OSTKREUZ - Ev. Kirchengemeinde ...

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ANGEDACHT             1

OSTKREUZ
Evangelisches Magazin für Friedrichshain
                                           Neues aus den Gemeinden
                                           Auferstehung | Galiläa-Samariter | St. Markus | Pfingst | Boxhagen-Stralau
                                           September | Oktober 2020

                                                        „Damit ihr Hoffnung habt“ 1. Petr 1, 21
                                                        (Zukunfts-) Perspektiven aus dem
                                                        Friedrichshain S. 4–14
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2            EDITORIAL

                                Liebe Leserinnen und Leser,
         Inhalt                 in der letzten Ausgabe des Ost­
                                kreuz Magazins ging es darum,
    3    Angedacht              die Folgen der Pandemie für uns
                                als Kirchengemeinden in den
    4    Titelthema             Blick zu nehmen. Menschen aus
                                allen Gemeinden des Friedrichs­
15       Regional               hain konnten berichten, wie sie
                                diese besonderen Zeit erleben,
15       Aktuell
                                was sie bewegt und wie sie die
28       Gemeindeleben          Krise meistern (wollten).
                                   Manche können inzwischen
30       Kontakt                das Wort „Corona“ nicht mehr
                                gut hören: Ein Krisenzustand                                  Blick von der Oberbaumbrücke (Bild: Photomat)

32       Lageplan / Impressum   darf nicht von Dauer sein, denn
                                sonst schwächt er die Gesellschaft nach­        ne die Möglichkeit von direkter Begegnung
                                haltig und die Menschen in ihr finden nicht     „hinter den Kulissen“ getan, was wir in Zu­
                                in „normale“ Leben zurück.                      kunft genießen können?
    MONATSSPRUCH SEPTEMBER
                                   Wir haben uns deshalb vorgenommen,              Ich bin gespannt, wo Sie „hängen blei­
                                einen Blick in die Arbeitsbereiche unse­        ben“ und hoffe, dass wir uns bald direkt
    Ja, Gott war es,            rer Gemeinden zu werfen, die ja trotz Ein­      wieder darüber austauschen können.
    der in Christus             schränkungen weiter bestehen und weiter
                                leben und sich verändern sollen. Zusam­
                                                                                   Melden sie uns gerne zurück, was
                                                                                sie in Zukunft interessiert und worauf
    die Welt mit sich           mengekommen ist eine bunte Mischung             wir verzichten sollten. Wir sehen uns
    versöhnt hat.               verschiedener Perspektiven, die sich alle mit
                                der Frage beschäftigen: Wie kann es weiter­
                                                                                im Herbst! Behüt´ Sie Gott!

    2. Korinther 5,19           gehen? Wie könnte die Zukunft aussehen?         Ihre Pfarrerin
                                Wovon träumen wir? Und was hat sich oh­         Kathrin Herrmann
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Lasst Euer Licht leuchten!
„Wir haben einen Stern gesehen“ – Weih­                                                                zündet ein Licht an und stellt es dann unter
nachten im Juli? Ich gehörte zu den Glückli­                                                           einen Krug. Es wird vielmehr auf den Leuch­
chen, die Mitte Juli den Kometen C/2020 F3                                                             ter gesetzt. Dann leuchtet es für alle, die im
(NEOWISE) am Abendhimmel sahen. Auf der                                                                Haus sind. So soll auch euer Licht den Men­
Suche nach Sternschnuppen hatten wir ihn                                                               schen leuchten, damit sie eure guten Taten
an einem Urlaubsabend „entdeckt“ und her­                                                              sehen und euren G*TT im Himmel loben.“*
ausgefunden: Ein Komet oder Schweifstern                                                               Ich kann mir richtig vorstellen, wie da auf
ist ein kleiner Himmelskörper, ein Überrest                                                            einmal ein Strahlen durch die Menge geht,
der Entstehung des Sonnensystems, beste­                                                               wie sie auf einmal wirklich glauben können,
                                                    C2020 F3 (NEOWISE) Maxime Storn, CC-BY-SA-4.0
hend aus Eis, Staub und lockerem Gestein, der                                                          dass sie ihrer Sehnsucht nach Frieden und
in den sonnennahen Teilen seiner Bahn eine          Nord am 13. September in der Samariterkirche       Gerechtigkeit nachgehen, dass sie Sanftmut
durch Ausgasen erzeugte Koma und meist              gefeiert wird. Es zeigt eine „Rauminterventi­      und Barmherzigkeit verwirklichen können.
auch einen leuchtenden Schweif entwickelt.          on“ der Künstlerin Elke Maier aus dem Schloß       Dass sie etwas vom Glanz G*TTes ausstrah­
(Wikipedia, Zugriff 29.7.2010) Die wunderbar        Bruck in Lienz (Osttirol). Ihr Titel: „Luna Vis­   len, G*TT zum Glänzen bringen können.
leuchtende Erscheinung des Kometen ist also         ta – Eine Begegnung zwischen Himmel und               Ich kann mir richtig vorstellen, wie Men­
„nur“ eine Spiegelung des Sonnenlichtes auf         Erde“. „Hauchdünne gespannte Seidenfäden           schen im Friedrichshain leuchten, andere an­
einem staubigen Klumpen aus Geröll und Eis.         wie Strahlen oszillieren zwischen Sichtbarkeit     strahlen und wiederum zum Leuchten brin­
Das begeistert mich noch mehr für den klei­         und Unsichtbarkeit und treten eigentlich erst      gen, wenn sie sich im Kiez und für die Welt
nen Kometen und ich freue mich, dass sich in        im Dialog mit dem Licht in Erscheinung“ so         engagieren.
seinem Namen die Weisheit der weihnacht­            die Künstlerin. Die beleuchteten Seidenfäden       Anmerkung: Ich schreibe G*TT mit Sternchen, weil ich in der
lichen Sterndeuter*innen wiederfindet: WISE         bringen ein Gewölbe zum Leuchten, durchzie­        Tradition des Judentums dem Namen G*TTes das Mehr als
                                                                                                       das Aussprechliche lassen will und weil wir gerade auch in
ist die Abkürzung für das Weltraumtelescop          hen es mit goldenem Glanz.                         unserer geschlechtlichen Vielfalt ein Spiegelbild G*TTes sind.
Wide-Field Infrared Survey Explorer. Die Weis­         „Lasst Euer Licht leuchten“ sagt Jesus in
heit von NEOWISE lehrt mich, wie wunder­            der Bergpredigt. Den Menschen, die da ir­
                                                                                                                              Magdalena Möbius
bar etwas sein kann, das indirekt leuchtet.         gendwo in den Bergen Galiläas diesem Wan­                                 landeskirchliche Pfarrerin für
    So wie die Strahlen im Titelbild des diesjäh­   derprediger zuhören, sagt er zu, dass sie nun                             Frauenarbeit der EKBO
rigen Mirjamsonntags, der in Friedrichshain-        gerade das Licht der Welt sind. „Niemand
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4          TITELTHEMA

