Private Banker - KVG - Konkurrenz erhöht die Zufriedenheit Risiken der Dekarbonisierung
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Private Banker Ausgabe 01 | 2021 Das Vermögensverwalter eMagazin KVG – Konkurrenz erhöht die Zufriedenheit Risiken der Dekarbonisierung
Private Banker Zufriedenheitsumfrage KVG KONKURRENZ VERBESSERT DAS INHALT GESCHÄFT Wachsender Wettbewerb der Service-KVGen macht 02 Konkurrenz verbessert das Geschäft Vermögensverwalter-Kunden zufriedener! Zufriedenheitsumfrage KVG N ach mehr als zwei Jahren hat der Private Banker Vermö- 04 Was hat RAM vor, Herr Dr. Stötzel, Herr Weiss? gensverwalter und kleine Fondsboutiquen wieder gefragt, Gespräch mit Dr. Martin Stötzel und Burkhard Weiss ob sie mit ihren Fondsdienstleistern zufrieden sind. Nur wenige Häuser (31) haben sich an der Umfrage beteiligt. Das zeigt erstens, dass es im Moment wichtigere Themen gibt. Zweitens 06 „Von Krise kann keine Rede sein“ gibt es ganz offenbar nicht viel zu meckern. Insbesondere in den Gespräch mit Christian Meyer-Vahrenhorst Kommentaren, die üblicherweise genutzt werden, um auf Män- gel und Ärgernisse aufmerksam zu machen, blieb es ruhig und harmonisch. Die teils scharfe Kritik in den letzten Umfragen fehlt 07 Neue Offenlegungs- und Berichtspflichten zur weitgehend. Die Zufriedenheit spiegelt sich auch in der Gesamt- Nachhaltigkeit note wider. Die Verwalter vergaben eine 1,8, die beste bis dato von Jürgen App uns ermittelte Note für die Service KVGen. 2018 wurden sie noch mit einer 2,1 bewertet und auch die bislang beste Gesamtnote (1,9) aus dem Jahr 2014 wurde getoppt. 09 Nicht zwingend wie auf der Titanic Nachhaltigkeitsforschung Viele Themen, die in den letzten Jahren für Aufregung ge- sorgt hatten, spielen in der jetzigen Situation keine Rolle mehr. Das sind zum einen die Rochaden in den Eigentümerstrukturen 12 Innovative Fondskonzepte einer neuen Generation der verschiedenen Anbieter. Die größte damalige Sorge „Wie Erich Schilcher geht es weiter mit Universal?“ hat sich anders als befürchtet gelöst. Nachdem der britische Finanzinvestor Montagu beim Platzhirsch 2017 eingestiegen war und mehrere Kunden vermu- 13 Mit System dem Wunschportfolio näherkommen teten, dass da jetzt insbesondere der Service zusammengestri- Frank Fischer chen würde, befindet sich Universal heute „klar auf der Inter- nationalisierungsschiene“, die bislang die Zufriedenheit der Kunden offenbar nicht geschmählert hat („Sehr gute Prozesse 15 Hände weg vom Smartphone? an vielen Stellen, wenn auch als Marktführer etwas schwerfälli- Studien ger als kleinere Anbieter an verschiedenen Stellen“), auch wenn einige bekannte Leistungsträger von Bord gegangen sind und bei Konkurrenten angeheuert haben. 17 Topranking Vermögensverwalter firstfive
Private Banker Titel Auch die Dienstleistungsqualität von Hauck & Aufhäuser, denfreundlicher Gebührengestaltung abseits von der Höhe die mittlerweile zum chinesischen Fosun-Konzern gehören, der Gesamtbelastung nichts zu tun haben“. was mit vielen Befürchtungen verbunden war, hat zuletzt – glaubt man den Kommentaren - eher zugelegt („Deutliche Auch ein anderer kritischer Punkt der Vergangenheit hat Verbesserung zu den Vorjahren“). Ähnliches gilt für die LRI, offenbar an Brisanz verloren. In puncto Digitalisierung ist die seit einigen Jahren zu Apex gehört und dort mit einigen man „näher zusammengerückt“. War bis vor kurzem etwa das luxemburgischen Wettbewerbern (unter anderem Warburg Reporting noch ein Feld, das den Unterschied ausmachte, so Invest) verschmolzen wurde („Sehr zufrieden mit LRI“ ist hört man darüber keine Klagen oder Kommentare mehr. Die Georg Thilenius). Systeme der Hansainvest sollen mittlerweile „state of the art“ sein und bei Hauck & Aufhäuser „passt die Übernahme aller „Als sehr positiv und belebend nehmen wir dabei trotz Geschäftsvorfälle in unser System deutlich besser als früher.“ aller Konsolidierung den Wettbewerb unterschiedlicher Anbieter wahr“, berichtet diesbezüglich etwa Christian Funke Heute sind es eher neue Themen, die den Unterschied von S4A. „Deutlich mehr Marktmacht auf Seiten der Kunden“ ausmachen. Zum Beispiel: Wer kann Blockchain? Die Univer- vermutet ein Anderer. Neben den überraschend engagierten sal arbeitet bereits an Fonds, die digitale Assets beinhalten Eigentümern gibt es andere Gründe für die Belebung. So hat sollen; Blockchain-Experte Sven Hildebrandt, einst Spre- der Erfolg der Hansainvest mit einer offensiven Strategie, cher bei Hansainvest, lobt heute Hauck & Aufhäuser für ihr die nach allgemeiner Einschätzung mit der Verpflichtung Konzept. Eine Frage könnte auch sein, wer für die wachsende des Duos Andreas Hausladen / Stefan Klein noch an Fahrt digitale Vermögensverwaltung (Robo Advisor) die geeigneten gewonnen hat, die Konkurrenz unter Druck gesetzt. „Progres- Fonds aufbietet. Iven Kurz, Chef des Robos Evergreen, zeigt siver und innovativer“ sei die Hansainvest damit. sich „sehr froh darüber, mit der Universal einen erfahrenen Partner für unsere Fonds ‚Yin‘ und ‚Yang‘ gefunden zu haben. Neben der Unruhe durch Eigentümerwechsel waren es In naher Zukunft könnte für Vermögensverwalter auch die vor allem drei Themen, die die Verwalter in der Vergangen- Sachwerte-Kompetenz bedeutsamer werden. Die Axxion hat heit bewegten: Zum einen war das die Marketing- und Ver- mit Armin Clemens (kam von Universal) schon diesbezügli- triebsunterstützung, die viele als unzureichend empfanden. che Expertise eingekauft. Axxion ist auch bei einem anderen Da hat sich deutlich etwas getan, erfuhren wir von Beobach- Thema vorne: Man sei die einzige KVG, die klimaneutral tern. Die Gesellschaften rüsten auf; die Hansainvest (Ver- administriere, heißt es auf der Website. dopplung der Mitarbeiter seit 2017 auf 220 Personen) etwa veranstaltete während der Pandemie eine große virtuelle Welche der gerade genannten Themen für die Vermögens- Messe, Fondstique, auf der sich Fondsboutiquen und Vermö- verwalter einmal an Fahrt gewinnen und wirklich wichtig gensverwalter präsentieren konnten. Die Vertriebseinheit der werden, lässt sich nur schwer abschätzen. Den Dresdner Jens Universal (UVS), von der es nach dem Verkauf an Montegu Richter lässt die Aufregung um die Service-KVGen allerdings lange hieß, sie würde geschlossen, soll wohl im Gegenteil wohl auch in Zukunft aus grundsätzlichen Erwägungen kalt: deutlich erweitert werden. Das passt besser zur Internationa- „Als Vermögensverwalter für diskretionär betreute Mandate lisierungsstrategie des Marktführers. Die KVGen lassen heute arbeite ich mit keiner KVG zusammen.