Strategische Planung 2017-2020 - des ETH-Rats für den ETH-Bereich

 
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Strategische Planung 2017-2020 - des ETH-Rats für den ETH-Bereich
Strategische Planung 2017–2020
des ETH-Rats für den ETH-Bereich
Strategische Planung 2017-2020 - des ETH-Rats für den ETH-Bereich
Titelbild
Big Data für den Städtebau: Mit der Simulationsplattform entwickeln und visualisieren ETH-Forschende in Singapur Lösungen für die nachhaltige
Entwicklung von Städten – etwa in Äthiopien. (Bild: ETH Zürich / Carlina Teteris)
Strategische Planung 2017–2020
des ETH-Rats für den ETH-Bereich

          Eidg. Forschungsanstalt für Wald,
          Schnee und Landschaft WSL
Inhalt

Vorwort des Präsidenten                                                   5

Executive Summary                                                        6

Der ETH-Bereich im Überblick
Organisation und Governance des ETH-Bereichs                            10
Alleinstellungsmerkmale des ETH-Bereichs                                12

Grundlagen der strategischen Planung
Mission, Vision und Grundmaximen                                        14

Strategische Entwicklungsziele 2017–2020
Entwicklungsziel 1 – Lehre                                              20
Entwicklungsziel 2 – Forschung                                          24
Entwicklungsziel 3 – Forschungsinfrastrukturen und
                      Grossforschungsprojekte                           26
Entwicklungsziel 4 – Wissens- und Technologietransfer                   28
Entwicklungsziel 5 – Nationale Zusammenarbeit und Koordination          30
Entwicklungsziel 6 – Internationale Positionierung und
                      Zusammenarbeit                                    34
Entwicklungsziel 7 – Rolle in der Gesellschaft und nationale Aufgaben   36
Entwicklungsziel 8 – Personalpolitik                                    38
Entwicklungsziel 9 – Finanzierungsquellen und Mittelverwendung          41
Entwicklungsziel 10 – Immobilienmanagement                              43

Strategische Fokusbereiche in der Forschung 2017–2020
Energie46
Personalisierte Medizin und Medizintechnologien      48
Big Data und Digitale Wissenschaften                 50
Fortgeschrittene Produktionsverfahren
(Advanced Manufacturing)                             52

Voraussetzungen für den anhaltenden Erfolg des ETH-Bereichs
Wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen                               56
Finanzbedarfsplanung 2017–2020                                          60
Vorwort des Präsidenten
Zürich, im Dezember 2014

Sehr geehrte Damen und Herren

Seit der strategischen Planung des ETH-Rats im Jahre 2011 sind Umfeld und Herausforderungen für den
ETH-Bereich wie für den gesamten Bildungs-, Forschungs- und Innovationsplatz Schweiz erheblichen
Veränderungen unterworfen.
    Zwar befinden wir uns im internationalen Vergleich nach wie vor in einer Position der Stärke –
nicht zuletzt dank der hohen Qualität von Lehre und Forschung, der internationalen Ausrichtung, der soliden
Finanzierung durch die öffentliche Hand sowie den berechenbaren wissenschaftspolitischen Rahmen-
bedingungen, unter denen der ETH-Rat bisher strategisch agieren konnte und welche unser Land im inter-
nationalen Standortwettbewerb in besonderem Masse auszeichnen.
    Es sind gerade diese Erfolgsfaktoren, denen es heute besonders Sorge zu tragen gilt angesichts der
Herausforderungen des ETH-Bereichs in den kommenden Jahren: Wie stellen wir die Qualität und Weiter-
entwicklung der forschungsbasierten Ausbildung sicher bei nach wie vor steigenden Studierendenzahlen?
Können wir unsere langfristig ausgerichteten Forschungsschwerpunkte und Infrastrukturprojekte tatsächlich
wie geplant realisieren, und sind die notwendigen Mittel vorhanden, um in die neuen, für die Schweiz
zukunftsträchtigen Forschungsgebiete zu investieren? Bleibt der Zugang des ETH-Bereichs zu internationalen
Forschungsprogrammen und den besten Talenten aus dem In- und Ausland gewährleistet?
    Vor diesem Hintergrund und aufbauend auf den strategischen Schwerpunkten der aktuellen Leistungs-
periode hat der ETH-Rat in seiner Strategischen Planung 2017–2020 die Ziele des ETH-Bereichs weiterent-
wickelt und namentlich vier prioritäre Erfolgspositionen definiert: die erstklassige forschungsbasierte Lehre
mit optimaler Betreuung; die Forschungsinfrastrukturprojekte von nationaler Bedeutung; die strategischen
Fokusbereiche in der Forschung als Beiträge zur Bewältigung grosser gesellschaftlicher Herausforderungen
sowie – als vierter zentraler Erfolgsfaktor – der ETH-Bereich als attraktiver Arbeitgeber für talentierte,
verantwortungsbewusste und motivierte Mitarbeitende auf allen Stufen.
    Durch optimalen Ressourceneinsatz und Diversifizierung der Mittel steigert der ETH-Bereich seinen
Handlungsspielraum und vertraut darauf, dass der Bund seinerseits eine gesicherte und kontinuierliche
Grundfinanzierung sicherstellt, die sich auch an den stetig steigenden Anforderungen von Gesellschaft,
Politik und Wirtschaft an den ETH-Bereich ausrichtet. Diese Grundlage ist für die Erfüllung des Leistungs-
auftrags und für die Qualität und Unabhängigkeit von Lehre und Forschung unerlässlich.
    Während das Parlament für die aktuelle Leistungsperiode dem ETH-Bereich noch ein Erstmittelwachs-
tum von jährlich durchschnittlich 3,9 % zugesprochen hatte, ist der ETH-Rat zuversichtlich, dass der
ETH-Bereich selbst mit einem reduzierten Zuwachs von jährlich 3,5 % für die Jahre 2017–2020 den Bildungs-
und Forschungsraum Schweiz im zunehmend härteren globalen Wettbewerb weiter stärken kann. Damit
wird es möglich sein, in Ergänzung zum Grundauftrag gezielte Investitionen vorzunehmen in für die Schweiz
besonders aussichtsreiche Forschungsvorhaben (z. B. «Personalisierte Medizin und Medizintechnologien»,
«Big Data und Digitale Wissenschaften») und so wichtige zusätzliche Impulse für unseren Wissens-, Inno-
vations- und Werkplatz zu erzeugen.
    Die beantragten Mittel des Bundes sind bedeutend. Der ETH-Bereich erachtet es dabei als Auftrag und
Verpflichtung zugleich, die anvertrauten Mittel effizient, nachhaltig und verantwortungsvoll einzusetzen.
Der ETH-Rat ist sich der damit verbundenen grossen Verantwortung bewusst. Sie zeugt auch vom grossen
Vertrauen von Behörden, Politik und Gesellschaft in die Institutionen und Mitarbeitenden des ETH-Bereichs.
    Dieses Vertrauen wollen wir uns auch in der kommenden Leistungsperiode stets von Neuem erarbeiten.
Dies im gemeinsamen Bestreben, durch Exzellenz in Forschung, Lehre und Wissens- und Technologie-
transfer die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes nachhaltig zu stärken und einen Beitrag zu leisten zur
Bewältigung der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit – im Dienste der Gesellschaft und zum
langfristigen Erhalt der Lebensgrundlagen in der Schweiz und weltweit.

Dr. Fritz Schiesser
Präsident des ETH-Rats

Strategische Planung 2017-2020 für den ETH-Bereich                                                              5
Executive Summary

Die Strategische Planung 2017–2020 des ETH-Rats für den ETH-Bereich ist auf das Ziel ausgerichtet,
durch exzellente Lehre und innovative Forschung wissens- und technologiebasierte Grundlagen
zur nachhaltigen Entwicklung von Gesellschaften bereitzustellen. Zudem soll die Wettbewerbsfähig-
keit des ETH-Bereichs zugunsten des Bildungs-, Forschungs- und Innovationsstandortes und somit
des Werkplatzes Schweiz nachhaltig gestärkt werden. Dies erfordert neben ausreichenden Mitteln
für den Grundauftrag der sechs Institutionen und für langfristig konkurrenzfähige Arbeitsbedingungen
gezielte Investitionen in Forschungsinfrastrukturen von gesamtschweizerischer Bedeutung sowie
in vier strategische Fokusbereiche. Ebenso bedarf es spezifischer Anstrengungen zum Qualitätserhalt
der forschungsbasierten Lehre. Daher beantragt der ETH-Rat bei Bundesrat und Parlament einen
Zahlungsrahmen von rund 11 Milliarden CHF. Dieser Gesamtbedarf für die Jahre 2017–2020 setzt ein jähr-
liches Mittelwachstum von 3,5 % auf der Basis der Trägerfinanzierung des ETH-Bereichs für das
Jahr 2016 voraus. Für die Zielerreichung betont der ETH-Rat zudem die Bedeutung einiger zentraler
wissenschaftspolitischer Rahmenbedingungen.

