PERSPEKTIVEN FÜR DIE ALPEN - WAS KÖNNEN ALPENKONVENTION UND EINE MAKRO REGIONALE ALPENRAUMSTRATEGIE DAZU BEITRAGEN? - ARGE ALP
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Tagungsband Perspektiven für die Alpen Was können Alpenkonvention und eine makroregionale Alpenraumstrategie dazu beitragen? Nationale Fachtagung von CIPRA Österreich 19. September 2011, Wien
IM P RESSUM Herausgeber: CIPRA Österreich Strozzigasse 10/7-9 A-1080 Wien E-Mail: oesterreich@cipra.org www.cipra.at Redaktion: Helmut Kudrnovsky, Christian Baumgartner, Peter Haßlacher und Ingeborg Schmid-Mummert Textbearbeitung: Helmut Kudrnovsky Deutsche Zusammenfassung und Übersetzung: Helmut Kudrnovsky, Diana Gregor Layout und grafische Gestaltung: Josef Essl, ALPEN-CONSULT, Innsbruck Karten Alpenbogen Perimeter/Titelgrafik: Helmut Kudrnovsky Satellitenbild: Geospace International GmbH Bildnachweise: Archiv Alpenkonventionssekretariat: S. 19 CIPRA Österreich: S. 39, 40 F. Gurgiser: S. 36 J. Essl: S. 7, 13, 15, 17, 21 (o./u.), 23, 24, 26, 28, 29, 32, 34 H. Bauer: S. 45 G. Stabentheiner: S. 8, 21 (m.) Druck: Donau Forum Druck GmbH ISBN-13: 978-3-900711-84-9
CIPRA Österreich Veröffentlichungen 3 Tagungsband Perspektiven für die Alpen Was können Alpenkonvention und eine makroregionale Alpenraumstrategie dazu beitragen? Jahrestagung von CIPRA Österreich 19. September 2011, Wien www.cipra.at Wien, Dezember 2011
Vorwort Nikolaus Berlakovich Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Lebensqualität und wirtschaftliche Perspektiven erhöhen D ie Alpen sind die wichtigste Bergkette in Europa. Mehr als 14 Millionen Menschen le- ben im Alpenraum. Klar ist, dass die Heraus- forderungen dieses riesigen Gebietes nicht von den einzelnen Ländern, sondern nur grenzüber- schreitend gelöst werden können. Im Jahr 2011 haben wir das 20-jährige Bestehen der Unter- zeichnung der Alpenkonvention gefeiert. Die Alpenkonvention gilt mittlerweile als Modell für eine funktionierende Zusammenarbeit der Berggebiete. Auf dem dabei erarbeiteten Knowhow und den Strukturen müssen wir weiter aufbauen. Es gilt, diese Poten- ziale auch auf EU-Ebene verstärkt zu nutzen und zu veran- kern. Wichtig ist mir dabei, dass der Alpenraum nicht nur als Ressourcen- und Erholungsgebiet für angrenzende Metropolen dient. Daher war es ein richtiger Schritt anlässlich der XI. Al- penkonferenz im slowenischen Brdo im März 2011, dass die Al- penländer eine von mir geforderte Deklaration angenommen haben, dass sich die Alpenkonvention auf europäischer Ebene aktiv in die Entwicklung einer EU-Alpenstrategie einbringen will. So können wir die Lebensqualität und die wirtschaftli- chen Perspektiven der in diesem ländlichen Raum ansässigen Menschen erhöhen und absichern.
I n h a lt Einführung 6 P eter H asslacher „Perspektiven für die Alpen — Alpenkonvention und die Idee einer Alpenraumstrategie: ein Problemaufriss“ 7 W olfgang S treitenberger „Die makroregionalen Strategien der EU“ 12 M arco O nida „Die laufenden Aktivitäten der Alpenkonvention im Hinblick auf eine mögliche makroregionale Strategie für die Alpen“ 19 G eorg S chadt „Eine Makrostrategie als Mikrokosmos alpiner Interessenträger? Zur Governance-Herausforderung einer EU-Alpen(raum)strategie“ 24 H erwig van S taa „Makroregionale Strategien und Alpenkonvention aus regionalpolitischer Sicht“ 28 W erner B ätzing „Makroregion Alpen und Alpenkonvention — Gegensatz oder ideale Ergänzung? Die europäischen Makroregionen zwischen Aufwertung von Peripherien und Stärkung von Metropolregionen“ 34 5 I nterview mit W erner B ätzing „Die Alpen lösen ihre Probleme gemeinsam oder gar nicht“ 38 H elmut K udrnovsky Podiumsdiskussion „Perspektiven für die Alpen“ 40 Perspektiven für die Alpen — Schlussfolgerungen 47 Anhang Deklaration der XI. Alpenkonferenz zur Makroregion 50 Mandat Arbeitsgruppe Makroregion der Alpenkonvention 50 Erklärung der 2. Konferenz der Alpenregionen 51 Deklaration Mittenwald — gemeinsame Erklärung anlässlich des Regionen Gipfels zur Alpenstrategie 52 Erklärung der 3. Konferenz der Alpenregionen 54 Beschluss „Europäische Makroregion Alpenraum“ (Landtage Tirol, Südtirol, Trentino) 54 Resolution zu einer „Makroregion Alpenraum“ (Arge Alp) 56 CIPRA ÖSTERREICH 58 CIPRA ÖSTERREICH — Veröffentlichungen 58
Einführung Peter Hasslacher Vorsitzender CIPRA Österreich D ie Internationale Alpenschutzkommission CIPRA, gegründet 1952, beschäftigt sich nunmehr seit sechs Jahrzehnten mit Fragen der Entwicklung des Alpenraumes. Ein Viertel- jahrhundert davon ist der intensiven Auseinan- dersetzung um die Realisierung der Alpenkon- vention und die Begleitung ihrer Umsetzung gewidmet. Im Mittelpunkt standen dabei immer die Sicherung der natürlichen Lebensgrundla- gen, der Mehrwert für die ortsansässige Alpen- bevölkerung und die Stärkung einer gemein- samen Alpenpolitik der Vertragsstaaten der Alpenkonvention. Es war von vornherein klar, 6 dass es sich dabei um ein ambitioniertes Ziel handelt, das nur mit Beharrlichkeit und dem Zusammenhalt aller Alpenakteu- rInnen erfolgreich erreicht werden kann. Aus der Sicht von CIPRA Österreich schaffen neue Überlegun- gen und unkoordinierte Strategiebeiträge zur künftigen geo- politischen Entwicklung des Alpenraumes Platz für Spekulati- onen und Unsicherheit. Sie können bei ihrer Umsetzung das Bild des Alpenraumes zwischen Eigenständigkeit und Abhän- gigkeit von den vorgelagerten Metropolen ganz wesentlich be- einflussen. Das Ziel der CIPRA Österreich-Jahrestagung 2011 „Perspekti- ven für die Alpen — Was können Alpenkonvention und eine makroregionale Alpenraumstrategie dazu beitragen?“ war es, durch den Input ganz wesentlicher Experten Licht ins Dunkel der neuen raumordnungspolitischen Überlegungen bringen. CIPRA Österreich bedankt sich für die interessanten Beiträ- ge bei den Referenten, den Podiumsdiskutanten und für die großzügige Unterstützung des österreichischen Lebensminis- teriums für die Drucklegung der Tagungsbroschüre. Die Inhalte der CIPRA Österreich-Veröffentlichung mögen zur Orientierung für die zukünftig folgende Diskussion einen Bei- trag leisten.
