Primary and Hospital Care
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jo u r n al Peer re v ie we d Primary and Hospital Care Die Zeitschrift für Allgemeine Innere Medizin in Hausarztpraxis und Spital 164 Vorstand der SGAIM 176 Amato Giani, Stefan 185 Judith Dissler, Lars Clarfeld wird Schäfer, Jost Schönberger Leander Muheim 6 5. 6. 2019 neuer Generalsekretär Hyperlipidämie-Guideline Alte Ideen der SGAIM von mednetbern in neuem Gewand 179 Katharina E. Hofer, Stefan Weiler Neue Serie zu Vergiftungen Folge 1: Wie giftig ist Oleander? Offizielles Organ Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin Haus- und Kinderärzte Schweiz www.primary-hospital-care.ch Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
INHALTSVERZEICHNIS 161 Redaktion Dr. Stefan Neuner-Jehle, Zug (Chefredaktor); Dr. Nadja Pecinska, Muttenz (Managing Editor); Dr. Monika Büttiker, Olten; PD Dr. Thomas Dieterle, Liestal; Prof. Dr. Jacques Donzé, Bern; Dr. Roman Hari, Bern; Dr. Pierre Loeb, Basel; Dr. Manuel Schaub, Bern; Dr. Daniel Widmer, Lausanne Editorial Esther Bächli, Thomas Fehr 163 Sich inspirieren lassen, hinterfragen und weiterdenken Aktuelles Vorstand der SGAIM 164 Lars Clarfeld wird neuer Generalsekretär der SGAIM Der Vorstand der SGAIM freut sich, den neuen Generalsekretär der Fachgesellschaft vorstellen zu können: Dr. med. Lars Clarfeld wird Anfang August seine Aufgaben und Funktionen innerhalb der SGAIM übernehmen. Franziska Zogg, Regula Capaul, Pius Bürki, Marc Müller 165 Auch die heissen Eisen anpacken und erörtern! Vorschau auf den KHM-Kongress 2019. Lehre Rita Fankhauser, Monika Brodmann Maeder, Roman Hari 168 Die neuen Berner Hausarztpraktika Die Studienplatzerhöhung «+100» an der Universität Bern zur grössten medizinischen Fakultät mit jährlich 320 Humanmedizin- Studierenden ab Herbst 2018 verlangte nach einer Reform der Berner Hausarztpraktika. Dieser Artikel beschreibt die Entwicklung und Implementierung eines innovativen Modells sowie die kritische Reflexion der angetroffenen Chancen und Hindernisse. Carmen Cariello, Lorane Crausaz, Adeline Demierre, Aldina Gränicher, Anicka Margot 172 Fehler im Zusammenhang mit Polypharmazie vermeiden Ziel dieser Forschungsarbeit war, die Instrumente zu identifizieren, die den Fachpersonen zur Prävention von Fehlern im Zusammen- hang mit Polypharmazie in den Alters- und Pflegeheimen zur Verfügung stehen. Julien Battistolo, Giovanni Giuliano, Esteban Liard, Anthony Pittet, Aurélien Rovero 174 Die Masern schlagen zurück: Motive und Faktoren Während die Durchimpfungsrate gegen bestimmte Krankheiten, etwa gegen Tetanus, in der Schweiz gut ist, scheinen hierzulande grössere Probleme beim Schutz gegen Masern zu bestehen. Fortbildung Amato Giani, Stefan Schäfer, Jost Schönberger a r tic le 176 Hyperlipidämie-Guideline von mednetbern Peer re v ie we Das Ärztenetzwerk mednetbern leistet mit der Erarbeitung von medizinischen Guidelines zu den grossen Diagnosen, d die in die Domäne der Grundversorgung gehören, einen Beitrag zur Verbesserung der Qualität der Hausarztmedizin. Katharina E. Hofer, Stefan Weiler 179 Folge 1: Wie giftig ist Oleander? Neue Serie zu Vergiftungen. Offizielles Organ von: mfe Haus- und Kinderärzte Schweizerische Gesellschaft für Schweiz Allgemeine Innere Medizin SGAIM Schweizerische Akademie für Schweizerische Gesellschaft Kollegium für Psychosomatische und Psychosoziale Junge Hausärztinnen und -ärzte Swiss Young für Pädiatrie SGP Hausarztmedizin KHM Medizin SAPPM Schweiz JHaS Internists SYI Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
INHALTSVERZEICHNIS 162 Arbeitsalltag Gallus Heeb 181 Kurz vor dem Abflug zum Hausarzt! Licht und Wärme lassen uns Menschen gerne in den Süden verreisen. Wenn unsere «Patienten» Topdestinationen wie Namibia und Botswana anfliegen, wird auch Ihre Praxis mit reisemedizinischen Problemen konfrontiert sein. Der Artikel soll Ihr Interesse an Reisemedizin wecken und Ihnen praxisrelevante Informationen vermitteln. Reflexionen Judith Dissler, Leander Muheim 185 A lte Ideen in neuem Gewand Kann die Schweiz etwas vom Gesundheitssystem der USA lernen, das noch teurer ist als das unsere? Lesen Sie hier den Erfahrungs- bericht zur Studienreise mit dem Deutschen Bundesverband Managed Care e.V. / Forum Managed Care fmc nach San Francisco. René Hefti 188 Verhältnisbestimmung von biopsychosozialer Medizin und Spiritual Care 42 Jahre nach der historischen Publikation Engels stellt sich erneut die Frage nach einer Erweiterung des medizinischen Modells. Auch die spirituelle D imension soll berücksichtigt und in ein umfassendes Behandlungsmodell integriert werden. Edy Riesen 191 «Botox und Hyaluronsäure» für Ärztinnen und Ärzte Was die sogenannte ästhetische Medizin an ihren Kundinnen und Kunden mit Kollagen und Botox verbricht, das verbricht die Werbebranche heute an Ärztinnen und Ärzten in Praxen und Kliniken. Wollen Sie keinen Artikel der Primary and Hospital jo u r n al Peer re v ie we d Primary and Hospital Care Care mehr verpassen? Die Zeitschrift für Allgemeine Innere Medizin in Hausarztpraxis und Spital 104 Corinne Chmiel, 106 Daniel Widmer, Patrick 113 Stefan Neuner-Jehle Oliver Reich Ouvrard, Blaise Guinchard, et al. Polypharmazie bei Älteren 4 3. 4. 2019 Managed Care kann Interprofessional unnötige Herzkatheter community immersion Registrieren Sie sich für den Newsletter und erhalten Sie die neusten verhindern in Santiniketan, India 116 Sylvia Willi-Dähn, Hannes Manner Entwicklung des Bewegungsapparates Artikel in Ihre Inbox. QR-Code zur Newsletter-Registration. vom Kleinkind bis zum Jugendlichen Teil 1: Auffälligkeiten der unteren Extremität Offizielles Organ Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin Haus- und Kinderärzte Schweiz www.primary-hospital-care.ch Scan this code EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, Farnsburgerstrasse 8, CH-4132 Muttenz, primary-hospital- Tel. +41 (0)61 467 85 55, info@emh.ch care.ch Impressum Primary and Hospital Care Marketing EMH / Inserate: © EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG Hinweis: Alle in dieser Zeitschrift Offizielles Organ von mfe Haus- und Dr. phil. II Karin Würz, Leiterin (EMH), 2019. «Primary and Hospital publizierten Angaben wurden mit der Kinderärzte Schweiz, der