Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020

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Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020
Quartierspiegel
Alt-Wiedikon
2020
Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020
Alt­Wiedikon ist eines von 34 Quar­
                                                         tieren in der Stadt und eines von
                                                         dreien im Kreis 3. Aber wussten Sie
                                         2               auch, dass sich Zürich weiter un­
                                                         terteilen lässt, nämlich in 216 sta­
                                                         tistische Zonen? Dies erlaubt einen
                                                         noch detaillierteren Blick auf die de­
                                                     3   mografischen, wirtschaftlichen und
                            1                            baulichen Strukturen der Stadt. Die
                                                         Quartiere sind je nach Grösse und
                                                         Bebauung in 3 bis 16 statistische
                                                         Zonen aufgeteilt. Bei der Namensge­
                                                         bung der statistischen Zonen wurden
                                             4
                                                         vor allem wichtige Plätze und Stras­
                                                         sennamen verwendet, um die räum­
                                                         liche Orientierung zu erleichtern. Die
                                                         Einteilung in statistische Quartiere
                                                         und Zonen folgt nicht immer den im
                                                         Alltag gängigen Quartierbezeichnun­
                                                         gen und Abgrenzungen.

                                     5
                                                         Statistische Zonen:

                                                         1   Höfliweg
                                                         2   Goldbrunnenplatz
                                                         3   Gotthelfstrasse
                                                         4   Manesseplatz
                                                         5   Binz
                                                         6   Saalsporthalle

                                                 6

0   250 m   500 m   750 m       1000 m
Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020
Das Quartier Alt-      In Kürze

Wiedikon ist einzig-
artig! Was es so                   17 874
besonders macht,                     Personen

erfahren Sie in
diesem Quartier-                  169,3 ha
                                      Fläche
spiegel sowie –
angereichert mit                    10 247
vielen weiteren                     Wohnungen

Details – unter:
stadt-zuerich.ch/                  34,3 %
quartierspiegel                   Ausländer/-innen

                                   28 569
                                   Arbeitsplätze

                                                     3
Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020
Alt-Wiedikon

                               Aus dem einstigen Haufen-                          Wiedo ableitet, was «der Gottgeweihte»
                                                                                  bedeutet. Erstmals urkundlich erwähnt wird
                               dorf Wiedikon entwickelte                          «Wiedingchova» im Jahr 889, als der Grund-
                               sich im 19. und 20. Jahrhun-                       eigentümer Perchtelo seinen Besitz in Wiedi-
                                                                                  kon dem wenige Jahrzehnte zuvor gegründe-
                               dert   einer    der   bevöl-                       ten Kloster Fraumünster schenkte. Ende des
                               kerungsreichsten Stadtkrei-                        15. Jahrhunderts waren die hohe und die
                               se Zürichs. Alt-Wiedikon ist                       niedere Gerichtsbarkeit an die Stadt Zürich
                                                                                  übergegangen, die die Obervogtei Wiedikon
                               eines seiner drei Quartiere.                       errichtete. Diese bestand bis 1798 und
                               Während das Ortsmuseum                             umfasste neben dem heutigen Wiedikon auch
                               im «Haus zum Eselsschrei»                          Aussersihl, das nachmalige Industriequartier,
                                                                                  Albisrieden und Altstetten sowie Aesch bei
                               aus dem Jahr 1594 einen                            Birmensdorf. Ab 1798 war Wiedikon für ein
                               Blick in die Vergangenheit                         knappes Jahrhundert eine selbständige
                                                                                  Gemeinde.
                               gestattet, weisen Bauten
                               wie die «Sihlcity» in die                          Um 1800 hatte Wiedikon ungefähr 620 Einwoh-
                               Zukunft.                                           nerinnen und Einwohner. Diese lebten über-
                                                                                  wiegend im Haufendorf bei der Schmiede,
                                                                                  daneben aber auch in den Weilern Wyl (an der
                               Das Zentrum der früheren Gemeinde Wiedi-
                                                                                  heutigen Haldenstrasse) und Friesenberg
                               kon lag bei der Tramstation Schmiede Wie-
                                                                                  (oben an der gleichnamigen Strasse) oder in
                               dikon. Administrativ wird der ehemalige Dorf-
                                                                                  einem der über das ganze Gemeindegebiet
                               bann heute durch die Grenze zwischen den
                                                                                  verstreuten Landgüter und Einzelhöfe.
                               Quartieren Alt-Wiedikon und Sihlfeld zer-
                               schnitten, die längs der Birmensdorferstrasse
                               bis zur Schmiede und dann entlang der Zurlin-      1837 entstand mit der
                               denstrasse bis zur Sihl verläuft. Vom Sihlhölzli
                               bis zur Allmendbrücke bildet die Sihl die
                                                                                  Papierfabrik an der Sihl die

Im Quartier gibt es            Grenze zur Enge und zu Wollishofen. Die
                               Grenze zum Quartier Friesenberg führt über
                               die Allmend Brunau zwischen Strassenver-
                                                                                  erste Manufaktur. Zahlrei-
                                                                                  che Ziegel- und Backsteinfa-
                                                                                  briken sollten folgen.