“ ihre Kunden auch auf ihren Websites stärker und öfter zu Wort kommen. Die Kosten, eines der großen Themen der Vergangenheit, stechen nicht mehr so prägnant wie zuvor hervor. Wir zähl- ten nur noch wenige diesbezügliche Kommentare (etwa „zu hohe Fixkosten“), Beobachter verzeichnen seit einigen Jahren tendenziell sinkende Gebühren als Folge des verschärften Konkurrenzkampfes. Angesichts der gut laufenden Märkte und der oft üppigen Mittelzuflüsse sind die Kosten momen- tan auch schon deswegen nicht das ganz drängende Thema für die Kundschaft, weil die prozentualen Belastungen, die DIE BESTEN SERVICE-KVGEN 2021 TER, tendenziell sinken. Dass es eher die Konkurrenz der Anbieter ist, die die günstige Gebührenentwicklung hervor- Name Note getrieben hat, heißt wohl auch, dass die Preisführerschaft, Axxion 1,8 die man momentan bei Ampega und Hansainvest verortet, weniger stark das Neugeschäft beflügelt, als das in kriti- Universal 2,0 scheren Zeiten der Fall wäre. Experten wie Christian Meyer Hansainvest 2,1 Vahrenhorst nervt ohnehin mehr als die absolute Höhe der Hauck & Aufhäuser 2,2 Gesamtkosten die verschlüsselt „unterm Punkt Sonstiges genannten kryptischen Hinweise, die mit transparenter kun- Ampega 2,5
Private Banker Interview Gespräch über Erfolgsfaktoren WAS HAT RAM VOR, HERR DR. STÖTZEL, HERR WEISS? Die Rhein Asset Management gilt als eine der innovativsten unabhängigen Vermögensverwaltungen in Deutschland. Wir fragten Dr. Martin Stötzel und Burkhard Weiss nach den Gründen und nach den nächs- ten Plänen von RAM. Private Banker: RAM gilt als ein vorausschauender Vermögensver- walter. Woran liegt das? Dr. Martin Stötzel: Das hat viele Gründe, liegt zum Beispiel an der Zusammensetzung unserer Berater, die ganz unter- schiedliche Sichtweisen und Hintergründe einbringen. Ein wichtiger Faktor ist aber auch unser Kundenstamm. Vieles von dem, was wir in den vergangenen Jahren gemacht haben, wurde durch deren Anstöße in Gang gesetzt. PB: Zum Beispiel? MS: Ja, wir haben Zertifikate schon relativ früh als Anlagev- ehikel eingesetzt und daran waren Kunden beteiligt. Wir hatten damals eher wenige, aber hochvolumige Mandate, bei Dr. Martin Stötzel denen Anlagenischen besetzt werden mussten, die für Fonds ist Gründer und Managing Partner zu klein und für die Einzelbewirtschaftung zu groß schienen. von Rhein Asset Zertifikate waren da ideale Produkte. Daraus haben sich spä- Management ter zum Beispiel auch Garantiezertifikate entwickelt. PB: Die mit den sinkenden Zinsen obsolet geworden sind. MS: Ja, mit den unbefriedigenden Renditen für hochsichere PB: Greifen die tatsächlich ein? Anlagen haben Kunden nach Alternativen gefragt und daraus MS: Allerdings. Der Rat wurde ganz bewusst mit streitbaren sind auf Aktien basierende Strategien entwickelt worden, die und unabhängigen Köpfen besetzt. Denen hat zum Beispiel das Downside-Risiko deutlich bis auf Anleihen-Niveau senkten; der Hochfrequenzhandel nicht gefallen, auch deswegen sind wenn man so will, ein Vorläufer einer Absolute Return Strategie. die Banken aus dem Universum verbannt worden. Nachhaltige Kapitalanlage PB: Nachhaltigkeit und ESG sind mächtige Argumente geworden, gesetzlich europaweit verankert und in aller Munde. Ist das Thema PB: Ging ihr frühzeitiges Engagement im ESG-Bereich, für den der bei Rhein Asset noch ein wenig eine Nische, wenn man zum Be- von Ihnen initiierte Ethik 30 Aktienindex samt Fonds steht, auch spiel das moderate Volumen des RAM Ethik Fond betrachtet? auf Kundenwünsche zurück? MS: Das Thema wird im Moment von vielen Marktteilnehmern MS: Ein Kunde, eine Diözese, hatte angefragt, ob wir eine massiv als Marketinginstrument benutzt und ist teilweise ein nach ethischen Gesichtspunkten ausgerichtete Investitions- Stück weit beliebig geworden. Darüber hinaus brauchen sie als strategie anbieten könnten. Das war 2014. Die wollten keine Vermögensverwalter immer Kunden, die diese Produkte aktiv Atomkraft und keine Abtreibung im Depot, da haben wir nachfragen. Wir sehen aber seit einigen Monaten ein steigendes gesagt: „Wir machen euch ein hundertprozentig ethisches Interesse und mehr Nachfragen bei unseren Neukunden nach Aktienvehikel.“ Deren interne Benchmark war der DAX, des- dem ESG-Thema. In 2021 werden deshalb alle Fondsprodukte wegen wurde der Ethik 30 Index entlang der DAX100-Werte und die zentralen Vermögensverwaltungsstrategien bei Rhein konstruiert. 16 Titel stammen aus dem DAX30, die übrigen 14 Asset Management komplett ESG-konform sein. haben wir aus MDAX, SDAX und TecDAX aufgefüllt. Wir ha- ben den RAM Ethik Fonds aus der Taufe gehoben und einen PB: Könnte man das Thema ESG durch Kooperationen etwa im wie ich meine hochkarätig besetzten Ethikrat installiert. Der VuV nach vorne bringen? besteht aus Köpfen wie Pater Anselm Grün oder Prof. Dietrich MS: Auch daran denken wir. Wir sehen das Thema momen- Grönemeyer. tan aber vor allem als Türöffner und Voraussetzung für das
Private Banker Interview angestrebte Wachstum im institutionellen Geschäft und sind froh, mit Burkhard Weiss jetzt einen ausgewiesenen ESG-Sektorexperten an Bord geholt zu haben. PB: Sie haben eben schon die Beraterqualität als Erfolgsfaktor erwähnt. MS: Ja, wie gesagt, wir erachten es als Vorteil, dass wir nicht einfach alle aus einer Bank deren Unternehmenskultur mit in die Selbständigkeit genommen haben. Wir haben ganz unter- schiedliche Wurzeln, Herangehensweisen und Spezialgebiete und diese Vielfalt ist ein begünstigender Umstand für die unternehmerische Entwicklung. Mein Mitvorstand Michael Sievers kommt von Feri, Thomas Holler kommt von der HSBC. Meine Wurzeln liegen bei Schröder Münchmeyer Hengst. Burkhard Weiss ist Managing Partner und Head of Institutional Mehr Institutionelle Vermögensverwaltung Clients & ESG bei Rhein Asset Management PB: Institutionelle und private Vermögensverwaltung wächst stärker zusammen. Was hat RAM vor? Burkhard Weiss: Wir wollen uns fit machen, um im institu- hängiger Vermögensverwaltung und damit auch unabhängi- tionellen Geschäft ein noch stärkerer Mitbewerber bei den ger Produktauswahl enorm gesteigert hat. Die stärkere Regu- unabhängigen Vermögensverwaltungen zu sein. Das bedeutet lierung hat sicherlich zusätzlich das Vertrauen in unabhängige für RAM mit ihren aktuellen und neuen institutionellen Kun- Vermögensverwaltungen forciert. Ja, es gibt sehr spannende den zukünftig zu wachsen, was sicher auch ein Stück weit eine Möglichkeiten für Wachstum in den nächsten Jahren. intern stärkere Strukturierung