Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
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D 8293 F pro 2/ 2001 Christliches Medienmagazin Zweites Quartal Justiz-TV: B. Salesch Kugelsicher: Miss Israel Julia Klöckner: Theologin und Journalistin Auf der Überholspur „Dämonisch“: Buffy im TV
Die Seite 3 Foto: Martin Weis Liebe pro-Leser, Inhalt von der letzten Ausgabe der pro war nach 14 Tagen nicht Aufmacher: ein Exemplar mehr da. Alles weg. Dabei hatten wir wirklich Erfolgreich und fromm 4 genug gedruckt, dachten wir zumindest. Aber die vielen Nachbestellungen Hintergrund: haben unser Lager völlig geräumt. Damit das nicht wieder passiert (und Sie kräf- Geht die Jugend zum Teufel? 6 tig nachbestellen können), halten Sie jetzt eines von 39.000 Magazinen in Justiz-TV: Händen. So hoch ist jetzt unsere Auflage. Sex, Crime & Emotions 10 Wir haben diesmal wieder bei der Themenzusammenstellung auf die Wünsche der Bücherbummel: Leser geachtet. Viele haben uns geschrieben und um mehr Informationen zum Neues von Hans Steinacker 12 Thema „Jugendsatanismus und Medien“ gebeten. Wir haben die Geschichte. Randnotiz: Außerdem haben wir einen Beitrag zum Thema Kinder und Internet im Blatt, Selbstmord im Internet 13 der Eltern Mut macht und Tips für den Umgang mit dem Medium gibt. Kinder & TV: Was noch? Ein Porträt einer Weinkönigin, die als Religionslehrerin von Schöne, neue Medienwelt 14 Gottes Schöpfung erzählte und heute eine erfolgreiche Chefredakteurin ist. Werbung: Und: Wir wagen schon heute einen Blick ins Kinderzimmer von morgen – „Fromme“ Anzeigen 16 mit den neuesten Trend der Spielwarenmessen. Michaels Meinung: Außerdem haben wir uns mit einem Thema beschäftigt, das viele Christen Kurioses & Nachdenkliches 19 ärgert: Werbung mit frommen Symbolen. Daneben gibt es wieder Hinter- Zeitgeist: grundinformationen und Gedankenanstöße unserer Kolumnisten – vom Bedrohte Kindheit 20 „Bücherbummel“ bis zu „Michaels Meinung“. Feature Denken Sie daran: Christen brauchen Medienkompetenz. Geben Sie dieses Vorsicht Falle 22 Heft weiter – betellen Sie weitere Exemplare kostenlos nach. Oder laden Sie Nobbys Netz: unsere Mitarbeiter einfach einmal in Ihre Gemeinde ein. Internet meets TV 23 3 Herzlichst Ihr in ienmagaz es Med pro D 8293 F Christlich 2/ 2001 Quartal Zweites Wolfgang Baake : Justiz-TV B. Salesch er: Kugelsich Auf ein Wort Miss Israel schaftskandidat, kein Wirtschaftsfüh- Titelfoto: Bluebyte rer, der nicht im Fernsehen über seine kner: The ologin und Journal istin „Dämonis Buffy im ch“: TV Julia Klöc olspur Briefe, Faxe, eMails Beziehung zu Gott spricht. Kein Vor- r Überh Auf de – das Telefon steht stellungsgespräch für Manager ohne Impressum: nicht still: „Danke, die Gretchenfrage: „Wie hältst Du’s Herausgeber: Christlicher Medienverbund KEP Herr Hahne, daß sie mit der Religion?“ Christliche Medien-Akademie (CMA) in Ihrer ‘BamS’- Postfach 18 69, D-35528 Wetzlar Kolumne diesmal so In Deutschland, dem Land der Refor- Telefon: (0 64 41) 9 15-151 Telefax: (0 64 41) 9 15-157 klar und deutlich über den Glauben mation, sind scheinbar alle Tabus geschrieben haben ...“ gefallen. Bis auf eines: Der Glaube ist Vorsitzende: Bärbel Wilde Stellvertreter: Jürgen Werth tabu, wird zur Privatsache degradiert. Geschäftsführer: Wolfgang Baake Natürlich freue ich mich über die posi- Wann ändern wir das? pro-Redaktion: Christoph A. Zörb (Leitung), tive Resonanz. Aber ich bin auch Egmond Prill, Johannes Gerloff, Michael Höhn, Norbert Schäfer betrübt. Weshalb fällt das überhaupt Herzlichst Ihr eMail: pro@kep.de; editor@israelnetz.de auf? Warum ist es in Deutschland so Internet: www.kep.de; www.israelnetz.de; selten, daß in der Öffentlichkeit von www.cma-medienkademie.de Satz/Layout: CAV Wetzlar GmbH Gott geredet wird? Brigitte Dannert (MedienDesign) Bildbearbeitung: Martin Wiemers In den Vereinigten Staaten ist das ganz Druck: Busse Druck, Herford Bankverbindung: Volksbank Wetzlar-Weilburg anders. Kein amerikanischer Präsident- Peter Hahne Kto.-Nr. 1013 181, BLZ: 515 602 31 Dauer-Beihefter: Israel Report
Aufmacher Sage niemand, Frauen hätten im Journalismus keine Chance Auf der Überholspur Julia Klöckner ist die Regentin des guten (Wein-)Geschmacks in Deutschland Sie ist Buchautorin und leitende Dabei wollte die Winzertochter aus Gul- Redakteurin zweier führender dental bei Bad Kreuznach eigentlich Religionslehrerin werden, hatte nach Fachzeitschriften. Sie moderiert dem Studium in Mainz (Theologie, Poli- Fernsehsendungen und engagiert tik, Pädagogik) sogar schon angefangen sich obendrein in der Kirche. Als zu unterrichten. Schmunzelnd erzählt sie, wie sie den Grundschülern von der Deutsche Weinkönigin besuchte sie Schöpfung erzählte – biblisch in sechs Mandela und den Papst. Julia Tagen: „Einige Eltern liefen Sturm Klöckner (28) ist auf der Überhol- gegen diese vermeintlich unwissenschaft- lichen Aussagen.“ spur. Bei der Theologin dreht sich ziemlich viel um Glaube und Wein. Daß sie schließlich Journalistin wird, Christoph A. Zörb hat sie besucht. hängt mit einer Wahl und einem from- men Fernsehmann zusammen. 1995 wird teurin des Fachblatts „Sommerlier Maga- sie zur Deutschen Weinkönigin gewählt, 4 Julia Klöckner gehört zu denen, die mit zin“ und Redakteurin der „Weinwelt“ bereist ein Jahr lang das In- und Ausland, einem alten Vorurteil aufgeräumt haben: kommt man in der Weinbranche an ihr um auf mehr als 300 Terminen die deut- Daß es Frauen schwer haben im Journa- nicht vorbei. Über ihre Tips und Repor- sche Weinwirtschaft zu vertreten. Sie lismus und daß die interessanten Positio- tagen reden die Weinexperten – und das trifft den Papst, Nelson Mandela und nen immer nur vom „starken Ge- hat Auswirkungen bis zu den Weinemp- Michael Gorbatschow – spricht auf Kon- schlecht“ besetzt werden. Als Chefredak- fehlungen im Restaurant. gressen in Oman und China. Sie findet Fotos: Archiv Julia Klöckner im Fernsehen, hier in Köln mit Matthieu Carriere, Meike Amado und Franz-Josef Antwerpes.
