ist die Höhe des Berges dem, Buntsandstein und Löß bedeckt
mit 299,7 Meter in den Militärkarten sind. Der Basaltabbau folgt dem trich-
und Messblättern angegeben. terförmigen Vulkanschlot in die Tiefe.
Bereits 1911 schrieb der Landesgeologe Auch wenn die Arbeit im Steinbruch hart
Prof. Dr. G. Klemm in einer Publikation und die Verletzungsgefahr bei Spren-
über die Odenwälder-Hartstein-Indus- gungen und der Bearbeitung sehr groß
trie: „Dass eine solche Massenentnahme war, ernährte der Steinbruch zahlreiche
nicht ohne Einfluss auf das Landchafts- Familien in Roßdorf und im Umland.
bild bleiben kann, ist selbstverständlich.
Der höchste Punkt des Roßbergs ist Die industrielle Entwicklung brachte
schon durch den Abbau beseitigt, und zahlreiche technische Neuerungen wie
mit dessen Fortschreiten wird der Berg Seilbahnen, Zapfsilos, Kipploren, Dampf-
allmählich wieder eine Kraterform an- und Diesellocks. Neben den Brüchen
nehmen, wie er sie wohl ursprünglich entstanden Werkstätten, Geräte- und
einmal gehabt hat.“ Fuhrparks zur Material-Verarbeitung.
Steinkunst, Roßberg bei Roßdorf
Diese Vorhersage sollte sich erfüllen: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren
Entstanden aus vulkanischem Gestein ist Heute dominieren mächtige begrünte die neu gebauten Gleis- und Bahnin-
der Roßberg bei Roßdorf ein geologi- Abraumhalden zur Dorfseite die Ansicht stallationen der rentabelste Weg für den
sches Naturdenkmal. des Berges. Auf den Halden der Nord- Materialtransport.
seite hat die Natur ihren Lebensraum
Die vulkanische Aktivität des Roßbergs zurückerobert und die Wunden früherer 1958 stellte die OHI den Steinbruch auf
liegt 42 Millionen Jahre zurück. Die Hit- Steinbruchbetriebstätigkeit zugedeckt. gleislosen Betrieb um, womit die klassi-
ze aus dem Erdinneren ließ in der Ter- sche Steinbrucharbeit endete. Die Ratio-
tiärzeit verflüssigte Gesteinsmasse an Das Innere des Roßbergs ist von Roß- nalisierung erhöhte die Produktion, re-
die Oberfläche schießen. Diese erkaltete dorf aus nicht einsehbar. Darin liegt das duzierte aber die Arbeitsplätze erheblich.
in der Atmosphäre und bildete aus der heutige Betriebsgelände der OHI. Einen
Zusammensetzung ihrer Moleküle die begrenzten Einblick hat man aus der Heute werden die 400.000 Tonnen Jah-
typischen sechseckigen Basaltsäulen. Höhe der Ostseite des Berges, wo sich reskapazität an Schotter, Splitt, Edel-
Am Roßberg zeigt sich das Basaltvor- der beeindruckende Anblick eines kreis- brechsand, Gesteinsmehl und Steinerde
kommen grünlichschwarz, fein und mit förmigen Vulkankraters von etwa 500 von ca. 10 Arbeitskräften geleistet; ihre
Chrysolit und Hornblende gemengt. Meter Durchmesser und ca. 120 Meter Kollegen sind Bagger, Muldenkipper und
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Über Jahrmillionen ruhte um den Vul- Tiefe auftut. Die etwa 100 Meter hohe Steuerungstableaus.
kanschacht diese kegelförmige Basalt- Ostwand gibt den Blick auf die Forma-
schicht, die allenfalls der natürlichen tionen aus Säulenbasalt frei, die von der Text und Fotos: Inge Eckmann
Verwitterung ausgesetzt blieb.
Mit der Besiedelung des Menschen tra-
ten die Bodenschätze seiner Umgebung
für diesen ins Interesse. Menschen ver-
suchten sich des Materials ihrer Umge-
bung zu bedienen, um ihre Wohnstätten
und Arbeitsorte zu gestalten. In meh-
reren Perioden entwickelten die Siedler
Methoden zum Abbau der Basaltschicht
und deren Verwendung.
