Rundbrief 2019 NABU Holzminden - Für Mensch und Natur
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Impressum © 2019, NABU Holzminden Naturschutzbund Deutschland (NABU) Kreisgruppe Holzminden e.V. Oberbachstraße 47, 37603 Holzminden Telefon: (05531) 700 432 E-Mail: info@NABU-Holzminden.de Internet: www.NABU-Holzminden.de Spendenkonto: Braunschweigische Landessparkasse BIC: NOLA DE 2HXXX IBAN: DE13 2505 0000 0027 6400 10 Spenden sind steuerlich absetzbar. Gestaltung Stefanie Beyer, Bodenwerder Aus sprachlichen Gründen wird auf die Differenzierung von weiblicher und männlicher Schreibweise weitgehend ver- zichtet. Druck Auflage: 1.500 Gemeindebriefdruckerei, Groß Oesingen Bezug Den Rundbrief erhalten Sie im NABU-Umweltladen, Oberbachstraße 47, 37603 Holzminden. Titelfoto Lenne (S. Beyer)
Liebe Leserinnen und Leser, Natur verschwindet?! Eine Aussage, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung und auch an Brisanz gewinnt: Flächenverlust durch Straßenbau, Industriebauten und privaten Wohn- raum; Umgestaltung von Gärten in pf legeleichte „Stein“gärten, Be- seitigung von Straßenbegleitgrün; Versiegelung von Flächen, auch im privaten Bereich; Rückgang der Insektenpopulation durch Einsatz von Pestiziden im privaten wie gewerblichen Bereich, aber auch von Laub- saugern… Was kann eine Gruppe wie der NABU Holzminden dagegen tun? Da ist zum einen die Förderung von ökologischem Verhalten, indem wir uns an geeigneten Veranstaltungen beteiligen und in unserer Natur- Erfahrungs-Stätte NEST insbesondere Kinder und Jugendliche für ökolo- gisches Verhalten sensibilisieren. Zum anderen sind der Schutz von Lebewesen, etwa Fledermäusen, und das Bewahren von Biotopen Schwerpunkte der Arbeit des NABU. Dazu finden Sie hier im Rundbrief u.a. Berichte über Igel, Mauersegler, das Projekt Schwalben willkommen und das neue Amphibienschutzprojekt LIFE BOVAR. Wahrnehmen von Mitspracherechten bei Projekten im öffentlichen und gewerblichen Bereich, z.B. bei Straßenneubau oder Veränderung von Emissionen. Nicht unwichtig ist auch die Vernetzung des NABU Holzminden mit anderen NABU-Gruppen innerhalb der Regionalgeschäftsstelle Weser- bergland. Zur besseren internen Vernetzung möchten wir Ihnen gern zukünftig ein paar Mal im Jahr Informationen per E-Mail, etwa zu Terminen, zukommen lassen, wie hier im Rundbrief näher beschrieben. Und auf keinen Fall sollte vergessen werden: In 2019 wird der NABU Holzminden 40 Jahre! Helmut Roth 1
Inhalt 40 Jahre NABU Holzminden .......................................................................3 Die Feldlerche – Vogel des Jahres 2019 ...................................................12 Natur des Jahres 2019 ...............................................................................14 Amphibienwanderung – helfende Hände gesucht! ................................29 LIFE BOVAR – großes Amphibienschutzprojekt des NABU Niedersachsen gestartet ...31 Igel im Garten ...........................................................................................33 NABU zu Gast in der Hagentorschule Stadtoldendorf ...........................35 „Seht die Vögel unter dem Himmel“ .......................................................37 Schwalben willkommen im Landkreis Holzminden ..............................40 Gelungene Schutzmaßnahmen für Wasseramsel und Steinkauz .........42 NABU fordert Agrarwende – Neue Agrarpolitik jetzt! ...........................44 NABU-Informationen per E-Mail ..............................................................46 Neues aus dem NABU-Umweltladen ........................................................47 Ehrung für 30 Jahre Mitgliedschaft im NABU Holzminden ..................50 Kurz notiert ...............................................................................................51 Einladung zur Mitgliederversammlung ..................................................54 Kassenbericht für das Jahr 2018 ..............................................................55 Ansprechpartnerinnen und -partner bei speziellen Fragen ...................56 NABU Holzminden – Vorstand und Beirat ..............................................59 Beitrittsformular .......................................................................................60 2
40 Jahre NABU Holzminden Seit ihrer Gründung 1979 beschäf- punkt ist die Umweltbildung mit tigt sich die Kreisgruppe mit drei Angeboten für Groß und Klein sich überschneidenden Aufgaben- in der Natur-Erfahrungs-STätte bereichen: (NEST) oder im Veranstaltungs- programm mit Natur-Erlebnis- Artenschutz: Schutzmaßnahmen Aktionen, mit Vorträgen zu für Uhu, Schleiereule, Steinkauz, aktuellen Naturschutzthemen Wanderfalke, Turmfalke, Dohle, und mit Exkursionen. Und seit Weißstorch, Wasseramsel, Eis- 2008 gibt es eine Gruppe der vogel, Schwalben, Mauersegler, Naturschutzjugend NAJU. Großen höhlenbrütende Singvögel, Fleder- Zuspruch hat der UmWeltladen in maus, Haselmaus, Igel, Amphi- Holzmindens Innenstadt, den der bien, Reptilien, Wespen, Hornisse, NABU gemeinsam mit dem Verein Wildbienen, Schmetterlingen Weltladen betreibt. Biotopschutz: Sicherung und Alle Aktivitäten der Kreisgruppe Pf lege ökologisch wertvoller und werden von ehrenamtlich täti- bedrohter Flächen durch Kauf gen Mitgliedern „gemanagt“, von oder Pacht. Zurzeit werden 29 denen einige mit NABU-Ehren- Gebiete mit rund 120 ha betreut. nadeln ausgezeichnet wurden Ein Schwerpunkt ist die Renatur- oder Umweltschutzpreise des ierung der Weseraue. Dieses Landkreises bekommen haben. Projekt wurde als sogenanntes 2008 wurde dem NABU Holz- Leuchtturmprojekt des NABU an- minden die höchste Auszeich- lässlich der UN-Artenschutzkonfe- nung des Bundesverbandes, die renz in Bonn vorgestellt. Lina-Hähnle-Medaille, als Gruppe des Jahres verliehen. Öffentlichkeitsarbeit: Über alle Aktivitäten der Kreisgruppe wird Der Blick auf die bisherigen regelmäßig in der Presse berich- 1. Vorsitzenden bzw. Vorstands- tet. Darüber hinaus werden im sprecher macht die Kontinuität Rahmen der Verbandsbeteiligung der Kreisgruppe deutlich: naturschutzfachliche Stellung- 1979 bis 1985 Dieter Koenig nahmen erarbeitet. Außerdem 1985 bis 1997 Ulrich Frischgesell wird der amtliche Naturschutz 1997 bis 2005 Stefan Jacob durch Mitarbeit z.B. in Erfassungs- 2005 bis 2011 Ulrich Frischgesell programmen oder durch Beratung 2011 bis 2013 Stefan Jacob unterstützt. Ein weiterer Schwer- Seit 2013 Tanja Frischgesell 3
