Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin

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Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
D 8293 F

pro
           2/ 2001 Christliches Medienmagazin
           Zweites Quartal

                                                Justiz-TV:
                                                B. Salesch

                                                Kugelsicher:
                                                Miss Israel

Julia Klöckner: Theologin und Journalistin

Auf der Überholspur
                                                „Dämonisch“:
                                                Buffy im TV
Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
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Foto: Martin Weis

                                      Liebe pro-Leser,                                                        Inhalt
                                        von der letzten Ausgabe der pro war nach 14 Tagen nicht                Aufmacher:
                                        ein Exemplar mehr da. Alles weg. Dabei hatten wir wirklich              Erfolgreich und fromm                                                                                              4
                    genug gedruckt, dachten wir zumindest. Aber die vielen Nachbestellungen                           Hintergrund:
                    haben unser Lager völlig geräumt. Damit das nicht wieder passiert (und Sie kräf-                   Geht die Jugend zum Teufel?                                                                                 6
                    tig nachbestellen können), halten Sie jetzt eines von 39.000 Magazinen in
                                                                                                                        Justiz-TV:
                    Händen. So hoch ist jetzt unsere Auflage.
                                                                                                                         Sex, Crime & Emotions                                                                                    10
                    Wir haben diesmal wieder bei der Themenzusammenstellung auf die Wünsche der                                   Bücherbummel:
                    Leser geachtet. Viele haben uns geschrieben und um mehr Informationen zum                                     Neues von Hans Steinacker                                                                       12
                    Thema „Jugendsatanismus und Medien“ gebeten. Wir haben die Geschichte.
                                                                                                                                        Randnotiz:
                    Außerdem haben wir einen Beitrag zum Thema Kinder und Internet im Blatt,                                            Selbstmord im Internet                                                                    13
                    der Eltern Mut macht und Tips für den Umgang mit dem Medium gibt.                                                         Kinder & TV:
                    Was noch? Ein Porträt einer Weinkönigin, die als Religionslehrerin von                                                    Schöne, neue Medienwelt                                                             14
                    Gottes Schöpfung erzählte und heute eine erfolgreiche Chefredakteurin ist.                                                  Werbung:
                    Und: Wir wagen schon heute einen Blick ins Kinderzimmer von morgen –                                                        „Fromme“ Anzeigen                                                                 16
                    mit den neuesten Trend der Spielwarenmessen.
                                                                                                                                                  Michaels Meinung:
                    Außerdem haben wir uns mit einem Thema beschäftigt, das viele Christen                                                        Kurioses & Nachdenkliches 19
                    ärgert: Werbung mit frommen Symbolen. Daneben gibt es wieder Hinter-                                                          Zeitgeist:
                    grundinformationen und Gedankenanstöße unserer Kolumnisten – vom                                                              Bedrohte Kindheit                                                               20
                    „Bücherbummel“ bis zu „Michaels Meinung“.
                                                                                                                                                Feature
                    Denken Sie daran: Christen brauchen Medienkompetenz. Geben Sie dieses                                                       Vorsicht Falle                                                                    22
                    Heft weiter – betellen Sie weitere Exemplare kostenlos nach. Oder laden Sie                                               Nobbys Netz:
                    unsere Mitarbeiter einfach einmal in Ihre Gemeinde ein.                                                                   Internet meets TV                                                                   23   3
                    Herzlichst Ihr

                                                                                                                                                                                       in
                                                                                                                                                                            ienmagaz
                                                                                                                                                                   es Med

                                                                                                                            pro
                                                                                                                       D 8293 F                       Christlich
                                                                                                                                  2/ 2001
                                                                                                                                            Quartal
                                                                                                                                  Zweites

                    Wolfgang Baake

                                                                                                                                                                                                              :
                                                                                                                                                                                                     Justiz-TV
                                                                                                                                                                                                     B. Salesch

                                                                                                                                                                                                                    er:
                                                                                                                                                                                                           Kugelsich

                                       Auf ein Wort
                                                                                                                                                                                                           Miss Israel

                                                               schaftskandidat, kein Wirtschaftsfüh-     Titelfoto:
                                                                                                         Bluebyte
                                                               rer, der nicht im Fernsehen über seine                                                             kner: The
                                                                                                                                                                           ologin und
                                                                                                                                                                                      Journal
                                                                                                                                                                                             istin                „Dämonis
                                                                                                                                                                                                                  Buffy im
                                                                                                                                                                                                                           ch“:
                                                                                                                                                                                                                           TV

                                                                                                                                                        Julia Klöc     olspur
                                      Briefe, Faxe, eMails     Beziehung zu Gott spricht. Kein Vor-                                                             r Überh
                                                                                                                                                          Auf de
                                      – das Telefon steht      stellungsgespräch für Manager ohne        Impressum:
                                      nicht still: „Danke,     die Gretchenfrage: „Wie hältst Du’s       Herausgeber:
                                                                                                         Christlicher Medienverbund KEP
                                      Herr Hahne, daß sie      mit der Religion?“                        Christliche Medien-Akademie (CMA)
                                      in Ihrer ‘BamS’-                                                   Postfach 18 69, D-35528 Wetzlar
                                      Kolumne diesmal so       In Deutschland, dem Land der Refor-       Telefon: (0 64 41) 9 15-151
                                                                                                         Telefax: (0 64 41) 9 15-157
                     klar und deutlich über den Glauben        mation, sind scheinbar alle Tabus
                     geschrieben haben ...“                    gefallen. Bis auf eines: Der Glaube ist   Vorsitzende:     Bärbel Wilde
                                                                                                         Stellvertreter:  Jürgen Werth
                                                               tabu, wird zur Privatsache degradiert.    Geschäftsführer: Wolfgang Baake
                     Natürlich freue ich mich über die posi-   Wann ändern wir das?                      pro-Redaktion:   Christoph A. Zörb (Leitung),
                     tive Resonanz. Aber ich bin auch                                                                     Egmond Prill, Johannes Gerloff,
                                                                                                                          Michael Höhn, Norbert Schäfer
                     betrübt. Weshalb fällt das überhaupt      Herzlichst Ihr                            eMail:           pro@kep.de; editor@israelnetz.de
                     auf? Warum ist es in Deutschland so                                                 Internet:        www.kep.de; www.israelnetz.de;
                     selten, daß in der Öffentlichkeit von                                                                www.cma-medienkademie.de
                                                                                                         Satz/Layout:     CAV Wetzlar GmbH
                     Gott geredet wird?                                                                                   Brigitte Dannert (MedienDesign)
                                                                                                         Bildbearbeitung: Martin Wiemers
                     In den Vereinigten Staaten ist das ganz                                             Druck:           Busse Druck, Herford
                                                                                                         Bankverbindung: Volksbank Wetzlar-Weilburg
                     anders. Kein amerikanischer Präsident-    Peter Hahne                                                Kto.-Nr. 1013 181, BLZ: 515 602 31
                                                                                                         Dauer-Beihefter: Israel Report
Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
Aufmacher

                       Sage niemand, Frauen hätten im Journalismus keine Chance

                       Auf der Überholspur
                       Julia Klöckner ist die Regentin des guten (Wein-)Geschmacks in Deutschland

                       Sie ist Buchautorin und leitende                                                         Dabei wollte die Winzertochter aus Gul-
                       Redakteurin zweier führender                                                             dental bei Bad Kreuznach eigentlich
                                                                                                                Religionslehrerin werden, hatte nach
                       Fachzeitschriften. Sie moderiert
                                                                                                                dem Studium in Mainz (Theologie, Poli-
                       Fernsehsendungen und engagiert                                                           tik, Pädagogik) sogar schon angefangen
                       sich obendrein in der Kirche. Als                                                        zu unterrichten. Schmunzelnd erzählt sie,
                                                                                                                wie sie den Grundschülern von der
                       Deutsche Weinkönigin besuchte sie                                                        Schöpfung erzählte – biblisch in sechs
                       Mandela und den Papst. Julia                                                             Tagen: „Einige Eltern liefen Sturm
                       Klöckner (28) ist auf der Überhol-                                                       gegen diese vermeintlich unwissenschaft-
                                                                                                                lichen Aussagen.“
                       spur. Bei der Theologin dreht sich
                       ziemlich viel um Glaube und Wein.                                                        Daß sie schließlich Journalistin wird,
                       Christoph A. Zörb hat sie besucht.                                                       hängt mit einer Wahl und einem from-
                                                                                                                men Fernsehmann zusammen. 1995 wird
                                                                   teurin des Fachblatts „Sommerlier Maga-      sie zur Deutschen Weinkönigin gewählt,
4                      Julia Klöckner gehört zu denen, die mit     zin“ und Redakteurin der „Weinwelt“          bereist ein Jahr lang das In- und Ausland,
                       einem alten Vorurteil aufgeräumt haben:     kommt man in der Weinbranche an ihr          um auf mehr als 300 Terminen die deut-
                       Daß es Frauen schwer haben im Journa-       nicht vorbei. Über ihre Tips und Repor-      sche Weinwirtschaft zu vertreten. Sie
                       lismus und daß die interessanten Positio-   tagen reden die Weinexperten – und das       trifft den Papst, Nelson Mandela und
                       nen immer nur vom „starken Ge-              hat Auswirkungen bis zu den Weinemp-         Michael Gorbatschow – spricht auf Kon-
                       schlecht“ besetzt werden. Als Chefredak-    fehlungen im Restaurant.                     gressen in Oman und China. Sie findet
       Fotos: Archiv

