14 24. November 2019 - Internationales Filmfestival Mannheim ...
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Programmheft 68. > 14. – 24. November 2019 MANNHEIM: TREFFPUNKT STADTHAUS N1 HEIDELBERG: TREFFPUNKT MESSPLATZ Kino im Stadthaus I und II Kino Atlantis K2, 32 Kino I und II Baden-Württemberg Baden-Württemberg
68. Aktuelle Infos unter www.iffmh.de DIE FILME Aurora Finnland S. 21 Blue Hour Japan S. 25 Deutschland, Israel, Crescendo #makemusicnotwar S. 38 Italien Alle Filme in Originalfassung Der nackte König – 18 Fragemente Deutschland, S. 20 mit deutschen und über Revolution Schweiz, Polen englischen Untertiteln Duga, the Scavengers Burkina Faso S. 17 Inhalt (im Atlantis nur engl. UT) End of Sentence Irland, Island, USA S. 22 Fabulous Kanada S. 26 Father and Sons Frankreich S. 21 For Those Who Don‘t Read Me Kanada S. 26 Good Morning Son Israel S. 23 Holding Positions Deutschland S. 18 Herzlich Willkommen S. 3 Hurry Slowly Norwegen S. 30 Was steckt eigentlich dahinter, wenn man ein Filmfestival macht? S. 4 ff. Publikumsjury und Festivalfinale S. 9 Indigo Marokko S. 28 Beate Weber-Schuerholz & Dr. Peter Kurz zum Abschied von Dr. Michael Kötz S. 10 f. Land des Honigs Nordmazedonien S. 29 Das Festival-Team verabschiedet sich … S. 12 Last Visit Saudi Arabien S. 31 Japan, Mongolei Eröffnung in Heidelberg mit: Under the Turquoise Sky S. 13 Life As It Is: Deutschland S. 18 Afghanistan, Iran Rona, Azim's Mother S. 14 Miloš Forman on Miloš Forman Argentinien Magali S. 14 Lonesome Collectors Mexiko S. 29 Argentinien The Black Tree S. 15 Lucania Italien S. 25 Brasilien The Cotton Wool War S. 15 Magali Argentinien S. 14 Burkina Faso Duga, the Scavengers S. 17 Metal Heart Irland S. 23 China The Swing Maker S. 17 My Little One Schweiz S. 33 Deutschland Holding Positions S. 18 New Skin Spanien S. 34 Deutschland Life As It Is: Miloš Forman on Miloš Forman S. 18 Ohong Village Taiwan, Tschechien S. 35 Deutschland Tobby S. 19 Ojos Negros Spanien S. 34 Deutschland Trees of Protest S. 19 Tschechien, Old-Timers S. 36 Deutschland, Schweiz, Polen Der nackte König – 18 Fragmente über Revolution S. 20 Slowakei Dominikanische Republik The Projectionist S. 20 Omar and Us Türkei S. 37 Finnland Aurora S. 21 On the Roof Tschechien S. 36 Frankreich Father and Sons S. 21 Roll the Drum! Schweiz S. 33 Indien Widow of Silence S. 22 2 Rona, Azim's Mother Afghanistan, Iran S. 14 Irland, Island, USA End of Sentence S. 22 Sag Du Es Mir Deutschland S. 38 Irland Metal Heart S. 23 Sky and Ground USA S. 37 Israel Good Morning Son S. 23 Italien Lucania S. 25 The Black Tree Argentinien S. 15 Japan Blue Hour S. 25 The Cotton Wool War Brasilien S. 15 Kanada For Those Who Don't Read Me S. 26 The Far Shore Kanada S. 27 Kanada Fabulous S. 26 The Grizzlies Kanada S. 27 Kanada The Far Shore S. 27 Russland, Lettland, The Humorist S. 30 Kanada The Grizzlies S. 27 Tschechien Kolumbien The Missed Round S. 28 The Missed Round Kolumbien S. 28 Marokko Indigo S. 28 Dominikanische The Projectionist S. 20 Mexiko Lonesome Collectors S. 29 Republik Nordmazedonien Land des Honigs S. 29 The Roar Taiwan S. 35 Norwegen Hurry Slowly S. 30 The Swing Maker China S. 17 Russland, Lettland, Tschechien The Humorist S. 30 The Unpromised Land Schweden S. 31 Saudi Arabien Last Visit S. 31 Tobby Deutschland S. 19 Schweden The Unpromised Land S. 31 Trees of Protest Deutschland S. 19 Schweiz My Little One S. 33 Under the Turquoise Sky Japan, Mongolei S. 13 Schweiz Roll the Drum! S. 33 Widow of Silence Indien S. 22 Spanien New Skin S. 34 Spanien Ojos Negros S. 34 Kinderfilme Taiwan The Roar S. 35 Deutschland S. 42 Anton taucht ab (Vorfilm) Taiwan, Tschechien Ohong Village S. 35 Binti Belgien S. 41 Tschechien, Slowakei Old-Timers S. 36 Chuskit Indien S. 41 Tschechien On the Roof S. 36 Die Götter von Molenbeek Finnland, Belgien, Deutschland S. 43 Türkei Omar and Us S. 37 Girls Go Movie Deutschland S. 43 USA Sky and Ground S. 37 Halvdan — Der Wikinger Schweden S. 42 Deutschland, Israel, Italien Crescendo #makemusicnotwar S. 38 Deutschland Sag Du Es Mir S. 38 Kurzfilme für Kurze Deutschland S. 41 Bei uns liegt das Programm aus! S. 40 Musbalak Kasachstan S. 42 Die Kinderfilme S. 41 ff. Pahuna — Zuhause im Wald Indien S. 41 Der Spielplan S. 44 ff. Rocca verändert die Welt Deutschland S. 43 Wie komme ich dorthin? Was kostet es? S. 47 Supa Modo Kenia, Deutschland S. 43 Spielorte in Mannheim und Heidelberg S. 48 The Bobot Ukraine S. 42
68. HERZL I C H WILLKO MME N - U N D AUF W I EDE RS E HEN! „Verehrte langjährige Besucherinnen und Besucher, verehrte neue Gäste des Film- festivals, ich begrüße Sie herzlich zur 68. Ausgabe des Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg! 45 Filmwerke aus 30 Ländern der Welt von zumeist jungen Autorinnen und Autoren des anspruchsvollen Kinos haben wir für Sie ausgewählt – aus vielen Hundert, die uns zur Verfügung standen. Wir haben sie in seit Jahren gewohnter Weise sorgfältig getrennt von all jenen unzähligen Filmen, die man natürlich auch anschauen könnte, die einem als ZuschauerIn aber doch nicht genug geben würden von jenem „sinnlichen Sinn“ der Filmkunst, den man mit Recht erwarten darf. Wir präsentieren ausschließlich Filmwerke von Newcomern, neuen Kinokünsterlerinnen und Kinokünstlern aus der ganzen Welt, die das Zeug dazu haben, Ihnen, dem Publikum, zu einer Erfahrung zu werden, mit der man dankbar das Festivalkino wieder verlässt. Seit 28 Jahren bemühen wir uns darum – und dies war trotz aller Anstrengung all die Jahre ein großes Vergnügen. Genießen Sie die 68. Ausgabe, die letzte unter unserer Regie! Bleiben Sie dem Festival auch unter der neuen Leitung unseres Nachfolgers Dr. Sascha Keilholz ab 2020 gewogen – und besuchen Sie uns mal, wenn Sie mögen, drüben, beim anderen Filmfestival auf der anderen Rheinseite (siehe Seite 39)! Ihr Dr. Michael Kötz
68. Die bisher fast 70 Jahre der Lebens zeit dieses Filmfestivals gliedern sich WAS STECKT WENN MAN in Abschnitte, die stets entscheidend vom jeweiligen Zeitgeist geprägt sind. Kapitel Eins des Internationalen 1993 Filmfestivals, 1952 bis 1960, unter der Leitung des Gründungsdirektors Kurt Joachim Fischer, war bestimmt davon, nur ganz wenige Jahre nach dem großen Krieg, umgeben 1992 von Trümmern und Toten, sich trotzig mit Filmen dennoch an der Wirklichkeit erfreuen zu wollen. Warten auf die Filmpremiere Regisseur Bryan Singer präsentiert sein Spielfilmdebüt „Public Access“ Kapitel Zwei, 1961 bis 1973, jetzt hat Walter Talmon-Gros die Regie, ist die Epoche, in der der Film sich 1994 1995 vom „Kintopp“ emanzipiert, im Zuge großer kultureller Umwälzungen („1968“) beweisen will, dass auch der Film eine Kunst sein kann und 4 nicht nur Unterhaltung. Kapitel Drei, SchauPlatz „Kino im Krieg“ 1974 bis 1991, die Direktion liegt 19 bei Fee Vaillant, ist die Gründerzeit der neuen Medienindustrie, die zur Schwerindustrie weltweit werden wird und in der das Festival versucht, ICH VERABSCHIEDE MICH MIT dennoch daran festzuhalten, das DER AUSGABE 2019 VON IHNEN ALS Wirtschaftsdenken draußen zu DIREKTOR DIESES FILMFESTIVALS. halten. Das vierte, vorerst letzte Ich verabschiede mich und meine Kapitel, 1992 bis heute, unter MitarbeiterInnen nicht als Festivalmacher in meiner Direktion, ist die Zeit des der Region überhaupt – denn drüben auf der Sich-Behauptens gegen jährlich anderen Rheinseite, auf der Parkinsel, beim weitere neue Filmfestivals, die Zeit, „Festival des deutschen Films“ von Ludwigshafen in der wir versuchen, trotz eines am Rhein, werden wir weiterhin mit viel Energie provinziellen Etats in der Weltliga für Sie da sein. Aber die Verantwortung für der internationalen Filmbranche das „Internationale Filmfestival Mannheim- mitzuspielen – mit Erfolgen und Heidelberg“ endet hiermit nach 28 Jahren. schließlich doch zunehmenden Ein guter Grund, ein paar wichtige Dinge Problemen, gepaart mit einer auszuplaudern … 2003 gewissen Selbstkritik.
