Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan

Die Seite wird erstellt Mats Geisler
 
WEITER LESEN
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan
     gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion

Projekt kofinanziert durch European Union funds (ERDF, IPA, ENI).
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
AgriGo4Cities
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
Partizipative urbane Landwirtschaft:
Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung im Donauraum

Publikation des Projektes AgriGo4Cities
(Urban agriculture for changing cities: governance models
for better institutional capacities and social inclusion)

Projektmanager: Jani Kozina
Projektträger: Research Centre of the Slovenian Academy of Sciences and Arts

Herausgeber: Máté Szalók, Csaba Bende, Jani Kozina
Autoren: Mateja Šmid Hribar, Saša Poljak Istenič, Drago Kladnik, Jani Kozina, Peter Kumer, Jernej Tiran
(ZRC SAZU); Barbora Kvačková (Prague 9); Nela Halilović (MoV); Csaba Bende, Máté Szalók (CTRIA); Stefan
Dudau, Bogdan Ciubotaru, Cristina Dumbravă (PMV); Lucia Vačoková (ENVICORP Slovakia); Kaja Cunk
(PiNA); Simana Markovska (ASWM); Florian Lintzmeyer, Christina Miller, Claudia Schwarz (ifuplan)

Zitieren als: Szalók M., Bende Cs., Kozina J. (eds) (2019) Participatory urban agriculture governance plan for
fighting social exclusion in the Danube Region. Székesfehérvár: Central Transdanubian Regional Innova-
tion Agency.

ISBN 978-615-00-4350-0

Herausgeber: Central Transdanubian Regional Innovation Agency
Gestaltung und Druck: Alba Nyomda Kft.
Alle Bilder sind von den AgriGo4Cities Projektpartnern.

Project co-funded by European Union funds (ERDF, IPA, ENI).
A projekt a Duna Transznacionális Programból, az Európai Regionális Fejlesztési Alap támogatásával,
az Európai Unió és a Magyar Állam társfinanszírozásával valósul meg.
Project co-funded by the Slovenian Research Agency research core funding Geography of Slovenia (P6-0101).

                                                        4
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
INHALT

Zusammenfassung............................................................................................................................................................................................................. 6

Einführung ................................................................................................................................................................................................................................ 8

      Bedürfnisse und Herausforderungen .......................................................................................................................................................... 8

      Fokus, Ziele und Aktivitäten ................................................................................................................................................................................. 9

Partizipative urbane Landwirtschaft als Instrument zur Erzielung größerer gesellschaftlicher

Effekte.......................................................................................................................................................................................................................................... 10

      Konzept für eine partizipative urbane Landwirtschaft................................................................................................................... 10

      Lernen von Good-Practice-Beispielen und Exkursionen...............................................................................................................13

Gemeinsame Methodik partizipativer urbaner Landwirtschaft...............................................................................................21

      Leitlinien für die Aktionsplanung.....................................................................................................................................................................21

      Trainingsinstrument für die Aktionsplanung....................................................................................................................................... 26

      Tutorenprogramm für die Aktionsplanung........................................................................................................................................... 28

Einführung einer partizipativen urbanen Landwirtschaft in den Pilotgebieten......................................................32

      Beschreibung der Pilotregionen......................................................................................................................................................................32

      Testen der gemeinsamen Methodik partizipativer urbaner Landwirtschaft.............................................................. 36

      Pilot 1 – Gemeinschaftsgarten Paletka in Prag 9, Tschechien.................................................................................................. 38

      Pilot 2 – Die Einrichtung urbaner Gärten in Velenje, Slowenien............................................................................................40

      Pilot 3 – Gemeinschafts- und Schulgarten für Schüler mit Lern-
      und Verhaltensschwierigkeiten in Székesfehévár, Ungarn........................................................................................................ 42

      Pilot 4 – Gärtnern für alle in Primaria Municipiului Vaslui, Rumänien..............................................................................44

      Pilot 5 – Peri-urbaner Garten für Senioren und Kinder mit besonderen
      Bedürfnissen in Blagoevgrad, Bulgarien.................................................................................................................................................46

Schlussfolgerungen........................................................................................................................................................................................................48

Quellen.........................................................................................................................................................................................................................................51

Partnerschaft.........................................................................................................................................................................................................................52

                                                                                                                         5
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
Inklusion und nachhaltige Stadtentwicklung. Die Un-
Kurzfassung                                                 tersuchung ergab, dass urbane Landwirtschaft kein
Máté Szalók                                                 kürzlich auftretendes Phänomen in den Pilotre-
                                                            gionen ist, sondern seit 2000 in Form einer neuen
                                                            Welle in Erscheinung tritt, bei der die Zusammenar-
Das Einzugsgebiet der Donau ist das internationalste        beit von mehr Akteuren ein höheres Gewicht hat als in
Flussgebiet der Welt. Der Donauraum, der sich über 14       den vorangegangenen Epochen. Dies bietet eine gute
Länder erstreckt, umfasst einige der am weitesten en-       Grundlage für die Anwendung partizipativer Planung,
twickelten Gebiete der Europäischen Union, Länder, die      die sich in den Pilotregionen immer noch in der Anfang-
der EU in den letzten 15 Jahren beigetreten sind, Länder,   sphase befindet. Im Falle der untersuchten fünf Städte
die sich in der Beitrittsvorbereitungsphase befinden        wird die Inklusion von benachteiligten und marginal-
und Länder, die Gegenstand der Europäischen Nach-           isierten Gruppen durch unterstützende Maßnahmen
barschaftspolitik sind. Das transnationale Donauraum-       angestrebt, urbane Landwirtschaft und partizipative
programm, das dieses große Maß an Vielfalt nutzt, bi-       Planung spielen in diesen Strategien jedoch nur eine
etet eine ausgenzeichnete Gelegenheit, voneinander zu       untergeordnete Rolle. Schließlich verfügen alle Kom-
lernen und so zum Wohlstand der Region beizutragen.         munen über mindestens ein Rechtsdokument, das
Die elf Partnerorganisationen, die die Partnerschaft des    auf ökologische Nachhaltigkeit abzielt, jedoch wird die
Projektes AgriGo4Cities bilden, wollten diese Chance        Rolle der städtischen Landwirtschaft nur in zwei Fällen
nutzen. Um den komplexen Bedürfnissen und Heraus-           direkt erwähnt. Bei der Untersuchung der Hauptfelder
forderungen des Donauraums in den Bereichen par-            der Interventionslogik des Projekts zeigte sich, dass der
tizipative Planung, soziale Eingliederung und nach-         Zusammenhang zwischen urbaner Landwirtschaft,
haltige Stadtentwicklung gerecht zu werden, setzten         partizipativer Planung, sozialer Eingliederung und
die Partner die urbane Landwirtschaft ein.                  nachhaltiger Stadtentwicklung noch nicht vollstän-
Diese Publikation ist das Resultat eines intensiven Lern-   dig erkannt wurde, obwohl diese Felder in allen Städ-
prozesses, der darauf abzielte, das Konzept der par-        ten durch die lokalen Strategien angesprochen werden.
tizipativen urbanen Landwirtschaft zu entwickeln            Das Konzept für eine partizipative urbane Land-
und zu testen. Für eine erfolgreiche Projektdurchfüh-       wirtschaft entwickelte sich aus der Analyse bereits ex-
rung wurde die Partnerschaft in zwei Gruppen unter-         istierender Good-Practice-Beispiele. Fünf Exkursionen
teilt: Strategische Partner waren hauptsächlich für den     führten die Projektpartner zu aktiven urbanen Gärten
Wissensaustausch verantwortlich, während Territoriale       bzw. Beispielen urbaner Landwirtschaft. Dieser Prozess
Partner die Pilotaktionen umsetzten. Während der Ver-       legte offen, dass nicht das Gärtnern an sich, sondern
wirklichung des Projektes, veranstalteten die Partner       die Entstehung einer Gemeinschaft das primäre Ziel
verschiedene Lern-Interaktionen, trafen sich und dis-       urbaner Gärten ist. In Bezug auf die Gemeinschaft
kutierten mit verschiedenen Stakeholdern, um vertiefte      und soziale Interaktion haben die marginalisierten und
Kenntnisse über urbane Landwirtschaft zu erlangen.          nicht-marginalisierten Gruppen ähnliche Bedürfnisse;
Die Partnerschaft untersuchte das Thema unter ver-          diese müssen aber auf unterschiedliche Weise an-
schiedenen Aspekten, entwickelte eine gemeinsame            gegangen werden. Die Bewohner sind im Allgemeinen
Methode für eine partizipative urbane Landwirtschaft        gut organisiert, aber marginalisierte Gruppen bedürfen
und testete diese an fünf verschiedenen Standorten.         einer Leitung, der Unterstützung durch eine NGO oder
In dieser Publikation ist das Wissen und die Erfahrung      auch anderen Institutionen, um sich zu organisieren.
der Partnerschaft zusammengefasst, um Akteuren aus          Der beste Weg die Integration dieser Gruppen zu er-
dem Donauraum und darüber hinaus, die die Methodik          leichtern ist, sie mit nicht marginalisierten Gruppen zu
des Projekts AgriGo4Cities anwenden möchten, Orien-         mischen. Um einen urbanen Garten zu errichten und
tierung zu geben.                                           dessen Nachhaltigkeit zu gewährleisten, müssen eine
Bei der Entwicklung des konzeptionellen Rahmens,            langfristige Nutzung und finanzielle Förderung des
untersuchte die Partnerschaft die Pilotregionen (Bla-       Grundstücks sichergestellt werden, die Bedürfnisse
goevgrad - BG, Prague 9 - CZ, Székesfehérvár -HU, Va-       und Fähigkeiten der Zielgruppe bekannt sein und die
slui – RO, Velenje - SLO). Besondere Aufmerksamkeit         Unterstützung seitens der Stadt sowie von lokalen Un-
wurde dabei auf vier Themen des Projektes gelegt:           ternehmen und der Zivilgesellschaft gewährleistet sein.
urbane Landwirtschaft, partizipative Planung, soziale       Aufbauend auf den Ergebnissen der Untersuchungen