Perspektiven für die Alpen — Alpenkonvention und die Idee einer Alpenraumstrategie: ein Problemaufriss Peter Haßlacher Vorsitzender CIPRA Österreich 7 Innsbruck — inmitten des Alpenbogens gelegen und Sitz des Ständigen Sekretariates der Alpenkonvention — gilt als eine wichtige Drehscheibe für die Alpenentwicklung. Peter Haßlacher Vorsitzender CIPRA Österreich c/o Oesterreichischer Alpenverein Olympiastraße 37 A-6020 Innsbruck E: peter.hasslacher@alpenverein.at I: www.alpenverein.at I: www.cipra.at
Perspektiven für die Alpen – A lpenkonvention und die I dee einer Alpenraumstrategie: ein Problemaufriss Die Alpenkonvention – ihr Bozen), drei Alpenzustandsbe- Umsetzungsprojekten, die im Beitrag für die Entwick- richte „Verkehr und Mobilität in Rahmen des „Netzwerks Alpiner lung des Alpenraumes den Alpen“ (2006), „Wasserhaus- Schutzgebiete“ und des Gemein- halt und Gewässerbewirtschaf- de-Netzwerks „Allianz in den Al- Die Alpenkonvention ist wohl eine tung“ (2009) und „Nachhaltige pen“ ihren Platz finden, kommt der größten noch jungen alpen- Entwicklung und Innovation im in Österreich das aus Mitteln des politischen Errungenschaften, ländlichen Raum“ (2011) sind er- Lebensministeriums und der Eu- die im Jahre 1995 zum In-Kraft- arbeitet. Der Alpenzustandsbe- ropäischen Union Ländliche Ent- Treten der Rahmenkonvention richt „Nachhaltiger Tourismus“ wicklung 2007 bis 2013 finanzier- und schließlich im Internationa- wird für die XII. Alpenkonferenz te Projekt „Bergsteigerdörfer“ len Jahr der Berge 2002 in Öster- 2012 in der Schweiz vorbereitet. des Oesterreichischen Alpenver- reich zur Verankerung von acht In zahlreichen hochqualifizierten eins hinzu. Die Alpenkonvention fachlich substanziellen Durchfüh- Arbeitsgruppen und Plattformen schreitet in ihrer institutionel- rungsprotokollen führte. Seither werden alpenweit Grundlagen len, rechtlichen und praktischen sind die Deklaration „Bevölke- für die alpenspezifische Umset- Umsetzung voran, wiewohl nicht rung und Kultur“, die Klimade- zung erarbeitet. Darunter befin- zu verkennen ist, dass die ange- klaration von Alpbach (beide den sich etwa die „Leitlinien für strebte gemeinsame alpenpoliti- 2006), der Klimaaktionsplan von den Ausbau der Kleinwasserkraft sche Schlagkraft (noch) fehlt. In Evian (Frankreich 2009) und die im Alpenraum“ (2011). Vom Stän- Italien sind die Durchführungs- Deklaration zur „Makroregion Al- digen Sekretariat der Alpenkon- protokolle der Alpenkonvention penraum“ (Brdo, Slowenien 2011) vention wurden zur rechtlichen noch nicht in Kraft, da die Bemü- aufgrund aktueller Problemlagen und praktischen Projektumset- hungen in den beiden Kammern bei den Alpenkonferenzen be- zung Leitfäden für die Gemein- fehlgeschlagen sind. In der be- schlossen worden. Seit 2002 ist den in Zusammenarbeit mit den nachbarten Schweiz ist die Rati- mit Innsbruck der Sitz des Stän- nationalen Focal Points für die fizierung der Protokolle zwei Mal digen Sekretariats der Alpen- Alpenkonvention herausgegeben im Nationalrat abgelehnt worden. konvention fixiert (Außenstelle (2011). Zu den interessanten Schwerwiegend ist weiters der 8 Die Bergsteigerdörfer (im Bild Obergail, Nostra/Karnischer Kamm) sind ein Projekt des Oesterreichischen Alpenvereins zur Umsetzung der Alpenkonvention.
Perspektiven für die Alpen – A lpenkonvention und die I dee einer Alpenraumstrategie: ein Problemaufriss Quelle: Europäische Kommission: Europa 2000+. Luxemburg, 1995 9 Umstand, dass die Alpenkonven- linien, Alpenzustandsberichten, „Es gibt bedeutende Möglichkei- tion in diesem Vertragsstaat und Arbeitsgruppen, Plattformen, ten für transnationale Entwick- darüber hinaus regelrecht ver- dem mittelfristigen Arbeitspro- lungen, die auf drei verschie- schwiegen wird. gramm, usw. Das seit dem Jahr dene Weisen verfolgt werden 1995 in Kraft stehende und in könnten: EU-Dokument „Europa den Folgejahren räumlich lau- ● die Intensivierung der grenz- fend erweiterte Regime der überschreitenden Zusammen- 2000+“ sieht Anwen- Alpenkonvention ist somit das arbeit, die auf die reichen Er- dungsbereich der Alpen- beste Beispiel für eine verein- fahrungen aus den 60er-Jahren konvention als transnatio- barte transnationale Koopera- zurückgreifen kann; nalen Kooperationsraum tion. Das würdigt auch die Eu- ● die koordinierte Planung der ropäische Kommission im 1995 Alpenregion auf der Basis der Eine Diskussion über eine ma- vom Amt für Veröffentlichungen Alpenkonvention, die 1991 kroregionale Strategie für den der Europäischen Gemeinschaf- von sechs Ländern und der Alpenraum beflügelt selbstver- ten herausgegebenen Dokument Gemeinschaft unterzeichnet ständlich auch die Bemühungen „Europa 2000+ - Europäische Zu- wurde und zur Zeit ratifiziert um die In-Wert-Setzung der Al- sammenarbeit bei der Raument- wird; penkonvention. Mit ihr besteht wicklung“: „Die Alpenkonventi- ● die gemeinsame Entwicklung ein völkerrechtlich verbindliches on zeigt den politischen Willen, eines transnationalen Voral- Abkommen für acht Alpenstaaten eine abgestimmte Entwicklung pengebietes.“ und die Europäische Union, mit der Alpen mit Hilfe harmoni- Die im Dokument enthaltene Kar- einem alpenweit gemeindegren- sierter Verkehrspolitiken und te 4 „Zusammenarbeit in Euro- zenscharf abgegrenzten Anwen- gemeinsam entwickelter Leitli- pa“ benennt das den Alpenraum dungsbereich und einer Vielzahl nien für den Umweltschutz fort- betreffende Gebiet transnationa- von politischen und fachlichen zuführen“ (1995: 19). Das Doku- ler Zusammenarbeit interessan- Zielen aus den Protokollen, De- ment enthält auch ein „aktives terweise mit „Alpenkonvention“ klarationen, Aktionsplänen, Leit- Szenario“ (1995: 187): und identifiziert den Alpenraum
Perspektiven für die Alpen – A lpenkonvention und die I dee einer Alpenraumstrategie: ein Problemaufriss grob abgegrenzt viel eher mit den spärlichen Informationen Ebene auseinanderzusetzen und dem Anwendungsbereich der Al- wurden die Initiativen sehr we- sich aktiv für die Konzeption ei- penkonvention als mit dem des sentlich vom Freistaat Bayern, ner Makroregion Alpenraum im „Alpenbogens“ vom Norden Bay- dem schweizerischen Bundesamt Anwendungsbereich der Alpen- erns bis in die Emilia Romagna. für Raumentwicklung und der konvention sowohl auf der regi- Interessant war jedenfalls der französischen Region Rhône-Al- onalen und nationalen als auch Vorschlag, die gemeinsame Ent- pes getragen. Der mit der zuletzt auf der europäischen Ebene ein- wicklung eines transnationalen genannten westalpinen Region zusetzen.