                       Julia Klöckner im Fernsehen, hier in Köln mit Matthieu Carriere, Meike Amado und Franz-Josef Antwerpes.
Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
Aufmacher

                                                                                         Julia Klöckner mit dem Ministerpräsidenten
                                                                                         von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck (2.v.r.)
                                                                                         und der französichen Sängerin Patricia
                                                                                         Kaas bei einer Weinverkostung

                                                                                         Fernsehen rund um das Thema Wein
                                                                                         geht. Ihr Spezialthema ist „Wein in der
                                                                                         Bibel“. Zusammen mit Co-Autor Tho-
                                                                                         mas Hartmann hat sie ihr Wissen über
                                                                                         beide Gebiet in dem Buch „Der Wein
                                                                                         erfreue des Menschen Herz“ aufgeschrie-
                                                                                         ben (Paulusverlag Freiburg, Schweiz,
                                                                                         ISBN 3-7228-0446-9). Anhand von 28
                                                                                         der über 200 Stellen zum Rebensaft geht
                                                                                         es um Wein und Menschen in der Bibel –
                                                                                         von Noah, über Daniel bis zum Abend-
                                                                                         mahl. „Die Heilige Schrift rückte in vie-
                                                                                         len Punkten in ein neues Licht. Recher-
                                                                                         che und eingehende Beschäftigung mit
Gefallen an Marketing, Public Relations      Importeuren hochwertiger Weinqualitä-       biblischen Autoren und dem Glauben an
und Journalismus. Theologie und Jour-        ten und anderer Getränke dar. Das           den Schöpfergott brachten uns persönli-
nalismus – paßt das zusammen? Die Ant-       „Sommelier Magazin“ legt besonderen         che Bereicherung“, stellt sie fest. Zum
wort gibt ihr ein erfolgreicher Fernseh-     Wert auf praktischen Nutzen. Redaktio-      Thema „Freude über Gott“ schreibt Julia
mann, der selbst die „Gottesgelehrtheit“     nelle    Schwerpunkte:   Konzentrierte      Klöckner: „Für die Autoren der Psamlen
studiert hatte: Peter Hahne. Ein Kollege     Informationen über Anbaugebiete, emp-       ist die höchste Erfüllung und Freude
hatte ihr eine Vortragskassette Hahnes       fehlenswerte Erzeuger und Weine, Fach-      nicht im irdischen Erfolg und Glück zu
gegeben. Sie schreibt ihm nach Mainz.        wissen und Weiterbildung, praktische        finden. Alles auf Erden ist nicht zu ver-
Er macht ihr Mut, hilft mit Kontakten.       Vorschläge zur Kombination von Wei-         gleichen mit der Freude, die Menschen        5
                                             nen mit Speisen, Kellermanagement und       zu teil werden kann, wenn sie ganz mit
Seit 1998 macht Julia Klöckner Karriere      so weiter.                                  Gott verbunden sind.“
im Meiniger Verlag. Der renommierte
Fachverlag wurde 1903 in Neustadt an         Das Wort Sommelier stammt vom alt-          Winzertochter, Weinkönigin, Chef-
der Weinstrasse gegründet. Mit seiner        französischen Wort „somme“ (Amts-           redakteurin eines Weinmagazins – muß
Fachzeitschrift „Das Weinblatt“, einer       pflicht). Ursprünglich waren Sommeliers     man da eigentlich ständig Wein trinken?
Wochenpublikation mit dem Untertitel         in Klöstern für Geschirr, Tischwäsche,      Julia Klöckner lacht. „Natürlich nicht.
„für den reellen Weinbau und Weinhan-        Brot und Wein verantwortlich. Heute ist     Wenn wir für die Arbeit Dutzende Wei-
del“ startete der Verlag.                    dies die Bezeichnung für einen Wein-        ne verkosten, schlucken wir die nicht
                                             Kellner in der gehobenen Gastronomie.       runter.“ Aber richtig gute Graue Burgun-
Die 1999 gegründete WEINWELT ist             In einem Restaurant mit einem gut           der, Weißburgunder und (roten) Spät-
eine Special-Interest-Zeitschrift für        bestückten Weinkeller ist der Sommelier     burgunder – kann die Regentin des guten
Weinkenner und Einsteiger. Die Ziel-         für den Einkauf, die Lagerung, die Pflege   (Wein-)Geschmacks in Deutschland
gruppe wünscht sich Informationen, die       der Weine und für die Beratung der          genießen.
zu den richtigen Weinen führen. WEIN-        Gäste zuständig.
WELT bringt Adressen, Preise, prakti-
sche Orientierungshilfen, vielfältige Tips   Dazwischen ist Julia Klöckner immer
rund um den Wein. Snob-Appeal und            wieder gefragte Co-Moderatorin oder
Weinmystifizierung bleiben dabei außen       Gesprächspartnerin, wenn es im
vor. Als junge lebendige Zeitschrift
beschränkt sich WEINWELT freilich
nicht allein auf Wein. Rund um das The-
ma Wein gibt es Themen wie Reisen,
Gesundheit, Gastronomie.

„Sommelier Magazin“ ist ein Service-
Magazin für Sommeliers und Gastrono-
men in Sachen Wein, Spirituosen und
Getränke sowie verwandte Genußthe-
men. Als offizielles Verbandsorgan der
Sommelier-Union Deutschland stellt es
das Bindeglied zwischen den Mitgliedern
der Union, der gehobenen Gastronomie
und Hotellerie sowie den Erzeugern und                                                   Fachzeitschriften für Weinkenner
Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
Hintergrund

        Eine Frage, die sich immer mehr Eltern stellen

        Geht die Jugend zum Teufel?
        Jugendsatanismus – Mythen, Fakten und die Rolle der Medien