Aufmacher Julia Klöckner mit dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck (2.v.r.) und der französichen Sängerin Patricia Kaas bei einer Weinverkostung Fernsehen rund um das Thema Wein geht. Ihr Spezialthema ist „Wein in der Bibel“. Zusammen mit Co-Autor Tho- mas Hartmann hat sie ihr Wissen über beide Gebiet in dem Buch „Der Wein erfreue des Menschen Herz“ aufgeschrie- ben (Paulusverlag Freiburg, Schweiz, ISBN 3-7228-0446-9). Anhand von 28 der über 200 Stellen zum Rebensaft geht es um Wein und Menschen in der Bibel – von Noah, über Daniel bis zum Abend- mahl. „Die Heilige Schrift rückte in vie- len Punkten in ein neues Licht. Recher- che und eingehende Beschäftigung mit Gefallen an Marketing, Public Relations Importeuren hochwertiger Weinqualitä- biblischen Autoren und dem Glauben an und Journalismus. Theologie und Jour- ten und anderer Getränke dar. Das den Schöpfergott brachten uns persönli- nalismus – paßt das zusammen? Die Ant- „Sommelier Magazin“ legt besonderen che Bereicherung“, stellt sie fest. Zum wort gibt ihr ein erfolgreicher Fernseh- Wert auf praktischen Nutzen. Redaktio- Thema „Freude über Gott“ schreibt Julia mann, der selbst die „Gottesgelehrtheit“ nelle Schwerpunkte: Konzentrierte Klöckner: „Für die Autoren der Psamlen studiert hatte: Peter Hahne. Ein Kollege Informationen über Anbaugebiete, emp- ist die höchste Erfüllung und Freude hatte ihr eine Vortragskassette Hahnes fehlenswerte Erzeuger und Weine, Fach- nicht im irdischen Erfolg und Glück zu gegeben. Sie schreibt ihm nach Mainz. wissen und Weiterbildung, praktische finden. Alles auf Erden ist nicht zu ver- Er macht ihr Mut, hilft mit Kontakten. Vorschläge zur Kombination von Wei- gleichen mit der Freude, die Menschen 5 nen mit Speisen, Kellermanagement und zu teil werden kann, wenn sie ganz mit Seit 1998 macht Julia Klöckner Karriere so weiter. Gott verbunden sind.“ im Meiniger Verlag. Der renommierte Fachverlag wurde 1903 in Neustadt an Das Wort Sommelier stammt vom alt- Winzertochter, Weinkönigin, Chef- der Weinstrasse gegründet. Mit seiner französischen Wort „somme“ (Amts- redakteurin eines Weinmagazins – muß Fachzeitschrift „Das Weinblatt“, einer pflicht). Ursprünglich waren Sommeliers man da eigentlich ständig Wein trinken? Wochenpublikation mit dem Untertitel in Klöstern für Geschirr, Tischwäsche, Julia Klöckner lacht. „Natürlich nicht. „für den reellen Weinbau und Weinhan- Brot und Wein verantwortlich. Heute ist Wenn wir für die Arbeit Dutzende Wei- del“ startete der Verlag. dies die Bezeichnung für einen Wein- ne verkosten, schlucken wir die nicht Kellner in der gehobenen Gastronomie. runter.“ Aber richtig gute Graue Burgun- Die 1999 gegründete WEINWELT ist In einem Restaurant mit einem gut der, Weißburgunder und (roten) Spät- eine Special-Interest-Zeitschrift für bestückten Weinkeller ist der Sommelier burgunder – kann die Regentin des guten Weinkenner und Einsteiger. Die Ziel- für den Einkauf, die Lagerung, die Pflege (Wein-)Geschmacks in Deutschland gruppe wünscht sich Informationen, die der Weine und für die Beratung der genießen. zu den richtigen Weinen führen. WEIN- Gäste zuständig. WELT bringt Adressen, Preise, prakti- sche Orientierungshilfen, vielfältige Tips Dazwischen ist Julia Klöckner immer rund um den Wein. Snob-Appeal und wieder gefragte Co-Moderatorin oder Weinmystifizierung bleiben dabei außen Gesprächspartnerin, wenn es im vor. Als junge lebendige Zeitschrift beschränkt sich WEINWELT freilich nicht allein auf Wein. Rund um das The- ma Wein gibt es Themen wie Reisen, Gesundheit, Gastronomie. „Sommelier Magazin“ ist ein Service- Magazin für Sommeliers und Gastrono- men in Sachen Wein, Spirituosen und Getränke sowie verwandte Genußthe- men. Als offizielles Verbandsorgan der Sommelier-Union Deutschland stellt es das Bindeglied zwischen den Mitgliedern der Union, der gehobenen Gastronomie und Hotellerie sowie den Erzeugern und Fachzeitschriften für Weinkenner
Hintergrund Eine Frage, die sich immer mehr Eltern stellen Geht die Jugend zum Teufel? Jugendsatanismus – Mythen, Fakten und die Rolle der Medien ■ Georg-Otto Schmid tigung betreiben, Musikgruppen, die sich des Satanismus bedienen, um den Der Jugendsatanismus ist so darzustellen, Kaum eine Woche vergeht, wo Verkauf ihrer Produkte anzukurbeln, wie er gepflegt wird, in seinen durchaus nicht im Fernsehen zu sehen Menschen, die sich durch den Satanis- sehr verschiedenen Ausprägungen. Die mus von der Erwachsenenwelt oder der Interpretation wird aus den erhobenen ist, wie Kinder zum Teufel „Normal“-Gesellschaft abgrenzen wol- Phänomenen heraus geschehen und gehen. Im Film, in Magazinen len und Gruppen Jugendlicher, die den dafür offen sein, daß verschiedene Aus- oder in Talkshows. „Buffy im Satanismus zur Ausgestaltung ihrer prägungen des Jugendsatanismus durch- Gruppenidentität verwenden. Gemein- aus auf differente, ja zum Teil gegensätz- Bann der Dämonen“, „Kinder sames Kennzeichen dieser Formen des liche Motive zurückgehen mögen. Am des Satans“ – und so weiter experimentellen Satanismus ist die Tat- Ende steht keine Theorie im Sinne von sache, daß den betroffenen Menschen „Jugendsatanismus ist nichts anderes und so fort. Filme dieser Art die Existenz Satans fraglich oder gar im als...“, sondern eine Beschreibung der beflügeln Phantasien von Grunde gleichgültig ist. Es geht um Vielfalt des Phänomens und der Vielzahl anderes. von Motiven. Jugendlichen. Beratungsstellen sind konfrontiert mit Anfra- Eine der am weitesten verbreiteten For- 6 men des Jugendsatanismus stellt die sata- Abhängig von Bildung gen beunruhigter Eltern, die nistische Betätigung als Freizeitbeschäf- und Geschlecht angesichts satanistischer Sym- tigung dar. Sei es, daß bei einer feucht- bolik in den Zimmern ihrer fröhlichen Runde die Idee aufkommt, es Nach Umfragen unserer Beratungsstelle doch auf dem Friedhof mal mit einer haben sich rund fünf Prozent der Jugend- Kinder und/oder analogem Satansanrufung zu versuchen, um zu lichen zwischen 15 und 20 schon mal in Musikkonsum Befürchtungen schauen, ob sich da was tut. Satanismus irgendeiner Form satanistisch betätigt als Freizeitbeschäftigung findet in spon- (dies werden in den wenigsten Fällen hegen, ihr Kind könnte in tanen, wechselnden Gemeinschaften Schwarze Messen sein, zumeist geht es um eine satanistische Organisation statt. Ein Übergang zum weltanschau- Satansanrufungen auf dem Friedhof u.ä.). hineingeraten sein. Nicht lich-religiösen Satanismus ist aber mög- lich, insbesondere dann, wenn im Satanistische Betätigung ist deutlich vom wenige fragen: „Geht die Anschluß an das satanistische Experi- Bildungsstand abhängig. Absolventen Jugend zum Teufel?