POLITIK LAHMT, WIRTSCHAFT BOOMT - Kapitalmarktausblick 2019

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POLITIK LAHMT, WIRTSCHAFT BOOMT - Kapitalmarktausblick 2019
POLITIK LAHMT, WIRTSCHAFT BOOMT
          Kapitalmarktausblick 2019
                                      17. Januar 2019
POLITIK LAHMT, WIRTSCHAFT BOOMT - Kapitalmarktausblick 2019
2018: ein schwieriges Jahr

     2018 ERINNERT AN 2015                                           HEILSAME KORREKTUR!?
        2018 war entgegen vielen – auch unseren – Erwartungen
        von zum Teil herben Aktienmarktverlusten gekennzeichnet.
        Auch andere Assetklassen lieferten – wenn überhaupt - nur
        magere Erträge, Erinnerungen an 2015/16 werden wach

        Die europäischen Märkte erwiesen sich als besonders
        verwundbar: die Brexit-Problematik, der Streit um den
        Staatshaushalt Italiens, der Handelsstreit USA-China
        lieferten reichlich Störpotential, für den deutschen
        Aktienmarkt kamen Themen wie „Dieselgate“ hinzu

        Im Rückblick wurde das Zusammenwirken der Störfaktoren
        und ihr Effekt auf die Aktienmärkte unterschätzt

        Richtig eingeschätzt wurde die „Kurs-Gewinn-Lücke“
        (namentlich für den US-Aktienmarkt) – also der Umstand,
        dass das Vorauseilen der Kurse gegenüber den Gewinnen
        für Abwärtsdruck und Schwankungen sorgen kann.
        Allerdings: in Verbund mit dem genannten Störbündel wurde
        der Druck enorm und in seinem Ausmaß so nicht erwartet

        Schließlich kam wie so oft die fundamentale Begründung mit
        schwächer werdenden Konjunkturindikatoren hinzu

        Ist nun 2019 eine Fortsetzung der Entwicklungen aus
        2018 zu befürchten – oder kommt es erneut anders?

Kapitalmarktausblick 2019                                                                   2
POLITIK LAHMT, WIRTSCHAFT BOOMT - Kapitalmarktausblick 2019
2019: was ist zu erwarten

     KONJUNKTUR & POLITIK                                              RENDITEN ALS KRISENBAROMETER
        Der globale Aufschwung geht in sein 10. Jahr, ein
        fortgeschrittener Zyklus kann in Abhängigkeit des Policy Mix
        (Geld- und Wirtschaftspolitik) aber noch länger anhalten

        Die Geldpolitik bleibt international überwiegend unter-
        stützend, die Steuer- und Finanzpolitik ist in einigen
        Regionen ohnehin expansiv (in USA bis H1-2019) oder hätte
        im Zweifel Spielraum (Europa, China)

        Unsere Annahmen für ein Multi Asset-Portfolio sind:
        globales Wachstum in Höhe seines Trends, aber spät-
        zyklischer Charakter mit temporären Auf- und Abschwungs-
        phasen; Inflationstrend bleibt moderat (sofern erwartungs-
        gemäß Lohn- und Rohstoffpreis-Exzesse ausbleiben);
        Gewinnwachstum der Unternehmen hat „Peak“ erreicht,
        Gewinne können dennoch im höheren einstelligen Bereich
        wachsen – also keine Gewinnrezession; hohe wieder
        aufgebaute Verschuldung seit der Finanzkrise kann Ratings
        unter Druck bringen; AAA-Renditen bleiben niedrig

        Und immer wieder steht die Politik im Fokus, sie hat die
        Kraft Kapitalmarktturbulenzen auszulösen: der Handels-
        streit zwischen USA und China; die Brexit-Debatte; die
        Stabilität der Eurozone (wie stabil sind Italien und
        Frankreich?); Zerfall des OPEC-Kartells und die Situation im
        Nahen Osten; Emerging Markets; Kryptowährungen; …
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Unsere Kernaussagen

                            SPÄTZYKLISCH MIT OPPORTUNITÄTEN. VOLATILITÄT BLEIBT.

      Konjunkturabschwächung, aber keine                                                  Asset Allocation erfordert Flexibilität.
      Rezession. Politik bleibt Unsicherheits-                                          Tendenz zur Erhöhung der Aktienquoten
      faktor: Brexit, Handelsstreit USA–China,                                              bis hin zur fühlbaren Übergewichtung.
      EWU-Instabilität, OPEC-Zerfall – was noch?                                          Emerging Markets (Aktien wie Renten)
      Rückzug der Unsicherheit = Stimulus für                                            günstig geworden. Corporate Bonds mit
      Aktienmärkte, da Gewinnwachstum ~ 10% und                                            Vorsicht und guter Selektion versehen.
      das bei tieferen Bewertungen als vor Jahresfrist.