“ Voralpengebietes voranzutreiben eng kooperierende Europäische Es bleibt ja tatsächlich bisher (siehe Abb. S. 9). Verband der Abgeordneten der die Klärung der Frage offen, ob Gebirgsregionen (AEM) hat u.a. sich eine derartige Makroregion Der makroregionale dazu in den letzten Jahren mög- auf den Anwendungsbereich des Strategieansatz liche Konzepte vorgelegt, um die Alpine Space Programms, der Al- Alpen und die anderen Gebirgs- penkonvention, des Alpenbogens Im Jahre 2010 bekam die Diskus- regionen in das Zentrum einer oder eine neuen Abgrenzung be- sion über einen makroregionalen spezifischen Aufmerksamkeit in ziehen wird. Die Alpenregionen Ansatz für den Alpenraum einen den verschiedenen europäischen haben sich aber bei den Ver- unkoordinierten Rückenwind Politikbereichen zu rücken. Im handlungen des Vertragswerkes durch verschiedene Veranstal- Hinblick auf die in „Europa 2020“ der Alpenkonvention auf einen tungen: Konferenz der Alpenre- festgelegten Ziele und angesichts Anwendungsbereich geeinigt, gionen in Trient, gemeinsame der Krise soll dabei eine Verbes- der am ehesten dem wahren Al- Erklärung des Regionengipfels serung und Konsolidierung der penbild entspricht: rund 191.000 zur Alpenstrategie in Mitten- europäischen Gouvernanz mit- km². Offenbar liegt nun der der- wald, 42. Sitzung des Ständigen tels einer europäischen Alpen- zeitigen Diskussion u.a. das Pro- Ausschusses der Alpenkonvention Strategie erreicht werden. blem zu Grunde, dass die für die zur „Zukunft der Alpenkonventi- Trotzdem beispielsweise die Fortentwicklung der Alpenkon- on“, Forum Alpinum in München AEM und die Managing Authori- vention zuständige Politik die Al- 10 zum Thema „Metropolen und ty of the European Cooperation penkonvention (noch) nicht ver- ihre Alpen“, CIPRA Jahrestagung Programme Alpine Space als Be- innerlicht hat und deshalb auch 2010 am Semmering „Die Alpen obachter in den Gremien der Al- nur fragmentarisch umsetzt. im Wandel“. Der Hintergrund für penkonvention sitzen, waren die Ausgehend vom Faktum, dass die unterschiedlichen Aktivitäten Irritationen insbesondere unter die Alpenkonvention existent waren die makroregionalen Stra- VertreterInnen der Alpenkonven- ist und ihr Anwendungsbereich tegien für den Ostseeraum und tion und alpiner Organisationen feststeht, die erarbeiteten Do- für den Donauraum sowie das nicht übersehbar. So wurde von kumente eine Fülle von umsetz- Interesse weiterer europäischer einem hohen beamteten Reprä- baren Vorschlägen enthalten, ist Räume mit Kooperationscharak- sentanten eines österreichischen eine makroregionale Alpenraum- ter an einer transnationalen Zu- Bundeslandes mit Anteil am An- strategie darauf abzustimmen. sammenarbeit. Es sollte also nur wendungsbereich der Alpenkon- Ohne Zweifel gibt es eine Reihe eine Frage der Zeit sein, bis al- vention deutlich zum Ausdruck von Interaktionsfeldern, welche pine Regionen die Initiative dazu gebracht, dass bei Realisierung die Makroregion Alpenraum mit ergreifen würden. Die Motive einer Makroregion Alpenraum die Alpenvorfeldregionen geogra- dazu sind wahrscheinlich vielfäl- Existenz der Alpenkonvention in phisch und inhaltlich verbindet. tig und haben u.a. ihre Wurzeln Gefahr sei. Interessant ist der Diese sind zu identifizieren und in Überlegungen zur Fortführung Beschluss des Südtiroler, Tiroler in einem Gesamtpaket zu verei- des Alpine Space Programms, in und Trentiner Landtages anläss- nen. Für die Metropolregionen der Erschließung neuer Finanzie- lich der gemeinsamen Sitzung soll nach dem bereits erwähnten rungsquellen für transnationale am 30. März 2011 in Meran: EU-Dokument „Europa 2000+“ Projekte und Untersuchungen, „Der Tiroler, der Südtiroler und ein Programm für ein transnatio- möglicherweise in der Neude- der Trentiner Landtag fordern nales Voralpengebiet entwickelt finition einer „Alpenbogen-Ab- die Landesregierungen von Ti- werden. grenzung“ mit dem Inhalt des rol, Südtirol und dem Trentino Anwendungsbereichs der Alpen- auf, sich intensiv mit den mak- konvention und den vorgelager- roregionalen Strategien auf eu- ten Metropolregionen, usw. Nach ropäischer regionalpolitischer
Perspektiven für die Alpen – A lpenkonvention und die I dee einer Alpenraumstrategie: ein Problemaufriss Ausgewählte Literaturhin- xemburg: Amt für Veröf- Messerli, P. (2011): Der Alpen- weise für die weiterfüh- fentlichungen der Europäi- raum muss eine neue Be- rende Diskussion schen Gemeinschaften, 246 ziehung zum übrigen Euro- S. ISBN 92-826-9097-0 pa aufbauen. Interview von Ahlke, B., W. Görmar u. A. Hartz P. Poldervaart. In: forum (2007): Territoriale Agen- Görmar, W. (2010): Makroregio- raumentwicklung Informa- da der Europäischen Union nale Strategien: eine neue tionsheft Bundesamt für und transnationale Zusam- Dimension europäischer Raumentwicklung ARE 39, menarbeit. In: Informatio- Zusammenarbeit? In: In- H. 1, S. 21 - 25. nen zur Raumentwicklung formationen zur Raument- H. 7/8, S. 449 - 463. wicklung H. 8 (= Themen- Onida, M. (2010): Netzwerk Al- heft: Europäische Politik penregionen wird aktiv. des territorialen Zusam- Erfolgreiche Konferenz in Ahlke, B., K.P. Schön (2010): He- menhalts), S. 577 - 589. Trient. In: Die Alpenkon- rausforderungen und Rah- vention – Nachhaltige Ent- menbedingungen für eine Haßlacher, P. (1996): Die Alpen im wicklung für die Alpen Nr. Politik des territorialen Spiegel der EU-Politik – Via 59, S. 10 - 11. Zusammenhalts in Euro- Alpenkonvention zu einem pa. In: Informationen zur Ziel-7-Gebiet? In: Agrar- Ständiges Sekretariat der Alpen- Raumentwicklung H. 8 (= wirtschaft und Agrarsozio- konvention – Hrsg. (2007): Themenheft: Europäische logie 2/96 (= Beiträge der Verkehr und Mobilität in Politik des territorialen gemeinsamen Tagung der den Alpen. Alpenzustands- Zusammenhalts), S. 525 - Österreichischen Gesell- bericht. Alpensignale – 542. schaft für Agrarökonomie Sonderserie 1. Innsbruck, und der Schweizerischen 153 S. Bätzing, W. (2010): Die bayeri- Gesellschaft für Agrarwirt- schen Alpen im Würgegriff schaft und Agrarsoziologie Ständiges Sekretariat der Alpen- der Landeshauptstadt. In: am 26./27.9.1996 in Inns- konvention — Hrsg. (2009): 11 Unser Bayern Bayerische bruck zum Thema „EU-Ag- Wasserhaushalt und Ge- Staatszeitung 59, Nr. 8/9, rarpolitik und Berggebie- wässerbewirtschaftung. S. 22 - 26. te“), S. 177 - 194. Alpenzustandsbericht. Al- pensignale — Sonderserie Bätzing, W. (2010): Die Alpen Haßlacher, P. (2010): Der Alpen- 2. Innsbruck, 56 S. (Zusam- im Sog der europäischen raum im Strategiewirrwarr. menfassung) Metropolen. In: Akademie In: Die Alpenkonvention – Aktuell (= Zeitschrift der Nachhaltige Entwicklung Ständiges Sekretariat der Alpen- Bayerischen Akademie der für die Alpen Nr. 60, S. 2. konvention — Hrsg. (2011): Wissenschaften) H. 34, Nachhaltige Entwicklung Ausg. 03/2010, S. 14 - 17. Makroregionen in Europa: Inte- und Innovation im ländli- gration durch territoriale chen Raum. Alpenzustands- Drimmel, N. (2010): Österreichi- Zusammenarbeit. In: Mit- bericht. Alpensignale — sche Stärken einbringen ist teilungsblatt des Ausschus- Sonderserie 3. Innsbruck, unser Ziel — Donauraum- ses der Regionen Nr. 68, 52 S. (Zusammenfassung). strategie: Rolle und Posi- März-April 2010, S. 7 - 9. tion des Österreichischen Gemeindebundes. In: Kom- Messerli, P. (2010): Die Alpen und munal (= Offizielles Organ die Gebirge der Welt. Über des Österreichischen Ge- den Sonderstatus und die meindebundes) 4/2010, S. Vorreiterrolle der Alpen bei 32 - 35. der Entwicklung nachhalti- ger Naturregime. In: Aka- Europäische Kommission (1995): demie Aktuell (= Zeitschrift Europa 2000+ — Europäi- der Bayerischen Akademie sche Zusammenarbeit bei der Wissenschaften) H. 34, der Raumentwicklung. Lu- Ausg. 03/2010, S. 7 - 13.