Die Auferstehungskirche im Wandel der Zeiten
Ich bin in die Jahre gekommen. Mit meinem
einst hohen, schlanken Turm konnte ich vor
125 Jahren auf die vielen Nachbarkirchtürme
schauen. Weg sind sie! – Das ist eine bewe­
gende Geschichte.
    Für eine arme Bevölkerung, die aus engen,
schlechten Häusern zu mir kam, wurde ich
auf einem ehemaligen Friedhof gebaut. Von
der Auferstehung, der Botschaft Gottes wur­
de und wird in mir gepredigt und gebetet.
    Leider hat Größenwahn und Selbstüber­
schätzung die Menschen in und um mich he­                                                          Weil meine Wunden immer wieder blu­
rum in einen schlimmen Krieg geführt. Vie­                                                      teten, hat die Gemeinde für mich Hilfe ge­
le Tränen sind geflossen. Menschen, Häuser                                                      holt. Es wurde wieder ge- und umgebaut.
und mein Kindergarten wurden zerstört.                                                             Das „Umweltforum“ arbeitet mit seinen
Heiß, sehr heiß war das Feuer in mir! Der                                                       vielen Mitarbeiter/innen und Veranstaltun­
hohe Turm brannte weg, die Glocken waren                                                        gen neben der Kirchengemeinde in meinen
längst zu leidbringenden Kanonenkugeln ab­                                                      Räumen.
geholt worden, und meine bunte Ausstat­                                                            Dankbar sehe ich, dass immer wieder
tung im Inneren wurde vernichtet.                nem anderen Stadtteil (in Weißensee, ehe­      junge und ältere Menschen zu mir kom­
    Nach dem Krieg reparierten mich muti­        mals am Rande der Stadt). Die Menschen         men. Es wird in den Räumen gebetet, ge­
ge Menschen. Aber lange schmerzten mich          kommen gern zu mir.                            sungen, gelacht, gefeiert! Liebevoll wird
meine Wunden. Gott schenkt den Menschen             Leider sind in den vergangenen Jahren       das Blumenbeet vor mir gepflegt. Auch um­
Kraft und lässt sie immer wieder an die Auf­     viele Pfarrer an schweren Krankheiten ver­     weltbewusst angebautes Gemüse wird in
erstehung glauben. So konnten viele Häuser       storben. Jetzt dürfen kluge Frauen die frohe   meinen Räumen angeboten.
und der Kindergarten neu errichtet werden.       Botschaft Gottes verkündigen und tun das          Aber auf einmal ist es sehr still. Meine
    Mein großer, schöner Friedhof liegt in ei­   auch in meinen Räumen.                         Türen sind geschlossen. Ein schnell sich ver­
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                                                Altar, Kanzel, Taufbecken:
breitender Coronavirus zwingt viele Men­        Das neue Ensemble der Auferstehungskirche
schen, in ihren Häusern zu bleiben. Dort
wurde und wird viel gebetet, mit dem            Es hat sich viel verändert in der klei­
Wunsch, dass die Menschen nicht erkran­         nen Winterkirche der Auferstehungs­
ken und wieder zusammenkommen kön­              gemeinde. Eine neue alte Orgel hat
nen. Dankbar höre ich nun wieder Predig­        ihren neuen Platz am Eingang gefun­
ten, Orgelmusik, Andachten. Meine Türen         den. Es handelt sich bei ihr um die
stehen jetzt weit offen.                        Orgel aus der Winterkirche der Sa­
    So kann mein schon vor längerer Zeit        mariterkirche. Jeder Gottesdienstbe­
vorgedachter 125. Geburtstag nachgeholt         sucher nimmt sofort die andere Qua­
werden. Zusammen mit drei Pfarrerinnen          lität dieser Orgel wahr, ihren volleren
und einem Pfarrer wird mit meiner größer        Klang: „So hört sich Orgel an, so muss
werdenden Gemeinde im kommenden Jahr            Orgel sein.“
gefeiert und für alle Menschen, die nicht           Der Blick fällt auf den neu gerich­
dabei sein können gebetet.                      teten Altar in der kleinen Apsis. Hinter
     Über Gottes Hilfe und Führung schaue       der aufgeschlagenen Bibel steht das golde­       ganz nah, in ihm sind wir eins mit Gott. Und
ich dankbar auf alle Bewahrung und auf die      ne Kreuz aus der im 2. Weltkrieg zerstörten      diese Einheit mit ihm ist krisenfest und un­
vergangene und kommende Zeit. Gott ist bei      Auferstehungskirche. Es gab Bedenken, ob         zerstörbar. Darauf bauen wir Christen und
uns! Mit Psalm 31,20 preisen wir: „Wie reich    es zu groß sei für den relativ kleinen Altar,    erfahren es auch so. Das wird uns vom Altar
ist, Herr, deine Güte, die du denen zugedacht   aber im Nachhinein wird übereinstimmend          aus auch immer wieder zugesprochen und
hast, die dich fürchten, die du denen berei­    festgestellt, es passt, auch in dieser Größe,    gegeben in den Zeichen von Brot und Wein:
test hast, die sich bei dir bergen.“            besonders auch wegen der Verbindung zur          ich bin für dich, was immer auch geschieht.
                                                Geschichte der Auferstehungskirche. Sie wur­     Ein Wort, das uns schon in unserer Taufe auf
                Jutta Kraeusel                  de zerstört, doch das Kreuz wurde unversehrt     den Kopf zugesagt wurde, uns im Abendmahl
                Mitglied der Gemeinde           gerettet. - Für uns Christen ein schönes Bild.   immer wieder aufs Neue durch Christus ver­
                Auferstehung und ehemalige      Denn das Kreuz ist Sinnbild für den gekreu­      sprochen wird.
                GKR Vorsitzende
                                                zigten Jesus. In ihm ist der ferne Gott uns                                   Fortsetzung auf S. 6
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6             TITELTHEMA

Fortsetzung von S. 5:
                                                 Wort ist wahrhaftig und was er zusagt, das       becken, Kanzel, geschichtsträchtig und ak­
Apropos Taufe: Auch hier ein wunderbare,         hält er gewiss“ (Psalm 33,4).                    tualisiert zugleich, mit einer einzigartigen
um nicht zu sagen wundersame Verände­               Gegenüber, auf der anderen Seite des          Botschaft, die zu unserem Bekenntnis wird,
rung. Auf drei Holzsäulen (sinnbidlich für       Taufbeckens, steht die neue Kanzel als Lese­     unterstützt durch den wohltuenden Klang
den Dreieinigen Gott) steht das alte, ver­       pult. Von hier aus wird der Schatz des Evan­     der neuen alten Orgel:
schollen geglaubte Taufbecken in vollem          geliums gehoben und gelesen, gepredigt           „Ich steh in meines Herren Hand und will drin
Messingglanz. In einer dunklen Ecke lag          und gelehrt, damit wir Christen wortge­          stehen bleiben. Nicht Erdennot, nicht Erden-
es viele Jahre unentdeckt, bis es Edgar Hill­    rechter werden und lernen, christusgemä­         tand soll mich daraus vertreiben. Und wenn
mann, unser Hausmeister, bei Aufräumar­          ßer zu leben. Martin Luther drückt das in sei­   zerfällt die ganze Welt, wer sich an ihn und
beiten plötzlich staunend in seinen Händen       ner Vorlesung über den Römerbrief 1515/16 so     wen er hält, wird wohlbehalten bleiben. Er ist
hielt (lesen Sie seinen Bericht auf der fol­     aus: „Er wandelt uns in sein Wort, nicht aber    ein Fels, ein sichrer Hort und Wunder sollen
genden Seite).                                   wandelt er sein Wort in uns.“ Luther sah klar,   schauen, die sich auf sein wahrhaftug Wort
   „Siehe, ich bin bei euch alle Tag“„, dieses   wenn sich das Evangelium und der Mensch          verlassen und ihm trauen. Er hat‘s gesagt, und
Versprechen Jesu steht auf dem Taufbecken,       begegnen, entsteht immer eine herausfor­         darauf wagt mein Herz es froh und unverzagt
ein Versprechen, das schon bei der Taufe je­     dernde Spannung und Verwandlung.                 und lässt sich gar nicht grauen. – Was er ver-
dem Täufling zugesichert wird. Dieses Ver­          Das Evangelium und der Mensch, das            spricht, das bricht er nicht.
sprechen kann jederzeit jeden aufbauen, der      Evangelium und wir, wir können nicht sta­        Er bleibet meine Zuversicht, ich will ihn ewig
den Taufstein anschaut, wenn er´s sich zu        tisch einander gegenüberstehen. Das Eine         preisen. (EG 374)“. Soli Deo Gloria.
Herzen nimmt. So bestimmt übrigens Mar­          verwandelt das Andere ständig in sich, ent­         Ein besonderer Dank gilt dem Architek­
tin Luther den Glauben, als ein Trauen des       weder wir verwandeln das Evangelium so in        ten Frithjof Stockburger für seinen Entwurf,
Herzens. Das Herz ist biblisch gesprochen        unsere Welt, das es zu uns passt, oder aber      Philip Stange für die Ausführung, und all
diejenige Instanz in uns, die von innen her­     - und darum geht es – Gott verwandelt uns        denen, die das neue Ensemble durch ihre
aus über den ganzen Menschen entscheidet.        in sein Wort und in seinen Geist durch das       Spenden mitfinanziert haben.
Im Herzen bin ich ganz Ich. Der strahlende       Evangelium Jesu Christi. Das soll auch wei­
Messing-Glanz dieses wiedergefundenen            terhin in der Auferstehungskirche wie bis­
Taufbeckens weist es als ein ehernes Ver­        her, aber nun von einer anderen, einer neuen                     Volker Steinhoff
sprechen aus, beständig wie Gold, auf das        Kanzel verkündigt werden.                                        Pfarrer im Ruhestand an der
jeder sich verlassen kann, wenn er ihm mit          So steht es nun vor uns das neue Ensem­                       Auferstehungs-Gemeinde
seinem Herzen vertraut. Denn „des Herrn          ble der Auferstehungskirche – Altar, Tauf­
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Die Wiederentdeckung der verloren geglaubten Taufschale
Ja, das war schon ein sehr interessantes                                                                     alles wurde genau aufgeschrie­
und wohl einmaliges Erlebnis. Aber erstmal                                                                   ben, was kommt wohin. Die Tauf­
möchte ich mich kurz vorstellen: Mein Name                                                                   schale aber hat dann wohl ein
ist Edgar Hillmann und ich arbeite seit eini­                                                                fleißiger Helfer in diese Kammer
gen Jahren als Hausmeister im Kindergarten                                                                   gestellt, allerdings ohne jeman­
der Auferstehungsgemeinde. Seit Mitte 2018                                                                   dem etwas davon zu sagen. Im
auch in der Auferstehungskirche.                                                                             Laufe der Jahre kamen viele wei­
    An einem Montag im September 2018           sprechung sagte ich dann zu Pfarrerin Herr­      tere Dinge in die Kammer, und die Schale
wartete eine neue Aufgabe auf mich. Die         mann und einem weiteren Mitarbeiter leicht       rutsche immer mehr in Richtung besagter
Entrümpelung einer der beiden Kirchenkam­       scherzhaft: „...ich bin mir nicht ganz sicher,   letzter Ecke. Nach dem Umbau wurden dann
mern. Etwa 6m lang dazu 1,50m breit und         aber es kann sein, dass ich gestern bei der      die ausgelagerten Stücke wieder zurück ge­
zum Ende der Decke hin abfallend wie bei        Entrümpelung einen Schatz gefunden ha­           holt. Bis auf die Schale.
einem Dreieck, obendrein ohne Licht. Also       be.“ Ich wusste wirklich nicht, um was es sich      Frau Kraeusel sagte, dass 20 Jahre lang
bestens geeignet, um kleinere Gegenstände       bei dem Fund handelte. Irgendwie wertvoll        sozusagen ganz Ost-Berlin abgesucht wur­
für immer verschwinden zu lassen. Und dazu      erschien mir dieser Gegenstand aber sofort.      de. Ohne Erfolg. Die Suche wurde dann ein­
wäre es beinahe auch gekommen.                     Also gingen wir zur Kammer, und dann          gestellt, die Schale als verschollen erklärt.
    Nachdem ich die Kammer leergeräumt          war alles klar, denn Frau Herrmann sagte         Dabei hatte sie die Auferstehungskirche nie
hatte, fiel mir bei der abschließenden Begut­   nach einigem Zögern zu mir: „Ich glaube, du      verlassen und war immer nur einige Meter
achtung des Raumes in der letzten Ecke un­      hast die alte originale Taufschale der Aufer­    von den Suchenden entfernt. Auf dem brei­
ter viel Staub der Umriss eines weiteren Ge­    stehungskirche von 1895 wiedergefunden,          ten Außenring der Taufschale wurden die
genstandes auf. Ich legte mich auf den Bauch    die seit fast 40 Jahren als verschollen gilt!“   Worte eingearbeitet: „Siehe ich bin bei euch
und zog ihn in Richtung Ausgang der Kam­           Kurze Zeit später erzählte mir Frau Kraeu­    alle Tage!“ Und das war sie auch.
mer ins Tageslicht. Total verstaubt und ver­    sel aus der Gemeinde die ganze Geschichte
schmutzt, matt goldfarbig, aber unbeschä­       dazu: Ungefähr 1980 gab es einen größeren                        Edgar Hillmann
digt eine Schale mit fast 65 cm Durchmes­       Umbau in der Kirche. Vieles vom Inventar                         Hausmeister im Kindergarten
ser und Deckel dazu. Insgesamt 35 cm hoch.      musste ausgelagert werden. In andere Kirch­                      der Auferstehungs-Gemeinde
Am nächsten Tag zum Ende der Dienstbe­          gemeinden im damaligen Ost-Berlin. Und
OSTKREUZ - Ev. Kirchengemeinde ...
8          TITELTHEMA

