September 2019, Nr. 248 - Kanton Uri

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September 2019, Nr. 248 - Kanton Uri
September 2019, Nr. 248

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September 2019, Nr. 248 - Kanton Uri
Publikationsorgan der                                      In dieser Nummer
    Bildungs- und Kulturdirektion
    des Kantons Uri
    Erscheint jährlich viermal                                 Vorwort                         3

    Redaktion                                                  Jahresziele BKD                 4
    Christian Mattli                                           Urner Rekordhoch
    Bildungs- und Kulturdirektion                              bei direkter Übertrittsquote    5
    6460 Altdorf
    Telefon +41 41 875 2050                                    Zahl der Urner Studierenden
    Christian.Mattli@ur.ch                                     konstant                        7
                                                               Grundkompetenzen in Sprache
    Administration
                                                               und Mathematik                  9
    Inserate, Adressänderungen,
    Abonnemente, Einzelnummern:                                Urner Volksschule
                                                               gut aufgestellt                11
    Bildungs- und Kulturdirektion/Schulblatt
    6460 Altdorf                                               Französischunterricht in Uri   13
    Telefon +41 41 875 2091                                    Uri trifft La Tour-de-Trême    15
    Edith.Gisler@ur.ch
                                                               Bildungsgeschichte Uri         17
    Erscheinungsmonate
    März, Juni, September, Dezember                            Kantonale Mittelschule Uri     23
                                                               Sport                          23
    Einsendeschluss
    Nr. 249: 8. November 2019                                  Sommerprojekt für
                                                               fremdsprachige Kinder
    Satz                                                       und Jugendliche                28
    Simona Jörg
    Lernende Mediamatikerin EFZ                                Staatsarchiv Uri               29
                                                               Lehrerinnen und Lehrer Uri     32
                                                               Bund und EDK                   33
                                                               Weitere Informationen          34

    Druck
    Gisler 1843 AG, Altdorf

    Zum Titelbild: Werden auf diese Art in fünfzig Jahren die Hausaufgaben erledigt?

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Der Blick zurück weist nach vorn
                                              Wer hätte damals vorausgesagt, dass mit
                                              Stand Wintersemester 2018/2019 insge-
                                              samt 347 Urnerinnen in ausserkantonalen
                                              Hochschulen eingeschrieben sind? Ein
                                              schönes Beispiel für die Entwicklung der
                                              Chancengerechtigkeit!
                                              Anderseits lesen sich im Rückblick auch
                                              die Schilderungen zur Schul- und Unter-
                                              richtssituation um den Urner Lehrer und
                                              Lehrmittelautor Josef Maria Walker aus
Vorausschauen ist wichtig, in die Zu-         Silenen hochinteressant. Ein Schultag im
kunft blicken ist richtungsweisend. In der    19. Jahrhundert, die Raumsituation und
Gegenwart erlebt das Bildungswesen eine       kargen Platzverhältnisse sowie der Mangel
gewissermassen fiebrige Suche nach den        an Unterrichtsmitteln spiegeln die Anfänge
Leitlinien einer Pädagogik der Zukunft.       der Volksschule im Urnerland. Als oberstes
Welche Auswirkungen hat die digitale          Ziel der Bildung galt damals, «aus den Kin-
Transformation für die Gesellschaft? Wie      dern gute Menschen» zu machen. Heute
sieht die Arbeitswelt in zwanzig oder fünf-   lautet das Ziel: «Bildung befähigt zu einer
zig Jahren aus? Welche Anforderungen          eigenständigen und selbstverantwort-
stellt die zunehmende Globalisierung an       lichen Lebensführung, die zu verantwor-
künftig notwendige Kompetenzen? The-          tungsbewusster und selbstständiger Teil-
men wie Chancengleichheit und Bildungs-       habe und Mitwirkung im gesellschaftlichen
gerechtigkeit sind wegleitend. Das Hier       Leben in sozialer, kultureller, beruflicher
und Jetzt zu verstehen, ist uns indes nur     und politischer Hinsicht führt». Somit hat
möglich, wenn wir immer wieder zurück-        sich die Situierung gewandelt, indem die
blicken. «Den Blick wenden» ist eine For-     Zivilgesellschaft den Rahmen für das alt-
derung, die schon Plato in seiner Ideenleh-   hergebrachte Adjektiv «gut» bildet.
re gesetzt hat. Einige ausgewählte Beiträge
in der aktuellen Ausgabe des Schulblattes     Neben all den in die Zukunft gerichteten
ermöglichen denn auch, produktive Rück-       Bestrebungen zur Optimierung unseres
schau zu halten.                              Urner Bildungswesens wollen wir also des-
                                              sen Herkunft nicht vergessen. Wir wollen
Einerseits lohnt sich der Blick zurück im
                                              das bisher Erreichte wertschätzen und auf
Rahmen der fortgesetzten Reihe «Bil-
                                              unserem erfolgreichen Weg gemeinsam
dungsgeschichte des Kantons Uri». Darin
                                              weitergehen. In diesem Sinn wünsche ich
wird die Entwicklung der höheren Mäd-
                                              Ihnen ein erfolgreiches und befriedigendes
chenbildung und Koedukation dargestellt.
                                              neues Schuljahr!
Nicht einmal ein halbes Jahrhundert
ist vergangen, seit 1973 die ersten fünf      Beat Jörg
Mädchen im Kanton Uri ihr eidgenössisch       Bildungs- und Kulturdirektor
anerkanntes Maturitätszeugnis erwarben.       des Kantons Uri

                                                                                            3
September 2019, Nr. 248 - Kanton Uri
Grosse Vorhaben gut auf Kurs
    Die Bildungs- und Kulturdirektion des          Bereits im oder nahe am Ziel
    Kantons Uri hat ein erfolgreiches erstes       Die Kontrolle des Zielerreichungsgrads
    Halbjahr 2019 hinter sich. Die Kontrolle des   bei Halbzeit zeigt, dass die BKD sehr wir-
    Zielerreichungsgrads bei Halbzeit zeigt ein    kungsvoll gearbeitet hat. Die Verwirkli-
    erfreuliches Bild.                             chung des Instituts «Kulturen der Alpen»
                                                   ist inzwischen so weit gediehen, dass das
    «Unsere Jahresziele haben wir so
                                                   Institut den Betrieb am 1. September
    gesetzt, dass wir im Einklang mit dem
                                                   2019 aufnehmen konnte. Das Konzept
    Regierungsprogramm einen wesent-
                                                   zur Integrationsagenda wurde gemein-
    lichen Beitrag leisten, um Bildung, Kultur
                                                   sam mit der Gesundheitsdirektion und
    und Sport in Uri wirkungsvoll weiter zu
                                                   der Volkswirtschaftsdirektion erarbeitet
    entwickeln», sagt Regierungsrat Beat
                                                   und am 9. April 2019 vom Regierungsrat
    Jörg, Bildungs- und Kulturdirektor des
                                                   beschlossen. Die einzelnen Massnahmen
    Kantons Uri. So hat sich die Bildungs-
                                                   des Konzepts sind seither in Umsetzung.
    und Kulturdirektion (BKD) für ihre Arbeit
                                                   In der Vernehmlassung befand sich das
    im Jahr 2019 denn auch – in Ergänzung
                                                   Gesetz über die Finanzierung von Sport-
    zu den üblichen Alltagsaufgaben – einige
                                                   und Freizeitanlagen (Sportanlagen-
    anspruchsvolle Vorhaben vorgenommen.
                                                   gesetz), das die BKD in Umsetzung der
    Zu den wichtigsten zählen:
                                                   Motion Céline Huber zu «Schaffung einer
       Das Institut «Kulturen der Alpen»           Rechtsgrundlage für eine nachhaltige
       (eine Kooperation zwischen dem Kan-         Finanzierung von regionalen Sport- und
       ton Uri und der Universität Luzern)         Freizeitanlagen» erarbeitet hat. Die Ver-
       hat den Betrieb aufgenommen                 nehmlassung dauerte bis am 23. August
       Die neue infrastrukturelle Lösung für       2019. Momenten ist die Auswertung der
       das Staatsarchiv und die Kantonsbib-        Stellungnahmen im Gang. Anschliessend
       liothek Uri ist vom Landrat beschlos-       kann der Regierungsrat über das weitere
       sen.                                        Vorgehen beschliessen. Der frühest-
                                                   mögliche Termin für die Behandlung des
       Das Konzept zur Integrationsagenda
                                                   Gesetzes im Landrat (erste Lesung) ist
       ist gemeinsam mit der Gesundheits-
                                                   der 13. November 2019. Ebenfalls im
       direktion und der Volkswirtschafts-
                                                   Plan liegt die BKD bei der Erarbeitung
       direktion erarbeitet und umgesetzt.
                                                   von rechtlichen Grundlagen in der Kul-
       Die Motion Céline Huber zu «Schaf-          turförderung.
       fung einer Rechtsgrundlage für eine
       nachhaltige Finanzierung von regiona-       Staatsarchiv und Kantonsbibliothek:
       len Sport- und Freizeitanlagen» ist         Verschiebung im Zeitplan
       vom Landrat behandelt.                      Was die neue infrastrukturelle Lösung
       Die rechtlichen Grundlagen der Kul-         für das Staatsarchiv und die Kantonsbib-
       turförderung sind vorbereitet.              liothek Uri angeht: Bei diesem Vorhaben
                                                   ist die Baudirektion zurzeit daran, die

