PRESS REVIEW Thursday, March 4, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of

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PRESS REVIEW

         Daniel Barenboim Stiftung
Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

         Thursday, March 4, 2021
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PRESS REVIEW                                                         Thursday, March 4, 2021

Der Tagesspiegel
Mehr Lockerungen als geplant–die Beschlüsse des Corona-Gipfels im Überblick

Der Spiegel
Klaus Lederer: Kultursenator kritisiert Jens Spahn wegen Corona-Politik

Der Tagesspiegel
Kulturstaatsministerin Monika Grütters machte sich vor der Ministerpräsident: innen-Konferenz am
Mittwoch für die „Berücksichtigung der Kulturszene“ stark

Berliner Zeitung
„Kultur bei Öffnungen mitdenken“ Plädoyer von Monika Grütters

Berliner Morgenpost
Der Berliner Komponist Aribert Reimann feiert heute den 85. Geburtstag. Ansonsten schreibt er an
seiner neuen Oper

Süddeutsche Zeitung
Seit Beginn der Pandemie sind in London Tausende Jobs im Kulturbereich verloren gegangen. Manche
Museen und Theater werden vielleicht nie wieder aufmachen

The New York Times
New York to Allow Limited Live Performances to Resume in April

Die Zeit
Erstmals versteigert das Auktionshaus Christie’s ein digitales Bild–nicht nur für die Kunstwelt eine
Verheißung
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(1) Schlappe für die Kanzlerin : Mehr Lockerungen als geplant – die Beschlüsse des Corona-Gipfels im Überblick - Politik - Tagesspiegel

          Schlappe für die Kanzlerin                                                                                             09:59 Uhr

          Mehr Lockerungen als geplant – die Beschlüsse des
          Corona-Gipfels im Überblick
          Beim Corona-Gipfel von Bund und Ländern gibt es ein Hin und Her, Streit um Schnelltests und den Handel. Die
          Kanzlerin muss Abschied nehmen vom Inzidenzwert 35. VON GEORG ISMAR UND KAI PORTMANN

          MARKUS SCHREIBER/AP POOL/DPA
                                             
          Angela Merkel (M, CDU), Markus Söder (r, CSU) und Michael Müller (SPD) nehmen nach einem Treffen im Kanzleramt an einer...

          Es war ein Corona-Gipfel, der zeitweise zeigte, wie sehr die Nerven blank liegen - und Bundeskanzlerin Angela Merkel
                                                                                                                                       FOTO:

          (CDU) die Grenzen ihres Corona-Kurses aufgezeigt hat. Seit 14.30 Uhr hatten Bund und Länder am Mittwoch getagt. Kurz vor
          21 Uhr kam es zu einer rund 60-minütigen Unterbrechung - einige Länder pochten auf eine weitgehende Öffnung des
          Handels schon ab einer Inzidenz von 50.

          Sogar von einer möglichen Vertagung war die Rede. Zermürbend waren die Verhandlungen, die in einer Staatskanzlei schon
          als „Strafe Gottes“ gebrandmarkt werden.

          Dann kam es zu einer dramatischen Wende: Die von Merkel erst beim letzten Treffen wegen der Virus-Mutanten eingezogene
          35er-Inzidenz wurde gekippt, nun soll eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in sieben Tagen die
          Grenze für Lockerungen sein, damit könnte der Handel schon bald wieder öffnen. In Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz
          soll das schon ab Montag der Fall sein.

          Über neun Stunden wurde verhandelt, am Ende kam ein neuer Lockdown-Lockerungsplan heraus. Deutschland stehe nun an
          der Schwelle zu einer neuen Phase der Pandemie, „in die wir nicht mit Sorglosigkeit, aber doch mit berechtigten Hoffnungen
          hineingehen können“, sagte Merkel am späten Mittwochabend nach den Beratungen. „Der Frühling 2021 wird ein anderer
          sein als der Frühling im vergangenen Jahr.“

https://www.tagesspiegel.de/politik/schlappe-fuer-die-kanzlerin-mehr-lockerungen-als-geplant-die-beschluesse-des-corona-gipfels-im-ueberblick/2696…   1/6
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&

              Möglich geworden sei dies nach dem Eindämmen des Infektionsgeschehens in den vergangenen Monaten, die für viele
              schwere Belastungen und nie da gewesene Freiheitseingriffe bedeutet hätten. „Was wir gemeinsam durchgestanden haben,
              das war hart“, sagte Merkel. Es habe aber Wirkung gezeigt. So seien die Intensivstationen der Kliniken aus einer gefährlichen
              Notlage um die Weihnachtszeit zurückgeholt worden.

              Merkel betonte zugleich, es gehe nun um Schritte der Öffnung, die die Entwicklung aber nicht zurückwerfen dürften. Es gebe in
              Europa Beispiele einer dramatischen dritten Welle. „Diese Gefahr besteht auch für uns“, sagte die Kanzlerin.

              Das haben Bund und Länder beschlossen:

               Verlängerung des Lockdowns bis 28. März - mit Lockerungen.

               Blumenläden, Buchhandlungen und Gartenmärkte dürfen ab 8. März öffnen - mit Personenbegrenzung.

               Die Kontaktbeschränkungen werden ab kommender Woche gelockert, Treffen von zwei Haushalten, mit bis zu fünf
               Personen, sollen wieder möglich sein.

               Arztpraxen sollen ab Ende März, Anfang April den Corona-Impfstoff verimpfen können, um hier mehr Tempo zu
               machen.

               Der Handel kann in den Bundesländern ab einer Inzidenz von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern in sieben
               Tagen öffnen - mit einer Begrenzung von einem Kunden je 10 Quadratmeter bei einer Verkaufsfläche von bis zu 800
               Quadratmetern.

               Liegt die Inzidenz zwischen 50 und 100, kann ein Bundesland ab 8. März den Einzelhandel für sogenanntes
               Terminshopping („Click and meet“) öffnen.

               Diese Regelung gilt auch für Museen, Galerien, zoologische und botanische Gärten - größere Öffnungen ab der 50er-
               Inzidenz, darüber auch nur mit individuellen Zeitfenstern.

               Ebenso können Individualsport alleine oder zu zweit und Sport in Gruppen von bis zu zehn Kindern bis 14 Jahren
               im Außenbereich ab 8. März möglich sein, wenn die Inzidenz stabil unter 100 liegt.

               Wenn die Inzidenz nach der Einzelhandelsöffnung weitere zwei Wochen lang unter 100 liegt, kann die
               Außengastronomie ab frühestens 22. März unter strengen Auflagen, vor allem bei der Personenzahl, wieder öffnen.
               Sitzen aber an einem Tisch Personen aus mehreren Hausständen „ist ein tagesaktueller COVID-19 Schnell- oder

https://www.tagesspiegel.de/politik/schlappe-fuer-die-kanzlerin-mehr-lockerungen-als-geplant-die-beschluesse-des-corona-gipfels-im-ueberblick/2696…   2/6
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Selbsttest der Tischgäste erforderlich.“ Liegt die Inzidenz unter 50, sind großzügigere Öffnungen in der
 Außengastronomie möglich.

 Ebenso kann es ab 22. März auch zu Öffnung von Theatern, Konzert- und Opernhäusern sowie Kinos kommen,
 sowie kontaktfreiem Sport im Innenbereich - also etwa Fitnessstudios - bei einer Inzidenz von unter 100 wie bei der
 Gastronomie, aber nur mit Vorlage tagesaktueller Corona-Schnell- oder Selbsttests.

 Weitere Öffnungen sind dann erst wieder 14 Tage später möglich, sofern das Infektionsgeschehen stabil bleibt. Also
 frühestens ab 5. April. Das könnte also erst nach Ostern der Fall sein. Dann können Freizeitveranstaltungen mit bis
 zu 50 Teilnehmern im Außenbereich wieder stattfinden.

