Paralympics Zeitung - Vorgestellt Die fünf Disziplinen der Winter-Paralympics in Sotschi - Tagesspiegel
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DONNERSTAG, 6. MÄRZ 2014 Paralympics Zeitung In Kooperation mit der Vorgestellt Die fünf Disziplinen der Winter-Paralympics in Sotschi Nachgefragt Angela Merkel und Wladimir Putin im Interview
Paralympics_Tagesspiegel_6. MÄRZ 2014_2 Inhalt 04 Auf Goldkurs Handbikerin Andrea Eskau tritt auch im Biathlon und im Langlauf an „An den Erfolg glauben“ 05 Der russische Präsident Wladimir Putin im Interview 06 Ein Leuchtfeuer Der paralympische Fackellauf ist kürzer, aber symbolträchtig „Fairplay und Toleranz“ 07 Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview über die Bedeutung von Sport 08 Besonderer Blickwinkel Ehemalige Paralympioniken arbeiten als TV-Experten Die Sportarten 10/11 Wir stellen die fünf Disziplinen der Winter-Paralympics vor 16 Die besten Outfits Eine Experten-Auswahl nach modischen Gesichtspunkten Zielgerichtet 19 Fotos: Imago (6), Getty, kremlin.ru/Alexey Nikolskiy Martin Braxenthaler über seinen Weg zu zehnfachem Gold IMPRESSUM Herausgeber: Lorenz Maroldt, Stephan-Andreas Casdorff Redaktion: Clara Kaminsky, Carsten Kloth, Annette Kögel, Julia Ilinykh, Moritz Döbler (V.i.S.d.P.) Artdirektion: Sabine Wilms Produktion: Fritz Schanninger Herstellung: Marco Schiffner Fotoredaktion: Thilo Rückeis Anzeigen: LuxxMedien Die Paralympics Zeitung ist ein Gemein- schaftsprojekt von Tagesspiegel, der Deut- schen Gesetzlichen Unfallversicherung und panta rhei, Beratungsgesellschaft für gesellschaftliche Prozesse mbH. www TITELBILD Während der Paralympics finden Sie Andrea Rothfuss, hier beim IPC Europacup in ein Tagebuch unserer Reporter unter Pitztaler Gletscher-Rifflsee, gilt als deutsche der Internetadresse: Ski-Alpin-Hoffnung bei den Paralympics in tagesspiegel.de/paralympics Sotschi. Foto: Imago
3_Paralympics_Tagesspiegel_6. März 2014 Hallo! Kleine Denk- sportaufgabe zum Aufwär- men: Welche Zei- tung hat es als Foto: Kai-Uwe Heinrich Hallo! erste weltweit geschafft, in ei- ner Ausgabe je ein Interview von Angela Merkel und Wladimir Putin zu ein und demselben Liebe Leserin, Thema zu veröffentlichen? Klar, Sie wissen lieber Leser, es, steht ja auch auf der Titelseite: die Para- ein zehnjähriges lympics Zeitung. Und das ist nicht die ein- Hallo! Jubiläum klingt zige Höchstleistung unseres jungen Repor- erst mal nicht terteams, das sich, intensiv vorbereitet, spektakulär. nach Sotschi aufgemacht hat, um die Para- Wenn in diesem lympics journalistisch zu begleiten. Foto: DGUV Jahr in Sotschi Seit zehn Jahren erscheint nun die Para- zum zehnten lympics Zeitung, ein kleines Jubiläum – aber Mal ein junges was für ein großer Sprung ist da gelungen Liebe Leserin- Redaktionsteam die Paralympischen Spiele von Athen 2004 bis Sotschi 2014! Aus dem nen und Leser, journalistisch begleitet, dann ist das aber et- Anhängsel, den Spielen, die nach Olympia in den nächsten was Besonderes und für alle Beteiligten ein kommen, ist ein eigenständiges Mega-Ereig- Tagen stehen in Grund zum Feiern. Zehn Jahre Paralympics nis geworden, und die sportlichen Leistun- Sotschi die para- Zeitung, Auflagen in Millionenhöhe und meh- lympischen Foto: Aktion Mensch gen sind atemberaubend. Das hat Folgen, rere Preise zeigen, dass eine Idee sich tief in die Gesellschaft hinein. Nie sind Behin- Sportler im Ram- durchgesetzt hat und zum Erfolg geworden derte und Nichtbehinderte selbstverständli- penlicht. Sie ver- ist. Junge Menschen aus unterschiedlichen cher miteinander umgegangen als heute, körpern die Leis- Nationen kommen zusammen. Sie schrei- auch wenn hier und dort noch viele Wünsche tungsbereit- ben über die Spiele, die Sportlerinnen und offen bleiben. Aber es ist nicht vermessen schaft vieler Menschen mit einer Behinde- Sportler sowie die Bedeutung, die der Sport zu behaupten, dass der Anteil der Paralym- rung. Als drittgrößtes Sportereignis der für Menschen mit Behinderung hat. Sie leis- pics an dieser Entwicklung enorm groß ist. Welt begeistern die Paralympics Millionen ten damit einen aktiven Beitrag zur Inklu- Das Team der Paralympics Zeitung, zu von Zuschauern und sind daher ein idealer sion, denn durch ihre Artikel werben sie für dem Sponsoren, Förderer und Freunde ge- Treiber für Inklusion. Denn Sport stärkt das den Behinderten- und Rehasport und durch hören, ohne die das alles nicht möglich Gemeinschaftsgefühl. In Deutschland trai- die persönlichen Erfahrungen, die sie wäh- wäre, freut sich darüber ganz besonders. niert bereits jeder Dritte gemeinsam mit rend der Spiele sammeln, werden sie zu Bot- IHR LORENZ MAROLDT Menschen mit Behinderung. Unser Ziel: schaftern. Gemeinsam mit dem Berliner „Ta- Chefredakteur Der Tagesspiegel noch mehr inklusive Sportangebote. Daher gesspiegel“ unterstützt die gesetzliche Un- fördert die Aktion Mensch mit den Lotterie- fallversicherung die Paralympics Zeitung einnahmen zum Beispiel die Durchführung von Anfang an. Wir tun dies vor dem Hinter- barrierefreier Sportveranstaltungen oder grund, dass Sport in der Rehabilitation ei- die Weiterbildung von Trainern. Als Partner nen kaum zu überschätzenden Wert hat. des Behindertensports engagieren wir uns Das erleben auch unsere Versicherten nach auch in Sotschi vor Ort und richten in Koope- schweren Unfällen, und vielleicht lassen sie ration mit dem Deutschen Behinderten- sich Mut machen durch die Beispiele der Pa- sportverband die Medienlounge im Deut- ralympics. Ich freue mich deshalb auf die schen Haus aus. Dort sind die jungen Jour- nächste Dekade Paralympics Zeitung und nalisten der Paralympics Zeitung natürlich danke allen, die sich an Organisation und jederzeit herzlich willkommen. Wir freuen Verwirklichung dieses Projekts beteiligt ha- uns auf viele spannende Wettkämpfe und ben. IHR DR. JOACHIM BREUER eine umfassende Berichterstattung Hauptgeschäftsführer der Deutschen IHR ARMIN VON BUTTLAR Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) Vorstand Aktion Mensch Das Team der Paralympics Zeitung Begeisterung und Herzblut sprechen aus jeder Zeile. Auch im zehnten Jahr ih- res Bestehens wird die Paralympics Zeitung wieder von einer internationalen Redaktion junger Talente gestaltet. Mit dabei sind Amrei Zieriacks, Anastasija Arinushkina, Anastasija Rusavskaja, Anna Lisina, Anton Latynin, Bradley Neen, Christina Spitzmüller, David Kramer, George Simonds, Jonas Wengert, Julia Hollnagel, Katharina Schiller, Nicolas Feißt, Tatjana Popadyova und Vladislav Radjuk. Zusammen werden sie die Ausgaben der Paralympics Zeitung, des rus- sischsprachigen Paralimpijskij Reporter und der englischsprachigen Paralym- pic Post mit spannenden Berichten füllen. Herausgegeben wird die Paralympics Zeitung seit den Spielen in Athen 2004 von der Deutschen Gesetzlichen Unfall- versicherung (DGUV), dem Verlag Der Tagesspiegel und der Agentur panta rhei. Nach zwei Vorbereitungsworkshops in Berlin (Bild links) und Moskau wurden die Nachwuchsreporter bei einem Empfang der Deutschen Botschaft Moskau vorgestellt. Motiviert und bereit sind sie in jedem Fall: Auf die Ansage, dass bis morgen kurzfristig noch ein Artikel fällig ist, schallt ein Freudenschrei und die Aussage „Super! Noch ein Text!“ durchs Telefon. Beim Empfang wird spontan – mit Hilfe der dolmetschenden Kollegin – noch ein sechsfacher Paralympics-Sie- Foto: Thilo Rückeis ger interviewt. In Moskau wollte die junge Redaktion auch am freien Abreisetag um neun Uhr morgens (sechs Uhr nach deutscher Zeit) zum Workshop antre- ten. Da bleibt nur zu sagen: Die Paralympics können kommen! Clara Kaminsky