                                                          Aktienmärkte aussichts-
       Aktienmärkte: liefern in der Regel auch in         reich, aber volatil - Asset             Notenbanken: im Zweifel eher
       spätzyklischen Phasen positive Returns.            AllocationApril
                                                                      daher flexibel          pausierend – Erinnerungen an den
       Bewertungsdepression aus 2018 schafft               gestalten. Politik bleibt              „Notenbank-Put“ werden wach.
       Ertragsperspektive. Europa und Schwellen-            Unsicherheitsfaktor -         Fed mit höchstens zwei Zinsschritten in
       länder optisch günstig. Gefahr: Gewinn-                      2018
                                                            nach Absicherungen                  2019. EZB: im Zweifel wird erste
       enttäuschung (-rezession).                                  suchen.                  Zinsanhebung auf 2020 verschoben.

       Rentenmärkte: US-Renditen nur noch                                                    Größte Risiken: Ungeregelter Brexit,
       mit wenig Anstiegspotential. Bund-                                                          Spannungen in der Eurozone,
       Renditen spiegeln Knappheitspreise                                                       Ölpreisverfall auf 2016er Niveau,
       wieder. Credit: Risk Reward-Profil                                                    Handelsstreit-Eskalation, Rezession.
       zunehmend unattraktiv. USA und                                                       Gold und temporäre Kasse dienen als
       Emerging Markets mit mehr „Value“.                                                                           Absicherung.

Kapitalmarktausblick 2019                                                                                                            4
Asset Allocation

     DIE WICHTIGSTEN ASSETKLASSEN: AKTUELLES GEWICHT UND MÖGLICHE SPANNEN IN 2019
                                        hoch                    gering             gering                   hoch
                                               Untergewichten            Neutral            Übergewichten                           Kommentar
                                                                                                                   Gefahr weiterer Rückgänge geringer als Chance
     Aktien                                                                                                         auf eine A ufwärtsbewegung. Euro -Erho lung
                                                                                                                          kö nnte Euro pas M ärkte belasten

                                  USA                                                                                USA mit mehr P o tential. Euro pa leidet unter
                                                                                                                   P ro blemen (B rexit, Labilität der Euro zo ne samt
                              Europa                                                                               B ankensystem). EM zunehmend attraktiv - vo r
                                                                                                                      allem, wenn Handelsstreit sich verzieht und
             Emerging Markets                                                                                         Chinas Wachstumsdelle ausgebügelt wird

                                                                                                                     US-M arkt mit ho hem Zinsvo rteil. Emerging
     Renten                                                                                                         M arkets (vo r allem in Lo kalwährung) mit Value

                                                                                                                          Duratio n bei steiler Kurve und erneut
                             Duration                                                                                 ausbleibender Zinswende taktisch variieren.
                                                                                                                    Co rpo rate B o nds: Trend zur Spreadausweitung
     Staatsanleihen/Covered                                                                                        hält an, po sitive A ktienmärkte helfen nur bedingt;
                                                                                                                      bester Risk Reward im Ho chzinssegment -
               Corporate Bonds                                                                                                    Selektio n entscheidend
                                                                                                                      In der P hase der B o denbildung, guter Hedge
                                                                                                                         gegen Krisen und Fehleinschätzung bei
     Gold                                                                                                            A ktienmärkten. US-(Real-)Zins wird 2019 eher
                                                                                                                    fallen, Do llar nicht stärker werden - gut für Go ld

     Risikoadjustierte
                                                                                                                    Taktisch nach angestiegener Vo latilität kaufen
     Investments

     min    max    aktuell
     Quelle: eigene Darstellung

Kapitalmarktausblick 2019                                                                                                                                                  5
Die Eine-Million-Dollar-Frage: Rezession in 2019?