 Neu eingeführt wird eine „Notbremse“. Steigt die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner an drei
 aufeinanderfolgenden Tagen auf über 100, treten ab dem zweiten Werktag danach die Regeln wieder in Kraft, die bis
 zum 7. März gegolten haben, also strengere Kontaktbeschränkungen und mögliche erneute Schließungen.

 Keine Öffnungsperspektive wird gegeben für Innen-Gastronomie, Veranstaltungen, Reisen und Hotels - darüber
 soll auf der nächsten Sitzung von Bund und Ländern beraten werden.

 Das bedeutet: Osterurlaub im Inland ist nur sehr beschränkt möglich, Reisen aber zum Beispiel nach Mallorca mit
 negativem Corona-PCR-Test schon.

 Die Homeoffice-Regelung wird bis zum 30. April verlängert: Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber müssen den
 Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen, sofern die Tätigkeiten es zulassen, wird im Beschluss betont.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der amtierende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz,
betonte bei der Pressekonferenz: „Es ist keine Zeit der einfachen Antworten.“ Es müsse jetzt jeder in Eigenverantwortung
den eingeschlagenen Weg unterstützen.

[Mehr zum Thema: Rekonstruktion von Merkels Corona-Kehrtwende - „Wildes Gekläffe, vom Kanzleramt bis nach Bayern und
zurück“ (T+)]

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) brachte die Beschlüsse und das geplante Vorgehen auf die Formel:
„Vorsicht, Vertrauen und Verantwortung“. Der März sei „ein Monat des Übergangs“, sagte Söder. „Wir müssen sehr
aufpassen, dass wir nicht unbedacht in den nächsten Lockdown kommen.“ Davon hänge auch ab, wie sich das Osterfest
gestalten werde.

Sehen Sie hier die Pressekonferenz mit Merkel, Müller und Söder nach dem Coronagipfel im Video:

Zoff zwischen Söder und Scholz

Immer wieder gab es bei dem Gipfel harte Auseinandersetzungen. Am Ende vor allem zwischen Söder und Finanzminister
und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Dabei ging es um die Beteiligung der Länder am Härtefallfonds für Selbstständige
und Kleinstunternehmer, Scholz pochte auf eine hälftige Beteiligung.

Söder sagte laut Teilnehmerangaben: „Was regen sie sich auf, dass ist doch nicht ihr Geld.“ Darauf Scholz: „Nein, es ist aber
das Geld der deutschen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler, über das sie so frei verfügen wollen.“

Söder habe im weiteren Scholz attackiert, was er denn getrunken habe, er solle sich nicht als Kanzler aufspielen und so
schelmisch grinsen.

Bei der Pressekonferenz nach den Beratungen sagte Söder zu dem Streit, Scholz sei „sehr pointiert“ aufgetreten. Nach der
Meinungsverschiedenheit hätten sie aber auch schon wieder miteinander gesprochen. „Ich will nicht sagen, wir sind ein
Herz und eine Seele, aber jetzt ist alles wieder gut“, sagte Söder.

Die Stimmung war ohnehin von Anfang an gereizt bei dem Gipfel. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela
Schwesig (SPD) zeigte sich schon einige Stunden zuvor fassungslos, dass Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kein
Konzept für ausreichend Schnelltests vorlegen konnte, die eigentlich zum Schlüssel für mehr Lockerungen und ein stärkeres
„mit dem Virus leben“ werden sollen. „Ständig werden neue Hoffnungen geweckt und nichts erfüllt“, so Schwesig.
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Es entwickelte sich schon von Beginn an ein schwieriges Ringen zwischen Merkel und den Ministerpräsidentinnen und -
präsidenten um den richtigen Kurs zwischen Vorsicht vor den sich stark ausbreitenden Virusmutanten und dem Wunsch nach
mehr Lockerung. Wie erwartet einigte man sich schnell, dass der Lockdown bis zum 28. März verlängert wird. Das war
noch eine leichtere Aufgabe.

Denn schon im Vorfeld hatte sich gezeigt: Der Corona-Kurs von Kanzlerin Merkel gerät immer mehr unter Druck, die Prioritäten
verschieben sich: Vor dem Gipfel gab es diesmal kein Expertengespräch mit Virologen, sondern mit der Wirtschaft. Alle
Spitzenverbände und Gewerkschaften waren dabei, vom BDI über den DGB bis Handelsverband und DIHK. Und da ist seit
Tagen der Unmut groß.

Die Beschlussvorlage für die laufenden Verhandlungen bot Überraschungen, die bereits ein erstes Nachgeben Merkels
offenbarten.

Impfen bald schon in Arztpraxen möglich

Da das Impftempo ganz entscheidend ist, um rascher wieder alte Freiheiten zurückzuerlangen, wurde vor den schwierigsten
Fragen beschlossen, dass ab Ende März, Anfang April nicht mehr nur in Impfzentren, sondern bundesweit auch in
Arztpraxen der Corona-Impfstoff verabreicht werden soll. Dabei könnte auch die Impfreihenfolge aufgeweicht werden, da
zum Beispiel Hausärzte durch Kenntnis der Krankheitsbilder am besten entscheiden können, wer bevorzugt zu impfen ist.

Kanzlerin Merkel hatte intern zuletzt betont, es würde in Deutschland 60.000 Hausärzte geben - wenn nun mehr Dosen zur
Verfügung stehen, könne das Tempo deutlich beschleunigt werden.

Allerdings müssen nun die Länder erst Konzepte dafür aufsetzen. Es kam auch zu Debatten zwischen dem nordrhein-
westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) und Bayerns Ministerpräsident Söder, der hier auf deutlich mehr
Tempo drückt, während Laschet mahnt, dass es erstmal einen durchdachten Plan geben müsse.

Daher soll das bundesweite Pilotprojekt im Landkreis Nordwestmecklenburg (Mecklenburg-Vorpommern) nun als Vorbild
dienen, die dortigen Erfahrungen sollen in die Umsetzung einfließen. Dort impfen schon seit Februar Hausärzte in ihren Praxen
ältere Bürger gegen Corona, um ihnen den in dem dünn besiedelten Bundesland oft weiten Weg in ein Impfzentrum zu
ersparen.

Kritik an Spahn wegen fehlender Schnelltests
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(1) Schlappe für die Kanzlerin : Mehr Lockerungen als geplant – die Beschlüsse des Corona-Gipfels im Überblick - Politik - Tagesspiegel

          Noch komplizierter sind die Probleme bei der ab April geplanten Schnelltest-Offensive, weshalb Gesundheitsminister Spahn
          in der Runde immer wieder Kritik einstecken musste, da inzwischen klar ist, dass bis April nicht genug Schnelltests
          verfügbar sind - dabei sollen sie größere Öffnungsschritte ermöglichen. In Österreich gibt es seit Anfang März für alle fünf
          kostenlose Schnelltests im Monat.

          Allen Verhandlern war klar, dass rasch mehr getestet werden muss und mehr Menschen durch Impfungen geschützt werden
          müssen - die Zielerreichung war weniger klar.

          In diesen Bundesländern gibt es die meisten neuen Fälle
          Die Karte zeigt die Zahl der Coronafälle pro 100.000 innerhalb der vergangenen sieben Tage je Bundesland.