        ■ Georg-Otto Schmid                                                                         tigung betreiben, Musikgruppen, die
                                                                                                    sich des Satanismus bedienen, um den
        Der Jugendsatanismus ist so darzustellen,       Kaum eine Woche vergeht, wo                 Verkauf ihrer Produkte anzukurbeln,
        wie er gepflegt wird, in seinen durchaus          nicht im Fernsehen zu sehen               Menschen, die sich durch den Satanis-
        sehr verschiedenen Ausprägungen. Die                                                        mus von der Erwachsenenwelt oder der
        Interpretation wird aus den erhobenen
                                                           ist, wie Kinder zum Teufel               „Normal“-Gesellschaft abgrenzen wol-
        Phänomenen heraus geschehen und                 gehen. Im Film, in Magazinen                len und Gruppen Jugendlicher, die den
        dafür offen sein, daß verschiedene Aus-          oder in Talkshows. „Buffy im               Satanismus zur Ausgestaltung ihrer
        prägungen des Jugendsatanismus durch-                                                       Gruppenidentität verwenden. Gemein-
        aus auf differente, ja zum Teil gegensätz-      Bann der Dämonen“, „Kinder                  sames Kennzeichen dieser Formen des
        liche Motive zurückgehen mögen. Am                 des Satans“ – und so weiter              experimentellen Satanismus ist die Tat-
        Ende steht keine Theorie im Sinne von                                                       sache, daß den betroffenen Menschen
        „Jugendsatanismus ist nichts anderes              und so fort. Filme dieser Art             die Existenz Satans fraglich oder gar im
        als...“, sondern eine Beschreibung der              beflügeln Phantasien von                Grunde gleichgültig ist. Es geht um
        Vielfalt des Phänomens und der Vielzahl                                                     anderes.
        von Motiven.
                                                        Jugendlichen. Beratungsstellen
                                                         sind konfrontiert mit Anfra-               Eine der am weitesten verbreiteten For-
6                                                                                                   men des Jugendsatanismus stellt die sata-
        Abhängig von Bildung                              gen beunruhigter Eltern, die
                                                                                                    nistische Betätigung als Freizeitbeschäf-
        und Geschlecht                                   angesichts satanistischer Sym-             tigung dar. Sei es, daß bei einer feucht-
                                                          bolik in den Zimmern ihrer                fröhlichen Runde die Idee aufkommt, es
        Nach Umfragen unserer Beratungsstelle                                                       doch auf dem Friedhof mal mit einer
        haben sich rund fünf Prozent der Jugend-           Kinder und/oder analogem                 Satansanrufung zu versuchen, um zu
        lichen zwischen 15 und 20 schon mal in           Musikkonsum Befürchtungen                  schauen, ob sich da was tut. Satanismus
        irgendeiner Form satanistisch betätigt                                                      als Freizeitbeschäftigung findet in spon-
        (dies werden in den wenigsten Fällen
                                                            hegen, ihr Kind könnte in               tanen, wechselnden Gemeinschaften
        Schwarze Messen sein, zumeist geht es um        eine satanistische Organisation             statt. Ein Übergang zum weltanschau-
        Satansanrufungen auf dem Friedhof u.ä.).            hineingeraten sein. Nicht               lich-religiösen Satanismus ist aber mög-
                                                                                                    lich, insbesondere dann, wenn im
        Satanistische Betätigung ist deutlich vom           wenige fragen: „Geht die                Anschluß an das satanistische Experi-
        Bildungsstand abhängig. Absolventen                   Jugend zum Teufel?“                   ment Erfahrungen gemacht werden, die
        von Oberschule und Realschule interes-                                                      als Bestätigung der satanistischen Hypo-
        sieren sich stärker für satanistische Praxis                                                these interpretiert werden. In den mei-
        als Gymnasiasten. Satanismus stößt bei         die bestimmten Zwecken, etwa der             sten Fällen bleiben solche Erfahrungen
        männlichen Jugendlichen auf größeres           Abgrenzung, dient, den weltanschau-          aus, das satanistische Experiment bleibt
        Interesse als bei weiblichen Jugendli-         lich-religiösen Satanismus, für den die      Episode.
        chen, ein Befund, der mit dem Männer-          Existenz Satans Inhalt des Glaubens ist
        überschuß in satanistischen Organisatio-       und der, zumindest ansatzweise, eine
        nen Erwachsener in Übereinstimmung             satanistische Weltanschauung entwirft,
                                                                                                    Satanismus als
        steht. Wiederum zeigt sich hier ein kla-       und den pathologischen Satanismus,           Verkaufsschlager
        rer Unterschied zu spiritistischen und         welcher von psychischen Problematiken
        divinatorischen Praktiken wie Glä-             getrieben wird. Im einzelnen können die      In den 70er und 80er Jahren wurden
        serrücken oder Tarotkarten-Legen, wel-         genannten Phänomene selbstredend             Musikgruppen, die auf LP-Cover und in
        che mehrheitlich von weiblichen                ineinander übergehen.                        Texten von satanistischer Ideenwelt und
        Jugendlichen betrieben werden.                                                              Symbolik regen Gebrauch machten,
                                                                                                    intensiv diskutiert. Zumeist steht hinter
        Der heutige Jugendsatanismus kann
                                                       Experimenteller                              diesem „Musik“-Satanismus keine effek-
        nach religionswissenschaftlichen Ge-           Satanismus                                   tive Weltanschauung der Musikgruppe,
        sichtspunkten in folgende Bereiche                                                          der Satanismus dient als Verkaufsschla-
        unterteilt werden: den experimentellen         Einen experimentellen, hypothetischen        ger. Ähnlich nehmen dies auch die
        Satanismus, der Satan als Hypothese            Zugang zum Satanismus zeigen Jugend-         Hörer der betreffenden Produkte wahr.
        wahrnimmt, die geprüft werden soll oder        liche, die Satanismus als Freizeitbeschäf-   Die wenigsten Konsumenten der „sata-
Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
Hintergrund

                                                                                             Nicht satanisch – aber klar im
                                                                                             Trend zum Mysterischen:
                                                                                             Sendungen wie „Buffy – im
                                                                                             Bann der Dämonen“ oder „Akte
                                                                                                                                       7
                                                                                             X – die unheimlichen Fälle des
                                                                                             FBI“. Buffy jagt Dämonen und
                                                                                             Vampire. Nicht wirklich
                                                                                             gefährlich, aber nicht völlig
                                                                                             harmlos.
                                                                                                                        Fotos: Pro 7

nistischen“ Heavy-Metal-Bands werden          protestbereite Jugendliche aus christli-    daß der Satanismus sich hier nicht ver-
selbst satanistisch aktiv. In den 90er Jah-   chen wie aus atheistischen Elternhäu-       birgt, sondern sich gerade möglichst pla-
ren ist es deshalb um diesen Bereich des      sern. In der Destruktivität dieses Prote-   kativ nach außen zeigt.
Satanismus eher stiller geworden.             stes zeigt sich dessen Hilflosigkeit: Er
                                              hat keinerlei Gestaltungskraft, er ent-     Der liturgische Aufwand dieser Gruppen
                                              wirft keine positive Alternative zur        ist meist gering, geht es ihnen ja weniger
Satanismus als Protest                        Gesellschaft. Er bleibt im Neinsagen        um Bekräftigung eines Glaubens nach
Für die Hörerschaft „satanistischer“          stecken.                                    innen, sondern um Abgrenzung nach
Musik kann diese Stilwahl eine Protest-                                                   außen. Was geübt wird, ist meist von Fil-
haltung gegenüber Eltern und Erwach-                                                      men und Presseberichten inspiriert und
senenwelt, aber auch gegenüber anderen
                                              Satanismus                                  trägt klar experimentellen Charakter,
Jugendlichen beinhalten. Ein jugendli-        als Gruppenidentität                        etwa durch die Suche nach dem immer
cher Satanist schockiert seine christli-                                                  noch größeren emotionalen „Kick“. In
chen Eltern, weil er ihre Religion            Jugendsatanismus dient in wenigen Fäl-      unserer Beratungsstelle bekannten Fäl-
umkehrt und verballhornt, seine atheisti-     len dazu, eine Gruppe meist männlicher      len steht das Opfern von Tieren im Vor-
schen Eltern aber nicht weniger, weil er      Jugendlicher zu definieren und von an-      dergrund. Der Übergang einer solchen
sich einer religiösen Macht unterwirft        deren Gruppen abzugrenzen. Vom welt-        Gruppe zum religiös-weltanschaulichen
und die Kraft der Vernunft verabschie-        anschaulich-religiösen Satanismus unter-    Satanismus ist zwar möglich, aber nicht
det. Insofern treffen sich im Satanismus      scheidet sich dieser Gebrauch dadurch,      häufig zu beobachten. Zumeist wendet
Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
Hintergrund

                   sich die Gruppe bald anderen Themen           übernahm von Aleister Crowley dessen         zu sorgen, daß Satan zu den eigenen
                   zu (oder bricht auseinander).                 satanistische Wertetafel unter Verzicht      Gunsten in die Welt eingreift, dem ein-
                                                                 auf Crowleys metaphysische Spekulatio-       zelnen von seiner Kraft schenkt und ihm
                                                                 nen. Satan wird zum bloßen Symbol für        hilft, das Leben zu bewältigen.
                   Die „Grufties“                                die neue Ethik.
                   Das Phänomen der sogenannten „Gruf-                                                        Diese Form des Satanismus wird zumeist
                   ties“, die, zumeist schwarz gekleidet, sich   Der Inhalt dieser neuen Moral besteht        von Jugendlichen betrieben, die infolge
                   gerne auf Friedhöfen trafen und „New          aus einem ungebremsten Egoismus, der         ihrer Ausbildung wenig Möglichkeiten
                   Wave“-Musik hörten, hat anfangs der           sich durch nichts in irgendeiner Form        haben, ihr Leben zu gestalten. Insbeson-
                   90er Jahre die Presse stark beschäftigt.      einschränken läßt. Einziges Lebensziel ist   dere arbeitslose Jugendliche sind für den
                   Zumeist wurden die „Grufties“ ohne            das eigene Wohlergehen. Mitmenschen          religiösen Satanismus relativ einfach zu
                   weiteres als Satanisten angesprochen.         sind nur von Belang, insofern sie einem      gewinnen. Hier tut sich vermeintlich
                   Zwar trifft es zu, daß manch ein „Gruf-       zur Verwirklichung der eigenen Ziele         eine Chance auf, die Lebenssituation zu
                   tie“ sich satanistisch weiterbildete          dienen. Unter Jugendlichen sind es typi-     verbessern. Der religiöse Satanismus
                   und/oder von satanistischen Zirkeln           scherweise satanistische Autodidakten,       kann aber durchaus, es wird dies sogar
                   angeworben wurde, den meisten „Gruf-          die diese Form des Satanismus vertreten.     der häufigere Fall sein, individuell und
                   ties“ war Satan aber kein Anliegen. Ihr       Gruppenbildung findet kaum statt,            ohne Einbindung in eine Gemeinschaft
                   Outfit und ihre Praktiken entsprangen         Rituale sind überflüssig, da Satan nicht     vertreten werden. Letzteres bleibt
                   vielmehr einer morbiden Grundstim-            als existierende Wesenheit gedacht wird.     zumeist eine Episode, die Herauslösung
                   mung, die das einigende Element der                                                        aus einer mehr oder minder organisier-
                   „Gruftie“-Szene darstellte. Inzwischen                                                     ten satanistischen Gemeinschaft kann
                   sind die Grufties im Gegensatz zum
                                                                 Satanismus als                               aber vor Probleme stellen.
                   Jugendsatanismus praktisch verschwun-         „Lebenshilfe“
                   den, was deutlich belegt, daß der Zusam-
                   menhang der beiden Phänomene ein gar          Wenn Satan zum Inhalt religiösen Glau-
                                                                                                              Der pathologische
                   so enger nicht gewesen sein kann.             bens wird, kann von Satanismus als           Satanismus
                                                                 Lebenshilfe gesprochen werden. Hier
8                                                                geht es nicht darum, mittels Anrufung        Die Mehrheit der den Satanismus bezüg-
                   Satan als Symbol                              Satans festzustellen, ob sich da was tut.    lichen Anrufe bei jeglicher Beratungs-
                   Die Auffassung von Satan als Symbol für       Daß Satan existiert und auch in diese        stelle fallen ins Feld des pathologischen
                   eine Umwertung aller Werte entstammt          Welt eingreift, ist Voraussetzung. Dieser    Satanismus. Es geht hier um Berichte
                   dem Denken des Gründers der Church            Form des Satanismus geht es nun darum,       angeblicher Satanisten, die sich im besse-
                   of Satan, Anton Szandor LaVey. LaVey          mittels Ritualen und Anrufungen dafür        ren Fall aus Aufschneiderei speisen, im
       Foto: dpa