Eine ausführliche Chronik und Ÿ Schutzmaßnahmen für Stein- eine Kurzfassung sind im Internet kauz, Schleiereule, Wasser- unter www.NABU-Holzminden.de amsel, Eisvogel, Kleinvögel zu finden. Hier einige wichtige Ÿ erstes Weidenschneiteln Ereignisse der letzten 40 Jahre: Ÿ Ausstellung in drei Banken 1979 1981 Ÿ Gründung der Kreisgruppe Ÿ Bau von Volieren für die Zucht Holzminden im Deutschen von Steinkäuzen und Schleier- Bund für Vogelschutz (DBV) eulen Ÿ Ersteigerung des „Pöttcher Ÿ Fortsetzung der Uhu-Zucht und Grund“ und Anpachtung der -Auswilderung der ersten Flächen Ÿ Betreuung der ehemaligen Klär- Ÿ Bau und Anbringung von teiche Holzminden Kästen für Schleiereulen und Wasseramseln Ÿ Biotopgestaltung im „Pöttcher Grund“ Ÿ Erstellung von Rundbriefen mit Veranstaltungsprogramm 1982 Ÿ Zum Jahresende hat die Kreis- Ÿ Fragenkatalog an die örtlichen gruppe etwa 100 Mitglieder Kandidaten für die Landtags- wahl 1980 Ÿ Kauf der Fläche „Petersilien- Ÿ Erste Krötenschutzaktion (vor placken im Hülsebruch“ Heinsen) Ÿ Werbeaktion mit Probe-Exemp- laren der DBV-Zeitschrift „Wir und die Vögel“ in Arztpraxen Ÿ Fotowettbewerb „Unsere Natur – mit der Kamera beobachtet“ 1983 Ÿ Eigentumsf läche „Pöttcher Grund“ bei Hunzen wird Natur- schutzgebiet Ÿ Kauf der Fläche „Burgberg- Südhang“ Ÿ Bildung einer DBV-Jugend- gruppe in Eschershausen Foto: Lenne-Exkursion ca. 1980 (NABU Holzminden) 4
1984 Ÿ DBV-Werbeprospekt mit einge- legter Beitrittserklärung Ÿ Gründung einer DBV-Jugend- gruppe in Holzminden 1985 Ÿ Einrichtung einer Geschäfts- stelle im „Severinschen Haus“ in Holzminden, Halbmondstr. 9 Ÿ Stellungnahme gegen eine ge- plante Mülldeponie bei Stadt- oldendorf Foto: Aufbau des Krötenzaunes vor Stadtoldendorf Anfang der 1980er Jahre 1986 (NABU Holzminden) Ÿ Ausführliche Stellungnahme zum Entwurf des Regionalen 1989 Raumordnungsprogramms Ÿ Ausstellung zum 10-jährigen Ÿ Podiumsdiskussion „Fragen Bestehen der Kreisgruppe zum Natur- und Umweltschutz Ÿ Wochenendseminar auf NABU im Landkreis Holzminden“ mit Gut Sunder mit Ratsherren der Politikern vor 150 Besuchern Samtgemeinde Bodenwerder anlässlich der Kommunalwahl Ÿ Gemeinsame Aktionen von BUND, BSL und DBV wegen 1987 trockengefallener Lenne und Ÿ Wochenendseminar der Kreis- ausgetrocknetem Lonaubach volkshochschule „Rettet die Ÿ Die Mitgliederversammlung Bäche“ von BUND und DBV beschließt eine Satzung, das Ÿ gemeinsame DBV-/BUND- Finanzamt erkennt die Gemein- Jugendgruppe nützigkeit an Ÿ Einstellung eines wissenschaft- lichen und eines pädagogischen 1990 Mitarbeiters für 2 Jahre Ÿ Namensänderung in „Natur- schutzbund Deutschland 1988 (NABU)“ Ÿ Neues Werbefaltblatt der DBV- Ÿ Neue Geschäftsstelle in Holz- Kreisgruppe minden, Uferstraße 10 Ÿ Zum Jahresende hat die Kreis- Ÿ Ausstellung in mehreren gruppe etwa 320 Mitglieder Banken 5
Ÿ Gespräche mit Umweltministe- rium, Bezirksregierung, Land- kreis und Verbänden über die Einrichtung einer Naturschutz- station Ÿ Diskussion mit dem „Arbeits- kreis Junge Landwirte“, BUND Hameln und NABU Holzminden 1993 Ÿ Kauf und Gestaltung der „Kiesabgrabung Heinsen“ im Rahmen des Erprobungs- und Foto: Vorstands- und Beiratsmitglieder 1989 Entwicklungsvorhabens Auen- (NABU Holzminden) renaturierung in der Ober- weserniederung Ÿ Einstellung einer Dipl. Biologin zur Beratung in Natur- u. Um- 1994 weltschutzfragen für 2 Jahre Ÿ Kauf und Gestaltung der Ÿ Mehrwöchiges Greifvogel- Flächen „Hellegrabenmündung/ seminars in der Grundschule Mönchewerder“ im Rahmen der Eschershausen Weserauenprojektes Ÿ Exkursion ins Ilse-Tal mit dem Ÿ Übertragung der Trafostation Naturschutzbeauftragten von Kirchbrak als künftiges „Tier- Wernigerode (DDR) hotel“ 1991 1995 Ÿ Gründung von unselbständigen Ÿ Neue Geschäftsstelle und Ortsgruppen in Bodenwerder, NABU-Umwelt-Laden am Markt Eschershausen, Polle und Stadt- in Holzminden, gemeinsam mit oldendorf Dritte-Welt-Laden Ÿ 2. semiprofessionelle 1992 Mitglieder werbung bringt in Ÿ Neues Werbefaltblatt „Natur- 3 Wochen 520 neue Mitglieder schutz vor der Haustür“ (jetzt rd. 1.300) Ÿ Mitgliederwerbung durch öster- Ÿ Verhinderung des Projektes reichische Studenten erhöht „Homeworld“ (Fertigbau- die Mitgliederzahl von 656 auf musterhäuser) auf der Domäne 1.006 Heidbrink 6
Ÿ Teilnahme am 1. Öko-Herbst- bilden „Arbeitskreis anerkann- markt in Bevern ter Naturschutzverbände“ Ÿ Naturgartenwettbewerb mit 50 1996 Teilnehmern Ÿ Fledermaus-Workshop in Forst Ÿ Schenkung eines Gartengrund- 1998 stückes auf der Horst in Holz- Ÿ Fledermaus-Workshop in Polle minden; erste Pläne für eine Ÿ Entdeckung des Schwarzen Umweltbildungsstätte Moorbläulings in der Weseraue Ÿ Übernahme des Naturschutz- 1997 gebietes „Kleyberg“ bei Vor- Ÿ Aktion „Spechtbaum-Markie- wohle rung“ Ÿ Förderung einer Natur-Er- Ÿ Initiierung der KORKampagne fahrungs-Stätte (NEST) durch im Landkreis Holzminden BINGO-Lotto Ÿ NABU, BUND, BSL und SDW Neue Perspektiven entdecken. Mit Büchern aus dem)$ 0) "+.#+ &*)1!))!$+&",!"%%-$+$& '))&""++,&*)*%+()' )%%& )*,!&",&*"%)$ $$)*!"%)+) '$.%"&& /2&,& *."+& %'%" ' ) ---%"+.#+ 7
2001 Ÿ Landkreis Holzminden gründet Naturschutzstiftung, NABU ist im Kuratorium vertreten Ÿ Ausstellung „Bäume in Dorf und Stadt“ gemeinsam mit BUND und BSL 2002 Ÿ Einweihung der Beobachtungs- hütte bei Heinsen mit zahl- reichen Ehrengästen Foto: Schaffung von Flachwasserzonen Kiessee Ÿ Fledermauserfassungen u.a. in Heinsen 1993 Golmbach, Warbsen und Grave (NABU Holzminden) 2003 Ÿ Erster Internetauftritt der Kreis- Ÿ Fernsehberichte über Hor- gruppe nissenumsiedlung & Fleder- Ÿ Stellungnahme gegen den Bau mausexkursion eines Golfplatzes im Solling Ÿ NABU-Reise nach Polen (Bialo- wieza, Biebrza, Narew) 1999 Ÿ Stellungnahme zum Regiona- 2004 len Raumordnungsprogramm Ÿ Der Landkreis kauft 10 ha am (RROP) Heidbrink und überlässt sie Ÿ Vorschläge für FFH-Gebiete dem NABU zur Renaturierung (Flora-Fauna-Habitate) Ÿ Jubiläumsveranstaltung und Ÿ Neues Faltblatt der Kreisgruppe NEST-Einweihung mit Um- weltminister, Landrat, Bürger- 2000 meister und vielen Gästen Ÿ Kartierung zum Rotmilan-Vor- Ÿ Teilnahme am „Tag der Nieder- kommen sachsen“ mit dem Fledermaus- Ÿ Gründung einer AG Fleder- zelt des Landesverbandes mausschutz und Start des jähr- lichen Mausohr-Monitorings 2005 Ÿ Vorstellung des Baumführers Ÿ Neue Satzung (neu u.a. bis zu „Mein Freund, der Baum“ fünf gleichberechtigte Vor- standsmitglieder) 8
