Rodeo münchner tanz- und theaterfestival 11. bis 14. oktober 2018
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rodeo münchner tanz- und theaterfestival 11. bis 14. oktober 2018
Gamsbart oder Vollbart / Kruzi- fix oder HimmelArschundZwirn / Semmel oder Brötchen / Pfiat di oder Tschüß / Zwetschgendatschi oder Pflaumenkuchen / Eine Halbe oder ein Herrengedeck / Horst oder Vollhorst / Ois Chicago oder alles paletti / Mit dem Pferd durchs Sie- gestor oder mit der S-Bahn zum Starnberger See / Tscharlie oder Pumuckl / Welcome oder Habe die Ehre / Münchner Kindl oder Zua- groaste / München - Dorf oder Groß- stadt / Schickeria oder Subkultur / Stadttheater oder Freie Szene / Maß oder Aperol Spritz / Klassik am Odeonsplatz oder Oben-Ohne am ? Königsplatz / Arm aber sexy oder gemütlich aber reich / MVG oder Radl / Granteln oder Meckern / Stenz oder Hallodri / Eine Initiative der Landeshauptstadt München. in Kooperation mit dem Boazn oder Pommesbude Goethe-InsTitut e.V. und Theater und Live Art München e.V. Gefördert durch den Bezirk Oberbayern.
Inhalt Inhalt Grussworte........................................................................ 4 archiv Cornelie Müller + Micha Purucker + Christina Ruf Aus dem eigenen Archiv — 3 Positionen........................... 50 Produktionen Jasmine Ellis Empathy............................................................................ 10 extrA David von Westphalen Christiane Huber + Simone Egger Fucking Disabled.............................................................. 12 Play & Stay 1-5. . ............................................................... 56 Sahra Huby TAM TAM DANCE KITCHEN.. ................................................................. 14 RODEO on the road............................................................ 58 Rohtheater Münchner TheatertexterInnen Mondo............................................................................... 16 Matinée. . ........................................................................... 62 Moritz Ostruschnjak Verleihung der Förderpreise Tanz und Theater BOIDS................................................................................. 18 der Landeshauptstadt München . . ..................................... 64 HAUPTAKTION Zweiter Versuch über das turnen.. ................................. 20 fakten Anna McCarthy + Manuela Rzytki Spielplan, Tickets, Spielstätten, WHAT ARE PEOPLE FOR?. . ..................................................... 22 Förderer + partner, Team + impressum.. ........................ 68 BLOOM UP bloom up 2018................................................................. 25 Berkan Karpat + Raoul Amaar Abbas aus dem maschinenraum: rilkes gottessonett............... 26 THE AGENCY + Kanako Azuma + Taro Inamura + Nile Koetting New Manliness................................................................. 28 Anton Kaun + David Oppenheim CARNATION DINGTHANG......................................................... 30 ZU GAST Sandra de Berduccy AWAY | TAKIY.. ...................................................................... 34 PRAGMATA Theaterautomat. . .............................................................. 36 Die Fragen im Programmbuch sowie das Kreuzworträtsel sind DISKURS von Studierenden des Seminars „Lokal / Global / Glokal? Verbände und Verbündete - who‘s talking?. . .................. 40 (Studien zu Ästhetiken und Strukturen des Gegenwarts- theaters)“ erstellt worden, das von PD Dr. Katja Schneider im Acting Local?!. . ................................................................. 42 Sommersemester 2018 an der Ludwig-Maximilians-Universität Wir erteilen uns den Auftrag . . ........................................ 44 München veranstaltet wurde. 2 3
Grussworte Grussworte Liebes RODEO-Publikum, liebe Münchnerinnen und Münchner! Viel Bewegung ist weiterhin in der freien Theater- und Tanz- Außerdem bleibt RODEO natürlich ein Forum für Theater- szene zu sehen. Wir können selbstbewusst auf das gemein- macherinnen und -macher, das vielfach Chancen für Treffen, sam künstlerisch wie strukturell Erreichte blicken. München Vernetzen und Weiterdenken bietet. ist eine Stadt der Freien Szene. Das hat längst nicht erst die Bewegung „Archiv des freien Theaters“ gezeigt, die wir mit- Ich freue mich auf ein facettenreiches und vielversprechen- gestaltet haben. Wichtiger aber ist, dass die Vielfalt der Freien des Programm, das die Kuratorin Sarah Israel mit ihrem Team Szene auch weiter für alle Theaterbesucherinnen und -besu- zusammengestellt hat und hoffe, dass auch Sie lohnende und cher spürbar bleibt, die abendlich eben nicht nur die großen inspirierende Entdeckungen machen. städtischen und staatlichen Theater, sondern auch die freien Häuser wie zum Beispiel HochX und schwere reiter zur Aus- wahl haben. Dr. Hans-Georg Küppers Kulturreferent RODEO war von seiner ersten Ausgabe an im Jahr 2010 als „Best of“ dieses alternativen Spielplans angelegt. Da produk- tionsbedingt meistens nur einige wenige Vorstellungen jeder freien Theaterproduktion zu sehen sind, behält die Freie Szene oft einen gewissen Geheimtipp-Charakter. So werden wir auch dieses Jahr die Möglichkeit haben, mit Produktio- nen wie EMPATHY (Jasmine Ellis), DANCE KITCHEN (Sahra Huby), Fucking Disabled (David von Westphalen), Mondo (Rohtheater) oder BOIDS (Moritz Ostruschnjak), etwas im Getriebe des Alltags Verpasstes nachzuholen. Darüber hinaus gibt es aber an diesem langen Wochenende aber auch viele andere Momente, die lohnende Entdeckungen versprechen – eine Bus-Exkursion zu wenig bekannten freien Kulturorten beispielsweise. Besonders in München als wachsender Groß- stadt mit chronischem Raummangel gleicht das einer Schatz- suche. 4 5
