DIGITALTRENDS LFM - ZUKUNFT MIT RADIO ÜBER - TRAGUNGS - WEGE GESCHÄFTS-MODELLE INHALTE

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DIGITALTRENDS LFM - ZUKUNFT MIT RADIO ÜBER - TRAGUNGS - WEGE GESCHÄFTS-MODELLE INHALTE
DigitaltRenDs lfM

      Zukunft
      mit Radio

                     Über­-
                   tragungs­-
                     wege

                   Geschäfts-
                    modelle

                     Inhalte

                  Ausgabe­2014
DIGITALTRENDS LFM - ZUKUNFT MIT RADIO ÜBER - TRAGUNGS - WEGE GESCHÄFTS-MODELLE INHALTE
inhalt

         Aufblende Zukunft mit Radio                                   „Währendallesdigitalwird,verschiebtsichderPlanet

         Radioplanet­trifft­Audiouniversum                        4    Radio–erwirdzueinemkleinerenTeildesvielumfassen-
                                                                       derenAudiouniversums.“Dennochwar„Videokilledthe
         ThemA Radiozukunft                                            radiostar”eineFehleinschätzung,meintderMedienöko-
         Analog?­Digital?­Egal!­Aufs­Programm­kommt’s­an!         6    nomKlausGoldhammer.ErsiehtdieHerausforderungfür
                                                                       dasMediumRadiovorallemdarin,diegroßePalettean
         ThemA Radiozukunft Gastkommentar matthias horx                Möglichkeitenerfolgreichzubespielen:VonDAB+bis
         Im­Lokalen­selbst­liegt­die­Zukunft­des­Radios 10             zumVideostream,vonSocialRadiobiszuUserGenerated
                                                                       Content.
         ThemA Radiozukunft Gastkommentar Kristian Kropp
         Local­Heroes­gegen­intelligente­Radioroboter    12
                                                                       EinerderrenommiertestenTrendforscherDeutschlands,
         ThemA Rolle des lokalfunks                                    MatthiasHorx,beschreibtinseinemGastkommentarden
         „Lokal­ist,­was­lokal­bewegt“.­                               WandeldesRadiosvom„Fokusmedium“zum„Diffusions-
         Das­Lokale­im­Prozess­der­Digitalisierung               14    medium“.ErnenntGründe,warumdieNicht-Komplexität
                                                                       der„großenaltenDamederheutigenMedienlandschaft“
         nRW diGiTAl                                             15    inderkommendenPhasedesMedien-Überdrussesund

         ThemA Übertragungswege                                        derInformations-ÜberflutungeinkomparativerVorteil

         Vom­Multi-Band-Radio­zum­Mehrweg-Empfänger?­
                                                                       seinkann.

         Übertragungswege­und­Plattformen­für­das­Radio­
         von­heute­und­morgen                                    16
                                                                       WährenddieHörerimmermehrAufmerksamkeitihren
         ThemA Geschäftsmodelle und finanzierung                       TimelinesvonFacebook&Co.schenken,rufenzahlreiche
         Radio­im­Werbemarkt­–­konvergent­in­die­Zukunft         20    SenderdasSocialRadioaus.WährendseitJahrendas
                                                                       personalisierbareRadioerwartetwird,schaffenHörer
         ThemA Radio-inhalte                                           durchdieNutzungvonWebstreamsoderdenKaufvon
         Welche­Inhalte­braucht­das­Radio­der­Zukunft?­                DigitalradiosneueRealitäten.WassolldasRadiosenden,
         Es­braucht­in­jedem­Falle­Lebensgefühl                  22    umauchmorgennochHörerzuhaben?Dercrossmediale
                                                                       RedakteurDanielFienehatAntwortengefunden.
         TRend Radioplayer
         Ohren­auf­für­den­Radioplayer:­
   2
         Die­Suchmaschine­für­deutsche­Radiostationen            26    „WirsehenunsselbstnichtalsRadio“,stelltSpotify-
                                                                       GeschäftsführerStefanZilchimInterviewmitDigitaltrends
         TRend Radio-Apps                                              LfM klar.UnddochbleibtderRadiomarktvomStreaming-
         Auf­Smartphone­und­Tablet­geht­die­Radio-Welt­weiter 29       Sturmnichtunberührt.Dasbelegennichtnurdievielen

         TRend musikdienste                                            WebradioangebotemitwachsendenNutzerzahlenoder

         All you can listen to:­Wie­Streaming-Dienste­                 diemodernenRadio-AppsmitihrenvielfältigenFeatures,
                                                                       sondernauchersteKooperationenderRadiosendermit
         das­Musikhören­verändern                                33    ihrenneuenStreaming-Konkurrenten.
         PeRsPeKTiven datenjournalismus
         Roboter­als­neue­Redaktionsmitglieder.­                       RadioundDatenvisualisierung?ObZeitung,TV-Sender
         Daten,­Software­und­Automatisierung­als­Weg­                  oderRadio:DerNutzererwartetAngebote,dieihmdie
         zu­mehr­Tiefe­bei­der­Berichterstattung­                36    Informationsflutsinnvollsortieren.Wieweitdabeidie
                                                                       AutomatisierungimJournalismusgehendarf,wirdzwi-
         PAnoRAmA Reisebericht                                         schen„Roboterjournalismus“und„Biojournalismus“
         Wie­das­Silicon­Valley­die­Audio-­und­Musikwelt­entdeckt 39   kontroversdiskutiert.DerJournalistMirkoLorenzsortiert

         PAnoRAmA Radio und Auto                                       Positionenundzeigt,warum„neueTeamsausJournalis-
                                                                       ten,Visualisierungs-ExpertenundProgrammierern“heute
         Datendienste­drängeln­das­Autoradio­von­der­Überholspur 40    gefragtsind.
         PAnoRAmA Porträt eines Audiostars
         Karlheinz­Brandenburg.
         Internetradio­über­die­Stereoanlage                     43    NirgendwosonstwirdsovielRadiogehörtwieimAuto.
                                                                       UnterstütztdieAutoindustriedieDigitalisierungdes
         innovAToRen                                                   RadiosoderentwickeltsieeigeneKonkurrenzprodukte?
         Start-ups­im­Bereich­Radio/Audio                        44    „ZumAutowirdauchkünftigdasAutoradiogehören“,
                                                                       erklärtVDA-PräsidentMatthiasWissmanngegenüber
         Abblende                                                      Digitaltrends LfM.Dennoch:DieAutoherstellerbasteln
         Audiodienste­der­ersten­Stunde:­                              auchaneigenenAngebotenundDienstleistungenfür
         Rückblende­auf­youwant.com                              46    mobileDatennetzwerke,wiederIT-JournalistChristian
                                                                       Raumberichtet.
         KAlendeR                                                48
DIGITALTRENDS LFM - ZUKUNFT MIT RADIO ÜBER - TRAGUNGS - WEGE GESCHÄFTS-MODELLE INHALTE
eDitoRial
                            DieMedienvielfalthatindenvergangenenJahrenenormzugenommen,wirentdeckenständig
                            neueAngeboteundTrends.UngeachtetdessenentscheidensichnochimmerfastachtzigPro-
                            zentderDeutschentäglichdreiStundenund14Minutenlangfürden„Klassiker“unsererelek-
                            tronischenMedien–fürdasRadio.DieReichweitendesRadiossindseitJahrenerfreulichstabil.
                            Unddennoch,derDruckvorallemaufdenlokalundregionalverankertenprivatenHörfunk
                            wächst,ineinerkonvergentenunddigitalisiertenMedienweltweiterzubestehen.

                          ZumKonkurrenzumfelddesRadiosgehörenmittlerweilejakeineswegsnurdieneuenMusik-
                          undStreaming-DiensteàlaSpotify,derenwachsendePopularitätwirkonstatieren.Esgibtein
großesUniversumanMedienangeboten,indemRadiowieeinAudiopilotseinenPlatzfindenmussund–davonsindwir
überzeugt–auchfindenkann.DerTitelunsereraktuellen AusgabeDigitaltrends LfM zurZukunftdesMediumsRadioist
daherganzbewusstals„ZukunftmitRadio“gewählt.