und Standardisierung für diese Kundengruppe voraussetzt. Gleichzeitig aber ist es natürlich MS: Interessanterweise kontrastiert die immer größere unser Anspruch, unsere Stärken und hohe Individualität im Akzeptanz bei den Institutionellen manchmal mit einer Privatkundengeschäft zu erhalten und dieses Geschäft eben- Unkenntnis bei den vermögenden Privatkunden. Ich muss falls parallel weiter zu stärken und auszubauen. auch heute nach über 22 Jahren Unternehmensgeschichte bei Privatkunden oftmals versichern, dass wir nur sein Geld auf PB: Standardisierung auf der Produktebene? seinen Konten/Depots verwalten und nie seinem Vermö- BW: Auch da, aber auch in den Research- und Management- genskreislauf entnehmen können (lacht….). Prozessen bis zum Investment-Komitee. Sehen Sie, die Perfomance unserer Fondsprodukte und Strategieportfolien PB: Ist Standardisierung für sie ein Problem, Herr Stötzel? ist nachhaltig exzellent sowohl in den letzten 12 wie auch 24 MS: Mehr eine Herausforderung: Uns ist klar, dass wir auch zu- Monaten. Institutionelle Kunden wollen aber zum Beispiel künftig den Spagat schaffen müssen zwischen einem maximal auch was Reporting, Dokumentation, ESG-Konformität, professionellen Apparat mit perfekter Dienstleistungs- und Liquidität und Investmentprozesse angeht immer den best- Produktqualität in unseren Fonds und zentralen Vermögens- möglichen Standard. Hier wollen wir uns weiter verbessern verwaltungsprodukten und einem weiter sehr individuellen und noch effizienter werden. und maßgeschneiderten Portfolio- und Produktansatz für alle Kunden, die das anfragen und wünschen. Dies zeichnet Rhein PB: Wie groß ist der Wettbewerbsnachteil, den Unabhängige ge- Asset seit vielen Jahren aus. Wir sind z.B. auch wieder von City- genüber Banken im institutionellen Geschäft immer noch haben? wire als einer der besten unabhängigen Vermögensverwalter BW: Früher haben Institutionelle auf private Vermögensver- Deutschlands in 2020/21 ausgezeichnet worden und das soll waltungen teilweise vielleicht ein wenig von oben herab- auch zukünftig unser unbedingter Anspruch sein. geschaut. Seit dem Erfolg einiger großer unabhängiger Vermögensverwaltungen aus dem süddeutschen oder dem BW: Soviel Individualität wie möglich und so viel Stan- Kölner Raum … dardisierung wie nötig, ist unser Motto. So eine Breite der Angebote, wie sie hier vorhanden ist, hätte ich vor meinem PB: Sie meinen z.B. Flossbach … Start nicht erwartet. Neben Aktien, Renten, Fonds, Vermö- BW: … hat sich da viel getan. Ja, die Akzeptanz ist viel größer gensverwaltung und Family-Office-Dienstleistungen bieten geworden. Man muss bedenken, dass bei vielen Banken und wir bei Rhein Asset unseren Kunden zum Beispiel auch bei Asset Managern in den letzten Monaten und Jahren stark dem Thema Immobilien und Finanzierungsvermittlung restrukturiert wurde und Ansprechpartner und Teams ver- Beratung an. Das ist vom Produkt-Knowhow sicherlich nicht schwunden sind. Hinzu kommt, dass Banken beim Verbrau- branchenüblich und Standard für eine Vermögensverwaltung cher auch teilweise einen Vertrauensverlust erlitten haben von unserer Größenordnung (Rhein Asset hat Assets under und dies den Bedarf an und die Nachfrage nach bankenunab- Management von gut 1,2 Mrd. Euro).
Private Banker Interview Private Label Fonds „VON KRISE KANN KEINE REDE SEIN“ Gespräch mit Christian Meyer-Vahrenhorst über aktuelle Trends bei Private Label Fonds Private Banker: Herr Meyer-Vah- renhorst, sie kennen die Branche. Wie hat sich Corona für das Geschäft mit Private Label Fonds ausgewirkt? Christian Meyer-Vahrenhorst: Von Krise kann keine Rede sein. Die KVGs sind nach mei- nem Eindruck gut ausgelastet. Es gibt genügend Nachfrage nach Neuauflagen, die Produk- te entwickeln sich kurstech- nisch überwiegend gut und am Geldzufluss vom Publikum mangelt es auch nicht. PB: Wenn wir mal die mittel- und langfristige Perspektive in den Blick nehmen. Welche Trends verändern das Geschäft? Gibt es zum Beispiel die oft angekündig- Christian Meyer-Vahrenhorst te Konsolidierung im Geschäft? ist seit über 20 Jahren mit den Themen Private Label Fonds CMV: Es gibt gerade in Luxem- und Vertrieb vertraut. Er berät burg Anbieter, die fusionieren, interessierte Vermögensverwal- ja, aber es gibt gleichzeitig ter bei Auflage und Vertrieb von Fonds, kennt die Anbieter und durch neue Eigentümer auch war selbst lange (überwiegend einen erheblich verschärften im Umkreis der Axxion) dort Konkurrenzkampf, der sich zu- beschäftigt gunsten der Kunden auswirkt. PB: Die Margen sind kleiner geworden? Digitalisierung möglich gewordenen Standardisierungen. CMV: Ja, das ist mein Eindruck. Allerdings ist das in CMV: Der Fixkostenblock beginnt, einen merklich negati- manchen Fällen auf Kosten der Transparenz gegangen. ven Einfluss auf die TER zu haben, wenn der Fonds kleiner Man muss heute schon sehr genau schauen, um Angebote als zehn Millionen Euro ist. Daran hat sich in den letzten vergleichbar zu machen. Da lauern im Kleingedruckten Jahren nach meinem Eindruck nicht so viel geändert. manche Überraschungen. PB: Dass die Service-KVGs heute mit weniger Gebühren zurecht- PB: Angesichts der Marktsituation – Stichwort: Nullzins – sind kommen, sieht man doch auch daran, dass immer mehr Tran- Kosten ein immer sensibleres Thema. Bemerken Sie das auch chen für Institutionelle mit erheblichen Abschlägen aufgelegt bei Ihren Kunden? werden. CMV: Das Thema Kosten ist bei den Kunden neben der CMV: Service-KVGs konnten schon immer etwa Spezial- Dienstleistungsqualität das wichtigste Entscheidungskri- fonds zu konkurrenzfähigen Preisen bieten. Dass Publi- terium für die Auswahl der KVG. Hier ist in den letzten kumsfonds häufiger mit institutionellen Tranchen auf Jahren eine hohe Sensibilität entstanden. den Markt kommen, hat in erster Linie mit der größeren Akzeptanz dieser Fonds bei den Institutionellen, also mit PB: In unserer Umfrage haben sich Verwalter beschwert, die der Nachfrageseite zu tun. Fixkosten des Fonds seien zu hoch angesichts der durch die
