"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche

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"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche
Nummer 5
7. bis 20. März 2020

                       Pfarreiblatt der Bistumskantone Schaffhausen und Thurgau

«Wir sind die Veränderung»
Frauen fordern gleiche Rechte
"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche
Editorial
    …                                                                                   Inhalt

                                                                                   3+4       Aufmacher: «Wir stehen an einer Zeitenwende»
                                                                                             Priorin Irene Gassmann und die Frauenrechte

                            Detlef Kissner

Die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–65)
wurde von vielen Christinnen und Christen als ein Wende-
punkt in der Geschichte der katholischen Kirche erlebt.
Die Signale, die vom Konzil ausgingen, weckten grosse
Hoffnungen auf eine Kirche, in der sich Kleriker und
Laien, Frauen und Männer auf Augenhöhe begegnen.
Die Hoffnungen wurden jedoch grösstenteils enttäuscht.
Die Kirchenleitung setzte in der Folgezeit wieder mehr                             5         Ethik: Betroffene zu Wort kommen lassen
auf Hierarchie, die Laien – und damit auch die Frauen –                                      Ein Film zu den Hintergründen der KOVI
wurden auf ihre «alten Plätze» verwiesen.
                                                                                   6         Schaffhausen: Letzte Hilfe im Schnelldurchlauf
Heute haben viele das Gefühl, wieder vor einer «Zeiten-
                                                                                             Kursleiterinnen-Schulung für Kurse über das Lebensende
wende» zu stehen (vgl. auch nebenstehendes Interview).
Nur dieses Mal sind die Vorzeichen etwas anders. Die
                                                                                   7         150 Jahre Landeskirche: Viel zu entdecken
Mitgliederzahlen bewegen sich unaufhaltsam nach
                                                                                             Ein Wimmelbild und seine Künstlerin
unten, die gesellschaftliche Bedeutung ebenso. Der
Reformstau ist noch drängender geworden. Durch die
                                                                                   8         Gedankenimpuls von Johann Wolfgang von Goethe
Krise der Missbrauchsskandale wurde schliesslich vielen
klar: Ein «Weiter so» ist nicht mehr möglich, wir müssen
uns als Kirche bewegen. Doch wie könnte so eine Wende
aussehen? Aus meiner Sicht scheinen drei grundlegende                              PFARREIMITTEILUNGEN
Szenarien möglich.

Verharrt die Kirchenleitung in ihrer bewahrenden Starre,                           9         Den Glauben feiern
wird sich der Abwärtstrend fortsetzen. Kirchenaustritte                                      Gottesdienste und Gedanken zum Sonntag
sind dabei das kleinere Problem, viel gravierender wird
der Rückgang der Taufen zu Buche schlagen. Unter Um-
ständen beschleunigt sich die Abwärtsbewegung sogar
noch, ähnlich wie beim Niedergang der ehemaligen DDR.

Es könnte auch sein, dass mündige Christen – Frauen
und Männer – sich zusammentun, um neue Formen des
Kircheseins auszuprobieren, ein Miteinander, das geprägt
ist von gegenseitigem Respekt und bei dem beide
Geschlechter alle Funktionen gleichermassen besetzen.
In diesem Fall käme es darauf an, wie sich der «ver-
harrende» Teil der Kirche dazu verhält. Kann er diese
Bewegung akzeptieren? Können unterschiedliche
Formen des Kircheseins nebeneinander existieren?
                                                                                   10        Fastenzeit: «Man wird durchlässiger und dankbarer»
Oder droht eine Abspaltung?
                                                                                             Erfahrungen mit dem Fasten
Die dritte Möglichkeit wäre, dass die Kirchenleitung
selbst versucht, kleine Veränderungen anzustossen,                                 10+11 Kirche ohne Grenzen:
und dafür den Dialog mit ihren Mitgliedern sucht, um                                     «In den Ärmsten finden wir Jesus wieder»
möglichst viele auf diesem Weg mitzunehmen. Die Vor-                                     Das Porträt eines Hilfswerks und seines Gründers
schläge der Junia-Initiative (s. Seite 4) könnten solche
kleinen Schritte sein, die einen Sprung vermeiden, der                             12        Thurgau: Gottesdienste für Kinder leiten
für manche zu gross wäre, und dennoch eine Entwicklung                                       Eine Ausbildung mit ökumenischer Kooperation
ermöglichen, nämlich dass auch Laien Sakramente
spenden, d. h. Frauen mehr Verantwortung in der Kirche                             12        News
übernehmen können. Ich hoffe, dass die Kirche solche
Impulse aufgreift, ihre Wende selbst gestaltet und so                              13        Aus dem Bistum · Thurgau · Schaffhausen
wieder zur Botin der bedingungslosen Liebe Gottes wird.
                                                                                   14+15 Tipps aus der Redaktion: Veranstaltungen und Medien
Titelbild: «Votes for Catholic Women»: Die Nonnen des Klosters Fahr machen sich,
hier anlässlich der Bischofssynode 2018 in Rom, für das Frauenstimmrecht stark.    16        Cartoon & Zum Schluss
Bild: zVg

2   forumKirche | 5-2020
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Aufmacher

«Wir stehen an einer Zeitenwende»
Priorin Irene Gassmann und die Frauenrechte

                                                                                                 Bild: Sarah Stutte
Am 8. März ist internationaler Frauentag        Jahren habe ich angefangen, mich inten-
und auch die katholischen Frauen setzen         siver damit auseinanderzusetzen.
sich einmal mehr für die Gleichberechti-
gung in der Kirche ein. Was geplant ist,        Wie sehen Sie die Entwicklung bei den
wo die Kirchenfrauen zurzeit stehen und         Ordensfrauen? Sind diese in den letzten
was das nachsynodale Papstschreiben             Jahren mutiger geworden?
für die geforderten Reformen bedeutet,          Ich mache in meinem Umfeld die Erfahrung,
darüber spricht eine ihrer bekanntesten         dass viele Ordensfrauen sich nicht gross
Vertreterinnen – Priorin Irene Gassmann         mit diesem Thema auseinandersetzen.
vom Kloster Fahr.                               Das liegt vor allem daran, dass viele Ge-
                                                meinschaften sehr mit sich beschäftigt
Voices of Faith, das Gebet am Donnerstag,       sind. Meine «Sparringpartnerinnen» sind
eine Kirche mit den Frauen. Sie machen sich     deshalb nur vereinzelt Ordensfrauen.
seit längerem auf vielfältige Weise für ein
Stimmrecht von Frauen in der katholischen       Wie beurteilen Sie die heutige gesell-
Kirche stark. Warum ist Ihnen dieses            schaftliche Stellung der Frau?
Anliegen so wichtig?                            Ich stehe zu wenig im gesellschaftlichen
Durch die Mitarbeit im Kernteam des Pro-        Leben, um diese Situation genau beurteilen
jektes Kirche mit den Frauen, für die ich       zu können. Ich höre zwar, dass es auch dort
2014 angefragt wurde, entwickelte sich bei      noch Luft nach oben gibt. Doch heute kön-
mir das Bewusstsein, dass noch viel zu tun      nen Frauen jeden Beruf erlernen, alles stu-
ist. Heute bin ich davon überzeugt, dass un-    dieren und haben die Möglichkeit, in der
sere Kirche nicht gesund werden kann, so-       Wirtschaft und der Politik in die höchsten
lange Frauen und Männer nicht in allen          Ämter zu kommen. Auch wenn es also noch
Diensten und Ämtern gleichberechtigt sind.      Verbesserungspotenzial gibt, ist das alles
Das wurde mir vor allem durch den Film          grundsätzlich möglich – in der Kirche jedoch
«Gottes missbrauchte Dienerinnen», der vor      nicht. Hier sind viele Ämter an eine Priester-
gut einem Jahr auf dem TV-Sender Arte lief,     weihe gebunden und diese ist nach wie vor
schmerzlich bewusst. Dieser thematisiert        den Männern vorbehalten.
sexualisierte Gewalt an Nonnen durch hier-
archisch über ihnen stehende Kleriker und       Sich für Frauenrechte in der katholischen
die Versuche der katholischen Kirche, diese     Kirche einzusetzen, stösst nicht nur auf
Taten zu vertuschen. Das hat mich sehr          Zustimmung. Wie sieht der kirchliche Rück-                            Priorin Irene Gassmann im Kloster Fahr…
schockiert, berührt und sprachlos gemacht.      halt aus und wie gehen Sie mit Kritik um?
Dadurch ist mir das Gefälle und die Abhän-      Die Initiative Gebet am Donnerstag «Schritt                           Auffallend ist zudem, dass konservative
gigkeit erst so richtig bewusst geworden,       für Schritt», die vor gut einem Jahr im Klos-                         schriftliche Rückmeldungen meistens
weil wir Ordensfrauen auf die Priester          ter Fahr ins Leben gerufen wurde, stösst auf                          anonym sind. Da gibt es gar keine Möglich-
angewiesen sind, wenn wir Sakramente            viel positive Resonanz. Das Gebetsnetz ist                            keit für einen Austausch.
empfangen wollen. So lange dieses Macht-        inzwischen in der ganzen Schweiz und über
verhältnis besteht, krankt das Kirchen-         die Landesgrenzen hinausgewachsen. Mir                                Medial und in der öffentlichen Wahrneh-
system daran.                                   ist es sehr wichtig, dass ich hierbei den                             mung scheint es um Bewegungen wie Maria
                                                Rückhalt meiner Schwestern spüre und die                              2.0 oder den Frauenkirchenstreik gerade ein
War Gleichberechtigung in Ihrer Kindheit        Gemeinschaft sowie der Abt mein Ansinnen                              wenig still geworden zu sein. Wo stehen die
und Erziehung ein Thema?                        mittragen. Mit Menschen, die eine andere                              Frauen zurzeit?
Als das Frauenstimmrecht eingeführt wur-        Auffassung haben, versuche ich zu reden.                              Inzwischen haben sich die verschiedenen
de, war ich sechs Jahre alt. Ich bin also in    Wenn ich mit jemanden in den Dialog kom-                              Initiativen und Frauenverbände sowie einzel-
dem Bewusstsein gross geworden. In mei-         me, finde ich das immer spannend.                                     ne Ordensfrauen sehr gut vernetzt und zum
ner Familie ging es nicht patriarchalisch zu,                                                                         Catholic Women's Council vereint. Letzten
ich musste nichts erkämpfen. Meine Gross-       Und wenn diese Meinungen sehr konservativ                             November wurde das Netzwerk im deutsch-
mutter und meine Mutter waren starke            sind?                                                                 sprachigen Raum gegründet und im Januar
Frauen, mein Vater war sehr offen. Mir wur-     Dann kann ich nicht viel diskutieren, also                            dieses Jahres wurde daraus eine globale
de schon früh Verantwortung übertragen.         lasse ich es lieber. Es mag vielleicht für                            Vereinigung, die sich im Herbst 2021 zu
Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen        manche so wirken, dass man «uns Frauen                                einem internationalen Frauentreffen in Rom
und habe dort genauso mitgearbeitet wie         schon so viel machen lässt», aber das                                 einfinden will. Der 8. März ist der Start-
meine Brüder. Auch in der Kirche und im         reicht noch nicht. Zudem ist diese Argumen-                           schuss, an dem das Netzwerk erstmals in
Kloster habe ich das Ungleichgewicht lange      tation nicht wirklich neu, man wiederholt                             Erscheinung tritt (siehe Kasten auf Seite 4).
Zeit nicht so gespürt. Erst in den letzten      nur, was man schon immer gesagt hat.                                                        (Fortsetzung nächste Seite)