Grussworte Grussworte Liebes Publikum! Herzlich Willkommen! Ich freue mich, zusammen mit Ihnen Ich hoffe, dass RODEO 2018 ein Ort wird, an dem sich die RODEO 2018 zu feiern. An seinen vier Spieltagen präsentiert Künstlerinnen und Künstler der Stadt München, die nationa- das Festival ausgewählte Produktionen der Freien Szene der len und internationalen Gäste und das Publikum angeregt, Stadt, gewährt Einblicke in künstlerische Arbeitsprozesse, kontrovers und bis zum letzten Bier austauschen. Gerade in führt Diskussionen zu kulturpolitischen und ästhetischen Fra- Zeiten, in denen in der Politik das Laute, Populistische und gestellungen und lädt ein zum gemeinsamen Feiern. Vereinfachende dominiert, ist es uns ein Anliegen, neue (in- terkulturelle) Begegnungen zu stiften und die Lust am (Aus-) Im Rahmen der Vorbereitungen für diese fünfte Edition von Diskutieren zu stärken. RODEO haben mein Team und ich uns immer wieder die Fra- ge gestellt, welche Bedeutung das Lokale in Zeiten der Glo- Wir freuen uns auf vier an- und aufregende Tage. balisierung hat und ob es in München spezifische Formen von Tanz und Theater gibt. Die Soziologin Martina Löw hat Sarah Israel und das gesamte RODEO-Team den Begriff der „Eigenlogik der Städte“ geprägt. Sie postu- liert, dass die Struktur einer Stadt sich in die Körper ihrer Bewohner einschreibt, ihre Alltagspraxis entscheidend be- stimmt und damit Städten ihren jeweils besonderen Charak- ter verleiht. Mit der Frage, ob es neben dieser „Eigenlogik der Städte“ eine „Eigenlogik lokalen Kunstschaffens“ gibt, wollen wir uns beschäftigen anhand von Vorträgen und Diskussio- nen, im Residency-Format BLOOM UP, das Arbeitsstände von Künstlerinnen und Künstlern verschiedener lokaler Kontexte präsentiert, sowie im Archivprojekt, das die Geschichte der Freien Darstellenden Künste in München anhand dreier Pro- tagonisten beleuchtet. Wir laden Sie, die Zuschauer ein, im Programm auf Spurensuche nach dem spezifisch Münchneri- schen zu gehen. RODEO 2018 ist ein Einblick in das Schaffen hiesiger Künstlerinnen und Künstler: Entdecken Sie mit uns Neues, Unbekanntes und Bekanntes erneut. 6 7
Produktionen können ” Sie sich an ihren ersten münchner Theaterbesuch erinnern? Produktionen 9
Produktionen Produktionen Jasmine Ellis Premiere: 11. Januar 2018, schwere reiter Empathy In Kooperation mit Tanztendenz München e.V. Mit freundlicher Unterstüt- Tanz Theater Performance zung von Atelier Kaldewey und Boxwerk München. Jasmine Ellis arbeitet seit 2006 als Choreografin und Performerin. Sie ist Donnerstag, 11. Oktober 2018 mit nationalen und internationalen Kompanien wie Dorky 21 – 22 Uhr Park, Random Collision oder Zata Omm aufgetreten und hat schwere reiter mit Choreografinnen und Choreografen wie Edan Gorlicki, Tickets: 15 € / erm. 8 € Ido Batash oder Anna Reiti gearbeitet. Sie lebt in München und ist Mitbegründerin von Munich DancePAT, einer Initi- Filigran und skulptural zugleich spannen sich Fäden vom ative für regelmäßiges kostengünstiges Profitraining. Ihre White Cube der Bühne hinein in den Zuschauerraum. Dieses Arbeiten sind oft Gemeinschaftswerke für Bühne und Film. Netz von Verbindungslinien – zwischen Performern und Pub- >jasminellis.com likum, zwischen Tanz, Theater und Musik, zwischen dem Ich und den Anderen – spannt gleichsam Thema und Form des Stücks im Raum auf. EMPATHY, die Fähigkeit sich in einen anderen Menschen einzufühlen, seine Perspektive einzuneh- men, hat die Choreografin Jasmine Ellis ihre Debütproduktion genannt und konstatiert zugleich den Niedergang der Empa- thie im gegenwärtigen gesellschaftlichen Klima. Auf der Büh- ne herrscht lässiges Clubambiente, ab und an steigt Rauch aus E-Zigaretten auf. Eigenwillig und ungezwungen bewegen sich die vier Tänzerinnen und Tänzer zu den energetischen Beats von drei Live-Musikern. Aus Vereinzelung, kurzen, zu- fälligen Berührungen entstehen en passant Duette, dynami- sche Gruppenchoreografien und driften wieder auseinander. Dialoge entspannen sich zwischen Körpern, Bewegungssti- len, Stimmen, zwischen Musikern und Tänzern, zwischen Spielszenen, Choreografie und Konzertsituation. EMPATHY schert sich nicht um Zuweisungen und Zuschreibungen und entwickelt so einen energiegeladenen Sog. Leitung, Choreografie: Jasmine Ellis / Tanz: Yael Cibulski, Merryn Kritzinger, Lukas Malkowski, Alex Soulliere / Musik: Lukas Bames- reiter, Ralph Heidel, Maximilian Hirning / Dramaturgie, Produkti- onsleitung: Martina Missel / Kostümdesign: Sarah Kaldewey, Atelier Kaldewey / Bühnenbild: Nicola Missel / Lichtdesign: Ray Demski / Technik: Goran Budimir 10 11
Produktionen Produktionen David von Westphalen David von Westphalen studierte Kulturwissenschaft und Ästhetische Praxis an der Fucking Disabled Universität Hildesheim. Er wirkte als Darsteller, Regisseur Eine Theaterperformance und Dramaturg bei Theaterprojekten an Stadttheatern und in der Freien Szene mit. Als Autor und Regisseur arbeitete er zunächst in Berlin, bis er 2012 nach München zog. Seit 2013 arbeitet er als Gastdozent für Regie/Theorie an der Otto Falckenberg Schule München. Freitag, 12. Oktober 2018 >davidvonwestphalen.blogspot.com 19 – 20:30 Uhr MUCCA Tickets: 15 € / erm. 8 € Fucking Disabled ist eine kollektive poetische Stückentwick- lung über Sex und Begehren unter der Regie von David von Westphalen. Der Cast: Eine wunderschöne Frau mit unge- wöhnlichen Formen und verzaubernder Stimme. Ein Perfor- mer mit unkonventionellen Bewegungen und Artikulationen. Eine tantrische Sexarbeiterin. Und ein schöner, graziler Tän- zer. Es geht um unverkrampften Genuss, überflüssige Tabus und die Freude an der sexuellen Freiheit. Darum, dass Sexu- alität mit Behinderung viel normaler ist, als Menschen ohne Behinderung meinen. Und dass die Lust neu erblüht, wenn das, was normal ist, nicht länger normal ist. Kein Drama, keine Figuren, auch kein dokumentarisches Theater, sondern ein sinnlicher Theaterabend, der von den Persönlichkeiten seiner Darstellerinnen und Darsteller getragen wird. Im Anschluss Publikumsgespräch. Moderation: Zuhal Müssinger-Soyhan (Journalistin, Autorin) Performance, Autorenschaft: Lucy Wilke, Danijel Sesar, Paweł Duduś, Deva Bhusha / Konzeption, Regie: David von Westphalen / Dramatur- gie: Bastian Zimmermann / Musik: Filip Caranica / Kostüm: Veronika Schneider / Lichtdesign: Rainer Ludwig / Produktionsleitung: Rat & Tat Kulturbüro Premiere: 2. Juni 2017, PATHOS Ateliers In Koproduktion mit PATHOS München. Gefördert durch die Kulturstiftung der Stadtsparkasse München und den Bezirk Oberbayern. 12 13
Produktionen Produktionen Sahra Huby Sahra Huby arbeitet seit 2006 als freischaffende Tänzerin. Mit der Choreo- DANCE KITCHEN grafin Anna Konjetzky verbindet sie eine enge Zusammenar- Eine „Hauskonzert“-Reihe beit. Sie besuchte die Ecole Internationale de Theatre Lassaad in Brüssel und nahm an einer Ausbildung für zeitgenössi- schen Tanz an Die Etage – Schule für darstellende und bil- dende Künste e.V. in Berlin teil. Zudem erlernte sie Techniken und Tanzformen wie Butoh und Body Weather. 2015 und Samstag, 13. Oktober 2018 2016 erhielt sie Arbeits- und Fortbildungsstipendien für freie 18 Uhr – open end Tanzschaffende des Kulturreferats der Landeshauptstadt Sonntag, 14. Oktober 2018 München, um ihre künstlerische Praxis weiterzuentwickeln. 19 Uhr – open end Treffpunkt: Gasthaus Domagk Tickets: 15 € / erm. 8 € Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt. DANCE KITCHEN ist eine Einladung in einen Privatraum; hier öffnet die Tänzerin Sahra Huby ihre Wohnung für Gäste und gewährt Einblick in die eigene Praxis des zeitgenössischen Tanzes. Dabei ist die Struktur der Abende dem klassischen Hauskonzert entlehnt. Es werden – meistens über knapp eine Stunde – thematische Skizzen, Tanzsequenzen, körperliche Aufgaben präsentiert, zwischen denen geredet, getrunken und gegessen wird. Entstanden ist DANCE KITCHEN aus dem Wunsch heraus, die eigene Tanzpraxis öffentlich zu machen, mit einem Publikum zu teilen und in Dialog zu treten. Hier wird der Privat- und Arbeitsraum zu einem Ort, an dem Ideen und Versuche prä- sentiert und diskutiert werden können, in einer Atmosphäre des Experimentes und des Austausches. Das Format ist ein intimer Dialog mit dem Publikum, in dem ausgehend von Tanz über Kunst, Gesellschaft und die Ver- knüpfung von privatem und öffentlichem Raum reflektiert wird. Konzept, Durchführung: Sahra Huby Erste Durchführung: 23. April 2016 14 15