BrancheninterngiltderHörfunkzuweilenalsNachzüglerbeiderDigitalisierungderMedien.DieaktuelleDebatteum
DigitalradioperDAB+undUKW-AbschaltszenarienkönntegelegentlichdenEindruckverstärken,alswürdeRadiomitder
Digitalisierunggeradeerstbeginnen.WiralsLandesmedienanstaltbegleitendenHörfunkinDeutschlandnunschonseit
mehralseinemVierteljahrhundertundsehen,wieaktivundkreativsichdieAnbieterschonlangedendigitalenVerände-
rungenstellen.

WirbeobachtenzumBeispiel,dassvieleRadiosendersichlängstaufdenWegzuMulti-Plattformanbieterngemachthaben.
DabeisteheneinigenochganzamAnfang,anderesindschoneingutesStückvorangekommen.SieverbreitenihrePro-
grammeüberallda,woihreHörerheuteunterwegssind–obimInternetviaWebradioodermobilaufdemSmartphone
bzw.TabletperRadio-App.VieleSenderpositionierensichnichtmehr(nur)alsklassischeUKW-Radiosender,sondernals
moderneAudioanbieterundMedienmarke.

IneinemjüngstveröffentlichtenPositionspapierzurdigitalenRadiozukunfthatderVerbandprivaterRundfunkundTele-
medien(VPRT)klarformuliert:„ZielderRadiomacheristes,dassRadioinderdigitalenWelteinfachundüberallempfang-                                       3
barbleibt.“RichtigistausunsererSicht,wennesdazuheißt,dassZugangundAuffindbarkeitderAngebotestärkerinden
MittelpunktderDiskussionenrückenmüssen.

WoalsogehtdieReisehin,wassinddieHerausforderungen,aberauchdiegroßenChancenimMedienkanonderZukunft?
WasbeiallenVisionenzumRadiounddenvielentechnologischenMöglichkeiten,diesichheutebieten,aberauchnicht
verlorengehendarf,sinddieganzeigenenStärkendesRadios,etwaseinegroßelokaleNähezudenNutzernoderseine
sozialeStärke.IndiesemSinneladeichSieein,dieEntwicklungdesRadiosvonheuteundmorgeninderPerspektivebe-
kannterMedienjournalisten,MedienökonomenundZukunftsforscherzubegleiten.UndnatürlichhabenwirauchdieRadio-
macherselbstgebeten,ihreSichtaufdieDigitalisierungundZukunftdesRadioszurDiskussionzustellen.

Dr. Jürgen Brautmeier, Direktor der LfM

impressum

Herausgeber                 Verantwortlich                       Redaktionsschluss                           Inhalt:
LandesanstaltfürMedien   Dr.ThomasBauer,LfM                Oktober2014                                CartoonS.9:BurkhardFritsche(BURKH)
Nordrhein-Westfalen(LfM)                                                                                    S.3:FotoagenturFOX,UweVölkner,Lindlar
                            Koordination                         Gestaltung                                  S.5:Goldmedia
Zollhof2
                            SabrinaNennstiel,LfM               MertenDurth,                              S.6-11,S.16-19,S.22,S.23,S.26,S.29,
40221Düsseldorf
                            DavidGerl,LfM                      DisegnoGbRVisuelleKommunikation          S.32,S.33,S.43:fotolia.com
Tel.:0211-77007-0
Fax:0211-727170                                                                                         S.9:SteffenOliverRiese
                            Redaktion                            Druck                                       S.10:Zukunftsinstitut
Homepage:www.lfm-nrw.de
                            Prof.Dr.KlausGoldhammer           BörjeHalm                                  S.13:RPR1,MichaelWallrath
E-Mail:info@lfm-nrw.de
                            Dr.KatrinPenzel                   Copyright                                   S.14:G.SchweitzerIMAGINGLangenfeld
                            JulianeGille                        LfM,November2014                          S.14:AnnaSchwartz
                            GoldmediaGmbHStrategyConsulting                                               S.19:JimRakete
                                                                 Die vorliegenden Artikel und Meinungen      S.25:Rankin
                                                                 der Autoren spiegeln nicht in jedem Falle   S.25:MathiasVietmeier
                                                                 die Meinung des Herausgebers wider.         S.30:bigFM
                                                                                                             S.34:Spotify
                                                                 Bildnachweise                               S.35:TOPRadiovermarktung
                                                                 Titel:CollageausBildmaterialvon        S.39:ChristianSchalt
                                                                 fotolia.comundgettyimages.com             S.40:BMWAG
                                                                                                             S.44:MariaMennecken
                                                                                                             S.45:CapsuleFMLtd.
                                                                                                             S.47:LukasLehmann
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aufblenDe | Zukunft Mit RaDio

                                Radioplanet­trifft­Audiouniversum
                                Das alte Röhrenradio hat wohl ausgedient. Digital ist besser. Und während alles digital wird, verschiebt sich der
                                Planet Radio und wird zu einem kleineren Teil des viel umfassenderen Audiouniversums.

               4

                                Sicher,dieRadiosenderverweisenzuRechtaufihreFunktion      » Das UKW-Biotop hat leistungsfähige
                                alsTagesbegleiter,aufmaßgeschneiderteInformationen,           Konkurrenz bekommen. «
                                EntertainmentundPersonalities.DochdieneuenMusik-
                                undVideoplattformensowieTausendevonWebradiossind            Radioistimmernochallgegenwärtig.JahrfürJahrsteigen
                                nureinenFingerwischaufdemSmartphoneentfernt.               dieHörerzahlenweiter.UndselbstderAnteilderjungen
                                                                                                  Radiohörerwächst.SozumindestzeigenesStudien,etwa
                                Das UKW-Biotop hat damit leistungsfähige Konkurrenz          die JIM-Studie 2013: Demnach schalten 79 Prozent der
                                bekommen:NebenderdigitalenAlternativeDAB+bieten             12-bis19-JährigenmindestensmehrmalsproWocheein
                                Musik-Streaming-Dienste, Audio Guides oder Hörbuch-           Radioprogrammein.VorfünfJahrenlagdieserWertnoch
                                PlattformenperWeboderAppganzneueHörerlebnisse.             bei72Prozent.DasstationäreRadiogerätführtauchbei
                                Allein in Apples iTunes-Store gibt es rund 2.200 Musik-   denJugendlichen(73%)dieHitlistederEmpfangsgeräte
                                Apps(StandSept.2014).DasEndenahtalso?Daszumindest        an, gefolgt vom Autoradio (68 %). Dies ist seit Jahren
                                istdasSzenarioderUntergangs-Apologeten.                      stabil.UndwiedieReichweitenwachsenauchdieWerbe-
                                                                                                  umsätzederSenderJahrfürJahrumzweibisvierProzent.
                                Doch betrachtet man nüchtern die vergangenen Jahre          Digitalisierunghinoderher,demdeutschenHörfunkmarkt
                                gibtespraktischkeinanderesklassischesMedium,dasso         geht es blendend. Von digitaler Kannibalisierung keine
                                unbehelligtundstabilerfolgreichist:DasanalogeUKW-          Spur.IstdieDevise,dassmaneinfachweitermachensollte?
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aufblenDe | Zukunft Mit RaDio
» Die Herausforderung besteht darin, die große Palette an Möglichkeiten
der Radiozukunft erfolgreich zu bespielen. «

                                                                            Radiosender erweitern sukzessive ihre Angebote um viele
                                                                            neueFunktionen,InteraktionsmöglichkeitenundAusspielwege,
                                                                            während neue Musikdienste auch Nachrichten und andere
                                                                            angestammte„Radioelemente“integrieren.Ausklassischen
                                                                            SendernwerdenkonvergenteundinteraktiveMedienunter-
                                                                            nehmen,diesichalsmoderneMedienmarkenbegreifen.