Erst die industrielle Ausbeutung mit
maschineller Hilfe im 19. Jahrhundert
veränderte den Roßberg so, wie man ihn
heute kennt. Noch um 1900 wurde an
den Flanken des Bergkegels in mehreren Steinbruch Roßberg bei Roßdorf
Nr. 3 | Juli bis September 202110
Die ehemaligen Schilfsandsteinbrüche um Odenheim
Mittelalter Odenheimer Sandstein ge- Der aufgelassene Steinbruch Hagen-
brochen und verarbeitet wurde. bach (Station 13) (49,1866 N/8,7785 O)
ist der größte noch heute zu begehende
Die Wegeführung des Geopfades „Hügel- Steinbruch auf Odenheimer Gemarkung.
weg“ wurde so gewählt, dass die weni- Die Wand erstreckt sich über 8 Meter
gen noch am besten einsehbaren Wand- Höhe auf ca. 30 m Breite. Der Schilf-
partien ehemaliger Steinbrüche als Sta- sandstein ist auch rötlich und liegt in
tionen auf der Wegeroute besichtigt mächtigen Bänken vor. Die Klüftungen
werden können. Informationstafeln be- des Gesteins zeichnen die geotektoni-
schreiben den jeweiligen Aufschluss mit schen Hauptlinien in Mitteleuropa nach.
den Deckschichten aus teilweise über Neben den Stationen zum Thema Schilf-
In Beschreibungen des Kraichgaus wird 5 m mächtigen Lösspaketen, die Entste- sandstein können am Geopfad „Hügel-
das „Land der Tausend Hügel“ für die hungsgeschichte des Schilfsandsteins, weg“ auch eine Reihe von Aufschlüs-
liebliche Landschaft, den Weinanbau, die Mineralogie der unterschiedlichen sen im Stubensandstein (km4) besucht
den fruchtbaren Boden, das milde Klima, Qualitäten des Sandsteins, den früheren werden. Diese werden an den Stationen
seine Burgen und das immer noch länd- Abbau, seine Verwendung und Bedeu- 8, 9, 10 und 12, vorwiegend beim Auf-
liche Leben in den alten Dörfern gelobt. tung für Odenheim. Es sind dies die Sta- stieg auf den Tiefenbacher Kreuzberg
Seltener liest man, dass der Kraichgau tionen 5 und 5a, 6 und 13. beschrieben.
auch durch seine interessante Geologie Wolfgang Essig
geprägt ist. Diese spiegelt sich in zahl- Bei Station 5 „Steinighohle“ (49,1877 N/
reichen Steinbrüchen wieder, von denen 8,7644 O) handelt es sich um den selte-
heute noch ein Teil in Betrieb ist. Die nen Fall eines Hohlwegs, der 5 m tief in
bekanntesten und größten befinden den Schilfsandstein eingeschnitten ist.
sich in den Muschelkalkgebieten, die Dies war nur möglich, weil der Schilf-
halbmondförmig, offen nach Westen zur sandstein hier nicht in Bänken, sondern
Oberrheinischen Tiefebene hin, den zen- als Tonschiefer vorliegt. Man spricht da-
tralen Kraichgau umspannen. Geradezu bei von der „Normalfazies“ des Schilf-
gigantisch muten die Kalksteinbrüche sandsteins, der auf der linken Wand des
der Heidelberger Zement AG östlich von Hohlwegs eindrucksvoll zu Tage tritt.
Nußloch an. Die Kalksteinbrüche von
Mauer, Schatthausen, Gemmingen oder Station 5a „Taubenklinge“ (49,1864 N/
Wössingen sind ähnlich eindrucksvoll 8,7437 O) zeigt ein sehr interessantes
und ebenfalls noch in Betrieb. Daneben Schichtenprofil. Auf dem ca. 4 m hohen
gibt es eine ganze Reihe ehemaliger Sockel aus massigem olivgrünem Schilf-
Steinbrüche im Muschelkalk, wie in Alt sandstein liegen etwa 6 m Deckschich-
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Wiesloch, bei Sinsheim oder bei Bretten. ten von Löss aus verschiedenen Ab-
Im zentralen Kraichgau ist der Mu- schnitten des Eiszeitalters. Der grobge-
schelkalk von den jüngeren Gesteinen bankte, feinsandige, olivgrüne Sandstein
der Keuperzeit überlagert. Hier gibt ist von guter Qualität und fand als Bau-
es Steinbrüche im Schilfsandstein des und Ornamentstein Verwendung. Weitere Informationen zur Geolo-
Mittleren Keuper (km2). Aktuell werden gie und Landschaft des Östringer
noch zwei Anlagen bei Mühlbach am Eine eindrucksvolle, 12 m hohe glatte Kraichgaus erhalten sie im Buch von
Heuchelberg betrieben. Im Kraichgau Bruchwand zeichnet den ehemaligen Wolfgang Essig (2018), Geopfade
selber schloss der letzte Schilfsand- „ärarischen“ Steinbruch beim Stifterhof im Östringer Kraichgau. Beschrei-
steinbruch in Weiler am Steinsberg erst (Station 6) (49,1877 N/8,7644 O) aus. bungen von Biotopen und Kultur am
vor wenigen Jahren. Senkrechte Kluftlinien durchziehen die Wegesrand, Tipps zu geologischen
zum Teil mit Kalksinterkrusten über- Erkundungen und Ausrüstungsvor-
Mit 33 Steinbrüchen war Odenheim zogene Wand. Das rötliche Eisenoxid schläge ergänzen das Kernthema.
im 19. Jahrhundert bis in die 1920iger Hämatit verleiht dem Sandstein eine Detailkarten zu Rundtouren von 1–2
Jahre ein Zentrum des Steinhauer- und rötliche Färbung. Diese Wand stellt den Stunden Dauer erleichtern das Ken-
Steinmetzgewerbes im Kraichgau. Seit Rest eines ursprünglich viel größeren nenlernen der Geopfade.
