REIFEN FÜR DIE ZUKUNFT 1/2017 - Milch News
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Januar/Februar 2017
24. Jahrgang
30632
Fachmagazin für
Handel und Industrie 1/2017
REIFEN FÜR
DIE ZUKUNFT
I S O B A U L U F T K L I M A
1/2017 Seite 2
editorial
Detlef Roßmann,
Herausgeber der Milch News
2016 brachte nicht nur in der Weltpolitik Plus von 1,56 ct oder 5,3%. Damit liegt Hälfte der deutschen Biomilch wird in
unerwartete Wendungen, wie den Brexit seit Juli 2014 das erste Mal der durch- Bayern erzeugt, lediglich 6% kommen aus
oder die Wahl von Donald Trump zum schnittliche Milchpreis wieder über dem Niedersachsen. Das soll sich 2017 ändern.
neuen Präsidenten der USA. Auch bei den des Vorjahreszeitraums. Die Molkerei Ammerland will im Herbst
Milchpreisen aus konventioneller Erzeu- Als Alternative zur konventionellen dieses Jahres in den Biomilch-Markt ein-
gung ging es überaus turbulent zu. Erst in Milcherzeugnung sehen immer mehr steigen. Ab September soll an den beiden
der zweiten Jahreshälfte hat sich die Si- Lieferanten die Umstellung auf Biomilch- Standorten der Genossenschaft in Olden-
tuation hier entspannt. Nach der letzten erzeugnung. Die Vergütung von Biomilch burg und Dringenburg Biomilch verar-
Erhebung des niederländischen Bauern- gegenüber herkömmlich erzeugter Roh- beitet werden. Geplant sind 30 Mio kg
verbandes zahlten Europas führende milch liegt durchschnittlich um 10 bis Biomilch im Jahr zu verarbeiten.
Molkereien im November 2016 ihren 12 ct höher. Die Nachfrage nach Biomilch
Milcherzeugern im Durchschnitt 30,86 ct liegt in Deutschland jährlich bei rund Schreiben Sie uns gerne…
netto/kg Rohmilch und damit um 1,67 ct einer Milliarde kg. Davon kamen bisher info@milch-news.de
mehr als im Vormonat Oktober. Gegenüber 70% aus Deutschland. 30% wurden aus
dem Vorjahresniveau ergab sich damit ein Dänemark und Österreich importiert. Die Ihr
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1/2017
Seite 3
inhalt
© Messe Nürnberg
© Fraunhofer IAP
14 Regeneration
Bereits seit 25 Jahren bilden Biomateria-
lien aus nachwachsenden Rohstoffen einen
Forschungsschwerpunkt des Fraunhofer-
Instituts für Angewandte Polymerfor-
schung IAP in Potsdam-Golm. Nachdem
19 Information
Bio ist mehr als ein Siegel oder eine Zerti-
fizierung: Bio steht für Qualitäten und
Überzeugung. Ein Branchentreffpunkt
wie die BIOFACH in Nürnberg fördert neben
der Kunden- und Netzwerkpflege auch den
bisher der Fokus auf pflanzlichen Roh- Verkauf von Bio-Lebensmitteln sowie die
stoffen lag, entwickeln die Forscher jetzt Positionierung der Unternehmen und
auch Biomaterialien aus Proteinen. Produktmarken.
3
Editorial .......................................................................... Deutsche recyceln immer besser .................................. 17
Eine neue Studie belegt, dass 93,5% aller PET-Flaschen und
Was lange währt, wird manchmal gut?.............................. 6 97,9% der bepfandeten PET-Flaschen in Deutschland recycelt
A.T. Kearney schätzt, dass durch die im geplanten VerpackG werden
anvisierte stoffliche Verwertungsquote von 55% für LVP nur
geringe Mehrkosten anfallen BIOFACH 2017 ............................................................. 19
Auch in diesem Jahr informiert die BIOFACH in Nürnberg
Rethinking Plastics ..................................................... 12 als wichtigster Branchentreff über Neuheiten bei ökologischen
European Bioplastics geht davon aus, dass der Markt für Produkten und Herstellungsweisen
Biokunststoffe trotz niedriger Ölpreise mittelfristig um 50%
wachsen wird BIOFACH Aussteller ..................................................... 25
Berchtesgadener Land, HERZA Schokolade, SternLife
Resourcen aus der Natur.............................................. 14
Künftig sind Biomaterialien aus Proteinen ein zentraler Interview Michael Elsen .............................................. 26
Forschungsschwerpunkt am Fraunhofer-Instituts für
Angewandte Polymerforschung IAP REITZE TEC ................................................................. 28
Zum dritten Mal findet die REITZE TEC mit den Schwer-
Mehrwertschöpfung aus Nebenprodukten .................... 15 punkten Armaturen, Pumpen, Mess- und Regeltechnik
Ressourcen- und Kosteneffizienz erfordern eine optimale sowie Anlagen- und Behälterbau statt
Nutzung von Rohstoffen. Deshalb spielt Recycling eine
immer wichtigere Rolle in der Lebensmittelproduktion
1/2017
Seite 4
inhalt
© eurammon
© Allen
26 Position
Aus ökologischer und ökonomischer Sicht
wird es immer wichtiger, Energie effizient
zu nutzen. In diesem Kontext erkennen
Planer, Produzenten und Betreiber von
Kälte- und Klimaanlagen immer deutli-
29 Deklaration
Bei der Herstellung von Lebensmitteln gilt
es Produkte sicher und gesetzeskonform zu
kennzeichnen. Daneben müssen Produktions-
unternehmen in der Lage sein, flexibel und
zeitnah auf Veränderungen im Verbraucher-
cher, welches Kostensenkungspotential verhalten, neue Erzeugnisse und Verpackun-
in Kältetechnik steckt. Dabei spielt die gen sowie veränderte Kennzeichnungs-
Wahl des richtigen Kältemittels eine vorschriften zu reagieren.
wesentliche Rolle.
Mehr Sicherheit bei der Lebensmittelkennzeichnung ...... 29 Problemfall inhomogene Detektionsempfindlichkeit .... 39
Nahrungsmittel sicher zu kennzeichnen, bedeutet, korrekte Die Trennung von Fremdkörpern aus einem Produktstrom ist
sowie gesetzlich erforderliche Produktinformationen auf der mittels Validierungsprozess nachzuweisen. Die entsprechenden
Verpackung anzubringen Techniken sind jedoch nicht einheitlich
Cheddar in deutschen Käsetheken auf dem Vormarsch . 32 Firmen News ............................................................... 41
Cheddar, die beliebteste Käsesorte im englischsprachigen AirSolution, BellandVision, PCI-Gruppe, CEM, Danone,
Raum erobert zunehmend auch deutsche Käsetheken Hochland, TURM-Sahne, DLG, DMK, Emmi, MULTIVAC, Ruess
Campain X, E.V.A. GmbH, GEA, frischli Milchwerke, LVBM
33
Food News ...................................................................
Beemster, Bayerische Milchindustrie, Landana, Molkerei Müller, Technik News .............................................................. 46
Loose, Dr. Oetker, Leerdamer GE/GEA, AFRISO, Bluhm Systeme, ContiTech, FUCHS, Ishida,
Hydrosol, WITT-Gasetechnik, SIG Combibloc, KARL SCHNELL
Reifen für die Zukunft! ............................................... 35
Unter dem Dach der Stadler GmbH Holding entstanden aus ife Kiel: Rohstoffwert Milch Deutschland ........................ 49
den beiden maßgeblichen Geschäftsfeldern die Stadler Isobau
und die Stadler Luftklima GmbH
Bezugsquellen ............................................................. 50
Dichten, Fühlen, Handeln ............................................ 37
In Zukunft sollen Dichtungen ausgestattet mit magnetischen
Eigenschaften oder elektrischer Leitfähigkeit ihren eigenen Anzeigenteil / Impressum ........................................... 51
Verschleiß überwachen
1/2017
Seite 5
Was lange währt, wird manchmal gut?
