Rodeo münchner tanz- und theaterfestival 11. bis 14. oktober 2018

Die Seite wird erstellt Levin Brenner
 
WEITER LESEN
rodeo
münchner tanz- und theaterfestival
     11. bis 14. oktober 2018
Gamsbart oder Vollbart / Kruzi-
fix oder HimmelArschundZwirn /
Semmel oder Brötchen / Pfiat di
oder Tschüß / Zwetschgendatschi
oder Pflaumenkuchen / Eine Halbe
oder ein Herrengedeck / Horst oder
Vollhorst / Ois Chicago oder alles
paletti / Mit dem Pferd durchs Sie-
gestor oder mit der S-Bahn zum
Starnberger See / Tscharlie oder
Pumuckl / Welcome oder Habe die
Ehre / Münchner Kindl oder Zua-
groaste / München - Dorf oder Groß-
stadt / Schickeria oder Subkultur
/ Stadttheater oder Freie Szene /
Maß oder Aperol Spritz / Klassik
am Odeonsplatz oder Oben-Ohne am

                         ?
Königsplatz / Arm aber
sexy oder gemütlich aber
reich / MVG oder Radl /
Granteln oder Meckern /
Stenz oder Hallodri /                 Eine Initiative der Landeshauptstadt München. in Kooperation mit dem

Boazn oder Pommesbude                 Goethe-InsTitut e.V. und Theater und Live Art München e.V. Gefördert
                                      durch den Bezirk Oberbayern.
Inhalt                                                                                                                                                                     Inhalt

Grussworte........................................................................ 4         archiv
                                                                                            Cornelie Müller + Micha Purucker + Christina Ruf
                                                                                            Aus dem eigenen Archiv — 3 Positionen........................... 50
Produktionen
Jasmine Ellis
Empathy............................................................................ 10      extrA
David von Westphalen                                                                        Christiane Huber + Simone Egger
Fucking Disabled.............................................................. 12           Play & Stay 1-5. . ............................................................... 56
Sahra Huby                                                                                  TAM TAM
DANCE KITCHEN.. ................................................................. 14        RODEO on the road............................................................ 58
Rohtheater                                                                                  Münchner TheatertexterInnen
Mondo............................................................................... 16     Matinée. . ........................................................................... 62
Moritz Ostruschnjak                                                                         Verleihung der Förderpreise Tanz und Theater
BOIDS................................................................................. 18   der Landeshauptstadt München . . ..................................... 64
HAUPTAKTION
Zweiter Versuch über das turnen.. ................................. 20                      fakten
Anna McCarthy + Manuela Rzytki                                                              Spielplan, Tickets, Spielstätten,
WHAT ARE PEOPLE FOR?. . ..................................................... 22            Förderer + partner, Team + impressum.. ........................ 68

BLOOM UP
bloom up 2018................................................................. 25
Berkan Karpat + Raoul Amaar Abbas
aus dem maschinenraum: rilkes gottessonett............... 26
THE AGENCY + Kanako Azuma + Taro Inamura + Nile Koetting
New Manliness................................................................. 28
Anton Kaun + David Oppenheim
CARNATION DINGTHANG......................................................... 30

 ZU GAST
Sandra de Berduccy
AWAY | TAKIY.. ...................................................................... 34
PRAGMATA
Theaterautomat. . .............................................................. 36
                                                                                            Die Fragen im Programmbuch sowie das Kreuzworträtsel sind
DISKURS                                                                                     von Studierenden des Seminars „Lokal / Global / Glokal?
Verbände und Verbündete - who‘s talking?. . .................. 40                           (Studien zu Ästhetiken und Strukturen des Gegenwarts-
                                                                                            theaters)“ erstellt worden, das von PD Dr. Katja Schneider im
Acting Local?!. . ................................................................. 42      Sommersemester 2018 an der Ludwig-Maximilians-Universität
Wir erteilen uns den Auftrag . . ........................................ 44                München veranstaltet wurde.

2                                                                                                                                                                                  3
Grussworte                                                                                                        Grussworte

Liebes RODEO-Publikum,
liebe Münchnerinnen und Münchner!

Viel Bewegung ist weiterhin in der freien Theater- und Tanz-        Außerdem bleibt RODEO natürlich ein Forum für Theater-
szene zu sehen. Wir können selbstbewusst auf das gemein-            macherinnen und -macher, das vielfach Chancen für Treffen,
sam künstlerisch wie strukturell Erreichte blicken. München         Vernetzen und Weiterdenken bietet.
ist eine Stadt der Freien Szene. Das hat längst nicht erst die
Bewegung „Archiv des freien Theaters“ gezeigt, die wir mit-         Ich freue mich auf ein facettenreiches und vielversprechen-
gestaltet haben. Wichtiger aber ist, dass die Vielfalt der Freien   des Programm, das die Kuratorin Sarah Israel mit ihrem Team
Szene auch weiter für alle Theaterbesucherinnen und -besu-          zusammengestellt hat und hoffe, dass auch Sie lohnende und
cher spürbar bleibt, die abendlich eben nicht nur die großen        inspirierende Entdeckungen machen.
städtischen und staatlichen Theater, sondern auch die freien
Häuser wie zum Beispiel HochX und schwere reiter zur Aus-
wahl haben.                                                         Dr. Hans-Georg Küppers
                                                                    Kulturreferent
RODEO war von seiner ersten Ausgabe an im Jahr 2010 als
„Best of“ dieses alternativen Spielplans angelegt. Da produk-
tionsbedingt meistens nur einige wenige Vorstellungen jeder
freien Theaterproduktion zu sehen sind, behält die Freie
Szene oft einen gewissen Geheimtipp-Charakter. So werden
wir auch dieses Jahr die Möglichkeit haben, mit Produktio-
nen wie EMPATHY (Jasmine Ellis), DANCE KITCHEN (Sahra
Huby), Fucking Disabled (David von Westphalen), Mondo
(Rohtheater) oder BOIDS (Moritz Ostruschnjak), etwas im
Getriebe des Alltags Verpasstes nachzuholen. Darüber hinaus
gibt es aber an diesem langen Wochenende aber auch viele
andere Momente, die lohnende Entdeckungen versprechen –
eine Bus-Exkursion zu wenig bekannten freien Kulturorten
beispielsweise. Besonders in München als wachsender Groß-
stadt mit chronischem Raummangel gleicht das einer Schatz-
suche.

4                                                                                                                            5
Grussworte                                                                                                       Grussworte

Liebes Publikum!

Herzlich Willkommen! Ich freue mich, zusammen mit Ihnen           Ich hoffe, dass RODEO 2018 ein Ort wird, an dem sich die
RODEO 2018 zu feiern. An seinen vier Spieltagen präsentiert       Künstlerinnen und Künstler der Stadt München, die nationa-
das Festival ausgewählte Produktionen der Freien Szene der        len und internationalen Gäste und das Publikum angeregt,
Stadt, gewährt Einblicke in künstlerische Arbeitsprozesse,        kontrovers und bis zum letzten Bier austauschen. Gerade in
führt Diskussionen zu kulturpolitischen und ästhetischen Fra-     Zeiten, in denen in der Politik das Laute, Populistische und
gestellungen und lädt ein zum gemeinsamen Feiern.                 Vereinfachende dominiert, ist es uns ein Anliegen, neue (in-
                                                                  terkulturelle) Begegnungen zu stiften und die Lust am (Aus-)
Im Rahmen der Vorbereitungen für diese fünfte Edition von         Diskutieren zu stärken.
RODEO haben mein Team und ich uns immer wieder die Fra-
ge gestellt, welche Bedeutung das Lokale in Zeiten der Glo-       Wir freuen uns auf vier an- und aufregende Tage.
balisierung hat und ob es in München spezifische Formen
von Tanz und Theater gibt. Die Soziologin Martina Löw hat         Sarah Israel und das gesamte RODEO-Team
den Begriff der „Eigenlogik der Städte“ geprägt. Sie postu-
liert, dass die Struktur einer Stadt sich in die Körper ihrer
Bewohner einschreibt, ihre Alltagspraxis entscheidend be-
stimmt und damit Städten ihren jeweils besonderen Charak-
ter verleiht. Mit der Frage, ob es neben dieser „Eigenlogik der
Städte“ eine „Eigenlogik lokalen Kunstschaffens“ gibt, wollen
wir uns beschäftigen anhand von Vorträgen und Diskussio-
nen, im Residency-Format BLOOM UP, das Arbeitsstände von
Künstlerinnen und Künstlern verschiedener lokaler Kontexte
präsentiert, sowie im Archivprojekt, das die Geschichte der
Freien Darstellenden Künste in München anhand dreier Pro-
tagonisten beleuchtet. Wir laden Sie, die Zuschauer ein, im
Programm auf Spurensuche nach dem spezifisch Münchneri-
schen zu gehen. RODEO 2018 ist ein Einblick in das Schaffen
hiesiger Künstlerinnen und Künstler: Entdecken Sie mit uns
Neues, Unbekanntes und Bekanntes erneut.