Ÿ Grauspechterfassung Ÿ 4-tägige Sicherheitsschulung Ÿ Meldung von Betreuungs- für sechs Biotopschützer f lächen für EU-Flächenprämie Ÿ Überlegungen zur Aktiven- Ÿ Umzug von Geschäftsstelle und gewinnung; neuer Flyer „NABU UmWeltladen in die Oberbach- Mitmach-Börse“ straße 47, Holzminden Ÿ Präsentation „Weserauen- Ÿ Fledermausausstellung in der renaturierung“ als sog. Leucht- Kreisverwaltung turmprojekt anlässlich der UN- Artenschutzkonferenz in Bonn Ÿ Landesvertreterversammlung in Holzminden (Gäste u.a. Ÿ Verleihung der Lina-Hähnle- MP Wulff, MU Sander, Land- Medaille als NABU-Gruppe des rat Waske, Bürgermeister Dr. Jahres Bönig und NABU-Präsident Olaf Ÿ Gründung der Naturschutz- Tschimpke) jugendgruppe NAJU 2006 2009 Ÿ Fischereipachtvertrag für die Ÿ Jahreshauptversammlung mit Kiesgrube Heinsen Landesvorsitzendem zum 30jäh- Ÿ NEST-Werbebriefe an alle rigen Jubiläum und erstmals Kindertagesstätten und Grund- mit Ehrung langjähriger Mit- schulen glieder Ÿ Pressetermin und Vortrag mit 2007 NABU-Wolfexperte Markus Ÿ Kauf einer Streuobstwiese und Bathen Projektstart „NEST-Erweiterung und Betreuung durch eine Jugendgruppe“ Ÿ Neues Faltblatt über den NABU Holzminden (4. Auf lage) 2008 Ÿ NABU-Lehrgang „Wespen/Hor- nissen“ gemeinsam mit UNB für Feuerwehren und Ordnungs- ämter Ÿ Pf lanzaktion „Klimawald“ ge- meinsam mit Landesforst und NABU Landesverband Foto: Familienfest im NEST 1999 (NABU Holzminden) 9
Ÿ Stellungnahme zum geplanten Ÿ Anbringen von Mauersegler- Ziegenprojekt Heidbrink kästen an Stadtverwaltung und Karlschule Holzminden sowie 2010 an der Klosterkirche Kemnade Ÿ Erdarbeiten auf der Fläche Ÿ Auszeichnung schwalben- „Weseraue am Heidbrink“ zur freundlicher Häuser Optimierung der Renaturierung Ÿ Besuch des Landesvorsitzen- Ÿ „Natur sportlich erleben“ - den beim NABU Holzminden Gemeinsame Aktion mit dem und Regionaltreffen im MGH Kanu-Klub Eschershausen Ÿ Dr.-Fedor-C.-Strahl-Jugendnatur- schutzpreis an die NAJU Holz- 2014 minden Ÿ Projekt „Schwalben willkom- men“: Vergabe von Kunst- 2011 nestern und Plaketten Ÿ Kauf „Dasper Steinbruch“ Ÿ Gespräche über Aktion „Lebens- Ÿ Eigentumsübertrag der „Holz- raum Kirchturm“ mit Kirchen- bergwiesen“ an NABU-Stiftung vorständen „Nationales Naturerbe“ Ÿ mehrere Vorträge über Wespen Ÿ Stellungnahme gegen die ge- und Hornissen planten Hähnchenmastställe bei Lüerdissen 2015 Ÿ Erfolgreiche Brut eines Weiß- 2012 storchpaares in Boffzen Ÿ Anbringen von Mauersegler- Ÿ Sicherung des neuen Schutz- kästen an der Lutherkirche gebietes „Steinbruch Stadt- Holzminden oldendorf“ Ÿ Autorenlesung mit Axel Ÿ Erörterungstermin „Hähnchen- Roschen („Mausohrnächte“) mastanlage bei Lüerdissen“ Ÿ Gründung einer Naturfoto-AG Ÿ Eröffnung der Regional- geschäftsstelle Weserbergland 2013 in Rinteln Ÿ Einbau von Dohlenkästen und Ÿ Neues Werbefaltblatt der Kreis- einer Kamera im Turmfalken- gruppe kasten im Turm der Luther- Ÿ 8. semiprofessionelle kirche Holzminden und Über- Mitglieder werbung bringt 369 gabe der Plakette „Lebensraum neue Mitglieder (Stand am Kirchturm“ Jahresende: 1.649) 10
2016 Ÿ Neue Plattform für das Ÿ Anbringen von Mauersegler- Storchennest in Boffzen kästen an der Kirche Wangeln- stedt 2018 Ÿ Feuersalamander-Zählungen Ÿ Kooperationsvereinbarung mit im Hooptal, in Rühle und am dem Projektbüro „Kooperativer Heiligenberg Naturschutz im Naturpark Solling-Vogler“ Ÿ Erörterungstermin zur ge- planten Erweiterung der Ent- Ÿ Sturmschäden im NEST, im sorgungsanlage Lüthorst Steinbruch Stadtoldendorf und am Mönchewerder 2017 Ÿ Schenkung einer Kalk-Mager- Ÿ Anbringen von Mauersegler- rasenf läche bei Reileifzen und Sperlingskästen in Stadt- Ÿ Gründung einer NEST-AG oldendorf Ÿ Ornithologische Erfassung am Autor: Ulrich Frischgesell Wilmeröder Berg Ÿ Anschreiben an alle relevan- ten Betriebe betr. Schutz von Schwalbennestern 11
Die Feldlerche – Vogel des Jahres 2019 Ursprünglich ein Bewohner baum- In kleinen Trupps kommen loser Steppen, ist die Feldlerche die Feldlerchen aus der Über- (Alauda arvensis) erst nach dem winterung im Mittelmeerraum Ende der großen Rodungen von zurück und beginnen im zeitigen ausgedehnten Waldf lächen (als Frühjahr zu singen. Die Paar- der Mensch sesshaft wurde und bindung erfolgt schnell. Ackerbau betrieb) in Mitteleuropa eingewandert. Feldlerchen sind kräftig gebaute Kleinvögel von 16 bis 18 cm Länge Der Gesang des Jahresvogels mit und erscheinen robust und rund- weit hörbaren und fast ausschließ- bäuchig. Unscheinbar tarngefärbt lich im Flug vorgetragenen Ge- in beige-braunen Tönen und auf sangsstrophen hat die Menschen dem Kopf eine Besonderheit: Eine schon immer fasziniert. Dabei kleine und bewegliche Feder- steigt die sing-f liegende Lerche haube, die bei der Balz und bei auf und singt dann hoch am Him- Gefahr aufgestellt wird. mel und reiht ihre trillernden, wirbelnden und zirpenden Stro- Feldlerchen sind Bodenbrüter. phen pausenlos aneinander. In der Das Nest liegt versteckt in der Regel befindet sich das unschein- Vegetation. Es besteht aus Gras bare Bodennest direkt unterhalb und trockenen Pf lanzen, ausge- des höchsten Punktes des Sing- polstert mit Tierhaaren. In der f luges! Regel gibt es zwei Jahresbruten zwischen April und Juli. Die 4-5 Eier sind graugelb und fein-braun gef leckt. Das Weibchen allein brütet 14 Tage. Nach 14 Tagen verlassen die Jungen das Nest und können nach 3 Wochen f liegen. Ihre natürlichen Feinde sind Greif- und Rabenvögel, Fuchs und Wild- schwein, schlechtes Wetter und wildernde Hauskatzen! Die ursprünglichen Steppenvö- gel sind typische Kleinvögel der strukturreichen Feldf lur, sind je- Foto: Feldlerche (S. Beyer) doch durch die Intensivierung der 12