Schweizeri- Marketing und Kommunikation, Care» ist eine Open-Access-Publika- grössten Sorgfalt überprüft. Die mit schen Gesellschaft für Allgemeine Tel. +41 (0)61 467 85 49, Fax +41 (0)61 tion von EMH. Entsprechend gewährt Verfassernamen gezeichneten Veröf- Innere Medizin SGAIM, der Schweize- 467 85 56, kwuerz@emh.ch EMH allen Nutzern auf der Basis der fentlichungen geben in erster Linie rischen Gesellschaft für Pädiatrie SGP, Creative-Commons-Lizenz «Namens- die Auffassung der Autoren und nicht des Kollegiums für Hausarztmedizin Abonnemente: EMH Schweizerischer nennung – Nicht kommerziell – Keine zwangsläufig die Meinung der Redak- KHM, der Schweizerischen Akademie Ärzteverlag AG, Abonnemente, Bearbeitungen 4.0 International» das tion von Primary and Hospital Care für Psychosomatische und Psycho- Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, zeitlich unbeschränkte Recht, das Werk wieder. Die angegebenen Dosierun- soziale Medizin SAPPM, Jungen Haus- Tel. +41 (0)61 467 85 75, Fax +41 zu vervielfältigen, zu verbreiten und gen, Indikationen und Applikations ärztinnen und -ärzte Schweiz JHaS (0)61 467 85 76, abo@emh.ch öffentlich zugänglich zu machen unter formen, vor allem von Neuzulassun- sowie der Swiss Young Internists SYI. Abonnementspreise: Für Mitglieder den Bedingungen, dass (1) der Name gen, sollten in jedem Fall mit den Redaktionsadresse: der Herausgebergesellschaften gelten des Autors genannt wird, (2) das Werk Fachinformationen der verwendeten Samantha Badowski, Redaktions spezielle Konditionen, die im Detail nicht für kommerzielle Zwecke ver- Medikamente verglichen werden. assistentin, EMH Schweizerischer unter http://www.primary-hospital- wendet wird und (3) das Werk in keiner Ä rzteverlag AG, Farnsburgerstrasse 8, care.ch/fuer-leser/abonnement/ Weise bearbeitet oder in anderer Herstellung: Die Medienmacher AG, 4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 58, zu finden sind. Weise verändert wird. Die kommer Muttenz, www.medienmacher.com Fax +41 (0)61 467 85 56, zielle Nutzung ist nur mit ausdrück office@primary-hospital-care.ch, Abonnemente für Nichtmitglieder: licher vorgängiger Erlaubnis von EMH www.primary-hospital-care.ch CHF 125.–, Studentenabonnement und auf der Basis einer schriftlichen Manuskripteinreichung online: CHF 63.–, jeweils zuzüglich Porto. Vereinbarung zulässig. http://www.edmgr.com/primary hospitalcare ISSN: Printversion: 2297-7155 / elektronische Ausgabe: 2297-7163 Verlag: EMH Schweizerischer Ärzte- Erscheinungsweise: 12 Ausgaben verlag AG, Farnsburgerstrasse 8, pro Jahr. 4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 55, Fax +41 (0)61 467 85 56, www.emh.ch Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
EDITORIAL 163 4. Frühjahrskongress der SGAIM zum Thema «Innovation in der Medizin» Sich inspirieren lassen, hinterfragen und weiterdenken Esther Bächli, Thomas Fehr Präsidium wissenschaftliches Komitee des Frühjahrskongresses 2019 Das Gesundheitswesen ist einem permanenten Wan- nen und Kollegen basiert, ist für die Weiterentwicklung del und vielen Veränderungen unterworfen. In der me- einer Idee zur Innovation genauso wichtig wie das dizinischen Forschung werden laufend neue Ideen persönliche Engagement und das eigene Forschungsin- entwickelt und es wird getestet, wie Behandlungen an- teresse. Gerade unser Kongress mit über 2 000 Teilneh- gepasst, Medikamente wirksamer gemacht und Pro- menden bietet hier eine einmalige Plattform, qualifi- zesse und Verfahren effizienter ausgestaltet werden zierte Feedbacks zu erhalten. Im Rahmen der «Elevator können. Ein Teil dieser neuen Erkenntnisse und Entde- pitch»-Sessions der besten Abstracts kann sich auch das ckungen wird dann weiterbearbeitet, optimiert und Publikum an der Evaluation und Diskussion beteiligen. kann schliesslich als «Innovation» im medizinischen Es werden in Basel zudem Innovationen vorgestellt, Alltag umgesetzt werden. die für Aufsehen sorgen. So zum Beispiel die Digitali- Esther Bächli «Fortschritt ist das Werk der Unzufriedenheit», stellte sierung oder die digitale Selbstvermessung in der Me- der französische Philosoph Jean-Paul Sartre fest. Der dizin, personalisierte Medizin, Immuntherapie in der medizinische Fortschritt basiert seit jeher auf dem Onkologie oder neue medizintechnische Methoden inneren Antrieb unserer Berufsgruppe, die bisherige bei der Diabetestherapie und in der Dermatologie. In Praxis zu verbessern oder gar zu revolutionieren. Im den Vorträgen sollen aber nicht nur die neuesten Zeitalter der Digitalisierung beschleunigt sich das Erkenntnisse präsentiert, sondern auch die Auswir- Tempo, und vermehrt wird auch der Begriff «disruptive kungen in der Praxis aufgezeigt werden. innovation» gebraucht, der einen Erneuerungspro- zess beschreibt, bei dem eine komplette Umstruk- «Eine kritische Auseinandersetzung von turierung beziehungsweise Zerschlagung eines be- anderen Kolleginnen und Kollegen ist für die stehenden Modells resultiert. Weiterentwicklung einer Idee zur Innovation Innovationen in Form von neuen Erkenntnissen, genauso wichtig wie das persönliche Engage- Thomas Fehr Produkten, Techniken und Prozessen prägen also ment und das eigene Forschungsinteresse.» unseren Arbeitsalltag als Ärztinnen und Ärzte auf allen Ebenen und fordern uns heraus. Das Thema lässt Innovationen können kontroverse Debatten auslösen. uns nicht kalt und ruft auch immer wieder Wider- Am Kongress wird dies im Rahmen von sogenannten spruch und Grundsatzfragen hervor. Welchen konkre- Pro/Con-Sessions angegangen, in denen ein Thema ten Nutzen haben diese Neuerungen? Wie hoch ist der von verschiedenen Referentinnen und Referenten aus Preis, und wer legt diesen fest? Was ist die Gesellschaft unterschiedlicher Perspektive beleuchtet wird. Hier bereit, für solche Innovation zu bezahlen, und wie fin- reicht die thematische Spannbreite von der ethischen det die Verteilung der limitierten Ressourcen statt? Diskussion über Suizidhilfe und die Umsetzung der Am SGAIM-Frühjahrskongress sollen die verschiede- SAMW-Richtlinien Umgang mit Sterben und Tod über Redaktionelle Verantwortung: nen Aspekte rund um das Thema Innovation in der Me- die systematische Bewertung von Verfahren und Tech- Bruno Schmucki, SGAIM dizin zur Sprache kommen. Und es soll genügend Raum