“ ment Erfahrungen gemacht werden, die von Oberschule und Realschule interes- als Bestätigung der satanistischen Hypo- sieren sich stärker für satanistische Praxis these interpretiert werden. In den mei- als Gymnasiasten. Satanismus stößt bei die bestimmten Zwecken, etwa der sten Fällen bleiben solche Erfahrungen männlichen Jugendlichen auf größeres Abgrenzung, dient, den weltanschau- aus, das satanistische Experiment bleibt Interesse als bei weiblichen Jugendli- lich-religiösen Satanismus, für den die Episode. chen, ein Befund, der mit dem Männer- Existenz Satans Inhalt des Glaubens ist überschuß in satanistischen Organisatio- und der, zumindest ansatzweise, eine nen Erwachsener in Übereinstimmung satanistische Weltanschauung entwirft, Satanismus als steht. Wiederum zeigt sich hier ein kla- und den pathologischen Satanismus, Verkaufsschlager rer Unterschied zu spiritistischen und welcher von psychischen Problematiken divinatorischen Praktiken wie Glä- getrieben wird. Im einzelnen können die In den 70er und 80er Jahren wurden serrücken oder Tarotkarten-Legen, wel- genannten Phänomene selbstredend Musikgruppen, die auf LP-Cover und in che mehrheitlich von weiblichen ineinander übergehen. Texten von satanistischer Ideenwelt und Jugendlichen betrieben werden. Symbolik regen Gebrauch machten, intensiv diskutiert. Zumeist steht hinter Der heutige Jugendsatanismus kann Experimenteller diesem „Musik“-Satanismus keine effek- nach religionswissenschaftlichen Ge- Satanismus tive Weltanschauung der Musikgruppe, sichtspunkten in folgende Bereiche der Satanismus dient als Verkaufsschla- unterteilt werden: den experimentellen Einen experimentellen, hypothetischen ger. Ähnlich nehmen dies auch die Satanismus, der Satan als Hypothese Zugang zum Satanismus zeigen Jugend- Hörer der betreffenden Produkte wahr. wahrnimmt, die geprüft werden soll oder liche, die Satanismus als Freizeitbeschäf- Die wenigsten Konsumenten der „sata-
Hintergrund Nicht satanisch – aber klar im Trend zum Mysterischen: Sendungen wie „Buffy – im Bann der Dämonen“ oder „Akte 7 X – die unheimlichen Fälle des FBI“. Buffy jagt Dämonen und Vampire. Nicht wirklich gefährlich, aber nicht völlig harmlos. Fotos: Pro 7 nistischen“ Heavy-Metal-Bands werden protestbereite Jugendliche aus christli- daß der Satanismus sich hier nicht ver- selbst satanistisch aktiv. In den 90er Jah- chen wie aus atheistischen Elternhäu- birgt, sondern sich gerade möglichst pla- ren ist es deshalb um diesen Bereich des sern. In der Destruktivität dieses Prote- kativ nach außen zeigt. Satanismus eher stiller geworden. stes zeigt sich dessen Hilflosigkeit: Er hat keinerlei Gestaltungskraft, er ent- Der liturgische Aufwand dieser Gruppen wirft keine positive Alternative zur ist meist gering, geht es ihnen ja weniger Satanismus als Protest Gesellschaft. Er bleibt im Neinsagen um Bekräftigung eines Glaubens nach Für die Hörerschaft „satanistischer“ stecken. innen, sondern um Abgrenzung nach Musik kann diese Stilwahl eine Protest- außen. Was geübt wird, ist meist von Fil- haltung gegenüber Eltern und Erwach- men und Presseberichten inspiriert und senenwelt, aber auch gegenüber anderen Satanismus trägt klar experimentellen Charakter, Jugendlichen beinhalten. Ein jugendli- als Gruppenidentität etwa durch die Suche nach dem immer cher Satanist schockiert seine christli- noch größeren emotionalen „Kick“. In chen Eltern, weil er ihre Religion Jugendsatanismus dient in wenigen Fäl- unserer Beratungsstelle bekannten Fäl- umkehrt und verballhornt, seine atheisti- len dazu, eine Gruppe meist männlicher len steht das Opfern von Tieren im Vor- schen Eltern aber nicht weniger, weil er Jugendlicher zu definieren und von an- dergrund. Der Übergang einer solchen sich einer religiösen Macht unterwirft deren Gruppen abzugrenzen. Vom welt- Gruppe zum religiös-weltanschaulichen und die Kraft der Vernunft verabschie- anschaulich-religiösen Satanismus unter- Satanismus ist zwar möglich, aber nicht det. Insofern treffen sich im Satanismus scheidet sich dieser Gebrauch dadurch, häufig zu beobachten. Zumeist wendet
Hintergrund sich die Gruppe bald anderen Themen übernahm von Aleister Crowley dessen zu sorgen, daß Satan zu den eigenen zu (oder bricht auseinander). satanistische Wertetafel unter Verzicht Gunsten in die Welt eingreift, dem ein- auf Crowleys metaphysische Spekulatio- zelnen von seiner Kraft schenkt und ihm nen. Satan wird zum bloßen Symbol für hilft, das Leben zu bewältigen. Die „Grufties“ die neue Ethik. Das Phänomen der sogenannten „Gruf- Diese Form des Satanismus wird zumeist ties“, die, zumeist schwarz gekleidet, sich Der Inhalt dieser neuen Moral besteht von Jugendlichen betrieben, die infolge gerne auf Friedhöfen trafen und „New aus einem ungebremsten Egoismus, der ihrer Ausbildung wenig Möglichkeiten Wave“-Musik hörten, hat anfangs der sich durch nichts in irgendeiner Form haben, ihr Leben zu gestalten. Insbeson- 90er Jahre die Presse stark beschäftigt. einschränken läßt. Einziges Lebensziel ist dere arbeitslose Jugendliche sind für den Zumeist wurden die „Grufties“ ohne das eigene Wohlergehen. Mitmenschen religiösen Satanismus relativ einfach zu weiteres als Satanisten angesprochen. sind nur von Belang, insofern sie einem gewinnen. Hier tut sich vermeintlich Zwar trifft es zu, daß manch ein „Gruf- zur Verwirklichung der eigenen Ziele eine Chance auf, die Lebenssituation zu tie“ sich satanistisch weiterbildete dienen. Unter Jugendlichen sind es typi- verbessern. Der religiöse Satanismus und/oder von satanistischen Zirkeln scherweise satanistische Autodidakten, kann aber durchaus, es wird dies sogar angeworben wurde, den meisten „Gruf- die diese Form des Satanismus vertreten. der häufigere Fall sein, individuell und ties“ war Satan aber kein Anliegen. Ihr Gruppenbildung findet kaum statt, ohne Einbindung in eine Gemeinschaft Outfit und ihre Praktiken entsprangen Rituale sind überflüssig, da Satan nicht vertreten werden. Letzteres bleibt vielmehr einer morbiden Grundstim- als existierende Wesenheit gedacht wird. zumeist eine Episode, die Herauslösung mung, die das einigende Element der aus einer mehr oder minder organisier- „Gruftie“-Szene darstellte. Inzwischen ten satanistischen Gemeinschaft kann sind die Grufties im Gegensatz zum Satanismus als aber vor Probleme stellen. Jugendsatanismus praktisch verschwun- „Lebenshilfe“ den, was deutlich belegt, daß der Zusam- menhang der beiden Phänomene ein gar Wenn Satan zum Inhalt religiösen Glau- Der pathologische so enger nicht gewesen sein kann. bens wird, kann von Satanismus als Satanismus Lebenshilfe gesprochen werden. Hier 8 geht es nicht darum, mittels Anrufung Die Mehrheit der den Satanismus bezüg- Satan als Symbol Satans festzustellen, ob sich da was tut. lichen Anrufe bei jeglicher Beratungs- Die Auffassung von Satan als Symbol für Daß Satan existiert und auch in diese stelle fallen ins Feld des pathologischen eine Umwertung aller Werte entstammt Welt eingreift, ist Voraussetzung. Dieser Satanismus. Es geht hier um Berichte dem Denken des Gründers der Church Form des Satanismus geht es nun darum, angeblicher Satanisten, die sich im besse- of Satan, Anton Szandor LaVey. LaVey mittels Ritualen und Anrufungen dafür ren Fall aus Aufschneiderei speisen, im Foto: dpa Von der Polizei sichergestellte „reli- giöse“ Gegenstände von Satanisten