„Die makroregionalen Strategien der EU“ Wolfgang Streitenberger Berater des Generaldirektors Generaldirektion Regionalpolitik Europäische Kommission, Brüssel 12 Der wirtschaftliche, soziale und territoriale Zusammenhalt ist ein zentrales Anliegen der Strategie Europa 2020. Wolfgang Streitenberger Generaldirektion Regionalpolitik Europäische Kommission B-1049 Brüssel Belgien E: wolfgang.streitenberger@ec.europa.eu I: http://ec.europa.eu/dgs/regional_policy/index_de.htm
D ie M akroregionalen S trategien der EU Meine sehr geehrten Damen gien organisieren — sondern die ropäischen Regionalpolitik. und Herren, liebe Gastgeber! Alpen — sie sind durch nichts zu Das Konzept "Makro-Region" ist ersetzen. nicht neu. Bereits seit 1994 för- Es ist mir eine Ehre, zu Ihrer Ver- Meine Aufenthalte dort haben dert die EU die Zusammenarbeit anstaltung eingeladen worden mir viele unvergessliche Stunden zwischen Regionen und Ländern zu sein und gleichzeitig auch ein beschert, aber auch Einblicke in in Großgebieten wie dem Al- mehrfaches Vergnügen: Erstens die komplexen Probleme der Al- penraum. Dabei umfasst der Al- kann ich bei dieser Gelegenheit penregion. Ich kann daher, vorab penraum für uns nicht nur die wieder einmal in meine Heimat- und ganz persönlich gesprochen, Berggebiete, sondern auch de- stadt Wien kommen, zweitens in jede Initiative verstehen und be- ren Ausläufer und anschließende die Stadt, in der ich sechs Jahre grüßen, die zum Wohl des Alpen- Ebenen, wo einige der attrak- die Vertretung der Europäischen raumes beiträgt. tivsten Metropolen Europas lie- Kommission geleitet habe und Mein Referatsthema lautet „Die gen. Die Verflechtungen sind ja drittens darf ich zu einem The- makroregionalen Strategien der so stark, dass das alpine Kern- ma sprechen, das mir am Herzen EU“ — denn eine solche könnte gebiet und das Alpenvorland aus liegt. Ich war in allen Phasen eine Alpenraumstrategie eines der Sicht der europäischen Regi- meines Lebens, von frühester Tages ja werden. Lassen Sie mich onalentwicklung eine funktiona- Kindheit an, in verschiedenen zunächst die Ursprünge und Mo- le Einheit bilden. Gegenden der Alpen zu Besuch tive der makroregionalen Stra- Gerade deswegen ist die Zu- und auf Urlaub. Auch in den letz- tegien rekapitulieren, dann auf sammenarbeit zwischen den Re- ten 10 Jahren, in denen ich in die Erfahrungen mit den derzeit gionen und Ländern in diesem Brüssel lebe, verbrachte ich je- in Umsetzung befindlichen Stra- Raum ungeheuer wichtig für eine des Jahr mindestens 1 Woche in tegien eingehen und schließlich nachhaltige wirtschaftliche Ent- den Alpen. Wenn mich in Brüssel zur Zukunft der makroregionalen wicklung und für die europäische jemand fragt, was mir am meis- Strategien einige Bemerkungen Integration im sozialen und kul- ten abgeht, so sage ich nicht, machen. turellen Sinne des Wortes. dass dies das Wiener Schnitzel Zu Beginn einige grundsätzliche Die EU fördert diese Zusammen- und der Grüne Veltliner sind — Überlegungen zur Bedeutung der arbeit, und im Alpenraum tut sie 13 die kann man sich auch in Bel- Makro-Region innerhalb der eu- dies auch in enger Zusammenar- Das Alpine Space-Programm ist das EU-Programm zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit für die Alpen. Partner aus den sieben Alpenländern arbeiten zusammen, um die regionale Entwicklung auf nachhaltige Weise zu fördern.
D ie M akroregionalen S trategien der EU beit mit der Schweiz, wiewohl wir eine bessere Erreichbarkeit? keit und Attraktivität des Alpen- diese nicht EU-Mitglied ist. Die Und nicht zuletzt: Wie wirtschaf- raumes stärken, Innovation und Zusammenarbeit in Großräumen ten wir im Alpenraum mit Natur, Unternehmertum stimulieren so bezeichnen wir als „Transnati- Landschaft und kulturellem Erbe wie den räumlichen Zugang und onale Zusammenarbeit“. Sie ist und schützen uns vor Naturge- die Erschlieβungsqualität verbes- neben der „grenzüberschreiten- fahren? Zu all diesen Fragen soll- sern. Das Natur- und Kulturerbe den Zusammenarbeit“ und der ten die Projektträger Antworten soll bewahrt und als Entwick- „interregionalen Zusammenar- erarbeiten und haben dies auch lungspotenzial genutzt sowie die beit“ eine der drei Säulen der zahlreich getan. Insgesamt wur- Risikovorsorge — vor allem im „Europäischen Territorialen Zu- den 58 Projekte mit einem Ge- Hinblick auf den Klimawandel — sammenarbeit“, abgekürzt ETZ. samtvolumen von 120 Mio. EURO gestärkt werden. Die grenzüberschreitende Zu- im Alpenraum gefördert. In all diesen Bereichen sollen sammenarbeit bezieht sich auf Aus dem Europäischen Regional- transnationale Partnerschaften Regionen oder Teilregionen, die fonds wurden jeweils 50 % der nachhaltigen Lösungen den Weg unmittelbar an nationalen Gren- Projektkosten bezuschusst, in ebnen, die für weite Teile des zen liegen und über diese hinweg Slowenien waren es 75 %. Dazu Alpenraums relevant sind. Insge- kooperieren wollen. Die interre- gewährten die einzelnen Alpen- samt steht für diese Projekte im gionale Zusammenarbeit erfolgt länder und Regionen sowie kom- EU Alpenraum Programm ein Ge- zwischen Regionen und Städten munale oder private Stellen För- samtbudget von 130 Mio. EURO zu bestimmten Themen und Pro- derungen, so dass je Projekt im zur Verfügung — von denen schon blemen, um Erfahrung auszutau- Durchschnitt rund 2 Mio. EURO 76 % konkreten Projekten gewid- schen, neue Ideen und Lösungen zur Verfügung standen. met wurden — ein sehr hoher zu entwickeln und einander gute Etwa 700 Partner aus 33 Regio- „take up“. Praxis zu vermitteln. nen arbeiteten zwischen 2000 Welche Fragestellungen behan- Insgesamt stehen für die ETZ und 2006 meist 2 bis 3 Jahre en- deln die laufenden Projekte? Nur im gegenwärtigen Programm- gagiert zusammen. einige Beispiele, etwa: Wie kön- Zeitraum 2007 bis 2013 rund 9,5 Über alle fachlichen Ziele hinaus nen wir sicherstellen, dass die 14 Milliarden EURO zur Verfügung, sollte die Bildung von Gemein- großen Investitionen, etwa in In- davon rund 1,8 Milliarden für die schaftsgefühl im Mittelpunkt al- frastrukturen, so aneinander an- transnationale Zusammenarbeit, ler Projekte stehen. Und dies ge- gepasst werden, dass möglichst ein Betrag, der meines Erachtens lang auch sehr gut: Partner aus rasch ein Vorteil für die gesamte in Zukunft eine Aufstockung ver- allen Alpenländern haben dauer- Region entsteht? Wie können wir dienen würde. hafte Netzwerke zwischen Regio- die Energieversorgung unserer Zurück zum Alpenraum mit seinen nen, Gemeinden, Fachbehörden, Region sicherstellen? Wie können 70 Mio. BewohnerInnen, inneral- Unternehmen, Nicht–Regierungs- wir gemeinsame Umwelt- und piner Bereich plus Metropolre- Organisationen und Forschungs- Sicherheitsprobleme angehen, gionen. Die vorangehende Pro- einrichtungen geschaffen. Viele Probleme die keine Region, kein grammperiode von 2000 bis 2006 dieser Netzwerke haben ihre er- Land alleine bewältigen kann? stand unter dem übergeordneten folgreiche Zusammenarbeit auch Wie können wir insbesondere Ziel einer nachhaltigen und räum- nach