nologien im Rahmen von Health Technology Assess- geschaffen werden, um sich darüber auszutauschen ments (HTA) bis zur Frage, ob bei betagten Personen der und zu debattieren. Aortenklappenersatz (TAVI) noch vorgenommen wer- Korrespondenz: Ein zentrales Anliegen des Kongresskomitees ist, den den soll. Bruno Schmucki Kommunikation Ideen und Forschungsergebnissen des medizinischen Mit Freude begrüssen wir Sie alle herzlich am diesjäh- SGAIM Schweizerische Nachwuchses ein optimales Forum zu geben. Rund 200 rigen Frühjahrskongress der SGAIM. Zusammen mit Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin wissenschaftliche Beiträge wurden eingereicht, die alle unseren Kolleginnen und Kollegen vom wissenschaft- Monbijoustrasse 43 in einer Form präsentiert und besprochen werden sol- lichen Komitee möchten wir dafür sorgen, dass Sie Postfach CH-3001 Bern len. Denn eine kritische Auseinandersetzung, die auf einen frischen Wind und eine Horizonterweiterung bruno.schmucki[at]sgaim.ch der Erfahrung und Beobachtung von anderen Kollegin- erleben werden. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):163 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
AK TUELLES 164 Generalsekretariat /Geschäf tsstelle der SGAIM Lars Clarfeld wird neuer Generalsekretär der SGAIM Vorstand der SGAIM Der Vorstand der SGAIM freut sich, den neuen Generalsekretär der Fachgesellschaft vorstellen zu können: Dr. med. Lars Clarfeld wird Anfang August seine Aufgaben und Funktionen innerhalb der SGAIM übernehmen. Lars Clarfeld verfügt über einen sehr breiten professio- nellen Hintergrund im Gesundheitswesen und kann verschiedene Qualifikationen – sowohl im medizini- schen als auch betriebswirtschaftlichen/administrati- ven Bereich – ausweisen. Sein Profil passt ausgezeichnet zu seinen Aufgaben als Generalsekretär der SGAIM. Er studierte in Hamburg Humanmedizin und bildete sich nach Abschluss des Studiums im Fach Orthopädi- sche Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsappara- tes weiter. Einen grossen Teil dieser Weiterbildung absol- vierte er in der Westschweiz – unter anderem am Universitätsspital Genf sowie in den Spitälern von Sion, Martigny und Porrentruy. Nach Abschluss der Facharzt ausbildung arbeitete er als medizinischer Leiter eines Rehazentrums in Dussnang/TG. Zudem weist Lars Clarfeld eine umfassende Führungser- fahrung und Kenntnisse in Management, Medizincont- rolling und Betriebswirtschaft aus. Seit 2011 arbeitet er in verschiedenen Funktionen für das Inselspital und die Insel Gruppe in Bern. Als Abteilungsleiter beschäftigte er sich unter anderem mit Themen wie Medizincontrolling (SwissDRG) und Innovationsmanagement, Qualitätsma- nagement, Allianz- und Zuweisungsmanagement sowie Prozessoptimierung und Strategieerarbeitung. Dank langjähriger beruflicher Tätigkeit beidseits des Röstigra- Redaktionelle bens und einem an der Universität Lausanne erworbe- des Faches Allgemeine Innere Medizin vorantreiben. Verantwortung: nen Master of Advanced Studies en économie et manage- Zusammen mit dem Team der Geschäftsstelle werde ich Bruno Schmucki, SGAIM ment de la santé ist er gut vernetzt und fachlich wie mich dafür engagieren, die strategischen und operati- sprachlich optimal auf seine künftige Tätigkeit in der ven Ziele der SGAIM umzusetzen, sowie für die Mitglie- Leitung einer nationalen Fachgesellschaft wie der der optimale Dienstleistungen zu erbringen. Es ist inter- Korrespondenz: SGAIM vorbereitet. essant und eine Chance, an dieser Schnittstelle zwischen Bruno Schmucki Kommunikation Seine Motivation, die neue Funktion als Generalsekretär den Stakeholdern der Fachgesellschaft, der Öffentlich- SGAIM Schweizerische zu übernehmen, beschreibt Lars Clarfeld folgenderma- keit und der Politik zu arbeiten.» Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin ssen: «Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung. Der Vorstand heisst Lars Clarfeld bei der SGAIM herzlich Monbijoustrasse 43 Mich erwartet ein spannendes, abwechslungsreiches willkommen und freut sich auf eine gute und erfolgrei- Postfach CH-3001 Bern und anspruchsvolles Arbeitsgebiet. Gerne möchte ich che Zusammenarbeit und seine fachliche Unterstützung bruno.schmucki[at]sgaim.ch mit dem Vorstand die strategische Weiterentwicklung auf verschiedenen Ebenen. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):164 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
AK TUELLES 165 KHM-Kongress 2019, 27.–28. Juni, KKL Luzern, «heiss & kalt» 25 Jahre KHM & 10 Jahre mfe Auch die heissen Eisen anpacken und erörtern! Franziska Zogg, Regula Capaul, Pius Bürki, Marc Müller Mitglieder Tagungskomitee KHM Das Erfolgsformat des KHM-Kongresses wird 2019 die Kolleginnen und Kollegen aus der haus- und kinderärztlichen Grundversorgung erschaudern lassen. Unter dem Leitsatz «heiss & kalt» werden in interaktiven Seminarreihen und Modulen die heissen Eisen in der Haus- und Kinderarztmedizin beleuchtet und reflektiert. Das bewährte Vortragskonzept im Tandem «Spezialist & Hausarzt» garantiert heisse Diskussionen. Hervorragende Referenten vertiefen in den vier «Hot Spots» praxisrelevante und brisante Themen, die niemanden kalt lassen. Gegensätze gehören zum Praxisalltag! Das lässt uns Schulter, der Schilddrüse, des frostigen Fiebers und in nicht ganz kalt und führt immer wieder zu heissen die klimatische (nicht klimakterische!) Erwärmung. Diskussionen! Auch an der 21. Fortbildungstagung des Kollegiums für Hausarztmedizin benennen und disku- Auch wenn die Praxis bereits heiss läuft – tieren wir die heissen Eisen, um in der Praxis mit küh- ein «Refreshing» kann nie schaden! lem Kopf für unsere Patientinnen und Patienten die bestmögliche Behandlungsstrategie zu finden. Auch Nutzen Sie das Modul Gesundheitscoaching zur Beglei- mit dem diesjährigen KHM-Programm unterstützen tung und Aktivierung Ihrer chronisch kranken Patien- wir Sie zielgerichtet in Ihrem Fortbildungsbedarf und ten. Reflektieren Sie Ihre Ratio bei der Labordiagnostik auf Ihrem Weg in der Hausarztmedizin. oder professionalisieren Sie Ihre Kenntnisse in der All- Neu sorgen wir uns mit Kleinkinderbetreuerinnen ergiediagnostik. Erweitern Sie gezielt Ihr Praxisangebot auch um Ihren Familiennachwuchs, während Sie den und besuchen Sie das Modul zur