Produktionen Produktionen Rohtheater Rohtheater Bülent Kullukcu, Anton Kaun und Dominik Obalski gründe- Mondo ten das Rohtheater, um eine möglichst einfache und effektive Eine Theaterinstallation nach Texten von Strugatzki, Roussel u.a. Form von Theater zu erforschen. Im Sinne eines posthuma- nen Theaters ohne Einsatz von Schauspielerinnen und Schau- spielern realisieren die Künstler intermediale Installationen durch Videobilder und Liveprojektionen, Landschaften aus Modell- und Spielfiguren sowie Soundcollagen und Computer- Samstag, 13. Oktober 2018 stimmen. Bereits 2014 war Rohtheater mit „Robotermärchen 19 – 20 Uhr oder Traum und Terror“ zu RODEO eingeladen. Galerie Kullukcu & Gregorian im Import Export >rohtheater.tumblr.com Tickets: 15 € / erm. 8 € Anton Kaun Ein Beobachter des Instituts für Experimentalgeschichte lebt ist Noise- und Video-Artist. Neben seinen Soloauftritten und in der Identität eines verstorbenen Adligen unerkannt auf Musikveröffentlichungen unter den Labels Rumpeln, Sony- einem entfernten Planeten mit menschenähnlichen Bewoh- tony und Kaundown arbeitet er mit verschiedenen Künstle- nern, deren Gesellschaft sich auf einer unserem späten Mittel- rinnen und Künstlern sowie Kollektiven bei Musik-, Theater-, alter entsprechenden, feudalen Entwicklungsstufe befindet. Tanz- und Filmproduktionen zusammen. Seit 2015 kuratiert Zuletzt hat dort die Verfolgung und Ermordung von Gelehr- er die Reihe „PENSION NOISE“. ten und Künstlern begonnen. Der Beobachter befürchtet, dass >antonkaun.de sich der Planet in einen faschistischen Überwachungsstaat verwandeln wird. Leider gilt für ihn die Regel, sich nicht ent- Bülent Kullukcu scheidend in den Lauf der Dinge einzumischen. Doch was ist ist Regisseur, Schauspieler, Musiker und Bildender Künst- die Lösung? Soll er weiter beobachten oder mit seiner überle- ler. Er realisierte zahlreiche nationale und internationale Musikprojekte in den Bereichen der Club- und Festivalkultur, genen Technologie zuschlagen und dadurch helfen, Reformen ebenso wie Bühnen- und Filmmusik, Hörspiele und Soundin- voranzubringen? stallationen für Museen. Auf diversen Labels erschienen seine Mondo ist eine Auseinandersetzung mit dem weltweiten Er- Vinyl- und CD-Releases. Als Schauspieler wirkt er auf der starken von Faschismus und Nationalismus und der damit Bühne und im Film mit, unter anderem als Hauptdarsteller einhergehenden Zersetzung von demokratischen Staaten. in „Magic Bus“ (1997) von Emir Kusturica. 2008 wurde er Für die Theaterinstallation arbeitet Rohtheater mit objets zum Nachwuchsregisseur des Jahres im Jahrbuch von Theater trouvés – (vor)gefundenen Dingen: Videos aus dem Alltag, Heute nominiert. 2010 eröffnete er die Galerie Kullukcu in Fieldrecordings, Kataloge, Textfragmente, existierende Filme München; zudem ist er Gründungsmitglied des Göthe Proto- oder verfremdete Konsumgüter werden als Live-Material, als kolls, einer Initiative für Diversität in den Künsten. Readymade zur Geschichte, zum Bühnenbild. Dominik Obalski Idee: Bülent Kullukcu / Darsteller: Anton Kaun, Bülent Kullukcu, sammelt und spielt Synthesizer und ist als Dramaturg, DJ, Dominik Obalski / Kostüme: Marie Bendl Theatermusiker und Komponist tätig. Obalski arbeitete für die Münchner Kammerspiele, das Festival SPIELART, das Premiere: 19. Oktober 2017, Galerie Kullukcu & Gregorian im Import Export Figurentheaterfestival in Nürnberg und Erlangen sowie in der Freien Szene. Im Jahr 2012 gründete er zusammen mit Bülent In Kooperation mit Galerie Kullukcu & Gregorian. Kullukcu und Anton Kaun das Kollektiv Rohtheater, mit dem er regelmäßig Projekte an verschiedenen Orten entwickelt. 2014 veröffentliche er seine Debüt-EP „Introducing Obalski” beim Label Public Possession. 16 17
Produktionen Produktionen Moritz Ostruschnjak Gefördert durch den BLZT, Bayerischer Landesverband für zeitgenössi- schen Tanz, aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung BOIDS und Kultus, Wissenschaft und Kunst. Eine futurologische Tanzperformance Moritz Ostruschnjak studierte an der Iwanson Schule für Zeitgenössischen Tanz in München und vervollständigte seine Ausbildung bei Maurice Samstag, 13. Oktober 2018 Béjart in Lausanne. Nach diversen Engagements arbeitet er 21 – 22 Uhr seit 2013 als freischaffender Choreograf und Tänzer in der schwere reiter Freien Szene und an festen Häusern. In München hat er unter Tickets: 15 € / erm. 8 € anderem das Soloprojekt „Island of Only Oneland“ und die Produktionen „Text Neck“ und „Unstern“ realisiert. Seit 2016 Boids (Bird-oid objects): Synthetisch hergestellte Schwarm- ist er Mitglied des Tanztendenz München e.V. tiere, deren Verhalten auf einfache, formalisierte Regeln ge- >moritzostruschnjak.com bracht wird. Zusammen mit seinem Team hat der Choreograf Moritz Ostruschnjak ein Stück entwickelt, das mit dem Wissen um Schwärme arbeitet, ihrem Funktionieren als sich selbst steuernde und organisierende Kollektive ohne Zentrum. Im Schwarm wird die Intelligenz dezentralisiert und das Individuum löst sich auf. Der Schwarm formt sich ausge- hend von einer Mehrzahl zu einem multiplen Ganzen. In Science-Fiction-Szenarien ist sein plötzliches Erscheinen Inbe- griff eines Feindes, der gestalt- und formlos ist. Für Ostruschnjak ist er Metapher für die Komplexität und Unkontrollierbarkeit des Lebendigen. In BOIDS nähern die Tänzerinnen und Tänzer sich diesen Motiven und Gedanken durch spezifische Bewegungsqualitä- ten an. Eine Gruppe bildet sich, zerfällt. Einzelne werden aus ihr herausgespült, kehren zurück. Letztlich agiert jeder nach einer eigenen Logik, in einem Raum, der wie schwebend an- mutet − einer Wolke aus Tanz, Licht und Sound. Idee, Konzept: Moritz Ostruschnjak / Choreografie: Moritz Ostru- schnjak in Zusammenarbeit mit Daniela Bendini und den Tänze- rinnen und Tänzern / Tanz: Gaetano Badalamenti, Eli Cohen, Mai Lisa Guinoo, Isaac Spencer, Tom Weinberger / Musik: Günther Lause (Max Lange, Konrad Wehrmeister) / Lichtdesign: Tanja Rühl / Kostüm: Renate Ostruschnjak / Tontechnik: Paolo Mariangeli / Produktionslei- tung: Hannah Melder Premiere: 28. September 2017, schwere reiter 18 19