Landwirtschaft immer stärker ge- schwunden. Aus vielen Gebieten fährdet. Bereits 1998 riefen NABU Deutschlands wurde die Feld- und LBV (Landesbund für Vogel- lerche bereits völlig verdrängt. schutz in Bayern) die Feldlerche Das gilt ebenso für das übrige zum Vogel des Jahres aus. Eine Europa, Russland und Asien. Ihr Verbesserung der Lebensbedingun- Lebensraum wird immer mehr gen für die Feldlerche erfolgte bis zerstört! heute nicht – im Gegenteil! Bereits 1998, als im Holzmindener Heute, 20 Jahre später, sind die NABU-Rundbrief über die Feld- Bestände teilweise um 90% der lerche berichtet wurde, gab es ursprünglichen Bestände zurück- nichts Gutes zu berichten: „... gegangen! lntensivkulturen mit Das Schicksal der Feldlerche Mais und Raps, fehlende Brach- steht für viele gefährdete Arten f lächen, Unmengen an Gülle der Feldf lur. Die Bestände sind und Pestiziden haben die Land- in den letzten Jahren drastisch schaft verändert und Feldvögeln zurückgegangen...“. Davon ist zunehmend den Lebensraum 2019 nichts, aber auch gar nichts genommen. Wildkräuter in den zurückzunehmen! heute kümmerlichen Randstreifen werden totgespritzt, gerodet und Autor: Gerhard Hasse unter den Pf lug genommen! Die Randstreifen waren als Trennung der Grundstücke ein wichtiger Lebensraum für die Tiere der Feldf lur. Die in ca. 50 cm Tiefe sich befindlichen Grenzsteine sind in der Regel herausgepf lügt und verschwunden. Die Kommunen- vertreter als häufige Eigentümer der Randstreifen fühlen sich nicht zuständig und senken den Kopf! Mit zwischen 1,3 und 2 Millionen Revieren gehört die Feldlerche zwar immer noch zu den häufigen Vögeln Deutschlands. Allerdings befinden sich ihre Bestände in einem deutlichen Sinkf lug. Ein Drittel der Feldlerchen sind in den vergangenen 25 Jahren ver- 13
Natur des Jahres 2019 Wir freuen uns als Naturfreundin- Landkreis Holzminden repräsen- nen und -freunde über die Vielfalt, tativ sind oder die uns einfach be- Farbenpracht und die komplexen sonders gut gefallen haben. kleinen und großen Wunder, die wir draußen beobachten oder Schmetterling des Jahres: über die manchmal unschein- Der Schachbrettfalter (Melanargia baren, manchmal bunten und galathea) – vom Allerweltstier zum auffälligen Tiere und Pf lanzen Symbol des Artensterbens? und über deren Fähigkeiten und Institution: BUND NRW Natur- erstaunliche Verhaltensweisen. schutzstiftung und Arbeits- gemeinschaft Rheinisch-West- Zahlreiche Institutionen küren fälischer Lepidopterologen in jedem Jahr besondere Ver- Begründung: „Mit der Auszeichnung treter der heimischen Natur. möchte die Stiftung auf die Bedro- Eine Übersicht mit Links zu den hung der Schmetterlingsart durch die Organisationen und zu weiteren intensive Landwirtschaft aufmerksam Informationen findet man unter: machen.“ www.nabu.de/tiere-und-pf lanzen/ aktionen-und-projekte/natur-des- Lebensraum jahres. Aus dieser Fülle stellen Der Schachbrettfalter braucht wir hier wieder einige Beispiele blütenreiches Grasland, das – für das Jahr 2019 vor, die für die wenigstens in Teilf lächen – min- Natur oder den Naturschutz im destens bis Juli stehen bleibt. Das können spät oder ungleich- mäßig gemähte Wiesen sein, auch Weiden mit geringer Beweidungs- dichte, grasige blütenreiche Brach- f lächen, Wegränder, Waldsäume und ähnliche Bereiche. Warum gerade diese Lebens- räume? Die Falter f liegen etwa von Mitte Juni bis Ende August. Sie be- nötigen genau dann reichlich Blütennektar als „Kraftstoff“ und Foto: Schachbrettfalter auf Flockenblume (S. Beyer) höher gewachsene Grasbestände, 14
in denen sie ihre Eier abwerfen – rung des geschlüpften Falters, die kurz geschorene Flächen nutzen Eiablage sowie das Überleben von sie nicht zur Eiablage. Die Raupen Raupen und Puppen zu ermög- fressen nachts an den Gräsern lichen. Jede einzelne Bedingung und verstecken sich tagsüber muss erfüllt sein, sonst verschwin- am Boden. Sie leben als Raupe det der Falter. ungefähr 300 Tage und verbrin- gen dann eine Puppenruhe von Anders gesagt: Das System ist etwa 20 Tagen, bevor der Falter sehr anfällig, besonders unter schlüpft. Die Puppe hängt auf- den Rahmenbedingungen, unter recht im Grashorst. denen die heutige Landwirtschaft arbeiten muss. Grünlandumbruch, Gefährdung wie er im Dezember 2014 auf- Es müssen also mehrere Fakto- grund einer rechtlichen Lücke ren (reichlich Blüten und hohes auch im Landkreis Holzminden Gras im Sommer, Schutz und auf großen Flächen geschah, zer- Nahrung für Raupen und Puppen) stört den Lebensraum unmittelbar in komplexer Weise sehr exakt und sofort, in seiner Auswirkung zusammenwirken, um die Ernäh- vergleichbar mit dem tödli- BIO $ 5&'7#& )&&$("$,- $( %& $( !7+ "+)4 %.&$(+$,# (,*+7# )3+ 3 #+ 3 #+ / ++ $- ( 0$+ $)5&,- ( .( 7,, ., + "$)(.(&& + &-2. $( + (!)+'-$)(,/ +(,-&-.(" ( +.( .' ,# ' 5& $ - (0$+$()!!2 (!7++.** ((/ + $(+ ($ 2. $( ( +'$('$-.(, 5&'7#& )&&$("'861- +,# -+4 8 )!!2 (8 8) &'. #& ,)&&$(" 15
chen Ascheregen eines Vulkan- falter, Widderchen, Bläulinge und ausbruchs. Ähnlich fatale Wir- Dickkopffalter f liegen sieht. Der kungen hat intensive Düngung, Fachliteratur ist zu entnehmen, z.B. durch Gülle-Entsorgung: dass Schachbrettfalterpopula- Blütenreiche Wiesen ver wandeln tionen, denen eine Fläche von sich hierdurch sehr schnell zu weniger als 40.000 m2 (4 ha) zur artenarmen Grasbeständen mit Verfügung stehen, die nächsten nur wenigen, für kurze Zeit 30 Jahre nicht überleben können! blühenden Kräuter-Arten: Sogar Auf kleineren Flächen mit nur eine Wiese, auf der im Frühjahr wenigen Tieren können Witte- der Löwenzahn prächtig blüht, rungseinf lüsse, kleine Störungen, ist zum Überleben dieser und Degenerationserscheinungen, vieler anderer Arten ungeeignet. ungünstige Zufälle usw. noch sehr Auch der Mahdrhythmus kann viel schneller zum Verschwinden bewirken, dass Nektarquellen ver- der Art führen als auf größeren. schwinden oder die hohen Gräser Die Restlebensräume des Schach- fehlen. Ähnlich wirkt sich eine bretts im Kreis Holzminden sind intensive gleichmäßige Beweidung oft erheblich kleiner, teilweise aus. Die „Pf lege“ von Straßen- weniger als 100 m2 groß und ohne rändern bis hinunter zur Gras- Kontakt zu Nachbarf lächen – das narbe bzw. zum blanken Boden Schachbrett ist nicht sehr wander- tötet überwinternde Raupen oder freudig! in den Gräsern hängende Puppen bis zum letzten