                                                                                                                                          forumKirche | 5-2020       3
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Aufmacher

                                                                                                                        Bild: zVg
(Fortsetzung von Seite 3)

Wie bewerten Sie das Papstschreiben zur                                                                                             …und gemeinsam mit
Amazonas-Synode in Bezug auf die                                                                                                    ihren Mitschwestern
Frauenordination und das Zölibat?                                                                                                   auf dem Petersplatz in
Ich bin erleichtert, dass der Papst «viri pro-                                                                                      Rom.
bati» nicht ausgerufen hat, denn wenn jeder
Mann geweiht werden könnte, würden wir
Frauen erst recht nicht berücksichtigt. Mich
macht das vom Papst etwas zahm beschrie-
bene Frauenbild zwar ein wenig stutzig, aber
in diesem Schreiben stehen noch ganz viele
andere Dinge mit grosser Sprengkraft. Aus         auf den Weg machen und die Menschen für           stellen, dass bei einer päpstlichen Wahl
den Sätzen beispielsweise, die der Papst          die Initiative sensibilisieren. Es ist wichtig,   auch eine Frau gewählt werden kann.
sehr offen formuliert, können Visionen ent-       dass die Vorstellung und damit auch das
wickelt werden. Wir sollen mutig sein, der        Bedürfnis, dass eine Frau ein Sakrament           Wie viel Zeit benötigt so eine Veränderung?
Kraft in der Geistkraft Gottes trauen, Neues      spenden kann, aus den Gemeinden heraus            Das lässt sich schwer abschätzen. Dass
wagen und Neues zulassen. Unter diesen            wächst.                                           sich katholische Frauen auf der ganzen Welt
Voraussetzungen können wir uns zusam-                                                               miteinander vernetzt haben, gab es bisher
men auf den Weg machen.                           Inwiefern kann die Schweiz wegweisend             nicht. Wir stehen an einer Zeitenwende,
                                                  sein für die Gleichstellungsanliegen der          überall gibt es Aufbrüche. Viele Bischöfe
Sie sehen es also durchaus positiv, dass der      Frauen in der katholischen Kirche?                haben das inzwischen erkannt, denn der
Papst sich nicht konkret zu bestimmten            Die Schweiz trägt eine Verantwortung, weil        Personalstand bricht immer mehr ein und
Aspekten geäussert hat?                           bei uns, vor allem auch im Bistum Basel,          der Mangel an Nachwuchs ist ein Zeichen
Ja, das lässt Möglichkeiten zu. Der Papst         schon einiges möglich ist. Viele Frauen, die      der Zeit – auch in den Klostergemeinschaf-
sagt nicht strikt Nein zu allen Dingen und        in den Gemeinden in der Seelsorge tätig           ten, die in den nächsten Jahren einen gros-
gibt auch nicht von oben herab Vorgaben.          sind, haben vom Bischof eine ausserordent-        sen Wandel durchleben werden. Die Ver-
Sicherlich hat er ein klares, männliches          liche Tauferlaubnis erteilt bekommen. Zu-         änderung passiert nun Schritt für Schritt,
Priesterbild skizziert und die Förderung ei-      dem gibt es in unserem Bistum ganz viele          doch sie passiert und kann nicht mehr rück-
nes weiblichen Klerikalismus als nicht not-       Nichtgeweihte, die predigen. Die Erfahrun-        gängig gemacht werden.
wendig erachtet. Für mich heisst das aber,        gen, die wir damit machen, können wir mit
dass wir Frauen nicht in die gleichen Fuss-       anderen teilen. Es kann wegweisend sein,                                          Interview: Sarah Stutte
stapfen wie die Männer treten müssen,             dass wir dieses Licht nicht unter den Schef-
sondern kreativ sein und neue Formen für          fel, sondern gut sichtbar auf den Tisch             Links zu den einzelnen Projekten:
uns finden können.                                stellen.                                            www.juniainitiative.com
                                                                                                      www.gebet-am-donnerstag.ch
Wie geht es nun weiter in Bezug auf die           Was sehen Sie für Bilder, wenn Sie sich eine        www.kirche-mit.ch
geforderten Reformen?                             neue Kirche wünschen könnten?
In der Schweiz ist die Junia-Initiative (forum-   Ich sehe vor allem viele Farben, einen
Kirche 20/2019) ein möglicher Weg, um             Garten, der spriesst, lebt und blüht. So wie       Veranstaltungen am 8. März
neu zu denken und neue Formen und Gefäs-          der Papst das sehr inspirierend in «Querida        • Das erste Mal feiern die katholischen
se zu finden. Diese Initiative soll sich dafür    Amazonia» beschrieben hat. Damit das                 Frauen weltweit zusammen unter dem
einsetzen, dass bewährte und berufene             Evangelium und seine Kraft auch wirksam,             Motto «We are the Change» (Wir sind
Frauen und Männer ohne Weihe in den sa-           heilend und stärkend auf seine einzelnen             die Veränderung) mit verschiedenen
kramentalen Dienst der Kirche treten kön-         Mitglieder ausstrahlt und Gott in dieser Welt        Aktionen den Internationalen Frauen-
nen. Das widerspricht sich nicht mit dem          und in uns Menschen wirken kann. Ich                 tag. In der Deutschschweiz veranstal-
Amazonas-Papier. Die Junia-Initiative fordert     träume davon, dass man neue Formen von               tet der Catholic Women's Council
keine direkte Priesterinnenweihe, sondern         liturgischen und sakramentalen Feiern ent-           zusammen mit dem Schweizerischen
überlegt vielmehr, wie einzelne sakramenta-       wickelt und dass man auf der kirchlichen             Katholischen Frauenbund (SKF) von
le Dienste den Frauen in der Kirche über -        Leitungsebene Frauen, die kompetent und              vier Orten aus einen Sternmarsch bis
tragen werden können. Beispielsweise              bereit sind, in die Gremien miteinbezieht.           zur Kirche St. Felix und Regula in
könnte so eine Spitalseelsorgerin eine                                                                 Zürich, mit anschl. gemeinsamen Got-
Krankensalbung spenden oder eine Ordens-          Könnten Sie sich eine Priesterin oder eine           tesdienst. Infos: www.frauenbund.ch
schwester einen Menschen auf dessen               Päpstin vorstellen?                                • Zwinglikirche Schaffhausen: multi-
spirituell-geistlichen Weg begleiten. Da der      Als Priorin bin ich gemäss der Benedikts-            kulturelles Fest von Frauen für Frauen,
Gedenktag der Apostolin Junia der 17. Mai         regel in der Klostergemeinschaft die durch           mit Tanz und Thema: Zehn Jahre Was-
ist, wollen wir dieses Jahr an diesem Datum       meine Schwestern gewählte Klostervorste-             ser als Menschenrecht. Infos: www.
das Junia-Jahr ausrufen. Gemeinsam mit            herin, also Stellvertreterin Christi. Ich kann       schaffhauser-menschenrechtstage.ch
Pfarreien und Gemeinden möchten wir uns           mir als Konsequenz daraus deshalb vor-