24 Brunnen.
                               kehrsamt und Credit Suisse an die Uetli-
                               bergstrasse, umschliesst das Industriequar-
                               tier der Binz und folgt der Uetlibergbahn bis      Im Jahr 1837 eröffnete mit der Papierfabrik an
                               zur Station Friesenberg, von wo sie der            der Sihl die erste Manufaktur ihre Pforten. In
                               Wasserschöpfi entlang beim Heuried wieder          der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts folgte
                               zur Birmensdorferstrasse führt.                    eine ganze Reihe von Ziegel- und Backstein-
                                                                                  fabriken, und man begann mit dem Bau der
Durch 6 fliesst Quellwasser.   Vor der Eingemeindung
                               Das Gebiet des Quartiers Alt-Wiedikon
                                                                                  ersten Eisenbahnen durch Wiedikon: der Uetli-
                                                                                  bergbahn und der Sihltalbahn sowie der links-
                               gehörte einst zur Gemeinde Wiedikon, deren         ufrigen Seebahn als Teil der Gotthardlinie. Der
                               Namen sich vom alemannischen Siedler               auf Wiediker Boden liegende Friedhof Sihlfeld

4                                                                                                                              5
Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020
wurde durch das Rösslitram erschlossen.          Wohnung angebaut. Gleichzeitig legte man
Bald folgte der Bau der ersten Wohnblöcke.       dahinter einen Friedhof an, der bis 1882
Die Bevölkerung wuchs zwischen 1870 und          genutzt wurde. Heute führt die Kehlhofstrasse
1894 von 2850 auf über 8000 Personen an.         über Teile dieses Grundstückes.
Die Gemeinde war durch die ungebremste
Entwicklung – mit der auch die öffentlichen      An der Parallelstrasse zur Schlossgasse, der
Dienste Schritt halten mussten – und durch       Zweierstrasse 174/176, befinden sich die
die gleichzeitig ziemlich knappen Kassen         denkmalgeschützten Oetenbachhäuser. Zu
stark gefordert. Deshalb befürworteten die       den ältesten Häusern gehörten auch die
Stimmberechtigten      von    Wiedikon   am      Gebäude an der Steinstrasse 2 und 4. Sie
9. August 1891 die Vereinigung mit der Stadt     wurden 1960 abgebrochen, um Platz zu schaf-
Zürich – die sogenannte erste Eingemeindung      fen für den bis heute dort liegenden Parkplatz.
– mit 1113 Ja zu nur 23 Nein.                    Dagegen konnte das Gebäude an der Stein-
                                                 strasse 6 erhalten werden. Es ist schon im
Nach 1893 bildete Wiedikon zusammen mit          Jahre 1594 nachgewiesen, nennt sich «Haus
Aussersihl und dem damals noch zu Ausser-        zum Eselsschrei» und beherbergt heute das         Die Wiediker Stadtkrone mit Bühlkirche und
sihl gehörenden Industriequartier den Stadt-     Quartiermuseum von Wiedikon. Daneben sind         den Schulhäusern (Bild: BAZ_146140, Wehrli)
kreis Zürich III. Durch eine Aufteilung dieses   fast alle älteren Bauzeugen im Zentrum zu
grossen und allzu stark gewachsenen Kreises      Gunsten von Neubauten abgebrochen wor-
im Jahre 1912 wurde Wiedikon zum Kreis 3,        den. Besonders stolz war man in Wiedikon
Aussersihl zum Kreis 4 und das Industriequar-    1958, als an der Birmensdorferstrasse 155
tier zum Kreis 5.                                das erste Hochhaus des Quartiers errichtet
                                                 wurde.
Die Wiediker Quartiere
Auch danach gehörte Wiedikon zu den bevöl-
kerungsreichsten Stadtkreisen Zürichs; in den    Um 1910 wurde auf dem
1940er- und 1950er-Jahren stand er sogar zu-     Bühlhügel eine Villa an die
oberst auf der Liste. Diesen Rang hat ihm
später der Kreis 11 streitig gemacht. Aufgrund
                                                 andere gebaut, weshalb man
seiner Grösse wurde der Kreis 3 in die Quar-     die Erhebung bis heute
tiere Alt-Wiedikon, Friesenberg und Sihlfeld     «Millionenhügel» nennt.
aufgeteilt.
                                                 Zwischen dem Dorf und der Sihl lag früher die                                                   Die Papierfabrik an der Sihl wurde 2003 grösstenteils
Wiedikon war ein Haufendorf im Bereich der       Aegertenwiese, eine zeitweilig als Ackerland                                                    abgetragen
Achsen Birmensdorferstrasse/Schlossgasse                                                                                                         (Bild: BAZ_096632, Zeichnung Oscar Zimmermann)
                                                 benutzte Fläche, die als Gemeindeweide
und Zweierstrasse. Der frühere Dorfbann          diente. Das Land wurde von der Gemeinde
entfällt heute ungefähr je zur Hälfte auf die    schon früh in Bauplätze eingeteilt und mit
Quartiere Alt-Wiedikon und Sihlfeld. Die         Strassen und Kanalisation erschlossen. Da
Schmiede, nach der die zentrale Tramhalte-       die Gegend im 19. Jahrhundert jedoch als
stelle an der Grenze der Quartiere heute         abgelegen galt, wurden die ersten Parzellen
benannt ist, lag südlich der Birmensdorfer-      erst 1888 verkauft. Dann aber scheint die
strasse an der Ecke zur Schlossgasse und         Überbauung zwischen Zurlindenstrasse und
somit im heutigen Quartier Alt-Wiedikon.         Steinstrasse recht zügig vorangegangen zu         Verkehrsknotenpunkt Goldbrunnenplatz