                   Vision                                                  Rankings und hohe Auszeichnungen belegen. Mit
                   Der ETH-Bereich will durch Exzellenz in Forschung,      seinen Alumnae und Alumni, mit einem bedürfnis-
                   Lehre und Wissens- und Technologietransfer              orientierten Weiterbildungsangebot und mit der
                   als Innovationsmotor die Wettbewerbsfähigkeit der       Umsetzung von wissenschaftlichen Erkenntnissen
                   Schweiz nachhaltig stärken und zur Entwicklung          in marktfähige Entwicklungen und Innovationen
                   der Gesellschaft beitragen. Als Leuchtturm will         trägt der ETH-Bereich massgeblich zur internationalen
                   er weltweit Mitverantwortung übernehmen für die         Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz bei.
                   Bewältigung drängender gesellschaftlicher Heraus-
                   forderungen, für die Steigerung der Lebensqualität      Herausforderungen
                   und für den langfristigen Erhalt unserer Lebens-        Der ETH-Rat sieht folgende Herausforderungen:
                   grundlagen.                                             –– Es gilt, das bisherige und das prognostizierte
                                                                               Wachstum der Anzahl Studierender und Dokto-
                   Ausgangslage für den ETH-Bereich                            rierender zu bewältigen, um die Qualität der
                   Die Kombination von exakten Wissenschaften, Natur-          forschungsbasierten Ausbildung aufrechterhalten
                   und Ingenieurwissenschaften und ihre Ergänzung              und weiterentwickeln zu können.
                   durch spezifische sozial- und geisteswissenschaft-      –– Die im ETH-Bereich angesiedelten und geplanten
                   liche Kompetenzen zeichnen den ETH-Bereich aus.             Forschungsinfrastrukturen von gesamtschweize-
                   Die enge Vernetzung der Eidgenössischen Technischen         rischer Bedeutung müssen so finanziert, betrieben
                   Hochschulen in Zürich und Lausanne und der                  und weiterentwickelt bzw. realisiert werden,
                   vier Forschungsanstalten (PSI, WSL, Empa, Eawag)            dass der Zugang zu diesen modernsten For-
                   sowie die Verantwortung für grosse Forschungs-              schungsinfrastrukturen für die Wissenschaft
                   infrastrukturen und Technologieplattformen schaffen         und die Wirtschaft sichergestellt werden kann.
                   einzigartige Rahmenbedingungen für qualitativ           –– Der ETH-Bereich will sich den drängenden
                   hochstehende und innovative Forschung, Lehre                aktuellen und künftigen gesellschaftlichen
                   und Ausbildung im ETH-Bereich mit einer Ausstrah-           Herausforderungen stellen, zu deren Bewältigung
                   lung auf den gesamten Wissens- und Forschungs-              von der Wissenschaft massgebliche Beiträge
                   platz Schweiz.                                              erwartet werden.
                       Der ETH-Bereich ist exzellent positioniert:         –– Die Internationalität und Offenheit der Schweiz
                   Die Studiengänge der beiden ETH erfreuen sich einer         und ihres universitären Systems, welche die
                   grossen Nachfrage; die hervorragend ausgebildeten           Bewegungsfreiheit der Akteure des Wissens sowie
                   Absolventinnen und Absolventen sind national                nationale und internationale Kooperationen
                   und international gesuchte Fachkräfte mit ausgezeich-       mit anderen Forschungsgruppen und -instituten
                   neten Karriereperspektiven; Lehre und Forschung             ohne Einschränkungen ermöglichen, müssen
                   erfolgen auf international höchstem Niveau, wie es          für die Zukunft gesichert und gesellschaftlich
                   beachtliche Erfolge in der kompetitiven Forschungs-         verstärkt abgestützt werden.
                   finanzierung, Spitzenplätze in internationalen

6                                                                                    Strategische Planung 2017-2020 für den ETH-Bereich
Executive Summary

Strategische Erfolgspositionen                              und technischen Bereich sind Voraussetzungen,
In der vorliegenden Strategischen Planung 2017–             damit die Institutionen des ETH-Bereichs ihren
2020 legt der ETH-Rat seine strategischen Erfolgs-          gesetzlichen Auftrag und ihre hochgesteckten
positionen dar, mit denen er diese Herausforde-             strategischen Ziele erreichen können. Zur
rungen meistern und seine Vision umsetzen will:             Förderung des Potenzials und zur Gewinnung
                                                            neuer Mitarbeitenden sind die Institutionen
–– Erstklassige forschungsbasierte Lehre: Die               auf günstige politische und finanzielle Rahmen-
   erstklassige forschungsbasierte Ausbildung mit           bedingungen angewiesen, um ein inspirierendes
   einer optimalen Betreuung hat höchste Priori-            Arbeitsumfeld mit attraktiven und international
   tät. Sie bedarf eines gezielten Efforts: Mit bis zu      kompetitiven Arbeitsbedingungen anzubieten.
   55 zusätzlichen Professuren können der starke            Der ETH-Rat seinerseits braucht bei den jährlichen
   Ausbildungsbezug zur aktuellen Forschung, das            Gesprächen und Lohnverhandlungen mit den
   Vordringen in neue Forschungsgebiete und                 Sozialpartnern einen finanziellen Handlungs-
   ein gutes Betreuungsverhältnis gewährleistet             spielraum für fortschrittliche Arbeitsbedingungen
   werden. Die steigende Anzahl von Studierenden,           mit einer Lohnpolitik, die längerfristig mit
   Doktorierenden und Professuren sowie die                 der Privatwirtschaft und der Bundesverwaltung
   Diversifizierung des Lehrangebots und der Lern-          konkurrenzfähig bleibt.
   umgebungen machen weitere Investitionen
   in Lehr-, Ausbildungs- und Lerninfrastrukturen        Finanzbedarf 2017–2020
   der sechs Institutionen notwendig. Die beiden         Der ETH-Rat teilt den grössten Teil des jährlichen
   ETH streben an, die Gesamtzahlen ihrer Studie-        Bundesbeitrags den sechs Institutionen für die
   renden und Doktorierenden bis 2020 im Bereich         Erfüllung ihres Grundauftrags zu. Damit stellen sie
   ihrer angepeilten Richtgrössen (ETH Zürich:           die Umsetzung ihrer institutionellen Teilstrategien
   20 000; EPFL: 11 000) zu etablieren.                  zur Entwicklung des Portfolios in Lehre, Ausbildung
                                                         und Forschung (inkl. eines Teils der zusätzlichen
–– Forschungsinfrastrukturen von gesamtschwei-           Professuren), des Wissens- und Technologietransfers
   zerischer Bedeutung: Modernste Forschungsinfra-       (WTT) und der Immobilien sicher. Für die Erfüllung
   strukturen sind entscheidend für die Sicherung        des Grundauftrags ist ein Mittelwachstum von 2,5 %
   der internationalen Wettbewerbsfähigkeit des          pro Jahr erforderlich (insgesamt rund 10 191 Mio. CHF),
   Forschungs- und Innovationsstandortes Schweiz.        weil daraus auch die Teuerung auszugleichen ist.
   Die folgenden vier Forschungsinfrastrukturpro-            Für die erfolgreiche und rechtzeitige Umsetzung
   jekte sind von strategisch prioritärer Bedeutung:     der vier strategischen Erfolgspositionen sind insge-
   das Sustained scientific user lab for simulation      samt 699 Mio. CHF erforderlich:
   based science (HPCN-20) am Nationalen Hoch-           –– 272 Mio. CHF für die erstklassige forschungs-
   leistungsrechenzentrum CSCS der ETH Zürich, das           basierte Lehre (122 Mio. CHF für zusätzliche
   Neuroinformatikprojekt Blue Brain der EPFL als            Professuren, 150 Mio. CHF Mehrbedarf für Inves-
   Teil des europäischen FET-Flaggschiffs Human              titionen in Immobilien),
   Brain Project, die Erweiterung der SwissFEL-An-       –– 237 Mio. CHF für die vier grossen Forschungs-
   lage am PSI (ATHOS/SwissFEL) sowie das Upgrade            infrastrukturen von gesamtschweizerischer
   der CMS-Detektoren unter der Leitung der ETH              Bedeutung,
   Zürich am CERN.                                       –– 110 Mio. CHF für die strategischen Fokusbereiche
                                                             in der Forschung sowie
–– Strategische Fokusbereiche in der Forschung: Die      –– 80 Mio. CHF für attraktive Arbeitsbedingungen.
   vom ETH-Rat zusammen mit den Institutionen
   festgelegten vier Fokusbereiche «Energie», «Per-      Hinzu kommen 115 Mio. CHF für erforderliche
   sonalisierte Medizin und Medizintechnologien»,        Rücklagen bei Publica (80 Mio. CHF) und für den
   «Big Data und Digitale Wissenschaften» sowie          Rückbau von Beschleunigeranlagen des PSI (35 Mio.
   «Fortgeschrittene Produktionsverfahren (Advanced      CHF). Die vorliegende Bedarfsplanung ergibt somit
   Manufacturing)» nehmen gesellschaftliche              einen Gesamtfinanzbedarf von 11 005 Mio. CHF.
   Herausforderungen auf und erschliessen für die        Diesen Betrag beantragt der ETH-Rat bei Bundesrat
   Portfolioentwicklung des ETH-Bereichs essenzielle     und Parlament als Zahlungsrahmen für den
   strategische Forschungsgebiete. Dazu werden           ETH-Bereich für die BFI-Periode 2017–2020. Der
   bestehende Kompetenzen im ETH-Bereich ge-             Gesamtbedarf setzt ein jährliches Mittelwachstum
   bündelt und neue Initiativen der Institutionen        von 3,5 % auf der Basis der Trägerfinanzierung
   koordiniert gefördert.                                des ETH-Bereichs für das Jahr 2016 voraus.