     SCHWÄCHER JA, REZESSIV NEIN                                        REZESSIONSRISIKO GERING
        Globale Konjunktur mit Ermüdungserscheinungen, nach
        einem der längsten Konjunkturaufschwünge der Nachkriegs-
        zeit nicht unüblich. Sorgen vor einem scharfen globalen
        Abschwung, gar einer Rezession halten wir für übertrieben

        Dafür sind die Binnenkonjunkturen bei guter Arbeits-
        marktlage und immer noch akkommodierender Geldpolitik
        zu robust – und: China hat wiederholt Gegenmaßnahmen
        zur Konjunkturstützung (Steuer-, Zinssenkungen) ergriffen

        Kurzfristig leichte konjunkturelle Abwärtsrisiken auch Anfang
        2019 vorhanden, dies ist angesichts der Schwäche vieler
        Indikatoren bis Ende 2018 nicht überraschend

        Rezessionsrisiko bei niedrigen Realzinsen, wachsenden
        Unternehmensgewinnen immer noch gering. Zunahme der
        Rezessionsgefahren bei

         zinspolitischer Übersteuerung der Fed (restriktive Politik)
          – aber geringe Wahrscheinlichkeit

         Politik auf Abwegen (Brexit, EWU-Peripherie) – möglich,
          schwer kalkulierbar

         scharfem Ölpreisverfall mit Eintrübung der finanziellen
          Bedingungen
                                                                        Hinweis: Schätzung der Rezessionswahrscheinlichkeit nach dem Modell der New York Fed
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Die „Yield Curve“: der Schlüssel zu Allem in 2019?

     WICHTIG, ABER NICHT ÜBERSCHÄTZEN                                   NOCH KEIN AUSSTIEGS-SIGNAL
        Die Zinsdifferenz zwischen Geldmarkt- und Kapitalmarktzins
        in den USA rückt ins Zentrum der Marktteilnehmer – die
        Ratio: eine stark inverse Kurve ist sicherer Vorbote einer
        bevorstehenden Rezession und einer Outperformance von
        Anleihen gegenüber Aktien

        Dieser Fall wird 2019 unseres Erachtens wahrscheinlich
        nicht eintreten, denn: 1. die Zinsdifferenz ist positiv, eine
        hohe Rezessionswahrscheinlichkeit erforderte bislang eine
        negative Differenz (>-25 Bp.); 2. das lange Ende der
        Zinskurve ist aufgrund einer niedrigeren Laufzeitenprämie
        als in vergangenen Zyklen nach unten „verzerrt“; 3. die
        amerikanische Notenbank könnte in ihrem Zins-
        erhöhungszyklus (vorübergehend) pausieren

        Risikofall einer Inversion ist bei aggressiven Zins-
        erhöhungen der Fed unausweichlich oder dann, wenn
        die Konjunktur aus sich heraus abbricht. Die Kapital-
        markteffekte wären global: Verluste auf Aktienmärkten,
        Ausweitung von Credit Spreads, Underperformance von EM-
        Assets,    fallende   AAA-Renditen,    Aufwertung   von
        „Fluchtwährungen“ wie CHF, JPY, aber auch USD zum Euro,
        da Rezession Kreditwürdigkeit der EWU-Peripheriestaaten
        belastet

        Eintrittswahrscheinlichkeit Risikofall < 20%
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Makro-Prognosen auf einen Blick

     WACHSTUMSRATE ~ INFLATIONSRATE                                  UNSPEKTAKULÄRE ZAHLEN
        Geringere Wachstumsraten in 2019 sind eher als Norma-                                 Gewicht        BIP-Wachstum                Verbraucherpreise
                                                                     Region                           1
                                                                                               in %         2018      2019                2018      2019
        lisierung zu verstehen, nicht aber als Beginn einer
        anhaltenden, gar scharfen Abwärtsbewegung                    Europa                     29,4         2,1       1,8                 2,6       3,2
                                                                             Eurozone           17,9         2,0       1,7                 1,8       1,9
        Gleichwohl könnte in den USA nach dem Auslaufen des               Deutschland          [5,2] 2       1,6       1,5                 1,8       1,8
        Fiskalimpulses die Wachstumsrate in H2-2019 auf etwa         Amerika                    36,1         2,6       2,4                 3,4       3,3
        2% zurückfallen                                                           USA           27,5         2,9       2,5                 2,5       2,0
                                                                     Asien                      34,5         5,0       4,8                 2,1       2,2
        Eurozone wächst wohl nur mit rund 1,7%, zumal einige                     China          17,0         6,6       6,2                 2,0       1,9
        große Mitgliedsländer (Italien, Frankreich) geringere        Industrieländer            66,7         2,4       2,1                 2,1       1,9
        Wachstumsbeiträge liefern dürften. Deutsches BIP dürfte      Schwellenländer            33,3         5,1       4,9                 4,0       4,9
        real 1,5% zulegen – Wachstumsstütze bleibt vielerorts        Welt                       100          3,3       3,0                 2,7       2,9
        die inländische Nachfrage                                    nach dem IWF-Messkonzept 3 :            3,8             3,8            -         -