                                                                            VisionenvomRadioderZukunftlautenstets,derHörfunk
                                                                            werdeinteraktiv,personalisiert,sozialundnichtlinear.Für
                                                                            denHörerverlierediePlattform–derÜbertragungsweg–
                    Trends und entwicklungen, die für das medium Radio      anBedeutung,derinhaltlicheNutzengewinneanRelevanz.
                    heute relevant sind oder es künftig werden, bewegen     Die besondere Stärke des klassischen UKW-Radios – das
                    sich wie große himmelskörper in einem Planetensys-      regionaleSendegebiet–wirdalsOrientierungs-undIden-
                    tem. das derzeit noch bedeutendste, quasi unser son-    tifikationsraum weiter wichtig bleiben. Diese Verortung
                    nensystem, ist das der linearen Audioformate. Auf       lässtsichaberauchimSmartphonemitGPS-Funktionab-
                    deren umlaufbahnen kreisen vor allem die uKW-Ra-        bilden. Eine ganze Reihe von neuen sogenannten orts-
                    dios, mehr und mehr auch digitalradios per dAb+. An-    basiertenDiensten(LBS–Location-basedServices)über
                    dere entwicklungen wie etwa Podcasts, Audioguides       dasHandymachenauchvordemHörfunknichthalt.
                    oder hörbücher bündeln sich im system Audio-on-
                    Demand, sie beeinflussen den Radiomarkt allerdings      SchonoftmalswurdederHörfunkdeshalbtotgesagt.„Video
                    etwas weniger. Zwei Planetensysteme, die den Ra-        killed the radio star” war eine Fehleinschätzung, auch
                    diomarkt der Zukunft dagegen stark prägen werden,       Podcasts und Webradios brachten nicht den Untergang                 5
                    lassen sich als Streaming Audio & Video und Mobile      desRadiolandes.UndtrotzSmart-TVsundiPods,Smartpho-
                    Audio verorten. ihre jeweiligen Planeten wie Webradio   nes und Tablets, trotz Apps und Internet: Radio ist im
                    und Personal streaming auf der einen seite oder         Kern weiterhin äußerst erfolgreich. Der Kampf um die
                    location-based Radio, Wearables und smart Radio auf     Ohrmuscheln ist dabei auch weniger heftig als um die
                    der anderen, umkreisen das medium Radio heftig,         Augäpfel: Hörfunk ist das perfekte Zweitmedium. Man
                    auch wenn sie bis zur vollständigen marktdurchdrin-     kannesselbstwährendderInternetnutzung,beimSurfen
                    gung noch einige Zeit im universum unterwegs sind.      oderChatten,weiterlaufenlassen.DassichertReichweite
                                                                            undNutzung.Dennochdürftedasreine„weiterso“nicht
                                                                            genügen.DasRadiowirdsichdaraufeinstellen.Interaktiv
Nichtganz.DasRadiomuss(undwird)dentechnologischen                   wiebeiBrecht,digitalallemal,abervorallemindividuell,
Wandelmeistern:NeuePlattformenundÜbertragungswege,                     sozial,mobilundlokal,alsMassen-wiealsIndividualme-
neue Nutzungsformen und Inhalte – sie kommen oder                    dium.DieseEntwicklungspfadewollenwirindieserAusgabe
sindschonda.RelevanzundBekanntheit,Vertrauenund                      von Digitaltrends LfM aufzeigen.
Qualitätmüssenallebieten,dieerfolgreichseinwollen.                                                    Prof. Dr. Klaus Goldhammer
DieHerausforderungbestehtvermutlichvorallemdarin,
die Vielfalt, die große Palette an Möglichkeiten der Ra-
diozukunfterfolgreichzubespielen:VonDAB+biszumVi-                   Über den autor
deostream,vonSocialRadiobiszuUserGeneratedContent.                                     Klaus Goldhammer gründete1998die
WasvielleichtanmutetwieeinBuzzword-Bingoistnurein                                      GoldmediaGmbHStrategyConsulting,
kleinerTeilderzahlreichenEntwicklungstrendsimRadio-                                      derenSchwerpunktdieUnternehmens-
markt, die wir in einer Matrix verorten und die für viele                            beratungimTIME-Marktist.Seit2011
AkteureeinehoheZukunftsrelevanzhabendürfte(Abb.).                                       isterzudemalsHonorarprofessorfür
                                                                                               MedienökonomieanderFreien Universi-
DieBrecht’scheVision,ausDistributions-auchKommunika-                                     tätBerlintätig.DergeboreneRhein-
tionsapparate,ausRadiosendernauch-empfängerzumachen                                      länderstudierteinBerlinundLondon
wird dank Social Media immer greifbarer: Die etablierten                                PublizistikundBetriebswirtschaftslehre.
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                       Analog?­Digital?­Egal!­
                       Aufs­Programm­kommt’s­an!
                       Radio ist einzigartig, denn es kann etwas, das Fernsehen, Internet und Printmedien nicht können: Das Programm
                       lässt sich nebenbei konsumieren, ob beim Autofahren, bei der Hausarbeit oder im Büro. Was oft als Mangel gesehen
                       wird, ist in Wirklichkeit der große Vorteil: Wir müssen nicht hinschauen, um den Inhalt zu verstehen.