Der Entwurf der VerpackG sieht vor, ab 2020 mindestens
55 Masseprozent der erfassten LVP-Abfälle und 63% der
von den dualen Systemen lizensierten Kunststoffe einer
werkstofflichen Verwertung zuzuführen. Was bedeutet
diese Steigerungsrate für die Gesamtsystemkosten?
© Der Grüne Punkt – Duales System
verpackung
H Hintergrund
Die Bundesregierung plant die Verabschie-
dung eines neuen Verpackungsgesetzes
(VerpackG), das die aktuell gültige Ver-
packungsverordnung (7. Novelle VerpackV)
© Der Grüne Punkt – Duales System
ablösen soll. Dieses befindet sich derzeit
im parlamentarischen Prozess.
Basis der Untersuchung von A.T. Kearney
ist der Gesetzentwurf vom 10.8.2016 und
die darin vorgesehene Erhöhung der Re-
cyclingquoten. So sieht der Entwurf vor,
ab 2020 mindestens 55 Masseprozent der
erfassten LVP-Abfälle und 63% der von den Abfallrecycling ist in Deutschland seit vielen Jahren ein wichtiges Thema.
dualen Systemen lizensierten Kunststoffe Mit dem neuen VerpackG soll es nun weiter optimiert werden
einer werkstofflichen Verwertung zuzu-
führen. Für diese Materialfraktion ist die
Erfüllung der Quote mit der Umsetzung Zielsetzung der Untersuchung war, die zu Alle Annahmen und Berechnungen wur-
der in der Studie gezeigten Maßnahmen erwartende Erhöhung der Gesamtsystem- den durch Einbezug von insgesamt 19 Ex-
bis 2020 möglich. Nicht-Kunststofffraktio- kosten durch die geplante Anhebung der perten und Marktteilnehmern auf den
nen werden bereits heute nahezu voll- Recyclingquoten fundiert zu schätzen. unterschiedlichen Stufen der LVP-Wert-
ständig stofflich verwertet, so dass die Dazu wurden Annahmen getroffen und schöpfungskette validiert. Dazu gehören
Möglichkeiten und Kosten der Steigerung drei Szenarien gerechnet. Ergebnis sind die Der Grüne Punkt – Duales System
der stofflichen Verwertung von Kunststof- für jedes Szenario die als realistisch ange- Deutschland GmbH, Industrieexperten aus
fen im Fokus dieser Studie stehen. nommenen Systemkosten im Jahr 2020. der Sortierung und Verwertung sowie
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verpackung
Szenario 1 2 3 4
VerpackG und
VerpackG ohne
2020 ohne erhöhte
Bezeichnung IST-Status Änderungen der
VerpackG Anforderungen
Sammlung
an Sammlung
Jahr 2016 2020 systems ein, was zu weiteren Mengen und
Zusätzliche Kostenerhöhungen führen kann. Kosten-
Sammelmenge p.a. 2.507 kt Steigt 1,2% p.a. auf 2.662 kt Steigerung auf
2.870 kt relevant könnten vor allem sein:
Erweiterte Freiheiten
Sammlung Keine Veränderungen zu 2016
der Kommunen
Änderung des Abholrhythmus von 4 oder 3
Zusammensetzung Erhöhung des Rest-
der Sammel- Keine Veränderungen zu 2016 müllanteils zu Lasten auf 2 Wochen, Wechsel von Bring- zu Hol-
menge des Kunststoffanteils
systemen und Wechsel von Sack zu Tonne
Szenarien in der Studie in dafür relevanten Sammelgebieten. Hier-
durch kann sich die Sammelmenge um bis
zu maximal 208 kt (+8%) erhöhen. Diese
Anlageningenieure von HTP Technical eine durch die Entwicklung von Demogra- Änderungen führen gleichzeitig zu einer
Consulting. fie, Haushaltsgrößen und Konsumgewohn- leicht veränderten Zusammensetzung der
heiten wie bisher weiter steigende Sam- Sammelmenge,lichen Verwertung von Kunststoffen verzeichnen
da sich der Restmüllanteil
s
Vorgehen melmenge von 155 kt (+6%) auf 2.662 kt erhöht. Ohne zusätzliche Maßnahmen wie
Ausgehend vom geschätzten IST-Status in in 2020 und dadurch bedingte Mehrkosten zum Beispiel koordinierte Endverbrau-
2016 wurden die Systemkosten bestehend systemweit von ca. 21 Mio. EUR (+6%), cher-Kommunikation würde dies zu einer
aus Sammlung (inkl. Transport), Sortie- Basis-Szenario (1). Verschlechterung der stofflichen Verwer-
rung und Verwertung für drei Szenarien tungsquoten führen. Die Effekte wurden
berechnet: (1) 2020 ohne VerpackG, (2) Ergebnisse auf Basis aller 410 Erfassungsgebiete be-
2020 mit VerpackG und ohne Änderungen Sammlung und Transport trachtet. Durch die o.g. erweiterten Frei-
in der Sammlung, (3) 2020 mit VerpackG Der Entwurf des VerpackG räumt den Kom- heiten der Kommunen können sich die
und erhöhten Anforderungen an die munen in §22 hoheitliche Steuerungsmög- Erfassungskosten um bis zu 43 Mio. EUR
Sammlung. Basis für alle Szenarien ist lichkeiten der Ausgestaltung des Sammel- (+ 11%) bzw. 4 EUR/t (+3%) erhöhen. ➜
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(+90 bis +100%)
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432 898
Es wird erwartet, dass die durchschnittli- 200
190
chen Transportkosten vom Umschlagplatz
67
der Sammlung zur Sortieranlage pro Tonne 66
72
257 67 36
Sammelmenge gleich bleiben und die mög- 36
33
466
liche Erhöhung der Sammelmenge um 208 430 196 207
kt im Szenario (3) zu einer Erhöhung der 167 193
89 89
Systemtransportkosten von 4 Mio. EUR 57 66
führen kann. 150 160 257 278
52 43
Sortierung IST 2016
in 2016
Zusätzl. Menge (1) 2020 ohne
VerpackG
Zusätzl. Menge (2) 2020 mit
VerpackG ohne
Zusätzl. Menge (3) 2020 mit
VerpackG und
Änderungen erhöhten Anfor-
Zur Erreichung der Quoten im Entwurf des der Sammlung derungen an
die Sammlung
VerpackG würden Investitionen in die
PS, PP, PE PET-Flaschen und Gemisch PET-Schalen Schwarze Kunststoffe Folien MPO, FSK Mischkunststoffe weich
bestehenden Sortieranlagen in Höhe von
ca. 50 Mio. EUR in den nächsten drei Jah- Benötigte werkstoffliche Verwertungskapazitäten Kunststoff bis 2020 (kt p.a.)
ren notwendig werden. Diese erscheinen
auf Basis der größeren Investitionssicher-
heit durch das Gesetz und bei einem gen. In unserem Modell werden durch den soweit eine Hilfestellung, als es eine öko-
Vertrauen der Marktakteure in dessen Entwurf des VerpackG somit jährlich ca. logische Differenzierung der Lizenzent-
Durchsetzung realistisch. Die Investitio- 430 bis 480 kt mehr Kunststoffe stofflich gelte fordert, deren Umsetzbarkeit im
nen belaufen sich auf bis zu 1 Mio. EUR verwertet werden müssen als es heute der Modell des Wettbewerbs der dualen Sy-
pro Einzelmaßnahme und in Summe bis zu Fall ist, so dass die Gesamtmenge auf ca. steme einer zentralen Steuerung bedarf.
