DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz

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DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
THEATERMAGAZIN | AUSGABE #7 | NOV/DEZ 2017

  DER KÖNIG                MAN IST SO JUNG                CONCHITA
AMÜSIERT SICH             WIE MAN SICH FÜHLT            IM INTERVIEW
   RIGOLETTO                    PETER PAN                   FÜR IMMER JUNG
DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
INHALT                                                                                                                                     02
                                                                                                                                                             FÜR IMMER JUNG
                                                                                                                                                             CONCHITA
                                                                                                                                                             IM INTERVIEW
 Ausgabe #7 November/Dezember 2017                                                                                                          Für immer jung zu sein, hat für Conchita nichts mit
                                                                                                                                            dem Alter zu tun, es sei vielmehr das Strahlen in
                                                                                                                                            den Augen, das Menschen für immer jung und vital
                                                                                                                                            hält, ist sie im Gespräch mit Silvana Steinbacher
                                                                                                                                            überzeugt.

                                                     GASTSPIELE
                                                 40 UNSERE GÄSTE IM NOVEMBER UND DEZEMBER
                                                     Otto Schenk, Conchita, Pro Brass, Manu
                                                     Delago, Stephanie Houtzeel, Dornrosen,
                                                     Miguel Herz-Kestranek …
    PREMIERENFIEBER

                                                                                                                                            10
                                                     BRUCKNER ORCHESTER LINZ
16 FÜR IMMER JUNG: JUNGBRUNNEN UND                                                                                                                           PREMIERENFIEBER
                                                 42 NORBERT TRAWÖGER & MARKUS POSCHNER
   JUGENDWAHN
    Eine Gesellschaft will nicht mehr               „BRUCKNER IST TOT. ES LEBE BRUCKNER!“                                                                    DER KÖNIG
    erwachsen werden. Zu den Premieren
    von Peter Pan, Anatol und Forever Young
                                                     Ein Bekenntnis.
                                                                                                                                                             AMÜSIERT SICH
                                                 44 MEIN INSTRUMENT, MEINE MUSIK                                                            Verdi – Rigoletto – der Inbegriff der italienischen
24 VON LINZ NACH VENEDIG                             Gerda Fritzsche, Bratschistin
                                                                                                                                            Oper. Aber haben Sie sich schon einmal die Frage
    Aus dem bewegten Leben eines Operetten-                                                                                                 gestellt, worin sich der Name des ambivalenten
    librettisten. Zur Premiere von Johann        45 KONZERTKALENDER
                                                                                                                                            Hofnarren mit dem charakteristischen Buckel
    Strauss’ Eine Nacht in Venedig
                                                     THEATERPÄDAGOGIK                                                                       begründet?
32 DER RITTER IN UNS
    Parzival Short Cuts im Jungen Theater        46 SPIELPLATZ THEATER!
                                                     Das neue Spiel-Angebot für junge
    EXTRAS                                           Menschen

31 SPÄTSCHICHT                                       HINTER DEM VORHANG
    Die Nachtschiene im Unteren Vestibül
    der Kammerspiele                             48 „SCHAUEN SIE SICH DAS AN!“
                                                     Martina Sochor, zuständig für
35 IDENTITÄT, ANPASSUNG UND RESPEKT                  Audiovisuelle Kommunikation
    Carte blanche für Thomas Baum
                                                                                                                        Die Tage werden kürzer und die Werbemails über Power-Stab-Lampen
                                                     KOCHKÜNSTLER
36 GROSSE KUNST IM KLEINEN FORMAT                                                                                       oder Traum-Farb-Sprühgeräte häufen sich. Diese unerwünschten Mails
    Die Reihe „Oper am Klavier“ geht in die      58 KANTINENGESPRÄCH                                                    kann man abbestellen, aber wie Maulwurfshügel tauchen sie ein paar Tage
    zweite Runde. Christoph Blitt präsentiert        Angela Waidmann, Schauspielerin           später wieder auf. Bringen sie Licht ins Dunkel? Sprühen sie den Tag rosa?
    bis Juni 2018 vier selten gespielte Musik-                                                 Das Theatermagazin FOYER5 erscheint alle zwei Monate. Man bekommt es auch zugesandt. Wer aber
    theaterwerke                                     DIE LETZTE SEITE                          mehr und häufiger etwas über das Landestheater Linz erfahren möchte, der kann sich unseren
                                                                                               Newsletter bestellen, der wöchentlich erscheint. Oder man kann sich die Theater-App runterladen.
47 UTOPIE ZUKUNFT –                              60 4 DINGE                                    Dann kann man schnell mal unterwegs lesen – und auch Tickets kaufen – was, wann, wo gespielt
   WAS WOLLEN WIR WERDEN?                            Theater App, Gewinnspiel mit der          wird im Landestheater – auch zu welchen Vorstellungen sich in den Weihnachtstagen und zu
    Die mobilen Produktionen des Jungen              Hairspray-Fotowand, Fotoausstellung Für
                                                                                               Silvester der Vorhang öffnet.
    Theaters im Überblick                            immer jung, Best of Instagram
DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
FÜR IMMER JUNG

                 „CONCHITA WÄRE
                 AUCH MIT FALTEN
                 VORSTELLBAR, NUR
                 MÜSSTE SIE DANN
                 ANDERS HEISSEN.“
                 Für immer jung zu sein hat für Conchita nichts mit dem
                 Alter zu tun, es sei vielmehr das Strahlen in den Augen,
                 das Menschen für immer jung und vital hält, ist sie im
                 Gespräch mit Silvana Steinbacher überzeugt.

                 Fotos: Herwig Prammer

                                                                            3
DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
FÜR IMMER JUNG                                                                                          CONCHITA
                                                                                                             Conchita Wurst ist eines der markantesten
                                                                                                             Phänomene unserer Zeit. Innerhalb kurzer Zeit
                                                                                                             hat sie sich zur Botschafterin für Toleranz und
                                                                                                             die Rechte von Homo- und Transsexuellen ent-
               „DASS DIESES MYSTERIUM ODER BILD EINER BÄRTIGEN FRAU                                          wickelt. Beim Eurovision Song Contest vor drei
              AUFMERKSAMKEIT GENERIERT, DAS WAR MIR SCHON BEWUSST.“                                          Jahren in Kopenhagen holte sie nach fast 50
                                                                                                             Jahren erstmals wieder den Sieg für Österreich
                                                                                                             und seither füllt die junge Kunstfigur weltweit
                                                                                                             die Hallen. Die schrille Diva mit dem Bart ist
                                                                                                             1988 als Tom Neuwirth in Gmunden geboren.

                                                                                                             CONCHITA IN CONCERT
                                                                                                             Am 14. Dezember 2017 kommt die Ausnahme-
                                                                                                             künstlerin mit ihren bekanntesten Hits im
                                                                                                             Gepäck ins Musiktheater.

Conchita ist eine junge Kunstfigur, die              die Frage, wie bleibt man für immer jung, aber
sofort eingeschlagen hat. Wodurch erklä-             es geht für mich um das Strahlen in den Augen,
ren Sie sich diesen Hype, abgesehen von              das Menschen für immer jung und vital hält.
Ihrer Ausstrahlung und Ihrer stimm-                  Wenn man die eigene Person immer wieder
lichen Begabung?                                     reflektiert, ist man auf einem guten Weg, wach
                                                     und dadurch vital und innerlich jung zu sein.
Ich denk mir jeden Tag, wann kommen sie
drauf, dass ich nicht so gut bin, wie sie glauben.   Sie hetzen von einem Termin zum ande-
Ich kann es mir phasenweise auch nicht erklä-        ren, gibt's dennoch Momente, in denen
ren. Ich weiß, dass ich eine gewisse Ausstrah-       Sie denken, jetzt bin ich jung und unbe-
lung habe und fähig bin, Menschen zu unter-          schwert?
halten, aber ich hatte auch sehr viel Glück. Ich
hätte mir nie gedacht, dass ich beispielsweise mit   Ja, die gibt's schon, das ist zum Beispiel der letzte
dem BBC-Orchester spielen darf, aber solche          Drink um 4 Uhr früh auf einer Dachterrasse
Anfragen kommen, und dann mach ich das               mit Freunden, wenn alle im Rausch der Emo-
natürlich. Ich realisiere erst jetzt, was seit dem   tionen sind und die Sonne aufgeht, dann weiß
Sieg des Eurovision Song Contest alles möglich       ich, ich bin jung.
geworden ist. Ich bin sehr dankbar dafür.
                                                     Ihre Jugend im steiermärkischen Bad
Ist es manchmal auch belastend, mit dieser           Mitterndorf war für Sie schwierig, in-
Kunstfigur zu leben?                                 wiefern?