–– Attraktive Arbeitsbedingungen: Hervorragende          Wissenschaftspolitische Rahmenbedingungen
   Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, viel-       als Erfolgsfundament
   versprechende junge Talente und ausgezeichnet         Wichtigste Voraussetzungen für den anhaltenden
   qualifizierte Mitarbeitende im administrativen        Erfolg des ETH-Bereichs sind die Gewährleistung

Strategische Planung 2017-2020 für den ETH-Bereich                                                                                 7
Executive Summary

                    ausgezeichneter Rahmenbedingungen (v. a. Auto-         –– die erneute volle Assoziierung der Schweiz an
                    nomie der Institutionen des ETH-Bereichs, politische      das europäische Forschungsrahmenprogramm
                    Stabilität sowie stabile Grundfinanzierung) durch         Horizon 2020 ab 2017 anstelle der aktuell
                    die Schweizerische Eidgenossenschaft als Trägerin         gewährten Teilassoziierung angestrebt wird;
                    sowie die Verankerung der Institutionen des            –– auf nationaler Ebene nur solche Instrumente
                    ETH-Bereichs in der Schweizer Gesellschaft und            für die akademische Nachwuchsförderung
                    Wirtschaft. Von zentraler Bedeutung sind für den          etabliert werden, welche die Autonomie der
                    ETH-Rat, dass                                             Hochschulen und ihre strategische Entwick-
                    –– weiterhin die Möglichkeit gewährleistet wird,          lungsplanung nicht unterlaufen;
                        dass Schweizer Hochschulen und Forschungs-         –– auf allen Ebenen Zurückhaltung geübt wird, die
                        institutionen hervorragende Wissenschaftlerinnen      Wissenschaftsinstitutionen einer übermässigen
                        und Wissenschaftler sowie die besten Studie-          Regulierung und Kontrolle zu unterstellen,
                        renden allein aufgrund ihrer Qualifikationen          namentlich auch bezüglich der Zusammenarbeit
                        und ihres Potenzials gewinnen und halten              mit der Wirtschaft und der Akquisition von
                        können;                                               Drittmitteln.

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Der ETH-Bereich im
Überblick

Organisation und Governance des ETH-Bereichs   10

Alleinstellungsmerkmale des ETH-Bereichs       12

                                                 9
Der ETH-Bereich im Überblick

Organisation und Governance des ETH-Bereichs

Den ETH-Bereich bilden die beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen ETH Zürich und EPFL
sowie die vier Forschungsanstalten PSI, WSL, Empa und Eawag. Zum ETH-Bereich gehören auch
der ETH-Rat als strategisches Führungs- und Aufsichtsorgan und die ETH-Beschwerdekommission als
unabhängiges Beschwerdeorgan. Der ETH-Bereich wird mit einem wirkungsorientierten Modell
gesteuert: Die politischen Behörden geben die Leistungsstandards und die finanziellen Eckwerte vor,
während der ETH-Bereich als Leistungserbringer für die Umsetzung der Vorgaben verantwortlich ist.

                    Die politische Führung des ETH-Bereichs liegt beim        schwerpunkte (wie bereichsweite Initiativen und
                    eidgenössischen Parlament und beim Bundesrat.             Grossprojekte) in der nächsten BFI-Botschaft dient
                    Als zentrale Führungsinstrumente dienen der vom           die in Zusammenarbeit mit den sechs Institutionen
                    Parlament im Rahmen der Botschaft über die                verfasste «Strategische Planung des ETH-Rats
                    Förderung von Bildung, Forschung und Innovation           für den ETH-Bereich» (s. Abb. 1). Weiter vertritt der
                    (BFI) genehmigte Bundesbeschluss über den vier-           ETH-Rat den ETH-Bereich gegenüber Politik und
                    jährigen Zahlungsrahmen für den ETH-Bereich,              Bundesbehörden, genehmigt die Entwicklungspläne
                    ein darauf abgestimmter Leistungsauftrag des Bun-         der Institutionen des ETH-Bereichs und überwacht
                    desrats an den ETH-Bereich sowie die jährliche            ihre Verwirklichung.
                    Kreditbewilligung durch das Parlament. Diese poli-            Der auf den Zahlungsrahmen abgestimmte Leis-
                    tischen Instrumente werden mit einem Controlling          tungsauftrag des Bundesrates an den ETH-Bereich
                    ergänzt, das Auskunft über die Rechnungsführung           bildet die Basis für die vierjährigen Zielvereinbarungen
                    und die Auftragserfüllung gibt.                           des ETH-Rats mit den Institutionen. Der ETH-Rat
                                                                              schliesst mit den Institutionen die Zielvereinbarungen
                    Aufgaben des ETH-Rats                                     ab und teilt, gestützt auf die Budgetanträge der
                    Der ETH-Rat nimmt die strategische Führung des            Institutionen, die Bundesmittel zu. Er stellt dem
                    ETH-Bereichs im Rahmen des laufenden Leistungs-           Bundesrat Antrag zur Wahl der Präsidentinnen oder
                    auftrags wahr. Der Leistungsauftrag bestimmt              Präsidenten der beiden ETH sowie der Direktorinnen
                    die Schwerpunkte und die Ziele des ETH-Bereichs in        oder Direktoren der vier Forschungsanstalten und
                    Lehre, Forschung und Dienstleistung während der           ernennt die übrigen Mitglieder der Schulleitungen
                    Leistungsperiode. Er berücksichtigt die allgemeine        der beiden ETH sowie die Direktionsmitglieder der
                    Wissenschaftspolitik des Bundes und die strategischen     vier Forschungsanstalten. Schliesslich ernennt er,
                    Ziele des ETH-Bereichs (Art. 33 ETH-Gesetz, s. Kasten).   auf Antrag der Präsidentinnen oder der Präsidenten
                    Als zentrale Grundlage zur Verankerung der eigenen        der beiden ETH, die Professorinnen und Professoren.
                    strategischen Entwicklungsziele und Entwicklungs-             Seine Aufsichtsfunktion nimmt der ETH-Rat
                                                                              mit folgenden Instrumenten wahr: periodisches
                                                                              Reporting der Institutionen über die Ressourcen
                      Das ETH-Gesetz                                          (Finanzen, Personal, Immobilien), jährliche
                                                                              Berichterstattung der Institutionen über den Stand
                      Das Bundesgesetz über die Eidgenössischen               der Auftragserfüllung gemäss Zielvereinbarung,
                      Technischen Hochschulen vom 4. Oktober 1991             jährliche strategische Controlling-Gespräche (soge-
                      (ETH-Gesetz) ist das Trägergesetz des ETH-Bereichs.     nannte Dialoge) zwischen ETH-Rat und den Institu-
                      Es regelt die Kompetenzen zwischen Parlament,           tionen sowie Berichte der Institutionen im Rahmen
                      Bundesrat, dem ETH-Rat und den sechs Institu-           ihrer Risikomanagementsysteme. Bei Bedarf erlässt
                      tionen. Das ETH-Gesetz umschreibt namentlich            er zudem Vorschriften über das Controlling.
                      die Stellung, den Aufbau und die Aufgaben                   Das ETH-Gesetz und der Leistungsauftrag ver-
                      des ETH-Bereichs. Der ETH-Bereich ist im Rahmen         pflichten den ETH-Rat zur periodischen Bericht-
                      der gesetzlichen Vorgaben autonom und dem               erstattung über den Fortschritt bei der Zielerreichung,
                      zuständigen Departement zugeordnet (seit                den Stand der Immobilien, das Personal und die
                      1. 1. 2013 dem Departement für Wirtschaft, Bildung      Finanzen. Die Berichterstattung des ETH-Rats erfolgt
                      und Forschung WBF). Das ETH-Gesetz definiert            in drei Teilen: Im jährlichen Geschäftsbericht orientiert
                      die Autonomie der beiden ETH und der vier For-          der ETH-Rat über die Erfüllung der Leistungsziele
                      schungsanstalten.                                       und zeigt auf, wie der jährliche Finanzierungsbeitrag
                                                                              des Bundes verwendet wurde. Jeweils in der Hälfte