        Unter Inflationsgesichtspunkten ist die konjunkturelle       Hinweise:
                                                                     BIP-Wachstum: real, in % z.Vj.
        Abkühlung zu begrüßen, mindert sie doch für sich             Verbraucherpreise: nationale Konsumentenpreisindizes, für Eurozone und Deutschland
        genommen den Inflationsdruck ab                              Harmonisierte Verbraucherpreisindizes (HVPI), jeweils in % z. Vj. und Gesamtinflationsraten.
                                                                     Verbraucherpreise für Europa in 2019 durch hohe Inflation in Türkei und Mittel- und Osteuropa
                                                                     nach oben verzerrt
        Inflationsraten dürften im Jahresdurchschnitt 2019 etwa in   1: Anteil des nominalen BIP des Jahres 2017 in US-Dollar am nominalen BIP aller Länder bzw.
                                                                     Ländergruppen
        Höhe der Inflationsziele der Notenbanken liegen              2: Gewicht Deutschlands in %-Punkten des Gewichts der Eurozone
                                                                     3: BIP-Gewichte nach Kaufkraftparitäten und auf den IWF-Länderkreis hochgerechnet
        Unverändert hohen Einfluss auf die Gesamtraten üben die
                                                                     Quelle: Sachverständigenrat, IWF, eigene Schätzungen
        Ölpreise aus – wir erwarten sie in einer Range von 40
        USD/b bis 70 USD/b

Kapitalmarktausblick 2019                                                                                                                                            8
Notenbanken: nicht zu viel erwarten!

     DATEN- UND NICHT DOGMENABHÄNGIG                                       LEITZINSDIFFERENZ BLEIBT HOCH
        Notenbanken verfolgen eine stark datenabhängige Politik,
        das Konzept der Inflationsratensteuerung wird flexibel                                        3,0%
        ausgelegt
                                                                                               2,5%           2,5%
        Oberste Priorität hat für sie, dass die geld- und zinspolitische
        Normalisierung (im Falle der Fed) oder der Ausstieg aus
        dem Quantitative Easing (im Falle der EZB) die
        konjunkturelle Entwicklung nicht belastet

        Insofern werden in 2019 Konjunkturdaten im Zweifel den
        Ausschlag für die Aktionen der Notenbanken geben

        Fed erhöht in 2019 maximal zwei Mal ihren Leitzins
        (federal funds rate) – sie wird die Inlandskonjunktur stark im
        Blick haben, aber auch mögliche internationale Aus-                                                   0,2%
        wirkungen ihrer Politik (z.B. auf das Währungsgefüge und                                      0,0%
        Emerging Markets) ins Kalkül ziehen. 2020 könnte der
                                                                                                              0,0%
        Zinspfad sogar nach unten weisen
                                                                                                      -0,2%

        EZB wird in 2019 frühestens im September den
        Einlagesatz (aktuell -0,40%) anheben (um 15 bis 20 Bp.),
        die erste Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes (dem
        früheren eigentlichen Leitzins) ist mit der zweiten Anhebung
        des Einlagesatzes zu erwarten – eine Verschiebung der
        ersten EZB-Zinsmaßnahme auf 2020 ist nicht
        unwahrscheinlich
Kapitalmarktausblick 2019                                                                                            9
Aktiengewinne: zur „Peak-Theorie“

     KEINE GEWINNREZESSION                                            GEWINN-“PEAK“ WOHL ERREICHT
        Unternehmensgewinne haben ihren zyklischen Hoch-
        punkt erreicht und werden von nun an einen flacheren
        Anstiegswinkel haben – in den Gewinnrevisionen hat sich
        das in den letzten Monaten bereits niedergeschlagen

        2019 dürfte das Gewinnwachstum in USA und Europa bei
        rund 10% liegen (etwas weniger für Europa) – dies ist keine
        Gewinnrezession, aber eine deutliche Verlangsamung der
        Gewinndynamik der letzten Jahre. USA: Wegfall des
        positiven Steuerreformeffektes, USA/Europa: Ölpreisverfall
        hätte negativen Gewinneffekt

        In der letzten Quartalsberichterstattung gab es vereinzelte
        Enttäuschungen (Gewinn wie Umsatz) aus den unter-
        schiedlichsten Sektoren – in USA auch aus dem wichtigen
        Technologie-Sektor, in Deutschland aus dem zyklischen
        Bereich (Automobile, Chemie)

        Gewinnseitig bleibt daher auch in 2019 der US-Aktienmarkt
        favorisiert, der (bankenlastige) europäische Markt bräuchte
        eine signifikante Verbesserung des Bankensektors, um den
        US-Markt in der Performance zu übertreffen – solange ist
        Europa eher eine „Value-Falle“