68. EIGENTLICH DAHINTER, EIN FILMFESTIVAL MACHT? Wonach richtet man sich? Was war wichtig? Und was war falsch? von Dr. Michael Kötz ALLES FÜR DIE FILMWIRTSCHAFT Empfang im Kinozelt auf dem Universitätsplatz Heidelberg „The industry is not there“, hatte mir haben, einen Filmmarkt für Filmprojekte, bei dem sich Produ- Der Schweizer Schau- eine New Yorker Filmproduzentin 1992 zentInnen aus der ganzen Welt trafen, um Koproduktionen zu spieler Bruno Ganz zu Gast auf dem Festival zugeraunt, als ich sie nach ihrer Ein- verabreden. Neben Rotterdam wurden diese Mannheim Mee- schätzung der Mannheimer Filmwoche tings zum größten Projektmarkt Europas, mit umfangreicher fragte, die sie als Jurymitglied besucht finanzieller Unterstützung aus Brüssel vom Media-Programm 5 hatte. Eine vernichtende Diagnose an- der EU. (Gelder, die zwölf Jahre später langsam versiegen, gesichts des Zeitgeistes, der jetzt von weil die Berlinale die Idee aufnimmt und mit einem neuen jedem Filmfestival weltweit, das etwas „Co-Production Market“ sämtliche Fördergelder an sich 998 gelten wollte, verlangte, dass es auch ein Ort des Business' ist: Dass dort Filme laufen, die einen hohen Handelswert zieht.) Neben diesen Meetings der ProduzentInnen, führten wir einen Filmmarkt ein: Sichtungsplätze für die Profis, an denen internationale FilmeinkäuferInnen sich in zwei Tagen haben, weil sie ganz neu sind und von durch das gesamte Filmangebot unserer Premieren zappen hoher Qualität und dass Filmhän dler konnten – und zum Einkaufen übergehen. Die Voraussetzung Innen und FilmeinkäuferInnen dieser dafür war, dass wir es schafften, aus den jährlich rund 8.000 Art von Filmen das Filmfestival attrak- Newcomerfilmen, die weltweit auf den Markt kamen, jene tiv genug finden, um dort „shoppen“ zu 50 Filme zu finden, deren Qualität überragend war und die gehen. Dem Publikum war das natürlich trotzdem nicht schon bereits auf anderen Festivals Furore Regisseur & Autor Theodor nicht wichtig – und auch mancher Lo- gemacht hatten. Ein Filmeinkäufer reist nämlich nur dann an, Angelopoulos wird mit kalpolitiker hat nicht recht verstanden, wenn er vorher die Liste unserer Premieren bekommt. Findet dem Master of Cinema ausgezeichnet warum das wichtig sein soll. Ohne eine er darin mehr als zwei oder drei Titel, die er schon kennt, reist solche filmwirtschaftliche Bedeutung er nicht mehr an. Hinzu kommt, dass die Filme für möglichst aber wären dem Festival über kurz oder viele Territorien der Welt noch erwerbbar sein müssen und lang von den FilmproduzentInnen keine dass die Konkurrenz der EinkäuferInnen und HändlerInnen hochkarätigen Premieren mehr überlas- nicht schon zugegriffen hat. Bei großen Festivals bereits sen worden, eben, weil sie außer einem „gehypte“ Filme im Programm zu haben, wäre deshalb voll- begeisterten Publikum wirtschaftlich kommen geschäftsschädigend gewesen. So aber bestand nichts davon gehabt hätten. Und das für FilmhändlerInnen eine gute Chance, in „Mannheim- Schauspielerin Trine Dyrholm Denken in ökonomischen Kategorien Heidelberg“ an gute Newcomerfilme zu kommen, die zu- im Filmgespräch dominierte alles andere. Eine äußerst gleich noch preiswert waren – eben, weil sie nicht in Cannes zu „Bungalow“ wirkungsvolle Idee, die Filmwirtschaft oder Venedig liefen und allein deshalb ungleich teurer anzulocken, bestand dann darin, dass wir gewesen wären. 1996 die „Mannheim Meetings“ erfunden
2001 68. Klaus Maria Brandauer, 1999 Johanna ter Steege & István Szabó 2002 Filmemacher Zhang Yimou wird als Master of Cinema ausgezeichnet und mit einer Werkschau von acht Filmen Regisseur & präsentiert Juror Otar Iosseliani WARUM NUR? Zum 50. Festivalgeburtstag wird Sie werden es gemerkt haben, geneigte Leserin, geneigter unter anderem „Der Junge Törless“ Leser: dass doch schrecklich oft vom Geschäft die Rede ist, von Volker Schlöndorff gezeigt, der 1965 Premiere auf dem in das wir uns verstrickt hatten. Es hat Jahre gedauert, bis Festival feierte dem Direktor das auffiel und er sich plötzlich fragte: Warum haben wir diesen Trend zum Filmwirtschaftlichen eigentlich so intensiv mitgemacht? Auch die Antwort auf diese selbstkritische Frage liefert der Zeitgeist – und der diktierte LEIDENSCHAFTLICHE ABWEICHUNGEN es, dass ein Filmfestival unmöglich bedeutend sein konnte, wenn es filmwirtschaftlich unbedeutend war. Er diktiert es Als ich anfing, damals ein 41-jähriger Filmkritiker und übrigens heute noch bei vielen Filmfestivals. Ich bezweifle, Filmwissenschaftler, da hatte ich erfrischend wenig dass das sinnvoll ist. Aber für die selbstkritische Einschätzung Ahnung von der Ökonomie der Film- und Fernsehbranche des vorauseilenden Gehorsams gegenüber dem Geschäftssinn weltweit. Wichtig war es mir, das Filmfestival als einen der Branche, bedurfte es einer weiteren, sehr handfesten Ort neuer Erkenntnisse und Erfahrungen zu präsentieren, Strukturveränderung. Denn nicht nur entstanden jetzt jährlich gleichgültig gegenüber allen bisherigen Gewohnheiten. Also immer neue Filmfestivals auf der Welt (heute gibt es allein in veranstaltete ich einen „SchauPlatz Hunger nach Sinn“, lud 6 Deutschland 400 davon, vor 20 Jahren gab es 30) und viele den Philosophen Peter Sloterdijk ein, den Schriftsteller Klaus davon hatten ein deutlich höheres Budget als wir, was uns Theweleit, den Politiker Daniel Cohn-Bendit, immerhin aber nahezu handlungsunfähig machte. Es kam auch hinzu, dass auch den begnadeten Filmregisseur Krzysztof Kieślowski, das Internet entstanden war. Und mit dem Internet wurde es und machte die Alte Feuerwache von Mannheim zum Hot jedes Jahr einfacher für FilmhändlerInnen und EinkäuferInnen Spot eines philosophisch-politischen Diskurses. Legendäre neuer Filmwerke, auch ohne uns, auch ohne zeitaufwendigen Filmfestivalmacher wie Ulrich Gregor oder Moritz de Hadeln Besuch eines Filmfestivals, weltweit zu erfahren, wo es (Berlinale) waren entsetzt, dass einer dermaßen Sachfremdes neue Filme gibt. Und gegenwärtig braucht es ohnehin nur auf einem Filmfestival macht. Noch ein weiterer SchauPlatz noch einen Link, mit einer E-Mail verschickt, und überall mit dem Titel „Liebe“, dann ein dritter „Kino im Krieg“ (wegen auf der Welt kann jeder, der den Code kennt, besichtigen, des Krieges in Ex-Jugoslawien) – dann gab ich die Sache auf. was in