Nein, es macht mir Spaß, dass ich so viele Dinge     Wenn man so wie ich, in einem kleinen Dorf
sagen und machen kann, die ich sonst nicht           aufwächst und nicht dem entspricht, was von
sagen und machen könnte. Die Figur ist ein           einem erwartet wird, dann ist das anstrengend.
Schutzmantel, hinter dem ich mich verstecken         Ich hab gemerkt, ich steh auf Jungs und hatte
kann, und deswegen fällt es mir leicht, für ein      mit mir zu kämpfen, weil ich dachte, dass ich
paar Stunden am Tag jemand anderer sein zu           ein Fehler bin und das wäre nur eine Phase.
können. Außerdem werde ich privat fast nie           Aber als ich wusste, dass das, wie ich fühle,
auf der Straße erkannt, kann also auch ein nor-      richtig ist, bot ich keine Angriffsflächen mehr,
males Leben führen.                                  die Beschimpfungen und Hänseleien sind ver-
                                                     schwunden.
In welcher Hinsicht möchten Sie für immer
jung bleiben?                                        Ist Conchita auch mit Falten und grauen
                                                     Haaren vorstellbar?
Als ich den Begriff „Für immer jung“ das erste
Mal gelesen habe, habe ich zuerst gedacht, das       Ja, ich denke, sie würde dann aber nicht so heißen.
bezieht sich auf Oberflächlichkeit, Optik und        Wenn ich eine grauhaarige, bärtige Dragqueen

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DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
Das gesamte Interview finden Sie in unserem                                                                                 FÜR IMMER JUNG
      Blog | landestheater-linz.blogspot.co.at

                                                                         „ICH LIEBE MUSICALS, DA KOMME ICH AUCH HER,
                                                                      DRAMATISCH UND OVER THE TOP, SO WIE ICH HALT BIN.“

sehe, dann heißt sie für mich Carmen dell'          Beim Film muss sie auf den Schnitt warten und      Den Grundrespekt haben Sie selbst in vie-
Orefice. Das Modell gibt es ja tatsächlich. Dell'   hoffen, dass es gut wird. Die Bühne, glaub ich,    len ablehnenden und sogar untergriffigen
Orefice ist eine der schönsten Frauen dieser        wird nie an Wichtigkeit verlieren. Wenn man        Reaktionen nicht bekommen. Wie haben
Welt. Ich würde mich genauso nennen.                sich darauf einlässt, weiß man, dass eine          Sie das verkraftet?
                                                    Live-Performance nichts überbietet.
Sie haben 2014 den ersten Platz beim Euro-                                                             Ich hab halt einfach manchmal nichts gesagt,
vision Song Contest in Kopenhagen belegt.           Ist Theater jung?                                  und das haben manche als sehr weise und zu-
Für Österreich war es seit Udo Jürgens                                                                 rückhaltend interpretiert. Auf der Bühne sehe
der erste Sieg nach 48 Jahren. Sie waren            Ich glaub schon, vielleicht wird Theater nie ein   ich es als Motivation. Ich mag es sogar ein
damals erst 25 Jahre alt, wäre dieser Sieg          hippes Ding für die Jungen, aber es wird immer     wenig, wenn ich merke, das Publikum ist nicht
Ihrer Meinung nach auch als Tom Neu-                wieder Nachwuchs geben bei den Zuschauern,         ganz auf meiner Seite, weil ich weiß, ich schaffe
wirth möglich geworden?                             davon bin ich überzeugt.                           es, ich hole dann eben den Ehemann, der mit
                                                                                                       seiner Frau mitgehen muss, mit meinen Ge-
Wahrscheinlich nicht, aber aus vielen Grün-         Was sehen Sie am liebsten im Theater?              schichten ab. Ich weiß einfach, dass ich unter-
den, vor allem weil die Aufmerksamkeit eine                                                            halten kann. Ich glaub, ich hab eine Leichtig-
andere gewesen wäre. Dass dieses Mysterium          Ich liebe Musicals, das ist aber klar, da komme    keit auf der Bühne, die angenehm anzusehen
oder Bild einer bärtigen Frau Aufmerksamkeit        ich auch her, dramatisch und over the top, so      ist. Ich kenne aber auch die Situation, wenn ich
generiert, das war mir schon bewusst. Aber ich      wie ich halt bin. Eines meiner ersten Musicals,    in eine Oper gehe, und ich versteh einfach
habe dieses Versteck auch gebraucht, um mich        das ich gemeinsam mit meiner Tante gesehen         nicht, was da vor sich geht. Dann sitzen total
vor den negativen Reaktionen abgrenzen zu           habe, war die Rocky Horror Show, und sie hat       elitäre Menschen neben dir und liefern intel-
können, die auch gekommen sind.                     genau gewusst, wie das auf mich wirken wird.       lektuelle Erklärungen. Ich bin so simpel, mich
                                                    Es war für mich die Erleuchtung! Männer in         versteht jeder.
Ich bin als Conchita auch auf eine seltsame Art     Damenunterwäsche, ich war hingerissen, und
konzentrierter, wenn ich geschminkt bin.            genau das ist auch Theater für mich. Sowas         Ein sympathisches Understatement. Soll
Auch ein Stück weit höflicher. Ich denke            kommt in keinem Film rüber.                        ich das glauben?
manchmal, ich bin so die beste Version meiner
selbst, die Tochter, die meine Mama gerne hätte.    Sie haben Mitte August kurzfristig einen           Ja, ja, ich denke schon.
Conchita ist höflich, schön angezogen.              Auftritt in Edinburgh abgesagt, weil drei
                                                    aus Syrien stammende Begleitmusiker                Sie wollen ja nicht mehr lange Conchita
Ihre Mutter mag also Conchita?                      kein Visum für Großbritannien erhalten             bleiben, was wird aus ihr werden, wird
                                                    haben. Ein politischer Protest einer be-           sie nur noch eine Erinnerung im Leben
Und wie! Das ist die Tochter, die sie nie hatte     rühmten Bühnen-Diva schafft im besten              des Tom Neuwirth sein?
und nie kriegen wird.                               Fall politisches Bewusstsein. Wie nehmen
                                                    Sie das politische Bewusstsein oder Engage-        Sie wird für viele Jahre im Kasten hängen, und
Sie kennen die große Bühne mit 180 Milli-           ment bei Gleichaltrigen wahr?                      dann pack ich sie vielleicht wieder einmal aus.
onen Zusehern. Lieben Sie auch die Theater-                                                            Es gibt jetzt diesen gewissen Zeitraum, den ich
bühne?                                              Es ist schwer, das zu vergleichen, weil ich in     noch nicht festgelegt habe, in dem ich auch
                                                    der Masse weniger tue als viele, die in meinem     noch Conchita bin, denn es gibt schon noch
Ich liebe es, live zu spielen und ein Publikum      Alter sind. Ich bin aber in der privilegierten     Dinge, die ich unter diesem Namen machen
vor mir zu haben und den Moment einfach             und vielleicht auch unfairen Situation, dass ich   möchte, nicht zuletzt mein zweites Album,
entstehen zu lassen. Bette Midler (amerikani-       lauter bin. In meinem Freundeskreis kenne ich      aber über kurz oder lang wird's wahrscheinlich
sche Sängerin und Schauspielerin) hat einmal        viele, die sich in vielen Projekten engagieren.    wirklich so sein, dass ich mich von der Figur
gesagt, dass sie sich am Broadway am leben-         Ich hab halt diese großen Bühnen, und da ist es    verabschieden werde. Es gibt in meinem Leben
digsten fühlt, weil sie dort vor Publikum spielt    leicht, gehört zu werden. Mir geht es vor allem    so viele Dinge, die ich noch ausprobieren will,
und sofort weiß, ob sie gut war oder nicht.         um Toleranz und den Grundrespekt voreinander.      und dazu brauch ich keinen Pepi am Kopf.

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DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
„EINDRUCKSVOLL UND KONSEQUENT“
                               NEUES VOLKSBLATT

                          „VON UNGEHEURER WUCHT“
                            SALZBURGER NACHRICHTEN

                          „BILDERSTARK INSZENIERT“
                                 DER STANDARD

                            „TRIUMPHALER ERFOLG“
                            6 STERNE! OÖNACHRICHTEN
Foto: Norbert Artner
DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
PREMIERENFIEBER

                                                                           Titel Rigoletto
                                                                           Komponist Giuseppe Verdi
                                                                           Text Francesco Maria Piave nach dem Drama
                                                                           Le roi s’amuse von Victor Hugo
                                                                           Uraufführung 11. März 1851, Teatro La Fenice,

DER
                                                                           Venedig

                                                                           Inhalt
                                                                           Im Palast des politisch skrupellosen und amourös
                                                                           zügellosen Herzogs von Mantua wird Hof gehalten
                                                                           und es werden rauschende Feste gefeiert – und
                                                                           keine der Schönen, sei sie auch noch so jung oder
                                                                           etwa verheiratet, ist vor seinem Besitzanspruch
                                                                           sicher. Der Hofnarr Rigoletto unterhält nicht nur
                                                                           die Gäste, sondern verhöhnt auch die entehrten
                                                                           Väter und gehörnten Ehemänner. Dass er selbst
                                                                           ein Doppelleben führt und er mit seiner im Haus

KÖNIG
                                                                           eingesperrten Tochter Gilda ein geliebtes wie
                                                                           delikates Geheimnis hütet, verschweigt er. Doch
                                                                           ausgerechnet der insgeheim verhasste und ge-
                                                                           fürchtete Herzog hat ein Auge auf seine „Blume“,
                                                                           seine Gilda geworfen … Ein Auftragsmörder, ein
                                                                           hocherotischer Lockvogel und ein unabwendbarer
                                                                           Fluch tun das Ihre und führen zum vielleicht
                                                                           tragischsten Freitod der Operngeschichte.

                                                                           Musikalische Leitung Martin Braun
                                                                           Inszenierung Andreas Baesler

AMÜSIERT
                                                                           Bühne Harald B. Thor
                                                                           Kostüme Tanja Hofmann
                                                                           Dramaturgie Magdalena Hoisbauer
                                                                           Choreinstudierung Martin Zeller

                                                                           Mit Jacques le Roux (Der Herzog von Mantua),
                                                                           Federico Longhi (Rigoletto), Julia Sitkovetsky
                                                                           (Gilda), Dominik Nekel (Sparafucile), Jessica
                                                                           Eccleston (Maddalena), Vaida Raginskytė
                                                                           (Giovanna), Nikolai Galkin (Monterone), Justus
                                                                           Seeger (Marullo), Xiaoke Hu (Borsa), Rastislav

SICH
                                                                           Lalinksy (Graf von Ceprano), Kathleen Louisa
                                                                           Brandhofer (Gräfin von Ceprano) u. a.