1650 sind Steinhauer namentlich nach- Abbaugebiets dar, welches zum Kloster Das Buch ist bei der Stadt Östrin-
weisbar. Die Steinbauten der Kloster- „Wigoldesberg“, dem heutigen Stifter- gen und im Buchhandel unter ISBN
anlage Wigoldesberg, des heutigen Stif- hof, gehörte und aus dessen Sandstein 978-3-00-059385-7 erhältlich.
terhofes, belegen jedoch, dass bereits im das Kloster erbaut wurde.11
Vom Steinhauer zur OHI
Historisches über die alten Steinbrüche und Steinschleifereien in Groß-Bieberau
Schuchmannsmühle mit dem alten Mühlbruch schweren Zeiten der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts Groß-Bieberau von der
Plage der Arbeitslosigkeit befreiten.
Dem wirtschaftlichen Aufschwung in der
2. Hälfte des 20. Jahrhunderts konnten
sie aber nicht widerstehen. Viele wan-
derten ab in weniger anstrengende und
besser bezahlte Berufe. Die Steinbrüche
wurden geschlossen. Von 12 Familien-
unternehmen blieb keines erhalten.
Dennoch erfreut sich das Groß-Bieber-
auer Granitgestein nach wie vor großer
Beliebtheit. Die „Odenwälder Hartstein
Industrie (OHI)“ interessierte sich in den
Obwohl Groß-Bieberau für seinen „Stein- und Stücksteinen für den Straßen- und
reichtum“ und die Qualität seiner Gra- Wegebau verarbeitet.
nit- und Syenitvorkommen in weiter
Umgebung bekannt ist, existierte hier Neue Wege ging Merz auch in der Verar-
noch vor 150 Jahren nicht ein einziger beitung von Granitwerkstücken, so dass
Steinbruchbetrieb. die ehemals aus Sandstein hergestellten
Grabmale auf den Friedhöfen jetzt aus
Damals gab es zwar den gemeindeeige- dem dauerhafteren Granitstein herge-
nen Steinbruch nahe der Schuchmanns- stellt wurden. Zeitzeugen Merz`scher
mühle, aus dem der örtliche Bedarf ge- Steinmetzkunst sind auch viele Krieger-
deckt werden konnte. Das Material ließ denkmale im Odenwald. 1960er Jahren für die Steinvorkommen.
sich zwar leicht abbauen, hatte aber nur Nach Probebohrungen wurde ein hoch-
geringe Qualität und der Verwertung Mit Ansiedlung eines weiteren Großbe- modernes Werk mit Lieferbeton- und
waren Grenzen gesetzt. Zum Hausbau triebs als Grabsteinproduzent und wei- Asphalt gebaut. Der Abbau erfolgt heute
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wurden meist – deutlich aufwendiger – terer Steinhauer, die im Familienverbund über mehrere Terrassen bis in mehr als
Sandsteine aus dem hinteren Odenwald Unternehmen gründeten, sprach man in 100 Meter Tiefe. Die riesigen Liefermen-
herangefahren. Groß-Bieberau von dem „Neuen Gold“ gen wurden früher per Bahnverladung
der Gemeinde. Neben den zusätzlichen versandt. Heute erfolgt der Transport
Die riesigen Granitvorkommen im Has- Einnahmen für die Kasse der Gemeinde ausschließlich per Lkw.
lochwald blieben wegen der schweren waren es aber vor allem die zahlreichen Text: Georg Krell,
Bearbeitbarkeit ungenutzt. Arbeitsplätze, die in den wirtschaftlich Fotos: Stadtarchiv Groß-Bieberau
Die Erschließung der reichlich vorhan-
denen Granitvorkommen nahm ihren
Anfang, als im ausgehenden 19. Jahr-
hundert die notwendigen Werkzeuge
zur Bearbeitung der Steine vorhanden
waren. Friedrich Merz, der damals auch
Bürgermeister und Rechner der örtlichen
Sparkasse war, gründete im Jahr 1888
das „Granit & Syenitwerk Merz und Co.“
in der Bahnhofstraße. In der neu an-
gelegten Schürfstelle im Haslochwald
wurden fortan Steine zu Pflastersteinen12
Backhaus in Birkenau-Reisen
1837 erbaut und noch funktionstüchtig Gehöfte, dem „Zeitgeist“ folgend, komplett niedergelegt. Den
Abriss seines Hofes samt Backhaus und Schweinestall konnte
Helmut Schachert dank energischer Gegenwehr verhindern.