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für das Projekt benötigte Architektur-        erst im Frühjahr 2020 (März-Session).
leistung zu beschaffen, um hernach ein        Stimmt der Landrat dem Kredit zu, so ist
Bauprojekt mit Kostengenauigkeit +/- 10       die Realisierung des Projekts also nach
Prozent erarbeiten zu können. Um den          wie vor in den Jahren 2020 und 2021
eingeladenen Büros genügend Zeit für          möglich.
die Ausarbeitung eines Angebots einzu-
räumen, wurde die ursprünglich vorgese-       Alle wichtigen Jahresziele der BKD samt
hene Frist erstreckt. Das hat zwar keinen     aktuellem Zwischenstand sind verfügbar
Einfluss auf den Endtermin der Umset-         auf der Website des Kantons:
zung des Projekts; es hat aber zur Folge,     www.ur.ch,
dass der Landrat nicht wie ursprünglich       Suchbegriff «Jahresziele BKD».
geplant bereits im Spätherbst 2019 über
den Baukredit befinden kann, sondern

Urner Rekordhoch bei direkter Übertrittquote
Mit Ende des Schuljahrs 2018/2019 haben       abschliessen und auf der anderen Seite
358 Urner Jugendliche die obligatorische      ähnlich viele Lehrstellen wie in früheren
Schulzeit abgeschlossen. Rund ein Fünftel     Jahren angeboten werden.
davon besucht nun eine allgemeinbildende
                                              Diese Entwicklung spiegelt sich auch in
Schule; die grosse Mehrheit wird im Au-
                                              den Zahlen der diesjährigen Schul-
gust 2019 in eine berufliche Grundbildung
                                              enderhebung der Berufs-, Studien- und
(Lehre) eintreten. Während es vor wenigen
                                              Laufbahnberatung des Kantons Uri: 94
Jahren für die Jugendlichen noch schwierig
                                              Prozent der Urner Jugendlichen, die ak-
war, eine passende Lehrstelle zu finden,
                                              tuell die obligatorische Schulzeit beendet
sind es heute die Lehrbetriebe, die nicht
                                              haben, fanden eine direkte Anschluss-
mehr in der Lage sind, alle Lehrstellen mit
                                              lösung auf Sekundarstufe II. Sie treten
geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten
                                              in eine berufliche Grundbildung oder
zu besetzen. Dies hat zur Folge, dass die
                                              eine allgemeinbildende Schule (Gym-
Unternehmen sich gezwungen sehen, ihre
                                              nasium oder Fachmittelschule) über.
Lernenden immer früher zu rekrutieren.
                                              Im Vergleich zum Vorjahr noch einmal
Für die Jugendlichen im Kanton Uri hat        gesunken, und zwar um 1 Prozentpunkt
sich die Situation auf dem Lehrstellen-       auf 5 Prozent, ist die Zahl jener, die
markt nochmals positiv entwickelt. Noch       ein Brückenangebot oder eine andere
einen Monat vor Lehrbeginn können die         Zwischenlösung (Sozialjahr, Sprachauf-
wenigen Lehrstellensuchenden aus ei-          enthalt) besuchen. Der schweizerische
ner Vielzahl offener Lehrstellen in unter-    Vergleichswert liegt bei durchschnittlich
schiedlichen Berufen aussuchen. Grund         rund 20 Prozent. Somit ist die direkte
dafür ist, dass auf der einen Seite kleine-   Übertrittquote in Uri unverändert auf
re Jahrgänge die obligatorische Schulzeit     einem Rekordhoch.

                                                                                           5
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Frühe Lehrstellenzusage:                              früher auf Lernendensuche. Sie schrei-
    Quote steigt deutlich                                 ben die Lehrstellen früher aus oder bie-
    Die für die Jugendlichen und ihre Eltern              ten schon in den Schnupperwochen eine
    erfreuliche Entwicklung bereitet den                  Lehrstelle an. Haben im vergangenen
    Lehrbetrieben indes zunehmend Sorge.                  Jahr noch rund 27 Prozent der Jugend-
    Diesen Sommer konnten in Uri rund 75                  lichen ihre Lehrstellenzusage bereits in
    Lehrstellen (2018: 50) nicht besetzt wer-             der 2. Oberstufe erhalten, so liegt die
    den. Darum gehen immer mehr Betriebe                  Quote heuer bereits bei 37 Prozent.

    Zeitpunkt der (mündlichen) Lehrstellenzusagen für Lehrbeginn 2019

    Die negativen Begleiterscheinungen                    und Schüler und auch die Lehrbetriebe
    dieser Entwicklung sind vielfältig. Wenn              ausreichend Zeit investieren sollten. Die
    Jugendliche bereits in der ersten Schnup-             Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung
    perlehre der 2. Oberstufe eine münd-                  des Kantons Uri wird ihre Anstrengungen
    liche Zusage erhalten, werden sie sich                in diesem Bereich gemeinsam mit Wirt-
    nicht mehr mit anderen Berufen befas-                 schaft Uri weiterführen.
    sen. Der Berufswahlprozess endet vor-
                                                          Die detaillierte Auswertung der Schul-
    zeitig, und die Auseinandersetzung mit
                                                          enderhebung findet sich im Internet
    mehreren Berufen findet nicht statt. Es
                                                          unter www.ur.ch/berufsberatung.
    gibt denn auch immer wieder Fälle, wo
    Jugendliche wenige Wochen nach dem
    Einstieg ihre Lehre abbrechen. Die Ursa-
    che dafür kann in einer (zu) frühen Lehr-
    stellenvergabe liegen. Berufswahlprozess
    und Lernendenselektion sind aufwän-
    dige Vorgänge, für die die Schülerinnen

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September 2019, Nr. 248 - Kanton Uri
Zahl der Urner Studierenden konstant
Über 700 Urner Studierende waren im          Fast die Hälfte studiert in Zürich
Wintersemester 2018/2019 an einer
                                             Insgesamt 325 Urner Studierende (wo-
Universität, einer Fachhochschule oder
                                             von 182 Männer und 143 Frauen) waren
einer Pädagogischen Hochschule einge-
                                             im Wintersemester 2018/2019 an den
schrieben. Während die Zahl der Urner
                                             kantonalen Universitäten und den Eid-
Studierenden an den Universitäten und
                                             genössischen Technischen Hochschulen
Technischen Hochschulen weiterhin sinkt,
                                             eingeschrieben. Damit setzte sich die
erfreuen sich die kantonalen Fachhoch-
                                             sinkende Tendenz der vergangenen Jahre
schulen und Pädagogischen Hochschulen
                                             erneut fort. Die Urner Studierenden
einer steigenden Beliebtheit. Im Rahmen
                                             verteilten sich wie folgt auf die einzelnen
der interkantonalen Vereinbarungen und
                                             Institutionen:
Konkordate bezahlte der Kanton Uri im Jahr
2018 knapp CHF 10,4 Mio. für Universitä-
                                             Universität Basel                       23
ten, Fachhochschulen und Pädagogische
Hochschulen.                                 Universität Bern                        58
                                             Universität Freiburg                    18
Die tertiäre Stufe der Bildung ist im
Kanton Uri nicht mit Institutionen vor       Universität Lausanne                     4
Ort vertreten. Interkantonale Verein-        Universität Luzern                      34
barungen und Konkordate stellen aber         Universität St. Gallen                  28
sicher, dass Urnerinnen und Urner eine       Universität Zürich                      74
Universität, eine Fachhochschule oder
                                             ETH Lausanne                             2
eine Pädagogische Hochschule (sowie
die verschiedensten Bildungsgänge der        ETH Zürich                              76
höheren Berufsbildung) zu gleichen           Andere                                   8
Bedingungen besuchen können wie
Einwohnerinnen und Einwohner der
jeweiligen Standortkantone. Im Winter-
semester 2018/2019 besuchten denn
auch insgesamt 710 (Vorjahr: 717) Urner
Studierende einen Studiengang an einer
Universität, einer Fachhochschule oder
einer Pädagogischen Hochschule.