Hintergrund ungünstigeren Fall Symptom sind für Foto: dpa eine ernstliche psychische Erkrankung, zumeist paranoid-schizophrenen Typs. In diesen Fällen ist die „Auskunftsper- son“ einer geeigneten psychiatrischen Betreuung zuzuführen, problematisch bleibt der Einfluß der Erzählungen auf die Hörerschaft, die durch die Kraßheit der Schilderungen irritiert werden kann. Zwei Grundsätze erweisen sich für den Umgang mit dem Jugendsatanismus als fruchtbar: 1. Der Jugendsatanismus darf weder überbewertet noch verharmlost werden. 2. Jeder einzelne Fall ist infolge der Vielseitigkeit des Jugendsatanis- mus gesondert zu betrachten. Der häufigste Fall in der Praxis ist die Situation von Jugendlichen, die mit sata- nistischen Ritualen experimentellen Charakters in Kontakt kamen und in der Folge von Ängsten geplagt werden. Hierbei empfiehlt sich folgendes, aus der Angsttherapie übernommenes Vor- gehen: 9 1. Erhebung des tatsächlich Geschehenen durch systematisches Rückfragen. Dabei entlastet sich die Geschichte meist ganz beträchtlich. 2. Diskussion von Alternativ- erklärungen im Fall von Wahr- nehmungen, die als Wirkung Satans oder von Dämonen gedeutet wurden. 3. Erst nach dieser Gewinnung von Realität kann über die mit den Ereignissen verbundenen Gefühle sinnvoll diskutiert werden. 4. Allenfalls Gestaltung eines Rituals zum Abschluß der Ereignisse, z.B. ein Gespräch mit den Beteiligten oder ein Aufsuchen des Ortes des Geschehens. Von Teufelsanbetern mit Blut besuddelter Altar. Im weit gravierenderen Falle eines Invol- viertseins in eine satanistische Gruppe ● Aufweis von Möglichkeiten, der Jugendsatanismus in den nächsten kommen die Maßnahmen, die auch Sek- das Leben aktiv zu gestalten Jahren verschwindet. Das Protestpotential tenaussteigern gegenüber gelten, zum ● Vermittlung einer wird dem Jugendsatanismus allerdings in tragen. Hier ist insbesondere die Schaf- vernunftgestützten Ethik dem Maße abhanden kommen, wie sich fung eines neuen sozialen Kontextes ● Auseinandersetzung mit der Frage die Gesellschaft an das Phänomen wichtig, zudem wird eine Therapie oft des Bösen gewöhnt. Zum Zeitpunkt, wo Jugendsata- angezeigt sein. nisten Kinder von Menschen sein werden, Der Jugendsatanismus hat den Charakter die in ihrer Jugend selbst satanistische Im Sinne einer Prävention vor satanisti- einer Modewelle längst überschritten. Versuche anstellten, wird sich das Pro- scher Betätigung kommen folgende Manche seiner Motive bestehen fort, etwa testpotiential des Jugendsatanismus gänz- Maßnahmen in Betracht: die schwierige Situation von Jugendlichen lich erschöpft haben. Bis dahin wird unse- ● Sorge für die soziale Einbindung mit niedrigerer Schulbildung oder der re Gesellschaft in der Sache gefordert der Jugendlichen Werteverfall in unserer Gesellschaft. bleiben. ● Hilfe in Zeiten der Lebenskrise Insofern ist nicht davon auszugehen, daß
Fernsehen Sex, Crime und Emotions Gerichtsverhandlungen in deutschen Wohnzimmern ■ Friedhelm Haas Wer heute Gerichtsverhandlungen mit- erleben will, muß sich nicht mehr aus seinem Wohnzimmersessel heraus bewe- gen. Alles, was das Herz begehrt, wird dem Fernsehzuschauer förmlich auf dem Silbertablett präsentiert. Doch was macht dieses Fernsehformat so interes- sant? Angefangen hat das Ganze mit einem Nachbarschaftsstreit um den, zwischenzeitlich schon zum Kultbegriff erhobenen, „Maschendrahtzaun“. Hier haben findige Programmdirektoren einer privaten Fernsehanstalt ihre Chance gewittert und daraus den „Daily Justice“ kreiert. 10 Nackte Haut und Intrigen Doch wie schon bei der Containershow „Big Brother“, fängt der Zuschauer nach einiger Zeit an, sich zu langweilen. Der zivile „Gerichtstalk“, wie etwa Verhand- lungen von Streitigkeiten unter Nach- barn, wird in die Mottenkiste gepackt. Action muß her und damit nicht genug – nackte Haut, Intrigen und Perversitäten Das Strafgericht tagt. Foto: SAT.1 ren Verkehrsunfall verursachte. Ein wei- sind das, was heute vermeintlich die teres Beispiel sind absurde sexuelle Prak- Nation interessiert. Aus dieser Erkennt- zu Beginn der Sendung, im Oktober tiken, die ein moderner „Schamane“, nis heraus hat man hurtig das Format 2000, Alltagssituationen wie Verkehrs- getarnt als Psychiater, einer Patientin umfunktioniert und in „Strafgericht“ delikte verhandelt. Doch die Produzen- abverlangte, die er vorher in Trance ver- umgetauft. Leider behielten die Pro- ten merkten schnell, daß sich damit setzte. grammverantwortlichen wieder einmal nicht auf Dauer die „Katze hinterm Recht. Die Einschaltquoten stiegen in Ofen“ hervor locken läßt. Kurzerhand Um dem Ganzen nun die Krone aufzu- den zweistelligen Prozentbereich. wurden die Autoren angewiesen, nur setzen, hat der Sender RTL zum Kampf noch „Fälle“ zu präsentieren, die dem geblasen und ein ganz neues Format aus Bekannte Marktforschungsinstitute wur- Zuschauerwunsch nach Sex, Crime und der Taufe gehoben. Damit die Emotio- den engagiert, um herauszufinden, was Emotion gerecht werden. nalität der Zuschauer noch weiter gestei- die Deutschen am meisten interessiert. gert wird, geht im September 2001 das So geschehen im März 2001: Der Sender Doch damit nicht genug. Blaue Flecken „Jugendgericht Dr. Ruth Herz“ auf Sen- SAT.1 beauftragte ein solches Institut, und Platzwunden sind zu unspektakulär. dung. Hier handelt es sich um eine wei- um speziell die neu produzierte Gerichts- Schwere Körperverletzung, Bedrohung tere Gerichtsshow, die speziell die Ziel- show „Strafgericht Barbara Salesch“ mit Waffen, Messerstiche, Vergewalti- gruppe der Jugendlichen im Alter von 14 unter die Lupe zu nehmen. Das Ergeb- gung, Fremdgehen und absurde, sexuelle bis 21 Jahren bedienen soll. Daß der nis war erschütternd und ernüchternd Praktiken sorgten bisher für die höch- Identifikationsprozess zwischen Zu- zugleich: sten Einschaltquoten, die mit dem Fall schauer und Straftat auch wirklich ge- „Nacktreiten verboten“ ihren Gipfel fan- lingt, ist richtige Action im Gerichtssaal Auf die Zielgruppe der 14- bis 40jähri- den. In dieser Verhandlung wurde aus- angesagt. Die Autoren wurden bereits gen entfällt ein Marktanteil von 21 Pro- führlich erörtert, wie eine nackt reitende angewiesen, der Redaktion nur Fälle zu zent, die diese Art der Fernsehunterhal- Softpornodarstellerin mit dem Anblick präsentieren, die insoweit knifflig sind, tung „geil“ findet. Doch um was geht es ihrer wippenden Brüste einen Autofah- daß die dabei anwesenden Gegenspieler, da eigentlich? Als Strafsachen wurden rer so irritierte, daß dieser einen schwe- nämlich Staatsanwalt und Verteidiger