pädiatrischen Vorsor- Kongress besuchen. geuntersuchung in der Hausarztpraxis oder zum neuen Impfplan 2019. Ergänzt wird das Fortbildungsprogramm durch eine breite und aktuelle Themenpalette von Sym- Praxisalltag – auch in der Hitze des posien, welche die Industrie organisiert und dafür her- Gefechts einen kühlen Kopf bewahren vorragende Referenten eingeladen hat. Die Tagung bietet in bewährter Manier vielfältige Mög- Im «Fenster zu den Hausarzt-Instituten» erhalten Sie lichkeiten, sich mit relevanten Themen aus dem Praxis wertvolle Einblicke in die Hausarztforschung und Sie alltag auseinanderzusetzen. Die einstündigen Parallel- lernen neue «Teach the Teacher»-Konzepte kennen. Sessions und Module vermitteln viele neue Inputs und Wir möchten Ihnen auch diese Einblicke wärmstens spannende Diskussionen. Sie wählen aus, zu welchen empfehlen! Problemstellungen Sie Ihr Wissen aufwärmen möchten: sei es im Bereich Angiologie zum Management der kal- Unser «heiss & kalt»-Programm bietet für ten Füsse, zum Dauerbrenner Antibiotikaresistenz, zur jede und jeden den passenden Rahmen kalten Lungenentzündung oder zum heissen Eisen der Sexualmedizin oder bei Zwangseinweisung. Sie erhal- Auch dieses Jahr können Sie an der hitzigen Debatte ten coole Tipps im Umgang mit Schwangerschafts zum Thema «Elektronisches Patientendossier: heiss beschwerden und verfolgen eine heisse Spur bei der gekocht – kalt gegessen?» im Rahmen des standespoli- Abklärung hormoneller Störungen. tischen Roundtables mitdiskutieren. Unter der Mode- Redaktionelle Verantwortung: In vier Hauptreferaten bieten wir Ihnen aktuelle Ein- ration von Barnaby Skinner, Tamedia AG, diskutieren François Héritier, KHM blicke in die heutige Diagnostik und Therapie der auf dem Podium Nationalrat Thomas Weibel, glp, Pius PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):165–166 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
Aktuelles 166 Preise und Ehrungen: mehr Chronic Care bei COPD, weniger Polypharmazie bei Betagten Der KHM-Forschungspreis im Gesamtwert von CHF 30 000 wird 2019 neu gesplittet: Zusätzlich zum Hauptpreis im Wert von CHF 25 000 wird neu ein «Early Career Prize» von CHF 5000 vergeben, um den akademischen Nachwuchs in der Hausarztmedizin zu fördern. Der Hauptpreis 2019 geht an das Team von Dr. med. Stefan Markun zum Thema «Ambulantes Chronic Care Programm bei COPD». Es konnte gezeigt werden, dass mittels eines ambulanten COPD-Interventionspro- gramms, inklusive Schulung und Coaching des Praxis teams nur in der Hausarztpraxis, die gemäss Guide lines empfohlene Gesundheitsversorgung von COPD-Patientinnen und -Patienten verbessert werden kann, insbesondere bei denjenigen im frühen COPD- Stadium. Es ist anzunehmen, dass dadurch auch in der Langzeitbetreuung der klinische Outcome der Patien- tinnen und Patienten optimiert werden kann. Der Nachwuchspreis wird an Dr. med. Sophie Mantelli et al. verliehen für die Erforschung, ob und wie bei be- tagten Patientinnen und Patienten in der Hausarztpra- xis Polymedikation minimiert wird. Die Überlegungen der Hausärztinnen und Hausärzte zum sogenannten «Deprescribing» basiert dabei auf einer Risiko-Benefit- Abwägung des Arzneimittels, auf der Lebensqualität, auf der Lebenserwartung des Patienten und auch auf berücksichtigte Patientenwünsche. Gezielte For- schung zu «Best-Practice in Deprescribing» wird gefor- dert, um Ärztinnen und Ärzte in der Grundversorgung weiter zu unterstützen und gefährliche und unnötige Polypharmazie zu vermeiden. Das Wichtigste am Kongress sind Sie! Wir freuen uns sehr auf Ihre Teilnahme, auf heisse Diskussionen, auf Bürki, mfe, Fried-Michael Dahlweid, Inselspital, Adrian coole News und auf viele kollegiale Begegnungen! Kalt Schmid, eHealth Suisse, Reinhold Sojer, eHealth bei lässt uns dabei nichts – Ihre Inputs nehmen wir jeder- FMH und Andreas Lengen, Axsana AG. zeit und gerne auf. Wir wollen keinen kalten Kaffee Im Anschluss an das wissenschaftliche Programm fin- aufwärmen, sondern wollen ein breit gefächertes, Korrespondenz: det am Donnerstag die Generalversammlung des Ver- hochaktuelles und praxisrelevantes Programm bieten! Geschäftsstelle Kollegium für Hausarztmedizin KHM bandes mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz statt. Das Rue de l’Hôpital 15 gesamte Fachprogramm wird abgerundet durch ein Weiterführende Informationen zum Kongress und Postfach 1552 CH-1701 Fribourg «Jubiläums-Aperitif des KHM und von mfe» und einem zum Programm finden Sie online: khm[at]hin.ch «Diner» in der Villa Schweizerhof. www.khm-kongress.ch/khm2019/ PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):165–166 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
LEHRE 168 Entwicklung und Implementierung des innovativen Modells «1-3-5» Die neuen Berner Hausarzt praktika Rita Fankhauser, Monika Brodmann Maeder, Roman Hari Berner Institut für Hausarztmedizin (BIHAM), Universität Bern Die Studienplatzerhöhung «+100» an der Universität Bern zur grössten medizini- schen Fakultät mit jährlich 320 Humanmedizin-Studierenden ab Herbst 2018 ver- langte nach einer Reform der Berner Hausarztpraktika. Dieser Artikel beschreibt die Entwicklung und Implementierung eines innovativen Modells sowie die kriti- sche Reflexion der angetroffenen Chancen und Hindernisse. Ausgangslage in einer Hausarztpraxis absolvierten. Die Hausarzt- praktika sind insbesondere wegen des frühen Begannen 2007 noch jährlich 125 Studierende das Hu- Patientenkontakts bei den Studierenden sehr beliebt manmedizin-Studium an der Universität Bern, wurde und wurden auch im letzten Akkreditierungsrapport die Kapazität in den letzten Jahren sukzessive auf 320 des Berner Medizinstudiums als besondere Stärken Studierende pro Jahr ausgebaut. des Curriculums hervorgehoben. Die Entwicklung der Hausarztmedizin war in den Als Besonderheit finden die Praktika in Bern für die vergangenen zehn Jahren ein zentrales Element des Studierenden während des ganzen Studiums bei der Medizinstudiums in Bern. Kernstück der Lehre in gleichen Lehrärztin oder dem gleichen Lehrarzt statt. Hausarztmedizin sind die 2007 eingeführten Berner Diese longitudinale Präsenz der Hausarztmedizin und Hausarztpraktika, bei denen alle Studierenden in den die starke Bindung der Studierenden an eine Lehrarzt- ersten vier Jahren des Studiums jährlich mehrere Tage praxis gehören zu den wirkungsvollsten Massnahmen PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):168–171 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
