Qualitative Forschungsmethoden: Analyse - Cyberlearn
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Qualitative Forschungsmethoden: Analyse • Datenanalyse allgemein • Qualitative Inhaltsanalyse bei Interviews (Einzel, Gruppe, aber auch bei Beobachtung und Dokumenten) • Von der Beobachtung zum Text • Dokumentenanalyse ganz spezifisch • (Einzel-) Fallanalysen HES-SO Valais-Wallis Page 1
Bei der Auswertung aller Forschungsdaten gilt Je präziser die Fragestellung und die theoretischen Konzepte, desto einfacher die Auswertung der Daten und desto klarer die Resultate. Theoretisches Vorwissen zum Thema ist notwendig und hilfreich. Von der Fragestellung, den verwendeten theoretischen Konzepten über die Hypothesen und die Wahl der Forschungsmethode bis hin zur Auswertung ist ein roter Faden erkennbar. Ziel der BA ist weniger, eine fulminante neue Erkenntnis für die Menschheit zu generieren, als eine erste eindrückliche, persönliche Begegnung mit qualitativer, empirischer Forschung und zu verstehen, wie Resultate überhaupt zustande kommen. → Wichtig ist bei jedem Schritt die systematische Dokumentation und die plausible Nachvollziehbarkeit. Literatur zur Datenanalyse allgemein (auf Moodle) Flick, Uwe. «Analyse qualitativer und quantitativer Daten». In: ders. Sozial- HES-SO Valais-Wallis forschung. Methoden Page 2 und Anwendungen. Hamburg: Rowohlts, 2009. S. 143-189.
Qualitative Inhaltsanalyse: Thematische Analyse von Interviews (und Beobachtungsprotokollen und Dokumenten) Literatur (auf Moodle) Heiser, Patrick. «Qualitative Inhaltsanalyse». In: ders. Meilensteine der qualitativen Sozialeforschung. Wiesbaden: Springer, 2018. S. 91-152. Mayring, Philippe- Gahleitner, Silke. «Qualitative Inhaltsanalyse». In: Bock, Karin. Miethe, Ingrid (Hrsg.). Handbuch Qualitative Methoden in der HES-SO Valais-Wallis Page 3 Sozialen Arbeit. Opladen: Budrich, 2010. S. 289-294.
Plausible Nachvollziehbarkeit bei qualitativen Auswertungsverfahren Qualitative Analyse des (verschriftlichten) Inhaltes eines Interviews, einer Beobachtung oder eines Dokumentes ist: «… eine empirische Methode zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen» (Früh, zit. In Flick, 2009, S.144) Das Verfahren besteht in folgenden Schritten: • Festlegung des Materials (Auswahl der Dokumentausschnitte) • Zustandekommen des Materials (wer, wie, wo dokumentiert) • Festlegung der Interpretationsorientierung (Fragestellung – Hypothese - Dimensionen) • Kodieren (= inhaltlich ordnen = analysieren, geschlossen oder offen und nach bestimmtem Verfahren) • Darstellungsweise wählen und durchführen (Typen oder Themen) HES-SO Valais-Wallis Page 4
Kodieren bedeutet verschriftliche Daten inhaltlich, thematisch ordnen (Interview, Beobachtung, Dokumente) • Kodieren bedeutet das Suchen und Markieren von Textstellen, die für die Fragestellung wichtig sein könnten (Kodes = Codes = Grundmaterial zum inhaltlichen Ordnen; manche Autoren nennen Kodes auch Kategorien) • Freies Kodieren bedeutet das Auffinden und Benennen der wichtigsten Themen, die in einem Interview / einem Dokument vorhanden sind • Axiales Kodieren bedeutet nach bestimmten, thematisch oder begrifflich festgelegten Kriterien (aus der Fragestellung, aus den Interviews/Beobachtungen/Dokumenten) Textstellen suchen um die freien Kodes zu differenzieren, zu verfeinern • Selektives Kodieren bedeutet, aus den vorgefundenen Kodes und der Dimensionen und Indikatoren der Hypothese die Hauptkodes für die herauszuschälen HES-SO Valais-Wallis Page 5
Kodieren und inhaltlich ordnen funktioniert grundsätzlich in drei Interpretationsformen Die inhaltliche Analyse von qualitativen verschriftlichten Daten (Interviews, Beobachtungen, Dokumente) hat grundsätzlich folgende Formen (Flick 2009; Mayring, Gahleitner 2010): • Zusammenfassung: Material reduzieren, um überschaubaren, grundsätzlich gleichbedeutenden Textcorpus zu schaffen (paraphrasieren, bündeln, auswählen) • Explikation: zusätzliche Textstellen heranführen, um bestimmten Textteil besser zu verstehen (enger oder weiter Kontext) • Strukturierung: bestimmte Aspekte des Textes herausfiltern, um Querschnitt durch den Text zu legen aufgrund bestimmter Kriterien (Form, Inhalt, Typen, Skalen) HES-SO Valais-Wallis Page 6
Analyse von Beobachtungen: vom Protokoll zum Text Literatur (auf Moodle) Cloos, Peter. « Narrative Beobachtungsprotokolle ». In: Heintzel Friederike et al. (Hrsg.). ‘Auf unsicherem Terrain’. Ethnografische Forschung im Kontext des Bildungs- und Sozialwesens. Wiesbaden: Springer, 2010. S.181-191. Cohn, Miriam. « Teilnehmende Beobachtung ». In: Christine Bischoff HES-SOet Valais-Wallis al. (Hrsg.). Methoden der Page 7 Kulturanthropologie. Bern: Haupt, 2014. S. 71-85.