Fernsehen regelmäßig aneinander geraten und sich beantworten und sein eigenes Handeln Zeiten gesendet, wenn der Grossteil der vor versammeltem Publikum so richtig überprüfen. Nation bereits im Bett liegt. Doch fängt „fetzen“. Auch die Eltern der straffällig die Vergiftung unserer Hirne bereits in gewordenen Jugendlichen sollen sich Trotz Jugendschutz- und Mediengesetz den Nachmittagsstunden an, ist nicht aktiv am Geschehen im Gerichtssaal nimmt die Programm- und Formatent- nur Vorsicht, sondern sofortiges Han- beteiligen und den Verhandlungsablauf wicklung zwischenzeitlich Formen an, deln geboten. Jeder Christ muß sich heu- dahingehend „würzen“, daß sie ihren die von Intendanten und Programmdi- te die Frage stellen: Leiste ich mit mei- Nachwuchs von Fall zu Fall zurechtwei- rektoren eigentlich nicht mehr verant- ner Fernbedienung diesem Trend Vor- sen oder beschimpfen. Die Richterin wortet werden könnten. Einige Zeitge- schub oder halte ich es wie in Psalm nossen schreien vielleicht nach politi- 97,10 beschrieben: „Die ihr den scher Regulation. Doch warum werden HERRN liebet, hasset das Böse.“ solche und ähnliche Sendungen über- haupt produziert? – Weil wir alle es so Der Autor, Friedhelm Haas (Jestetten bei wollen! Waldshut), ist freier Journalist und Buchau- tor. Neben seiner schriftstellerischen Tätig- keit ist er als Dozent an verschiedenen Jour- Scheinbare Moral nalistenschulen in der Aus- und Weiterbil- und Heuchelei dung junger Journalisten und Volontäre tätig. Obgleich sich unsere ordentliche Ge- richtsbarkeit pro Jahr im Schnitt mit Anzeige rund drei Millionen „Fällen“ auseinan- der setzen muß, hat der „normale“ Bür- ger im Regelfall Scheu davor, solche Veranstaltungen aus dem Zuschauer- Buchhandlung raum live zu verfolgen. Vielleicht könnte er dabei ertappt werden, wenn er sich Versand 11 öffentlich an den Schicksalen und mora- lisch verwerflichen Taten anderer wei- Büchertisch det. Doch diese scheinbare Moral und Zurückhaltung ist Heuchelei, denn Bücher aus Vortragskassetten von anders lassen sich die Einschaltquoten nicht erklären. Eigentlich sollte sich das 70 christlichen Johannes Gerloff! Publikumsinteresse an Kriminalität und Verlagen, weitere 230.000 Buchtitel Abartigkeit auf die Nachrichtenspalten der Tageszeitungen beschränken. Aber Kalender, Losungen, Bibellesehilfen, spielt in diesem ganzen „Theater“ nur scheinbar sind Straftaten am besten dazu christliche Software, CD-ROM, Videos, noch eine Nebenrolle. Zentrale Bedeu- geeignet, unterhaltsame Genres zu pro- Aufkleber, T-Shirts, Geschenkartikel, tung kommt der Verteidigung zu, die duzieren. Zeitschriften & Israel-Shop unsere jugendlichen Straftäter aus den schier ausweglosen Situationen „heraus- Zugegeben – Der klassische Krimi hat Evangelische Buchhandlung boxen“ soll. sich leider zwischenzeitlich etabliert und Wilfried & Annegret Gotter wird üblicherweise mit der Vorspannun- Dorfstraße 20 Es ist erstaunlich und beschämend terschrift: „Nicht geeignet für Kinder 09648 Schönborn-Dreiwerden zugleich, daß sich dann unsere Gesell- unter 16 Jahren“ versehen. Wenn dieser Telefon (0 37 27) 27 01 schaft immer noch über steigende Kri- Satz auch nur eine Alibifunktion hat, so Telefax (0 37 27) 9 26 23 minalitätszahlen wundert, wird doch werden diese Filme in der Regel erst zu nachmittags, zur besten Sendezeit, die „Bedienungsanleitung“ zum Kriminell- werden, präsentiert. Angesichts dieser Was Christen und Tatsachen drängt sich zwingend die Fra- ge auf: Wer schützt unsere Kinder und Jugendlichen? Die Judikative unseres Juden im Heiligen Land bewegt Staates hat sich bei der Gesetzgebung ganz sicher etwas gedacht, Gerichtsver- – wir bringen es auf den Punkt. handlungen mit Jugendlichen nicht www.israelnetz.de öffentlich zu machen. Aber ist unsere Bevölkerung überhaupt noch in der Lage zwischen gut und schlecht zu unterschei- den? Gibt es gemeinhin noch Moralver- Aktuelle Israelnetz-Nachrichten auch per ständnis oder Verantwortungsbewusst- Telefon: (0 64 41) 91 51 39 sein? Diese Fragen sollte sich jeder selbst
Bücherbummel Bücherbummel Foto: Archiv Hans Steinacker blickt in Bücher Ursula Koch: Nur ein Leuchten dann Bridget Plass: Lieber Paulus, ich hab da Paulette Boudet: Gib mir deine Wut. und wann. Annette von Droste-Hüls- mal `ne Frage. Korrespondenzen mit Eine Frau berichtet. Geb., 218 Seiten, hoff. Biografischer Roman. Geb. mit einem Apostel. Paperback, 160 Seiten, 29,80 Mark, Aussaat Schutzumschlag, 160 Seiten, 24,80 21,95 Mark, Brendow Eine französische Literaturwissenschaft- Mark, Brunnen Es gibt keine dummen Fragen, nur dum- lerin erzählt ihr zerszaustes Leben, das Es reicht nicht, nur mit handwerklichem me Anworten. Und so fragt frisch, zunächst von einem katholi- Fleiß in den Bibliotheken das fromm, fröhlich, frei die inzwischen auch schen Vater und einer jüdi- Puzzle eines unsteten, aus als Autorin in Erscheinung getretene schen Mutter geprägt war. Als dem Westfälischen bis nach Ehefrau von Adrian Plass, Mutter von ihr Sohn bei einem tragischen Unfall Meersburg führenden Dichterinnenle- vier Kindern, in einem fiktiven ums Leben kommt und ihr beruflich bens zusammenzusetzen und dabei die Frage- und Antwortspiel den erfolgreicher Mann sich einer anderen Gabe einer schönen Sprache zu nutzen. Völkerapostel, wie er wohl Frau zuwendet, stürzt sie in abgrundlose Wenn sich die bekannte Biographin heute manche Begebenheiten sehen Verzweiflung und erfährt physisch und Ursula Koch ihr reizvoll erscheinende würde. Und so entsteht ein munterer psychisch eine äußerst schwere Zeit. 12 biographische Themen widmet – wie Austausch von Argumenten und Gedan- Schnörkellos berichtet sie von geistli- schon bei ihren stark beachteten Roma- ken, u.a. zwischen einer geschiedenen chen Erfahrungen und Schritten in nen über Elisabeth von Thüringen und Schulrektorin, einer evangelikalen Kar- einen Glauben, der sie nicht nur trägt, Katharina von Bora – , dann schwingen rierefrau, einer 17jährigen Schülerin, sondern auch neue Perspektiven gibt. eigene Herztöne mit. In ihrem Nach- einer Sozialarbeiterin und ihrer Klientin. Gewißheit und Hoffnung leuchten auf, wort bekennt sie im Hinblick auf die Was so salopp und locker daher zu kom- wenn sie nachvollziehbar bezeugt, wie große Droste ihr – gelungenes! – Wag- men scheint, ist eine höchst lesbare Aus- ein kaputtes Leben durch den Heiligen nis, „in ihre Augen zu sehen, ihr enges einandersetzung mit den uns plagenden Geist in erneuert und auch für andere Kleid anzuziehen, ihre Stimme hörbar Fragen, wie Glaube im 21. Jahrhundert zum Nutzen werden kann. werden zu lassen, so wie ich sie in ihren gelebt werden kann. Gedichten und Briefen, den Epen und Gertrud von le Fort: Die Frau des Pila- Erzählungen gehört habe.