                                                        6
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
in den Pilotregionen und unter Nutzung der Erkennt-            erfolgreich umgesetzt wird und identifizierten Schlüs-
nisse aus Good-Practice-Beispielen und Studienbe-              selfaktoren für den Erfolg.
suchen entwickelte die Partnerschaft die Methode einer         Die Partner lernten, dass bei der Zusammenarbeit
partizipativen urbanen Landwirtschaft. Es umfasst sechs        mit marginalisierten Gruppen der Gewinn und Erhalt
Hauptschritte der Vorbereitung eines Aktionsplans: Di-         von Vertrauen große Bedeutung hat. Hierfür ist eine
agnose, Idee, Prototyping, Monitoring, Skalierung und          konstante Kommunikation mit und zwischen den
Systemic change / Systemischen Wandel. Die Methodik            Akteuren wichtig, ebenso wie der Beweis, die gesam-
bietet Orientierung durch den gesamten Prozess der             melten Ideen auch wirklich zu realisieren. Für eine ef-
Aktionsplanung, von der Analyse der Bedürfnisse und            fektive Partizipation müssen gleich zu Beginn Regeln
Herausforderungen durch die Planung der urbanen                für den Ablauf erstellt werden. Allerdings sollten diese
landwirtschaftlichen Praktiken bis hin zur Bewertung           nicht zu streng gefasst sein, denn eine freundliche
und Kapitalisierung der Ergebnisse. Für die effektive          und informelle Atmosphäre erleichtert die Einbind-
Umsetzung der Pilotprojekte hat die Partnerschaft              ung der Interessengruppen. Der Leiter des Aktionspla-
Schulungswerkzeuge und Tutorenprograme für die                 nungsprozesses muss die Komplexität der partizipa-
territorialen Partner entwickelt. Bei der Bewertung ihrer      tiven Planung im Auge behalten, da sich während
Umsetzung wurde belegt, dass die Schulung der Führung-         der Implementierungsphase sowohl Teilnehmer als
skräfte und Teilnehmer vor Beginn der Entwicklung eines        auch Ziele ändern könnten. Aus diesem Grund sol-
Aktionsplans ein Schlüsselfaktor für den Erfolg ist, genauso   lten die Prozessleiter vorbereitet sein, um im Falle von

wie die Begleitung und Betreuung durch den gesamten            Veränderungen schnell und effektiv reagieren zu kön-
Prozess.                                                       nen.
Um die entwickelte Methodik zu testen, hat die Part-           Diese Publikation beschreibt mehr als zwei Jahre
nerschaft Pilotaktionen durchgeführt. In einem ersten          des AgriGo4Cities Projekts, um diejenigen zu un-
Schritt gründeten die territorialen Partner lokale Part-       terstützen, die an der Verbesserung institutionel-
nerschaften, die sich bei der Planung und Umsetzung            ler Kapazitäten, sozialer Inklusion und nachhaltiger
des Aktionsplans als sehr effektiv erwiesen haben.             Stadtentwicklung interessiert sind. In den folgenden
Diese Partnerschaften umfassten öffentliche Akteure,           Kapiteln synthetisiert das Dokument das Wissen und
Vertreter von benachteiligten Personen und margin-             die Erfahrungen, die von den Projektpartnern während
alisierten Gruppen sowie andere interessierte Akteure.         dieses Prozesses gesammelt wurden. Die komplexen
Während der Pilotphase haben die Partner Workshops             Herausforderungen, denen sich die Projektpartner
unter Einbeziehung von Interessengruppen und End-              während der Anwendung der Methodik der partizipa-
nutzern organisiert, um einen Aktionsplan zu erstellen.        tiven urbanen Landwirtschaft gestellt haben, werden
In den Workshops erwarben die Partner Wissen und               ebenfalls beschrieben.
Erfahrungen, wie partizipative urbane Landwirtschaft

                                                           7
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
Einführung                                                    und wirtschaftlich wachsende Ungleichheit schlägt
                                                              sich in einer verringerten Existenzgrundlage und
Bedürfnisse und Heraus-                                       Standortqualität nieder.

forderungen                                                   Um diese Ungleichheiten zu überwinden, nutzte
Jani Kozina                                                   das AgriGo4Cities Projekt die partizipative urbane
                                                              und peri-urbane Landwirtschaft als Mittel, die
Die größte Herausforderung, der sich die Donaure-             öffentlichen und institutionellen Kapazitäten zu ver-
gion in Hinblick auf das Governance-System stellen            bessern, der sozialen Exklusion von Randgruppen
muss, kann in der abnehmenden Kapazität der                   zu begegnen und gleichzeitig eine nachhaltige ur-
Behörden partizipative Ansätze in die Planung zu              bane Entwicklung in der Donauregion voranzutrei-
integrieren, gesehen werden. Aufgrund der jüng-               ben. Das Projekt erprobte die innovative Methode
sten Sparmaßnahmen stehen der öffentlichen Ver-               der städtischen und stadt-nahen partizipativen
waltung nur eine limitierte Anzahl an Instrumenten            Landwirtschaft in fünf Städte der Donauregion:
und Kanälen zur Verfügung, die relevante Akteure              Stadtteil Prague 9 (Tschechien), Velenje (Slowenien),
und die Zivilgesellschaft in die Entscheidung-                Székesfehérvár (Ungarn), Blagoevgrad (Bulgarien)
sprozesse mit einbeziehen. Die fehlenden Mecha-               und Vaslui (Rumänien).
nismen zur Partizipation tragen bei zu der vermin-
derten Motivation der Menschen sich zu beteiligen,            Ziel dieses transnationalen Plans ist eine Integra-
da sie sich von politischen, sozialen und ökonomis-           tion aller Erkenntnisse und Erfahrungen, die aus
chen Agenden verwiesen fühlen. Sie zweifeln an                dem Gestaltungsprozess und der Methodener-
ihrer Kompetenz als äquivalenter Ansprechpartner              probung einer partizipativen urbanen und peri-ur-
und wichtiger Veränderungstreiber. Die Kluft zwis-            banen Landwirtschaft entstehen. Das Dokuments
chen Bürgern und der öffentlichen Hand wächst                 soll konkrete Lehren enthalten, wie man öffentliche
zunehmend auf allen Ebenen und führt zu einem                 Dienstleistungen verbessern, eine aktive Bürger-
steigenden Misstrauen und fehlender öffentli-                 schaft fördern, die Beteiligung der Öffentlichkeit
cher Partizipation, ganz besonders unter den am               stärken und zur Nachhaltigkeit der Städte durch ur-
stärksten benachteiligten und von Ausgrenzung                 bane Landwirtschaft beitragen kann. Es richtet sich
marginalisierten Gruppierungen wie z.B. Arme, Ar-             an all diejenigen, die sich für die Bereiche städtische
beitslose, Obdachlose, Roma-Gemeinschaften, Ein-              Landwirtschaft, partizipative Planung, soziale Inte-
wanderer, Senioren, Frauen und Kinder. Die sozial             gration und nachhaltige Stadtentwicklung interes-
                                                              sieren.