Abschluss der Projekte fort- kleinere Unternehmen in die Zu- lich ausgewogenen Entwicklung. gesetzt. Wir können für die vo- sammenarbeit einbringen und die Das EU-Alpenraum-Programm rangegangene Programmperiode Entstehung von grenzüberschrei- beschäftigte sich etwa mit fol- daher eine sehr positive Erfah- tenden Clustern über Grenzen genden Problemstellungen: Wie rungsbilanz ziehen. hinweg fördern? Wie können wir können wir die Wirtschaft im In der gegenwärtig laufenden die Naturschönheiten und das Alpenraum wettbewerbsfähiger Periode des EU-Alpenraum-Pro- kulturelle Erbe unserer Region machen? Wie gelingt Wissensaus- gramms von 2007 bis 2013 wird bewahren, ihre Kreativität för- tausch in diesem Raum und mit auf den Erfahrungen der vergan- dern und sie zu Triebkräften un- anderen Räumen am besten? Wo genen Jahre aufgebaut, jedoch serer Entwicklung machen? schlummern wirtschaftliche Ent- mit Konzentration auf Themen Das EU Alpenraum Programm wicklungspotenziale vor allem in mit strategischer Bedeutung. wird derzeit von Teilnehmern aus ländlichen Gebieten? Wie sehen Diese strategischen Schwerpunk- sieben Staaten umgesetzt und ist effiziente, nachhaltige Verkehrs- te wurden von den Alpenländern ein wichtiges, aber nur eines von systeme im umweltsensiblen Al- gemeinsam erarbeitet. So sollen 13 transnationalen Programmen. penraum aus? Wie gewährleisten Projekte die Wettbewerbsfähig- Die Erfahrungen mit diesen ha-
D ie M akroregionalen S trategien der EU Der Klimawandel ist ein bestimmendes Thema der EU in den kommenden Jahren (im Bild das Edelweiß, das vom Klimawan- del massiv betroffen ist). ben uns auch eines gelehrt: In auf der Ebene der Gesamtregion transnationale Zusammenar- den jeweiligen Großregionen fehlt dann aber oft das Geld oder beit, und, noch viel mehr, eine gibt es oft eine Vielzahl von ne- auch — trotz aller guter Vorsät- anspruchsvolle makroregionale beneinander herlaufenden, ein- ze — der Wille. Der Schritt vom Strategie in konkrete Aktionen 15 ander oft sogar konkurrierenden Rat zur Tat, vom Pilotprojekt zur vor Ort umsetzen. Diese Voraus- regionalpolitischen Kooperati- großräumigen Anwendung wird setzungen können nur von den onsinitiativen, aber es bleiben leider immer noch allzu oft un- betroffenen Ländern und Regi- manchmal auch „blinde Flecken“ terlassen. onen selbst erfüllt werden. Da bestehen, Probleme, um die sich Dieser entscheidende Schritt hilft kein „Top down“ aus Brüs- gar keine Initiative kümmert. kann nur gemacht werden, wenn sel. Es schien uns daher nötig, die drei Voraussetzungen gegeben Deshalb kann auch die Initiative Vielzahl von TeilnehmerInnen — sind: zu einer makroregionalen Ent- private, NGO, lokale, regionale wicklungsstrategie und zu ihrer sowie staatliche und öffentlich- ● Einigkeit über die anzupacken- Umsetzung nur aus der Makrore- rechtliche Körperschaften — zur den Probleme und die Über- gion selbst kommen. Genau des- besseren Koordination und zum zeugung jedes Partners, dass halb sprechen wir uns dafür aus, „Mainstreaming“ ihrer Aktivitä- er aus der Zusammenarbeit keine zusätzlichen Finanzmittel ten zu bringen. Genau dies ist auch für sich Gewinn ziehen für die Umsetzung makroregio- eines der Hauptmotive für die kann. naler Strategien zur Verfügung Konzeption der makroregionalen ● Der Wille und das Pflichtbe- zu stellen, keine spezifischen Strategien der EU gewesen. wusstsein, zur Lösung dieser Spielregeln einzuführen und kei- Das zweite Hauptmotiv für mak- Probleme mit großem Engage- ne neuen Institutionen auf euro- roregionale Strategien ist, sie zu ment auf allen Ebenen beitra- päischer Ebene zu schaffen. Motoren der effektiven, konkre- gen zu wollen. Das Konzept der makroregiona- ten Zusammenarbeit zu machen. len Strategien beinhaltet also Es zeigt sich, dass in der transna- ● Das Vertrauen der Kooperati- kein frisches Geld, keine neu- tionalen Zusammenarbeit oft an onspartner untereinander und en Regelwerke, keine neuen Konzepten gearbeitet wird, dass in ihre jeweiligen Aktivitäten. Institutionen. Worin liegt aber viele neue Ideen getestet und Lö- dann ihr Vorteil? Der Mehrwert sungsansätze entwickelt werden. Nur wenn diese drei Vorausset- der makroregionalen Strategien Für die konsequente Umsetzung zungen gegeben sind, lässt sich liegt vor allem darin, die bereits
D ie M akroregionalen S trategien der EU existierenden Fördermittel bes- von den beiden jüngsten EU-Er- ten ist die Arbeit inzwischen im ser zu nutzen, die bestehenden weiterungen und damit auch von vollen Gange. So ist bereits der europäischen, nationalen und großen Unterschieden in Wohl- Auftakt für das Baltic Compass- regionalen Förderprogramme en- stand, Wettbewerbsfähigkeit und Projekt gegeben worden. Es zielt ger aufeinander abzustimmen, institutionell-administrativer Ka- auf eine Reduzierung des Nähr- den Spielraum der vorhandenen pazität gekennzeichnet. stoffgehalts in der Ostsee. Auch Regeln optimal zu nutzen oder, das bereits angelaufene Projekt gegebenenfalls, die Regeln an- Meine Damen und Herren, Baltic Deal verfolgt dieses Ziel. zupassen und die Zusammen- für die Donauraum-Strategie ist Es wird von Landwirtschafts- arbeit innerhalb des bestehen- es noch ein wenig zu früh, einen verbänden getragen, die eine den institutionellen Rahmens zu Erfahrungsbericht zu geben. Da- nährstoff-ausgewogene landwirt- forcieren. — Und welche Rollen her ein paar Bemerkungen zur schaftliche Nutzung in der Region übernehmen dann EU und Euro- bereits 2 Jahre laufenden EU- fördern wollen. päische Kommission bei den ma- Strategie für den Ostseeraum. Überdies hat die Zusammenar- kroregionalen Strategien? Die Zusammenarbeit dort hat beit mit Drittstaaten, insbeson- Zunächst einmal haben wir mit vier Hauptanliegen: die Ostsee dere mit Russland, im Rahmen einer makroregionalen Strate- ökologisch nachhaltig, sie wett- der Strategie bereits konkrete gie einen europäischen Rahmen bewerbsfähig, sie erreichbar und Züge angenommen. geschaffen, der für verstärkte durch Risikoverhütung sicherer Auch bei der Umsetzung der Kooperation, wenn sie denn tat- zu machen. Donauraum-Strategie sind wir sächlich gewollt wird, offen ist. Das konkrete Arbeitsprogramm ein ganzes Stück weitergekom- Und wir sind natürlich bereit, ist in einem Aktionsplan festge- men. Wir haben in den vergan- diesen Rahmen, wo nötig, anzu- halten, der 15 Prioritätsgebiete genen Monaten eine Reihe von passen. vorsieht. Für jedes dieser Gebie- Konsultationen und Konferenzen Zweitens, sind wir bereit, wenn te sind Aktionen und 80 beispiel- im Donauraum durchgeführt. Ei- das von den betroffenen Mit- hafte „Leuchtturm“-Projekte nigkeit bestand auch darin, sich gliedstaaten und Regionen aus- vorgesehen, deren Umsetzung hinsichtlich des Arbeitsrahmens 16 drücklich gewünscht wird, die in der Regel von einem Mitglied- an der EU-Strategie für den Ost- Rolle eines Moderators, eines staat koordiniert wird. Ansprech- seeraum anzulehnen. Derzeit Vermittlers und, wo nötig, ei- partner sind hier die sogenannten identifizieren die „Priority Area nes