den entlegensten Winkeln der Erde an Filmwerken Festivaldirektor, bleib bei deinen Leisten. Dies aber dafür entstanden ist. Nur noch profunder Sachverstand zählt da kompromisslos, was die Radikalität der ausgewählten Filme noch weiterhin. Mit anderen Worten: Die Wirtschaft hat sich des Programms betraf. Mit tiefgründiger Ironie entschuldigte verändert und mit ihr das Denken. Unsere selbstkritische ich mich bei meinem Festivalpublikum damals mit den Erkenntnis eingeschlossen. Ja, auch wir sind dem Geld und Worten, es täte mir leid, dass ich ihnen nicht geben würde, dem Wirtschaftsdenken hinterhergerannt und haben einen was sie sich doch inständig wünschen würden: Dass es endlich ungeheuren Aufwand getrieben, damit das kleine, in seinem auch ein paar Hollywood-Stars in Mannheim-Heidelberg gäbe Budget wahrhaft provinziell kleine „Internationale Filmfestival oder wenigstens für jedermann verständliche Spielfilme Mannheim-Heidelberg“ eine Chance behielt, mitzuspielen bei statt immer diese anstrengenden Kunstfilmwerke – sagen den Großen. Ja, es hat uns sogar Spaß gemacht, auf diese Weise wir aus Bulgarien und dann noch in der Originalsprache… nicht mehr nur „akademisch“, sondern auch ganz praktisch Ich war entschlossen, meine neue Aufgabe vor allem dazu unterwegs zu sein. zu nutzen, auf keinen Fall gefällige Filme zu zeigen. Statt des Mainstreams der Unterhaltung oder auch der damals immer Gefülltes Kino bei der Filmpremiere seichter werdenden Komödien im Arthouse Bereich, sollte es vorrangig Filme zu sehen geben, die radikal persönlich sind, von einer individuellen Handschrift geprägt, möglichst Solitäre ohne Vorbild, gerne auch schroff und anspruchsvoll und am besten verstörend fremdartig. 1999
68. Preisträger Wim Wenders ist mit seinem neuesten Spielfilm 2004 „Land of Plenty“ und dem knapp 2008 fünfstündigen Directors Cut des Films „Bis ans Ende der Welt“ vertreten Im 57. Jahr wird erstmals der Film kulturpreis vergeben und die Filme mit DEN MENSCHEN VERTRAUEN deutschen Untertiteln gezeigt Filmemacher Edgar Reitz ist Mitglied der Internationalen Jury Nun denke ich das auch heute noch: Dass dem Publikum regelmäßig von den ProgrammmacherInnen viel zu wenig zugetraut wird, ihm viel zu wenig vertraut wird, viel zu selten auf dessen Neugier und Flexibilität gesetzt wird. Und zwar durch die immer wieder sich selbst erfüllende Prophezeiung, nach 2009r Atom Egoyan, der 1984 seinen ersten der es im deutschen Fernsehen deshalb so viele Film als Newcomer in Mannheim präsentierte, kehrt zurück und wird Krimis geben müsse, weil die meisten so gerne Krimis als Master of Cinema geehrt sehen würden oder im deutschen Kino fortlaufend Komödien, am besten Wiederholungen der schon Film persönlich deshalb nicht, weil er eine Aversion berührt, einmal erfolgreichen Komödien ... Dagegen gilt „Man ein individuelles Tabu, eine ganz persönliche Angst oder kann den Menschen vertrauen“ – um ein Bonmot Abneigung?“ Wenn das so ist, dann sollte der Film – in dubio von Alexander Kluge zu zitieren. Es ist also ganz pro reo – dennoch gezeigt werden. Denn der Entscheider ist richtig, statt der vielen üblichen Filme, die auf einen im klassischen Sinne der Juristen befangen. Stelle ich aber „mittleren Realismus“ (Kluge) eingedampft sind, nach bei mir bei bestem Willen keine solche Befangenheit fest, Filmwerken zu suchen, die authentisch und persönlich dann wäre es falsch, den Film zu zeigen – jedenfalls, wenn und auch ehrlich sind gegenüber der Kultur, aus der sie man seiner eigenen Urteilskraft vertraut. Denn dann sind kommen. Die nicht primär darauf aus sind, weltweit die Gründe, den Film zu zeigen, im wahren Sinne äußerlich gleich gut und gleich schnell verstanden zu werden und nicht wahrhaftig. Dann liegen sie beispielsweise in einer (wie leider heute auch die meisten „modernen“ Angst begründet davor, sich einem Trend zu verweigern, der 7 Serien), sondern künstlerische Unikate sind. gerade Mode ist, einer Zuschauergruppe, deren Beifall man haben möchte, manchmal auch der Gefälligkeit gegenüber Aber es gibt ein wichtiges Element, das nie fehlen darf, GeldgeberInnen, befreundeten FilmproduzentInnen oder wenn man Filme dieser Art sucht und auswählt: ein VerleiherInnen – und vieles andere mehr. Denn je länger ehrliches Gefühl der Verantwortung, ein Gewissen, man Programmverantwortlicher ist, desto größer und wenn man so will. Dieses Element des Gewissens stärker werden diese äußeren Faktoren der Einflussnahme. freilich ist deutlich weniger oft anzutreffen als es Ich könnte auch „Ehrlich währt am längsten“ sagen, ehrlich angemessen wäre. Wenn auch oft ohne böse Absicht. mit sich selbst. Und meine Erfahrung sagt: Je größer diese Denn es zu haben, setzt eine gewisse Reife des Ehrlichkeit mit sich selbst, die manchmal viel Mut verlangt, Entscheidens voraus, eine Qualität des Abwägens, desto größer die Freude des Publikums. Da gibt es nämlich die ich jedenfalls erst mühsam lernen musste. Worin eine geheime Verbindung, einen heimlichen Austausch – besteht dieses Abwägen? Zunächst in einer an sich echte Glaubwürdigkeit gegen echte Begeisterung. ganz einfachen Frage, die man sich als Entscheider Diese Grundhaltung muss für jede/n MitarbeiterIn des selbst stellen muss: Würde ich das Werk persönlich Programmbereiches gelten, die/der als „ProgrammerIn“ gern auch noch ein zweites Mal sehen? Lautet die oder im Auswahlkomitee tätig ist, in besonderem Maße Antwort „Nein, dazu hätte ich keine Lust“, dann gilt es, aber für diejenige bzw. denjenigen, die/der die letztendliche eine zweite Frage anzuschließen, deren Beantwortung Verantwortung für das Programm trägt, den Künstlerischen allerdings schon deutlich schwieriger ist: „Mag ich den Direktor, die Direktorin. Nie dürfen die sich hinter dem Team verstecken. Denn auch wenn das demokratisch und uneitel „Fünf Frauen lesen aussieht, so bedroht es doch substanziell das Element der Truffauts Die Amerika- nische Nacht“ mit glaubwürdigen Verantwortung. In der Folge erkennt das Johanna ter Steege, Nina Hoger, Publikum, wie so oft bei Filmfestivalprogrammen, bei denen Anna Thalbach, viele ProgrammerInnen jede/r für sich einen Bereich entscheiden, Leslie Malton & Carola Regnier dann auch keine Handschrift und keine Verantwortung mehr. Auch ein Filmfestival muss ein Werk sein, wie der einzelne Film: authentisch, ehrlich und persönlich verantwortet. 2003