“ Johanna Al-Sain und Ernst Schrupp: Ich tus. Novelle. Taschenbuch., 64 Seiten, kämpfte für Allah. Eine Frau auf der 8.95 Mark, Hänssler Gisbert Kranz: Zwölf Frauen. Geb., 384 Suche nach der Wahrheit. Paperback. Ein literarisches Kleinod ist die immer Seiten, 36 Mark, EOS-Verlag St. Ottilien 208 Seiten. 24,80 Mark, R. Brockhaus wieder veröffentlichte Meisternovelle Fünf stattliche Bände Biographien über Daß Allah auch im sogenannten christli- der bekannten christlichen Dichterin. bedeutende Refomer, Kirchenmänner und chen Abendland Menschen sucht Welche verhängnisvolle Rolle Pilatus in Nothelfer hat der jetzt 80jährige Litera- und findet, macht die unge- der Geschichte gespielt hat, ist aus dem turwissenschaftler veröffentlicht wöhnliche Lebens (und Lei- Evangelium bekannt. Doch wer war die und auch die „großen“ Despo- dens-)geschichte einer Frau deutlich, die Frau an seiner Seite? Mit eindrucksvol- ten der Weltgeschichte nicht aus- in einer christlichen Familie aufgewach- ler Sprache gelingt es der Erzählerin, gespart. Es ist der gewaltige Schlußstein sen ist und in die religiösen und fami- aus der Sicht der freigelassenen seines umfangreichen Lebenswerkes, das liären Verstrickungen des Islam geriet. griechischen Dienerin Pra- auch eine unermüdliche liebens- und Es ist ein authentischer Lebensbericht, xedis die Geschehnisse der lesenswerte Forschungs- und Überzeu- der dadurch noch seinen zusätzlichen Zeit lebendig werden zu lassen. gungsarbeit über die berühmten Inklings Wert erhält, daß der ehemalige Bibel- Überaus geschickt verbindet sie ihre wie C.S Lewis, Dorothy L. Sayers,G-K. schulleiter Ernst Schrupp sachkundig das intimen Kenntnisse vom privaten Leben Chesterton und George MacDonald Wesen dieser Religion herausstellt und des Ehepaares mit der öffentlichen umfasst. Meisterhaft und engagiert legt er sie mit der Kernbotschaft de Evangeli- Situation in der Weltmetropole Rom. mit den hier vorgestellten Frauengestalten ums konfrontiert. Zwei informative Es geht auch um einen Brief, deren ein faszinierendes Kaleidoskop vor: Hilde- Exkurse über islamische Missionsstrate- Adressatin eine Freundin ihrer inzwi- gard von Bingen, Hedwig von Schlesien, gien und die wichtigsten Unterschei- schen unter Nero als Christin ermorde- Brigitta von Schweden, Caterina von Sie- dungsmerkmale von Horst Afflerbach ten Herrin ist. – Ein großes Lesevergnü- na, Jeanne d`Arc, Teresa von Avila, Flo- und Ulrich Neuhausen geben weitere gen zum wohlfeilen Preis! rence Nightingale u.a. Hilfen zum besseren Verständnis.
Randnotiz Gute Seiten: www.jesus-online.de www.nikodemus.net www.jesus.de Wer weist im Internet den Weg? www.erf.de Experten schlagen Alarm! In Diskussi- Gleichgesinnte gesucht, heißt es im Poli- gieren. Wer ist die Stimme der Ver- onsforen im Internet wird zum Selbst- zeibericht. Offensichtlich war er an den nunft, wenn die Irren labile Menschen in 13 mord aufgerufen. Erst vor wenigen falschen geraten. Lebensflucht statt die Irre führen? Tagen wurden in einem Waldstück bei Lebenshilfe. Die letzte Webseite, die er Innsbruck in Tirol zwei Leichen gefun- besuchte, war ein „Chat“ zum Thema Christliche Internetarbeit hat nicht nur den. Selbstmord. den Auftrag zur Mission und zur Infor- mation. Sie muß auch seelsorgerlich und Ein 53jähriger Deutscher und ein Kein Einzelfall übrigens. In der verwir- – im wahrsten Sinne des Wortes – Weg- 19jähriger Österreicher hatten den renden Vielfalt des Internet werden lei- weisend sein. Keine leichte Aufgabe. Die gemeinsamen Freitod via Internet verab- der auch solche Angebote gesucht und christlichen Internetmacher haben unse- redet. Der junge Mann habe psychische gefunden. Deshalb ist es wichtig, daß re Unterstützung verdient – auch (und Probleme gehabt und im Internet sich Christen im Internetbereich enga- vor allem) im Gebet. Wolfgang Baake Ich will pro-Leser werden und das Christliche Medienmagazin kostenlos beziehen: Vorname Jede Woche neu: Die Name Andacht im Straße Internet Adrian Plass-Texte auf unserer Home-Page PLZ/Wohnort www.kep.de Einfach auf eine Postkarte kleben und einsenden an: KEP/CMA, Postfach 18 69, 35528 Wetzlar
Kinder & Medien Schöne neue Medienwelt? Kind sein und erwachsen werden im Multimedia- Zeitalter Mit einem Blick auf die Geschichte ist zu erkennen, daß Christen technische Entwicklungen immer wieder mit Sorge und Angst betrachtet haben. Dabei sind Medien zunächst einmal immer neutral. Über gut oder böse entscheidet der Gebrauch durch den Menschen. Mit einem Messer lassen sich Brote schneiden und Morde begehen. Medien können Kontakte herstellen und unseren Horizont erweitern. Medien können einsam machen und den Blick für die Wirklichkeit vernebeln. ■ Egmond Prill Stichworte zum Nachdenken: Recht am der rasante Aufstieg wird deutlich: zwölf eigenen Bild. Persönlichkeitsschutz. Prozentpunkte Steigerung von 1998 bis Es gibt hilfreiche Zeitungen, Filme und Kinderarbeit. Laut Jugendschutzgesetz 2000. Fast in gleichem Maße kletterte 14 Internet-Homepages und immer auch dürfen Kleinkinder maximal eine Stunde der Anteil der Computererfahrenen. Er das Gegenteil. Die Medien sind immer am Tag und maximal 30 Tage im Jahr erhöhte sich im Zeitraum von 71 Pro- auch ein Spiegel der Gesellschaft, vor arbeiten. zent auf 81 Prozent. Damit werden die allem auch ihrer Moralvorstellungen traditionellen Medien von der Spitze bzw. moralischen Fundamente. Im Inter- Ein Höhepunkt wurde jetzt mit dem verdrängt werden. Als Info zwi- net ist nicht mehr Sex, Gewalt und Werbeclip für französisches Mineralwas- schendurch: Bücher stehen nach der Schwachsinn zu finden als an jedem gut ser erreicht: 70 Babys waren mit ihren JIM-Studie 2000 auf Rang sieben: 36 sortierten Bahnhofskiosk. Eltern und Betreuern im Einsatz. Die Prozent gesamt (47 Prozent Mädchen – Produktionskosten werden auf mehr als 27 Prozent Jungen) Kinder nutzen sehr selbständig moderne drei Millionen Mark beziffert. Es hat Medien. Sie telefonieren, verfügen über sich gelohnt: der Marktanteil der Marke Am häufigsten nutzen die Kinder und eigene Mobiltelefone, tauschen Nach- wurde spürbar erhöht. Jugendlichen ihren PC für Computer- richten per SMS. Sie sehen fern, haben spiele. Internetnutzung steht beim oft einen eigenen Fernseher im Kinder- Subtiler, aber am Ende um so wirksamer Umgang mit dem Computer auf Platz zimmer, entscheiden so über Umfang im Blick auf die Kinder ist der gesamte vier. 57 Prozent der Kinder und Jugend- und Auswahl der Sendungen. Sie hören Bereich Merchandising. Die virtuelle lichen verfügen im Jahr 2000 über Inter- Radio oder Musik aus der Konserve. Die Welt der Fernsehserien wird in realen net-Erfahrungen. 