Private Banker Kolumne Steuern und Regulierung Sustainable Finance Disclosure Regulation NEUE OFFENLEGUNGS- UND BERICHTSPFLICHTEN ZUR NACHHALTIGKEIT Von Jürgen App Hintergrund Bereits im November 2019 wurde die Offenlegungsverordnung der EU (VO EU 2019/2088 vom 27.11.2019 über nachhaltigkeits- bezogene Offenlegungspflichten im Finanzdienstleistungs- sektor) verabschiedet. Ein Teil des Regelwerks, welches auch unter „SFDR“ (für „Sustainable Finance Disclosure Regulation“) bekannt ist, tritt bereits am 10. März 2021 in Kraft. Es ergeben sich verschiedene Offenlegungs- und Informationspflichten, die nachfolgend kurz skizziert werden. Zu beachten ist, dass einige Konkretisierungen durch die zuständigen Aufsichts- behörden noch ausstehen. Angekündigt sind hierzu mehrere Auslegungsstandards („RTS“) sowie ESMA- und BaFin-Leitlinien zu einzelnen Anforderungen. Betroffene Finanzdienstleister Die Verordnung unterscheidet insbesondere zwischen „Finanz- marktteilnehmern“ („Hersteller von Finanzprodukten ein- schließlich der Bereitstellung von Portfolioverwaltung“) und Finanzberatern (u.a. „Wertpapierberatung“). Die Vorgaben zur Nachhaltigkeit richten sich somit in erster Linie an Produktan- bieter und an Erbringer der Finanzdienstleistungen Finanz- portfolioverwaltung und Anlageberatung. Ausgenommen von den Regelungen der Verordnung sind Wertpapierfirmen, sofern sie weniger als drei Personen beschäftigen. Jürgen App ist Geschäftsführer der App Audit GmbH, einer auf Finanzdienstlei- Inhaltliche Anforderungen ster spezialisierten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. www.app-audit.de Die inhaltlichen Anforderungen der Verordnung erstrecken sich im Wesentlichen auf drei Teilbereiche: 1. allgemeine Erläuterungspflichten auf der Internetseite 2. vorvertraglichen Informationen 3. regelmäßige Berichterstattungspflichten auf den Wert der Investition haben könnten. Es dürfte hier, zu- mindest bei Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit nicht in den Vordergrund ihres Angebotes stellen, eine Kurzdarstel- zu 1): allgemeine Erläuterungspflichten auf der Internetseite lung ausreichend sein. Diese Verpflichtung betrifft alle von der Verordnung betrof- Des Weiteren ist eine Erläuterung des Umgangs mit den fene Unternehmen, soweit von diesen generell Produkte oder Auswirkungen von Anlageentscheidungen auf Nachhal- Finanzportfolioverwaltung beziehungsweise Anlageberatung tigkeitsfaktoren vorzunehmen. Sofern Auswirkungen auf angeboten werden. Nachhaltigkeitsfaktoren bei den Anlageentscheidungen indes Zunächst sind hier Informationen zu Strategien bezüglich nicht berücksichtigt werden (was durch die Verordnung nicht der Einbeziehung von Nachhaltigkeitsrisiken (betreffend die zwingend gefordert ist), müssen „klare Gründe“ genannt wer- Bereiche Umwelt, Soziales oder Unternehmensführung, also den, warum dies nicht der Fall ist. Sofern dagegen mit einem „ESG“) aufzuführen, die wesentliche negative Auswirkungen Finanzprodukt Nachhaltigkeitsaspekte betont, d.h. „beworben“
Private Banker Kolumne Steuern und Regulierung oder „angestrebt“ werden, müssen die Angaben auf der Inter- weitere Angaben und zwar „für jedes Finanzprodukt“ mit netseite Informationen darüber enthalten, wie dies bewertet, aufzunehmen. gemessen und überwacht wird. Bei Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zu 3): regelmäßige Berichterstattungspflichten bestehen hinsichtlich nachteiliger Auswirkungen auf Diese Verpflichtung betrifft nur Anbieter der Finanzport- Nachhaltigkeitsfaktoren zusätzliche umfangreiche Infor- folioverwaltung und sofern mit einer Anlagestrategie eine mationspflichten mit einer Vielzahl an durch die Aufsicht nachhaltige Investition „angestrebt“ oder unter anderem definierten Indikatoren, die derzeit noch in Abstimmung ökologische oder soziale Merkmale oder eine Kombination sind. aus beiden Merkmalen „beworben“ werden. In diesem Fall muss in dem regelmäßigen Bericht, d.h. in dem typischer- zu 2): vorvertragliche Informationen weise quartalsweise zu erstattenden sog. „MiFID-Reporting“, Diese Verpflichtung betrifft ebenfalls alle von der Verordnung erläutert werden, wie die beworbenen beziehungsweise betroffene Unternehmen, soweit von diesen Produkte oder angestrebten Ziele im Berichtszeitraum erfüllt worden sind. generell Finanzportfolioverwaltung beziehungsweise Anlage- Soweit eine nachhaltige Investition angestrebt wurde, muss beratung angeboten wird. Werden Nachhaltigkeitsrisiken im die „Gesamtnachhaltigkeitswirkung“ durch Nachhaltigkeits- Rahmen der Investitionsentscheidungen berücksichtigt, muss indikatoren belegt werden. in den vorvertraglichen Informationen (z.B. den „Allgemeinen Sofern auch ein Index als Referenzwert bestimmt wurde, Kundeninformationen“) erläutert werden, wie Nachhaltig- muss die Gesamtnachhaltigkeitswirkung des Quartalsergebnis- keitsrisiken einbezogen werden und auch welche Auswirkun- ses mit den Wirkungen des Referenzwertes verglichen werden. gen diese auf die Rendite haben könnten. Werden Nachhaltig- keitsrisiken nicht berücksichtigt, muss dies zumindest „klar Fazit und knapp“ begründet werden. In Abhängigkeit der von ihnen angebotenen Produkte und Wird das Thema Nachhaltigkeit betont, sind im Einzelfall Dienstleistungen sowie ihrer Größe unterliegen ab März noch weitere Angaben in die vorvertraglichen Informationen 2021 viele Finanzdienstleister neuen Offenlegungspflich- aufzunehmen. ten. Diese sind tendenziell umso umfangreicher, je mehr Ab Ende 2020 sind in den vorvertraglichen Informa- sich die Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit auf ihre tionen unter bestimmten Voraussetzungen zudem noch Fahne schreiben. Businessporträt-Reportage mika schiffer corporate foto Mika Schiffer Fotografie Mobil 0173.9288397 mika@mikaschiffer.com www.mikaschiffer.com
Private Banker Nachhaltigkeitsforschung Risiken der Nachhaltigkeit NICHT ZWINGEND WIE AUF DER TITANIC Finanzmarktrisiken und der Wandel des Energieregimes Die Titanic galt, wie uns immer gesagt wird, als unsinkbar. Bei dieser Erwartung war die Kollision mit einem Eisberg wahrscheinlicher und waren die Verluste durch den Untergang weit verheerender als wenn nicht klar gewesen wäre, wie sicher sie ist (und man sie daher z.B. mit genügend Rettungsbooten ausgestattet oder eine Ausweichroute genommen hätte), oder wenn sie als äußerst instabile Riesen-Nussschale gegolten hätte (die man gleich mit einem Hilfskonvoi begleitet). Ähnlich scheint es sich mit den Finanzmarktrisiken zu verhalten, die mit dem beabsichtigten Übergang in ein postfossiles Energieregime einhergehen. Demnach stellen die negativen – oder auch positiven – Überra- schungen, die mit diesem Wandel einhergehen, die eigentlichen Risiken für Vermögenswerte dar. D as Nachhaltigkeitsthema, das in der Öffentlichkeit der- Energiesystems an und erfordert eine Rückabwicklung der zeit die größten moralemotionalen Energien erzeugt, fossilen Basis der industriellen Revolution, mit entsprechend ist die Erderwärmung durch anthropogene Treibhaus- weitreichenden Folgen. Eine