Paralympics_Tagesspiegel_6. MÄRZ 2014_4 VON AMREI ZIERIACKS P remiere am 14. März 2014 um 10 Uhr: Dann starten zum ersten Mal Wettkämpfe im Para-Snowboarding bei den Paralympischen Spielen. Einziger deutscher Athlet ist Stefan Lös- ler. Der 29-Jährige hat im Alter von zwölf Jahren das Snowboarden für sich entdeckt und ist seitdem mit einer kurzen Unterbre- chung auf der Piste unterwegs. 2010 musste ihm das linke Bein oberhalb des Knies ampu- tiert werden. Ein alkoholisierter Fahrer hatte ihn zwischen zwei Autos eingeklemmt. Doch Lösler gab nicht auf: Schon eineinhalb Jahre nach dem Unfall stand er wieder auf Stefan Lösler dem Brett und startet seit über einem Jahr begann im Alter bei Weltcup-Rennen im Para-Snowboard. von zwölf Jahren Auf dem Weg nach Sotschi muss er nicht mit dem nur sportliche Herausforderungen meis- Snowboarden und tern. Eine erste Hürde ist die richtige Ausrüs- blieb auch nach tung: Für Menschen mit Amputationen ober- einem schweren halb des Knies ist eine passende Prothese Verkehrsunfall dem sehr kostspielig. Da das Knie einer Alltags- Sport treu. prothese die Stöße beim Snowboarden nicht Der begeisterte aushalten würde, gibt es spezielle Sportpro- Para-Athlet Foto: Luc Percival thesen, die mit einem Dämpfer am Knie und betreibt zudem die im Knöchelgelenk ausgestattet sind. Diese Ausdauersportart werden aber meist nicht von der Versiche- Triathlon. rung übernommen. Bei Unterschenkelam- putationen ist die Prothese weniger aus- schlaggebend, da diese Athleten „auch mit Sprünge einem Alltagsfuß snowboarden können“, er- schenkelamputation also keine Chancen auf klärt Lösler. Er selbst ist sehr froh, dass er eine Medaille aus: „Die Schnellsten werden sein Brett gesponsert bekommt, da dies ein andere Leute sein, die eine geringere Behin- weiterer Kostenfaktor ist. derung haben.“ „Ich glaube nicht, dass ich der einzige Die im Wettkampf zu absolvierende Stre- Snowboarder bin, der mit einer Behinde- cke nennt sich Boardercross oder SBX. Es und Speed rung in Deutschland fährt, aber ich habe gibt unter anderem Sprünge, kleine Hügel mich sehr darum bemüht, Rennen zu fahren und eine Steilkurve, die es möglichst und ich bin der Einzige, der die Erforder- schnell zu überwinden gilt. „Durch das Sprin- nisse erfüllt, um in Sotschi starten zu kön- gen verliert man Zeit. Man versucht die nen“, so Lösler. Er erklärt, dass die zu erfül- Sprünge und Hügel so gut wie möglich aus- lenden Bedingungen von Land zu Land un- zugleichen, da die Flugphase immer langsa- terschiedlich sind. Als deutscher Athlet In Sotschi am Start. Stefan Lösler wird als einziger mer ist als die Phase im Schnee“, so der muss er beispielsweise mindestens Platz 32 Profi. Beim Para-Snowboarding starten die in der Weltrangliste besetzen, für einen Ver- deutscher Athlet an den ersten paralympischen Teilnehmer einzeln, die besten zwei Zeiten ein starten, der dem Deutschen Behinder- Para-Snowboard-Wettkämpfen teilnehmen der drei Durchgänge werden addiert, um tensportverband (DBS) angehört, und eine den Sieger zu ermitteln. Klassifizierung haben. Internationale Medaillenkandidaten sind Hier sieht Lösler die nächste Schwierig- Sotschi gibt es zwei Medaillen zu gewinnen: Lösler ein weiteres Klassifizierungssystem die US-Amerikaner Evan Strong und Mike keit: Da Para-Snowboarden eine junge Sport- jeweils eine für Sportlerinnen und Sportler nötig, um Vergleichbarkeit zu schaffen. Die- Shea. Stefan Lösler hat sich das Ziel gesetzt, art ist, ist die Klassifizierungen noch nicht mit einer Beinbehinderung. Da in dieser ses System wird derzeit noch entwickelt. im direkten Vergleich mit Athleten, die eine ausgereift. Bisher gibt es nur zwei Klassen: Klasse jedoch Menschen mit Amputationen, Bis zur Einführung dieses Systems haben ähnliche Behinderung haben, als Schnells- „upper limp“, also Sportler mit einer Armbe- nervlichen Einschränkungen, inkompletten Sportler mit einer weniger schweren Behin- ter ins Ziel zu kommen. Sein größter Konkur- hinderung, und „lower limp“, bei der Sport- Querschnitten und weiteren Behinderungen derung größere Medaillenchancen. Der deut- rent ist der Franzose Patrice Barattero, der ler mit einer Beinbehinderung starten. In an den Start gehen, wäre nach Ansicht von sche Starter rechnet sich mit seiner Ober- ein „absoluter Top-Fahrer“ sei. Ganzjährig auf Goldkurs Mit der Goldmedaille aus London 2012 in der Hand den Blick auf die Winterspiele in Sotschi gerichtet: die Handbikerin Andrea Eskau tritt auch im Biathlon und im Langlauf an VON DAVID KRAMER London 2012 holt Andrea Eskau zwei Gold- nen mithalten zu können, „muss man seine medaillen im Handbike. Schießleistung abrufen, sonst hat man D ie 42-jährige Andrea Eskau geht bei Nun geht es für die ehrgeizige Ausnahme- keine Chance“, so die deutsche Medaillen- den Paralympischen Sommerspielen sportlerin um die „Mission Gold“ bei den Pa- hoffnung. Dass die russischen Athletinnen im Handbike und bei den Winterspie- ralympischen Winterspielen in Sotschi. Um so kurz vor Sotschi immer stärker wurden, len in Biathlon und Langlauf auf Medaillen- sich diesen Traum zu erfüllen, nahm sie war für Eskau nicht überraschend: „Es ist jagd. Die gebürtige Thüringerin betreibt zwei harte Trainingsjahre in Kauf. Auf die sehr ungewöhnlich, dass Russland in einer schon als Kind begeistert Leichtathletik. Frage, wann das Training für Sotschi ange- Disziplin nicht so dominiert, und das war bis- Später nimmt sie an Triathlon- und Rad- fangen habe, antwortet die Pressespreche- her bei den Sitzschlitten der Frauen so.“ sportwettkämpfen teil, bis sie 1998 bei ei- rin Leistungssport des Deutschen Behinder- Nach den letzten Testläufen ist der Blick nem Radunfall schwer verunglückt. Andrea tensportverbandes e. V. Markéta Marzoli mit jetzt voll auf Sotschi gerichtet: „Wir Athleten Eskau lässt sich von diesem Schicksals- einer Anekdote: „Mit ihrer Goldmedaille freuen uns auf professionelle Wettkämpfe schlag nicht aus der Bahn werfen – im Ge- vom Radsport in London ist sie zur Presse- und auf eine tolle Atmosphäre“, sagt Eskau. genteil. Ihre Sportbegeisterung treibt sie konferenz ins Deutsche Haus gekommen Insgesamt sieben Mal hat Andrea Eskau weiter an. Zunächst spielt sie Rollstuhlbas- und ich habe ihr die Frage gestellt, wann sie im Biathlon und Langlauf die Chance, das be- ketball, bevor sie die Faszination Handbike mit dem Training für Sotschi beginne. Da- gehrte Edelmetall entgegennehmen zu dür- entdeckt. Bereits 2003 feiert sie erste Er- rauf antwortete sie: ,Morgen.