                                                                           Premiere
                                                                           4. November 2017
                                                                           Großer Saal Musiktheater

                                                                           Weitere Vorstellungen
                                                                           7., 9., 17., 25., 28., 30. November und
                                                                           3., 11., 23. Dezember 2017
                                               Text: Magdalena Hoisbauer

Morphing | Palais du Louvre, Paris – Palazzo Ducale, Mantua                                                                    11
DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
RIGOLETTO
                                                                                                                                                          42. SONNTAGSFOYER
                                                                                                                                                          29. Oktober 2017, 11.00 Uhr
                                                                                                                                                          HauptFoyer Musiktheater

                                                                                                                                                          Einführungsmatinee zu
                                                                                                                                                          Giuseppe Verdis Rigoletto

                                                                                                                                                          Mit Martin Braun (Musikalische Leitung),
                                                                                                                                                          Andreas Baesler (Inszenierung), Magdalena
                                                                                                                                                          Hoisbauer (Dramaturgie), Federico Longhi
                                                                                                                                                          (Rigoletto), Jacques le Roux (Der Herzog
                                                                                                                                                          von Mantua), Julia Sitkovetsky (Gilda) und
                                                                                                                                                          Samuele Sgambaro (Klavier)
VON PARIS NACH MANTUA
Verdi – Rigoletto – der Inbegriff der italieni-
schen Oper. Aber haben Sie sich schon einmal
die Frage gestellt, worin sich der Name des
ambivalenten Hofnarren mit dem charakteris-
tischen Buckel begründet? Für alle Opern-
liebhaber mit Italienischkenntnissen: Kennen
Sie ein italienisches Verb oder Nomen, auf
das man den Namen Rigoletto zurückführen
könnte? Eine rhetorische Frage, hatten doch
hier die Franzosen ihre Finger im Spiel: Libret-
tist Francesco Maria Piave bediente sich näm-
lich nicht nur bei der Namensgebung seiner
Titelfigur beim französischen Wort für „Spaß-
vogel“ („le rigolo“), sondern was die literarische
Vorlage betrifft auch bei Victor Hugo, einer
der künstlerischen Leitfiguren der „Grande
Nation“ des 19. Jahrhunderts. Von Hugos Stück
Le roi s’amuse (Der König amüsiert sich) bis hin
zu Rigoletto, dem Auftakt zu Verdis „trilogia
popolare“ (der sogenannten „populären Trilogie“
aus Rigoletto, Il trovatore und La traviata) erlebte
der Stoff eine bemerkenswerte Transformation.

Doch vorerst war das Stück von Beginn an ein
Skandal, denn Victor Hugo hatte die Handlung                                                                                             Morphing | Palazzo Ducale, Mantua – Trump Tower, New York
zwar historisch in der Renaissance angesiedelt,
der Hofnarr als Archetyp des Subversiven war
jedoch vielmehr Sprachrohr der Kritik des              Spielplan genommen. Was im Folgenden              endlich doch noch auf den Weg brachten, denn   Triboulet der heute populäre Rigoletto, Töch-
revolutionären Autors an den Zuständen am              passierte, scheint die Behauptung, Geschichte     am Teatro La Fenice in Venedig, von dem der    terchen Blanche wurde zu Gilda und der kon-
absolutistischen Hof seiner Zeit. Bei der Urauf-       wiederhole sich, frappierend zu bestätigen:       Kompositionsauftrag an Verdi ausgegangen       krete Schauplatz des Palais du Louvre in Paris
führung des Dramas 1832 in Paris kam es daher          Auch das Autorenduo Giuseppe Verdi und            war, befürchtete man, zu Saisonbeginn keine    durch den ebenso realen Herzogspalast von
zu Tumulten, die in der Comédie-Française in           Francesco Maria Piave geriet in die Zange der     neue Oper zu haben – und so einigte man sich   Mantua, den Palazzo Ducale, ersetzt. Nicht nur
eine regelrechte Saalschlacht zwischen dem             Zensur, da jene auch Piaves Libretto als un-      auf einen Kompromiss: Die Handlung wurde       William Shakespeare verbannte daher seinen
königstreuen Publikum in den Logen und dem             moralisch und unstatthaft kritisierte, weil man   vom französischen Hof an den eines kleinen     Romeo nach Mantua, auch die Autoren Verdi
bürgerlich-demokratischen Publikum in den              einen König auch auf einer italienischen Bühne    Fürstentums verlegt und die Namen der Figu-    und Piave wählten die malerische Stadt in der
Rängen übergingen. Le roi s’amuse wurde nach           nicht als lasterhaften Wüstling darstellen        ren an diesen neuen Schauplatz angepasst. So   Lombardei gewissermaßen als „Zensur-Exil“
nur einer Vorstellung aufgrund des drohenden           könnte. Es sind vielleicht die Zwänge der Thea-   wurde aus dem französischen König Franz I.     für ihren Triboulet, der so überhaupt erst zur
politischen Zündstoffs von der Zensur vom              terpraxis, die das „Projekt Rigoletto“ schluss-   der Herzog von Mantua, aus dem Hofnarren       Titelfigur und infolge zu Rigoletto wurde.

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DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
RIGOLETTO

                                                                                                                                                            Die Harmonie der Welt im Musiktheater

VON MANTUA INS HEUTE
Warum berührt uns die Oper, warum betrifft         und seine Liebesschwüre rühren, ist diese         Trump. „Part of the beauty of me is that I’m
                                                                                                                                                            WIEDER-
uns das Theater im Hier und Jetzt, auch wenn
die Stücke, mit denen wir uns beschäftigen,
                                                   Liebe – nicht nur für die weibliche Schlüssel-
                                                   figur, sondern auch für den Betrachter – mit
                                                                                                     very rich“, so eine Selbstbeschreibung des
                                                                                                     aktuell mächtigsten Mannes der Welt – und              ENTDECKUNG
                                                                                                                                                            DES JAHRES
nicht nur – wie bei Rigoletto – ins 19. Jahrhun-   Vorsicht zu genießen. Denn der Herzog erfüllt     diese Egozentrik ist nicht nur in der goldenen
dert, sondern oftmals bis in die Antike zurück-    alle Voraussetzungen, um als Paradebeispiel       Lobby seiner New Yorker Machtzentrale, son-
reichen? Der deutsche Autor, Filmemacher und       eines Narzissten betrachtet zu werden, und ein    dern auch in seinem Pent House in den obersten
Intellektuelle Alexander Kluge begründete          solcher ist – so die gängige psychologische       drei Etagen des Gebäudes abzulesen, das in
diese Überlegung mit der These, dass wir zwar      Einschätzung – zu jeglicher Form von Liebe        seiner Gestaltung tatsächlich dem Schloss von
                                                                                                                                                            PAUL HINDEMITHS KEPLER-OPER
nicht die Lebensrealität, jedoch sehr wohl die     unfähig. Umso zentraler ist für den literari-     Versailles nachempfunden ist. Der berühmte             „DIE HARMONIE DER WELT“
Emotionen mit jenen Figuren teilen, deren          schen sowie für den zeitgenössischen Narziss-     Ausspruch des Sonnenkönigs Ludwig XIV. –               GEWINNT IN DER KATEGORIE
Geschichten wir als Zuschauer folgen. Dieses       ten der Begriff Potenz in seinen mehrfachen       „L’État, c’est moi!“ („Der Staat bin ich!“) – könnte   „GEHOBENE SCHÄTZE“
Konzept des „Mit-Fühlens“ kann man als eines       Bedeutungsvarianten: Virilität und Männlich-      genauso ein Originalzitat des fiktiven Herzogs
des „Mit-Erlebens“ weiterdenken, denn es sind      keit, Leistungsfähigkeit und Stärke. Und so       von Mantua aus Verdis und Piaves Rigoletto wie         Das Landestheater Linz freut sich, dass bei der
nicht nur die Emotionen, die eine Erzählung        sind auch die Schauplätze der verschiedenen       eines von Donald Trump sein.                           renommierten Kritikerumfrage im Jahrbuch
im Theater nachvollziehbar machen, sondern         Phasen dieses „Königs, der sich amüsiert“, Orte                                                          der Zeitschrift Opernwelt eine der Auszeich-
auch gesellschaftliche Strukturen, die wir als     der Potenz: Das Palais du Louvre in Paris und     Narzissmus, Dekadenz und Despotismus                   nungen nach Oberösterreich ging. So wurde
Publikum des 21. Jahrhunderts in Literatur         der Herzogspalast in Mantua – beides sind         scheinen erschreckenderweise und offenbar              die Inszenierung von Paul Hindemiths Kepler-
und Oper wiedererkennen.                           exemplarische Bauwerke einer Inszenierung         nicht nur literarische, sondern auch gesell-           Oper Die Harmonie der Welt, die am 8. April
                                                                                                                                                            2017 im Musiktheater Premiere feierte, von
                                                   von Macht. Ist eine solche Architektur auch in    schaftspolitische Konstanten unserer Mensch-
                                                                                                                                                            50 Kritikern aus Europa und den USA zur
Victor Hugos Le roi s’amuse ist ein politisches    unserer heutigen Zeit zu finden?                  heitsgeschichte zu sein. In diesen Strukturen
                                                                                                                                                            „Wiederentdeckung des Jahres“ gewählt.
Drama, das eine dekadente, eitle und oberfläch-                                                      werden Kabinettsmitglieder unverzüglich aus-
liche Gesellschaft zeigt, an deren Spitze ein                                                        getauscht, sobald sie ihr heuchlerisches               Den Titel „Opernhaus des Jahres“ sicherte sich
narzisstischer und größenwahnsinniger Herr-                                                          Buckeln und ihre intrigante Speichelleckerei           bei der Umfrage die Opéra de Lyon. Die Kritiker
scher steht. Dies spiegelt sich etwa in der                                                          nicht mehr aufrechterhalten können oder                lobten das experimentierfreudige Programm
Selbstbeschreibung des Königs bei Hugo wider:
                                                                  „PART OF THE                       wollen. Ein Schicksal, das in ähnlicher Form           und die hohe Qualität des Hauses. Davon wird
„Wie glücklich bin ich! Im Vergleich zu mir                  BEAUTY OF ME IS THAT                    vielleicht auch dem Grafen von Monterone               man sich auch in Linz überzeugen können,
sind Jupiter und Herkules nur Narren und der                    I’M VERY RICH.“                      widerfahren ist, der in Verdis und Piaves              denn das Landestheater ist gleich bei zwei
Olymp ein Nest!“ Francesco Maria Piave hat in                      DONALD TRUMP                      Rigoletto den schicksalshaften und folgen-             Lyoner Inszenierungen Koproduktions-Partner.
seinem Textbuch zu Rigoletto vieles beinahe                                                          schweren Fluch (die berühmte „maledizione“)            Richard Wagners Tristan und Isolde wird die
wortwörtlich von Victor Hugo übernommen,                                                             ausspricht. Das Fest im Palast des Duca ist            kommende Spielzeit 2018/2019 eröffnen. Be-
                                                                                                                                                            reits ab 3. Februar 2018 ist mit Hector Berlioz'
so auch die Charakterzüge des Herrschers –                                                           offenbar ein Tanz auf dem Vulkan und nicht
                                                                                                                                                            Oper La Damnation de Faust die erste Kopro-
und zu diesen zählen auch seine sexuellen All-     Verdi und Piave hätten sich als „Zensur-Exil“     nur Rigoletto bewegt sich als Possenreißer
                                                                                                                                                            duktion mit der Opéra de Lyon im Musiktheater
machtsfantasien gegenüber Frauen, die Verdi        für ihren Rigoletto heute vielleicht den großen   mehrfach auf dünnem Eis, denn, wie es die              zu sehen. Dass das Landestheater zusammen
von der Auftrittsarie seines Duca („Questa o       architektonischen Phallus, der auf der berühm-    Vorbildfigur für den Grafen von Ceprano in             mit dem Bruckner Orchester Linz so eng mit
quella“ / „Diese oder jene“) an gekonnt in eine    ten Fifth Avenue in Manhattan zu finden ist,      Victor Hugos Le roi s’amuse bereits brisant auf        dem „Opernhaus des Jahres“ kooperiert, stellt
leichtfüßige und gleichzeitig erregte Figuren-     gewählt: den Trump Tower, goldene Festung         den Punkt brachte: „Ein König, der sich amü-           einmal mehr unter Beweis, wie sehr die künst-
zeichnung umsetzt. Auch wenn uns seine             und marmorne Trutzburg des Präsidenten der        siert, ist sehr gefährlich.“ Und jener Ausspruch       lerische Leistungsfähigkeit des Linzer Musik-
musikalisch vollmundige Begegnung mit Gilda        Vereinigten Staaten von Amerika, Donald           scheint nach wie vor aktuell zu sein …                 theaters auch international geschätzt wird.