Individuum (eben- Bestandsentwicklung so wie zahlreiche andere Insekten So gibt es heute viele Bestände, die und Teile des Bodenlebens). eigentlich nur noch ein Nachhall einer günstigeren Vergangenheit Umgekehrt kann das völlige sind: „Letzte Mohikaner“, die Fehlen von Mahd oder Beweidung derzeit noch die Statistik „aufbes- zur geschlossenen Verbuschung sern“, deren Populationen aber führen – auch dann ist der Lebens- in Wirklichkeit dem sicheren Tod raum zerstört. Nährstoffeinträge entgegen gehen. von benachbarten Äckern aus in ehemals magere Säume hinein Friedrich Müller schreibt 1891 lassen Brennnesseln wuchern – in seinem „Verzeichnis der Groß- dann wächst dort kein Gras und schmetterlinge des Lippischen keine „Blume“ mehr. Oft bleiben Faunengebietes“ über das Schach- in der Agrarlandschaft hier und brett: „Gemein“ („gemein“ wären dort noch kleine „Inseln“ mage- heute der Kohlweißling oder das ren blütenreichen Grünlands, Tagpfauenauge), Fritz Hartwieg über denen man Schachbrett- gibt 1930 in der „Schmetter- 16
lingsfauna des Landes Braun- auf Tendenzen hin, die sich nach schweig und seiner Umgebung meinen Erfahrungen seitdem unter Berücksichtigung von rasant beschleunigt haben: „Mit Harz, Lüneburger Heide, Solling der Vernichtung blumenreicher und Weserbergland“ an „überall, Säume, Brachf lächen und von nicht selten, stellenweise häufig“ extensiv genutztem Grünland ist und führt auch Holzminden an. der Falter in vielen Gebieten stark Selbst Ulrich Lobenstein stellt zurückgegangen. Eine besonders noch 2003 in seiner „Schmet- negative Wirkung kommt der terlingsfauna des mittleren Nie- Überdüngung von Wiesen bzw. dersachsens“ fest: „Besonders dem Nährstoffeintrag an Weg- in den Kalklandschaften des und Ackerrainen zu.“ Berglandes verbreitet.“ Damals stufte er die Art in seinem Rote- Der Schachbrettfalter als Indi- Liste-Vorschlag noch nicht als kator für den Zustand unserer gefährdet ein, aus heutiger Sicht Landschaft etwas inkonsequent, denn: Gleich- Was hier für den Schachbrettfal- zeitig weist er schon sehr besorgt ter festgestellt wird, trifft aber für Wir schaffen Wohlfühlgärten für Menschen und Tiere BÜRO FÜR FREIRAUMPLANUNG Dipl.-Ing. Birgit Czyppull 0 55 31 / 98 030 51 · www.czyppull.de 17
die komplette Lebensgemeinschaft Besonders wichtig wäre, dass solcher mageren, blütenreichen landwirtschaftliche Leistungen für Grasländereien zu: Zahlrei- eine artenreiche Umwelt sehr viel che seltene Pf lanzenarten und besser honoriert werden. Beteili- hunderte damit verknüpfter Tier- gen Sie sich daher bitte an unserer arten verschwinden zugleich mit Postkartenaktion „Meine 114 Euro ihm aus einem Großteil unserer für…“ und an der Europawahl im Landschaft, selbst hier, in einem Mai. Landkreis, der noch vergleichs- weise reich an Naturschätzen ist. Lurch des Jahres: Viele dieser Arten sind noch er- Der Bergmolch (Ichthyosaura al- heblich stärker gefährdet als der pestris) – häufig und doch wenig Schachbrettfalter. Es ist wie ein bekannt langsames und doch für aufmerk- Institution: Arbeitsgemeinschaft same Beobachter gut sichtbares Feldherpetologie der Deutschen Ausbluten. Beobachtungen des Gesellschaft für Herpetologie und Schachbretts bitte an den NABU Terrarienkunde (DGHT) Holzminden melden, möglichst Begründung: „In der Roten Liste mit Foto! Deutschlands wird der Bergmolch derzeit als ungefährdet eingestuft, Hoffnungen und Möglichkeiten allerdings gilt auch für ihn wie für – für den Schachbrettfalter und die meisten Amphibienarten, dass die viele andere Populationen schwinden und die Be- Gute Bestände des Schachbretts stände zurückgehen. Durch seine plaka- findet man noch in einigen Mager- tive Färbung eignet sich der Lurch des rasenf lächen. Teilweise schon Jahres 2019 ideal, um stellvertretend umgesetzte Planungen, diese auf diese Amphibienrückgänge auf- Lebensräume über Korridore – z.B. merksam zu machen.“ Schafstriften – miteinander zu verbinden, können dazu führen, Der Bergmolch ist in Nieder- dass die zusammenhängende sachsen trotz seines Namens nicht Gesamtf läche sich durch den an das Bergland gebunden, aber Einsatz eines Minimums an zu- an waldreiche Gebiete. Seine Ver- sätzlicher Fläche gleich um ein mehrungsgewässer sind kleine Vielfaches vergrößert. Die Über- oder größere, nicht oder erst spät lebenschancen der Teilpopulati- im Jahr austrocknende Pfützen onen erhöhen sich hierdurch er- oder Tümpel, z.B. tiefe Fahr- heblich. Neben dem Schachbrett- spuren, oft im Wald. Solche Ver- falter profitieren hiervon auch mehrungsgewässer müssen nicht zahlreiche andere, darunter auch unbedingt dort liegen, aber Wald, seltenere, Arten. Gebüsch oder kleine Gehölze sind 18
zumindest immer in der Nähe. Im Landkreis Holzminden ist der Bergmolch die häufigste der vier Molcharten. Die Eier werden meist an Pf lanzenmaterial befestigt, die Larven ernähren sich von allerlei kleinen Wassertieren. Landlebens- räume sind Wälder, Gebüsche und abwechslungsreiche Gärten. Foto: Bergmolch-Männchen (Andreas Meyer/DGHT) Besondere Bedrohungen für den Bergmolch und andere Amphibien Download zur Verfügung, dar- sind das Zuschütten und Verlan- unter auch eine spezielle Kinder- den von Kleingewässern und das broschüre mit sehr schönen Aussetzen von „überschüssigen“ Zeichnungen. Diese sind auch Gartenteichfischen in kleinen im NABU-Umweltladen in Holz- Teichen. Fische fressen Kaulquap- minden erhältlich. pen und Molchlarven. Auch der Waschbär spielt eine wichtige Wer etwas für Molche tun will, Rolle. kann Tümpel im eigenen Garten anlegen – da reichen schon Besonders auffällig ist die pracht- kleinste Teichkübel – und Teile volle Laichfärbung der Männchen seines Gartens verwildern lassen. mit bläulichem Rücken und oft feuerrotem Bauch. Diese Pracht ist Baum des Jahres: beeindruckend für Jung und Alt. Die Flatterulme (Ulmus laevis) – Der Bergmolch eignet sich deshalb auch ein Weserauen-Baum? besonders gut dafür, Kinder und Institution: Dr. Silvius Wodarz Erwachsene mit dem Leben von Stiftung Amphibien vertraut zu machen. Beim Umgang ist selbstverständ- Die Flatterulme lässt sich von lich zu beachten, dass diese Art ihren Schwesterarten Bergulme besonders geschützt ist. und Feldulme an einer Kombi- nation von zwei Merkmalen Die Arbeitsgemeinschaft Feld- unterscheiden: Ihre Blattspreite herpetologie stellt auf ihrer ist unterseits komplett behaart Webseite nach einer kurzen (Feldulme nur in den Blattachseln) Artvorstellung sehr kompetente, und sie beginnt auf einer Seite viel verständliche, ausführliche, mit weiter oben als auf der anderen Fotos und Grafiken hervorragend (Bergulme: fast symmetrischer ausgestattete Materialien zum Spreitengrund). 19