6                                                                                                                           7
Produktionen

               können        ”
               Sie sich an ihren

               ersten
               münchner Theaterbesuch

               erinnern?

Produktionen
                                             9
Produktionen                                                                                                               Produktionen

Jasmine Ellis                                                        Premiere: 11. Januar 2018, schwere reiter

Empathy                                                              In Kooperation mit Tanztendenz München e.V. Mit freundlicher Unterstüt-
Tanz Theater Performance                                             zung von Atelier Kaldewey und Boxwerk München.

                                                                     Jasmine Ellis
                                                                     arbeitet seit 2006 als Choreografin und Performerin. Sie ist
Donnerstag, 11. Oktober 2018                                         mit nationalen und internationalen Kompanien wie Dorky
21 – 22 Uhr                                                          Park, Random Collision oder Zata Omm aufgetreten und hat
schwere reiter                                                       mit Choreografinnen und Choreografen wie Edan Gorlicki,
Tickets: 15 € / erm. 8 €                                             Ido Batash oder Anna Reiti gearbeitet. Sie lebt in München
                                                                     und ist Mitbegründerin von Munich DancePAT, einer Initi-
Filigran und skulptural zugleich spannen sich Fäden vom              ative für regelmäßiges kostengünstiges Profitraining. Ihre
White Cube der Bühne hinein in den Zuschauerraum. Dieses             Arbeiten sind oft Gemeinschaftswerke für Bühne und Film.
Netz von Verbindungslinien – zwischen Performern und Pub-            >jasminellis.com
likum, zwischen Tanz, Theater und Musik, zwischen dem Ich
und den Anderen – spannt gleichsam Thema und Form des
Stücks im Raum auf. EMPATHY, die Fähigkeit sich in einen
anderen Menschen einzufühlen, seine Perspektive einzuneh-
men, hat die Choreografin Jasmine Ellis ihre Debütproduktion
genannt und konstatiert zugleich den Niedergang der Empa-
thie im gegenwärtigen gesellschaftlichen Klima. Auf der Büh-
ne herrscht lässiges Clubambiente, ab und an steigt Rauch
aus E-Zigaretten auf. Eigenwillig und ungezwungen bewegen
sich die vier Tänzerinnen und Tänzer zu den energetischen
Beats von drei Live-Musikern. Aus Vereinzelung, kurzen, zu-
fälligen Berührungen entstehen en passant Duette, dynami-
sche Gruppenchoreografien und driften wieder auseinander.
Dialoge entspannen sich zwischen Körpern, Bewegungssti-
len, Stimmen, zwischen Musikern und Tänzern, zwischen
Spielszenen, Choreografie und Konzertsituation. EMPATHY
schert sich nicht um Zuweisungen und Zuschreibungen und
entwickelt so einen energiegeladenen Sog.

Leitung, Choreografie: Jasmine Ellis / Tanz: Yael Cibulski, Merryn
Kritzinger, Lukas Malkowski, Alex Soulliere / Musik: Lukas Bames-
reiter, Ralph Heidel, Maximilian Hirning / Dramaturgie, Produkti-
onsleitung: Martina Missel / Kostümdesign: Sarah Kaldewey, Atelier
Kaldewey / Bühnenbild: Nicola Missel / Lichtdesign: Ray Demski /
Technik: Goran Budimir

10                                                                                                                                       11
Produktionen                                                                                                            Produktionen

David von Westphalen                                                     David von Westphalen
                                                                         studierte Kulturwissenschaft und Ästhetische Praxis an der
Fucking Disabled                                                         Universität Hildesheim. Er wirkte als Darsteller, Regisseur
Eine Theaterperformance                                                  und Dramaturg bei Theaterprojekten an Stadttheatern und
                                                                         in der Freien Szene mit. Als Autor und Regisseur arbeitete er
                                                                         zunächst in Berlin, bis er 2012 nach München zog. Seit 2013
                                                                         arbeitet er als Gastdozent für Regie/Theorie an der
                                                                         Otto Falckenberg Schule München.
Freitag, 12. Oktober 2018                                                >davidvonwestphalen.blogspot.com
19 – 20:30 Uhr
MUCCA
Tickets: 15 € / erm. 8 €

Fucking Disabled ist eine kollektive poetische Stückentwick-
lung über Sex und Begehren unter der Regie von David von
Westphalen. Der Cast: Eine wunderschöne Frau mit unge-
wöhnlichen Formen und verzaubernder Stimme. Ein Perfor-
mer mit unkonventionellen Bewegungen und Artikulationen.
Eine tantrische Sexarbeiterin. Und ein schöner, graziler Tän-
zer. Es geht um unverkrampften Genuss, überflüssige Tabus
und die Freude an der sexuellen Freiheit. Darum, dass Sexu-
alität mit Behinderung viel normaler ist, als Menschen ohne
Behinderung meinen. Und dass die Lust neu erblüht, wenn
das, was normal ist, nicht länger normal ist. Kein Drama,
keine Figuren, auch kein dokumentarisches Theater, sondern
ein sinnlicher Theaterabend, der von den Persönlichkeiten
seiner Darstellerinnen und Darsteller getragen wird.

Im Anschluss Publikumsgespräch.
Moderation: Zuhal Müssinger-Soyhan (Journalistin, Autorin)

Performance, Autorenschaft: Lucy Wilke, Danijel Sesar, Paweł Duduś,
Deva Bhusha / Konzeption, Regie: David von Westphalen / Dramatur-
gie: Bastian Zimmermann / Musik: Filip Caranica / Kostüm: Veronika
Schneider / Lichtdesign: Rainer Ludwig / Produktionsleitung: Rat &
Tat Kulturbüro

Premiere: 2. Juni 2017, PATHOS Ateliers

In Koproduktion mit PATHOS München. Gefördert durch die Kulturstiftung
der Stadtsparkasse München und den Bezirk Oberbayern.

12                                                                                                                                  13
Produktionen                                                                                                   Produktionen

Sahra Huby                                                     Sahra Huby
                                                               arbeitet seit 2006 als freischaffende Tänzerin. Mit der Choreo-
DANCE KITCHEN                                                  grafin Anna Konjetzky verbindet sie eine enge Zusammenar-
Eine „Hauskonzert“-Reihe                                       beit. Sie besuchte die Ecole Internationale de Theatre Lassaad
                                                               in Brüssel und nahm an einer Ausbildung für zeitgenössi-
                                                               schen Tanz an Die Etage – Schule für darstellende und bil-
                                                               dende Künste e.V. in Berlin teil. Zudem erlernte sie Techniken
                                                               und Tanzformen wie Butoh und Body Weather. 2015 und
Samstag, 13. Oktober 2018                                      2016 erhielt sie Arbeits- und Fortbildungsstipendien für freie
18 Uhr – open end                                              Tanzschaffende des Kulturreferats der Landeshauptstadt
Sonntag, 14. Oktober 2018                                      München, um ihre künstlerische Praxis weiterzuentwickeln.
19 Uhr – open end
Treffpunkt: Gasthaus Domagk
Tickets: 15 € / erm. 8 €
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.

DANCE KITCHEN ist eine Einladung in einen Privatraum; hier
öffnet die Tänzerin Sahra Huby ihre Wohnung für Gäste und
gewährt Einblick in die eigene Praxis des zeitgenössischen
Tanzes. Dabei ist die Struktur der Abende dem klassischen
Hauskonzert entlehnt. Es werden – meistens über knapp eine
Stunde – thematische Skizzen, Tanzsequenzen, körperliche
Aufgaben präsentiert, zwischen denen geredet, getrunken
und gegessen wird.

Entstanden ist DANCE KITCHEN aus dem Wunsch heraus, die
eigene Tanzpraxis öffentlich zu machen, mit einem Publikum
zu teilen und in Dialog zu treten. Hier wird der Privat- und
Arbeitsraum zu einem Ort, an dem Ideen und Versuche prä-
sentiert und diskutiert werden können, in einer Atmosphäre
des Experimentes und des Austausches.