‘“ Diese Reak- fen. Um ihr Ziel zu erreichen, will sie mindes- folge. Mit der Goldmedaille bei den Paralym- tion von Andrea Eskau verdeutlicht ihren tens einmal ganz oben auf dem Treppchen pics 2008 in Turin erreicht sie den ersten Hö- Ehrgeiz in Bezug auf die „Mission Gold“. stehen und beweisen: „Ich kann sie alle hepunkt in ihrer noch jungen Karriere. Dass sie sich gegen die erwartete sehr schlagen!“ Dass sie dazu in der Lage ist, hat Dann stellt sich Andrea Eskau neuen He- starke Konkurrenz aus dem Gastgeberland sie bereits mehrfach gezeigt. Es bleibt also Fotos: Ruben Elstner rausforderungen: Nach nur einem halben Russland behaupten kann, zeigte die letzte abzuwarten, mit welchen Medaillen die sym- Jahr Vorbereitung tritt sie bei den Paralympi- Generalprobe vor Sotschi. Beim Biath- pathische Ausnahmeathletin zurückkehrt. schen Spielen 2010 in Vancouver im Monoski lon-Weltcup in Oberried holte sie in der Kurz- Auf die Frage, ob es noch mal Paralym- an. Und das nicht ohne Erfolg: Sie gewinnt strecke den ersten und in der Mittel- und pics mit Andrea Eskau geben wird, antwor- Bronze im Biathlon und Silber im Langlauf. Langstrecke den dritten und fünften Platz. Handbikerin Andrea Eskau tet sie mit breiten Grinsen: „Rio! Aber frag Zwei Jahre später bei den Sommerspielen in Um in Sotschi mit den favorisierten Russin- fühlt sich auch im Schnee wohl. mich nicht, in welcher Sportart!“
5_Paralympics_Tagesspiegel_6. März 2014 „An den Erfolg glauben“ Der russische Präsident Wladimir Putin ist Präsident Wladimir Putin spricht im der Russischen Föderation Interview mit der und Gastgeber der Paralympics 2014 in Sotschi. Paralympics Zeitung über die Entwicklung des paralympischen Sports und seine Hoffnung für die russische Mannschaft in Sotschi Die Paralympischen Sommerspiele in Lon- don 2012 waren ein Durchbruch, was das Publikums- und Medieninteresse angeht. Es gab keinen Unterschied zu den Olympi- schen Spielen in der Zuschauerzahl und der Begeisterung der Menschen. Natürlich kann man die Winter- und Sommerspiele nicht direkt vergleichen, aber inwiefern kann auch Sotschi ein neues Kapitel der Sportgeschichte aufschlagen? Der paralympische Sport und seine großar- tigen Vertreter gewinnen immer mehr an Aufmerksamkeit. Die Popularität des para- lympischen Sports ist den bewundernswer- ten Erfolgen der Athleten zuzuschreiben. Wir haben keine Zweifel daran, dass die Pa- ralympischen Spiele in Sotschi ihr Audito- rium finden werden. Außerdem werden wir Foto: kremlin.ru/Alexey Nikolskiy die Spiele umfangreich übertragen. Eine internationale TV-Übertragung wird durch die russische Firma „Panorama“ gewähr- leistet, die speziell für die Spiele in Sotschi gegründet wurde. Wenn man sich an die ausführliche Übertragung der Olympischen Spiele erinnert, bin ich mir sicher, dass der paralympische Wettbewerb in nicht weniger beeindruckendem Umfang übertragen wird. Die Einschaltquote der Londoner die Anzahl der Stipendien des Präsidenten gangsmöglichkeiten für Menschen mit Be- schen Sportlers ist im Gegenteil eine Ge- Spiele überstieg die Marke von 3,5 Milliar- der Russischen Föderation, die für beson- hinderung zu technischen und sozialen Bau- schichte des Sieges über sich selbst, über den Zuschauern. Für uns ist es jedoch wich- dere Leistungen an Sportler, Trainer und einrichtungen und zur Verkehrsinfrastruk- Krankheit und die schwierigsten Umstände. tig, eine solche Reichweite nicht nur um der weitere Spezialisten unserer paralympi- tur sowie zu Kommunikationsmitteln ge- Das kann natürlich niemanden gleichgültig Statistik willen anzustreben. Die Paralympi- schen und deaflympischen Mannschaften währleistet. Wir haben dieses Programm lassen. Ich habe mich oft mit paralympi- schen Spiele nehmen einen sehr positiven vergeben werden, von 500 auf 700 erhöht. im Jahr 2011 mit über 180 Milliarden Rubel schen Sportlern getroffen und kann bestäti- Einfluss auf die Gesellschaft und verändern Gleichzeitig wurden die monatlichen Stipen- gestartet. Natürlich steht uns hier noch viel gen, dass diese Menschen einen besonde- das Bewusstsein der Menschen. Die willens- dien von 15 000 auf 32 000 Rubel erhöht. Arbeit bevor. Wir sind ja tatsächlich erst am ren Charakter haben und überdurchschnitt- starken Paralympioniken stecken mit ihrer Was die Unterstützung unserer paralympi- Anfang, haben aber bereits erste Ergeb- lich stark sind. Wir sollten von ihrer Einstel- Energie buchstäblich an und zeigen jedem schen Mannschaften durch Unternehmen nisse, zum Beispiel im Bereich der Zugäng- lung zum Leben, zu sich selbst und zur Um- von uns, was durch Zielstrebigkeit und Sie- und gemeinnützige Organisationen betrifft, lichkeit zu Sporteinrichtungen und der För- welt lernen. geswillen erreichbar ist. Kurz gesagt, ich so bin ich sicher, sie wird auch in Zukunft derung des adaptiven Sports. Bis jetzt wur- rufe alle auf, die Paralympischen Spiele in weiter steigen. den Einrichtungen dieser Art in 40 Regio- Die russischen Mannschaften bei den Para- Sotschi zu besuchen und die Medienbericht- nen aufgebaut. Bis 2015 werden ähnliche lympics gehörten schon immer zu den er- erstattung zu verfolgen. Objekte in weiteren 13 Regionen Russlands folgreichsten. Was erwarten Sie von der „Die Spiele verändern entstehen. In 26 Föderationskreisen wur- russischen Mannschaft in Sotschi? In vielen Ländern klagen die paralympi- das Bewusstsein der den in Sportschulen für Kinder und Jugend- Die Zukunft vorherzusagen, ist natürlich schen Sportler über mangelnde Unterstüt- liche entsprechende adaptive Sportabteilun- schwierig, besonders im Sport, der unab- zung durch Öffentlichkeit und Wirtschaft. Menschen“ gen eröffnet. Außerdem planen wir, bis hängig von den Athleten von Zufällen beein- In Russland fördert der Staat den Behin- Ende 2015 über 1400 Fachkräfte auszubil- flusst wird. Nichtsdestotrotz hat Russland dertensport. Kann dennoch mehr getan In den letzten Jahrzehnten hat sich die Ein- den, die den Lernprozess professionell be- alle Gründe, um an den Erfolg der paralym- werden, zum Beispiel von der Wirtschaft? stellung zu Menschen mit Behinderung treuen werden. pischen Mannschaft zu glauben. In der letz- Der paralympische Sport wird überall deutlich verändert. Dazu beigetragen haben ten Qualifikation haben unsere Sportler in hauptsächlich durch den Staat gefördert. die Erfolge unserer Sportler sowie die ge- Kennen Sie paralympische Sportler per- der inoffiziellen Nationenwertung den ers- Zum Erfolg unserer Paralympioniken hat stiegene Popularität der paralympischen sönlich? Was beeindruckt Sie an paralym- ten Platz besetzt. Diesen haben sie mit sehr zum größten Teil die Umsetzung eines gan- Bewegung. pischen Sportlern am meisten? großem Abstand zu ihren Konkurrenten er- zen Maßnahmenpakets beigetragen. Ange- Was kann an Menschen begeistern, die die reicht. Die russische paralympische Mann- fangen von der Verbesserung der medizini- Sotschi soll ja als erste russische Stadt schwierigsten, manchmal tragische Lebens- schaft hat ihren Fans immer Freude berei- schen und technischen Versorgung bis hin komplett barrierefrei werden, und es gibt prüfungen überwinden und sich nicht nur in tet: