Pulsatilla Zeitschrift für Botanik und Naturschutz - Heft 7/2004 Tagungsband "Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz" - Nabu

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Pulsatilla Zeitschrift für Botanik und Naturschutz - Heft 7/2004 Tagungsband "Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz" - Nabu
Pulsatilla
        Zeitschrift für Botanik und Naturschutz

                    Heft 7/2004
                    Tagungsband
„Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz“
Pulsatilla Zeitschrift für Botanik und Naturschutz - Heft 7/2004 Tagungsband "Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz" - Nabu
Pulsatilla Zeitschrift für Botanik und Naturschutz - Heft 7/2004 Tagungsband "Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz" - Nabu
Pulsatilla
    Bundesfachausschuss Botanik
Zeitschrift für Botanik und Naturschutz

             Heft 7/2004
Pulsatilla Zeitschrift für Botanik und Naturschutz - Heft 7/2004 Tagungsband "Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz" - Nabu
Impressum
      © 2005 NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
Herausgeber:
      NABU-Bundesfachausschuss Botanik
Schriftleiter:
      Dr. CHRISTIAN BERG
      Thomas-Mann-Straße 6a
      D-18055 Rostock
      E-Mail: cberg@t-online.de
Redaktion:
      Dr. ANDREAS BETTINGER, Saarbrücken
      Prof. Dr. HANS-ROLF HÖSTER, Bremen
      Dr. THOMAS HÖVELMANN, Münster
      Dr. SUSANNA KOSMALE, Zwickau
      Dr. UWE WEGENER, Wernigerode
      Dr. WERNER WESTHUS, Jena
Verlag:
      NABU
      Postanschrift: NABU, 53223 Bonn
      Telefon: 0228.40 36-0
      Telefax: 0228.40 36-200
      E-Mail: NABU@NABU.de
      Internet: www.NABU.de
Informationen zu früheren Heften unter:
      www.NABU.de/botanik
Gesamtherstellung:
      Satz- und Druckprojekte TEXTART Verlag,
      ERIK PIECK, Postfach 180113, 42626 Solingen
      Wolfsfeld 12, 42659 Solingen, Telefon: 0212.43343
      E-Mail: Erik.Pieck@t-online.de
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ISSN 1431-9535
Pulsatilla Zeitschrift für Botanik und Naturschutz - Heft 7/2004 Tagungsband "Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz" - Nabu
Pulsatilla, Heft 7, 2004

      Inhalt

                                 Vorwort zum Tagungsband
                                 „Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz“ . . . . . . . .5

                                 Grußwort des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und
                                 Reaktorsicherheit, JÜRGEN TRITTIN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7

FRANK GRIESEL                    Wie kann man den ehrenamtlichen Naturschutz mit Hilfe
                                 des Mediums Internet unterstützen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9

THOMAS HÖVELMANN                 Das Internet als Möglichkeit zur zeitnahen Präsentation von
                                 Rasterkartierungen – am Beispiel der Flora von Münster . . . . . . . .11

HORST FREIBERG                   Naturdetektive http://www.Naturdetektive.de –
                                 ein Multimediaprojekt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) .19

DIRK ALBACH,
ELMAR SCHMIDT,
MARTINA UNGERS und               GIS-unterstützte Datenbank als Hilfe bei Schutz und
GERNOT GÖBERT                    Pflege von Kopfweiden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23

JÖRG V. PRONDZINSKI,
HANS-HELMUT POPPENDIECK,
INGO BRANDT und
MARIA CRISTINA
FERNANDES-FRANCISCO      Was leistet das Hamburger Pflanzenartenkataster? . . . . . . . . . . . . .31

CHRISTOPH RÜCKRIEM               Eine unscheinbare Kostbarkeit –
                                 der Efeublättrige Hahnenfuß (Ranunculus hederaceus L. ) . . . . . . .39

Buchbesprechung                    . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .38

Auslieferung: Juni 2005
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Die Autoren verantworten den Inhalt ihrer Beiträge selbst.
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Von jeder Arbeit werden den Autoren 30 Seperatdrucke kostenlos zugestellt. Darüber hinausgehende Heftbestellungen sind
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        Titelbild
Cymbalaria muralis. Foto: Vivien Funke
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Pulsatilla, Heft 7, 2004, Seite 5

      Vorwort zum Tagungsband
      „Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz“

    Ehrenamtlicher Naturschutz im NABU – da         keit, breite Teile der Bevölkerung einzubezie-
denkt man zuerst an Krötenzäune, Kopfbäume          hen.
schneiden und Nistkästen bauen. Das sind si-            Dass moderne Technologien auch sehr hilf-
cher wesentliche Standbeine unserer Arbeit–         reich bei klassischen Naturschutzaufgaben wie
aber längst nicht alle...                           Kopfweidenpflege und Artkartierung sein kön-
    Der Einsatz moderner Technologien spielt        nen, zeigen zwei weitere Beiträge zu Datenban-
beim ehrenamtlichen Einsatz für den Arten-          ken und GPS.
und Biotopschutz längst eine große Rolle. In            Die Beiträge zeigen, welche Möglichkeiten
zahlreichen Naturschutzprojekten werden heu-        in den neuen Technologien stecken – auch für
te neue Medien eingesetzt – von der Verwen-         den ehrenamtlichen Naturschutz. Wir stehen
dung von Datenbanken bis zur Nutzung des            sicher erst am Anfang einer neuen Entwicklung,
Internets und GPS.                                  die aber nicht aufzuhalten sein wird. Denn auch
    Einige Beispiele – mit Schwerpunkt auf bo-      ehrenamtliche Naturschützer sind moderne,
tanischen Projekten – wurden im Rahmen der          aufgeschlossene Menschen, die mit der Zeit ge-
Fachtagung „Einsatz neuer Medien im ehren-          hen. Dies wird auch aus dem Grußwort deut-
amtlichen Naturschutz“ am 22.11.2003 in             lich, dass JÜRGEN TRITTIN freundlicherweise zur
Münster vorgestellt. Damit sollten die Leis-        Tagung geschickt hat.
tungsfähigkeit des ehrenamtlichen Naturschut-           Komplettiert wird das vorliegende Heft
zes präsentiert und Anregungen für eigene Pro-      durch einen Beitrag aus der Reihe „Floristische
jekte gegeben werden.                               Kostbarkeiten in Deutschland“. Diesmal wird
    Im Rahmen der Veranstaltung wurden              mit dem Efeu-Hahnenfuß ein seltener und ge-
mehrere interessante Internetprojekte des be-       fährdeter Vertreter des atlantischen Florenele-
hördlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes         mentes vorgestellt.
vorgestellt. Gerade das Internet eignet sich sehr
gut für die schnelle und interaktive Zusammen-                           THOMAS HÖVELMANN,
arbeit im Naturschutz und bietet die Möglich-                NABU-Bundesfachausschuss Botanik
Pulsatilla Zeitschrift für Botanik und Naturschutz - Heft 7/2004 Tagungsband "Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz" - Nabu
6   Pulsatilla, Heft 7, 2004
Pulsatilla Zeitschrift für Botanik und Naturschutz - Heft 7/2004 Tagungsband "Einsatz neuer Medien im ehrenamtlichen Naturschutz" - Nabu
Pulsatilla, Heft 7, 2004, Seite 7

      JÜRGEN TRITTIN, Berlin

      Grußwort des Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und
      Reaktorsicherheit