                         Von der Polizei
                      sichergestellte „reli-
                      giöse“ Gegenstände
                         von Satanisten
Propro - Auf der Überholspur Julia Klöckner: Theologin und Journalistin - pro Medienmagazin
Hintergrund

ungünstigeren Fall Symptom sind für

                                                                                                                                       Foto: dpa
eine ernstliche psychische Erkrankung,
zumeist paranoid-schizophrenen Typs.
In diesen Fällen ist die „Auskunftsper-
son“ einer geeigneten psychiatrischen
Betreuung zuzuführen, problematisch
bleibt der Einfluß der Erzählungen auf
die Hörerschaft, die durch die Kraßheit
der Schilderungen irritiert werden kann.

Zwei Grundsätze erweisen sich für den
Umgang mit dem Jugendsatanismus als
fruchtbar:
1. Der Jugendsatanismus darf weder
   überbewertet noch verharmlost
   werden.
2. Jeder einzelne Fall ist infolge der
   Vielseitigkeit des Jugendsatanis-
   mus gesondert zu betrachten.

Der häufigste Fall in der Praxis ist die
Situation von Jugendlichen, die mit sata-
nistischen Ritualen experimentellen
Charakters in Kontakt kamen und in der
Folge von Ängsten geplagt werden.
Hierbei empfiehlt sich folgendes, aus
der Angsttherapie übernommenes Vor-
gehen:                                                                                                                                             9
1. Erhebung des tatsächlich
   Geschehenen durch systematisches
   Rückfragen. Dabei entlastet sich die
   Geschichte meist ganz beträchtlich.
2. Diskussion von Alternativ-
   erklärungen im Fall von Wahr-
   nehmungen, die als Wirkung
   Satans oder von Dämonen gedeutet
   wurden.
3. Erst nach dieser Gewinnung von
   Realität kann über die mit den
   Ereignissen verbundenen Gefühle
   sinnvoll diskutiert werden.
4. Allenfalls Gestaltung eines Rituals
   zum Abschluß der Ereignisse, z.B.
   ein Gespräch mit den Beteiligten
   oder ein Aufsuchen des Ortes des
   Geschehens.                              Von Teufelsanbetern mit Blut besuddelter Altar.

Im weit gravierenderen Falle eines Invol-
viertseins in eine satanistische Gruppe     ● Aufweis von Möglichkeiten,                  der Jugendsatanismus in den nächsten
kommen die Maßnahmen, die auch Sek-           das Leben aktiv zu gestalten                Jahren verschwindet. Das Protestpotential
tenaussteigern gegenüber gelten, zum        ● Vermittlung einer                           wird dem Jugendsatanismus allerdings in
tragen. Hier ist insbesondere die Schaf-      vernunftgestützten Ethik                    dem Maße abhanden kommen, wie sich
fung eines neuen sozialen Kontextes         ● Auseinandersetzung mit der Frage            die Gesellschaft an das Phänomen
wichtig, zudem wird eine Therapie oft         des Bösen                                   gewöhnt. Zum Zeitpunkt, wo Jugendsata-
angezeigt sein.                                                                           nisten Kinder von Menschen sein werden,
                                            Der Jugendsatanismus hat den Charakter        die in ihrer Jugend selbst satanistische
Im Sinne einer Prävention vor satanisti-    einer Modewelle längst überschritten.         Versuche anstellten, wird sich das Pro-
scher Betätigung kommen folgende            Manche seiner Motive bestehen fort, etwa      testpotiential des Jugendsatanismus gänz-
Maßnahmen in Betracht:                      die schwierige Situation von Jugendlichen     lich erschöpft haben. Bis dahin wird unse-
● Sorge für die soziale Einbindung          mit niedrigerer Schulbildung oder der         re Gesellschaft in der Sache gefordert
   der Jugendlichen                         Werteverfall in unserer Gesellschaft.         bleiben.
● Hilfe in Zeiten der Lebenskrise           Insofern ist nicht davon auszugehen, daß
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Fernsehen

         Sex, Crime und Emotions
         Gerichtsverhandlungen in deutschen Wohnzimmern

         ■ Friedhelm Haas

         Wer heute Gerichtsverhandlungen mit-
         erleben will, muß sich nicht mehr aus
         seinem Wohnzimmersessel heraus bewe-
         gen. Alles, was das Herz begehrt, wird
         dem Fernsehzuschauer förmlich auf dem
         Silbertablett präsentiert. Doch was
         macht dieses Fernsehformat so interes-
         sant? Angefangen hat das Ganze mit
         einem Nachbarschaftsstreit um den,
         zwischenzeitlich schon zum Kultbegriff
         erhobenen, „Maschendrahtzaun“. Hier
         haben findige Programmdirektoren einer
         privaten Fernsehanstalt ihre Chance
         gewittert und daraus den „Daily Justice“
         kreiert.
10
         Nackte Haut und Intrigen
         Doch wie schon bei der Containershow
         „Big Brother“, fängt der Zuschauer nach
         einiger Zeit an, sich zu langweilen. Der
         zivile „Gerichtstalk“, wie etwa Verhand-
         lungen von Streitigkeiten unter Nach-
         barn, wird in die Mottenkiste gepackt.
         Action muß her und damit nicht genug –
         nackte Haut, Intrigen und Perversitäten     Das Strafgericht tagt.            Foto: SAT.1   ren Verkehrsunfall verursachte. Ein wei-
         sind das, was heute vermeintlich die                                                        teres Beispiel sind absurde sexuelle Prak-
         Nation interessiert. Aus dieser Erkennt-    zu Beginn der Sendung, im Oktober               tiken, die ein moderner „Schamane“,
         nis heraus hat man hurtig das Format        2000, Alltagssituationen wie Verkehrs-          getarnt als Psychiater, einer Patientin
         umfunktioniert und in „Strafgericht“        delikte verhandelt. Doch die Produzen-          abverlangte, die er vorher in Trance ver-
         umgetauft. Leider behielten die Pro-        ten merkten schnell, daß sich damit             setzte.
         grammverantwortlichen wieder einmal         nicht auf Dauer die „Katze hinterm
         Recht. Die Einschaltquoten stiegen in       Ofen“ hervor locken läßt. Kurzerhand            Um dem Ganzen nun die Krone aufzu-
         den zweistelligen Prozentbereich.           wurden die Autoren angewiesen, nur              setzen, hat der Sender RTL zum Kampf
                                                     noch „Fälle“ zu präsentieren, die dem           geblasen und ein ganz neues Format aus
         Bekannte Marktforschungsinstitute wur-      Zuschauerwunsch nach Sex, Crime und             der Taufe gehoben. Damit die Emotio-
         den engagiert, um herauszufinden, was       Emotion gerecht werden.                         nalität der Zuschauer noch weiter gestei-
         die Deutschen am meisten interessiert.                                                      gert wird, geht im September 2001 das
         So geschehen im März 2001: Der Sender       Doch damit nicht genug. Blaue Flecken           „Jugendgericht Dr. Ruth Herz“ auf Sen-
         SAT.1 beauftragte ein solches Institut,     und Platzwunden sind zu unspektakulär.          dung. Hier handelt es sich um eine wei-
         um speziell die neu produzierte Gerichts-   Schwere Körperverletzung, Bedrohung             tere Gerichtsshow, die speziell die Ziel-
         show „Strafgericht Barbara Salesch“         mit Waffen, Messerstiche, Vergewalti-           gruppe der Jugendlichen im Alter von 14
         unter die Lupe zu nehmen. Das Ergeb-        gung, Fremdgehen und absurde, sexuelle          bis 21 Jahren bedienen soll. Daß der
         nis war erschütternd und ernüchternd        Praktiken sorgten bisher für die höch-          Identifikationsprozess zwischen Zu-
         zugleich:                                   sten Einschaltquoten, die mit dem Fall          schauer und Straftat auch wirklich ge-
                                                     „Nacktreiten verboten“ ihren Gipfel fan-        lingt, ist richtige Action im Gerichtssaal
         Auf die Zielgruppe der 14- bis 40jähri-     den. In dieser Verhandlung wurde aus-           angesagt. Die Autoren wurden bereits
         gen entfällt ein Marktanteil von 21 Pro-    führlich erörtert, wie eine nackt reitende      angewiesen, der Redaktion nur Fälle zu
         zent, die diese Art der Fernsehunterhal-    Softpornodarstellerin mit dem Anblick           präsentieren, die insoweit knifflig sind,
         tung „geil“ findet. Doch um was geht es     ihrer wippenden Brüste einen Autofah-           daß die dabei anwesenden Gegenspieler,
         da eigentlich? Als Strafsachen wurden       rer so irritierte, daß dieser einen schwe-      nämlich Staatsanwalt und Verteidiger
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regelmäßig aneinander geraten und sich        beantworten und sein eigenes Handeln         Zeiten gesendet, wenn der Grossteil der
vor versammeltem Publikum so richtig          überprüfen.                                  Nation bereits im Bett liegt. Doch fängt
„fetzen“. Auch die Eltern der straffällig                                                  die Vergiftung unserer Hirne bereits in
gewordenen Jugendlichen sollen sich           Trotz Jugendschutz- und Mediengesetz         den Nachmittagsstunden an, ist nicht
aktiv am Geschehen im Gerichtssaal            nimmt die Programm- und Formatent-           nur Vorsicht, sondern sofortiges Han-
beteiligen und den Verhandlungsablauf         wicklung zwischenzeitlich Formen an,         deln geboten. Jeder Christ muß sich heu-
dahingehend „würzen“, daß sie ihren           die von Intendanten und Programmdi-          te die Frage stellen: Leiste ich mit mei-
Nachwuchs von Fall zu Fall zurechtwei-        rektoren eigentlich nicht mehr verant-       ner Fernbedienung diesem Trend Vor-
sen oder beschimpfen. Die Richterin           wortet werden könnten. Einige Zeitge-        schub oder halte ich es wie in Psalm
                                              nossen schreien vielleicht nach politi-      97,10 beschrieben: „Die ihr den
                                              scher Regulation. Doch warum werden          HERRN liebet, hasset das Böse.“
                                              solche und ähnliche Sendungen über-
                                              haupt produziert? – Weil wir alle es so      Der Autor, Friedhelm Haas (Jestetten bei
                                              wollen!                                      Waldshut), ist freier Journalist und Buchau-
                                                                                           tor. Neben seiner schriftstellerischen Tätig-
                                                                                           keit ist er als Dozent an verschiedenen Jour-
                                              Scheinbare Moral                             nalistenschulen in der Aus- und Weiterbil-
                                              und Heuchelei                                dung junger Journalisten und Volontäre tätig.