Der Kirchgarten der Auferstehungskirche                                                           Gepa-Stand: Partner­
Vor der Auferstehungskirche ist in den letz­                                                      schaft mit Zukunft
ten Jahren ein wahrlich bunter Kirchgarten
gewachsen. Es grünt und blüht besonders                                                           Seit 2016 sind wir „Faire Gemeinde“. Ein
üppig im Frühjahr. Wildblumen und -kräu­                                                          Baustein in diesem Konzept ist unser Gepa-
ter, aber auch selbst gezogene Pflanzen ge­                                                       Stand, wo wir vor allem Kaffee, Tee und Sü­
ben eine gute Mischung. Jeder neue Trieb,                                                         ßigkeiten aus fairem Handel verkaufen. Das
jede neue Knospe wird von uns mit Hallo                                                           ermöglicht auch uns als kleine Gemeinde
begrüßt. So mancher Zweig, so manche Blü­
te findet sich im Altarstrauß wieder. Für Vö­
gel und Insekten ist es ein kleines Paradies.
Herr Hillmann, unser Hausmeister, achtet
darauf, dass immer ausreichend Wasser für
die Tiere bereitsteht. Der alte Taufstein, für
den nach der Sanie­
rung der Kirche eine
neue Funktion ge­
sucht wurde, ist da­
für ideal. Menschen,
die vorübergehen
bedanken sich mit
einem Lächeln, zu­
weilen auch mit freundlichen Worten. Das         jeden Fall soll es weitere Sitzgelegenheiten
ist unser „Lohn“, und den empfangen wir          vor der Kirche geben. Gottes Schöpfung ist
gern. Wir teilen ihn auch gern. Dank der         reichhaltig und das wollen wir in dieser klei­
Förderung der Anstiftung können noch viel        nen Oase den Menschen nahebringen. Es ist
mehr mitmachen. Weitere Hochbeete sind           eine schöne Aufgabe!
vorstellbar für Blumen oder Gemüse. Auf                           Hilla Stendel und Karola Graf
OSTKREUZ - Ev. Kirchengemeinde ...
9

Projekte im globalen Süden zu unterstüt­
zen und im kleinen Rahmen für die Be­
                                           Der „Gabenzaun“ an der Samariterkirche Teil 2
wahrung der Schöpfung tätig zu werden.     Im letzten Ostkreuzheft hat
   Die Corona-Pandemie hat natürlich       Frau Schramm über ihre Fami­
auch hier ihre Auswirkungen gehabt und     lienhilfe – Essenspenden am
viele Produzenten und Handelspartner       Gabenzaun berichtet. Durch
wurden davon hart getroffen. Die Gepa      ihre Initiative wurde deutlich,
hat ihre Handelspartner und Produzen­      wie nötig das Essen gebraucht
ten während der Krise daher besonders      wird. Auch die Helfer*innen vom
unterstützt und Extrageld für Masken       Suppentopf und Obdach e.V.
und Desinfektionsmittel bereitgestellt     wollten nun wieder aktiv wer­
und allen Partnern Überbrückungshilfen     den. Doch wie ist das unter den
gegeben, die das benötigt haben, damit     derzeitigen Umständen (Infek­
der partnerschaftliche Handel auch eine    tionsschutz für Gäste und Hel­
Zukunft hat.                               fer*innen) möglich?
   Auch wir mussten Corona-bedingt            Unsere momentane Lösung:                                                 Foto: Moritz Wessing
unseren kleinen Laden schließen und        Am Dienstag mit Hilfe einer Suppenliefe­     Gabenzaun oder am Gemeindehaus abge­
freuen uns jetzt umso mehr, dass wir       rung und vielen Einweckgläsern und vor al­   stellt werden).
nach den Gottesdiensten in der Aufer­      lem engagierter Menschen, können wir um          Noch ein Hinweis: viele Leute wollen ger­
stehungskirche wieder öffnen können        18.00 Uhr am Gabenzaun 20 Portionen Es­      ne mit Kleidung und Sachspenden helfen,
und unseren Kunden eine Freude ma­         sen aufstellen. Am Donnerstag kochen die     doch das ist im Rahmen unserer Aktion nicht
chen und den Gepa-Handelspartnern          Mitarbeiter von Obdach e.V. 20 Portionen,    möglich!
unsere Unterstützung zuteil werden         und auch diese werden um 18.00 Uhr am            Wer beim „Suppentopf“ helfen möchte ist
lassen können.                             Gabenzaun aufgestellt. Wir erleben dann,     herzlich willkommen und kann sich im Ge­
                                           dass einige Menschen schon auf das Es­       meindebüro melden. Auch persönliche Essen­
               Andrea Richter              sen warten, und spätestens am nächsten       spenden am Gabenzaun, sind jederzeit mög­
               betreut und koordiniert     Morgen ist alles abgeräumt. Um weiter so     lich. Dabei ist es wichtig, das Essen gut ver­
               den Gepa-Stand in der
                                           zu helfen, sammeln wir Einweckgläser mit     packt an den Zaun zu stellen bzw. zu hängen.
               Auferstehungskirche
                                           Deckel und Joghurteimer (Diese können am                           Anne-Margret Neuberg
10        TITELTHEMA