                                         Czech
                                                                                               Der Donauraum
                     Germany            Republic
                                                            Slovakia
                                                                              Ukraine
                                    Austria
                                                     Hungary
                                                                                            Moldova
                    Slovenia                                           Romania
                                           Croatia
                                           Bosnia
                                             and       Serbia
                                          Herzego
                                                  -
                                            vina
                                                                    Bulgaria
                               Montene
                                              gro
   Länder der Projektpartner von AgriGo4Cities

                                                        8
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
Fokus, Ziele und Aktivitäten                                  1)Integration des partizipativen Ansatzes in
Jani Kozina                                                   Entscheidungsprozesse
                                                              Das Projekt verbesserte die Kapazitäten der öffen-
                                                              tlichen Institutionen, indem es den partizipativen
Das Hauptziel des Projekts AgriGo4Cities war es,
                                                              Ansatz in die Entscheidungsprozesse integrierte.
die partizipative urbane Landwirtschaft als Meth-
                                                              Neue Governance-Modelle trugen zu den verbes-
ode einerseits zur Verbesserung der öffentlichen
                                                              serten öffentlichen Dienstleistungen bei, um eine
institutionellen Kapazitäten zur Bekämpfung der
                                                              aktive Bürgerschaft, die Entwicklung der Zivilge-
sozialen Ausgrenzung marginalisierter Gruppen
                                                              sellschaft, eine verstärkte Beteiligung der Öffentli-
und andererseits zur Förderung lebensfähiger
                                                              chkeit und eine nachhaltige Stadtentwicklung zu
Städte im Donauraum einzusetzen. Das Projekt
                                                              fördern.
befasste sich mit den abnehmenden Fähigkeiten
der öffentlichen Verwaltung, partizipativen Ansatz
in Entscheidungsprozesse zu integrieren. Innova-              2)Verbesserung der sozialen Integration von
tive Stadtmodelle ermöglichten eine aktive Bürger-            benachteiligten und marginalisierten Gruppen
schaft benachteiligter Gemeinschaften, die Gefahr             Das Projekt intensivierte die Beteiligung ver-
laufen, von der politischen, sozialen und wirtschaftli-       schiedener von Ausgrenzung bedrohter Gemein-
chen Agenda ausgeschlossen zu werden, und ger-                schaften an Entscheidungsprozessen. Die verbes-
inge Beteiligung an lebenslangen Lernpraktiken                serten urbanen Governance-Modelle trugen zur
aufweisen. Ein verbesserter Planungsansatz und                verstärkten sozioökonomischen Integration mar-
bessere öffentliche Dienstleistungen förderten eine           ginalisierter Gruppen bei, die eine der größten ge-
nachhaltige Stadtentwicklung im Donauraum.                    sellschaftlichen Herausforderungen im Donauraum
Das Projekt enthielt einen soliden Arbeitsplan zur            war. Die identifizierten Gruppen, die in fünf Pilot-Re-
Entwicklung und Umsetzung von Instrumenten,                   gionen von Ausgrenzung bedroht sind, waren ältere
transnationalen Lerninteraktionen, Strategien und             Menschen, Kinder, Arbeitslose, Schüler mit Lern-
Pilotaktionen, um schließlich drei projektbezogene            und Verhaltensstörungen, Kinder mit Behinderun-
Ziele zu erreichen.                                           gen und alleinerziehende Mütter mit ihren Kindern.

                                                              3) Förderung        einer    nachhaltigen      Stadt-
                                                              entwicklung
                                                              Das Projekt förderte eine nachhaltige Stadtent-
                                                              wicklung durch städtische Landwirtschaft. Neue
                                                              Governance-Modelle stimulierten die Schaffung
 AgriGo4Cities-Mitarbeiter werben für das                     von Arbeitsplätzen sowie von Einkommen, den
 Projekt in Banská Bystrica                                   Aufbau von Gemeinschaften und die Qualität der
                                                              Lebensumwelt in den Städten. Der Fokus lag auf
                                                              benachteiligte Nachbarschaften, in denen von Aus-
                                                              grenzung bedrohte Gemeinschaften leben und ar-
                                                              beiten. Ihr aktives Engagement in der städtischen
                                                              Landwirtschaft trug zur Nahrungsmittelproduktion
                                                              und -versorgung, zur Reduzierung des CO2-Fußab-
                                                              drucks, zur nachhaltigen Abfallwirtschaft, zum ak-
                                                              tiven gesunden Lebensstil und Wohlbefinden bei.

                                                          9
Partizipative urbane Landwirtschaft als Governance Plan gegen soziale Ausgrenzung in der Donauregion - ifuplan
Entwicklung und zu globalen sozialen Zielen wie
PARTIZIPATIVE URBANE
                                                            Armutsbekämpfung und sozialer Integration der
LANDWIRTSCHAFT ALS
                                                            städtischen Armen und anderer marginalisierter
INSTRUMENT ZUR
                                                            Gruppen wie Frauen, ältere Menschen, Migranten
ERZIELUNG GESELL-
                                                            usw. bei. Sie kennzeichnet auch die Ökologisierung
SCHAFTLICHER EFFEKTE
                                                            der Stadt und eine nachhaltige Stadtpolitik im
                                                            Allgemeinen, insbesondere durch ihren Beitrag zu
Konzept für eine partizipative                              den Zielen, die in der neuen EU-Agenda 2030 für
                                                            nachhaltige Entwicklung festgelegt wurden. Par-
urbane Landwirtschaft                                       tizipative Instrumente und Prozesse, die die Mul-
Saša Poljak Istenič und Peter Kumer                         tifunktionalität der Landnutzung, die Vielfalt der
                                                            Akteure sowie die räumlichen und zeitlichen Inter-
Urbane Landwirtschaft ist der Anbau von Lebens-             aktionen von Mensch und Ort wertschätzen, kön-
mitteln in oder um städtische Gebiete. Sie umfasst          nen das Potenzial der städtischen Landwirtschaft
die Landwirtschaft an sich, aber auch Gartenar-             stark maximieren.
beit (Gartenbau), Tierhaltung, Aquakultur, Agro-
forstwirtschaft und städtische Imkerei. Sie ist tief        Zur Systematisierung wird zwischen der Gartenbau
in die städtischen Strukturen, das soziale und kul-         und Landwirtschaft unterschieden. Urban garden-
turelle Leben und die Ökonomie der Stadt integri-           ing umfasst landwirtschaftliche Tätigkeiten mit
ert. Nicht nur in urbanen Gebieten sondern auch in          in der Regel geringer Nahrungsmittelproduktion
peri-urbanen Flächen wird urbane Landwirtschaft             und wirtschaftlicher Wirkung. Andere Ziele wie Er-
betrieben, wobei sie hier unterschiedliche Merk-            holung, Stressabbau, Sozialisation usw. sind hier im
male aufweisen kann.                                        Allgemeinen wichtiger als der Anbau von Lebens-
                                                            mitteln. Unter urbaner Landwirtschaft wird ein Ge-
  Gemeinschaftsgarten in einer Baugrube in Ljubljana        schäftsmodell verstanden, das ganz bewusst lokale
                                                            und regionale Agrarprodukte oder auch Dienstleis-
                                                            tungen anbietet, die die Nähe zur Stadt und ihren
                                                            Märkten sowie Verkehrsmöglichkeiten nutzen.