                                              Obgleich sich unsere ordentliche Ge-
                                              richtsbarkeit pro Jahr im Schnitt mit                                              Anzeige
                                              rund drei Millionen „Fällen“ auseinan-
                                              der setzen muß, hat der „normale“ Bür-
                                              ger im Regelfall Scheu davor, solche
                                              Veranstaltungen aus dem Zuschauer-
                                                                                            Buchhandlung
                                              raum live zu verfolgen. Vielleicht könnte
                                              er dabei ertappt werden, wenn er sich
                                                                                            Versand
                                                                                                                                           11
                                              öffentlich an den Schicksalen und mora-
                                              lisch verwerflichen Taten anderer wei-
                                                                                            Büchertisch
                                              det. Doch diese scheinbare Moral und
                                              Zurückhaltung ist Heuchelei, denn             Bücher aus        Vortragskassetten von
                                              anders lassen sich die Einschaltquoten
                                              nicht erklären. Eigentlich sollte sich das
                                                                                            70 christlichen        Johannes Gerloff!
                                              Publikumsinteresse an Kriminalität und        Verlagen, weitere 230.000 Buchtitel
                                              Abartigkeit auf die Nachrichtenspalten
                                              der Tageszeitungen beschränken. Aber
                                                                                            Kalender, Losungen, Bibellesehilfen,
spielt in diesem ganzen „Theater“ nur         scheinbar sind Straftaten am besten dazu      christliche Software, CD-ROM, Videos,
noch eine Nebenrolle. Zentrale Bedeu-         geeignet, unterhaltsame Genres zu pro-        Aufkleber, T-Shirts, Geschenkartikel,
tung kommt der Verteidigung zu, die           duzieren.                                     Zeitschriften & Israel-Shop
unsere jugendlichen Straftäter aus den
schier ausweglosen Situationen „heraus-       Zugegeben – Der klassische Krimi hat          Evangelische Buchhandlung
boxen“ soll.                                  sich leider zwischenzeitlich etabliert und    Wilfried & Annegret Gotter
                                              wird üblicherweise mit der Vorspannun-        Dorfstraße 20
Es ist erstaunlich und beschämend             terschrift: „Nicht geeignet für Kinder        09648 Schönborn-Dreiwerden
zugleich, daß sich dann unsere Gesell-        unter 16 Jahren“ versehen. Wenn dieser
                                                                                            Telefon (0 37 27) 27 01
schaft immer noch über steigende Kri-         Satz auch nur eine Alibifunktion hat, so
                                                                                            Telefax (0 37 27) 9 26 23
minalitätszahlen wundert, wird doch           werden diese Filme in der Regel erst zu
nachmittags, zur besten Sendezeit, die
„Bedienungsanleitung“ zum Kriminell-
werden, präsentiert. Angesichts dieser                   Was Christen und
Tatsachen drängt sich zwingend die Fra-
ge auf: Wer schützt unsere Kinder und
Jugendlichen? Die Judikative unseres
                                                    Juden im Heiligen Land bewegt
Staates hat sich bei der Gesetzgebung
ganz sicher etwas gedacht, Gerichtsver-
                                                     – wir bringen es auf den Punkt.
handlungen mit Jugendlichen nicht

                                                          www.israelnetz.de
öffentlich zu machen. Aber ist unsere
Bevölkerung überhaupt noch in der Lage
zwischen gut und schlecht zu unterschei-
den? Gibt es gemeinhin noch Moralver-                          Aktuelle Israelnetz-Nachrichten auch per
ständnis oder Verantwortungsbewusst-                                   Telefon: (0 64 41) 91 51 39
sein? Diese Fragen sollte sich jeder selbst
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                                                                                                                             Foto: Archiv
                                             Hans Steinacker blickt in Bücher