     Der NABU Bundesfachausschuss Botanik          Impulse zur Förderung des ehrenamtlichen
greift mit seiner Tagung „Einsatz neuer Medien     Engagements liefern sollen. Entsprechende
im ehrenamtlichen Naturschutz“ ein sehr ak-        Strategien und Konzepte müssen auf die Ge-
tuelles und wichtiges Thema auf. Aktuell, weil     winnung neuer ehrenamtlicher Mitglieder,
erfolgreiches und effizientes Arbeiten in der      aber auch auf die Motivierung und Bindung
heutigen Zeit nicht ohne die Nutzung der neu-      der bisher Aktiven ausgerichtet sein. Der Ent-
en Medien möglich ist. Wichtig, weil der ehren-    wicklung von Qualifizierungsangeboten wird
amtliche Naturschutz einen entscheidenden          hierfür von den durchgeführten Untersuchun-
Beitrag für die Erhaltung der biologischen Viel-   gen eine Schlüsselrolle beigemessen. Damit
falt in Deutschland leistet und dabei auf umfas-   wird auch die Empfehlung der Enquete-Kom-
sende und detaillierte Informationen angewie-      mission „Zukunft des bürgerschaftlichen Enga-
sen ist, die er sehr schnell und kosteneffizient   gements“ bestätigt, welche die Weiterentwick-
weiterverbreiten muss.                             lung und den Ausbau von Qualifizierungsan-
     Die Naturschutzverbände leisten in            geboten als zentralen Baustein einer Anerken-
Deutschland Enormes. Ohne den Sachverstand         nungskultur des Ehrenamtes ansieht, die es zu
und den unermüdlichen Einsatz ehrenamt-            entwickeln gilt. Die Aus- und Weiterbildung
licher Naturschützerinnen und Naturschützer        der ehrenamtlich Tätigen für den Einsatz neuer
wären viele Aufgaben vor Ort gar nicht zu leis-    Medien halte ich daher für ein wichtiges The-
ten. Die Naturschutzverbände fungieren als         ma Ihrer Tagung.
wichtiges Bindeglied zwischen Politik, Verwal-         Ich wünsche Ihrer Veranstaltung einen er-
tung und Öffentlichkeit und tragen damit we-       folgreichen Verlauf und freue mich darauf,
sentlich zum Erfolg des Naturschutzes auf loka-    mehr über die Ergebnisse zu erfahren.
ler, regionaler, nationaler und internationaler
Ebene bei.
     Die Leistungsfähigkeit der Verbände korre-
liert eng mit der Zahl und dem Engagement ih-
rer ehrenamtlichen Mitglieder. Das Bundesmi-
nisterium für Umwelt, Naturschutz und Reak-
torsicherheit hat verschiedene Forschungsvor-
haben gefördert, welche den Verbänden neue
8   Pulsatilla, Heft 7, 2004
Pulsatilla, Heft 7, 2004, Seite 9-10

      FRANK GRIESEL, Bonn

      Wie kann man den ehrenamtlichen Naturschutz mit Hilfe des
      Mediums Internet unterstützen?
      Wie kann diese Unterstützung geschehen?

    Das Internet hat in den letzten Jahren sehr    Aktion Krötenwanderung 2002 dienen. Der
schnell an Bedeutung gewonnen, vor allem des-      NABU-Bundesverband rief im Winter / Früh-
halb, weil das Internet sowohl als Medium als      jahr 2002 Gruppen erstmalig auf, ihre Aktivitä-
auch als technisches Werkzeug ein effizientes      ten zur Krötenwanderung zu melden. Es sollten
Mittel ist, um vielerlei Informationen bereit zu   folgende Informationen gemeldet werden:
stellen wie zum Beispiel:                          x   Angaben zum Ort (Gemeinde, Kreis und
x   Logistische Unterstützung (Vorlagen für            Bundesland, Benennung der Straße) sowie
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Marke-          Naturraum;
    ting, Seminare, Tipps, Tricks, etc.);          x   Angaben zur Art der Schutzmaßnahme
x   Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowohl für       (Zaun, Durchlass oder Sperrung); möglichst
    den Verband als für einzelne Projekte;             auch Details über Art des Zauns (dauerhaft
x   Kommunikationsplattform           (Verbands-       oder zeitlich begrenzt, Länge, Material) oder
    netz);                                             des Durchlasses bzw. zum Zeitraum der
x   Direkte Projektunterstützung bzw. beglei-          Sperrung;
    tende Kampagnenunterstützung für den eh-       x   Angaben zum Träger der Schutzmaßnahme
    renamtlichen Naturschutz.                          und eventuell beteiligten Gruppen, Verei-
                                                       nen oder Behörden;
    Um alle diese Möglichkeiten gebührend zu       x   Angaben über das Ausmaß der Laichwande-
erläutern, bedürfte es den Platz sämtlicher Pul-       rungen in früheren Jahren und die dabei fest
satilla-Ausgaben. Deshalb will der vorliegende         gestellten Arten; außerdem Informationen
Beitrag den Focus auf den letzten Aufzählungs-         zu begleitenden Schutzmaßnahmen wie der
punkt legen: wie also kann das Internet NABU-          Anlage von Laichgewässern oder Ähnli-
Gruppen direkt bei der ehrenamtlichen Natur-           chem;
schutzarbeit unterstützen?                         x   Kontaktadresse mit Vor- und Nachname,
                                                       Telefonnummer und, soweit vorhanden,
Die Vergangenheit                                      auch Mail- sowie Internetadresse. Ebenso
                                                       sollte angegeben werden, ob Medienkontak-
   Als Beispiel, wie die Gruppen in der Vergan-        te (Zeitung, Radio, Fernsehen) erwünscht
genheit unterstützt wurden, sollen die Aktivitä-       sind;
ten der NABU-Online Redaktion zur NABU-            x   Angaben, ob Mithilfe beim Errichten des
10                                                                               Pulsatilla, Heft 7, 2004

     Zauns oder beim Einsammeln der Tiere be-             phibien feststellen; jedoch ist eine Ursa-
     nötigt wird; wenn es hierfür bereits fest ste-       chenforschung schwierig;
     hende Termine gibt, sollten auch diese ge-       x   durch die Bündelung der verschiedenen Ak-
     nannt werden.                                        tionen wurden Medien zum einen auf das
                                                          Thema, zum anderen auf die jeweilige NA-
   Während der Laichwanderungen sollten die               BU-Gruppe vor Ort aufmerksam; die Grup-
Gruppen ebenfalls Informationen liefern:                  pen konnten so eine bessere Presse- und Öf-
x  Meldung, wenn die ersten wandernden Tie-               fentlichkeitsarbeit leisten.
   re gesichtet werden - mit Angabe zu Ort, Art       x   insgesamt kann diese Form der Unterstüt-
   und ungefährer Anzahl;                                 zung als Erfolg angesehen werden, so dass
x  Extrameldung bei besonderen Vorkomm-                   sich die NABU Online-Redaktion ent-
   nissen, zum Beispiel, wenn ein großer                  schlossen hat, diese Form der Kampagnen-
   Schub von Tieren oder seltene Arten festge-            unterstützung weiter auszubauen.
   stellt wurde;
x  Abschlussmeldung, wenn der Zaun abge-              Die Gegenwart
   baut oder wenn die Straße wieder geöffnet
   wird - möglichst zusammen mit einer vor-                Im Sommer 2002 startete der NABU-
   läufigen Gesamtangabe über Zahl und Art            Bundesverband mit einem neuen Internet-Auf-
   der erfassten Amphibien.                           tritt. Einer der wesentlichen Neuerungen war
                                                      der Einsatz eines georeferenzierten Karten-
Ergebnisse                                            Tools, um Aktivitäten der NABU-Gruppen
                                                      schneller und dynamischer erfassbar zu ma-
x    Von den 1.500 Gruppen des NABU haben             chen. Die Gruppen können ihre Daten dabei
     sich 75 Gruppen aktiv beteiligt (5 %) und        selbst in eine Datenbank eintragen. Die NABU
     ihre Aktivitäten zur Krötenwanderung             Online-Redaktion konnte mit Hilfe dieser
     konnte im WWW dargestellt werden;                interaktiven Karte schneller und flexibler die
x    es wurden viele Daten gesammelt, die aber        Arbeit der Gruppen vor Ort unterstützen. Im
     nicht (wissenschaftlich) ausgewertet werden      Jahr 2003 wurde deshalb neben den bundeswei-
     konnten, da die Daten nicht systematisch         ten Aktionen zur Amphibienwanderung im
     genug aufbereitet waren;                         ähnlichen Umfang auch Aktionen zum Vogel
x    punktuell konnte man Entwicklungsten-            des Jahres 2003 (Mauersegler), zur Batnight
     denzen über Zu- oder Abnahme der Am-             und zum Birdwatch beworben.