In Turin 2008 hat sie den ersten Platz im zur Erhöhung der staatlichen Erfolgsprä- auch für die Stadt Moskau das Ziel, in ab- neuen Lebensbedingungen zurechtfinden, Medaillenspiegel belegt, und in Vancouver mien für die Athleten. Zur Erinnerung, bis sehbarer Zeit barrierefrei zu werden. Was sondern auch mit körperlichen Einschrän- 2010 belegte sie den zweiten Platz. In der zum Jahr 2008 waren diese Auszahlungen muss in ganz Russland getan werden, um kungen umgehen müssen und trotzdem Er- Gesamtanzahl der Medaillen war sie auch für die Paralympioniken niedriger als für zur Barrierefreiheit zu kommen? folge feiern? Da sind natürlich der persönli- hier führend. Ich möchte anmerken, dass die Olympioniken. Jetzt ist alles gerecht – Die Vorbereitung der Olympischen und Para- che Mut, Zielstrebigkeit und die ergreifende unsere Mannschaft mit 31 Sportlern in Van- Sportler, die für Russland bei den Olympi- lympischen Spiele hat faktisch neue, mo- Willensstärke zu nennen. Es gibt genug Bei- couver nur an drei von fünf Sportarten teil- schen, Paralympischen und Deaflympi- dernste Standards der Städteplanung vorge- spiele, wo vollkommen gesunde und erfolg- genommen hatte. Für Sotschi haben wir schen Spielen antreten, bekommen die glei- geben, die sich an der maximalen Barriere- reiche Menschen bei kleineren Alltagspro- eine Mannschaft aus 64 Sportlern aufge- chen Prämien: für eine Goldmedaille vier freiheit für Menschen mit Behinderung ori- blemen aufgeben und den Kopf hängen las- stellt, die in allen Sportarten um die Medail- Millionen Rubel, für eine Silbermedaille 2,5 entiert. Sowohl Einwohner der Stadt als sen. Die Geschichte eines jeden paralympi- len kämpfen werden. So haben wir nun die Millionen Rubel und für eine Bronzeme- auch zahlreiche Gäste haben das bereits Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden daille 1,7 Millionen Rubel. Seit 2012 wurden erleben können. Ich möchte darauf hinwei- unserer Paralympioniken. Mit Glück und die Erfolgsprämien für Europa- und Welt- sen, dass Russland 2008 die Konvention der Unterstützung der Fans werden wir es meisterschaften erhöht. Außerdem wurde über die Rechte von Menschen mit Behinde- schaffen. rungen ratifiziert hat. Im Rahmen des staat- lichen Programms „Barrierefreie Umwelt“ Die Fragen stellten die jungen Reporterinnen und werden uneingeschränkte und gleiche Zu- Reporter der Paralympics Zeitung.
Paralympics_Tagesspiegel_6. MÄRZ 2014_6 Ein Läufer trägt das Feuer am ersten Tag des paralympischen Fackellaufs durch Wladiwostok. ralympische Bewegung zusätzlich unter- streichen. Ihre Form ist identisch mit der olympischen – sie soll den Gipfel geistiger und physischer Perfektion symbolisieren. Das Himmelblau der paralympischen Fackel stellt die Reinheit des Geistes und die Wil- lensstärke der Paralympioniken dar. Wenn die Fackel als Symbol für die Wil- lensstärke steht, ist der Sportler Sergey Shi- lov ein Leuchtfeuer. Er gewann unter ande- rem bei den Paralympics in Vancouver Gold im Ski Nordisch und ist als Sotschi-Botschaf- ter eine der wichtigsten Figuren der diesjäh- rigen Paralympics. Ihm liegt beim paralympi- schen Fackellauf besonders am Herzen, dass die Menschen über die Paralympics Fotos: Imago und den Behindertensport informiert wer- den: „Als man erfahren hat, dass die olympi- schen und paralympischen Spiele in Sotschi stattfinden werden, hat die Regierung ange- fangen, die Sportler mit Behinderungen wie Leuchtfeuer VON KATHARINA SCHILLER echte, normale Sportler wahrzunehmen.“ Aber auch die Menschen mit Behinderungen D er längste Fackellauf aller Zeiten, sollen durch die Paralympics motiviert wer- die erste Fackel im Weltraum und den: „Ich selbst will, dass die Paralympics auf dem Grund des tiefsten Sees: eine Anregung zur Entwicklung des Behin- Die Superlative rund um den Fa- dertensports geben. Dass nicht nur die Re- ckellauf der Olympischen Spiele in Sotschi Der Fackellauf der Paralympischen Spiele ist deutlich gierung uns bemerkt, sondern auch die Men- reihen sich nur so aneinander. In 123 Tagen schen mit Behinderung, die zu Hause blei- legte die Fackel 65 000 Kilometer zurück. kürzer als sein olympisches Pendant – aber nicht ben. Sie sollen bemerken, dass Sportler mit Der Fackellauf der Paralympischen Spiele weniger symbolträchtig gleichen Verletzungen Sport treiben und so- ist deutlich kürzer: In nur zehn Tagen wird gar Medaillen gewinnen. Diese Menschen die Fackel quer durch Russland getragen, sollen nicht mehr auf irgendwas warten, son- bis sie dann am 7. März bei der Eröffnungs- inghamshire ist das „Olympia der Paralym- scheryakov, erfolgreicher Rollstuhlrugby- dern auch Sport treiben. So werden sie auch feier der Paralympics das Feuer entzündet. pics“, denn sie ist die Geburtsstätte der para- spieler. In Kursk wird Igor Ushakov die Fa- besser in die Gesellschaft integriert." Bei Im Gegensatz zur olympischen Tradition lympischen Bewegung: 1948 fanden dort ckel tragen: Er ist erfolgreich im paralympi- den Paralympics in Sotschi wird Shilov nicht wird der Startpunkt der paralympischen Fa- zum ersten Mal die „Rollstuhl- und Ampu- schen Fechten und außerdem Extremsport- starten, um sich auf seine Verantwortung ckel von den Organisatoren selbst be- tierten-Weltmeisterschaften“ statt. ler. 2002 erkletterte er sich einen Eintrag ins als Botschafter und Fackelträger zu konzen- stimmt. Sie wurde am 26. Februar bei Son- Auch wenn der paralympische Fackellauf Guiness-Buch der Rekorde, als er den trieren. Am olympischen Fackellauf nahm nenaufgang am östlichsten Punkt Russ- deutlich kürzer ist als der vorangegangene, knapp 7000 Meter hohen Mount McKinley in er bereits teil. Er gehörte sogar zu denen, lands, in Cape Dezhneva, entzündet. Danach hat er doch eine wichtige Aufgabe: den para- Nordamerika bestieg. Seine Kollegin Elza Ya- die die Fackel anschließend erwerben durf- trat sie ihren Weg gen Westen an. 1500 Fa- lympischen Geist in der Welt, vor allem aber nabaeva, Silbermedaillengewinnerin bei den ten. Auch beim Fackellauf der paralympi- ckelträger nahmen teil. Am 1. März, Tag vier auch in Russland, zu verbreiten. Entspre- russischen Meisterschaften im Rollstuhl- schen Spiele wird er eine Etappe in Sotschi ihrer Reise, verlässt die Fackel die Russi- chend die Auswahl der Träger: Rund 20 Pro- fechten und Rollstuhltänzerin, darf die Fa- übernehmen. „Die paralympische Fackel zu sche Föderation für einen Abstecher nach zent der 1500 Teilnehmer sind Menschen ckel durch Ufa tragen. Neben den bekann- tragen, ist eine noch viel größere Ehre, und Stoke Mandeville. Die kleine Stadt in Buck- mit Behinderung. Zu ihnen zählt Andrey Met- ten Trägern soll die Fackel als solche die pa- ich bin sehr aufgeregt.