Die Zukunft der Kirchenmusik?
„Also, was nun?“ Die wiederkehrende Frage       nologien auszuführen. Dies bedeutete, dass
nach unseren Erfahrungen in den letzten         nicht nur die Art der Aufführung oder Probe,
Monaten. Im kirchenmusikalischen Bereich        sondern auch die Musik selbst anders ge­
kamen praktische Fragen häufig vor: „Pro­       staltet werden musste, da nicht jede Musik
ben wir?“... „Wann? Was? Wie?“... „Warum        unbedingt für die verminderte Aufmerksam­
ist denn das Singen nicht erlaubt, wenn so-     keitsspanne der Onlinewelt geeignet ist. Das
undso wieder gestattet ist?“ Die Corona-Zeit    kuratorische Element der Kirchenmusik, mit
hat aber auch tiefere Fragen über unsere        ihrer Vielfältigkeit von angewandten Musik­
Welt aufgeworfen, sowohl privat als auch        stilen und Aufführungsmöglichkeiten, war
professionell.                                  aber immer ein sehr attraktiver Berufsbe­
    Kirchenmusik befindet sich grundsätz­       standteil für mich und muss nun neu durch­
lich an der Kreuzung zwischen den darstel­      dacht werden. Es ist kein Zufall, dass ich in
lenden Künsten und der Kirche. Musizie­         Friedrichshain gelandet bin, ein spannender
ren als Kunstform, aber auch Musizieren als     Stadtteil mit der kürzesten musikalischen
ein wichtiger Teil des spirituellen Angebots    Sonntagsreise von Bach bis Berghain.
der Kirche und für Viele als Eckpfeiler der         Als Kirchenmusiker ein vielseitiges Mu­
Menschlichkeit im Leben.                        sikspektrum in die alltägliche Praxis zu in­
    Etliche Rückmeldungen voller Traurigkeit,   tegrieren, erfordert Offenheit, Fachkenntnis        Gestalt zurückzufinden und neu zu bewahren.“
Frust und Verwirrung von Sängern, Eltern        und Mut. Ich fühle mich immer wieder da­               Diese Worte wurden von dem Komponis­
und Gemeindemitgliedern zu dem plötzli­         zu durch einen Text ermutigt, den ich vor 20        ten Paul Hindemith geschrieben und sind Teil
chen Abbruch, oder höchstens Online-Pro­        Jahren während meines Bachelors kennen­             einer Unterhaltung zwischen Althornist und
ben, Konzerten und Gottesdiensten, zeig­        gelernt habe: „Nicht deshalb ist das Alte gut,      Pianist am Anfang des 4. Satzes seiner So­
ten mir den schweren Verlust des Gemein­        weil es vergangen, das Neue nicht vortrefflich,     nate für Althorn und Klavier „Das Posthorn“
schaftsgefühls, das in ‚normalen Zeiten‘ von    weil wir mit ihm gehen; und mehr hat keiner je      (1943). Während des ganzen Stückes spielt
Musik gegeben wird. Wie auch für viele an­      an Glück erfahren, als er befähigt war zu tra-      Hindemith mit Gedanken, über die Wert­
dere hat die Corona-Zeit mir keine Wahl ge­     gen, zu verstehen. An dir ist‘s hinter Eile, Lärm   schätzung von Alt und Neu mit eingebau­
lassen, als meine Arbeit durch neue Tech­       und Mannigfalt das Ständige, die Stille, Sinn,      ten Rätseln wie z.B. musikalische Zitate in
11

                                                 „Tut mir auf die schöne Pforte“– Türen öffnen
Morsekodierung und vor allem die Entschei­
dung für „Althorn“ zu komponieren, mit der
                                                 durch Kirchenmusik
Doppelbedeutung von Stimmlage und Alter.         In den vergangenen Monaten sind nicht nur             nenchöre und ihre Chorleiter laden Sangesinte­
    Also, wie weiter für Kirchenmusik nach       Chöre und Ensembles verstummt, auch dieGe­            ressierte ein. Weiterhin sollen für Jugendliche
der akuten Coronazeit die wir durchlebt ha­      meinde selbst, sind Choräle doch in gewisser          und junge Erwachsene je nach Interesse ein Ju­
ben und vor allem jetzt während des Wieder­      Weise Gebete der Gemeinde. Und Singen ist             gendchor oder eine (Jugend)band Anlaufpunkte
aufbaues unseres Alltags? Natürlich mit Ab­      nicht nur Gebet und Ausdruck von Emotionen,           werden, ein Posaunenchor eine Möglichkeit für
stand und mit einem größeren Medienband­         es ist viel mehr. Das Wort „Person“ geht zurück       Blechbläser. So kann jeder entsprechend nach
breite als vorher. Aber vor allem, nach dem      auf die lateinische Form „personare“, was so viel     seinem Geschmack, Interesse und Talenten sei­
Text von Hindemith, dass die Wiederentde­        bedeutet wie „widerhallen“ oder „durchklin­           ne Persönlichkeit zum Klingen bringen. Ob Or­
ckung der Musik immer neu und wunder­            gen“. Ich möchte es so formulieren, dass in un­       gelkonzert, Chorkonzert oder Konzerte von Ins­
voll zu erfahren ist. Ob Akustik oder Elektro,   serer Stimme unsere Persönlichkeit widerhallt,        trumental- oder Gesangsensembles, in jeder
Klassisch, Pop, Gospel, oder Techno, mit Orgel   das Singen ist Ausdruck dieser, es bringt unse­       der Friedrichshainer Gemeinden bietet sich die
oder Orgel+Elektronik, Blockflöte oder Block     re Persönlichkeit zum Klingen. So habe ich das        Möglichkeit, auch den stillen Widerhall der See­
Party Hip-Hop, reinem Chorgesang oder live-      Gefühl oder auch die Hoffnung, dass das vielen        le zu genießen. Musik verbindet Menschen und
geloopte Stimme... Egal in welcher Form ich      Menschen in diesen Zeiten bewusst geworden            ist eine Sprache, die jeder und jede versteht. Sie
die Zukunft der Kirchenmusik denke, höre         ist, auch, dass Dialog wichtig ist. Wichtig für uns   macht es uns möglich, gemeinsam in allen Ge­
ich den letzten Satz vom Hindemith-Gedicht       ist aus meiner Sicht, dass wir für einen solchen      meinden Friedrichshains die Türen zu öffnen,
als Aufruf... als ob es „an mir“ oder „an uns“   Dialog vor allem in der Musik die Türen öffnen.       wenn wir uns darauf besinnen, den Menschen
wäre, „hinter Eile, Lärm und Mannigfalt das           In einem Choraltext heißt es: „Tut mir auf       immer wieder mitzuteilen, was sich hinter den
Ständige, die Stille, Sinn, Gestalt zurückzu­    die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich          Türen verbirgt: „Hier ist Gottes Angesicht, hier ist
finden und neu zu bewahren“.                     ein; ach wie wird an diesem Orte meine Seele          lauter Trost und Licht“. (Benjamin Schmolck 1734)
                                                 fröhlich sein!“ Die Kirchenmusik kann den Men­
                                                 schen Türen öffnen, ihnen mit Offenheit begeg­                          Justus Eppelmann
                Pam Hulme
                Kantorin im Sprengel             nen. Mit einem regelmäßigen offenen Singen                              Regionalkantor für die Region
                St. Markus-Boxhagen-Stralau      neuer geistlicher Lieder möchte ich Türen auf­                          Friedrichshain
                                                 tun, die verschiedenen Kinder- und Erwachse­
12         TITELTHEMA