bildet auf sumpfigen Böden oft Brettwurzeln aus: Die Wurzeln verdicken sich nach oben zu brett- artigen Gebilden, die die Stand- festigkeit auf dem weichen Grund stabilisieren wie Querstreben. Brettwurzeln sind sonst vor allem für Bäume des Tropischen Regen- waldes typisch. Verbreitungskarten zeigen, dass die Flatterulme in Niedersachsen besonders in den Flusstälern von Elbe, Aller, Mittelweser und Unter- weser zu finden ist, daneben auch in anderen wechselnassen Tief- landwäldern, an der Oberweser Foto: Flatterulme (A. Roloff/www.baum-des-jahres.de) aber kaum. Ist dies eine „naturge- gebene“ Verbreitungslücke? Nein, Für das Ulmensterben ist die aber es ist nicht weiter erstaun- Flatterulme viel weniger anfällig lich, wenn man bedenkt, dass als die Bergulme und die Feld- der letzte große Auenwald an der ulme. Sie wächst vor allem in Oberweser vor mehreren hundert Auenwäldern an Flüssen und Jahren gerodet wurde. Strömen oder im nassen Talgrund von Mittelgebirgsbächen. Sie kann Dieser Waldtyp wich Äckern und als Überschwemmungszeiger sehr Grünland auf dem fruchtbaren lange auf überf lutetem Grund Auenlehm. Erst in den letzten überleben und ist deshalb typisch Jahrzehnten wurden erneut Auen- für den Hartholzauenwald, lebensräume geschaffen, unter der als „Lebensraumtyp 91F0 anderem durch den NABU am Hartholzauenwälder …“ durch Heidbrink. Hier finden sich an der die FFH-Richtlinie EU-weit zu den Weser auch wieder junge Flatter- zu schützenden Lebensräumen ulmen in einem Bereich, der sich gehört. Gleichzeitig gehört der langfristig zum Auenwald ent- Hartholzauenwald zu den nach wickeln soll. § 30 des Bundesnaturschutzge- setzes geschützten Biotopen und zu den artenreichsten Lebensräu- men Mitteleuropas. Die Flatter- ulme, die 250 Jahre alt und bis über 25 m hoch werden kann, 20
Blume des Jahres: geschaffen. Auf dem silikatischen Die Besenheide (Calluna vulgaris) Buntsandstein des Sollings ist sie eher unauffällig, wächst dort aber Institution: Loki-Schmidt-Stiftung an vielen Stellen f leckenweise an Begründung: „Um für den Schutz lichten Waldrändern, zum Bei- dieser seltenen Lebensgemeinschaften spiel an den Rändern der Straßen, [Heidegesellschaften] zu werben, hat die in den Solling hinaufführen die Loki Schmidt Stiftung zu ihrem oder auf Sandsteinklippen des 40-jährigen Jubiläum die Besenheide Wesertals. In größerer Menge zur Blume des Jahres 2019 gekürt.“ blüht sie im Spätsommer in den Randbereichen des Mecklen- Wer Wanderungen in den Moor- bruchs. Als Tundrenpf lanze war landschaften Irlands oder in der die Besenheide bei uns heimisch skandinavischen Tundra unter- lange bevor Bäume Mitteleuropa nimmt, gewinnt einen guten zurückerobern konnten und blieb Eindruck vom ursprünglichen kleinf lächig erhalten. Wie in der Charakter natürlicher groß- Lüneburger Heide gab es auch im f lächiger Heidebestände. Wo Weserbergland Stellen, wo sie als keine Bäume mehr Fuß fassen Kulturfolger auf baumfrei gehalte- können, wächst auf nährstoff- nen, offenen, beweideten Flächen armen, sauren Böden unsere im Solling und an seinem Rand Besenheide auf weiten Flächen, noch lange größere Bestände bil- oft durchsetzt von den weißen dete, z.B. bei Merxhausen, wo sich Blütensternchen des Siebensterns, noch immer Reste finden. Solche der bei uns eine typische Pf lanze sehr mageren Flächen wurden bodensaurer Nadelwälder ist. Die aber schon früh aufgegeben, weil Besenheide ist sehr genügsam, sich selbst eine Beweidung durch verträgt Kälte, Wechselnässe und genügsame Schafrassen nicht saure Böden, weicht aber der Kon- lohnte. Heute wächst dort meist kurrenz anderer Pf lanzen, wenn Wald oder Gebüsch. der Untergrund basischer oder nährstoffreicher wird. Auch im Landkreis Holzminden kommt sie an baumfreien Stellen vor, meist in schmalen bis breiteren Säumen: An lichten Waldrändern auf Sand und Silikatfels oder brei- ter zoniert an den Rändern von nährstoffarmen Mooren. Die aus- gedehnten Blütenmeere der Lüne- burger Heide dagegen hat erst der Mensch durch Bewirtschaftung Foto: Besenheide (S. Beyer) 21
dekraut und seine Lebensgemein- schaft profitieren aber davon. Wie so viele andere gefährdete Lebensgemeinschaften verschwin- den Heidekrautbestände und ihre Untermieter dort, wo Nährstoffe eingebracht werden. So wurden magere Lesesteinwälle am öst- lichen Sollingrand als „Deponien“ Foto: Blüte Besenheide (S. Beyer) für Pferdemist missbraucht. Wenig später siedelten dort dichte Die Besenheide ist nicht nur Brennnesselbestände. Heidekraut, für Honigbienen eine ergiebige Heidelbeeren, Waldeidechsen, Nektarquelle, auch Wildbienen die Heidenelke, die Rundblättrige besuchen sie, z.B. die spezialisier- Glockenblume und andere an- ten seltenen Arten Heidekraut- spruchsvolle Arten verschwanden Sandbiene (Andrena fuscipes) und aus diesen einzigartigen Refugien. Heidekraut-Seidenbiene (Colletes succinctus). Waldeidechsen und Wildtier des Jahres: zahlreiche andere Tiere nut- Das Reh – jeder kennt es? zen die Heidekrautbestände als Lebensraum. Wenn Pf legearbeiten Institution: Deutsche Wildtier- an den Straßenböschungen des stiftung Sollings offene Räume schaffen, Begründung: „Die Deutsche Wildtier leiden also einerseits manche Stiftung hat das Reh zum Tier des Arten unter dem Verlust an Jahres 2019 ernannt, um Ihnen dieses Sträuchern. Andere, wie das Hei- vermeintlich bekannte Wildtier vorzu- stellen, aber auch um auf die Probleme rund um den Lebensraum der Rehe auf- merksam zu machen.“ Auf ihrer Webseite über das Reh bietet die Wildtierstiftung einen schönen, einführenden Text, der vor allem auf die Ernährungs- gewohnheiten von Rehen eingeht und die Gefährdung von Kitzen durch die Mahd betont. Ein klei- ner Fehler hat sich mit der Be- hauptung eingeschlichen, das Reh Foto: Reh (S. Beyer) fresse kein Gras: Es frisst junges, 22