                       IndieserHinsichtistRadiodenanderenMedienüberlegen.           neuen Radioempfängers im Elektronikhandel geht es in
                       Dennoch ist Radio ein visuelles Medium, denn es lässt        erster Linie darum, welche Sender ich damit empfangen
                       BilderimKopfentstehen.EinguterModeratorsetztdiesen           kann, wie der Klang ist und was es kostet. Wenn der
                       emotionalenEffektgezieltein,etwaindemersagt:„Stellen         VerkäufereinDigitalradio-Gerätempfiehlt,dürfteerstmal
                       Sie sich vor, Sie sind auf dem größten Rockfestival aller   die Frage aufkommen, welchen Mehrwert das bringt.
                       ZeitenundstehenganzvornevorderBühne.“BeimFern-              ClevereVerkäuferverwirrendieVerbrauchernichtmitBe-
                       sehen findet diese kreative Eigenleistung des Publikums        griffenwieDAB,DAB+,IP-Streaming,WebradiooderWLAN-
                       nichtstatt,dadieBildervorgegebenwerden.BeimRadio             Radio,sondernführenzusätzlicheSendervor,dieesauf
                       hingegen verbinden die Hörer die selbst geschaffenen           UKW nicht gibt, und verweisen auf den rauschfreien
                       BilderimKopfmitihreneigenenErfahrungen,Erlebnissen            Empfang. Hybridgeräte, die sowohl das herkömmliche
                       undSehnsüchten.RadioistdamitdaspersönlichsteMedium,           analogeUKW-FrequenzbandalsauchDigitalradioimStan-
                       auch durch die Ansprache des Moderators, der uns den         dardDABunddessenNachfolgerDAB+empfangenkönnen,
                       Eindruckvermittelt,ersprechedirektzuuns.WelchePer-           sind mit Einstiegspreisen ab 20 Euro inzwischen kaum
                       spektivenhatdasRadioinunsererMedienlandschaft,die             teureralsreineUKW-Radios.MehrSender,bessererKlang
                       sichmittenimdigitalenWandelbefindet?                            und Zukunftssicherheit: Es spricht nichts dagegen, sich
                                                                                            jetztfürDigitalradiozuentscheiden.
          6            Das geschäftsmodell
                                                                                            Radiobranche uneins
                       RadiohatGlück:WiebeimFernsehenhatderUmstiegvon
                       analogerzudigitalerVerbreitungkeinengroßenEinfluss             DieRadioveranstaltervermittelnallerdingskeineinheitliches
                       auf das Geschäftsmodell, denn das Programm ist schon          Bild:EsgibtBefürworterdesUmstiegsvonUKWzuDAB+,
                       immerkostenfreizuempfangen,dieFinanzierungerfolgt              aber auch Skeptiker (Siehe Artikel Seite 16). Größtes
                       überWerbungundSponsoringbeziehungsweisegrößtenteils             ProblemsinddieKosten.Währenddieöffentlich-rechtlichen
                       Rundfunkgebührenbeidenöffentlich-rechtlichenSendern.             SenderfürdieDigitalradio-EinführungzusätzlicheGebüh-
                       PrintmedienhingegenhabendasProblem,ihrGeschäfts-               rengeldererhalten,müssendieprivatenAnbieterdenUm-
                       modellmitderMischungausAbonnement-undAnzeigen-                stieg über den Werbemarkt refinanzieren. Die parallele
                       erlöseninsdigitaleZeitalterzuüberführen–einExperiment        AusstrahlungdesProgrammsüberUKWundDAB+verursacht
                       mit ungewissem Ausgang. Beim Radio hingegen ist es            Mehrkosten,bringtaberkeinezusätzlichenWerbeerlöse.
                       egal,überwelchenVerbreitungswegdasProgrammemp-                 HinzukommtdieFrage,obsichDAB+überhauptamMarkt
                       fangenwird:EsistimmerdasgleicheProgramm,eswird              durchsetzt.InBayern,einemderVorreiterländerbeiDAB+,
                       vomHöreralskostenfreiwahrgenommenundeineWerbe-                hörenlautderaktuellenFunkanalyse2014lediglichknapp
                       schaltung deckt in der Regel alle Verbreitungswege ab.        3ProzentderBevölkerungab10JahrentäglichDigitalradio
                       DieHauptsacheist,derHörerschaltetein–egal,wieoder          überDAB+.3,9ProzenthörentäglichRadioübersInternet.
                       wo.Unddasmachternachwievorkräftig:79,7Prozent              DieZahlenzeigendiehoheBedeutung,dieUKWweiterhin
                       derDeutschenhörenlautagmaMedia-Analyse(MA2014                 imRadiomarkthat.WirtschaftlichinteressantistDAB+in
                       Radio II)  täglich Radio – im Durchschnitt drei Stunden     deraktuellenSituationvorallemfürPrivatsender,dieoh-
                       und14Minutenlang.                                                nehin bereits ein bundesweites Publikum ansprechen.
                                                                                            Während sie sich bislang mit mühsam erkämpften UKW-
                       Programm vor technik                                                 InselnineinzelnenBundesländernzufriedengebenmussten,
                                                                                            istesmitDAB+erstmalsmöglich,zumBeispielaufeiner
                       AufwelchemVerbreitungswegdasgewünschteProgramm                  AutofahrtvonMünchennachHamburgdurchgehendden
                       zuihnengelangt,istdenmeistenHörernohnehinegal:               gleichenprivatenRadiosenderterrestrischzuhören.
                       DerInhaltistwichtigeralsdieTechnik.BeimKaufeines
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» Der Inhalt ist wichtiger als die Technik. «

internet als ausweg?                                               Die nachteile des internets                                            7

VieleRadioveranstalterstellensichdieFrage,obesnicht        DerdigitaleKönigswegzumHöreristdasInternetjedoch
sinnvollerwäre,stattmitDAB+überdasInternetdenWeg          nicht.AlleindieKostenundKonditionensprechendagegen,
ins digitale Zeitalter zu gehen. Die Abrufzahlen der IP-   alles auf diese Karte zu setzen. Jeder Abruf eines IP-
Streaming-AngeboteimWebsteigendeutlich.Interessant:           StreamsverursachtaufgrunddesDatenverbrauchsKosten
GanzvorneinderBeliebtheitliegennichtetwaspezialisierte     sowohlbeimSenderalsauchbeimHörer.DerSenderzahlt
Webradios für ausgefallenen Musikgeschmack, der von           andenStreaming-Provider,derHöreranseinenInternet-
denUKW-Stationennichtabgedecktwird,sonderngenau              ProviderbeziehungsweiseseineMobilfunkgesellschaft.Ist
die Massenprogramme, die auch auf UKW die meisten           das monatliche Datenvolumen ausgeschöpft, wird der
Hörer erreichen (Webradiomonitor von BLM/Goldmedia,            mobile Internetzugang des Hörers auf Schneckentempo
IP-Audio-Messungderagma.).DieEntwicklungzeigt,dass           gedrosselt.AlleinschondeshalbdürfteIP-Streamingbei
IP-Streaming von den Hörern angenommen wird, zumal           dermobilenNutzungallenfallseineErgänzung,aberkein
dafür kein separates Gerät wie bei DAB+ benötigt wird.     ErsatzfürterrestrischenRadioempfangviaUKWoderDAB+
AlleinternetfähigenEndgeräte,etwaSmartphones,Tablets          sein.Fürdieöffentlich-rechtlichenSenderistIP-Streaming
oderLaptops,habenInternetradioquasieingebaut.Auch            allein schon deshalb keine Alternative zu klassischen
neueGeräteartenwieDatenbrillen(SmartGlasses)oder             Rundfunknetzen, weil ihr Grundversorgungsauftrag sie
Internet-Uhren(SmartWatches)–sogenannteWearables             dazu verpflichtet, allen Hörern ungehinderten Empfang
–ermöglichenIP-Radio-Empfang,habenaberDAB+nicht              zuermöglichen.Wederprivatenochöffentlich-rechtliche
an Bord. Im Gegensatz zu DAB+ dient IP-Streaming bei       SenderwollenzudemabhängigseinvonderTarifgestaltung
vielen Radiosendern bereits als zusätzliche Erlösquelle,      der Internet-Zugangsanbieter. Hinzu kommt, dass UKW
etwa über dem Stream vorgeschaltete Werbespots, Ban-         undDAB+nebendemstationärenauchfürmobilenEmpfang
nerwerbungoderWerbunginRadio-AppsfürSmartphones              inFahrzeugen,etwaimAutooderBus,entwickeltwurden
undTablets.DieApps,beziehungsweiseeinzelneFunktionen,        unddaherwenigeranfälligsindfürStörungen.Werschon
sindteilweisekostenpflichtigundtragensomitebenfalls          einmal versucht hat, im fahrenden Zug oder Auto eine
zurRefinanzierungbei.HinzukommtdiestärkereHörer-            stabileInternetverbindungperMobilfunkaufzubauenund
bindung,diesichvieleSendervonAppsversprechen.               beizubehalten,kenntdieProbleme.IP-Streamswährend
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                       » Mit DAB+ ist es erstmals möglich, auf einer Autofahrt von München nach Hamburg
                       durchgehend den gleichen privaten Radiosender terrestrisch zu hören. «
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                       derFahrtzuhören,istaufgrunddervielenVerbindungs-         machen kann. Webradio, DAB+, Kabel und Satellit: Nie
                       abbrüchekeinGenuss.                                            wareseinfacher,unkomplizierterundpreiswerterRadio
                                                                                        zuveranstaltenalsheute.EinBlickzurückindieHörfunk-
                       Radio auf allen Wegen                                            geschichtezeigt,dassesfastimmerneueKräftevonaußen
                                                                                        waren, die frischen Wind in die oft verkrusteten, einge-
                       Es gibt kein „Entweder-oder“ bei den künftigen Radio-     fahrenen Strukturen gebracht haben. In den 60er- und
                       Verbreitungswegen, sondern ein „Sowohl-als-auch“. Ra-        70er-JahrenwarendiesPiratensenderwieRadioCaroline,
                       diobetreibersolltenesihrenHörernsoeinfachwiemöglich      in den 80er-Jahren aus dem Ausland nach Deutschland
                       machen, ihr Programm zu empfangen, denn sie sind am      einstrahlende Sender aus Luxemburg, Südtirol und dem
                       Programminteressiert,nichtanderTechnik.Sender,die         ElsasssowieRadiostationenbeiunsstationierterStreitkräfte
                       aufmehrereStandbeinesetzen–vonUKW,DAB+undIP-            wie AFN oder BFBS. Oft war es nur mit großem Aufwand
                       Streaming bis zu Smartphone- und Tablet-Apps für alle     seitens der Empfangsgeräte und Antennen möglich, die
                       gängigenBetriebssysteme–habenzwarhöhereVerbrei-            Programmezuempfangen,aberdieHörernahmendiesin
                       tungskosten,könnensichabersichersein,diemaximale          Kauf.DieguteMusikundlockereModerationsprachenfür
                       Zahl an Hörern zu erreichen – ein wichtiger Aspekt im   sich–undzeigten:GutesProgrammistwichtigeralsguter
                       AuftrittgegenüberderWerbeindustrie.                          Klang.

                       frischer Wind                                                    traut euch was!