        Zu beachten: Potentielles      (Gewinn-)Comeback       der
        Schwellenländer
                                                                      Gewinne: EPS, Earnings per share (Gewinne je Aktie)
Kapitalmarktausblick 2019                                                                                                   10
Aktienmarktbewertungen: wieder günstig(er) bewertet

     AUFWÄRTSPOTENTIAL VORHANDEN                                          WIEDER ATTRAKTIVER BEWERTET
        Mit den Kursabschlägen der letzten Wochen bilden die
        inzwischen niedrigeren Aktienmarktbewertungen für sich
        genommen günstige Voraussetzungen für höhere
        Aktienmarktnotierungen

        In den reduzierten Bewertungen spiegeln sich die genannten
        geringeren Gewinnwachstumsraten als auch die Risiko-
        faktoren wider: Neue könnten 2019 hinzukommen, wie etwa
        die    Unsicherheit    darüber,      wie    weiter    steigende
        Notenbankzinsen der Fed und der beginnende Liquiditäts-
        entzug der EZB die Bewertungen an den Aktienmärkten
        beeinflussen – die relative Attraktivität von Aktien gegenüber
        Anleihen könnte leiden

        Schließlich stellt sich die verhaltensökonomische Frage
        nach den markttreibenden Grenzkäufern an den
        Aktienmärkten – das Sentiment spricht momentan eher für
        einen „contrarian buy“

        Alles zusammen genommen setzen wir für 2019 auf eine
        Korrektur der Kursverluste in Q4 2018, aber bei
        anhaltender Volatilität

        S&P 500 und EuroStoxx haben Steigerungspotential in
        Höhe des Gewinnwachstums, bei Wegfall von
        Risikofaktoren deutlich darüber
Kapitalmarktausblick 2019                                                                               11
Aktienmarkt: nicht zu früh abschreiben

     DAS BESTE KOMMT ZUM SCHLUSS                                      S&P 500: ERTRÄGE VOR EINER REZESSION
        Das aktuelle Umfeld für die globalen Aktienmärkte ist unter   Erträge in %                                      Zeitraum vor Rezession
        konjunkturzyklischen Aspekten – für manche sicherlich                                                        13-24          7-12           1-6
        überraschend – positiv, sofern eine Rezession die Märkte       (annual., vor Rezessionseintritt)
                                                                                                                    M onate        M onate       M onate
        nicht schon in 2019 heimsucht                                         Durchschnittsertrag                      14,2              8,0      -7,8

        Der Schlüssel zu dieser Einschätzung liegt im US-                   JUL 1953 - MAI 1954                        21,9              17,8     -13,8
        Aktienmarkt, der nach Marktkapitalisierung gerechnet über           AUG 1957 - APR 1958                        15,8              -17,0    13,9
                                                                            APR 1960 - FEB1961                         31,3               6,6      -2,2
        50% des globalen Aktienmarktes ausmacht
                                                                            DEZ 1969 - NOV 1970                        13,4              -11,0    -20,7
                                                                            NOV 1973 - MAR 1975                        16,9              -11,3     -2,7
        Beobachtung #1: Echte Aktien-Baissen sind in aller Regel            JAN 1980 - JUL 1980                        0,5                6,8      4,0
        nur in ökonomischen Rezessionsphasen zu sehen                       JUL 1981 - NOV 1982*                        …                32,2     -11,2
                                                                            JUL 1990 - MAR 1991                        14,3              22,2      1,6
        Beobachtung #2: spätzyklische Phasen sind oftmals genau             MAR 2001 - NOV 2001                        8,9               20,0     -40,6
        jene Phasen, die mit zu den ertragreichsten für                     DEZ 2007 - JUN 2009                        11,6              13,6      -6,3
        Aktieninvestoren gehören, denn viele haben sich in den        * keine Berechnung für 13-24 Monate
                                                                      Quelle: BCA Research Inc., Global Investment Strategy, Dez. 2018
        „mageren“ Ertragsphasen zuvor bereits aus dem Markt
        verabschiedet

        Seit 1980 konnte der US-Aktienmarkt im vorletzten
        Halbjahr vor Eintritt einer Rezession (Spalte 7-12 Monate)
        deutlich zweistellig zulegen

        Unterstellt  unsere Annahme           stimmt,  dass   2019
        rezessionsfrei wird, spricht das für sich genommen für gute
        Ertragsmöglichkeiten

Kapitalmarktausblick 2019                                                                                                                                  12
Einige Investmentthemen auf den Aktienmärkten

                                                    DIVERSIFIZIERTE MISCHUNG

      Strukturelles Wachstum                                                                               Digitalisierung
      Bei geringerem Wirtschaftswachstum sind                                       Digital Health: Zusammenspiel von IT-,
      Unternehmen zu bevorzugen, die über-                                            MedTech- und Pharmaunternehmen.
      durchschnittliches Umsatzwachstum er-                                      Smart Home: Steuerung des Hauses über
      Zielen (durch Innovation, Marktanteilsgewinne,                            Stimme/Mobiltelefon. Smart City: Prozess-
      Demografie). Beispiele: Amazon, CVS, L‘Oréal,                            Optimierung (Verkehr, Ver- und Entsorgung).
      Visa/Mastercard.                                                                  Werte: Alphabet, Phillips, Siemens.