Helmut Schachert übernahm nach dem 2. Weltkrieg das Ge-
höft von seiner Tante. Nachdem es nicht mehr landwirtschaft-
lich genutzt wurde, standen umfangreiche Renovierungsar-
beiten an. Heute ist der Hof ein Schmuckstück des Dorfes. Der
Schweinestall ist verwaist, das Backhaus aber funktionstüchtig
und wird von der Familie Schachert gelegentlich für Familien-
feiern genutzt.
Text und Fotos: Franz Zoth
Das Backhaus mit Schweinestall wurde 1837 von Baltasar Ret-
tich in Birkenau-Reisen errichtet. Es gehörte zu zwei Gehöften,
die später geteilt wurden. Das Anwesen war das erste in der
Region, das mit Sandsteinen aus Siedelsbrunn gebaut wur-
de. Die Steine mussten damals auf beschwerliche Weise mit
Fuhrwerken über die Kreidacher Höhe ins Weschnitztal trans-
portiert werden. In den 1970er Jahren wurde eines der beiden Innenhof des Anwesens Schachert
OWK und Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung
bringen gemeinsam eine neue Wanderkarte „Bretten” heraus
„Mit der neuesten Wanderkarte ‚Bretten‘ des Landesamts für In den amtlichen Karten werden die gleichen Wanderwegsymbole
Geoinformation und Landentwicklung können die Menschen wie vor Ort in der Natur genutzt. Darüber hinaus sind auch die
die Schönheit ihrer Heimat erkunden – vom Kraichgau bis Haltestellen des ÖPNV und sehenswerte Ziele enthalten. Neben
zum Naturpark Stromberg-Heuchelberg. Alleine oder mit der traditionellen Karten erfreuen sich zunehmend digitale Angebote
Familie mit den amtlichen Wanderkarten zu wandern, kommt wie beispielsweise die Wander-App ‚BW Map mobile‘ großer
dem Körper und der Seele in diesen Zeiten besonders zu Gute“, Beliebtheit. „Wir sind den 200 ehrenamtlichen Wegewarten dank-
sagt die Staatssekretärin im Ministerium für Ländlichen Raum bar für ihre Unterstützung, die Veränderungen im Blick haben“,
und Verbraucherschutz, Friedlinde Gurr-Hirsch MdLin Bretten sagt die stellvertretende Vorsitzende des OWK, Ingrid Welz. Die
(Landkreis Karlsruhe). neue Wanderkarte „Bretten“ (W216), ISBN: 978-3-86398-442-7,
ist beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung in
Der Kraichgau mit dem sich östlich anschließenden Naturpark Stuttgart, Büchsenstr. 54 oder in Karlsruhe, Kriegsstr. 103, erhält-
Stromberg-Heuchelberg und seinen Wald- und Weinanbau- lich sowie online unter www.lgl-bw.de und im Buchhandel.
gebieten, das Enztal zwischen Pforzheim und Mühlacker und Text/Foto: Pressemitteilung vom 23.4.2021 des Ministeriums
die nördlichen Ausläufer des Schwarzwalds bilden den idealen für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Nr. 103/2021
Rahmen für schöne und erlebnisreiche Wanderungen.
Die neue Wanderkarte ‚Bretten‘ ist das Ergebnis einer erfolg-
reichen Zusammenarbeit zwischen dem LGL und dem Oden-
waldklub. „Dank der traditionell engen Koordination zwischen
dem Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung und
dem Schwäbischen Albverein, dem Schwarzwaldverein und
dem Odenwaldklub entstehen zuverlässige und präzise Wan-
derkarten für ganz Baden-Württemberg – auch abseits der
Tourismuszentren“, sagte die Staatssekretärin.
Nr. 3 | Juli bis September 202113
RÄTSEL
Wenn du die richtigen Antworten kennst, schicke sie bis 15.9.2021 an die Geschäftsstelle des Odenwaldklubs,
Fürstenlager-Prinzenbau in 64625 Bensheim-Auerbach, E-Mail: redaktion@odenwaldklub.de.
Unter den Einsendungen mit den richtigen Lösungen wird eine Gewinnerin/ein Gewinner ermittelt.
Die betreffende Person kann sich ein Produkt aus dem OWK-Wanderladen im Wert von 20,- Euro aussuchen.