                                                            Je nach der Produktion lassen sich urbane Gärten
                                                            in solche unterteilen, die auf der Grundlage der
                                                            individuellen Produktion (Hausgärten und Schre-
                                                            bergärten) und solche, die auf Gemeinschaft (Bil-
                                                            dungsgärten, therapeutische Gärten und Gemein-
                                                            schaftsgärten) basieren. Neben der (meist nur
                                                            teilweisen) Selbstversorgung bieten sie Erholung
Die urbane Landwirtschaft ist zu einem Mittel ge-           und können das städtische soziale Leben, insbeson-
worden, den Zugang zu lokal angebauten Lebens-              dere der sozial ausgegrenzten Menschen, erheblich
mitteln zu verbessern; andererseits wird sie auch           verbessern. Landwirtschaftsbetriebe, die ihre Ge-
von Interessensgruppen oder Bildungseinrichtun-             schäftsstrategie an einen inner- oder peri-urbanen
gen genutzt, um das Bewusstsein für viele Aspekte           Standort angepasst haben, können ebenfalls in zwei
von Lebensmitteln zu schärfen, die wir vergessen            Hauptgruppen eingeteilt werden. Einige Betriebe
haben, z. B. wie Nahrungsmittel wachsen, welche             konzentrieren sich auf die Produktion von Lebens-
Pflanzen lokal und in welcher Jahreszeit verfügbar          mitteln oder anderen landwirtschaftlichen Produk-
sind. Besonders zur Verbesserung der städtisch-             ten (Fasern, Kosmetika), andere bieten Freizeit-, Bil-
en Ernährungssicherung spielt sie eine wichtige             dungs-, Therapie- oder soziale Angebote.
Rolle, da es den Transport zu den Verbrauchern und
die Lebensmitteleinfuhren verringert. Die urbane
Landwirtschaft trägt zur lokalen wirtschaftlichen

                                                       10
Typologie der städtischen Landwirtschaft
(angepasst an die Cost action Urban Agriculture Europe)

URBANE (FOOD) GÄRTEN                                                        URBANE LANDWIRTSCHAFT
                      Unterteilte Gärten; im Rahmen                                         Produkte für lokale Märkte;
  SCHREBER-           eines Mietvertrages gemietete                                         direkte Beziehung zu den
                      Grundstücke; stark formalisiert,                       LOKALE LAND-   Verbrauchern; auch Non-Food-
  GÄRTEN                                                                     WIRTSCHAFTS-
                      oft von einer Organisation/Ver-                                       Produktion (Kosmetik, Fasern)
                      einigung verwaltet                                     BETRIEBE

                      Nichtkommerzielle Lebensmit-                                          Erprobung neuer land-
  HAUSGÄRTEN          telproduktion für den Haushalt;                                       wirtschaftlicher Techniken,
                      keine beteiligten Institutionen                        EXPERIMEN-     Produktionsmethoden, Sorten
                      oder Organisationen                                    TELLE HÖFE     und Rassen oder Modelle der
                                                                                            sozialen und wirtschaftlichen
                                                                                            Wechselwirkungen mit ihrer
                                                                                            städtischen Umwelt
                      Lehrmittel für die Herstellung,                                       Pädagogisches Instrument;
  SCHULGÄRTEN         Verarbeitung und den Ver-                                             Lernprogramme oder Kur-
                      brauch von Lebensmitteln; Sen-                         LEHR-/SCHUL-   zaufenthalte für Schulen
                      sibilisierung der Öffentlichkeit                       BAUERNHÖFE
                      und Verbreitung von Ideen

                      (Meist) basierend auf Bottom-                                         Angebot von Freizeitmöglich-
  GEMEINSCHAFTS-      up-Initiativen und kollektiv                                          keiten im Zusammenhang mit
                      gepflegt; Herstellung von Leb-                         FREIZEITHÖFE   landwirtschaftlichen Tätig-
  GÄRTEN
                      ensmitteln und Bereitstellung                                         keiten
                      sozialer Funktionen für die Ge-
                      meinschaft.
                      Ansprache sozialer Probleme;                                          Lösung sozialer Probleme;
  SOZIALE GÄRTEN      Förderung der Integration von                                         Förderung der Rehabilitation
                      Menschen, die durch Ausgren-                           SOZIALE HÖFE   benachteiligter Menschen und
                      zung bedroht sind                                                     der Integration von Menschen,
                                                                                            die von Ausgrenzung bedroht
                                                                                            sind
                      In Einrichtungen der physischen                                       Nutzung landwirtschaftlicher
  THERAPEUTISCHE      und psychischen Gesundheits-                                          Tätigkeiten für körperliche
                      versorgung; auch kontempla-                            THERAPIEHÖFE   oder geistige Gesundheit und
  GÄRTEN
                      tive Gärten und produktionsori-                                       Wohlbefinden; auch Ergothera-
                      entierte Aktivgärten                                                  pie
                      N a h r u n g s m i t t e l p ro d u k t i o n                        Hoher Natur- und Umweltwert
  INFORMELLE          auf ungenutzten Flächen; in-                                          und/oder Beitrag zur Erhal-
                      formell, außergesetzlich, nicht                        HÖFE MIT       tung der Biodiversität oder
  GÄRTEN (SQUAT-                                                             UMWELTWERT
                      registriert und nicht Gegen-                                          der Agrodiversität; Teil von
  TER GARDENS)        stand öffentlicher Strategien.                                        Hochwasser- oder Brands-
                                                                                            chutzplänen, grüne Infrastruk-
                                                                                            tur, Netzwerke, Grüngürtel,
                                                                                            Natura 2000
                                                                                            Erhalt des materiellen und
                                                                                            immateriellen Kulturerbes
                                                                             HÖFE ZUM       durch die Instandhaltung
                                                                             ERHALT DES     traditioneller Materialien,
                                                                             KULTURERBES    Gebäude, Kulturen, Nutztier-
                                                                                            rassen, Pflanzensorten und
                                                                                            Anbautechniken.

                                                                       11
Urbane und peri-urbane Landwirtschaft                        Solche Projekte können es den Teilnehmern auch
als Werkzeug zur partizipativen                              ermöglichen, sich mit dem Management eines Gar-
Planung                                                      tens zu befassen und beziehen sie auf diese Weise
Partizipative Planung bedeutet das systematische             in eine bestimmte Form des politischen Engage-
Bemühen, sich die gewünschte Zukunft einer Ge-               ments ein. Die Methode der partizipativen urba-
meinschaft vorzustellen und für diese Zukunft zu pla-        nen Landwirtschaft hat daher ein großes Potenzial,
nen, was wiederum durch die aktive Beteiligung der           eine aktive Bürgerschaft von sozialen Randgruppen
Gemeinschaften realisiert wird. Im Idealfall werden          zu ermöglichen, die in der Regel weniger politisch
Mitarbeiter der Organisation, die eine partizipative         engagiert und selten in lebenslange Lernprozesse
Planung durchführen, Mitglieder der Zielgruppe, Ge-          eingebunden sind. Darüber hinaus kann es auch ei-
meindevertreter, interessierte Bürger sowie Personen         nen Weg zum Aufbau institutioneller Kompetenzen
aus beteiligten Einrichtungen, Schulen und anderen           bieten. Durch den Einsatz der städtischen Landwirt-
Institutionen an einen Tisch eingeladen und ermutigt,        schaft als Methode können die Behörden das Enga-
entsprechend ihrem Wissen, ihrer Erfahrung, Fähig-           gement der Bürger, einschließlich der Randgrup-
keiten oder Visionen sich einzubringen.                      pen, in städtischen Fragen besser unterstützen und
                                                             fördern.
Die Beteiligung aller sollte begrüßt und respek-
tiert sowie der Prozess nicht von Einzelpersonen
oder Gruppen oder von einem einzigen Stand-                  Urbane und peri-urbane Landwirtschaft
punkt dominiert werden. Die partizipative Planung            als Werkzeug für nachhaltige Entwick-
zielt darauf ab, die Ansichten aller Beteiligten zu          lung
harmonisieren und Konflikte zwischen den ver-                Nachhaltige Entwicklung wird in der Regel durch
schiedenen Parteien zu vermeiden. Darüber hinaus             drei “Säulen” getragen, nämlich die Wirtschaft, die
haben marginalisierte Gruppen die Möglichkeit,               Umwelt und die Gesellschaft. Nachhaltige Entwick-
sich am Planungsprozess zu beteiligen, insbeson-             lung bedeutet, alle drei Ziele in der Stadtplanung
dere wenn er an ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten             so auszugleichen, dass das Wirtschaftswachstum
angepasst ist.                                               ohne ungerechte Verteilung der Ressourcen und
                                                             ohne Gefährdung des Ökosystems erreicht wird.
                                                             Die urbane und peri-urbane Landwirtschaft trägt
Urbane und peri-urbane Landwirtschaft                        wesentlich zur nachhaltigen Stadtentwicklung bei,
als Werkzeug sozialer Inklusion                              da sie sowohl wirtschaftliche, soziokulturelle, öko-
                                                             logische als auch psychologische Vorteile hat. Sie
Gartenarbeit kann sich mit sozialer Ausgrenzung in
                                                             kann Beschäftigungsmöglichkeiten, Selbstversor-
all ihren Aspekten befassen: von Produktion, Kon-
                                                             gung, Sicherheit und Zugang, gesunde Ernährung,
sum, sozialer Interaktion und politischem Engage-
                                                             Gesundheit, körperliche Aktivität und persönliches
ment. Garten- und Landwirtschaftsprojekte ermög-
                                                             Wohlbefinden bieten, ein Ortsgefühl und Gemein-
lichen die Produktion durch Aktivitäten, die viele
                                                             schaft stärken, Bindung und kollektive Identität
der Eigenschaften einer bezahlten Beschäftigung
                                                             vermitteln, persönliche Fähigkeiten und Kenntnis-
haben und als “Arbeit” gelten. Pflanzung, Anbau
                                                             se entwickeln und die Gleichberechtigung der Ge-
und andere Gartenarbeiten werden als sinnvoll und
                                                             schlechter erhöhen.
“produktiv” angesehen.
Solche Projekte ermöglichen den Teilnehmern den                Gartenbeete in Banská Bystrica
Zugang zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung,
von der sie oft ausgeschlossen sind. In einigen Fäl-
len versorgen sie sie auch mit Lebensmitteln, die zu
ihrer Lebensqualität beitragen. So bekommen sie
die Möglichkeit zu konsumieren.
Die Aktivitäten bieten auch Möglichkeiten der so-
zialen Interaktion. Im Idealfall führen diese dazu,
dass dauerhafte soziale Bindungen geknüpft und
eine Gartengemeinschaft gebildet wird.