eiweißreiches Getreide ebenso wie der die Filmrechte seines dama- milchreife Körner, und auch Ge- ligen (1923) Bestsellers wegen treide gehört zu den Gräsern. Aber finanzieller Engpässe für ein häufiger fressen Rehe Knospen, „Taschengeld“ verhökert hat. In frische Triebe und frische Blätter, Saltens Geschichte wächst Bambi sie sind sehr wählerisch und neh- auch keineswegs als Rehkitz zum men vor allem das, was ihnen Hirsch heran. Walt Disney hat Eiweiß, Energie und Mineralstoffe seinen Film aber für den ameri- in konzentrierter Form liefert. kanischen Markt gemacht, und in Amerika gibt es keine Rehe. Wer mehr über Rehe erfahren Deshalb wurde ein Weißwedel- will, kann guten Gewissens die sehr umfangreiche, gut recher- chierte Wikipedia-Seite lesen. Reh und Luchs im Kreis Holz- minden Gibt es lokale Besonderheiten? Ja: Seit der Luchs im Solling lebt, wird festgestellt, dass die Jagd auf Rehe viel schwieriger ist, sei es, weil die Rehe scheuer sind, sei es, weil der Bestand reduziert wurde, oder vielleicht beides. Auch zu Foto: Rehkitz – gut versteckt (S. Beyer) dieser Räuber-Beute-Beziehung hirsch daraus. Und in der Wahr- finden sich im Wikipedia-Artikel nehmung der deutschen Fassung Hinweise und – noch wichtiger des Disneyfilms gerät dann alles – Verweise auf Original-Unter- durcheinander, weil hier natürlich suchungen. Ähnliches gilt für das kaum jemand Weißwedelhirsche Thema Wolf und Reh. kennt. So wurde aus dem Hirsch „der Mann vom Reh“ und aus dem Bambi Rehkitz das „Kind vom Hirsch“. Wenn es um Rehe geht, sollte ein kurzer Exkurs zum Thema Bambi Die Originalgeschichte des begeis- nicht fehlen. Oft ist gar nicht be- terten Jägers Salten enthält viele kannt, dass die Bambi-Geschichte treffende Naturschilderungen, nicht von Walt Disney stammt, behandelt das Erwachsenwerden sondern von dem österreichisch- und relativiert die quasi gott- ungarischen Schriftsteller, Jour- gleiche Rolle des Jägers als Herr nalisten, Drehbuchschreiber über Leben und Tod, indem sie die und Sozialkritiker Felix Salten, Sterblichkeit des vermeintlichen 23
Gottes demonstriert. Es lohnt geschlechtsreif wieder zurück- sich, diese Geschichte einmal im kehrt, um in kiesigen Oberläufen Original zu lesen, wenn man sich der Flüsse zu laichen. Das Weib- von vorne herein klar macht, dass chen schlägt mit dem Schwanz vieles nicht als Naturdarstellung, eine Laichgrube in den Kies und sondern gleichnishaft zu verste- legt dort seine Eier ab, die vom hen ist und den Zeitgeist der 20er Männchen besamt und mit Kies Jahre widerspiegelt. bedeckt werden. Mehr zur Biolo- gie des Lachses findet sich auf der Fisch des Jahres: Webseite des DAFV oder bei Wiki- Der Atlantische Lachs (Salmo salar) pedia bzw. in der dort zitierten – wann wird er wieder in die Lenne Fachliteratur. zurückkehren? Der Lachs ist aus deutschen Flüs- Institution: Deutscher Angel- sen fast verschwunden, obwohl er fischer verband früher ein Massenfisch war. Dies Begründung: „Mit der Wahl dieser in hat vor allem drei Ursachen: Deutschland vom Aussterben bedrohten Fischart machen der Deutsche Angel- 1. Die Durchwanderbarkeit vieler fischerverband (DAFV), das Bundesamt Flüsse zu den kiesigen Laich- für Naturschutz (BfN) und der Verband gründen war unterbrochen Deutscher Sporttaucher (VDST) darauf durch Wehre und Staustufen, aufmerksam, dass für den Schutz, die 2. die Wasserqualität war so Erhaltung und die erfolgreiche Wieder- schlecht, dass Eier und Jung- ansiedlung der Lachse passierbare lachse unmittelbar getötet wur- Flüsse und geeignete Laichhabitate den oder keine Nahrung mehr dringend wiederhergestellt werden fanden, müssen.“ 3. der Kieslücken-Lebensraum war Der Lachs ist ein Wanderfisch, der durch Feinsedimente derartig in einem bestimmten Stadium ins verstopft („Kolmation“), dass Meer abwandert und schließlich dort sauerstoffarme Bedingun- gen eintraten und Fischlarven und Fischnährtiere nicht über- leben konnten. In Bezug auf die beiden ersten Faktoren sind inzwischen nach Inkrafttreten der Wasserrahmen- richtlinie erhebliche Erfolge er- zielt worden. Zumindest ist das Foto: Atlantischer Lachs (Hartley, William W. Wasser meist so gut geklärt, dass [Public domain], via Wikimedia Commons) es die Fische nicht mehr tötet. 24
In der Weser muss allerdings der derung und Reifung im Meer ihr Salzgehalt noch weiter gesenkt „Geburtsgewässer“ wiederfinden. werden, aber gerade für Lachse Da nur ein geringer Prozentsatz ist dieser Faktor nicht so proble- zurückkehrt, müssen sehr viele matisch wie für andere Fische Jungfische eingesetzt werden, um und Kleinstlebewesen. Wehre und eine dauerhafte Wiederbesiedlung Staus in der Weser sind inzwi- zu erreichen. schen so weit mit Fischtreppen versehen, dass eine Lachswande- Ob diese Versuche unter den ge- rung bis in die Oberweser möglich gebenen Voraussetzungen erfolg- wäre. reich sein können, hängt unter anderem von einer geänderten Der Feinsedimenteintrag – zum Schwerpunktsetzung der landwirt- Beispiel in der Lenne – hat sich schaftlichen Förderung ab und allerdings eher noch erhöht, weil muss sich in Zukunft zeigen. weiterhin Grünland umgebrochen wurde, kaum Gewässerrandstrei- Libelle des Jahres: fen existieren und die Tendenz, Die Schwarze Heidelibelle – Ackerf lächen bis zur Uferschulter im Solling zu Hause zu beackern, aufgrund der Förder- Institution: BUND und die Gesell- praxis eher noch zugenommen schaft der deutschsprachigen hat. So verklebt der eingespülte Odonatologen (GdO) Ackerboden den Kies zu einer fast Begründung: „Die Schwarze Heide- Waschbeton-artigen Gewässer- libelle ist die kleinste der heimischen sohle, in der nichts mehr lebt. Großlibellen und ein selten werdender Was das zu bedeuten hat, kann Schatz der deutschen Landschaft. Sie man vielleicht ahnen, wenn man steht als Symbol nicht nur für die be- weiß, dass der von zahlreichen drohten Moorgewässer Deutschlands, Kleintieren besiedelte Lebensraum in den Lücken von Kies und Ge- stein in einer gesunden Forellen- region bis 70 cm unter die sicht- bare Gewässersohle reichen kann. Er stellt die Basis der Nahrungs- pyramide dar – und wenn diese entfällt… Um eine dauerhafte Lachsbesied- lung zu erreichen, werden Jung- lachse im potenziellen Laichgebiet ausgesetzt, die nach ihrer Abwan- Foto: Männchen der Schwarzen Heidelibelle (Michael Post/GdO) 25