Das Format ist ein intimer Dialog mit dem Publikum, in dem
ausgehend von Tanz über Kunst, Gesellschaft und die Ver-
knüpfung von privatem und öffentlichem Raum reflektiert
wird.

Konzept, Durchführung: Sahra Huby

Erste Durchführung: 23. April 2016

14                                                                                                                         15
Produktionen                                                                                                              Produktionen

Rohtheater                                                                  Rohtheater
                                                                            Bülent Kullukcu, Anton Kaun und Dominik Obalski gründe-
Mondo                                                                       ten das Rohtheater, um eine möglichst einfache und effektive
Eine Theaterinstallation nach Texten von Strugatzki, Roussel u.a.           Form von Theater zu erforschen. Im Sinne eines posthuma-
                                                                            nen Theaters ohne Einsatz von Schauspielerinnen und Schau-
                                                                            spielern realisieren die Künstler intermediale Installationen
                                                                            durch Videobilder und Liveprojektionen, Landschaften aus
                                                                            Modell- und Spielfiguren sowie Soundcollagen und Computer-
Samstag, 13. Oktober 2018                                                   stimmen. Bereits 2014 war Rohtheater mit „Robotermärchen
19 – 20 Uhr                                                                 oder Traum und Terror“ zu RODEO eingeladen.
Galerie Kullukcu & Gregorian im Import Export                               >rohtheater.tumblr.com
Tickets: 15 € / erm. 8 €
                                                                            Anton Kaun
Ein Beobachter des Instituts für Experimentalgeschichte lebt                ist Noise- und Video-Artist. Neben seinen Soloauftritten und
in der Identität eines verstorbenen Adligen unerkannt auf                   Musikveröffentlichungen unter den Labels Rumpeln, Sony-
einem entfernten Planeten mit menschenähnlichen Bewoh-                      tony und Kaundown arbeitet er mit verschiedenen Künstle-
nern, deren Gesellschaft sich auf einer unserem späten Mittel-              rinnen und Künstlern sowie Kollektiven bei Musik-, Theater-,
alter entsprechenden, feudalen Entwicklungsstufe befindet.                  Tanz- und Filmproduktionen zusammen. Seit 2015 kuratiert
Zuletzt hat dort die Verfolgung und Ermordung von Gelehr-                   er die Reihe „PENSION NOISE“.
ten und Künstlern begonnen. Der Beobachter befürchtet, dass                 >antonkaun.de
sich der Planet in einen faschistischen Überwachungsstaat
verwandeln wird. Leider gilt für ihn die Regel, sich nicht ent-             Bülent Kullukcu
scheidend in den Lauf der Dinge einzumischen. Doch was ist                  ist Regisseur, Schauspieler, Musiker und Bildender Künst-
die Lösung? Soll er weiter beobachten oder mit seiner überle-               ler. Er realisierte zahlreiche nationale und internationale
                                                                            Musikprojekte in den Bereichen der Club- und Festivalkultur,
genen Technologie zuschlagen und dadurch helfen, Reformen
                                                                            ebenso wie Bühnen- und Filmmusik, Hörspiele und Soundin-
voranzubringen?
                                                                            stallationen für Museen. Auf diversen Labels erschienen seine
Mondo ist eine Auseinandersetzung mit dem weltweiten Er-
                                                                            Vinyl- und CD-Releases. Als Schauspieler wirkt er auf der
starken von Faschismus und Nationalismus und der damit
                                                                            Bühne und im Film mit, unter anderem als Hauptdarsteller
einhergehenden Zersetzung von demokratischen Staaten.
                                                                            in „Magic Bus“ (1997) von Emir Kusturica. 2008 wurde er
Für die Theaterinstallation arbeitet Rohtheater mit objets                  zum Nachwuchsregisseur des Jahres im Jahrbuch von Theater
trouvés – (vor)gefundenen Dingen: Videos aus dem Alltag,                    Heute nominiert. 2010 eröffnete er die Galerie Kullukcu in
Fieldrecordings, Kataloge, Textfragmente, existierende Filme                München; zudem ist er Gründungsmitglied des Göthe Proto-
oder verfremdete Konsumgüter werden als Live-Material, als                  kolls, einer Initiative für Diversität in den Künsten.
Readymade zur Geschichte, zum Bühnenbild.
                                                                            Dominik Obalski
Idee: Bülent Kullukcu / Darsteller: Anton Kaun, Bülent Kullukcu,            sammelt und spielt Synthesizer und ist als Dramaturg, DJ,
Dominik Obalski / Kostüme: Marie Bendl                                      Theatermusiker und Komponist tätig. Obalski arbeitete für
                                                                            die Münchner Kammerspiele, das Festival SPIELART, das
Premiere: 19. Oktober 2017, Galerie Kullukcu & Gregorian im Import Export   Figurentheaterfestival in Nürnberg und Erlangen sowie in der
                                                                            Freien Szene. Im Jahr 2012 gründete er zusammen mit Bülent
In Kooperation mit Galerie Kullukcu & Gregorian.                            Kullukcu und Anton Kaun das Kollektiv Rohtheater, mit dem
                                                                            er regelmäßig Projekte an verschiedenen Orten entwickelt.
                                                                            2014 veröffentliche er seine Debüt-EP „Introducing Obalski”
                                                                            beim Label Public Possession.

16                                                                                                                                    17
Produktionen                                                                                                                Produktionen

Moritz Ostruschnjak                                                    Gefördert durch den BLZT, Bayerischer Landesverband für zeitgenössi-
                                                                       schen Tanz, aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung
BOIDS                                                                  und Kultus, Wissenschaft und Kunst.
Eine futurologische Tanzperformance

                                                                       Moritz Ostruschnjak
                                                                       studierte an der Iwanson Schule für Zeitgenössischen Tanz in
                                                                       München und vervollständigte seine Ausbildung bei Maurice
Samstag, 13. Oktober 2018                                              Béjart in Lausanne. Nach diversen Engagements arbeitet er
21 – 22 Uhr                                                            seit 2013 als freischaffender Choreograf und Tänzer in der
schwere reiter                                                         Freien Szene und an festen Häusern. In München hat er unter
Tickets: 15 € / erm. 8 €                                               anderem das Soloprojekt „Island of Only Oneland“ und die
                                                                       Produktionen „Text Neck“ und „Unstern“ realisiert. Seit 2016
Boids (Bird-oid objects): Synthetisch hergestellte Schwarm-            ist er Mitglied des Tanztendenz München e.V.
tiere, deren Verhalten auf einfache, formalisierte Regeln ge-          >moritzostruschnjak.com
bracht wird.

Zusammen mit seinem Team hat der Choreograf Moritz
Ostruschnjak ein Stück entwickelt, das mit dem Wissen
um Schwärme arbeitet, ihrem Funktionieren als sich selbst
steuernde und organisierende Kollektive ohne Zentrum.
Im Schwarm wird die Intelligenz dezentralisiert und das
Individuum löst sich auf. Der Schwarm formt sich ausge-
hend von einer Mehrzahl zu einem multiplen Ganzen. In
Science-Fiction-Szenarien ist sein plötzliches Erscheinen Inbe-
griff eines Feindes, der gestalt- und formlos ist. Für Ostruschnjak
ist er Metapher für die Komplexität und Unkontrollierbarkeit des
Lebendigen.
In BOIDS nähern die Tänzerinnen und Tänzer sich diesen
Motiven und Gedanken durch spezifische Bewegungsqualitä-
ten an. Eine Gruppe bildet sich, zerfällt. Einzelne werden aus
ihr herausgespült, kehren zurück. Letztlich agiert jeder nach
einer eigenen Logik, in einem Raum, der wie schwebend an-
mutet − einer Wolke aus Tanz, Licht und Sound.