Produktionen Produktionen HAUPTAKTION HAUPTAKTION ist eine künstlerische Forschungsgesellschaft um die Produ- Zweiter Versuch über das turnen zentin und Dramaturgin Hannah Saar, den Kulturanthropo- Ein Tanzfonds-Erbe-Projekt. logen Julian Warner und den Theatermacher Oliver Zahn. Essayperformance von HAUPTAKTION HAUPTAKTION beforscht theatrale Praxen ethnografisch, archivbasiert und im verkörpernden Selbstversuch und veröf- fentlicht Texte, Theater, Vorträge. Der Name HAUPTAKTION ist der Praxis der deutschsprachigen Wanderbühnen entnom- Sonntag, 14. Oktober 2018 men. 15 – 16 Uhr >hauptaktion.de Münchner Kammerspiele, Kammer 2 Tickets: 15 € / erm. 8 € Hannah Saar studierte Theater- und Kulturwissenschaft an der Ludwig- Ausgangspunkt der Arbeit ZWEITER VERSUCH ÜBER DAS Maximilians-Universität München und an der Central School TURNEN ist die Verwobenheit der Geschichte Deutschlands of Speech and Drama in London. In ihren Projekten setzt als imaginierte Gemeinschaft mit der Geschichte des Turnens sie sich mit Fragen zu Authentizität und Reproduktion von als körperliche Praxis – von seinen Ursprüngen im Jahr 1811 Ungleichheit im Gegenwartstheater auseinander. Sie arbeitete als Wehrturnen auf der Berliner Hasenheide bis hin zum unter anderem am Saarländischen Staatstheater, am HAU Turnfest 2017 in Berlin unter dem Motto „Wie bunt ist das Hebbel am Ufer, beim London International Theatre Festival. denn!“. Seit 2015 arbeitet sie in München und Berlin als Künstlerische In ZWEITER VERSUCH ÜBER DAS TURNEN nutzen acht Per- Produktionsleiterin und Dramaturgin. formerinnen und Performer das choreografische Vokabular der Turnbewegung und dessen Darbietung im synchronen Julian Warner Schauturnen als Sprungbrett für eine Beschäftigung mit der studierte Theaterwissenschaft, Amerikanische Literaturge- schichte und Ethnologie an der Ludwig-Maximilians-Uni- Formierung von deutschen Körpern und versuchen so eine versität München. Seine erste künstlerische Forschung fand alternative deutsche Geschichte zu erzählen. im Bereich Futurologie für das „Brand Fiction Space“ Projekt ZWEITER VERSUCH ÜBER DAS TURNEN ist die Fortführung der Audi AG statt. Er kuratierte Workshops, Performances der Arbeit VERSUCH ÜBER DAS TURNEN, die am 2. Novem- und Stadtteilprojekte für das Lothringer13 Kunstareal der ber 2017 beim SPIELART Festival Premiere hatte. Stadt München sowie Vortragsreihen in der Favorit Bar. Seit Oktober 2015 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Von und mit: Jonaid Khodabakhshi, Dennis Kopp, Quindell Orton, für Kulturanthropologie der Universität Göttingen. Seine Jasmina Rezig, Hannah Saar, Isabel Schwenk, Julian Warner, Oliver Schwerpunkte sind Black Diaspora Studies, Rassismus- und Zahn / Assistenz: Nele Hussmann / Dramaturgie: Josef Bairlein Popkulturforschung. In Koproduktion mit den Münchner Kammerspielen, SPIELART München, Oliver Zahn dem HAU Hebbel am Ufer Berlin, der Schwankhalle Bremen, dem Theater ist Theatermacher. Er entwickelte eine Trilogie von „Situ- Rampe Stuttgart und ARGEkultur Salzburg. In Kooperation mit dem Pa- ationen“, deren Stücke international erfolgreich tourten. villon Hannover. Gefördert durch den Bezirk Oberbayern, die Lotto-Sport- Für „Situation mit ausgestrecktem Arm“ erhielt er 2015 Stiftung Niedersachsen und TANZFONDS ERBE – eine Initiative der Kul- eine Nominierung als bester Nachwuchskünstler in der turstiftung des Bundes. Kritiker*innenumfrage der Fachzeitschrift Theater Heute. Darüber hinaus entstanden seit 2016 „Oh wie wohl ist mir am Abend“, eine Arbeit über (post-)koloniale Erinnerungs- kulturen, sowie gemeinsam mit Julian Warner die Lecture Performance „MINSTRELSY“ und diverse Publikationen. 20 21
Produktionen Produktionen Anna McCarthy + Manuela Rzytki Anna McCarthy ist eine britische Künstlerin, die in München lebt und arbei- WHAT ARE PEOPLE FOR? tet. Sie studierte an der Kingston University of Art & Design, Ein musikalisches Projekt der Akademie der Bildenden Künste München und der Glasgow School of Art. Ihre Arbeiten sind multidisziplinär, werden international ausgestellt und sind bereits mehrfach ausgezeichnet worden. Sie erstellt Videoarbeiten für Theater und ist Mitglied der Band MOON NOT WAR. Sonntag, 14. Oktober 2018 / Uraufführung >annamccarthy.de 21 Uhr HochX Manuela Rzytki Tickets: 15 € / erm. 8 € ist bekannt durch ihre Arbeit als Musikerin und Produzentin in Bands wie Parasyte Woman, Le Millipede, MUSICA Der Titel WHAT ARE PEOPLE FOR? stammt aus einer Veröf- POVERA, G.Rag & die Landlergschwister und Kamerakino. fentlichung und Ausstellung Anna McCarthys und dient als Sie entwickelt Musik für Theaterprojekte am Residenztheater, Grundlage für Inhalt und Lyrics des Projekts. Tief in der Me- an den Münchner Kammerspielen, dem Münchner Volksthea- thodik des Hip-Hops verwurzelt, basiert die Musik auf dem ter sowie dem Staatstheater Darmstadt und dem Düsseldorfer Prinzip des Loops: Manuela Rzytki spielt einen Live-Synthe- Schauspielhaus. sizer mit vorproduzierten Samples und McCarthy und Rzytki improvisieren Live-Vocals. Die Visuals von Anna McCarthy sind das erzählende Element der Show und unterstützen durch synästhetische Manipulation die humorvollen, aggres- siven, sexy und liebevollen Kinderlied-Lyrics, die das Publi- kum vor die uralte Frage stellen: WHAT ARE PEOPLE FOR? Von Geschichten über rätselhaftes Fleisch, menschenvernich- tende Pizzamaschinen, kollektives Träumen von Drohnen bis hin zu Her-mit-dem-Dreck-Hymnen – alles ist drin. Zwar wahrscheinlich nicht kinderfreundlich, aber doch für die Kids gedacht, denn wir sind doch alle Kinder und diese Show ist ein Riesen-Kindergarten, der sich im Kreise dreht und dreht und dreht. Konzept, Performance: Anna McCarthy, Manuela Rzytki 22 23