ca. 1,7 Mio. EUR pro Sortieranlage abhän- 900 bis 950 kt ansteigen wird. Dies bedeu-
gig von Anlagentyp, Größe und aktuellen tet eine Verdoppelung der benötigen Weiterhin hat der Preis für die thermische
Fähigkeiten. Im Rahmen dieser Studie Verwertungskapazitäten im Vergleich zu Verwertung starken Einfluss auf die
wurden zehn mögliche Maßnahmen für die heute. Nach Schätzungen sind diese Kapa- Kostenwirkung höherer stofflicher Ver-
Anlagenbetreiber identifiziert und bewer- zitäten bereits größtenteils im Markt ver- wertung relativ zum Basis-Szenario sowie
tet. Der Erhöhung der Betriebskosten von fügbar (600-800 kt in 2016). Die fehlende auf die zu erwartenden Investitionen der
systemweit 18 bis 29 Mio. EUR pro Jahr Kapazität muss durch Verdrängung von im- Marktteilnehmer in die Verwertung. Hier
steht ein Produktivitätsgewinn (Kostenre- portierten Mengen oder eine Erhöhung der wurden mittelfristig stabile Preise unter-
duzierung von bis zu ca. 3 Mio. EUR) ge- Exporte zur Verwertung im Ausland (kurz- stellt.
genüber. fristig), Kapazitätserweiterungen durch
bestehende Akteure oder Markteintritte Die Betrachung der LVP Systemkosten
Verwertung (mittel- bis langfristig) abgedeckt werden. (ohne Fraktionen in der Getrenntsamm-
Die Quoten des VerpackG resultieren in lung und Nebenentgeten) erfolgte für das
einer signifikanten Erhöhung der stofflich Die größte Steigerung benötigter Kapazi- Jahr 2020 ohne Basis-Preissteigerung in
verwerteten Menge an Kunststoffen, deren täten zur stofflichen Verwertung von drei Szenarien: ohne (1) und mit (2) Ver-
Steigerung den Großteil zur Erreichung der Kunststoffen verzeichnen spezielle Teil- packG im Entwurf vom 12.8. sowie zusätz-
55% stofflichen Verwertungsquote beitra- fraktionen der heutigen Mischkunststoffe. lich mit höheren Sammelmengen durch
Es wird erwartet, dass diese ca. 260 bis 280 veränderte Vorgaben der Kommunen (3).
kt in 2020 ausmachen werden.
Die Berechnungen zeigen einen möglichen
Der Engpass der Quotenerfüllung und we- Rückgang der systemweiten Verwertungs-
sentlicher Kostentreiber im System wird kosten von bis zu 37 Mio. EUR systemweit
der stoffliche Wiedereinsatz o.g. Misch- (Szenario 2) bis zu einer möglichen Erhö-
© OpenstreetMap contributors
kunststofffraktionen und neuartiger Frak- hung um 34 Mio. EUR (Szenario 3).
tionen (z.B. PET-Schalen, Schwarze Kunst-
stoffe) sein. Zusammenfassung
Die analysierte Wirkung des Entwurfs des
Die Nachfrage nach Rezyklaten im Wettbe- VerpackG wird in den Szenarien 1 und 2
werb zu Kunststoffen aus Primärrohstoffen als tendenziell kostenneutral einge-
Formstabile Kunststoffe Mischkunststoffe ist nicht zuletzt von der Recyclingfreund- schätzt, im dritten Szenario können Mehr-
Kunststoffartentrennung Mischpolyolefine
lichkeit der eingesetzten Verpackungen kosten bis etwa 107 Mio. EUR (+16%) bzw.
Sortieranlagen nach Fähigkeiten in und der Einsatzbereitschaft der Produkt- 19 EUR/t (+7%) auftreten.
Deutschland in 2016, Durchmesser ent- und Verpackungshersteller für Rezyklate
spricht geschätzter Nennkapazität abhängig. Hier leistet das Gesetz nur in-
1/2017
Seite 10verpackung
-21 bis +107 -8 bis +19
(-3% bis +16%) (-3% bis +7%)
789 275
264
661 682 661
73 20
256
15
248
1
25 Autoren
39 2
51
238 81 80 85 83 Dr. Sven Rutkowsky; Partner, Düsseldorf
212 227
204
49 17 17 17 17
sven.rutkowsky@atkearney.com
43 46 46
363 385 385 428 145 145 145 149 Dr. Peter Pfeiffer; Partner, Düsseldorf
peter.pfeiffer@atkearney.com
IST-Status (1) 2020 ohne (2) 2020 mit (3) 2020 mit IST-Status (1) 2020 ohne (2) 2020 mit (3) 2020 mit
in 2016 VerpackG VerpackG ohne VerpackG und in 2016 VerpackG VerpackG ohne VerpackG und
Änderungen erhöhten An- Änderungen erhöhten An- Alexander Marschand; Analytics Manager, Berlin
der Sammlung forderungen an der Sammlung forderungen an
die Sammlung die Sammlung alexander.marschand@atkearney.com
Verwertung Sortierung Transport Sammlung
Anne Limper-Menapace; Consultant, Düsseldorf
Gesamtkosten LVP ohne Nebenentgelte in Mio. EUR p.a. (links) und EUR pro Tonne (rechts) anne.limper-menapace@atkearney.com
Die Studie bestätigt, dass die Zielquote
von 55% stofflicher Verwertung von LVP-
Abfällen auch bei einer höheren Sammel-
menge durch mehr Einfluss der Kommunen
© Der Grüne Punkt – Duales System
auf die Sammlung erreicht werden kann
(Szenario 3). Die modellierten Investitions
und höheren laufenden Kosten erscheinen Damit aus Abfall noch effizienter
vor dem Hintergrund der verbesserten In- recyceltes Material wird, dafür soll
vestitionssicherheit vertretbar. das neue VerpackG stehen
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h$)),1,7biokunststoffe
Rethinking Plastics
D
Einblicke in die Biokunststoffmaterialien der Zukunft
Die 11. European Bioplastics Konferenz
fand im November 2016 in Berlin statt und
zog rund 300 Teilnehmer aus Wirtschaft,
Politik, Wissenschaft und Medien an.