Anschrift des Verfassers:
FRANK GRIESEL, NABU-Internetredaktion, 53223 Bonn, Frank.Griesel@NABU.de
Pulsatilla, Heft 7, 2004, Seite 11-17

      THOMAS HÖVELMANN, Münster

      Das Internet als Möglichkeit zur zeitnahen Präsentation
      von Rasterkartierungen – am Beispiel der Flora von Münster
      (www.muenster.org/flora)

Einführung                                          Rasterkartierung früher, heute und morgen

    Im Naturschutz gehört die Erfassung der             Rasterkarten von Pflanzenarten gibt es in
Häufigkeit und Verbreitung von Arten zu den         Deutschland flächendeckend in den bekannten
wichtigsten Datengrundlagen, um Aussagen            Atlanten von HÄUPLER und SCHÖNFELDER
über Gefährdung, Verantwortlichkeit und             (1989) bzw. BENKERT et al. (1996) und in un-
Schutzmaßnahmen treffen zu können. Nur wer          zähligen Lokal- und Regionalfloren (z.B. u.v.a.
genau weiß, wo und wie häufig Arten vorkom-         JUNG 1992, KAPLAN und JAGEL 1997, KÖNIG
men, hat einen verlässlichen Überblick über das     2000, WEIGEND 1995).
Inventar eines Naturraumes und kann frühzei-            Allen den genannten Werken ist jedoch ge-
tig auf unerwünschte Entwicklungen aufmerk-         mein, dass von dem Beginn der Datenerhebung
sam machen (siehe hierzu z.B. BERGMEIER 1992,       bis zur Drucklegung und Veröffentlichung
FELDMANN et al. 2003, REINEKE 1983, WINK            mehrere Jahre bis Jahrzehnte vergehen. Bei Er-
1995). Arten brauchen Daten – das ist beispiels-    scheinen sind die Daten somit in der Regel gar
weise deshalb auch das Motto des Erfassungs-        nicht mehr aktuell, viele Fundangaben womög-
programms beim Land Niedersachsen (NLÖ,             lich schon erloschen. So dauerte es beispiels-
2001). Dies gilt insbesondere für die ortsfesten    weise bei der Kartierung der Pflanzenarten
Pflanzen.                                           Nordrhein-Westfalens fünf Jahre (1998-2003)
    Bei der Inventarisierung von Pflanzenarten      vom Redaktionsschluss bis zur Drucklegung
gibt es dabei grundsätzlich zwei Vorgehenswei-      des gebundenen Werkes. Weiterhin ist die Be-
sen: - die punktgenaue Erfassung aller Bestände     kanntgabe von Fundorten nach Redaktions-
bzw. Individuen in der Punktkartierung; - das       schluss nicht möglich, eine Neuauflage erfor-
qualitative oder halbquantitative Nachweisen        dert wiederum mehrjährige Untersuchungen
von Arten in vorher fest gelegten Raumeinhei-       und Vorbereitungen.
ten in der Rasterkartierung. Wegen der hohen            Aus diesem Grund hat sich bereits seit dem
Effizienz hat sich bei groß angelegten Projekten,   Jahr 2001 die Arbeitsgruppe Botanik des NABU
die die Verbreitung von Arten auf großer Flä-       Münster dafür entschieden, für die Erarbeitung
che darstellen sollen, die Rasterkartierung         einer Flora von Münster das Medium Internet
durchgesetzt.                                       einzusetzen. Ziel des Projektes ist es, vollständi-
12                                                                             Pulsatilla, Heft 7, 2004

ge Verbreitungskarten aller Pflanzenarten in        getation der Kleingewässer in Münster) erho-
Münster zu erstellen, aber auch, beispielhaft die   ben werden, in die Datenbank der Flora von
Möglichkeiten des Mediums Internet für eine         Münster ein.
Bestandserfassung im ehrenamtlichen Natur-              Um zu vermeiden, dass einzelne Quadran-
schutz aufzuzeigen. Ähnliche Ansätze haben          ten doppelt und dreifach, andere jedoch gar
sich unabhängig bereits auch schon im zoologi-      nicht bearbeitet werden, findet man unter dem
schen Bereich entwickelt (KAISER 2003, KÖPPEL       Menupunkt „Reviere“ eine Liste der bereits be-
et al. 2003).                                       arbeiteten Quadranten, gestaffelt nach jahres-
                                                    zeitlichem Erfassungszeitpunkt. Es wird davon
Das Projekt Flora von Münster                       ausgegangen, dass zur einigermaßen vollständi-
                                                    gen Erfassung die Begehung zu drei Zeiten im
    Seit dem Jahr 2001 erfasst die Arbeitsgruppe    Jahr erforderlich ist: Frühjahrsaspekt Februar-
Botanik beim NABU Münster die Flora ihrer           Mai, Sommeraspekt Juni-August und Herbstas-
Heimatstadt mittels einer Rasterkartierung. Ziel    pekt September bis November.
des Projektes ist es, eine möglichst umfassende         Bislang sind mehr als 26.000 Datensätze er-
Datengrundlage der Pflanzenarten Münsters zu        fasst und eingegeben worden. Damit dürfte
gewinnen und daraus verlässliche Angaben über       schätzungsweise etwa ein Drittel der Pflanzen-
Verbreitung, Gefährdung und Schutzbedürftig-        vorkommen erfasst sein. Insgesamt können 155
keit zu gewinnen, die dann auch in Planvorha-       Quadranten als bearbeitet, 23 Quadranten als
ben im Stadtgebiet berücksichtigt werden sollen.    teilweise bearbeitet und 173 Quadranten als
    Von Anfang an wurden die Daten in eine          noch unbearbeitet gelten. Die Kartierung ist al-
online erreichbare Datenbank eingegeben, die        so noch lange nicht abgeschlossen.
eigens für das Projekt von den Projektmitarbei-
tern erarbeitet worden ist. Dadurch ist es jeder-   VIPs
zeit möglich, die aktuellsten Angaben zur Ver-
breitung von Pflanzenarten und den aktuellen            Von gefährdeten Arten der Roten Liste, wei-
Bearbeitungsstand abzufragen. Das Projekt           teren lokal seltenen Arten und von den beiden
kann jederzeit unter www.muenster.org/flora         Problemneophyten Herkulesstaude und Drüsi-
eingesehen werden. Dort findet man auch wei-        gem Springkraut („VIP-Arten“, very important
tere Informationen zum Projekt, die über den        plants) werden darüber hinaus punktgenaue
Inhalt der vorliegenden Arbeit hinaus gehen         Fundangaben erhoben und die Bestände in
(vgl. Abb. 1).                                      Größe und potenzieller Gefährdung an Hand
                                                    eines Erhebungsbogens aufgenommen. Diese
Kartierung Quadranten                               Daten werden in das Fundortkataster der Stadt
                                                    Münster übernommen und dienen damit auch
     Die Kartierung geschieht auf der Grundlage     als Datengrundlage für Planungen der öffent-
des Rasters im amtlichen Stadtplans der Stadt       lichen Hand.
Münster, das in insgesamt 351 Quadrate von je-
weils 1 km² Größe eingeteilt ist. Von jedem die-    Darstellung im Internet
ser Teilflächen wird eine vollständige qualitati-
ve Artenliste erstellt, so dass bei Abschluss der       Im Gegensatz zu praktisch allen bislang
Kartierung die Verbreitung aller Arten bekannt      durchgeführten Rasterkartierungen nutzte die
ist. Die Bearbeitung geschieht im Rahmen von        AG Botanik von Anfang an die Vorteile des
gemeinsamen Exkursionen der AG Botanik,             Internets zur Durchführung des Projektes. Un-
aber auch durch einzelne Bearbeiter, die sich ei-   ter der Adresse www.muenster.org/flora kann
nen oder mehrere Quadranten ihrer Wahl aus-         sich jedermann Einzelheiten über das Projekt
gesucht haben. Selbstverständlich fließen sämt-     und die Verbreitungskarten zu den Arten anse-
liche floristischen Daten, die von der AG Bota-     hen, aber auch selber Daten eingeben oder Aus-
nik mit ihren fast fünfzig Mitarbeitern im Rah-     wertungen vornehmen (vgl. Abb. 1).
men anderer Projekte (z.B. 2005: Flora und Ve-          Die Flora von Münster kooperiert mit dem
THOMAS HÖVELMANN, Das Internet als Möglichkeit zur zeitnahen Präsentation von Rasterkartierungen                    13

Abb. 1: Die Startseite der Flora von Münster (www.muenster.org/flora)

Abb. 2: Cymbalaria muralis als Beispiel für eine Art des    Abb. 3: Ranunculus auricomus als Beispiel für eine Waldart
Siedlungsbereiches
14                                                                              Pulsatilla, Heft 7, 2004