            Neue Fälle pro 100.000 Einw.
            in den letzten 7 Tagen

                1    5 10 25 50 100200300
                                                        Schleswig-Holstein
                                                              47,7
                                                                                          Mecklenburg-Vorpommern
                                                                                                   72,7
                                                                Hamburg
                                                                  83,4

                                                   Bremen
                                                    80,8

                                                            Niedersachsen                                Berlin
                                                                65,4                                     71,1

                                                                                                              Brandenburg
                                                                                  Sachsen-Anhalt                 65,8
                                                                                      94,1

                           Nordrhein-Westfalen
                                  65,1

                                                                                                       Sachsen
                                                                             Thüringen                  91,2
                                                       Hessen                  135,4
                                                        67,7

                           Rheinland-Pfalz
                                50,7

                          Saarland
                            69,1

                                                                                         Bayern
                                                 Baden-Württemberg                        69,3
                                                       57,3

          Die Fallzahlen werden anhand der Angaben der Landkreise und Landesgesundheitsämter berechnet. Sie können von den Zahlen des RKI abweichen, da dort Fälle oft mit
          Verzögerung ankommen.
          Grafik: Tagesspiegel Innovation Lab • Quelle: Risklayer, CEDIM (KIT) et al., Tagesspiegel (letztes Update 04.03.2021, 00:00 Uhr, letzte Datenabfrage 04.03.2021, 10:07 Uhr)

          Hier gab es bei den Beratungen zumindest etwas neue Hoffnung: Spahn geht davon aus, dass der Impfstoff von Astrazeneca
          künftig auch an ältere Menschen in Deutschland verabreicht werden kann. Er zeigte sich beim Gipfel sehr zuversichtlich, dass
          die Zulassung des Impfstoffes für über 65-Jährige komme, da es neue, gute Daten aus Schottland und England habe. Er
          rechnet mit einer kurzfristigen Entscheidung der Ständigen Impfkommission (Stiko) hierzu.

          Um die vorsichtigen Öffnungen abzusichern, soll bis Anfang April ein nationales Schnelltestkonzept stehen, ursprünglich
          hatte Spahn dies für Anfang März versprochen.

          Das sind die wesentlichen Punkte des Schnelltestkonzepts:

                    Allen Bürgern wird mindestens einmal pro Woche ein kostenloser Schnelltest einschließlich einer Bescheinigung
                    über das Testergebnis „in einem von der jeweiligen Kommune betriebenen Testzentrum, bei von der jeweiligen Kommune
                    beauftragten Dritten oder bei niedergelassenen Ärzten ermöglicht“, heißt es in dem Papier. Die Kosten übernimmt der

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(1) Schlappe für die Kanzlerin : Mehr Lockerungen als geplant – die Beschlüsse des Corona-Gipfels im Überblick - Politik - Tagesspiegel

               Bund - bereits ab 8. März. In einer vorherigen Vorlage war noch von bis zu zwei kostenlosen Schnelltests je Bürger und
               Woche die Rede.

               Die Schnelltestpflicht für Unternehmen wurde gekippt, nun ist es nur noch ein Appell. Nun heißt es: „Für einen
               umfassenden Infektionsschutz ist es erforderlich, dass die Unternehmen in Deutschland als gesamtgesellschaftlichen
               Beitrag ihren in Präsenz Beschäftigten pro Woche das Angebot von mindestens einem kostenlosen Schnelltest machen.“

               In Regierungskreisen gibt es massiven Unmut über Spahn, denn mit den bisher gesicherten Schnelltests würde man
               nicht weit kommen - dabei sei seit Wochen klar, dass hier alle Möglichkeiten mobilisiert werden müssen. Daher wird
               versucht, auch verstärkt Selbsttests zu organisieren. Laut Spahns Ministeriums stehe man mit Unternehmen in Kontakt,
               „um Kontingente in Höhe von bis zu 208 Millionen Selbsttests zu sichern“. Mit weiteren potentiellen Anbietern von
               Selbsttests liefen die Gespräche für ähnliche Vereinbarungen."

          Auch Spahn war bei der Schalte mit der Wirtschaft am Dienstagabend vor dem eigentlichen Corona-Gipfel dabei. Der
          Gesundheitsminister steht nach vorschnellen Ankündigungen, nicht gehaltenen Versprechen und der Sache mit dem
          Spenden-Dinner vor seiner Corona-Infektion unter verschärfter Beobachtung. Zuvor hatte er am Abend noch eine andere
          Schalte. Mit Vertretern von Johnson & Johnson, das Unternehmen hat die Zulassung eines vierten Impfstoffs zum Schutz vor
          Covid-19 beantragt.

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                                             Von Jost Müller-Neuhof

          „Nach der Zulassung könnte der #Impfstoff bald in Deutschland eingesetzt werden“, twitterte sein Ministerium hoffnungsfroh zu
          einem Bild Spahns vor dem Bildschirm. Um 22.30 Uhr kam dann eine Nachricht vom Weißen Haus. In den USA ist der
          Impfstoff schon zugelassen. Johnson & Johnson, der Pharmakonzern Merck und die Regierung bauen gemeinsam eine
          Massenproduktion auf. „Wir haben damit genug Impfstoffe für alle Amerikaner bis Ende Mai – zwei Monate früher als bisher
          erwartet.“

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          Thema: Angela Merkel

https://www.tagesspiegel.de/politik/schlappe-fuer-die-kanzlerin-mehr-lockerungen-als-geplant-die-beschluesse-des-corona-gipfels-im-ueberblick/2696…      6/6
Klaus Lederer im SPIEGEL-Spitzengespräch

 »Was macht eigentlich
 Gesundheitsminister Spahn zurzeit
 beruflich?((
 »Irgendwo an vorletzter Stelle«: Berlins Kultursenator sieht die
 Kulturszene in der Corona-Politik vernachlässigt. Im SPIEGEL­
 Talk sagte der Linkenpolitiker, wie er schon bald
 Kulturveranstaltungen ermöglichen will.

 03.03.2021, 12.39 Uhr

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 Berlins Kultursenator Klaus Lederer
Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) sieht
massive Versäumnisse der Bundesregierung in der Coronakrise
– insbesondere beim Umgang mit der Kulturszene. Im
SPIEGEL-Spitzengespräch mit Moderator Markus
Feldenkirchen sagte Lederer, er frage sich immer wieder: »Was
macht eigentlich Gesundheitsminister Spahn zurzeit
beruflich?«

Lederer bezeichnete es als »ein Unding«, dass Spahn
versprochen habe, dass ab dem 1. März Corona-Schnelltests
für alle verfügbar sein sollten und er dieses Versprechen
kommentarlos gebrochen habe. »Deutschland muss beim
Impfen und Testen endlich aus den Puschen kommen.«

Mit Blick auf die Kulturlandschaft sagte Lederer, es könne
nicht sein, dass das Thema bei den Gesprächen über
anstehende Öffnungen erneut hintenüberfalle. Er habe den
Eindruck, dass die Kultur bei vielen Politikern »irgendwo an
vorletzter Stelle« komme.

Dabei seien die Voraussetzungen für eine Wiedereröffnung in
vielen Kultureinrichtungen, zumindest in Berlin, schon
längst erfüllt. In den letzten Monaten hätten die Betreiber
mit Hochdruck an Hygienekonzepten gearbeitet, Luftfilteranlagen
eingebaut und sich auf Publikumsbetrieb unter Einhaltung der
entsprechenden Auflagen vorbereitet. »Wenn wir jetzt über die
Öffnung von Baumärkten reden, aber nicht über die Öffnung von
Theatern und Opernhäusern«, dann könne man das niemandem
vermitteln, sagte Lederer.
Geht es nach seinen Vorstellungen, soll es in Berlin bald möglich
sein, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Die Idee: Man kauft
ein Ticket. Dadurch bekommt man Zugang zu einem System, in
dem man ein aktuelles Testergebnis hochladen kann. Wenn das
Ergebnis negativ und verifiziert ist, wird man für den Besuch der
Veranstaltung freigeschaltet.
Mit Blick auf die aktuelle Lage der Klubszene in Berlin sagte
Lederer, akut gebe es seinen Informationen zufolge keine
pandemiebedingte Gefährdung der Einrichtungen. Die
entsprechenden Hilfen seien geflossen und hätten geholfen.