                                                 sein, standen doch um 1900 bereits wesent-        (Bild: BAZ_143281, Peter Grünert)
Historischer Quartierkern und Bühlhügel          liche Teile der heutigen Bebauung. Deshalb
Die Schmiede wurde erst 1808 errichtet und       wirkt das Quartier zwischen Schmiede und
1933 zugunsten eines Neubaus abgebrochen.        Manessestrasse auch recht einheitlich. Als
Gleich hinter der Schmiede war 1791 das          Abschluss der Erschliessung dieser Gegend
Bethaus eingeweiht worden, und zwar durch        ist die Kolonie Austrasse/Steinstrasse der
Johann Caspar Lavater, den berühmten Pfar-       Baugenossenschaft Wiedikon erwähnens-                                                           Einstige Lehmgrube in der Binz, Aushub für die Back-
rer der St. Peterskirche. An das Bethaus         wert. Sie wurde 1930 errichtet und steht nicht                                                  steinproduktion (Bild: BAZ_096626)
wurde ein kleines Schulhaus mit einer            mehr längs, sondern bereits quer zur Strasse.

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Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020
Das Quartier um 1934*                                                                          Ob dies auf die Topografie der Grundstücke
                                                                                               am Wiedinghügel oder schon damals auf den
                                                                                               aufkommenden Strassenverkehr zurückzufüh-
                                                                                                                                                Wohnüberbauung Binzallee, die 364 Wohnun-
                                                                                                                                                gen in vier Häuserreihen mit vier bis sechs
                                                                                                                                                Geschossen umfasst.
                                                                                               ren ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.
                                                                                                                                                Auch die Gebiete zwischen den einstigen
                                                                                               Oberhalb des alten Dorfes Wiedikon wurde         Fabrikarealen sind dicht mit kleineren und
                                                                                               zwischen 1898 und 1901 die sogenannte            grösseren Wohnsiedlungen vor allem privater
                                                                                               Stadtkrone auf dem Bühl errichtet; sie um-       Eigentümerschaft überbaut. Erwähnenswert
                                                                                               fasst die Bühlkirche und die repräsentativen     ist die Ersatzbausiedlung Wasserschöpfi der
                                                                                               Schulhäuser. Um 1910 wurde an der Wie-           Helvetia Versicherungen, die 2011 anstelle
30 Fr. / m² Land                                 66 % Reformierte                              dingstrasse auf dem Bühlhügel eine Villa an
                                                                                               die andere gebaut, sodass die Erhebung bis
                                                                                                                                                einer Zeilenbebauung aus den 1940er-Jahren
                                                                                                                                                entstand. Einen gemeinnützigen Akzent setzt
Der Quadratmeter Land kostete damals             Seither ist der Anteil der Reformierten im
                                                                                               heute den Übernamen «Millionenhügel» trägt.      die städtische Überbauung Heuried, die be-
ungefähr 30 Franken. Zum Vergleich: An           Quartier auf 18 Prozent zurückgegangen.                                                        reits 1975 eine ältere Reihenhaussiedlung
der Bahnhofstrasse lag der Preis bei             In der Stadt ist ihr Anteil in der gleichen   Tiergarten und Binz                              ersetzte.
3000 Franken. Da es heute kaum mehr              Zeit von 65 auf 19 Prozent gesunken. Der      Hinter dem Bühl breitete sich bis vor ein paar
unbebautes Land gibt, ist keine Boden-           Rückgang im Quartier war stärker              Jahrzehnten ausgeprägtes Gewerbegebiet           Die ehemals grösste Ziegelei, die Backstein-
preisstatistik mehr möglich.                     als jener in der Stadt.                       aus. Es entwickelte sich dank den grossen,       fabrik in der Binz, wurde schon bald nach der
                                                                                               nahe der Oberfläche liegenden Lehmschich-        Fusion zu den Zürcher Ziegeleien stillgelegt,
                                                                                               ten im südlichen Vorland des Uetlibergs. Seit    die Lehmgrube dagegen blieb bis in die