ehrlichen Maklers zu spielen. „Nationalen Kontaktpunkte und Coordinators“ mit großem Ein- Aber das muss nicht sein … Koordinatoren“. Das transnatio- satz — auf Basis des konkreten Drittens, sind wir bereit, bei ei- nale EU Ostseeraum-Programm Aktionsplanes — zukünftige Ent- ner Koordinierung mit anderen hat bisher 88 Millionen Euro zu wicklungsprojekte. Der Kommis- Mitgliedstaaten und Drittländern den Leuchtturm-Projekten bei- sion fällt — ebenso wie bei der auf europäischer Ebene zu hel- getragen. Auch die grenzüber- EU-Strategie für den Ostseeraum fen. All dies ist nur dann sinnvoll, schreitenden Zusammenarbeits- — insbesondere die Aufgabe der wenn es die Arbeit, die Zusam- programme der EU haben zur strategischen Koordinierung zu. menarbeit in der Makroregion er- Projektentwicklung im Rahmen Über einen engen Kontakt zu leichtert, wenn es helfen kann, der Ostseeraum Strategie aufge- den Koordinatoren und im Rah- die Dinge voranzubringen. rufen. men von Monitoring und Bericht- Mittlerweile sind zwei EU Mak- Allerdings müssen sowohl die Ko- erstattung gegenüber Rat und ro-Strategien entstanden: die häsionspolitik der EU, als auch Parlament werden wir in einem Ostseeraum-Strategie startete die anderen regionalpolitischen partnerschaftlichen Prozess mit 2009 mit der Umsetzung, bei der Förderungen in der Region noch den Mitgliedstaaten dafür Sorge Donauraum-Strategie war dies stärker auf die Ziele der EU Ost- tragen, dass die Strategie ihre ge- 2011 der Fall. Letztere ist durch seeraum-Strategie ausgerichtet setzten Ziele nicht aus den Augen die große Zahl an Teilnehmer- werden. Erste Erfahrungen zei- verliert. Verantwortlich zeichnet staaten — 14 — charakterisiert, gen auch, dass die Kommunikati- sich die Kommission zudem ge- und dadurch, dass 6 davon keine onsarbeit und die Prioritätenset- genüber einer hochrangigen Ar- EU-Mitglieder sind, sie sich alle zung verbessert, die Umsetzung beitsgruppe, in der alle Mitglied- jedoch um den internationalsten konkreter sowie die Umsetzungs- staaten der Europäischen Union Fluss der Welt (10 Anrainerstaa- kapazitäten verstärkt werden vertreten sind. Diese „High Level ten) gruppieren. Beide Räume müssen. Group“ ist das eigentliche Steue- — Ostsee- wie Donauraum — sind In den meisten Prioritätsgebie- rungsgremium, und zwar zukünf-
D ie M akroregionalen S trategien der EU Mit großer Begeisterung wird die Donauraum- und Ostseeraum-Strategie vorangetrieben. tig für beide EU-Strategien. Sie die Periode 2014 bis 2020 gelegt. wird von den Budgetverhand- beschließt die Aktionspläne und Noch kann ich ihnen daher nichts lungen in diesen Institutionen Änderungen dieser Pläne. Definitives darüber mitteilen, abhängen. Wir in der General- Mit der Einrichtung dieser Gruppe aber es ist davon auszugehen, direktion Regionalpolitik wür- hat der Europäische Rat sicher- dass die Architektur der Europä- den uns aber wünschen, dass die gestellt, dass die EU-Strategien ischen Territorialen Zusammen- transnationale Kooperation eine 17 für Makro-Regionen als Anliegen arbeit unverändert bleibt. Die Aufwertung erfährt — was im aller Mitgliedstaaten verstanden bisherige Aufteilung in einen Übrigen das regionalpolitische werden. grenzüberschreitenden, einen Komitee des Europäischen Parla- transnationalen und einen inter- ments schon verlangt hat. Wün- Meine Damen und Herren, regionalen Kooperationszweig schenswert wäre es auch, wenn wie Sie sehen, werden Ostsee- wird somit nicht angetastet — für die Förderung von makroregi- raum- und Donauraum-Strategie was auch einhelliger Wunsch der onalen Strategien Gelder in Form mit großem Engagement voran- Mitgliedstaaten war. beispielsweise einer technischen getrieben. Wichtig sind baldige Insgesamt wird die künftige Kohä- Hilfe bereitgestellt würden. und gut sichtbare Erfolge, die sionspolitik aber auf eine gerin- Grundsätzlich aber sollten die den gegenwärtigen Enthusiasmus gere Zahl von Themen ausgerich- drei Prinzipien — keine zusätz- und die politische Unterstützung tet werden. Daher werden eine lichen Institutionen, keine neue für die Strategien erhalten. Beide stärkere thematische Konzent- Gesetzgebung und kein neues Initiativen haben auch europa- ration und eine Ausrichtung auf Geld — auch für die weitere Um- weit breite Resonanz gefunden. die Ziele der EU 2020-Strategie setzung von makro-regionalen So haben mit einer gemeinsamen auch für die transnationale Zu- Strategien gültig bleiben. Ihr Erklärung vom März 2010 auch ei- sammenarbeit maßgeblich sein. Ziel muss es sein, eine integra- nige Alpenregionen ihr Interesse Wir sehen nämlich die makro-re- tive und kohärente Ausrichtung an einer eigenen EU-Alpenstrate- gionalen Strategien als wichtige bestehender EU-Instrumente zu gie bekundet. Damit bin ich bei Instrumente zur Umsetzung der erreichen. Damit meine ich nicht der Frage angekommen, was die EU 2020-Strategie an. nur die Förderinstrumente der Zukunft der europäischen Kohä- Die finanzielle Ausgestaltung un- europäischen Kohäsionspolitik, sionspolitik für die europäischen serer Vorstellungen ist derzeit sondern aller EU-Politiken. Makro-Strategien bereithält. noch offen. Der Budgetentwurf Was bedeutet dies konkret nun Gerade in diesen Wochen wird für die kommende Regionalpoli- für die transnationale Zusam- der letzte Schliff an das neue tik liegt bei Rat und Parlament menarbeit im Alpenraum? Der Al- regionalpolitische Regelwerk für und die endgültige Dotierung pen-Kooperationsraum ist einer
D ie M akroregionalen S trategien der EU der kompaktesten Kooperations- Meine Damen und Herren, nen nützlichen Überblick über räume innerhalb von INTERREG die EU-Strategien für den Ostsee- den Weg zu den makroregionalen IV-B und damit stärker als ande- und den Donauraum markieren Strategien der EU geben und auch re durch enge funktionale Ver- den Beginn eines neuen Weges die Voraussetzungen verdeutli- flechtungen geprägt. Er ist aus der Kooperation. Alle anderen chen, die zu ihrer erfolgreichen unserer Sicht ein Musterbeispiel Formen der Kooperation werden Schaffung und Umsetzung gege- transnationaler Kooperation. damit nicht in Frage gestellt. ben sein sollten. Manches hat Diese basiert auf klar definierten Vielmehr ist es Anlass zur Genug- dabei vielleicht ein wenig tech- Prioritäten und kann erfolgreiche tuung, wenn das bestehende Ins- nisch geklungen. Kooperationsprojekte aufweisen. trumentarium — wie im Falle der Mir ist jedoch sehr wohl bewusst, Sie zeichnet sich zudem durch Alpenregion — zu überzeugenden dass zu einer erfolgreichen ma- langfristig gewachsene Vertrau- Ergebnissen führt. Im Alpenraum kroregionalen Zusammenarbeit ensbeziehungen aus, kurzum ist die Dichte an vorhandenen In- nicht nur technische, sondern — im Rahmen des bestehenden stitutionen hoch (Alpenkonventi- auch sozialpsychologische Grund- Instrumentariums agiert diese on, Arbeitsgemeinschaft Alpen- lagen existieren müssen. Die, Region bereits als Makro-Region. länder, EU Alpenraum Programm wie ich glaube, wichtigste unter Es bleibt daher die Frage nach …) und die Kooperation