Sorgen mache er sich vor allem um die Soloselbstständigen
und Freiberufler, sagte Lederer. Regelmäßig erhalte er
Nachrichten von Kulturschaffenden, die ihm sagten, dass sie mit
dieser Unsicherheit nicht gerechnet hätten und damit auch nach
der Pandemie nicht weiterleben wollten. »Ich fürchte, da wird es
eine massive Verarmung der Kulturlandschaft geben.«
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        Donnerstag, 04.03.2021, Tagesspiegel / Kultur

        Ist die Saison gelaufen?
        Bald wird wieder geöffnet und gespielt. Oder nimmt das Drama kein Ende?
        Das entscheidet die Politik – und die Inzidenz
        Von Birgit Rieger

               Unsichtbar sein ist keine Lösung. Die Porträts von Stand-up-Comedian Erika Ratcliffe (v. l.), Künstlerin Anne Im‐
               hof und Schauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach sind Teil der Fotoaustellung „Miss You“, die bis zum
                16. März im Stadtbild von Berlin, Hamburg und Baden-Baden zu sehen ist. Als leuchtendes Lebenszeichen der
                            Kulturszene. Fotos: Sebastian Wells, Antonia Schlösser, Maurice Weiss/alle Ostkreuz

        Seit November ist die Kultur geschlossen. Zum zweiten Mal seit Ausbruch der Pandemie. Kul-
        turstaatsministerin Monika Grütters machte sich vor der Ministerpräsident:innen-Konfe-
        renz am Mittwoch für die „Berücksichtigung der Kulturszene“ stark: „Nicht nur weil die
        Kultur- und Kreativbranche ein so wichtiger Wirtschaftsfaktor ist, sondern auch weil Kultur
        kein Luxus ist, den man sich nur in guten Zeiten gönnt.“ Ein verantwortungsvoller Neustart
        sei möglich, so Grütters.

        Untermauert wird ihr Plädoyer durch ein „Eckpunkte-Papier zur Wiedereröffnung des Kul-
        turbetriebes unter Pandemiebedingungen“, das vom Bundesumweltamt in Kooperation mit
        Grütters’ Behörde erstellt wurde. Kinos, Theater, Konzerthäuser mit „sitzendem“ Publikum
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        und Einrichtungen mit „beweglichem“ Publikum wie Museen und Bibliotheken könnten
        durch leistungsfähige Lüftungsanlagen, Abstand und dem Tragen von Masken sicher öffnen;
        Aufenthalte von 2 bis 2,5 Stunden seien möglich, auch mit einzelnen Infizierten im Raum.
        Das Papier enthält Checklisten und Beispielrechnungen für individuelle Öffnungskonzepte.

        Der Shutdown wird bis 28. März verlängert. Am 22. März konferiert auch wieder die Corona-
        Runde im Kanzleramt. Offen bleibt, ab welchem Inzidenzwert die Öffnungsszenarien
        greifen. Und ob auch einzelne Bundesländer mit niedrigen Zahlen die Öffnung von Museen
        gestatten können, gefolgt von Bühnen, Konzerthäusern und Kinos, wenn der Wert stabil
        bleibt. Klare Perspektiven sind das wieder nicht. Viel zu viele organisatorische Fragen sind
        nicht geklärt. Das Thema Kultur wurde am Mittwoch im Grunde nur wieder vertagt.

        MUSEEN UND GALERIEN

        Die Berliner Gemäldegalerie lässt sich jetzt digital erkunden. Der 360-Grad- Rundgang durch
        58 Säle ist fertig, hieß es stolz aus den Staatlichen Museen. Man wundert sich: Ein Jahr hat
        die Entwicklung gedauert. Weil der Rundgang ehrenamtlich von einem Mitglied des Förder-
        vereins erstellt wurde.

        Nicht alle Museen tun sich mit ihrer Digitalstrategie derart schwer, aber alle wünschen sich
        wieder analoge Gäste. Wenn es bei der Beschlussvorlage vom Mittwoch bleibt, können Häu-
        ser wie der Gropius Bau hoffen: Eigentlich sollte dort am 19. März die verschobene Ausstel-
        lung der japanischen Starkünstlerin Yayoi Kusama starten. In Berlin liegt die Inzidenz der-
        zeit bei 68,5, Tendenz steigend. Trotzdem könnte die Kusama-Schau womöglich beginnen.
        Auch der Deutsche Museumsbund forderte zeitnahe Öffnung en und betont die gesellschaft-
        liche Bedeutung der Museen. „Vor dem Hintergrund der zunehmenden psychischen Belas-
        tung und Vereinsamung kann der Museumsbesuch ein wichtiger Lichtblick sein, der Halt
        und Hoffnung gibt.“ Den privaten Galerien geht es vielleicht schon ab 8. März besser: Laut
        Beschlussvorlage darf der Einzelhandel dann wieder für „Terminshopping“ öffnen. Interes-
        sierte könnten nach Vereinbarung auch in die Galerie, unter Hygieneauflagen . Birgit Rieger

        LITERATUR

        Es schmerzte etwas, als der Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergangene Woche
        von Bund und Ländern die Öffnung der Buchhandlungen mit der Formulierung forderte,
        dass die Gesellschaft nicht länger auf ihre „geistigen Tankstellen“ verzichten könne. Doch
        lässt sich so was leichter verschmerzen, wenn die Buchhandlungen tatsächlich am kommen-
        den Montag, den 8. März, öffnen. Bundesweit geschlossen waren sie sowieso nicht, in Berlin,
        Brandenburg und Sachsen-Anhalt ließen sich auch seit dem Shutdown am 16. Dezember Bü-
        cher vor Ort kaufen. In den anderen Ländern war es bisher zumindest möglich, online zu be-
        stellen und das Bestellte im Laden abzuholen.

        Auch die Buchbranche kämpft: Verlage melden Umsatzrückgänge, manche Buchhandlung
        steht vor dem Aus, die Buchmessen fallen aus. Trotzdem veröffentlichen die Verlage wahn-

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        sinnig viele neue Bücher, nur dass diese nicht live vorgestellt werden können. Was wiederum
        für Autoren und Autorinnen bedeutet, auf wichtige Einnahmequellen verzichten zu müssen.

        Die Literaturhäuser haben ihre Programme seit März 2020 konsequent digitalisiert. Auch in
        Berlin werden Veranstaltungen im März ausschließlich gestreamt. Was den April und die Fol-
        gemonate angeht, wartet man ab. Beim LCB wäre man flexibel, wie Thomas Geiger sagt; im
        Brecht Haus verhält es sich genauso. Hier sieht der neue Leiter Christian Hippe die Hybrid-
        modelle aus Live-Veranstaltung und digitaler Übertragung sogar als Chance für die Zukunft.
        Und das mit dem „geistigen Tanken“? Ach, da findet sich vielleicht nach der Pandemie ein
        Lektorat für den Börsenverein, das solche Formulierungen streicht. Gerrit Bartels

        KINO

        Am Sonntag haben sie geleuchtet. Nicht mit Filmtiteln auf den Anzeigentafeln, sondern mit
        Werbung in eigener Sache. Die „Kinos haben ,Keine Zeit zu sterben‘ “, stand da zum Beispiel,
        in Anspielung auf den vielfach verschobenen neuen Bond-Film: Die bundesweite Leuchtak-
        tion der Filmtheater sorgte für mediale Aufmerksamkeit. Sie ist auch dringend notwendig,
        denn während die Novemberhilfen nach wie vor nicht vollständig ausgezahlt sind und die
        Überbrückungsgelder III auf sich warten lassen, glaubt keiner mehr so recht an die Erfüllung
        des Wunsch-Öffnungstermins zu Ostern.

        Immerhin, „wir sind jetzt sichtbar“, sagt Christine Berg, Chefin des Hauptverbands der
        Filmtheater. „Die Politik hat uns auf dem Radar, wir sind eingeordnet, bei der
        Außengastronomie.“ Beim letzten Corona-Gipfel tauchten die Kinos gar nicht erst auf. Des-
        halb wertet Berg die Vorschläge der Ministerpräsidentenkonferenz positiv. Endlich würden
        ihre Hygienekonzepte ernst genommen.