        Ursula Koch: Nur ein Leuchten dann           Bridget Plass: Lieber Paulus, ich hab da     Paulette Boudet: Gib mir deine Wut.
        und wann. Annette von Droste-Hüls-           mal `ne Frage. Korrespondenzen mit           Eine Frau berichtet. Geb., 218 Seiten,
        hoff. Biografischer Roman. Geb. mit          einem Apostel. Paperback, 160 Seiten,        29,80 Mark, Aussaat
        Schutzumschlag, 160 Seiten, 24,80            21,95 Mark, Brendow                          Eine französische Literaturwissenschaft-
        Mark, Brunnen                                Es gibt keine dummen Fragen, nur dum-        lerin erzählt ihr zerszaustes Leben, das
        Es reicht nicht, nur mit handwerklichem      me Anworten. Und so fragt frisch,                     zunächst von einem katholi-
               Fleiß in den Bibliotheken das         fromm, fröhlich, frei die inzwischen auch               schen Vater und einer jüdi-
                   Puzzle eines unsteten, aus        als Autorin in Erscheinung getretene                 schen Mutter geprägt war. Als
                  dem Westfälischen bis nach         Ehefrau von Adrian Plass, Mutter von         ihr Sohn bei einem tragischen Unfall
        Meersburg führenden Dichterinnenle-                  vier Kindern, in einem fiktiven      ums Leben kommt und ihr beruflich
        bens zusammenzusetzen und dabei die                      Frage- und Antwortspiel den      erfolgreicher Mann sich einer anderen
        Gabe einer schönen Sprache zu nutzen.                   Völkerapostel, wie er wohl        Frau zuwendet, stürzt sie in abgrundlose
        Wenn sich die bekannte Biographin                 heute manche Begebenheiten sehen        Verzweiflung und erfährt physisch und
        Ursula Koch ihr reizvoll erscheinende        würde. Und so entsteht ein munterer          psychisch eine äußerst schwere Zeit.
12      biographische Themen widmet – wie            Austausch von Argumenten und Gedan-          Schnörkellos berichtet sie von geistli-
        schon bei ihren stark beachteten Roma-       ken, u.a. zwischen einer geschiedenen        chen Erfahrungen und Schritten in
        nen über Elisabeth von Thüringen und         Schulrektorin, einer evangelikalen Kar-      einen Glauben, der sie nicht nur trägt,
        Katharina von Bora – , dann schwingen        rierefrau, einer 17jährigen Schülerin,       sondern auch neue Perspektiven gibt.
        eigene Herztöne mit. In ihrem Nach-          einer Sozialarbeiterin und ihrer Klientin.   Gewißheit und Hoffnung leuchten auf,
        wort bekennt sie im Hinblick auf die         Was so salopp und locker daher zu kom-       wenn sie nachvollziehbar bezeugt, wie
        große Droste ihr – gelungenes! – Wag-        men scheint, ist eine höchst lesbare Aus-    ein kaputtes Leben durch den Heiligen
        nis, „in ihre Augen zu sehen, ihr enges      einandersetzung mit den uns plagenden        Geist in erneuert und auch für andere
        Kleid anzuziehen, ihre Stimme hörbar         Fragen, wie Glaube im 21. Jahrhundert        zum Nutzen werden kann.
        werden zu lassen, so wie ich sie in ihren    gelebt werden kann.
        Gedichten und Briefen, den Epen und                                                       Gertrud von le Fort: Die Frau des Pila-
        Erzählungen gehört habe.“                    Johanna Al-Sain und Ernst Schrupp: Ich       tus. Novelle. Taschenbuch., 64 Seiten,
                                                     kämpfte für Allah. Eine Frau auf der         8.95 Mark, Hänssler
        Gisbert Kranz: Zwölf Frauen. Geb., 384       Suche nach der Wahrheit. Paperback.          Ein literarisches Kleinod ist die immer
        Seiten, 36 Mark, EOS-Verlag St. Ottilien     208 Seiten. 24,80 Mark, R. Brockhaus         wieder veröffentlichte Meisternovelle
        Fünf stattliche Bände Biographien über       Daß Allah auch im sogenannten christli-      der bekannten christlichen Dichterin.
        bedeutende Refomer, Kirchenmänner und                chen Abendland Menschen sucht        Welche verhängnisvolle Rolle Pilatus in
        Nothelfer hat der jetzt 80jährige Litera-                und findet, macht die unge-      der Geschichte gespielt hat, ist aus dem
                 turwissenschaftler veröffentlicht             wöhnliche Lebens (und Lei-         Evangelium bekannt. Doch wer war die
                    und auch die „großen“ Despo-     dens-)geschichte einer Frau deutlich, die    Frau an seiner Seite? Mit eindrucksvol-
                 ten der Weltgeschichte nicht aus-   in einer christlichen Familie aufgewach-     ler Sprache gelingt es der Erzählerin,
        gespart. Es ist der gewaltige Schlußstein    sen ist und in die religiösen und fami-            aus der Sicht der freigelassenen
        seines umfangreichen Lebenswerkes, das       liären Verstrickungen des Islam geriet.                  griechischen Dienerin Pra-
        auch eine unermüdliche liebens- und          Es ist ein authentischer Lebensbericht,                 xedis die Geschehnisse der
        lesenswerte Forschungs- und Überzeu-         der dadurch noch seinen zusätzlichen              Zeit lebendig werden zu lassen.
        gungsarbeit über die berühmten Inklings      Wert erhält, daß der ehemalige Bibel-        Überaus geschickt verbindet sie ihre
        wie C.S Lewis, Dorothy L. Sayers,G-K.        schulleiter Ernst Schrupp sachkundig das     intimen Kenntnisse vom privaten Leben
        Chesterton und George MacDonald              Wesen dieser Religion herausstellt und       des Ehepaares mit der öffentlichen
        umfasst. Meisterhaft und engagiert legt er   sie mit der Kernbotschaft de Evangeli-       Situation in der Weltmetropole Rom.
        mit den hier vorgestellten Frauengestalten   ums konfrontiert. Zwei informative           Es geht auch um einen Brief, deren
        ein faszinierendes Kaleidoskop vor: Hilde-   Exkurse über islamische Missionsstrate-      Adressatin eine Freundin ihrer inzwi-
        gard von Bingen, Hedwig von Schlesien,       gien und die wichtigsten Unterschei-         schen unter Nero als Christin ermorde-
        Brigitta von Schweden, Caterina von Sie-     dungsmerkmale von Horst Afflerbach           ten Herrin ist. – Ein großes Lesevergnü-
        na, Jeanne d`Arc, Teresa von Avila, Flo-     und Ulrich Neuhausen geben weitere           gen zum wohlfeilen Preis!
        rence Nightingale u.a.                       Hilfen zum besseren Verständnis.
Randnotiz

                                                                                            Gute Seiten:
                                                                                            www.jesus-online.de
                                                                                            www.nikodemus.net
                                                                                            www.jesus.de
Wer weist im Internet den Weg?                                                              www.erf.de
Experten schlagen Alarm! In Diskussi-     Gleichgesinnte gesucht, heißt es im Poli-        gieren. Wer ist die Stimme der Ver-
onsforen im Internet wird zum Selbst-     zeibericht. Offensichtlich war er an den         nunft, wenn die Irren labile Menschen in   13
mord aufgerufen. Erst vor wenigen         falschen geraten. Lebensflucht statt             die Irre führen?
Tagen wurden in einem Waldstück bei       Lebenshilfe. Die letzte Webseite, die er
Innsbruck in Tirol zwei Leichen gefun-    besuchte, war ein „Chat“ zum Thema               Christliche Internetarbeit hat nicht nur
den.                                      Selbstmord.                                      den Auftrag zur Mission und zur Infor-
                                                                                           mation. Sie muß auch seelsorgerlich und
Ein 53jähriger Deutscher und ein          Kein Einzelfall übrigens. In der verwir-         – im wahrsten Sinne des Wortes – Weg-
19jähriger Österreicher hatten den        renden Vielfalt des Internet werden lei-         weisend sein. Keine leichte Aufgabe. Die
gemeinsamen Freitod via Internet verab-   der auch solche Angebote gesucht und             christlichen Internetmacher haben unse-
redet. Der junge Mann habe psychische     gefunden. Deshalb ist es wichtig, daß            re Unterstützung verdient – auch (und
Probleme gehabt und im Internet           sich Christen im Internetbereich enga-           vor allem) im Gebet.     Wolfgang Baake

                                             Ich will pro-Leser werden
                                             und das Christliche Medienmagazin kostenlos beziehen:

                                             Vorname
Jede Woche neu:

 Die
                                             Name
Andacht
 im
                                             Straße
Internet
   Adrian Plass-Texte auf
        unserer Home-Page                    PLZ/Wohnort

         www.kep.de                          Einfach auf eine Postkarte kleben und einsenden an:
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Kinder & Medien

               Schöne neue Medienwelt?
                                                        Kind sein und
                                                      erwachsen werden
                                                       im Multimedia-
                                                          Zeitalter