Verbesserung der Energieeffi- gase. Als Hauptverursacher wurde bereits vor Jahrzehnten das zienz, die sich zwischen Input und Output schiebt, scheint fossile industriegesellschaftliche Energie-Regime identifiziert, demgegenüber in letzter Zeit etwas an Popularität eingebüßt wenngleich damals Argumente der Ressourcenendlichkeit zu haben. Eine Reduzierung der schädlichen Emissionen auf noch sehr viel stärker wogen. Als Benchmark für globalge- der Outputseite gilt eher als Maßnahme der Symptombehand- sellschaftliches Handeln gilt heute das bereits 1977 von dem lung. Auch Vorschläge zur negativen Emission werden gegen- Ökonomen Nordhaus vorgeschlagene Ziel, die mittlere globale wärtig untergeordnet eingeschätzt. Ein weiterer Aspekt, der in Temperatur der untersten Atmosphäre nicht über 2 Grad der öffentlichen Diskussion in seiner ganzen Tragweite etwas gegenüber einem vorindustriellen Niveau ansteigen zu lassen, im Schatten steht, aber bei einer wirtschaftlichen Betrachtung wovon heute schon der halbe Weg zurückgelegt ist. Spätestens zu berücksichtigen ist, sind Reaktionen von Wirtschaft und mit dem 2015 getroffenen „Übereinkommen von Paris“ rückte Gesellschaft auf den Klimawandel sowie Anpassungen an der 2-Grad-Grenzwert auf der Agenda der weltpolitischen Ab- dessen Folgen. sichtserklärungen ganz nach oben. Alle soeben genannten Handlungsoptionen betreffen Als Königsweg, um diese Ambitionen wenigstens nähe- das Wirtschaftssystem und damit auch das Finanzsystem. In rungsweise umzusetzen, gilt derzeit der Wandel hin zu einem letzter Zeit wandten sich deshalb Zentralbanken verstärkt den postfossilen Energieregime. Dieses wahrhaft weltrevoluti- möglichen Wirkungen des Wandels von Klima und Energie- onäre „Projekt“ setzt an der Inputseite des gegenwärtigen regime auf das Finanzsystem zu. Inzwischen haben sich No-
Private Banker Gastbeitrag tenbanken, Regulatoren und weitere Finanzinstitutionen im rische Untersuchungen zu (Basis-)Innovationen. Dabei zeige „Network for Greening the Financial System“ zusammenge- sich ein regelmäßig wiederkehrendes Muster: „Sunrise“- schlossen, um Finanzmarktteilnehmer mit diesbezüglichen Industrien müssen finanziert werden. Mit zunehmendem Finanzmarktrisiken vertraut zu machen. Auch Studien zum Erfolg werden sie irgendwann auch von den Finanzmärkten Thema Dekarbonisierung und Wirtschaft / Finanzen haben entdeckt. Mit wachsenden Erwartungen an die neuen Unter- Hochkonjunktur. Schaut man in Überblicks-Berichten wie nehmen schrauben sich die Bewertungen in irreale Höhen. „Low-carbon transition risks for finance“ von Semieniuk und An den Kapitalmärkten entstehen High-Tech-Blasen, die ir- Kollegen oder „Embedding finance in the macroeconomics gendwann kollabieren. Semieniuk et al. rechnen damit, dass of climate change: Research challenges and opportunities dieser „Boom-Bust-Verlauf“ auch die Dekarbonisierung des ahead“ von Monasterolo nach, dann lauern dort zwei beson- Energieregimes begleiten wird. Mit Blick auf 2020 könnten dere Herausforderungen. Zum einen müssen verschiedene rapide steigende Aktienkurse bestimmter Unternehmen im gesellschaftliche Teilsysteme und ihre Wechselwirkungen be- Bereich Elektromobilität oder Erneuerbare bereits Vorboten rücksichtigt werden: Das Klimasystem in der Wahrnehmung solcher Blasen sein. der Klimawissenschaft; die Realwirtschaft; das Finanzsys- Weil aber, wie bereits gesagt, sich Studien zur Dekarboni- tem; die Politik – um nur einige zu nennen. Zum anderen hat sierung der Wirtschaft auf Sunset-Industrien beschränken, man es mit nur schwer oder nicht quantifizierbaren Risiken werden wir uns im Folgenden auf diese konzentrieren. zu tun. Ein übergreifendes Problem sind dabei Nichtlinea- ritäten, Kipppunkte und chaotisches Verhalten bzw. kaum prognostizierbare Ergebnisse positiver Rückkopplungen. Da Sunset und „gestrandetes“ Kapital außerdem, wie oben erwähnt, verschiedene Reaktionsweisen Welche finanzspezifischen Risiken bestehen für Sunset- mit unterschiedlichen Ergebnissen möglich sind, erhöht Industrien? Semieniuk et al. identifizieren zwei Hauptfelder: auch das die Möglichkeiten und damit die Unsicherheiten. Kredit- und Marktrisiko. Der Verlust bei Einkommen und Monasterolo sieht zudem in bisherigen Wirtschaftsanalysen Assets erhöhe die Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen, zur Dekarbonisierung die Finanzmarktkomplexität und die gefährde damit Banken, was sich wiederum auf deren Bewer- damit verbundenen Risikostrukturen ungenügend berück- tung negativ auswirken könne, jedoch in Abhängigkeit davon, sichtigt. Ähnliches gelte für die halbwegs adäquate Erfassung wie stark das Bankensystem mit den Sunset-Industrien von Erwartungen und der von ihnen ausgehenden Risikody- verkoppelt ist. Zudem könnten die Portfolios von Anlegern, namiken. Auch die unterschiedlichen Zeithorizonte in Politik Vermögensverwaltern oder Institutionellen in Mitleiden- und Finanzbereich einerseits sowie bei Handlungsketten zur schaft gezogen werden. Die Wissenschaftler führen eine Erreichung von Klimazielen andererseits seien Quellen von Reihe weiterer Wirkungskanäle an, was die hohe institutionel- erheblichen Risiken. le Komplexität des Finanzsystems verdeutlicht. Komplexität Um in Anbetracht der vielen Wechselwirkungen und allein reicht aber offenbar nicht aus, um Stabilitätsrisiken zu Unberechenbarkeiten dennoch keinem Erkenntniskollaps zu kreieren. Entscheidend hinzu kommen vielmehr unsichere erliegen, ist ein möglichst einfaches Schema, mit dessen Hil- oder falsche Erwartungen im Hinblick auf die nähere und fe man Finanzmarktrisiken durch Dekarbonisierung struktu- auch fernere Zukunft. rieren kann, sehr nützlich. Hierzu eignet sich beispielsweise Semieniuk et al. machen in Studien zwei Typen des die Unterscheidung von Sunrise- und Sunset-Industrien. Wandels des Energieregimes aus: Zum einen wird ein lang- fristiger, vergleichsweise stetiger Wandel modelliert, der sich zwar auf die Wertpapierkurse auswirkt, der aber zu keinen Sunrise- und Sunset-Industrien größeren Verwerfungen führt. In diesem Rahmen können Eine „postfossile“ Ausrichtung des Energieregimes bedeutet Marktteilnehmer leichter zutreffende Erwartungen bilden. zum einen, dass bestimmte Wirtschaftszweige, insbesondere Zum anderen tragen Studien dem Umstand Rechnung, dass solche, die technologische Neuerungen vorantreiben und in gerade im Finanzbereich immer wieder abrupte Veränderun- Produktgestalt dem Markt zur Verfügung stellen, wachsen. gen auftreten. Begründet wird das gerne mit „Sentiments“, Semieniuk et al. nennen sie deshalb Sunrise-Industrien. Zum volatilen Erwartungen und „irrationalem“ Verhalten von An- anderen schrumpfen bestimmte Tätigkeits- bzw. Geschäfts- legern, aber auch ähnliche programmierte Automaten oder felder, die fossilen Energieträgern ihre Existenz verdanken, exogene Schocks können dazu führen. In jedem Fall werden in ihrer Bedeutung. Das sind die Sunset-Industrien. Gefahren hier die Erwartungen der Marktteilnehmer öfters enttäuscht, für die Finanzstabilität können sowohl von Sunrise-Industri- es kommt häufiger zu Überraschungen, Prognosen sind en wie von den Sunset-Industrien ausgehen. weniger treffsicher, Unsicherheit ist weiter verbreitet. Gemäß Semieniuk et al. ist die Forschung zu Finanz- marktrisiken im Kontext der Dekarbonisierung bislang fast Erwartungen und Überraschungen spielen auch in Analy- ausschließlich auf „Sunset-Industrien“ beschränkt. Dem- sen zu „Stranded Assets“ eine wichtige Rolle. Stranded Assets gegenüber würden die Risiken, die von Sunrise-Industrien sind in unserem Zusammenhang Investitionen, die durch ausgehen, kaum beachtet. Das sei auch insofern bemerkens- Dekarbonisierung einen massiven Wertverlust erleiden. wert, als Finanzmarktrisiken durch Sunrise-Industrien vom Für den Sektor „fossile Energien“ identifizieren Ploeg und Prinzip her schon gut erforscht seien – und zwar durch histo- Rezai („Stranded Assets in the Transition to a Carbon-Free
Private Banker Gastbeitrag Economy“) zwei Hauptrisiken: Erstens mögliche extreme Prozent; die Branche „fossile Energie“ hat jedoch nur einen Verschärfungen der Klimapolitik. Zweitens Innovationen, die Anteil von 1% an den Assets. zu billigeren erneuerbaren Substituten für fossile Energieträ- Um zu berechnen, wie sich dekarbonisierungsbedingte ger führen. Beide „Überraschungen“ würden den Verfall des Schocks auswirken, untersuchten die Studienautoren zwei Kapitals für Exploration und Förderung sowie signifikante Szenarien: Erstens einen abrupten Total-Verlust der Akti- Bewertungsverluste in der Öl- und Gas-Branche nach sich enwerte im Bereich „fossile Energie“; das ist ein extremes ziehen. Das unmittelbare Risiko ist demzufolge nicht etwa Stresstestszenario. Ein solches verbinden die beiden Wis- Komplexität, sondern die fehlerhafte Antizipation von Ereig- senschaftler hypothetisch mit extrem rigiden, aber uner- nissen mit hoher Relevanz – was natürlich Folge von zu ho- warteten politischen Maßnahmen der Dekarbonisierung. her Komplexität sein kann. Aber Ploeg und Rezai sehen hier In diesem Fall wäre der Verlust bei Investmentfonds und Regierungen in der Verantwortung. Sie sollen eine klare und Haushalten mit je 2 Billionen Euro am höchsten. Der relative stringente Klimapolitik verfolgen; das würde ihrer Ansicht Verlust wäre bei Investmentfonds und Versicherungen/Pen- nach der Öl-und Gas-Branche zu mehr Planungssicherheit sionen am höchsten. verhelfen und die Risiken des „Asset Strandings“ mindern. Das zweite Szenario modelliert einen stetigeren Über- Eine Klima-Politik, die sich im Unbestimmten verliere oder gang auf einer empirischen Basis. Es wird unterstellt, dass erratisch agiere, erschwere Zukunftsprognosen in betroffe- die Politik glaubhaft längerfristige Ziele der Dekarbonisie- nen Branchen und stelle daher ein Risiko dar. rung verfolgt. Das Überraschungsmoment wird also mög- Allerdings ist hier anzufügen: Die Gefahr des „Stran- lichst gering gehalten. Damit wird der fossilen Energiebran- dings“ ist nicht dann am höchsten, wenn Zukunftserwartun- che höhere Planungssicherheit ermöglicht. In diesem Fall gen unsicher sind. Sondern genau dann, wenn bestimmte wären die Verluste deutlich geringer als im zuerst genannten Ereignisse als sicher gelten, dann aber nicht eintreten. Mit Fall. Für die Gesamtheit der betrachteten institutionellen anderen Worten: Das größte Risiko kommt nicht von der Sektoren des Euroraums schätzen die Studienautoren den Unsicherheit, sondern von der falschen Sicherheit. wahrscheinlichsten Verlust im Rahmen einer Gewinn-Ver- lust-Verteilung auf 150 Milliarden Euro. Das ist bezogen auf das gesamte Asset-Volumen aller Sektoren in Höhe von rund Risiken aus dem Klimawandel im Euro-Raum 126 Billionen Euro nicht allzu viel. Daraus folgern die Auto- Differenzen des Überraschungsgehalts bzw. der Prognos- ren, dass überraschungsarme Klimapolitik, die sich auf den tizierbarkeit machen auch in einer Studie von Stolbova Öl- und Gas-Sektor konzentrieren würde, das Finanzsystem und Battiston den wesentlichen Unterschied aus („Climate und die Realökonomie nur relativ schwach treffen würde; change, financial system and real economy: estimation of sie rechnen zugleich mit einem positiven Schock für andere exposure of the Euro Area to climate change-related financial Sektoren. risks and gains“). Das Working Paper versucht die Risiken zu quantifizieren, die von einer Dekarbonisierung für die im Euroraum gehaltenen Vermögenswerte (Aktien, Anleihen Schluss usw.) ausgehen. Dazu unterscheiden die Autoren diverse Wir wollen und können die hier ausschnittsweise referier- institutionelle Sektoren. In der Realwirtschaft, deren Assetvo- ten Rechenergebnisse nicht beurteilen. Interessanter ist, lumen sie auf 48 Bio. Euro schätzen, sind es Haushalte (22 Bio. dass verschiedene Studien zu dekarbonisierungsbedingten ), (nichtfinanzielle) Unternehmen (21 Bio.), staatliche Admi- Finanzmarktrisiken dem Erwartungs- und Berechenbarkeits- nistrationen (5 Bio.). Im Finanzsektor, dessen Assetvolumen aspekt eine zentrale Bedeutung zumessen. Ein politisch- sich auf 78,4 Bio. Euro summiert, sind es Banken (32 Bio.), regulatorisches Umfeld, das falsche Erwartungen stabilisiert andere finanzielle Institutionen (26,8 Bio.), Investmentfonds oder Unberechenbarkeit perpetuiert, kann die Risiken für (10,3 Bio.) und Versicherungen/Pensionsfonds (9,3 Bio.). Die Wirtschaft und Finanzsystem nach oben treiben. Ein Umfeld, Kopplung des Finanzsystems mit der Realökonomie erfolgt das durch langfristig belastbare Energie- und Klimapolitik die insbesondere über Kredite, Anleihen und Aktien. Bildung adäquaterer Erwartungen und treffsicherer Progno- Die Frage lautet nun, wie sich eine Dekarbonisierung in sen in den betroffenen Branchen begünstigt und stabilisiert, der Wirtschaft auf die Assets in den genannten Sektoren aus- mindert diese Risiken. wirkt. Unterschieden werden zwei Szenarien: Ein engeres, bei dem nur die Dekarbonisierung der fossilen Energiebranche Wenn richtig ist, dass die Titanic nicht wegen eines betrachtet wird. Und ein weiteres, das alle „klimasensitiven“ Eisberges unterging, sondern wegen inadäquater, ja falscher Wirtschaftszweige umfasst. Dekarbonisierung kann sich di- Erwartungen an Bord des Schiffes, dann kann man wohl rekt über Aktien, Bonds und Kredite in den oben genannten auch für die finanzmarktspezifischen Risiken der Dekarbo- institutionellen Sektoren auswirken. Zudem besteht eine in- nisierung sagen: Es braucht dabei nicht zwingend wie auf direkte Wirkung, weil die institutionellen Sektoren (also etwa der Titanic zuzugehen. Und das Ende könnte gleichfalls ein Banken und Haushalte usw.) untereinander finanzspezifisch anderes sein. verkoppelt sind. Unter Berücksichtigung dieser Zweitrunden- effekte liegt der Anteil klimasensitiver Assets der genannten Sektoren des Euroraums überwiegend zwischen 10 und 20