Hugo-Maria Schally, Leiter der Abteilung
für Nachhaltige Produktion, Produkte und
Konsum, Generaldirektion Umwelt der Eu-
ropäischen Kommission, betonte in seiner
Rede die Notwendigkeit für einen kohä-
renten Politikansatz, um biobasierte Pro-
dukte in Europa besser zu fördern: „Die
© European Bioplastics
Europäische Kommission steht fest ent-
schlossen hinter dem Wandel zu einer
Kreislaufwirtschaft, um Wirtschaftswachs-
tum und Umweltschutz in Europa besser
miteinander zu verzahnen. Das EU-Kreis-
laufwirtschaftspaket bietet den politi- François de Bie, Vorstandsvorsitzender von European Bioplastics (EUBP)
schen und rechtlichen Rahmen und setzt während seiner Eröffnungsrede
Anreize für innovative Industrien wie die
Biokunststoffindustrie. Die geplante EU-
Kunststoffstrategie wird sich unter ande- material besteht aus Stärke von Kartoffel- chen Anstieg von Biokunststoffen in an-
rem den Herausforderungen der Abhän- abfällen und PLA, entwickelt von Roden- deren Bereichen, einschließlich Ge-
gigkeit von fossilen Rohstoffen widmen.“ burg. Das Projekt entstand in Zusammen- brauchsgüter (22%, 0,9 Millionen Tonnen),
arbeit mit Taghleef, dem Produzenten der Anwendungen im Automobil- und Ver-
In seiner Eröffnungsrede sagte François de Folie, die wiederum durch Mondi bedruckt kehrsbereich (14%, 0,6 Millionen Tonnen)
Bie, Vorstandsvorsitzender von European wird. sowie dem Baugewerbe (13%, 0,5 Millio-
Bioplastics (EUBP): „Europa ist weltweit nen Tonnen), in denen vor allem techni-
führend in der Entwicklung und Vermark- Weltweite Produktionskapazitäten sche Hochleistungspolymere zum Einsatz
tung von innovativen, biobasierten Pro- für Biokunststoffe steigen kommen. „Die Daten verdeutlichen einen
dukten. Die diesjährige Konferenz ver- European Bioplastics stellte seine aktuelle wichtigen Trend, der von einer steigenden
deutlicht die vielen technologischen Marktdatenauswertung im Rahmen der 11. Nachfrage der Verbraucher angetrieben
Innovationen und den großen Fortschritt European Bioplastics Konferenz in Berlin wird, Kunststoffprodukte ressourceneffi-
der Biokunststoffbranche in der Entwick- vor. Demnach setzt sich der positive zienter zu gestalten und die Emission von
lung von nachhaltigen und ressourcenef- Wachstumstrend weiterhin fort. „Der Treibhausgasen sowie die Abhängigkeit
fizienten Kunststofflösungen. Wir begrü- Markt für Biokunststoffe wird trotz der von fossilen Rohstoffen zu reduzieren“, er-
ßen den Entschluss des europäischen niedrigen Ölpreise mittelfristig um 50% läutert de Bie. „Dieser Trend ist das Resul-
Gesetzgebers zum Wandel zu einer bioba- wachsen“, teilte François de Bie, Vor- tat erheblicher Investitionen in die
sierten Kreislaufwirtschaft. Dies ist ein standsvorsitzender von European Bioplas- Forschung und Entwicklung von bioba-
wichtiges Signal an unsere Branche und tics mit. sierten Produktlösungen für eine Kreis-
die Investoren in die Bioökonomie in einer laufwirtschaft, angeführt von den vielen
Zeit von anhaltend niedrigen Ölpreisen Die weltweiten Produktionskapazitäten kleinen und großen Unternehmen in un-
und Subventionen für die Fossilindustrie.“ für Biokunststoffe werden in den kom- serer Branche.“
menden Jahren weiter ansteigen von rund
Rodenburg, Taghleef und Mars wurden für 4,2 Millionen Tonnen im Jahr 2016 auf Biobasierte, nicht biologisch abbaubare
die Entwicklung einer biobasierten Ver- etwa 6,1 Millionen Tonnen bis 2021. Ver- Kunststoffe, wie Polyurethane (PUR) und
packung für den Snickers Schokoladenrie- packungen bleiben das führende Anwen- sogenannte Drop-in Lösungen wie bioba-
gel mit dem 11. jährlichen Biokunststoff- dungsgebiet für Biokunststoffe mit rund siertes PE und biobasiertes PET sind die
preis ausgezeichnet, verliehen im Rahmen 40% (1,6 Millionen Tonnen) Anteil am ge- größten Wachstumstreiber, wobei PUR
der Konferenz durch das Bioplastics samten Biokunststoffmarkt im Jahr 2016. (2016 wurden biobasierte Polyurethane
MAGAZINE. Das innovative Verpackungs- Die Daten zeigen außerdem einen deutli- (PUR) zum Untersuchungsrahmen der New
1/2017
Seite 12biokunststoffe
Wachstum von rund 0,9 Millionen Tonnen in 2016 auf rund 1,3
Millionen Tonnen in 2021. Die Produktionskapazität von PHA wird
sich bis 2021 fast vervierfachen aufgrund des starken Ausbaus von
Kapazitäten in Asien und den USA und der Inbetriebnahme der
ersten PHA-Anlage in Europa. Asien wird seine Rolle als zentrale
Produktionsstelle weiter ausbauen. 2021 werden über 45% der Bio-
kunststoffe in Asien produziert werden. Rund ein Viertel der welt-
weiten Produktionskapazitäten werden in Europa angesiedelt sein.
Die Biokunststoffindustrie ist eine innovative Wachstumsbranche,
die Lösungen für eine nachhaltige Kunststoffindustrie bietet und
eine zentrale Rolle im Wandel hin zu einer biobasierten Kreislauf-
wirtschaft spielt. Trotz dieser Vorteile zeigen die Daten ein ver-
langsamtes Wachstum aufgrund des derzeit sehr niedrigen
Ölpreises und der fehlenden politischen Unterstützung für die Bio-
ökonomie.
Die Marktdaten 2016 wurden in Zusammenarbeit mit dem nova-In-
stitut (Hürth, Deutschland) erhoben. Die Daten für die weltweiten
Economy Biokunststoffe von European Bioplastics’ jährlicher Produktionskapazitäten von Biokunststoffen basieren auf der
Marktdatenuntersuchung hinzugefügt, um einen ganzheitlichen Marktstudie „Bio-based Building Blocks and Polymers” des nova-
Überblick über den Markt zu liefern) rund 40 % und PET über 20% Institut (2016), welches den gesamten Umfang biobasierter Poly-
der weltweiten Produktionskapazitäten von Biokunststoffen aus- mere betrachtet, einschließlich biobasierter Duroplaste wie
machen. Über 75% der weltweiten Produktionskapazitäten von Epoxies, EPDM und Zelluloseacetat, die nicht im Untersuchungs-
Biokunststoffen waren im Jahr 2016 biobasierte, langlebige Kunst- rahmen der New Economy Biokunststoffe von European Bioplastics’
stoffe. Dieser Anteil wird bis 2021 auf knapp 80% ansteigen. Die jährlicher Marktdatenuntersuchung enthalten sind. Weitere Infor-
Produktionskapazitäten für biologisch abbaubare Kunststoffe wie mationen zur Studie und dem kompletten Report finden Sie auf
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B
Biomaterialien aus nachwachsenden
Rohstoffen bilden seit 25 Jahren
einen Schwerpunkt am Fraunhofer-
Institut für Angewandte Polymerfor-
schung IAP in Potsdam-Golm. Bisher
lag der Fokus auf pflanzlichen Rohstof-
fen wie Cellulose, Stärke oder Lignin.
Jetzt entwickeln die Forscher auch Bio-
materialien aus Proteinen. Zwei neue
© Fraunhofer IAP
Abteilungen befassen sich mit dem
Thema.
Frischhaltefolien, die
sicher konservieren Federn dienen Dr. Rosencrantz als Rohstoff für neue Materialien auf Keratinbasis
„Funktionsintegrierte Polymerfilme“ sind
der Schwerpunkt der gleichnamigen neu
gebildeten Abteilung am Fraunhofer IAP. Frische von Lebensmitteln anzeigen oder der Biologe und Chemiker Dr. Ruben R. Ro-
Unter der Abteilungsleitung von Dr. Murat mit denen die Einhaltung von Kühlketten sencrantz aus Bökers Team. Keratine kön-
Tutus erweitert das Institut damit seit Juli sichtbar gemacht werden kann“, so Tutus. nen beispielsweise Formaldehyd aus der
2016 das Forschungsspektrum. Konservie- Die Entwicklung und Untersuchung von Raumluft entfernen und somit als Filter-
rende Frischhaltefolien für die Verpackung funktionalisierten Membranen sowie neuer material bei der Sanierung formaldehyd-
frischer Nahrungsmittel wie zum Beispiel Membranmaterialien und Folien sind wei- belasteter Gebäude eingesetzt werden.