                                                                                                         Mega-Large-Caps
       Konsum in Schwellenländern
                                                                                Einige Tech-Unternehmen (Amazon, Apple)
       Aufstrebende Mittelschichten mit                        April
                                                            Investment-                        haben eine billionenschwere
       Einkommenszuwächsen sollten den
                                                                                     Marktkapitalisierung erreichen können.
       Binnenkonsum antreiben. Profiteure sollten             themen           Andere könnten hinzukommen wie Microsoft
       internationale Markenunternehmen sein wie               2018                     oder Alphabet – auch Asien holt auf
       Kering, L‘Oréal, PingAn (Versicherung).
                                                                                                         (Alibaba, Tencent).

      Akquisitionen
      Geringer werdende organische Wachstums-                                         QARP - Quality at reasonable price
      impulse und noch günstige Finanzierungs-                                         Fokus auf Qualitätswerte richten mit
                                                                                        hoher Eigenkapital-Rendite, starker
      bedingungen sollten M&A-Aktivitäten
                                                                                              Marktposition, solider Bilanz,
      beflügeln – vielleicht in den Sektoren
                                                                                                 nachhaltigem Wachstum.
      Banken,
     Quelle: H&A Konsum, Technologie.

Kapitalmarktausblick 2019                                                                                                      13
Zinsentwicklung unter Kontrolle der Notenbanken

     ZINSWENDE? EHER NICHT!                                                                          ZARTE RENDITEKONVERGENZ
         Echte Zinswende für AAA-Renditen staatlicher
         Schuldner (Bundesanleihen, US-Treasuries) wird 2019 aus
         verschiedenen Gründen ausbleiben

         US-Treasuries: wenig Renditeauftriebspotential, Renditen
         steigen seit 1 ½ Jahren, Fed nähert sich dem Ende des
         Zinszyklus, Obergrenze für 10j. Anleihen ~ 3 ½ %

         Assetklasseneffekt: Dividendenrenditen und mittelfristige
         Ertragserwartungen von Aktien übersteigen das Niveau
         sicherer Langfristrenditen

         Bundesanleihen:      Entkopplung      von     klassischen
         „Fundamentals“ (Nominalzins ~ nominale Wachstumsrate)
         hält an, danach würde ein längerfristiger, kreditrisikofreier
         Nominalzins jenseits der 3% liegen – Bundesanleihen von
         Knappheitspreisen geprägt (knapper werdendes Angebot bei
         hoher Nachfrage1)

         Strukturelle Faktoren, die zu späteren Zeitpunkten eine
         Niveauverschiebung der Renditen nach oben bewirken
         können, sind: kompletter Exit der Notenbanken von
         unkonventionellen Politikinstrumenten, Entspar-Phase der
         Baby Boomer-Generation (Anti-“Savings Glut“-Hypothese),
         Produktivitäts-/Wachstumsschub mit erhöhtem Kapitalbedarf
     1: Nettoemissionsvolumen 2019 (Kapitalmarkt) 156 Mrd. Euro, EZB-Reinvestitionsvolumen 53 Mrd.

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Credit: still the place to be?

     HOHE VERSCHULDUNG, GERINGE QUALITÄT                               WENIG SPREAD-PUFFER
        Verschuldung des nicht-finanziellen Sektors ist in den
        letzten Jahren angestiegen, einige Super Large Caps
        (Apple, Amazon & Co.) horten aber enorme liquide Mitteln

        Zugleich ist die Kreditqualität im Corporate Bond-Segment
        deutlich schlechter geworden – in Investment Grade-
        Indizes ist der Anteil der BBB-Segments deutlich gestiegen

        Kennzahlen wie „interest coverage ratio“ (Verhältnis von
        Gewinn zu Schuldendienst) könnten bei einem schärferen
        Konjunkturabschwung sich verschlechtern. Abzuwarten ist,
        wie stark kredit- (Senkung der Verschuldung) oder aktionärs-
        freundliche Maßnahmen (Aktienrückkäufe) ergriffen werden