Private Banker Gastbeitrag Anlagelösungen in volatilen Zeiten INNOVATIVE FONDSKONZEPTE EINER NEUEN GENERATION Von Erich Schilcher, AGATHON Capital GmbH Marktneutral, nicht dem Markt loyal: ART AI Europe – Market Neutral Wer 2020 auf dem Aktienmarkt aktiv war, hat nun ein schlim- mes Jahr hinter sich, oder? Nicht unbedingt! Der ART AI Europe – Market Neutral konnte in den Verwerfungen der Corona Krise den Kurs halten und das Jahr mit einer Nettorendite von 2,4% be- Erich Schilcher ist schließen. Marktneutrale Mandate bieten neben ihrer Krisensi- Geschäftsführer der cherheit jedoch einen weiteren, schnell übersehenen Vorteil an. AGATHON Capital GmbH Versierte Investoren suchen neben Rendite vor allem einen kontrollierten Umgang mit Volatilität. Um beide Größen im Auge zu behalten, interessieren sich Anleger deshalb oft für Stresstest historischen Ausmaßes. Der ART AI EURO Balanced Kennziffern wie den Sharpe Ratio und orientieren ihre Invest- konnte den Verwerfungen trotzen und erwies sich mit einem mententscheidung daran. In der Portfoliokonstruktion stellen maximalen Drawdown von nur 2,62% als robuste Anlagelö- sich dadurch besondere Herausforderungen, da eine Maximie- sung in volatilen Zeiten. rung des Sharpe Ratio im Gesamtportfolio ein tieferes Ver- ständnis der Wechselwirkungen verschiedener Assets benötigt. Dem vollständig KI-gesteuerten Fonds liegt eine defensive Es lassen sich jedoch sehr robuste und allgemeingültige Be- Strategie zugrunde, die auch in Niedrigzinsphasen stabile, ziehungen zwischen Sharpe Ratio und Portfolio-Mix etablieren. positive Renditen bei einem im Vergleich zum Aktienmarkt Es zeigt sich dabei: Aufgrund ihrer einzigartigen Korrelations- reduzierten Verlustrisiko erzielen soll. Um dies in jedem eigenschaften sind marktneutrale Fonds besonders geeignet, Marktumfeld bestmöglich zu gewährleisten, wird der Investi- diese Zusammenhänge vorteilhaft zu nutzen und durch eine tionsgrad des Fonds durch die Auswahl europäischer Aktien Beimischung den Sharpe Ratio des Gesamtportfolios zu erhö- flexibel zwischen 0 % und 50 % gesteuert. Die Aktienselektion hen. Ein weiterer guter Grund, um sich einen marktneutralen erfolgt innerhalb der EUR-denominierten Titeln des STOXX Fonds für unsichere Zeiten an die Seite zu holen. Europe 600 Universums, die verbleibende Liquidität wird in kurzlaufende Euro-denominierte Investment Grade-Anleihen Eine robuste Anlagelösung in volatilen Zeiten: ART AI EURO investiert. Balanced Das Jahr 2020 war aufgrund der Corona-Pandemie und den ART-Fonds von AGATHON Capital damit verbundenen erheblichen Auswirkungen auf Wirtschaft AGATHON ist der Partner im Vertrieb für innovative Anlagestrategien. Mit diesen und Gesellschaft äußerst ereignisreich und herausfordernd. zwei Fonds zeigt AGATHON Möglichkeiten auf, die Kapitalanlage zu diversifizieren. Die plötzliche globale Unsicherheit spiegelte sich auch in www.agathon-capital.de starken Verwerfungen an den globalen Kapitalmärkten wider. Ihren regulatorischen Informationspflichten gegenüber potenziellen Anlegern Dieses extreme Marktumfeld unterzog Anlagestrategien sämt- kommt die AGATHON Capital GmbH nach, indem die erforderlichen Informatio- licher Art – insbesondere deren Risikomanagement – einem nen auf der Website verfügbar sind ART AI Europe – Market Neutral ART AI EURO Balanced DE000A2PB6X2 (AK I ab 100.000 Euro) DE000A2PMXJ0 (AK I ab 50.000 Euro) DE000A2PB6Y0 (AK R) DE000A2PMXK8 (AK R) Kennzahlen 1J (AK I, Stand 31.12.2020): Kennzahlen 1J (AK I, Stand 31.12.2020): Brutto Rendite: 4,1% Wertentwicklung: 4,22% Netto Rendite: 2,4% Volatilität: 5,56% Volatilität: 5,7% Max. Drawdown: 2,62% Sharpe Ratio brutto: 0.71
Private Banker Gastbeitrag Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen MIT SYSTEM DEM WUNSCHPORTFOLIO NÄHERKOMMEN Von Frank Fischer, Shareholder Value Management AG I n einem ausgewogenen Portfolio dürfen Aktien nicht feh- len. Den damit naturgemäß verbundenen Risiken begegnet man idealerweise durch eine breite Streuung und genaue Überprüfung der Einzeltitel. Strenge Nachhaltigkeitskriterien dürfen ebenfalls nicht fehlen. Natürlich auf Dauer renditestark und in unruhigen Phasen abgesichert – fertig ist das Wunsch- portfolio. Provokativ könnte man jetzt sagen: „Dann investie- ren Sie doch in den ‚Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen‘!“ Nun, dieses Ideal hat noch niemand erreicht. Wir auch nicht. Wir versuchen aber diesem Ideal mit unserem Ansatz immer ein Stückchen näher zu kommen. Und das mit System. Als Erstes steht die Nachhaltigkeitsprüfung an. Hier wird zunächst der Filter von Sustainalytics vorgeschaltet. Dieser beruht auf den Anlagekriterien der Evangelischen Kirche. In einem zweiten Schritt überprüfen wir die Ergebnisse und selektieren zusätzlich weitere Titel aus. Die Suche nach dem „beautiful business“ Im Anschluss suchen wir Unternehmen mit einem „beautiful business“. Darunter verstehen wir Unternehmen, die durch strukturelle Wettbewerbsvorteile bildlich gesprochen einen wirtschaftlichen „Burggraben“ um ihr Geschäft bilden können. Das sorgt für Preissetzungsmacht und damit auf absehbare Zeit für finanzielle Robustheit. Darüber hinaus muss eine Frank Fischer ist CEO & CIO der Shareholder Value Management AG