“ Après-Ski Sotschi Sportlicher Bund Im Team Russland nicht. Die Bürgersteige sind oft Offroadpis- Paralympische kunft Aufgaben im Rahmen der Öffentlich- ten. Man sieht Behinderte meist mit einfa- keitsarbeit der Bundeswehr übernehmen. kämpfen die Sportler chen Hilfsmitteln, und wenn, dann als Bett- Spitzensportler wie So wird er zum Beispiel Soldaten und zivilen um Medaillen – und ler am Straßenrand. Wenn nun die russi- Willi Brem sind meist Mitarbeitern von seinen Erfahrungen im Be- schen Medien Behinderte als Stars und hindertensport berichten. An Erfahrungen Inklusion Vorbilder präsentieren, wird das das Land auch berufstätig. Die mangelt es ihm gewiss nicht, denn er ist seit verändern. Ähnlich wie in China 2008. Zwei Jahre lang laufen in Sotschi schon Bundeswehr fördert sie 1993 aktiv im Ski Nordisch und hat bereits mehrere Medaillen bei den Paralympics ge- Sitzen zwei Einarmige beim Kartenspiel. Was ist das? „Mission impossible“. Testwettkämpfe mit Para-Athleten. In wonnen. Solche Witze über Menschen mit Behin- Russland gibt es inzwischen eine eigene In- VON KATHARINA SCHILLER „Eines unserer langfristigen Ziele ist es, derungen darf einer ganz gewiss erzäh- ternetseite mit Tipps zu Barrierefreiheit in die Kooperation mit der Bundeswehr inten- S len: der erfolgreichste deutsche Paralym- den Regionen (www.kartadostupnosti.ru). eit Jahrzehnten fördert die Bundes- siv mit Leben zu füllen und weitere Erfahrun- pionike aller Zeiten, Gerd Schönfelder. In Moskau werden mehr Rampen vor Ge- wehr Spitzensportlerinnen und Spit- gen in der Zusammenarbeit zu sammeln“, Den Joke gab der 22-fache Medaillensie- schäften installiert. Das Land gebe sich zensportler bei ihrer Vorbereitung für sagt Marc Kiefer vom Deutschen Behinder- ger (darunter allein 16 goldene) jüngst Mühe, aber man könne eben nicht alles Olympia. Im Dezember wurde nun erstmals tensportverband. Die Vereinbarung enthält beim Medienseminar des Deutschen Be- von heute auf morgen verändern, sagt ei- eine Vereinbarung mit dem Deutschen Be- außerdem die Unterstützung im Breiten- hindertensportverbandes in Gar- ner der russischen Paralympics-Botschaf- hindertensportverband (DBS) geschlossen, sport seitens des DBS, damit Bundeswehr- misch-Partenkirchen zum Besten. Dass ter, Sergej Shilov. Das russische Team die unter anderem die Förderung dreier angehörige mit Behinderung einen Einstieg geht trotz der im ganzen Land fehlenden Sportler mit Behinderung für die Winter- in den Sport erhalten. die Russen auch Selbstironie besitzen und Trainer-Fachkräften mit extrem gut vorbe- spiele in Sotschi und die kommenden Som- über sich lachen können, haben sie mit reiteten Sportlern an den Start, und erst- merspiele in Rio beinhaltet. Willi Brem, Ath- der wunderbaren Persiflage auf den nicht mals auch in allen Paralympics-Diszipli- let im Ski Nordisch und Medaillenhoffnung aufgegangenen fünften Ring bei der Ab- nen. Die Athleten kämpfen für ihr Land, in Sotschi, gehört zusammen mit Schwim- schlussfeier von Olympia bewiesen. um eigene Medaillen – und für die Inklu- mer Sebastian Iwanow und Leichtathlet Mar- Menschen mit Behinderungen haben in sion. Dafür haben sich die Paralympischen kus Rehm zu den drei Bundeskaderathle- der russischen Föderation allerdings weni- Spiele in Sotschi schon jetzt gelohnt. ten, die durch die Bundeswehr, zunächst zeit- ger zu lachen. Von der Teilnahme am all- lich befristet, gefördert werden. Zur Förde- täglichen Leben können die meisten nur rung gehört eine finanzielle Unterstützung, träumen. Das haben unsere sechs deut- die den Sportlern ermöglicht, ihren Leis- schen, sechs russischen und zwei briti- tungssport auch neben ihrem Beruf aus- schen Jungjournalisten dank des Förde- üben zu können. rers der Paralympics Zeitung, der DGUV, Willi Brem ist froh über die Förderung von- VON beim internationalen Vorbereitungswork- seiten der Bundeswehr: „Es ist eine große Foto: Imago ANNETTE KÖGEL shop in Moskau miterlebt. An den teils sie- Erleichterung, weil wir ja nebenbei auch be- benspurigen Straßen kann man nur durch rufstätig sind.“ Wenn der 36-Jährige nicht treppenreiche Unterführungen die Stra- gerade für die Paralympics trainiert, arbei- Wilhelm Brem (l.) gewann mit seinem ßenseite wechseln. Rollstuhlfahrer also tet er als Physiotherapeut. Er wird in Zu- Guide Florian Grimm Gold in Vancouver.
7_Paralympics_Tagesspiegel_6. März 2014 „Fairplay und Toleranz“ Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht im Interview mit der Paralympics Zeitung über ihr Verhätnis zum Wintersport, über die Pläne der Koalition zum Thema Inklusion und über den Wert von Sport für die Gesellschaft Sie sind bekanntermaßen ein Fußballfan und feuern die Nationalmannschaft bei in- ternationalen Turnieren an. Haben Sie auch eine Lieblingswintersportart und kön- nen Sie sich vorstellen, die Paralympi- schen Spiele zu besuchen? Ich betreibe seit Jahren begeistert Winter- sport – wenn auch in diesem Winter mit et- was Pech. Beim Wandern im Schnee und beim Skilanglauf kann ich richtig abschal- ten und Kraft tanken. Ich genieße die winter- lich-stille Natur und tue gleichzeitig etwas für meine Kondition. Meine Lieblingswintersportart? Mir fällt es schwer, eine Disziplin hervorzuheben. Gene- rell fasziniert mich der Gedanke, dass Athle- ten an die eigenen Grenzen gehen und mit Disziplin und Willenskraft Höchstleistungen erbringen. Auf jeden Fall werde ich, soweit meine Zeit es erlaubt, die Berichte von den Paralympi- schen Spielen verfolgen und ganz beson- ders unseren deutschen Sportlerinnen und Sportlern die Daumen drücken. Und ich freue mich, dass jetzt eine sehr erfolgrei- che Paralympics-Teilnehmerin, Verena Ben- tele, Behindertenbeauftragte der Bundesre- gierung ist. „Mich fasziniert der Gedanke, dass Athleten an ihre Grenzen gehen“ Kann ein Sportereignis wie die Paralym- Fotos: Getty pics Ihrer Einschätzung nach einen positi- ven Einfluss auf die russische Gesellschaft haben? Bundeskanzlerin Angela Merkel verletzte sich im Skiurlaub beim Langlauf. Die Paralympics zeigen einem Millionenpu- An ihrer Begeisterung für den Wintersport änderte dies nichts. blikum, dass Sportlerinnen und Sportler Die Berichte über die Paralympischen Spiele will sie verfolgen – sofern es die Zeit erlaubt. mit Behinderungen zu außergewöhnlichen Leistungen in der Lage sind. So tragen sie dazu bei, die Einstellung Nichtbehinderter Gesellschaft behindert werden sollen. Wo ken. Daher werden wir noch intensiver Werden Sie nach Ihrem Unfall beim Lang- gegenüber Menschen mit Behinderungen sehen Sie Fortschritte und wo müssen Sportveranstaltungen unterstützen, an de- lauf weiterhin Wintersport betreiben? Wie zum Positiven zu verändern. noch Barrieren abgebaut werden? nen Athletinnen und Athleten mit und ohne bewerten Sie die Rolle von Sport bei einer Behinderung teilnehmen. In einigen Sport- erfolgreichen Rehabilitation? Die Paralympics in London wurden ge- Vor fünf Jahren hat Deutschland die UN-Be- arten gibt es bereits solche Beispiele für Jetzt muss erst einmal die Verletzung hei- nauso beworben und gefeiert wie die Olym- hindertenrechtskonvention ratifiziert. Vor gelungene Inklusion. Wir setzen uns dafür len, so dass ich mich wieder ungehindert pischen Spiele zuvor. In Russland finden zwei Jahren haben wir den Nationalen Akti- ein, dass weitere dazukommen. bewegen kann. Ich mache aber gute Fort- die Anliegen von Menschen mit Behinde- onsplan beschlossen. Seitdem diskutieren schritte. Was Ihre grundsätzliche Frage an- rung