        Falls es der 22. März als frühester Termin auch für die Kinos werden sollte, hilft allerdings
        ein Szenario wenig, das auf stabilen Inzidenzwerten basiert. Das sieht eher nach Sommer
        aus, und nach dem Winter wäre auch die Frühlingssaison verpasst. An lauen Sommeraben-
        den gehen die Menschen wenig ins Kino; nach über einem Lockdown-Jahr dürften es 2021
        noch weniger sein. Dramatische Aussichten: Eine halbwegs anständige Auslastung wäre frü-
        hestens im Herbst möglich.

        Also testen, impfen, schnelltesten? Christine Berg wähnt sich in einer gebetsmühlenartigen
        Wiederholungsschleife, wenn sie die Besonderheiten der Filmbranche betont. Zum einen
        braucht die Branche einen vierwöchigen Vorlauf, um Filme bewerben und an den Start brin-
        gen zu können. Zum anderen hilft nur eine bundesweit einheitliche Regelung: Starts im Län-
        derflickenteppich rechnen sich nicht. Schon gar nicht, wenn in „einzelnen Regionen“ auch
        Kinos bei niedrigen Werten Besucher einlassen dürfen. Die Forderung nach Einheitlichkeit
        war schon letzten Sommer ignoriert worden. Und drittens müssten die Teststrategien mit
        den Betroffenen erörtert werden.

        „Wenn Schnelltests eingesetzt werden sollen, dann muss die Politik mit uns reden“, sagt
        Berg. „Wer bezahlt die Tests? Wer führt sie durch?“ Solche Tests unmittelbar vor einem

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        Filmbesuch gingen an der Realität vorbei, „da sitzen wir mit den anderen in einem Boot“.
        Denn wie bei den Theatern und den Konzerthäusern wären zeitraubende Warteschlangen
        für ein anschließendes 90-Minuten-Programm absurd. Können nur das Wetter, Biontech, As-
        trazeneca und Co. die Kinos vor der Insolvenz bewahren? Christiane Peitz

        POPFESTIVALS/CLUBS

        In den Clubs bleibt es düster, aber vor der Tür wird es allmählich etwas sonniger. Zumindest
        entsteht dieser Eindruck im Gespräch mit Lutz Leichsenring, dem Sprecher der Berliner
        Clubcommission. „Veranstaltungen auf Innenflächen stehen gerade nicht zur Debatte“, sagt
        Leichsenring. „Aber wir gehen davon aus, in den nächsten Wochen Open Airs veranstalten zu
        können.“ Im vergangenen Sommer hätten an manchen Wochenenden bis zu 60 Events
        stattgefunden, „die Infektionszahlen blieben trotzdem niedrig“.

        Die Erfahrungen sollen jetzt helfen, bei milderen Temperaturen erneut einen Außenbetrieb
        zu ermöglichen. „Hinzu kommen ja jetzt auch noch die angekündigten Schnelltests“, sagt
        Leichsenring. Gerade seien sie dabei, Konzepte zu entwickeln, für welche Veranstaltungen
        sie sich eignen könnten und wann eingezeichnete Sitz- oder Tanzreihen sinnvoll wären.

        „Außerdem schauen wir gespannt in die Niederlande.“ Dort werde derzeit mit verschiedenen
        Formaten und Hygienekonzepten experimentiert. Die Ergebnisse soll es im April oder Mai
        geben . Und die Mutationen? „Wenn die Risikogruppen geimpft sind, muss das Leben für alle
        anderen irgendwie wieder losgehen können. Dann halt auf eigene Gefahr – wie beim Skifah-
        ren auch.“

        Und die großen Festivals, auch im Ausland? Das Primavera, ein Open-Air-Festival in
        Barcelona, wurde auf 2022 verlegt. Andere sind unentschlossen. Auf der Homepage des por-
        tugiesischen Boom- Festivals steht: „Wir sind uns bewusst, wie wichtig es für euch ist, eure
        Reise frühzeitig zu planen, aber wir müssen erst mal für eure Gesundheit und sichere Hygie-
        nekonzepte garantieren können.“ Vom Roskilde-Festival in Dänemark hieß es Ende Februar
        dagegen entschlossen, man halte weiterhin an der Planung für diesen Sommer fest. Auch die
        deutschen Festivals Rock am Ring und Rock im Park sollen im Juni stattfinden, ebenso wie
        das Melt. Die Line-ups stehen schon. Das Lollapalooza hat noch nichts von sich hören lassen.
        Die letzten Einträge auf der Homepage stammen von 2020. Joana Nietfeld

        OPERN- UND KONZERTHÄUSER

        Es sind ernste und bestimmte Töne, die die Berliner Generalmusikdirektoren und Chefdiri-
        genten vor dem Corona-Gipfel gegenüber der Kanzlerin anschlugen: „Räumen Sie der Kultur
        im Rahmen der Öffnungsszenarien den Platz ein, den die Studienlage zum Infektionsgesche-
        hen für ZuschauerInnen in Theatern und Konzerthäusern legitimiert und den das Grund-
        recht auf Kunstfreiheit dringend erforderlich macht.“ Zusammen mit den Intendant:innen
        der Berliner Konzert- und Opernhäuser, Orchester und Theater forderten sie die Öffnung
        „zum nächstmöglichen Zeitpunkt, auf jeden Fall aber in Gleichklang mit dem Einzelhandel“.

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        Aber die Zeit der Absagen wird weitergehen: Die Komische Oper hat bereits den April
        abgehakt, die Philharmoniker sagten ihre Spanien-Tournee im Mai ab.

        Die Sommerfestivals wollen hingegen die Hoffnung nicht aufgeben, viele haben ihr Pro-
        gramm veröffentlicht. Die Bayreuther Festspiele wollen neben den Opern auch diverse Per-
        formances im Freien rund um das Festspielhaus zeigen. Das Schleswig-Holstein Musikfesti-
        val gibt das Motto „Ins Grüne!“ aus : Rund zwei Drittel der 156 Konzerte sollen open air
        stattfinden, 21 Freiluft-Spielstätten werden dafür erschlossen. In Berlin hat das Festival
        Young Euro Classic laut Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert Lottomittel in Höhe von 300
        000 Euro beantragt, um das Jugendorchestertreffen aus dem Konzerthaus auf den Gendar-
        menmarkt verlegen zu können – mithilfe einer hochwertigen Soundanlage. Ulrich
        Amling/Frederik Hanssen

        THEATER

        Der Friedrichstadt-Palast wird seine „Vivid Grand Show“ nicht wieder aufnehmen. Intendant
        Berndt Schmidt sagt: „Liebend gern hätten wir von April bis Juni gespielt, denn solch ein
        Ende hat eine so grandiose Produktion nicht verdient.“ Ein kostendeckender Spielbetrieb sei
        bei einer Produktion mit mehr als hundert Mitwirkenden aber nicht möglich. Realistisch be-
        trachtet wird es vor Mai nichts werden mit der Öffnung der Theater. Und auch das ist noch
        eine optimistische Vision. Schnelltests, Schlangen am Eingang, Lüftungsanlagen – all das
        wird auch erprobt werden müssen.

        Die Nachricht aus dem Friedrichstadt-Palast passt in diese Zeit. Seit Mitte März 2020 ruhen
        die Bühnen in Unfrieden. Nur im letzten Herbst gab es ein Intermezzo in der Pandemie. Der
        Rest ist Schweigen, Stillstand, Isolation. Daran ändern auch vielfältige Streaming-Aktivitäten
        kaum etwas. Die Volksbühne zeigt digital die Produktion „Metamorphosen /overcoming
        mankind“ nach Ovid und fragt auf ihrer Webseite: „Ist die Menschheit noch zu retten?“ Kul-
        turpessimismus gehörte früher zur Grundausstattung. Im Moment ist Schwärze schwer zu
        ertragen.