Idee, Konzept: Moritz Ostruschnjak / Choreografie: Moritz Ostru-
schnjak in Zusammenarbeit mit Daniela Bendini und den Tänze-
rinnen und Tänzern / Tanz: Gaetano Badalamenti, Eli Cohen, Mai
Lisa Guinoo, Isaac Spencer, Tom Weinberger / Musik: Günther Lause
(Max Lange, Konrad Wehrmeister) / Lichtdesign: Tanja Rühl / Kostüm:
Renate Ostruschnjak / Tontechnik: Paolo Mariangeli / Produktionslei-
tung: Hannah Melder

Premiere: 28. September 2017, schwere reiter

18                                                                                                                                        19
Produktionen                                                                                                              Produktionen

HAUPTAKTION                                                                HAUPTAKTION
                                                                           ist eine künstlerische Forschungsgesellschaft um die Produ-
Zweiter Versuch über das turnen                                            zentin und Dramaturgin Hannah Saar, den Kulturanthropo-
Ein Tanzfonds-Erbe-Projekt.                                                logen Julian Warner und den Theatermacher Oliver Zahn.
Essayperformance von HAUPTAKTION                                           HAUPTAKTION beforscht theatrale Praxen ethnografisch,
                                                                           archivbasiert und im verkörpernden Selbstversuch und veröf-
                                                                           fentlicht Texte, Theater, Vorträge. Der Name HAUPTAKTION
                                                                           ist der Praxis der deutschsprachigen Wanderbühnen entnom-
Sonntag, 14. Oktober 2018                                                  men.
15 – 16 Uhr                                                                >hauptaktion.de
Münchner Kammerspiele, Kammer 2
Tickets: 15 € / erm. 8 €                                                   Hannah Saar
                                                                           studierte Theater- und Kulturwissenschaft an der Ludwig-
Ausgangspunkt der Arbeit ZWEITER VERSUCH ÜBER DAS                          Maximilians-Universität München und an der Central School
TURNEN ist die Verwobenheit der Geschichte Deutschlands                    of Speech and Drama in London. In ihren Projekten setzt
als imaginierte Gemeinschaft mit der Geschichte des Turnens                sie sich mit Fragen zu Authentizität und Reproduktion von
als körperliche Praxis – von seinen Ursprüngen im Jahr 1811                Ungleichheit im Gegenwartstheater auseinander. Sie arbeitete
als Wehrturnen auf der Berliner Hasenheide bis hin zum                     unter anderem am Saarländischen Staatstheater, am HAU
Turnfest 2017 in Berlin unter dem Motto „Wie bunt ist das                  Hebbel am Ufer, beim London International Theatre Festival.
denn!“.                                                                    Seit 2015 arbeitet sie in München und Berlin als Künstlerische
In ZWEITER VERSUCH ÜBER DAS TURNEN nutzen acht Per-                        Produktionsleiterin und Dramaturgin.
formerinnen und Performer das choreografische Vokabular
der Turnbewegung und dessen Darbietung im synchronen                       Julian Warner
Schauturnen als Sprungbrett für eine Beschäftigung mit der                 studierte Theaterwissenschaft, Amerikanische Literaturge-
                                                                           schichte und Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Uni-
Formierung von deutschen Körpern und versuchen so eine
                                                                           versität München. Seine erste künstlerische Forschung fand
alternative deutsche Geschichte zu erzählen.
                                                                           im Bereich Futurologie für das „Brand Fiction Space“ Projekt
ZWEITER VERSUCH ÜBER DAS TURNEN ist die Fortführung
                                                                           der Audi AG statt. Er kuratierte Workshops, Performances
der Arbeit VERSUCH ÜBER DAS TURNEN, die am 2. Novem-
                                                                           und Stadtteilprojekte für das Lothringer13 Kunstareal der
ber 2017 beim SPIELART Festival Premiere hatte.
                                                                           Stadt München sowie Vortragsreihen in der Favorit Bar. Seit
                                                                           Oktober 2015 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut
Von und mit: Jonaid Khodabakhshi, Dennis Kopp, Quindell Orton,             für Kulturanthropologie der Universität Göttingen. Seine
Jasmina Rezig, Hannah Saar, Isabel Schwenk, Julian Warner, Oliver          Schwerpunkte sind Black Diaspora Studies, Rassismus- und
Zahn / Assistenz: Nele Hussmann / Dramaturgie: Josef Bairlein              Popkulturforschung.

In Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen, SPIELART München,          Oliver Zahn
dem HAU Hebbel am Ufer Berlin, der Schwankhalle Bremen, dem Theater        ist Theatermacher. Er entwickelte eine Trilogie von „Situ-
Rampe Stuttgart und ARGEkultur Salzburg. In Kooperation mit dem Pa-        ationen“, deren Stücke international erfolgreich tourten.
villon Hannover. Gefördert durch den Bezirk Oberbayern, die Lotto-Sport-   Für „Situation mit ausgestrecktem Arm“ erhielt er 2015
Stiftung Niedersachsen und TANZFONDS ERBE – eine Initiative der Kul-       eine Nominierung als bester Nachwuchskünstler in der
turstiftung des Bundes.                                                    Kritiker*innenumfrage der Fachzeitschrift Theater Heute.
                                                                           Darüber hinaus entstanden seit 2016 „Oh wie wohl ist mir
                                                                           am Abend“, eine Arbeit über (post-)koloniale Erinnerungs-
                                                                           kulturen, sowie gemeinsam mit Julian Warner die Lecture
                                                                           Performance „MINSTRELSY“ und diverse Publikationen.

20                                                                                                                                      21
Produktionen                                                                                                    Produktionen

Anna McCarthy + Manuela Rzytki                                  Anna McCarthy
                                                                ist eine britische Künstlerin, die in München lebt und arbei-
WHAT ARE PEOPLE FOR?                                            tet. Sie studierte an der Kingston University of Art & Design,
Ein musikalisches Projekt                                       der Akademie der Bildenden Künste München und der
                                                                Glasgow School of Art. Ihre Arbeiten sind multidisziplinär,
                                                                werden international ausgestellt und sind bereits mehrfach
                                                                ausgezeichnet worden. Sie erstellt Videoarbeiten für Theater
                                                                und ist Mitglied der Band MOON NOT WAR.
Sonntag, 14. Oktober 2018 / Uraufführung                        >annamccarthy.de
21 Uhr
HochX                                                           Manuela Rzytki
Tickets: 15 € / erm. 8 €                                        ist bekannt durch ihre Arbeit als Musikerin und Produzentin
                                                                in Bands wie Parasyte Woman, Le Millipede, MUSICA
Der Titel WHAT ARE PEOPLE FOR? stammt aus einer Veröf-          POVERA, G.Rag & die Landlergschwister und Kamerakino.
fentlichung und Ausstellung Anna McCarthys und dient als        Sie entwickelt Musik für Theaterprojekte am Residenztheater,
Grundlage für Inhalt und Lyrics des Projekts. Tief in der Me-   an den Münchner Kammerspielen, dem Münchner Volksthea-
thodik des Hip-Hops verwurzelt, basiert die Musik auf dem       ter sowie dem Staatstheater Darmstadt und dem Düsseldorfer
Prinzip des Loops: Manuela Rzytki spielt einen Live-Synthe-     Schauspielhaus.
sizer mit vorproduzierten Samples und McCarthy und Rzytki
improvisieren Live-Vocals. Die Visuals von Anna McCarthy
sind das erzählende Element der Show und unterstützen
durch synästhetische Manipulation die humorvollen, aggres-
siven, sexy und liebevollen Kinderlied-Lyrics, die das Publi-
kum vor die uralte Frage stellen: WHAT ARE PEOPLE FOR?
Von Geschichten über rätselhaftes Fleisch, menschenvernich-
tende Pizzamaschinen, kollektives Träumen von Drohnen
bis hin zu Her-mit-dem-Dreck-Hymnen – alles ist drin. Zwar
wahrscheinlich nicht kinderfreundlich, aber doch für die Kids
gedacht, denn wir sind doch alle Kinder und diese Show ist
ein Riesen-Kindergarten, der sich im Kreise dreht und dreht
und dreht.

Konzept, Performance: Anna McCarthy, Manuela Rzytki

22                                                                                                                          23
BLOOM UP

               BLOOM UP 2018

               Auch in diesem Jahr realisiert RODEO in Kooperation mit
               dem Goethe-Institut e.V. das Programm BLOOM UP. Es ist
               ein Residency-Format für internationales und genreübergrei-
               fendes künstlerisches Arbeiten. Freischaffende Künstlerinnen
               und Künstler der Darstellenden Künste aus München und
               dem Ausland waren eingeladen, sich mit einem gemeinsa-
               men Projekt auf Arbeitsstipendien zu bewerben. Das Format
               bietet Raum für kollaboratives Arbeiten, Recherche und die
               Entwicklung von Arbeits- und Austauschprozessen. Von
               einer thematischen Setzung sieht BLOOM UP ab. Im Rahmen
               des Festivals geben die partizipierenden Künstlerinnen und
               Künstler Einblick in ihre Arbeitsstände.
               Die Auswahl für die diesjährigen BLOOM UPs erfolgte
               im Frühjahr 2017. Aus den eingegangenen Bewerbungen
               wurden drei Projekte ausgewählt. Arbeitsphasen für die
               einzelnen Projekte fanden jeweils im Ausland statt und
               werden ab Mitte September in München fortgesetzt.
               RODEO 2018 freut sich, Künstlerinnen und Künstler aus
               Neu-Delhi (Indien), Tokio (Japan) und Tel Aviv (Israel) zu
               Gast zu haben.