BLOOM UP BLOOM UP 2018 Auch in diesem Jahr realisiert RODEO in Kooperation mit dem Goethe-Institut e.V. das Programm BLOOM UP. Es ist ein Residency-Format für internationales und genreübergrei- fendes künstlerisches Arbeiten. Freischaffende Künstlerinnen und Künstler der Darstellenden Künste aus München und dem Ausland waren eingeladen, sich mit einem gemeinsa- men Projekt auf Arbeitsstipendien zu bewerben. Das Format bietet Raum für kollaboratives Arbeiten, Recherche und die Entwicklung von Arbeits- und Austauschprozessen. Von einer thematischen Setzung sieht BLOOM UP ab. Im Rahmen des Festivals geben die partizipierenden Künstlerinnen und Künstler Einblick in ihre Arbeitsstände. Die Auswahl für die diesjährigen BLOOM UPs erfolgte im Frühjahr 2017. Aus den eingegangenen Bewerbungen wurden drei Projekte ausgewählt. Arbeitsphasen für die einzelnen Projekte fanden jeweils im Ausland statt und werden ab Mitte September in München fortgesetzt. RODEO 2018 freut sich, Künstlerinnen und Künstler aus Neu-Delhi (Indien), Tokio (Japan) und Tel Aviv (Israel) zu Gast zu haben. In Kooperation mit dem Goethe-Institut e.V. Gefördert durch den Bezirk Oberbayern. Produktionen BLOOM UP 25
BLOOM UP BLOOM UP Berkan Karpat + Raoul Amaar Abbas Berkan Karpat ist in Istanbul geboren und in München aufgewachsen. Seit aus dem maschinenraum: rilkes gottessonett 1998 kreiert er performative und zumeist interaktive Installa- tionen, die Bildende und Darstellende Kunst, Wissenschaft und Technik, Orient und Okzident in sich vereinen. Viele seiner Arbeiten fanden im öffentlichen Raum statt und waren auch schon in den USA, der Türkei oder Island zu sehen. Zudem veröffentlichte er mehrere Gedichtbände zusammen Freitag, 12. Oktober 2018 mit dem Autor Zafer Şenocak. 16 – 17:30 Uhr >karpat.de Muffathalle Eintritt frei Raoul Amaar Abbas lebt in Neu-Dehli, Indien und arbeitet hauptsächlich in den Der in München durch seine komplexen Arbeiten bekannte Bereichen Film, Fotografie und Performance Art. Als Regie- Künstler Berkan Karpat arbeitet mit dem in Neu Delhi leben- assistent arbeitete er mit Wes Anderson zusammen, als den Fotografen, Filmemacher und Performer Raoul Amaar Schauspieler hatte er eine Rolle in der britischen Sitcom Abbas zusammen. Ihr BLOOM UP ist Teil eines größeren „Mumbai Calling“ inne. Abbas arbeitet freiberuflich als Foto- Arbeitsvorhabens, das versucht, Kunstwerk und Rezipienten graf, dreht Dokumentarfilme und Musikvideos und realisiert untrennbar miteinander zu verbinden. Hierfür arbeiten sie an multimediale Projekte. Seit zehn Jahren arbeitet er an einer zwei Vorgängen beziehungsweise mit zwei Techniken: Zum großangelegten Dokumentation über das Leben der Sufis. einen loten sie die Wiedergabe von Gedichten durch mensch- >raoulamaarabbas.com liche und maschinelle Stimmvariationen aus− insbesondere die von Rilkes Sonett „Die Berufung“, das auf der Sure 96 des Koran fußt. Zum anderen messen sie, wie das mensch- liche Gehirn auf die verlautbarten Gedichte reagiert. Mittels Technik möchten sie die elektrochemischen Prozesse, die im Gehirn des Zuschauers beim Rezipieren stattfinden, für die Produktion von visuellen wie dichterischen Phänomenen nut- zen. Das Publikum wird so zu Erschaffern von Videosequen- zen, Licht- und Lautgedichten, Skulpturen und Bildern. Ziel ist es, eine radikale Form der Intimität zu schaffen, die die Grenzen zwischen Betrachter und Schöpfer niederreißt. Im Anschluss Gespräch mit den beteiligten Künstlern. Moderation: Simone Lutz (Team RODEO) 26 27
BLOOM UP BLOOM UP THE AGENCY + Kanako Azuma + Taro Inamura + THE AGENCY ist eine Performancegruppe, die auf immersive Weise mit Nile Koetting den Erscheinungsformen und Formaten des Neoliberalis- New Manliness mus experimentiert. In ihren installativen Formaten werden Zuschauerinnen und Zuschauer als Kundinnen und Kunden, als zukünftige Mitglieder oder Klienten sanft eingebunden. THE AGENCY verhandelt Themen wie Technologien des Selbst, post-humane Nähe und Post-Internet-Intimität und Samstag, 13. Oktober 2018 Entfremdung. 16 – 17:30 Uhr >postpragmaticsolutions.com schwere reiter Foyer Eintritt frei Kanako Azuma lebt gegenwärtig in Tokio, Japan. Sie arbeitet in verschiede- Die Münchner Performancegruppe THE AGENCY recherchiert nen künstlerischen Genres, unter anderem in den Bereichen zusammen mit dem in Tokio lebenden Dramaturgen und Ku- Fotografie, Musik und Performance-Kunst. Ihr Hauptfokus ratoren Taro Inamura, der ebenfalls in der japanischen Haupt- liegt jedoch auf filmischen Werken. Zuletzt waren ihre Arbei- stadt lebenden Künstlerin Kanako Azuma und dem in Tokio ten vertreten bei der 7th Moscow International Biennale of und Berlin lebenden Performer Nile Koetting zum Thema Contemporary Art (2017) sowie in Galerien und Museen in New Manliness. Tokio, Paris und Amsterdam und beim Asian Short & Docu- Ziel der Recherche ist es, eine fiktive Männerbewegung zu mentary Film Festival 2016 in Ahmedabad, Indien. kreieren, ein neues Vorbild mit Identifikationspotential zu >kanakoazuma.com schaffen. Hierfür werden zunächst Bilder und Rhetorik zweier Phänomene neuer Männlichkeit untersucht: Die japanischen Taro Inamura studierte Kunsttheorie an der Waseda Universität in Tokio. Sõshoku Danshi, die pflanzenfressenden Männer, und die Men Nach seiner Promotion wurde er Teil des Spiral Wacoal Art Going Their Own Way, eine Bewegung aus den USA, die mitt- Center und kuratierte verschiedene Ausstellungen zeitge- lerweile in Europa angekommen ist. In diesem ersten Schritt nössischer Bildender Kunst. 2007 nahm er ein zusätzliches der Zusammenarbeit werden Erkenntnisse über die beiden Studium an der University of the Arts in London auf. Aktuell Bewegungen mit Blick auf aktuelle Identifikationspotentiale arbeitet er bei The Saison Foundation in Tokio mit verschie- junger Männer bis 40 Jahre zusammengetragen und weiter- denen Performancekünstlerinnen und -künstlern zusammen. gesponnen: Mit welchen Darstellungen können diese Männer sich identifizieren? Welcher Narrativ und welche Bilder sind Nile Koetting nötig, um eine neue Männerbewegung zu entwickeln? Wie lebt in Berlin und Tokio und studierte Fine Arts an der Tama wird aus den Emotionen Einzelner eine Bewegung? Art University in Tokio und Sounddesign an der Aalto Uni- versity in Helsinki. Er arbeitet als Bildender Künstler, Perfor- Im Anschluss Gespräch mit den beteiligten Künstlerinnen mer, Tänzer und Sounddesigner. 2011 ist seine Video-Arbeit und Künstlern. „Operatio“ durch die Japan Arts and Culture Foundation Moderation: Sarah Israel (Leitung RODEO) ausgezeichnet worden. 2013 erhielt er den Grant for Oversea Research der Yoshino Gypsum Art Foundation. In Kooperation mit The Saison Foundation, Tokio. >nileshaw.org 28 29
