Primary and Hospital Care - Mednet Bern

 
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Primary and Hospital Care - Mednet Bern
Primary and
Hospital Care
Die Zeitschrift für Allgemeine Innere Medizin in Hausarztpraxis und Spital

Sonderdruck

259 Amato Giania, Stefan Schäfera, Marzio Sabbionia,
Heinrich Kläuia, Ursula Freya,b
a
    mednetbern;   b
                      beratende Ärztin
Guidelines für Grundversorgende:
Lumbale Rückenschmerzen

                                   Offizielles Organ
                                   Schweizerische Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin
                                   Haus- und Kinderärzte Schweiz
                                   www.primary-hospital-care.ch
Primary and Hospital Care - Mednet Bern
FORTBILDUNG                                                                                              PEER REVIEW ED ARTICLE | 259

Richtlinie von mednetbern

Guidelines für Grundversorgende:
Lumbale Rückenschmerzen
Amato Giani a , Stefan Schäfer a , Marzio Sabbioni a , Heinrich Kläui a , Ursula Frey a,b
a
    mednetbern; b beratende Ärztin

                            Lumbale Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Diagnosen im Alltag von
                            Hausärztinnen und Hausärzten. Obwohl meist selbstlimitierend und gutartig, gibt
                            es auch gefährliche (ca. 1%) und weniger gefährliche, spezifisch zu behandelnde
                            (ca. 10%) Ursachen von Rückenschmerzen, sowie chronische Verläufe (ca. 2–7%).
                            Wegen ihrer Häufigkeit (Lebensprävalenz bis 90%) und hohen Kosten durch
                            A rbeitsunfähigkeit/Invalidität und medizinische Behandlungen, sind Rücken-
                            ­
                            schmerzen von grosser gesundheitspolitischer und -ökonomischer Bedeutung.

                            Ausgangslage, Zielsetzung, Fragestellung                Ursachen zuverlässig und rasch zu unterscheiden,
                                                                                    ­sowie Chronifizierung und Invalidität zu verhindern,
                            Das Ärztenetzwerk mednetbern versucht mit der vorlie-   unter bestmöglicher Einsparung von Ressourcen. Alle
                            genden Guideline Hausärzt/-innen zu helfen, selbst­     Patient/-innen mit selbstlimitierenden lumbalen
                            limitierende lumbale Rückenschmerzen von den            Rückenschmerzen sollen mit grosser Kompetenz
                                                                                    ­
                            ­seltenen gefährlichen oder den gezielt behandelbaren   durch die Hausärztinnen und Hausärzte behandelt
                                                                                    werden können. Auch geben wir klare Hinweise, wann
                                                                                    die Patient/-innen an die Spezialist/-innen weiterge-
Praxistipps                                                                         wiesen werden müssen, und welche nichtmedikamen-
                                                                                    tösen Massnahmen und welche Medikamente wirk-
• Unsere Guideline zur Herangehensweise an das Krankheitsbild der                   sam sind. Jede Patientin und jeder Patient soll eine
     ­lumbalen Rückenschmerzen soll die Hausärzt/-innen befähigen, mit              massgeschneiderte individuelle Behandlung erhalten.
     ­grosser Sicherheit die wenigen gefährlichen oder spezifisch behandel-         Die Guidelines von WHO [1], Europa [2], Amerika [3], UK
     baren Ursachen vom Hauptanteil der selbstlimitierenden lumbalen                [4], und Deutschland [5] sind wegen ihres Umfangs nur
     ­Rückenschmerzen zuverlässig zu unterscheiden und jeder Patientin/­            beschränkt praxistauglich. Die 60-seitige Schweizer
     jedem ­Patienten die optimale Behandlung zukommen zu lassen.                   Arbeit ist zwar immer noch lesenswert, aber veraltet
• Unergiebige, frühe Bildgebungen und chirurgische Behandlungen sind                (1998) [6]. Andere Schweizer Artikel befassen sich mit
     beim Krankheitsbild der selbstlimitierenden lumbalen Rückenschmerzen           Teilaspekten (Diagnostik, Kosten) von Rückenschmer-
     unbedingt zu vermeiden.                                                        zen [7–9]. Da sich unsere hausärztliche Perspektive von
• Das Risiko für eine Chronifizierung soll möglichst früh erkannt und the-          derjenigen der Spezialist/-innen unterscheidet, finden
     matisiert werden. Patient/-innen mit einem hohen Chronifizierungsrisiko        auch Lehrbuchinhalte [10], ausgewählte Artikel und ge-
     sollen schon ab der zwölften Woche durch die gezielte Überweisung              wisse Choosing-Wisely-Empfehlungen [11–18] Eingang
     ins spezialärztliche Setting (multimodale Abklärungs- und Therapie­            in diese Guideline.
     programme) vor Invalidisierung bewahrt werden.
• Wenn Arbeitsplatzprobleme als Chronifizierungsfaktoren erkannt werden,
                                                                                    Beschreibung, Methodik
     müssen diese besprochen und angegangen werden (Betriebsärztin/-arzt,
     Vorgesetzte/-r, Case Manager, etc.).                                           Die zugrundeliegenden Guidelines sind für uns ver­
• Bei fortdauernder Arbeitsunfähigkeit sollte eine Meldung bei der Inva­            tikal verbindlich: global WHO, kontinental Europa und
     lidenversicherung zur Früherfassung und Frühintervention gemacht               Amerika, national UK, D und CH. Ihr Inhalt wird,
     ­werden.                                                                       analog zu unseren bisherigen Guideline-Projekten
                                                                                    ­

PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN   2020;20(9):259–263
Primary and Hospital Care - Mednet Bern
Fortbildung                                                                                                                          260

                        (mednetbern.ch/guidelines-publication.html) mit dem       Wichtige praktische Ergebnisse werden in der Folge be-
                        Wissen der 65 meist sehr erfahrenen Netzwerkmitglie-      sprochen:
                        der aus zehn Qualitätszirkeln im Vernehmlassungsver­
                        fahren abgeglichen und ergänzt. Aufnahme in unsere
                                                                                  Definition
                        ­Guideline finden nur Fakten, welche die Kriterien der
                        evidenzbasierten Medizin (EBM) erfüllen. Das Ergebnis     «Lumbale Rückenschmerzen sind ein Symptomenkom­
                        ist eine Guideline in Form eines praktischen laminier-    plex mit vielen, oft schwierig zu erfassenden Ursachen
                        ten Faltblattes, neben einer allgemein und kostenlos      und Risikofaktoren, die das Auftreten begünstigen und
                        zugänglichen elektronischen Version.                      den meist selbstlimitierenden Verlauf beeinflussen kön­
                                                                                  nen. Leitsymptom: Schmerzen unterhalb des Rippen­
                                                                                  bogens bis oberhalb der Gesässfalten, mit oder ohne
                        Nutzen, Ergebnisse
                                                                                  ­Ausstrahlung. Verlauf: üblicherweise selbstlimitierend,
                        Die vom Ärztenetzwerk mednetbern entwickelte Me-          Rezidive sind häufig. Es besteht ein Risiko zur Chroni­
                        thode zur Erarbeitung von Guidelines führt zum Er­        fizierung mit dem Übergang in eine anhaltende so­
                        gebnis, dass Grundversorgende die für sie wesentlichen    matoforme Schmerzstörung (zentralisierter Schmerz,
                        Aspekte komplexer Krankheitsbilder ihrer Domäne           F45.40).» Meist suchen wir in der Basisliteratur vergeb-
                        bestmöglich beherrschen. Nützliche Hilfsmittel für den    lich nach einer Definition.
                        Gebrauch im Praxisalltag (Download oder Kopier­
                        vorlage) wurden speziell für diese Guideline entwickelt
                                                                                  Anamnese
                        (mednetbern-CDS-Tool,     Gymnastik-Übungsbeispiele)
                        oder situationsgerecht beigelegt (Graphiken, STarT-G-     Eine genaue Anamnese erleichtert die Unterschei-
                        Fragebogen). Durch die oft überraschenden Erkennt-        dung von gefährlichen und/oder speziell zu behan-
                        nisse werden Anforderungen an ein Managed-Care-­          delnden Ursachen der lumbalen Rückenschmerzen
                        Setting erfüllt: Verbesserte Be­
                                                       handlungsqualität bei      von den selbstlimitierenden Formen. Die Risiko­
                        gleichzeitiger Einsparung von Kosten.                     faktoren für eine Chronifizierung, zum Beispiel Be­

PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN   2020;20(9):259–263
Primary and Hospital Care - Mednet Bern
Fortbildung                                                                                                                         261

                        wegungsmangel, Rauchen, Alkohol oder psychische          Differenzialdiagnose
                        Faktoren, sind der Hausärztin/dem Hausarzt durch
                        die oft langjährige ­
                                            Betreuung der Patient/-innen         Die mit dem mednetbern-CDS-Tool und den daraus fol-
                        meist schon beiläufig ­bekannt, müssen aber für eine     genden Hinweisen präzis durchgeführte Diagnostik
                        optimale Behandlung klar benannt und explizit be-        erlaubt die Abgrenzung von den nicht selbstlimitie-
                        rücksichtigt werden.                                     renden lumbalen Rückenschmerzen, die gefährlich
                                                                                 und/oder speziell zu behandeln sind.

                        mednetbern-CDS (Clinical Decision
                        Support)-Tool                                            Assessment
                        Wir haben das mednetbern-CDS-Tool speziell für           Das kombinierte Assessment der selbstlimitierenden
                        Grundversorgende als Unterstützung für den Einsatz       lumbalen Rückenschmerzen ist die Grundlage für
                        bei der Erstkonsultation entwickelt. Gezielte Fragen     ­unsere therapeutischen Entscheidungen und die Erfas-
                        nach ausgesuchten Zusatzsymptomen (z.B. Fieber,          sung des Chronifizierungsrisikos. Es soll eine struktu-
                        ­Exanthem) geben uns Hinweise auf die gefährlichen       rierte, patientenspezifische Behandlung ermöglichen
                        und/oder speziell zu behandelnden Krankheitsbilder.      und erfolgt in fünf Schritten:
                        Die Antworten der Patient/-innen auf unsere klar for-    1 Schmerzdauer: Drei Phasen der lumbalen Rücken-
                        mulierten Beispielfragen ermöglichen es uns, eine           schmerzen. Akut: 12 Wochen.
                        fohlenen Prozedere runden das Tool ab. Erst wenn         2 Schmerzintensität: Visuelle Analogskala (VAS)
                        die gefährlichen und/oder speziell zu behandelnden          (s. Graphik im Anhang zum Ausdrucken oder als
                        Erkrankungen ausgeschlossen bzw. sehr unwahr-
                        ­                                                           Kopiervorlage) zum Beispiel für Verlaufsbeurtei-
                                                                                    ­
                        scheinlich sind, kann von der Arbeitsdiagnose »selbst-      lung.
                        limitierende lumbale Rückenschmerzen» ausgegan-          3 Schmerzlokalisation und -ausdehnung: Schmerz-
                        gen werden. Sämtlichen Hinweisen auf gefährliche            zeichnung (s. Körperschema/-graphik im Anhang
                        Ursachen muss unverzüglich nachgegangen werden.             zum Ausdrucken oder als Kopiervorlage): Beispiels-
                        mednetbern betrachtet Guidelines und CDS-Tools als          weise lokalisiert (umschriebene Pathologie) vs.
                        ­wichtigste Grundlagen für die Integration von maschi-      symmetrisch, ausgedehnt (widespread pain).
                        nellem Lernen und data training in intelligente          4 Beeinträchtigung der Funktion: Einschränkungen
                        e-health-Systeme [19].                                      in Arbeit, Haushalt, Freizeit müssen erfasst werden
                                                                                    und dienen zur Verlaufsbeurteilung, um die Wirk-
                                                                                    samkeit der Therapie zu überprüfen.
                        Weitere Diagnostik
                                                                                 5 (Nur bei Schmerzdauer >4 Wochen) Stratifizierung
                        Alle Patient/-innen sollen einen problembezogenen           des Chronifizierungsrisikos nach StarT-G-Frage­
                        ­k linischen Status erhalten. Solange von der Arbeits­      bogen [20] in die Schweregrade niedrig, mittel und
                        diagnose »selbstlimitierende lumbale Rückenschmer-          hoch: (s. Tabelle im Anhang zum Ausdrucken oder
                        zen» ausgegangen wird und die konservativen Thera-          als Kopiervorlage).
                        piemassnahmen nicht ausgeschöpft sind, muss auf
                        frühe Bildgebungen und Laboruntersuchungen ver-
                                                                                 Therapieziel, Behandlungsstrategie,
                        zichtet werden. Die Vielzahl der dabei auftauchenden
                                                                                 Verlauf, Therapiemassnahmen
                        klinisch irrelevanten Befunde mit geringer Korrela-
                        tion zu den Symptomen ist bekannt und unbestritten.      Die aus den Erkenntnissen des Assessments resultie-
                        Die von uns benannten Spezialuntersuchungen sollen       rende Behandlung hat zum Ziel, Schmerzfreiheit,
                        von der Hausärztin/dem Hausarzt nur bei Verdacht         mindestens aber Schmerzreduktion und/oder Ver-
                        auf gefährliche oder spezifische Rückenschmerzen         besserung der Funktion zu erreichen. Chronifizie-
                        ver­ordnet werden.                                       rung, Invalidisierung und Rezidive sollen vermieden
                                                                                 werden.
                                                                                 Alle Patient/-innen sollen in den Genuss der allgemei-
                        Diagnose
                                                                                 nen Massnahmen kommen. Die Botschaft, dass die
                        Selbstlimitierende lumbale Rückenschmerzen liegen        ­Erkrankung gutartig ist und dass Inaktivität und Ru-
                        vor, wenn bei einer Schmerzdauer von weniger als         higstellung die Gefahr der Chronifizierung erhöhen,
                        zwölf Wochen keine gefährliche und/oder gezielt be-      ist zentral. Partizipative Entscheidungen bestimmen
                        handelbare andere Ursache erkennbar ist.                 die Festlegung des Prozederes gemeinsam mit der Pati-

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Fortbildung                                                                                                                                       262