1. Für Pflanzen gibt es eine Vielzahl 3. Wenn von Fachwerk die Rede ist,
von Geschlechterbezeichnungen. meint man: Lösungen des Rätsels 2/2021:
Welche dieser Pflanzen ist nicht 1a, 2b, 3b, 4b, 5b
giftig? a) Professionelle Handwerksleistung
b) Holzständerbauweise Wir bedanken uns für die
a) Frauenschuh c) Produkte der Familie Fach Teilnahme und gratulieren
b) Knabenkraut Marion Dreieicher.
c) Mädchenauge 4. Finde die richtige Bezeichnung
für „Pfauenauge“!
2. Nicht nur in der Floristik spielt
die Blume eine Rolle. a) Schmetterling
Welche folgender Bezeichnungen b) Hornhautverdickung an Füßen
ist zutreffend? c) Radschlag eines Pfaus
a) Bluterguss am Auge 5. In Sagen und Märchen liest man
b) Der Körperteil eines im Wald oft die Bezeichnung „Meister
lebenden Tieres Lampe“. Welches Tier ist damit
c) das mit einem Innengewinde gemeint?
versehene Gegenstück einer
Schraube a) der Fuchs
b) der Hase
c) der Bär
LESE-TIPP
Birgit Kallerhoff und Monika Mostert-Rath:
Moorzeit
Eine großartige Sammlung mit tollen Bildern, die
Lust machen, Moore selbst zu entdecken.
Nicht nur Fakten und Daten, auch Erlebnisse und
Anekdoten ergänzen die wunderschönen Bilder.
Die jahrhundertealten Naturlandschaften sind
vom Klimawandel bedroht, das Buch gibt einen
guten Grund, sich über jeden Regentag zu freuen,
um diese geheimnisvolle Welt zu erhalten.
15 verschiedene Moore werden im Buch port-
rätiert – von Norddeutschland bis in die Alpen.
Auch ein Moor im Odenwald ist enthalten.
Dazu gibt es Steckbriefe von Menschen, die in den
Mooren oder in deren Nähe leben oder arbeiten.
Friederike Preuß
Nr. 3 | Juli bis September 202114
Tag des Wanderns
Mit dem „Häuptling“ auf dem Jugendwanderweg
Geplant war eine Bildungswanderung Ein ganz besonderes Lob gab es von
mit abschließenden Grillevent für die Ohlemüller für die Leistungen der ju-
am Projekt Jugendwanderweg in Bürg- gendlichen Künstler aus Miltenberg
stadt beteiligten Schulklassen der Mit- und Bürgstadt, die den Jugendwan-
telschulen. 90 Schülerinnen und Schüler derweg wesentlich gestaltet haben.
hatten 2019 und 2020 an der Gestaltung „Kaum zu glauben, dass diese sehr
des Weges mitgewirkt. Entstanden sind sehr gut gelungenen Skulpturen und
wahre Kunstwerke – Sandsteinskulptu- die Info-Tafeln dazu in nur zwei Wo-
ren zur Nibelungensage, Info-Tafeln für chen entstanden sind“. Besonders an-
die Wanderer oder die schönen Wege- getan war Karl Ohlemüller vom Schatz
zeichen, die auf dem Jugendwanderweg der Nibelungen, „Als Vorsitzender von
die Wanderfreunde leiten. so einem großen Verein mit so viel-
fältigen Aufgaben, ist man immer auf
Am 14. Mai 2021 (Tag des Wanderns) der Suche nach finanziellen Mitteln
wollte der Odenwaldklub Miltenberg – ein Teil des verschwundenen Schat-
als Dank die Schulklassen zu einer Grill- zes käme da gerade recht“. Auch die
fete an die Centgrafenkapelle einladen. Tarnkappe fand dabei Interesse: „wäre
Corona machte dies leider, wie bereits schon eine super Sache, einfach so zu Besonders der Schatz der Nibelungen hatte
es dem „Häuptling“ Karl Ohlemüller angetan
schon im Vorjahr, erneut zunichte. verschwinden“.
Der Vorsitzende des Odenwaldklubs, Auch die vorbildliche Wege-Markierung „Die Skulpturen zur Nibelungensage
Karl Ohlemüller, ließ es sich trotzdem der Bürgstädter Schüler, die wunder- sind auch ein besonderes Highlight für
nicht nehmen zu kommen und erwan- schönen naturbelassenen Wanderwege, den Nibelungensteig“, so Ohlemüller.
derte an diesem Tag mit dem Vorsit- die grandiosen Aussichtspunkte und die Die Etappe Miltenberg – Freudenberg
zenden des Odenwaldklubs Miltenberg, hochinteressanten kulturhistorischen verläuft teilweise parallel zum Jugend-
Josef Eck, den von der Jugend gestalte- Stätten des Weges fanden großes Lob wanderweg. „Dieses Werk der Jugend,
ten Wanderweg. vom Chef der Odenwälder Wanderer. wird sicherlich noch Generationen von
Wanderfreunden erfreuen“.
Die Vesper am keltischen Ringwall, eine
Pause für den Durst an der Stutzkapelle
und eine Tasse Kaffee zum Abschluss
rundeten den Tag des Wanderns ab.