„Kirche und Klima oder: There´s no gospel on a dead planet...“
„Wann wirds mal wieder richtig Sommer? Ein         in unseren Breitengraden nur
Sommer wie er früher einmal war...“ Der Hit        langsam wahrnehmen, wis­
von Rudi Carell aus dem Jahr 1975 wurde seit­      sen wir alle: Unsere bisheri­
dem mehrfach gecovert und vielleicht fiel er       ge Lebensweise, die Ausbeu­
dem einen oder anderen auch in diesem Som­         tung der Erde hat ihren Hö­
mer wieder ein: Sehr heiß und wieder zu tro­       hepunkt überschritten und
cken angekündigt war der Juli eher matschig        nun gilt es den Schaden, der in den kom­
und bewölkt. Die chaotische Wetterlage wird        menden Jahren erlebbar wird, zu begrenzen.
seit Jahrzehnten von Klimaexperten mit einer          Die Kirche ist trotz der hohen Austrittszah­
Erwärmung der Durchschnittstemperatur auf          len immer noch eine große gesellschaftliche
der Erde begründet, auch wenn Wetter und           Organisation. Sie muss zu diesem Thema Stel­
Klima zwei verschiedene Dinge sind.                lung beziehen und etwas vorleben, um glaub­
   Was uns von Meteorologen prophezeit             würdig zu bleiben. Die Katholische Kirche hat
wird, ist eine neue „Heißzeit“, die unsere Vege­   durch Papst Franziskus s Enzyklika „Laudato
tation, die Tierwelt und die Jahreszeiten, wie     Si“ ein beeindruckendes Dokument von wa­
wir sie noch in den 80er Jahren als selbstver­     chem Christentum vorgelegt: Nur –wie lässt
ständlich annahmen, auf den Kopf stellt. Dass      sich das in die Arbeit der Gemeinden übertra­
der Klimawandel in der jetzigen Form vom           gen? Wird nicht auch bei uns – nach Corona
Menschen angeheizt wird und außer Kont­            erst recht – jeder Cent für Veranstaltungen       wachen“ in der KG Frohnau, die „Klimaakade­
rolle zu geraten droht, ist eine nicht mehr zu     umgedreht, anstatt fair, ökologisch und so­       mie“ in der Spandau, und nicht zuletzt die
leugnende Tatsache. Corona hat das Thema           zial einzukaufen und zu wirtschaften? Es gibt     „Fairen Gemeinden“ in der EKBO , ob mit oder
zwar an den Rand gedrängt, hat Umweltstan­         viele kirchliche und kirchennahe Organisa­        ohne „Grünen Hahn“-Zertifikat arbeiten daran,
dards gekippt und der Plastikindustrie neue        tionen, die schon lange für mehr Klima- und       bei uns allen das Bewusstsein für den Klima­
Hoffnung gegeben: Wegwerfartikel und ein­          Umweltschutz arbeiten. „Brot für die Welt“        schutz zu stärken. Bewegungen wie „Fridays
geschweißte Nahrungsmittel kamen zurück,           sicher an erster Stelle. Aber auch das „Ökume­    for Future“ und „Extinction rebel­lion“ freuen
das Auto wurde zum beliebtesten Verkehrs­          nische Netzwerk für Klimagerechtgkeit“ mit        sich über Unterstützung von Christen und an­
mittel. Aber nur weil wir die Auswirkungen         der Aktion „erdverbunden“, die „Klimamahn­        deren „Schöpfungs“gläubigen.
13

    Während meiner Studienzeit habe ich
mit vielen Engagierten in und außerhalb der
                                                „Ohne Moos...“ – Bericht einer Jugendreise
Kirche gesprochen. Klimaschutz findet im        Ein Leben ohne Geld. In diesem kapitalisti­
Kleinen schon statt! Es kommt nun darauf        schem System ist das undenkbar. Zwar hö­
an, ihn an der Kirchenbasis zu verankern, da­   ren viele Menschen in Deutschland mehr von
mit wir unserer Schöpfungsverantwortung         Nachhaltigkeit und Antikapitalismus, aber
gerecht werden. Dafür arbeitet u.a. das Um­     richtig beschäftigt wird sich damit nicht
weltbüro der EKBO an einem Umweltgesetz,        wirklich. Wir, das sind eine Gruppe Jugend­
das in der Herbstsynode für alle Gemeinden      liche und Erwachsene, haben uns für eine
beschlossen werden soll. Unsere Gemein­         Woche auf den Weg gemacht, um heraus­
dekirchenräte setzen die Klimaschutzmaß­        zufinden, wie ein Leben ohne Geld geht. Da­
nahmen des Kirchenkreises Stadtmitte nach       bei haben wir viele tolle Projekte und nette
und nach um. Wenn es schon nicht möglich        Menschen kennengelernt, die ohne oder mit
ist, die Erderwärmung zu stoppen, so haben      wenig Geld leben. Die es satt haben, von Geld    dung, einfach zu fragen, ob wir Lebensmit­
wir doch die Möglichkeit, etwas für unseren     abhängig zu sein oder davon zu leben.            tel umsonst kriegen. Außerdem haben wir
Planeten und auch für unsere Lebensquali­          Die ersten zwei Tage haben wir in Berlin      in einem Restaurant geputzt und dafür ein
tät und die der Kinder zu tun.                  verbracht. Wir waren in einer Küfa (Küche für    sehr leckeres Abendessen bekommen. Wir
    Dazu brauchen wir Sie alle zum Mit­         alle), bei verschiedenen Fairteilern, haben in   waren in einem Leihladen, haben aus lee­
machen. Sprechen sie uns an und schau­          Läden nach weggeschmissenen Lebensmit­           ren Tetrapacks und Flaschen Portemonnaies
en sie nach aktuellen Veranstaltungen zum       teln gefragt und waren bei einer Essensver­      und Becher gebastelt und haben mit einem
Thema auf unserer Homepage „Aktuelles“.         teilung. Es kostete ziemlich viel Überwin­       Finanzberater telefoniert, der uns unser Fi­
Denn: Es gibt kein Evangelium auf einem                                                                            nanzsystem ein bisschen
toten Planeten.                                                                                                    näher gebracht hat. Am
                                                                                                                   dritten Tag sind wir zu ei­
                                                                                                                   nem Projekthof nach Bie­
               Pfarrerin Kathrin Herrmann
                                                                                                                   senthal gefahren. Dort
               Pfarrerin der Evangelischen                                                                         konnten wir schlafen, die
               Kirchengemeinde Auferstehung                                                                        Küche benutzen und in
                                                                                                                              Fortsetzung auf S. 14
14            TITELTHEMA

Fortsetzung von S. 13:                          rer minimalistischen Lebensweise ist ihr öko­      Wir haben alle viel mitgenommen. Die
einem schönen angrenzenden See baden.           logischer Fußabdruck noch echt groß, was        Reise hat uns eine Chance gegeben uns mehr
Am nächsten Tag haben wir mit Tobi Ross­        mich ziemlich überrascht hat. Ich dachte,       mit Kapitalismus, Postwachstum, Gemein­
wog telefoniert, der viele Jahre ohne Geld      dass mein ökologischer Fußabdruck groß          wohlökonomie und vielen anderen Begriffen
gelebt hat und seine Gedanken und Erfah­        sein muss und man diesen vielleicht um ei­      zu beschäftigen und von unserem gegen­
rungen dazu in seinem Buch „After Work“         niges minimieren sollte. Probiert das Berech­   seitigen Wissen rund um diese Themen zu
geteilt hat. Dann ging es weiter zu einer So­   nen selber einmal unter www.fussabdruck.        lernen. Gerade in diesen Zeiten, wo der Kli­
lidarischen Landwirtschaft. Dort durften wir    de aus!                                         mawandel spürbarer als jemals zuvor und
auf dem Feld mitarbeiten und haben dafür           Unser Essen haben wir uns durch er­          Nachhaltigkeit ein ganz großes Thema ist, ist
frisch geerntete Lebensmittel bekommen.         fragen, Foodsharing, Containern und auch        es wichtig sich damit auseinanderzusetzen.
Auch da haben wir eine Nacht verbracht, bis     durch das Sammeln von Wildpflanzen im           Wir haben viele unterschiedliche Möglich­
es dann nach Eberswalde ging. Übernach­         Wald und in Gärten besorgt. Wir haben in        keiten kennengelernt, wie wir ohne Geld an
ten durften wir dort bei zwei Menschen, die     einem Bioladen sogar Kuchen und Getränke        Lebensmittel und auch an Schlafplätze kom­
in einem Schrebergarten gewohnt und sich        geschenkt bekommen. Weil es uns so gut in       men. Die Reise hat uns positiv beeinflusst
größtenteils selber versorgt haben. Trotz ih­   dem Schrebergarten gefallen hat, sind wir       und wir haben alle ein „Stück Nachhaltig­
                                                            gleich noch eine Nacht geblie­      keit“ mitgenommen.
                                                            ben                                    Die Fahrt war sehr schön, hat aber auch
                                                               Am nächsten Tag haben wir        zum Nachdenken angeregt: Wie viele Gegen­
                                                            eine Rallye zum Thema Kapita­       stände besitze ich? Brauche ich davon wirk­
                                                            lismus gemacht. Dabei waren         lich alles? Wir sind echt froh, dass wir uns
                                                            wir in einem Tausch-, schenk-       keine Sorgen um unsere Existenz machen
                                                            und Leihladen. Gegen Nachmit­       müssen und genug Geld haben für Essen
                                                            tag ging es in einen Schulgarten.   und einem Dach über dem Kopf.
                                                            Dort konnten wir wieder eine           Insgesamt haben wir eine schöne Zeit
                                                            Nacht übernachten und mit un­       gehabt und uns als Gruppe gut verstanden.
                                                            seren erfragten Lebensmitteln,      Nächstes Mal kann es gerne etwas länger
                                                            leckeres Essen über dem Feuer       gehen!
                                                            kochen. Den Morgen darauf ging                    Melissa, Mali, Flora und Malina
                                                            es dann zurück nach Berlin.
REGIONAL              15