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DER KÖNIG AMÜSIERT SICH MAN IST SO JUNG WIE MAN SICH FÜHLT - Landestheater Linz
PETER PAN                                                                                                                                             PREMIERENFIEBER
ODER DER JUNGE, DER NICHT
ERWACHSEN WERDEN WOLLTE
STÜCK VON JAMES MATTHEW BARRIE

                                                                        FÜR IMMER JUNG:
In Kooperation mit der Anton Bruckner
Privatuniversität

Premiere 12. November 2017, Schauspielhaus
ab 6 Jahren

                                                                        JUNGBRUNNEN UND
Inszenierung Martin Philipp
Bühne Detlev Beaujean
Kostüme Lea Reusse
Musik Joachim Werner
Dramaturgie Jennifer Maria Bischoff

                                                                        JUGENDWAHN
Mit
Anna Katharina Fleck, Rebecca Halm*, Judith
Mahler*, Karina Pele, Anna Rieser, Elena Wolff*;
Ludwig Brix*, Steven Cloos, Friedrich Eidenberger*,
Maximilian Ortner, Christopher Schulzer, Tim
Weckenbrock*
*
    Schauspielstudio / Studenten der Anton Bruckner Privatuniversität   Eine Gesellschaft will nicht mehr erwachsen werden
Vorstellungen bis 26. Februar 2018                                      Text: Jennifer Maria Bischoff, Andreas Erdmann, Arne Beeker
                                                                        Fotos: Robert Josipovic

                                                                        Erzählungen vom Quell ewiger Jugend erschei-        Hier ist die Zeit der Reife eine schicksalhafte
                                                                        nen schon im Märchen aus dem alten Orient.          Wende, an der kein Lebensweg vorbeiführt.
                                                                        Aber auch Hans Sachs besingt im 16. Jahrhun-        Damit scheint es seit dem 19. Jahrhundert aller-
                                                                        dert den „Jungbrunn“, welcher ihm im Traum          dings vorbei, plötzlich treten Helden auf wie
                                                                        erscheint, aus dem die Alten nach nur einer         Oscar Wildes Dorian Gray oder Byrons Manfred,
                                                                        Stunde Bades „schön, wohlgefarb (…) grad’ von       die nicht altern, die noch nicht einmal wirklich
                                                                        Gestalt, / als wären sie erst zwanzig alt“ her-     erwachsen werden wollen. Es sind Dandys, die –
                                                                        vorgehen. Kurz bevor er selber in das Wasser        zumeist in finanziell komfortabler Lage, oft
                                                                        steigen kann, zerfließt das Traumbild.              mit großem elterlichem Erbe ausgestattet –
                                                                                                                            weder einer produktiven Tätigkeit nachgehen,
                                                                        Und er schließt:                                    noch Familien gründen oder dauerhafte Part-
                                                                        Nun muss ich bei meinen Tagen                       nerschaften eingehen. Sie verharren in der
                                                                        Die alte Haut mein Lebtag tragen,                   letzten Phase ihrer Adoleszenz und richten
                                                                        Weil auf der Erd’ kein Kraut gewachsen,             sich dort ein. Sie sind die typische Erscheinung
                                                                        Heut’ zu verjüngen mich, Hans Sachsen.              ihres Zeitalters und protestieren gegen dessen
                                                                                                                            Kultus von Verwendbarkeit und Nutzbar-
                                                                        Aber so alt der Traum von ewiger Schönheit          machung, der das frühe Industriezeitalter
                                                                        und ewiger Jugend in unserer Kultur auch sein       prägte. Alles sollte fruchtbar sein und Rendite
                                                                        mag, erst vor nicht allzu langer Zeit verdichtet    tragen – auch die Menschen selbst. Darum
                                                                        er sich zu dem Jugendkult, wie wir ihn heute        könnte man glauben, mit fortschreitender
                                                                        kennen und wie er heute ungeahnte Blüten            Industrialisierung hätten diese Dandys wieder
                                                                        treibt.                                             verschwinden müssen. Das war nicht der Fall.

                                                                        Am Anfang unserer Recherche des Jugend-             Eher wurde ihre ursprüngliche Botschaft um-
                                                                        dramas in der abendländischen Kultur widme-         geschrieben und dem Industriezeitalter ange-
                                                                        ten wir uns in der letzten Ausgabe des FOYER5 den   passt. Heute will uns Dorian Gray, der Jüngling,
                                                                        klassischen Geschichten vom Erwachsenwerden         der nicht altern will, auch wenn seine Seele
                                                                        durch Auflehnung und, manchmal, Untergang,          daran Schaden nimmt, wie der Patron einer
                                                                        die in Dramen wie Antigone seit zweieinhalb-        von Schönheit, Äußerlichkeit, Selbstbezogen-
                                                                        tausend Jahren in unserer Kultur erzählt werden.    heit besessenen Epoche scheinen.