14 017 Personen                                  14 % bebaut                                   dem 16. Jahrhundert entstanden auf Wiediker
                                                                                               Gebiet zahlreiche Ziegeleien, die im 19. Jahr-
                                                                                                                                                1970er-Jahre in Betrieb. Das einstige Fabrik-
                                                                                                                                                areal entwickelte sich zu einer gemischt
Die Bevölkerung im Quartier machte               14 Prozent der Quartierfläche waren           hundert aufgrund der durch das grosse Stadt-     genutzten Industriezone mit Lagerhäusern,
4,8 Prozent der städtischen Bevölkerung          1936 mit Gebäuden (ohne Umschwung)            wachstum ausgelösten Nachfrage ausgebaut         Werkstätten und Baufirmen und ist heute als
aus. Seit 1930 ist die Zahl der Quartier-        bedeckt. Heute sind es 28 Prozent. In der     wurden. Das Landwirtschaftsgebiet war durch-     «Innere Binz» bekannt. Nach 2004 entstand
bewohnerinnen und -bewohner um rund              Stadt hat sich dieser Anteil in der glei-     setzt mit kleineren und grösseren Unterneh-      hier durch diverse innovative Umnutzungen
                                                                                               men wie denjenigen im Heuried, im Tiergarten     ein zukunftsfähiges, hochinnovatives Stadt-
30 Prozent gestiegen.                            chen Zeit verdoppelt: von 7 auf
                                                                                               oder beim Albishof. 1865 entstand in der Binz    quartier ohne Wohnungen, aber mit verschie-
                                                 13 Prozent.                                   die «Mechanische Backsteinfabrik», direkt        denen Trendbetrieben und Gewerbebauten
                                                                                               neben einer grossen Lehmgrube, deren             wie dem Supertanker oder Tic Tric & Trac.
                                                                                               Abschürfung noch heute deutlich erkennbar