eher weniger Gehör. Inwieweit kön- wir nicht mehr darüber, ab wann Menschen Wo sehen Sie die paralympische Bewe- geht: Ja, ganz sicher können ausreichende nen die Paralympics in Sotschi auch die Si- mit Behinderung zur Gesellschaft gehören. gung in zehn Jahren? Bewegung und sportliche Betätigung zu ei- tuation von Menschen mit Behinderung in Alle gehören von Anfang an dazu. Dazu hat Die paralympische Bewegung hat sich in ner guten Rehabilitation beitragen. Aber Russland verbessern? sich Deutschland verpflichtet. Schon das ist den letzten zehn Jahren enorm entwickelt. Sport kann noch viel mehr: Er ist eine Noch einmal: Ich bin überzeugt, dass die ein gewaltiger Fortschritt. Jetzt geht es da- Die Paralympischen Spiele in London 2012 ideale Freizeitbeschäftigung, weil er die Ge- Paralympics eine positive Wirkung haben, rum, wie wir das im Alltag umsetzen. Dabei hatten weltweit eine großartige Resonanz. sundheit fördert, Charakter bildet und uns und zwar in allen teilnehmenden Nationen haben wir in den letzten Jahren einiges er- Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 164 Gemeinschaft erleben lässt. Alles, was wir – und erst recht im Gastland. Gesetze und Nationen waren am Start und haben die Be- Sportsgeist nennen – Engagement, Verläss- Förderprogramme, die Menschen mit Be- sucher in den Stadien und die Menschen an lichkeit, Teamgeist, Fairplay und Toleranz –, hinderung unterstützen, sind zwar wichtig. „Ganz vorne steht den Bildschirmen begeistert. ist für unser Zusammenleben sehr wichtig. Aber wenn es an der richtigen Einstellung die Teilhabe am Ich hoffe also, dass der paralympische Sport fehlt, werden Menschen mit Behinderung in den nächsten Jahren noch mehr dazu bei- Was wünschen Sie der deutschen Mann- trotzdem noch oft ausgegrenzt. Das Zusam- Arbeitsleben“ tragen kann, auf die Lebenssituation und die schaft für die Paralympics in Sotschi? menleben von Menschen mit und ohne Be- Leistungsfähigkeit der Menschen mit Behin- Ich wünsche den deutschen Athletinnen hinderung soll selbstverständlich und reicht. Nach wie vor besteht aber in fast al- derung aufmerksam zu machen und sie stär- und Athleten, dass sie die Höchstleistungen gleichberechtigt sein. Ziel ist es, den Gedan- len Lebensbereichen noch Handlungsbe- ker in die Gesellschaft einzubeziehen. Das erbringen können, die sie sich erhoffen, ken der Inklusion zu verinnerlichen und im darf. Ganz vorne steht dabei die Teilhabe ist ja auch das Anliegen der UN-Behinder- und gute Nerven behalten. Außerdem wün- Alltag danach zu handeln. Da leisten die Pa- am Arbeitsleben. tenrechtskonvention. Hier treffen sich also sche ich ihnen, aber auch allen anderen ralympics wichtige Überzeugungsarbeit. die Ziele von Sport und Politik. Sportinteressierten, spannende und faire Wie will die Bundesregierung in dieser Le- Wettbewerbe, eine fröhliche Atmosphäre Am Internationalen Tag der Menschen mit gislaturperiode Menschen mit Behinderun- und ein begeistertes Publikum. Behinderung im vergangenen Jahr haben gen und den Behindertensport fördern? Sie in Ihrem Video-Podcast gesagt, dass Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, Die Fragen stellten die jungen Reporterinnen und Menschen mit Behinderung nicht von der dass wir die Beschäftigung von Menschen Reporter der Paralympics Zeitung . mit Behinderung auf dem allgemeinen Ar- beitsmarkt nachhaltig verbessern wollen. Außerdem brauchen wir ein modernes Teil- haberecht. Wir werden deshalb die Einglie- derungshilfe für Menschen mit Behinderun- gen weiterentwickeln und ein Bundesleis- tungsgesetz schaffen. Auch beim Behindertensport steht im Vor- dergrund, den Inklusionsgedanken zu stär-
Paralympics_Tagesspiegel_6. MÄRZ 2014_8 Die Kameraführung erfordert bei Sportereignissen viel Geschick. Dies gilt auch für die Moderation der Paralympics. klärt, die die TV-Zuschauer bewegten. Zum Beispiel, warum es ein schmatzendes Ge- räusch gibt, wenn eine Prothese entfernt wird. Die simple Antwort: wegen des Unter- drucks, der notwendig ist, damit die Pro- these hält. In einer Folge testeten Hills und seine Mitstreiter den BMX-Parcours der Olympischen Spiele auf Barrierefreiheit. „Für solche Themen brauchen wir mehr Sen- dezeit“, meint Matthias Berg. In diesem Jahr hat zum ersten Mal nicht nur das ZDF, sondern auch die Sportredak- tion der ARD einen TV-Experten vor der Ka- mera: Gerd Schönfelder war seit 1992 bei den Paralympics aktiv und beendete nach Vancouver 2010 seine aktive Karriere. Nun wird er die Paralympischen Spiele von einer anderen Seite kennenlernen. Obwohl die ARD erst die zweite Hälfte der Paralympics übertragen wird, reist der Skifahrer schon „Wir sind auf einem guten Weg“ zur Eröffnungsfeier an. „Dann kann ich mich schon mal ein wenig umsehen, die Wegstre- Foto: Imago cken einschätzen, mit der Vorarbeit begin- nen“, berichtet Schönfelder. Er ist noch als Trainer aktiv, war deshalb dabei bei den Welt- cups und kennt sich noch gut aus. Viele Star- ter kenne er zudem noch aus seiner aktiven Aus besonderem Zeit. Eigentlich sollte Verena Bentele die zweite Expertin für die ARD sein. Aufgrund ihrer Ernennung zur Behindertenbeauftrag- ten der Bundesregierung reist sie nun aber in einer anderen Funktion nach Sotschi. Gerd Schönfelder wird deshalb wahrschein- Blickwinkel lich nicht ausschließlich seinen eigenen Sport, Ski alpin, kommentieren, sondern auch mal von den Nordischen berichten. „Da bin ich flexibel – sofern das gewünscht wird, natürlich“, so Schönfelder. Der 43-Jährige reist nicht zum ersten Mal S eit dem Jahr 2000 schicken die öf- Die Berichterstattung gende journalistische Berichterstattung nach Russland. Schon Anfang der 90er fentlich-rechtlichen Fernsehsender über Behindertensport ausgezeichnet. Jahre war er bei einem Turnier auf der da- ihre Sportredaktionen zu den Para- über Behindertensport In der Gesellschaft seien Behinderungen mals noch sowjetrussischen Halbinsel lympischen Spielen – zuvor gab es meist mit negativen Gedanken belegt, sagt Kamtschatka. „Da hatten sie noch einen Ski- nur Berichterstattung durch die Gesund- nimmt zu und wird Matthias Berg. Er bemühe sich, diese auszu- lift mit altem Traktorenmotor. Es hat sich an- heitsredaktion: Schicksalsberichte mit ein professioneller – auch schalten. Die Realität von Menschen mit Be- gefühlt, als wäre man in eine andere Zeit ver- bisschen Sport. Inzwischen gibt es Sportbe- hinderungen, insbesondere von Behinderten- setzt worden“, berichtet Schönfelder. Und richte, die Sendeplätze werden ausgebaut, dank Moderatoren mit sportlern, sei nämlich eine andere. „Natür- im Oktober letzten Jahres war er als Fackel- die Einschaltquoten steigen. Aber wie berich- lich ist die Lebensqualität mit einer Behinde- läufer in St. Petersburg dabei. Auf Sotschi tet man eigentlich über Behindertensport? Erfahrungen als Sportler rung eine andere, aber deshalb noch lange freut er sich besonders, weil es wohl zum Matthias Berg ist einer, der es wissen keine schlechtere“, argumentiert er. Der ersten Mal bei Winterspielen „nicht so rich- muss. Er war ab der ersten Stunde für das VON CHRISTINA SPITZMÜLLER Blickwinkel solcher Menschen verändere tig kalt werden wird“, scherzt Schönfelder. ZDF als TV-Experte dabei. Eigentlich sollte sich. Durch seinen Einsatz als Co-Moderator Schon während seiner aktiven Karriere er damals in Sydney die Sportredakteure will er lebensfrohe und lebensbejahende hat er die Wandlung der Berichterstattung nur bei der Live-Übertragung der Eröff- Sportler zeigen. Die Botschaft dabei: Ein Le- über die Paralympischen Spiele mitbekom- nungsfeier der Paralympischen Spiele unter- ben mit Behinderung kann super sein, egal men: „Es hat sich enorm was getan, nicht stützen. Vor den Spielen wurde er dann da- welcher Art die Behinderung auch sein mag. nur die Berichterstattung, auch das ganze rum gebeten, die Journalisten ein bisschen Für den paralympischen Sport wünscht Drumherum ist viel professioneller gewor- zu schulen. Was ist wichtig bei der Berichter- sich Berg, dass in der Zeit zwischen den den.