Text und Fotos: Josef Eck
Der Abschluss einer besonderen Wanderung am Tag des Wanderns
Nr. 3 | Juli bis September 202115
Natur des Jahres
Einige der „Jahreswesen“ 2021 auf einen Blick
Vogel des Jahres Blume des Jahres Baum des Jahres
Das Rotkehlchen Der Große Wiesenknopf Die Stechpalme
Das Rotkehlchen ist der erste öffentlich gewählte Die Loki-Schmidt-Stiftung möchte auf Probleme der In der menschengemachten Klimaerwärmung wird
Vogel des Jahres. 455.000 Menschen beteiligten Intensivierung der Grünlandwirtschaft aufmerksam die immergrüne Stechpalme zur Krisengewinnerin.
sich an der Wahl – Weitere Infos: www.NABU.de machen – Weitere Infos: loki-schmidt-stiftung.de – Weitere Infos: www.baum-des-jahres.de
Pilz des Jahres Insekt des Jahres Heilpflanze des Jahres
Der Grünling Die Große Eintagsfliege Der Meerrettich
Früher wurde er auf Märkten gehandelt, heute Sie lebt in sauberen Bächen und Flüssen. Sie Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die
gilt er als Giftpilz, weil er mehrere Todesfälle kommt aber auch in stehenden Gewässern vor. antivirale/-bakterielle und entzündungshemmende
verursachte. – Weitere Infos: www.dgfm-ev.de – Infos: wikipedia.org/wiki/Große_Eintagsfliege Wirkung – Weitere Infos: nhv-theophrastus.de
Apfel des Jahres Apfel des Jahres
Region Baden-Württemberg Region um Hofheim/Taunus Schauen Sie bei Ihrer
Purpurroter Zwiebelapfel Hofheimer Glanzrenette nächsten Wanderung
mal genauer hin
– vielleicht finden
Sie das eine oder
andere „Jahreswesen“
Wegen der intensiven, purpurroten Färbung früher
als Weihnachtsschmuck verwendet. Infos: nabu.de/
Die verschollene und wiederentdeckte Sorte wurde
zur Lokalsorte des Jahres gekürt. Infos: nabu.de/
auf Ihrem Weg
natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst
durch die Natur ...
Nr. 3 | Juli bis September 202116 Rad-Wandertipp
Entlang der Bergstraße
Eine Radwanderung von Darmstadt nach Heppenheim
Luisenplatz in Darmstadt Karolingische Torhalle in Lorsch Marktplatz in Heppenheim
In Darmstadt auf dem Luisenplatz be- zum Marktplatz Heppenheim mit dem
ginnt die Radtour nach Heppenheim. von Platanen eingerahmten Brunnen. Literatur: Freizeitkarte 1:30.000
Mit der Bahn ist Darmstadt aus allen „Entlang der Bergstraße von
Richtungen gut zu erreichen und auch In Bensheim-Auerbach bietet sich das Darmstadt bis Heidelberg“
für die Rückkehr nach Darmstadt emp- Fürstenlager, die ehemalige Sommer- Bestellung: odenwaldklub.de
fiehlt sich die Bahn. In fast allen Orten frische des Darmstädter Hofs, zu einem Radwanderstrecke: über 44
unterwegs ist für Speis und Trank ge- Abstecher an. familienfreundliche Kilometer
sorgt. Bilder: Heiko Schwedler
Bensheim lädt zu einem Spaziergang
Auf dem Luisenplatz, am „Langen Lui“ durch die Fußgängerzone mit dem Darmstadt
(Ludwig), starten wir die Radtour in Marktplatz und der Stadtkirche St.
Richtung Seeheim und fahren auf der Georg ein. Vorbei an gepflegten Fach- Griesheim
Wilhelminenstraße an der St. Ludwig- werkhäusern stoßen wir dann wieder A5
Kirche mit der runden Kuppel vorbei, auf unseren Radweg.
immer gerade aus, und gelangen über A 67
die Karlstraße und Bessunger Straße Nun geht die Fahrt durch die Ebene
zur Heidelberger Straße, in die wir nach nach Lorsch. Das Kloster Lorsch wurde Eberstadt
links abbiegen. Stadtauswärts, immer 764 gegründet. Seit 1991 sind die Ab-
entlang der Straßenbahnschienen, tei und das Vorgängerkloster Alten- Pfungstadt
geht die Fahrt bis zum Beginn des münster Weltkulturerbe der UNESCO.