Trauriger Abschied                                                                schon war sie ei­
                                                                                  ne fleißige Arbei­
                                                                                                         Wegziehen zahlreicher aktiver Gemeindeglie­
                                                                                                         der seit Anfang der 1990er Jahre eine Heimat
Nach langer, schwerer Krankheit ist am 13. Juli                                   terin, übererfüllte    blieb, ist entscheidend ihr Verdienst. Dieses
2020 Pfarrerin Ruth Küstner heimgegangen.                                         ihre halbe Stelle,     Heimatgefühl hat sie versucht hinüberzuret­
    Ruth Küstner, geboren 1951 in Erfurt, hinter­                                 sorgte wiesel­         ten in den neuen Gemeindeverbund. Sie fand
lässt ihren Ehemann und vier erwachsene Kin­                                      flink für Ordnung      für diese Auffassung von Gemeindearbeit zu
der. Nach ihrem Studium an der Karl-Marx-Uni­                                     und Sauberkeit         wenig Mitstreiter, persönliche Ressentiments
versität in Leipzig trat sie 1988 ihre Pfarrstelle                                (manchmal ha­          kamen hinzu, so dass sie zuletzt resignierte.
in Galiläa an und wirkte dort über viele Jahre                                    ben wir uns da­        Das war sehr schade für Galiläa, für Samariter-
bis 1997 gemeinsam mit Pfarrer Gerhard Cyrus.        bei ein wenig kontrolliert gefühlt). Wir er­        Galiläa. Ruth Küstner wechselte im Jahr 1999
Nach dessen Ausscheiden wurde sie geschäfts­         innern uns auch, wie sie nach dem Gottes­           an die Gemeinde Melanchthon in Kreuzberg
führende Pfarrerin, begleitete und gestaltete        dienst scheinbar spontan die Altarblumen            und von dort von 2000 bis 2004 in die Ge­
aktiv den Fusionsprozess der beiden Gemein­          nahm und mit Dankesworten an Verdienstvol­          meinde Boxhagen-Stralau. Zum Schluss und
den Galiläa und Samariter zur Galiläa-Sama­          le überreichte. Wir erinnern uns, wie sie die Al­   bis zu ihrer Pensionierung 2013 wirkte sie über
riter-Gemeinde. Dabei setzte sie sich aktiv für      ten und Kranken betreute, welch enge Bezie­         viele Jahre noch verdienstvoll als Seelsorgerin
eine verstärkte soziale Ausrichtung der neuen        hung sie zum Pflegeheim in der Liebigstraße         im St. Joseph-Krankenhaus Berlin-Weißensee
gemeinsamen Gemeinde ein, in Bewahrung               und zum Altenheim im Weidenweg herstell­            und der Parkklinik Weißensee. Über 12 Jahre
der Tradition aus Galiläa neben der kirchenmu­       te und pflegte, wir erinnern uns, wie sie sich      war sie Notfallseelsorgerin. Auch nach dem
sikalischen Ausrichtung aus Samariter.               der Arbeit mit Kindern widmete, wie sie die         Umzug mit ihrem Mann nach Leipzig in die
    Wir verbinden mit Pfarrerin Küstner das Zu­      Kleinsten nach der Fusion der Gemeinden je­         Nähe der Familie ihrer ältesten Tochter blieb
gehen auf jede Einzelne und jeden Einzelnen          de Woche an der Hand von der Galiläa-Kirche         sie mit einigen aus ihrer alten Gemeinde ver­
in der Gemeinde, die Teil- und Anteilnahme an        zur Samariter-Kirche zur Christenlehre führte       bunden. Bis ihr eine qualvolle Krankheit zu­
den Kreisen und Gruppen, die Beachtung und           und jede anfallende Aufgabe sofort erledigte.       nehmend die Möglichkeiten dazu raubte.
Achtung von Leistungen für die Gemeinde, die             Unscheinbar, manchmal fast im Hinter­              Die, die sie kannten, schätzten ihre diszi­
behutsame Hilfe beim Herstellen einer Be­            grund hat sie gewirkt. Vordrängendes Selbst­        plinierte, zielstrebige und ehrgeizige Art, ihre
ziehung zwischen dem einzelnen Menschen              bewusstsein war nie ihre Art. Eher unauffäl­        systematische und fleißige Erledigung aller
und den Kreisen. In diese Rolle ist Pfarrerin        lig, aber deshalb gerade so nachhaltig hat sie      anfallenden Aufgaben und vor allem ihre Zu­
Küstner nach dem Ausscheiden von Pfarrer             sich gemüht. Dass Galiläa für viele nach dem        gewandtheit und Interessiertheit am Schick­
Cyrus zunehmend hineingewachsen. Immer               Ausscheiden von Pfarrer Cyrus und nach dem          sal anderer.                   Volkhard Böhm
16        REGIONAL

Neue Gesichter in unseren Gemeinden
Katti Geighardt 				                            aterwelt. So habe ich parallel zu meiner ver­   übernommen, unsere beiden Gemeindebü­
Ein herzliches Hallo in                         gangenen Stelle in der Jugendarbeit in der      ros in Auferstehung und Galiläa-Samariter
die Runde,                                      evangelischen Kirche Freiburg verschiedene      zu besetzen. Zum ersten Mal sind diese nun
   seit Juni bin ich das                        Theaterprojekte und Gruppen geleitet und        mit einer Person besetzt, was einige Vortei­
weitere neue Gesicht                            freue mich nun, all diese Erfahrungen in die    le hat. Gleichzeitig müssen die Strukturen
für die Arbeit mit Kin­                         Arbeit im Pfarrsprengel einfließen zu lassen.   und Wege noch angepasst werden.
dern und Jugendlichen                              Ich freue mich sehr, wieder in meiner            Egal wie und egal wo, ich freue mich auf
im Sprengel St. Mar­                            Wahlheimat Berlin zu sein und bin ge­           all Ihre Anliegen rund um die vielfältigen
kus-Boxhagen-Stralau.                           spannt auf viele neue Menschen und Be­          Aktionen und Projekte im Pfarrsprengel. Die
Ich bin selber in und mit der Jugendarbeit      gegnungen.                                      Gemeindebüros sind meist die ersten An­
groß geworden, in einer evangelischen Kir­         In meiner Freizeit findet man mich im        laufpunkte, und ich helfe gern, wo ich kann.
che tief im Süden des Landes. Dies hat mich     Theater oder draußen mit wahlweise Fahr­            Schauen Sie gern regelmäßig auf www.
sehr positiv geprägt. Aus diesem Grunde ist     rad oder Wanderschuhen, in einer Boulder­       gsfn.de vorbei, um über die aktuellen Büro­
es mir ein großes Anliegen, dass sich Kinder,   halle, in irgendeinem netten Café, beim         zeiten und Kontaktmöglichkeiten auf dem
Jugendliche und junge Erwachsene in ihrer       Quatschen, oder beim Stöbern in einer           Laufenden zu sein. Nach der Sommerpause
Kirche zu Hause fühlen und diese als Ort er­    Buchhandlung.                                   wird sich hier sicherlich noch einiges ver­
leben, in dem sie ernst genommen werden,                                                        ändern.
altersgerechte Angebote finden und den sie                                                          Kurz zu mir: Ich bin Kunsthistoriker mit
mitgestalten können, wie es zu ihnen passt.     Dominic Riemenschneider                         einem Schwerpunkt auf sakraler Architek­
   Studiert habe ich an einer kleinen Ausbil­   Liebe Mitglieder un­                            tur und Kunst, lebe seit über acht Jahren in
dungsstätte bei Basel (BA in Theologie) und     serer Gemeinden in                              Berlin und promoviere neben meiner Arbeit
habe mich danach im Bereich Schauspiel          Friedrichshain-Nord,                            für die Gemeinden über Türme in Fantasy
(Abschluss Bewegungs-Schauspiel) in Berlin      liebe Leserinnen und                            und Science Fiction am Beispiel des Turms
und Theater-Pädagogik (Theaterpädagogin         Leser des Ostkreuzes,                           zu Babel. Es gibt sicherlich viele Themen,
BUT) ausbilden lassen. Seitdem bin ich be­         seit dem 1. Juli ha­                         über die wir uns austauschen können!
ruflich und privat gern in beiden Welten zu     be ich die abwechs­
Hause: in der Gemeindewelt und in der The­      lungsreiche Aufgabe
AKTUELL                17