                       Verbreitungswege bilden nur die technische Grundlage.       Kritische Hörer, die beklagen, dass auf UKW heutzutage
                       ObeinProgrammerfolgreichist,entscheidendieHörer.          nurnoch„Einheitsbrei“läuft,habenmitDAB+undWebradios
                       Dasvielfachbeklagte,strengformatierteEinheitsprogramm,      unzählige Alternativen. Einige Radiomacher aus alten
                       mitdemdiegroßenUKW-Wellen–wirtschaftlicherfolgreich,      ZeitenbetreibeninzwischeneigeneWebradios,etwaFrank
                       aberweniginnovativ–denMassengeschmackbedienen,             Laufenberg(PopStop),BerndSchumachermitElmarHörig
                       bietetneuenAnbieterndieChance,mitfrischen,kreativen       (Top20radio)undDennisKing(KingFM),diemitunkon-
                       IdeendenHörernzuzeigen,dassmanRadioauchanders           ventionellerMusikauswahlundModerationHörerwieder
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» Radio spielt seine Trümpfe aus, wenn es live, spontan und persönlich ist. «

fürs Radio gewinnen wollen, die mit den üblichen UKW-    moderatoreninStuttgart(Antenne1,StadtradioPower-
Stationennichtsmehranfangenkönnen.DerfrischeWind,         station), beschreibt sein Erfolgsrezept so: „50 Prozent
dendieneuenProgrammeindieRadiolandschaftbringen,          liebtenmich,50Prozenthasstenmich,aberallehörten
könnte auch die etablierten großen Radioveranstalter        zu.“Wernichteinschaltete,hattewasverpasstundkonnte
zumUmdenkenbewegen:LasstauchmaldenModerator               nicht mitreden. Radio braucht Relevanz, das ist die Zu-
bestimmen,welcheTitelerinseinerSendungspielt,nehmt       kunft.
mehrHörerliveindieSendung,gebtprovokanten,pola-                                                      Dr. Jörn Krieger
risierendenPersönlichkeitenwiedereineChance,gebtdie
Berechenbarkeit auf und überrascht eure Hörer! Liefert     Über den autor
Gesprächsstoff! Radio spielt seine Trümpfe aus, wenn es                      Jörn Krieger arbeitetseit25Jahrenals
live,spontanundpersönlichist.InternetbasierteMusik-                           freierJournalistfürMedienfachdienste
abspieldienstewieSpotify,DeezerundPandorasindkeine                           imIn-undAusland.2004gründeteder
KonkurrenzfürSender,diesichnichtüberMusik,sondern                           Dipl.-GermanistdenMedienboten,einen
über ihre Moderatoren definieren und ihnen die Freiheit                      exklusivenNachrichtendienstfürFüh-
lassen,sichmitihrerPersönlichkeitzuunverwechselbaren                          rungskräftederMedienbranche,und
Einschaltfaktoren zu entwickeln. Elmar Hörig machte in                        warbis2010dessenChefredakteurund
seinerlegendären„Elmi-Show“beiSWF3undRIASIInicht                            Herausgeber.
nurmitfrechenSprüchenaufsichaufmerksam,sondern                               ZuseinemPortfoliogehörenzudemdie
indemerauchbewusstdasMusikformatdurchbrachund                                ModerationvonDiskussionsrundenauf
Oldies oder klassische Musik, etwa einen Wiener Walzer                       Medienkongressen,Hochschulseminare,
von Johann Strauss, in den Popwellen spielte. Achim                          BuchveröffentlichungenundFachüber-
Glück,inden90er-JahreneinerdermeistgehörtenRadio-                            setzungen.

                                                                                                                                        9
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theMa | RaDioZukunft - gastkoMMentaR

                                       „Im­Lokalen­selbst­liegt­die­Zukunft
                                       des­Radios.“
                                       Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines Kult-Mediums

                                       In einem Gastkommentar für Digitaltrends LfM blickt Matthias Horx, Gründer und Inhaber des Zukunfts-
                                       instituts und einer der führenden Trendforscher Deutschlands, auf die Entwicklungen der „großen alten
                                       Dame der heutigen Medienlandschaft“ (Horx). Ein Blick zurück ist dabei auch ein Blick voraus.