Internet-Portal www.naturinfo-online.de der         www.floraweb.de des Bundesamtes für Natur-
Stadt Münster. Die detaillierten Angaben der        schutz (BfN) Fotos und Hintergrundinforma-
oben genannten VIP-Arten werden aus Arten-          tionen angezeigt werden.
schutzgründen nicht im Internet dargestellt,
außerdem werden die Rasterangaben zu Orch-          Auswertungen
ideenarten absichtlich unscharf wieder gegeben
(Abb. 4).                                               Neben der immer aktuellen Darstellung von
                                                    Ergebnissen bietet das Internet den Vorteil, on-
Dateneingabe                                        line auch verschiedene Auswertungsmöglich-
                                                    keiten zur Verfügung zu stellen. Unter dem Me-
    Ein Grundbaustein des Projektes ist die         nupunkt „Statistiken“ kann z.B. eine Hitliste
Möglichkeit für jedermann, Daten in die dahin-      der häufigsten und seltensten Arten, die jeweili-
ter liegende Datenbank einzugeben, seien es         ge Artenzahl aller Quadranten und die Liste der
Einzelfunde oder ganze Artenlisten. Die dazu        fleißigsten Kartierer erstellt werden.
notwendige Maske ist Passwort-geschützt, es             Es ist aber auch möglich, Fehllisten noch
besteht aber wiederum für jedermann die Mög-        nicht kartierter Pflanzen sortiert nach deren
lichkeit, sich ein Passwort geben zu lassen und     Häufigkeit im sonstigen Stadtgebiet zu erzeu-
selber zum Erfolg der Kartierung beizutragen.       gen. Damit kann verhindert werden, dass Aller-
Nach einer kurzen Prüfung durch die Projekt-        weltsarten bei der ersten Begehung übersehen
leitung wird der Zugang zur Datenbank in der        und dann „vergessen“ werden.
Regel sofort frei gegeben.
    Der Passwort-Schutz dient vor missbräuch-       Technische Voraussetzungen
lichem Umgang mit dem Projekt. Über eine
kurze Rückfrage zum Bearbeiter ist es bereits           Um solches vergleichbares Projekt zu pro-
vor der Eingabe möglich, die Eingabe falscher       grammieren, sind verschiedene technische Vor-
Daten zu verhindern. Zudem ist es auch rück-        aussetzungen erforderlich. Grundvorausset-
wirkend möglich, bereits eingegebene Daten          zungen sind ein Rechner mit Internet-Zugang
bestimmter Bearbeiter wieder zu löschen, da in      und sehr gute Programmierkenntnisse. Außer-
den eingegebenen Datensätzen auch eine Ver-         dem wird Webspace (mind. 1 MB, bei Einbin-
knüpfung mit dem Autor angelegt ist.                dung von Fotos mehr) benötigt, um die Pro-
                                                    gramme, die Datenbank und vor allem die Da-
Darstellung Ergebnisse                              ten im Internet speichern zu können. Es gibt
                                                    dafür verschiedene kommerzielle Anbieter, die
    Die Verbreitungskarten zu den einzelnen         Flora von Münster ist in der glücklichen Lage,
Pflanzen sind übliche Rasterverbreitungskarten      kostenlosen Webspace im Bürgernetz e.V. (Bü-
vor dem Hintergrund einer groben Karte der          ne) zu bekommen.
naturräumlichen Einheiten Münster, den Sied-            Weiterhin ist eine über das Web erreichbare
lungsgrenzen und wichtigsten Oberflächenge-         Datenbank erforderlich. Die Flora von Münster
wässern (Abb. 2-7). Eine zeitliche Staffelung der   arbeitet mit MySQL, geeignet sind aber auch
Ergebnisse ist gegeben, eine Trennung findet        Access, Oracle, DB2, Postgre, Informix und
z.Z. statt auf der Ebene „nach 2000“ (also nach     XML.
Projektbeginn) und „2000 und davor“ (histori-           Zur Erstellung der einzelnen Programme
sche Daten). Bei einer Neueingabe einer Art         zur Bedienung der Datenbank benötigt man ein
wird das historische Datum mit dem aktuellen        serverseitiges Skriptprogramm PHP mit den
überschrieben. Da jährlich ein Backup der Da-       Modulen GDI, session management, Daten-
tenbank vorgenommen wird, ist auch eine zeit-       bankanbindung und PDF.
lich gestaffelte Darstellung bzw. Auswertung            Zuletzt ist ein Editor (z.B. Notepad, Dream-
möglich.                                            weaver) für die Betreuung der Internet-Seiten
    Neben den Verbreitungskarten können zu          und ein FTP-Programm zur Überspielung von
jeder Art über links zum Internet-Portal            Dateien hilfreich.
THOMAS HÖVELMANN, Das Internet als Möglichkeit zur zeitnahen Präsentation von Rasterkartierungen                     15

Förderpreis des Westfälische Naturwissen-               Naturwissenschaftliche Verein (WNV) das Pro-
   schaftliche Verein (WNV)                             jekt mit seinem Förderpreis 2005 aus, der mit
                                                        Martin Behrens für dessen Arbeit über die Heu-
    Von den Möglichkeiten der Flora von Mün-            schrecken der Medebacher Bucht geteilt wurde.
ster beeindruckt, zeichnete der Westfälische            Diese Auszeichnung versteht das Projektteam

Abb. 4: Die Angaben für Orchideen-Arten sind unscharf   Abb. 5: Chrysosplenium alternifolium als Beispiel für eine
dargestellt                                             Art der Auenwälder

Abb. 6: Calluna vulgaris als typische Art               Abb. 7: Viola hirta als Beispiel für eine Art der Kalkböden
der Sandböden in der Osthälfte Münsters                 im Nordwesten Münsters
16                                                                                  Pulsatilla, Heft 7, 2004

als Anerkennung und Ansporn für die weitere          Will man nach Nachteilen suchen, dann
Arbeit, widmet sie aber auch ausdrücklich dem     kommen dafür eventuell folgende Gesichts-
Mitinitiator und Motor des Projektes, Harald      punkte in Frage:
Schumann, der leider im Sommer 2004 viel zu
früh verstorben ist.
                                                  – Schlechtere Vermarktungsmöglichkeiten;
Ausblick                                            ein Buch lässt sich einfach verkaufen, für
                                                    Software sind dafür recht komplexe Ver-
    Wie wird es weiter gehen mit der Flora von      marktungsstrukturen, z.B. für Updates, On-
Münster? Zunächst wird es selbstverständlich        line-Beratungen, Kopierlizenzen erforder-
noch einige Jahre dauern, bis der Datenbestand      lich; für die Flora von Münster liegen bereits
vollständig erhoben ist. Eine Fortschreibung        mehrere Kaufanfragen vor, daher wird zur
des Projektes ist daher noch nicht näher über-      Zeit geklärt, in welcher Form und ggf. zu
legt worden. Es wird jedoch sinnvoll sein, die      welchem Preis die Programme heraus gege-
Bestände der VIP-Arten in regelmäßigen (z.B.        ben werden können;
5-Jahres-Turnus) aufzusuchen und zu über-         – Hohe Vorkenntnisse/Expertenwissen erfor-
prüfen. Eine vollständige Neukartierung aller       derlich; für die Erarbeitung eines solchen
Arten wird sicher nicht in den nächsten zehn        Projektes sind selbstverständlich Program-
Jahren begonnen werden, da die Bearbeitung          mierkenntnisse erforderlich, die weit über
doch auch eine Menge ehrenamtliches Engage-         das übliche User-Wissen hinaus gehen; die
ment bindet.                                        Bearbeitung steht und fällt daher mit der
                                                    Bereitschaft geeigneter Mitarbeiter, sich eh-
Fazit: Vor- und Nachteile einer Online-Flora        renamtlich in einem solchen Projekt zu en-
                                                    gagieren.
   Zurück blickend auf fast vier Jahre Erfah-
rung mit der Flora von Münster lassen sich zu-        Insgesamt hat sich der Einsatz des Internets
sammenfassend folgende Vorteile einer Online-     für die Erstellung einer Flora von Münster sehr
Flora zusammen fassen:                            bewährt. Dieses Medium wird auch im Bereich
                                                  des ehrenamtlichen Naturschutzes in den näch-
– Sofortige Darstellung von Ergebnissen; die      sten Jahren stark an Bedeutung gewinnen und
  Aktualisierung der Datenbank und der Er-        sich in vielen Bereichen durchsetzen.
  gebnisdarstellung erfolgt unmittelbar nach
  Dateneingabe;                                   Literatur
– Erheblich geringere Kosten; für ein solches
  Projekt fallen in der Regel höchstens Miet-     BENKERT, D., FUKAREK, F., KORSCH, H. (1996): Verbreitungs-
  kosten für Webspace an, die erforderliche               atlas der Farn- und Blütenpflanzen Ostdeutsch-
                                                          lands. - 615 S., Fischer Jena
  Soft- und Hardware ist meist ohnehin            BERGMEIER, E. (1992): Dokumentation des Artenrückgangs
  schon vorhanden;                                        mittels floristischer Rasterkartierungen: Möglich-
– Erheblich vereinfachte Einbindung von Ex-               keiten und Grenzen. - NNA-Berichte 5: 20-23
  perten; mit einer online-Flora ist es schnell   FELDMANN, R., KRONSHAGE, A., SCHÜTZ, P. (2003): Wer er-
                                                          hebt Daten zu Flora und Fauna in Nordrhein-
  und unkompliziert möglich, beispielsweise               Westfalen? - LÖBF-Mitteilungen 4/2003: 15-20
  im Anschluss an eine Tagung ohne Zeitver-       HÄUPLER, H., SCHÖNFELDER, P. (1989): Atlas der Farn- und
  zug weiteren Experten über ein Passwort die             Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland. -
                                                          768 S., Ulmer Stuttgart
  Mitarbeit zu ermöglichen;
                                                  JUNG, K.-D. (1992): Flora des Stadtgebietes von Darmstadt:
– Vielzahl von Auswertungsmöglichkeiten;                  Ergebnisse einer Rasterkartierung. Bearbeitungs-
  die Datenbankstrukturen ermöglichen eine                stand 1992. - Bericht. Naturwissenschaftlicher Ver-
  Vielzahl von praktischen Auswertungsmög-                ein Darmstadt. Neue Folge 1992 Sonderband 572
                                                          S., Darmstadt
  lichkeiten, die eine koordinierte Bearbei-      KAISER, M.(2001): Verbreitungskarten im Internet als Ar-
  tung der Datenerfassung und sinnvolle Aus-              tenschutz-Instrument. - LÖBF-Mitteilungen 2/01:
  wertungen zu ermöglichen.                               75-79
THOMAS HÖVELMANN, Das Internet als Möglichkeit zur zeitnahen Präsentation von Rasterkartierungen                        17