2013 68. Mit ungebrochen lebhaftem Interesse strömten 60.000 BesucherInnen in die Festivalkinos 2010 WAS WÄRE EIN ECHTER FORTSCHRITT? Wir leben in einer Gesellschaft, die das wirtschaftliche Wachstum vergöttert und die deshalb an den Fortschritt glaubt wie an eine übermächtige, göttliche Instanz. Die Künste Schauspielerin Alicia Vikander, die 2015 sechs Jahre später mit dem Oscar haben in dieser Wachstumsgesellschaft – neben ausgezeichnet wird, ist mit „Pure“ zu Gast in Mannheim-Heidelberg der Aufgabe, uns zum Tanzen, Staunen, Weinen und Lachen zu bringen – auch die Aufgabe „I make films because I can choose the people übernommen, auf ihre Weise dem Gott des who I spend time with“, so Olivier Assayas, der mit dem Master of Cinema geehrt wird Fortschritts zu huldigen – hier aber nennt man es Avantgardismus. Danach kann ein Kunstwerk nicht viel Wert sein, wenn es nicht innovativ ist, sondern einer Konvention folgt, also nichts Neues verkörpert. Dieser Glaube hat die Filmwelt erfasst, seit der Film eine Kunst sein will und nicht nur 2017 Unterhaltung. Seitdem missachten CineastInnen, die etwas auf sich halten, Filmwerke, die nichts Die Festivalkinos auf den Campbell Barracks in Heidelberg Neues bieten, sondern in vertrauten Bahnen erzählen und sei dieses Erzählen auch noch so gut gelungen. Es ist sehr schwer und fast GEMEINSAMKEITEN unmöglich, sich diesem Sog zu entziehen, wenn man ein Filmfestival verantwortet. Wie eine Das Stehenbleiben und sich Besinnen auf das Wesentliche ist für freiwillige Selbstabwertung erscheint es einem, mich die eigentliche Erkenntnis, die das neue Bewusstsein der 8 wenn man nicht die Tür weit aufhält für alles, Ökologie in unsere Welt gebracht hat – und damit den Gedanken, was cineastisch innovativ, neuartig, verstörend dass ein wirklicher Fortschritt jetzt darin bestehen könnte, nicht fremdartig, irritierend ungewöhnlich ist. Im mehr zu wachsen, die ganze Kraft der Innovation, des Erfinderischen Gegenteil: Filme, die in diesem Sinne anders sind, vielleicht dahin gehen sollte, herauszufinden, wie wir leben wollen. haben von vornherein deutlich höhere Chancen, Diese Gedankengänge haben für mich die Kriterien der Filmauswahl im Programm zu landen. Schließlich bestätigen sie verändert. Seitdem suchen wir mehr denn je Filme, die einen das, wofür ein anspruchsvolles Filmfestival steht: möglichst hohen sinnlichen Gebrauchswert haben, vielleicht die Offenheit für Neues. sogar mit Blick auf eine Ökologie der Sinne – Filme, die nicht so sehr einer kleinen, selbstbewussten Gruppe etwas bringen, die Diese Offenheit für das Neue aber ist eben das Abweichende und Besondere, das „Fortschrittliche“ genießen zugleich alles andere als offen für Neues. Sie möchte, sondern möglichst vielen Menschen. Möglichst vielen handelt in Wahrheit ganz konservativ im Sinne des sollen die ausgewählten Filmwerke eine intensive Erfahrung sein, alten Fortschrittsglaubens unserer Kultur, handelt die Erfahrung, dass die Kunst des Films zu allererst dazu da ist, uns in völliger Angepasstheit an die lange Geschichte unseres Daseins zu vergewissern, der Welt, in der wir leben, überall der Tradition des Tabubrechens der Tradition. anders und überall gleich, aber auf großartige Weise vergleichbar – Denn stellt uns nicht die Gegenwart eine ganz für den Dialog und für das Beste, zu dem wir Menschen in der Lage andere, eine wirklich neue Aufgabe, die sich mit sind: uns an unserer Gemeinsamkeit zu erfreuen. dem Stichwort „Ökologie“ verbindet? Danach verdanken wir das neue fundamentale Problem der Menschheit ganz offensichtlich doch vor allem der Tatsache, dass wir das wirtschaftliche Wachstum so vergöttert haben, gepaart mit Buch-Hinweis unserem Glauben daran, dass es keinen Fortschritt gäbe ohne Wachstum, dass jeder Stillstand oder Kreislauf ein Verhängnis wäre und dass es deshalb Ein Festival mit Geschichte Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg keine Wiederholungen geben darf. 1952 – 2019 von Michael Kötz erhältlich an den Festivalkassen 2019
68. Das Publikum vergibt 2019 die Hauptpreise des Festivals! Liebe Besucherinnen und Besucher des Festivals! Seit Jahren begleiten Sie dieses Filmfestival mit großer Begeisterung Es wird Zeit, Ihnen für Ihr großes Vertrauen in diesen 28 Jahren herzlich und überaus intensiver Teilnahme. zu danken! Deshalb sollen allein Sie, unser Publikum, im letzten Jahr Sie kommen zu uns, obwohl es aus unserer Verantwortung die entscheidenden Preise des diesjährigen schließlich Filme von Newcomern 9 zu sehen gibt, also von noch ganz Filmfestivals vergeben. unbekannten Regisseurinnen und Regisseuren, von denen Sie noch nie Nur das Publikum vergibt in diesem Jahr die Preise des Wettbewerbs etwas gehört haben können. Nicht einmal Schauspielstars hatten wir - den GRAND NEWCOMER AWARD MANNHEIM-HEIDELBERG zu bieten. - den TALENT AWARD MANNHEIM-HEIDELBERG - den SPECIAL AWARD MANNHEIM-HEIDELBERG Das Wunder von „Mannheim-Heidelberg“ Genau dies aber war das große Es gibt keine Fachjury des Festivals in diesem Jahr! Der Weltverband der Wunder von „Mannheim- Filmkritiker wird aber den FIPRESCI AWARD vergeben und die Ökumenische Heidelberg“! Denn kein anderes Jury ihren Ökumenischen Filmpreis. Filmfestival in Deutschland hat es geschafft, über 40.000 Tickets zu Nehmen Sie sich nach jeder Vorstellung Ihren Stimmzettel und vergeben Sie Ihre verkaufen für unbekannte Filme unbekannter KünstlerInnen, die oft persönliche Bewertungsnote! Bei jedem Film im Programmheft & Katalog finden auch noch aus Ländern kamen, die bei Sie vermerkt, um welche Preise des Wettbewerbs der einzelne Film konkurriert. uns nicht als attraktive Filmländer gelten. Der jeweils nur vom Publikum am besten bewertete Film gewinnt! EINLADUNG! Am Sonntag, den 24. November 2019 im Stadthaus N1 in Mannheim, Paradeplatz gibt es die drei Siegerfilme zu sehen – Eintritt frei! und es gibt an diesem Abend (ab 18.00 Uhr) im Stadthaus zum Finale und als Dank an unser Publikum alle Getränke zum halben Preis! 18.00 Uhr – Kino 1 Grand Newcomer Award 2019 / Siegerfilm 19.00 Uhr – Kino 2 Talent Award Mannheim-Heidelberg / Siegerfilm 20.00 Uhr – Kino 1 Special Award Mannheim-Heidelberg / Siegerfilm SIE SIND HERZLICH EINGELADEN!