                                       DasRadioistvom„Fokusmedium“zum„Diffusionsmedium“             Die gegenwart
                                       geworden:WährendsichAnfangdes20.Jahrhundertsnoch
                                       dieganzeFamiliegespanntvordemGerätversammelte,              Im Internet-Zeitalter ist das Radio ein klassisches Non-
                                       umdieneuestenNachrichtenzuhören,istdasRadioheute          Fokusmediumgeworden.SeinenarrativeStrukturtendiert
                                       der ewig dudelnde Begleiter von Taxifahrern und Haus-       ineinermultimedialenundinteraktivenWeltzurNische.
                                       frauen.DochinZukunftwirdwiederzugehört:Siegehört           Obwohl so etwas wie „Hörerbeteiligung“ und „Radiode-
                                       der„ordnendenStimme“.                                           mokratie“immerwiederversuchtwurde,istderRückkanal
                                                                                                          nicht die Stärke des Mediums. Dennoch konnte es nicht
                                       Die evolutions-geschichte                                          nur in Nischen erstaunlich gut überleben. Der Grund ist
                                                                                                          sein„Talent“zueinemperfektenSekundärmedium.
                                       DasRadiogehörtzudenwenigenMedien,diesichtatsächlich
                                       rasendschnellinderGesamtpopulationdurchsetzten.In            DasRadioisteinesderwenigenMedien,dasimKontext
                                       den1920er-JahreninAmerikaundinden1930erninden             menschlichenMultitaskingsfunktioniert.SeineAufmerk-
                                       meistenLändernEuropaseingeführt,kamihminnerhalb              samkeits-Anforderungistgeringundvariabel.Mankann
                                       kürzester Zeit die Funktion eines Leitmediums zu: des       ein Radio im Hintergrund hören, bei der Arbeit und vor
        10                             erstenundperfektenOne-to-many-MediumsinEchtzeit.              allembeimAutofahren.DamitwurdendieMusikprogramme
                                       DerGrundfürdiesenDurchmarsch:DieSoziotechnikdes             zum„Teppich“,dermitdemAlltagslebenrundumdieUhr
                                       Mediums ist einfach, die Infrastruktur leicht zu gewähr-    kompatibelist.
                                       leisten.ManmussnureinenSendemastundeinenEmpfänger
                                       aufstellen,dasZuhörenerfordertkeinekomplexenKom-             DieMotivationdesRadiohörensbestehtvorallemimEffekt
                                       petenzen. Zudem waren die meisten Sender zunächst            derUnterkomplexität.Autofahrenerfordertwenigkognitiven
                                       staatlichgeprägt.DasmachtedasRadiozumStaatsprojekt          Input,ebensoBügelnundAm-Halteplatz-Warten.Dieer-
                                       undzumVerlautbarungsmediummithoherKollektiv-Kom-              staunlichhohenEinschaltquotendesMediumslassensich
                                       petenz.ÜbertragenwurdengroßeKonzerte,Nachrichten              alsonichteinszueinsindieRelevanzdesMediumsum-
                                       (ausSichtderRegierenden),Gottesdienste,Kriegsberichte.       deuten.WieauchdasFernsehen,nurnochradikaler,un-
                                       InderNachkriegszeitmodernisierte,demokratisierte,kul-         terliegt das Medium dem Lagerfeuer-Effekt. Radios sind
                                       turisierte und differenzierte sich das Radio massiv – es   „immer an“, aber das heißt nicht, dass jemand „zuhört“
                                       passte sich an die veränderten Gesellschaftsstrukturen        imSinnekognitiverPräsenzoderRezeption.
                                       an.Inden60er-JahrenkannmanesgetrostalsMedium
                                       gesellschaftlichen Wandels und neuer Identitätsbildung         Die verschiedenen Sendeformate, die sich im Laufe der
                                       betrachten.WennjungeDeutscheAFNhörten,denameri-             Privatisierung entwickelt haben, sind (meistens) immer
                                       kanischen Soldatensender, wurden sie mit dem Rock 'n'       nochlukrativ,weilmanbeisinkendenGrenzkostenRadio
                                       Roll-Virusinfiziert.DasRadioverkündetenunnichtmehr          immerbilligerproduzierenkann.Diesführtallerdingsin
                                       dasBestehende,sondernerzähltevomNeuen.                       eineAbwärtsspirale.Esbeschränkt,wiediemissglückten
                                                                                                          Einführungsversuche mehrerer Digitaltechnologie-Gene-
                                       Endeder70er-JahreendetedieseLeitbild-undFormungs-           rationen zeigen, die technische Innovationskraft. Radio
                                       funktion. Das Radio verlor seine innere Spannung – und     istheuteKapital-defensiv,lebtdurchSparenundsinkende
                                       seineDeutungsmacht–andasFernsehen.Inderzunehmenden         Grenzkosten. Auch die vorübergehende „Podcast“-Welle
                                       PrivatisierungdesMediumsinden80er-Jahrenentstanden           konnte das Radio nicht aus seinem Dornröschenschlaf
                                       immer mehr kommerzialisierte Milieu-Formate: Radio als        herausreißen.
                                       Selbstvergewisserungdes„Lifestyle“–undWerbekonzept.
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                                                                 Lokal-Heroismus: ImLokalenselbstliegtdieZukunftdes
                                                                 Radios, wahrscheinlich in einer Kombination mit multi-
                                                                 medialenregionalenServices.DieZukunftgehört–unter
                                                                 anderem–integriertenregionalenGesamt-Verlagen,die
                                                                 Zeitung,Radio,Web-Plattformen,lokaleServicesbishin
                                                                 zur Energieversorgung unter einen Hut bekommen und
                                                                 diejenigenörtlichbezogenenInformations-undOrgani-
                                                                 sationsbedürfnisseabdecken,dieinderglobalenSelektivität
                                                                 derMedienzukurzkommen.DasMedien-HausBauerhat
                                                                 dieseIdeeindieTatumgesetzt.EsbietetmitderDattelner
                                                                 Morgenpost,derHertenerAllgemeinen,derMarler,Stim-
                                                                 berger,WaltroperundRecklinghäuserZeitunglokaleNach-
                                                                 richtenimPrintundmitseinemSender„RadioVest“auch
                                                                 inTonforman.ZudembietetderVerlagauchdigitaleund
                                                                 mobileServicesan–natürlichallesamt„100%vonhier“
                                                                 undfürhier.

                                                                 Märchenonkel-Radio: Immer wieder wird es auch Retros
                                                                 desalten,kulturellenLeitmediumsgeben.Flüchtigvielleicht,
                                                                 nuraufSpezialthemenoderMinderheiten-Interessenbe-
                                                                 zogen,immeraberpersonenzentriert,narrativ,anklassi-
                                                                 schenErzählweisenorientiert.DenndieeigentlicheMagie
                                                                 desRadiosstecktinseinerFähigkeitzurordnendenStimme.
Die Zukunft                                                      Einarchaisches,dieganzeMenschheitsgeschichtedurch-
                                                                 ziehendesMotiv.WennmandieZukunftdesgutenalten,
DennochwirddasRadio,wiediemeisten„alten“Medien           autoritärenundglaubwürdigen„Radiosprechers“träumen
auch,immerwiedersekundäreRenaissancenerleben.Denn          könnte,dannwäreereinMythen-undSagen-Erzähler,der
seineNicht-KomplexitätistinderkommendenPhasedes           seine Geschichten Tag und Nacht erzählt und damit die                  11
Medien-Überdrusses und der Informations-Überflutung           immerverwirrendereWeltumunsherumordnetundberuhigt.
einkomparativerVorteil.ZudemhatdasRadio„romantische
Überschüsse“, von denen es im Sinn von Nostalgie- und    fazit
Retro-Effektenimmerwiederzehrenkann.
                                                                 ZusammenmitdenRadiotrends,diedurchdendigitalen
MöglicheKlein-Renaissancenwerdensichbeziehenauf:           Wandelausgelöstwurden,nimmtderMegatrendMobilität
                                                                 dabeidengrößtenEinfluss.DenndasRadioistdasGlokali-
Sprach-Minderheiten: Radio-Techniken eignen sich sehr         sierungs-Mediumschlechthin:ÜberdasInternetempfangen,
gut zur Organisierung sprachlicher Minderheiten, von        kannesaufderganzenWeltHeimatgefühlewecken.
denenesalleininEuropamindestens500gibt.ImRaum
solcher Minderheiten funktioniert das Radio besser als     DiekommerzielleZukunftdesRadiosliegtinderPRundim
das Internet (oder in Ergänzung), weil die gesprochene    Lokalen.RichtigspannendwirddieseEntwicklung,wenn
SprachedaseigentlicheThemadarstellt.„Jemandenspre-         mansichdenSocial-Local-Mobile-Trenddazudenkt,dermit
chen hören“ ist der Kern des kulturellen Anliegens und   derVerbreitungvonSmartphoneseinhergeht:PR-Aktionen,
stelltdieeigentlicheKnappheitdar.                           diemitGutscheinenperSMSoperieren.Foursquare-Deals.
                                                                 LokaleWerbung,diegeografischbishinzuderdemWerbe-
Expatriates: Radiowirdimmergernedanngehört,wenn            spot entsprechenden Autobahnausfahrt punktgenau ist.
es„inderFerneausderHeimat“berichtet.DieserEffekt        WenndasRadio,diesegroßealteDamederheutigenMedien-
korreliertmitdemGlokalisierungs-Trend:Weilimmermehr        landschaft,seinezementierteNischeverlassenkann,blickt
Menschenmulti-mobilleben,steigtderBedarfnachHei-          esaufeinegoldeneZukunft.
mat-Rückkopplung.Dabeiistesallerdingsfastbelanglos,
wasderSendersendet–eskönnenauchStaumeldungen                                                               Matthias Horx
vomAutobahnkreuzsein,indessenNähemanseineJugend
verbrachte. Doch nicht nur die Heimat-Nostalgie, auch      Auszug aus TRend uPdATe märz 2013 sowie „Zukunft der medien“ 2013/
dasAnkommenisteinwichtigesBedürfnisvonExpatriates.       Zukunftsinstitut Gmbh, Autor matthias horx
theMa | RaDioZukunft - gastkoMMentaR

                                       „Local­Heroes­gegen
                                       intelligente­Radioroboter“
                                       In einem Gastkommentar für Digitaltrends LfM beschreibt einer der innovativsten Radiomacher Deutsch-
                                       lands, Kristian Kropp, seine Gedanken und Visionen zur Entwicklung des Radios. Seit 2000 ist Kropp Ge-
                                       schäftsführer und Programmdirektor der größten deutschen multimedialen Plattform (Radio, Internet und
                                       Mobile) für junge Menschen – bigFM in Stuttgart. Seit 2009 ist er zudem Geschäftsführer von RPR1 und der
                                       Radiocom S.W. GmbH in Ludwigshafen.