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Bei den gewählten Fachrichtungen                      Bemerkenswert ist die Entwicklung an
    stehen bei den Urner Studierenden nach                der Fachhochschule Zentralschweiz. Die-
    wie vor die Geistes- und Sozialwissen-                se Institution, die von Uri als Konkordats-
    schaften an erster Stelle:                            kanton mitgetragen wird, verzeichnete
                                                          seit dem Wintersemester 2015/2016
    Geistes- und Sozialwissenschaften        85 (48)      einen Zuwachs an Urner Studierenden
    Wirtschaftswissenschaften                42 (16)      von 23 Prozent.
    Recht                                    36 (14)
    Exakte und Naturwissenschaften           69 (24)      Lehrkraft zuoberst,
    Medizin und Pharmazie                    41 (29)      gefolgt von Wirtschaft
    Technische Wissenschaften                  45 (9)     Bei den gewählten Fachrichtungen
    Interdisziplinäre und andere                7 (3)     schwingt bei den Urner Studierenden
                                                          weiterhin mit Abstand die Lehrkräfteaus-
    Starker Zuwachs an der                                bildung obenaus:
    Fachhochschule Zentralschweiz
                                                          Architektur und Bauwesen             20 (6)
    Während die Zahl der Urner Studieren-
                                                          Technik und IT                       53 (3)
    den an den Universitäten und Tech-
                                                          Chemie und Life Sciences              9 (4)
    nischen Hochschulen weiterhin rück-
                                                          Land- und Forstwirtschaft             3 (2)
    läufig ist, erfreuen sich die kantonalen
                                                          Wirtschaft/Dienstleistungen         70 (29)
    Fachhochschulen und Pädagogischen
    Hochschulen einer steigenden Beliebt-                 Design                                8 (4)
    heit bei den Urnerinnen und Urnern. Im                Musik, Theater, Künste               20 (6)
    Wintersemester 2017/2018 waren 381                    Soziale Arbeit                      25 (21)
    Urner Studierende (206 Frauen und 175                 Angewandte Psychologie                9 (6)
    Männer) an Fachhochschulen und Päda-                  Gesundheit                          16 (12)
    gogischen Hochschulen eingeschrieben;                 Lehrkräfteausbildung              150 (110)
    im Wintersemester 2018/2019 wuchs                     Andere Fachbereiche                   2 (1)
    ihre Zahl auf 385 (204 Frauen und 181
    Männer). Sie verteilten sich wie folgt auf
    die einzelnen Institutionen:

    Berner Fachhochschule                           12
    Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale    3
    Fachhochschule Nordwestschweiz                  17
    Fachhochschule Zentralschweiz                   135
    Scuola Universitaria Professionale
    della Svizzera Italiana                          5
    Fachhochschule Ostschweiz                       13
    Zürcher Fachhochschule                          53
    Kalaidos Fachhochschule                          5
    Pädagogische Hochschulen
    (Zentralschweiz und andere)                     142

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Kantonsbeiträge von über CHF 10 Mio.          weiterhin den chancengleichen Zugang
                                              zu den Bildungsinstitutionen. Jede Per-
Im Rahmen der interkantonalen Ver-
                                              son soll eine ihren Fähigkeiten entspre-
einbarungen und Konkordate bezahlte
                                              chende Ausbildung absolvieren können,
der Kanton Uri im Jahr 2018 rund CHF
                                              auch wenn sie oder ihre Eltern über zu
3,206 Mio. (2017: CHF 3,134 Mio.) für
                                              wenig Mittel dafür verfügen. Im Jahr
kantonale universitäre Hochschulen und
                                              2018 wurden Stipendien in Höhe von
rund CHF 7,155 Mio. (2017: CHF 6,837
                                              CHF 1,550 Mio. ausbezahlt (2017: CHF
Mio.) für kantonale Fachhochschulen
                                              1,463 Mio.); die bewilligten Darlehen be-
und Pädagogische Hochschulen. Das sind
                                              liefen sich auf CHF 436‘100 (2017: CHF
gesamthaft knapp CHF 10,4 Mio.
                                              495‘200), wovon CHF 258’100 effektiv
Mit der Ausrichtung von Ausbildungs-          ausbezahlt wurden.
beiträgen fördert der Kanton Uri zudem

AMT FÜR VOLKSSCHULEN

Grundkompetenzen in Sprache und Mathematik
Die ersten nationalen Erhebungen zur Er-      Die vorliegenden Ergebnisse sind dem-
reichung der Grundkompetenzen in Spra-        nach ein erster Indikator dafür, wie hoch
che und Mathematik sind abgeschlossen,        die Übereinstimmung bei den Bildungs-
die Resultate wurden am 24. Mai 2019 in       zielen zwischen den Kantonen ist, und
Bern präsentiert. Mit diesen sogenannten      zwar zu Beginn des angestrebten Harmo-
ÜGK Erhebungen in den Jahren 2016 und         nisierungsprozesses. Getestet wurden
2017 stehen erstmals detaillierte Informa-    die Schulsprache (Leseverständnis und
tionen über grundlegende Kompetenzen          Orthografie) und die erste Fremdsprache
von Schülerinnen und Schülern der obliga-     (Hör- und Leseverständnis) am Ende der
torischen Schule aus allen Kantonen bereit.   Primarstufe (2017) und Mathematik am
Uri liegt dabei überall im schweizerischen    Ende der Sekundarstufe (2016). Neben
Mittel.                                       der nationalen Gesamtauswertung gibt
                                              es Rückmeldungen zu allen Kantonen.
Die Kantone sind aufgrund der Schwei-
                                              Regionale Auswertungen bestehen nicht.
zen Verfassung zur Harmonisierung der
Bildungsziele verpflichtet. Als gemein-       Mehrere relevante Einflussfaktoren
same Instrumente zur Zielerreichung           Zum Zeitpunkt der Erhebungen war der
der Harmonisierung im Bildungsbereich         Lehrplan 21 noch nicht eingeführt; in
wurden 2011 durch die EDK sogenannte          Uri waren somit noch die regionalen
Grundkompetenzen (nationale Bildungs-         Lehrpläne des Bildungsraumes Zentral-
ziele) sowie die neuen sprachregionalen       schweiz in Kraft. Neben dem Lehrplan
Lehrpläne vereinbart. Die Einführung          gibt es indes weitere relevante Faktoren,
dieser und weiterer Instrumente ist als       die einen Einfluss auf die Ergebnisse
ein langfristiger Prozess zu verstehen.       haben können. Dazu zählen vorab die

                                                                                          9
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insgesamt aufgewendeten Unterrichts-        Wenn man die signifikant tiefen Werte
     lektionen, die Wahl der Lehrmittel und      für die soziale Herkunft der Schüler-
     die Zusammensetzung der Schülerschaft       schaft und für die Anzahl Lektionen
     (Geschlecht, soziale Herkunft, Sprache,     in die Überlegungen einbezieht, kann
     Migrationshintergrund). Eine erste Sich-    sogar im Bereich der Mathematik davon
     tung der Ergebnisse deutet weder auf        ausgegangen werden, dass das Urner
     spezielle Zentralschweizer Besonderhei-     Bildungssystem hinsichtlich der Errei-
     ten noch auf spezifische Abweichungen       chung von Grundkompetenzen die Ziele
     im Kanton Uri.                              gut erreicht.

     Uri liegt im schweizerischen Mittel         Mögliche Folgen für
     Insgesamt liegt der Kanton Uri bei sämt-    Qualitätsentwicklung in Abklärung
     lichen Ergebnissen im Bereich des statis-   Die Bildungs- und Kulturdirektion des
     tischen Mittels der Gesamtschweiz. So       Kantons Uri (BKD) und der Erziehungs-
     gesehen, kann Uri als eigentlicher Durch-   rat haben die Ergebnisse der wissen-
     schnittskanton gelten. In Uri erreichten    schaftlichen Auswertungen zur Kenntnis
     89 Prozent der Schülerinnen und Schüler     genommen. Die BKD prüft nun gemein-
     die Grundkompetenzen im Lesever-            sam mit den anderen Kantonen der
     ständnis der Schulsprache. In Englisch      Zentralschweiz, ob und allenfalls welche
     als erster Fremdsprache erreichten rund     weiteren Schritte im Rahmen der kan-
     95 Prozent der Urner Schülerinnen und       tonalen Qualitätsentwicklungsprozesse
     Schüler am Ende der Primarstufe die         im Bildungswesen ableitbar wären. Es
     Grundkompetenzen im Hörverstehen;           findet zudem ein intensiver politischer
     83 Prozent waren es im Leseverstehen.       und fachlicher Austausch in der Zentral-
     In der Mathematik erreichten 60 Prozent     schweiz statt; gemeinsame regionale
     der Schülerinnen und Schüler der 3.         Auswertungen sind bis jetzt indessen
     Oberstufe die Grundkompetenzen.             nicht vorgesehen.