68. Mit immer neuen Ideen von Beate Weber-Schuerholz Michael Kötz verlässt das Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg wechselnden Themenschwerpunkte sichern nach 28 Jahren – eine seltsame Vorstellung. Man weiß zwar, dass solche beständige Attraktivität. Dazu verhilft es den Aufgaben immer zeitlich begrenzt sind und andere Menschen sie in der überwiegend jungen Filmemachern zu Zukunft erfüllen werden – trotzdem will es einem nicht in den Kopf gehen, Bekanntheit und verschafft ihnen die dringend dass dieser Spiritus Rector des guten Films nicht mehr dabei sein wird. notwendige Unterstützung und Verbreitung. Diese 28 Jahre habe ich intensiv miterlebt, wenn auch viel zu oft aus Viele fragen sich sicher trotzdem: Wozu das viele zweiter, aber sehr zuverlässiger Hand: Mein Beruf erlaubte es mir nur sehr Geld ausgeben – warum der Aufwand? Wir selten abends etwas selbstbestimmt zu tun, aber meine kinobegeisterte müssen der Globalisierung des Geldes und der Tochter Susanne verbrachte die Festivalzeiten fast vollständig im Kino und Waren die Grenzen überschreitende Verbreitung berichtete mir immer wieder über die Filme und die unglaubliche qualitätsvoller Kultur entgegenstellen, dem Atmosphäre, so wie viele Freunde und Mitglieder des Gemeinderates. Sie reinen Kommerz das Wissen über globale Beate Weber-Schuerholz kam auch zu mir mit der Schreckensnachricht, dass die Finanzierung nicht Zusammenhänge, die Empathie gegenüber mehr gesichert sei, was Nachfragen in unserer Nachbarstadt leider Menschen bei uns, an oder von anderen Orten, war von 1979 bis 1990 Mitglied bestätigten. Ein so wichtiges, von den Mächtigen des internationalen die Neugier auf Anderes und die Bereitschaft des Europäischen Parlaments und Filmgeschäftes unabhängiges, kreatives Festival durfte einfach nicht sich auch auf Unbequemes einzulassen. Die von 1990 bis 2006 Oberbürger- verschwinden! Als Michael Kötz dann zu mir ins Heidelberger Rathaus kam Filme des Festivals öffnen bisher verschlossene meisterin der Stadt Heidelberg. und um Unterstützung bat, war der Weg schnell klar und die Entscheidung Türen in neue, unbekannte Räume, die einen selbstverständlich: Die Kino- und Kulturstadt Heidelberg musste sich auffordern sich mutig hineinzubegeben, sich neu unbedingt an dem Festival beteiligen, um es abzusichern, die etwas zu orientieren und von dort aus weiter zu gehen. komplizierte technische Abwicklung musste einfach gelingen, dafür stand Michael Kötz gerade. Welcher andere Festivalleiter hätte sich eine solche Das immer wieder sich verjüngende Publikum Mammutaufgabe zugemutet! Mit vereinten Kräften gelang es dann eine des Filmfestivals spricht dafür, dass es alle diese Entscheidung für den Heidelberger Gemeinderat vorzubereiten, die dieser Herausforderungen annimmt und dass Michael erfreulicher Weise und nur zum Teil leicht murrend akzeptierte. Die Zeit Kötz und seine Organisatoren die richtige 10 nach dem Fall der Mauer Anfang der neunziger Jahre war auch für unseren Auswahl getroffen und die richtigen Themen städtischen Haushalt sehr schwierig. gewählt haben. Ob ein Film sich um die Dramen von Flucht dreht oder die Freuden oder auch Das Filmfestival Mannheim-Heidelberg war gerettet, selbst die Praxis mit Mühen erwachsen zu werden, den Schrecken des reitenden Boten, die die Filmrollen nach den Aufführungen in die jeweils Gefangenseins in autoritären Systemen oder die andere Stadt brachten, klappte in der Regel gut – trotz Staus auf der kleinen Fluchten aus dem Alltag – es sind oft Autobahn und anderer Widrigkeiten. Nur die Spielortsuche blieb in alltägliche Geschichten von Menschen, die Heidelberg ein immer wiederkehrendes Problem, zumal es im Gemeinderat erzählt werden, die einem immer wieder deutlich Kräfte gab, die nur sehr halbherzig von der Notwendigkeit des Filmfestivals vor Augen führen, dass es reiner Zufall ist, wo überzeugt waren. Großkinos gab es keine mehr, also begann eine bewegte das eigene Ich sein Leben führen muss oder darf. Reise mit Zelten durch die Stadt und verschiedene Stadtteile bis hin zum So wird Bewusstsein geschaffen. Schloss, die Michael Kötz und seinem Team erhebliche Vorbereitungsarbeit, Kreativität, Improvisationstalent und natürlich zusätzliche Kosten Danke, Michael Kötz, dass du es mit deinem abverlangte, weit abseits der eigentlichen inhaltlichen Arbeit. Die Team 28 Jahre lang geschafft hast genau das Kinobegeisterten ließen sich nie abhalten, sie konnten jedes Jahr gespannt alles zu ermöglichen; unzählige Menschen haben sein, welcher Standort sie mit welchen neuen Gegebenheiten erwartete, mit deiner Hilfe unvergessliche Stunden vor, bei sie nahmen jeden Weg und jedes Problem mit Gelassenheit, denn sie und nach Filmen verbracht, heftig diskutierend wussten, warum sie kamen und dem Filmfestival treu blieben! und mit geschärfter Aufmerksamkeit für ihre Welt. Deine Frau Daniela und deine mit dem Eine Stadt soll nie Kulturpolitik machen, um andere anzulocken, das habe Festival wachsende Kinderschar haben dich ich aus der großen Tourismusdiskussion der Stadt gelernt. Wenn man wunderbar dabei unterstützt und kraftvoll und attraktiv werden oder sein will, muss das städtische Kulturangebot die sachkundig mitgewirkt. eigene Bürgerschaft auf Dauer anziehen und fesseln, im besten Fall wird es dann auch Magnet. Das Filmfestival Mannheim-Heidelberg erfüllt diesen Danke dafür, dass du jungen Filmemachern Mut Anspruch in ganz besonderer Weise. Heute ist es ein wichtiges, auch von gemacht hast anzufangen oder auch fortzufahren der Region unterstütztes Kulturereignis mit großem, auch nationalem und mit ihrer wichtigen Aufgabe. So wirkt deine Zeit übernationalem Zuspruch, gleichbleibend hohen Besucherzahlen und weit in die Zukunft des Films. hervorragenden Kritiken. In einzigartiger Weise hat sich hier unsere Region Von mir bekommst du den ganz großen völlig freiwillig zu einer eindrucksvollen und höchst erfolgreichen Publikumspreis! kulturellen Zusammenarbeit gefunden. Regelmäßig weit über 50.000 Heidelberg, den 10.10.2019 Gäste nur für dieses Festival jährlich sprechen eine sehr deutliche Sprache. Michael Kötz hat es mit immer neuen Ideen höchst lebendig gehalten und weiterentwickelt: Die Treffen der Fachleute ziehen Experten an, die