                                                                                                                                                                          17
PETER PAN | ANATOL | FOREVER YOUNG

MAN IST SO ALT                                     Ideen der Dandys, zunächst emanzipatorischen        wortung übernehmen oder irgendwem Rechen-
WIE MAN SICH FÜHLT                                 Gedanken: Kinder sollen eine andere Wert-           schaft ablegen. Das ewige Kind kennt keine
                                                   schätzung erfahren, die Kindheit wird als           Langeweile und keine Sorge, es differenziert
Es ist nicht zu übersehen: Essen soll zuerst der   abenteuerlicher Lebensabschnitt begriffen:          nicht zwischen Realität und Spiel.
Fitness dienen, Sport sollte am besten täglich     Tom Sawyer, David Copperfield, Jim Hawkins
geübt werden, Glatzen, Falten, Fettpolstern        heißen diese Abenteurer, die sich mit kind-         Schauplatz der Handlung ist die Insel Nimmer-
wird die biologische Existenzberechtigung ab-      licher Naivität, aber auch Wagemut und              land. Ein zeitloser Ort, einerseits Metapher für
gesprochen. Sogar junge Menschen legen sich        Empathie an Land oder auf hoher See bewähren        ewige Jugend und Unsterblichkeit, der Aben-
zur Selbstverbesserung gern unters Messer,         müssen. Doch unter ihnen taucht bald eine           teuer und grenzenlosen Spaß garantiert,
die überall und jederzeit angefertigten Selfies    magische Gestalt auf, die – dem Dorian Gray         gleichzeitig aber auch Fluchtraum vor der
werden trotzdem eingehend mit Bildbearbei-         ähnlich – sich dem Erwachsenwerden verwei-          Wirklichkeit, in der das Erwachsen- und                   ANATOL
tungsprogrammen optimiert. Dafür kleiden           gert und dabei wie ein Rollenmodell des mo-         später Altwerden zum determinierten Lebens-               SIEBEN EINAKTER VON ARTHUR SCHNITZLER
Menschen in den besten Jahren sich wie             dernen Kindlichkeit- und Jugendkults erschei-       lauf unaufhaltsam dazu gehört. Die Bösewichte             Premiere 1. Dezember 2017, Kammerspiele
Jugendliche, dürfen sich auch aufführen wie        nen mag: Peter Pan, der Junge, der nicht            der Geschichte sind die Erwachsenen in Gestalt
solche, kaufen Autos, die den infantilsten         erwachsen werden will.                              von Piraten, allen voran Kapitän Hook. Hook               Inszenierung Susanne Lietzow
                                                                                                                                                                 Bühne und Kostüme Marie-Luise Lichtenthal
Wünschen Rechnung tragen. Die Gesellschaft                                                             ist in ständiger Sorge, dass seine Zeit abläuft –
                                                                                                                                                                 Musik Gilbert Handler
huldigt nicht allein dem Jugendwahn, sie wird      Ursprünglich schrieb der schottische Autor          nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch              Dramaturgie Andreas Erdmann
kindisch. Während wir von unserem Aussehen,        James Matthew Barrie seine Geschichte The           ganz konkret: Ein Krokodil hat einst seine
vom Konsum und den neuesten technischen            Little White Bird, aus dem wenige Jahre später      Hand samt Uhr abgebissen und tickt nun mah-               Mit
Spielzeugen besessen sind, sinkt die Wahl-         das bis heute populäre Bühnenstück Peter Pan        nend die Zeit angebend, wann immer es sich                Martina Spitzer, Andreas Patton,
beteiligung und das gesellschaftliche Engage-      oder Der Junge, der nicht erwachsen werden wollte   nähert. Die Insel Nimmerland ist auf keiner               Christian Taubenheim
ment. Was läuft da falsch?                         wurde, gar nicht ausschließlich für Kinder,         Karte zu finden und erreichbar nur für Kinder,            Zwei Männer diskutieren darüber, dass ein Mann nie
                                                   sondern auch für märchenaffine Erwachsene           die verzaubert durch Feenstaub und in Beglei-             sicher sein kann, ob die Frau, die er liebt, treu ist oder
Dass Jugendwahn und Kommerzialisierung             mit einer Vorliebe für kindliche Helden-            tung von Peter Pan zu ihr fliegen. Und wer hat            nicht. Der eine, Anatol, vertritt die These, dass die
sich hervorragend vertragen, wissen wir seit       figuren, wie er selbst es war. Der Aufwertung       noch nie davon geträumt, zu fliegen? Einfach              Frau schon von ihrer Natur her niemals treu sein
vielen Jahren. Fernsehwerbung wird auf die         der Kindheit ging im viktorianischen England        leicht in den Himmel aufzusteigen und alle                kann. Auch seine jetzige Geliebte hat er im Verdacht.
                                                                                                                                                                 Und die Ungewissheit, gegen die es kein Mittel gibt,
„werberelevante“ Gruppe der 14- bis 49-Jähri-      und der frühen Industrialisierung eine Zeit         Last und Verantwortung, die das Leben bringt,
                                                                                                                                                                 treibt ihn in den Wahnsinn. Der andere, Max, gibt
gen eingestellt. Und diese Gruppe ist es auch,     voraus, in der Kinder weitläufig als billige        zurückzulassen?                                           ihm den Rat, es mit Hypnose zu versuchen. Er soll
in der es keine klaren reifemäßigen Unter-         Arbeitskräfte und Schlimmeres missbraucht                                                                     seine Geliebte unter der Hypnose nach der Wahrheit
scheidungen mehr gibt: Vom Erreichen der           wurden. In Barries eigener Jugend, vor allem        Die Kombination des juvenilen Helden mit                  fragen. Zunächst ist Anatol begeistert. Doch dann
Geschlechtsreife bis zum 50. Jahr fühlt man        aber in der Zeit nach 1860, setzte langsam ein      dem Attribut des Fliegens war ein kongenialer             fällt die Geliebte tatsächlich in Trance. Wagt Anatol
sich mehr oder weniger jung und – gerne –          Umdenken ein. Man begann in die Kinder und          Einfall des Autors. Nils Holgersson fliegt auf            die Frage an das Schicksal?
ungebunden.                                        deren Bildung zu investieren. In literarischen      einer Gans, Dorothy aus dem Zauberer von Oz               Weitere Vorstellungen
                                                   Werken wie Alice im Wunderland und Peter Pan        in einem Haus und Harry Potter auf einem                  4., 6., 15., 25., 30. Dezember 2017,
NACH „JUNG“ KOMMT „ALT“                            finden Erwachsene wie Kinder neben Aben-            Besen, doch keiner aus sich selbst heraus wie             7., 11. und 12. Jänner 2018
                                                   teuern den nötigen Freiraum für Kindliches          Peter Pan.
Andere Kulturen, zahlreiche Kulturen des           und Kindisches.
Altertums (schon das Wort!) verehren das Alter                                                         Und trotz der Zeitlosigkeit des Wunsches nach       Peter Pan und Dorian Gray, die Hauptfiguren
als eine besonders würdige Zeit des mensch-        ALLE KINDER WERDEN ERWACHSEN,                       ewiger Jugend und aller Euphorie, die die           zweier Zaubermärchen, die auf jeweils andere
lichen Lebens: Es wird mit positiven Eigen-        AUSSER EINEM ...                                    Geschichte um Peter Pan noch heute auslöst, so      Art der Reife aus dem Weg gehen, sollten kei-
schaften wie Erfahrung, Einsicht, Weisheit in                                                          ist dem Werk das Problem des Nicht-Erwach-          nen Jugendwahn verherrlichen. (Auch wenn
Verbindung gebracht. Das hat sich bei uns erle-    Seit über 100 Jahren steht die Figur des Peter      senwerdens bereits eingeschrieben. Am Ende          Oscar Wilde, der Autor des Dorian Gray,
digt, niemand will mehr alt sein – woran nicht     Pan geradezu sinnbildlich für die Naivität und      verlassen alle Kinder – getrieben von Sehn-         gestand, wie viel lieber er den Abend mit
allein die Dandys schuld sind – mit dem            Unschuld der Kindheit. Dabei ist er eine durch-     süchten nach Familie, Liebe, Geborgenheit –         jemandem verbringe, der jung und schön ist,
19. Jahrhundert setzt auch eine langsam anfan-     weg egoistische Figur: ohne Verpflichtungen         irgendwann dieses „Nimmerland“, alle außer          als mit jemandem, der geistreich ist. Aber geist-
gende Aufwertung der Kindheit und kindlicher       einzugehen, bezieht er alles, was in seiner Welt    dem einen. Peter will nicht nur nicht erwach-       reich war Wilde schließlich selbst.) Einen sol-
Eigenschaften ein. Auch diese folgt, wie die       passiert, auf sich. Für nichts muss er Verant-      sen werden, er kann es schlichtweg nicht.           chen Jugendwahn kannte das 19. Jahrhundert

18                                                                                                                                                                                                               19
Gernot Romic, Lynsey Thurgar, Ariana Schirasi-Fard, Christian Fröhlich, Hanna Kastner,
                                                                                                                                                Peter Lewys Preston, Ruth Fuchs, Riccardo Greco, Rob Pelzer, Kristin Hölck

auch noch nicht. Und bei beiden Figuren geht
die Jugendlichkeit oder Kindlichkeit einher
mit Egoismus und Unbeherrschtheit. Wenn
man die Geschichten insgesamt anschaut, in
deren Mittelpunkt diese beiden Helden stehen,
ist die Kritik an ihrer Verweigerungshaltung
klar erkennbar.