10                                                                                       Strategische Planung 2017-2020 für den ETH-Bereich
Organisation und Governance des ETH-Bereichs

Abb. 1: Die Strategische Planung 2017–2020 im BFI-Kontext

                                                                         BFI-Periode

                                    2013                     2014                      2015                 2016                     2017

                    Parlament       BFI-Politik                                    BFI-Botschaft 2017–2020 mit
                    WBF             (inkl. Leistungsauftrag 2013–2016)             Leistungsauftrag und Zahlungsrahmen
                    SBFI
     BFI-Politik

                                                                    Input
                                                                                   Zwischenevaluation
                                                Vorgaben            (Art. 33                                   Vorgaben
                                                                    ETH-Gesetz)    des ETH-Bereichs

                    ETH-Rat             Strategische Planung 2017–2020                             Zielvereinbarungen
                                        des ETH-Rats für den ETH-Bereich                           2017–2020 ETH-Rat/Institutionen
     Wissenschaft

                                                                                                             Harmonisierung

                                        Entwicklungsziele und -schwerpunkte             Planung    Entwicklungspläne
                    Institutionen       (für Entwicklungspläne)                                    2017–2020 der Institutionen

der Leistungsperiode informiert er im Selbsteva-                Die sechs Institutionen des ETH-Bereichs
luationsbericht für die Zwischenevaluation des                  Die sechs Institutionen sind öffentlich-rechtliche
ETH-Bereichs, inwieweit die Ziele des Leistungsauf-             Anstalten des Bundes mit je eigener Rechtspersön-
trags bereits erreicht sind. Am Ende der Leistungs-             lichkeit. Sie nehmen alle Zuständigkeiten wahr, die
periode zeigt er im Leistungsbericht auf, wie                   im ETH-Gesetz nicht dem ETH-Rat übertragen sind.
der Leistungsauftrag in der abgelaufenen Leis-                  Die operative Führung der einzelnen Institutionen
tungsperiode erfüllt wurde.                                     des ETH-Bereichs obliegt den Schulleitungen
                                                                der beiden ETH und den Direktionen der vier For-
                                                                schungsanstalten.

Strategische Planung 2017-2020 für den ETH-Bereich                                                                                          11
Der ETH-Bereich im Überblick

Alleinstellungsmerkmale des ETH-Bereichs

Die vielfältigen Kombinationen zwischen exakten Wissenschaften, Natur- und Ingenieurwissen-
schaften und den Management-, Geistes- und Sozialwissenschaften, die Komplementarität der beiden
ETH mit den Forschungsanstalten sowie die Entwicklung und der Betrieb grosser Forschungsinfra-
strukturen bilden drei strategische Alleinstellungsmerkmale des ETH-Bereichs. Damit profilieren sich
die sechs Institutionen national und international und erzeugen für den Hochschul- und Forschungs-
platz Schweiz einen bedeutenden Mehrwert.

Einzigartige Kombinationsmöglichkeiten                     in einem intensiven Austausch mit der Wirtschaft
aufgrund Disziplinenspektrum                               und öffentlichen Institutionen. Die akademische
In der Schweiz bieten einzig die beiden ETH Inge-          Unabhängigkeit bleibt gewahrt, weil die Pro-
nieurausbildungen auf universitärem Niveau an.             fessuren und Forschungseinheiten angemessen
Aufgrund ihres Disziplinenspektrums sind nur die           dotiert sind und die Forschungsverträge gemäss
Institutionen des ETH-Bereichs in der Lage,                den entsprechenden Richtlinien aufgesetzt
exakte Wissenschaften, Natur- und Ingenieurwis-            werden.
senschaften (inkl. Architektur) sowie Manage-
ment-, Geistes- und Sozialwissenschaften vielfältig     –– Die vier Forschungsanstalten betreiben themen-
zu kombinieren und ihr Wissen und ihre neuen               orientierte Spitzenforschung, ergänzt mit
Erkenntnisse in gesellschaftliche und wirtschaftliche      anwendungsorientierter Forschung und Tech-
Zusammenhänge zu stellen und kritisch zu reflek-           nologieentwicklung. Damit positionieren sie
tieren. Diese breite und interdisziplinäre Vernetzung      sich an der Schnittstelle zwischen Grundlagen-
innerhalb des ETH-Bereichs ist entscheidend, um            forschung und technischer oder gesellschaft-
die aktuellen und künftigen komplexen Herausfor-           licher Umsetzung und nehmen so eine zentrale
derungen der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik          Rolle im Wissens- und Technologietransfer
lösungsorientiert angehen zu können (s. Entwick-           ein. Ihre Arbeitsweise ist vor allem inter- und
lungsziel 1, S. 20). Mit ihrem gezielten Wissens- und      transdisziplinär, weil sie Kompetenzen ver-
Technologietransfer tragen die sechs Institutionen         schiedener Fachgebiete zusammenbringen und
weiter dazu bei, dass ihre neuen Erkenntnisse zu           im kontinuierlichen Dialog mit Gesellschaft,
erfolgreichen und marktfähigen Innovationen führen         Behörden und öffentlichen Verwaltungen sowie
(s. Entwicklungsziel 4, S. 28).                            der Wirtschaft stehen. Die damit verbundene
                                                           Vielfalt und die synergetische Zusammenarbeit
Komplementarität von Hochschulen und                       innerhalb des ETH-Bereichs werden auch
Forschungsanstalten                                        künftig wesentlich zu dessen Stärke beitragen.
Die beiden eidgenössischen technischen Hochschulen
und die vier Eidgenössischen Forschungsanstalten        Forschungsinfrastrukturen von
ergänzen sich inhaltlich und strukturell:               gesamtschweizerischer Bedeutung
                                                        Das Portfolio des ETH-Bereichs an Grossforschungs-
–– Die beiden ETH betreiben Lehre, Forschung            anlagen ist für die innovative und lösungsorien-
   (mit Schwergewicht Grundlagenforschung) und          tierte Weiterentwicklung der Spitzenforschung in der
   Wissens- und Technologietransfer auf dem             Schweiz und darüber hinaus von besonderer
   Niveau der besten Universitäten der Welt. Ihre       Bedeutung. Die Institutionen verfügen über mo-
   Studiengänge bauen auf einer soliden mathe-          dernste Forschungsinfrastrukturen und stellen viele
   matisch-naturwissenschaftlichen Grundausbil-         davon für die Forschung in der Schweiz zur Verfü-
   dung auf. Die beiden ETH pflegen die Vielfalt,       gung, einen wesentlichen Teil davon auch als User
   indem sie auf ausgewählte Themen fokussieren         Labs. Der ETH-Bereich nimmt dabei seine spezifi-
   und sich interdisziplinär vernetzen. Zudem           sche Verantwortung für Betrieb und Unterhalt sowie
   leisten sie einen bedeutenden Beitrag zur Be-        Führungsaufgaben für die Weiterentwicklung
   wältigung globaler Herausforderungen des 21.         dieser Infrastrukturen und die damit verbundene
   Jahrhunderts, beispielsweise in den Bereichen        Forschung wahr (s. Entwicklungsziel 3, S. 26).
   Energie, Ernährung, Datenmengen und -sicher-
   heit oder Umgang mit Risiken. Sowohl national
   als auch international stehen die beiden ETH

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Grundlagen der
strategischen Planung

Mission, Vision und Grundmaximen   14

                                    13
Grundlagen der strategischen Planung

Mission, Vision und Grundmaximen

Die Strategische Planung 2017–2020 des ETH-Rats für den ETH-Bereich beruht auf drei Elementen:
der Mission des ETH-Bereichs gemäss ETH-Gesetz, der Vision des ETH-Rats für den ETH-Bereich
und den Grundmaximen des ETH-Rats für eine gesellschaftlich verantwortungsvolle Umsetzung des
Grundauftrags in Lehre, Forschung sowie Wissens- und Technologietransfer.