        Die Menschen sehnen sich nach Theater, nach Unterhaltung und Austausch. In einem Brief
        an die Kanzlerin formuliert es Carsten Brosda, der Präsident des Deutschen Bühnenvereins,
        so: „Wir appellieren dringend, dass bei entsprechend niedriger Inzidenzzahl die Öffnung von
        Theatern, Museen und Konzerthäusern vorrangig ins Auge gefasst wird.“ Es fehlen, so heißt
        es da, „unserer Gesellschaft zentrale Orte des soziokulturellen Miteinanders, der wertebil-
        denden Orientierung und des Diskurses in unserer Demokratie.“ Natürlich wirken solche Ap-
        pelle defensiv – weil das Theater, bitter genug, etwas mit dem Virus gemein hat. Es ist auf
        menschliche Nähe angewiesen, auf Begegnung. Etwas anders sieht es aus, wenn man im Som-
        mer draußen spielen kann.

        Am 13. März, dem Jahrestag der Schließung, wollen Theater in aller Welt ein Zeichen setzen.
        Von Athen bis Vancouver, von Auckland bis Panama spielen sie – online – unter dem Motto
        „Let There Be Theater“ ein Stück des in Berlin lebenden Iraners Nassim Soleimanpour.
        „White Rabbit, Red Rabbit“ gilt als eines der meistgespielten Theaterstücke der Welt. In Ber-
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        lin nimmt das English Theatre teil, mit Gayle Tufts: Die Darstellerin bekommt den Text erst
        zu Beginn der Vorstellung ausgehändigt. Daraus entwickelt sich ein Spiel, bei dem es um die
        Existenz geht. Rüdiger Schaper

        Unsichtbar sein ist keine Lösung. Die Porträts von Stand-up-Comedian Erika Ratcliffe (v. l.),
        Künstlerin Anne Imhof und Schauspielerin und Regisseurin Katharina Thalbach sind Teil
        der Fotoaustellung „Miss You“, die bis zum 16. März im Stadtbild von Berlin, Hamburg und
        Baden-Baden zu sehen ist. Als leuchtendes Lebenszeichen der Kulturszene. Fotos: Sebastian
        Wells, Antonia Schlösser, Maurice Weiss/alle Ostkreuz

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                                                    FEUILLETON · Seite 14, Artikel 1/3

„ Kultur bei Öffnungen mitdenken“
Plädoyer von Monika Grütters

Vor dem Treffen von Bund und Ländern zu weiteren Maßnahmen in der Corona-Pandemie und möglichen Lockerungen hat sich
Kulturstaatsministerin Monika Grütters für eine Berücksichtigung der Kulturszene starkgemacht. „Die Ministerpräsidentenkonferenz und
die Bundesregierung beraten neben notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen mittlerweile auch wieder über Öffnungsszenarien“, sagte die
CDU-Politikerin in Berlin. Dabei müsse die Kultur bei allen Diskussionen von Anfang an mitgedacht werden. „Öffnungen dürfen nicht einer
rein marktwirtschaftlichen Logik folgen“, sagte Grütters.

Sie erinnerte daran, dass Kultureinrichtungen die ersten gewesen seien, die schließen mussten. „Sie dürfen nicht die letzten sein, die wieder
öffnen.“ Inzwischen gebe es viele Studien namhafter Experten, die nachwiesen, dass Museen wie auch Theater, Kinos und Konzerthäuser
mit ihren modernen Lüftungsanlagen und Hygienekonzepten gut auf ihr Publikum vorbereitet seien und dass „unter Einhaltung üblicher
Hygiene- und Abstandsvorgaben ein verantwortungsvoller Neustart des Kulturbetriebs auch in Pandemiezeiten unproblematisch ist“.

Experten weisen immer wieder darauf hin, dass bei einer hohen Zahl der Infektionen die Übertragungswege nicht geklärt sind. Zudem soll
der bisherige Lockdown auch An- und Abreisen vermeiden.

Die Kulturstaatsministerin verwies auf „die dramatischen Verluste in der stillgestellten Kultur“, die nicht nur Publikum, Theater-, Kino-
und Konzertgänger beträfen, sondern alle Menschen. „Nicht nur weil die Kultur- und Kreativbranche ein so wichtiger Wirtschaftsfaktor ist,
sondern auch weil Kultur kein Luxus ist, den man sich nur in guten Zeiten gönnt“, so Grütters.

Kunst sei unverzichtbar in der Auseinandersetzung mit den existenziellen Fragen des Menschseins. „Sie ist Quelle von Inspiration und
Irritation, Reflexion und Innovation. Sie schafft Raum für Empathie und für Debatten. Und: Kultur holt die Menschen endlich auch wieder
heraus aus ihrer häuslichen Isolation.“ (dpa)

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           KULTUR                                                                                     SEITE 10 | DONNERSTAG 4. MÄRZ 2021

           „Komponieren ist mein Lebenselixier“
           Der Berliner Komponist Aribert Reimann feiert heute den 85. Geburtstag. Ansonsten schreibt er
           an seiner neuen Oper

           Komponist Aribert Reimann hat als Kind die Bombenangriffe in Berlin und Potsdam erlebt. Es prägt sein Schaf-
           fen bis heute. Fabian Strauch FUNKE Foto Services

           Volker Blech
           Als Komponist passt er nach wie vor in keine Schublade. Dabei wird Aribert
           Reimann an diesem Donnerstag bereits 85 Jahre alt. Aber der gebürtige Ber-
           liner wollte nie einer Komponistenschule angehören, sondern ist stilistisch
           immer ein Außenseiter geblieben. Reimann hat bislang mehr als siebzig
           Werke geschrieben, darunter Liederzyklen, Instrumentalstücke, Orchester-
           werke und bisher neun Opern. Seine Werke werden in normalen Zeiten welt-
           weit in den ersten Häusern aufgeführt, er gilt als eine der wichtigsten Stim-
           men der zeitgenössischen Musik. Von mir wird er als großer Humanist unter
           den lebenden Komponisten verehrt.

https://emag.morgenpost.de/titles/bmberlinermorgenpost/10120/publications/860/articles/1310419/10/1                                        1/4
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           Seinen Geburtstag werde er ganz unspektakulär feiern, sagt er am Telefon.
           Ursprünglich war an der Deutschen Oper die Wiederaufnahme seiner Oper
           „L’invisible“ geplant, aber die fiel dem Lockdown zum Opfer. Aber Reimann
           wirkt insgesamt ziemlich gelassen, vielleicht auch, weil er seine zweite Imp-
           fung bereits hinter sich hat. „Ich mache unverändert immer dasselbe – ich
           arbeite“, sagt er. „Die Corona-Einschränkungen betreffen uns Komponisten
           ja weniger. Man arbeitet und lebt immer in der Zurückgezogenheit. Eine Ka-
           tastrophe ist die Zeit für unsere Interpreten, für die Sänger und
           Instrumentalisten. Für mich ist es schlimm, weil pausenlos die Aufführungen
           wegfallen. Bei mir sind sechs Opernpremieren Corona zum Opfer gefallen.
           Und ebenso viele Konzertaufführungen. Ich habe das Gefühl, ich muss be-
           sonders dagegen anschreiben.“
           Aribert Reimanns Vater war der Kirchenmusiker Wolfgang Reimann, der
           nach dem Krieg den Staats- und Domchor wieder aufbaute. Seine Mutter, die
           Altistin Irmgard Rühle, hatte eine Professur für Sologesang. Gleich nach dem
           Abitur wurde das Musikerkind Korrepetitor an der Städtischen Oper, die wir
           heute als Deutsche Oper kennen, und begann zugleich sein Studium an der
           Musikhochschule. Als 20-Jähriger begleitete er Dietrich Fischer-Dieskau am
           Flügel. Der Bariton sollte für sein Künstlerleben wichtig werden. Die 1978 in
           München uraufgeführte Oper „Lear“, die er Fischer-Dieskau auf den Leib ge-
           schrieben hatte, wurde sein größter Erfolg. Die Oper ist gewissermaßen ein
           Selbstläufer.