                             entin/dem Patienten. Empfohlene Lifestylemassnah-                 Chronifizierungsrisiko
                             men sind Muskeltraining, Aufforderung zur Gewichts-               Wenn trotz dieser Massnahmen die lumbalen Rücken-
                             normalisierung, Instruktionen zu Rückenergonomie,                 schmerzen länger als zwölf Wochen andauern, so ist
                             Haltung, Heben, Bücken etc. Bei körperlich schwerer               die Chronifizierungsphase erreicht.
                             Arbeit ist Arbeitsunfähigkeit bis zur nächsten Konsul-            Das Chronifizierungsrisiko kann mit Hilfe des StarT-G-
                             tation gegeben.                                                   Fragebogens beurteilt werden:
                             Anlässlich jeder Konsultation müssen Hinweise auf                 – Wenn das Risiko niedrig ist (≤3 Punkte), genügt die
                             gefährliche oder nicht selbstlimitierende Verläufe
                             ­                                                                    Intensivierung der Schmerztherapie, kombiniert
                             (mednetbern-CDS-Tool, Status) gesucht sowie die                      mit nichtmedikamentösen Therapiemassnahmen,
                             Krank­
                                  schreibung überprüft werden. Solange die                        evtl. Weiterweisung an Spezialisten (z.B. Rheumato-
                             Arbeits­diagnose «selbstlimitierende lumbale Rücken-                 loge, Schmerzspezialist).
                             schmerzen» aufrechterhalten werden kann, soll die                 – Bei mittlerem Chronifizierungsrisiko (≥4 Punkte
                             ­Behandlung durch chirurgisch tätige Spezialisten ver-               Fragen 1–9 und 4 Punkte Fragen 5–9) ist zusätzlich eine
                             Drei Phasen der Erkrankung
                                                                                                  ­psychotherapeutische/psychiatrische Intervention
                             Die Therapiemassnahmen und das weitere Manage-                       notwendig. Arbeitsplatzprobleme müssen mit der
                             ment richten sich nach der Erkrankungsphase:                         Betriebsärztin/dem Betriebsarzt besprochen wer-
                             In der Akutphase (Schmerzdauer
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                                 zusammen mit einer Reserve aus Paracetamol
                                 ­                                                       Traumatisierung, Flucht, Migration
                                 (4 × 1 g/d) und Metamizol (4 × 1 g/d) verordnet. Be-
                                 ginn mit der maximalen Tagesdosis und Herunter-         Rückenschmerzen im Zusammenhang mit Traumati-
                                 titrieren auf die niedrigste wirksame Dosis. Proto-     sierung, Flucht und Migration haben ein erhöhtes
                                 nenpumpeninhibitoren (PPI) bei Risikofaktoren für       Chronifizierungsrisiko, und bedürfen häufig zusätz-
                                 Blutungen des Gastrointestinaltrakts.                   lich einer psychotherapeutischen Behandlung.
                              2. Opioide (Tramadol, Oxycodon) sollen nur in Einzel-
                                 fällen (z.B. ungenügende Wirkung der First-Line-
                                                                                         Arbeitsfähigkeit, Fahreignung
                                 Therapie) verordnet werden. Ihre Vorteile sind
                                 klein, die potenziellen Nachteile (z.B. Sucht) gross.   Wenn die Rückenschmerzen die Funktion beeinträch-
                                 Grundsatz: nur slow-release-Galenik, aber keine         tigen, so ist vor allem bei schwerer körperlicher Arbeit
                                 transdermalen Opioide. Herauftitrieren auf die          eine Krankschreibung nötig. Die Wiederaufnahme der
                                 niedrigste wirksame Dosis. Höchstdosis (bei nicht-      Arbeit ist so schnell als möglich anzustreben. In der
                                 tumorassoziierten Schmerzen): 40 mg Oxycodon/           Schweiz sind 25% der wegen Rückenschmerzen krank-
                                 Tag. Die Bedarfsmedikation mit nicht-retardierten       geschriebenen Patient/-innen nach maximal 60 Ta-
                                 Opioiden ist zu vermeiden.                              gen, 50% nach maximal 100 Tagen wieder arbeitsfähig.
                              3. Antidepressiva (Amitriptylin, Duloxetin) kommen         Besorgniserregend ist, dass 25% der krankgeschriebe-
                                 bei chronischen Rückenschmerzen und komorbi-            nen Patient/-innen mit Rückenschmerzen länger als
                                 der Depression zum Einsatz.                             200 Tage arbeitsunfähig sind. Von denjenigen mit
                              Zentrale Muskelrelaxantien [23] und Antiepileptika         mehr als 300 Tagen Arbeitsunfähigkeit kehrt nur
                              sind bei selbstlimitierenden lumbalen Rückenschmer-        noch jede/r Zweite jemals wieder ins Arbeitsleben zu-
                              zen nicht hilfreich.                                       rück [24].
                              Wichtig: Parenterale Injektionen von NSAR oder ande-       Vom Autofahren ist bei Arbeitsunfähigkeit bzw. schwe-
                              ren Substanzen sind nicht empfohlen. Gleiches gilt         rer Beeinträchtigung der Funktion abzuraten. Wäh-
                              auch für andere invasive Therapien ohne klare, spezifi-    rend der Einstellung oder Dosisanpassung von Opio-
                              sche Ursache der Rückenschmerzen.                          iden ist Autofahren verboten, danach bedarf es einer
                              Die Wirksamkeit der Medikation soll in der Akutthera-      kritischen Einzelfallbeurteilung. Swissmedic-Warn-
                              pie alle zwei Wochen, in der Langzeittherapie alle zwölf   hinweise betreffend Fahreignung gibt es auch für alle
                              Wochen überprüft werden. Bei Nichterreichen des Be-        NSAR, Antidepressiva und Metamizol.
                              handlungsziels soll die Therapie abgesetzt werden.
                                                                                         Bildnachweis
                                                                                         © Bignai | Dreamstime.com
                              Therapie bei Verdacht auf Chronifizie-
                              rung und/oder zentralisiertem Schmerz                      Literatur
                                                                                         Die vollständige Literaturliste finden Sie in der Online-Version des
                              Wenn trotz dieser Massnahmen die Chronifizierungs-         Artikels unter www.primary-hospital-care.ch.

                              phase (Schmerzdauer >12 Wochen) erreicht wurde,
Korrespondenz:                müssen multimodale Abklärungs- und Therapie­
Dr. med. Amato Giani
Facharzt FMH für              programme (durch Spezialist/-innen) herangezogen
                                                                                         Den Online-Appendix «Guideline Lumbale Rückenschmerzen»
­A llgemeine Innere Medizin   werden, wie sie zur Behandlung einer anhaltenden
Sidlerstrasse 4
                                                                                         von mednetbern finden Sie mit dem mednetbern-CDS-Tool und
CH-3012 Bern
                              somatoformen Schmerzstörung (F45.40) oder eines
                              ­                                                          den Gymnastikübungsbeispielen in der Online-Version dieses
amato.giani[at]hin.ch         zentralisierten Schmerzes empfohlen sind.                  Artikels unter: https://doi.org/10.4414/phc-d.2020.10152.