                                       Wenn man über die Zukunft des Radios schreibt, dann         Prozentdavongebenan,dasssieauchWebradioüberihr
                                       fragtmanambestenBertoltBrecht.Vorfast100Jahren             Smartphonehören.JederDrittedieserSmartphone-Mu-
                                       warseineRadiotheorieeinedamalsunverstandeneVision.            siknutzernutztStreaming-DienstewieSpotify.Insgesamt
                                       Radio wäre dann perfekt – so dachte er frei übersetzt –   hörenrund40ProzentmindestenstäglichMusiküberihr
                                       wenn der Sender zum Empfänger, der Empfänger zum             Smartphone. Nächste Bastion der Webradio-Nutzung ist
                                       Sender,wennTeilenundKollaborierenzumSchlüsselmerkmal          dasAuto.SosiehtdereineTeilderRadio-Medailleaus.
                                       desRadioswürden.WenndasdieUr-IdeedesRadiosist,
                                       dannwardieFähigkeitdesRadiosnieauflinearesBroad-           DerandereTeiloffenbarteineweitereDimension–wenn
                                       castingreduziert.                                                 mandieführendenglobalenKöpfederRadioweltsprechen
                                                                                                           hört. Was sie sagen, hat Gewicht. Streaming-King John
                                       AberderReihenach.DieLagedesRadiosisthybrid,hete-          Donham,ChefvonTuneIn,istsogareinRadio-Streaming-
                                       rogenundnurimpermanentenPerspektiv-Wechselkommt               Superschwergewicht.Eristoptimistischundsagtganzim
                                       mandemKernnäher:FMtrotztderDigitalisierung.Faszi-           Brecht‘schenSinne:„Radioistheoriginalformofsocial
                                       nierend, wie die soziale DNA dieses analog verbreitete       media. It allows you to connect with other people and
                                       MediumwieeinUrviehüberWasserhält.Nachteil:FMist            ideasinyourcommunityorbeyond,forfree.Thisiswhat
        12                             wieZement.Wennerkaltet,isterunbeweglichundschlecht          makesradiouniqueandthereasonbehinditslongevity.”
                                       fürdringendbenötigteUm-undNeubauten.WieinStahl-
                                       betongegossenwirktdasRadio-Businessmodell2014in               BobPittmann,ChefdesUS-RadiogigantenClearChannel
                                       Deutschland. Die eindimensionale FM-Kontakt-Währung              (umfirmiert in iHeartMedia), sieht man die Zuversicht
                                       schreibtmittel-undlangfristigirreparabelsinkendeNet-          förmlichan,wennerüberdieZukunftdesRadiosspricht:
                                       towerbeumsätze förmlich fest. Am digitalen Milliarden-         Mit 243 Mio. Nutzern im Monat hat er eine Hör-Armee
                                       AudiomarktpartizipiertdielineareFM-Weltbisheutenicht         hinter sich und auch er fokussiert sich auf die „social
                                       wirklich. Fasziniert von der FM-Ausdauer, schneidet sich      power“vonRadio:„Theincreaseintechnologyfreedusto
                                       dieOldRadioEconomyimmermehrvomMilliardenmarkt                bemoreactive.Insteadofisolatingus,technologyhelps
                                       des„DigitalAudio“ab.WährenddessenexplodiertStreaming          people build more relationships and explore the world.”
                                       undwirddankPandora,TuneIn&Co.zumnächstenMilli-             Pittman fordert die Radiowelt auf, dem Vorbild seines
                                       ardenmarkt. Deutschland diskutiert eifrig weiter über          iHeartRadio-Mindsetszufolgen.DasCredolautet:InCom-
                                       DAB+, während die Experten von Forrester Research             munitiesdenken,inÜberzeugungen,MenscheneineHeimat
                                       akribisch versuchen hochzurechnen, wann digitale Ver-          geben,ZugehörigkeitdurchdieIntegrationvonsozialen
                                       triebswegedenphysischenHandelmitMusikübertreffen.             Netzwerken. Pittmann: „Think in tribes. After a radio
                                       DerBlickindiedigitaleStatistikzeigt,wodieMusikspielt:     companyhasidentifiedatribe,itcanpositionitsbrandas
                                       2013wurdeninDeutschlandinsgesamt36Mio.Euromit               thebeatofthetribe.”
                                       AboservicesundwerbefinanziertenMusik-Streaming-Seiten
                                       erwirtschaftet (Quelle: Bundesverband Musikindustrie).           Die „Radio-Tribe-Bewegung“ in Deutschland hat ihren
                                       ImmermehrsetztsichdasWissendurch:DerMarktfindet            eigenen Weg gefunden und macht große Fortschritte.
                                       dortstatt,woEndgerätesind.Spätestensinzweibisdrei          SRR lautet das Codewort: Social Radio Revolution. Die
                                       Jahren,someinenvieleExperten,sindSmartphonesdie              VernetzungvonFM,OnlineundSocialMediawirdimmer
                                       wichtigste „Plattform“ für Audio-Verbreitung. Der Anteil       perfekter.US-amerikanischeStationenschauenoftneidisch
                                       der Smartphone-Besitzer, die ihr Mobilgerät zum Hören         aufdieführendendeutschenRadio-Communities.Dasist
                                       vonMusikverwenden,steigt:Aktuellnutzen56Prozent              dieProduktwelt.BertoltBrechtwürdesichfreuen,wenn
                                       der Smartphone-Besitzer ihr Gerät zum Musikhören. 65          erseineUr-IdeevomSenden,Empfangen,Kollaborieren,
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TeilenundMitmacheninrealitersehenwürde.Genausobe-          hat.Dann,wennes„social“wirdodernachClearChannel-
geistert,wieervondemeinenoderanderenCommunity-             ChefPittmann„tribal“.Dassdieseinesogarwissenschaftlich
Radiowäre,genausovernichtendwäreseinUrteilinBezug          gesichertePerspektiveist,zeigtdieinzwischenberühmte
aufdie„Business-Lage“:DieRadiovermarkter-Weltmüht             Social-Media-Studie des Medieninstituts Ludwigshafen.
sichredlich,kommtaberausdemSchwitzkastenderMedia-         Dort wird dem Radiopublikum, weit vor Fernsehen und
agenturen nicht raus. Stellungskriege mit den globalen       Print,einehohesozialeundinteraktionsorientierteCha-
Mediahändlernkannsichkeinererlauben,dennweitüber            rakteristik zugeschrieben. Eine perfekte Basis für die
80ProzentdernationalenRadioumsätzesindfestinder            immerstärkergefragtenLean-Forward-Medien.Diedigitalen
HandderAgentur-Netzwerke.DielineareTKP-Logikwird             MähdreschervonApple,GoogleundCo.wissendasauch                     13
zumökonomischenGefängnis.DieFernseh-Rabatt-Seuche              undkennenihreMobilisierungsschwäche.Siewerdenalles
hatjetztauchdasRadiovollerfasstundderTeufelskreis         versuchen,den„HumanFactor“inihrenintelligentenRo-
produziertnurVerlierer:DieBefragungsmechanikderMA            boternzuerhöhen.AlseinederführendenWirtschaftsna-
tutihrÜbriges:Immerdeutlicherwird,wieweitdiealte          tionenderWeltkönnenwirindiesem„Medienkrieg“nur
Welt der Kontaktchancen-Wahrscheinlichkeit von der             eines dagegensetzen, unsere schärfste Waffe: Die vielen
EchtzeitinderdigitalenWeltentferntist.DieheutigeRa-       „Local Radio Heroes“ in Deutschland. Die vielen Arno
dio-WährungsagtnichtsüberdieBenchmarksdesdigitalen          Müllers,SusankaBersins,Böttcher&Fischers,HansBlom-
Zeitaltersaus:Aktivierungsgrad,Involvement-Indexoder           bergs,Frankies,JohnMentsoderWolfgangLeikermosers
SocialShares.HateineMedienmarkedieKraft,Menschen            dieser Welt. Wenn schon die technischen Rahmenbedin-
zuHandlungenzubewegenoderwiegroßistdie„Talk-of-           gungenimGlobalDigitalVillagelängstzementiertsind,
Town-Power“einesMediums?DavidEicher,Deutschlands              dannmussdieHoffnunginder„Heimat“liegen.Genauin
führenderSocial-Währungsexperte,hatdasinseinemMe-            diesen unverwechselbaren Köpfen, die nachweislich den
dia-ManifestvorJahrenbereitsexaktbeschrieben.Radio           UnterschiedzuSpotifyundCo.machen.DieDNAunserer
wärederidealeTurbofürdieseneuedigitaleWährung,die         Branche.DennMenschenprägenProdukteundderenHal-
nurvondenaltenMedia-Monopolen–noch–verhindert              tung. Deutschlands führender Markenspezialist, Frank
wird. Und das, obwohl wir mitten in einer digitalen Me-   Dopheide,siehthiereinegroßeZukunftschancefürRadio:
dien-Revolutionstehen.                                           „Eine Persönlichkeitsmarke wirkt fünffach wertsteigernd
                                                                   undistderTurbofürdieKommunikationdesRadios.Radio
ZumerstenMalinderGeschichteführtderFortschrittin          PersonalitieshabenwieinkaumeinemanderenMassen-
den Medien dazu, dass Technik den Faktor Mensch nicht      mediumdieKraft,diehöchsteWertstufederKommunikation
reduziert.ImGegenteil:DerisraelischeOrganisationsforscher     zuerreichen:dieIdentifikation.“RichtigguteAussichten
EyalSteinerzeigtsystematischauf,dassdieDigitalisierung      füreinUrvieh,dasgeradedabeiist,seinewahreIdentität
diezwischenmenschlicheKommunikationundInteraktion              inderDigitalisierungzuerkennen.
starkforcierthat.DasistdiegroßeChance,dieRadio–
insbesondere in Deutschland – in den nächsten Jahren                                                     Kristian Kropp
theMa | Rolle Des lokalfunks