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           Aber als sein Opus magnum will der Komponist sie nicht bezeichnen. „Die
           wichtigste Oper für mich war nicht der ,Lear’, sondern ,Troades’, die ich da-
           nach geschrieben habe. Als ich 1978 mit dem ,Lear’ fertig war, hatte ich das
           große Bedürfnis, eine Oper gegen den Krieg und für Frieden zu
           komponieren. Diese ganzen Flüchtlingsströme heute und die damit verbun-
           dene Problematik sind mir vertraut. Als Kind habe ich nicht nur die Bomben-
           angriffe auf Berlin und Potsdam erlebt, sondern war auch monatelang mit
           meinen Eltern auf der Flucht. Das gräbt sich tief in einen hinein. Deswegen
           war es mir 1984/85 wichtig, eine Oper für das Überleben zu schreiben. Die
           Frauen von Troja haben in der Oper nur einen Wunsch, sie wollen überleben.
           Das haben alle Kriegsflüchtlinge, sonst würden sie die Strapazen nicht auf
           sich nehmen.“
           Ab und zu kämen in ihm die Erinnerungen wieder hoch, sagt Reimann. „Es
           waren Extremsituationen, die man als Kind erlebt hat. Durch die ,Troades’
           konnte ich viel in mir abarbeiten und war wieder frei für andere Dinge.“ Man
           könne sich von einer Belastung befreien, glaubt er, indem man sie
           aufschreibe. „Komponieren ist mein Lebenselixier. Daraus besteht der Tag
           und die Nacht. Man ist ununterbrochen mit den Gedanken dabei. Das war bei
           mir immer schon so. Ich bin dafür auch sehr dankbar.“
           Bei der Nachfrage nach Angst-Themen landen wir plötzlich bei seiner neuen
           Oper, an der er seit einem Jahr schreibt. Aber dann möchte er partout nicht
           darüber reden. „Ich weiß aus Erfahrung, dass es mich bei der weiteren Arbeit
           belasten würde. Ab einem gewissen Alter wird man auch vorsichtig, ob man
           das schafft. Ich bin froh für jeden Tag, an dem es gut läuft. Es hängt auch von
           der Gesundheit ab.“

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           Es ist abwegig, mit dem 85-Jährigen bilanzierend über die ellenlange Liste
           der Auszeichnungen oder über seine Professur an der Hochschule der Künste
           sprechen zu wollen. Reimann redet am liebsten über Musik. „Alle meine
           Opern haben etwas mit unserer Zeit zu tun, sonst könnte ich überhaupt keine
           schreiben“, sagt er: „Der Zeitbezug ist für mich ein Motor. In ,Medea’ geht es
           um eine Emigrantin, die nicht angenommen wird. Das erleben wir pausenlos.
           Bei ,L’invisible’ geht es darum, dass jeden Tag Menschen spurlos
           verschwinden. Aber wer ist der Auftraggeber? Solche Dinge beschäftigen
           mich. In der Oper ,Das Schloss’ nach Kafka wird der Überwachungsapparat
           geschildert, jeder wird beobachtet.“
           Beim Komponieren denkt er nicht ans Publikum
           Als Komponist gehört Reimann zu jenen, die über ein absolutes Gehör verfü-
           gen und ihre Musik im Kopf schon fertig haben, bevor sie sie aufschreiben.
           „Während des Kompositionsprozesses habe ich keinen imaginären
           Ansprechpartner“, sagt er: „Ich denke nie an das Publikum. In dem Moment
           würde ich mich auf etwas einstellen. Aber auf wen genau denn? Ein Publi-
           kum besteht aus hunderttausend Schichten.“
           Die Absagen wegen Corona begannen bereits mit dem „Lear“ im April in
           Madrid. Und so ging es weiter. Reimann erzählt von einer ersatzweisen Ur-
           sendung im Rundfunk, die kürzlich in Dresden stattfand. „Weil ich vorher
           nicht hinfahren konnte, habe ich mit dem Dirigenten am Telefon minutiös
           Takt für Takt besprochen. Es war für mich eine völlig neue Erfahrung.“ Aber
           er möchte lieber wieder zwischen dem Publikum sitzen „und Musik als
           Raumerlebnis haben. Das ist eben doch etwas anderes.“

           Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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        Der letzte Vorhang

        Seit Be ginn der Pan de mie sind in Lon don Tau sen de Jobs im Kul tur be reich ver lo ren ge gan gen.
        Man che Mu se en und Thea ter wer den viel leicht nie wie der auf ma chen

        Das Flo rence-Nightinga le-Mu se um ist eher ein Ge heim tipp un ter den At trak tio nen Lon dons. Da bei liegt es im
        Her zen der Stadt, in ei nem Trakt des St. Tho mas’ Hos pi tal am süd lichen Them seu fer, di rekt ge gen über der
        Hou ses of Parli a ment. Ein paar Stock wer ke hö her wurde Pre mier mi nis ter Bo ris John son im ver gan ge nen Jahr
        nach sei ner Co ro na-In fek tion be han delt. Das Mu se um stellt die Ar beit und das Ver mächt nis ei ner der Be grün -
        de rin nen der mo der nen Kran ken pfle ge vor. Nach ihr wurde das „Nightinga le Hos pi tal“ be nannt, ei ne tem po -
        rä re Ein rich tung mit ei ner Ka pa zi tät von 4000 Bet ten auf dem Excel-Aus stel lungs ge län de im Os ten Lon dons,
        die vom April 2020 an als Überlauf sta tion für die Be hand lung kri tisch kran ker Covid-Pa tien ten fun gier te.

        Es könn te sein, dass das Nightinga le-Mu se um die Pan de mie nicht überlebt. Der ers te Lockdown hat te die Ein -
        nah men be reits dra ma tisch ein bre chen las sen. Im zwei ten Lockdown seit Novem ber hat sich die Si tua tion
        auf grund aus blei ben der Ein nah men so verschärft, dass die Trä gerstif tung nun mit um fas sen den „Um struk tu-
        rie run gen“ und Ent las sun gen rech net. Wenn an de re Lon do ner Mu se en ir gendwann in die sem Jahr wie der öff-
        nen, wird das Nightinga le-Mu se um ge schlos sen blei ben. Ob es je wie der öff nen wird, ist frag lich.

        Das ist nur ein Bei spiel für die be droh liche La ge, in wel che die Co ro na-Pan de mie die Kul turein rich tun gen der
        bri ti schen Me tro po le ge bracht hat. Der Lord Mayor der Ci ty of Lon don, Wil li am Rus sell, sprach an läss lich der
        Veröf fent lichung ei ner neuen Stu die über die Aus wir kun gen der Covid-19-Pan de mie auf den Krea tivsek tor
        der Stadt von ei ner „kul tu rel len Ka ta stro phe“. Der Be richt, von Lon dons Bür ger meis ter Sa diq Khan in Auf trag
        ge ge ben, sieht al lein im West End 26 000 Jobs in Ge fahr. Die mo na te lan gen Schlie ßun gen, kom bi niert mit
        aus blei ben den Tou ris mus ein nah men, ha ben das reich hal tigs te Kul turle ben Eu ro pas in die Knie ge zwun gen.
        Im Som mer wa ren Stel len aus schrei bun gen im Kul tur be reich im Ver gleich zum Vor jahr um 87 Pro zent zu rück-
        ge gan gen.