1998 waren das erst 18 entsprechenden Geräte zum Abspielen Produkten abgebildet. Es begann Mitte Prozent. Damit zeigt sich der immense sind in ihrem Besitz. Kinder entscheiden der 70er Jahre mit Darstellungen der Drang junger Menschen in das Medium frei über Qualität und Quantität der „Biene Maja“ auf Tassen, Töpfchen und Internet. Etwa die Hälfte der jugendli- musikalischen Hörerlebnisse. Sie nutzen T-Shirts. Mehr als 100 Gegenstände chen Internetnutzer geht mehrmals die Computer, verfügen über Play-Station waren schließlich im Umfeld der belieb- Woche ins Netz. und Internet-Zugang. ten Kinderserie angesiedelt. Dieses System wurde weltumspannend und Nachfolgend möchte ich unabhängig Der Marktanteil der jungen Generation übergreifend ausgebaut. Kinofilme wie vom Zahlenmaterial und den statisti- am gesellschaftlichen Kaufvolumen wird „Der König der Löwen“ planen Mer- schen Erhebungen die aus meiner Sicht auf eine Summe von sieben bis zehn Mil- chandising und die entsprechenden Ein- bestehenden Chancen und Möglichkei- liarden Mark geschätzt. Einzelne Be- nahmen direkt ein. ten der Internet-Nutzung darstellen. rechnungen reichen bis 40 Milliarden Das kann sicher auch nur in wenigen und schließen so die indirekten Auswir- 46 Prozent der Jugendlichen verfügen Strichen geschehen. kungen auf das Kaufverhalten von Eltern über einen eigenen PC. 60 Prozent der und Großeltern mit ein. Jugendlichen nutzen den Computer Das Internet ist der größte freie Markt- mehrmals pro Woche bis täglich. Damit platz von Ideen, Nachrichten und Mei- Inzwischen arbeiten für die Werbebran- liegt der Computer noch hinter Fernse- nungen, den es jemals gegeben hat. che eigene Casting-Agenturen für Babys. hen, Radio und CD auf Platz vier. Doch Dabei entzieht sich dieses Netzwerk
Kinder & Medien einer umfassenden Kontrolle und damit Die Frage ist, sind wir darauf eingestellt? nahezu jeder Art von Zensur. Diktaturen Sind unsere Kinder fit für diese techni- Internet als Informationsquelle haben im Internet einen direkten Feind. sche Revolution? Das Internet ist eine bisher einmalige Damit repräsentiert das Internet ein Quelle von Wissen. Einschlägige Platt- demokratisches Medium, das heißt jeder, Ich sehe nicht ohne Sorge in die bunte formen und Suchmaschinen helfen rasch der den technischen Zugang und die multimediale Zukunft. Aber ich sehe zum gewünschten Ziel. entsprechenden Kenntnisse hat, ist nicht schwarz. Wie eingangs erwähnt, dabei. Es ist fast wie das Werden einer sind die Medien und darunter auch das www.schule.de neuen Gesellschaft inmitten der noch Internet an sich unmoralisch. Unmora- www.hausaufgaben.de existierenden Welt. lisch in dem Sinne, daß ihnen keine Moral innewohnt. Auch ein Auto und ein Das sind Veränderungen die eine Her- normales Eßbesteck sind unmoralisch. Internet als Erst der Gebrauch der Geräte und Tech- ausforderung an das gesamte bisherige Bildungssystem darstellen. Kontaktschiene niken läßt Moral erkennen. Anders for- muliert: Ein sittlich-moralisches Funda- Angenommen, Kinder planen, den Satz Das Internet bringt via eMail oder auf ment der Menschen wird entscheiden, ob des Pythagoras zu behandeln. anderem Weg Kindern und Jugendli- Internet jeweils im konkreten Fall zum Die Suche im Internet ergibt über 3000 chen ganz neue Kontakte. Beliebt bei Fluch oder zum Segen wird. Fundstellen; auf deutschen Servern sind Jugendlichen ist das Chatten. Foren, es immerhin noch über 60. Chat-Rooms und andere Plattformen In der Medienerziehung wird es aus mei- www.dbs.schule.de bieten rund um die Uhr weltweit zu ner Sicht nicht ohne Verbote gehen. Der Deutsche Bildungs-Server nahezu allen Themen interessante Dis- Eine rote Ampel im Straßenverkehr ist kussionsmöglichkeiten. ein hilfreiches Verbot und kann nicht den Ausgangspunkt für Diskussionen Wege oder besser die Kombination aus Die Steuererklärung kann über das darstellen. Klare Grenzen schützen und beidem führen zum Ziel. Da gibt es zum Internet abgewickelt werden. Home- bewahren. Wie auch auf anderen Hand- einen „kindersichere Provider“. So bie- Banking wird inzwischen rege genutzt. lungsfeldern wird ebenfalls der Zugang tet z.B. der Hamburger Provider „Fami- Ich arbeite direkt in der Bank und mit von Kindern zum Internet pädagogische lyHarbour.de AG“ einen besonderen 15 der Bank. Buchbestellungen sind pro- Steuerung brauchen. Seit Jahren wird Internetzugang an: einen kinderfreund- blemlos über Internet möglich. Der übrigens an Kindersicherungen gearbei- lichen. Mit einer speziellen Filtertech- Buchladen hat immer geöffnet. Die reale tet: Einen 100 prozentigen Schutz gibt nologie können Webseiten mit dubio- Welt findet im Internet eine Entspre- es nicht. Aber dennoch gibt es Möglich- sen Angeboten gesperrt und e-Mails chung. Künftig wird über eine multime- keiten, Kindern und Jugendlichen den bezüglich gefährdeter Inhalte analysiert diale Informationsinsel zu Hause ein Zugang zu jugendgefährdenden Inter- werden. Die Datenbank des Filters wird großer Teil der täglichen Geschäfte netinhalten zu erschweren oder sogar so täglich aktualisiert. Auch AOL bietet abgewickelt. Diese Entwicklung kommt. gut wie unmöglich zu machen. Zwei eine solche Kindersicherung an. Studie Jugend, Information und (Multi) Media 2000 Repräsentative Umfrage unter 1200 Jungen und Mädchen (12 – 19jährig) So viel Prozent der Befragten übten im Jahre 2000 folgende Freizeitbetätigung mindestens „mehrmals pro Woche“ aus: FERNSEHEN – Platz eins 93 Prozent aller Jungen 92 Prozent aller Mädchen 93 Prozent gesamt 34 Prozent aller Jugendlichen könnten unter keine Umständen vom Fernseher lassen CD / MC – Hören – Platz zwei 92 Prozent aller Mädchen 92 Prozent gesamt (Quelle: JIM 2000, Media Perspektiven) 92 Prozent aller Jungen Radio hören – Platz drei 80 Prozent aller Jungen 89 Prozent aller Mädchen 84 Prozent gesamt COMPUTER – Platz vier 70 Prozent aller Jungen 49 Prozent aller Mädchen 60 Prozent gesamt Trends: Computer: Steigerung von 1998 mit 48 Prozent ; auf 2000 mit 60 Prozent Mobiltelefon: Steigerung von 1999 mit 14 Prozent; auf 2000 mit 49 Prozent