der Re- diesen ist eine Vision zu haben, dem Mehrwert einer Ausrichtung gionen regelmäßig (ich denke da zum Beispiel auch eine Vision für auf eine EU-Makro-Strategie. Wir an die gemeinsamen Sitzungen den Alpenraum, und zwar eine, werden diesen Aspekt näher be- der Landtage von Südtirol, Tirol, die von möglichst allen staatli- trachten, wenn die Frage nach Trentino oder an die gemeinsame chen und privaten Akteuren ge- neuen EU-Entwicklungsstrate- Erklärung der Regierungschefs meinsam formuliert und geteilt gien für Makro-Regionen erneut der Alpenraum-Regionen vom wird. Nur eine alle überzeugen- auf der Agenda steht. Herrn Oktober 2010 …). Die EU Kom- de Vision kann die Bündelung des Kommissar Hahn pflichte ich bei, mission unterstützt die gestar- Ideenpotentials und die Freiset- dass vor einer Entscheidung über teten Initiativen zur Auslotung zung der auf ein gemeinsames neue EU-Strategien zunächst die der verschiedenen Möglichkeiten Ziel gerichteten Energien aller 18 Erfahrungen mit bestehenden In- einer Alpenraum-Strategie. Wir Akteure bewirken. In diesem itiativen auszuwerten sind. Wir meinen jedoch, dass in jedem Sinne wünsche ich dieser Tagung sind derzeit dabei, entsprechen- Fall die bereits existierenden viel Erfolg, insbesondere bei der de Evaluierungen vorzubereiten. Institutionen genutzt, auf Beste- Formulierung und Propagierung Ein erster Bericht ist für 2013 hendes aufgebaut werden sollte. ihres Beitrages zur „Vision Alpen- vorgesehen. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ei- raum“. Zusammenfassung ● starke funktionale Beziehungen zwischen dem alpinen Berggebiet selbst und dem Vorland mit den grossen Metropolen ● Bottom up-Prozess: Initiative zur Zusammenarbeit muss aus der Region kommen ● „3 Nos“ (no new money, no new legislation, no new institutions) als von der Europäischen Kommission definierte Eck- punkte für makroregionale Strategien ● Makroregionale Strategien sollen sich an der EU 2020-Strategie orientieren ● Integrative und kohärente Ausrichtung bestehender EU-Instrumente Summary ● strong functional relationship between the mountain areas in the Alps and their surrounding environment (with parti- cular emphasis on metropolitan areas) ● Bottom up process: the basis for cooperation needs to evolve from within the region ● „3 Nos“ (no new money, no new legislation, no new institutions) as key points for macro-regional strategies defined by the European Commission ● Macro-regional strategies should reflect the EU 2020-Strategy ● Integrative and coherent concept of existing EU-instruments
Die laufenden Aktivitäten der Alpenkonvention im Hinblick auf eine mögliche makroregionale Strategie für die Alpen Marco Onida Generalsekretär der Alpenkonvention Ständiges Sekretariat der Alpenkonvention 19 Die Alpenkonvention liefert wertvolle Beiträge für eine mögliche makroregionale Strategie für den Alpenraum. Marco Onida Generalsekretär der Alpenkonvention Ständiges Sekretariat der Alpenkonvention Herzog-Friedrich-Straße 15 A-6020 Innsbruck Österreich E: marco.onida@alpconv.org I: www.alpconv.org
D ie laufenden Aktivitäten der Alpenkonvention I. Die rechtliche Basis: Re- 3. setzt für die Weiterentwick- Makrostrategie für die Alpen levante Entscheidungen lung des Beitrags der Alpen- einzubringen. konvention zur Diskussion der Alpenkonferenz über eine mögliche zukünfti- II. Die Alpenkonvention als ge europäische Strategie für wesentliche Basis und Auf der XI. Alpenkonferenz wur- die Alpen eine Arbeitsgruppe den die Rahmenbedingungen unter dem Vorsitz von Slowe- Rahmen für eine mög- bzgl. Aktivitäten der Alpenkon- liche makroregionale nien, der Schweiz und Italien vention hinsichtlich einer mögli- ein, Strategie für die Alpen chen makroregionalen Strategie geschaffen. […] Die Alpenkonvention weist an mehreren Stellen im Vertrags- Entscheidung der XI. Alpen- 5. genehmigt die Deklaration im werk Bezug zu territorialer bzw. konferenz, März 2011 Anhang, regionaler Entwicklung auf. Es wird die Unterstützung und Hilfe Die Alpenkonferenz: 6. nimmt die Einrichtung des für Regionen, die weniger wirt- 1. begrüßt im Lichte der territo Netzwerks der Alpenregionen schaftlich und sozial entwickelt rialen Kohäsionsziele des mit Genugtuung zur Kenntnis sind als andere, ausgesprochen. EU-Vertrages die aktuelle und wünscht sich für die Zu- Dies entspricht einem Zwischen- Diskussion über zukünftige kunft eine enge Zusammen- raum der Hauptziele der EU (Art europäische Strategien und arbeit auch zwischen diesem 3§3, dritter Teilstrich, TUE). beschließt, in Bezug auf eine Netzwerk und den Organen mögliche makroregionale der Alpenkonvention. Präambel der Strategie für den Alpenraum Alpenkonvention zu dieser Diskussion beizutra- Die wichtigsten Punkte der De- gen, klaration sind: im Bewusstsein der großen Un- terschiede in den einzelnen 20 2. unterstreicht die Rolle der Al- ● Es wichtig ist, die Positionen Rechtsordnungen, den natur- penkonvention als seit langem von Alpenstaaten und Alpen- räumlichen Gegebenheiten, der bestehendes rechtliches und regionen im Hinblick auf eine Besiedlung, der Land- und Forst- politisches Rahmenwerk und mögliche künftige Strategie wirtschaft, dem Stand und der Programm, das voll in die Zie- für die alpine Makroregion Entwicklung der Wirtschaft, der le und Politiken der EU inte- auszutauschen und aufeinan- Verkehrsbelastung sowie der Art griert ist und gekennzeichnet der abzustimmen, und Intensität der touristischen ist durch: Nutzung, a) einen breiten themati- ● die Alpenkonvention … auf der schen Anwendungsbereich, Grundlage einer Kombination In der Präambel wird die Erkennt- der die Aspekte Erhal- von geomorphologischen, so- nis, dass diese Unterschiede mit tung und Entwicklung ein- zio-ökonomischen und adminis- Bedacht berücksichtigt werden schließt, einen integrativen trativen Kriterien, die sowohl müssen, festgehalten. Ansatz unterstützt und die ländliche als auch städtische Innovation fördert, Bereiche des Alpenraums ein- Protokoll „Raumplanung und beziehen, ein angemessenes nachhaltige Entwicklung“ b) einen klar definierten Forum zur Vertiefung dieser geographischen Geltungs- Diskussion und einen Rahmen Art. 1(e) Förderung der Wirt- bereich, basierend auf den für eine verstärkte Kooperati- schaftsentwicklung bei gleich- Besonderheiten des Alpen- on auf Alpenebene darstellt, zeitiger ausgewogener Bevölke- gebietes und seinen gemein- rungsentwicklung innerhalb des samen Herausforderungen, ● ihre Gesprächsbereitschaft Alpenraums c) die umfassende Nutzung anbieten, um die Inhalte der der transnationalen Koope- Alpenkonvention mit ihren Art. 9§1 Die Pläne und/oder Pro- ration im Hinblick auf die vielfältigen nachhaltigen Ent- gramme für die Raumplanung gemeinsamen Bedürfnisse wicklungs- und Innovations- und nachhaltige Entwicklung und Potenziale von Bergge- ansätzen bestmöglich in den beinhalten auf der am besten bieten, Prozess der Entwicklung einer geeigneten territorialen Ebene