lehre 169 der hausärztlichen Nachwuchsförderung [1]. Durch die Tabelle 1 zeigt die Gegenüberstellung des alten und fortlaufende Präsenz über mehrere Studienjahre erfor- neuen Modells der Hausarztpraktika. dert dieses Modell jedoch eine sehr hohe Anzahl Prak- Im neuen «Modell 1-3-5» verbringen die Studierenden tikumsplätze, die aktuell von e inem Netzwerk von >700 in den Studienjahren 1 und 3 jeweils acht Praktikums- praktizierenden Hausärzt/-innen angeboten wird, die halbtage in der Hausarztpraxis. Im 5. Studienjahr wird im Durchschnitt 1,3 Plätze pro Jahr anbieten. Durch die ein ganzer Monat Hausarztpraktikum als Teil des neuerliche, sprunghafte Studienplatzerhöhung im Wahlstudienjahres absolviert, wobei die in diesem Sta- Herbst 2018 von 220 auf 320, das sogenannte «+100», dium der Ausbildung übliche Entlöhnung der Studie- wurde eine Reform des bestehenden Systems nötig. renden direkt durch das BIHAM erfolgt. Im Folgenden skizzieren wir die Reform der Berner Hausarztpraktika im Sinne des, aus den Qualitäts zirkeln bekannten, «Plan-Do-Check-Act»-Zyklus in den Tabelle 1: Visualisierung «Modell 1-3-5» versus bisheriges Phasen «Planung», «Einführung», «Rezeption/Rück- Modell «1-2-3-4». meldung» und «Bewertung/Ausblick». Modell «1-2-3-4» Modell «1-3-5» (bisher) (neu ab 2017) SJ1 4 Tage SJ1 4 Tage Planung SJ2 4 Tage SJ2 Unser Hauptziel bei der Reform war, bei einer mittel- SJ3 4 Tage SJ3 4 Tage SJ4 15 Tage SJ4 fristig gleichbleibenden Kapazität an Praktikumsplät- SJ5 SJ5 19 Tage zen, weiterhin möglichst allen Berner Studierenden SJ6 SJ6 27 Praktikumstage anbieten zu können. Total 27 Tage Total 27 Tage Von der Projektgruppe wurden zwei Vorschläge erar- beitet, die beide die Verteilung der Praktikumstage auf drei statt vier Jahre vorsahen, entweder durch die Streichung des ersten Studienjahrs («Modell 2-3-4») Einführung oder durch eine Umstellung auf nur zweijährlich statt- findende Praktika («Modell 1-3-5»). Die Modelle wurden Im Frühling 2017 wurde die Einführung des neuen Mo- im Herbst 2016 mit Standesvertretern und Expert/-in- dells von der medizinischen Fakultät einstimmig be- nen der Universität Bern sowie in zwei Fokusgruppen schlossen, verbunden mit einer linearen Erhöhung des mit Studierenden und Lehrärzt/-innen diskutiert und Budgets für die Praktika. Im Sommer 2017 wurden weiterentwickelt. Der letztlich eindeutige Entscheid technische Anpassungen im Administrationssystem zugunsten des Modells «1-3-5» fiel hauptsächlich auf- «BIHAM Webportal» umgesetzt und das neue Modell grund der folgenden Überlegungen: für alle neuen Studierenden ab Herbst 2017 eingeführt. – Erhalt des Patientenkontakts im ersten Studienjahr Studierende aus früheren Jahren laufen weiterhin und Entlastung des für die Studierenden sehr inten- nach dem alten System. siven zweiten Studienjahrs (Anatomie, Physiologie); – Bessere inhaltliche Abgrenzung der einzelnen Prak- tikumsjahre: • Studienjahr 1: Professionalität, Arzt-Patientenbe- Tabelle 2: Ablauf der Studierendenbetreuung bei einem ziehung Betreuungsplatz. Studienjahr 3: Anamnese und Untersuchungs- • Lehrpraxis mit 1 Platz techniken 2017 Student 1: • Studienjahr 5: Patientenmanagement unter Su- SJ1 pervision 2018 Student 2: SJ1 – Ausbau der longitudinalen Struktur der Praktika: 2019 Student 1: Neu sogar fünf statt vier Jahre Kontakt mit der glei- SJ3 chen Praxis; 2020 Student 2: – Bessere Vernetzung der hausärztlichen Aus- und SJ3 Weiterbildung dank späterem Einblick im Studium: 2021 Student 1: SJ5 Die Hausarztmedizin bleibt neu bis ins 5. Studien- 2022 Student 2: jahr präsent; SJ5 – Schweizweite Harmonisierung der Präsenz der 2023 Student 3: SJ1 Hausarztmedizin im Wahlstudienjahr. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):168–171 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
lehre 170 Da Studierende im neuen Modell nur alle zwei Jahre in «ärztliche Professionalität» im 1. Studienjahr gestärkt. der Hausarztpraxis sind, betreut eine Lehrärztin oder Hierzu wurde ein CinemEducation-Modul zur Refle- ein Lehrarzt pro Ausbildungsplatz zwei Studierende xion der ärztlichen Haltung entwickelt: Der Begriff parallel, die jährlich alternierend ihr Praktikum in der CinemEducation setzt sich aus den Wörtern Cinema, Hausarztpraxis absolvieren (Tab. 2). Medecine und Education zusammen. Inhaltlich wird Die Lehrärzt/-innen wurden mittels Informations- versucht, den Studierenden mit Filmmaterial medizi- schreiben sowie anlässlich von Teachers-Teaching-Ver- nische Inhalte näherzubringen und sie zur Reflexion anstaltungen beim Berner Praxisupdate über die an- anzuregen. Im Rahmen einer randomisierten Studie stehenden Änderungen informiert. wird derzeit zudem evaluiert, ob die Durchführung Die Reform der Hausarztpraktika zog auch einige zu- eines strukturierten Interviews von Studierenden bei sätzliche Änderungen nach sich, die hier kurz umris- Patient/-innen zuhause zum Erleben von Gesundheit sen werden. und Krankheit zu einer Veränderung der patienten- zentrierten Haltung führt. Die Hausarztpraktika erfreuen sich auch nach der Reform nach wie vor grosser Beliebtheit: Rezeption/Rückmeldung Die Studierenden schätzen den frühen Patien- Die Zuteilung des 1. Jahrgangs ins neue Modell im tenkontakt und das 1:1-Teaching, die Lehrärz- Herbst 2017 verlief technisch problemlos. Erwartungs- tinnen und Lehrärzte erfahren durch die gemäss gab es wenige direkte Rückmeldungen oder Praktikumstage Anregungen für die eigene Probleme seitens der Studierenden resp. Lehrärzt/-in- Fortbildung und leisten einen wichtigen nen, da sich in Bezug auf das erste Studienjahr keine Beitrag zur Nachwuchsförderung. grösseren Änderungen zum bisherigen Modell erga- ben. Anpassung der Prüfungen Im Herbst 2018 wurde dann der erste Studiengang mit Aufgrund der Streichung des Hausarztpraktikums im der voll ausgebauten Studienkapazität (320 Studie- zweiten Studienjahr wurden auch Vorlesungen und rende) dem neuen System zugeführt, gleichzeitig gab Fachpraktika des BIHAM zum Thema Anamnese und es erstmals einen Jahrgang, der im aktuellen Jahr «pau- Kommunikation