PRIMARY AND HOSPITAL CARE – ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN       2020;20(9):259–263
Primary and Hospital Care - Mednet Bern
Table

                                      Guideline Lumbale Rückenschmerzen
                                      Diagnose nach ICD-10       M54.5 Lumbale Rückenschmerzen
                                      Definition                 Lumbale Rückenschmerzen sind ein Symptomenkomplex mit vielen, oft schwierig zu erfassenden Ursachen und Risikofaktoren, die das Auftreten begünstigen und den meist selbstlimitier-
                                                                 ten Verlauf beeinflussen können. Lebensprävalenz: bis 90 %! Leitsymptom: Schmerzen unterhalb des Rippenbogens bis oberhalb der Gesässfalten, mit oder ohne Ausstrahlung.
                                                                 Verlauf: üblicherweise selbstlimitiert, Rezidive sind häufig. Es besteht ein Risiko zur Chronifizierung mit dem Übergang in eine anhaltende somatoforme Schmerzstörung (zentralisierter
                                                                 Schmerz, F45.40).
                                      Anamnese                   •   Gemäss mednetbern-CDS (Clinical Decision Support)-Tool: (s. Tabelle im Anhang!) Erkennen von nicht selbstlimitierten, gefährlichen und / oder gezielt behandelbaren Ursachen.
                                                                 •   Risikofaktoren für Chronifizierung: Frühere Episoden lumbaler Rückenschmerzen. Bewegungsmangel, Rauchen, Alkohol, Adipositas. Schwerarbeit, Probleme am Arbeitsplatz.
                                                                 •   Depressivität, Katastrophisieren, Schon- und Vermeideverhalten. Iatrogen: ausschliesslich passive Therapien, langandauernde unkritische Arbeitsunfähigkeitsbestätigungen, bildgebende
                                                                 •   Diagnostik ohne klare Indikation.
                                      Status                     Bis auf die Unterwäsche entkleideter Patient. Inspektion: Gang, Haltung (Skoliose, Kyphose, Beckenschiefstand), Haut (z. B. Herpes Zoster). Beweglichkeit: Inklination, Reklination, Seiten-
                                                                 neigung, Rotation, FBA, Schober. Palpation Wirbelsäule und Weichteile (Dolenz, Rötung, Schwellung). Neurologisch: PSR, ASR (bei >60j. Gesunden sind die ASR oft nicht auslösbar),
                                                                 Babinski, Kraft (Zehen-, Fersengang, Hocke oder Kniebeugung im Einbeinstand), Sensibilität (Dermatome L4, L5, S1), Lasègue (Schmerzen: lumbal oder radikulär, ipsi- oder kontralateral),
                                                                 Bragard-Zeichen. Internistische Untersuchung nach Klinik.
                                      Weitere Diagnostik         Keine weitere Diagnostik, ausser bei Hinweisen auf gefährliche Verläufe oder spezifisch behandelbare Erkrankungen in Anamnese und Status (s. Erläuterung unter «Differentialdiagnose»!).
                                                                 Labor           Bei Verdacht auf Infektion, Malignom, entzündlich-rheumatische Erkrankung: BB, BSR, CRP, Urinstatus.
                                                                                 Bei chronischen und rezidivierenden Rückenschmerzen: HLA-B27, alkalische Phosphatase, Kalzium, Phosphat, PSA, Elektrophorese.
                                                                 Bildgebung      Bei Verdacht auf Fraktur, Malignom, ISG-Arthritis, Neurokompression; bei persistierenden Schmerzen nach 4 –12 Wochen.
                                                                                 Methode: MRI (CT: möglich bei Diskushernie oder Fraktur). Viele klinisch irrelevante Befunde mit geringer Korrelation zu den Symptomen.
                                      Diagnose                   Selbstlimitierte lumbale Rückenschmerzen liegen vor, wenn bei Schmerzdauer  12 Wochen.
                                                                 2. Schmerzintensität: Visuelle Analog-Skala (VAS) 0 –10, evtl. Rating-Skala mit Emojis (s. Graphik im Anhang!).
                                                                 3. Schmerzlokalisation und -ausdehnung: Schmerzzeichnung (siehe Körperschema /-graphik im Anhang!). Faustregel: umschrieben, lokalisiert (Hinweis auf spezifische,
                                                                 umschriebene Pathologie) vs. symmetrisch, ausgedehnt, mehrere Körperregionen betreffend (Hinweis auf widespread pain).
                                                                 4. Beeinträchtigung der Funktion: Einschränkungen erfassen (Arbeit, Haushalt, Freizeit) und im Verlauf erneut erfragen, um die Wirksamkeit der Therapie zu überprüfen.
                                                                 5. Chronifizierungsrisiko nach STarT-G-Fragebogen (s. Tabelle im Anhang, sowie Erläuterung unter «Verlauf, Übergangsphase / subakut»!).

                                      Therapieziele              Schmerzfreiheit, mindestens aber deutliche Schmerzreduktion (VAS: Besserung > 50 %) und/oder Verbesserung der Funktion. Rasches Erkennen von gefährlichen, nicht selbstlimitierten
                                                                 oder spezifisch behandelbaren Ursachen. Vermeidung von unnötigen Abklärungen, einer Chronifizierung bzw. Invalidisierung und von Rezidiven.
                                      Behandlungsstrategie       Die Behandlungsstrategie resultiert aus den Erkenntnissen des Assessments und den Therapiezielen. Wünsche des Patienten, Ansprechen auf frühere Therapien und Möglichkeiten
                                                                 des Hausarztes sollen eine evidenzbasierte, patientenspezifische individuelle Therapie ermöglichen. Bei jeder Konsultation werden Hinweise auf gefährliche oder nicht selbstlimierte
                                                                 Verläufe (mednetbern-CDS-Tool, Status) gesucht. Engmaschige Überprüfung einer Krankschreibung. Das Chronifizierungsrisiko soll frühzeitig erkannt und angegangen werden
                                                                 (STarT-G-Fragebogen, Erkennen von Arbeitsplatzproblemen).
                                      Verlauf                    Die Erkrankungsphase (definiert über die Schmerzdauer) ist therapierelevant.
Juni 2019 – Seite 1 © mednetbern AG
Stand