10
Urner Volksschule gut aufgestellt
Am Montag, 19. August 2019, startete im      nenmangel. Eher schwierig ist es bei den
Kanton Uri das neue Schuljahr. Aus diesem    Förder- und einzelnen Fachlehrpersonen
Anlass hat die Bildungs- und Kulturdirek-    auf der Oberstufe. Dort muss teilweise
tion am Freitag, 16. August 2019, eine       auf nicht adäquat ausgebildete Lehrper-
Medienkonferenz in der Aula des Schul-       sonen zurückgegriffen werden.
hauses Attinghausen durchgeführt. Neben
Regierungsrat Beat Jörg, Bildungs- und       Stand der Umsetzung des Lehrplan 21
Kulturdirektor des Kantons Uri, informier-
ten Franz Gehrig, Präsident Lehrerinnen      Im Kanton Uri wurde der Lehrplan 21 auf
und Lehrer Uri (LUR), und Guido Baumann,     das Schuljahr 2016/2017 eingeführt; in
Präsident Vereinigung der Schulleitenden     Kraft trat er Anfang Schuljahr 2017/2018.
Uri (VSL Uri), sowie David Zurfluh, Vor-     Einzige Ausnahme bildet der Modul-
steher des Amts für Volksschulen, über       lehrplan Medien und Informatik, dessen
Neuerungen in der Urner Volksschule.         Einführung und Inkraftsetzung aufgrund
                                             des Weiterbildungsaufwands auf das
Etwa 35 Lehrpersonen unterrichten seit       Schuljahr 2019/2020 festgelegt wurde.
Montag, 19. August 2019, zum ersten          Während der vergangenen Jahre wurden
Mal – oder nach einer Pause wieder           auf Ebene Kanton und auf Ebene Schule
– im Kanton Uri. Diese Lehrpersonen          zahlreiche Vorbereitungs- und Umset-
werden jeweils in der letzten Ferienwo-      zungsarbeiten für die Einführung des
che im Rahmen des kantonalen Berufs-         Lehrplan 21 gemacht:
einführungsnachmittags durch das Amt
für Volksschulen über die Bildungsland-      Weiterbildung
schaft im Kanton Uri, den Berufsauftrag      Ein wesentlicher Teil des Einführungs-
der Lehrperson, wichtige kantonale           konzepts für Uri bildet die Weiterbildung,
Anlaufstellen und Abläufe sowie lau-         bestehend aus verschiedenen Elemen-
fende Projekte im Urner Bildungswesen        ten. Die Schulleitungen werden während
informiert.                                  mehrerer Jahre in ihrer Arbeit von einem
                                             Coach unterstützt und begleitet. Zusätz-
Uri vom Lehrpersonenmangel                   lich bildeten sich über 40 Lehrpersonen
verschont                                    des Kantons Uri zu Kaderlehrpersonen
Insgesamt waren an den Urner Schulen         weiter. Diese gestalteten zusammen mit
heuer rund 2500 Stellenprozente (Vor-        den Dozenten der PH Schwyz die Weiter-
jahr: 3300) neu zu besetzen. Konkret         bildung für die Lehrpersonen. So war ein
eingestellt wurden 40 Lehrpersonen – 6       enger Praxisbezug gewährleistet. Alle
im Kindergarten, 24 in der Primarschule,     Lehrpersonen der Volksschule wurden in
10 auf der Oberstufe. Bis auf einzelne       Grund- und Vertiefungskursen weiter-
Lektionen konnten alle Stellen vor Schul-    gebildet und befähigt, den Lehrplan 21 in
schluss besetzt werden. Im Kanton Uri        den jeweiligen Fächern umzusetzen und
herrscht nach wie vor kein Lehrperso-        dies auch auf andere Fächer zu transfe-

                                                                                          11
rieren. Im Schuljahr 2019/2020 werden         entwicklung ist immer noch in vollem
     den Lehrpersonen zum letzten Mal Ver-         Gange.
     tiefungskurse speziell für die Einführung
     des Lehrplans angeboten. Parallel dazu        Abschluss und Evaluation
     fanden während der letzten Jahre an           des Projekts Lehrplan 21
     den Schulen vor Ort interne Weiterbil-        Der Erziehungsrat hat kürzlich be-
     dungsveranstaltungen mit Fokus auf den        schlossen, das Projekt zur Einführung
     Lehrplan 21 statt.                            des Lehrplan 21 per 1. August 2021 als
                                                   abgeschlossen zu betrachten und den
     Einzelne ausgewählte Teilaspekte              Projektstatus aufzuheben. Ausserdem
     des Lehrplan 21                               soll das Projekt im Schuljahr 2021/2022
        Im Rahmen der Einführung des Lehr-         evaluiert werden.
        plan 21 wurde die Stundentafel leicht
        angepasst.
                                                   Einführung Modullehrplan Medien
        Eine Arbeitsgruppe erarbeitete Leit-
                                                   und Informatik
        sätze zum Beurteilen.
        Die neuen kantonsspezifischen Inhal-       Die Einführung des Modullehrplans
        te des Lehrplans können mit dem On-        Medien und Informatik (M&I) wurde
        line Lehrmittel «URwegs» erarbeitet        im Kanton Uri bewusst um zwei Jahre
        werden.                                    verschoben und erfolgt nun im Schul-
                                                   jahr 2019/2020. Der Erziehungsrat hat
     Urner Kurzfilm zum Lehrplan 21                beschlossen, für die Erreichung der Lehr-
     Den Urner Kurzfilm zum Lehrplan 21 hat        planziele in M&I ein eigenes Zeitgefäss
     die Bildungs- und Kulturdirektion in Zu-      zu schaffen, und er hat die Stundentafel
     sammenarbeit mit der Altdorfer Grafike-       entsprechend um je eine Lektion für die
     rin und Illustratorin Charlotte Germann,      5. und 6. Primarklasse aufgestockt. Zu-
     mit dem Altdorfer Lehrer Beat Zopp,           dem wurden die Schulen beauftragt, mit
     mit dem Urner Schauspieler Walter Sigi        Hilfe kantonaler Richtlinien und Empfeh-
     Arnold (als Sprecher) sowie mit dem           lungen (www.medienkonzept-uri.ch) ein
     Journalisten Florian Arnold (Aufnahme-        kommunales Medienkonzept zu erarbei-
     leitung) produziert. Der neunminütige         ten. Darin soll beschrieben werden, wie
     Film informiert kurz und knapp, aber          die Kompetenzen aus dem Modullehr-
     sehr anschaulich über die wichtigsten         plan M&I über die gesamte Schulzeit ver-
     Aspekte des Lehrplan 21.                      mittelt werden.
                                                   Zusätzlich wurde Anfang des vergange-
     Aktueller Stand                               nen Jahrs ein Weiterbildungskonzept
     Mittlerweile wird seit zwei Jahren ver-       verabschiedet, das es erlaubt, die Lehr-
     bindlich mit dem Lehrplan 21 gearbeitet.      personen für den Unterricht in den teil-
     Die Umstellung auf den neuen Lehrplan         weise neuen Kompetenzen zu befähigen.
     ist in Uri ruhig und reibungslos verlaufen.   Das Konzept fordert, dass grundsätzlich
     Die mit der Einführung des Lehrplan           sämtliche Lehrpersonen im Kanton Uri
     21 verbundene Schul- und Unterrichts-         entsprechende Weiterbildungsange-

12
bote zur Umsetzung von Aspekten aus           Qualitätsmanagement:
dem neuen Modullehrplan Medien und            Neue Standards 2019 bis 2023
Informatik besuchen. Rund 60 Lehre-
                                              Alle Schul- und Unterrichtsentwicklungs-
rinnen und Lehrer haben sich indessen
                                              prozesse müssen beobachtet und auf
bereit erklärt, zusätzlich eine spezifische
                                              ihre Qualität überprüft werden. Dies
und individuell ausgerichtete Form der
                                              erfordert ein gutes Zusammenspiel der
Nachqualifikation zu absolvieren. Im Ver-
                                              schulinternen Qualitätsbestrebungen,
lauf des nächsten Jahres sind die ersten
                                              der kantonalen Schulaufsicht und der Ex-
definitiven Lehrbewilligungen aufgrund
                                              ternen Evaluation. Der Erziehungsrat hat
der Nachqualifikation M&I zu erwarten.
                                              mit den Standards der Urner Volksschule
Für den Start des Modullehrplans Me-          zum ersten Mal einen eigenen Qualitäts-
dien und Informatik sind somit alle Vor-      rahmen festgelegt. Die Standards sind in
aussetzungen gegeben, damit die Urner         die Ebenen «Schülerinnen und Schüler»,
Kinder und Jugendlichen während ihrer         «Lehrperson», «Team», und «Schule/
Schulzeit die anspruchsvollen Zielsetzun-     Schulleitung» gegliedert und bilden die
gen erreichen können: Sie sollen gemäss       Grundlage für das Schulprogramm, die
Lehrplan «Medien verstehen und ver-           Jahresplanung den Jahresbericht und
antwortungsvoll nutzen», «Grundkon-           somit auch für das Standortgespräch
zepte der Informatik verstehen und zur        zwischen dem Amt für Volksschulen und
Problemlösung einsetzen» sowie «An-           der Schule. Die Standards wurden für
wendungskompetenzen erwerben». Die            den Qualitätszyklus von 2019 bis 2023
Einführung von M&I im Kanton Uri trägt        überarbeitet. Sie stellen zum einen die
somit der steigenden Bedeutung der            Kontinuität sicher, zum andern besteht
Informations- und Kommunikationstech-         genügend Spielraum für die Weiterent-
nologien für die Gesellschaft Rechnung.       wicklung der Schulen.