Käse sind ein Thema, das im Fokus der tere Schwerpunkte der Abteilung. Zudem haben sie auch die Eigenschaft,
Forschung steht. „Wir beschichten Folien Schwermetalle binden zu können.
mit natürlichen Proteinen, die auf der Schlachtabfälle als Rohstoff – Als Basis für einen Werkstoff, bzw. ein Ma-
Oberfläche des Lebensmittels konservie- neue Materialien aus Keratinen terial werden Keratine bisher noch nicht
rend wirken. Der Clou ist, dass das natür- Die Nutzung von Keratinen aus Schlacht- genutzt. Industriell wird das Strukturpro-
liche Konservierungsmittel selber nicht in abfällen steht unter anderem im Fokus der tein beispielsweise in Form eines Hydro-
die Nahrung eindringt, weshalb die Nah- Abteilung „Funktionale Proteinsysteme/ lysats als Zusatzstoff in Shampoos einge-
rungsmittel naturbelassen bleiben. Ein Biotechnologie“ unter der Leitung von setzt. Seit etwa einem Jahr entwickelt das
wichtiger Aspekt in Zeiten sinkender Kun- IAP-Chef Prof. Alexander Böker. Keratine Forscherteam um Prof. Böker unter ande-
denakzeptanz für Konservierungsmittel“, sind Strukturproteine, die nicht nur rem Regeneratfasern aus Keratin. „Um die
erklärt Tutus. Durch die Kombination der unseren Haaren die Form verleihen. Sie Materialeigenschaften zu erhalten, möch-
vielseitigen Kompetenzen des Instituts kommen zum Beispiel auch in Schnäbeln, ten wir das Protein intakt lassen. Gerade
möchte das Forscherteam Produkte „kom- Hufen, Fell oder Federn vor. „Normaler- erforschen wir geeignete Verfahren, um
plett aus einer Hand“ entwickeln: Künftig weise werden solche tierischen Reststoffe Keratin verspinnbar zu machen“, so Ro-
sollen im Fraunhofer IAP entwickelte bio- verbrannt oder zu Tierfutter verarbeitet. sencrantz. Im institutseigenen Spinntech-
basierte Folien beschichtet werden. Auch Wir möchten das Keratin aus den Schlacht- nikum greifen die Wissenschaftler dabei
die IAP-Expertisen zu Oberflächentechno- abfällen nutzbar machen, indem wir dar- auf die umfangreichen und langjährigen
logien und der Biotechnologie im Haus aus Materialien entwickeln. Federn eignen Erfahrungen des Fraunhofer IAP im Be-
werden genutzt. „Das Beschichtungs- sich dafür besonders, da sie zu etwa 90% reich biobasierter Fasern aus Cellulose zu-
system werden wir auch einsetzen, um aus Keratinen bestehen und eine sehr de- rück.
Nachweisstreifen zu entwickeln, die die finierte Zusammensetzung haben“, erklärt ■
1/2017
Seite 14upcycling
Mehr Wertschöpfung
aus Nebenprodukten
R
Ressourcen- und Kosteneffizienz erfor-
dern eine optimale Ausnutzung von
Rohstoffen. Rückgewinnung und Recy-
cling spielen deshalb in Prozessen der
Lebensmittelproduktion eine immer
wichtigere Rolle. Wie kann die Wert-
schöpfung weiter erhöht werden? Po-
tential dafür bergen insbesondere
einer drastisch sinkenden Wirtschaftlich-
keit einzelner Produkte. In Verbindung
mit einem gestiegenen ökologischen Be-
wusstsein erzeugt dies zunehmend den
Wunsch, Reststoffe zu werthaltigen
Nebenprodukten zu verarbeiten. Dies
funktioniert ökonomisch nur unter Ver-
wendung moderner verfahrenstechnischer
Proteinen, Kohlenhydraten und Fetten
auch spezifische Inhaltsstoffe als Rohpro-
dukt für die pharmazeutische Industrie
zur Verfügung. Erkältungsmedikamente
aus Rindertracheen (Luftröhren) sind
heute schon Realität.
Um die Vielzahl von Möglichkeiten nutzen
Nebenprodukte, die heute entweder als Prozesse. Häufig auch als integrierte Pro- zu können, ist eine ausgefeilte Verfah-
Abfall entsorgt oder mit nur geringen zesse, so dass mehrere Nebenprodukte renstechnik in Verbindung mit maßge-
Margen verwertet werden. Das „Upcy- simultan erzeugt werden und zur Wert- schneiderten Prozessen nötig, erläuterte
cling“ von Reststoffen zu werthaltigen schöpfung beitragen. Dr. Stefan Pecoroni, GEA Germany. Er ver-
Nebenprodukten war Gegenstand eines deutlichte anhand zahlreicher Beispiele
DLG-Forums kompakt, auf dem Exper- Allein aus dem in Deutschland jährlich an- aus der industriellen Praxis mechanische
ten einen umfassenden Zusammenhang fallenden Rapsschrot könnten eine Million und thermische Trenntechniken im Be-
über alle Branchen der Lebensmittel- Tonnen hochwertiges pflanzliches Protein reich der tierischen (Fisch, Blut) und
industrie hinweg boten. gewonnen werden. Ähnliches gilt für eine pflanzlichen (Raps) Proteine. Daneben
Vielzahl anderer Nebenprodukte, auch im zeigte er technologische Erweiterungs-
Der wachsende Wettbewerbsdruck in der Bereich tierischer Lebensmittel. Häufig möglichkeiten für die Gewinnung von Fet-
Lebensmittelindustrie führt teilweise zu stehen neben den Hauptbestandteilen, wie ten und Polyphenolen auf. ➜
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Seite 15upcycling
© DLG
Dr. Helmut Steinkamp (Moderator); Prof. Dr. Andrea Kruse; Prof. Dr. Tilo Hühn; Prof. Dr. Reinhard Kohlus; Dr. Stefan Pecoroni (v.l.n.r.)
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Insekten als Proteinquelle Struktur mit denen herkömmlicher Kunst-
Insekten sind als alternative Proteinquelle stoffe identisch ist. Für die Weiterver-
interessant, da sie hochwertige Inhalts- arbeitung zu Plastikflaschen oder Nylon-
stoffe besitzen. Insbesondere Mehlwürmer strumpfhosen können die gleichen
weisen laut Prof. Dr. Tilo Hühn, Zürcher Maschinen und Verfahren genutzt werden
Hochschule für Angewandte Wissenschaf- wie für die erdölbasierten Pendants. Hinzu
ten (Wädenswil), eine qualitativ wie quan- kommt, dass die Endprodukte meist ähn-
titativ interessante Komposition von lich wie das erdölbasierte Produkt ausse-
Proteinen und Fetten auf. Ihr Verzehr gilt hen und entweder gleichwertige oder
vor allem in der mitteleuropäischen und verbesserte Eigenschaften besitzen. So
amerikanischen Gesellschaft als eklig und weist PEF gegenüber PET bedeutend bes-
unappetitlich, was sich durch Verarbei- sere Barriere-Eigenschaften für CO2, O2 und
tung allerdings ändern lässt. Zur Extrak- H2O auf, was neue Anwendungen erlaubt
tion der wertbestimmenden Inhaltsstoffe und das „shelf live“ von Produkten ver-
der Mehlkäfer-Larven wurde ein vollkonti- längert. Diese Biokunststoffe gelten als
nuierlicher Prozess entwickelt. Dabei wer- „dauerhaft“ und sind somit nicht in der
den mittels zentrifugaler Trenntechnik die Natur abbaubar. Jedoch können sie mit be-
Parameter Temperatur, pH-Wert und Ex- reits etablierten Methoden recycelt wer-
traktionszeit modifiziert. Es konnte ge- den.
zeigt werden, dass bei der hydrolytischen
Extraktion die Proteine vergleichsweise Auf die optimierte Fraktionierung der se-
wenig denaturiert werden. enthaltenen Reservekohlenhydrat Inulin kundären Rohstoffe und die Kosten bei der
kann alternativ laut Prof. Dr. Andrea Trocknung von Nebenprodukten ging Prof.