Bevölkerungsentwicklung seit 1930                                                              ist. Im Tiergarten entstand ein zweites Werk,
                                                                                               das sein Rohmaterial aus der dortigen Grube
                                                                                                                                                Giesshübel, Allmend Brunau und Uetlihof
                                                                                                                                                Südlich der inneren Binz an der Uetli-
                                                                                               bezog. Das Jahr 1912 brachte unter der Regie     bergstrasse 111 wurde ab 2006 ein Fabrik-
                                                                                               von Jacob Schmidheiny den Zusammen-              areal besetzt, dessen Räumung 2013 zu
                                                                                               schluss fast aller Ziegeleien auf Stadtgebiet    Krawallen führte. Seit 2018 steht auf dem
                                                                               17 874          zu den «Zürcher Ziegeleien AG». In einem         Areal die Überbauung «Binz Wohnen» mit 360
                                                                                               Rationalisierungsschub wurden mehrere Zie-       günstigen Wohneinheiten für Studierende und
                                                                                               geleien stillgelegt; die Stadtzürcher Produk-    Personal des Unispitals.
                                                                                               tion konzentrierte sich auf das neueste Werk
                                                                                               im Tiergarten, bis es 1974 aufgegeben wurde.     Das Studierendenhaus «Binz Wohnen» grenzt
                                                                                               Auf diesem Ziegeleiareal entstanden in einem     südseitig an das Areal des Bahnhofs Giess-
                                                                                               fast zwanzigjährigen Planungsprozess bis         hübel. Hier schloss die 1892 gegründete Sihl-
                                                                                               1993 über 700 Wohnungen.                         talbahn an die Gleise der Uetlibergbahn an,
                                                                                                                                                die bereits seit 1875 den Bahnhof Selnau mit
                                                                                               Die Überbauung Tiergarten ist eine frühe         Uto Kulm verband. Die Zusammenarbeit der
        14 017                                                                                 Umstrukturierung, wie sie Zürich ab 2000         ursprünglich eigenständigen Bahngesellschaf-
                                                                                               dann im grossen Stil erlebte, zum Beispiel im    ten wurde immer enger, bis die beiden 1973
                                                                                               östlich benachbarten Areal, dem Werkhof-         schliesslich fusionierten.
                                                                                               gelände der grossen Baufirma Hatt-Haller
1930                1950                1970                1990             2010 2019         nördlich des Trassees der Uetlibergbahn.         Im vergangenen Jahrzehnt wurden im Giess-
                                                                                               Zwischen 2001 und 2011 entstand dort die         hübel grosse Teile des ehemaligen Bahnbe-
* Für dieses Quartier liegen für die Zeit um 1930 nur Schätzungen vor.

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Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020
triebsareals und des südlich anschliessenden       hochstrasse nur noch eine wichtige Einfalls-
Industriegebiets als Wohngebiet erschlossen.       achse des Privatverkehrs in die Stadt.
Direkt an der vielbefahrenen Manessestrasse
entstand 2013 das Flagship House von               Hinter der «Sihlcity» befindet sich das intensiv
«Vision Apartments», einer Firma, die sich der     genutzte Allmendgebiet der Brunau. Über
Vermietung von Business Apartments widmet.         Jahrhunderte als Waffenplatz genutzt, steht
Das neuerstellte Gebäude zählt über 200            die Allmend Brunau seit 1987 der Bevölke-
Apartments für Geschäfts- und Ferienrei-           rung zur freien Verfügung. Die Weite der Land-
sende. Dahinter entstanden am neuen Wolf-          schaft, die Naturvielfalt und unterschied-
ramplatz auf dem ehemaligen Bahnareal über         lichste Nutzungen machen die Qualität dieses
100 Wohnungen. Im südlich angrenzenden             Freiraums aus. Seit 2003 regelt ein Nutzungs-
Quartier wurden ebenfalls mehrere Gewerbe-         konzept das Nebeneinander von Natur, Ver-
gebäude als Wohngebäude umgenutzt.                 gnügen und Erholung.

                                                   Am nördlichen Rand der Allmend steht die
Die «Sihlcity» ist mit ihren                       Saalsporthalle, der neben dem Hallenstadion
Restaurants und Wohnun-                            zweite grosse Stadionbau in der Stadt,
                                                   welcher seit 1972 Hallensportarten wie Volley-
gen, mit dem Multiplexkino                         ball, Handball, Unihockey, Fechten und Tennis
und Einkaufszentrum ein                            beherbergt. Den nordwestlichen Abschluss
Stadtteil für sich.                                der Allmend markiert der «Uetlihof» der Credit
                                                   Suisse, in dem mehr als 6000 Personen arbei-
Weiter im Süden schliesst sich «Sihlcity» an.      ten. Der zweite Sitz der Grossbank wurde von
Hier am Ufer der Sihl begann 1837 die älteste      1972 bis 1979 in einer ehemaligen Lehmgrube
Firma der Stadt Zürich, die 1471 gegründete        der Zürcher Ziegeleien erstellt.
Papierfabrik auf dem Werd, mit der Produk-
tion von Papier. 1971 feierte die Firma ihr 500-   Erst vor gut dreissig Jahren entstand
jähriges Jubiläum. Die Nachfolgegesellschaf-       zwischen Uetlihof und Sihlcity die Siedlung
ten Sihl + Eika Papier (Papierhandel) und Sihl-    Brunaupark der CS-Pensionskasse mit
Holding (Papierproduktion) gingen in ausländi-     390 Wohnungen. Das Areal bietet grosse Nut-
sche Hände und sind nicht mehr in Wiedikon         zungsreserven; künftig sollen 650 Wohneinhei-
domiziliert. Übrig geblieben ist die Sihl          ten darauf Platz finden. Zu diesem Zweck
Manegg Immobilien AG, die 2007 mit der             sollen ab 2021 die meisten der Gebäude mit
Investorin Credit Suisse auf dem ehemaligen        260 Wohnungen abgebrochen und durch 500
Fabrikareal die «Sihlcity» errichtet hat, welche   neue ersetzt werden. Aufgrund der Opposi-
heute gewissermassen ein Stadtteil für sich        tion, die dem Vorhaben erwachsen ist, könnte
ist und auf 100 000 Quadratmetern Mietfläche       sich der Zeitplan allerdings verzögern.
ein Einkaufszentrum, ein Multiplexkino, eine
Diskothek, ein Hotel sowie Restaurants und
Wohnungen beherbergt.