Werbung Wenn Werbung „fromm“ wird (oder:) Gottesdienst im Cabriolet Religiöses im Instrumentarium der kühlen Rechner und Werbemacher ■ Andreas Dippel um etwas ganz Besonderes handeln. So Obwohl immer mehr Menschen immer außergewöhnlich gar, daß die Werbetex- weniger von dem traditionellen Glauben Gelegentlich ist Werbung voll von reli- ter in Sphären vorstoßen müssen, die des christlichen Abendlandes wissen giös verschleierten Botschaften: „Ohne überirdisch und gar göttlich sind. Und wollen, „frömmelt“ es schon seit Jahren die Sonne gäbe es kein Leben auf der wer dem Glauben an die Werbung auch immer häufiger in der Werbung. Die Erde. Beten Sie sie an.“ lautet derzeit die die Tat – sprich: den Kauf – folgen läßt, wenigsten denken heute noch über einen Werbeaktion für ein schnittiges Cabrio- der wird beim Tritt aufs Gaspedal und „Gott“ nach, geschweige denn über das let von Opel. Der Satz steht in über- beim Gleiten über die Straße zum Son- „Beten“. Dennoch widmet sich die Wer- großen Lettern auf einer Plakatwand. nenanbeter und Tempeldiener. Der bung mehr und mehr den Begriffen aus Oder: „Wenn es einen Gott des Windes Cabrio-Fahrer fährt sodann nicht der Sphäre des Religiösen. Auch in gibt, dann ist das sein Tempel.“ Gemeint irgendein Auto, sondern eines, das dem Kinofilmen, Romanen, Mode und Pop- ist ebenfalls der nach oben offene Flitzer. Himmel näher scheint als das der Kon- musik ist Religiöses Hilfsquelle und kurrenz. Das zumindest könnte die Bot- Leitgedanke. Und scheint den Absatz Schenken wir der Werbung Glauben, schaft sein, die uns der Werbespruch kräftig anzukurbeln. dann muß es sich bei diesem Automobil vermitteln will. Anspielung auf 16 die Gottesmutter Wegen dem Werbeplakat eines deut- schen Modeherstellers kam es schon vor Jahren zum Eklat. Der Modemann hatte zwölf barbusige junge Frauen als „Jünger Jesu“ – in Anlehnung an das Abendmahl- Bildnis von Leonardo da Vinci – um einen Mann in deren Mitte in Position gebracht. Eine andere Anzeige präsen- tiert auf einer Doppelseite eine junge Frau im Mantel vor einem Grottenkreuz mit Marienstatue kniend, die Hände fle- hend zum Gebet gefaltet. Auf der rech- ten Seite hält die Frau einen Puppen- säugling im Arm und blickt ihn beinahe verklärt an – der Bezug auf Maria als „Gottesmutter“ ist unverkennbar. Magische Glaubenssphären Des Modedesigners Motto „The Magic of Fashion“ (Die Magie der Mode) wird unter Mithilfe des „Frommen“ an den Mann und die Frau gebracht. Glaube ist Magie, genau wie seine Mode von Magie erfüllt zu sein scheint. Auch hier wird der Käufer, der sich ein Hemd mit dem „OK“-Signet überstreift, in magische Glaubenssphären erhoben, er geht bei- nahe verklärt über die hektischen Straßen und findet in seiner Mode den nötigen Ruhepol – so oder so ähnlich
Werbung könnte zumindest die Werbebotschaft modernen jungen Menschen. Da kann kann. So bekommen auch die Redewen- lauten. Wenn der Herr oder die Dame scheinbar selbst die Freundin oder der dungen „Wir begleiten Sie“ oder „Reden dann noch in dem schnittigen Cabrio Freund – geschweige denn die Familie – Sie mit uns“ unweigerlich einen from- unterwegs sind, scheinen sie dem Him- nicht mehr mithalten. men Unterton. Der hier Versicherte mel gleich doppelt so nah. kann sich geborgen wissen, wenn er denn nur den Weg zu dem allmächtigen Das Religiöse war seit jeher ein Bereich, Geborgen durch den Institut gefunden und mit einem Vertrag der als unantastbar bezeichnet werden „frommen Unterton“ seine innige Beziehung mit diesem konnte. Christliche Symbole fanden aus- besiegelt hat. So können heute alltägli- schließlich ihren Raum im Sakralen. Auch die Formulierung „glauben an“ che Probleme und Sorgen gelöst werden. Doch das hat sich geändert. Traditionel- stammt ursprünglich aus den religiösen le Symbole werden – zum Teil – auf sub- Sphären und wird im Christentum Wo hat nun die Religion in der Wer- tile Art und Weise in die Werbe-Welt unweigerlich mit Gott in Verbindung bung ihren Platz und ihre Legitimation? gezerrt. Besonders auf dem hart gebracht. Doch wie der Mensch heute Jaques Seguéla, ein Werbefachmann und umkämpften Markt der Anbieter von scheinbar in einem Cabrio „Anbetung“ ehemaliger Berater des verstorbenen Telefonauskünften erwies sich kürzlich üben kann, so ist wohl auch der „Glau- französischen Präsidenten Mitterand, ein Anbieter als spitzfindig: „So merkt be“ an weltliche Institutionen durchaus hat dies an der Werbung für Mineral- sich ein Messdiener die billige Nummer möglich. Des im Herzen verwurzelten wasser klar gemacht: „Es gibt wohl kaum der Auskunft“ prangt in Augenhöhe Urwortes bedient sich etwa eine Versi- einen schwierigeren Markt als Mineral- neben einem Bild, das ein Kruzifix zeigt. cherung: „43 Millionen Menschen glau- wasser. Wenn es schon kaum möglich Doch für den Blickfang entscheidend: ben an uns. Wir begleiten Sie. Wir ist, objektiv Geschmacksunterschiede Anstatt der INRI-Aufschrift auf der sichern Sie. Reden Sie mit uns.“ Sicher- zwischen verschiedenen Biersorten (...) Tafel über dem gekreuzigten Christus lich verwenden wir auch Redewendun- festzustellen, so ist das bei Mineralwasser liest der Betrachter die fünfstellige gen wie „ich glaube an dich“, um jeman- gänzlich unmöglich. Alles, was man über Nummer der Auskunft. Billiger geht es dem Mut zuzusprechen. Mineralwasser sagen kann, ist mehr oder nun wirklich nicht. weniger profan. Oder kennen sie ein Doch das aus dem Religiösen entlehnte Mineralwasser, daß nicht gesund, reich Doch nicht immer bedient sich Wer- Urwort „Glaube“ ist weitaus gewaltiger. an Mineralien, erfrischend oder durstlö- 17 bung so offenkundig des Religiösen. Deshalb bedient sich die Versicherung schend wäre?“ Allemal sollen uns die erhabenen The- ein wenig dieses übermenschlichen men in der Werbung dazu animieren, Wortes, um ebenso unbezwingbar dazu- Und so ist denn ein Mineralwasser „die Dinge zu tun, worauf wir selbst nie stehen wie der, an den man glauben Quelle des Lebens“. Oder eine bestimm- gekommen wären. Etwa das schnittige Anzeige Cabrio zu kaufen. Oder auch zu einem Musiksender zu wechseln und nimmer mehr von dessen Seite zu weichen. „Viva liebt Dich“, heißt es in der Werbung des Fernsehsenders. Ist das nicht ein höchst genialer Transfer? Die liebende Ver- heißung des Heiligsten und Allerhöch- sten wird auf ein weltlich Gebilde herab- Hensoltshöhe Film gezogen und dieses dann gleichzeitig zum himmlischen oder gar frommen Ding erhoben. Nur ein simpler Zahnputzbecher und eine bunte Zahnbürste sind auf dem Bild mit dem Satz „Viva liebt Dich“ zu sehen, sonst nichts. Die innigste Liebe beginnt schon am Morgen und zwar an solchen Orten, an denen man den Musiksender Was im Nahen Osten vorgeht doch kaum vermuten sollte. Also nichts mit Sofa und Sessel und Wohnzimmer. Nein, die allgegenwärtige Liebe ist – wir bringen es auf den Punkt. scheinbar nicht zu überbieten und www.israelnetz.de begleitet den Viva-Fan auf Schritt und Tritt. Der Werbesatz „Schalte Viva ein und Du bist nie allein“ wäre hier wahr- lich zu banal. Und daher greifen die Aktuelle Israelnetz-Nachrichten auch per Werbetexter auf „Frommes“ und Telefon: (0 64 41) 91 51 39 machen sich Religiöses dienstbar: Der Musiksender als Ein und Alles des
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