        Das Risk Reward-Profil ist im Investment Grade-Segment
        – und hier insbesondere im Euroraum – daher nicht
        sonderlich attraktiv, zumal die Emissionstätigkeit rege
        bleiben dürfte und die EZB als potenter Nachfrager sich
        zurückzieht, gerade bei Angebotsspitzen kann es daher zu
        Spreadausweitungen kommen

        Besser erscheint das Risk Reward-Profil im High Yield
        Segment, oder bei Emerging Market Bonds (hard currency,
        aber auch local currency). In der Portfoliokonstruktion
        könnte ein Credit-Untergewicht einen Hedge gegen ein
        Aktien-Übergewicht bilden
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Exkurs: Emerging Markets beginnen attraktiv zu werden

     KORREKTUR SCHEINT BEENDET                      EMBI-RENDITEN ATTRAKTIV

                                                     JPM EMBI+: JP Morgan Emerging Markets Bond Index Plus

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Noch hat der Dollar etwas Potential

     HERAUFZIEHENDE EUR/USD-PATTSITUATION                             GEWALTIGER ZINSVORTEIL
        Enormer Zinsvorteil spricht weiterhin für Aufwertungs-
        potential gegenüber dem Euro und anderen europäischen
        Währungen und solchen von Emerging Markets

        Allerdings wird der Zinsvorteil kaum noch größer werden
        können, da er eine direkte Funktion der amerikanischen
        Zinspolitik ist und die Fed in 2019 höchstens zwei Mal
        Zinsanhebungen vornehmen wird und nicht wie bis kurzem
        von vielen vermutet bis zu vier Mal

        Bei effizienten und dies antizipierenden Währungsmärkten
        würde dies für sich genommen den Dollar schwächen –
        allerdings: ob die EZB im Spätsommer den ersten Zinsschritt
        wagt, ist inzwischen fraglich. Insofern liegt eine Patt-
        Situation zwischen EUR/USD vor, die in 2019 für geraume
        Zeit anhalten kann

        Erst wenn sich an dieser Patt-Situation Änderungen
        zugunsten einer Währung ergeben, dürften größere
        Bewegungen in das Euro-Dollar-Austauschverhältnis
        kommen

        Erwartung: EUR/USD zwischen 1,10 und 1,20; darunter
        im Falle von Krisen oder restriktiver Fed, darüber bei sehr
        taubenhafter Fed

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„Value“ bei Währungen?

     SKANDINAVIEN, JAPAN & STERLING                                   GBP FAST SPIEGELBILDLICH ZU JPY
        Währungen sind generell Risiko- und Ertragskomponente,
        für international anlegende Investoren Chance und
        Herausforderung zugleich – drei Währungen scheinen uns
        ertragreich zu sein

        JPY ist eine der billigsten Währungen weltweit: in realer
        effektiver Rechnung liegt der Yen auf einem so tiefen
        Niveau wie zuletzt in den 80er Jahren. JPY-negativ: (noch!)
        expansive    Notenbankpolitik;    JPY-positiv: Leistungs-
        bilanzüberschuss, Suche nach „sicheren Häfen“

        GBP ist direktional zum Ausgang des Brexit. Nur in Hard
        Brexit-Szenarien ist eine weitere Abschwächung des Pfunds
        zu erwarten, in allen anderen Fällen dürfte dieses
        Risikoprämie aus dem Wechselkurs verschwinden

        Skandinavische Währungen: Ölpreisstabilisierung NOK-
        positiv, Zinspolitik der Riksbank positiv für SEK – beide
        Währungen auf tiefen, günstigen Niveaus

        EM-Währungen: Türkei- und Argentinien-Krise in 2018
        belasteten EM-Assets im Allgemeinen. Auslaufen von Fed-
        Zinsmaßnahmen       sowie politische und wirtschaftliche
        Stabilisierung sind gute Voraussetzungen für Währungs-
        aufwertungen

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Gold könnte 2019 zu glänzen beginnen

     ZINS UND KRISEN                                                   FALLENDER ZINS GUT FÜR GOLD
        Gold wurde seiner oft zugeschriebenen Funktion als Schutz
        vor Krisen in 2018 nicht gerecht

        Dass Gold seine Hedge-Funktion nicht erfüllen konnte, lag
        im Wesentlichen an der Realzinsentwicklung, denn der
        US-Realzins im längerfristigen Bereich stieg bis auf fast 1%

        Trotz der beschriebenen Störfaktoren war die negative
        Korrelation zwischen Zins und Gold zu ausgeprägt –
        2019 könnte sich das Bild allerdings zugunsten von Gold
        ändern