4   forumKirche | 5-2020
"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche
Ethik

Betroffene zu Wort kommen lassen
Ein Film zu den Hintergründen der KOVI

An über 300 Orten in der Schweiz wird in                                                           Impuls zum Austausch
den nächsten Monaten der Dokumentar-                                                               Tom Cassee ist mit dem Ergebnis zufrieden.
film «Der Konzern-Report» zu sehen sein.                                                           Besonders betroffen macht ihn die recht-
Darin soll anhand zweier Beispiele auf-                                                            liche Situation in diesen Ländern: «Mich
gezeigt werden, wie Aktivitäten Schweizer                                                          empört immer wieder, wie wenig die Men-
Grossunternehmen das Leben der Bevöl-                                                              schen dort Zugang zur Justiz haben und
kerung in Entwicklungsländern gefährden.                                                           damit der Willkür der Konzerne ausgeliefert
Der Film wurde vom Verein Konzernverant-                                                           sind.» Die Fertigstellung des Filmes steht
wortungsinitiative (KOVI) produziert.                                                              kurz vor dem Abschluss. Dann soll er an
                                                                                                   über 300 Orten unter der Regie der lokalen
Seit fast drei Jahren debattiert das Parla-                                                        Komitees einer breiten Öffentlichkeit ge-
ment über die Konzernverantwortungs-                                                               zeigt werden. «Ich freue mich besonders,
initiative und einen allfälligen Gegenvor-                                                         dass nach den Aufführungen die Möglich-
schlag. In der Frühlingssession muss das                                                           keit besteht, sich über die Anliegen der
Parlament nun definitiv entscheiden, ob es                                                         Konzernverantwortungsinitiative auszu-
verbindliche Regeln mit einer abgeschwäch-                                                         tauschen», so Cassee.
ten Haftung will – wie es der Nationalrat vor-                                                     Darüber hinaus ist vorgesehen, den Film
schlägt – oder nur eine Berichterstattungs-                                                        auch interessierten Kinos zur Verfügung zu
pflicht einführen will, wie es der Ständerat                                                       stellen oder ihn für Aufführungen in kirch-
vorschlägt. Sollte sich der Ständerat durch-     Mari Luz Uriana, Mutter von vier Kindern aus      lichen Einrichtungen und Pfarreien zu
setzen, kommt die Initiative höchstwahr-         Kolumbien, fordert vom Schweizer Rohstoff-        nutzen.
scheinlich diesen Herbst zur Abstimmung.         konzern Glencore, dass die riesigen Abraum-
Nun möchten die Initianten ihr Anliegen in       halden die Flüsse nicht länger vergiften.                                         Detlef Kissner
der Öffentlichkeit noch bekannter machen.
«In den Lokalkomitees kam der Wunsch auf,
dass die Betroffenen von Menschenrechts-         team erst im Oktober und Dezember letzten           Aufführungen des Filmes
verletzungen selber mehr zu Wort kom-            Jahres eingeholt.                                   «Der Konzern-Report»
men», sagt Tom Cassee, Mitarbeiter des           Komplettiert wird der Film mit Stimmen aus
Initiativsekretariats. Dieses Anliegen wurde     der Schweiz. So erklärt z. B. Dick Marty,           Kt. Schaffhausen: Schaffhausen (17.3.),
mit Hilfe eines Dokumentarfilmes umge-           Co-Präsident des Initiativkomitees, darin,          Stein am Rhein (5.5.), Beringen (6.5.)
setzt, für dessen Produktion Tom Cassee          was die Initiative will und wofür sie sich          Kt. Thurgau: Frauenfeld (16.3.),
zuständig ist.                                   einsetzt. Die Präsidentin des Schweizeri-           Arbon (19.3.), Aadorf (21.3.),
                                                 schen Katholischen Frauenbundes (SKF),              Weinfelden (22.3.), Amriswil (24.3.),
Zwei Brennpunkte im Blick                        Simone Curau-Aepli, betont als Vertreterin          Kreuzlingen (25.3.), Romanshorn (2.4.),
Der Film richtet seinen Fokus auf zwei Fälle,    der Kirche für Konzernverantwortung:                Steckborn (14.4.)
die stellvertretend für viele andere Beispie-    «Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass
le von ökologischem und sozialem Raubbau         der Schutz der Menschenrechte und der                  Nähere Infos: www.konzern-
stehen. Zum einen werden die Probleme            Schöpfung weltweit gelten soll.»                       initiative.ch/konzern-report/
der heimischen Bevölkerung mit einer
Kohlemine von Glencore in Kolumbien,
                                                                                                                                                    Bilder: © konzern-initiative.ch

zum anderen mit einem Zementwerk von
LafargeHolcim in Südwest-Nigeria geschil-
dert. «Die Menschen berichten im Film, wie
sie und ihre Gesundheit geschädigt werden
und warum sie keine Chance sehen, mit
Hilfe der Justiz zu ihrem Recht zu kommen»,
sagt Tom Cassee. Dabei kommen vor allem
zwei Protagonistinnen zu Wort, die Erfahrun-
gen, Hoffnungen und Sorgen ihrer Dorfge-
meinschaften zum Ausdruck bringen. Er-
gänzend dazu bewerten Expertinnen und
Experten vor Ort die Situation aus recht-
licher, naturwissenschaftlicher und medizini-
scher Sicht, z. B. welche gesundheitlichen
Folgen für die Bevölkerung zu erwarten sind.
Das Filmmaterial ist sehr aktuell. Die unter-    Das Steinkohlebergwerk El Cerrejón im nördlichsten Teil Kolumbiens erstreckt sich über
schiedlichen Stellungnahmen hat ein Film-        insgesamt 69'000 ha.

                                                                                                                        forumKirche | 5-2020   5
"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche
Schaffhausen

Letzte Hilfe im Schnelldurchlauf
Kursleiterinnen-Schulung für Kurse über das Lebensende

Der Letzte-Hilfe-Kurs vermittelt interessier-      Basiswissen über das Sterben
ten Menschen Basiswissen über Sterbe-              Beat Frefel, Beauftragter Palliative Care der                              Letzte-Hilfe-Kurs
begleitung. Wie man dieses Wissen fach-            Schaffhauser Kirche, hat die Kursleiterin-                                 «Uraltes Wissen zum Sterbegeleit ist mit
gerecht weitergibt, haben angehende                nen-Schulung für den Letzte-Hilfe-Kurs nach                                der Industrialisierung schleichend verlo-
Kursleiterinnen und Kursleiter in der              Schaffhausen geholt: «Es ist wichtig, über                                 ren gegangen. In den Letzte-Hilfe-Kursen
Ochsenschür in Schaffhausen gelernt.               das Sterben zu reden, aber oft passiert das                                lernen interessierte Bürgerinnen und
                                                   nicht, weil es einen zu stark bewegt, oder                                 Bürger, was sie für die ihnen Naheste-
Vier Stunden. Diese Zeitspanne reicht aus,         weil man zu ungeübt ist. Dieser Kurs bringt                                henden am Ende des Lebens tun kön-
um über vier wichtige Themenfelder zu              die Menschen darüber ins Gespräch.» Auch                                   nen. Sterbebegleitung ist keine Wissen-
sprechen, die mit dem Sterben zusammen-            die angehenden Kursleitenden nehmen                                        schaft, die nicht auch in der Familie und
hängen: Sterben als Teil des Lebens, Vor-          teil, weil sie Worte finden möchten für das                                der Nachbarschaft möglich ist. Wir
sorgen und Entscheiden, Leiden lindern,            Sterben: «Ich finde das Thema ‹Letzte Hilfe›                               möchten Grundwissen an die Hand
Abschied nehmen.                                   gleichermassen spannend wie beängsti-                                      geben und ermutigen, sich Sterbenden
Das sind die Inhalte des Letzte-Hilfe-Kurses       gend. Dem wollte ich mich stellen», so                                     zuzuwenden. Denn Zuwendung ist das,
des deutschen Notfall- und Palliativmedizi-        Nyree Heckmann, Kursteilnehmerin und                                       was wir alle am Ende des Lebens am
ners Georg Bollig, der diesen Kurs gemein-         Pfarrerin der Kirchgemeinde Steig in                                       meisten brauchen. Wir vermitteln Basis-
sam mit der «Fakultät für Interdisziplinäre        Schaffhausen.                                                              wissen und Orientierungen und einfache
Forschung und Fortbildung» in Wien ent-                                                                                       Handgriffe.»
wickelt hat. Seit den ersten Kursen in             «Der Letzte-Hilfe-Kurs ist ein niederschwel-                               Zitat aus www.zhref.ch/themen/
Deutschland und Dänemark gibt es dieses            liges Angebot, um Menschen jeden Alters                                    palliative-care/letzte-hilfe-kurs
Angebot auch in Österreich, Schottland,            Basiswissen über das Sterben zu vermit-
Litauen und Slowenien. 2017 wurde die              teln», sagt Eva Niedermann, Kursleiterin
evangelisch-reformierte Landeskirche des           und Fachmitarbeiterin Alter und Generatio-                                Komprimierte Ausbildung
Kantons Zürich Kooperationspartnerin für           nen der Zürcher Landeskirche. Der Kurs                                    Bei den Präsentationen ist ein Zeitrahmen
den Letzte-Hilfe-Kurs Schweiz.                     folgt einer Folienpräsentation, die Themen                                von wenigen Minuten einzuhalten:
Sie bietet eine Schulung an, die angehende         zu Tod und Sterben beinhalten. Die an-                                    «Der Kurs arbeitet bewusst mit Reduktion,
Kursleiterinnen und Kursleiter dazu befä-          gehenden Kursleiterinnen und Kursleiter                                   wir tippen die Themen nur an. Wir machen
higt, den Letzte-Hilfe-Kurs durchzuführen.         haben jeweils die Aufgabe, die Themen                                     immer wieder die Erfahrung, dass die
Das Angebot richtet sich an Fachpersonen           auf den Folien zu zweit zu präsentieren.                                  Kursteilnehmer enorm viel Wissen haben,
und ehrenamtlich Mitarbeitende aus den             Es geht um die Bedürfnisse eines sterben-                                 an das sie anknüpfen können», erklärt
Berufsfeldern, die im Palliativbereich mit-        den Menschen auf psychischer, physischer                                  Eva Niedermann. «Der Kurs gibt Anstösse,
arbeiten: Ärzte, Pflegefachpersonen, Seel-         und sozialer Ebene, um Vorsorgefragen                                     um den Themen weiter nachzugehen.»
sorgende, Therapeutinnen und Sozial-               sowie um praktische Hilfestellungen am                                    Nyree Heckmann ist vom Kursformat über-
arbeiter. Am Ende der Schulung erhalten            Sterbebett. Um das Lindern von Leiden,                                    zeugt: «Ich habe am Kurstag erfahren,
die Teilnehmenden ein Zertifikat, das sie          um die Phase des Abschieds und um die                                     dass man auch vermeintlich schwierige
zur Durchführung des Kurses befähigt.              Trauer.                                                                   Themen kurz streifen kann, um dann wun-
                                                                                                                             derbar darüber ins Gespräch zu kommen,
                                                                                                   Bild: Adriana Schneider