KAPLAN, K., JAGEL, A. (1997): Atlas zur Flora der Kreise Bor-          Heimische Orchideen Baden-Württemberg 15 (1):
       ken, Coesfeld und Steinfurt. - Metelener Schriften-             1-10
       reihe für Naturschutz 7: 261 S.                          WEIGEND, M. (1995): Zur Flora von Weiden i. d. OPf.: Eine
KÖNIG, P. (2000): Floristische Rasterkartierungen im Raum              Untersuchung von Lokalverbreitungen anhand ei-
       Greifswald: Vorarbeiten zu einer „Flora von Greifs-             ner Feinrasterkartierung. - Berichte der Bayerischen
       wald und Umgebung“. - Botanischer Rundbrief für                 Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der hei-
       Mecklenburg-Vorpommern 2000: 47-64                              mischen Flora. Beiheft: 1-67
KÖPPEL, C., HIRNEISEN, N., KROUPA, A., RENNWALD, E.             WINK, M. (1995): Bio-Monitoring mittels Rasterkartierung:
       (2003): DFZS-Wanderfalterforschung – jetzt onli-                Zur Bestandsentwicklung der Brutvogelarten im
       ne; Aufruf zur Mitarbeit. - Atalanta 34 (1/2): 17-28            Rheinland zwischen 1976 und 1991. - Charadrius
Niedersächsisches Landesamt für Ökologie (NLÖ, 2001):                  31 (1): 72-81
       Arten brauchen Daten – Erfassung von Tier- und           WITTIG, R., POTT, R. (1981): Versuch einer Roten Liste der
       Pflanzenarten in Niedersachsen. - Informations-                 gefährdeten Höheren Wasserpflanzen der Westfäli-
       dienst Naturschutz Niedersachsen 5/2001, Hildes-                schen Bucht auf der Basis von Rasterkartierungen. -
       heim                                                            Natur- und Landschaftskunde in Westfalen 17 (2):
REINEKE, D. (1983): Der Nutzen von Punktrasterkarten für               35-40
       den Naturschutz. - Mitteilungsblatt. Arbeitskreis

Anschrift des Verfassers:
Dr. THOMAS HÖVELMANN, NABU Münster AG Botanik, Alter Milchhof 4, 48145 Münster
18   Pulsatilla, Heft 7, 2004
Pulsatilla, Heft 7, 2004, Seite 19-22

      HORST FREIBERG, Bonn

      Naturdetektive http://www.Naturdetektive.de –
      ein Multimediaprojekt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN)

    Das Multimediaprojekt Naturdetektive           Mit Lupe und Laptop auf Spurensuche
(Abb. 1) ist ein Beitrag des Bundesamtes für
Naturschutz (BfN) zum internationalen Über-            Die „Naturdetektive“ starten immer im
einkommen der Vereinten Nationen über die          Frühjahr – meist Anfang Februar – und schlie-
Biologische Vielfalt (engl.: Convention on Bio-    ßen Ende September oder Anfang Oktober. Mit
logical Diversity CBD). Die Naturdetektive sol-    Beginn des Frühlings spüren dann die Naturde-
len dazu beitragen, das Übereinkommen der          tektive in Wald und Feld, Hausgärten und
Biologischen Vielfalt bekannter und verständ-      Parks, Tümpeln und Teichen den Pflanzen und
licher zu machen. Eine Mischung aus Arten-         Tieren nach. Zur Ausrüstung zählen Lupe, Kä-
und Lebensraumbeobachtungen soll dabei             scher und Pflanzenpresse. Eins fehlt aber auch
unterstützen, nicht nur lokale, sondern auch       nicht: der Laptop oder der PC im Schulraum
weit darüber hinaus gehende Zusammenhänge          oder auch zu Hause. Denn alle Beobachtungen
sichtbar werden zu lassen.                         tragen die Naturdetektive über das Internet on-
                                                   line in eine Karte ein. Jedes Jahr können bis zu
Online mit der Natur                               zwölf Naturthemen bearbeitet werden: Von
                                                   Frühjahrsblühern über Ackerränder und Spu-
    Die Naturdetektive sind ein „Online-Mit-       ren der Waldarbeit zu gebietsfremden Pflan-
Mach-Projekt“. Ob Schüler, Naturschutzgrup-        zen- und Tierarten – spannende Themen, bei
pen, Schulklassen, Eltern mit ihren Kindern        denen detektivischer Spürsinn und eine gute
oder Großeltern mit ihren Enkeln, Natur-           Beobachtungsgabe schon gefordert werden. Zu
schutzgruppen oder auch Einzelpersonen: die        jedem Thema können die Naturdetektive onli-
Natur auf neuen Wegen erfahren, Unbekanntes        ne am PC „Themenbeiträge“ – sogenannte Re-
oder auch schon Vergessenes wieder entdecken,      porterseiten – eine Art eigener Zeitung – anle-
stehen im Vordergrund der „Naturdetektive“.        gen und beschreiben darin, was sie beobachtet
Erfahrungsaustausch und Kommunikation              haben – oder geben auch Tipps und Anregun-
über das in der Natur direkt Erlebte und die an-   gen zum Thema. Und wer kann, fügt auch
schließende Interaktion zwischen den Teilneh-      gleich noch ein oder mehrere digitale Bilder in
mern durch die Nutzung des Internet sollen ei-     seine „Zeitung“ ein. Das Multimediaprojekt ist
nen Weg anbieten, die Vielfalt unserer Natur       eine Fundgrube für alle Naturinteressierte, da
„begreifbarer“ zu machen.                          nicht nur die aktuellen Internetseiten angebo-
20                                                                                     Pulsatilla, Heft 7, 2004

ten werden, sondern es sind auch alle Seiten der             braucht wird. Wer seine Artenkenntnisse auf-
letzten sieben Jahre des Projektes im „Archiv“               frischen möchte, der ist z.B. beim Wochenwett-
abrufbar. Für die Schulen, aber natürlich auch               bewerb gut aufgehoben.
Naturschutzgruppen, bietet sich die Möglich-
keit, Fächer verbindend das Naturbeobach-                    Der „Wochenwettbewerb“
tungsprojekt für bestimmte Aufgaben zu nut-
zen. Begleitet wird das Projekt von einer Reihe                 Was blüht, fliegt, schwimmt und krabbelt
verschiedener Wettbewerbe, Aktionen – davon                  denn da?! Gute Frage – leichte Antwort?
einige auch, bei denen Englisch als Sprache ge-                 Na, schauen wir mal! Der Naturdetektiv-

Abb. 1: Die Startseite der Naturdetektive http://www.naturdetektive.de

Abb.2: Beispiel für eine Wochenfrage.
HORST FREIBERG: Naturdetektive http://www.Naturdetektive.de – ein Multimediaprojekt des BfN   21

Abb. 3: Ausschnitt aus dem Bilderwürfel „3aus9“

Abb. 4: Die Deutschlandkarte mit den Beobachtungen
22                                                                              Pulsatilla, Heft 7, 2004