                Mit einem Blick auf die Geschichte ist zu erkennen, daß Christen technische Entwicklungen
             immer wieder mit Sorge und Angst betrachtet haben. Dabei sind Medien zunächst einmal immer
            neutral. Über gut oder böse entscheidet der Gebrauch durch den Menschen. Mit einem Messer lassen
                 sich Brote schneiden und Morde begehen. Medien können Kontakte herstellen und unseren
            Horizont erweitern. Medien können einsam machen und den Blick für die Wirklichkeit vernebeln.
         ■ Egmond Prill                             Stichworte zum Nachdenken: Recht am       der rasante Aufstieg wird deutlich: zwölf
                                                    eigenen Bild. Persönlichkeitsschutz.      Prozentpunkte Steigerung von 1998 bis
         Es gibt hilfreiche Zeitungen, Filme und    Kinderarbeit. Laut Jugendschutzgesetz     2000. Fast in gleichem Maße kletterte
14       Internet-Homepages und immer auch          dürfen Kleinkinder maximal eine Stunde    der Anteil der Computererfahrenen. Er
         das Gegenteil. Die Medien sind immer       am Tag und maximal 30 Tage im Jahr        erhöhte sich im Zeitraum von 71 Pro-
         auch ein Spiegel der Gesellschaft, vor     arbeiten.                                 zent auf 81 Prozent. Damit werden die
         allem auch ihrer Moralvorstellungen                                                  traditionellen Medien von der Spitze
         bzw. moralischen Fundamente. Im Inter-     Ein Höhepunkt wurde jetzt mit dem         verdrängt werden. Als Info zwi-
         net ist nicht mehr Sex, Gewalt und         Werbeclip für französisches Mineralwas-   schendurch: Bücher stehen nach der
         Schwachsinn zu finden als an jedem gut     ser erreicht: 70 Babys waren mit ihren    JIM-Studie 2000 auf Rang sieben: 36
         sortierten Bahnhofskiosk.                  Eltern und Betreuern im Einsatz. Die      Prozent gesamt (47 Prozent Mädchen –
                                                    Produktionskosten werden auf mehr als     27 Prozent Jungen)
         Kinder nutzen sehr selbständig moderne     drei Millionen Mark beziffert. Es hat
         Medien. Sie telefonieren, verfügen über    sich gelohnt: der Marktanteil der Marke   Am häufigsten nutzen die Kinder und
         eigene Mobiltelefone, tauschen Nach-       wurde spürbar erhöht.                     Jugendlichen ihren PC für Computer-
         richten per SMS. Sie sehen fern, haben                                               spiele. Internetnutzung steht beim
         oft einen eigenen Fernseher im Kinder-     Subtiler, aber am Ende um so wirksamer    Umgang mit dem Computer auf Platz
         zimmer, entscheiden so über Umfang         im Blick auf die Kinder ist der gesamte   vier. 57 Prozent der Kinder und Jugend-
         und Auswahl der Sendungen. Sie hören       Bereich Merchandising. Die virtuelle      lichen verfügen im Jahr 2000 über Inter-
         Radio oder Musik aus der Konserve. Die     Welt der Fernsehserien wird in realen     net-Erfahrungen. 1998 waren das erst 18
         entsprechenden Geräte zum Abspielen        Produkten abgebildet. Es begann Mitte     Prozent. Damit zeigt sich der immense
         sind in ihrem Besitz. Kinder entscheiden   der 70er Jahre mit Darstellungen der      Drang junger Menschen in das Medium
         frei über Qualität und Quantität der       „Biene Maja“ auf Tassen, Töpfchen und     Internet. Etwa die Hälfte der jugendli-
         musikalischen Hörerlebnisse. Sie nutzen    T-Shirts. Mehr als 100 Gegenstände        chen Internetnutzer geht mehrmals die
         Computer, verfügen über Play-Station       waren schließlich im Umfeld der belieb-   Woche ins Netz.
         und Internet-Zugang.                       ten Kinderserie angesiedelt. Dieses
                                                    System wurde weltumspannend und           Nachfolgend möchte ich unabhängig
         Der Marktanteil der jungen Generation      übergreifend ausgebaut. Kinofilme wie     vom Zahlenmaterial und den statisti-
         am gesellschaftlichen Kaufvolumen wird     „Der König der Löwen“ planen Mer-         schen Erhebungen die aus meiner Sicht
         auf eine Summe von sieben bis zehn Mil-    chandising und die entsprechenden Ein-    bestehenden Chancen und Möglichkei-
         liarden Mark geschätzt. Einzelne Be-       nahmen direkt ein.                        ten der Internet-Nutzung darstellen.
         rechnungen reichen bis 40 Milliarden                                                 Das kann sicher auch nur in wenigen
         und schließen so die indirekten Auswir-    46 Prozent der Jugendlichen verfügen      Strichen geschehen.
         kungen auf das Kaufverhalten von Eltern    über einen eigenen PC. 60 Prozent der
         und Großeltern mit ein.                    Jugendlichen nutzen den Computer          Das Internet ist der größte freie Markt-
                                                    mehrmals pro Woche bis täglich. Damit     platz von Ideen, Nachrichten und Mei-
         Inzwischen arbeiten für die Werbebran-     liegt der Computer noch hinter Fernse-    nungen, den es jemals gegeben hat.
         che eigene Casting-Agenturen für Babys.    hen, Radio und CD auf Platz vier. Doch    Dabei entzieht sich dieses Netzwerk
Kinder & Medien

einer umfassenden Kontrolle und damit      Die Frage ist, sind wir darauf eingestellt?
nahezu jeder Art von Zensur. Diktaturen    Sind unsere Kinder fit für diese techni-        Internet als Informationsquelle
haben im Internet einen direkten Feind.    sche Revolution?                                Das Internet ist eine bisher einmalige
Damit repräsentiert das Internet ein                                                       Quelle von Wissen. Einschlägige Platt-
demokratisches Medium, das heißt jeder,    Ich sehe nicht ohne Sorge in die bunte          formen und Suchmaschinen helfen rasch
der den technischen Zugang und die         multimediale Zukunft. Aber ich sehe             zum gewünschten Ziel.
entsprechenden Kenntnisse hat, ist         nicht schwarz. Wie eingangs erwähnt,
dabei. Es ist fast wie das Werden einer    sind die Medien und darunter auch das           www.schule.de
neuen Gesellschaft inmitten der noch       Internet an sich unmoralisch. Unmora-           www.hausaufgaben.de
existierenden Welt.                        lisch in dem Sinne, daß ihnen keine
                                           Moral innewohnt. Auch ein Auto und ein          Das sind Veränderungen die eine Her-
                                           normales Eßbesteck sind unmoralisch.
Internet als                               Erst der Gebrauch der Geräte und Tech-
                                                                                           ausforderung an das gesamte bisherige
                                                                                           Bildungssystem darstellen.
Kontaktschiene                             niken läßt Moral erkennen. Anders for-
                                           muliert: Ein sittlich-moralisches Funda-        Angenommen, Kinder planen, den Satz
Das Internet bringt via eMail oder auf     ment der Menschen wird entscheiden, ob          des Pythagoras zu behandeln.
anderem Weg Kindern und Jugendli-          Internet jeweils im konkreten Fall zum          Die Suche im Internet ergibt über 3000
chen ganz neue Kontakte. Beliebt bei       Fluch oder zum Segen wird.                      Fundstellen; auf deutschen Servern sind
Jugendlichen ist das Chatten. Foren,                                                       es immerhin noch über 60.
Chat-Rooms und andere Plattformen          In der Medienerziehung wird es aus mei-
                                                                                           www.dbs.schule.de
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nahezu allen Themen interessante Dis-      Eine rote Ampel im Straßenverkehr ist
kussionsmöglichkeiten.                     ein hilfreiches Verbot und kann nicht
                                           den Ausgangspunkt für Diskussionen            Wege oder besser die Kombination aus
Die Steuererklärung kann über das          darstellen. Klare Grenzen schützen und        beidem führen zum Ziel. Da gibt es zum
Internet abgewickelt werden. Home-         bewahren. Wie auch auf anderen Hand-          einen „kindersichere Provider“. So bie-
Banking wird inzwischen rege genutzt.      lungsfeldern wird ebenfalls der Zugang        tet z.B. der Hamburger Provider „Fami-
Ich arbeite direkt in der Bank und mit     von Kindern zum Internet pädagogische         lyHarbour.de AG“ einen besonderen                                              15
der Bank. Buchbestellungen sind pro-       Steuerung brauchen. Seit Jahren wird          Internetzugang an: einen kinderfreund-
blemlos über Internet möglich. Der         übrigens an Kindersicherungen gearbei-        lichen. Mit einer speziellen Filtertech-
Buchladen hat immer geöffnet. Die reale    tet: Einen 100 prozentigen Schutz gibt        nologie können Webseiten mit dubio-
Welt findet im Internet eine Entspre-      es nicht. Aber dennoch gibt es Möglich-       sen Angeboten gesperrt und e-Mails
chung. Künftig wird über eine multime-     keiten, Kindern und Jugendlichen den          bezüglich gefährdeter Inhalte analysiert
diale Informationsinsel zu Hause ein       Zugang zu jugendgefährdenden Inter-           werden. Die Datenbank des Filters wird
großer Teil der täglichen Geschäfte        netinhalten zu erschweren oder sogar so       täglich aktualisiert. Auch AOL bietet
abgewickelt. Diese Entwicklung kommt.      gut wie unmöglich zu machen. Zwei             eine solche Kindersicherung an.

                         Studie Jugend, Information und (Multi) Media 2000
                             Repräsentative Umfrage unter 1200 Jungen und Mädchen (12 – 19jährig)

       So viel Prozent der Befragten übten im Jahre 2000 folgende Freizeitbetätigung mindestens „mehrmals pro Woche“ aus:

                                                   FERNSEHEN – Platz eins
                         93 Prozent aller Jungen    92 Prozent aller Mädchen   93 Prozent gesamt
                       34 Prozent aller Jugendlichen könnten unter keine Umständen vom Fernseher lassen

                                               CD / MC – Hören – Platz zwei
                                                  92 Prozent aller Mädchen 92 Prozent gesamt
                                                                                                                               (Quelle: JIM 2000, Media Perspektiven)

                         92 Prozent aller Jungen

                                                   Radio hören – Platz drei
                         80 Prozent aller Jungen    89 Prozent aller Mädchen   84 Prozent gesamt
                                                   COMPUTER – Platz vier
                         70 Prozent aller Jungen    49 Prozent aller Mädchen   60 Prozent gesamt
                         Trends: Computer: Steigerung von 1998 mit 48 Prozent ; auf   2000 mit 60 Prozent
                            Mobiltelefon: Steigerung von 1999 mit 14 Prozent; auf 2000 mit 49 Prozent
Werbung

        Wenn Werbung „fromm“ wird (oder:)

        Gottesdienst im Cabriolet
        Religiöses im Instrumentarium der kühlen Rechner und Werbemacher