                                                                                                                             schliesslich sind die Betroffenen oft die
                                                                                                                             grösseren Experten.» Die Zeit einhalten zu
                                                                                                                             müssen, sei sogar hilfreich: «Das zwingt
                                                                                                                             einen, sich auf das Allerwichtigste zu
                                                                                                                             beschränken. Reden könnte man immer
                                                                                                                             viel mehr, aber ob man dann auch mehr
                                                                                                                             sagt, bezweifle ich.»

                                                                                                                             Mit den frisch gebackenen Kursleiterinnen
                                                                                                                             und Kursleitern entsteht ein Angebot von
                                                                                                                             Letzte-Hilfe-Kursen in Schaffhausen, das
                                                                                                                             Beat Frefel koordinieren wird: «Dadurch,
                                                                                                                             dass man den Kurs immer zu zweit an-
                                                                                                                             bieten muss, entsteht ein neues Zu-
                                                                                                                             sammenwirken von Fachleuten aus ver-
                                                                                                                             schiedenen Bereichen. So können wir
                                                                                                                             vernetzt weiterarbeiten.»

                                                                                                                                                Adriana Schneider/Red.
Eva Niedermann führt in die Inhalte und Abläufe des Letzte-Hilfe-Kurses ein.

6   forumKirche | 5-2020
"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche
150 Jahre Landeskirche

Viel zu entdecken

                                                                                                                                                                        Bild: ©Johanna Müller
Ein Wimmelbild und seine Künstlerin

Es ziert die Plakate, Flyer und Banner                                Schliesslich mus-
des gemeinsamen 150 Jahr-Jubiläums:                                   sten die Verbindun-
das farbenfrohe Wimmelbild. Auf diesem                                gen am Schluss alle
gibt es, wenn man ganz genau hinschaut,                               stimmig sein, so wie
viele Szenen zu den Jubiläumsprojekten,                               die Zuckerrüben, die
kantonale Eigenheiten, biblische Elemen-                              irgendwo vom Laster
te und auch den einen oder anderen per-                               fallen und anderswo
sönlichen Hinweis der Künstlerin Johanna                              an einem Markt-
Müller zu entdecken. Für das Projekt                                  stand verkauft wer-
fertigte die selbstständige Winterthurer                              den. In einem ersten
Grafikerin und Illustratorin rund 350 Ein-                            Schritt widmete sich
zelfiguren an.                                                        die junge Künstlerin
                                                                      den wichtigsten Ge-
Die Vielfalt des religiösen und gesellschaft-                         bäuden und Objek-
lichen Lebens im Thurgau aufzeigen – das                              ten. «Bei der Kirche
war die Überschrift der Idee, ein Wimmel-                             orientierte ich mich
bild zum gemeinsam gefeierten Jubiläum                                an derjenigen in
in Auftrag zu geben. Die Winterthurerin                               Ermatingen, setzte
Johanna Müller, deren vielfältige Collage-                            jedoch andersfarbige
Arbeiten (www.johannamueller.net) einigen                             Fenster ein und auch
Organisationsmitgliedern schon bekannt                                die Kirchenspitze ist
waren, klemmte sich dahinter. «Zuerst habe                            hier neu, nämlich       Das Wimmelbild – hier ein Ausschnitt – lädt auf Entdeckungstour ein.
ich verschiedene Entwürfe gemacht, um                                 reformiert sowie        Vollständiges Bild: www.150himmel.ch
den passenden Stil und die geeignete                                  katholisch. Das Kino
Perspektive zu finden. Es sollte eine leichte                         mit den spitzen Pfeilern und der Glasfas-        mit seiner Arche im Stadtbrunnen ge-
Aufsicht sein, nahe bei den Menschen, so                              sade ist das Liberty in Weinfelden und das       mütlich gemacht, ein Lieferservice bringt
dass man sieht, was in den Strassen pas-                              Regierungsgebäude dasjenige in Frauen-           Brot und Wein für das Abendmahl und die
siert. Das Bild sollte aber trotzdem eine                             feld», sagt Johanna Müller. Des Weiteren         Schauspielerin Whoopi Goldberg saust in
Weite haben, um Stadt und Land zu ver-                                sei der Zeppelin, der das Jubiläumslogo          ihrer «Sister Act»-Nonnentracht auf dem
binden», erklärt die 29-Jährige.                                      ziert, wichtig gewesen. Für die Recherche        Motorrad daher. Auch kleine, persönliche
                                                                      dieser Motive und der spezifischen Aus-          Witze brachte die Künstlerin im Bild unter.
Stimmige Verbindungen                                                 schnitte, die mit dem Jubiläum in Verbin-        So zeichnete sie unter anderem sich und
Dafür fertigte sie in einem aufwendigen,                              dung stehen, konnte sie auf Fotos und auf        ihre Mitbewohnerin beim gemeinsamen
analog-digitalen Verfahren erst einzelne                              die Vorgaben ihrer Auftraggeber zurück-          Weintrinken und irgendwo versteckte sie
Skizzen von Hand und die Reinzeichnungen                              greifen. So befestigt beispielsweise eine        auch Walter, als Hommage an die erfolg-
mit Fineliner an, scannte sie und färbte sie                          Frau mit Stirnlampe auf dem Kirchendach          reiche Wimmelbild-Buchreihe «Wo ist
danach auf dem Computer in einem Zei-                                 eine Jubiläumsfahne für die «Lange Nacht         Walter?» des Briten Martin Handford, die
chenprogramm ein. Dabei sei es ihr nicht                              der Kirchen». Für die zahlreichen weiteren       Johanna Müller als Inspiration diente. «Ich
immer leicht gefallen, die Übersicht über                             Verweise auf den Thurgau liess sie sich          mag Handfords Humor und wie die einzel-
das grosse Ganze zu behalten, während sie                             jedoch von ihren eigenen, kreativen Ideen        nen Figuren miteinander in viele kleine pa-
an den einzelnen Ereignisplätzen arbeitete.                           leiten. Unter anderem auch für eine ihrer        rallel verlaufende Geschichten verwickelt
                                                                      Lieblingsszenen, in der das kantonale            sind. Diese Momentaufnahme, die sich mit
                                                 Bild: Sarah Stutte