D ie laufenden Aktivitäten der Alpenkonvention und nach Maßgabe der jeweili- Lebens. Wie be- gen räumlichen Gegebenheiten reits dargestellt, insbesondere folgendes: enthält die Alpen- konvention eine (1) Regionale eindeutige regio- Wirtschaftsentwicklung nalpolitische Di- mension und vor a) Maßnahmen, welche die ansäs- diesem Hinter- sige Bevölkerung mit zufrie- grund stellt sie ei denstellenden Erwerbsmög ne Plattform oder lichkeiten und mit den für die einen Rahmen für gesellschaftliche, kulturelle eine mögliche Eu- und wirtschaftliche Entwick- ropäische Strate- lung erforderlichen Gütern gie für den Alpen- und Dienstleistungen versor- raum dar. gen sowie ihre Chancengleich- heit gewährleisten, In einer allgemei- nen Schlussfolge- b) Maßnahmen, welche die wirt- rung kann fest- schaftliche Vielfalt zur Besei- gestellt werden, tigung von Strukturschwächen dass die Alpenkon- und der Gefahren einseitiger vention mit ihren Raumnutzung fördern, langjährigen Er- fahrungen in der c) Maßnahmen, welche die Zu- Zusammenarbeit sammenarbeit zwischen und der Ausgewo- Tourismus, Land- und Forst- genheit zwischen wirtschaft sowie Handwerk ökologischen, so- 21 insbesondere über arbeits zialen und wirt- platzschaffende Erwerbskom- schaftlichen As- binationen verstärken. pekten — auch auf der Ebene territo- Weitere deutliche Hinweise auf rialer Entwicklung eine ausgewogene territoriale — eine ideale und Entwicklung finden sich in fol- bereits existieren- genden Durchführungsprotokol- de Plattform bie- len: tet für jede weite- re Diskussion, die ● Durchführungsprotokoll nach Innovationen Berglandwirtschaft im Bereich der EU- ● Durchführungsprotokoll Regionalpolitik im Bergwald Alpenraum strebt. verschiedenen Regierungsebe- ● Durchführungsprotokoll nen Tourismus Mehrwert der ● rechtlicher Charakter (Rah- Alpenkonvention menkonvention, Durchfüh- Die Alpenkonvention ist nicht nur rungsprotokolle, Deklaratio- ein „Naturschutz-Vertragswerk“, Die Alpenkonvention kann folgen- nen, Aktionspläne) sondern steht klar für eine aus- den Mehrwert in die Diskussion ● Aktivitäten, insbesondere die gewogene Entwicklung des ge- um eine mögliche makroregiona- Ergebnisse der Arbeitsgruppen samten Territoriums der Alpen. le Strategie für den Alpenraum ● Enge Beziehung mit der Eu- mit einbringen: ropäischen Union: Fünf der Einige Bestimmungen der Alpen- acht Vertragsstaaten sind konvention handeln unmittelbar ● Über 20 Jahre Erfahrung der bereits EU-Mitglieder, einer von sozialen, wirtschaftlichen transnationalen Zusammen- (Liechtenstein) ist Teilnehmer und kulturellen Aspekten des arbeit unter Einbeziehung der am Europäischen Wirtschafts-
D ie laufenden Aktivitäten der Alpenkonvention raum EWR und einer (CH) hat IV. Aktuelle Aktivitäten len Strategie für die Alpen setzen sich an verschiedenen bila- der Alpenkonvention (ARGE, Arbeitsgruppe des Alpine teralen Abkommen beteiligt, Space Programms), möglich. hinsichtlich eines Bei- womit die Schweiz de facto ausreichend in die relevanten trages zu einer mögli- V. Schlussfolgerungen EU-Politiken integriert ist. Die chen makroregionalen Schweiz nimmt auch an eini- Strategie für die Alpen Die Alpenkonvention ist bei Wei- gen ETZ Programmen teil, wie tem nicht nur ein bloßes Natur- etwa dem Alpine Space Pro- Auf Basis der Entscheidungen der schutzinstrument. Viele Bestim- gramm. Die EU selbst hat die XI. Alpenkonferenz wurde eine mungen der Alpenkonvention Alpenkonvention und die Hälf- Arbeitsgruppe „Makroregionale betreffen unmittelbar soziale, te deren Protokolle ratifiziert Strategien für die Alpen“ unter wirtschaftliche und kulturelle (zwei weitere Protokolle sind dem Vorsitz von Italien, Sloweni- Aspekte des Lebens. Die Alpen- de facto ratifiziert über die EU en und Schweiz eingerichtet. konvention beinhaltet auch eine Gesetzgebung). Dies erleich- Das Mandat der Arbeitsgruppe klare regionalpolitische Dimensi- tert jede Form der Zusammen- umfasst folgende thematischen on und bietet daher eine Platt- arbeit auf EU-Ebene mit der Punkte: form oder einen Rahmen für eine Alpenkonvention, einschließ- mögliche Europäische Strategie lich der Definition neuer In- ● Definition der Ziele und der für den Alpenraum. strumente territorialer Zu- wichtigsten Herausforderun- Zentrales Thema ist die geogra- sammenarbeit. Das Protokoll gen einer solchen Strategie; fische Definition der „Alpinen „Naturschutz und Landschafts- ● Identifizierung des Mehrwer- Region“. Die Alpenkonvention pflege“ wird von der EU de fac- tes, den die Alpenkonventi- umfasst ein Gebiet von 200.000 to angewendet über die Natu- on zu einer makroregionalen km2, in welchem 14 Millionen ra 2000 Gesetzgebung und das Strategie beitragen kann; Menschen leben. So wurde von Protokoll „Raumplanung und ● Steuerung und Abstimmung den beteiligten Staaten bei nachhaltige Entwicklung“ über des Prozesses in Kooperation der Unterzeichnung der Alpen- 22 die Gesetzgebung zur Umwelt- mit anderen involvierten Or- konvention im Jahre 1991 ent- verträglichkeitsprüfung. ganisationen; schieden. Einige Regionen fallen ● Bericht an die XII Alpenkonfe- vollständig in den Anwendungs- renz (September 2012). III. Die Vorteile einer mak- bereich der Alpenkonvention roregionalen Strategie Die 1. Arbeitsgruppensitzung (bspw. Tirol, Südtirol, Trentino, für die Alpen fand am 7. Juli 2011 in Zürich Aostatal, Graubünden), andere statt. Dabei wurde über die Er- fallen nur teilweise in ihren Para- Die Vorteile einer makroregiona- fahrungswerte der EU mit der meter (bspw. Piemont, Lombar- len Strategie für die Alpen könn- Donaustrategie und die Aktivitä- dei, Veneto, Province Alpes Cote ten sich aus folgenden Punkten ten des Alpine Space Programms d`Azur, Bayern, Salzburg, Bern). ergeben: hinsichtlich einer makroregiona- Das ist daher begründet, dass die len Strategie berichtet. Alpenkonvention die Alpen be- ● Bessere Maßnahmen; trifft, und im südlichen Teil der In der Agenda der Arbeitsgruppe Lombardei und des Veneto sind ● Prioritätensetzung mit Hilfe wurden folgende Arbeitsschritte keine Alpen, oder östlich von Tu- eines Aktionsplanes; festgelegt: rin, oder nördlich von Rosenheim. ● Bessere Folgewirkungen; Mancherorts wird kritisiert, das ● Erarbeitung eines Diskussions- Alpenkonventionsgebiet sei zu ● Mechanismen und Strukturen papiers bis November 2011; „eng“, um eine „Makroregion“ der Diskussion; ● Jänner 2012: 2. Arbeitsgrup- auszuzeichnen. Manchmal wird ● Konfliktlösung und Raum für pentreffen; der Vergleich gezogen mit dem Verhandlungen (z.B. ländliche ● Bericht an die XII. Alpenkonfe- Alpine Space ETZ (Europäische Gebiete — große Städte); renz (September 2012). Territoriale Zusammenarbeit) — Programm, welches ein be- ● Neue Herausforderungen er- Durch die Rolle als Beobachter trächtlich größeres Gebiet um- fordern koordinierte Aktivitä- wird die Abstimmung mit Part- fasst, da es auch ganze Regionen ten (z.B. Klimawandel, Diskus- nern, die ebenfalls Aktivitäten wie Bayern, Lombardei, Veneto, sion im Rahmen RIO + 20). hinsichtlich einer makroregiona- Rhône-Alps abdeckt. Dieses Ge-
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