Termine „mit Bleistift“                                                                           Kunst von BROSCH im Lazarus-Haus
                                                                                                  Vernissage: 18. Oktober, 11.00–13.00 Uhr
Ausstellungen:                                                                                    Ausstellungsdauer: 18. Oktober – 15. No-
Wandlungen von Wirklichkeiten –                                                                   vember
eine Fotoausstellung mit Bildern                                                                  Öffnungszeiten: donnerstags bis samstags
von Ulrike Bauer aus Dresden                                                                      15.00–18.00 Uhr, sonntags 11.00–13.00 Uhr
                                                 se möglich – Draufsehen, alles auf den Kopf
6. September – 1. November		                     stellen, Spiegeln, Drehen. Sich neu entfalten­
in der Winterkirche/Auferstehung                 de Perspektiven kommen zum Vorschein. Mit
„Wer gesammelt bis in die Tiefe geht, sieht      dem achtsamen Blick darauf wird die augen­
auch die kleinen Dinge in großen Zusam­          scheinliche Wirklichkeit Ausgangspunkt für
menhängen.“ (Edith Stein)                        experimentelles Arbeiten. Es erinnert auch
   Als 10 Jährige bekam Ulrike Bauer ihre ers­   an den staunenden Blick durch ein Kaleido­
te Kamera. Seither ist die Lust am Fotografie­   skop, wie wir ihn als Kinder genossen haben.
ren, Fokussieren und Ent-Wickeln aus Ihrem       Da ist die Mitte ja immer unverwechselbar        Der Gottesdienst am 18. Oktober 2020 um
Leben nicht mehr wegzudenken. Seit 2010          einmalig. Licht tanzt und scheint durch eine     10.00 Uhr im Lazarus-Haus ist schon so etwas
bearbeitet sie ihre Fotos digital – eine neue    Vielfalt von Farben und Sich - immer - wieder    wie der Auftakt der Ausstellung, denn Pfarrer
Freiheit in der Komposition von eingefange­      -neu -Strukturierendem. Die sich so neu auf­     Matthias Lohenner hat vor, in der Predigt da­
nen Augenblicken entsteht. Wandlungen von        tuenden Wirklichkeiten setzen in den Augen       rauf Bezug zu nehmen: Unter dem Titel „und
Wirklichkeiten werden in ganz anderer Wei­       der Betrachtenden überraschendes Suchen          tote knospen blühen, gestürzt, gekreuzt, er­
                                                 und Finden in Gang.                              wacht“ zeigt der Berliner Künstler BROSCH
                                                    Ulrike Bauers Bilder beflügeln, Wirklich­     (bürgerlich: Helmut Brosch) bis zum Volks­
                                                 keit im Lichte ihrer Möglichkeiten zu sehen.     trauertag bildliche Darstellungen aus Holz
                                                 Dabei geht es weniger um Festhalten von Be­      und ein Tafel-Triptychon im Gottesdienst­
                                                 kannten und Vertrautem, sondern eher um          raum. Die Vernissage am 18. Oktober ist um
                                                 Perspektivwechsel, Tiefung und Weitung           11.00 Uhr im Anschluss an den Gottesdienst.
                                                 – Wandlungen. Viel Freude beim Schauen,              Aus Sperrholz, Acrylfarbe und Papier hat
                                                 Staunen und Entdecken!                           BROSCH teils verstörende Reaktionen auf
Ulrike Bauer                                                                                                                   Fortsetzung auf S. 18
18             AKTUELL

Fortsetzung von S. 17:
                                                  hen“ kann durchaus als Anspielung gelesen
Unmenschliches hergestellt. Seine Motive          werden. BROSCH Triptychon, mit dem er auf
sind allen zugänglich – er findet sie in den      das rechtsextremistische Attentat von Hal­
Medien –, aber durch sein Werk hindert er         le reagiert, hat erst in dieser Auseinander­
die Betrachtenden, zu vergessen.                  setzung seine endgültige Gestalt gefunden.
   BROSCH ist in den 60er und 70er Jahren         Zum Volkstrauertag, so BROSCH, solle man
des 20. Jahrhunderts in der niederrheinischen     nicht nur an die Kriegstoten, die toten Freun­
Provinz aufgewachsen und hat sich durch           de und toten Familienmitglieder erinnern,
seine Kunst emanzipiert. Seine Bilder und         sondern auch an die Toten, die der NSU und
Objekte sind als bloßes Dekor des Provinzi­       die Attentäter von Hanau, Halle und an ande­     Glauben nachdenken möchte. Zur Konfirma­
ellen nicht zu gebrauchen. BROSCH will die        ren Orten auf dem Gewissen haben.                tion musst Du 14 Jahre alt sein. Du musst
Anderen verändern und schafft dazu Wer­                                      Pfarrer Wolf Clüver   nicht getauft oder in der Kirche sein, um mit­
ke, die sich sogar aller erwarteten Provoka­                                                       zumachen.
tion verweigern. Seinen Zorn, seine Anklage,
sein Leiden an der Welt kann nur lesen, wer       Zwei Modelle, ein Ziel: 		                       Wann kann ich mich anmelden?
bereit ist, sich darauf einzulassen. Außer in                                                      Die Anmeldung beginnt im Mai 2020 und
seiner Wahlheimat Berlin hat BROSCH in der
                                                  Konfirmation 2022 – Fragen                       endet nach den Sommerferien, spätestens
Vergangenheit in Basel, Bregenz, Heilbronn,       und Antworten                                    im September 2020. Eine spätere Anmeldung
Köln, Mönchengladbach und New York aus­            Was machen wir in der Konfirmandenzeit?         ist für diesen Jahrgang dann nicht mehr vor­
gestellt. In Berlin schuf er Bühnenbilder und     In der Gruppe diskutieren wir Fragen über        gesehen, da Du sonst inhaltlich schon zu viel

                                                                            Konfirm
führte Theaterregie.                              Glauben und Leben, wir sammeln Erfah­            verpasst und die Organisation der Fahrten
   Zur Vorbereitung der Ausstellung im La­        rungen, was es bedeutet, als Christ*in zu le­    schwierig wird.
zarus-Haus hat sich BROSCH intensiv mit           ben – und wir wollen auch in lockerer Atmo­          Anmelden kannst Du Dich für beide Mo­
dem Sakralraum auseinandergesetzt. Die            sphäre spielen, quatschen und Spaß haben.        delle online unter www.boxhagen-stralau.
Ausstellung seiner Werke fällt kirchenjah­                                                         de/konfirmandenzeit
reszeitlich in das Ende der Trinitatiszeit, bei   Wer kann mitmachen?
der traditionell der Vergänglichkeit und der      Mitmachen kann jede und jeder, die*der Lust      Wann finden die Gruppentreffen statt?
christlichen Hoffnung darüber hinaus ge­          auf Gemeinschaft hat und über Fragen des         Es gibt in Friedrichshain zwei Modelle, zwi­
dacht wird. Sein Titel „und tote knospen blü­     Lebens und insbesondere den christlichen         schen denen Du wählen kannst:
Fragen &
                                                                                                                                             19

Seminarmodell, Boxhagen-Stralau                   an diesem Modell teilnehmen möchtest, du        unternehmen, hängt von Euren Wünschen
Konfirmation 1. Mai 2022, Sommerseminar           und deine Eltern aber nicht so viel Geld ha­    ab. Die wichtigste Frage wird aber immer