                                                                                                                                                                                                                                                                  Juni 2019 – Seite 1 © mednetbern AG
                                         (Psychiater, Rheumatologe / Orthopäde / Neurochirurge / invasive Schmerzmedizin) oder eine interdisziplinäre, multimodale Abklärung und Behandlung.            Schmerzdauer >12 Wochen
                                                                 Akutphase                       Diagnostik (mednetbern-CDS-Tool, Status) und symptomorientierte Therapie (allgemeine Massnahmen, Pharmakotherapie), Beurteilung der Arbeitsfähigkeit.
                                         Bei Fortbestehen von alltagsrelevanten Einschränkungen und/oder Arbeitsunfähigkeit: Weiterweisung in ein interdisziplinäres, spezialärztliches Setting         Chronifizierungsphase
                                                                 Schmerzdauer < 4 Wochen         Kontrollen alle 2 Wochen (bei AUF bereits nach 1 Woche). Falls keine Besserung nach 2 Wochen (VAS-Reduktion < 50 %): Reevaluation der Diagnose. Falls
                                                                                                 keine neuen Gesichtspunkte: Intensivierung der Schmerztherapie, evtl. zusätzlich nichtmedikamentöse Therapie, erneute Beurteilung der Arbeitsfähigkeit.
                                          • Bei Arbeitsplatzproblemen: Abklärung mit Betriebsarzt; bei fortbestehender AUF Meldung bei der IV (Früherfassung und Frühintervention).
                                                                 Übergangsphase / subakut        Bei weiterbestehenden beeinträchtigenden Schmerzen und / oder Arbeitsunfähigkeit:
                                                 o Hohes Chronifizierungsrisiko (≥ 4 Punkte Fragen 1– 9 UND > 4 Punkte Fragen 5 – 9): zusätzlich psychotherapeutische / psychiatrische Intervention.
                                                                 (Phase der                         • Reevaluation der Diagnose, bildgebende Diagnostik; Risiko für Chronifizierung evaluieren: STarT-G-Fragebogen; Probleme am Arbeitsplatz?
                                                    on (PMR) oder mindfulness based stress reduction (MBSR).
                                                                 Weichenstellung)                   • Therapie gemäss Score (Punktezahl) im STarT-G-Fragebogen stratifizieren:
                                                 o Mittleres Chronifizierungsrisiko (≥ 4 Punkte Fragen 1– 9 UND < 3 Punkte Fragen 5 – 9): zusätzlich Physiotherapie und Progressive Muskelrelaxati-
                                                                 Schmerzdauer 4 –12 Wochen                 o Niedriges Chronifizierungsrisiko (≤3 Punkte): Intensivierung der Schmerztherapie, zusätzlich nichtmedikamentöse Therapien, evtl. Weiterweisung an
                                                    Spezialisten (z. B. Rheumatologe, Chiropraktor, Schmerzspezialist).
                                                                                                              Spezialisten (z. B. Rheumatologe, Chiropraktor, Schmerzspezialist).
                                                 o Niedriges Chronifizierungsrisiko (≤3 Punkte): Intensivierung der Schmerztherapie, zusätzlich nichtmedikamentöse Therapien, evtl. Weiterweisung an   Schmerzdauer 4 –12 Wochen
                                                                                                           o Mittleres Chronifizierungsrisiko (≥ 4 Punkte Fragen 1– 9 UND < 3 Punkte Fragen 5 – 9): zusätzlich Physiotherapie und Progressive Muskelrelaxati-
                                          • Therapie gemäss Score (Punktezahl) im STarT-G-Fragebogen stratifizieren:                                                                                   Weichenstellung)
                                                                                                              on (PMR) oder mindfulness based stress reduction (MBSR).
                                          • Reevaluation der Diagnose, bildgebende Diagnostik; Risiko für Chronifizierung evaluieren: STarT-G-Fragebogen; Probleme am Arbeitsplatz?                    (Phase der
                                                                                                           o Hohes Chronifizierungsrisiko (≥ 4 Punkte Fragen 1– 9 UND > 4 Punkte Fragen 5 – 9): zusätzlich psychotherapeutische / psychiatrische Intervention.
                                       Bei weiterbestehenden beeinträchtigenden Schmerzen und / oder Arbeitsunfähigkeit:                                                                               Übergangsphase / subakut
                                                                                                    • Bei Arbeitsplatzproblemen: Abklärung mit Betriebsarzt; bei fortbestehender AUF Meldung bei der IV (Früherfassung und Frühintervention).
                                        keine neuen Gesichtspunkte: Intensivierung der Schmerztherapie, evtl. zusätzlich nichtmedikamentöse Therapie, erneute Beurteilung der Arbeitsfähigkeit.
                                        Kontrollen alle 2 Wochen (bei AUF bereits nach 1 Woche). Falls keine Besserung nach 2 Wochen (VAS-Reduktion < 50 %): Reevaluation der Diagnose. Falls            Schmerzdauer < 4 Wochen

                                                                                                                                                                                                                                                                  Stand
                                                                 Chronifizierungsphase           Bei Fortbestehen von alltagsrelevanten Einschränkungen und/oder Arbeitsunfähigkeit: Weiterweisung in ein interdisziplinäres, spezialärztliches Setting
                                        Diagnostik (mednetbern-CDS-Tool, Status) und symptomorientierte Therapie (allgemeine Massnahmen, Pharmakotherapie), Beurteilung der Arbeitsfähigkeit.            Akutphase
                                                                 Schmerzdauer >12 Wochen         (Psychiater, Rheumatologe / Orthopäde / Neurochirurge / invasive Schmerzmedizin) oder eine interdisziplinäre, multimodale Abklärung und Behandlung.
                                                                                                                                                      Die Erkrankungsphase (definiert über die Schmerzdauer) ist therapierelevant.                      Verlauf
Primary and Hospital Care - Mednet Bern
Therapiemassnahmen Allgemeine Massnahmen                Aufklärung zu Symptomatik, Diagnostik, Verlauf und Behandlung (Gutartigkeit der Erkrankung) in verständlicher Sprache. Abraten von Bettruhe (Evidenz
                                                                                              A). Inaktivität und Ruhigstellung erhöhen die Gefahr der Chronifizierung. Partizipative Entscheidung: Krankheitsmodell des Patienten, Erwartungen und
                                                                                              Befürchtungen, Behandlungsoptionen besprechen, gemeinsam das Procedere festlegen. Lifestylemassnahmen / Selbsthilfe: Bewegung (Muskeltraining,
                                                                                              Treppen steigen, Gewichtsnormalisierung). Rumpfstabilisierung, Rückenergonomie mit Instruktionen zu Haltung, Bücken, Heben etc.
                                                                                              Fit am Arbeitsplatz, Info zu körperlichen Belastungen (www.suva.ch, www.aktivdispens.ch).
                                                                                              Anforderungen am Arbeitsplatz und Arbeitsfähigkeit beurteilen: Bei körperlich schwerer Arbeit ist die Arbeitsunfähigkeit bis zur nächsten Kontrolle
                                                                                              gegeben.
                                                               Nichtmedikamentöse             Physiotherapie: Aktive Massnahmen, evtl. kombiniert mit                                                                                               subakut-
                                                               Therapie                       passiven Massnahmen (Wärmepackung, Detonisierung).                     Einzelne Massnahmen hinsichtlich ihrer Wirksamkeit                  akut
                                                                                                                                                                                                                                                    chronisch
                                                                                              Physiotherapeut und Hausarzt sollen kognitiv-verhaltensthe-            Kognitive Verhaltenstherapie (KVT)                                  áá          áá
                                                                                              rapeutische Prinzipien einbauen: Beratung und Information der
                                                                                              Patienten über die Zusammenhänge von Schmerz, Bewegungsver-            Bewegungstherapie mit edukativen Massnahmen nach
                                                                                                                                                                                                                                         ó           áá
                                                                                              halten und emotionalem Befinden, Eigenverantwortung zur                verhaltenstherapeutischen Prinzipien
                                                                                              Wiederherstellung und Förderung der körperlichen Funktionsfähig-       Manuelle Therapie                                                    á          áá
                                                                                              keit. Eigenübungen (s. Fotos im Anhang!). Üben, Belastung zu
                                                                                              dosieren und Pausen einzuhalten. Training von komplexen
                                                                                                                                                                     MBSR (mindfulness based stress reduction)                           ó            á
                                                                                              Bewegungsabläufen, wie sie im Alltag und in der Arbeitswelt            Pilates, Tai Chi, Yoga                                              ó            á
                                                                                              anzutreffen sind. Verbesserung der kardiovaskulären Ausdau-            Akupunktur                                                          ó           ó
                                                                                              er und Kraft, Praktizieren einer Entspannungstechnik zur
                                                                                              Schmerzlinderung, Stressabbau und positiver Beeinflussung der          Detonisierung (z. B. Massage)                                       ó           ó
                                                                                              emotionalen Befindlichkeit.                                            Rückenschule (biopsychosozial)                                      ó           ó
                                                               Psychosoziale                  Progressive Muskelrelaxation (PMR), mindfulness based stress           Wärme- oder Kälteanwendungen                                        ó           ó
                                                               Interventionen                 reduction (MBSR) (www.mbsr-verband.ch), Kognitive Verhaltens-          Therapeutischer Ultraschall oder Laser                              ó           ó
                                                                                              therapie (KVT).
                                                                                              Behandeln einer komorbiden psychiatrischen Störung.
                                                                                                                                                                     Ergotherapie                                                        ââ          ó
                                                                                              Interventionen bezüglich des Arbeitsplatzes.                           Bettruhe                                                            ââ          ââ
                                                                                                                                                                     Taping, Kurzwellen-, Magnetfeldtherapie                             ââ          ââ
                                                                                                                                                                     Hilfsmittel (z. B. Orthesen, Schuheinlagen)                         ââ          ââ
                                                                                                                                                                    áá empfohlen; ó kann je nach Situation eingesetzt werden; ââ nicht empfohlen
                                                               Pharmakotherapie               First-Line-Therapie: NSAR: Ibuprofen 3 × 600 mg / d, kombiniert mit Reserve aus Metamizol 4 × 1 g / d und Paracetamol 4x1 g /d. Bei ungenügender
                                                                                              Wirkung: alternatives NSAR (z. B. Diclofenac). Grundsätze: Beginn mit maximaler Tagesdosis, Heruntertitrieren auf die niedrigste wirksame Dosis, Überprü-
                                                                                              fung von Nebenwirkungen, PPI bei GIT-Risikofaktoren.
                                                                                              Opioide: in Einzelfällen bei ungenügender Wirkung der First-Line-Therapie. Cave: Vorteile klein, potenzielle Nachteile gross! Grundsätze: Nur slow release
                                                                                              Galenik, aber keine transdermalen Opioide. Keine Bedarfsmedikation mit nicht-retardierten Opioiden. Herauftitrieren auf die niedrigste wirksame Dosis.
                                                                                              Opioide stoppen, wenn das vereinbarte Therapieziel nicht erreicht wird.
                                                                                              Antidepressiva: bei chronischen lumbalen Rückenschmerzen oder bei komorbider Depression.
                                                                                              Keine parenteralen Injektionen von NSAR oder anderen Substanzen. Keine invasiven Therapien.
                                                                                              Überprüfung der Wirksamkeit: Akuttherapie alle 2 Wochen, Langzeittherapie alle 12 Wochen.
                                                                                              Hinweis: Zentrale Muskelrelaxanzien (Tolperison) und Antiepileptika (Gabapentin, Pregabalin) sind bei lumbalen Rückenschmerzen nicht hilfreich!
                                                               Therapiekonzept bei V. a. Multimodale Abklärungs- und Therapieprogramme (durch Spezialisten), wie sie zur Behandlung der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung (F45.40)
Juni 2019 – Seite 2 © mednetbern AG
Stand