ins 1. Studienjahr verlagert. Diese sierte» (im 2. Studienjahr). Technisch verlief auch diese Veränderung nahmen wir zum Anlass, um im ersten Zuteilung problemlos. Es zeigte sich allerdings, dass Studienjahr ein neues formatives Prüfungsformat doch einigen Lehrärzt/-innen nicht bewusst war, dass (formatives Assessment) mit einem Postenlauf zu sie mit einem Ausbildungsplatz neu zwei Studierende praktischen Fertigkeiten (Anamnese-Gespräch mit parallel betreuen würden. Dies führte zu einigen Rück- Schauspielpatienten, Erste-Hilfe-Posten, andere) zu fragen und auch bei einer kleinen Zahl von Lehrärzt/- entwickeln und im Studium zu verankern. innen zu einem befristeten Zuteilungsunterbruch. Der neue Lernzielkatalog für die Hausarztpraktika und Anpassung der Lernziele der neue, formative Prüfungspostenlauf im 1. Studien- In den Zeitraum der Reform fiel auch die Einführung jahr wurden von Studierenden und Tutorierenden sehr des neuen eidgenössischen Lernzielkatalogs «PROFI- positiv aufgenommen. LES». Die Überarbeitung der Unterlagen zu den Haus- arztpraktika konnte daher zeitgleich mit der Anpas- Bewertung/Ausblick sung an den neuen Lernzielkatalog erfolgen, wobei sich insbesondere das Lernzielformat der «Entrustable Professional Acitivities» (EPA) als für die Praxis sehr Dank des starken Einbezugs aller wichtigen Stakehol- geeignet erwies [2]. Dieses in den letzten Jahren vie- der ist es gelungen, ein nachhaltiges neues Modell der lerorts eingeführte Format aus der kompetenzbasier- Berner Hausarztpraktika zu implementieren, das wei- ten Aus- und Weiterbildung verpackt Lerninhalte terhin allen Studierenden in Bern den Besuch von ins- in einzelne Aktivitäten, die den Studierenden in gesamt 27 Tagen in der Hausarztpraxis ermöglicht. Das zunehmendem Selbstständigkeitsgrad «anvertraut» inhaltliche Konzept und das partizipative Vorgehen werden. wurden von der Medizinischen Fakultät sehr gut auf- genommen, was sich in der einstimmigen A nnahme Inhaltliche Fokussierung der Reform und auch in der damit verbundenen, subs- Mit der stärkeren inhaltlichen Abgrenzung der einzel- tantiellen Erweiterung des Budgets der Hausarztprak- nen Praktikumsjahre wurde der Fokus des Themas tika bestätigt. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):168–171 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
lehre 171 Die Rückmeldungen im Herbst 2018 zeigten einmal Studierendenkapazität als Chance ergreifen konnte, mehr, dass wir mit den bestehenden Fortbildungs- und um inhaltliche Verbesserungen der bestehenden Informationskanälen nicht alle unsere Lehrärzt/-in- Lehrangebote (z.B. Hausarztpraktika) umzusetzen und nen zuverlässig erreichen. Das ist einerseits struktu- gleichzeitig weitere Innovationen im Studium einzu- rell durch die hohe Zahl und geographische Verteilung führen. Das neue Modell «1-3-5» wird für alle Human- der Praxen bedingt, verlangt aber auch nach zusätzli- medizin-Studierenden der Universität Bern schritt- chen Anstrengungen seitens des Instituts. Das Ange- weise bis zum Herbstsemester 2021 implementiert. bot an Praktikumsplätzen bleibt weiterhin knapp: Dabei gilt weiterhin, durch die fortlaufende Evaluation Durch die Reform konnte zwar die mittelfristig benö- allfällige Probleme und Hindernisse frühzeitig zu er- tigte Kapazität an Ausbildungsplätzen reduziert wer- kennen und anzugehen. In den nächsten Jahren pla- den, aber angesichts des Umstandes, dass in den nächs- nen wir zudem weitere Lehrangebote in den späteren ten Jahren ein Viertel der bestehenden Lehrärzt/-innen Studienjahren zur besseren Verzahnung der hausärzt- in Pension gehen wird, braucht es unvermindert starke lichen Aus- und Weiterbildung – potenziell einer der Rekrutierungsbemühungen. Hauptvorteile des neuen Modells. Allgemein können wir feststellen, dass sich die Haus- arztpraktika auch nach der Reform nach wie vor gro- sser Beliebtheit erfreuen: Die Studierenden schätzen den frühen Patientenkontakt und das 1:1-Teaching, die Korrespondenz: Literatur Dr. med. Rita Fankhauser Lehrärztinnen und Lehrärzte erfahren durch die Prak- 1 Pfarrwaller E, Sommer J, Chung C, Maisonneuve H, Nendaz M. Mitarbeiterin, Lehre tikumstage Anregungen für die eigene Fortbildung Junod Perron N, Haller DM. Impact of Interventions to Increase the Berner Institut für Proportion of Medical Students Choosing a Primary Care Career: A Hausarztmedizin (BIHAM) und leisten einen wichtigen Beitrag zur Nachwuchsför- Systematic Review. J Gen Intern Med. 2015;30(9):1349–58. Universität Bern derung. 2 Michaud PA, Jucker-Kupper P, The Profiles Working G. The CH-3012 Bern «Profiles» document: a modern revision of the objectives of rita.fankhauser[at] Aus strategischer Sicht dürfen wir festhalten, dass das undergraduate medical studies in Switzerland. Swiss Med Wkly, biham.unibe.ch Berner Institut für Hausarztmedizin die Erhöhung der 2016;146:w14270. doi:10.4414/smw.2016.14270. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):168–171 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
LEHRE 172 Arbeit der «immersion communautaire»: Welche Massnahmen werden umgesetzt? Fehler im Zusammenhang mit Polypharmazie vermeiden Carmen Cariello, Lorane Crausaz, Adeline Demierre, Aldina Gränicher, Anicka Margot Studenten im dritten Jahr, Bachelor, an der Fakultät für Biologie und Medizin der Universität Lausanne Einleitung Ergebnisse Ziel dieser Forschungsarbeit war, die Durch unsere Untersuchung erkannten wir drei kriti- Instrumente zu identifizieren, die den sche Etappen: die Verschreibung, die Vorbereitung und Fachpersonen zur Prävention von die Ausgabe der Medikamente. Fehlern im Zusammenhang mit Die Hauptrisiken bei der Verschreibung sind durch die Polypharmazie in den Alters- und Wechselwirkungen zwischen bestimmten Wirkstoffen Pflegeheimen zur Verfügung ste- und durch die für ältere Menschen potenziell man- hen. Polypharmazie bedeutet, dass gelnde Eignung mancher Medikamente bedingt. Dafür pro Tag mindestens fünf Medi stehen Listen mit Empfehlungen zur Verfügung, es kamente, einschliesslich Vitamin- muss allerdings jeder Fall individuell abgewogen wer- und Mineralstoffpräparate, einge- den. Ein weiteres nützliches Instrument bei der Ver- nommen werden. Dieses Thema ist von grosser schreibung ist die Einrichtung von