Damit sind wir in der Brunau angelangt. Hier
endete lange die Nationalstrasse von Chur.
Ab 1974 wurde der Verkehr von dort «proviso-
risch» über eine Hochstrasse zum Sihlhölzli
geführt, von wo er auf der sogenannten West-
tangente quer durch die Stadt zu den Auto-
bahnanschlüssen nach Bern und Winterthur
weiterfloss. Der einfallende Durchgangsver-
kehr wurde somit um das Gebiet von Alt-
Wiedikon herumgeführt. Seit der Fertigstel-
lung des Uetlibergtunnels 2009 ist die Sihl-
                                                                                                      Siegfriedkarte von 1915. Quelle: swisstopo. Freie Nutzung. Quellenangabe ist Pflicht. Kommerzielle Nutzung nur
                                                                                                      mit Bewilligung des Datenlieferanten zulässig.
10                                                                                                                                                                                                              11
Quartierspiegel Alt-Wiedikon 2020
Lebensqualität im
Quartier

98 Prozent der Bevölke-
rung von Alt-Wiedikon
leben gerne in der Stadt
Zürich, und 49 Prozent
beurteilen die Lebens-
qualität als sehr gut.*
Alter
Im Quartier gibt es weder Alterszentren noch Alterswohnun-
gen. Über die ganze Stadt verteilen sich 35 Standorte mit
Alterswohnungen und 20 Alterszentren.

Sportanlagen
Im Quartier hat es einen Bikepark, eine Sporthalle und einen
Fussballplatz. In der Stadt gibt es insgesamt 108 Sport-
anlagen. Darunter fallen neben Bikeparks auch Beachvolley-
ballfelder oder Fussballplätze.

Spielplätze
Ein Spielplatz erfreut die Kinder im Quartier. Die Abdeckung ist
mit einem Spielplatz pro 1870 Kindern tiefer als im städtischen
Durchschnitt, wo auf einen Spielplatz 290 Kinder kommen.

Stadtleben
Im Quartier gibt es ein Gemeinschaftszentrum. Es ist ein wich-
tiger Treffpunkt für die Bevölkerung.

Park und Picknick
In diesem Quartier dient ein Park der Erholung im Grünen.
Über die Stadt verteilt gibt es 117 Parks, 99 Picknickplätze und
16 Waldhütten.

* Stichprobenunsicherheit: 2–7 Prozentpunkte.

12                                                                 13
Mobilität

                                                                                                                                                    Auto
83 Prozent der Bevölke-                                 Personen, die mindestens einmal
                                                        pro Woche dieses Verkehrsmittel
rung von Alt-Wiedikon                                   benutzen*                                                                                   Das häufigste Auto in Alt-Wiedikon ist
                                                                                                                                                    ein grauer Volkswagen.
sind mindestens einmal                                  100%
                                                                                                                                                    35 Prozent der Haushalte haben
pro Woche mit öffentli-                                                                                                                             mindestens ein Auto. In der gesamten
chen Verkehrsmitteln                                                                                                                                Stadt sind es 40 Prozent.
unterwegs.*                                                                                                                                                         Autos pro Haushalt:
                                                                                                                                                                    Haushalte ohne Auto (65%)
                                                                                                                                                                    Haushalte mit einem Auto
                                                                                                                                                                    (30%)
Öffentliche Verkehrsmittel                                                                                                                                          Haushalte mit mehreren
                                                                                                                                                                    Autos (5%)
Mit dem ÖV dauert es vom Wohn-
ort zum Hauptbahnhof im Mittel
18 Minuten.                                                                                                                                         Velo
                          Reisezeit zum Hauptbahnhof:
                          Weniger als 10 Minuten (0%)
                                                                                                                                                    16 Prozent der Quartierbevölkerung
                          10–19 Minuten (71%)
                          20–29 Minuten (29%)                                                                                                       finden, dass die Stadt zu viel, und
                          Mehr als 30 Minuten (0%)                                                                                                  53 Prozent, dass sie zu wenig für die
                                                                                                                                                    Veloförderung macht.
                                                                                                                                                    18 Prozent der Bevölkerung fahren
                                                                                                                                                    täglich Velo.*
                          Reisezeit zum Zürichsee:
                          Weniger als 10 Minuten (0%)                                                                                                               Velonutzung:
                                                                                            Auto