                                                                                                                                                                                                                                                                Juni 2019 – Seite 2 © mednetbern AG
                                                               Chronifizierung und / oder oder eines zentralisierten Schmerzes empfohlen sind: Psychoedukation, KVT und achtsamkeitsbasierte, emotionsfokussierte oder konfliktzentrierte Interven-
                                                               zentralisiertem Schmerz    tionen, Bewältigung von Traumatisierungen.
                                      Wann Weiterweisung? Bei Therapieresistenz, bei Verschlechterung, bei signifikanten Risikofaktoren zur Chronifizierung und / oder bei einer Krankschreibung von mehr als 6 – 8 Wochen.
                                       Motorfahrzeugen verboten. Danach muss die Fahreignung im Einzelfall abgeklärt werden. Swissmedic-Warnhinweise auch für alle NSAR, Metamizol und Antidepressiva!
                                      Traumatisierung /        Rückenschmerzen als Folge von Traumatisierung (Folter, Misshandlungen) haben ein erhöhtes Chronifizierungsrisiko. Empfohlene Screeningfragen: Waren Sie in Haft? Können Sie gut
                                       Bei Arbeitsunfähigkeit bzw. schwerer Beeinträchtigung der Funktion ist vom Führen eines Motorfahrzeugs abzuraten. Bei Einstellung oder Dosisanpassung von Opioiden ist das Führen von                    Fahreignung
                                      Flucht / Migration       schlafen (PTSD)? Oft ist zusätzlich eine psychotherapeutische Behandlung notwendig.
                                         über 300 Tagen kehrt nur noch jeder zweite an die Arbeit zurück.)
                                      Arbeitsfähigkeit         Wenn das Ausmass des Schmerzes die Funktion beeinträchtigt, ist v. a. bei schwerer körperlicher Arbeit eine Krankschreibung nötig. Grundsatz: Baldmögliche Wiederaufnahme von
                                         Aktivität und Arbeit anstreben. (Krankgeschriebene Patienten: 25 % nach max. 60 Tagen, 50 % nach max. 100 Tagen wieder arbeitsfähig; 25 % länger als 200 Tage arbeitsunfähig. Nach
                                                               Aktivität und Arbeit anstreben. (Krankgeschriebene Patienten: 25 % nach max. 60 Tagen, 50 % nach max. 100 Tagen wieder arbeitsfähig; 25 % länger als 200 Tage arbeitsunfähig. Nach
                                         Wenn das Ausmass des Schmerzes die Funktion beeinträchtigt, ist v. a. bei schwerer körperlicher Arbeit eine Krankschreibung nötig. Grundsatz: Baldmögliche Wiederaufnahme von                   Arbeitsfähigkeit
                                                               über 300 Tagen kehrt nur noch jeder zweite an die Arbeit zurück.)
                                             schlafen (PTSD)? Oft ist zusätzlich eine psychotherapeutische Behandlung notwendig.                                                                                                       Flucht / Migration
                                      Fahreignung              Bei Arbeitsunfähigkeit bzw. schwerer Beeinträchtigung der Funktion ist vom Führen eines Motorfahrzeugs abzuraten. Bei Einstellung oder Dosisanpassung von Opioiden ist das Führen von
                                             Rückenschmerzen als Folge von Traumatisierung (Folter, Misshandlungen) haben ein erhöhtes Chronifizierungsrisiko. Empfohlene Screeningfragen: Waren Sie in Haft? Können Sie gut           Traumatisierung /
                                                               Motorfahrzeugen verboten. Danach muss die Fahreignung im Einzelfall abgeklärt werden. Swissmedic-Warnhinweise auch für alle NSAR, Metamizol und Antidepressiva!
                                                                 Wann Weiterweisung? Bei Therapieresistenz, bei Verschlechterung, bei signifikanten Risikofaktoren zur Chronifizierung und / oder bei einer Krankschreibung von mehr als 6 – 8 Wochen.