                       Die im ETH-Gesetz festgelegte Mission des ETH-      Während die Vision des ETH-Rats die langfristig
                       Bereichs und die Vision des ETH-Rats für den ETH-   angestrebte Wirkung wiedergibt, bezeichnen die zehn
                       Bereich bilden zusammen mit dessen Grund-           strategischen Entwicklungsziele (s. S. 19 ff.) in
                       maximen das Fundament für die zehn spezifischen     Anlehnung an die Gliederung des aktuellen Leis-
                       strategischen Entwicklungsziele mit den bezeich-    tungsauftrages des Bundesrates an den ETH-Bereich
                       neten Handlungsfeldern (s. Abb. 2). In ihren        (BFI-Botschaft 2013–2016, S. 3333–3338) die mittel-
                       Entwicklungsplänen bezeichnen die Institutionen     fristigen strategischen Ziele. Sie informieren
                       die konkreten Massnahmen zu den jeweiligen          den Bundesrat über die Strategie des ETH-Rats für
                       Handlungsfeldern.                                   den ETH-Bereich im Hinblick auf die Erstellung
                                                                           des Leistungsauftrags des Bundesrats an den ETH-
                                                                           Bereich für die Jahre 2017–2020.

Abb. 2: Elemente der strategischen Planung des ETH-Rats für den ETH-Bereich

                                                    Entwicklungspläne der 6 Institutionen
                     Umsetzung
                                                             (inkl. Massnahmen)

                                                        Strategische Entwicklungsziele
                                                              und -schwerpunkte

                     Einbettung                                Grundmaximen

                       Wirkung                     Vision des ETH-Rats für den ETH-Bereich

                                                          Mission des ETH-Bereichs
                       Auftrag
                                                            (gemäss ETH-Gesetz)

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Mission, Vision und Grundmaximen

Mission des ETH-Bereichs                                 Grundmaximen

Gemäss ihrem gesetzlichen Auftrag (Art. 2 ETH-           Im Einklang mit den rechtlichen und politischen
Gesetz) haben die beiden ETH und die vier                Vorgaben konkretisiert der ETH-Rat für die Umsetzung
Forschungsanstalten                                      des Grundauftrags in den Jahren 2017–2020 die
–– Studierende und Fachkräfte auf wissenschaft-          folgenden, langfristig gültigen Grundmaximen für
    lichem und technischem Gebiet auszubilden            das Handeln der Institutionen des ETH-Bereichs:
    und die permanente Weiterbildung zu sichern,
–– die wissenschaftlichen Erkenntnisse durch             1)   Wir streben nach Exzellenz und höchster
    Forschung zu erweitern,                                   Qualität in all unseren Tätigkeitsbereichen.
–– den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern,               Unsere Passion für Wissenschaft und gesellschaft-
–– wissenschaftliche und technische Dienstleis-               liche Verantwortung steht im Zentrum unseres
    tungen zu erbringen,                                      Engagements. Wir orientieren uns an interna-
–– Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und                       tional höchsten Standards und gestalten diese
–– ihre Forschungsergebnisse zu verwerten.                    mit. Wir beteiligen uns an weltweiten aka-
                                                              demischen Netzwerken, um von den Besten zu
Die Institutionen des ETH-Bereichs erfüllen ihre              lernen und unsere Erfahrungen mit ihnen zu
Aufgaben auf international anerkanntem Niveau.                teilen. Unser Exzellenzstreben steht im Dienste
Sie berücksichtigen die Bedürfnisse der Gesellschaft          des wissenschaftlichen Fortschritts und stärkt
und Wirtschaft der Schweiz und pflegen die inter-             dadurch die Anerkennung und Wettbewerbs-
nationale Zusammenarbeit. Die Achtung der Würde               fähigkeit der Schweiz im globalisierten Umfeld.
des Menschen, die Verantwortung gegenüber
seinen Lebensgrundlagen und der Umwelt sowie             2) Wir orientieren uns an internationaler
die Abschätzung von Technologiefolgen sind als              Exzellenz in forschungsbasierter Lehre und
Leitlinien für Lehre und Forschung zu beachten.             forschendem Lernen.
    Diese politischen Vorgaben definieren die               Ausbildung ist unsere wichtigste Aufgabe
Mission des ETH-Bereichs, die zusammen mit den              und unser grösster Beitrag zu wirtschaftlichem
periodisch in der BFI-Botschaft vom Bundesrat               Wachstum und gesellschaftlicher Entwicklung.
für den ETH-Bereich im Leistungsauftrag festgelegten        Die Lehre orientiert sich an den neuesten
Zielen die Grundlage bildet, auf der die Institutionen      fachwissenschaftlichen Erkenntnissen und sys-
des ETH-Bereichs ihren Auftrag erfüllen. Aufbauend          temorientierten Lösungsansätzen sowie an
auf der Mission und den Grundmaximen des ETH-               den neuesten Ergebnissen der Lehr- und Lern-
Rats sowie dem aktuellen Leistungsauftrag entwickelt        forschung; sie ist auf ein verstehendes Lernen
der ETH-Rat seine Strategische Planung 2017–2020            und eine intelligente Wissensorganisation ausge-
für den ETH-Bereich und knüpft damit auch an seine          richtet. Wir fördern innovative Ansätze in Lehre
Strategie für die Jahre 2013–2016 an.                       und betreutem forschendem Lernen und bieten
                                                            dem Lehrkörper dafür Freiräume und Unter-
                                                            stützung an. Wir legen in Berufungsverfahren
Vision                                                      für Professorinnen und Professoren Wert auf
                                                            Exzellenz in der Lehre. Wir fordern und fördern
Ausgehend von seiner Mission gemäss ETH-Gesetz              die Leistungsfähigkeit und den Leistungswillen
und den Grundmaximen des ETH-Rats verfolgt                  der Studierenden und bieten dazu eine optimale
der ETH-Bereich auch in der BFI-Periode 2017–2020           Lernumgebung. Durch unsere stark disziplinäre
die folgende Vision:                                        Grundausbildung mit umfassenden wissen-
                                                            schaftlichen Grundlagen in allen Curricula, durch
 Der ETH-Bereich will durch Exzellenz in Forschung,         stetes Überprüfen und Verbessern unserer Lehr-
 Lehre und Wissens- und Technologietransfer                 und Lernangebote sowie durch die Mehrspra-
 als Innovationsmotor die Wettbewerbsfähigkeit              chigkeit hervorragender Dozierender steigern wir
 der Schweiz nachhaltig stärken und zur Entwick-            unsere Attraktivität für motivierte Studierende
 lung der Gesellschaft beitragen. Als Leuchtturm            und Doktorierende aus der Schweiz wie auch aus
 will er weltweit Mitverantwortung übernehmen               dem nahen und fernen Ausland. In der Weiter-
 für die Bewältigung drängender gesellschaftli-             entwicklung der akademischen Aus- und Weiter-
 cher Herausforderungen, für die Steigerung der             bildung orientieren wir uns an ähnlich ausge-
 Lebensqualität und für den langfristigen Erhalt            richteten universitären Hochschulen weltweit.
 unserer Lebensgrundlagen.                                  Damit sichern wir uns auch künftig einen Platz