Qualitätszirkeln, Relevanz für das Gesundheitssystem: Laut einer von die in den Waadtländer Heimen verpflichtend sind. Helsana 2017 veröffentlichten Studie beträgt der Medi- Das bedeutet, dass sich der verantwortliche Arzt, die kamentenkonsum in der Schweiz bei Personen über verantwortliche Apothekerin und die leitende Pflege- 65 Jahren durchschnittlich 5,6 Medikamente pro Tag, fachperson des Alters- oder Pflegeheims treffen und in den Schweizer A lters- und Pflegeheimen 9,3 Medika- alle laufenden Therapien systematisch überprüfen. mente pro Tag [1]. Eine Studie der Stiftung Patienten Hinsichtlich der Vorbereitung der Medikamente muss sicherheit Schweiz zeigte zudem, dass innerhalb eines der verantwortliche Apotheker die Bestellungen be- Monats bei 4,9% der untersuchten Alters- und Pflege- reitstellen und kontrollieren. Bei unvorhergesehenen heime einer ihrer Bewohner möglicherweise aufgrund Nebenwirkungen oder komplexen Therapien wird ein von Arzneimittelnebenwirkungen hospitalisiert wer- pharmakologischer Experte kontaktiert. den musste [2]. Die Medikamentenausgabe ist eine irreversible und so- mit entscheidende Etappe. Zur Fehlerprävention stehen einfache Massnahmen zur Verfügung, etwa die Lage- Methode rung der bereitgestellten Medikamente in indivi Wir führten eine qualitative Studie durch, in der wir duellen, verschlossenen Fächern, die unterschiedliche diverse Akteure aus der Romandie trafen, die an der Etikettierung ähnlich aussehender Medikamente, die Medikamentenverabreichung in den Alters- und Pfle- Unterbringung von Patienten mit ähnlich klingendem geheimen beteiligt sind: eine wissenschaftliche Mitar- Nachnamen in unterschiedlichen Zimmern und den er- beiterin der Stiftung Patientensicherheit Schweiz, einen schwerten Zugang zu hoch dosierten Medikamenten. für ein Alters- und Pflegeheim verantwortlichen Geri- Ein wesentlicher Faktor ist zudem die Kommunika- ater, einen Pharmakologen, den leitenden Apotheker tion zwischen den Akteuren. Bei der Ankunft eines einer medizinischen Universitätspoliklinik, zwei für neuen Bewohners wird ein «Runder Tisch» organi- ein Pflegeheim verantwortliche Apothekerinnen, eine siert, um einen Plan zur individuellen Begleitung zu leitende Pflegefachperson eines Pflegeheims und den erstellen. Laut einem 2017 verabschiedeten Gesetz ist stellvertretenden medizinischen Direktor eines Uni- es darüber hinaus vorgeschrieben, in den Gesund- versitätsspitals. Wir führten teilstrukturierte Gesprä- heitseinrichtungen elektronische Patientendossiers che, die auf Themen ausgerichtet waren, die mithilfe einzuführen, um die medizinischen Daten zentral zu einer Recherche in der Fachliteratur identifiziert wur- erfassen. Jeder Akteur verfügt über ein computerge- den. Die Gespräche wurden aufgezeichnet, transkri- stütztes Hilfsmittel, um die Betreuung zu verbessern biert und zusammengefasst. (Tab. 1) [3–4]. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):172–173 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
Lehre 173 Tabelle 1: Funktion der computergestützten Hilfsmittel je nach Akteur und Etappe. Verschreibung Vorbereitung Ausgabe • Zusammenbringung der • Kontrolle früherer Verschrei Patientendossiers bungen Allgemeinmediziner/-in, • Meldung abweichender • Systematische Dokumenta Geriater/-in D osierungen tion der aktuellen Verschrei • Kontrolle auf Arzneimittel bungen interaktionen Pflegepersonal des Alters- • Systematische Dokumenta oder Pflegeheims tion und Analyse von Fehlern • Kontrolle auf Arzneimittel Apotheker/-in interaktionen • Kontrolle des Abgabedatums • Kontrolle der Interaktionen Pharmakolog/-in mittels epidemiologischer Datenbank Diskussion heitlichung der zum Einsatz kommenden Software, Optimierung der Kommunikation sowie Vereinfa- Die Zahlen von Helsana zeigen, dass die Patientinnen chung des Absetzens von Medikamenten. und Patienten in Alters- und Pflegeheimen meist zahl- reiche Medikamente einnehmen. Dies ist vor allem Danksagung bedingt durch ihre Multimorbidität, die zusätzliche Wir danken allen Teilnehmenden für ihr Engagement und ihre Einnahme von Medikamenten, die frei erhältlich sind, Informationen sowie unserer Tutorin, Dr. med. Myriam Bickle Graz, für die aufmerksame Betreuung. und die Tatsache, dass jeder zweite neue Patient direkt aus dem Spital überwiesen wird. Unsere Forschungs arbeit zeigt, dass bereits mehrere Instrumente ange- Literatur wandt werden, um allfällige Fehler in Zusammenhang 1 Helsana. Rapport d’enquête sur les médicaments: Helsana-Arznei- mittelreport für die Schweiz 2017. Rapport final. 2017. mit Polypharmazie zu verhindern, dass jedoch noch 2 Fondation Sécurité des patients. Rapport de données: progress! Korrespondenz: Verbesserungsbedarf besteht. Aufgrund der geführten La sécurité de la médication en EMS. Rapport intermédiaire. 2018. Dr. med. Jacques Gaume Gespräche sind mehrere Lösungen vorstellbar: Fortbil- 3 Garcia-Caballero TM, Lojo J2, Menéndez C3, Fernández-Álvarez Centre Hospitalier Universi- R3, Mateos R4, Garcia-Caballero A4. Polimedication: applicability taire Vaudois (CHUV) dungen über die Nebenwirkungen der Medikamente, of a computer tool to reduce polypharmacy in nursing homes. Avenue de Beaumont 21 bis Steigerung der Bekanntheit von Listen mit potentiell Cambridge University Press. 2018;30:1001–8. Bâtiment P2 4 Wagner LM, Harkness K, Hébert PC, Gallargher TH. Nurses’ inadäquaten Medikationen, Verschreibungen mit an- disclosure of error scenarios in nursing homes. Nursing Outlook. CH-1011 Lausanne Jacques.Gaume[at]chuv.ch fänglich festgelegter Dauer, Verbesserung und Verein- 2013;61:43–50. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):172–173 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