Beobachtungsprotokolle • Sind zeitnah, regelmässig und möglichst detailliert • Video- oder Audioaufnahmen als Möglichkeit, falls nicht zu störend • Können offen, themenzentriert, interaktionszentriert sein oder fokussiert auf Teilnehmende • Sind Texte der Beobachtenden (unterscheiden Interpretation, Fakt) • Details sollen erlauben, bedeutsame Beobachtungen durch Vergleichen, durch Zusammenhänge herauszufiltern Exaktheit heisst nicht unbedingt sinnvoll – beobachten und verstehen sind zwei Seiten derselben Medaille: «23 Menschen bewegen sich für die Dauer von 1.5 Std innerhalb eines rechteckigen Feldes von etwa 100 m Seitenlänge mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 8 Metersekunden und halten eine mit Luft gefüllte Lederhülle in ständiger Bewegung…» (Heiser, 2018, S. 73) HES-SO Valais-Wallis Page 8
Beispiel 1 Bedeutung von überraschenden Beobachtungen Beobachtungen in der Marienthal-Ethnografie (Heiser 2018) • Die Menschen haben mehr Zeit, gehen jedoch weniger in die Bibliothek. • Die Menschen leiden unter der ökonomischen Situation, doch sie engagieren sich politisch weniger. • Die Arbeitslosen machen weniger Versuche, an andern Orten Arbeit zu finden als die Menschen, die noch Arbeit hatten. Sinnvollen gemeinsamer Nenner finden für diese Beobachtungen: die müde Gesellschaft Belegen können der Beobachtungen (Interviews, Zeit- und Bewegungsprotokolle der Menschen, Zahlen der entliehenen Bücher) HES-SO Valais-Wallis Page 9
Beispiel 2 Interaktionen aus Beobachtungsprotokollen heraufiltern und Diskussion mit Professionellen (Waldis) Begleitung von Kunstschaffenden mit Beeinträchtigungen Silvia v.N. fragt die Beobachtenden immer wieder Dasselbe Unterschiedliche Interaktionsstrategien der Forschenden: • Ihr versichern, dass sie ruhig weiter malen kann • Ihr eine Antwort auf ihre Fragen zu geben • Sie weniger aus der Nähe als aus der Distanz beobachten Fazit des Gespräches mit verantwortlichen Kunstschaffenden: Nicht auf Beeinträchtigung sondern auf Kunst konzentrieren Standpunkt wechseln: Das Kunstschaffen steht im Zentrum HES-SO Valais-Wallis Page 10
Dokumentenanalyse Literatur (auf Moodle) Falk, Francesca. «öffentliche Bilder analysieren». In: Bischoff, Christine et al. (Hrsg.). Methoden der Kulturanthropologie. Bern: Haupt, 2014. S. Hoffmann, Nicole. «Pfade, Stationen, Schleifen… Zum Aufbau und Ablauf von Dokumentenanalyse». In: dies. Dokumentenanalyse in der Bildungs- und Sozialforschung. Weinheim: Beltz, 2018. S. 140- 162 HES-SO Valais-Wallis Page 11
Mögliches Vorgehen bei der Dokumentenanalyse 1. Theoriegeleitete Ausrichtung der Forschungsfrage auf geeigneten Fundus 2. Angemessene repräsentative Auswahl des Materials, des Medienformat 3. Festlegung der Mess-Dimensionen / Kategorien 4. Feinere Bestimmung geeigneter Untersuchungseinheiten innerhalb des Materials 5. Zuordnung der Untersuchungseinheiten zu den Mess-Dimensionen 6. Deskriptive oder statistische Auswertung mit einem für die Fragestellung geeigneten Verfahren 7. Interpretation der Ergebnisse im Lichte der Forschungsfrage HES-SO Valais-Wallis Page 12
Untersuchungsgegenstand und Erkenntnisinteresse bestimmen Art der Analyse HES-SO Valais-Wallis Page 13 Hoffmann, 2018, S. 146
(Einzel-) Fallanalysen Literatur (auf Moodle) Flick, Uwe. «Fallanalysen und Typenbildung». In: ders. Sozialforschung. Methoden und Anwendungen. Hamburg: Rowohlts, 2009. S.184-187. Lamnek, Siegfried. «Einelfallstudie». In: ders. Qualitative Sozialforschung. Weinheim: Beltz, 2005. S. 298-328. Uhlendorff, Uwe. «Typenbildende Verfahren». In: Bock, Karin. Miethe, Ingrid (Hrsg.). Handbuch Qualitative Methoden in der Sozialen HES-SO Valais-Wallis Arbeit. Opladen: Budrich, Page 14 2010. S. 413-324.
Fallanalyse – Case Analysis Case Management ist eine Interventions-Methode der Sozialen Arbeit Case Analysis ist eine Forschungsmethode der Sozialen Arbeit Bei der Fallanalyse ist insbesondere zu beachten: wofür steht der Fall? • Geht es um ein einzelnes Dokument in bestimmten Fällen oder um alle Dokumente / Aussagen eines Falles? • Was gehört zum Fall und wie kann man ihn untersuchen (Gespräche, Dokumente, Beobachtung oder mehrere Methoden?) • Geht es um die Rekonstruktion des Falles, die Person, die Organisation? • Geht es um das Zusammenarbeiten, den Vergleich von bestimmten Themen? • Geht es um einen einzelnen Fall (= ist die Fallrekonstruktion das Forschungsergebnis) oder um den Vergleich von verschiedenen Fällen? • Wie wurden die Fälle gewählt (Datenerhebung, Analyse, Darstellung)? HES-SO Valais-Wallis Page 15
Sie können auch lesen