Private Banker Gastbeitrag gesunde Bilanz vorliegen, die sich durch hohe Liquidität ein vermögensverwaltender Aktienfonds, der seinem Cash- und eine angemessene, auf das jeweilige Geschäftsmodell Anteil aktiv steuert und das Portfolio mit Derivaten absichern abgestimmte Verschuldung auszeichnet. Dies erhöht die kann. Hierzu bedienen wir uns unseres hauseigenen „Mr. Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen auf Dauer exis- Market Cockpit“, das auf einer Anzahl von Stimmungs- und tiert und Mehrwert schaffen kann. Des Weiteren schätzen wir Fundamentaldaten basiert, die wir miteinander verknüpfen Geschäftsmodelle, die für organisches Wachstum so wenig und bewerten. Es dient der Entscheidungsunterstützung bei Kapital wie möglich benötigen bzw. binden. Dabei haben wir der mittelfristigen Aktienquotensteuerung und soll helfen, die Erfahrung gemacht, dass familien- oder eigentümerge- das systematische Risiko und die Schwankungen des Akti- führte Unternehmen in der Regel eher auf ein langfristiges enmarkts zu reduzieren. Während die Einzeltitelselektion und nachhaltiges Wachstum ausgerichtet sind, weil diese als uns hilft, die „richtigen“ Aktien zu finden, ermittelt das Mr. Mitbesitzer die besten langfristigen Entscheidungen für das Market Cockpit die richtige Aktienquote für das gesamte Unternehmen treffen. Weisen solche Unternehmen eine at- Portfolio. traktive Gesamtkapitalrendite (ROIC) und nachhaltige Wachs- tumsraten auf, sprechen wir von einer „wonderful company“. Bleibt final „auf Dauer renditestark“. Der ‚Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen‘ hat seit seiner Auflage im Januar Da wir im ‚Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen‘ durch- 2008 eine Gesamtrendite von rund 180 Prozent erzielt. Das schnittlich 40 bis 50 Titel halten, sind die Kriterien „breit sind 8,2 Prozent p.a. Somit ziehen wir das Fazit: „Alle Punkte gestreut, mit überschaubarem Risiko und nach strengen erfüllt!“ Nachhaltigkeitskriterien selektiert“ zunächst erfüllt. „Mr. Market Cockpit“ hilft, die Aktienquote zu steuern Damit stellt sich die Frage, ob das Portfolio „auf Dauer renditestark und in unruhigen Phasen abgesichert“ ist. Der ‚Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen‘ ist durch seine Kon- zeption nicht gezwungen, das gesamte Kapital permanent und ausschließlich in Aktien zu investieren. Er ist vielmehr
Private Banker Studien Erkenntnisse HÄNDE WEG VOM SMARTPHONE? SMARTPHONE SCHLECHT FÜRS PORTFOLIO? fang von 54 Seiten handelt es sich um eine Einführung und einen Überblick zu Kryptowährungen aus Anlegerperspekti- AUTOREN: Ankit Kalda, Benjamin Loos, Alessandro Previtero, ve. Schwerpunkt ist also deren Funktion als Krypotassets. Die Andreas Hackethal Studie schaut deshalb aus dem Blickwinkel professioneller ZUSAMMENFASSUNG: Die Studie von Kalda und Kollegen Investoren – das sind explizit die Adressaten der Schrift – auf untersucht, wie sich der Smartphoneeinsatz auf Investitions- die Kryptowelt. Das Büchlein ist in fünf Kapitel unterteilt: entscheidungen auswirkt. Untersucht wurde das Verhalten Das erste Kapitel präsentiert Basics der Kryptowelt. Das zwei- von 15.000 Kunden von zwei deutschen Banken, die eine te Kapitel beleuchtet die Kryptolandschaft, d.h. die Vielfalt Smartphone-App für die Geldanlage anbieten. Zeitraum der unterschiedlicher Kryptowährungen. Im dritten Kapitel wen- Untersuchung war von 2010 bis 2017. Die Studie kommt zu den sich die Autoren den Kryptos als Assetklasse der Geldan- dem Ergebnis, dass der Einsatz von Smartphones für An- lage zu. Das vierte Kapitel behandelt Fragen zu Kryptos im lageentscheidungen die Wahrscheinlichkeit für den Kauf Rahmen von Portfolio-Entscheidungen. Das fünfte Kapitel riskanter Assets und die Präferenz für Lotterie-Aktien (unter diskutiert Risken für Investoren. Das Buch ist Einführung, dem Median-Preis, aber über der Median-Volatilität und Auffrischung und Überblick über bisherige Erfahrungen mit -Schiefe) erhöhte. Smartphones verstärken zudem die Nei- Kryptoassets in einem. Es verzichtet dabei auf formale Dar- gung, Assets zu kaufen, die in der Vergangenheit erfolgreich stellungen und beschränkt sich auf Text sowie Schaubilder. waren. Kalda et al. konnten darüber hinaus nachweisen, dass Personen, die Smartphone-bedingt riskanter anlegten, dieses Link zur Studie: Cryptoassets. The guide to bitcoin, blockchain, and bryp- Investitionsverhalten auch an den Tag legten, wenn sie keine tocurrency for investment professionals. Smartphones zur Exekution ihrer Anlageentscheidungen nutzten. Das bedeutet mit anderen Worten, dass Smartphone- Nutzung zu einer generellen Verhaltensänderung führt. Die gefundenen Smartphone-Effekte bei der Geldanlage erwiesen sich nämlich als dauerhaft. ALTERNATIVE AUSGEDIENT? Offenbar neigen Smartphone-Nutzer dazu, ihre Anlage- Aktivitäten auf Zeiten nach „offiziellem“ Börsenschluss zu AUTOR: Richard M. Ennis verlegen. Also auf die Zeit nach Feierabend, so dass der Handel ZUSAMMENFASSUNG: Ennis präsentierte jüngst in „The Journal des Öfteren in entspannter Situation „nebenher“ oder in ge- of Portfolio Management“ eine Kritik gängiger Anlagestra- selliger Runde erfolgen dürfte. Die Studienautoren verbinden tegien von Pensions- und Universitätsfonds. Er zielt dabei dies mit einer möglichen psychologischen Erklärung des be- vor allem auf die vor etlichen Jahren noch als innovativ obachteten Smartphone-Effekts, die auf dem 2-System-Ansatz gefeierten Elemente des Yale-Modells ab, die heute als Norm der neueren Kognitionspsychologie beruht: demnach werden fortschrittlicher Geldanlage gelten. Denn von Alternativen die Entscheidungen bei Smartphone-Benutzung stärker durch Investments hält Ennis wenig, da ihre Diversifikationseffekte das psychische System 1 – das für spontane Entscheidungen im Laufe der Zeit stark abgenommen hätten. Er erachtet sie steht – bestimmt, während der Einfluss von System 2 – das für heute eher als Hemmnisse, man könnte auch sagen: als zu Rationalität steht – schwächer ist. Die Autoren vermuten, dass teure Erinnerung an eine Zeit, die vorüber ist. Die Diversifi- sich deshalb durch Smartphone-Einsatz die Portfolio-Effizienz kation der genannten Fonds lasse sich ohnehin größtenteils verschlechtern könnte. „konservativ“ mit zwei breiten Aktien- und einem breiten Bond-Index reproduzieren. Ein Hauptaugenmerk legt Ennis LINK ZUR STUDIE: “Smart(phone) investing? A within investor- auf die Kosten dieser aktiv gemanagten Fonds, die im Verhält- time analysis of new technologies and trading behavior.“ nis zur Rendite zu hoch seien. Von der Jagd nach Alpha hält Ennis nicht allzu viel. Der Artikel ist ein begründetes Plädoyer dafür, mehr passives Management zu „wagen“. Link zur Studie: Institutional Investment Strategy and Manager Choice: A Critique KRYPTISCHE GELDANLAGE DECHIFFRIEREN AUTOREN: Matt Hougan und David Lawant, Bitwise Asset Ma- nagement / CFAInstitute ZUSAMMENFASSUNG: Bei dem elektronischen Büchlein im Um-
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