                                                                      Wappentier, der Löwe, aus dem Plättli-Zoo        einem Klick auf Play in ein vollumfängliches
                                                                      ausbricht und mit dem Auto davonfährt.           Chaos verwandeln könnte, baut Spannung
                                                                      «Die Farben habe ich intuitiv gesetzt und        auf und überlässt der Betrachterin oder
                                                                      geschaut, dass sich das Ganze abwechs-           dem Betrachter, die Geschichten in ihren
                                                                      lungsreich und doch harmonisch gestaltet»,       Gedanken weiterzuspinnen.» Diese zu er-
                                                                      erklärt Johanna Müller.                          schaffen sowie die verschiedenen Charak-
                                                                                                                       tere mit all ihren Emotionen, hätte ihr sehr
                                                                      Der «Walter»-Stil                                viel Spass gemacht. «Menschen sind glück-
                                                                      Eine Offenheit in Bezug auf die Vielfalt der     lich, streiten, ärgern oder verlieben sich,
                                                                      Menschen hinsichtlich ihrer Hautfarbe oder       feiern, lachen, tanzen oder trauern. Ein
                                                                      sexuellen Orientierung ist in den Zeichnun-      Wimmelbild lebt durch die verschiedenen
                                                                      gen genauso zu erkennen, wie in Bezug auf        Emotionen. Man kann sehr viel entdecken,
Johanna Müller illustriert auch das Jubiläums-                        die Interpretation mancher Bibelstellen.         immer wieder Neues.»
buch «Zwei Himmel über dem Thurgau» mit                               Und so läuft ein indischer Jesus über das
Comics, das am 12. Mai erscheint.                                     Wasser des Bodensees, Noah hat es sich                                             Sarah Stutte

                                                                                                                                            forumKirche | 5-2020   7
"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche
Gedankenimpuls

                                                                 Bild: pixabay.com
    «Auch aus Steinen,
    die einem in den Weg
    gelegt werden,
    kann man Schönes
    bauen.»
    Johann Wolfgang von Goethe · deutscher Dichter · 1749–1832

8   forumKirche | 5-2020
"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche
Den Glauben feiern

                                                                                                                                            Bild: Michael Hubka/pixelio.de
Gottesdienste anderssprachige Missionen
  Albaner-Mission
Sa, 7. März          19.30 Uhr      Romanshorn
So, 8. März          13.00 Uhr      St. Nikolaus Frauenfeld
So, 15. März         13.00 Uhr      St. Nikolaus Wil
   Italiener-Missionen
Diese Gottesdienstzeiten werden auf den Pfarreiseiten publiziert.
  Kroaten-Mission
So, 8. März       09.30 Uhr         Bernrain Kreuzlingen
                  11.45 Uhr         Klösterli Frauenfeld
                  17.00 Uhr         St. Peter Schaffhausen          Am Brunnen
Sa, 14. März      19.00 Uhr         St. Martin Arbon
So, 15. März      09.30 Uhr         Bernrain Kreuzlingen            Gedanken zum Evangelium: Joh 4,5-42
                  11.45 Uhr         Klösterli Frauenfeld
                  17.00 Uhr         St. Peter Schaffhausen          Manchmal frage ich mich, ob ich sie beneiden sollte, die so sicher
                                                                    sind, sicher, ohne jeden Zweifel. Seiner Sache sicher sein muss
  Portugiesen-Mission                                               man, um andere herabzuwürdigen, zu demütigen. Jedes «Vielleicht»
Sa, 7. März        19.00 Uhr        Klösterli Frauenfeld            wäre störend. Jedes «Womöglich» zöge Energie ab, die zur Ver -
So, 8. März        09.00 Uhr        St. Stefan Kreuzlingen
                                                                    teidigung der reinen Lehre gebraucht wird.
                   10.45 Uhr        St. Maria Sitterdorf
                                                                    «Gib mir zu trinken!», sagt er, der kein Schöpfgefäss bei sich hat. –
  Slowenische Mission                                               Ist das ein Befehl kraft Amtes? Eine nachdrückliche Bitte, der Frau
So, 15. März       10.00 Uhr        Pfarreisaal Amriswil            zu gehorchen hat? Eine Drohung: Wenn du nicht, dann…? Oder ist
  Spanische Mission                                                 er so durstig, dass er nicht anders kann, als mit aller Vehemenz
Sa, 7. März        18.30 Uhr        St. Maria Schaffhausen          und mit Nachdruck zu bitten? Wie gern würde ich den Ton an-
So, 8. März        09.30 Uhr        St. Martin Arbon                schalten. Und wie oft verstehe ich nicht, trotz Originalton.
                   11.00 Uhr        St. Stefan Amriswil             Sie, die Frau, die Samariterin, weiss, dass sie aus Sicht des Juden
Sa, 14. März       18.30 Uhr        St. Maria Schaffhausen          «falsch ist». Sie ist eine «Schamerim», eine von denen, die zurück-
So, 15. März       10.30 Uhr        Klösterli Frauenfeld            blieben, denn es wurden wohl nur die Angehörigen der begüterten
                   12.00 Uhr        St. Stefan Amriswil             Oberschicht der israelitischen Bevölkerung deportiert. Die Ver-
  Ungarn-Mission                                                    bliebenen vermischten sich im Laufe der Zeit mit dem Volk der
Sa, 14. März         15.30 Uhr      Klösterli Frauenfeld            assyrischen Grossmacht.
                                                                    «Geh, ruf deinen Mann und komm wieder her!» Die Frau ant-
                                                                    wortete: «Ich habe keinen Mann.» Jesus sagte zu ihr: «Du hast
                                                                    richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du
 Gottesdienste in Radio & Fernsehen                                 gehabt und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann.» Zu viele
 Sonntag, 8. März, 10.00 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                    Männer, Männer fremder Ethnien, wer weiss.
 Röm.-kath. Predigt. Silvia Huber, röm.-kath. Theologin in          «Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird
 Malters, Bistum Basel                                              niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm
 Sonntag, 15. März, 10.00 Uhr, Radio SRF 2 Kultur                   gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben
 Röm.-kath. Gottesdienst aus Ilanz GR. Predigt: Pfarrer Alfred      fliesst.» Nicht mehr Frau – Mann, Israelit – Samaritanerin, richtig –
 Cavelti; Orgel: Anna Maria Schlosser; Cäcilienchor Ilanz unter     falsch, Jude – Fremde, sondern: «Herr, gib mir dieses Wasser», sagt
 der Leitung von Rilana Cadruvi.                                    sie, «damit ich keinen Durst mehr habe und nicht mehr hierher-
 Sonntag, 8. März, 9.30 Uhr, ZDF                                    kommen muss, um Wasser zu schöpfen!»
 Kath. Gottesdienst – Ausblick, Überblick und der grosse            Keine Einteilung, keine Bewertung, kein Herabwürdigen, keine
 Horizont für das Leben. Predigt: Pfarrer Josef Gründwidl aus der   Opfer-Symbolik, sondern kraftvolles Signal: «Gib mir dieses
 Perchtoldsdorfer Marienkirche.                                     Wasser.» Ich will zu dieser Gemeinschaft gehören, die nicht das
 Sonntag, 15. März, 9.30 Uhr, ZDF                                   Fremde ausgrenzt, sondern erfrischenden Zusammenhalt und
 Evang. Gottesdienst – Im Kreuz auch Zeichen des Lebens sehen.      lebendige Vielfalt verkörpert.
 Predigt: Pfarrer Nico Szameitat, aus St. Ansgar, Oldenburg
                                                                                                                  Christine Rammensee

 Regionale Sendungen
 Radio TOP: TOP Kick und TOP Church: www.topchurch.ch
                                                                     Sonntagslesungen
 Radio Munot: Gedanken zum Tag                                       8. März – 2. Fastensonntag
 Montag bis Freitag 6.50 Uhr, 9. bis 13. März: Adèle Lukácsi;        Erste Lesung: Gen 12,1–4a
 16. bis 20. März: Ingo Bäcker                                       Zweite Lesung: 2 Tim 1,8b–10
 Unterwegs – ein kirchliches Magazin aus Schaffhausen                Evangelium: Mt 17,1–9
 Jeweils am letzten Sonntag im Monat, 8.00 Uhr, Wdh. 22.00 Uhr       15. März – 3. Fastensonntag
 Schaffhauser Fernsehen SHf: Gedanke am Wuchenänd                    Erste Lesung: Ex 17,3–7
 Samstag/Sonntag ab 18.20 Uhr, stündliche Wiederholung               Zweite Lesung: Röm 5,1–2.5–8
 7. und 14. März: Andreas Egli                                       Evangelium: Joh 4,5–42

                                                                                                                forumKirche | 5-2020   9
"Wir sind die Veränderung" - Frauen fordern gleiche Rechte - forumKirche
Fastenzeit · Kirche ohne Grenzen – Italienisch

«Man wird durchlässiger und dankbarer»                                                                                      «In den Ärmst
Erfahrungen mit dem Fasten                                                                                                  Das Porträt eines Hilfswerks u