Wochenwettbewerb (Abb. 2) beginnt jeden              Jahren 2002 bis 2004; oder der Storchenzug der
Montag ab Mittag gegen 12 Uhr und endet am           letzten sieben Jahre. Und es gab einmal die Ak-
darauf folgenden Montag wieder gegen 12 Uhr.         tion „Unsere Bäume“, bei der Laub- und Na-
    Jede Woche werden hier aktuelle Fotos von        delbäume an ihren Blättern zu erkennen waren.
Pflanzen oder auch Tieren aus der Umgebung
gezeigt – sie gilt es zu bestimmen! Aktualität ist   Das Kartenprogramm „NatGIS“
Trumpf. Wer hier aufmerksam durch seine Na-
tur wandert und genau hinschaut, der hat den             Die Naturdetektive nutzen ein besonderes
Wochenwettbewerb schon fast beantwortet.             Kartenprogramm, das NatGIS (Abb. 4). Wer
Denn die Bilder, die hier gezeigt werden, sind       bei den Naturdetektiven mit machen möchte,
nur wenige Tage alt – taufrisch, wenn man so         muss sich über das Internet anmelden. Mit ei-
möchte. D.h. sie haben alle einen ganz aktuellen     nem Passwort und einem Benutzernamen kann
Tagesbezug. Bei jedem Wochenwettbewerb gibt          man seine Beiträge und Beobachtungen auf ei-
es auch immer etwas zu gewinnen.                     ne Karte eintragen und für alle anderen Teil-
                                                     nehmer dadurch sichtbar machen.
„3 aus 9“                                                Das Kartenprogramm NatGIS wird über ein
                                                     Java-Programm aufgerufen. Wer die Kartenan-
    Online seine Artenkenntnis auffrischen?          imation nutzen möchte, muss zuerst das Java
Oder mal rasch im Klassenzimmer am PC oder           Run-Time Modul von der Firma SUN Systems
an der Leinwand erfragen, wer denn die 3 Früh-       installieren. Üblicherweise ist dieses Programm
jahrsblüher aus den 9 Bildern herauskennt?!          auf den meisten Rechnern bereits mit instal-
Das ist mit „3 aus 9“ möglich (Abb. 3). Auf          liert. Ab 2005 bieten die Naturdetektive auch
Knopfdruck werden 9 Bilder zusammen ge-              die Möglichkeit an, NatGIS offline zu nutzen.
stellt. 3 davon sind richtig.                        Damit bieten sich für alle Naturdetektive ganz
    Durch Anklicken der Bilder, werden die           spannende Arbeitsmöglichkeiten an. Nicht nur,
„richtigen“ Bilder ausgewählt. Per Knopfdruck        dass die Arbeit an den eigenen Reporterseiten –
erscheint die Lösung. Auf den richtigen Bildern      der eigenen Zeitung also – ganz ohne Online-
erscheint ein Häkchen mit dem Namen der              Verbindung dann möglich sein wird und der
Pflanze oder dem des Tieres. Es ist ganz einfach     Datenaustausch dann nur noch per Mausklick
– oder doch nicht? Mit „3 aus 9“ bieten die Na-      geschieht, sondern jeder, der NatGIS nutzt,
turdetektive einen Weg an, sich Artenkennt-          kann sogar eigene Themen anlegen und eigene
nisse im Team und im Wettbewerb spielerisch          Karten aus seiner Umgebung einscannen und
anzueignen.                                          in das Kartenprogramm als Hintergrundkarten
                                                     einladen.
Das Archiv – Altes wieder da!                            Auch in 2005 gehen die Naturdetektive wie-
                                                     der auf Spurensuche. Und wieder wird es etwas
    Das Projekt Naturdetektive bietet alle seine     Neues geben. Neben dem Offline Programm
bisherigen sieben Jahre mit allen Aktionen und       NatGIS, werden weitere interaktive Elemente
Wettbewerben in einem eigens dafür eingerich-        das Projekt bereichern, wie u. a. verschiedene
teten Archiv an. Hier sind alle Themen der letz-     Natur-Quiz Anwendungen und die 4-Bild-Re-
ten Jahre mit ihren Reporterseiten verfügbar.        porterseite. Darüber hinaus wird es auch einen
Hier sind auch die Beiträge über den „Mutatio-       internationalen Wettbewerb zur biologischen
nen“- und „Rot-Weiß-Wettbewerb“ nachles-             Vielfalt geben. Reinschauen lohnt sich also im-
bar; oder aber alle Wochenwettbewerbe aus den        mer!

Anschrift des Verfassers:
Dr. HORST FREIBERG, Bundesamt für Naturschutz, Konstantinstraße 110, 53179 Bonn
Pulsatilla, Heft 7, 2004, Seite 23-30

      DIRK ALBACH, ELMAR SCHMIDT, MARTINA UNGERS und GERNOT GÖBERT, Dormagen

      GIS-unterstützte Datenbank als Hilfe bei Schutz und Pflege
      von Kopfweiden

Einleitung                                           Pflanzen liegt in der vegetativen Vermehrung.
                                                     Jeder abgebrochene Ast kann bei ausreichender
    Kopfbäume sind ein typisches Element             Feuchtigkeit wieder ausschlagen und selbstän-
feuchter, grüner Niederungslandschaften. Diese       dig zu einem neuen Baum werden. Der Rhein
finden sich von der Normandie bis nach Russ-         war in den vergangenen 10.000 Jahren ein solch
land, von der Türkei bis nach Norddeutschland        dynamischer Fluss (SCHIRMER 1990). Besonders
(STAUDT 1991). Insbesondere am Niederrhein           stark hat der Rhein seinen Lauf immer wieder
gibt es ausgedehnte Landschaften mit Kopfbäu-        zwischen Dormagen und der südlichen Stadt-
men. Viele Tiere sind hier heimisch und auf die      grenze von Düsseldorf verändert (GLEBE 1990),
Kopfbäume angewiesen. Der Schutz und die             was man auch heute noch in Luftaufnahmen
Pflege von Kopfbäumen sind daher heutzutage          der Gegend erkennt. Erst durch den Menschen
eine der größten Aufgaben vieler Ortsgruppe          wurde der Rhein seiner freien Wahl des Fluss-
des NABU und anderer Naturschutzorganisa-            laufes beraubt, um die Siedlungen und land-
tionen. Ziel dieses Artikels ist es, Wege aufzu-     wirtschaftlichen Flächen zu schützen.
zeigen, wie diese Aufgaben mit der begrenzten            Nur noch selten findet man daher heute
Zeit und den geringen Finanzen der Ehrenämt-         größere Flächen natürlicher Weichholzaue.
ler effizienter gestaltet werden können.             Diese wurden schon vor Jahrhunderten groß-
    Die Bewirtschaftung insbesondere von Wei-        räumig abgeholzt und für Beweidung genutzt.
den als Kopfbäume ist eng verknüpft mit der          Für Äcker waren diese Böden früher zu nass. Ei-
Urbarmachung unserer Flusstäler. Die poten-          nige Bäume, insbesondere Silberweiden, wur-
zielle natürliche Vegetation dieser Flusstäler be-   den jedoch stehen gelassen und als Kopfbäume
steht aus ausgedehnten Weichholzauen, in de-         genutzt. Unter „Köpfen“ versteht man sowohl
nen die Silberweide (Salix alba) und die Bruch-      das Einkürzen des Stammes als auch das spätere
weide (Salix fragilis) dominieren. Jedoch sind       Schneiden der Äste vom Kopf. Der Kopf ent-
diese Auen an einem natürlichen Flusslauf kei-       steht nach und nach an der Schnittstelle in Fol-
ne beständigen Lebensräume, weil ein dynami-         ge des Wundheilungsprozesses. Das Holz der
scher Fluss häufig seinen Lauf ändert und dabei      Kopfbäume fand früher vielfach Verwendung
Teile des Auwaldes vernichtet. Ein Grund für         als Brennholz, Bauholz, Gerätestiel oder Flecht-
den enormen Erfolg von Weiden als Auwald-            werk. Viele dieser Verwendungen sind Jahrtau-
24                                                                                           Pulsatilla, Heft 7, 2004

sende alt und finden sich schon bei den ägypti-             men seine Nisthöhlen und Tagesverstecke fin-
schen Hochkulturen (STAUDT 1991). Auf den                   det. Das regelmäßige Schneiden erleichtert den
Kopfbaum-Weiden konnte ohne großen Flä-                     Befall des Baumes durch Pilze und Bakterien an
chenverlust die Weidefläche auch zur Holzge-                den Schnittstellen. Im weichen Holz der Wei-
winnung genutzt werden. Zusätzlich erhielt das              den kann sich Fäulnis leicht ausbreiten und
Vieh Schattenspender. Insbesondere am Rhein-                dem zu Folge bilden sich Höhlen, die von einer
ufer, aber auch an Wegen, wurden darüber hin-               Vielzahl von Tieren (Insekten wie Bienen und
aus Kopfweiden angepflanzt. Dieses ist durch                Wespen, Vögeln wie Meisen und dem Stein-
die leichte vegetative Vermehrung von Weiden                kauz, und Säugern wie dem Siebenschläfer) ge-
einfach möglich. Dadurch sind häufig die Kopf-              nutzt werden. Doch nicht nur für Höhlenbrü-
bäume entlang des Ufers und an Wegen gene-                  ter sind Weiden wichtig. TOPP et al. (2002)
tisch identisch. Es ist daher fraglich, ob im Ge-           zählten 129 Käferarten auf nur 7 Weidenarten,
biet der Stadt Dormagen überhaupt noch na-                  MÖLLER (2001) nennt sogar die Zahl von 550
türliche Überreste der Weichholzaue vorhan-                 Arten von Käfern auf Weidenarten für das
den sind. Wenn es überhaupt noch natürliche                 Land Brandenburg, wie z.B. die im Stammin-
Auen gibt, ist dies im Bereich des NSG „Zonser              neren als Larve lebenden Arten Weber- und
Grind“ der Fall.                                            Moschusbock. Auffallend ist gerade die hohe
                                                            Anzahl von Arten, die sich an das Leben auf
Lebensraum Kopfbaum                                         Weiden angepasst haben. Dazu gehört der
                                                            Blattkäfer Phratora vittelinae, Schmetterlinge
   Kopfbäume sind wichtige Lebensräume für                  wie der Weidenbohrer, Blattwespen und Gall-
eine Vielzahl von Tieren in unserer Landschaft              mücken, aber auch eine Vielzahl von Pilzarten
wie z.B. für den Steinkauz, der in diesen Bäu-              (HÖRANDL et al. 2002). Insgesamt sind es allein