AUS DEM ERZIEHUNGSRAT

Erziehungsrat stärkt den Französischunterricht in Uri
Im Verbund mit der Bildungsregion             Vor einem Jahr hatte der Erziehungs-
Zentralschweiz arbeitet der Erziehungs-       rat den Projektauftrag «Konkrete
rat des Kantons Uri seit geraumer Zeit        Massnahmen zur Verbesserung des
an Massnahmen zur Verbesserung der            Französischunterrichts im Kanton Uri»
Kompetenzen der Schülerinnen und              genehmigt. Das Projekt sollte darüber
Schüler in Französisch und zur Optimierung    Auskunft geben, wie sich der Franzö-
des Französischunterrichts. Nun hat der       sischunterricht und die Kompeten-
Erziehungsrat beschlossen, die Wochenlek-     zen der Schülerinnen und Schüler in
tionen für Französisch in der 2. Oberstufe    Französisch verbessern lassen. Ergebnis
zu erhöhen.                                   der Projektarbeit war ein Bericht, den
                                              der Erziehungsrat am 26. Juni 2019 zur
                                              Kenntnis nahm. Gleichzeitig legte der

                                                                                         13
Erziehungsrat als umzusetzende Haupt-      Im Einklang mit BKZ und EDK
     massnahmen fest:
                                                Auslöser für das Vorhaben zur Verbes-
       Erhöhung der Wochenlektionen für         serung des Französischunterrichts in Uri
       Französisch in der 2. Oberstufe von      waren hauptsächlich die im Jahr 2016
       vier auf fünf (unter Aufnahme einer      erschienenen Resultate der Fremdspra-
       zusätzlichen Lektion in die Stunden-     chenevaluation, die von der Bildungsdi-
       tafel) per 1. August 2021                rektoren-Konferenz Zentralschweiz (BKZ)
       Einführung eines Französisch-Obliga-     in Auftrag gegeben worden war. Dabei
       toriums für alle A-Schülerinnen und      zeigte sich, dass im Sprechen und Hören
       -Schüler in der 3. Oberstufe per         nur ein kleiner Teil der Schülerinnen und
       1. August 2021                           Schüler der Zentralschweiz die Lehrplan-
                                                ziele erreichten; im Lesen und Schreiben
       Einführung eines neuen Lehrmittels
                                                war es immerhin gut ein Drittel. In Bezug
       per 1. August 2021
                                                auf die Zahl der Lektionen waren die Er-
     An Begleitmassnahmen beschloss der         gebnisse der Erhebung eindeutig: Mehr
     Erziehungsrat zusätzlich eine Erhöhung     Lektionen ergeben bessere Leistungen.
     des Pensums der kantonalen austausch-      Im Anschluss an die Publikation dieser
     verantwortlichen Person und eine           Ergebnisse hatte die BKZ beschlossen,
     Fokussierung auf das Französisch in der    sich dafür einzusetzen, dass die Leistun-
     Lehrerinnen- und Lehrerweiterbildung       gen in Französisch besser werden. Die
     der nächsten Jahre. Mit Blick auf die      Schweizerische Konferenz der kantona-
     Umsetzung der Massnahmen wurde             len Erziehungsdirektoren (EDK) ihrerseits
     das Amt für Volksschulen beauftragt,       verabschiedete im Oktober 2017 eine
     dem Erziehungsrat die im Einzelfall noch   Empfehlung zum Fremdsprachenunter-
     erforderlichen Anträge zum Beschluss       richt in der obligatorischen Schule.
     vorzulegen. Das wird in den kommenden      Gleichzeitig beschloss sie zusammen mit
     Monaten geschehen.                         dem Bund die «Schweizerische Strategie
                                                Austausch und Mobilität».

14
Uri trifft La Tour-de-Trême
Für die Schüler und Schülerinnen des            Mit «Strafraum» zum Nachsitzen
Wahlfachs Französisch der 3. Orientie-          Die Grösse der Schule war sehr beein-
rungsstufe in Bürglen und Spiringen stand       druckend. Die C.O. de La Tour-de-Trê-
dieses Schuljahr ein spezielles Projekt         me besteht aus drei Gebäuden: Dem
auf dem Programm. In La Tour-de-Trême           Hauptgebäude mit den Klassenzimmern,
(Fribourg) fand sich eine Klasse, mit der sie   dem Büro des directeurs, einem Büro
sich das ganze Schuljahr über in Steck-         für den Berufsberater, einem Büro für
briefen, Briefen, selbstgedrehten Filmchen      den Schulpsychologen, drei Informatik-
oder auch in einem Quiz-Adventskalender         zimmern, einer Bibliothek, Werkräumen,
über Fragen zur Zentralschweiz austau-          einem Krankenzimmer und sogar einem
schen konnten. Das Highlight war eine           «Strafraum» zum Nachsitzen. Das zweite
zweitägige Exkursion.                           Gebäude beinhaltet die Kantine und die
                                                Aula, und im dritten befindet sich eine
Am Montagmorgen, 20. Mai 2019,
                                                Dreifach-Turnhalle. Rund 750 Schülerin-
fuhren wir mit dem Tellbus nach Luzern
                                                nen und Schüler aus der ganzen Region
und von dort aus mit dem Zug weiter
                                                Gruyère besuchen diese Schule. Insge-
über Bern und Fribourg bis nach La
                                                samt hat es drei solche Orientierungs-
Tour-de-Trême, das sich direkt neben
                                                schulen in Bulle und Umgebung.
Bulle befindet. Die dreieinhalbstündige
Reise verbrachten wir mit Spielen und
Kennenlernen der beiden Urner Klassen,          Immer etwas zu lachen
die bis dahin noch keinen Kontakt mit-          Und dann lernten wir endlich unsere
einander gehabt hatten. Da es weder in          Brieffreundinnen und -freunde persön-
Fribourg noch in der Region La Gruyère          lich kennen. Am Anfang machten wir
eine Jugendherberge hat und nur ver-            verschiedene Begrüssungsspiele, damit
einzelte Eltern unserer Partnerklasse           wir die Namen lernen und einen ersten
bereit waren, uns für eine Nacht bei sich       Kontakt aufnehmen konnten. Wir muss-
aufzunehmen, mussten wir ein günstiges          ten kommunizieren und uns zum Beispiel
Hotel in La Tour-de-Trême suchen. Wir           alle in alphabetischer Reihenfolge nach
hatten Glück und fanden ein kleines,            Vornamen, Geburtsmonat oder auch
aber sauberes älteres Hotel mit freund-         nach Schuhgrösse aufstellen. Danach
licher und unkomplizierter Gastgeberin.         setzten wir uns in kleinen Gruppen
Nach dem mitgebrachten Picknick, das            zusammen, erhielten Karten mit In-
wir grosszügigerweise im leeren Spei-           put-Fragen und beantworteten diese auf
sesaal des Hotels einnehmen durften,            Französisch und auf Deutsch. Dies war
machten wir uns auf den Weg zur Schule          sehr interessant, und es war eine tolle
unserer Partnerklasse.                          Erfahrung, dass man mal einfach drauf
                                                los reden und ausprobieren konnte, wie
                                                gut man schon Französisch spricht. Für
                                                eine grössere Unterhaltung fehlte zwar
                                                das nötige Vokabular, aber genau deswe-

                                                                                          15
Die Schülerinnen und Schüler aus dem Kanton Uri und dem Kanton Fribourg.

     gen gab es immer etwas zu lachen, und                dem gesuchten Objekt machen, Stras-
     wir waren recht erstaunt, wie gut wir uns            sentafeln fotografieren, Rezepte erfragen
     bereits verständigen konnten. Nach den               oder ein Interview machen. So kamen wir
     Spielen, den Gesprächsrunden und der                 auch in Kontakt mit der Bevölkerung, die
     Schulhausführung in kleinen Gruppen                  offen und freundlich auf uns reagierte.
     durften wir verschiedene Spezialitäten               Der Orientierungslauf durch die Stadt
     aus der Region probieren, welche unsere              war sehr schön, aber auch schwierig und
     Partnerklasse vorbereitet hatte. Dies kam            trotz allem auch immer wieder lustig.
     bei allen sehr gut an. Es gab meringues et           Zum Schluss hatten wir eine Stunde Zeit,
     la crème double, fromage Gruyère, pain               die Stadt und ihre magasins noch etwas
     d’anis, Cuchaule (eine Art Zopf mit Saf-             auf eigene Faust zu erkundigen.
     ran) und verschiedene spezielle Kuchen.
     Die Spezialitäten waren sehr lecker und              Kulinarischer Ausklang
     teilweise etwas komplett Neues.                      Am 5. Juni 2019 luden wir die Eltern,
                                                          den Schulrat und eine Mitarbeiterin der
     Stadt-OL in Fribourg                                 Bildungs- und Kulturdirektion zu einem
     Am Dienstag, 21. Mai 2019, fuhren wir                soirée française ein, wo wir unsere Ex-
     mit dem Zug nach Fribourg. Im Zug stu-               kursion präsentierten, über wertvolle
     dierten wir bereits die Dossiers und den             Erfahrungen berichteten und Anre-
     Stadtplan für die Aufgaben später in der             gungen für zukünftige Austauschaktivi-
     Stadt. In Fribourg zogen wir in Dreier-              täten weitergaben. Nach einer Pow-
     gruppen los und machten uns sofort da-               er-Point-Präsentation auf Französisch mit
     ran, den Stadt-OL zu lösen. Die Aufgaben             deutscher Übersetzung genossen wir die
     waren sehr abwechslungsreich gestaltet.              mit viel Aufwand und Liebe zubereiteten
     Es gab verschiedene Posten, die wir kreuz            Spezialitäten und liessen dieses spezielle
     und quer in der ganzen Stadt suchen                  Austauschjahr ausklingen.
     mussten. Hatten wir sie gefunden, muss-              Autoren: Rebecca Brand und
     ten wir zum Beispiel ein Beweisfoto vor              Schülerinnen und Schüler