                                                        12
Lernen von Good-Practic
                                                            Die Partner analysierten die ausgewählten
Beipielen und Exkursionen                                   Beispiele hinsichtlich:

Mateja Šmid Hribar, Saša Poljak Istenič, Christina           • Grundlegende Information (Hauptmerkmale
Miller, Claudia Schwarz and Florian Lintzmeyer                  und involvierte Zielgruppen),
                                                             • Einrichtung des Gartens (Initiative, Finan-
Good-Practice-Beispiele                                         zierung, Unterstützung, Möglichkeiten der
                                                                Inklusion),
Eine wichtige Wissensquelle wie urbane Land-
wirtschaft eingeführt oder organisiert werden kann,
                                                             • Rollen der beteiligten Akteure (Typen, Aufga-
                                                                ben, Engagement),
stellen gute Praxisbeispiele des partizipativen
Gärtnerns dar. Das Hauptziel dieser Sammlung war             • Merkmale und Besonderheiten des Beispiels
                                                                (Warum ist es gut?),
es, Ideen und Richtlinien für die Umsetzung zu lief-
ern. Auf der Suche nach Beispielen haben alle Pro-           • Partizipative Aspekte (Beteiligung und Teil-
jektpartner eine Internetrecherche durchgeführt.                habe, Inklusion schutzbedürftiger Personen),
Sie suchten nach Beispielen im eigenen Land, im              • Zukunftspläne (potenzielle Entwicklungsp-
Donauraum aber auch weltweit und wählten nach                   fade),
folgende Kriterienpunkten aus:                               • Richtlinien und Erfahrungen (Tipps und An-
• Inklusion marginalisierter Gruppen,                           weisungen für Initiatoren),
• partizipativer Ansatz,                                     • Persönliche Erklärungen (Motivationen und
                                                                Werte der einbezogenen Interessengruppen).
• Berücksichtigung der nachhaltigen Entwicklung.
Die gesammelten Beispiele wurden innerhalb der
Partnerschaft diskutiert. Die endgültige Auswahl
wurde durch Abstimmung getroffen, wobei ver-
schiedene Arten und Aspekte von partizipativen
Gärten berücksichtigt wurden. Die ausgewählten
Beispiele wurden durch Besuche vor Ort und
vertiefte Recherche weiter analysiert. Dazu wur-
den semi-strukturierte Interviews per Telefon oder
Skype mit Initiatoren, Teilnehmern, Entscheidung-
strägern und anderen interessierten Interessen-
gruppen geführt.

                                                       13
21 Praxisbeispiele wurden ermittelt, davon 17 aus               Basierend auf den einbezogenen marginalisierten
dem Donauraum und 4 von außerhalb (davon eine                   Gruppen wurden die bewährten Praktiken der ur-
in Deutschland, die nicht zum Donauraum gehört).                banen Landwirtschaft Basierend auf den einbezo-
Trotz der vergangenen Erfahrungen des sozialis-                 genen marginalisierten Gruppen wurden die be-
tischen Regimes sind die Beispiele aus dem Don-                 währten Praktiken der:
auraum leichter zu übertragen. Die außerhalb des                  • Gemeinschaftsgärten, die nicht direkt auf die
Donauraumes dienen als Mittel, anders zu denken,                Inklusion sozial schwacher Gruppen fokussiert sind,
wenn es um die Umsetzung in die Praxis geht, weil               aber sich an alle Bürger in einem bestimmten Gebi-
sie auf einer langen demokratischen Tradition auf-              et wenden; benachteiligte Personen werden in die
bauen.                                                          Gemeinschaft integriert;
                                                                 • Soziale Gärten, die sich auf die Inklusion einer
Die zweite Kategorisierung basierte auf der Art der             bestimmten Gruppe konzentrieren (z.B. Migranten,
partizipativen Praxis nach der COST-Typologie, die              Roma, Schulabbrecher usw.).
urbane Landwirtschaft und urban gardening un-                    • Schulgärten, die in der Regel in Grund- und
terscheidet. Die ausgewählten Beispiele wurden                  Mittelschulen angelegt werden; und
alle in einem kleinem Maßstab ausgeführt und ge-
                                                                  • Therapiegärten, die sich an Menschen mit Be-
hörten damit zur Kategorie des urban gardenings.
                                                                hinderungen oder Gesundheitsproblemen (Alko-
Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass klein-
                                                                holabhängige, geistig Behinderte etc.) richten.
maßstäbliche Praktiken einfacher zu handhaben
und umzusetzen sind, wenn man einen partizipa-
tiven Ansatz verfolgen und/oder marginalisierte
Gruppen auf egalitäre Weise einbeziehen will

  Praxisbeispiele partizipativer urbaner Landwirtschaft nach geographischer Lage

30%

25%

20%
                                                                                                   therapeutic garden
15%                                                                                                community garden

                                                                                                   social garden
10%
                                                                                                   educational garden

5%

0%
      Bulgaria Czechia Germany Hungary Slovakia Slovenia         Canada   Mexico   USA   Germany

                            Danube Region                              Outside Danube Region

                                                           14
Marginalisierte Gruppen, die in den Praxisbeispielen eingeschlossen sind

                           8
                                                                                                                                                                                            7
                           7
                           6
                           5
                                                                           4                                                                                                 4
                           4
                                                                                                                                                                                                                                                                                           3
                           3
                                                                                                         2                                  2                                                                  2
                           2
                                            1                 1                              1                           1                                   1                                                                                1             1             1
                           1
                           0
                                             s               ps            ils            s              s              ts                                                                                      es                              s            ts                            s
                                          tie            u                p            ill            er             n                     re
                                                                                                                                               n            en            e  rly             od              ili              ple
                                                                                                                                                                                                                                          l   ic            n             ple           nt
                                     li               ro               pu            sk           gs
                                                                                                     t
                                                                                                                  de               ild                  om             ld
                                                                                                                                                                                            o
                                                                                                                                                                                                                           eo          ho                de            eo              a
                                  bi                g                                                           u                                                   e                    rh                m              p                           i               p          i  gr
                                sa                                 d             w               n           st                  ch                 w                                u               fa                             co              es
                             di              i  c
                                                               an              ne            u                                                 ly                                o                                    d           al          r                   a             m
                                          hn                                              yo                             ith                er                                hb                                   re                      or                m            im
                     ith             et                   ds             ire                                                                                                ig                             de                                             Ro
                    w            s                      ki           q u
                                                                                                                r   s
                                                                                                                        w
                                                                                                                                      el
                                                                                                                                        d
                                                                                                                                                                       ne                               or                               po
                                                                  ac                                                                                                                                   s
                n
                           ri ou                                                                             he                                                  he                                 di
            re                                               ho                                            ot                                                   t                               l
          ld            va                                                                                                                                                                 ta
       hi                                               w                                                m
                                                                                                                                                         ro
                                                                                                                                                            m
                                                                                                                                                                                      en
   c             om                              pl
                                                    e                                                                                                   f                            m
               fr                            o                                                                                                  t   s                            /
        ren                               pe                                                                                               d en                          ed
                                                                                                                                       si                               l
   ild                               ng                                                                                             e                               ab
ch                           yo
                                u
                                                                                                                                 tr                             di
                                                                                                                                                                   s
                                                                                                                              n
                                                                                                                        e   re
                                                                                                                  d iff