BLOOM UP BLOOM UP Anton Kaun + David Oppenheim Anton Kaun ist Noise- und Video-Artist aus München. Neben seinen CARNATION DINGTHANG Soloauftritten und Musikveröffentlichungen unter den Labels Rumpeln, Sonytony und Kaundown arbeitet er mit verschie- denen Künstlerinnen und Künstlern sowie Kollektiven bei Musik-, Theater-, Tanz- und Filmproduktionen zusammen. Seit 2015 kuratiert er die Reihe „PENSION NOISE“. >antonkaun.de Sonntag, 14. Oktober 2018 17 – 18:30 Uhr David Oppenheim Köşk lebt in Tel Aviv, Israel und arbeitet als Künstler und Eintritt frei Musiker. Er studierte Grafikdesign, Video und Animation an der Bezalel Academy of Arts and Design in Jerusalem. Zusammen mit dem israelischen Künstler David Oppenheim Er arbeitet mit experimenteller Netzkunst und entwirft Web- unternimmt der Münchner Noise- und Video-Artist Anton Installationen. Oppenheim komponiert elektronische Musik Kaun einen Austausch zwischen den Sound- und Videokunst- für Tanz, Theater, Video und Film und tritt regelmäßig mit Szenen Tel Avivs und Münchens. Dabei suchen die beiden verschiedenen Projekten auf. nach neuen Verbindungen zu verschiedenen Kollektiven so- >day-dream.com wie Künstlerinnen und Künstlern, die mit ähnlichen Verfah- rensweisen der unkonventionellen Musik- und Videoperfor- mance experimentieren. In Anknüpfung an bisherige Arbeiten möchten Oppen- heim und Kaun im Rahmen von BLOOM UP ortsspezifische Materialien und gefundene Objekte aus beiden Städten als Geräusch- und Percussionsgeräte zum Einsatz bringen oder neuartige Percussionsgeräte aus gefundenen Gegenständen bauen. Eine audio-visuelle Improvisation als Kommunika- tionsmethode mit verschiedenen Künstlerinnen und Künst- lern an unterschiedlichen Orten soll erforscht, getestet und weiterentwickelt werden. Im Anschluss Gespräch mit den beteiligten Künstlern. Moderation: Sarah Israel (Leitung RODEO) 30 31
ZU GAST ” Münchner Kindl oder Zuagroaster? Produktionen ZU GAST 33
ZU GAST ZU GAST Sandra de Berduccy In München wird die Künstlerin in Austausch mit dem For- schungsteam von PENELOPE (Leitung: Dr. Ellen Harlizius- AWAY | TAKIY Klück) treten. Das PENELOPE-Team ist eine am Deutschen Vorhang auf für die Weberei Museum angesiedelte Forschergruppe, die die Weberei als frühe digitale Technik untersucht. Dabei werden unter ande- rem eine digitale Webmustersteuerung (pattern matrix) und Kleinroboter entwickelt, um die grundlegende binäre Logik Dienstag, 9. Oktober 2018 / Eröffnung der Ausstellung der Weberei zu demonstrieren (penelope.hypotheses.org). 18 Uhr Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München Die abschließende Ausstellung AWAY | TAKIY – Vorhang auf für die Weberei präsentiert das entstandene Kunstwerk von Öffnungszeiten: Sandra de Berduccy und dokumentiert die gemeinsame Arbeit Mittwoch, 10. Oktober 2018 im PENELOPE-Labor. 10 – 18 Uhr Donnerstag, 11. Oktober 2018 10 – 20 Uhr Das PENELOPE-Projekt wird gefördert durch den Europäischen For- Freitag, 12. Oktober 2018 schungsrat (ERC) im Rahmen des Horizon 2020 Programms für Forschung 10 – 22 Uhr und Innovation der Europäischen Union (Grant Agreement Nr. 682711). Samstag, 13. Oktober 2018 Das PENELOPE-Labor wird unterstützt durch das Museum für Abgüsse 18 – 22 Uhr Klassischer Bildwerke München. Der Aufenthalt von Sandra de Berduccy wird gefördert durch eine Residenz im Ebenböckhaus der Landeshaupt- stadt München und durch das Goethe-Institut Bolivien. Wir danken Dr. Arbeit im PENELOPE Labor Martin Rohmer, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Abteilung 3 Sandra de Berduccy webt öffentlich: Kulturelle Bildung, Internationales, Urbane Kulturen und Andrea Schmöl- 19. bis 28. September 2018 (außer am Wochenende) der-Veit vom Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München. 14 – 16 Uhr Alles: Eintritt frei Sandra de Berduccy Ab Mitte September ist die bolivianische Weberin und forscht und arbeitet als Künstlerin mit Textilien und Web- Medienkünstlerin Sandra de Berduccy in München, um an techniken. Sie studierte Kunst an der Universidad Mayor de ihrer interaktiven Installation AWAY | TAKIY zu arbeiten. San Andrés in La Paz und der Universität Bahía, Salvador de „AWAY“ bedeutet weben, „TAKIY“ bedeutet performen. Die Bahía, Brasilien. Ihre Werke werden seit 1991 in Wanderaus- Begriffe stammen aus dem Quechua, einer indigenen Spra- stellungen sowohl national wie auch international gezeigt. che, die im Andenraum Südamerikas gesprochen wird. Sie lebt und arbeitet in La Paz und Cochabamba, Bolivien. In der Installation werden traditionelle Webtechniken aus den >textilecurator.com Anden mit dem Wissen um Elektronik, Codes und klassische Muster zusammengeführt. De Berduccy, die bei südameri- kanischen Webmeistern in die Lehre ging, kombiniert diese Tradition des Webens mit stromleitenden Garnen, die als ka- pazitive Sensoren eingesetzt werden und Töne und Geräusche erzeugen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer können durch Berührung des entstandenen Gewebes Effekte auslösen und werden so zur Performerin/zum Performer. 34 35
ZU GAST ZU GAST PRAGMATA PRAGMATA Das Kollektiv PRAGMATA wurde 2015 von Angelina Kartsaki Theaterautomat und Sebastian Schlemminger gegründet mit dem Ziel, Objek- ten ein neues Leben einzuhauchen. Automatisierungsprozes- se und installative Formate stehen im Fokus ihrer Arbeit. Angelina Kartsaki ist Musikerin, Performerin und Bildende Künstlerin. Sie Donnerstag, 11. Oktober 2018 kombiniert verschiedene Kunstformen, um neue Formate zu 18 – 21 Uhr + 22 – 23 Uhr gestalten. Nach dem Studium der Musikwissenschaften und Freitag, 12. Oktober 2018 Violine beschäftigt sie sich seit 2001 mit Theater, Musikthea- 18 – 22 Uhr ter, Neuer Musik, freier Improvisation und Performance. Samstag, 13. Oktober 2018 >angelina-kartsaki.com 15 – 16 Uhr + 18 – 21 Uhr PATHOS Theater Sebastian Schlemminger Tickets: 5 € arbeitet als Klangkünstler sowie als Musiker, Programmierer und Performer. Er studierte Kulturwissenschaften und Ästheti- Ein Kopf. Ein Kasten. Objekte mit eigenem Willen. 10 Minu- sche Praxis an der Universität Hildesheim. Die Auseinander- ten in einer sonderbaren Welt. Der Theaterautomat lädt zu setzung mit Digitalität und Theater ist für seine Arbeit einer ganz eigenen Form von Theater ein. Es ist der Versuch, zentral. Seit längerer Zeit entwickelt er interaktive Techno- die angestaubte Welt des mechanischen Theaters mit digita- logien, Medieninstallationen und Theatermusiken für diverse len Mitteln zu erneuern. Wandernde Objekte, flüchtige Klän- Theatergruppen. ge und suchende Lichter erschaffen hier einen Raum jenseits >sebastianschlemminger.de der Realität. Gelenkt von einem allumfassenden Algorithmus entspinnt sich die Inszenierung rund um die Frage der Po- sition des Menschen zwischen Maschinen, Automaten und Computern. Konzept, Realisierung: PRAGMATA (Angelina Kartsaki, Sebastian Schlemminger) / Stimmen: Norman Grotegut, Angelina Kartsaki, Felix Koch, Manuela Neudegger Eine Koproduktion mit der SCHAUBUDE BERLIN. Gefördert durch das Bezirksamt Pankow Berlin. Diese Veranstaltung wird ermöglicht durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ im Rahmen der Gastspielförderung Theater aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kultur- und Kultusminister der Länder. In Kooperation mit PATHOS München. 36 37