16
Reihe Bildungsgeschichte des Kantons Uri (2):

Höhere Mädchenbildung und Koedukation
Im Projekt «Bildung in Zahlen» werden                  Mädchenbildung in den 1960er- und
an der Universität Zürich für die gesamte              1970er-Jahren und gibt einen Ausblick auf
Schweiz historische Daten zum Schulbe-                 die nationale Debatte um die Koedukations-
such erhoben. Der zweite Teil der Reihe                frage. Die für diesen Beitrag verwendeten
«Bildungsgeschichte des Kantons Uri»                   Daten sind demnächst über das Wissens-
fokussiert auf die Anfänge der höheren                 portal www.bildungsgeschichte.ch abrufbar.

Anzahl Schülerinnen und Schüler pro Lehrperson in der obligatorischen Schule
(Durchschnittswerte für den gesamten Kanton pro Schuljahr)

Nachdem im letzten Beitrag bereits über                dert zu einem kontinuierlichen Ausbau
die Organisation und Grösse von Schul-                 des Lehrkörpers. In der Folge verbesser-
klassen im ausgehenden 19. Jahrhundert                 te sich das Betreuungsverhältnis und die
berichtet wurde, wird im Folgenden zu-                 Schulklassen wurden tendenziell kleiner.
nächst noch einmal etwas näher auf die                 Anhand der Daten aus den Rechen-
Entwicklung des Verhältnisses Lernende                 schaftsberichten und der kantonalen
pro Lehrperson eingegangen.                            Schulstatistik lässt sich diese Entwicklung
                                                       an der Veränderung der Anzahl Schü-
Ausbau des Lehrkörpers und                             lerinnen und Schüler pro Lehrperson
besseres Betreuungsverhältnis                          für die Primar- und Sekundarschulen
Der Anstieg der Schülerzahlen in den                   separat aufzeigen. Auf der Primarstufe
Primar- und Sekundarschulen führte im                  verbesserte sich das Betreuungsverhält-
ausgehenden 19. und im 20. Jahrhun-                    nis erheblich: Betreute eine Lehrperson

                                                                                                     17
Ende des 19. Jahrhunderts noch durch-        Im Sommer 1965 gelangte durch Peter
     schnittlich 60 Schulkinder, sank diese       Dätwyler eine Motion vor den Urner
     Zahl im Laufe des 20. Jahrhunderts auf       Landrat, welche die Sicherstellung der
     unter 20. Eine Oberstufen-Lehrperson         Mädchenbildung an höheren Mittelschu-
     hingegen hatte im Durchschnitt nie mehr      len verlangte. Erreicht werden konnte
     als 27 Kinder zu betreuen. Dies dürfte       jedoch einzig eine Zusicherung von rund
     zunächst auf die verhältnismässig kleine-    40 Plätzen für Mädchen an der Kloster-
     ren Schülerzahlen und später auch auf        schule in Ingenbohl auf zwei Jahre (Urner
     die Differenzierung der Sekundarstufe I      Wochenblatt, 12.6.1965). Den weiteren
     zurückzuführen sein. Heute beläuft sich      Anliegen der Motion, darunter die Leis-
     die durchschnittliche Anzahl Schulkinder     tung eines Sonderbeitrags pro Schülerin
     in den Primar- und Sekundarschulen           vonseiten des Kantons sowie eine Be-
     des Kantons Uri im Verhältnis zur Anzahl     rücksichtigung der SBB-Fahrpläne bei der
     vollzeitäquivalent angestellter Lehrper-     Festsetzung des Stundenplans in Ingen-
     sonen auf 14.8 bzw. 10.5 (Bundesamt für      bohl, konnte seitens des Erziehungsrats
     Statistik, 2019).                            nicht nachgekommen werden (ebd.).
     Zur Situation der höheren
     Mädchenbildung in den 1960er-Jahren          Erste Schülerinnen an Urner Gymnasien
     Die interne Schulorganisation war je-
                                                  Für das Gymnasium des Kollegiums Karl
     doch nicht das einzige Thema, welches
                                                  Borromäus in Altdorf, das von 1906 bis
                                                  1981 unter der Leitung von Benediktinern
     die Bildungsplanung bewegte. In den
                                                  des Klosters Mariastein in Solothurn stand
     1960er-Jahren entfachte im Kanton eine
                                                  und seit 1916 die eidgenössische Maturi-
     Debatte über die Bildungsmöglichkeiten
     für die «Urner Töchter». Für die höhere
                                                  tätsanerkennung besass, bestanden seit
     Mädchenbildung fehlte es an Platz und
                                                  Mitte der 1960er-Jahre Ausbaupläne: Die
     Geld. Eltern, die ihren Töchtern ein Stu-
                                                  Realschule sollte zu einem Realgymnasi-
     dium an einer Hochschule oder eine Aus-
                                                  um (Typus C) ausgebaut und um entspre-
     bildung zur Lehrerin ermöglichen wollten,
                                                  chende Schul- und Laborräumlichkeiten
     mussten ihre Töchter in Schulen der um-
                                                  erweitert werden (Kantonale Mittelschule
                                                  Uri, 2006). Die Zulassung von Mädchen
     liegenden Kantone schicken. Das Problem
                                                  zum Urner Gymnasium war ein weiteres
     lag nicht primär in der «[…] Herabsetzung
                                                  Ausbauziel, welches ab 1968 auch von
     oder Minderbewertung unserer Töchter,
                                                  der per Volksbeschluss neu geschaffenen
     sondern (wie in anderen katholischen
                                                  Erziehungsdirektion verfolgt wurde. Zwei
     Kantonen) an den historischen Folgen der
                                                  Jahre nachdem am 27. September 1970
     getrennten Schulen, die sich nicht ohne
                                                  das Urner Volk dem Ausbau der Mittel-
     weiteres umkrempeln lassen», schrieb das
     Urner Wochenblatt am 15. Januar 1964.
                                                  schulen zustimmte, konnten schliesslich
     Die Stipendienverordnung von 1961 sah
                                                  die ersten Mädchen das Kantonsgymna-
     zwar vor, dass für beide Geschlechter
                                                  sium besuchen.
     Stipendien für Gymnasialstudien erhältlich   Den eigentlichen Startpunkt für die
     sind, jedoch würde dieses Angebot nur        höhere Mädchenbildung im Kanton
     von sehr wenigen genutzt.                    Uri markierte jedoch das Jahr 1966, in

18
Anzahl Schülerinnen und Schüler am Gymnasium des Kollegiums Karl Borromäus
bzw. der ehemaligen Latein- und Kantonsschule in Altdorf (Quellen: Rechenschaftsberichte
und Schulstatistik des Kantons Uri, Jahresberichte des Kollegiums Karl Borromäus)

welchem die Patres des benachbarten                    suchsweise 21 Mädchen extern in ihre
Mariannhiller Gymnasiums St. Josef, das                Missionsschule aufnahmen und gemein-
seit 1961 das kantonale Maturitätsrecht                sam mit den Knaben unterrichteten. Den
besass, auf private Initiative und nach ei-            Anstoss dazu gab im Januar 1966 ein
niger Überzeugungsarbeit bei Vertretern                Gesuch des Katholischen Frauenbundes
kirchlicher und politischer Gremien ver-               Uri ans Rektorat von St. Josef.