68. Festivalmachen – eine Erzählung von Dr. Peter Kurz Dr. Peter Kurz war von 1999 bis 2007 Bürgermeister für Bildung, Kultur und Sport und von 2007 bis heute ist er Oberbürgermeister der Stadt Mannheim. Die Kunst des Lobens ist nicht weit verbreitet. Was nicht wundernimmt, denn das Loben steht nicht hoch im Kurs. Und gar eine Kunst daraus zu machen, streben nur wenige an. Michael Kötz gehört zu diesen wenigen. Und nicht wenig des Erfolgs und der Konstanz des Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg ist eben dieser Tatsache zu verdanken. Seine Programmbeschreibungen und Eröffnungen über die 28 Jahre seiner Leitung sind Lobgesänge auf den Film im Allgemeinen und im Besonderen. Sie künden von seiner Liebe zum Film, vor allem aber von seiner Liebe zu den Geschichten, die sie erzählen. Seine eigenen Erzählungen, wie man diese Lobreden ebenso nennen könnte, bilden ein großes Narrativ: sein Narrativ über die Fähigkeit der Menschen zur Empathie und zur Verständigung durch die Kraft der filmischen Erzählung. Schon sein zweites Programm 1992 nannte er „Liebesgeschichten“; die „Zeit für Geschichten“ rief er 2010 aus. 11 Dabei gab er nicht allen Geschichten Raum. Sein Lob und seine Leidenschaft als Festivalleiter galten nie zynischen oder spekulativen Filmen. Die Filme von Mannheim-Heidelberg sollten immer mehr Spiegel als Fluchtpunkt sein. Und sie sollten echte Autorenschaft erkennen lassen. Eine humane Haltung war der Daumenabdruck des Festivals, der lange Zeit das von ihm präferierte Logo war. Die Glaubwürdigkeit dieser Haltung vermittelte sich nicht allein durch das Programm. Denn das Vertrauen in ein Festival ist ein Vertrauen in die Macher, das hier nicht zuletzt durch das programmatische Mantra, die das Festival konstituierenden Reden, seinen Grund fand. Und selbst die Stimme von Michael Kötz, in der das Lob des Films, des gemeinsamen Sehens und der Verständigung gesungen wurde, spielte eine bedeutsame Rolle. Unüberhörbar wurde dies in „Traumhafte Zeiten“, seinem Film über die 400-jährige Geschichte unserer Stadt. So wie er sich hier erzählend der Seele der Stadt annäherte, tat er dies mit denjenigen, die er mit Ehrenpreisen des Festivals auszeichnete – Theodor Angelopoulos, Otar Iosseliani, Zhang Yimou, Atom Egoyan, Raúl Ruiz, Wim Wenders, Edgar Reitz... Sie fühlten sich persönlich gemeint und verstanden – wie alle Gäste des Festivals. Dies ist das Kapital eines wirklich guten Festivals. Neben dem inneren Gerüst der Lobreden waren es natürlich die wichtigen Meilensteine, die das Festival sicherten, es neu definierten und prägten: Ohne die von Michael Kötz konzipierte und realisierte Ausweitung nach Heidelberg gäbe es das Filmfestival wohl nicht mehr. Mit dem Weg in das Stadthaus N1 besetzte er den politischen Entscheidungsort und manifestierte seine Bleibeabsicht jedes Jahr von neuem; mit den Mannheim Meetings und den Folgeprojekten machte er das Festival wieder zum Festival der Fachbesucher. Mit immer neuen Orten, Preisen, Projekten suchte er neue Themen aufzunehmen, ohne seine Position aufzugeben. Die Idee, das Internationale Filmfestival auch in Deutschland sichtbarerer zu machen, führte ihn und andere vor 15 Jahren zur Gründung des Festival des deutschen Films – doch das wird eine ganz andere, eigene Geschichte … Für das nun größte Kapitel in der fast 70-jährigen Geschichte des Festivals danken wir Michael Kötz, seiner das Festival mit prägenden Frau Daniela, die er 1994 als Festivalmitarbeiterin kennenlernte, und seinem langjährigen Team von Herzen. Dabei ist es weit mehr als ein Kapitel geworden – es ist eine Erzählung. Mannheim, den 4. 10. 2019
68. DAS TEAM des Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg Wir bedanken uns herzlich bei allen WegbegleiterInnen dieser 28 Jahre und verabschieden uns mit der 68. Ausgabe des Festivals. Dr. Michael Kötz Daniela Kötz Klaus-Matthias Wichmann Künstlerischer und Programmleitung Organisationsleitung & Dr. Josef Schne lle Kaufmännischer Direktor 1994 – 2019 Controlling Programmauswa hl, 1992 – 2019 2009 – 2019 Moderation, Re Adriana Alder daktion 2000 – 2019 Leitung Ausstattung & Catering 2007 – 2019 s Teresa Kloo beit eitsar Öffentlichk 19 2015 – 20 Felix N Öffentl eunzerling ichkeit 2013 – sarbeit 2019 a Katrin Wild Hana Cielov swahl Büroleitung & Programmau Rieke Bubert 2015 – 2019 Programmassistenz Direktionsassistenz 2016 – 2019 2015 – 2019 Anna Bell ik Programmassist Stefan Uhr enz swahl, 2014 – 2019 Programmau n Moderatio 12 1998 – 2019 Klaus Gronenborn Redaktion Katalog Rüdiger Suchsland Rolf-Rüdiger Hamacher Programmauswahl, 1991 – 2019 Kinderfilmprogramm Moderation 1992 – 2019 2003 – 2019 Lynn Messerschmidt Redaktionsassistenz, ehemals ierski Büroleitung & Direktionsassiste nz Julek Kedz 2013 – 2019 Leitung ce Meeting Pla Mannheim 2010 – 2019 Evelyn Gutfleis Buchh ch alt bic 1999 – ung Miroslav Ba tenz Julia Teichmann 2019 nsassis Or ga ni sa tio Moderation 2002 – 2019 2004 – 2019 Luke Walter sassistenz / Organisation me Kassensyste 2017 – 2019 Sabine Ried er Grafisches Design des Festivals 1997 – 2019 Paul Asquez Ralf Herrmann Mitarbeit Organisatio Bernd Rohs Filmclips & Bearb n eitungen 1996 – 2019 Grafik (Katalog) Ehemals Organ 1999 – 2019 isationsleitung 1995 – 2019 Susanne Mona Gütermann Melissa Merkel Sterz Katharina Scholl IMPRESSUM PROGRAMMHEFT Mona Merkel, Redaktionsassistenz Herausgeber Redaktionsmanagement Susanne Gütermann, Gästeservice Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg Mona Merkel, Lynn Messerschmidt Melissa Sterz, Personal Collini-Center, Galerie | 68161 Mannheim Katharina Scholl, Assistenz Presse- & Öffentlichkeitsarbeit 0621–102943 . info@iffmh.de . www.iffmh.de Mitarbeit & Korrekturen Marissa Eisele, Assistenz Mannheim Meeting Place Daniela Kötz, Katrin Wild, Anna Bell, Arthur Bauer & Sebastian Weindel, Fotografie Redaktion & Texte Rieke Bubert, Teresa Kloos Filmprojektion Mondt, Projektionstechnik Dr. Josef Schnelle, Dr. Michael Kötz Druck Praktika: Lilian Bourke, Heiner Fritz, Laura Kehrein, Fabienne Wenchel Grafische Gestaltung pva Druck- und Mediendienstleistungen, Landau … und viele weitere MitarbeiterInnen während des Festivals Sabine Rieder, Jessica Etsch / d-SigNBüro Mannheim Auflage 120.000 Exemplare
68. Japan, Mongolei ERÖFFNUNGSFILM Offizielle Eröffnung Under the Turquoise Sky in Heidelberg u Donnerstag, 14. November 2019 – 19.00 Uhr Heidelberg, Festivalzelte am Messplatz – Kino I Die Kultur des Luxus’ und die archaische Offizielle Eröffnung des Welt des Überlebens – Raten Sie mal, 68. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg unter Anwesenheit des Teams des Eröffnungsfilms, 13 was wichtiger ist? der Ministerin Theresia Bauer, des Festivaldirektors Dr. Michael Kötz 100 Min., Japan, Mongolei und zahlreicher Ehrengäste. Eintritt 10,50 € / ermäßigt 9,50 € – Tickets online und im Vorverkauf Nominiert Nominiert für den für den Grand Newcomer Talent Award Award 2019 2019 Der junge Takeshi ist der Enkelsohn eines schwerreichen Geschäftsmannes in Japan. Pferdedieb und Lebenskünstler, als Begleiter für seinen missratenen Enkel – hinein Er kennt nur Luxus und Überfluss, lebt zwischen Champagnerglas und Hotelsuite. Wo- ins Abenteuer der Mongolei, hinein in großartige Szenarien und in das, was der bei er den Weg dazwischen natürlich mit Chauffeur zurücklegt. Sein Großvater ahnt, junge Mann gar nicht kennt: das Leben. Eine Freundschaft entsteht in den Weiten dass das nicht gut geht. Er möchte nichts Geringeres als einen Menschen aus ihm der Steppe. Großartig, wie der mit allen Wassern gewaschene Kleingauner Amaraa machen und dazu, weiß er, bedarf es einer existenziellen Erfahrung. Großvater denkt ihr kaputtes Auto gegen ein Motorrad mit Beiwagen tauscht, damit die beiden auf- an den letzten Krieg und an seine eigene Liebesgeschichte als Kriegsgefangener mit brechen können zu den Träumen von Freiheit und ewiger Liebe. Nicht nur der Dieb einer Einheimischen in der Äußeren Mongolei, bei der es eine Tochter gab, die er nie und das Luxusenkelsöhnchen kommen zusammen, sondern auch die Liebesge- gesehen hat. Kurzerhand verpflichtet er Amaraa, einen gestandenen mongolischen schichte von einst trifft sich mit dem Leben von heute. Ein Meisterwerk. (JS/MK) MANNHEIM Fr 15. November 20.00 Uhr Kino im Stadthaus I Fr 22. November 19.00 Uhr Kino im Stadthaus II KENTARO Sa 23. November 16.00 Uhr Kino im Stadthaus I wuchs in verschiedenen Ländern auf und spricht Englisch, Französisch, Spanisch und So 24. November 15:30 Uhr Kino Atlantis Japanisch. Er studierte Kunst und startete eine Karriere als Schauspieler in Filmen wie HEIDELBERG „Kiss of the Dragon“ (2001) und „Rush Hour 3“ (2007). Gleichzeitig führte er bereits Regie Do 14. November 19.00 Uhr Kino I bei Videos und Dokumentarfilmen. Do 21. November 20.00 Uhr Kino I u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK
68. Rona, Azim's Mother . Rona, Madar-e Azim Afghanistan, Iran In der Halbwelt afghanischer Geflüchteter im Iran 89 Min., Afghanistan, Iran Nominiert Nominiert für den für den Grand Newcomer Talent Award Award 2019 2019 MANNHEIM Do 14. November 18.00 Uhr Kino im Stadthaus I Fr 15. November 21.00 Uhr Kino im Stadthaus II Mo 18. November 15.00 Uhr Kino im Stadthaus II HEIDELBERG Fr 15. November 16.00 Uhr Kino I Sa 16. November 19.00 Uhr Kino II Azim ist mit seiner Familie aus Afghanistan in den Iran geflohen. Aber sie sind nicht zufrieden. Besonders u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK Bruder Faroogh drängt auf die Fortsetzung der Flucht. Rasch ist die Reise arrangiert. Doch im letzten Moment will der Bruder ihre Mutter nicht nach Deutschland mitnehmen, trotz deren enger Bindung an die Enkelkinder. Azim findet heraus, dass seine Mutter dringend die Transplantation einer Niere benötigt, wenn sie nicht in zwei Monaten sterben soll, und sucht verzweifelt nach einem Spenderorgan. Doch obwohl im Iran der Handel mit Nieren blüht, ist es verboten, dass IranerInnen Nicht-IranerInnen eine Niere spenden. Azim selbst kommt als Spender nicht in Frage, weil er Diabetiker ist. Und so ist die Mutter JAMSHID MAHMOUDI auf das Organ des Bruders angewiesen. Während alle auf die Rückkehr Farooghs als möglichen Retter 1983 in Afghanistan geboren, floh über Pakistan in den warten, erleben wir eine realistische Schilderung des Irans unserer Tage zwischen Halbwelt, afghanischer Iran, wo er aufwuchs. Sein erster Spielfilm „Chand Metre Flüchtlingssubkultur, harter Arbeitsatmosphäre in Dunkelheit und Dreck und endlosem Warten und Lei- Moka'ab Eshgh“ (2014) wurde beim 63. Internationalen den auf Krankenhausfluren, aber auch authentische Liebe und Leidenschaft. Der Regisseur selbst ist Filmfestival Mannheim-Heidelberg gezeigt. afghanischer Geflüchteter im Iran und widmet schon seinen zweiten emotionalen und direkten Film mit vorzüglicher Charakterzeichnung diesem Thema. (JS/MK) 14 Magali . Magalí Argentinien Fremdheit und Nähe am Fuße der Anden 81 Min., Argentinien Nominiert Nominiert für den für den Grand Newcomer Talent Award Award 2019 2019 MANNHEIM Do 14. November 19.30 Uhr Kino Atlantis Fr 15. November 17.00 Uhr Kino im Stadthaus II So 17. November 18.00 Uhr Kino im Stadthaus I HEIDELBERG Sa 16. November 21.00 Uhr Kino II Magali kehrt in den steinigen Landstrich im Norden Argentiniens am Fuß der Anden zurück, von dem Mo 18. November 14.00 Uhr Kino I u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK sie stammt. Sie hat neben der Trauer um den Tod ihrer Mutter noch einen besonderen Grund dazu. Für die Arbeit in Buenos Aires hatte sie ihren Sohn bei der Großmutter zurückgelassen. Felix ist nun zehn Jahre alt und vollkommen in die dörfliche Gemeinschaft integriert, für die Magali eine Fremde ist. Ihr Sohn aber hat hier einen gewissen akzeptierten Status erreicht. Die Mutter hingegen ist ihm äußerst fremd, auch weil sie neben allem anderen mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat. So wirkt es fast wie ein Göttergeschenk, dass dem Dorf eine besondere Bewährung bevorsteht, weil ein Berglöwe (Puma) die JUAN PABLO DI BITONTO Lamaherde heimsucht. Alle Hoffnungen setzten die BewohnerInnen in ein Ritual zur Besänftigung des 1973 in Buenos Aires, Argentinien geboren, war mit seinen Tieres, dessen Vollzug bisher zu den Aufgaben der verstorbenen Mutter gehört hat. Nun fällt Magali diese Kurzfilmen auf vielen Festivals präsent und erhielt für diese zahlreiche Auszeichnungen. schamanische Aufgabe zu. Doch nur mit Felix gemeinsam kann sie es schaffen, wozu Magali sich zu ihren natürlichen Wurzeln bekennen und eine neue gemeinsame Basis mit ihrem Sohn finden muss. In der Seelenlandschaft der kargen Steinwüste finden die beiden in einem Ritual zusammen, das den kultisch hochverehrten Berglöwen zum Partner macht, anstatt ihn als Feind zu jagen. (JS/MK)
68. The Black Tree . El Árbol Negro Argentinien Wenn Himmel und Erde eins werden 77 Min., Argentinien Nominiert für den Special Award 2019 MANNHEIM So 17. November 19.00 Uhr Kino im Stadthaus II Mo 18. November 17.30 Uhr Kino Atlantis Di 19. November 16.00 Uhr Kino im Stadthaus I HEIDELBERG Fr 15. November 22.00 Uhr Kino I Sa 16. November 16.00 Uhr Kino I Irgendwo nahe am Zentrum der Erde steht ein knorriger Baum mit schwarzen Ästen. Wenn man ihn u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK erreicht, kann man auf einmal mit den Bäumen reden und die Vögel verbreiten deine Botschaften in aller Welt. Das sagt eine alte Legende der Qom, der Ureinwohner im Gran Chaco zwischen Paraguay und Argentinien. Qom, das heißt übersetzt, „die Menschen“. Martin in der Gemeinde Santo Domingo ist einer derer, dessen Geschichte dieser poetische Dokumentarspielfilm erzählt. Mühsam hält er sich über Wasser, buchstäblich, weil sich im eigentlich savannigen Trockenwaldgebiet eine sumpfige Lagunenland- MÁXIMO CIAMBELLA schaft gebildet hat. Seine Ziegenherde ist krank. Immer mehr der Tiere sterben und der Veterinär aus der wurde 1985 in Buenos Aires geboren, Stadt weiß auch keine Lösung. Martin überlegt, an eine der großen Firmen zu verkaufen, die das Land haben wollen und schon dabei sind, Bäume