               In Kooperation mit dem Goethe-Institut e.V. Gefördert durch den Bezirk
               Oberbayern.

Produktionen
  BLOOM UP
                                                                                  25
BLOOM UP                                                                                                            BLOOM UP

Berkan Karpat + Raoul Amaar Abbas                               Berkan Karpat
                                                                ist in Istanbul geboren und in München aufgewachsen. Seit
aus dem maschinenraum: rilkes gottessonett                      1998 kreiert er performative und zumeist interaktive Installa-
                                                                tionen, die Bildende und Darstellende Kunst, Wissenschaft
                                                                und Technik, Orient und Okzident in sich vereinen. Viele
                                                                seiner Arbeiten fanden im öffentlichen Raum statt und waren
                                                                auch schon in den USA, der Türkei oder Island zu sehen.
                                                                Zudem veröffentlichte er mehrere Gedichtbände zusammen
Freitag, 12. Oktober 2018                                       mit dem Autor Zafer Şenocak.
16 – 17:30 Uhr                                                  >karpat.de
Muffathalle
Eintritt frei                                                   Raoul Amaar Abbas
                                                                lebt in Neu-Dehli, Indien und arbeitet hauptsächlich in den
Der in München durch seine komplexen Arbeiten bekannte          Bereichen Film, Fotografie und Performance Art. Als Regie-
Künstler Berkan Karpat arbeitet mit dem in Neu Delhi leben-     assistent arbeitete er mit Wes Anderson zusammen, als
den Fotografen, Filmemacher und Performer Raoul Amaar           Schauspieler hatte er eine Rolle in der britischen Sitcom
Abbas zusammen. Ihr BLOOM UP ist Teil eines größeren            „Mumbai Calling“ inne. Abbas arbeitet freiberuflich als Foto-
Arbeitsvorhabens, das versucht, Kunstwerk und Rezipienten       graf, dreht Dokumentarfilme und Musikvideos und realisiert
untrennbar miteinander zu verbinden. Hierfür arbeiten sie an    multimediale Projekte. Seit zehn Jahren arbeitet er an einer
zwei Vorgängen beziehungsweise mit zwei Techniken: Zum          großangelegten Dokumentation über das Leben der Sufis.
einen loten sie die Wiedergabe von Gedichten durch mensch-      >raoulamaarabbas.com
liche und maschinelle Stimmvariationen aus− insbesondere
die von Rilkes Sonett „Die Berufung“, das auf der Sure 96
des Koran fußt. Zum anderen messen sie, wie das mensch-
liche Gehirn auf die verlautbarten Gedichte reagiert. Mittels
Technik möchten sie die elektrochemischen Prozesse, die im
Gehirn des Zuschauers beim Rezipieren stattfinden, für die
Produktion von visuellen wie dichterischen Phänomenen nut-
zen. Das Publikum wird so zu Erschaffern von Videosequen-
zen, Licht- und Lautgedichten, Skulpturen und Bildern. Ziel
ist es, eine radikale Form der Intimität zu schaffen, die die
Grenzen zwischen Betrachter und Schöpfer niederreißt.

Im Anschluss Gespräch mit den beteiligten Künstlern.
Moderation: Simone Lutz (Team RODEO)

26                                                                                                                         27
BLOOM UP                                                                                                              BLOOM UP

THE AGENCY + Kanako Azuma + Taro Inamura +                      THE AGENCY
                                                                ist eine Performancegruppe, die auf immersive Weise mit
Nile Koetting                                                   den Erscheinungsformen und Formaten des Neoliberalis-
New Manliness                                                   mus experimentiert. In ihren installativen Formaten werden
                                                                Zuschauerinnen und Zuschauer als Kundinnen und Kunden,
                                                                als zukünftige Mitglieder oder Klienten sanft eingebunden.
                                                                THE AGENCY verhandelt Themen wie Technologien des
                                                                Selbst, post-humane Nähe und Post-Internet-Intimität und
Samstag, 13. Oktober 2018                                       Entfremdung.
16 – 17:30 Uhr                                                  >postpragmaticsolutions.com
schwere reiter Foyer
Eintritt frei                                                   Kanako Azuma
                                                                lebt gegenwärtig in Tokio, Japan. Sie arbeitet in verschiede-
Die Münchner Performancegruppe THE AGENCY recherchiert          nen künstlerischen Genres, unter anderem in den Bereichen
zusammen mit dem in Tokio lebenden Dramaturgen und Ku-          Fotografie, Musik und Performance-Kunst. Ihr Hauptfokus
ratoren Taro Inamura, der ebenfalls in der japanischen Haupt-   liegt jedoch auf filmischen Werken. Zuletzt waren ihre Arbei-
stadt lebenden Künstlerin Kanako Azuma und dem in Tokio         ten vertreten bei der 7th Moscow International Biennale of
und Berlin lebenden Performer Nile Koetting zum Thema           Contemporary Art (2017) sowie in Galerien und Museen in
New Manliness.                                                  Tokio, Paris und Amsterdam und beim Asian Short & Docu-
Ziel der Recherche ist es, eine fiktive Männerbewegung zu       mentary Film Festival 2016 in Ahmedabad, Indien.
kreieren, ein neues Vorbild mit Identifikationspotential zu     >kanakoazuma.com
schaffen. Hierfür werden zunächst Bilder und Rhetorik zweier
Phänomene neuer Männlichkeit untersucht: Die japanischen        Taro Inamura
                                                                studierte Kunsttheorie an der Waseda Universität in Tokio.
Sõshoku Danshi, die pflanzenfressenden Männer, und die Men
                                                                Nach seiner Promotion wurde er Teil des Spiral Wacoal Art
Going Their Own Way, eine Bewegung aus den USA, die mitt-
                                                                Center und kuratierte verschiedene Ausstellungen zeitge-
lerweile in Europa angekommen ist. In diesem ersten Schritt
                                                                nössischer Bildender Kunst. 2007 nahm er ein zusätzliches
der Zusammenarbeit werden Erkenntnisse über die beiden
                                                                Studium an der University of the Arts in London auf. Aktuell
Bewegungen mit Blick auf aktuelle Identifikationspotentiale
                                                                arbeitet er bei The Saison Foundation in Tokio mit verschie-
junger Männer bis 40 Jahre zusammengetragen und weiter-         denen Performancekünstlerinnen und -künstlern zusammen.
gesponnen: Mit welchen Darstellungen können diese Männer
sich identifizieren? Welcher Narrativ und welche Bilder sind    Nile Koetting
nötig, um eine neue Männerbewegung zu entwickeln? Wie           lebt in Berlin und Tokio und studierte Fine Arts an der Tama
wird aus den Emotionen Einzelner eine Bewegung?                 Art University in Tokio und Sounddesign an der Aalto Uni-
                                                                versity in Helsinki. Er arbeitet als Bildender Künstler, Perfor-
Im Anschluss Gespräch mit den beteiligten Künstlerinnen         mer, Tänzer und Sounddesigner. 2011 ist seine Video-Arbeit
und Künstlern.                                                  „Operatio“ durch die Japan Arts and Culture Foundation
Moderation: Sarah Israel (Leitung RODEO)                        ausgezeichnet worden. 2013 erhielt er den Grant for Oversea
                                                                Research der Yoshino Gypsum Art Foundation.
In Kooperation mit The Saison Foundation, Tokio.                >nileshaw.org

28                                                                                                                            29
BLOOM UP                                                                                                         BLOOM UP