                                                                                                                                                                                                                                                                Stand
                                       zentralisiertem Schmerz    tionen, Bewältigung von Traumatisierungen.
                                       Chronifizierung und / oder oder eines zentralisierten Schmerzes empfohlen sind: Psychoedukation, KVT und achtsamkeitsbasierte, emotionsfokussierte oder konfliktzentrierte Interven-
                                       Therapiekonzept bei V. a. Multimodale Abklärungs- und Therapieprogramme (durch Spezialisten), wie sie zur Behandlung der anhaltenden somatoformen Schmerzstörung (F45.40)
Primary and Hospital Care - Mednet Bern
Medikamente
                                       Medikamentengruppen                    Wirkstoff                       Wirkstoff                  Wirkstoff                Empfehlung                                       Kontraindikationen / Cave
                                       NSAR – First-Line-Therapie Ibuprofen (WHO)                             Diclofenac                 Nimesulid                Kombiniert mit Reserve Metamizol                 Gastrointestinale Probleme. Blutungsrisiko. Kombination mit anderen
                                                                  (Brufen®)                                   (Voltaren®)                (Aulin®, Nisulid®)       und Paracetamol                                  NSAR, Paracetamol und / oder ASS erhöht das gastrointestinale Blutungsrisi-
                                       Maximaldosis / Tag         1800 (–2400) mg                             150 mg                     200 mg                   Nimesulid: nur 2. Wahl in der                    ko. Drittes Trimenon der Schwangerschaft. Stillzeit. Leber, Nieren- und
                                       Kosten / Tag               CHF 1.10 (–1.40)                            CHF 0.60                   CHF 2.80                 Akuttherapie, maximal für 15 Tage.               Herzinsuffizienz. Interaktionen mit zahlreichen anderen Medikamenten!
                                                                                                                                                                                                                   Fahreignung.
                                       Non NSAR, Non Opioïde                  Paracetamol (WHO)               Metamizol                                           Max. 4 g / d, kurzfristig. Nicht als             Paracetamol: Schwere Leberfunktionsstörungen.
                                                                              (Dafalgan®)                     (Novalgin®)                                         Monotherapie geeignet.                           Metamizol: Allergien (Anaphylaxie), eingeschränkte Knochenmarksfunktion
                                       Maximaldosis / Tag                     4g                              4g                                                                                                   (Agranulozytose). Fahreignung.
                                       Kosten / Tag                           CHF 1.20                        CHF 0.80
                                      In Spezialfällen
                                       Opioïdanalgetika                       Tramadol                        Oxycodon (WHO)             Oxycodon /               Max. Tagesdosis 120 mg Morphin-                  Abhängigkeitspotential. Oxycodon: Atemdepression, COPD, Cor pulmonale,
                                                                              (Tramal retard®)                (Oxycontin®)               Naloxon                  äquivalent. Höchstdosis bei nicht-               Asthma, paralytischer Ileus, Stillzeit,
                                       Maximaldosis / Tag                     400 mg                          40 mg                      (WHO) (Targin®)          tumorassoziierten Schmerzen: 40 mg               Leberfunktionsstörung.
                                       Kosten / Tag                           CHF 1.40                        CHF 2.20                   40 / 20mg                Oxycodon / Tag.                                  Tramadol: MAO-Hemmer, Epilepsie. Stillzeit. Fahreignung.
                                                                                                                                         CHF 4.40
                                       Antidepressiva                         Amitriptylin (WHO)              Duloxetin                                           Bei komorbider Depression;                       Kombination mit MAO-Hemmern. Saroten hohe Toxizität, nur
                                       Empfohlene Dosis / Tag                 25 –100mg                       (Cymbalta®)                                         chronische lumbale Rückenschmerzen.              Kleinpackungen! Fahreignung.
                                       Kosten / Tag                           CHF 0.30 –0.80                  30 –60 mg
                                                                                                              (Raucher 90 mg)
                                                                                                              CHF 1.05–1.30

                                      Basisliteratur: Duthey B. Background Paper 6.24 Low back pain – World Health Organization. Oliveira et al. Clinical practice guidelines for the management of non-specific low back pain in primary care: an updated overview.
                                      European Spine Journal (2018) 27:2791–2803. https://doi.org/10.1007/s00586-018-5673-2. Nationale VersorgungsLeitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz Langfassung.
                                      https://www.leitlinien.de/mdb/downloads/nvl/kreuzschmerz/kreuzschmerz-2aufl-vers1-lang.pdf. Schweiz Ruecken_Hintergruende_Praevention_Behandlung_D.pdf. Low back pain and sciatica in over 16s: assessment
                                      and management. https://www.nice.org.uk/guidance/ng59. Noninvasive Treatments for Acute, Subacute, and Chronic Low Back Pain: A Clinical Practice Guideline From the American College of Physicians.
                                      https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28192789. RE_Toolbox_Mitteilung Camenisch D, Soltermann B. WHO Model Lists of Essential Medicines. Harrisons Innere Medizin. 2017 | 19., überarbeitete Auflage.

                                      Projektteam: Dres. med. Amato Giani, Stefan Schäfer, Marzio Sabbioni, Heinrich Kläui • Beratende Ärztin: Dr. med. Ursula Frey
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Juni 2019 – Seite 3 © mednetbern AG
                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Stand
Primary and Hospital Care - Mednet Bern
mednetbern CDS-Tool Lumbale Rückenschmerzen
                                      Beim Erstkontakt müssen diese Erkrankungen geprüft werden, bevor die Arbeitsdiagnose «Selbstlimitierte lumbale Rückenschmerzen» gestellt wird!

                                      Name                                                                                                                                          Vorname                                                                 Datum

                                                                                  Differentialdiagnose, Verdacht auf      Anamnese / Klinische Symptome                              Beispielfragen                                                         Diagnostik / Procedere
                                                                                  Kompressionsyndrom von Conus            Paraparese (asymmetrisch), Reflexverlust an den Beinen ¨ Mühe mit Wasserlösen oder Stuhlgang?                                     Sofortige Klinikeinweisung
                                                                                  medullaris oder Cauda equina            (variabel), Reithosenanästhesie, Verlust von Blasen- und/ ¨ Taubheitsgefühl im Intim- oder Analbereich?
                                                                                                                          oder Darmfunktion                                         ¨ Schwäche oder Lähmung in den Beinen?
                                       Gefährlich  60j. Gesunden sind die
                                                                                                                          Niereninsuffizienz, Schilddrüsen- oder Nebenschild-                                                                               ASR oft nicht auslösbar); evtl. Bildgebung.
                                                                                                                          drüsenüberfunktion                                                                                                                Klinikeinweisung je nach Schweregrad.
                                                                                  Radikulopathie (Diskushernie,           Meist einseitig. Schmerzen im Bereich des unteren          ¨ Strahlen die Schmerzen vom Rücken in die Beine aus? In welches?      Neurologische Untersuchung UE: PSR,
                                       Nicht oder weniger gefährlich ca. 10 %