Abb. 1 Landschaft bei Zons, ca. 1940. aus: BRAUTSCHACHT, E. (1949), Land am Niederrhein, Langewiesche Bücherei
DIRK ALBACH & al.: GIS-unterstützte Datenbank als Hilfe bei Schutz und Pflege von Kopfweiden       25

unter den Insekten 183 Spezialisten, die in Be-      bekannt. Meist werden die Bäume gepflegt, die
zug auf Ernährung, Fortpflanzung und Lebens-         deutlich in der Natur zu erkennen sind, die an
weise von der Weide abhängen (STAUDT 1991).          Standorten stehen, die häufig von Naturschüt-
Die vielen Raupen bieten auch zahlreichen Vö-        zern besucht werden (z.B. NSGs) und die ein-
geln genügend Nahrung. Das morsche Holz              fach mit einem Traktor zugänglich sind. Der
bietet aber nicht nur Tieren und Pilzen einen        Traktor ist notwendig, um das Schnittgut abzu-
wichtigen Lebensraum. Sogar Pflanzen finden          transportieren. Der Verbleib des Schnittgutes
hier Halt, um zu wachsen. Häufig tragen Vögel        ist ein weiteres Problem. Da heutzutage nicht
Samen in den Baum, weshalb man besonders             mehr so viel Schnittgut benötigt wird, muss
viele beeren-tragende Pflanzen wie Holunder,         man erfinderisch sein. Mögliche Verwendun-
Brombeere und Himbeere neben Brennnesseln            gen sind: Brennholz für den Kamin und An-
und anderen wind-verbreiteten Arten der Um-          pflanzung der Äste als Stecklinge als Hecken,
gebung dort findet.                                  bei Renaturierungsmaßnahmen, als Spielgerüs-
                                                     te (z.B. Iglus) auf Spielplätzen und auch privat.
Gefährdung der Kopfbäume                             Gehäckseltes Material kann unter Umständen
                                                     auch an Pferdeställe abgegeben werden. Ein
    Während früher Millionen von Kopfbäu-            weiteres Problem bei der Pflege von Kopfbäu-
men die Landschaft des Niederrheins bestimm-         men ist, dass es in vielen Gebieten noch so viele
ten (Abb. 1), hat insbesondere in der Zeit nach      Kopfbäume gibt, dass es einer Handvoll Natur-
dem 2. Weltkrieg in Folge der Mechanisierung         schützer unmöglich ist, alle Bäume zu pflegen.
der Landwirtschaft mit Flurbereinigung und           Neben diesen logistischen Schwierigkeiten gibt
Trockenlegung feuchter Wiesen die Zahl der           es noch rechtliche Probleme, da man für die
Kopfbäume drastisch abgenommen. Dazu                 Pflege der Kopfbäume vorher eine Genehmi-
kommt noch, dass heutzutage Weidenkörbe              gung des Eigentümers braucht. Meist geschieht
durch Plastiktüten ersetzt worden sind. Größe-       das in Form eines Gestattungs-Vertrages. Dazu
re Holzstücke finden noch Absatz als Kamin-          kommen finanzielle Probleme, da ein Traktor
holz, kleinere Äste in Hecken, Zäunen oder auf       mit Anhänger und Motorsägen meist Unterhalt
Spielplätzen. Durch das Schneiden der Weiden         oder Miete und Benzin kosten.
dringt Fäulnis in die Bäume und sorgt nicht nur          Bei all diesen Problemen sind die biologi-
für Höhlen, sondern macht den Baum auch              schen Probleme noch gar nicht berücksichtigt,
sehr empfindlich gegen Bruch. Fehlt der regel-       denn idealerweise sollte man sich überlegen,
mäßige Schnitt, wird das Gewicht des Kopfes          welche Bäume (z.B. solche mit Höhlen) Prio-
für den Stamm zu groß und er kann auseinan-          rität in der Pflege haben und wie häufig man die
der brechen. Wenngleich die Zahl der Kopfbäu-        Bäume pflegt. Gewöhnlich rechnet man mit ei-
me drastisch abgenommen hat, so gibt es den-         nem Intervall von 10 Jahren zwischen den Pfle-
noch landesweit noch viele Tausend. Allein im        geaktionen für einen ausgewachsenen Baum.
Kreis Kleve registriert man noch ca. 17.000          Bei jüngeren Bäumen sind die Äste alle 3-5 Jah-
Kopfbäume (Naturschutzzentrum im Kreis               re zu entfernen. Ist ein Baum jedoch bruchge-
Kleve e.V., 2003).                                   fährdet, kann ebenfalls ein häufigerer Schnitt
                                                     notwendig sein.
Probleme bei der Kopfbaum-Pflege durch den               Schließlich sollte man auf Grund des drasti-
ehrenamtlichen Naturschutz                           schen Rückgangs der Anzahl von Kopfbäumen
                                                     auch Neuanpflanzungen ins Auge fassen. Dafür
    Um den Rückgang der Kopfbäume aufzu-             müssen jedoch Flächen vorhanden sein und die
halten und ihre Lebensgemeinschaft zu schüt-         Ressourcen für die Pflege bestehen. Außerdem
zen, übernehmen heutzutage vor allem ehren-          muss man sich überlegen, welche Bäume man
amtliche Naturschützer die Aufgabe, Kopfbäu-         anpflanzt. Bei Anpflanzungen im Rahmen von
me zu schneiden. Dabei ergeben sich eine Reihe       Ausgleichsmaßnahmen großer Unternehmen
von Problemen. Diese sind vor allem logisti-         werden meist Pflanzen von Baumschulen ge-
scher Art. Zunächst sind nicht alle Standorte        nommen ohne Rücksicht darauf, um was für
26                                                                            Pulsatilla, Heft 7, 2004