                               „Lokal­ist,­was­lokal­bewegt“.­
                               Das­Lokale­im­Prozess­der­Digitalisierung
                               Nordrhein-Westfalen ist mit rund 17,6 Mio. Einwohnern der größte regionale Radiomarkt in Deutschland. Die Radio-
                               landschaft wird zum einen von den landesweiten Angeboten des WDR und andererseits von einer Vielzahl privater Lo-
                               kalangebote geprägt. Bei 45 zugelassenen Lokalsendern in Nordrhein-Westfalen hat nur Bayern eine größere
                               Vielfalt. Das Rahmenprogramm für alle liefert der Mantelsender radio NRW. Nach dem sogenannten Zwei-Säulen-
                               Modell liegt in NRW die Programmgestaltung in Händen der Veranstaltergemeinschaft, die wirtschaftliche trägt
                               die Betriebsgesellschaft. Digitaltrends LfM fragte in beiden Bereichen nach, welche Rolle der
                               Lokalfunk und das Lokale im Prozess der Digitalisierung der Medien spielen.

                                                                                                 und thorsten kabitz,
                               interview mit timo naumann,                                       Chefredakteur Radio Rsg
                               geschäftsführer des Verbandes
                               lokaler Rundfunk in                                               Undwirmüssenunsdamitabsetzen,
                               nordrhein-Westfalen e.V.                                          was kein Algorithmus kann. Mit starken
                                                                                                 PersonalitiesundspannendenGeschichtenimProgramm.

                               In der letzten Reichweiten-Analyse ma 2014 Radio II               Timo Naumann: Lokal ist, was lokal bewegt. Die Markt-
                               wurden die privaten Lokalradios im Verbund von Radio              forschungbestätigt,dasslokaleInformationundUnter-
                               NRW zum 29. Mal in Folge Reichweiten-König. Was sind              haltungweiterhinEinschaltgründesindundhoheRelevanz
                               für Sie die wichtigsten Herausforderungen, diesen Er-             beimHörerhaben.HieristdieKompetenzunsererMitarbeiter
                               folg in einer digitalen Welt zu sichern?                          vorOrtgefragt.DieLeidenschaft,diesiefürRadioundihr
                                                                                                 lokales Umfeld professionell transportieren, kann kein
      14                       Timo Naumann: ImWettbewerbmitdemWDRwirdderLo-              ortsbasierterDienstoderglobalerPlayerersetzen.
                               kalfunkvon1LIVE,WDR2undWDR4indieZangegenommen.
                               AufdieseFlottenstrategiereagierenwirmitguterMusik,         Medienmacher stehen vor der Herausforderung, ihre
                               lokaler Nähe und verschiedenen Aktionen. Gleichzeitig        Angebote im Takt der Digitalisierung weiter zu entwi-
                               müssen wir das geänderte Mediennutzungsverhalten der         ckeln. Welche Pläne wollen Sie als nächstes umsetzen?
                               Hörer beachten. Gerade die junge Zielgruppe sucht und      Gibt es eine Digitalisierungsstrategie für das Radio?
                               findetUnterhaltungundInformationgezieltimInternet.
                                                                                                 Timo Naumann: Digitales Radio (DAB+) konnte sich in
                               Thorsten Kabitz: Wirmüssenunsstärkeralsbislangals           NRWbishernichtdurchsetzen.DiekritischeMasseanEmp-
                               lokaleMedienmarkenbegreifenundweiterentwickeln.Die           fängernfehlt.DasneueLandesmediengesetzerleichtert
                               HerausforderungimDigitalenbestehtfürunsLokalfunker          die Förderung, jedoch nehmen wir aus dem Markt keine
                               darin,aufdenrelevantenPlattformenpräsentzuseinund         Signale wahr, dass DAB+ in absehbarer Zeit als Verbrei-
                               mit begrenzten Ressourcen gegen gebührenfinanzierte           tungsmedium für lokalen Hörfunk in NRW relevant wird.
                               Angeboteanzutreten.DasbrauchtkreativeKöpfe,intelli-         WeiterausbauenwerdenwirprogrammbegleitendeInhalte
                               genteLösungenundmutigeGesellschafter.                       aufdenWebseitenderLokalstationen.Diesestellenbereits
                                                                                                 jetztihrProgrammperLivestreamundSmartphone-App
                               Stimmt es, dass das Bedürfnis nach lokaler Identität und          zurVerfügung.
                               nach Informationen aus der Umgebung wächst? Stärkt
                               dieser Trend die Position der Lokalsender? Oder stoßen            Thorsten Kabitz: DasSmartphonealsAlternativezumAu-
                               globale Player und neue ortsbasierte Dienste in den loka-         toradioistnäheralsdasdigitaleKüchenradio.Hiermüssen
                               len Bereich vor?                                                  wir einsteigen. Beispiel lokaler Verkehrsservice: Mit der
                                                                                                 Kompetenz und den Infos, die wir im Programm haben,
                               Thorsten Kabitz: Nur, wenn wir sie lassen. Die NRW-Lo-      lassen sich mobile Dienste unter der Sendermarke ent-
                               kalradiossindmitzusammenüber510.000Fansauchbei            wickeln.ÜberdieWebauftritteschaffenwirZusatzangebote
                               FacebookdieNummereinsunterdendeutschenSendern.             auchfürsublokaleInhalte,dieichonairnichtabdecken
                               Mit der richtigen Strategie kann man globale Player für   kann. Für die junge Zielgruppe können wir mit dem
                               dieeigenenZweckenutzbarmachen.LokalradioalsFreund          geplantenJugendradioganzneueWegegehen.
                               undTagesbegleiteristaberauchselbsteinsozialesNetzwerk.
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