Erstmals Töchter an einem Urner Gymnasium (Quelle: Staatsarchiv Uri)

                                                                                                19
«Das Mariannhiller Gymnasium öffnet         «Sechs Mädchen besuchen seit meh-
     den Urner Töchtern die Pforte»              reren Wochen einen Lateinschnellkurs,
     Vier Monate später, im Mai 1966, er-        um im Herbst in die zweite Klasse ein-
     schien im Urner Wochenblatt wohl nicht      steigen zu können. Acht weitere haben
     ganz ohne Zutun der Patres auf der          am 16. Juni die Aufnahmeprüfung für
     Titelseite ein ganzseitiger Artikel, der    die erste Klasse bestanden. Die Aufnah-
     über das Vorhaben der Mariannhiller         meprüfungen für die übrigen Klassen
     berichtete – dies, obschon vonseiten des    werden erst im 27. August stattfinden,
     Churer Bischofs noch kein grünes Licht      damit alle Bewerberinnen noch genü-
     gegeben und ein definitiver Entscheid       gend Zeit finden, sich darauf vorzu-
     erst im nächsten Jahr erwartet wurde.       bereiten. Aufnahmegesuche sollen bis
     Nichtsdestotrotz blieb der angekündigte     spätestens 15. August an das Rektorat
     Pilotversuch auch über die Kantonsgren-     gerichtet werden.»
     zen hinweg nicht unbemerkt. Am 16.          (Roos, 1966, P-143/177-47)
     Juni 1966 berichtete das Schweizer Fern-
     sehen in der Sendung Antenne über das
     Projekt und zeigte Bilder der gleichen-     Der Erfolg blieb nicht aus. Trotz des
     tags stattfindenden Aufnahmeprüfung.        hohen jährlichen Schulgelds von 900
     Genau eine Woche später lobte der           Franken belegten bereits im vierten Jahr
     Walliser Bote den Pioniergeist der Patres   etwa gleich viele Mädchen wie Knaben
     und band dem kleinen Bergkanton ein         die insgesamt rund 130 Ausbildungsplät-
     «Dankkränzchen». Zugleich vertrat er        ze. In den nächsten beiden Schuljahren
     die Ansicht, dass es für das Oberwallis     1970/71 und 1971/72 stellten die Mäd-
     nun doch auch langsam an der Zeit wäre,     chen gar die Mehrheit. Auf das Schuljahr
     das Kollegium in Brig für die Mädchen zu    1972/73 hin wurden die beiden Gymna-
     öffnen (Walliser Bote, 23.6.1966).          sien zusammengelegt:

     Im Testjahrgang starteten 21 Mädchen
     in den ersten drei Gymnasialklassen.        «Nur auf diese Weise ist es möglich,
     Für die Mädchen galten dieselben Auf-       den im Mariannhiller-Gymnasium stu-
     nahmebedingungen: Mindestens sechs          dierenden Urner Mädchen die eidg. An-
     Jahre Primarschulbildung und eine           erkennung der Matura zu ermöglichen.
     Aufnahmeprüfung. Die Patres gaben sich      Sofern die kantonale Oberbehörde zu-
     umtriebig. Keinesfalls wollten sie mit      stimmt, sollen in einer Uebergangslö-
     nur ein paar wenigen Mädchen starten.       sung auf Beginn des Schuljahres 72/73
     Folgende Mitteilung findet sich anfangs     alle Klassen des Mariannhiller-Gymna-
     Juli in zwei Zeitungen:                     siums der Schulleitung des Kollegiums
                                                 unterstellt und durch einen vereinigten
                                                 Lehrkörper koedukativ unterrichtet
                                                 werden. Auch die Benützung der Schul-
                                                 räume des Mariannhiller-Gymnasiums
                                                 ist in die Gesamtplanung einbezogen.»
                                                 (Jahresbericht 1971/72 des Kollegiums
                                                 Karl Borromäus)

20
So erwarben im Sommer 1973 die ersten                 nis. Auch für die Knaben des ehemaligen
fünf Mädchen, die alle einst im St. Josef             St. Josef eröffnete die eidgenössische
begonnen haben, am Kollegium ihr eid-                 Maturitätsanerkennung eine breitere
genössisch anerkanntes Maturitätszeug-                Palette an Studiermöglichkeiten.

Anzahl Schülerinnen und Schüler am Mariannhiller Gymnasium St. Josef (Quellen: Rechenschaftsbericht des
Kantons Uri in den Jahren 1970 und 1971, Staatsarchiv Uri, P-72/52-32, Kantonale Mittelschule Uri, 2006)

Koedukation als überdauernde Frage                    ihren jeweiligen Standpunkt zu legiti-
der staatlichen Bildungspolitik                       mieren (Mantovani Vögeli, 1994). Auch
Eng verknüpft mit der Mädchenzu-                      der Einfluss der katholischen Kirche ist
lassungsfrage waren die im Zuge der                   hier nicht zu unterschätzen. Im Falle der
Bildungsexpansion aufkommende Dis-                    Mariannhiller wurde die Koinstruktion
kussion über die Ausschöpfung brach-                  aus pädagogischen und psychologischen
liegender Bildungspotenziale sowie die                Gründen dem Modell getrennter Klassen
Frage der Koedukation. Mit dem 1971                   vorgezogen. Dem Entscheid stand die
eingeführten Frauenstimmrecht wurde                   Idee der Idealfamilie Pate, in welcher
letztere erstmals zur Frage der natio-                Mädchen und Jungen gemeinsam auf-
nalen Bildungspolitik (Käppeli, 1997).                wachsen von beiden Elternteilen erzogen
Die Debatte um die gemeinsame oder                    werden. Bereits länger unterrichteten
getrennte Beschulung von Knaben und                   auch Frauen am St. Josef. Für die Betreu-
Mädchen reicht bis in die Ursprünge                   ung der externen Schülerinnen konnte
des Primarschulwesens zurück. Be-                     zusätzlich Schwester Gertrudis des
fürwortende wie ablehnende Parteien                   Menzinger Ordens gewonnen werden
rekurrierten jeweils auf die Natur oder               (Roos, 1966, P-143/177-47). Der Erfolg
die Natürlichkeit des Geschlechts, um                 der Mariannhiller Initiative wurde denn

                                                                                                           21
auch als Bestärkung des koedukativen                   dieselben Aufstiegschancen in höhere
     Modells gewertet (Kantonale Mittelschu-                Schulen zu ermöglichen (EDK, 1995).
     le Uri, 2006).                                         Neun Jahre später empfahl die EDK
     Die Debatten, die im Kanton Uri in den                 weitere Massnahmen zur Förderung der
     1960er- und beginnenden 1970er-Jah-                    Ausbildungschancen. Gefordert wurden
     ren zusammenliefen, führten in einigen                 (erneut) gleiche Zugangschancen zu
     Kantonen schon früher zur Öffnung der                  nachobligatorischen Bildungsangeboten
     höheren Ausbildungswege für Mäd-                       sowie ein von einseitigen Rollenvorstel-
     chen. Andere gründeten neue Schulen                    lungen befreites Bildungsangebot der
     oder vergrösserten ihr Angebot, ebenso                 obligatorischen Schule, das grundsätzlich
     Nichthochschulkantone und Kantone                      gleiche Inhalte, Fächer und Wahlmög-
     mit traditionell kleinen Maturitätszahlen              lichkeiten umfasste. 1993 sprach die EDK
     (EDK/SBF, 2007). In den 1972 erlassenen                nochmals Empfehlungen zur Gleichstel-
     «Grundsätzen zur Mädchenbildung»                       lung von Mann und Frau aus; dieses Mal
     forderte die Schweizerische Konferenz                  bezogen auf das gesamte Bildungswe-
     der kantonalen Erziehungsdirektoren                    sen. Die geschlechtergetrennte Unter-
     (EDK) die Kantone dazu auf, die Diskrimi-              richtung ist schliesslich nur noch dort
     nierung von Mädchen im Bildungswesen                   erwünscht, wo diese namentlich «die
     abzubauen und Knaben und Mädchen                       Gleichstellung der Geschlechter fördert».

                                                 Fortsetzung im nächsten Schulblatt
                                                 Raffaela Christina de Vries, Christina Rothen, Stefan Kessler

     Verwendete Quellen: Bundesamt für Statistik (2019). Jahresberichte des Kollegiums Karl Borromäus (1885–
     1975). Rechenschaftsberichte des Kantons Uri (1880–1975). Schulstatistik des Kantons Uri (1967–1992).
     EDK (1995), Dossier Empfehlungen und Beschlüsse 1972–1995. EDK/SBF (2007), Schweizer Beitrag für die
     Datenbank Eurybase. Kantonale Mittelschule Uri (2006), Geschichte und Geschichten der Urner Mittelschule.
     Käppeli, A.-M. (1997), Koedukation, in H. Badertscher (Hrsg.), Die Schweizerische Konferenz der kantonalen
     Erziehungsdirektoren 1897 bis 1997. Mantovani Vögeli, L. (1994), Fremdbestimmt zur Eigenständigkeit.
     Staatsarchiv Uri, Dossiers P-72/52-32, P-143/177-46, P-143/177-47, Fotoarchiv Aschwanden. Verein der Ehe-
     maligen von St. Josef (2008), Podiumsgespräch vom 12. April 2008 (Aufzeichnung).

     Ein besonderer Dank gebührt Carla Arnold vom Staatsarchiv Uri
     für die umfangreiche Unterstützung bei der Recherche.