Arten es sich handelt und ohne Rücksicht auf      steht in der Aufnahme und Markierung der Bäu-
den lokalen Genpool.                              me im Freiland. Jeder Baum wird mit einer Pla-
                                                  kette mit durchlaufender Nummerierung verse-
Geographische Informationssysteme (GIS) als       hen. Dies erlaubt die genaue Ansprache eines
Hilfe bei der Kopfbaum-Pflege                     einzelnen Kopfbaumes. Für die weitere Erfas-
                                                  sung der Bäume wurde ein Aufnahmebogen er-
    Um all diese Probleme in den Griff zu be-     stellt (Abb. 2). In diesem werden alle wichtigen
kommen und eine effiziente und effektive Pfle-    Daten zu jedem einzelnen Baum erfasst. Er um-
ge von Kopfbäumen zu garantieren, ist es vor-     fasst neben der Nummer des Baumes und seines
teilhaft, die Pflege mit Hilfe von EDV zu opti-   Standortes den Namen und die Telefonnummer
mieren. Mit Hilfe der EDV ist es möglich,         des Besitzers, um eine schnelle Erreichbarkeit
unterschiedliche Daten in interdisziplinären      des Eigentümers für Notfälle zu ermöglichen.
Fragestellungen simultan zu analysieren, was      Weiter werden die Art des Baumes und seine
auf analogem Weg nicht möglich wäre. Für sol-     Maße fest gehalten. Die Vitalität des Baumes gibt
che Probleme, die sich mit der Koordinierung      uns Auskunft darüber, wie gefährdet der Baum
verschiedener Daten der Umwelt auseinander        ist. Dies sagt noch nichts über die Art der Ge-
setzen, bedient man sich häufig geographischer    fährdung aus, die in den meisten Fällen nicht er-
Informationssysteme (GIS).                        kennbar ist. Sie kann jedoch in den Fällen, in de-
                                                  nen es sich um Feuer, Krankheit, Vandalismus
Was sind geographische Informationssysteme?       oder Verbuschung handelt, fest gehalten werden.
                                                  Die weiteren Punkte sind für die Pflege des Bau-
    Ein Informationssystem generell besteht aus   mes notwendig. Die Bruchgefahr entscheidet
den Komponenten der Aufnahme, Speiche-            über die Dringlichkeit der Pflege, wohingegen
rung, Verarbeitung und Wiedergabe von Daten       Angaben zum Astdurchmesser und das Pflege-
und Informationen (BILL & FRITSCH 1997). Ein      datum Auskunft darüber geben, wann eine rou-
GIS bezeichnet ein Informationssystem, in dem     tinemäßige Pflege wieder notwendig wird. Darü-
raumbezogene Daten digital erfasst, redigiert,    ber hinaus können noch weitere Angaben zur
gespeichert, reorganisiert, modelliert und ana-   Hochwassergefährdung gemacht werden. Dies
lysiert, sowie alpha-numerisch und graphisch      erlaubt es, hochwassergefährdete Bäume früh in
repräsentiert werden (BILL & FRITSCH 1997).       der Pflegesaison von November bis Ende Febru-
Die Daten können dabei verschiedensten räum-      ar zu schneiden, wenn noch kein Winterhoch-
lich darstellbaren Ursprungs sein. So können      wasser zu erwarten ist. Die Angaben zu Epiphy-
die Daten das Vorkommen von Kopfbäumen,           ten und Bruthöhlen schließlich sagen etwas über
von Siedlungen, Flüssen und Naturschutzgebie-     die Bedeutung des Baumes für den Lebensraum
ten umfassen. Sie können momentane Ereig-         Kopfbaum-Weide aus. Da jedoch fast jeder
nisse im Raum darstellen wie den letzte Pflege-   Baum ein einmaliges Individuum ist, muss man
schnitt. Es können aber auch klimatologische      auch noch Platz für weitere Kommentare lassen.
oder topographische Daten sein. Im Bereich des    Dieser Aufnahmebogen unterscheidet sich in ei-
Naturschutzes spielen geographische Informa-      nigen Punkten von dem, der im Kreis Herford
tionssysteme insbesondere bei der Biotop- und     verwendet wird (www.bshf.de). Dies kann regio-
Artenschutzkartierung (siehe z.B. Projekte in     nale Gründe haben, darauf beruhen, dass die
Münster und Hamburg, die ebenfalls in diesem      Pflege anders organisiert wird, oder andere
Band beschrieben sind), weniger jedoch beim       Interessen und Erfahrungen bestehen.
Biotop- und Arten-Management eine Rolle.               Die so aufgenommenen Daten werden dann
                                                  in eine Datenbank (z.B. MS-ACCESS) eingege-
Die Aufnahme der Daten in die Kopfbaum-           ben. Die Eingabe-Maske der Datenbank ist da-
Datenbank                                         bei identisch mit dem Aufnahmebogen. Diese
                                                  Daten stehen dann für die weitere Verarbeitung
   Der größte zeitliche Aufwand bei der Erstel-   zur Verfügung. Ein wichtiger Vorteil einer Da-
lung des Kopfbaum-Informationssystems be-         tenbank ist, dass sie ständig aktualisiert werden
DIRK ALBACH & al.: GIS-unterstützte Datenbank als Hilfe bei Schutz und Pflege von Kopfweiden   27

Abb. 2: Erfassungsbogen und Eingabemaske des Dormagener Kopfweiden-Informationssystems
28                                                                                Pulsatilla, Heft 7, 2004

kann, aber auch muss. Diese Aktualisierung            Die Kopfbaum-Informationssysteme der Bio-
sollte nicht nur nach der Pflege erfolgen, son-       logischen Station Ravensberg und des NABU
dern auch wenn Beschädigungen oder sonstige           Dormagen
Veränderungen am Baum fest gestellt werden,
wie auch bei Eigentümerwechsel.                           Bereits seit 1997 gibt es an der Biologischen
                                                      Station Ravensberg, Kreis Herford (NRW), ein
Verarbeitung der Daten                                Kopfbaum-Informationssystem (NOTTMEYER-
                                                      LINDEN et al. 2000 und www.bshf.de). In der
     Im geographischen Informationssystem             Datenbank der Biologischen Station sind der-
werden die Daten der Datenbank dann raum-             zeit 5.433 Bäume an 377 Standorten erfasst, von
bezogen ausgewertet. Das heißt in den meisten         denen 1.806 Bäumen an 138 Standorten im
Fällen, dass sie gemeinsam auf eine Karte proji-      Pflegeplan enthalten sind (www.bshf.de; Stand
ziert werden. Sie können aber auch in Tabellen-       November 2003). Die Pflege dieser Bäume wird
form ausgewertet werden. Im Fall des Kopfwei-         von den unterschiedlichsten Gruppen durchge-
den-Informationssystems bietet sich die Pro-          führt. 20% werden durch die Eigentümer selbst
jektion auf eine lokale Karte oder auf Luftauf-       gepflegt, 13% durch Ehrenämtler, 14% durch
nahmen an. Luftaufnahmen sind meist bei den           die Kommune und 29% durch die Biologische
Unteren Landschaftsbehörden und Biologi-              Station plus Ehrenämtler (NOTTMEYER-LINDEN
schen Stationen vorhanden und sind bei Pro-           et al. 2000). Für 25% ist die Pflege unklar. Sie
jekten, die in Zusammenarbeit mit diesen Insti-       werden vermutlich gar nicht gepflegt.
tutionen durchgeführt werden, verwendbar. Es              Das Kopfbaum-Informationssystem des
ist jedoch auf Grund des Lizenzvertrages dieser       NABU Dormagen befindet sich dagegen noch
Institutionen in der Regel nicht erlaubt, die         im Aufbau und startete 2003. Gegenwärtig sind
Luftaufnahmen zu vervielfältigen.                     370 Bäume markiert und erfasst. Wir können
                                                      jedoch von etwa 800 bis1000 Bäumen im Stadt-
Analyse der Daten für eine bessere Pflege und         gebiet von Dormagen ausgehen. Die Pflege wird
Verwaltung                                            zum überwiegenden Teil durch den NABU
                                                      Dormagen durchgeführt. Pflegeeinsätze der
     Ein wichtiger Vorteil eines GIS ist die Visua-   Stadt sind selten. In der vergangenen Pflegesai-
lisierung der Daten. So kann man sich auf einer       son 2002/3 hat der NABU Dormagen ca. 100
Karte besser über die Verbreitung von Kopf-           Bäume an 16 Tagen mit 6-32 Helfern in 1.320
bäumen klar werden. Dies kann dazu führen,            Mann ~ Stunden gepflegt.
dass man Orte findet, an denen man vielleicht
bisher Kopfbäume übersehen hat. Besonders             Analyse der Daten als Anreiz für die weitere
wichtig ist außerdem die Verknüpfung der Da-          Erforschung der Kopfbaumbestände - der ge-
ten zum Vorkommen von Kopfbäumen mit an-              netische Fingerabdruck zur Bestimmung der
deren Informationen wie Hochwassergefähr-             lokalen Genotypen
dung oder Vandalismus. So lassen sich Bedro-
hungen für die Kopfweiden besser orten.                  Im Bereich der Stadt Dormagen kommen
     Die Karten sind für eine Vielzahl von Gele-      neun Weidenarten vor. Neben Salix alba (Sil-
genheiten verwendbar. Helfern bei der Kopf-           berweide) und S. fragilis (Bruchweide) in den
weidenpflege kann man einfach baumgenaue              Weichholzauen, kommen S. viminalis (Korb-
Karten zur Anfahrt an die Hand geben. Für Be-         weide), S. purpurea (Purpurweide) und S. trian-
hörden lassen sich Karten ausdrucken, mit de-         dra (Mandelweide) in den ufernahen Weiden-
nen man die Genehmigung der Pflege oder den           gebüschen vor. Dabei sind besonders S. alba
Antrag auf finanzielle Unterstützung eindrück-        und S. fragilis und deren Hybrid schwer zu
lich unterstützt. Grundstücksbesitzer kann man        unterscheiden. Darüber hinaus sind in der Ver-
mit solchen Karten darüber informieren, wel-          gangenheit viele Zuchtformen neu angepflanzt
che Bäume man gedenkt, in der nächsten Pfle-          worden, die die Vielfalt der Weiden im Gebiet
gesaison zu schneiden.                                noch erhöht haben. Es stellt sich dabei die Fra-
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