Chicorée-Salatproduktion Kruse, Universität Hohenheim, 5-Hydro- Dr. Reinhard Kohlus, Universität Hohen-
Jährlich fallen bei der Chicorée-Salatpro- xymethylfurfural (HMF) generiert werden. heim, ein. Er stellte mit einem konkreten
duktion in den europäischen Hauptanbau- HMF ist eine von zwölf Basis-Chemikalien Beispiel dar, dass durch eine längere La-
ländern rund 384.000 Tonnen Wurzelrüben und wird unter anderem für die Herstel- gerzeit der Reststoffe, die Trocknung von
an, die nur zu einem geringen Anteil an lung von Nylonstrümpfen und Plastik- Nebenprodukten nicht teuer sein muss.
Nutztiere verfüttert werden. Ein Großteil flaschen verwendet. Hierbei handelt es ■
wird in Biogasanlagen entsorgt. Aus dem sich um Biokunststoffe, deren chemische
1/2017
Seite 16recycling
Deutsche recyceln
immer besser
D Das Flaschenpfand sorgt für unverän-
dert hohe Recyclingquoten bei PET-
Flaschen in Deutschland. Das geht aus
der neuen Studie „Aufkommen und
Recycling von PET-Getränkeflaschen in
Deutschland 2015“ hervor. Während
alle PET-Flaschen insgesamt zu 93,5%
recycelt werden, weisen die bepfande-
ten PET-Einwegflaschen sogar einen
Wert von 97,9% auf. Auch das Ziel,
mehr recyceltes PET dem Wertstoff-
kreislauf wieder zuzuführen, verfolgt
die Industrie konsequent weiter. Der
durchschnittliche Anteil konnte gegen-
über dem Vergleichsjahr 2013 in der
Getränkeflaschenproduktion gesteigert
werden – und das trotz der nachteili-
gen Preisentwicklung von recyceltem
im Vergleich zu neuem PET. Der Wert-
stoffkreislauf findet dabei weitestge-
hend in Deutschland statt.
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„Bei der Recyclingquote belegen PET-Ge-
tränkeflaschen im Vergleich zu anderen
Verpackungsarten einen Spitzenwert“,
sagt Dr. Isabell Schmidt, Leiterin des
Forum PET in der IK Industrievereinigung
Kunststoffverpackungen, das die Studie in
Auftrag gegeben hat. Vor allem die pfand-
pflichtigen PET-Einwegflaschen konnten
ausgehend von dem bereits sehr hohen
Niveau von 97,2% Recycling, das in der
Erstauflage der Studie für das Jahr 2013
ermittelt wurde, noch einmal leicht zule-
gen. 2015 erreichten sie eine Recycling-
quote von 97,9%. celtem PET-Material seit 2013 verringert Der Kreislauf des PET-Materials findet ent-
hat – 2013 gab es noch einen um 46% hö- gegen verbreiteten Vorurteilen gegenüber
Hohe Rückgabequote hält heren Preisunterschied zwischen Recy- PET überwiegend in Deutschland statt.
Wertstoffkreislauf aufrecht clingware und neuem PET – stieg der 2015 wurden gut 80% des gebrauchten
Grund dafür ist aus Sicht des Forum PET Anteil von recyceltem PET in der Fla- Materials im Inland verwertet. Die expor-
das Einweg-Pfand. „Die Verbraucher halten schenproduktion. 2015 enthielten PET- tierten Mengen wurden überwiegend im
den Wertstoffkreislauf durch die Rückgabe Getränkeflaschen in Durchschnitt 26% angrenzenden Ausland verwertet und sind
der Flaschen auf einem extrem hohen Recyclingmaterial, 2013 lag dieser Anteil zudem rückläufig. Die Wiederverwertung
Niveau, sehr zum Vorteil der Umwelt“, so noch bei 24%. „Zwar hätten wir uns eine in Fern-Ost spielt kaum noch eine Rolle.
Schmidt. 98,8% der pfandpflichtigen PET- noch höhere Steigerung erhofft. Vor dem In die aktuelle Studie gingen Werte für
Getränkeverpackungen werden laut der Hintergrund der nachteiligen Preisent- PET-Getränkeflaschen außer für Milch-
Studie von der Wertstoffsammlung erfasst, wicklung ist das Engagement der PET- und Milchmischgetränke ein. Entlang der
die meisten davon wirft der Verbraucher in Branche aber umso höher einzuschätzen“, gesamten Wertstoffkette bewertet sie die
die Pfandautomaten ein. Vor diesem Hin- sagt Schmidt. „Sie hat sich der Nachhal- Produktion, den Verbrauch, die Samm-
tergrund befürwortet es das Forum PET, tigkeit verschrieben.“ lung, die Verwertungszuführung, den
die Pfandpflicht beizubehalten. Im Durch- Export sowie das Recycling von PET-
schnitt aller PET-Getränkeflaschen werden Verstärkter Einsatz von Flaschen. Im Ergebnis fasst die Studie den
95,7% getrennt gesammelt – die restlichen recyceltem PET prognostiziert PET-Einsatz für Getränkeverpackungen in
Flaschen gelangen in den Restmüll, wo sie Noch höhere Anteile von recyceltem PET Deutschland in einem geschlossenen Stoff-
energetisch verwertet werden. im Recycling-Kreislauf sind laut der Stu- strom mit den absoluten Einsatzmengen
die nur noch eine Frage der Zeit. Bereits zusammen. Die Studie stützt sich dabei
Die Getränkewirtschaft ist dabei maßgeb- jetzt sei absehbar, dass sich die PET-Recy- auf die Flaschensammlungen in Deutsch-
lich mitverantwortlich für die Wiederver- clingkapazität erhöhen werde. Alleine ge- land sowie Interviews mit der PET verar-
wertung der gebrauchten PET-Flaschen. ringere Preisschwankungen würden einen beitenden Industrie. Die Studie wurde von
Gut ein Drittel (34%) des recycelten Mate- verstärkten Einsatz von recyceltem PET der GVM Gesellschaft für Verpackungs-
rials kommt bei der Herstellung neuer PET- begünstigen. In manchen PET-Einwegfla- marktforschung im Auftrag des Forum PET
Flaschen zum Einsatz. Obwohl sich die schen beträgt der Anteil bereits deutlich erstellt. Weitere Informationen unter:
Preisdifferenz zwischen neuem und recy- mehr als 55%. www.forum-pet.de. ■
1/2017
Seite 18biofach
– die Fachmesse
für Bio-Lebensmittel
Daten und Fakten
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Veranstaltungsort: Messezentrum Nürnberg im Verbund mit
VIVANESS
Eingänge und über Eingang Mitte zu den Hallen 1, 2, 9 Das Messegelände in Nürnberg präsentiert mit der BIOFACH auch
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Alle Angaben ohne Gewähr. Änderungen vorbehalten. / No responsibility accepted for errors. Subject to change.