Strategische Planung 2017-2020 für den ETH-Bereich                                                                           15
Mission, Vision und Grundmaximen

                      unter den weltweit besten Lehr-, Lern- und                 Erst der Respekt vor Andersdenkenden und die
                      Forschungsinstitutionen und schaffen die Grund-            Auseinandersetzung mit anderen Kulturen und
                      lage für einen nachhaltigen Beitrag zur wirt-              Wertvorstellungen machen aktive und ehemalige
                      schaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung            Angehörige der Institutionen des ETH-Bereichs
                      unseres Landes.                                            über ihre hohe Fachkompetenz hinaus zu geach-
                                                                                 teten Persönlichkeiten der globalisierten Wis-
                   3) Wir legen Wert auf eine fundierte Ausbildung               senschaftsgemeinschaft und der Wissensgesell-
                      in disziplinären Grundlagen als Basis für                  schaft. Die Institutionen des ETH-Bereichs
                      interdisziplinäres Zusammenarbeiten.                       pflegen den internen und öffentlichen Dialog
                      Der ETH-Rat legt Wert auf starke disziplinäre              auch bei kontrovers diskutierten Themen,
                      Grundlagen in Lehre und Forschung, sie legen               soweit diese in das Kompetenzspektrum des
                      häufig die Basis für fundamentale neue Er-                 ETH-Bereichs fallen. Sie sind dabei bemüht,
                      kenntnisse. Die Ausbildung aller Studierenden              sich im Sinne eines ehrlichen, neutralen
                      in Mathematik und weiteren Grundlagenwis-                  Vermittlers («honest broker»1) in diese Debatten
                      senschaften dient als Basis für die Aneignung              einzubringen. In unserem Bestreben, Wissen-
                      des theoretischen und methodischen Wissens                 schaft für die Öffentlichkeit nachvollziehbar,
                      des gewählten Fachgebietes. Zudem initiiert                erlebbar und nutzbar zu machen, entsteht aus
                      und fördert der ETH-Bereich inter- und transdis-           Bildung und Forschung im ETH-Bereich Mehr-
                      ziplinäre Forschungsverbünde und Ausbildungs-              wert für die Gesellschaft. Damit wollen wir auch
                      Curricula. Diese sollen zur Lösung der grossen             dazu beitragen, dass höhere Bildung und wis-
                      aktuellen und künftigen nationalen und globalen            senschaftliche Forschung als kulturelles Gut in
                      Herausforderungen beitragen und Bedürfnisse                der Gesellschaft besser anerkannt wird.
                      aus Wirtschaft und Gesellschaft angehen. Wir
                      begrüssen die Kontakte und das Zusammenar-           5) Wir pflegen eine Vertrauens- und Mitwirkungs-
                      beiten unserer Mitarbeitenden und Professorin-          kultur und halten die Wissenschaftsfreiheit
                      nen und Professoren mit unseren Anspruchs-              und die Grundsätze der wissenschaftlichen
                      gruppen aus der Praxis, weil damit Mehrwert             Integrität hoch.
                      für Lehre und Forschung geschaffen wird. Wir            Die Freiheit von Forschung und Lehre ist ein
                      legen Wert auf die Bedeutung der interdiszipli-         in der Bundesverfassung verankertes Primat.
                      nären Zusammenarbeit, die Brücken schlägt               Der ETH-Rat setzt sich für Forschungsfreiheit in
                      zwischen den exakten Wissenschaften, Natur-             der innovativen, ergebnisoffenen Grundlagen-
                      und Ingenieurwissenschaften (inkl. Architektur)         forschung, aber auch in der problemgeleiteten,
                      sowie den Management-, Geistes- und Sozial-             anwendungsorientierten Forschung ein. Der
                      wissenschaften, was sich unter anderem in               ETH-Bereich respektiert dabei die Vielfalt der
                      den vielfältigen Facetten der Lebens- und der           wissenschaftlichen Meinungen und Methoden,
                      Umweltwissenschaften äussert.                           fördert eine Kultur der Mitwirkung und des
                                                                              Vertrauens und erwartet von allen Mitarbeiten-
                   4) Wir motivieren unsere Studierenden,                     den, dass für sie bei ihren Tätigkeiten in Lehre,
                      Doktorierenden und Mitarbeitenden zu eigen-             Forschung und Innovation die wissenschaftliche
                      verantwortlichem, selbstkritischem Denken               Integrität und die gute wissenschaftliche Praxis
                      und Handeln und nehmen unsere Vorbild-                  unabdingbare Selbstverständlichkeiten sind.
                      funktion ernst.
                      Wir bilden neugierige, lösungsorientierte und        6) Wir engagieren uns für die Weitergabe unserer
                      innovative Persönlichkeiten aus, die sich so-           Erkenntnisse und technologischen Entwick-
                      wohl im nationalen wie auch im internationalen          lungen an die Wirtschaft.
                      Arbeitsmarkt erfolgreich behaupten können.              Zur Stärkung des Forschungs- und Innovations-
                      Als Alumnae und Alumni einer Institution des            standortes sowie des Werkplatzes Schweiz und
                      ETH-Bereiches sind sie darauf vorbereitet,              zur Förderung seiner internationalen Konkur-
                      Führungsverantwortung in einer sich rasch ver-          renzfähigkeit integrieren die Institutionen des
                      ändernden Welt zu übernehmen. Wissenschaft,             ETH-Bereichs die Vermittlung von Grundprinzipien
                      die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahr-          des Unternehmertums («entrepreneurship»)
                      nimmt, welche sich aus Innovationskraft und             sowie des Wissens- und Technologietransfers
                      Exzellenz ergibt, wird zu einem Ort des relevanten      (WTT) in Forschung und Lehre. Unsere Alumnae
                      Diskurses. Wir legen Wert darauf, dass Dozierende       und Alumni sind die wichtigsten Träger des
                      und Vorgesetzte ihre Vorbildfunktion ernst              Wissenstransfers von den Hochschulen in die
                      nehmen und ihre Studierenden und Mitarbei-
                      tenden dazu anregen, sich kompetent und
                      selbstkritisch mit ethischen, gesellschaftlichen     1   Roger A. Pielke, Jr., The honest broker: making sense of science
                      und wirtschaftlichen Aspekten von Forschung              in policy and politics. Cambridge University Press, New York,
                      und ihren Anwendungen auseinanderzusetzen.               2007, 188 pp.

16                                                                                       Strategische Planung 2017–2020 für den ETH-Bereich
Mission, Vision und Grundmaximen