DER WIENER DANDY
Schnitzlers Anatol ist die Wiener Antwort auf
den angelsächsischen Dandyismus. Die Zeit, in
welcher er den Anatol-Zyklus verfasst, ist auch
die Zeit, in der Schnitzlers eigenes Leben dem
des Anatol ähnelt: er wandelt von einer Lieb-
schaft zur nächsten, hat sich noch nicht fest-
gelegt, was er mit seinem Leben machen will,
konzentriert sich auf seine Stimmungen und
Phantasien. Es ist das Ende des 19. Jahrhun-
derts, der Zeitgeist der Epoche wird von der
Philosophie Ernst Machs zusammengefasst:
das Ich hat abgedankt, der Mensch lebe viel-
mehr von Augenblick zu Augenblick, und
ebenso sprunghaft verändere er seine Ansichten                                                                                                                 FOREVER YOUNG
und Werte. Was jetzt noch Wahrheit ist, ist es                                                                                                                 SHOWTIME MIT DEM MUSICALENSEMBLE LINZ
in einer anderen Beleuchtung bereits nicht                                                                                                                     Konzeption Matthias Davids und Simon
mehr. Diese Philosophie spielt dem wirtschaft-                                                                                                                 Eichenberger | Musikalische Arrangements
lichen Hochliberalismus der Zeit in die Hände:                                                                                                                 Christian Frank
Gesellschaft wird organisiert durch Angebot
                                                                                                                                                               Voraufführung 17. November 2017
und Nachfrage, was sich nicht augenblicks ver-    vor der Trennung (aber immer noch eifersüch-      FOREVER YOUNG IM MUSICAL                                   Premiere 18. November 2017
werten lässt, verschwindet. In mancher Hin-       tig), einmal eine Frau treffend, mit welcher er                                                              BlackBox Musiktheater
sicht ähnelt dieser Zeitgeist unserem heutigen:   vor langer Zeit ein Verhältnis hatte, schließ-    Die Showtime Forever Young des Musicals
Konsum und Hedonismus müssen stimuliert           lich im Bett am Morgen seiner Hochzeit mit        dagegen spürt auf sehr persönliche Weise                   Musikalische Leitung Tom Bitterlich
werden, die Stimmung ist entscheidend, länger-    einer Frau, die nicht die Braut ist. Das Stück    Jugendgeschichten der zehn fixen Linzer                    Regie und Choreografie Simon Eichenberger
                                                                                                                                                               Bühne Charles Quiggin
fristige Entwicklungen erscheinen schicksal-      Anatols Größenwahn, das Schnitzler nicht in den   Musicaldarsteller nach. Regisseur und Choreo-              Kostüme Richard Stockinger
haft und unvorhersehbar. Das ideale Markt-        sogenannten Zyklus aufnahm, zeigt Anatol als      graf Simon Eichenberger und Musicalchef                    Dramaturgie und Texte Arne Beeker
subjekt unterwirft sich seinen augenblicklichen   alten Mann, der immer noch den Röcken nach-       Matthias Davids haben aufgrund von ausführ-
Bedürfnissen, morgen kann schon alles anders      jagt. Anatol ist immer auf der Suche nach ei-     lichen Fragebögen, die das Ensemble ausgefüllt             Die zehn Solistinnen und Solisten des Linzer Musical-
sein.                                             nem bestimmten Gefühl, einer bestimmten           hat, Ereignisse destilliert, die zentrale Erlebnisse,      ensembles präsentieren einen sehr persönlichen Abend
                                                                                                                                                               rund um die Musik ihrer Jugendjahre. Ausgangspunkt
                                                  Stimmung; diese Verliebtheit zu nennen, wäre      Anekdoten und amüsante Details aus Kindheit
                                                                                                                                                               sind ihre Antworten auf eine ausführliche Liste von
Der Anatol-Zyklus besteht aus sieben Ein-         eine Vereinfachung. Es ist eine Art Gottgleich-   und Jugend der Darsteller nachzeichnen. Sie                Fragen, beispielsweise: Welche Musik lief bei deinem
aktern, in denen der Junggeselle Anatol, meist    heit, die er in der Beherrschung des Momentes     wurden mit ikonischen Pop-, Soul- und Rock-                ersten Kuss? Was war dein Lieblingssong, als du 15
mit seinem Freunde Max, erscheint, und der –      und der Atmosphäre anstrebt. Dass das weib-       songs versehen, die von dem renommierten                   warst? Welchen Hit konntest du nicht ausstehen? Der
heute würde man sagen – Running Gag dieser        liche Gegenüber dazu ständig ausgetauscht         Wiener Arrangeur Christian Frank auf wun-                  Wiener Produzent und Arrangeur Christian Frank
Szenenfolge ist, dass Anatol in jedem Einakter    werden muss, fällt Anatol geradezu gar nicht      derbare, vielstimmige Weise neu interpretiert              liefert funkelnde A-cappella-Versionen und unge-
                                                                                                                                                               wöhnliche Arrangements bekannter Hits der letzten
mit einer anderen Frau auftritt, und mit jeder    auf. Und was ihm weiterhin nicht auffällt, ist,   wurden. Das immer noch junge Genre Musical                 Jahrzehnte für eine Showtime mit dem Musical-
Frau befindet er sich gerade in einer anderen     dass er in Wahrheit nur der Sklave seiner         nähert sich dem Thema Jugend über die Musik                ensemble fast ganz ohne Musicalnummern ...
Phase einer (kurzlebigen) Beziehung: einmal       eigenen Stimmungen und augenblicklichen           der Jugend, und Musik kann ja tatsächlich ein
frisch verliebt und eifersüchtig, einmal kurz     Gefühle bleibt.                                   Jungbrunnen sein – ganz ohne Jugendwahn.                   Weitere Vorstellungen
                                                                                                                                                               22., 24., 25., 28., 30. November, 2., 5., 9., 13., 15., 16.,
                                                                                                                                                               19., 23., 30., und 31. Dezember 2017
20
6., 13., 16., 18., 21. November und 17. Dezember 2017 | Großer Saal Musiktheater

                                   „ZUM WEINEN SCHÖN“
                                      TANZSCHRITT.AT

                      „TOSENDER BEIFALL UND STANDING OVATIONS“
                                      OÖNACHRICHTEN

                       „EIN ÜBERWÄLTIGENDES STÜCK TANZTHEATER
                              MIT SENSATIONELLER MUSIK.“
                                      NEUER MERKER

  44. SONNTAGSFOYER
  TOD UND DAS MÄDCHEN –
  VON DER VERGÄNGLICHKEIT
  17. Dezember 2017, 11.00 Uhr
  HauptFoyer Musiktheater

                                                                                   Foto: Vincenzo Laera
  Einführung zur Premiere der
  Tanzproduktion von Mei Hong
  Lin mit der Choreografin und
  Mitgliedern des Tanzensembles.

  Moderation: Katharina John
PREMIERENFIEBER                                                                                              43. SONNTAGSFOYER
                                                                                                                  EINE NACHT IN VENEDIG
                                                                                                                  19. November 2017, 11.00 Uhr
                                                                                                                  HauptFoyer Musiktheater

                                                                                                                  Erfahren Sie vor der Premiere in einer
                                                                                                                  Einführungsmatinee mehr über diese
                                                                                                                  beliebte Operette von Johann Strauss
                                                                                                                  und deren Linzer Inszenierung!

                                                              In einem Donaureiseführer des Jahres 1875        Berufsbezeichnung als eines der längsten
                                                              kann man Folgendes über Linz lesen: „Im          Worte der deutschen Sprache gilt, war er doch
                                                              Innern der Stadt ist sehenswerth: der            von 1860 bis 1873 Donaudampfschiffahrts-
                                                              schöne, erst jüngst regulirte Hauptplatz,        gesellschaftskapitän. In dieser Funktion befuhr

                       VON LINZ
                                                              die Domkirche, das Landhaus, die Kapuzi-         er vor allem die Strecke Wien – Linz – Passau
                                                              nerkirche. An reizender Platanenprome-           und war somit auch prädestiniert solch einen
                                                              nade, welche das Landhaus theilweise             Reiseführer zu verfassen. Beim Schreiben
                                                              umgibt, liegt das Redoutengebäude, in            dieser Broschüre hatte er sicherlich auch
                                                              welchem nebst dem gut geleiteten Theater         seinen Spaß gehabt, denn eigentlich galten dem
                                                              und den Saallocalitäten zu Ballfesten auch       Journalismus und der Schriftstellerei seine
                                                              die Reitschule sich befindet. Wenn der           heimliche Liebe. In seiner Jugend hatte er auf

                          NACH
                                                              Dampfer Schlag 7 Uhr 30 Minuten Früh in          diesem Felde bereits erste Schritte getätigt, die
                                                              majestätischem Bogen seinen Cours strom-         allerdings nicht von besonderem Erfolg
                                                              ab nimmt, fesselt der schöne Rückblick           gekrönt gewesen waren. Dies verwundert
                                                              zuerst unsere Aufmerksamkeit. Noch ein-          angesichts der Turbulenzen, in die er sich in
                                                              mal heben sich die landschaftlichen und          seinen jungen Jahren stürzte, in keinster
                                                              architektonischen Vorzüge der vielthür-          Weise. So liest sich Walzels Biografie fast wie

                       VENEDIG
                                                              migen Hauptstadt Ober-Oesterreichs von           der Lebenslauf einer Karl May-Figur: Geboren
                                                              dem dunkeln Hintergrunde der Berge ab,           1829 in Magdeburg, geht Walzel in Dresden
                                                              die Brücke, das bunte Treiben am Ufer, das       zur Schule. Zeitweise lebt er auch in Pest, wo er
                                                              hübsche Schwesterstädtchen Urfahr, der           in der lithographischen Anstalt seines Vaters
                                                              majestätische Pöstlingberg, dessen Wall-         arbeitet. 1847 besucht er die Akademie der
                                                              fahrtskirche die Morgensonne beleuchtet,         Bildenden Künste in Wien. Die Revolution
                                                              bilden ein Ensemble, wie es stimmungs-           von 1848 ruft ihn jedoch zu den Waffen. Die
                           AUS DEM BEWEGTEN LEBEN             voller kaum gedacht werden kann.“                unruhigen Zeiten jener Jahre treiben ihn bis
                                                                                                               nach Tirol, wo er sich aktiv im Kampf gegen
                        EINES OPERETTENLIBRETTISTEN           Diese launigen Zeilen über das „vielthürmige“    die Truppen Garibaldis beteiligt. Er tritt in die
                                                              Linz mit seinem „gut geleiteten Theater“ stam-   Armee ein, wo er schnell bis zum Offizier auf-
                                      Text: Christoph Blitt   men aus der Feder von Camillo Walzel, dessen     steigt. Nach Beendigung des Krimkrieges 1856

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EINE NACHT IN VENEDIG

Titel Eine Nacht in Venedig
Komponist Johann Strauss
Librettisten F. Zell (eigentlich Camillo
Walzel) und Richard Genée
Uraufführung 3. Oktober 1883, Berlin