und Sträucher zu roden. „Damals“, erzählt ein alter Mann DAMIÁN COLUCCIO ihm von besseren Zeiten, „wurde nichts verschwendet und alles war da, sogar Medizin“. Und er erzählt 1986 in Alberti. Beide studierten Film an der Universität Buenos vom Stern, der nach den Qom benannt wurde und von der Aura der Sonne, die bessere Zeiten versprach. Aires. „El Árbol Negro“ ist ihr erster Der verzweifelte Bauer beschließt, dem Ruf des „Schwarzen Baumes“ zu folgen. Mitreißend folgt der Film gemeinsamer langer Dokumentarfilm. seinem magischen Blick auf die Natur, bei dem Himmel und Erde eins werden. (JS/MK) 15 The Cotton Wool War . Guerra de Algodão Brasilien Poesie des Frau-Seins und der Zeit 82 Min., Brasilien Nominiert Nominiert für den für den Grand Newcomer Talent Award Award 2019 2019 MANNHEIM Sa 16. November 17.00 Uhr Kino im Stadthaus II So 17. November 22.00 Uhr Kino im Stadthaus I HEIDELBERG Fr 15. November 20.00 Uhr Kino I Sa 16. November 23.00 Uhr Kino II Ganz allein sitzt die 14-jährige Dora in der Empfangshalle des Flughafens. Da steht ihr plötzlich still in So 17. November 13.00 Uhr Kino II u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK einiger Entfernung eine grauhaarige Frau gegenüber. Diese Szene ist der Ausgangspunkt des Films. Das junge Mädchen ist aus Deutschland angereist und soll einige Zeit bei ihrer Großmutter verbringen, über die sie nichts weiß, ebenso wenig wie über Salvador de Bahia, die drittgrößte Stadt Brasiliens und über die Umstände der Entfremdungen in ihrer Familie. Zunächst ist die Distanz zu ihrer 70-jährigen Oma Maria sehr groß. Dora streift durch die Stadt, schaut Gleichaltrigen beim dort in Salvador entstandenen MARÍLIA HUGHES und CLÁUDIO MARQUES Capoeira-Kampftanz zu und will eigentlich nur so schnell wie möglich zurück nach Hause. Doch dann arbeiten seit 2006 zusammen und entdeckt sie rätselhafte Photographien und Dokumente, die auf das ungewöhnliche, selbstbestimmte drehten gemeinsam bereits sieben Frauenleben hinweisen, das Maria geführt hat. Sie verspürt auch das seltsame Flair einer außergewöhn- Kurzfilme und drei Spielfilme. lichen Künstlerin, das diese noch immer umgibt und, entdeckt immer mehr, nicht nur das Lebensgefühl Marília Hughes ist Partnerin bei der Produktionsfirma Coisa de Cinema, der für sie fremden Stadt, sondern auch die Geheimnisse des familiären Bruchs von einst. Großartige Cláudio Marques gründete das Espaço Darstellerinnen, großartig geführt und eine stimmungsvoll inszenierte Suche nach den Bausteinen eines Itaú de Cinema – Glauber Rocha. erfüllten Frauenlebens. (JS/MK)
16 Der Wollschal wäre eine Option, mich an dich zu kuscheln eine bessere. Körperwärme im Kino, das sind terz.deum einen warmen Popcornbecher und Beine, die sich um andere legen. Hände Leidenschaft gepaart mit Heißblut? Gibts hier! Wir wünschen aufregende Filmerlebnisse. Die Wohnungsbaugenossenschaften Rhein-Neckar. freiheit dieich wohne.de
68. Duga, the Scavengers . Duga, les charognards Burkina Faso Afrikanische Geschichten. Unterhaltsam verwirrend. 92 Min., Burkina Faso Nominiert für den Special Award 2019 MANNHEIM So 17. November 21.00 Uhr Kino im Stadthaus II Di 19. November 21.30 Uhr Kino Atlantis Mi 20. November 16.00 Uhr Kino im Stadthaus I HEIDELBERG Sa 16. November 20.00 Uhr Kino I Mo 18. November 22.00 Uhr Kino I Wenn ein Lieferwagen mit seltsamem Inhalt im Morast stecken bleibt, dann wird wohl bald Hilfe kommen. u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK Das glaubt jedenfalls der Fahrer, der zwei junge Männer in der Nähe herumlungern sieht. Er lächelt zuversichtlich, was den beiden aber gar nicht gefällt. Sie schwingen sich auf ihre Fahrräder und ra- sen davon. In Wahrheit verfolgen sie ein ganz anderes Ziel. Eine der Geschichten aus Burkina Faso, die in diesem Film zu einem Bouquet von originellen, gewitzten Filmgeschichten verknüpft werden. Ein ABDOULAYE DAO ist in Burkina Faso geboren und Snackbarbesitzer findet ein Baby und möchte es gegen alle Widrigkeiten behalten. Es soll keinesfalls seit fast 30 Jahren in der Film- und ins Waisenhaus. Wozu auch? Warum zum Beispiel muss Cousin Peter unbedingt in die Stadt, wie der Fernsehbranche tätig. Schamane es verlangt. Er ist doch längst tot? Die Dorfältesten sind jedoch dagegen, dass der Ungläubige in seinem Heimatdorf begraben wird. Er hat nicht einmal einen muslimischen Namen. Und warum sind alle hinter der Leiche her, die in einem kleinen Bus transportiert werden soll? Lauter absurd-komische HERVÉ ERIC LENGANI war bislang lediglich Regieassistent. Pointen, präsentiert in einer ausgesprochen lebendigen mysteriös-komischen Erzählweise, die direkt von Dieser besondere Film ist ihre Geschichtenerzählern an afrikanischen Lagerfeuern stammen könnte. Afrikanisches Kino – unterhaltsam Gemeinschaftsarbeit. verwirrend und überzeugend authentisch. (JS/MK) 17 The Swing Maker China In stilvollem Schwarz-Weiß ein Blick ins China von heute 88 Min., China Nominiert Nominiert für den für den Grand Newcomer Talent Award Award 2019 2019 MANNHEIM Mo 18. November 18.00 Uhr Kino im Stadthaus I Mi 20. November 22.00 Uhr Kino im Stadthaus I Do 21. November 21.30 Uhr Kino Atlantis HEIDELBERG Di 19. November 20.00 Uhr Kino I Die Arbeit auf den Ölfeldern von Changqing in der chinesischen Inneren Mongolei hat den alten Liu hart Mi 20. November 16.00 Uhr Kino I u FSK: ab 18 Jahre, da keine FSK gemacht. Und doch ist er für die jüngeren Kollegen ein sympathischer und beliebter Ansprechpartner ge- blieben. Mit Leidenschaft baut er Schaukeln, die allen zur Entspannung dienen sollen in dieser isolierten und etwas tristen Umgebung. Als man ihm sagt, er müsse langsam an den Ruhestand denken und auch noch entdeckt wird, dass er schwer krank ist, macht er sich auf in seine alte Heimatstadt Xi´an, die er 30 Jahre nicht gesehen hat. In der 8-Millionen-Metropole begegnet er seiner von ihm entfremdeten Ehefrau und sei- ner Tochter, die inzwischen erwachsen geworden ist. Das Leben in der alten Hauptstadt von Shaanxi hat sich sehr verändert und auch als Fahrer eines der gängigen Motorradtaxis tut er sich in der quirligen Großstadt DA XIONG schwer. In stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Aufnahmen porträtiert der Film die Einsamkeit auf dem Land wurde 1978 in Xianyang geboren. Er absolvierte ein ebenso wie die temporeiche Atmosphäre der Stadt. Wird ihm seine Freundlichkeit und seine ausgeglichene Studium an der Beijing Film Academy. Seit 2006 drehte er verschiedene Dokumentarfilme. „The Swing Maker“ ist sein Lebenswärme in Xi´an ebenso helfen wie draußen auf den Ölfeldern? Ein authentisches Porträt der heutigen erster Spielfilm. chinesischen Lebenswelt, mit den Augen eines jungen chinesischen Regisseurs. (JS/MK)
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