       Die Analyse der Praxisbeispiele zeigte:
        • die in den Praxisbeispielen identifizierten                                                                                                           obwohl diese den Nutzern wirklich Spaß macht;
       Gruppen sind sehr vielfältig (vor allem die Gruppe                                                                                                         • Entscheidungsträger sind meist indirekt
       der Kinder und Jugendliche),                                                                                                                             beteiligt, das Fehlen von (zumindest minimaler
         • marginalisierte Gruppen sind in der Regel nicht                                                                                                      und dauerhafter) Finanzierung sowie die zumind-
       in der Lage, sich zu organisieren und sich selbst zu                                                                                                     est befristete Sicherung der Grundstücke bedroht
       aktivieren; sie brauchen Hilfe, meist von einer NGO,,                                                                                                    die urbanen Gärten;
         • gut organisierte Bewohner sind erfolgreich                                                                                                             • das Fehlen von (zumindest minimaler und
       und proaktiv, aber sie können nicht als marginalisi-                                                                                                     dauerhafter) Finanzierung sowie die zumindest
       erte Gruppe eingestuft werden. Sie haben jedoch in                                                                                                       befristete Sicherung der Grundstücke bedroht die
       der Regel ähnliche Bedürfnisse, wie z.B. die Mögli-                                                                                                      urbanen Gärten,
       chkeit, soziale Kontakte aufzubauen, ein Zuge-                                                                                                             • urbane Gärten tragen zur Nachhaltigkeit bei,
       hörigkeitsgefühl zu entwickeln sowie frische und                                                                                                         da sie Natur und Biodiversität in die Städte bringen
       gesunde Lebensmittel ihrer Wahl zu produzieren;                                                                                                          (Ökologie), Menschen aktivieren, die Schwierig-
         • die erfolgreichsten Fälle sind diejenigen mit                                                                                                        keiten bei der Integration in die Gesellschaft haben,
       vielen verschiedenen Interessengruppen, die sich                                                                                                         indem sie die intergenerationelle Integration sowie
       gegenseitig helfen und in denen marginalisierte                                                                                                          den interkulturellen Dialog fördern und Wissen aus-
       mit nicht benachteiligten Personen vermischt                                                                                                             tauschen, schaffen und übertragen (Gesellschaft);
       werden,                                                                                                                                                  aber auch durch die Bereitstellung von frischem
        • der Aufbau einer Gemeinschaft iist für Teil-                                                                                                          Gemüse und Obst, als soziales Korrektiv für ärmere
       nehmer in der Regel wichtiger als die Gartenarbeit,                                                                                                      Einwohner (Wirtschaft).

                                                                                                                                                   15
Exkursionen
In den letzten zwei Jahren erhielten die Partner
die Möglichkeit, aus Beispielen außerhalb ihres
Landes zu lernen. Durch 5 Exkursionen sammelten
sie Erfahrungen aus erster Hand in 5 verschiedenen
Ländern: Slowenien (Velenje), Slowakei (Banská By-
strica), Deutschland (München), Tschechien (Prag)
und Bulgarien (Blagoevgrad).

Diese Besuche gaben Einblicke in lokale Initiativen
und Praktiken sowie die Möglichkeit den transna-
tionalen Ausbildungsrahmen zu nutzen, insbeson-
dere durch die Entwicklung von Ausbildungsin-
strumenten. Sie dienten dem Wissensaustausch
zwischen der AgriGo4Cities-Expertengruppe und
den Pilotregionen und boten die Gelegenheit zu
einer konstruktiven Debatte.

Lokal relevante Themen, Hindernisse, Best Practices
und Erfahrungen wurden von den Partnern nach
jedem Besuch ausführlich diskutiert. Einen kurzen
Überblick über die wichtigsten Ergebnisse geben
die folgenden Tabellenblätter.

  Gemeinschaftsgarten hinter einem Baugebiet in
  Ljubljana

                                                      16
Exkursion: Velenje, Slowenien                       Exkursion: Banská Bystrica, Slowakei

Anzahl der      3                                   Anzahl der      3
besuchten                                           besuchten
Gärten:                                             Gärten:

Typen urba-     temporäre (1) und dauerhafte        Typen urba-     Gemeinschaftsgärten
ner Land-       (2) Schrebergärten                  ner Land-
wirtschaft:                                         wirtschaft:

Zielgruppe:     • jeder Haushalt in Velenje         Zielgruppe:     • Zivilgesellschaft
                • Familien der Minenarbeiter                        • Jugendliche
                • Arbeitslose und Personen                          • Kinder mit psychischen
                mit niedrigem Einkommen                             Störungen

                                                    Wichtigste      leicht zugänglich in der In-
Wichtigste      Die Stadt ist sich der Be-          Erkenntnisse:   nenstadt / Treffpunkt / mit
Erkenntnisse:   deutung und des Nutzens                             kulturellen Projekten kom-
                der urbanen Landwirtschaft                          biniert / flexibel und offen für
                bewusst / Gärten sind mit                           Weiterentwicklung / Vielfalt
                öffentlichen Verkehrsmit-                           (nicht nur urbane Land-
                teln und mit dem Fahrrad                            wirtschaft) / Marketing von
                leicht zugänglich / starker                         Gartenprodukten / Veranstal-
                politischer Wille vorhanden                         tungen

                                               17
Exkursion: München, Deutschland                       Exkursion: Prag, Tschechien

Anzahl der      4                                     Anzahl der      2
besuchten                                             besuchten
Gärten:                                               Gärten:

Typen urba-     (informeller) Schrebergarten          Typen urba-     Gemeinschaftsgärten,
ner Land-       (1) und Gemeinschaftsgärten           ner Land-       open-air Veranstaltungen
wirtschaft:     (3)                                   wirtschaft:

Zielgruppe:     • Jugendlich (16-21 Jahre)            Zielgruppe:     • Kindergarten und Grund-
                  unbegleitete Geflüchtete                            schule
                • Zivilgesellschaft                                   • Mütter mit Kleinkindern
                • Bewohner mulikulturellen                            • Senioren
                und multiethnischen Nach-
                barschaft
                • Senioren, Migranten, Kinder
                                                      Wichtigste      Nähe zum Kindergarten /
                                                      Erkenntnisse:   Versorgung (z.B. Wasser, Un-
Wichtigste      stabile Finanzierung /                                terstand) / Workshops /
Erkenntnisse:   erfahrene Betreuer und Er-                            ökologisches gärtnern /
                zieher / Raum für Bildung /                           Spielplatz
                experimentell / Recycling /
                erweiterbar / offen für alle /
                öffentliche Unterstützung /
                nahe am Wohngebiet

                                                 18
Aus den Exkursionen und insbesondere ihren ei-
Exkursion: Blagoevgrad, Bulgarien                   genen Pilotaktionen konnten die territorialen Part-
                                                    ner ihre Arbeitsschritte reflektieren. Für die erfol-
                                                    greiche Umsetzung einer partizipativen urbanen
                                                    Landwirtschaft wird empfohlen, auf Folgendes zu
                                                    achten