                                                                                                  Bild: © Ines Schaberger
Am Aschermittwoch begann die Fasten-                                                                                        Für Danilo Burelli heisst Priester sein, aus
zeit, die 40-tägige Vorbereitungszeit auf                                                                                   seinem Leben eine Gabe machen, denn
Ostern. Für viele ein Anlass, auf bestimmte                                                                                 das Leben wurde einem gegeben und man
Dinge zu verzichten. Im Interview erzählt                                                                                   soll es teilen können. Es war der Herr, der
der Jesuit und Zen-Meister Niklaus                                                                                          ihm den Weg gezeigt hat; dadurch wurde
Brantschen von seiner 50-jährigen Er-                                                                                       die Organisation amiciterzomondo gegrün-
fahrung mit dem Fasten.                                                                                                     det. Im Gespräch mit Kirche ohne Grenzen
                                                                                                                            gab Don Danilo, der einen engen Bezug zu
Was raten Sie einer Person, die fasten                                                                                      Neuhausen hat, einen spannenden Ein-
möchte?                                                                                                                     blick in sein Hilfswerk.
Pack es an! Überlege nicht zu lange. Es
gibt die Schwellenangst, wo man Angst hat,                                                                                  Don Danilo Burelli wurde im Jahr 1944 in
einen Schritt zu tun – doch wenn man geht,                                                                                  Friuli (IT) geboren und wuchs in einer armen
merkt man, da war gar keine Schwelle.                                                                                       Familie auf, die aber sehr religiös war. Nach-
Wenn ich den Schritt wage, vielleicht auch                                                                                  dem er 1971 Priester wurde, arbeitete er
motiviert durch eine Gruppe, merke ich:                                                                                     einige Zeit in einer Pfarrei in Italien, wurde
Das geht gut. Sehr gut.                                                                                                     später Missionar in Pfäffikon (ZH) und hilft
                                                 Niklaus Brantschen lebt und wirkt im Lassalle-                             heute als Seelsorger ab und an in der italie-
Sie fasten seit 50 Jahren. Was macht das         Haus Bad Schönbrunn und ist Autor von                                      nischen Mission in Neuhausen aus. Eine
Fasten mit Ihnen?                                zahlreichen Büchern.                                                       Nonne, die er seit Jahren gut kannte und
Die zentrale Erfahrung ist die Durchlässig-                                                                                 die nach Afrika ging, schickte ihm vor 35
keit, die Leichtigkeit. Man verliert nicht nur                                                                              Jahren einen Brief. Diesem war ein Foto von
physisch an Gewicht, sondern auch mental         Was ist Fasten denn noch mehr?                                             einer «Schule» beigelegt, in der sie unter-
an Schwerfälligkeit. Man wird luftiger, durch-   Mit dem alten Augustinus kann man sagen:                                   richtete. Das Gebäude war aber eigentlich
lässiger – und dankbarer! Man merkt, dass        Das Fasten hat wie ein Vogel zwei Flügel:                                  nur eine zerbrechliche Hütte. Das regte in
wir eine verdankte Existenz haben! Würden        das Gebet und die tätige Nächstenliebe.                                    ihm den Wunsch, etwas zu unternehmen.
wir weiterfasten, hätte es bald ein Ende mit     Wenn ein Flügel lahm ist, wenn die Spiritua-                               So entschied er, zusammen mit fünf weite-
uns. Alles, was wir zum Leben brauchen,          lität beim Fasten nicht praktiziert wird oder                              ren Personen während den Ferien dorthin zu
nehmen wir von aussen auf, es wird uns           die Offenheit zu den anderen Menschen                                      reisen, um eine neue Schule zu bauen. Don
geschenkt. Wir leben von Luft, Wasser, von       nicht gelebt wird, dann ist der Vogel – das                                Danilo erzählt mit Begeisterung von seinem
der Mutter Erde – und da spürt man plötz-        Fasten – lahm und kommt nicht vom Fleck.                                   ersten Abenteuer, welches natürlich auch
lich eine ganz tiefe Dankbarkeit für die         Die gesundheitliche, die spirituelle und die                               mit Schwierigkeiten verbunden war. Seitdem
Gaben der Natur, der Schöpfung. Dank-            sozial-politische Dimension gehören                                        konnten bereits viele verschiedene Orte in
barkeit ist das Nachhaltigste, was ich beim      zusammen.                                                                  Afrika und Südamerika von der Arbeit der
Fasten gelernt habe.                                                                                                        amiciterzomondo profitieren.
                                                 Viele Religionen kennen eine Zeit des
Woher kommt das Wort «fasten»?                   Fastens. Ist das ein Grundbedürfnis des                                    Breites Spektrum
Fasten kommt von «festmachen». In der            Menschen?                                                                  Die Vision des Hilfswerks ist es, Schulen
englischen Sprache ist das noch erhalten,        Was war zuerst, das Ei oder das Huhn, das                                  und Gesundheitseinrichtungen entstehen
wenn es heisst: «Fasten your seatbelts», die     Fasten oder die Religion? Was das Huhn                                     zu lassen, sodass die Einheimischen lesen
Sitzgürtel beim Starten und Landen fest-         betrifft, weiss ich keine Antwort. Beim                                    lernen, sich bilden und behandeln lassen
machen. Fasten kommt wie «Fest» vom              Fasten denke ich, dass die Entstehung von                                  können. Anfänglich bestand die Aufgabe
Wort «festlegen». Man hat bestimmte              Religion und Fasten gleich ursprünglich                                    des kleinen Teams darin, ihnen die Her-
Zeiten im Kirchenjahr für das Fasten und         sind. Im Winter, bei knapper Nahrung,                                      stellung von Backsteinen beizubringen, um
Festen festgelegt: Weihnachten, Ostern,          haben die Menschen weniger gegessen –                                      damit stabil bauen zu können. Heutzutage
Pfingsten und die Fastenzeit.                    und gemerkt, dass das eine den Geist auf-                                  funktioniert das Bauen auch bestens ohne
                                                 hellende Wirkung hat. Da kamen ihnen                                       Hilfe und Anleitung. In letzter Zeit werden
Ist Fasten mehr als «auf Schokolade zu           neue Ideen und ein Gespür für das Numi-                                    auch Kirchen errichtet oder Wasserstellen
verzichten»?                                     nose. So hat Fasten die Entstehung der                                     gebaut. Gleichzeitig werden Mini-Projekte
Das ist eine Frage der Definition. In der        Religion mitbegünstigt. Die Religion ihrer-                                durchgeführt, z. B. «Weihnachten der
Tradition meinte Fasten, auf Essen zu ver-       seits hat das Fasten geregelt, damit es                                    Güte», wo Reis, Bohnen, eine Seife oder
zichten – substanziell, nicht nur auf Süssig-    nicht ausufert. So waren Fasten und                                        auch Hefte und Stifte verteilt werden. Oder
keiten oder Schokolade. Das ist ein schö-        Religion immer miteinander gekoppelt                                       während der Fastenzeit in Bolivien «Brot &
ner Brauch, dass man in der Fastenzeit auf       und sind in allen grossen Religionen be-                                   Milch», wo die Kinder eine Essensportion
etwas verzichtet – aber das sollte man dann      heimatet.                                                                  erhalten, bevor sie zur Schule gehen. Als
nicht Fasten nennen, sondern ganz einfach                                                                                   Informations-, Kommunikations- und Moti-
Verzicht.                                                                Ines Schaberger/Red.                               vationsmittel für interessierte Personen

10 forumKirche | 5-2020
Kirche ohne Grenzen – Italienisch

en finden wir Jesus wieder»
nd seines Gründers
   Bild: zVg Don Danilo Burelli

                                                                                                     Projekt «Brot & Milch»
                                                                                                     in Bolivien (links).                             «Nei più poveri
                                                                                                                                                      troviamo Gesù»
                                                                                                                                                      Don Danilo e la sua
                                                                                                                                                      associazione
                                                                                                                                                      Don Danilo Burelli è nato nel Friuli (IT)
                                                                                                                                                      nel 1944. Dopo essere stato ordinato
                                                                                                                                                      sacerdote nel 71 e aver lavorato in
                                                                                                                                                      parrocchia per qualche anno, è divenu-
                                                                                                                                                      to Missionario di Pfäffikon (ZH). Fare il
                                                                                                                                                      sacerdote per don Danilo vuol dire fare
                                                                                                                                                      della sua vita un dono, perché la vita
                                                                                                                                                      l’abbiamo ricevuta e quindi bisogna
                                                                                                     Don Danilo Burelli in                            saperla condividere! Ed è stato proprio
                                                                                                     der Sakristei von Heilig                         il Signore che gli ha illuminato questa
                                                                                                     Kreuz in Neuhausen                               via, dando così inizio all’associazione
                                                                                                     (unten).                                         amiciterzomondo.