Malchen
Waldes. Rechts ab in die Fränklinstra- Auf dem Klosterhügel hinter der langen
ße lassen wir nun die Großstadt hinter Scheune wachsen ca. 180 Medizinal-
uns und fahren durch den Wald nach und Heilpflanzen, wie sie im Lorscher Seeheim
Eberstadt bis zur Straßenbahnline und Arzneibuch aufgeführt sind. Am Muse- Bickenbach
biegen rechts ab in Richtung Seeheim. um vorbei geht die Fahrt abwärts zur Jugenheim
Nach einer kurzen Fahrt auf der L 3100 ev. Kirche auf dem ehemaligen Wein- Alsbach
wechseln wir in Malchen wieder auf berg des Klosters. Hier blühen im Früh-
den Radweg. Neben alten Obstbaum- jahr etwa 170 Arten von Pfingstrosen.
grundstücken am westlichen Ausläufer Zwingenberg
des Odenwaldes erreichen wir See- Weiter unten biegt der Radweg rechts A5 Auerbach
heim. An der Ecke Darmstädter Straße ab nach Heppenheim. Von der Ebene
lohnt ein Abstecher zum Historischen aus fällt unser Blick auf die Hügelkette
Rathaus. der Bergstraße, gekrönt von der Star-
kenburg hoch oben über Heppenheim. Bensheim
Weiter geht die Fahrt von Seeheim am Dort schieben wir unser Rad durch die A 67
Schuldorf Bergstraße vorbei zum Bahn- Einkaufsstraße hinauf zum histori-
hof Bickenbach und durch Alsbach nach schen Marktplatz mit dem prächtigen
Lorsch
Zwingenberg. Die historische Altstadt Fachwerk-Rathaus. In der alten Apo-
der ältesten Stadt an der Bergstraße theke ging Justus Liebig kurze Zeit in Heppenheim
ist sehenswert. Die engen Gässchen die Lehre. Kartengrundlage
OpenStreetmap Mitwirkende
mit den alten Fachwerkhäusern führen Heiko Schwedler
Nr. 3 | Juli bis September 2021Wandertipp 17
Durch Schluchten ins Römerland
Ein Qualitätsrundweg bei Höchst im Odenwald
Blick auf Annelsbach In der Obrunnschlucht
Die Wanderung beginnt am Bahnhof mente der römischen Villa Haselburg
in Höchst und wir folgen dem ganzen entdeckt. Seitdem wird die Anlage stän- Literatur: Wander-/Radwanderkarte
Rundweg der Markierung H1. Wir lau- dig erweitert. Sie ist ein Gutshof aus 1:20.000, Blatt 3, Breuberger Land
fen durch das Wohngebiet zum Wald- der Zeit der Besiedlung des Odenwalds Bestellung: www.odenwaldklub.de
rand, wo die märchenhafte Obrunn- durch die Römer. Die Ausgrabungsarbei-
schlucht beginnt. ten sind auch heute noch nicht beendet. Wanderstrecke: 18,5 km
Die Obrunnschlucht wurde durch den Erst 2006 wurden die Umrisse des Jupi-
1882 gegründeten Odenwaldklub be- terheiligtums wiederaufgebaut. Einkehr: Gasthaus „Dornröschen“
gehbar gemacht und erfreute sich ab Nach der Besichtigung wandern wir in Annelsbach und in weiteren Gast-
1896 zunehmender Beliebtheit. Mitte zum kleinen Höchster Stadtteil Annels- stätten in Höchst
des 20. Jahrhunderts entstanden durch bach. Wir folgen dem gleichnamigen
Privatinitiative mehrere Modelle von Bach abwärts nach Höchst, gehen durch Weitere Informationen zur Strecke
Burgen, Schlössern, Mühlen und Wald- die Unterführung, halten uns links und und den Sehenswürdigkeiten finden
hütten im Maßstab 1:20 und einige erreichen den Ausgangspunkt unserer Sie unter www.hoechst-i-odw.de
weitere Skulpturen aus der Sagen- und Wanderung.
Märchenwelt. 2005 wurde die Inte- Der anspruchsvolle 18 km lange Wan- Anreise: Mit dem Pkw oder mit der
ressengemeinschaft Obrunnschlucht derweg kann am Bahnhof in Mümling- Odenwaldbahn von Eberbach bzw.
gegründet und der Wiederaufbau der Grumbach in zwei Etappen von 8 km Frankfurt, Darmstadt oder Hanau
Modelle in Angriff genommen. Ab dem und 10 km unterteilt werden.
Sommer 2007 haben die Bauten wieder Fotos: Alexander Mohr
den alten Glanz. Alexander Mohr
Wir folgen nun dem Pfad entlang des
Baches und gelangen schließlich am
Ende der Schlucht zu einer Wegspinne.
Hier halten wir uns rechts und gehen
stetig den Berg hinauf. Wir erreichen
die Edmund-Rinnert-Hütte, wo wir
eine verdiente Pause einlegen können.
Der Wanderweg bringt uns durch den
herrlichen Mischwald nach Mümling-
Crumbach mit der sehenswerten Berg-
kirche. An der Ampel überqueren wir
die Bundesstraße und erreichen den
Marktplatz.