                                                    Zielgruppe
                                                      • Es ist wichtig, das Alter der Zielgruppe zu
                                                    berücksichtigen. Die Kenntnis der Bedürfnisse und
                                                    Fähigkeiten dient einer erfolgreichen Ansprache
                                                    der Zielgruppe. Das Wichtigste ist, mit der Gruppe
                                                    in Kontakt zu treten und direkte, persönliche Kon-
                                                    takte zu den Beteiligten zu pflegen.
                                                      • Die Konzentration auf die aktivsten Teilnehmer
Anzahl der      4                                   hilft, die zögerlicheren zu mobilisieren (achten Sie
besuchten                                           auf diejenigen, die das Potenzial zum Führen haben
Gärten:                                             und denen die anderen Teilnehmer folgen werden).
                                                     • Erstellen Sie einen gemeinsamen Arbeits-
                                                    bereich für mehrere Personen.
Typen urba-     sozialer Garten,
                                                      • Visualisierung ist ein effektives Kommunika-
ner Land-       Therapiegarten
                                                    tionsmittel für alle Altersgruppen.
wirtschaft:
                                                      • Workshops sollten interaktiv sein und nicht
                                                    von Vorträgen dominiert werden.
Zielgruppe:
                • Kinder mit besonderen
                Bedürfnissen
                • Senioren                          Nachhaltigkeit
                • Roma                               • Beauftragen Sie einen Mentor für die Koordi-
                • Langzeitarbeitslose               nation der Aktivitäten trotz des freiwilligen Engage-
                                                    ments der Beteiligten.
                                                      • Bauen Sie Verbindungen und Zusammenar-
                                                    beit mit Stadträten und relevanten Organisa-
Wichtigste      Städtisches soziales Unter-         tionen. auf.
Erkenntnisse:   nehmen als Arbeitgeber /              • Liefern Sie so schnell wie möglich Ergebnisse,
                wirtschaftliche und soziale         um der Skepsis zu begegnen. Misstrauen und
                Inklusion / ästethische Ver-        Missverständnisse können durch Zusammenarbeit
                besserung öffentlicher Parks        beseitigt werden, da sie das Vertrauen derjenigen
                / öffentliche Sichtbarkeit /        erhöhen, die am Erfolg zweifeln.
                Geschlechtergerechtigkeit
                                                      • Gewinnen Sie die Unterstützung lokaler Un-
                / ganzjährig nutzbar (Win-
                                                    ternehmen, um die Nachhaltigkeit des Projekts zu
                tergarten) / therapeutischer
                                                    gewährleisten und ihm Anerkennung zu gewähren
                Aspekt / garantierte Finan-
                                                    (z.B. die Unterstützer auf dem Projektgelände zei-
                zierung / klein genug, um
                                                    gen).
                gemanaged zu werden /
                personalisierte Bäume

                                               19
• Berücksichtigen Sie die unterschiedlichen
Routinen der Teilnehmer bei der Festlegung von
Besprechungszeiten oder -tagen.
  • Eine klare Erklärung aller Schritte und Mögli-
chkeiten ist notwendig, um Konflikte und Enttäus-
chungen zu vermeiden.
  • Denken Sie an die Wetterbedingungen bei
der Gartenanlage (z.B. sollten Gartenbeete in der
Lage sein, nassen Boden zu halten usw.)..
  • Halten Sie das Interesse der Teilnehmer, an-
derer Interessengruppen und der Öffentlichkeit am
Projekt durch Veranstaltungen aufrecht.

                                                          Peri-urbaner Garten in Blagoevgrad

                                                     20
ten. Ohne formale Unterstützung, war die urbane
GEMEINSAME METHODIK
                                                                       Landwirtschaft meist ein Bottom-up-Prozess, der
PARTIZIPATIVER URBANER                                                 typischerweise von Einzelpersonen oder Nichtr-
LANDWIRTSCHAFT                                                         egierungsorganisationen initiiert wurde und nicht
                                                                       etwa von Regierungen und Stadtplanern. Durch die
                                                                       Bereitstellung von Leitfäden zur Entwicklung und
Leitlinien            für        die       Aktions-                    Implementierung ist es möglich, die Kapazitäten
planung                                                                der öffentlichen Verwaltungen zu verbessern,
Kaja Cunk                                                              um relevante Interessengruppen und die Zivilge-
                                                                       sellschaft in Entscheidungen und Öffentlichkeits-
                                                                       beteiligung über urbane Landwirtschaft ein-
Betrachtet man urbane Landwirtschaft als einen
                                                                       zubeziehen.
Prozess der sozialen Innovation, um partizipative
Mechanismen in Entscheidungsprozesse zu inte-
grieren, ergibt sich die Notwendigkeit der Aktion-                     Eine erfolgreiche partizipative urbane Land-
splanung. Dabei wird die soziale Integration der                       wirtschaft ist eine soziale Innovation. Um sie als
benachteiligten Bevölkerungsgruppen erhöht und                         solches zu gestalten, sollten die sechs Schritte der
die Lebensfähigkeit der Städte stimuliert.                             sozialen Innovation befolgt werden: von einer guten
                                                                       Diagnose der Situation, durch einen kreativen
                                                                       Prozess der Ideenfindung und des iterativen Proto-
Es gab eine erhebliche Trennung zwischen denen,
                                                                       typings bis hin zur kontinuierlichen Überwachung.
die urbane Landwirtschaft betreiben und organi-
                                                                       Nach dem Erfolg könnte die partizipative städtische
sieren, und denen, die sie regulieren und verwal-
                                                                       Landwirtschaft auf neue Standorte ausgeweitet
                                                                       und auf eine höhere Ebene ausgerichtet werden;
                                                                       dies würde das System verändern.
  Die soiale Innovationsspirale

                                                                                           Systemic change

                                                               Diagnosis

                                                                                      DIAGNOSIS
           Ideation                                                                   Understanding is the key.

                                                                                      IDEATION
                                                                                      The spark of innovation.
         Prototype
                                                                                      PROTOTYPE
                                                                                      The test phase.
                                                               Scale
                              Monitor                                                 MONITOR
                                                                                      Defining the success.

                                                                                      SCALE
                                                                                      Spreading social-sector innovations.

                                                                                      SYSTEMIC CHANGE
                                                                                      Facilitating change that would
                                                                                      pervade different elements and
  Inspired by: Young Foundation, The Open Book of Social Innovation                   truly change the system.
  - www.youngfoundation.org

                                                                  21
DiagnosE                                                           IDEE
Die Diagnose ist die Grundlage für alle weiteren Phasen,           Ideenfindung erfordert einen iterativen Prozess der
denn Verständnis ist der Schlüssel. Es gibt eine Vielzahl          Überarbeitung und Verfeinerung des Konzepts. Sie ist
von Ansätzen zur Analyse, da jeder Fall einzigartig ist und        das Bindeglied zwischen Problem und Lösung, basiert
ein bestimmtes Set an Diagnosetechniken erfordert.                 auf der Analyse und den Ergebnissen der Diagnose-
Im Falle der partizipativen urbanen Landwirtschaft wur-            phase, und führt zum Prototyping.
den drei Diagnosebereiche vorgeschlagen:                           Wenn Ideen entstehen, muss man sich folgende As-
 •   Die sozialen Verhältnisse der Zielgruppen;                    pekte der vorgeschlagenen Ideen ansehen:
Die Sozialanalyse kann allgemein (statistische Analyse,             •   Emotionale;
Umfragen) oder detailliert (Beobachtung der Teilne-                 •   Organisatorische;
hmer, Interviews) sein. Die Techniken zum Verständnis               •   Erfahrungen;
der sozialen Umstände beinhalten Fotoerhebung, Res-                 •   Wirtschaftliche;
sourcenfluss, Fotosafaris, Führungen und andere.
                                                                    •   Soziale;
 •  Beziehungen zwischen den Interessengruppen in
ihrer Nachbarschaft und Gemeinschaften;
                                                                    •   Kulturelle;

Jedes Projekt ist Teil eines größeren Netzwerks von Ak-
                                                                    •   Räumliche.
tivitäten und Dienstleistungen, die von verschiedenen              Eine Vielfalt an Ideen ist gut, da eine jede unerwartete
Interessengruppen betrieben werden. Sie schaffen das               Innovationsfelder und neue Perspektiven bieten kann.
institutionelle Umfeld, in dem die Akteure zusammenar-             Es ist wichtig, diese Ideen, Kenntnisse und Erwartun-
beiten und sich gegenseitig unterstützen müssen, um                gen zu teilen, damit aus diesen verschiedenen Op-
den Erfolg unseres Handelns sicherzustellen.                       tionen Entscheidungen getroffen werden können.
 •  Die räumlichen Dimensionen des Gebietes, das für               Der Ideenprozess beinhaltet eine Analyse dessen,
die städtische Landwirtschaft genutzt werden soll;                 was unter Berücksichtigung der aufgezeigten Ein-
                                                                   schränkungen erreicht werden könnte, sowie den Ver-
Der Raum ist ein integraler Bestandteil jeder Aktivität
                                                                   such, optimale Lösungen dafür zu finden.
und muss sowohl auf Stadt- als auch auf Quartiersebene
erforscht und analysiert werden.