                                                                                  degenerative Veränderungen des          Rückens, mit Ausstrahlung in Gesäss, Hüfte und Beine,      ¨ Spüren Sie die Schmerzen auch im Sitzen?                             Kniebeugung im Einbeinstand (L2-4);
                                                                                  Wurzelkanals und des Foramen            (sensible Ausfälle häufiger als Paresen)                   ¨ Spüren Sie ein Taubheitsgefühl? (Schwäche?)                          Fersengang (L5); ASR. Zehengang (S1).
                                                                                  intervertebrale, Herpes Zoster,                                                                         § L2-L4: Oberschenkel vorne                                       Bei leichten Paresen u. im MRI passender
                                                                                  Borreliose)                                                                                             § L5: Oberschenkel / Wade seitlich, Fussrücken, Grosszehe         Hernie, evtl. konservativ. Bei schwereren
                                                                                                                                                                                          § S1: Oberschenkel / Wade hinten, laterale Fusskante, Fusssohle   Paresen Klinikeinweisung.
                                                                                  Spinalkanalstenose                      Ältere Menschen. Bekannte Arthrose, früheres Trauma,       ¨   Strahlen die Schmerzen beim Gehen über das Gesäss in die Beine?    Neurologische Untersuchung UE;
                                                                                                                          frühere Rückenoperation (Post-Laminektomiesyndrom)         ¨   Tritt beim Gehen ein Taubheitsgefühl oder eine Schwäche auf?       Pulsstatus; evtl. Ratschoff.
                                                                                                                                                                                     ¨   Verschwinden die Schmerzen in Sitzen?                              Hüft- und Kniegelenksuntersuchung.
                                                                                                                                                                                     ¨   Ermüden die Beine weniger, wenn sie vornüber geneigt gehen
                                                                                                                                                                                         (Einkaufswägeli, Rollator)?
                                                                                  Facettengelenksarthrose                 Bekannte Arthrose                                          ¨ Werden die Schmerzen durch Bewegung verschlimmert?                   Neurologische Untersuchung UE.
                                                                                                                                                                                     ¨ Werden die Schmerzen durch Ruhigstellung gebessert?                  Hyperextension der WS provoziert den
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Juni 2019 – Seite 4 © mednetbern AG
                                                                                                                                                                                     ¨ Haben Sie auch Schmerzen im Hüftbereich?                             Schmerz. Hüftgelenksuntersuchung.
                                                                                  Autoimmunarthritis (z. B. Spondylitis   Oft jüngere Männer < 40j. (Bechterew), bekanntes           ¨ Werden die Rückenschmerzen durch Bewegung gebessert?                 Überweisung an Rheumatologen.
                                                                                  ankylosans Bechterew, Psoriasis, RA)    Grundleiden                                                ¨ Erwachen Sie wegen der Rückenschmerzen in der Nacht?
                                                                                                                                                                                     ¨ Fühlt sich ihr Rücken morgens länger als 30 Minuten steif an?
                                                                                  Extravertebragene Ursachen:             Gem. klinischer Kontext                                    ¨ Gem. klinischer Kontext.                                             Gem. klinischer Kontext (z. B. 2-Fragen-
                                                                                  Depression, Herpes Zoster, Borrelio-
                                             klinischen Tests (Piriformis, sacroiliacal).                                                                                                                                                                   Test, mednetbern-Guideline Depression).
                                                                                                                                                                                                                                                            Sacroiliacale Dysfunktion
                                                                                  se, Urologisch, Piriformis-Syndrom,
                                             Cave: schlechte Reproduzierbarkeit von                                                                                                                                                                         Cave: schlechte Reproduzierbarkeit von
                                                                                                                                                                                                                                                            se, Urologisch, Piriformis-Syndrom,
                                                                                  Sacroiliacale Dysfunktion
                                             Test, mednetbern-Guideline Depression).                                                                                                                                                                        klinischen Tests (Piriformis, sacroiliacal).
                                                                                                                                                                                                                                                            Depression, Herpes Zoster, Borrelio-
                                             Gem. klinischer Kontext (z. B. 2-Fragen-                                                                            ¨ Gem. klinischer Kontext.                                     Gem. klinischer Kontext     Extravertebragene Ursachen:
                                                                                                                              ¨ Fühlt sich ihr Rücken morgens länger als 30 Minuten steif an?
                                                                                                                              ¨ Erwachen Sie wegen der Rückenschmerzen in der Nacht?                 Grundleiden                                            ankylosans Bechterew, Psoriasis, RA)

                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Nicht oder
                                                                                    Überweisung an Rheumatologen.             ¨ Werden die Rückenschmerzen durch Bewegung gebessert?                 Oft jüngere Männer < 40j. (Bechterew), bekanntes       Autoimmunarthritis (z. B. Spondylitis

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Stand
                                                                                Schmerz. Hüftgelenksuntersuchung.                   ¨ Haben Sie auch Schmerzen im Hüftbereich?
                                                                                Hyperextension der WS provoziert den                ¨ Werden die Schmerzen durch Ruhigstellung gebessert?
Lumbale Rückenschmerzen
Übungsbeispiele für ein Heimgymnastikprogramm

Name                                           Vorname                                                   Datum

Übung 1: Gestrecktes Bein 30 cm anheben für 10 Sekunden. 10 Wiederholungen auf jede Seite. Mit dem anderen Bein entspannt aufstützen, um
die Lendenlordose aufzuheben.

Übung 2: Ausgangsstellung: Beide Beine in Hüften und Knien 90° Flexion. Mit beiden Beinen zusammen für 10 Sekunden zur Seite neigen,
möglichst nahe zur Unterlage. 10 Wiederholungen auf jede Seite.

Übung 3: Das in Hüfte und Knie je 90° gebeugte Bein wird für 10 Sekunden zur Gegenseite
gedreht, möglichst nahe zur Unterlage. 10 Wiederholungen auf jede Seite.

                                                                                                                          © mednetbern AG
Lumbale Rückenschmerzen
Name                                             Vorname                                                        Datum

 Körperschema                                                 Visuelle Analog-Skala (VAS)
 Zeichnen Sie ein, wo ihre Schmerzen auftreten und
 beschreiben Sie die Schmerzen mit Ihren eignen Worten.

                                                              0       1       2        3         4       5       6       7        8       9        10

                                                              0       1       2        3         4       5       6       7        8       9        10

STarT-G-Fragebogen
Denken Sie bitte an die vergangenen 2 Wochen beim Beantworten der folgenden Fragen.

 Themenbereich              Frage                                                                    Trifft nicht zu          Trifft zu
 Schmerzausstrahlung        1. Im Verlauf der vergangenen 2 Wochen haben meine Rücken-               0                        1
                               schmerzen zeitweise in ein Bein (oder in beide Beine) ausgestrahlt.
 Schmerzlokalisation        2. Im Verlauf der vergangenen 2 Wochen hatte ich zeitweise               0                        1
                               Schulter- oder Nackenschmerzen.
 Funktion                   3. Wegen meiner Rückenschmerzen bin ich nur kurze Strecken               0                        1
                               gegangen.
 Funktion                   4. Während der vergangenen 2 Wochen habe ich mich wegen der              0                        1
                               Rückenschmerzen langsamer als üblich angezogen.
 Vermeidungsverhalten       5. Für eine Person in meinem Zustand ist es wirklich nicht ratsam,       0                        1
                               körperlich aktiv zu sein.
 Angst                      6. Ich mache mir häufig Sorgen.                                          0                        1
 Katastrophisierung         7. Ich fühle, dass ich schreckliche Rückenschmerzen habe und dass        0                        1
                               sie nicht mehr besser werden.
 Depression                 8. Im Allgemeinen hatte ich keine Freude an Dingen, die ich sonst        0                        1
                               gerne mache.
 Beeinträchtigung           9. Insgesamt, wie störend waren Ihre Rückenschmerzen in den              nicht – wenig – mässig   stark – sehr stark
                               vergangenen zwei Wochen?                                              = 0 Punkte               = 1 Punkt
                               nicht – wenig – mässig – stark – sehr stark

Score (Punktezahl) für Chronifizierungsrisiko:
Fragen 1–9    ≤ 3 Punkte                                   Niedriges Risiko
Fragen 1–9    ≥ 4 Punkte UND Fragen 5–9 ≤ 3 Punkte         Mittleres Risiko
Fragen 1–9    ≥ 4 Punkte UND Fragen 5–9 ≥ 4 Punkte         Hohes Risiko                                                           © mednetbern AG
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