Unser Wanderweg steigt nun wieder an,
und durch den Mischwald, vorbei an der
Friedrich-Höreth-Hütte, kommen wir auf
die Höhe oberhalb vom Kinzigtal. Wir
halten uns rechts und erreichen die
sehenswerte Haselburg. Bei Bauarbeiten
wurden 1979 zahlreiche Mauerfunda-
Nr. 3 | Juli bis September 202118
Naturerlebnisse in der GrimmHeimat Nordhessen
Entdecken Sie u.a. die Naturparks Reinhardswald und Habichtswald
Ein familiäres 4-Sterne Hotel mit viel Gemütlichkeit freut sich auf Sie:
• 96 komfortable Gästezimmer (auch Allergikerzimmer)
• Restaurants mit vielfältiger Speisekarte und regionalen Produkten
• große Gartenterrasse
• Hunde willkommen
Unser Urlaubstipp:
Unser Wanderangebot: Super Wochenangebot
- 5 x Übernachtung im Komfortzimmer 7 x HP € 399,- p.P. im DZ
- 5 x Genießer- Frühstücksbüfett
- 5 x Kulinarisches am Abend (3-Gang-Menü)
- Aktiv- und Freizeitkarte mit Wander-
und Fahrradtouren
- 1 Flasche Wasser auf dem Zimmer
Preis p.P. /DZ: € 359,- , EZ: € 459,-
Waldhotel Schäferberg · Wilhelmsthaler Str. 14 · 34314 Espenau bei Kassel
www.schaeferberg.de · Telefon: 05673-9960
„Nur wo du zu Fuß warst,
bist du auch wirklich gewesen.“
Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832
Ruhebank zwischen Asbach und Ernsthofen in Modautal
Foto: Pear Design / Markus Jöckel
Nr. 3 | Juli bis September 202119
Termine 2021
09.10. Jahreshauptversammlung Wald-Michelbach Geschäftsstelle 06251-855856
12.-14.11. Wanderführerausbildung Kurs 1 Knoden Herbert Stieber 06155-7973614
19.-21.11. Wanderführerausbildung Kurs 2 Knoden Herbert Stieber 06155-7973614
Termine 2022
04.-06.03. Wanderführerausbildung Kurs 3 Knoden Herbert Stieber 06155-7973614
11.-13.03. Wanderführerausbildung Kurs 4 Knoden Herbert Stieber 06155-7973614
01.-03.04. Wanderführerausbildung Kurs 5 Knoden Herbert Stieber 06155-7973614
09.04. Jahreshauptversammlung Mörlenbach Mörlenbach Geschäftsstelle 06251-855856
03.07. Odenwälder Wandertag Bruchsal Geschäftsstelle 06251-855856
03.-07.08. 121. Deutscher Wandertag Fellbach
05.11. Vorsitzendenrunde Riedstadt-Goddelau Geschäftsstelle 06251-855856
Wandertipps - Auf ausgezeichneten Wegen
Auf unserer Webseite www.odenwaldklub.de gibt es unter der Rubrik Wandertipps eine große Auswahl
an attraktiven Wandertouren verteilt auf das Klubgebiet. Man kann bei kleinen Spaziergängen die his-
LITFASSSÄULE
torischen, kulturellen und natürlichen Besonderheiten bei den Hörwegen in Dieburg, Schaafheim und
Groß-Bieberau entdecken. Für den ambitionierten Wanderer werden längere Touren vorgestellt, aber
auch kleine Wanderungen zu besonderen Naturdenkmälern werden präsentiert. Ausführlich beschrieben
und mit Kartenausschnitten, Bildern und GPS-Tracks ergänzt, können die erlebnisreichen Strecken- oder
Rundwege nachgewandert werden.
Blick auf Groß-Bieberau – Foto: Pear Design / Markus Jöckel
„Durch Schluchten ins Römerland“ - ein gelungenes Gemeinschaftsprojekt
In den letzten zwei Jahren wurde durch eine große Beteiligung von verschiedensten Institutionen und
Verbänden in gemeinsamer Abstimmung ein neuer Qualitätsrundweg nach den Richtlinien des Oden-
waldklubs entworfen. Neben der Gemeinde Höchst, den Vertretern der IKEK Höchst, dem Geopark
Bergstraße-Odenwald und dem Odenwaldklub wurde in mehreren Arbeitstagungen die Wegstrecke
erfasst, die Sehenswürdigkeiten aufgelistet, die Wegehinweistafeln entworfen und ein Faltblatt ent-
wickelt. Der attraktive Wanderweg wird im Wandertipp auf Seite 17 vorgestellt und begeistert Jung
und Alt mit seinen vielen Höhepunkten.
Nr. 3 | Juli bis September 2021Sie können auch lesen