Geschichte der BIOFACH ten und Trends, Erleben und Entdecken, venöl und Vegan in 2016 wird das Thema
Im Jahr 2017 schreibt die BIOFACH ihr Wissen und Lernen sowie Vorträge. Wenn in das Konzept der Erlebniswelten inte-
28. Messejahr und blickt dabei auf eine sich vom 15. – 18. Februar 2017 auf dem griert. Ideengeber, Initiator und Partner
grandiose Erfolgsgeschichte zurück. Mit Messegelände in Nürnberg erneut rund dieser in die dritte Runde gehenden Son-
197 Ausstellern begann 1990 alles in 2.600 Aussteller – 250 davon auf der derschau ist Bioland.
der Stadthalle Ludwigshafen. Rund VIVANESS – und 48.000 erwartete Fachbe-
2.500 Besucher kamen zur damaligen sucher anlässlich des Messe-Duos versam- Stabile Zuwächse im Bio-Markt
„1. Europäischen Fachmesse für Natur- meln, diskutiert die Branche im Kongress „Das weltweite Wachstum der Bio-Märkte
kost und Naturwaren“. 1999 wurde die das Schwerpunktthema Vielfalt und Ver- wird für 2015 dazu führen, dass die Marke
Messe erstmalig in Nürnberg veranstal- antwortung für die eine Welt. von 80 Mrd. US-Dollar deutlich übersprun-
tet und konnte bereits 1.276 Aussteller gen werden wird“, analysiert Amarjit
mit über 21.000 Besuchern zusammen- Erleben und Entdecken: Erlebniswelten Sahota, Gründer und Geschäftsführer der
bringen. In der darauffolgenden Zeit Besucher der BIOFACH-Erlebniswelten er- Londoner Consulting Organic Monitor
hat sich die BIOFACH zu der Weltleit- wartet ein ganzheitliches Angebot aus (GB). Für 2014 wurde ein weltweiter Um-
messe für Bio-Lebensmittel entwickelt Produktpräsentationen, Verkostungen und satz von rund 80 Mrd. Dollar ermittelt.
und fest etabliert. 2007 gliederte sich Workshops sowie vielfältige Networking- „Dabei nimmt der US-Markt wegen über-
der Naturkosmetikbereich aus der Möglichkeiten und dem Austausch mit Ex- durchschnittlichen Wachstumsraten einen
Messe heraus und wird seitdem paral- perten. Die Sortimentsbereiche Olivenöl, zunehmend größeren Anteil ein.“ Helga
lel zur BIOFACH als VIVANESS (Interna- Wein und vegane Lebensmittel spielen Willer, Expertin des Forschungsinstituts
tionale Fachmesse für Naturkosmetik) eine zunehmend wichtige Rolle in Handel für biologischen Landbau (FiBL), Frick
durchgeführt. und in der Außer-Haus-Verpflegung. 2017 (CH), freut sich ebenfalls über positive
sind ihnen daher wieder eigene Ausstel- Wachstumszahlen. Sie stellt eine deutliche
Veranstaltungsprogramm 4.0 lungsbereiche gewidmet, die Erlebniswel- Zunahme der ökologisch bewirtschafteten
Die BIOFACH präsentiert Ausstellern und ten OLIVENÖL, WEIN und VEGAN. Fläche in Europa fest. „Für den Bioland-
Besuchern 2017 ein Veranstaltungspro- Aus Cook + Talk wird 2017 die Erlebniswelt bau weltweit könnte 2015 zu einem Re-
gramm „4.0“. Um der Branche ein mög- GASTRONOMIE – supported by Bioland. kordjahr in seiner Geschichte werden“, so
lichst hohes Maß an Mehrwert und Nach erfolgreichem Brückenschlag von Willer. Noch stehen nicht für alle Länder
Orientierung zu bieten, wurden für 2017 Cook + Talk, der Anlaufstelle für Profikö- die Ergebnisse zur Verfügung, aber bis
vier thematische Cluster gebildet: Neuhei- che, zu den Sortimentsbereichen Wein, Oli- Jahresende 2016 werden die Bio-Landbau-
1/2017
Seite 20biofach
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Food-Sektor mit Öko-Textilien, Wasch- und
Reinigungsmitteln und Kosmetik ist um
© Messe Nürnberg
13% auf 3,6 Mrd. US-Dollar gewachsen.
Beide Produktgruppen – Lebensmittel und
Non-Food – erzielten zusammen somit
43,3 Mrd. US-Dollar, umgerechnet 39,6
Die BIOFACH gilt als wichtigste Mrd. EUR zum Jahresende 2015.
Informationsplattform für Bio-Lebensmittel
wie beispielsweise Käse Deutschland: Deutliches Umsatzplus
Über ein zweistelliges Marktwachstum
konnte sich, als die aktuellen Zahlen an-
zahlen von den meisten Ländern für 2015 lässlich der BIOFACH 2016 verkündet wur-
veröffentlicht. „Zum jetzigen Zeitpunkt den, nicht nur der Bund Ökologische
lässt sich jedoch für die Europäische Union Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Dachver-
sagen, dass die Fläche stärker als in den band der deutschen Bio-Verbände und na-
Vorjahren gewachsen ist – nämlich um tionaler ideeller Träger der Weltleitmesse,
eine halbe Million Hektar auf knapp 11 freuen, sondern die gesamte deutsche
Mio. ha oder über 5%“, so Willer. Beson- Bio-Branche. Im Vorjahr (2015) war mit
dere Zuwachsraten gäbe es in Spanien, Bio-Lebensmitteln und -Getränken ein
welches sich der 2 Mio. ha-Marke nähert. Umsatzplus von 11,1% und ein Markt-
Italien kam 2015 auf knapp 1,4 Mio. ha volumen von insgesamt 8,62 Mrd. Euro
Bio-Fläche. Auch in Deutschland legte die (2014: 7,76 Mrd. Euro) erreicht worden.
Fläche stärker zu als in der Vergangenheit Dies ergaben Berechnungen des „Arbeits-
– sie wuchs um 4% auf knapp kreises Biomarkt“ unter der Leitung der
1,1 Mio. ha. Agrarmarkt Informations-Gesellschaft
(AMI), Berlin (D) zusammen mit sieben
USA: Weltweite Wachstumsimpulse Partnern aus Wissenschaft und Beratungs-
In den USA zeigt sich der Bio-Branchen- institutionen. Am stärksten legte der
verband Organic Trade Association (OTA), Verkauf von Bio-Lebensmitteln und
Washington, außerordentlich zufrieden -Getränken im Lebensmitteleinzelhandel
mit den Trends und dem erzielten Bio-Um- (LEH) zu. Mit einem Zuwachs von 13,2%
satz im Jahr 2015. Dieser erreicht laut der stieg dieser auf 4,76 Mrd. Euro. Auch der
Publikation „Organic Industry Survey“ ein Naturkost-Fachhandel legte im Vergleich
Allzeithoch von knapp 40 Mrd. US-Dollar zu den Vorjahren überdurchschnittlich zu,
(39,7 Mrd.). Allein in diesem Jahr konnte und erzielte mit 2,71 Mrd. Euro ein Um-
ein Plus von 11% sowie der mit 4,2 Mrd. satzplus von 10%. Die weiteren Verkaufs-
US-Dollar größte Zuwachs erzielt werden. wege wie Reformhäuser, Bäckereien oder
Treiber der Entwicklung ist das Segment der Versandhandel entwickelten sich 2015
Frische, wo der Umsatz auf 13 Mrd. zu- ebenfalls überproportional. Stetig baut
nahm. Dieses macht 36% des gesamten auch der klassische Einzelhandel seine Po-
Bio-Markts in den USA aus. Inzwischen sition auf dem Markt aus: 55% des Bio-
liegt der Marktanteil von Bio-Obst und – Umsatzes entfielen auf den LEH, 31% auf
Gemüse in den USA bei 13%. Bei verarbei- den Naturkostfachhandel und 13% auf die
teten vegetarischen Convenience-Produk- übrigen Verkaufskanäle.