Anton Kaun + David Oppenheim                                   Anton Kaun
                                                               ist Noise- und Video-Artist aus München. Neben seinen
CARNATION DINGTHANG                                            Soloauftritten und Musikveröffentlichungen unter den Labels
                                                               Rumpeln, Sonytony und Kaundown arbeitet er mit verschie-
                                                               denen Künstlerinnen und Künstlern sowie Kollektiven bei
                                                               Musik-, Theater-, Tanz- und Filmproduktionen zusammen.
                                                               Seit 2015 kuratiert er die Reihe „PENSION NOISE“.
                                                               >antonkaun.de
Sonntag, 14. Oktober 2018
17 – 18:30 Uhr                                                 David Oppenheim
Köşk                                                          lebt in Tel Aviv, Israel und arbeitet als Künstler und
Eintritt frei                                                  Musiker. Er studierte Grafikdesign, Video und Animation an
                                                               der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem.
Zusammen mit dem israelischen Künstler David Oppenheim         Er arbeitet mit experimenteller Netzkunst und entwirft Web-
unternimmt der Münchner Noise- und Video-Artist Anton          Installationen. Oppenheim komponiert elektronische Musik
Kaun einen Austausch zwischen den Sound- und Videokunst-       für Tanz, Theater, Video und Film und tritt regelmäßig mit
Szenen Tel Avivs und Münchens. Dabei suchen die beiden         verschiedenen Projekten auf.
nach neuen Verbindungen zu verschiedenen Kollektiven so-       >day-dream.com
wie Künstlerinnen und Künstlern, die mit ähnlichen Verfah-
rensweisen der unkonventionellen Musik- und Videoperfor-
mance experimentieren.
In Anknüpfung an bisherige Arbeiten möchten Oppen-
heim und Kaun im Rahmen von BLOOM UP ortsspezifische
Materialien und gefundene Objekte aus beiden Städten als
Geräusch- und Percussionsgeräte zum Einsatz bringen oder
neuartige Percussionsgeräte aus gefundenen Gegenständen
bauen. Eine audio-visuelle Improvisation als Kommunika-
tionsmethode mit verschiedenen Künstlerinnen und Künst-
lern an unterschiedlichen Orten soll erforscht, getestet und
weiterentwickelt werden.

Im Anschluss Gespräch mit den beteiligten Künstlern.
Moderation: Sarah Israel (Leitung RODEO)

30                                                                                                                      31
ZU GAST

                  ”
               Münchner
               Kindl
               oder Zuagroaster?

Produktionen
   ZU GAST
                                       33
ZU GAST                                                                                                                      ZU GAST

Sandra de Berduccy                                              In München wird die Künstlerin in Austausch mit dem For-
                                                                schungsteam von PENELOPE (Leitung: Dr. Ellen Harlizius-
AWAY | TAKIY                                                    Klück) treten. Das PENELOPE-Team ist eine am Deutschen
Vorhang auf für die Weberei                                     Museum angesiedelte Forschergruppe, die die Weberei als
                                                                frühe digitale Technik untersucht. Dabei werden unter ande-
                                                                rem eine digitale Webmustersteuerung (pattern matrix) und
                                                                Kleinroboter entwickelt, um die grundlegende binäre Logik
Dienstag, 9. Oktober 2018 / Eröffnung der Ausstellung           der Weberei zu demonstrieren (penelope.hypotheses.org).
18 Uhr
Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München                Die abschließende Ausstellung AWAY | TAKIY – Vorhang auf
                                                                für die Weberei präsentiert das entstandene Kunstwerk von
Öffnungszeiten:                                                 Sandra de Berduccy und dokumentiert die gemeinsame Arbeit
Mittwoch, 10. Oktober 2018                                      im PENELOPE-Labor.
10 – 18 Uhr
Donnerstag, 11. Oktober 2018
10 – 20 Uhr                                                     Das PENELOPE-Projekt wird gefördert durch den Europäischen For-
Freitag, 12. Oktober 2018                                       schungsrat (ERC) im Rahmen des Horizon 2020 Programms für Forschung
10 – 22 Uhr                                                     und Innovation der Europäischen Union (Grant Agreement Nr. 682711).
Samstag, 13. Oktober 2018                                       Das PENELOPE-Labor wird unterstützt durch das Museum für Abgüsse
18 – 22 Uhr                                                     Klassischer Bildwerke München. Der Aufenthalt von Sandra de Berduccy
                                                                wird gefördert durch eine Residenz im Ebenböckhaus der Landeshaupt-
                                                                stadt München und durch das Goethe-Institut Bolivien. Wir danken Dr.
Arbeit im PENELOPE Labor
                                                                Martin Rohmer, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Abteilung 3
Sandra de Berduccy webt öffentlich:
                                                                Kulturelle Bildung, Internationales, Urbane Kulturen und Andrea Schmöl-
19. bis 28. September 2018 (außer am Wochenende)
                                                                der-Veit vom Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München.
14 – 16 Uhr
Alles: Eintritt frei
                                                                Sandra de Berduccy
Ab Mitte September ist die bolivianische Weberin und
                                                                forscht und arbeitet als Künstlerin mit Textilien und Web-
Medienkünstlerin Sandra de Berduccy in München, um an           techniken. Sie studierte Kunst an der Universidad Mayor de
ihrer interaktiven Installation AWAY | TAKIY zu arbeiten.       San Andrés in La Paz und der Universität Bahía, Salvador de
„AWAY“ bedeutet weben, „TAKIY“ bedeutet performen. Die          Bahía, Brasilien. Ihre Werke werden seit 1991 in Wanderaus-
Begriffe stammen aus dem Quechua, einer indigenen Spra-         stellungen sowohl national wie auch international gezeigt.
che, die im Andenraum Südamerikas gesprochen wird.              Sie lebt und arbeitet in La Paz und Cochabamba, Bolivien.
In der Installation werden traditionelle Webtechniken aus den   >textilecurator.com
Anden mit dem Wissen um Elektronik, Codes und klassische
Muster zusammengeführt. De Berduccy, die bei südameri-
kanischen Webmeistern in die Lehre ging, kombiniert diese
Tradition des Webens mit stromleitenden Garnen, die als ka-
pazitive Sensoren eingesetzt werden und Töne und Geräusche
erzeugen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer können durch
Berührung des entstandenen Gewebes Effekte auslösen und
werden so zur Performerin/zum Performer.

34                                                                                                                                  35
ZU GAST                                                                                                                          ZU GAST

PRAGMATA                                                                  PRAGMATA
                                                                          Das Kollektiv PRAGMATA wurde 2015 von Angelina Kartsaki
Theaterautomat                                                            und Sebastian Schlemminger gegründet mit dem Ziel, Objek-
                                                                          ten ein neues Leben einzuhauchen. Automatisierungsprozes-
                                                                          se und installative Formate stehen im Fokus ihrer Arbeit.

                                                                          Angelina Kartsaki
                                                                          ist Musikerin, Performerin und Bildende Künstlerin. Sie
Donnerstag, 11. Oktober 2018                                              kombiniert verschiedene Kunstformen, um neue Formate zu
18 – 21 Uhr + 22 – 23 Uhr                                                 gestalten. Nach dem Studium der Musikwissenschaften und
Freitag, 12. Oktober 2018                                                 Violine beschäftigt sie sich seit 2001 mit Theater, Musikthea-
18 – 22 Uhr                                                               ter, Neuer Musik, freier Improvisation und Performance.
Samstag, 13. Oktober 2018                                                 >angelina-kartsaki.com
15 – 16 Uhr + 18 – 21 Uhr
PATHOS Theater                                                            Sebastian Schlemminger
Tickets: 5 €                                                              arbeitet als Klangkünstler sowie als Musiker, Programmierer
                                                                          und Performer. Er studierte Kulturwissenschaften und Ästheti-
Ein Kopf. Ein Kasten. Objekte mit eigenem Willen. 10 Minu-                sche Praxis an der Universität Hildesheim. Die Auseinander-
ten in einer sonderbaren Welt. Der Theaterautomat lädt zu                 setzung mit Digitalität und Theater ist für seine Arbeit
einer ganz eigenen Form von Theater ein. Es ist der Versuch,              zentral. Seit längerer Zeit entwickelt er interaktive Techno-
die angestaubte Welt des mechanischen Theaters mit digita-                logien, Medieninstallationen und Theatermusiken für diverse
len Mitteln zu erneuern. Wandernde Objekte, flüchtige Klän-               Theatergruppen.
ge und suchende Lichter erschaffen hier einen Raum jenseits               >sebastianschlemminger.de
der Realität. Gelenkt von einem allumfassenden Algorithmus
entspinnt sich die Inszenierung rund um die Frage der Po-
sition des Menschen zwischen Maschinen, Automaten und
Computern.