DISKURS ” mia san mia- aber wer sind wir eigentlich? DISKURS 39
DISKURS DISKURS Verbände und Verbündete - who's talking? Janina Benduski studierte Theaterwissenschaften, Kulturelle Kommunikation Eine Gesprächsreihe des Bundesverbands Freie Darstellende und Japanologie in Berlin und Kulturwissenschaften in Künste Frankfurt/Oder. Sie ist Mitbegründerin und Gesellschafterin von ehrliche arbeit - freies Kulturbüro, einem Produktions- kollektiv für die Freien Darstellenden Künste, wobei sie unter anderem die Kommunikationsstrategie von She She Pop betreut. Sie entwickelt seit 2006 Kunstprojekte im urbanen Donnerstag, 11. Oktober 2018 Raum und ist seit 2015 Vorsitzende des Bundesverband Freie 11 – 13 Uhr Darstellende Künste. HochX >darstellende-kuenste.de Eintritt frei Anne Schneider Der Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK) lädt studierte Theaterwissenschaft in Erlangen. Sie assistierte und in einem deutschlandweit durchgeführtem Gesprächsformat inszenierte am Staatstheater Nürnberg und der Schaubühne Akteurinnen und Akteure der Freien Darstellenden Künste am Lehniner Platz Berlin. 2013 und 2014 begleitete sie als zur Diskussion darüber ein, wie sie sich am besten vernetzen Künstlerische Leiterin das KALTSTART-Festival in Hamburg können, um sich gemeinsam Gehör zu verschaffen. Welche und von 2014 bis 2017 war sie Künstlerische Leiterin des Formen der konstruktiven Versammlung gibt es? Wie lassen Festivals Hauptsache Frei. Seit 2017 ist sie Geschäftsführerin sich Entscheidungsprozesse gestalten, wie Forderungen an des Bundesverbands Freie Darstellende Künste. die Politik durchsetzen und wer spricht eigentlich wann für >anne-schneider.com wen? Auf der Suche nach bestehenden Zusammenschlüssen, Verbündeten und solidarischen Prinzipien lädt der BFDK alle ein, die mehr wollen, als ihr eigenes Süppchen zu kochen. Die Gesprächsreihe fand bereits 2018 beim Festival Hauptsa- che Frei in Hamburg und beim Festival FAVORITEN in Dort- mund statt. In München nutzt RODEO die Einladung des BFDK zum Ge- spräch, um Verbände und Verbündete der städtischen Freien Szene einzuladen und zu fragen: Wer tut sich hier mit wem zusammen? Wo und mit welchen Zielen? Worin liegt die Stär- ke des einzelnen Verbundes? Und worin die Stärke des Ne- beneinanders von verschiedenen Verbänden? Eingeladen sind verschiedene Zusammenschlüsse, um sich kennenzulernen und gemeinsam zu diskutieren. Die Fortführung des deutsch- landweiten Gesprächs wird moderiert von Janina Benduski (Vorsitzende des BFDK) und Anne Schneider (Geschäftsfüh- rung des BFDK). Eine Gesprächsreihe des Bundesverbands Freie Darstellende Künste e.V. in Kooperation mit RODEO 2018 und dem Verband Freie Darstellende Künste Bayern e.V. 40 41
DISKURS DISKURS Prof. Dr. Gabriele Klein Prof. Dr. Gabriele Klein studierte Soziologie, Geschichte, Sportwissenschaft, zeitgenös- Acting Local?! sischen Tanz und Pädagogik an den Universitäten Bielefeld, Vortrag mit anschließender Diskussion Bochum und Essen sowie an der Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten. 1990 promovierte sie an der Universität Bochum in Sozialwissenschaften. Sie habilitierte 1998 mit der Arbeit „Electronic Vibration. Pop Kultur Theorie“. 2002 übernahm sie eine Professur an der Universität Hamburg. Freitag, 12. Oktober 2018 Seit 2005 leitet sie dort zudem das interdisziplinäre Zentrum 11 – 13 Uhr für Performance Studies und den gleichnamigen postgradua- HochX len Studiengang. Eintritt frei >bw.uni-hamburg.de/personen/klein-gabriele.html Nachdem RODEO 2016 fragte, was ein Festival aktuell ist be- PD Dr. Katja Schneider ziehungsweise sein kann, möchte es in diesem Jahr seinen habilitierte 2013 an der Fakultät für Geschichts- und Kunst- zweiten Parameter befragen: das Lokale. Lange schien das wissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität München Lokale zugunsten des Globalen aus der Mode gekommen zu mit einer Schrift zum Thema „Tanz und Text. Zu Figurati- sein und somit auch die Frage, welchen Einfluss Rahmen- onen von Bewegung und Sprache“. Seit 2011 ist sie wissen- bedingungen vor Ort auf künstlerische Arbeitsweisen und schaftliche Mitarbeiterin des Instituts; von 2006 bis 2010 Ästhetiken haben? Gibt es analog zur „Eigenlogik der Städte“ wurde ihre Lehre gefördert von Tanzplan Deutschland, einer (Martina Löw, 2008) eine Eigenlogik lokalen Kunstschaffens? Initiative der Kulturstiftung des Bundes. Von September 2014 Gibt es ein spezifisch lokales Theater? Einen spezifisch loka- bis Februar 2016 war sie Koordinatorin der Master-Studien- len Tanz? Wie schreibt sich eine Stadt oder eine Lokalität in gänge Theaterwissenschaft und Dramaturgie. Außerdem lehrt das Schaffen von Künstlerinnen und Künstler ein? Unterschei- sie als Gastdozentin in Bern, Zürich und Bytom. >theaterwissenschaft.uni-muenchen.de/personen2/professo- den sich die Tanz- und Theaterszenen von München, Berlin ren-und-privatdozenten/schneider/index.html und anderen Städten? Um auf diese Fragen erste Antworten zu bekommen, hat RODEO die Wissenschaftlerin Prof. Dr. Matthias Schulze-Kraft Gabriele Klein eingeladen, einen Vortrag zu halten, der sich studierte Germanistik und Philosophie, bevor er den Regie- dem Komplex des Ineinanderwirkens von Stadt/Lokalität und beruf erlernte. Er arbeitete als Schauspieler und Regisseur Kunst(schaffen) widmet. in unterschiedlichen Produktionszusammenhängen, von der freien Operntruppe bis zum Staatstheater. Er absolvierte ein Vortrag: Prof. Dr. Gabriele Klein (Professorin für Soziologie Weiterbildungsstudium zum Kultur- und Bildungsmanager und Psychologie von Bewegung, Sport und Tanz am Institut und ist seit 2008 Künstlerischer Leiter des LICHTHOF Thea- für Bewegungswissenschaft der Universität Hamburg) ters in Hamburg. >lichthof-theater.de Diskussion: Prof. Dr. Gabriele Klein, PD Dr. Katja Schneider (Institut für Theaterwissenschaft der Ludwig-Maximilians- Ute Gröbel Universität München) und Matthias Schulze-Kraft (LICHT- ist Künstlerische Leiterin des HochX Theater und Live Art HOF Theater, Hamburg) in München. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Moderation: Ute Gröbel (Leitung HochX) Ludwig-Maximilians-Universität München und bis 2016 Stell- vertretende Leiterin des Studiengangs Dramaturgie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Sie publiziert und lehrt zu dramaturgischer Praxis, Theater- und Literatur- wissenschaft und ist auch als freie Dramaturgin tätig. >hochx.de 42 43