    Praxis. Neben dem etablierten WTT des Kaders        8) Wir nehmen unsere Verantwortung und
    und erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter        Verpflichtungen als soziale Arbeitgeber ernst.
    kommt dem kompetenten und engagierten                  Im ETH-Bereich tragen die Mitarbeitenden auf
    Wissenstransfer durch die Studierenden und             allen Stufen wesentlich zu Erfolg und Exzellenz
    Doktorierenden bei externen Qualifikations-            bei. Sie erarbeiten und erhalten Wissen, ent-
    resp. Promotionsarbeiten zunehmende Bedeu-             wickeln neue Methoden, bedienen komplexe
    tung zu. Wir verfügen über spezifische Strate-         Geräte und geben diese Kenntnisse weiter. Wir
    gien des WTT für multinationale Unternehmen,           fordern von unseren Mitarbeitenden Engage-
    kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und              ment, Flexibilität, effiziente Auftragserfüllung,
    die öffentliche Verwaltung und passen diese ziel-      Integrität und Respekt gegenüber den anderen
    führend neuen Herausforderungen an.                    Mitarbeitenden sowie Offenheit gegenüber
                                                           fremden Kulturen und Andersdenkenden. Als
7) Wir tragen zur Weiterentwicklung des Hoch-              soziale Arbeitgeber nehmen wir unsere Verant-
   schulraumes Schweiz bei.                                wortung ernst und schaffen ein stimulierendes
   Das duale Bildungssystem der Schweiz zeichnet           Arbeitsumfeld, in dem auch Sport, Kultur und
   sich aus durch einen berufsorientierten und             Geselligkeit ihren Platz haben. Wir bilden
   einen akademischen Bildungspfad, mit dem                neben Studierenden und Doktorierenden auch
   Ziel, Personen gemäss ihren unterschiedlichen           Lehrlinge aus, fördern die persönliche Weiter-
   Talenten und Interessen optimal zu fördern.             entwicklung und Mobilität der Mitarbeitenden
   Die Komplementarität führt zu einer ausgewo-            und erwarten und unterstützen die fachspezifi-
   genen Zusammensetzung bestens ausgebildeter             sche Weiterbildung am Arbeitsplatz. Wir fördern
   und gesuchter Fachleute auf verschiedenen               und fordern eine Mitwirkungskultur auf allen
   Stufen und mit verschiedenen Kompetenzprofilen,         Stufen und erwarten von den Vorgesetzten
   was eine nachhaltige Weiterentwicklung der              Vorbildfunktion. Das dynamische Arbeitsumfeld
   Schweizer Wirtschaft fördert und einen Wettbe-          in allen Institutionen des ETH-Bereichs baut
   werbsvorteil der Schweiz darstellt. Bei der             auf Kommunikation, Vertrauen und Chancen-
   gesamtschweizerischen hochschulpolitischen              gleichheit. Diese Optimierungsprozesse sind
   Koordination setzt sich der ETH-Rat für die             nie abgeschlossen.
   Stärkung der sehr guten Position der beiden ETH
   im internationalen Wettbewerb ein und trägt          9) Wir setzen die Mittel effizient, nachhaltig und
   ihrer im ETH-Gesetz verankerten Stellung Sorge.         verantwortungsvoll ein.
   Er engagiert sich dafür, dass die Aufgabenteilung       Vorwiegend von der öffentlichen Hand finanziert,
   zwischen den Fachhochschulen und den uni-               verpflichten sich der ETH-Rat und die sechs In-
   versitären Hochschulen weiter geklärt und               stitutionen des ETH-Bereichs, die vom Bund zur
   gefestigt wird und dass die unterschiedlichen           Verfügung gestellten Mittel effizient, nachhaltig
   Anspruchsgruppen durch geschärfte Ausbil-               und verantwortungsvoll einzusetzen. Sie iden-
   dungs- und Forschungsprofile besser abgedeckt           tifizieren Prioritäten und Posterioritäten, setzen
   werden. Die Durchlässigkeit zwischen den Aus-           strategische Schwerpunkte und passen ihre
   bildungswegen soll unter Wahrung qualitätsbe-           Portfolios im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrages
   zogener Übertrittskriterien gestärkt werden.            entsprechend an.
   Die Passerellen zwischen den beiden ETH und
   Fachhochschulen sind klar geregelt und
   werden effizient gehandhabt.

Strategische Planung 2017-2020 für den ETH-Bereich                                                                         17
Strategische
Entwicklungsziele
2017–2020

Entwicklungsziel 1 – Lehre                      20

Entwicklungsziel 2 – Forschung                  24

Entwicklungsziel 3 – Forschungsinfrastruk-
		                   turen und Gross-
		                   forschungsprojekte         26

Entwicklungsziel 4 – Wissens- und
		                   Technologietransfer        28

Entwicklungsziel 5 – Nationale Zusammen-
		                   arbeit und Koordination    30

Entwicklungsziel 6 – Internationale
		                   Positionierung und
		                   Zusammenarbeit             34

Entwicklungsziel 7 – Rolle in der Gesellschaft
		                   und nationale Aufgaben     36

Entwicklungsziel 8 – Personalpolitk             38

Entwicklungsziel 9 – Finanzierungsquellen
		                   und Mittelverwendung       41

Entwicklungsziel 10 – Immobilienmanagement      43

                                                 19
Strategische Entwicklungsziele 2017–2020

Entwicklungsziel 1 – Lehre

Die akademische Ausbildung junger Menschen ist eine Kernaufgabe des ETH-Bereichs; sie leistet
einen bedeutenden Beitrag für die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft zur Deckung des Bedarfs an
Fach- und Führungskräften. Der Bezug zu Fragen, Methoden und Ergebnissen der aktuellen wissen-
schaftlichen Forschung bildet die Grundlage für eine Ausbildung von höchster Qualität im ETH-Bereich.
Die Absolventinnen und Absolventen werden befähigt, neue Erkenntnisse aus der vorwiegend tech-
nischen und naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung nutzbringend für ihre berufliche Tätigkeit
zu transformieren und anzuwenden sowie Verantwortung und Führungsrollen in Wissenschaft,
Wirtschaft und Gesellschaft zu übernehmen.

Der ETH-Bereich trägt mit seiner forschungsbasierten Aus- und      auch mit der Intensität der Betreuung zusammen. Um bei stei-
Weiterbildung massgeblich dazu bei, dass Wissenschaft, Wirt-       gender Anzahl von Studierenden und Doktorierenden die Qualität
schaft und öffentliche Verwaltung über qualifizierte Fach- und     der Lehre und des Lernumfeldes sowie das gute Betreuungsver-
Führungskräfte verfügen. Ausgebildet werden motivierte             hältnis auf international wettbewerbsfähigem Niveau zu halten,
und talentierte junge Menschen in den exakten Wissenschaften,      sind bis 2020 eine weitere Stärkung bestehender Professuren
in den Natur- und den Ingenieurwissenschaften und in der           durch Senior Scientists bzw. Maîtres d’enseignement et de
Architektur unter Einbezug der dafür relevanten Bereiche der       recherche (MER) sowie eine Erhöhung der Anzahl Professuren
Management-, Geistes- und Sozialwissenschaften.                    erforderlich. Die ETH Zürich plant, die Anzahl Professuren von
                                                                   2013 bis 2020 um 12 bis 25 % auf 500 bis 560 (Vollzeitäquivalente)
Richtgrössen 2020 für Studierende und Doktorierende                zu erhöhen: Während bei einer Zunahme um 12 % das Betreu-
sowie für Professuren                                              ungsverhältnis pro Professur unverändert bleibt, würde eine
Nachdem die Gesamtzahl der Studierenden und Doktorierenden         25 %-Zunahme eine wesentliche Verbesserung bedeuten. Die
zwischen 2000 und 2012 an der ETH Zürich um 66 % und an der        EPFL plant, die Anzahl Professuren unter konstanten Betreuungs-
EPFL um 90 % zugenommen hat, prognostiziert das Bundesamt          verhältnissen im gleichen Zeitraum um 23 % auf rund 360
für Statistik (BfS) für die beiden ETH für 2013 bis 2020 noch je   Professuren auszubauen. Für die Periode 2017–2020 macht dies
eine Zunahme von 10 %. Ausgehend von den Referenzszenarien         insgesamt zwischen 30 und 55 zusätzliche Professuren aus.
des BfS prognostizieren die ETH Zürich für 2020 20 000 und die     Diese sollen hauptsächlich aus dem Finanzierungsbeitrag des
EPFL 11 000 Studierende und Doktorierende. Ihre für 2020 prog-     Bundes ermöglicht werden, teilweise unterstützt durch
nostizierte Anzahl Studierender und Doktorierender erachten        Anschubfinanzierung aus Drittmitteln (Handlungsfeld 1.1).
beide Institutionen als längerfristig anzustrebende Richtgrösse.       Die Bewältigung des bisherigen grossen Wachstums der
Für eine deutliche Zunahme darüber hinaus sind die erforderli-     Studierendenzahlen sowie das weitere moderate Wachstum
chen Kapazitäten der Lehr-, Lern- und Forschungsinfrastruktur      bedingen Komplementärmassnahmen zur Stärkung des Kaders
sowie die Landreserven an den Hauptstandorten der beiden           des akademischen Mittelbaus (Senior Scientist und MER). Der
ETH nicht vorhanden; erhebliche Erweiterungen könnten ange-        Anspruch an ausgezeichnete Qualität der Lehre und Betreuung
sichts der voraussichtlich anhaltenden angespannten Situation      setzt aber nicht nur einen personellen Ausbau voraus, sondern
der Bundesfinanzen auch kaum finanziert werden. Um im              auch entsprechende Karriereprofile und Förderungsmassnah-
Bedarfsfall auf Kapazitätsengpässe in einzelnen Studiengängen      men für den akademischen Nachwuchs. Engagierte und fachlich
reagieren zu können, wurde das ETH-Gesetz 2013 mit der Einfü-      wie sozial kompetente Dozierende sowie ein zeitgemässer
gung von Artikel 16a angepasst. Damit hat der ETH-Rat heute        Ausbau der Lehr- und Lerninfrastruktur (s. Entwicklungsziel 10,
die Möglichkeit, auf Antrag einer der beiden ETH die Zulassung     S. 43 f.) erlauben nicht nur, hervorragend talentierte Studierende
von Bewerberinnen und Bewerbern mit ausländischem Vorbil-          anzuziehen, sondern auch attraktiv zu sein für exzellente
dungsausweis in ein höheres Semester des Bachelorstudiums          Professorinnen und Professoren. Dies wiederum stärkt die Leis-
oder in das Masterstudium zu beschränken. In Zukunft sollte        tungsfähigkeit des ETH-Bereichs.
diese Möglichkeit auch für den Eintritt von Bildungsausländerin-
nen und -ausländern in das erste Semester eines Bachelor-          Innovationen und Qualitätssicherung in der Lehre
studiums bestehen, weshalb der ETH-Rat anlässlich der nächsten     Die Institutionen des ETH-Bereichs fokussieren auf eine exzellente
Revision des ETH-Gesetzes eine entsprechende Anpassung von         Lehre und Ausbildung, die sich mit den Angeboten der besten
Artikel 16a beantragt hat (s. wissenschaftspolitische Rahmenbe-    akademischen Bildungsstätten der Welt messen kann. In
dingungen, S. 58).                                                 der Ausbildung werden neue und innovative Formen des Lehrens
    Insbesondere in den sehr dynamischen und häufig infra-         und Lernens angewendet. Mit dem primären Ziel, die bereits
strukturintensiven MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Natur-    sehr hohe Qualität in der Lehre laufend weiterzuentwickeln,
wissenschaften, Technik) hängt der Erfolg der Studierenden         werden die traditionellen Lehr- und Lernformen durch den ver-