“ Natürlich gebe es immer noch viele stattung über Behindertensport, was ist an- Verbesserungsmöglichkeiten, aber schließ- ders? Nach der Eröffnungsfeier wollte die lich komme immer ein Schritt nach dem an- Redaktion ihn noch ein wenig länger dabe- Berg wurde für seine deren. Schönfelder sagt, dass man die Be- halten. Spontan blieb er also bis zur Schluss- Arbeit ausgezeichnet dingungen der Olympischen Spiele nicht feier – und ist seither fester Bestandteil des eins zu eins auf die Paralympischen Spiele ZDF-Paralympic-Teams. Und das, obwohl Sommer- und Winterspielen auch mal Be- übertragen könne: „Wir hatten mal eine Ab- dafür ein Teil seines Jahresurlaubs drauf- hindertensport gezeigt wird: „Die Weltmeis- fahrt, da sind zwei Rollis gestürzt. Pro Athle- geht. „Ja, es ist anstrengend. Die Abende terschaft Ski alpin haben wir nicht im Fern- tin dauerte es eine halbe Stunde, bis sie wie- sind lang, die Nächte kurz, und morgens sehen gesehen, die Fußballweltmeister- der startklar waren.“ Wäre da eine Stunde muss man schon wieder früh auf den Beinen Matthias Berg (oben) wird die schaft der geistig Behinderten wurde nicht Live-Übertragung angesetzt gewesen, wäre sein“, sagt der 52-Jährige. Aber das sei es Paralympics für das ZDF begleiten, übertragen, von paralympischer Leichtathle- die Sendezeit schon wieder um gewesen, allemal wert: „Es ist großartig, dabei zu Gerd Schönfelder für die ARD. tik bekommt man außerhalb der Spiele ehe das Rennen überhaupt gestartet hätte. sein, und macht total Spaß!“ nichts mit.“ Wäre paralympischer Sport prä- Außerdem seien die Paralympioniken es Hauptjob eines TV-Experten ist seiner Mei- senter, könnte man die Sportler besser ken- noch nicht so gewohnt, Rennen nach Regie- nung nach, den Leuten vor den Bildschir- nenlernen. Die Menschen würden sich an Ge- plan durchzuführen. men zu erklären, was da gerade passiert. sichter und Geschichten erinnern, „das Nach und nach lernen aber sowohl die Me- Was unterscheidet die unterschiedlichen würde auch die Paralympics noch spannen- dien als auch die Athleten, damit umzuge- Prothesen, wie funktioniert Monoskifahren, der machen!“ hen. „Wir sind auf einem guten Weg“, ist er wieso ist das Klassifizierungsverfahren ge- Formate wie „The Last Leg“, ein Wort- sich sicher. Und auch international sei recht? Das seien Dinge, die die Zuschauer in- spiel, das sowohl mit „Die letzte Runde“ als Deutschland absolute Spitze, was die Para- teressierten. So etwas in einfachen Sätzen auch mit „Das letzte Bein“ übersetzt werden lympics-Berichterstattung angehe: Nir- Fotos: Imago, ZDF/Rico Rossival zu erklären und greifbar zu machen, sei kann, fehlen ihm noch im deutschen Fernse- gends sonst werde so viel und so professio- seine Aufgabe. Und offensichtlich gelingt hen. „The Last Leg“ wurde während der Pa- nell berichtet. dies Matthias Berg ganz gut: Im Dezember ralympics 2012 in London allabendlich ge- 2012 hat der den German Paralympic Media zeigt. Es wurde von dem oberschenkelampu- Award in der Kategorie TV/Hörfunk bekom- tierten Comedian Adam Hills moderiert. Hu- men. Damit wurde er für seine herausra- moristisch und locker wurden Fragen ge-
9_Paralympics_Tagesspiegel_6. März 2014 Paralympics-Übertragung 07.3. Freitag 11.3. Dienstag ca. 10.35 Uhr LANGLAUF SPRINT Damen & Herren Finals, alle Klassen SNOWBOARD Damen & Herren Finals, alle Klassen ZDF ZDF ca. 19.00 Uhr ca. 12.30 Uhr SKI ALPIN 16.45 -19.00 Uhr und 19.25 – 20.15 Uhr 12.00 –13.00 Uhr LANGLAUF SPRINT Damen Slalom SKI ALPIN Damen & Herren Finals, alle Klassen ERÖFFNUNGSFEIER Damen Superkombination, Abfahrt Herren Superkombination, Abfahrt jeweils alle Klassen 13.3. Donnerstag 15.3. Samstag 08.3. Samstag SKI NORDISCH ARD ZDF-Zusammenfassung Damen Biathlon10 km ARD Herren Biathlon 15 km ca. 8.05 Uhr und 16.45 Uhr jeweils Stehende, Sitzende ca. 9.00 Uhr aktuelle Berichte SKI ALPIN 8.15 – 9.20 Uhr Herren Riesenslalom, alle Klassen 16.20 –16.57 Uhr 15.05 – 16.00 Uhr ca. 10.35 Uhr SKI ALPIN SLEDGEHOCKEY LANGLAUF Damen Superkombination, Slalom Platzierungsspiele Mixed-Staffel 4x2,5 km, alle Klassen 09.3. Sonntag Herren Superkombination, Slalom jeweils alle Klassen ca. 12.30 Uhr SKI ALPIN ZDF-Zusammenfassung SKI NORDISCH Damen Biathlon10 km Herren Slalom, alle Klassen 16.3. Sonntag 10.30 –11.05 Uhr Herren Biathlon 15 km SLEDGEHOCKEY ARD 12.10 –12.25 Uhr jeweils Sehbehinderte Platzierungsspiele 16.05 –16.20 Uhr ca. 7.45 Uhr und 9.30 Uhr SLEDGEHOCKEY ca. 19.00 Uhr SKI ALPIN LANGLAUF Herren Slalom, alle Klassen Damen 5 km sitzend In der ZDFmediathek (www.zdf.de/ 10.3. Montag ZDFmediathek) gibt es außerdem ein Live-Streaming-Angebot. Herren 10 km sehbehindert ca. 16.50 Uhr ZDF 14.3. Freitag ABSCHLUSSFEIER 12.00 –13.00 Uhr SKI ALPIN Damen Super-G, alle Klassen 12.3. Mittwoch ARD Zusätzlich bietet die ARD unter www.sportschau.de/paralympics zwei kommentierte Live-Streams an. ARD ca. 9.55 Uhr BIATHLON SKI NORDISCH ca. 9.00 Uhr Herren 15 km, alle Klassen Damen Langlauf 15 km Herren Langlauf 20 km LANGLAUF SPRINT Damen & Herren Qualifikationen, alle Klassen ca. 12.05 Uhr jeweils Stehende, Sehbehinderte BIATHLON Damen 12,5 km, alle Klassen Typisch Ford: Ein Gewinn für alle. DER FORD B-MAX Panorama-Schiebetür Nicht nur während der Paralympics ist der Ford B-MAX ein echter Ausnahmeathlet. Denn seine einzigartige Panorama-Schiebetür mit integrierter B-Säule macht ihn zum Helden des Alltags. Zusätzliche Sicherheit bietet das sprachgesteuerte Multimedia- Konnektivitätssystem Ford SYNC1 mit Notruf-Assistent. Jetzt mit 20 % Preisnachlass gegen Vorlage Ihres Schwerbehindertenausweises (GdB ab 50). Mehr Informationen bei Ihrem teilnehmenden Ford Partner oder unter 0800 80408046. 2 Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EG) 715/2007) und VO (EG) 692/2008 in der jeweils geltenden Fassung): 8,6–4,7 (innerorts), 5,1–3,6 (außerorts), 6,4–4,0 (kombiniert). CO 2 -Emissionen: 149–104 g/km (kombiniert). Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. 1 Die Verfügbarkeit der verschiedenen Ford SYNC-Funktionen (Wunschausstattung) ist abhängig von der Kompatibilität Ihrer mobilen Geräte. 2 Kostenlos aus dem deutschen Fest- und Mobilfunknetz.