22
KANTONALE MITTELSCHULE URI
Informationsveranstaltungen zum Gymnasium
Da der Prozess der Oberstufenwahl            Schnupperhalbtage am Kollegi
bereits in der 5. Klasse der Primarschule    Hilfreich beim Schulwahlprozess ist auch
einsetzt, führt die Kantonale Mittelschu-    das «Schnuppern» im Gymnasium. Des-
le Uri jeweils zwei Informationsveranstal-   halb bietet die Kantonale Mittelschule
tungen durch. Damit bleibt genügend          Uri neu offizielle Schnupperhalbtage
Zeit, den Entscheid fürs Gymnasium           am Kollegi für interessierte Schülerin-
aufgrund der Informationen sorgfältig        nen und Schüler der 6. Primarklasse
zu fällen. Die nächsten Veranstaltungen      an. Diese finden wie folgt statt (jeweils
finden wie folgt statt:                      vormittags):
   Zielgruppe 6. Klasse Volksschule            Mittwoch, 18. September 2019
   (Schüler/-innen und deren Eltern):          Schüler/-innen der 6. Primarklassen
   Donnerstag, 14. November 2019,              Seedorf, Attinghausen, Flüelen und
   19.00 Uhr                                   Sisikon
   Zielgruppe 5. Klasse Volksschule            Donnerstag, 19. September 2019
   (nur Eltern):                               Schüler/-innen der 6. Primarklassen
   Donnerstag, 30. Januar 2020,                Bürglen, Schattdorf, Erstfeld, Silenen/
   19.00 Uhr                                   Amsteg/Bristen
Beide Veranstaltungen finden statt             Freitag, 20. September 2019
an der Kantonalen Mittelschule Uri,            Schüler/-innen der 6. Primarklassen
Gotthardstrasse 59, in Altdorf. Die Eltern     Altdorf und übrige Gemeinden
werden rechtzeitig mittels Brief und         Beide Schnupperhalbtage finden statt
Inserat dazu eingeladen.                     an der Kantonalen Mittelschule Uri,
                                             Gotthardstrasse 59, in Altdorf.

SPORT
Urner Polysportlager
Am Sonntagnachmittag, 14. Juli 2019,         und Kulturdirektion des Kantons Uri or-
fiel der Startschuss für das 45. Kantonale   ganisiert und durchgeführt wird, startete
Urner Polysportlager im Centro Sportivo      am Sonntagnachmittag, 14. Juli 2019, bei
Tenero. Bis am 21. Juli 2019 verbrachten     wechselhaften Wetterbedingungen, aber
76 sportbegeisterte Urner Fünft- und         auf exzellenten Infrastrukturen in Tenero.
Sechstklässler eine polysportive Lagerwo-    Nachdem die Kinder und das zwanzig-
che im Tessin.                               köpfige Leiterteam am Sonntagabend
                                             mit dem Car in Tenero angekommen
Das Urner Polysportlager, das jährlich       waren, konnten die Zelte bezogen und
von der Abteilung Sport der Bildungs-        das Centro Sportivo Tenero (CST) wäh-

                                                                                          23
rend eines Rundgangs erkundet werden.      Trampolinspringen, Smolball, Speedmin-
     Anschliessend wurde mit dem Wasser-Si-     ton oder andere Teamsportarten auszu-
     cherheits-Check die Schwimmfähigkeit       probieren. Während der Freizeit locken
     der Teilnehmerinnen und Teilnehmer         Aktivitäten wie Baden im Lago Maggiore,
     überprüft. Nach dem ersten Abendessen      Balancieren auf der Slackline, Harassen-
     konnten die Kinder einander beim Spielen   klettern oder das Tischtennisturnier. Am
     und bei verschiedenen Aktivitäten besser   Montag stand zum Abschluss des Tages
     kennen lernen; denn nebst dem Sport        noch das Urner Beachvolleyball-Turnier
     ist auch das Zusammensein mit bereits      für alle auf dem Programm.
     bekannten oder neuen «Gschpändli» ein
     wichtiger Bestandteil des Lagers. Nach     Besuch von Regierungsrat Beat Jörg
     der Bettruhe um 22.30 Uhr setzte inten-    Auch am Dienstag konnte das spannende
     siver Regen ein, der bis am Montagmittag   und abwechslungsreiche Sport- und Rah-
     andauerte. Anschliessend war das Wetter    menprogramm bei besten Bedingungen
     gut, und sollte es auch bleiben.           wie geplant durchgeführt werden, und
                                                zwar unter den Augen von Regierungs-
     Abwechslungsreiches Sportprogramm          rat Beat Jörg, der die Lagergemeinschaft
     Auch dieses Jahr konnten die Fünft-        in Tenero besuchte. Der Bildungs- und
     und Sechstklässlerinnen und -klässler      Kulturdirektor zeigte sich beeindruckt von
     im Vorfeld des Lagers eine von acht        der Sportbegeisterung und dem Einsatz
     Hauptsportarten (Tennis, Klettern,         der jungen Urnerinnen und Urner. Auch
     HipHop/Streetdance, Kanu, Beachspor-       für das Leitungsteam fand Regierungsrat
     tarten, Kampfsport, Rad- und Rollsport,    Beat Jörg lobende Worte: «Mit den gut
     Schwimmsport) wählen. In der gewähl-       ausgebildeten und motivierten Sportlei-
     ten Hauptsportart können sie jeweils am    terinnen und Sportleitern ist während der
     Vormittag während zweieinhalb Stunden      ganzen Woche eine professionelle Sport-
     unter Anleitung von ausgebildeten und      förderung und Betreuung gewährleistet.»
     motivierten J+S-Leitern trainieren. Am
     Nachmittag haben die Kinder die Mög-       Alle helfen mit
     lichkeit, die anderen Hauptsportarten      Zur Abwechslung stand am Mittwoch
     sowie zusätzliche Sportarten wie etwa      eine Wanderung im Verzascatal auf

24
dem Programm; nach der Rückkehr               nahme war während der ganzen Woche
fand die Schatzsuche im ganzen Centro         gefragt – vor allem auch nach Lichterlö-
Sportivo statt. Mit der Lagerdisco am         schen in den 20er-Zelten, damit alle Kin-
Donnerstag und der Lagerolympiade             der am nächsten Tag wieder gut erholt
und dem Lagerabend am Freitag folgten         ins Tagesprogramm starten konnten.
weitere Highlights. Damit all das gut
                                              Von den Teilnehmenden über die Leite-
funktionierte, brauchte es neben den
                                              rinnen und Leiter bis hin zum Küchen-
sportlichen Aktivitäten Respekt, gegen-
                                              team genossen alle die sportliche gute
seitige Unterstützung und gemeinsames
                                              Lagerstimmung. So war bereits Mitte
Anpacken. So übernahm jede Sport-
                                              Woche klar: Das diesjährige Kantona-
gruppe verschiedene Aufgaben während
                                              le Urner Polysportlager in Tenero war
der Woche. Unter anderem halfen alle
                                              wieder ein voller Erfolg, und die Kinder
Teilnehmenden während je eines Tages
                                              werden hoffentlich die Sportwoche in Te-
dem Küchenteam beim Aufdecken und
                                              nero in bleibender Erinnerung behalten.
Abräumen der Tische, beim Abwaschen
und Putzen. Die gegenseitige Rücksicht-

50. Schweizerischer Schulsporttag in Basel

Zwei Urner Podestplätze im Orientierungslauf
Am Mittwoch, 22. Mai 2019, fand in Basel      sechs verschiedenen Sportarten be-
der 50. Schweizerische Schulsporttag statt.   teiligten. Alle Urner Wettkampfteams
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus        hatten sich zuvor im Rahmen der Urner
dem Kanton Uri glänzten mit hervorragen-      Schulsportmeisterschaften für die Teil-
den Resultaten.                               nahme am Schweizerischen Schulsport-
                                              tag qualifiziert.
Im Auftrag des Schweizerischen Ver-
bands für Sport in der Schule (SVSS)          Wie in den vergangenen Jahren war das
organisierte der Kanton Basel-Stadt           Teilnehmerfeld auch heuer sehr stark be-
eine perfekte Jubiläumsaustragung des         setzt. Gleichwohl konnten sich die Urner
Schweizerischen Schulsporttags mit einer      Teams in vielen Sportarten im guten
grossen Eröffnungsfeier in der neuen          Mittelfeld behaupten. Im OL waren die
St. Jakobshalle. Über 2‘500 Schülerin-        Urner jedoch die stärksten und holten in
nen und Schüler der Oberstufen aus            der Kategorie Mädchen (Mireille Gisler
allen Schweizer Kantonen traten am 22.        und Isabelle Gisler) sensationell den
Mai 2019 an, um sich in verschiedenen         Schweizermeistertitel. In der OL-Staffel,
Sportarten auf den Sportanlagen St.           in der Mädchen und Knaben (Mireille
Jakob zu messen. Die Delegation aus           Gisler, Isabelle Gisler, Elias Muheim
dem Kanton Uri umfasste – nebst neun          und Linus Muheim) zusammen laufen,
Begleitpersonen – 45 Schülerinnen und         holte Uri den hervorragenden 2. Rang.
Schüler, die sich an den Wettkämpfen in       Zwei weiteren Urner Teams gelang

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