                                                                                                                        Velo
                          10–19 Minuten (17%)                                                                                                                       Täglich (18%)
                                                                ÖV

                          20–29 Minuten (83%)                                                                                                                       1 bis 6 Mal pro Woche (27%)
                          Mehr als 30 Minuten (0%)                                                                                                                  Monatlich oder seltener
                                                                            Gesamte Stadt

                                                                                                        Gesamte Stadt

                                                                                                                                    Gesamte Stadt
                                                                                                                                                                    (22%)
                                                                                                                                                                    Nie (33%)
                                                                 Quartier

                                                                                             Quartier

                                                                                                                         Quartier

* Stichprobenunsicherheit: 1–7 Prozentpunkte.           0%

14                                                                                                                                                                                           15
Wer wohnt hier?

                              Alter
                              120                    Weiblich   Männlich                  120
In Alt-Wiedikon                                                                                 Arme Alte
sind 13 Prozent der                                                                             22 Prozent der über 80-Jährigen im Quartier
                                                                                                sind arm. In der ganzen Stadt sind es

Einwohnerinnen                                                                                  24 Prozent.

und Einwohner                 100                                                         100   Junge WGs
unter 14 Jahre                                                                                  16 Prozent der 20- bis 30-Jährigen wohnen in
                                                                                                einer Wohngemeinschaft. In der Stadt sind es

alt. 3 Prozent sind                                                                             ebenfalls 16 Prozent.

über 80.                                                                                        Grossfamilien
                               80                                                         80    8 Prozent der Personen wohnen in einem
                                                                                                Haushalt mit mindestens 3 minderjährigen
                                                                                                Kindern. In der Stadt sind es 6 Prozent.

Altersstruktur ganze
Stadt Zürich
                                                                                                Sozialhilfe
                                                                                                3 Prozent der Personen beziehen Sozialhilfe.
       Weiblich    Männlich    60                                                         60    In der Stadt sind es 5 Prozent.

                                                                                                Leben auf grossem
                                                                                                Fuss
                                                                                                25 Prozent der Personen wohnen auf mehr als
                               40                                                         40    50 Quadratmetern Wohnfläche pro Kopf. In
                                                                                                der Stadt sind es ebenfalls 25 Prozent.

                                                                                                Kinderlose
                                                                                                Doppelverdiener
                               20                                                         20    5 Prozent der 20- bis 40-Jährigen leben in
                                                                                                einer Ehe oder eingetragenen Partnerschaft
                                                                                                mit doppeltem Einkommen und haben keine
                                                                                                Kinder. In der Stadt sind es 4 Prozent.

                                0                                                 Personen 0
                                 400   300   200   100      0   0    100   200   300    400

16                                                                                                                                         17
Bevölkerungsdynamik                                                                       Nationalitäten

                                                                                          1 von 11 Personen                                  Bevölkerung:
                                                                                                                                             Ohne Schweizer
                                                                                          im Quartier hat                                    Pass (6124)
                                                                                                                                             Mit Schweizer
                                                                                          einzig den deut-                                   Pass (11750)

                                                                                          schen Pass.

                                                                                                          Deutschland

                                                                                                                Italien

                                                                                                              Spanien

                                                                                                              Portugal

                                                                                                       Grossbritannien            Alt-Wiedikon
                                                                                                            Frankreich            Stadt Zürich

                                                                                                            Österreich

                                                                                                                 Polen

                                                                                                             Rumänien
Zunahme                     Bestand                        Abnahme
                                                                                                                  USA

3899                        12 268                         4134                           Anteil in % der Bevölkerung     0   2   4         6        8
Personen ziehen pro Jahr    Personen wohnen seit 1 bis 9   Personen ziehen pro Jahr aus
nach Alt-Wiedikon.          Jahren in Alt-Wiedikon.        aus Alt-Wiedikon weg.