Inhalt
Venedig zur Karnevalszeit. Da sind Vergnügen
und ausgelassene Stimmung vorprogrammiert.
Aber auch Verwicklungen und Verwechslun-
gen lassen hier nicht lange auf sich warten,
wenn sich jeder maskiert und verkleidet ins
bunte Getümmel stürzt. Das kann ein reicher                 F. Zell (Camillo Walzel)
Schnösel, der ein Auge auf die schöne verheira-
tete Barbara geworfen hat, am eigenen Leib
erfahren. Denn auf einmal hat er gleich zwei
Barbaras vor sich, von denen aber keine die
Richtige ist.                                               nimmt er seinen Abschied und tritt in die
                                                            Dienste der Donaudampfschifffahrtsgesell-
Musikalische Leitung Marc Reibel
Inszenierung Karl Absenger
                                                            schaft. Hier wird er später mit Orden über-
Bühne Walter Vogelweider                                    schüttet, als er bei einem Schiffbruch souverän
Kostüme Götz Lanzelot Fischer                               Passagiere und Besatzung rettet. Als er sich
Choreografie Christina Comtesse                             anschließend in den Ruhestand versetzen lässt,
Dramaturgie Christoph Blitt                                 versucht er es noch einmal mit einer journalis-
                                                            tischen Karriere, die diesmal wesentlich
Ensemble
Ulf Bunde, Mathias Frey, Theresa Grabner,                   erfolgreicher verläuft. Auch gilt er als äußerst
Gotho Griesmeier, Erich Josef Langwiesner,                  versierter Übersetzer französischer und eng-
Fenja Lukas, Philipp Meraner, Günter Rainer,                lischer Theaterstücke. Damit nicht genug
Christa Ratzenböck, Alfred Rauch, Richard                   steigt er unter dem Pseudonym F. Zell als Text-
Samek, Matthäus Schmidlechner, Ilia Staple,                 dichter auch in das Operettengeschäft ein, wo
Daniel Szeili, Ulrike Weixelbaumer u. a.
                                                            er – meist in Zusammenarbeit mit seinem
Premiere                                                    Librettistenpartner Richard Genée – äußerst
2. Dezember 2017, Großer Saal Musiktheater                  erfolgreich agiert. So sind die geglückten Text-
                                                            bücher aus der Feder von Zell und Genée mit
Weitere Vorstellungen                                       ein Grund für die anhaltende Popularität von
8., 13., 16., 19., 31. Dezember 2017, 5., 7., 11., 14.,
                                                            Operetten wie Der Bettelstudent, Gasparone,
18., 25., 27. Jänner, 4., 10., 27. Februar, 6., 19. März,
21. April, 15. Mai, 2. und 29. Juni 2018                    Boccaccio oder Eine Nacht in Venedig. Damit nicht
                                                            genug leitete Walzel zusammen mit Alexan-
Geschlossene Vorstellungen                                  drine von Schönerer von 1884 bis 1889 mit
25. Februar, 13. März, 27. April und 31. Mai 2018           dem Theater an der Wien auch eines der wich-
                                                            tigsten Operettentheater der damaligen Zeit.
                                                            Walzel starb am 18. März 1895 in Wien.

                                                            Zu welchem Humor, zu welch überdrehten
                                                            Handlungskonstruktionen und zu welchem
                                                            Charme Camillo Walzel als F. Zell fähig war,
                                                            das kann man ab dem 2. Dezember auch am
                                                            Linzer Landestheater erfahren, wenn Johann
                                                            Strauss’ Eine Nacht in Venedig für beste Unter-
                                                            haltung sorgen wird.

                                                                                                                Foto: barbaramair.at
26
„EINE AUGENWEIDE“
                       NEUES VOLKSBLATT

                     „6 VON 6 STERNEN“
                        OÖNACHRICHTEN

                  „WELLNESS FÜR DIE AUGEN“
                       KRONEN ZEITUNG
Foto: Tom Mesic
EXTRAS

                                                                                                        AN JEDEM
                                                                                                        ERSTEN DONNERSTAG
                                                                                                        IM MONAT
                                                                                                        2. November, 7. Dezember 2017, 22.30 Uhr
                                                                                                        Unteres Vestibül Kammerspiele

                                                                                                        Ein Spielplatz? Auf jeden Fall. Immer anders?
                                                                                                        Sowieso. Über die wirklich wichtigen Dinge?
                                                                                                        Versprochen. Coole Leute? Sicher (Hallo?
                                                                                                        Schauspieler!). Gut vorbereitet? Sorry, keine
                    2., 17., 25. November, 2., 12. Dezember 2017 und 27. Jänner 2018 | Schauspielhaus   Zeit. Kritisch? Hoffentlich. Albern? Sehr gern.
                                                                                                        Peinlich? Vielleicht. Noch ein Bier? Oh ja.
                                                                                                        Tanzen? Unbedingt. Noch ein letztes Getränk?
                                                                                                        Eh klar. Nach Hause gehen? Niemals – na,
                                                „NICHT MITZUHASSEN,                                     okay, wenn die Frühschicht kommt.

                                                MITZULIEBEN LEBE ICH.“                                  Spätschicht ist die neue Veranstaltungsreihe
                                                       ANTIGONE                                         von Mitgliedern des Landestheaters Linz: zu
                                                                                                        später Stunde, an jedem ersten Donnerstag im
                                                                                                        Monat, mit wechselnden Themen in unter-
Foto: Petra Moser

                                                                                                        schiedlichen Formaten – für Theaterfreunde
                                                                                                        und solche, die es werden wollen.

                                                                                                        Eintritt € 3,00 (nur Abendkasse)

                                                                                                                                                     31
PREMIERENFIEBER                                                                                                                                       JUNGER KLASSIKER –
                                                                                                                                                           PARZIVAL SHORT CUTS
                                                                                                                                                           NACH DEM VERSROMAN

DER
                                                                                                                                                           VON WOLFRAM VON ESCHENBACH
                                                                                                                                                           IN EINER THEATERFASSUNG
                                                                                                                                                           VON NELE NEITZKE | AB 13 JAHREN
                                                                                                                                                           Premiere 17. November 2017
                                                                                                                                                           Studiobühne Promenade

RITTER
                                                    ‚Rîterlich‘ zu sein hatte also viel mit Tapfer-
                                                    keit, Ehre und Ruhm zu tun. Aber hilft uns das                                                         Inszenierung Nele Neitzke
                                                    heute weiter? Schließlich ist auch das Reiten                                                          Bühne und Kostüme kunst universität linz
                                                                                                                                                           im Rahmen der Lehrveranstaltung Stage
                                                    und erst recht die Kriegsführung zu Pferde
                                                                                                                                                           Design bei Stefan Brandtmayr
                                                    mittlerweile – ebenfalls aus guten Gründen –                                                           Dramaturgie Wiebke Melle
                                                    etwas aus der Mode gekommen.

IN
                                                                                                                                                           Mit Sven Mattke
                                                    Nein. Das führt zu nichts. Aber das fand man
                                                                                                                                                           Der junge Parzival wächst behütet und abge-
                                                    offenbar auch schon im Mittelalter. Die rein
                                                                                                                                                           schieden von der Zivilisation bei seiner Mutter
                                                    militärische Bedeutung trat bald hinter neuen                                                          Herzeloyde im Wald auf. Seinen Vater hat er
                                                    Zuschreibungen zurück. ‚Rîterlich‘ wurde zu-                                                           nie kennengelernt. Er weiß nichts von Aben-
                                                    nehmend mit Attributen wie Würde, Schön-                                                               teuern und der Welt. Doch als er eines Tages

UNS
                                                    heit und Tapferkeit in Verbindung gebracht.                                                            im Wald drei Rittern begegnet, erwächst in
                                                    Warum aber war das so? Das hatte zweierlei                                                             ihm der Wunsch, selbst von König Artus zum
                                                                                                                                                           Ritter geschlagen und in dessen berühmte
                                                    Gründe. Zum einen standen die reitenden
                                                                                                                                                           Tafelrunde aufgenommen zu werden.
                                                    Krieger vielfach im Dienste der Kirche – sei es
                                                    bei Kreuzzügen, sei es bei Ritterorden – und                                                           Weitere Vorstellungen
                                                    wurden durch den Rückhalt der mächtigen                                                                29. November, 9., 14., 16., 17. Dezember 2017
                                                    Institution ideologisch aufgewertet. Was sollte                                                        und 6. Jänner 2018

Text: Wiebke Melle                                  schließlich edler sein als der Kampf für die
Foto: Linda Dinhobl                                 heilige Sache Gottes? Ritterlichkeit meinte
                                                    nun also vor allem auch, sein Leben nach
                                                    christlichen Werten auszurichten: Schutz und
                                                    Fürsorge der Armen, Nächstenliebe, Freigebig-
                                                    keit, Gerechtigkeit, Anstand. Soweit zumin-
                                                    dest die Theorie.

                                                    Um den Ritter ideologisch aufzuwerten,
                                                    brauchte es nämlich noch eine andere Strate-
Ritterlichkeit – ein Begriff wie aus der Kla-       gie. Man könnte fast sagen: eine Mischung aus      schaften gehört die Welt, die Wolfram von         dem Zustand seines schwer kranken Onkels
mottenkiste. Schwer, sperrig und altbacken.         Marketing und Erziehungsmaßnahme. Denn             Eschenbach in seinem Versepos Parzival            erkundigt, dem er bereits viele Jahre – und
In etwa also so, wie sich die dazugehörige Rüs-     trotz der kirchlichen Weihen waren die Ritter      beschreibt. Dabei ist sein Titelheld zu Beginn    Verse – früher erstmalig begegnet ist, steht
tung anfühlen dürfte. Und in der läuft heutzu-      häufig vor allem ehrlose Grobiane mit Geld-        alles andere als der vorbildliche Musterritter.   einem Leben als Gralskönig nichts mehr im
tage schließlich auch niemand mehr herum,           problemen sowie einem ausgeprägten Hang zu         Der ‚tumbe Tor‘, der in abgeschiedener Wald-      Weg.
schon allein aus modischen Gründen. Ritter-         Gewalt, Intrige und ausschweifendem Lebens-        einsamkeit bei seiner Mutter Herzeloyde auf-
lichkeit, das hat schlicht und ergreifend ausge-    wandel. Und da Werbeagenturen zu dieser Zeit       wächst, muss das ritterliche Dasein im wahrsten   Empathie also als Kern der Ritterlichkeit? Das
dient und gehört ins Mittelalter. Also: Deckel      noch nicht allzu verbreitet waren, war es vor      Sinne von der Pike auf erlernen und zeigt bei     klingt dann auf einmal gar nicht mehr so alt-
drauf, Klamottenkiste wieder zu?                    allem die Literatur, die das besagte Ritterideal   den Prüfungen ein ums andere Mal, dass er         backen. Die Fähigkeit, sich in einen anderen
                                                    propagieren sollte – und dies auch poetisch        mehr Glück als Verstand hat. Dementsprechend      hineinzuversetzen, die Welt mit dessen Augen
Vielleicht sollte man sie noch ganz kurz offen      bahnbrechend tat. Vielfach nahm sich das Pub-      lang dauert dann auch der Reifeprozess. Denn      zu sehen und sich in ihn einzufühlen, wird
lassen. Denn was könnte das heute eigentlich        likum deswegen die Dichtungen über muster-         Parzival begreift nicht, dass Ritterlichkeit      schließlich so schnell nicht aus der Mode kom-
heißen: ritterlich zu sein? Ursprünglich, im        gültige Streiter und ihren treuen Dienst im        nichts mit Kampfeslust, Blutvergießen und         men. Die Klamottenkiste kann also getrost
späten 11. Jahrhundert, war der ‚rîter‘ ja nichts   Namen des Herrn und der Minne zum Vorbild.         prächtiger Rüstung zu tun hat, sondern mit        noch eine Weile sperrangelweit offen stehen
weiter als ein Reiter, ein berittener Krieger.      Zu einer dieser literarischen Wunschgesell-        Einfühlungsvermögen. Erst als er sich nach        bleiben.