        Ju li an Bird, Vorsit zen der der So cie ty of Lon don Thea t re, der Dach or ga ni sa tion der West-End-Thea ter, un ter-
        treibt nicht, wenn er sagt, dass „die ge sam te Wirt schaft des West End, Re stau rants, Ho tels, Pubs, Ta xis, vom
        Thea ter be trieb ab hängt“. Bird ist den noch be müht, das Po si tive zu be to nen, dass al les noch viel schlim mer
        hät te kom men kön nen: „Im ver gan ge nen Früh jahr be fürch te ten wir ei ne Zeit lang, dass bis zu 70 Pro zent der
        1100 Thea ter in ganz Groß bri tan nien würden schlie ßen müs sen“, sagt er. „In Lon don wa ren Im mo bi lien im
        West End weit ge hend sicher, aber die Exis tenz des Glo be Thea t re und des Old Vic stan den de fi ni tiv auf der
        Kip pe.“

        Die se Thea ter sa ßen, was Hilfs leis tun gen an ging, zwi schen al len Stüh len, weil sie kei nen An spruch auf Zah -
        lun gen aus dem um ge rech net 1,82 Mil li arden Eu ro um fas sen den Kul tur hilfs pa ket der bri ti schen Re gie rung
        hat ten, dem Cul tu re Re covery Fund. Der stand zu nächst nur sol chen Or ga ni sa tio nen zur Ver fü gung, die auch
        vor her schon subven tio niert worden wa ren. Im Ok to ber er hielt das Glo be dann doch noch drei Mil lio nen, um
        sei ne Exis tenz zu sichern. An de re Häu ser sa hen sich zu sätz lich ge zwun gen, Kunst wer ke zu ver kau fen. So ver-
        äu ßer te das Royal Ope ra Hou se, obwohl es be reits vom Re covery Fund pro fi tiert hat te, ein David-Hock ney-
        Ge mäl de, um sei ne lau fen den Kos ten zu de cken.

        Die Struk tu ren des bri ti schen Kul tur be triebs, vor al lem in den darstel len den Küns ten, erschwer ten es Ein zel-
        perso nen noch mehr als In sti tu tio nen, sich Hilfs zah lun gen zu sichern: 70 Pro zent der Künst ler und Tech ni ker
        im Thea ter und noch mehr Orches ter mu si ker sind of fi ziell selb stän dig. Nur we ni ge von ih nen ka men da her
        für Kurz ar beit in fra ge. An ekdo tisch hört man von pro fes sio nel len Mu si ke rin nen, die in der Pan de mie auf Al-
        ten pfle ge rin um sat tel ten, und von Schau spie lern, die mitt ler wei le Es sen aus fah ren oder im Su per markt ar-

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        bei ten. „Es ist sehr schwer ab zu se hen, wie vie le von ih nen über haupt in ih ren an ge stamm ten Be ruf zu rück-
        keh ren werden“, sagt Ju li an Bird.

        Selbst In sti tu tio nen, die es, wie das Lon don Phil har mo nic Orches tra (LPO), ge schafft ha ben, ih ren Mu si kern
        wei ter hin ein Grund ge halt zu zah len, werden die ho hen Verlus te des ver gan ge nen Jah res nicht mehr lan ge
        aus gleichen kön nen. Der LPO ging mit dem Weg fall der hoch lu kra tiven Opern auf füh run gen in Glyn de bourne,
        mit de nen es sonst je den Som mer be strei tet, sei ne Haupt ein nah me quel le verlo ren. Ein paar rei ne Kam mer-
        kon zer te vor ex trem re du zier tem Pu bli kum glichen das nicht im Ent fern tes ten aus.

        „Wir wis sen nicht, wie es wei ter geht“, räumt LPO-Ge schäfts füh rer David Bur ke ein. „Klar ist, dass wir fi nan zi-
        ell schwä cher aus der Pan de mie her vor ge hen werden. Das Pu bli kum möch te ger ne wie der kom men, aber vie le
        sind ängst lich, zu rei sen – uns wird das in ter na tio na le Pu bli kum vorerst feh len.“ Zu dem würden die Schul den,
        die die Re gie rung wäh rend der Pan de mie auf ge nom men hat, Kon se quen zen ha ben. „Es wä re na iv zu hof fen“,
        sagt Bur ke, „dass die Küns te von die sen Kon se quen zen aus ge nom men sein werden.“ En de März steht die
        zwei te Run de der Aus schüt tun gen des Cul tu re Re covery Fund an. Die Ner vo si tät bei vie len An trag stel lern ist
        groß. Von ei ner Zu- oder Ab sa ge könn te ih re wei te re Exis tenz ab hän gen. Für die Zu kunfts pla nung sind man -
        che Kon se quen zen oh ne hin be reits ein ge tre ten. So wird die neue Lon do ner Kon zert hal le mit 2000 Sitz plät zen,
        mit de ren An kün di gung der da ma li ge Schatz kanz ler Ge or ge Os bor ne Si mon Ratt le 2016 aus Berlin nach Eng -
        land zu rück ge lockt hat te, nicht ge baut werden. Ratt le hat mitt ler wei le sei nen Ab gang Rich tung Mün chen be -
        kannt ge ge ben. Das Lon don Sym pho ny Orches tra, das im Cent re for Mu sic sei ne neue Heim statt hät te fin den
        sol len, muss darauf hof fen, dass die Stadt wie verspro chen ih re Zu schüs se auf stockt, um wei terar bei ten zu
        kön nen.

        Hart hat es auch Mu se en ge trof fen, die, an ders als das Flo rence-Nightinga le-Mu se um, rea lis tisch davon aus -
        ge hen kön nen, im April oder Mai wie der ih re Tü ren zu öff nen. In der ers ten Run de des Cul tu re Re covery Fund
        ent fie len lan des weit nur et wa zehn Pro zent der Ge samt mit tel auf Mu se en. Die An trag stel ler muss ten den
        Nachweis er brin gen, dass sie En de März 2021 oh ne fi nan ziel le Hil fe plei te sein würden. Aus Angst, als lang -
        fris tig nicht exis tenz fä hig zu erschei nen, bewar ben sich vie le Mu se en gar nicht erst. In ganz Groß bri tan nien
        ent lie ßen Mu se en rund 4000 An ge stell te; in Lon don verlo ren vor al lem Auf se her und Ver käu fe rin nen der Mu-
        se ums shops ih ren Job. Wie vie le es ge nau wa ren, ist schwer zu quan ti fi zie ren, weil zahl reiche Häu ser et wa ih -
        re Sicher heit an Fremd fir men aus ge la gert hat ten.

        John Gilho o ly, Chef der Wig mo re Hall, glaubt nicht an ei ne bal di ge Nor ma li sie rung der La ge. Ein Vier tel der
        An ge stell ten des re nom mier tes ten Kam mer mu sik saals der Stadt wurde ent las sen, sons ti ge Kos ten dras tisch
        re du ziert. Von Sep tem ber bis De zem ber konn ten den noch im mer hin 90 Kon zer te statt fin den – mit ei ner Aus -
        las tung von 20 Pro zent. „Das wird auch wei ter hin der Weg sein“, pro gnos ti ziert Gilho o ly. „Es würde mich nicht
        über ra schen, wenn wir uns auch An fang des kom men den Jah res noch dis tan zie ren müs sen – wä ren wir dann
        bei 60 Pro zent Aus las tung, wä re das schon ein rie si ger Er folg.“

        John Gilho o ly glaubt zu dem, dass sich durch die Pan de mie ka ta lysier te de mo gra fi sche Verän de run gen auch
        lang fris tig auf den straucheln den Kul tur be trieb aus wir ken könn ten. So sind seit Be ginn der Pan de mie rund
        700 000 Men schen aus Lon don weg ge zo gen. „Das könn te bis zum En de die ser Sa che auf an dert halb Mil lio nen
        an stei gen“, meint Gilho o ly. „Wir müs sen un ser Pu bli kum zu rück lo cken. Lon don und das Verei nig te Kö nig -
        reich werden är mer sein, wenn wir die ses Öko sys tem nicht wie der be le ben. Aber auf 100 Pro zent des Niveaus
        der Zeit vor dem Lockdown werden wir nicht zu rück kom men.“Alex an der Men den

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