DISKURS DISKURS Wir erteilen uns den Auftrag Micha Purucker studierte Architektur, Kunstgeschichte, Volkskunde und Thea- Ein Gespräch über artist-based Arbeitsstrukturen und Netzwerke terwissenschaft. Tanzausbildung in München und Stockholm. Seit 1985 arbeitet er als freier Choreograf, Bewegungscoach und Dozent. Er ist Gründungsmitglied der Münchner Forma- tionen Dance Energy (1985–2000), von living room, des Tanztendenz München e.V. und des Theatervereins München. Für seine Arbeit ist er mehrfach ausgezeichnet worden und Sonntag, 14. Oktober 2018 erhielt unter anderem den Tanzpreis der Landeshauptstadt 11 – 14 Uhr München 2003. Tanztendenz >micha-purucker.de Eintritt frei Tanztendenz München e.V. Tanztendenz München e.V. feierte 2017 sein 30-jähriges Be- Initiiert durch fünf Choreografen besteht der Verein seit 1987 stehen. 1987 gründeten fünf Choreografinnen und Choreo- in künstlerischer Selbstverwaltung und wird aktuell von grafen, unterstützt durch das Kulturreferat der Landeshaupt- 24 Mitgliedern getragen. In kreativer Zusammenarbeit und stadt München, den Verein. Unter dem Motto „Künstler für durch ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder wird eigen- Künstler“ ist seine Zielsetzung bis heute, für Tanz Freiraum verantwortliches Arbeiten ermöglicht in einer Umgebung, zu schaffen – zum Recherchieren und Experimentieren, mit die den künstlerischen Prozess berücksichtigt und schützt. Offenheit für lokale und (inter-)nationale Gäste. Die Struktur Zentraler Punkt des Selbstverständnisses ist die praxisnahe ist deutschlandweit einzigartig, allerdings gibt es in anderen Unterstützung künstlerischer Produktionen in freier Träger- Ländern Organisationen, die sich aus einem ähnlichen Inter- schaft. Dazu werden drei Studios und ein Organisationsbüro esse gegründet haben. im Lindwurmhof unterhalten. Unter schwere reiter tanz und RODEO und Tanztendenz München e.V. laden Vertreter von mit eigenem Konzept ist der Verein zudem Mitinitiator und Mitbetreiber der Spielstätte schwere reiter. Institutionen ein, die Resultate von (lokaler) Selbstermächti- >tanztendenz.de gung sind und Raum für kreatives Arbeiten bieten. Bei Kaffee und Croissants stellen sie ihre Strukturen und Orte vor. Ge- Ivan-Vincent Massey meinsam überlegen sie, worin die Chancen solcher Formen begann seine Karriere im Bereich Choreografie 1996 in Paris. von Selbstermächtigung liegen, inwieweit diese zeitgemäß Dort arbeitete er als Manager für diverse Kompagnien mit und effektiv sind, worin sie sich unterscheiden und welchen dem Schwerpunkt auf Touring. 2001 zog er nach Belgien, wo Bedarf sie abdecken. er diese Arbeit weiterführte, insbesondere im Rahmen einer langjährigen Kollaboration mit Joanne Leighton. 2001 grün- Mit: Ivan-Vincent Massey vom Grand Studio (Brüssel, Belgien), dete er zusammen mit Benoit Marcandella das Grand Studio, Maurice Carlin von Islington Mill (Salford, England) und ein Pilotprojekt, das vom Staatenbund Wallonien-Brüssel Mario Lopes von veículoSUR (u.a. São Paulo, Brasilien) unterstützt wird. Bis heute ist er mitverantwortlich für die Moderation: Micha Purucker (Tanztendenz München e.V.) Leitung des Grand Studio. In Kooperation mit Tanztendenz München e.V. 44 45
DISKURS DISKURS Grand Studio Mario Lopes wurde 2001 von Ivan Vincent Massey und Benoit Marcan- ist Choreograf, Kulturmanager und -vermittler. Als Choreograf della gegründet und ist heute ein wichtiger Bestandteil der des coletivoDMV2 inszenierte er Stücke wie „vrumvrumzin- Tanzszene Brüssels. Es ist ein Ort, der Künstlerinnen und ho“ (2011), „TREPP“ (2013), „Movimento I parado é suspeito“ Künstlern als Arbeitsraum frei zur Verfügung steht und ihnen (2014) und „Re_sistir_existir“ (2016). 2017 präsentierte er in Unterstützung in den Bereichen Verwaltung, Produktion und München die choreografische Korpoduktion „ALBUM kodex_ Touring durch ein erfahrenes Team bietet. Zudem fungiert feedback” zusammen mit dem mexikanischen Choreografen das Grand Studio als Impulsgeber für die Tanzszene Belgi- Martin Lanz. Als Kulturmanager und Kulturvermittler ist er ens und leistet Netzwerkarbeit für Kompanien der Region Geschäftsführer und einer der Kuratoren der plattformPLUS, Wallonien-Brüssel. So finden dort unter anderem regelmäßig München sowie Leiter von HumaVida Produções, São Paulo. Präsentationen für Programmateure und Kuratoren statt. Seit 2015 entwickelt er die Plattform veículoSUR. >grandstudio.be veículoSUR Maurice Carlin ist eine mobile Plattform für künstlerisches Netzwerken, ist Bildender Künstler und widmet sich in seinen Arbeiten die sich als weltweit wandernde Residenz manifestiert. Ziel der Erforschung von Strukturen und Prozessen. Das Interesse ist, Begegnung und Dialog zwischen Künstlerinnen und an diesem Ansatz entstand im Rahmen der 2007 von ihm Künstlern aus verschiedenen Ländern zu ermöglichen. Die mitbegründeten unabhängigen Islington Mill Art Academy, Plattform ist eine Einladung dazu, sich den wirtschaftlichen, eine der ersten anerkannten alternativen Kunstschulen. sozialen, politischen und künstlerischen Kontexten eines je- Maurice Carlin erhielt 2016/17 das erste Clore Visual Artist den Ortes anzunähern und die Art und Weise, wie Kunst am Stipendium des Programms The Clore Leadership sowie meh- jeweiligen Ort produziert wird kennenzulernen. So werden rere Förderungen des Arts Council England. Zu seinen letzten unterschiedliche Modelle der künstlerischen Kreation und Pro- Projekten und Ausstellungen zählen „Name it by Trying to duktion – von Südamerika bis Europa – in Dialog gebracht. Name it” (The Drawing Center, New York, 2015) und „PRESS >plattformplus.com/veiculosur ROOM” (Creative Time Summit, Biennale Venedig, 2015). >mauricecarlin.com Islington Mill wurde 2000 in Salford, England als unabhängiges Kunst- zentrum gegründet und bietet seitdem Künstlerinnen und Künstlern verschiedenster Sparten Platz zum Schaffen, Recherchieren und Experimentieren. Ausstellungen, Konzerte oder Club Nights sind dabei ebenso Bestandteil von Islington Mill wie die Studios, ein Residency-Programm, ein künstlerge- führtes B&B oder die Kunstschule Islington Mill Art Academy. Das Zentrum versteht sich als beständiges work in progress, dessen flexible Struktur unkonventionelles, unabhängiges interdisziplinäres Arbeiten fördert und ermöglicht sowie Kol- laborationen auf der Ebene des Lokalen, des Nationalen und des Internationalen anstößt und begleitet. >islingtonmill.com 46 47
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