ten verdoppelte sich der Umsatz (+107%)
sogar. Am meisten Bio-Obst und –Gemüse Frankreich: Robuste Marktentwicklung
wurde über die „konventionellen“ Super- In Frankreich ist die Bio-Anbaufläche 2015
marktketten verkauft (5,7 Mrd. US- stärker gewachsen als zunächst angenom-
Dollar), gefolgt von Fachgeschäften und men. Laut aktuellen Angaben der Agence
Naturkost-Supermärkten (4,7 Mrd. US-Dol- Bio, Montreuil (F) verzeichnete diese
lar) sowie der Direktvermarktung (2,7 Mrd. einen Zuwachs von 23% auf knapp 1,4
US-Dollar) mit Wochenmärkten, Erzeuger- Mio. ha und 5,1% des gesamten landwirt-
Verbraucher-Gemeinschaften sowie Online- schaftlich genutzten Bodens. Für das
Handel. Alleine bei Bananen legte der laufende Jahr erwartet die Agentur ein
Umsatz um 33% auf 165 Mio. US-Dollar zu, Flächenwachstum von weiteren 8%, für
ein sehr beachtlicher Zuwachs. Der Non- 2017 sogar von 20%. ➜
1/2017
Seite 21biofach
Der Bio-Markt in Frankreich wächst seit
Jahren sehr stabil. Inzwischen liegen die
Umsätze der gesamten Bio-Branche bei 5,5
Mrd. Euro, ein Zuwachs von 10% im Ver-
gleich zum Jahr 2014. Auch die Zahl der
Unternehmen im Bio-Sektor vom Bio-
Bauer über Weiterverarbeiter und Groß-
händler bis zum Einzelhändler nahm auf
42.216 zu, ein erfreulicher Zuwachs von
7,2%.
© Messe Nürnberg
Schweiz: Zuwachs in
schwierigem Umfeld
Neben Dänemark liegt die Schweiz seit
langem vorne, wenn es um Bio-Konsum Eine große Vielfalt an Bio-Käseprodukten bereichert das Lebensmittelangebot
geht. Zusammen mit Dänemark belegt sie
mit 7,7% des Marktanteils den Spitzen-
platz im Ranking der europäischen Länder. Marktanteil auf Platz 3. Mit Ausgaben von Großbritannien: Wieder
Die Zahl der landwirtschaftlichen Bio-Be- 259 EUR pro Kopf der Bevölkerung ist die auf Wachstumskurs
triebe stieg 2015 auf über 6.000, wobei die Schweiz weltweit führend. Nach mehreren Jahren der Stagnation und
bewirtschaftete Fläche bei 137.000 ha lag. des Rückgangs des Bio-Markts Großbritan-
Zugenommen hat auch das Bio-Marktvolu- Italien: Stark im Export niens, ist man dort zurück auf Wachs-
men mit einem Umsatz von 2,1 Mrd. Euro, Nach Schätzungen des Branchenverbands tumskurs. 2015 konnte ein Plus von 4,9%
beziehungsweise 5% mehr als im Vorjahr. AssoBio, Bologna (IT), lag der Bio-Umsatz verzeichnet werden, so dass ein Umsatz
12,8% der landwirtschaftlichen Nutzfläche für das Jahr 2015 bei 4,2 Mrd. Euro. Als von 1,95 Mrd. Britischen Pfund (2,6 Mrd.
wird in der Eidgenossenschaft inzwischen wichtiger europäischer Lieferant und Pro- Euro) erzielt wurde. Der Verkauf in Super-
biologisch bewirtschaftet. duzent einer breiten Palette von Frischge- märkten hat um 3,2% zugenommen. Na-
Auch 2016 hält der Trend zur Umstellung müse, Pasta, Olivenöl sowie einer Vielzahl turkostfachgeschäfte konnten sogar einen
an, wobei sich bereits 227 Betriebe neu bei anderer verarbeiteter Produkte verwundert Zuwachs von 7,5% erzielen, Lieferdienste
Bio Suisse angemeldet haben. Laut Jürg es nicht, dass beinahe ein Drittel dieses und Online-Geschäfte gar 9,1%. Die
Schenkel, Leiter Marketing beim Verband Betrages – 1,5 Mrd. Euro – auf den Export Außer-Haus-Verpflegung boomte mit
Bio Suisse, Basel (CH), bleiben Frischepro- entfielen. Den Verbandsschätzungen zu- einem Plus von 15,2% regelrecht. Der Ge-
dukte das wichtigste Segment mit einem folge lag der Bio-Umsatz im Naturkost- sundheits- und Schönheitssektor wuchs
Umsatz von 1 Mrd. Euro. Mit einem Zu- fachhandel bei 860 Mio.Euro, beinahe um ein Fünftel (21,6%) auf 54 Mio. Briti-
wachs von 10% auf 1 Mrd. Euro erreicht gleichauf mit dem LEH, der 872 Mio. Euro sche Pfund (62,3 Mio. Euro). Trotz dieser
das Segment nach Schenkels Angaben verzeichnete. Mit 238 Mio. Euro ist die Di- Erfolgsmeldungen gibt es noch Potenzial
erstmals einen zweistelligen Marktanteil. rektvermarktung mit Lieferdiensten und nach oben, denn der Bio-Anteil bei den
Dennoch bleiben Eier und Brot die belieb- Wochenmarktständen ebenfalls marktrele- Gesamtausgaben für Lebensmittel liegt
testen Einzelprodukte mit sehr beachtli- vant. Eine offizielle Datenerhebung für erst bei 1,4%. Deutschland, Frankreich
chen Marktanteilen von 24% bzw. 20% am den Bio-Sektor existiert in Italien aller- und Italien verzeichnen im Vergleich
gesamten Konsum. Gemüse folgt mit 18% dings nicht. 3-4%.
Nach Angaben des Marktforschungs-
instituts Nielsen stieg der an den Scanner- Deutschland – Land des
kassen festgestellte Bio-Umsatz in Super- Jahres der BIOFACH 2017
märkten und Kaufhäusern 2015 um 20% Vom 15. bis 18.02.2017 werden sich
auf 872 Mio. Euro, deutlich mehr als in Deutschland und der heimische Bio-Sektor
den beiden Vorjahren, in denen der Zu- auf der Weltleitmesse für Bio-Lebensmit-
wachs 12% (2014) und 11% (2013) betra- tel als Land des Jahres präsentieren. Gäste
gen hatte. Durch die Umsatzsteigerung in aus aller Welt sind eingeladen, die Vielfalt
allen Sektoren der italienischen Bio-Bran- der deutschen Bio-Branche kennenzuler-
© Messe Nürnberg
che konnten auch deutlich mehr Mitarbei- nen. Unternehmen – darunter viele Bio-
ter beschäftigt werden. AssoBio geht bei Pioniere – Verbände und Institutionen
der Beschäftigung von einem Zuwachs von auch von Bund und Ländern werden sich
17% aus, sowie einer Gesamtzahl von Ausstellern und Besuchern als professio-
Auch im Biobereich gibt es eine breite 184.000 Personen inklusive der in der Bio- nelle Partner in Sachen Innovation und
Palette an leckeren Joghurtprodukten Landwirtschaft Tätigen. Verantwortung zeigen.
1/2017
Seite 22Sie können auch lesen