        Zum einen dürfte im Verlauf des Jahres (spätestens zur
        Mitte) der Hochpunkt der US-Realzinsen überschritten sein
        (Stichwort: Zinspause der Fed)

        Zum anderen dürften die Störfaktoren und damit die Suche
        nach Absicherungsinstrumenten gegen Krisen zunächst
        anhalten – selbst wenn alle heute bekannten Krisenfaktoren
        verschwinden, bleibt Gold auf den aktuellen Preisniveaus
        eine Versicherung mit günstiger Prämie (Preiswiderstände
        bei ca. 1.200 USD und 1.100 USD/Unze)

        Erwartung: Preisspanne von 1.200 bis 1.400 USD/Unze

Kapitalmarktausblick 2019                                                                            19
Brexit: Zeit wird knapp

     EMPFINDLICHE BREXIT-EFFEKTE                                       ÖKONOMISCHE EFFEKTE
        Großbritannien und die EU haben sich bislang zwar über              Abweichungen des BIP bzw. BIP/Kopf im Falle eines
        große Teile eines Austrittsabkommens verständigt – es               Brexit von einem No Brexit-Szenario (in %-Punkten)
        enthält die Vereinbarung einer Übergangsperiode, die vom
        30. März 2019 bis 31. Dezember 2020 dauern soll                                              Mittelwert
                                                                                   Vandenbussche (2017)
        In dieser Zeit gelten die EU-Regulierungen auch für                        UK-Government (2018)
        Großbritannien – die Übergangsperiode gilt jedoch nur dann,              Rojas-Romagosa (2016)
        wenn das gesamte Austrittsabkommen verabschiedet ist und
                                                                                              Pisani (2018)
        es eine Übereinkunft über die künftigen Beziehungen gibt
                                                                           Oberhofer/Pfaffermayer (2018)
        (ein Folgeabkommen nach der Übergangsperiode)
                                                                                       Felbermayer (2017)
        Die Gefahr eines ungeregelten Brexit ist nach wie vor nicht                         Dhingra (2017)
        gebannt, obwohl Schätzungen zu den ökonomischen                                                           -12   -10     -8     -6    -4    -2    0
        Effekten für Großbritannien äußerst negativ sind, deutlich
        abgemildert fallen die Effekte für den Rest der EU sowie für                  Pessimistisches Szenario                Optimistisches Szenario
        Deutschland aus (zumeist wird von Wachstumseinbußen
        von wenigen Zehntel-Prozentpunkten ausgegangen)
                                                                       Hinweise:
                                                                       Dargestellt sind die geschätzten Abweichungen des BIP bzw. BIP pro Kopf im Falle eines
        Um Zeit zu gewinnen, böte sich an, den Abschluss des           ungeregelten Brexit von einem Basisszenario ohne Brexit. Die Spannbreite zwischen
                                                                       optimistischem und pessimistischem Szenario ergibt sich aus den jeweils getroffenen Annahmen
        Austrittsabkommens inkl. Übergangsperiode von einer            zu den künftigen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Großbritannien und den verbleibenden EU-
        Einigung über die zukünftige Zusammenarbeit zu trennen         Staaten. Genannt sind Untersuchungen verschiedener Autoren und das Jahr der Veröffentlichung,
                                                                       zu den Literaturquellen siehe Jahresgutachten 2018/19 des Sachverständigenrates.
        (man hätte Zeit bis Dez. 2020 gewonnen). Auch könnte die
        EU nach Art. 50 EUV die Frist für die Austrittsver-            Quelle: Sachverständigenrat
        handlungen verlängern, um die künftigen Beziehungen zu
        regeln (Stichworte: „Chequers Plan“, Super Canada-
        Freihandelsabkommen)
Kapitalmarktausblick 2019                                                                                                                                        20
Brexit-Entscheidungsbaum: viele Möglichkeiten – nur ein Ausgang

                                                     Abstimmung über Austrittsvereinbarung (AV)

                                                                  Änderung der
                              keine Mehrheit                          AV                                Mehrheit

                                                                     erneute                       Partnerschaft gemäß
                                                                   Abstimmung                       Abkommen nach
                                                                                                      Übergangsfrist

                                 Erneutes                                        Ja                                Nein
      Verbleib in                                             Brexit ohne
                                  Brexit-      Neuwahlen
       der EU                   Referendum                    Abkommen

                                                                              Künftige            Verlängerung
                                                                            Partnerschaft              der                Backstop
                                                                               UK/EU              Übergangsfrist

     Quelle: J.P. Morgan, eigene Darstellung

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