32                                                                                                                                                                                                           33
CARTE BLANCHE

                                       „SEHENSWERT“
                                       5 VON 6 STERNEN
                                       OÖNACHRICHTEN
                                                                                                            IDENTITÄT, ANPASSUNG
                                     „UNTERHALTSAMES                                                        UND RESPEKT
                                                                                                            Thomas Baum
                                  KONVERSATIONSTHEATER“
                                       NEUES VOLKSBLATT

                                                                                                            In der Wiener Innenstadt rücken Polizisten aus, um einen vom Gesichts-
                                                                                                            verhüllungsverbot verursachten Streit rund um eine Burkaträgerin
                                                                                                            zu schlichten. CDU und CSU, denen die Zugewinne der AFD bei der
                                                                                                            Bundestagswahl in den Knochen sitzen, schärfen die Migrationspolitik
                                                                                                            deutlich nach. In der österreichischen Dirty-Campaigning-Schlacht
                                                                                                            schiebt nicht nur der äußerst rechte Kandidat nahezu jedes gesell-
                                                                                                            schaftliche und soziale Problem den Muslimen in die Schuhe. Damit
                                                                                                            wird jenes Misstrauen befeuert, das wie eine Folie über den Gesell-
                                                                                                            schaften des Westens liegt. Eine Stimmung, die in „Geächtet“ als roter
                                                                                                            Faden und Zündschnur die Konflikte zum Brodeln und Eskalieren
                                                                                                            bringt.

                                                                                                            Theater als Reflexions- und Nachdenkraum. Dabei wird bewusst,
                                                                                                            welche enorme Anpassungsleistung es verlangt, wenn sich Menschen
                                                                                                            aus ihrer muslimischen Herkunftskultur in ein neues, demokratisch
                                                                                                            geprägtes Wertesystem einfügen. Den Flüchtlingen wird nicht
                                                                                                            weniger als das Verändern ihrer verinnerlichten Glaubensregeln,
                                                                                                            Lebenshaltungen und Menschenbilder abverlangt. Wer dabei wie die
                                                                                                            Hauptfigur Amir in die Selbstverleugnung kippt, wird von seiner
                            5., 10., 24., 28. November, 7., 14., 18. und 21. Dezember 2017 | Kammerspiele   Vergangenheit eingeholt. Biografische Wurzeln lassen sich nicht so
                                                                                                            einfach kappen.

                                                                                                            Reich an Schönheit und Weisheit – so wird die islamische Kultur von
                                                                                                            Amirs Frau Emily beschrieben. Damit – und nicht mit dem Terror
                                                                                                            des IS – möchte die weitaus überwiegende Zahl der bei uns lebenden
                                                                                                            Muslime verbunden werden. Sie sind bei uns angekommen und halten
                                                                                                            die hier geltenden Regeln nicht nur ein, sondern vertreten sie mit
                                                                                                            Überzeugung. Zugleich wünschen sie sich Akzeptanz und Wert-
Foto: Christian Brachwitz

                                                                                                            schätzung. Dafür, woher sie kommen und wer sie in ihrer Gesamtheit
                                                                                                            sind. Diese Anpassungsleistung braucht es von uns, den Mitgliedern
                                                                                                            der Mehrheitsgesellschaft. Weil Integration nur auf der Grundlage
                                                                                                            von wechselseitigem Respekt gelingt.

                                                                                                                                                                                35
EXTRAS

                                                                                                                                                            sprachigen Landen besser bekannt unter dem
                                                                                                                                                            Titel Der Glöckner von Notre Dame). Uraufge-
                                                                                                                                                            führt wurde Bertins Werk 1836 an der Pariser
                                                                                                                                                            Opéra, die damit zum ersten Male ihre hehren
                                                                                                                                                            Pforten für eine Komponistin öffnete. Das
                                                                                                                                                            Libretto ist dabei das einzige Textbuch, das
                                                                                                                                                            von Hugo persönlich verfasst wurde. Kein
                                                                                                                                                            Geringerer als Hector Berlioz stand Louise
                                                                                                                                                            Bertin beratend zur Seite und Franz Liszt war
                                                                                                                                                            sich nicht zu schade, den Klavierauszug nach
                                                                                                                                                            Bertins Partitur zu erstellen.

                                                                                                                                                            OPER AM KLAVIER
                                                                                                                                                            LA ESMERALDA
                                                                                                                                                            OPER IN VIER AKTEN
                                                                                                                                                            Louise Bertin (1805 - 1877)
                                                                                                                                                            Text von Victor Hugo nach seinem Roman
                                                                                                                                                            Notre-Dame von Paris. 1482
                                                                                                                                                            Freitag, 22. Dezember 2017
                                                                                                                                                            Sonntag, 11. Februar 2018
Text: Christoph Blitt                                                                                                                                       In französischer Sprache

                                                                                                                                                            RUSSALKA

GROSSE KUNST IM
                                                                                                                                                            OPER IN VIER AKTEN
                                                                                                       Werke im Zentrum stehen. Denn mit Victor             Alexandr Dargomyschski (1813 - 1869)
                                                                                                       Hugo (Rigoletto), Johann Wolfgang von Goethe         Text vom Komponisten nach Alexander
                                                                                                       (La Damnation de Faust), Alexander Puschkin          Puschkins gleichnamigem Poem
                                                                                                       (Eugen Onegin) und Thomas Mann (Death in             Montag, 29. Jänner 2018

KLEINEN FORMAT
                                                                                                       Venice) wartet der Spielplan der aktuellen Saison    Montag, 12. März 2018
                                                                                                       mit vier ganz Großen der Literaturgeschichte         In russischer Sprache
                                                                                                       auf, denen nun auch bei „Oper am Klavier“ eine
                                                                                                       musikalische Reverenz erwiesen werden soll.          FRIEDERIKE
                                                                                                       So wird es hier mit Alexandr Dargomyschkis           SINGSPIEL IN DREI AKTEN
                                                                                                       Russalka eine weitere Puschkin-Vertonung             Franz Lehár (1870 - 1948)

DIE REIHE „OPER AM KLAVIER“ GEHT IN DIE ZWEITE RUNDE                                                   geben. Goethe wird selbst die Bühne betreten,
                                                                                                       wenn Franz Lehárs für Richard Tauber ge-
                                                                                                                                                            Text von Ludwig Herzer und Fritz Beda-Löhner
                                                                                                                                                            Samstag, 7. April 2018
                                                                                                                                                            Mittwoch, 11. April 2018
Bereits in der letzten Spielzeit startete mit       traut zu machen. Es ist also ein bisschen wie in   schriebenes Singspiel Friederike von der Liebe
                                                                                                                                                            Montag, 16. April 2018
„Oper am Klavier“ eine neue Reihe, die ihr Publi-   den musikalischen Salons des 19. Jahrhunderts,     des Dichters zu einer elsässischen Pfarrerstochter   In deutscher Sprache
kum auf eine Reise mitnehmen möchte – auf           als man sich traf, um im intim-sympathischen       erzählt. Und Georg Friedrich Händels 1744
eine Reise abseits der bekannten Pfade des gän-     Rahmen große Kunst im kleinen Format zu er-        uraufgeführtes Geistliches Drama Joseph and
gigen Repertoires. Denn hier werden in Aus-         leben. Die bei „Oper am Klavier“ in der Black-     his Brethren (Joseph und seine Brüder) wird mit
                                                                                                                                                            JOSEPH UND SEINE BRÜDER
schnitten, zu Klavierbegleitung und in konzer-      Box Lounge präsentierten Werke weisen dabei        Ausschnitten aus Thomas Manns gleichnami-            JOSEPH AND HIS BRETHREN
                                                                                                                                                            EIN GEISTLICHES DRAMA IN DREI TEILEN
tanter Form Spezialitäten und Raritäten der         einen Zusammenhang mit den Produktionen            gem Roman kombiniert werden. Den Auftakt             Georg Friedrich Händel (1685 - 1759)
Musiktheaterliteratur vorgestellt. Eine Ein-        auf, die das Musiktheaterensemble im Großen        der Reihe „Oper am Klavier“ macht allerdings         Text von James Miller
führung zu Beginn möchte zusätzlich dazu            Saal des Musiktheaters anbietet. Dabei sollen      eine ganz besondere Rarität: La Esmeralda von        Samstag, 16. Juni 2018
beitragen, die Zuhörerinnen und Zuhörer mit         2017/2018 die Autoren der literarischen Vor-       Louise Bertin nach Victor Hugos berühmtem            Donnerstag, 21. Juni 2018
dem jeweiligen Werk ein wenig näher ver-            lagen der auf der großen Bühne gezeigten           Roman Notre Dame von Paris. 1482 (in deutsch-        In deutscher Sprache

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