                                                                                                                                Bild: Simone Zuzolo
                                  und Spender erscheint das Buch «Solida-                                                                             Dopo che aveva ricevuto una lettera di
                                  rität auf dem Weg». Darin sind Fotos und                                                                            una suora che conosceva dagli anni del
                                  Zeugnisse aller Projekte des Jahres auf-                                                                            suo servizio in parrocchia e che poi andò
                                  geführt. «Vor allem dient es aber dazu, den                                                                         in Africa, decise di sostenerla costruendo
                                  Armen eine Stimme zu geben», so der hin-                                                                            una scuola elementare. Per fare ciò, partì
                                  gebungsvolle Priester. Er ist überzeugt,                                                                            con un gruppo per il Burundi. Dalla prima
                                  dass «auch die Armen unsere Brüder sind                                                                             esperienza sono trascorsi 35 anni e
                                  und genau in ihnen ist Jesus präsent: er                                                                            hanno potuto viaggiare in diversi luoghi
                                  war auch hungrig, durstig und nackt (Mt 25,                                                                         dell’Africa e del Sudamerica.
                                  35-44). Oft denkt man, dass eine Spende                                                                             Lo scopo consiste nel realizzare scuole
                                  alles löst. Vielmehr sollten aber Netzwerke                                                                         e centri sanitari, cosicché la gente del
                                  mit den Gemeinschaften hergestellt und Si-                                                                          luogo possa imparare a leggere, a
                                  tuationen geteilt werden, damit die Frohe                                                                           formarsi e a curarsi. Inoltre, vengono
                                  Botschaft durch Taten sprechen kann. Fol-                                                                           svolti dei mini-progetti come «il Natale
                                  gendes muss uns bewusst werden: Glaube                                                                              della bontà» o «Pane e Latte». Come
                                  ohne Taten führt zu nichts                    gewollt und somit wird es die Organisation                            mezzo di comunicazione, informazione
                                  (Jak 2, 20).» Deshalb steckt Pater Danilo     auch so lange geben, wie ER es will», meint                           e motivazione c’è il libro «Solidarietà in
                                  all seine Energie in diese Mission. Ihn er-   der Gründer hoffnungsvoll. Er möchte sich                             Cammino», nel quale sono presenti tutti
                                  füllt das Lachen der Kinder und die Freude,   bei denjenigen, die helfen, auch herzlichst                           i progetti effettuati durante l’anno.
                                  die sie ausstrahlen, auch wenn sie nur ei-    bedanken: «Dabei helfen sie nicht mir,                                Soprattutto però è un mezzo per dare
                                  nen Lutscher erhalten. Die Leute seien        sondern dem Herrn, der in den Armen ist.»                             voce ai poveri!
                                  dort sehr dankbar und überglücklich, denn     Und er fordert alle Christen auf, über die
                                  sie haben das Gefühl, nicht vergessen zu      eigene Familie hinauszublicken, denn wir                              L’obbiettivo è quindi condividere e
                                  werden. Einmal sei beispielsweise ein jun-    sind alle Geschwister – dadurch, dass wir                             camminare con i poveri, perché proprio
                                  ger Mann zu ihm gekommen und hätte sich       Gottes Kinder sind.                                                   in loro Gesù è presente. Papa Francesco
                                  persönlich für die Möglichkeit bedankt, in                                                                          dice: «La Parola si ascolta con la mente,
                                  die Schule gehen zu können. Mittlerweile               Text & Übersetzung: Simone Zuzolo                            ma poi va elaborata con il cuore e deve
                                  ist er selbst Lehrer in der Stadt geworden.                                                                         uscire dalle mani e con le mani.»
                                                                                                                                                      L’associazione «amiciterzomondo»
                                  Nachfolge gesucht
                                                                                                                                Bild: zVg

                                                                                 Simone Zuzolo (18),                                                  continua finché il Signore vorrà. Impor-
                                  Durch das fortgeschrittene Alter von Don       ist Sohn von emigrierten,                                            tante è animare ogni cristiano ad aprire
                                  Danilo ist die Zukunft von amiciterzomondo     italienischen Eltern der                                             gli occhi verso i nostri fratelli e guardare
                                  ungewiss, denn bisher will niemand diese       3. Generation und lebt in                                            oltre la nostra piccola famiglia. Ringrazia
                                  Verpflichtung übernehmen. Die Arbeit beim      Schaffhausen. Zurzeit ab-                                            tutti coloro che stanno aiutando, perché
                                  Hilfswerk ist mit Risiken verbunden, z. B.     solviert er die Lehre als                                            non aiutano lui, ma il Signore che è
                                  in den Kriegsgebieten oder in den muslimi-     Kaufmann.                                                            amico dei poveri.
                                  schen Regionen. «Doch es ist vom Herrn

                                                                                                                                                                          forumKirche | 5-2020 11
Thurgau

Gottesdienste für Kinder leiten                                                                                        News
Eine Ausbildung mit ökumenischer Kooperation                                                                              Unispital errichtet Klagemauer
                                                                                                                       Die Spitalkirche des Zürcher Unispitals
                                                                                                                       hat zum Auftakt der Fastenzeit eine Klage-
Die religionspädagogischen Fachstellen                                  lebendig zu erzählen. Auf katholischer         mauer aus Backsteinen errichtet. Nach
der beiden Landeskirchen im Thurgau                                     Seite kommt noch eine Einheit dazu, in der     dem Vorbild der grossen Klagemauer in
haben gemeinsam einen Ausbildungskurs                                   die Gestaltung von Kindergottesdiensten        Jerusalem können Besucher bis zum Kar-
für Leitende von Kindergottesdiensten                                   theoretisch reflektiert und praktisch einge-   freitag in deren Ritzen kleine Zettel mit
konzipiert. Zwei Einheiten dieses Kurses                                übt wird. Das evangelische Ausbildungs-        ihren Anliegen legen. In der Mitteilung der
werden neu ökumenisch angeboten. Er                                     konzept sieht neben einem Modul im liturgi-    Spitalkirche hiess es, dass den Patienten,
beginnt am Samstag, 14. März, mit der                                   schen Bereich noch zwei Wahlmodule vor,        Angehörigen und dem Personal im Spital
Ausbildungseinheit zur Bibel.                                           die dazu befähigen, Kinder in ihren kreati-    viel abverlangt werde und es allen gut
                                                                        ven Kompetenzen zu fördern.                    tue, nicht immer nur stark sein zu müs-
Wie kann man Kinder vom Kindergarten                                                                                   sen. An Ostern soll sich dann die Mauer
bis zur 4. Klasse für Gottesdienste begeis-                             Der Prozess                                    zu einem Zeichen für Lebendigkeit ver-
tern? Die Antworten auf diese Frage unter-                              2018 wurde der Bereich «Fiire mit de           wandeln und damit ermutigen.
scheiden sich in konfessioneller Hinsicht                               Chliine» vom Thurgauischen Katholischen
                                                                                                                          Weltkirchenrat verschiebt Sitzung
kaum. So fiel es Christine del Torchio von                              Frauenbund (TKF) auf die Fachstelle Reli-
                                                                                                                       Der Ökumenische Rat der Kirchen hat mit
der evangelischen Fachstelle Kindergottes-                              gionspädagogik übertragen. Seither sind
                                                                                                                       Blick auf die internationale Ausbreitung
dienst und Barbara Schicker von der katho-                              die Bereiche «Fiire mit de Chline» und «Kin-
                                                                                                                       des Coronavirus die Sitzung seines
lischen Fachstelle Religionspädagogik auch                              dergottesdienst» unter dem Dach Kinder-
                                                                                                                       Leitungsgremiums in Genf vom 18. bis
nicht schwer, ein gemeinsames Konzept zur                               liturgie. Das war Anlass und Chance, –
                                                                                                                       24. März neu auf den 18. bis 25. August
Ausbildung Kindergottesdienste zu erstel-                               gemeinsam mit der evangelischen Seite –
                                                                                                                       verschoben. Auch die vorausgehende
len, das nun umgesetzt werden soll. Die                                 diese Bereiche zu überdenken und z. T. neu
                                                                                                                       Sitzung des Exekutivkomitees wurde neu
Einführung in die Bibel und die Einführung                              zu strukturieren. So können Synergien ge-
                                                                                                                       auf den 15. bis 22. Juni verschoben. Da
in das Erzählen sind ökumenisch angebo-                                 nutzt werden. Daraus resultierte unter an-
                                                                                                                       an dieser auch ein neuer Generalsekretär
ten und werden jeweils an zwei Samstagen                                derem das neue Konzept der Ausbildung
                                                                                                                       bestimmt werden sollte, wird bis dahin
durchgeführt. Das erste Angebot beleuch-                                Kindergottesdienste, das vor allem den
                                                                                                                       der stellvertretende ÖRK-Generalsekretär
tet die Entstehung der Bibel und ihren Auf-                             Bereichen Bibel und Erzählen mehr Raum
                                                                                                                       Ioan Sauca vom 1. April an als amtieren-
bau näher und verweist auf Texte, die sich                              gibt. «Das kam uns entgegen. Nun können
                                                                                                                       der Generalsekretär walten.
für Kinderfeiern eignen. Das andere Ange-                               Teilnehmende noch fundierter in diesen
bot fördert die Kompetenz, Geschichten                                  Grundlagen geschult werden», so Schicker.         Ernesto Cardenal gestorben
                                                                        Im Blick auf die übrigen Inhalte erschien      Am 1. März verstarb der nicaraguanische
                                                                        den Verantwortlichen eine Zusammenfüh-         Schriftsteller, Befreiungstheologe und Re-
                                                 Bild: Detlef Kissner