        ■ Andreas Dippel                              um etwas ganz Besonderes handeln. So        Obwohl immer mehr Menschen immer
                                                      außergewöhnlich gar, daß die Werbetex-      weniger von dem traditionellen Glauben
        Gelegentlich ist Werbung voll von reli-       ter in Sphären vorstoßen müssen, die        des christlichen Abendlandes wissen
        giös verschleierten Botschaften: „Ohne        überirdisch und gar göttlich sind. Und      wollen, „frömmelt“ es schon seit Jahren
        die Sonne gäbe es kein Leben auf der          wer dem Glauben an die Werbung auch         immer häufiger in der Werbung. Die
        Erde. Beten Sie sie an.“ lautet derzeit die   die Tat – sprich: den Kauf – folgen läßt,   wenigsten denken heute noch über einen
        Werbeaktion für ein schnittiges Cabrio-       der wird beim Tritt aufs Gaspedal und       „Gott“ nach, geschweige denn über das
        let von Opel. Der Satz steht in über-         beim Gleiten über die Straße zum Son-       „Beten“. Dennoch widmet sich die Wer-
        großen Lettern auf einer Plakatwand.          nenanbeter und Tempeldiener. Der            bung mehr und mehr den Begriffen aus
        Oder: „Wenn es einen Gott des Windes          Cabrio-Fahrer fährt sodann nicht            der Sphäre des Religiösen. Auch in
        gibt, dann ist das sein Tempel.“ Gemeint      irgendein Auto, sondern eines, das dem      Kinofilmen, Romanen, Mode und Pop-
        ist ebenfalls der nach oben offene Flitzer.   Himmel näher scheint als das der Kon-       musik ist Religiöses Hilfsquelle und
                                                      kurrenz. Das zumindest könnte die Bot-      Leitgedanke. Und scheint den Absatz
        Schenken wir der Werbung Glauben,             schaft sein, die uns der Werbespruch        kräftig anzukurbeln.
        dann muß es sich bei diesem Automobil         vermitteln will.
                                                                                                  Anspielung auf
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                                                                                                  die Gottesmutter
                                                                                                  Wegen dem Werbeplakat eines deut-
                                                                                                  schen Modeherstellers kam es schon vor
                                                                                                  Jahren zum Eklat. Der Modemann hatte
                                                                                                  zwölf barbusige junge Frauen als „Jünger
                                                                                                  Jesu“ – in Anlehnung an das Abendmahl-
                                                                                                  Bildnis von Leonardo da Vinci – um
                                                                                                  einen Mann in deren Mitte in Position
                                                                                                  gebracht. Eine andere Anzeige präsen-
                                                                                                  tiert auf einer Doppelseite eine junge
                                                                                                  Frau im Mantel vor einem Grottenkreuz
                                                                                                  mit Marienstatue kniend, die Hände fle-
                                                                                                  hend zum Gebet gefaltet. Auf der rech-
                                                                                                  ten Seite hält die Frau einen Puppen-
                                                                                                  säugling im Arm und blickt ihn beinahe
                                                                                                  verklärt an – der Bezug auf Maria als
                                                                                                  „Gottesmutter“ ist unverkennbar.

                                                                                                  Magische
                                                                                                  Glaubenssphären
                                                                                                  Des Modedesigners Motto „The Magic
                                                                                                  of Fashion“ (Die Magie der Mode) wird
                                                                                                  unter Mithilfe des „Frommen“ an den
                                                                                                  Mann und die Frau gebracht. Glaube ist
                                                                                                  Magie, genau wie seine Mode von Magie
                                                                                                  erfüllt zu sein scheint. Auch hier wird
                                                                                                  der Käufer, der sich ein Hemd mit dem
                                                                                                  „OK“-Signet überstreift, in magische
                                                                                                  Glaubenssphären erhoben, er geht bei-
                                                                                                  nahe verklärt über die hektischen
                                                                                                  Straßen und findet in seiner Mode den
                                                                                                  nötigen Ruhepol – so oder so ähnlich
Werbung

könnte zumindest die Werbebotschaft         modernen jungen Menschen. Da kann          kann. So bekommen auch die Redewen-
lauten. Wenn der Herr oder die Dame         scheinbar selbst die Freundin oder der     dungen „Wir begleiten Sie“ oder „Reden
dann noch in dem schnittigen Cabrio         Freund – geschweige denn die Familie –     Sie mit uns“ unweigerlich einen from-
unterwegs sind, scheinen sie dem Him-       nicht mehr mithalten.                      men Unterton. Der hier Versicherte
mel gleich doppelt so nah.                                                             kann sich geborgen wissen, wenn er
                                                                                       denn nur den Weg zu dem allmächtigen
Das Religiöse war seit jeher ein Bereich,
                                            Geborgen durch den                         Institut gefunden und mit einem Vertrag
der als unantastbar bezeichnet werden       „frommen Unterton“                         seine innige Beziehung mit diesem
konnte. Christliche Symbole fanden aus-                                                besiegelt hat. So können heute alltägli-
schließlich ihren Raum im Sakralen.         Auch die Formulierung „glauben an“         che Probleme und Sorgen gelöst werden.
Doch das hat sich geändert. Traditionel-    stammt ursprünglich aus den religiösen
le Symbole werden – zum Teil – auf sub-     Sphären und wird im Christentum            Wo hat nun die Religion in der Wer-
tile Art und Weise in die Werbe-Welt        unweigerlich mit Gott in Verbindung        bung ihren Platz und ihre Legitimation?
gezerrt. Besonders auf dem hart             gebracht. Doch wie der Mensch heute        Jaques Seguéla, ein Werbefachmann und
umkämpften Markt der Anbieter von           scheinbar in einem Cabrio „Anbetung“       ehemaliger Berater des verstorbenen
Telefonauskünften erwies sich kürzlich      üben kann, so ist wohl auch der „Glau-     französischen Präsidenten Mitterand,
ein Anbieter als spitzfindig: „So merkt     be“ an weltliche Institutionen durchaus    hat dies an der Werbung für Mineral-
sich ein Messdiener die billige Nummer      möglich. Des im Herzen verwurzelten        wasser klar gemacht: „Es gibt wohl kaum
der Auskunft“ prangt in Augenhöhe           Urwortes bedient sich etwa eine Versi-     einen schwierigeren Markt als Mineral-
neben einem Bild, das ein Kruzifix zeigt.   cherung: „43 Millionen Menschen glau-      wasser. Wenn es schon kaum möglich
Doch für den Blickfang entscheidend:        ben an uns. Wir begleiten Sie. Wir         ist, objektiv Geschmacksunterschiede
Anstatt der INRI-Aufschrift auf der         sichern Sie. Reden Sie mit uns.“ Sicher-   zwischen verschiedenen Biersorten (...)
Tafel über dem gekreuzigten Christus        lich verwenden wir auch Redewendun-        festzustellen, so ist das bei Mineralwasser
liest der Betrachter die fünfstellige       gen wie „ich glaube an dich“, um jeman-    gänzlich unmöglich. Alles, was man über
Nummer der Auskunft. Billiger geht es       dem Mut zuzusprechen.                      Mineralwasser sagen kann, ist mehr oder
nun wirklich nicht.                                                                    weniger profan. Oder kennen sie ein
                                            Doch das aus dem Religiösen entlehnte      Mineralwasser, daß nicht gesund, reich
Doch nicht immer bedient sich Wer-          Urwort „Glaube“ ist weitaus gewaltiger.    an Mineralien, erfrischend oder durstlö-      17
bung so offenkundig des Religiösen.         Deshalb bedient sich die Versicherung      schend wäre?“
Allemal sollen uns die erhabenen The-       ein wenig dieses übermenschlichen
men in der Werbung dazu animieren,          Wortes, um ebenso unbezwingbar dazu-       Und so ist denn ein Mineralwasser „die
Dinge zu tun, worauf wir selbst nie         stehen wie der, an den man glauben         Quelle des Lebens“. Oder eine bestimm-
gekommen wären. Etwa das schnittige         Anzeige

Cabrio zu kaufen. Oder auch zu einem
Musiksender zu wechseln und nimmer
mehr von dessen Seite zu weichen. „Viva
liebt Dich“, heißt es in der Werbung des
Fernsehsenders. Ist das nicht ein höchst
genialer Transfer? Die liebende Ver-
heißung des Heiligsten und Allerhöch-
sten wird auf ein weltlich Gebilde herab-
                                                          Hensoltshöhe Film
gezogen und dieses dann gleichzeitig
zum himmlischen oder gar frommen
Ding erhoben.

Nur ein simpler Zahnputzbecher und
eine bunte Zahnbürste sind auf dem Bild
mit dem Satz „Viva liebt Dich“ zu sehen,
sonst nichts. Die innigste Liebe beginnt
schon am Morgen und zwar an solchen
Orten, an denen man den Musiksender                   Was im Nahen Osten vorgeht
doch kaum vermuten sollte. Also nichts
mit Sofa und Sessel und Wohnzimmer.
Nein, die allgegenwärtige Liebe ist
                                                       – wir bringen es auf den Punkt.
scheinbar nicht zu überbieten und

                                                        www.israelnetz.de
begleitet den Viva-Fan auf Schritt und
Tritt. Der Werbesatz „Schalte Viva ein
und Du bist nie allein“ wäre hier wahr-
lich zu banal. Und daher greifen die                        Aktuelle Israelnetz-Nachrichten auch per
Werbetexter auf „Frommes“ und                                       Telefon: (0 64 41) 91 51 39
machen sich Religiöses dienstbar: Der
Musiksender als Ein und Alles des
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