                                                                                          Im Quartier wurden in den                          Eingebürgerte:
238                         5606                           85                             letzten zehn Jahren 1291                           In der Schweiz
                                                                                                                                             geboren (374)
Kinder kommen im Quartier   Personen wohnen seit           Personen aus dem Quartier      Personen eingebürgert.                             Im Ausland
pro Jahr zur Welt.          mindestens 10 Jahren im        sterben pro Jahr.
                            Quartier.                                                     29 Prozent von ihnen sind in                       geboren (917)
                                                                                          der Schweiz geboren.

18                                                                                                                                                            19
Arbeiten

                              78 Prozent der                      Durchschnittlich arbeiten
                                                                  im Quartier 169 Personen
                              Bevölkerung in Alt-                 pro Hektare. Es gibt mehr
                              Wiedikon sind                       Arbeitsplätze als Einwoh-
                                                                  ner/-innen.
                              erwerbstätig,
                              1,8 Prozent sind
                              arbeitslos.
                              Im Quartier gibt es 28 569
                              Arbeitsplätze. Das sind
                              5,8 Prozent aller Arbeits-
                              plätze in der Stadt Zürich.

Im Quartier gibt es                                               Anzahl Arbeitsplätze pro ha
                                                                  36                    284

51 Schulklassen.
Sie werden von 1016 Kindern
besucht.                      Arbeitsplätze nach Branche:
                              Finanzdienstleistungen (18%)

Diese kommen auch aus         Unternehmensberatung (8%)
                              Postdienste (7%)

Nachbarquartieren.            Informationsdienstleistungen (5%)
                              Übrige (61%)                        Arbeitsplätze pro 100 Einwohnende
                                                                  23                    445

20                                                                                                21
Grün oder grau?                                           Wohnen

Der grösste Teil der Fläche in Alt-Wiedikon besteht aus
Gebäuden und Gebäudeumschwung.                            Im Quartier wurden in den letzten
                                                          zehn Jahren 1087 Wohnungen gebaut.
                                                          Keine davon ist im Besitz einer Wohn-
                                                          baugenossenschaft.
                                                          34 Prozent der Wohnungen         Mehr als die Hälfte aller
                                                          im Quartier wurden               Wohnungen hat 3 oder
                                                          zwischen 1931 und 1960           weniger Zimmer.
                                                          erstellt.
                                                                         Wohnungen:                           Wohnungen:
                                                                         Vor 1893 (1%)                        1 Zimmer (15%)
                                                                         1893–1930                            2 Zimmer (28%)
                                                                         (31%)                                3 Zimmer (36%)
                                                                         1931–60 (34%)                        4 Zimmer (15%)
                                                                         1961–90 (13%)                        5 und mehr
                                                                         Seit 1991 (22%)                      Zimmer (6%)

                                                          2 Prozent des Landes in der Bauzone gehören
                                                          Wohnbaugenossenschaften.

                                                          Bauzone
                                                                                           Öffentliches Eigentum
                                                                                           Wohnbaugenossenschaften
                                                                                           Übrige private Gesellschaften
                                                          Land                             Privatpersonen
                                                                                           Im Stockwerkeigentum

                                                          Wohnungen
      Gebäude (71%)            Gewässer (2%)
      Verkehrsfläche (19%)     Übrige (3%)
      Wald (4%)

22                                                                                                                         23
Titelbild:
Schmiede Wiedikon, Sihlcity-Schornstein, Sihlhochstrasse, Allmend (Hunde), Freestyle Park,
Sihl, alte Häuser an der Wiedingstrasse oberhalb der Kollerwiese

Quellen:
Stadt Zürich (Statistik Stadt Zürich, Alterszentren Stadt Zürich, Grün Stadt Zürich, Schulamt,
Soziale Dienste Zürich, Sportamt, Stadtarchiv, Stadtentwicklung Zürich, Stiftung Alterswohnun-
gen der Stadt Zürich, Tiefbauamt, Wasserversorgung)
Strassenverkehrsamt Kanton Zürich
Bundesamt für Statistik
Staatssekretariat für Wirtschaft
transport.opendata.ch
Fotos: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, Bildarchiv: baz.e-pics.ethz.ch

Impressum:
Lizenz Titelseite: CC BY-NC-ND 3.0 CH
Lizenz Fotos: CC BY-SA 4.0
Nutzung Karte S. 11: freie Nutzung. Siehe S. 11
Lizenz restliche Publikation: CC BY-NC-SA 3.0 CH
Druck: Tanner Druck AG
Lektorat/Korrektorat: Thomas Schlachter
Gestaltung: essenz grafikdesign gmbh
Illustrationen: Vaudeville Studios GmbH

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