Paralympics_Tagesspiegel_6. MÄRZ 2014_10 Die Wettbewerbe Rund 700 Sportlerinnen und Sportler aus 45 Nationen treten in Sotschi in fünf Sportarten gegeneinander an. Wir stellen die Disziplinen und ihre Favoriten vor Langlauf Im Langlaufwettbewerb gehen die Athleten in drei verschiedene Distanzen an den Start: Die Sprintstrecke beträgt einen Kilometer, die mittlere Strecke für Männer zehn und für Frauen fünf Kilometer. Die Distanz der Langstrecke hängt von der Wettkampfklasse ab: bei der Wettkampfklasse „stehend“ kämpfen Männer über 20 Kilometer und Frauen über 15 Kilometer um Medaillen. In der Wettkampfklasse „sitzend“ er- streckt sich die Loipe bei den Männern über 15 Kilometer, bei den Frauen zehn Kilometer. Außerdem gibt es Staffel- wettbewerbe mit Sportlern mit unterschiedlichen Behinderungen und Klassifizierungssystemen. Stehende Langläufer sind auf Langlaufski unterwegs, sitzende nutzen einen speziellen Sitzschlitten und Sehbe- hinderte werden von einem Begleitläufer unterstützt. Dieser gibt Kommandos, um die Richtung vorzugeben und vor Hindernissen zu warnen. Die Läufer werden, je nach Grad der Seheinschränkung, in drei Klassen eingeteilt. Im deutschen Langlauf-Team sind Andrea Eskau, Anja Wicker, Willi Brem, und Tino Uhlig (im Bild) auf Medail- lenjagd. Dabei könnten sie Konkurrenz vor allem vom russischen Team bekommen. Russische Hoffnungsträger sind beispielsweise Nikolay Polukhin, Mikhalina Lysova und Elena Remizova.
11_Paralympics_Tagesspiegel_6. März 2014 Biathlon Der Biathlon-Lauf enthält zwei Schießwettbewerbe mit jeweils fünf Schüssen auf Zielscheiben in zehn Metern Entfernung. Jeder Fehlschuss zieht eine Zeitstrafe nach sich. Die Sportler nehmen ihr Gewehr erst am Schießstand auf. Die Biathleten starten auf einer Kurz-, Mittel- und Lang- strecke oder im Staffelwettbewerb. Läufer mit Arm- oder Beinbehinderun- gen bilden die Klasse „stehend“, Rollstuhlfahrer die Klasse „sitzend“. Sie be- wegen sich in einem Sitzschlitten vorwärts. Sehbehinderte Sportler haben ei- nen Begleitläufer. Beim Schießen hilft ein Kopfhörer, der mit Tönen die Entfer- nung zum Ziel signalisiert. Im deutschen Biathlon-Team gehen mit Andrea Eskau (im Bild), Anja Wicker, Vivian Hösch, Martig Fleig und Willi Brem auch Medaillenkandidaten an den Start. Konkurrenz ist vor allem aus Russland zu erwarten, zum Beispiel mit Irek Airatowitsch Saripow. Ski alpin Das Sportgerät der beiden deutschen Goldfavoritinnen Anna Schaffelhuber und Anna-Lena Forster ist der Monoski, ein auf einem Carvingski angebrachter, gefederter Rahmen mit Sitzschale. Um das Gleichgewicht zu halten, benutzen sie zwei Stöcke, an deren Ende Miniskier angebracht sind. In der Startklasse der stehenden Athletinnen tritt die zweimalige Bronze- Gewinnerin Andrea Rothfuß (im Bild) in den Disziplinen Slalom, Abfahrt, Riesenslalom und Super-G für Deutschland an. Mit der 20-jährigen Französin Marie Bochet hat sie eine starke Konkurrentin. 2013 gewann Bochet sechs Goldmedaillen bei der WM. Para-Snowboarding ist in Sotschi zum ersten Mal paralympisch. Es gibt nur einen Wettbewerb für Sportler mit Beinbehinderung, weil es noch kein ausgereif- tes Klassifizierungssystem gibt. Für Deutschland startet Stefan Lösler. Beim Boardercross fahren die Athleten nicht im direkten Duell, sondern nacheinan- der. Von drei Durchgängen werden die besten zwei Zeiten addiert. Fotos: Imago (4), dpa Curling Beim Rollstuhl-Curling treten zwei gemischtgeschlechtliche Teams mit je vier Spielern gegeneinander an. Spielen können alle, die durch eine Behinderung tägli- chen Gebrauch von einem Rollstuhl machen. Die Mannschaften schieben abwech- selnd 20 Kilogramm schwere Granitsteine über die Eisfläche. Der Stein wird bei der Abgabe mit einem „Stick“ oder mit der Hand angedreht, was die Bahn des Stei- nes bestimmt. Beim Rollstuhl-Curling wird nicht mit dem Besen „gewischt“. Die Ath- leten müssen mit ihrer Abgabe zentimetergenau die Position des Steines am anderen Ende der 42 Meter langen Eisbahn bestimmen. Ziel des Spiels ist es, seine Steine in die Zielscheibe mit vier Ringen am Ende der Eisbahn zu bringen und die gegnerischen Steine in eine ungünstigere Position zu schaffen. Je nachdem, wo der Stein im „Haus“ liegt, gibt es Punkte. Das Team, das nach acht Durchgängen die Sledgehockey meisten Punkte hat, gewinnt. Deutschland konnte sich nicht für Sotschi 2014 qualifi- zieren. Die Kanadier, die schon bei den letzten beiden Winterparalympics Gold ge- Beim Sledgehockey treten zwei Mannschaften mit je fünf Feldspielern und ei- wannen, gelten als Favorit. Chancen rechnen sich Schweden und China aus. nem Torwart gegeneinander an. Statt auf Schlittschuhen wie beim Eishockey be- wegen sich die Sportler auf Schlitten durch die Eishalle, um den Puck mithilfe von zwei kurzen Schlägern ins gegnerische Tor zu befördern. Die Schläger am Griffende sind zwecks Fortbewegung mit Spikes besetzt. Die Schlitten bestehen aus Sitzschale, Rahmen und Kufenblock. Tor- und Spielfeldgröße entsprechen exakt den Eishockey-Maßen und auch der größte Teil des Regelwerks ist gleich. Abweichungen gibt es bei der Spieldauer: Während im herkömm- www lichen Eishockey drei Perioden zu je 20 Minuten gespielt werden, dauert bei den Sledgehockey-Spielen jeder Abschnitt nur 15 Minuten. tagesspiegel.de/paralympics In Sotschi kämpfen acht Mannschaften um die Medaillen. Favoriten sind die Ergebnisse, Bilder, Analysen. Weitere Titelverteidiger und Weltmeister aus den USA, Kanada aber auch die russische Eindrücke unserer Reporter unter: Mannschaft. Die deutsche Mannschaft konnte sich nicht qualifizieren facebook.com/ParalympicsZeitung (siehe Interview Seite 14).
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