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Entwicklungsziel 1 – Lehre

 Entwicklungsziel 1: Lehre

 Der ETH-Bereich bietet eine im internationalen Vergleich            gestützten Lehrportfolios beeinflusst auch die Besetzung von
 erstklassige und für die Studierenden attraktive forschungs-        bestehenden und neuen Professuren. Für einen optimalen
 basierte Lehre an.                                                  Einsatz von Lehrkompetenzen und Ressourcen werden Syner-
                                                                     gien bevorzugt mit den Partneruniversitäten an den Hoch-
 Handlungsfelder                                                     schulstandorten gesucht und genutzt.
 1.1 Orientierung an Richtgrössen: Um die Qualität der Lehre
 und des Lernumfeldes zu gewährleisten bzw. zu steigern              1.4 Besondere Qualifikationen: Studierende der beiden ETH
 und das Betreuungsverhältnis auf international kompetitivem         werden neben ihren exzellenten fachlichen Qualifikationen zu
 Niveau zu halten, streben die beiden ETH an, die Gesamtzahl         kritischen und eigenständig denkenden Persönlichkeiten
 der Studierenden und Doktorierenden bis 2020 im Bereich             ausgebildet. Sie werden befähigt, sich über die eigene Disziplin
 ihrer längerfristig angestrebten Richtgrössen zu etablieren.        hinaus mit unterschiedlichen Denkansätzen auseinander-
 Zudem stärken die beiden ETH bestehende Professuren durch           zusetzen und diese in einem grösseren Kontext einzuordnen.
 Senior Scientists bzw. Maîtres d’enseignement et de recherche       Interdisziplinäres und vernetztes Denken und Arbeiten wird
 und erhöhen die Anzahl der Professuren.                             während des Studiums gefördert und vermehrt in die Curricula
                                                                     integriert.
 1.2 Qualitätssicherung in der Lehre: Die beiden ETH überprüfen
 die Qualität der Ausbildung mit aussagekräftigen und wir-           1.5 Offener Zugang zum Masterstudium und Doktorat: Die
 kungsvollen Evaluationsinstrumenten systematisch und perio-         beiden ETH gewinnen für Masterstudiengänge und Doktorate
 disch und berücksichtigen die Resultate bei der Weiterent-          eine angemessene Zahl der weltweit besten Studierenden,
 wicklung ihrer Curricula. Sie berücksichtigen in Lehre und          unabhängig von Herkunft, sozioökonomischem Hintergrund,
 Ausbildung vermehrt Gender-Aspekte. Die Forschungsanstalten         Geschlecht und Alter. Dabei legen sie Wert auf die Vielfalt
 unterstützen die beiden ETH mit ihren hochspezialisierten           unter ihren Studierenden und Doktorierenden.
 Kompetenzen bei der Ausbildung und Betreuung mit dem Ziel,
 dass sich für alle Beteiligten Mehrwerte ergeben.                   1.6 Aus- und Weiterbildung für Dozierende und Lehrpersonen:
                                                                     Die beiden ETH bieten ihren Dozierenden und Assistierenden
 1.3 Weiterentwicklung der spezifischen Profile der Studiengänge:    ein breites didaktisches Aus- und Weiterbildungsangebot
 Die beiden ETH sichern und stärken ihre bewährte forschungs-        an und unterstützen sie kompetent bei der Entwicklung und
 basierte und kompetenzorientierte Ausbildung. Sie richten           Einführung neuer Lehr- und Lernformen. Zudem bauen
 die Studiengänge konsequent auf die zu erwerbenden Lerner-          die beiden ETH ihre Position als führende Aus- und Weiterbil-
 gebnisse (learning outcomes) aus. Die beiden ETH integrieren        dungsinstitutionen für Gymnasiallehrpersonen und Fach-
 neue Entwicklungen in der Forschung laufend in ihre Curricula       hochschuldozierende im Bereich der Natur- und Ingenieur-
 und etablieren für strategisch wichtige Gebiete neue Studien-       wissenschaften sowie der Mathematik (MINT-Disziplinen)
 gänge. Die Schärfung und Weiterentwicklung des forschungs-          weiter aus.

mehrten Einsatz von ICT-Mitteln erweitert und ergänzt. So kom-      Weiterentwicklung der Studienprofile
men in der Lehre an den beiden ETH vermehrt Online-Angebote         Die Profile der Studiengänge der beiden ETH (s. Kasten S. 22)
im Unterricht wie auch in Prüfungen zum Einsatz (z. B. Massive      und die Qualifikationen ihrer Absolventinnen und Absolventen
Open Online Courses, MOOCs). Dies erhöht die Diversität des Lehr-   unterscheiden sich bewusst von denjenigen anderer Hochschul-
und Weiterbildungsangebots und ermöglicht eine Steigerung           typen, insbesondere der Fachhochschulen (Handlungsfeld 1.3).
der Effizienz des Ressourceneinsatzes, was zur Bewältigung der      Der Regelabschluss ist der Masterabschluss. Die beiden ETH
steigenden Studierendenzahlen beiträgt.                             integrieren neue Entwicklungen in der Forschung laufend in ihre
    Für die Qualitätssicherung und -steigerung pflegen die          Master-Curricula und etablieren in strategisch wichtigen Gebieten
beiden ETH eine kompetenzorientierte Curriculumsentwicklung         (s. strategische Fokusbereiche, S. 45 ff.) neue Studiengänge.
(Handlungsfeld 1.2). Die beiden ETH sind zudem bestrebt, Gender-         Neue Prioritäten bedingen auch Posterioritäten. So führt die
Aspekte in der Lehre zu berücksichtigen: Curricula, Vorlesungen     Schärfung von Profilen auch zum Abbau von Lehrveranstaltungen
und Prüfungen sollen so gestaltet werden, dass sie für Frauen       und Kursen mit geringem Interesse oder von untergeordneter
und Männer gleichermassen attraktiv sind.                           Bedeutung sowie von Curriculateilen z. B. dort, wo bei geringeren
    Den engen Bezug zu Forschung und Praxis pflegen die             Studierendenzahlen Überschneidungen mit Partneruniversitäten
beiden ETH wie auch die Forschungsanstalten als wesentlichen        und Fachhochschulen bestehen und die Nutzung von Synergien
Mehrwert ihrer Ausbildung. Die Betreuung der Studierenden           für alle Mehrwert schaffen kann. Bei komplementären Kom-
optimieren sie durch Feedback-Systeme und vielfältige Weiter-       petenzen in einem Ausbildungsbereich bieten die beiden ETH
bildungsangebote für Dozierende, und bei der Berufung und           gemeinsame spezialisierte Master-Curricula an (z. B. Nuclear
Beförderung der Dozierenden berücksichtigen sie neben Leis-         Engineering). Damit lassen sich Kompetenzen und Ressourcen
tungen und Potenzial in der Forschung auch deren ausgewiesene       optimal einsetzen.
Fähigkeiten in der Lehre.

Strategische Planung 2017-2020 für den ETH-Bereich                                                                                   21
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