sondern auch für die Notwendigkeit eine Kombination aus verschiede- eines starken nationalen Artenschut- nen Ursachen, wie der zunehmen- zes jenseits der gesamteuropäischen den Anreicherung der Gewässer Schutzbemühungen.“ mit Stickstoff aus Abgasen und Düngemitteln, Einf lüsse des Der Hintergrund dieser Begrün- Klimawandels und direkte Lebens- dung wird sehr gut verdeutlicht raumverluste. Die Schwarze durch Zitate aus der Webseite Heidelibelle braucht nährstoff- des BUND: „Beim Erstellen der arme und saure Gewässer, oft sind bundesweiten Roten Liste durch ihre Vorkommen nur temporär die GdO musste für die Schwarze und die Art verschwindet an Heidelibelle ein sehr deutlicher diesen Standorten nach wenigen und signifikanter Rückgang be- Jahren wieder. Der Erhalt beson- reits zwischen 1995 und 2009 ders geschützter Biotope unter festgestellt werden. Im Vergleich anderem in Mooren ist für diese der älteren Zeitspanne von vor Art daher ebenso wichtig wie das 1980 und den aktuellen Werten regelmäßige Entstehen neuer liegt der Rückgang sogar bei fast Kleingewässer. 40 Prozent, das ist mit der höchste Wert unter allen ausgewerteten Im Solling ist unsere kleinste Libellenarten“, stellt der Verbrei- Großlibelle mit ihren namens- tungsatlas der Libellen Deutsch- gebenden, im Reifestadium lands der GdO heraus. schwarzen Männchen in fisch- freien, meist sauren und teilweise Die genauen Gründe für den anmoorigen Teichen noch recht starken Rückgang der Schwarzen zahlreich, in anderen Gewässern Heidelibelle sind nicht bekannt. im Landkreis Holzminden eher Die Forscher der GdO vermuten selten, z.B. jahrweise im Garten- 26
teich des Autors in Heinade. Für das niedersächsische Bergland zeigen die Verbreitungskarten Schwerpunkte nur im Harz und im Solling, sonst fehlt die Art weitgehend oder ist nur vereinzelt gefunden worden. Damit haben wir im Solling eine besondere Ver- antwortung für das Überleben der Schwarzen Heidelibelle. Insekt des Jahres: Die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) – Häufig. Verkannt. Foto: Rote Mauerbiene auf einer Kirschenblüte (© Hans Schwenninger, 70499 Stuttgart) Institution: Kuratorium Insekt des Jahres Pollen von mehreren Dutzend Begründung: „Mit der Rostroten Pf lanzenarten und nistet in allen Mauerbiene wurde die zweite Bienen- irgendwie zum Anlegen eines art als ‚Insekt des Jahres’ gekürt. Wir Brutganges geeigneten Hohl- möchten mit dieser Wahl auch auf räumen, von Patronenhülsen über das Artensterben der Wildbienen auf- Schlüssellöcher und Insekten- merksam machen – auch wenn unser bohrgänge im Holz bis zu Mörtel, Jahresinsekt bisher nicht als gefährdet Schilf- oder Bambushalmen und gilt“, erläutert Prof. Dr. Thomas Bohrlöcher in Nisthilfen. Wer Schmitt, Direktor des Senckenberg Nisthilfen installiert, hat also gute Deutschen Entomologischen Insti- Chancen, diese Art kennen zu tut in Müncheberg und Vorsitzen- lernen. Meist wird sie mit ihrem der des Auswahl-Kuratoriums. pelzigen Körper aber für eine „Auch wollen wir generell auf die hohe kleine Hummel gehalten oder mit Bedeutung der Bestäubung als Öko- der Honigbiene verwechselt. Als systemdienstleistung hinweisen, die anspruchsloser Kulturfolger ist für unsere Nahrungsmittelproduktion sie regelmäßig auch in unseren äußerst wichtig ist.“ Gärten zu beobachten. Wer genau hinsieht, wird an ihrem Kopf- Viele Wildbienen sind selten und schild zwei hornartige Fortsätze bei der Pollenauswahl an wenige entdecken, deswegen der Name Pf lanzenarten gebunden. Oft sind „bicornis“ (zweihörnig). Nur noch sie auch spezialisiert auf ganz eine weitere Mauerbienenart hat bestimmte, seltene Nistplätze. auch solche Fortsätze, ist aber in All dies trifft für die Rostrote Niedersachsen nicht heimisch. Mauerbiene nicht zu. Sie sammelt 27
Im Gegensatz zum Insekt des dort nichts Passendes zu holen ist, Jahres sind viele andere Wild- müssen sie oft erst einmal nach- bienenarten gefährdet und be- sehen, angelockt durch die „Farb- nötigen unsere Hilfe. Besonders f lecken“. Wer durch geeignete wichtig ist dabei der Schutz und bunte Einsaaten Wildbienen und die Erhaltung blütenreicher Schmetterlingen helfen will, sollte Lebensräume und geeigneter, sich – zum Beispiel beim NABU – meist der Sonnenstrahlung aus- beraten lassen. gesetzter Nistmöglichkeiten. Weil die Mehrzahl der Wildbienen- Die beste Hilfe sind aber der arten sehr wählerisch ist, sind Schutz und die Pf lege vorhande- die meisten im „Greening“ einge- ner Magerwiesen, Trockenrasen, setzten Saatmischungen, die z.B. blütenreicher Brachf lächen und von Sonnenblumen und Phacelia blütenreichen Grünlands. Der dominiert werden, für den Schutz NABU und andere Naturschutz- unserer Wildbienen ungeeignet, verbände bieten zahlreiche ebenso wie für gefährdete Schmet- Möglichkeiten, in netter Gesell- terlingsarten. Das Gleiche gilt für schaft bei Pf legeeinsätzen zu bunte Saatmischungen die durch helfen! Calendula officinalis, Cosmea, Coreopsis, Goldmohn und viele Über Wildbienen gibt es übrigens andere bunte, aber meist nicht sehr gute Bücher. Das wohl beste heimische Arten geprägt sind. ist aktuell das Buch „Die Wild- Ein Beispiel ist in Holzminden die bienen Deutschlands“. Sie können Einsaat auf dem Grünstreifen des es gern im NABU-UmWeltladen Hafendamms: Bunt, schön anzu- bestellen. sehen, aber für Wildbienen und gefährdete Schmetterlinge wertlos Erwähnt sei noch als Spinne des und sogar gefährlich wegen des Jahres die Ameisenspringspin- Straßenverkehrs, denn: Damit ne mit ihrer sehr interessanten die Insekten merken, dass für sie Mimikry. Der Online-Atlas der Arachnologischen Gesellschaft zeigt für diese Art nur zwei Fund- punkte für Niedersachsen, da- runter keinen im Bergland. Wer sie sieht: Bitte ein Foto machen und an die Arachnologische Gesellschaft schicken (oder an den NABU Holzminden). Foto: Ameisenspringspinne (Canapin [CC BY 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], Autor: Karsten Dörfer via Wikimedia Commons) 28
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