Konzept, Realisierung: PRAGMATA (Angelina Kartsaki, Sebastian
Schlemminger) / Stimmen: Norman Grotegut, Angelina Kartsaki,
Felix Koch, Manuela Neudegger

Eine Koproduktion mit der SCHAUBUDE BERLIN. Gefördert durch das
Bezirksamt Pankow Berlin. Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das
NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung
Theater aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und
Medien sowie der Kultur- und Kultusminister der Länder. In Kooperation
mit PATHOS München.

36                                                                                                                                    37
DISKURS

            ”
          mia
          san    mia-
          aber wer sind wir
          eigentlich?

DISKURS
                               39
DISKURS                                                                                                                          DISKURS

Verbände und Verbündete - who's talking?                                   Janina Benduski
                                                                           studierte Theaterwissenschaften, Kulturelle Kommunikation
Eine Gesprächsreihe des Bundesverbands Freie Darstellende
                                                                           und Japanologie in Berlin und Kulturwissenschaften in
Künste
                                                                           Frankfurt/Oder. Sie ist Mitbegründerin und Gesellschafterin
                                                                           von ehrliche arbeit - freies Kulturbüro, einem Produktions-
                                                                           kollektiv für die Freien Darstellenden Künste, wobei sie unter
                                                                           anderem die Kommunikationsstrategie von She She Pop
                                                                           betreut. Sie entwickelt seit 2006 Kunstprojekte im urbanen
Donnerstag, 11. Oktober 2018                                               Raum und ist seit 2015 Vorsitzende des Bundesverband Freie
11 – 13 Uhr                                                                Darstellende Künste.
HochX                                                                      >darstellende-kuenste.de
Eintritt frei
                                                                           Anne Schneider
Der Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK) lädt                    studierte Theaterwissenschaft in Erlangen. Sie assistierte und
in einem deutschlandweit durchgeführtem Gesprächsformat                    inszenierte am Staatstheater Nürnberg und der Schaubühne
Akteurinnen und Akteure der Freien Darstellenden Künste                    am Lehniner Platz Berlin. 2013 und 2014 begleitete sie als
zur Diskussion darüber ein, wie sie sich am besten vernetzen               Künstlerische Leiterin das KALTSTART-Festival in Hamburg
können, um sich gemeinsam Gehör zu verschaffen. Welche                     und von 2014 bis 2017 war sie Künstlerische Leiterin des
Formen der konstruktiven Versammlung gibt es? Wie lassen                   Festivals Hauptsache Frei. Seit 2017 ist sie Geschäftsführerin
sich Entscheidungsprozesse gestalten, wie Forderungen an                   des Bundesverbands Freie Darstellende Künste.
die Politik durchsetzen und wer spricht eigentlich wann für                >anne-schneider.com
wen? Auf der Suche nach bestehenden Zusammenschlüssen,
Verbündeten und solidarischen Prinzipien lädt der BFDK alle
ein, die mehr wollen, als ihr eigenes Süppchen zu kochen.
Die Gesprächsreihe fand bereits 2018 beim Festival Hauptsa-
che Frei in Hamburg und beim Festival FAVORITEN in Dort-
mund statt.

In München nutzt RODEO die Einladung des BFDK zum Ge-
spräch, um Verbände und Verbündete der städtischen Freien
Szene einzuladen und zu fragen: Wer tut sich hier mit wem
zusammen? Wo und mit welchen Zielen? Worin liegt die Stär-
ke des einzelnen Verbundes? Und worin die Stärke des Ne-
beneinanders von verschiedenen Verbänden? Eingeladen sind
verschiedene Zusammenschlüsse, um sich kennenzulernen
und gemeinsam zu diskutieren. Die Fortführung des deutsch-
landweiten Gesprächs wird moderiert von Janina Benduski
(Vorsitzende des BFDK) und Anne Schneider (Geschäftsfüh-
rung des BFDK).

Eine Gesprächsreihe des Bundesverbands Freie Darstellende Künste e.V. in
Kooperation mit RODEO 2018 und dem Verband Freie Darstellende Künste
Bayern e.V.

40                                                                                                                                     41
DISKURS                                                                                                                 DISKURS

Prof. Dr. Gabriele Klein                                         Prof. Dr. Gabriele Klein
                                                                 studierte Soziologie, Geschichte, Sportwissenschaft, zeitgenös-
Acting Local?!                                                   sischen Tanz und Pädagogik an den Universitäten Bielefeld,
Vortrag mit anschließender Diskussion                            Bochum und Essen sowie an der Amsterdamse Hogeschool
                                                                 voor de Kunsten. 1990 promovierte sie an der Universität
                                                                 Bochum in Sozialwissenschaften. Sie habilitierte 1998 mit
                                                                 der Arbeit „Electronic Vibration. Pop Kultur Theorie“. 2002
                                                                 übernahm sie eine Professur an der Universität Hamburg.
Freitag, 12. Oktober 2018                                        Seit 2005 leitet sie dort zudem das interdisziplinäre Zentrum
11 – 13 Uhr                                                      für Performance Studies und den gleichnamigen postgradua-
HochX                                                            len Studiengang.
Eintritt frei                                                    >bw.uni-hamburg.de/personen/klein-gabriele.html

Nachdem RODEO 2016 fragte, was ein Festival aktuell ist be-      PD Dr. Katja Schneider
ziehungsweise sein kann, möchte es in diesem Jahr seinen         habilitierte 2013 an der Fakultät für Geschichts- und Kunst-
zweiten Parameter befragen: das Lokale. Lange schien das         wissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München
Lokale zugunsten des Globalen aus der Mode gekommen zu           mit einer Schrift zum Thema „Tanz und Text. Zu Figurati-
sein und somit auch die Frage, welchen Einfluss Rahmen-          onen von Bewegung und Sprache“. Seit 2011 ist sie wissen-
bedingungen vor Ort auf künstlerische Arbeitsweisen und          schaftliche Mitarbeiterin des Instituts; von 2006 bis 2010
Ästhetiken haben? Gibt es analog zur „Eigenlogik der Städte“     wurde ihre Lehre gefördert von Tanzplan Deutschland, einer
(Martina Löw, 2008) eine Eigenlogik lokalen Kunstschaffens?      Initiative der Kulturstiftung des Bundes. Von September 2014
Gibt es ein spezifisch lokales Theater? Einen spezifisch loka-   bis Februar 2016 war sie Koordinatorin der Master-Studien-
len Tanz? Wie schreibt sich eine Stadt oder eine Lokalität in    gänge Theaterwissenschaft und Dramaturgie. Außerdem lehrt
das Schaffen von Künstlerinnen und Künstler ein? Unterschei-     sie als Gastdozentin in Bern, Zürich und Bytom.
                                                                 >theaterwissenschaft.uni-muenchen.de/personen2/professo-
den sich die Tanz- und Theaterszenen von München, Berlin
                                                                 ren-und-privatdozenten/schneider/index.html
und anderen Städten? Um auf diese Fragen erste Antworten
zu bekommen, hat RODEO die Wissenschaftlerin Prof. Dr.
                                                                 Matthias Schulze-Kraft
Gabriele Klein eingeladen, einen Vortrag zu halten, der sich
                                                                 studierte Germanistik und Philosophie, bevor er den Regie-
dem Komplex des Ineinanderwirkens von Stadt/Lokalität und
                                                                 beruf erlernte. Er arbeitete als Schauspieler und Regisseur
Kunst(schaffen) widmet.                                          in unterschiedlichen Produktionszusammenhängen, von der
                                                                 freien Operntruppe bis zum Staatstheater. Er absolvierte ein
Vortrag: Prof. Dr. Gabriele Klein (Professorin für Soziologie    Weiterbildungsstudium zum Kultur- und Bildungsmanager
und Psychologie von Bewegung, Sport und Tanz am Institut         und ist seit 2008 Künstlerischer Leiter des LICHTHOF Thea-
für Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg)               ters in Hamburg.
                                                                 >lichthof-theater.de
Diskussion: Prof. Dr. Gabriele Klein, PD Dr. Katja Schneider
(Institut für Theaterwissenschaft der Ludwig-Maximilians-        Ute Gröbel
Universität München) und Matthias Schulze-Kraft (LICHT-          ist Künstlerische Leiterin des HochX Theater und Live Art
HOF Theater, Hamburg)                                            in München. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der
Moderation: Ute Gröbel (Leitung HochX)                           Ludwig-Maximilians-Universität München und bis 2016 Stell-
                                                                 vertretende Leiterin des Studiengangs Dramaturgie an der
                                                                 Bayerischen Theaterakademie August Everding. Sie publiziert
                                                                 und lehrt zu dramaturgischer Praxis, Theater- und Literatur-
                                                                 wissenschaft und ist auch als freie Dramaturgin tätig.
                                                                 >hochx.de