LEHRE 174 Arbeit der «immersion communautaire»: Wie lässt sich die Inzidenz von Masern senken? Die Masern schlagen zurück: Motive und Faktoren Julien Battistolo, Giovanni Giuliano, Esteban Liard, Anthony Pittet, Aurélien Rovero Studenten im dritten Jahr, Bachelor, an der Fakultät für Biologie und Medizin der Universität Lausanne Einleitung zwischen den beiden Regionen bei der Durchimpfung gegen Masern zu erklären: Im Alter von acht Jahren ha- Fussballeuropameisterschaft 2008: Die ben im Kanton Waadt 97% der Kinder zwei Impfdosen WHO ruft Personen, die in die Schweiz erhalten, im Tessin dagegen nur 92% [2]. reisen möchten, zur Kontrolle ihres Masern-Impfstatus auf [1]. Methode Während die Durchimpfungsrate gegen bestimmte Krankheiten, Die Studie beruht auf der qualitativen Analyse von etwa gegen Tetanus, in der Schweiz 14 Interviews, die wir führten, und von vorhandenen gut ist, scheinen hierzulande grös- Statistiken. sere Probleme beim Schutz gegen Zu den befragten Akteuren zählten zwei Kinderärzte Masern zu bestehen. Zwischen 2014 und 2016 betrug (einer pro Kanton), drei Schul-Pflegefachfrauen aus die Durchimpfungsrate landesweit durchschnittlich dem Kanton Waadt, zwei Schulärzte aus dem Kanton 87% (Kinder unter zwei Jahren mit den zwei empfohle- Tessin, ein auf Impfungen spezialisierter Pädiater, ein nen Dosen) [2], der Schwellenwert für die Herden Epidemiologe, ein impfkritischer Allgemeinmediziner, immunität liegt für diese Krankheit jedoch bei etwa zwei Sozialanthropologen, ein Politiker und ein Jurist 95% [3]. Mithilfe dieser Studie sollte darum herausge- aus dem Medizinbereich. Im Rahmen unserer Arbeit funden werden, warum in diesem hoch entwickelten durften wir keine Patienten oder Eltern befragen. Land noch immer kein vollständiger Schutz gegen Masern erreicht werden konnte. Unsere Arbeit bestand Ergebnisse darin, die Faktoren zu bestimmen, welche die Eltern bei der Entscheidung, ihr Kind impfen zu lassen, beein- Zwei Kategorien von Eltern nicht geimpfter Kinder flussen können, insbesondere durch die Befragung konnten identifiziert werden: von Gesundheitsfachpersonen zweier Kantone (Waadt – Personen, die sich strikt gegen Impfungen ausspre- und Tessin). So wollten wir versuchen, den Unterschied chen und häufig religiöse oder kulturelle Überzeu- gungen als Grund angeben. Sie sind eine Minder- heit und schwer zu überzeugen. – Eltern von nicht oder teilweise (mit nur einer Dosis) geimpften Kindern, die Impfungen nicht grund- sätzlich ablehnen, ihre Kinder jedoch aus Vergess- lich- oder Nachlässigkeit nicht impfen lassen. Im Hinblick auf die möglichen Faktoren für Vorbehalte gegen das Impfen (Abb. 1) weist die Studie darauf hin, dass ein Teil der Schweizer Bevölkerung sich weniger vor Masern fürchtet als in der Vergangenheit und dem Gesundheitssystem weniger vertraut. Ebenfalls eine Rolle spielt die Menge der im Internet verfügbaren Informationen, vertrauensw ürdig oder nicht, die für die breite Bevölkerung bisweilen wenig verständlich sind. Darüber hinaus sind auch manche Gesundheits- fachpersonen Impfungen gegenüber kritisch einge- Abbildung 1: Faktoren, die Schweizer Eltern bei der Entscheidung, ihr Kind gegen stellt, was die Entscheidung der Eltern ebenfalls beein- Masern impfen zu lassen, beeinflussen. flussen kann. PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):174–175 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
Lehre 175 Der Unterschied zwischen den Durchimpfungsraten in tionsmittel (soziale Netzwerke) und der erleichterte den beiden Kantonen ist unserer Studie zufolge da- Zugang zur Impfung sein (etwa in der Apotheke). durch erklärbar, dass die Impfung von Schulkindern Der Vergleich zwischen den beiden Kantonen zeigt zu- anders organsiert ist: dem, dass die Impfung an den Schulen eine wichtige – Waadt: Die Schulen organisieren Impfungen und Rolle spielen kann, da eine Überwachung des Impfsta- Informationsveranstaltungen für die Schülerinnen tus der Schulkinder dadurch möglich ist. und Schüler, die von den Schulärztinnen und -ärz- Die Studie weist schliesslich darauf hin, dass die Ein- ten und Pflegefachpersonen beaufsichtigt werden. führung eines Systems zur verpflichtenden Impfung – Tessin: In den Schulen gibt es keine Pflegefachper- in der Schweiz nach Ansicht der befragten Personen sonen und keine Impfungen. Den Schulärztinnen nicht unbedingt wünschenswert und sinnvoll wäre. und -ärzten obliegt lediglich eine informierende Funktion. Danksagung Wir danken unserer Tutorin, Dr. A. Fauvel, Dr. med. P.-A. Crisinel und Diskussion allen unseren Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die fundierte In- formation der Bevölkerung – durch die Behörden und Literatur 1 Kiefer B. Une Suisse seule et rougeoleuse, RMS, 2008. die Gesundheitsfachpersonen (etwa die Hausärztin- 2 BAG [online]. Bern; Durchimpfungskarte von Kindern und Korrespondenz: nen und -ärzte) – ein entscheidender Faktor zu sein Jungendlichen: Vergleich 2014–2016 und 2005–2007, 2017 Dr. med. Jacques Gaume scheint, um die Inzidenz von Masern zu senken. Die [abgerufen am 26. Juni 2018]. Centre Hospitalier Universi- 3 Altpeter E, et al. Marked increase in measles vaccination coverage taire Vaudois (CHUV) Nationale Strategie zur Masernelimination 2011–2015 among young adults in Switzerland: a campaign or cohort effect? Avenue de Beaumont 21 bis war wirksam und hat zu einer Steigerung der Durch- Int J Public Health. 2018;63:589–99. Bâtiment P2 4 BAG [online]. Bern; Bilan de la Stratégie d’élimination de la CH-1011 Lausanne impfungsrate geführt [4]. Weitere langfristige Lösun- rougeole; 2017 [cité le 26 Juin 2018]. Disponible: https://www.bag. Jacques.Gaume[at]chuv.ch gen könnten die Verwendung moderner Kommunika- admin.ch/bag/fr/home/aktuell/news/news-22-2-2017.html. Anamnestik Averbale Signale Wer während der Anamneseerhebung ständig auf seinen Notiz- block oder einen Bildschirm blickt, verpasst die averbalen Si- gnale, welche die Befragten unbewusst oder gewollt aussenden: Verändert die übergewichtige Patientin in immer kürzeren Abs- tänden ihre Sitzposition? Haben Sie die Schweisstropfen auf der Stirn des alten Herrn bemerkt? Das heftige Pulsieren seiner Hal- sarterien, das wiederholte Luftschlucken? Seinen wiederholten Versuch, die Lippen mit der Zunge zu befeuchten? Das Trommeln der Fingerspitzen auf der Stuhllehne? Die Befragten haben offensichtlich Schmerzen, Harndrang, Durst oder sonst ein Problem, das sie plagt und im Moment für sie viel vordringlicher wäre als die formulargetreuen Fragen des Arztes, der immer nur kurz – oder kaum je – von seinem PC aufschaut. Bernhard Gurtner Bildnachweis: © Youjnii | Dreamstime.com PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN 2019;19(6):174–175 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
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