  Antworten
25. Juni-4. Juli 2021, Herbstseminar 8.-12. Ok­   ben, dann finden wir dafür eine Lösung. Dei­    sein: „Was sagst Du dazu?“
tober 2021, Winterseminar voraussichtlich 11.-    ne Entscheidung für dieses Modell soll nicht        Nach einem Jahr kommt der nächste Kon­
13. Februar 2022.                                 am Geld scheitern. Bei der Anmeldung wer­       fi-Jahrgang dazu, so dass Ihr eine Zeit lang
    Die Konfirmandenzeit besteht aus zwei         den die Stornierungsbedingungen genannt,        gemeinsam Konfus habt. Die jüngeren Ju­
Phasen: Im ersten Jahr finden wöchentli­          damit von Anfang an alles klar ist, was die     gendlichen werden auch dabei sein, wenn
che Treffen im A-Team (immer mittwochs,           Kosten angeht.                                  wir Eure Konfirmation vorbereiten. Eine Frei­
17.00-18.30 Uhr) an der Offenbarungskirche                                                        zeitfahrt ist auch geplant.
statt. Diese Treffen sind freiwillig. Wir erle­   Konfus, Galiläa-Samariter
ben Gruppe, machen Bibelarbeiten, Kreatives,      Konfirmation: Pfingstsonntag, 5. Juni 2022,     Was ist mit Corona?
Kochen, Spielen, Kino usw. Auch im zweiten        Treffen donnerstags 17.00-18.30 Uhr, Sama­      Wir gehen davon aus, dass sich die Lage im
Jahr kannst du zu den A-Teamern kommen.           riterstr. 27, Startdatum: 10. September 2020.   Laufe des Jahres etwas normalisieren wird.
Das zweite Jahr beginnt mit dem Sommer­               Der Konfus findet während der Schulzeit     Und bis zur Konfirmation ist es ja auch noch
seminar – 10 Tage Segeln in Holland auf dem       wöchentlich statt und wendet sich an Ju­        ein wenig hin. Deswegen ist es um so wich­
Ijssel­meer. In den Herbstferien fahren wir       gendliche, die nachfragen und sich einbrin­     tiger zu wissen, wer in der Konfirmanden­
dann 5 Tage in ein Seminarhaus in der Nä­         gen wollen und keine Angst vor komplizier­      zeit dabei sein möchte, damit wir gut planen
he von Berlin, im Januar/Februar dann noch        ten Fragen haben. Unsere Themen sind Mo­        können. Selbstverständlich werden wir alle
mal für ein Wochenende. Diese drei Fahrten        dule, sie laufen also über mehrere Treffen.     rechtlichen Bedingungen in diesem Zusam­
sind verbindlich, das heißt: Nur wenn du mit­     Zuerst finden wir heraus, worum es eigent­      menhang beachten und die Konfirmanden­

mation 2022
gefahren bist, kannst du konfirmiert werden.      lich geht, dann erkunden wir die Sache ge­      zeit auch an die jeweilige Situation anpassen.
Warum ist das so? Durch die Fahrten ist der       nauer, und dann machen wir etwas daraus.
„Unterrichtsanteil“ in diesem Modell ver­         Dabei werden wir Leute und Orte besuchen,       Du hast noch mehr Fragen?
gleichbar mit anderen Modellen. Dieses Mo­        diskutieren, Interviews führen, kreativ wer­    Dann melde Dich am besten per E-Mail für
dell setzt die Teilnahme an den Seminarfrei­      den, gestalten, bauen oder formulieren, The­    das Seminarmodell unter: stets@boxhagen-
zeiten voraus. Das ist mit Kosten verbunden.      ater spielen, wenn Ihr möchtet, auch Musik      stralau.de und für das Konfus-Modell unter:
Die Sommerfahrt liegt zur Zeit bei 460 Euro,      machen, etwas für das Ostkreuz schreiben        V.Kmec@ekbo.de. Wir freuen uns schon, Dich
die Herbstfahrt bei ca. 80-100 Euro, das Wo­      und Gottesdienste mitgestalten. Ob wir auch     kennen zu lernen! Herzliche Grüße,
chenende bei ca. 30-40 Euro. Wenn du gerne        eine Fahrt oder etwas anderes Gemeinsames                    Vladimir Kmec und Malte Stets
20         AKTUELL

HOW DARE YOU?! Erlebnisaus-                       die Klimakrise für uns aktuell noch eine Rol­    Tuberkulose, Salmonellen &
stellung und Spätgottesdienst                     le? Wie können wir Verantwortung überneh­        Co(rona) – Führung rund um
                                                  men und ein gutes Miteinander gestalten,         Berlins Pestfriedhof
Samstag, 5. September, Lazarus-­Haus, March-
                                                  wenn wir täglich von Krisen umgeben sind,
lewskistr. 40: Ausstellung & Kinder Rallye                                                         Samstag, 12. September, 14.00–16.00 Uhr
                                                  bei denen wir innerlich „wie könnt ihr es wa­
Sonntag, 6. September, 11.00 Uhr, Lazarus­-                                                        Durch 2020 sind
                                                  gen“ seufzen. Was gibt uns Hoffnung in der
Haus, Marchlewskistr. 40: Spätgottesdienst                                                         Virologen ins Fa­
                                                  Situation und wie können wir diese gestal­
Unter dem Motto                                   ten. All diese Fragen wollen wir gemeinsam       denkreuz öffent­
HOW DARE YOU wol­                                 im Gottesdienst hinterher stellen. Der Got­      lichen Interes­
len wir am 6. Septem­                             tesdienst wird mit multimedial inkl. Musik       ses gekommen,
ber einen besonderen                              und Klangkunst aus Field Recordings, Orgel,      wie lange nicht
Spätgottesdienst um                               und Elektronik gestaltet.                        mehr. Soll man das ausnutzen und etwas
11.00 Uhr in der St.                                  Am Samstag, den 5. September, laden wir      durch die Stadt laufen, um Medizin – und
Markus Gemeinde                                   ein, im Lazarus-Haus vorbeizukommen und          Stadtgeschichte zu verknüpfen? Wir den­
mit euch feiern. Mit                              die Ausstellung der EKBO „plastikfrei“ zu be­    ken ja und treffen uns am historischen Ein­
dem Satz: HOW DA­                                 suchen. Parallel dazu gibt es ein audiovisuel­   gang des Krankenhauses im Friedrichshain.
RE YOU?! (zu deutsch: Wie könnt ihr es wa­        les Werk über „Rewilding“ von der britischen     Die wechselvolle Geschichte des Kranken­
gen?!) hat Greta Thunberg letztes Jahr im         Künstlerin Jo Kennedy und für Kinder eine        hauses wird beleuchtet. Einzelne Infekti­
September beim Klimagipfel quasi Geschich­        Ralley: „Rund um den Umweltschutz“ für alle,     onskrankheiten aus der Titelzeile erhalten
te geschrieben: Als 16jährige hält sie eine Re­   die spielerisch zu „NaturexpertInnen“ wer­       schlaglichtartig Aufmerksamkeit. Der nahe­
de vor den führenden PolitikerInnen, die sie      den möchten. Natürlich ist die Ausstellung       gelegene Friedhof der Märzgefallenen wird
mehrfach mit dem Satz „Wie könnt ihr es wa­       auch am Sonntag nach dem Gottesdienst            nicht ausgelassen.
gen…?“ kritisiert und herausfordert.              noch geöffnet.Gestaltet von Katti Geighardt         Der weitere Weg führt über „Pest und
    Ein Jahr später wollen wir uns an diese Re­   (Gemeindepädagogin St.Markus/Boxhagen),          Cholera“ an den Resten des Armenfriedho­
de erinnern und überlegen, was sie heute für      und Pam Hulme (Kantorin Fredrichshainer          fes vorbei. Es werden neuere Bestrebungen
uns bedeutet. Wir wollen uns mit der Klima­       Süd-Sprengel).                                   besprochen, die die Fundsachen beleuchten.
krise und Umweltschutz beschäftigen sowie             Weitere Infos und Fragen an: k.geighardt     In einer kurzen Rast an der vor 125 Jahren ge­
mit den aktuellen Punkten der Fridays for Fu­     @stmarkus-berlin oder hulme@boxhagen-            gründeten Auferstehungskirche werden wir
ture Bewegung mit #fighteverycrisis. Spielt       stralau.de                                       auch über Corona reden und einen geistli­
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