42                                                                                                                            43
DISKURS                                                                                                                DISKURS

Wir erteilen uns den Auftrag                                     Micha Purucker
                                                                 studierte Architektur, Kunstgeschichte, Volkskunde und Thea-
Ein Gespräch über artist-based Arbeitsstrukturen und Netzwerke
                                                                 terwissenschaft. Tanzausbildung in München und Stockholm.
                                                                 Seit 1985 arbeitet er als freier Choreograf, Bewegungscoach
                                                                 und Dozent. Er ist Gründungsmitglied der Münchner Forma-
                                                                 tionen Dance Energy (1985–2000), von living room, des
                                                                 Tanztendenz München e.V. und des Theatervereins München.
                                                                 Für seine Arbeit ist er mehrfach ausgezeichnet worden und
Sonntag, 14. Oktober 2018                                        erhielt unter anderem den Tanzpreis der Landeshauptstadt
11 – 14 Uhr                                                      München 2003.
Tanztendenz                                                      >micha-purucker.de
Eintritt frei
                                                                 Tanztendenz München e.V.
Tanztendenz München e.V. feierte 2017 sein 30-jähriges Be-       Initiiert durch fünf Choreografen besteht der Verein seit 1987
stehen. 1987 gründeten fünf Choreografinnen und Choreo-          in künstlerischer Selbstverwaltung und wird aktuell von
grafen, unterstützt durch das Kulturreferat der Landeshaupt-     24 Mitgliedern getragen. In kreativer Zusammenarbeit und
stadt München, den Verein. Unter dem Motto „Künstler für         durch ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder wird eigen-
Künstler“ ist seine Zielsetzung bis heute, für Tanz Freiraum     verantwortliches Arbeiten ermöglicht in einer Umgebung,
zu schaffen – zum Recherchieren und Experimentieren, mit         die den künstlerischen Prozess berücksichtigt und schützt.
Offenheit für lokale und (inter-)nationale Gäste. Die Struktur   Zentraler Punkt des Selbstverständnisses ist die praxisnahe
ist deutschlandweit einzigartig, allerdings gibt es in anderen   Unterstützung künstlerischer Produktionen in freier Träger-
Ländern Organisationen, die sich aus einem ähnlichen Inter-      schaft. Dazu werden drei Studios und ein Organisationsbüro
esse gegründet haben.                                            im Lindwurmhof unterhalten. Unter schwere reiter tanz und
RODEO und Tanztendenz München e.V. laden Vertreter von           mit eigenem Konzept ist der Verein zudem Mitinitiator und
                                                                 Mitbetreiber der Spielstätte schwere reiter.
Institutionen ein, die Resultate von (lokaler) Selbstermächti-
                                                                 >tanztendenz.de
gung sind und Raum für kreatives Arbeiten bieten. Bei Kaffee
und Croissants stellen sie ihre Strukturen und Orte vor. Ge-
                                                                 Ivan-Vincent Massey
meinsam überlegen sie, worin die Chancen solcher Formen
                                                                 begann seine Karriere im Bereich Choreografie 1996 in Paris.
von Selbstermächtigung liegen, inwieweit diese zeitgemäß         Dort arbeitete er als Manager für diverse Kompagnien mit
und effektiv sind, worin sie sich unterscheiden und welchen      dem Schwerpunkt auf Touring. 2001 zog er nach Belgien, wo
Bedarf sie abdecken.                                             er diese Arbeit weiterführte, insbesondere im Rahmen einer
                                                                 langjährigen Kollaboration mit Joanne Leighton. 2001 grün-
Mit: Ivan-Vincent Massey vom Grand Studio (Brüssel, Belgien),    dete er zusammen mit Benoit Marcandella das Grand Studio,
Maurice Carlin von Islington Mill (Salford, England) und         ein Pilotprojekt, das vom Staatenbund Wallonien-Brüssel
Mario Lopes von veículoSUR (u.a. São Paulo, Brasilien)           unterstützt wird. Bis heute ist er mitverantwortlich für die
Moderation: Micha Purucker (Tanztendenz München e.V.)            Leitung des Grand Studio.

In Kooperation mit Tanztendenz München e.V.

44                                                                                                                           45
DISKURS                                                                                                              DISKURS

Grand Studio                                                    Mario Lopes
wurde 2001 von Ivan Vincent Massey und Benoit Marcan-           ist Choreograf, Kulturmanager und -vermittler. Als Choreograf
della gegründet und ist heute ein wichtiger Bestandteil der     des coletivoDMV2 inszenierte er Stücke wie „vrumvrumzin-
Tanzszene Brüssels. Es ist ein Ort, der Künstlerinnen und       ho“ (2011), „TREPP“ (2013), „Movimento I parado é suspeito“
Künstlern als Arbeitsraum frei zur Verfügung steht und ihnen    (2014) und „Re_sistir_existir“ (2016). 2017 präsentierte er in
Unterstützung in den Bereichen Verwaltung, Produktion und       München die choreografische Korpoduktion „ALBUM kodex_
Touring durch ein erfahrenes Team bietet. Zudem fungiert        feedback” zusammen mit dem mexikanischen Choreografen
das Grand Studio als Impulsgeber für die Tanzszene Belgi-       Martin Lanz. Als Kulturmanager und Kulturvermittler ist er
ens und leistet Netzwerkarbeit für Kompanien der Region         Geschäftsführer und einer der Kuratoren der plattformPLUS,
Wallonien-Brüssel. So finden dort unter anderem regelmäßig      München sowie Leiter von HumaVida Produções, São Paulo.
Präsentationen für Programmateure und Kuratoren statt.          Seit 2015 entwickelt er die Plattform veículoSUR.
>grandstudio.be
                                                                veículoSUR
Maurice Carlin                                                  ist eine mobile Plattform für künstlerisches Netzwerken,
ist Bildender Künstler und widmet sich in seinen Arbeiten       die sich als weltweit wandernde Residenz manifestiert. Ziel
der Erforschung von Strukturen und Prozessen. Das Interesse     ist, Begegnung und Dialog zwischen Künstlerinnen und
an diesem Ansatz entstand im Rahmen der 2007 von ihm            Künstlern aus verschiedenen Ländern zu ermöglichen. Die
mitbegründeten unabhängigen Islington Mill Art Academy,         Plattform ist eine Einladung dazu, sich den wirtschaftlichen,
eine der ersten anerkannten alternativen Kunstschulen.          sozialen, politischen und künstlerischen Kontexten eines je-
Maurice Carlin erhielt 2016/17 das erste Clore Visual Artist    den Ortes anzunähern und die Art und Weise, wie Kunst am
Stipendium des Programms The Clore Leadership sowie meh-        jeweiligen Ort produziert wird kennenzulernen. So werden
rere Förderungen des Arts Council England. Zu seinen letzten    unterschiedliche Modelle der künstlerischen Kreation und Pro-
Projekten und Ausstellungen zählen „Name it by Trying to        duktion – von Südamerika bis Europa – in Dialog gebracht.
Name it” (The Drawing Center, New York, 2015) und „PRESS        >plattformplus.com/veiculosur
ROOM” (Creative Time Summit, Biennale Venedig, 2015).
>mauricecarlin.com

Islington Mill
wurde 2000 in Salford, England als unabhängiges Kunst-
zentrum gegründet und bietet seitdem Künstlerinnen und
Künstlern verschiedenster Sparten Platz zum Schaffen,
Recherchieren und Experimentieren. Ausstellungen, Konzerte
oder Club Nights sind dabei ebenso Bestandteil von Islington
Mill wie die Studios, ein Residency-Programm, ein künstlerge-
führtes B&B oder die Kunstschule Islington Mill Art Academy.
Das Zentrum versteht sich als beständiges work in progress,
dessen flexible Struktur unkonventionelles, unabhängiges
interdisziplinäres Arbeiten fördert und ermöglicht sowie Kol-
laborationen auf der Ebene des Lokalen, des Nationalen und
des Internationalen anstößt und begleitet.
>islingtonmill.com

46                                                                                                                         47
Sie können auch lesen