                                                                        rung weniger sinnvoll, da sich die beiden      gierungskritiker Ernesto Cardenal im Alter
                                                                        Ausbildungskonzepte von der Ausrichtung        von 95 Jahren. Immer wieder übte der
                                                                        her nicht ganz decken. Deshalb werden die-     katholische Priester, eine der schillernd-
                                                                        se Teile auch weiterhin konfessionsspezi-      sten Figuren Lateinamerikas, scharfe
                                                                        fisch angeboten. Barbara Schicker erfuhr       Kritik an der Situation in seiner Heimat.
                                                                        die Überarbeitung der bisherigen Konzepte      Papst Johannes Paul II. hatte ihm 1985
                                                                        als Gewinn für beide Seiten.                   die Ausübung des priesterlichen Dienstes
                                                                                                                       verboten, weil er nach dem Sturz der
                                                                        Ausblick                                       Somoza-Diktatur Minister der Revolutions-
                                                                        Die neu konzipierte Ausbildung stiess bis-     regierung war. Im Februar 2019 hob Papst
                                                                        her auf gute Resonanz. Barbara Schicker        Franziskus das Verbot wieder auf.
                                                                        war es wichtig, dass die gesamte Ausbil-
                                                                                                                           «Task Forces» gegen Missbrauch
                                                                        dung einen guten Spannungsbogen hat und
                                                                                                                       Im Kampf gegen Missbrauch in der Kirche
                                                                        in einem Jahr abgeschlossen werden kann.
                                                                                                                       will der Vatikan nun offenbar doch so-
                                                                        Nach dem ersten Durchlauf soll eine aus-
                                                                                                                       genannte «Task Forces» einrichten. Wie
                                                                        führliche Auswertung stattfinden. Geplant
                                                                                                                       das vatikanische Presseamt mitteilte,
                                                                        ist ausserdem, dass die Ausbildung Kinder-
                                                                                                                       sollen diese Teams Bischofskonferenzen
                                                                        gottesdienste in Zukunft alle zwei Jahre
                                                                                                                       weltweit bei der Erarbeitung oder Aktuali-
                                                                        wiederholt werden soll. Für die Ausbildung
                                                                                                                       sierung von Leitlinien zum Kinderschutz
                                                                        2020 kann man sich noch anmelden. Die
                                                                                                                       unterstützen. Ebenso sollen die «Task
                                                                        Ausbildungseinheiten können auch einzeln
                                                                                                                       Forces» vor Ort helfen, weitere Mass-
                                                                        als Weiterbildung gebucht werden.
                                                                                                                       nahmen zur Prävention gegen Missbrauch
                                                                                                                       sowie zur Intervention bei Verdachtsfällen
                                                                                                      Detlef Kissner
                                                                                                                       zu intensivieren.
Barbara Schicker präsentiert Musikinstrumente,
mit denen Kindergottesdienste bereichert                                  Nähere Infos: www.rep.kath-tg.ch unter                                    kath.ch/Red.
werden können.                                                            Menüpunkt «Kinderliturgie»

12 forumKirche | 5-2020
Aus dem Bistum · In eigener Sache · Schaffhausen

Kreativität bewegt                                                                 Verabschiedung im Sekretariat
Was mich bewegt: ein Beitrag von Felix Gmür                                        Susanna Keller-Cavicchiolo hört auf

Ich besuche sehr gerne Museen und Ausstellungen. Staunend                          Seit Januar 2013 managte

                                                                                                                                                        Bild: Detlef Kissner
stehe ich dann vor den Kunstwerken und freue mich über die                         unsere gute Redaktionsseele
Fantasie und den kreativen Schöpfergeist der Künstlerinnen und                     Susanna Keller-Cavicchiolo
Künstler.                                                                          das Sekretariat und das
Nicht alle malen wie Rembrandt oder schaffen Skulpturen wie                        Korrektorat des Hefts, be-
Michelangelo. Zur Kreativität im Glauben sind wir aber alle beru-                  treute die Veranstaltungen
fen. Kreative öffnen Tür und Tor für den frischen Wind des Heiligen                im Heft und auf der Web-
Geistes. Kreative schreiten voran, ohne schon immer zu wissen,                     seite, sorgte dafür, dass die
wo sie ankommen. Kreative sind neugierig und für Neues zu ha-                      aktuelle Ausgabe jeweils
ben. Sie tragen Jesus in die weite Welt hinaus. Sie drehen sich                    Online erschien und auch
nicht um sich selbst; Selbstgefälligkeit − besonders in der Kirche −               sonst an den richtigen Orten
ist ein Kreativitätskiller.                                                        oder als Belegexemplar im jeweiligen Briefkasten landete. Sie war
Schöpfergeist nährt sich aus Freude, offenen Sinnen und einem                      uns als Ideengeberin bei unseren wöchentlichen Themensitzungen
langen Atem. Vorbilder gibt es zur Genüge: Paulus, Franz und                       stets eine grosse Hilfe und unterstützte uns auch sonst in der
Klara von Assisi, Bernadette Soubirous, Dietrich Bonhoeffer,                       redaktionellen Arbeit, wo sie nur konnte. Zudem erledigte sie die
Franz Jägerstetter, Mutter Theresa. Trotz vielfältiger Widerstände                 ganze Korrespondenz, schriftlich und telefonisch, wobei besonders
haben sie ihre Vision vom Reich Gottes in ihrem Leben kreativ                      Letzteres sie in gewissen Situationen ziemlich forderte, weil man-
und eigenständig umgesetzt. Sie haben sich nicht auf die un-                       che Leserinnen und Leser in ihrer besonders aufbrausenden Kritik
überwindbaren Grenzen fixiert, sondern darüber hinausgeblickt.                     über das Heft auch ab und zu einmal ihren Anstand vermissen
Sie haben ihren Glauben überzeugend gelebt, so dass bis heute                      liessen. Wir bedanken uns herzlich bei Susanna für ihr sonniges
Menschen davon inspiriert und in ihrem                                             Gemüt, das uns auch in den schwierigeren Zeiten, die unsere
                                                                       Bild: zVg

Glauben bestärkt werden.                                                           Redaktion durchlebte, immer neu motivierte und für ihr lang-
                                                                                   jähriges, tolles Engagement für unser Heft. Die ganze Redaktion
                                                                                   wünscht ihr auf ihrem weiteren Lebensweg nur das Beste.
                                +Felix Gmür,
                           Bischof von Basel                                                                                             Sarah Stutte

                                                                                                                                                            Bild: zVg
Jubiläum in Wort und Bild
Festschrift zu 50 Jahre Landeskirche Schaffhausen

Am 25. Juni 2018 feierten die Synodalen        21. Jahrhundert, und beleuchtet den Pro-
der römisch-katholischen Landeskirche          zess, der zur Anerkennung der katholischen
Schaffhausen das 50-jährige Bestehen           Kirche als Landeskirche führte. In einem
ihrer Landeskirche. Vor drei Monaten           Interview nehmen Verantwortliche der
erschien eine von Andreas Schiendorfer         katholischen und der evangelischen
herausgegebene Festschrift mit Beiträgen       Landeskirche eine Standortbestimmung
zur Geschichte der katholischen Kirche im      der katholischen Landeskirche vor und
Kanton Schaffhausen und zum Festanlass.        beschreiben das ökumenische Miteinan-
                                               der. Ausserdem kann das Referat mit dem
«Ut unum sint» (Dass sie eins seien)           Titel «Integration hört nie auf», das Thomas
lautet der Titel der Jubiläumsfestschrift.     Binotto, ehemaliger Präsident des Synodal-
Er nimmt Bezug auf die Enzyklika von Papst     rates, zum Jubiläumsanlass gehalten hat,
Johannes Paul II., in der er 1995 den          dort nachgelesen werden. Fotos rund um
Wunsch nach der Einheit der Christen           die Jubiläumssynode vermitteln einen
bekräftigte. Die besondere Ökumene, die        lebendigen Eindruck von diesem Anlass.
die evangelisch-reformierte, die christka-     Vor 50 Jahren wurde in Schaffhausen auch
tholische und die römisch-katholische Kir-     die Bettagsaktion ins Leben gerufen.
che im Kanton Schaffhausen miteinander         Anlässlich dieses Jubiläums fand auch ein
verbinden, heben auch Bischof Felix Gmür       Beitrag über die Geschichte und die Dar-
und Synodalratspräsident Andreas Textor        stellung dieses ökumenisch getragenen                         Die Festschrift kann gegen Rechnung
in ihrem gemeinsamen Grusswort hervor.         Engagements für soziale Anliegen Eingang                      bezogen werden bei: Röm.-kath. Landes-
Die Festschrift gewährt Einblicke in die       in die Festschrift.                                           kirche des Kantons Schaffhausen
kirchliche Entwicklung in und um Schaff-                                                                     Verwaltung, Fäsenstaubstr. 4,
hausen von der Reformation bis ins                                                       Detlef Kissner      8200 Schaffhausen

                                                                                                                             forumKirche | 5-2020 13
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