 PrototypING                                                        MONITORING
Kein Plan ist von Anfang an perfekt. Anstatt das endgül-           Das Monitoring sichert die effektive Umsetzung der
tige Format eines Stadtgartens zu planen, sollten vorher           Endziele einer partizipativen urbanen Landwirtschaft.
mehrere kleinere Schritte in Betracht gezogen werden.              Durch das Monitoring werden sammeln und analysie-
Prototyping ermöglicht es, bereits während der Planung             ren wir Daten über die laufenden Aktivitäten, um de-
des urbanen partizipativen Gartens Feedback von Nut-               taillierte Informationen über die geleistete Arbeit zu
zern zu sammeln.                                                   erhalten.
Prototyping soll:                                                  Obwohl das Monitoring in der Regel nach oder
  • Zeit, Energie und Ressourcen sparen;                           während der Projektaktivitäten erfolgt, findet ein en-
                                                                   tscheidender Schritt zu Beginn statt, indem die ‚Key
  • die Gelegenheit bieten, etwas in einem größeren
                                                                   Performance Indicators (KPIs)‘ definiert werden. Die
      Maßstab zu haben;
                                                                   wichtigsten davon sind:
  • Elemente offenlegen, die ansonsten übersehen                     • Inputs (die benötigten Ressourcen);
      werden;
                                                                    • Aktivitäten (die eigentliche Arbeit, die geleistet
  • zu einer höheren Benutzerzufriedenheit führen.                       werden muss);
Das Prototyping sollte ordnungsgemäß dokumenti-                     • Outputs (die direkten und messbaren Ergeb-
ert und moderiert werden, mit Hinweisen, warum und                       nisse);
wie etwas anders gemacht wurde, und mit einer Be-                   • Ergebnisse (die Änderungen, die zu den Ergebnis-
schreibung der einzelnen Schritte.                                       sen führen);
                                                                    • Wirkungen (die endgültigen Ziele, die Wirkung
                                                                         der Aktivitäten).

                                                              22
SKalIeRUNG                                                   Systemic change
Nach der ersten Bewertung der Chancen und der                Durch die Einführung einer neuen Art von sozia-
Definition einer Innovation sollte ein wirksames Mit-        lem Angebot, die Neudefinition des Eigentums, die
tel zur Verbreitung sozialer Innovationen festgelegt         Entwicklung neuer Finanzierungsmodelle oder die
werden, um eine größere Wirkung zu erzielen.                 Förderung der Kreislaufwirtschaft sollte die urbane
                                                             partizipative Landwirtschaft nicht mit urbanen Gär-
                                                             ten enden, sondern mit einer Veränderung der Po-
Es gibt mehrere Möglichkeiten, partizipative urbane          sition ihrer Nutzer innerhalb des Sozialsystems.
landwirtschaftliche Aktivitäten zu skalieren:
                                                             Über den Gemüseanbau und die Teilnahme hin-
  • Einflussnahme (Information bereitstellen und
     für soziale Themen und die Potenziale des               aus, geht es bei der partizipativen urbanen Land-
     Ansatzes sensibilisieren);                              wirtschaft darum, Strukturen zu schaffen, die die
                                                             Integration von marginalisierten sozialen Gruppen
 • Direkter Ansatz der Nachbildung (in die or-
     ganisatorischen Fähigkeiten investieren, neue           sichern und stärken. Es könnte dazu führen, dass
     Nutzer einbeziehen, neue Standorte entwick-             eine neue Form der partizipativen und inklusiven
     eln);                                                   sozialen Systems entsteht. Es könnte sogar die En-
 • Verbreitung (Unterstützung und Bereitstel-                twicklung einer Kreislaufwirtschaft erleichtern, in der
     lung von Information, Beratung und Schulung,            die zuvor marginalisierten Gruppen zum Zentrum
     Lizenzierung des Ansatzes)                              der Wirtschaftsprozesse werden; oder es könnte mit
                                                             unterschiedlichen Vorstellungen von Leistungen für
                                                             Langzeitarbeitslose experimentieren..
Durch Austausch, Lobbying und Verzweigung
                                                             Die partizipative urbane Landwirtschaft ist ein
tragen alle Skalierungsaktivitäten zur Verbesserung
                                                             Prozess und kein Projekt. Es sollte nicht mit der
der sozialen Verhältnisse der definierten Zielgrup-
                                                             Schaffung eines Gartens enden, sondern sollte sich
pen bei.
                                                             nach Bedarf kontinuierlich weiterentwickeln, wobei
                                                             die Wirkungen überwacht werden. Wenn es erfol-
                                                             greich ist, dann gibt es die Möglichkeit zu skalieren
                                                             - und die Zahl der Nutzer zu erhöhen. So kann eine
                                                             Vision des systemischen Wandels entstehen: eine
                                                             langfristige Vision, die über den Gemüseanbau hin-
                                                             ausgeht.
                                                             Folgende Schritte       führen    zur   systemischen
                                                             Veränderung:
                                                               •   Adopt (Übernehmen)
                                                             Innovation wird von externen Akteuren eingeführt,
                                                             und die Verantwortung für sie wird schrittweise in-
                                                             stitutionalisiert oder von den relevanten Akteuren
                                                             des Systems übernommen.
                                                               •   Adapt (Anpassen)
                                                             Verhaltensänderungen relevanter Akteure werden
                                                             nachhaltig unterstützt, verschiedene Änderungen
                                                             werden in den Standardbetrieb integriert.
                                                               •   Respond (Reagieren)
                                                             Andere unterstützende Funktionen und Regeln
                                                             beginnen sich als Reaktion auf die Innovation zu
                                                             ändern.
                                                               •   Expand (Erweitern)
                                                             Die Grenzen werden verschoben. Der Samen der
                                                             Veränderung wächst und dehnt sich in neue Rich-
                                                             tungen aus.
                                                        23
Veröffentlichung: “Approaching urban
agriculture as a social innovation”

AgriGo4Cities hat eine Publikation mit dem Titel
“Approaching urban agriculture as a social inno-
vation - Guidelines for the development and im-
plementation of an action plan” erstellt:
Die Publikation stellt verschiedene Arten von sys-
temischen Planungswerkzeugen vor, die Planern,
Praktikern und der Zivilgesellschaft zur Verfügung
stehen, damit sie in einem Prozess des gemein-
samen Lernens die Entwicklung der urbanen Land-
wirtschaft effektiv steuern können.

Das Buch beinhaltet Gründe für die urbane Land-
wirtschaft, die Inklusion marginalisierter sozialer
Gruppen sowie Informationen zu partizipativer Pla-
nung und definiert die Rolle sozialer Innovation.
Es wird jede Phase der Aktionsplanung vorgestellt,
zusammen mit konkreten Planungsinstrumenten
und einem Good-Practice-Beispiel. Die Publikation
enthält kurze Takeaways aus allen Kapiteln und ver-
schiedene urbane Gärten zum besseren Verständ-
nis. Das letzte Element der Veröffentlichung stellt
der “Urban Agriculture Canvas” dar, der zur Unter-
stützung des Aktionsplanungsprozesses entwickelt
wurde.

Die Publikation ist online im Bereich Bibliothek der
AgriGo4Cities-Webseite verfügbar (http://www.
interreg-danube.eu/approved-projects/agrigo4ci-
ties).

  Das Deckblatt der Publikation “Approaching urban
  agriculture as social innovation”

  Ein Good-Practice-Beispiel in der Publikation

                                                       24
Sie können auch lesen